Zum Inhalt der Seite

A Song of Remedy and Attachment