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Studie des Lebens einer Fliege

Frühlingserwachen
von

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Drei Tage

Mit einer halbherzigen Bewegung nach links machte Arthur Kirkland den Versuch, die Fliege, die ihn schon seit mehr als einer guten halben Stunde ununterbrochen belästigte, ihrem nur allzuerwünschten Ende zuzuführen- fruchtlos. Seine Hand schlug ins leere, und das geflügelte Geschöpf führte weiter unbewirrt sein Geschwirre um die Akten des Mannes fort, auf die es sich beizeiten niederließ. Hin und wieder flog sie mit empörtem Gebrumme auf, sollte das Papier mit allzugroßer Heftigkeit bewegt werden, schwirrte ein paar Runden um den blonden Kopf des Mannes, der hin und wieder gepresste Flüche von sich gab, nur um erneut auf einem der unzähligen, dicht bedruckten Zetteln zu landen und ihn von Kopf bis Fuß zu erkunden. Dass sie damit an den Nerven eines ohnehin schon stark gestressten Engländers zerrte, war ihr nicht bewusst – und selbst wenn, es war zu bezweifeln, das sie sich darum gekümmert hätte.
 

Arthur Kirkland jedoch, der es schon längst aufgegeben hatte, die Ermordung der Fliege weiterzuverfolgen, war sich seiner Nerven wohlbewusst; ebenso wie dem Fakt, das er absolut nichts tun konnte, um sie zu beruhigen. Nun gut, was hatte er erwartet? In dieser Situation wäre wohl Niemand ruhig geblieben; man konnte ihm also wirklich nicht verübeln, dass das Papier auf seinem Schreibtisch zu leiden hatte. Die zerbrochene Tasse, deren Scherben traurig am Boden lagen, kleine wie große, und an ihre einstige Farbenpracht erinnerten, war auch noch zu verkraften. Es war nicht das erste mal, das etwas zu Bruch gegangen war, beileibe nicht. Das Messer das halb im Türrahmen, halb in einem Apfel steckte jedoch... nun, dies war eventuell Anlass zu leichter Sorge.
 

Zu diesem Zeitpunkt konnte Arthur nicht mehr sagen, ob er seinen Rückzugsort aus Ärger oder Verzweiflung beschädigt hatte. Seine Augenbrauen zuckten. Seine Hand krampfte sich zusammen, das Blatt Papier, das darin geruht hatte, gnadenlos zusammendrückend; das Knistern und Reißen des brüchigen Schriftstücks zog eine seltsame Befriedigung nach sich. Arthur zwang sich, ruhig zu atmen, und ein erneuter gepresster Schwall von Schimpfwörtern floß aus seinem Mund. Er durfte es sich nicht leisten, ausgerechnet jetzt die Selbstbeherrschung zu verlieren. Es galt wichtigeres zu erledigen.

Krieg. Es herrschte Krieg.
 

Und Frankreich hatte Probleme.
 

Nun war dies nichts Besonderes – und unter anderen Umständen durchaus unterhaltsam, wenn nicht sogar Abendfüllend – jedoch war diesmal nicht nur Francis in Schwierigkeiten. Sie konnten es nicht leisten, Gebiet zu verlieren. Nicht noch mehr. Sie konnten sich eine Niederlage nicht leisten. Doch die deutschen Truppen drangen weiter nach vor, drängten gegen die Front. Der frische Frühlingswind schien ihnen Auftrieb verliehen zu haben, die Kälte des Winters absschüttelnd.

Arthur ließ sich wieder auf seinen Stuhl sinken, den er zuvor sprunghaft verlassen hatte, und faltete das eben geächtete Papier sorgsam auseinander. Ruhig, seinen Händen nicht erlaubend zu zittern, strich er es glatt, Falte für Falte.
 

Er machte sich Sorgen.
 

Dieser Krieg hatte bereits viel zu lange gedauert. Natürlich, längere Schlachten hatte es gegeben, um einiges längere. Was waren vier Jahre, im Vergleich zu Dreissig? Hundert? Doch Zahlen waren relativ, und jeder Krieg dauerte so viel länger als er sollte.
 

Doch dieser Krieg war anders. So anders als all die die vor ihm da waren. Die Waffen, die Kriegsführung, die Taktiken, das Volk... alles war anders. Schusswaffen streckten die Männer an den Fronten zu Tausenden nieder, die alten Strategien, die einst Garant für den Sieg waren, hatten Staub angesetzt und verrotteten mit den taktischen Plänen in einer einsamen Ecke, in denen auch die Schwerter, die einst den Stolz eines jeden ehrhaften Soldaten darstellten, vor sich hin rosteten. Der Krieg hielt sich an keine Fronten, keine Grenzen – Der Krieg breitete sich aus. Niemand war sicher vor ihm. Hatte die Schlacht zuvor nur auf dem Schlachtfeld, an der Front stattgefunden, Armee gegen Armee, so stand nun das Leben des gesamten Volkes auf der Wagschaale. Jeder einzelne Bürger wurde zu einem Soldaten, wenn nicht in Taten so im Geiste. Frauen hatten die Arbeiten ihrer kämpfenden Männer zu erledigen, arbeiteten in den Fabriken, stellten Waffen her. Selbst die Kinder trugen bei was sie konnten, um ihrem Land zu helfen.. um den Krieg zu gewinnen.
 

Arthur las sich den Zettel noch einmal durch. Natürlich hatte sich der Inhalt des Schreibens nicht verändert, doch dies war nun wirklich nicht verwunderlich. Er starrte das Papier ein paar Sekunden lang an, suchte die einzelnen Buchstaben nach Hinweisen ab. Vielleicht hatte er etwas übersehen? Hatte er etwas falsch verstanden? Nein, nein, nichts. Nichts. Nur schwarze Buchstaben. Seine Finger zuckten zusammen und nahmen das Papier mit sich, drückten es erneut fest . Ein feines Geräusch zeigte einen neuen Riss an. Mit einer schnellen Bewegung fegte er seine Hand über den Tisch, ließ den Brief gegen die nahe Wand klatschen. Ein lautes Krachen zeigte an, das der Brief nicht als einziges zu Boden gegangen war.
 

Verflucht. Ein weiteres vermeintlich emotional wertvolles Souvenir, das ihm wahrscheinlich einmal weit mehr bedeutet hatte, war anscheinend in die Schaufenster des ewigen Gebrauchtwarenhandels gestellt worden. Oder präziser, in tausend Teile zersprungen, ebenso wie die durchaus dekorative Teetasse, die wenige Minuten zuvor seiner Selbstdisziplin zum Opfer gefallen war.

Aber momentan war ihm das relativ egal – natürlich, sein Schreibtisch war um ein Stück Geschichte ärmer, doch er hatte genug Dekoration für zehn Tische dieser Größe – es gab wichtigeres. Wichtigeres. Genau. Es half nichts, noch mehr mehr oder minder wertvolle Gegenstände zu zertrümmern, so verlockend dieser Gedanke auch scheinen mochte. Es half nichts, weitere Äpfel an der Tür aufzuspießen – zudem ihm auch die Messer ausgegangen waren; Arthur pflegte seit einem unschönen Unfall nicht mehr, allzuviele Klingen mit sich zu führen. Sein Gemüt mochte es zwar etwas beruhigen, doch der Effekt war höchstens minimal.
 

Frankreich hatte Probleme. Arthur hatte Probleme.
 

Die deutschen Truppen drangen gegen die Front. Sie gewannen Land. Sie preschten vorwärts. Wieso ausgerechnet jetzt? Hatte ihn nicht zuvor noch Meldung erreicht, das die Deutschen ausgehungert waren? Schwach? Ihre Stärke nachgelassen und ihre Methoden verrostet waren, hatte man ihm nicht erzählt, es würde zu Ende gehen?!? Oder hatte er sich dies selbst erzählt, hatte er es sich eingebildet, so sehr gewünscht das er angenommen hatte es wäre die Realität? So sehr. Dieser Krieg war außer Kontrolle geraten. Es sah nicht so aus, als könnten sie es alleine herumreißen. Es sah nicht so aus, als würden die anderen gewinnen. Als würde sich jemand einmischen. Es sah scheiße aus.
 

Es musste endlich enden.
 

Arthur stand erneut auf, knallte den Sessel gegen den Tisch, als er ihn zurückschob, und drehte sich zur Tür, entschlossen zu handeln. Sie konnten sich nicht leisten zu verlieren. Ob sie es sich leisten konnten zu gewinnen, war unerheblich. Die Front musste gehalten werden, nein, verteidigt, es gab keine Niederlage. Niederlage war keine vertretbare Option. Sie würden die Situation umdrehen. Sie würden die Deutschen in Bedrängnis bringen, so lange, bis sie sämtliche Tassen und sämtliche unwiderbringliche Souvenire geschichtlicher Ereignisse kaputt geschmettert hatten. Und den Krieg endlich beenden.
 

Yes. Good.
 

Das war ein guter, vertretbarer Plan. Den Krieg beenden. Frieden bringen. Ja, das hörte sich gut an, nicht wahr? Gut, aber unrealistisch. Nicht wahr? Oh gott. Arthur legte sich die Hand auf die Stirn und hielt einen moment inne. Seine Gedanken waren viel zu schnell, überschlugen sich und verloren ihren Sinn. Wieso brachte ihn diese Nachricht so durcheinander? Es war nicht so als hätte er zuvor keine Schlachten geschlagen. Als hätte er nicht gekämpft, gelitten, gehofft, als hätten seine Leute keine Opfer gebracht. Das war immer schon so gewesen.
 

Doch diesmal war tatsächlich alles anders. Es war nicht nur eine Einbildung Arthurs, die allzu wahre Formen angenommen hatte, nein, es war die Realität. Alles war anders. Schlimmer? Vielleicht, vielleicht ganz sicher. Doch das zählte nicht. Nicht jetzt. Nicht wahr? Er musste handeln. Er war aufgestanden, um zu handeln, nicht um seinen gedanken zu erlauben, ihn davon abzuhalten, etwas zu tun, nicht um ihnen zu erlauben, seine Gliedmaßen zu lähmen und ihm alles so falsch und schrecklich vorkommen zu lassen, die Schatten seines Geistes, die schatten des Sessels, die Umrisse der Gegenstände, alles, alles kam ihm so schrecklich vor, sie waren Monster, waren sie das nicht, Monster, die darauf warteten, das er den falschen schritt tat, ein jeder wartete, wartete und wusste und tat nicht und- Stopp.
 

Stopp.
 

Man erwartete seine Handlungen – er selbst erwartete seine Handlungen – und er würde keine weitere Zeit damit verschwenden, wirren Gedanken nachzuhängen, die nicht im Geringsten mit der Situation zu tun hatten. Hatte er sich nicht immer und immer wieder gesagt, das es weitaus Wichtigerese zu erledigen galt? Dann sollte er sich vielleicht endlich einmal dazu bequemen, dies auch in die Tat umzusetzen, anstatt ständig nur darüber zu lamentieren, wie schrecklich alles war. Das half nicht dabei, ihre Situation zu verändern. Es half ihm nur dabei, sich weiter in diese Gedanken zu steigern.

Und das konnte er nicht zulassen. Früher oder später würde so noch die gesamte Welt zu Grunde gehen.
 

„Tsk.“ Entschlossen trat er zum Türrahmen, zog das Messer aus dem malträtierten Holz sowie dem Cox Orange, aus dem etwas Apfelsaft drang, und wischte es an seinem Hosenbein ab, bevor er es zurück auf eine der Kommoden legte. Den Apfel nahm er in die Hand, drehte ihn ein wenig. Er sah noch gut aus.

Während er aus der Tür trat, nahm er einen großen Bissen.
 


 

Gewehrkugeln zischten an Arthur vorbei, schlugen vor ihm, neben ihm, hinter ihm ein, ließen den staubigen Boden aufbrechen, prallten in Wände und bohrten sich tief in die Mauern. Manchmal trafen die Kugeln auf Fleisch, drangen durch Haut und Zellgewebe, durchtrennten Adern und Venen. Blut färbte den Boden, doch es war unerheblich. Manchmal traten die Kugeln durch Augen, schossen durch Augäpfel und drangen bis ins Gehirn vor. Manchmal bohrten sie die Rückseite des Schädels auf, brachen durch Knochen und fielen zu Boden. Manchmal blieben sie auf ihrem Weg stecken. Unerheblich. Tote wurden liegengelassen – vorerst. Nach dem Kampf war genug Zeit, sie zu begraben. Männer gingen zu Boden. Manche waren tot, noch bevor ihre Körper am Boden aufkamen. Manche verendeten langsamer, hattten noch Minuten, Stunden voller Qualen vor sich. Einige kamen mit schweren Verletzungen davon; ihnen fehlte vielleicht ein Bein, ein Arm, oder mehrere Gliedmaßen. Oder vielleicht ihr Augenlicht? Unerheblich. Das war Krieg.
 

Arthur stürmte nach vorn, Soldaten links und rechts neben ihm, hinter ihm, vor ihm. Einfach. Eine Armee. Die Schützengräben waren besetzt, oder so schien es. Der einzige Weg war nach vorn. Genau wie für die anderen. Meter um Meter nach vorn, immer weiter. Die Waffe im Anschlag, feuernd. Zielend. Zu treffen war nicht wichtig; zu schießen schon. Zu verteidigen. Arthurs Gedanken waren auf ein Minimum reduziert. Laden, zielen, schießen. Treffen war optional. Weiter nach vorne. Natürlich war dies nur, was am präsentesten in seinem Kopf ablief, das, was am Wichtigsten war, momentan. Im Hintergrund dachte er an viel zu viel um es auf einmal fassen zu können. Ging es ihm immer so, wenn er kämpfte? Er wusste es nicht. Kämpfte er sonst überhaupt? Er wusste es nicht.
 

Aber dieser Krieg war anders, wieso sollte er nicht auch anders sein? Jeder einzelne zählte wenn es hieß, zu verteidigen. Er konnte nicht sterben. War es nicht logisch, dass er nun hier stand? Er wusste es nicht. Es war unerheblich. Die Luft schien dünner zu werden, desto näher er der gegnerischen Armee kam. Wie weit war es noch? Er wusste es nicht genau. Waren es englishe oder deutsche Soldaten, die so dicht vor ihm auftauchten? Er wusste es nicht genau. Schossen sie auf ihn, würde er zurückschießen. Seine Gedanken waren reduziert.

Eine Kugel striff dicht an Arthur vorbei, traf sein Ohr. Warmes Blut rann über sein Ohrläppchen, über seinen Hals., Bald versickerte es in seiner Uniform; der Rote Fleck verschwand schnell zwischen Staub und Schmutz. Schmerz. Arthur widerstand dem Verlangen, seine Hand auf sein Ohr zu schlagen und fest auf die Wunde zu pressen, als trüge dies zur besseren Heilung bei. Der Schmutz auf seinen Fingern würde die Wunde wenn nur verschlimmern. Eiter würde sich bilden und es würde mehr Schmerzen mit sich bringen als nötig. Die Haut würde schnell verheilen.
 

Lästig war es dennoch.

Arthur hörte den Schrei eines Sterbenden, der bald darauf im Gewehrfeuer unterging.
 


 

Die Teetasse aus den Augenwinkeln abschätzend, zuckte ein Lächeln um Arthurs Mundwinkel. Es war kein fröhliches Lächeln, bei Weitem nicht, doch er erwartete nicht das irgendjemand das bemerkte, vor allem da die Aufmerksamkeit der anderen Anwesenden sich keinesfalls auf ihn richteten. Noch ein unbeteiligter Zuschauer saß er an dem Tisch, Gebäck vor sich stehend, das so viel schmackhafter aussah, als alles das er in den letzten Jahren vorgesetzt bekommen hatte, und tat nichts weiter als den anderen zuzuhören. Obwohl dies sonst nicht seine Art war, nun... dies war anders. So wie der Krieg anders gewesen war, so war auch dessen Ende anders.
 

Hier, die anderen so versammelt sehend, konnte er nachdenken. Zumindest ein wenig, bis die wahren Gespräche, das, wofür er hier war, beginnen würden. Noch herrschte Schweigen über dem Raum. Es waren nicht alle anwesend, die man erwartet hatte. Würden sie kommen? Die Zeit war durchaus angemessen für eine späte Ankunft.
 

Die Wunde an seinem Ohr war längst verheilt, er konnte sich nicht mehr daran erinnern, wo genau sie überhaupt gewesen war. Das Pflaster das er fluchend immer und immer wieder daran festgemacht hatte, war nicht mehr als eine verschwommene Erinnerung in einer Reihe voller Dinge, die besser verdrängt werden wollten. Es war Frühling. Schon wieder. Arthur beäugte das Gebäck das vor ihm stand, das ruhige Lächeln immer noch auf den Lippen, und brach einen der Kekse die auf dem Teller lagen in zwei Teile. Sie waren zusammengekommen um die Schuldfrage zu klären. Deshalb war er hier.
 

Wer war Schuld?
 

War es Österreich? Deutschland? Serbien? Waren sie alle schuldig, oder war es jemand ganz anderes? Konnte Jemand Schuld sein, der nicht mehr lange würde existieren können? Denn Österreich war schwach. Die Bleiche seiner Haut, die Augen, der nervöse Blick. Roderich Edelstein, die einstige Großmacht, wirkte so kränklich als würde es ihm Mühe machen zu atmen. Arthurs Lächeln wurde breiter. War er also Schuld? Nagte es an ihm? Oder war es Ludwig? Hatte er Schuld an diesem Krieg, hatte er Schuld daran das alles so anders war? Ja, Nein? Machte es überhaupt Sinn, über diese Frage nachzudenken? War es nicht alles nur reine Zeitverschwendung, war es nicht vollkommen unerheblich wer Schuld war? Nein, natürlich nicht. Das war wichtig.
 

Wichtig.
 

Arthur nahm die Hälfte des Gebäcks und drehte es ein wenig in der Luft, bevor er es aß. Das rhytmische Kauen war eines der wenigen Geräusche die in dem Raum umher schwirrten, abgesehen von hektisch durchgewühlten Akten, losen Blättern von Papier, die hin und her geschoben wurden, gelegentlichem Klappern von Bechern, Tellern, Tassen. Niemand wagte es zu reden, zu flüstern. Niemand wagte es, auf die jeweils gegenüberliegende Seite des Tisches zu blicken. Noch waren nicht alle da. Noch hatte es nicht angefangen.
 

War er etwa Schuld? Nun, er war sich ziemlich sicher, das er nichts für den Krieg konnte. Hatte er nicht sein Bestes gegeben, ihn zu beenden? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Sein Blick streifte über die anderen Anwesenden. War etwa Ivan Schuld? Sein Lächeln schien wie immer an seinem Gesicht festgemeißelt zu sein. War Francis Schuld? Der Mann wirkte ungepflegt. Sein Bart war länger als sonst, als hätte er sich wochenlang nicht mehr rasiert. Es war kein Wunder, dass es ihm schlecht ging. Frankreich hatte es stark erwischt. Er war vermutlich nicht Schuld. Oder doch? Vielleicht.
 

War überhaupt einer von ihnen Schuld? Konnte man eine ‚Katastrophe‘ dieses Ausmaßes tatsächlich zur schuld einer einzelnen Nation machen? Gab es soetwas wie Schuld in diesem Fall überhaupt? Natürlich gab es die. Und seine war es nicht. Sie waren heute zusammengekommen, um herauszufinden, wessen Schuld es war. Darum war er hier. War das nicht ein schöner Gedanke? Den Schuldigen finden.
 

Bestrafen.
 

Und dafür Sorgen, dass nie wieder so ein Krieg ausbrechen konnte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Riku
2012-04-12T18:15:48+00:00 12.04.2012 20:15
Oh nein. Wenn ich etwas kommentiere, wird es immer ein endloses Geschwafel... Und dennoch...
Schade, dass es hier keine Zeilenangaben gibt. Das Kommentieren würde mir leichter fallen. Wie fang ich an?
Der Titel... Ich mag Insekten. (<- Sinnvoller Kommentar? Fehlanzeige.) Ich finde diesen Titel gar nicht mal so stumpfsinnig, wie du vielleicht glaubst. Ich finde ihn sogar ziemlich gut im Zusammenhang mit der Geschichte. Natürlich wegen der Fliege. Und dann... Wenn man davon ausgeht, wie "unbedeutend" das Leben einer Fliege ist und wie erbarmungslos wir sie töten, weil wir in ihnen eben nur das Insekt sehen, das sie sind... und das im Zusammenhang mit dem Krieg, der in der FF behandelt wird... aber ehe ich hier weiter vor mich hin interpretiere, weiter im Text. (Der Titel sagt mir zu. Das wollte ich sagen.)
Es gab eine Stelle in deiner FF, an der ich eine Gänsehaut bekommen habe. Die, an der du beschrieben hast, was sich verändert hat, wie anders dieser Krieg im Gegensatz zu jenen ist, die in der Vergangenheit geführt wurden. "[...], die alten Strategien, die einst Garant für den Sieg waren, hatten Staub angesetzt und verrotteten mit den taktischen Plänen in einer einsamen Ecke, in denen auch die Schwerter, die einst den Stolz eines jeden ehrhaften Soldaten darstellten, vor sich hin rosteten. [...]"
Das war der Punkt, an dem ich einfach weiterlesen musste. Mir haben auch diese teils etwas ungeordnet wirkenden Gedanken gefallen, in die sich Arthur gesteigert hat. Und auch das Stilmittel mit den Schlüsselworten, die du hervorgehoben hast... *nod nod* Hat mir gut gefallen.
Natürlich~ kriegt Deutschland die Kriegsschuld und darf dann ganz, ganz viele Kuckucksuhren bauen. |D *trief* Werner Heisenberg (der Physiker) hat mal gesagt: "Die Niederlage war ein Schock. Aber der eigentliche, der unüberwindliche Schock war die Unterschrift deutscher Politiker unter die Lüge, Deutschland sei alleinschuldig am Kriege gewesen. Diese Kriegsschuldlüge hat uns zutiefst erbittert.
Die Kriegsschuld tragen sie doch theoretisch alle... Auch Russland und Serbien, wenn du mich fragst.
*fav*
Von:  Romano
2012-04-12T16:40:09+00:00 12.04.2012 18:40
Ich hätte mein Kommentar natürlich einfach dreist kopieren können aber, ich bin ja nicht so faul. Also bekommst du noch einmal ein ordentliches Kommentar.
Erst einmal, der Titel ist so unglaublich nichtssagend das es schon wieder verwirrend ist. Man weiß eigentlich nicht wirklich was einen erwartet - aber wenigstens ahnt man das es nicht wirklich um eine Fliege geht~
Die Geschichte an sich finde ich sehr toll.
Ich habe eine Vorliebe für Dramen, gerade Geschichten über Krieg treffen bei mir einen besonderen Nerv, ich beschäftige mich auch häufig damit!
Ich dachte eigentlich "Ah, Zweiter Weltkrieg ist ja irgendwie ein bisschen oft verwendet" - aber die Umsetzung mit Arthur als Land finde ich sehr gut! Ich habe mich tierisch beim lesen gefreut weil man merkt was ihm durch den Kopf geht, auch wenn gar nichts in die Richtung erwähnt wird aber, seine Handlungen sprechen für sich! Ich finde es zudem super, das du englisch mit eingebaut hast~ Ich mag das irgendwie und englisch versteht man ja, finde ich o,o
Alles in allem eine sehr schöne Geschichte die wieder zeigt das im Prinzip nie jemand allein Schuld am Krieg ist und das alles eben nicht so rosig im Kampf abläuft. Ich liebe diese FF :D


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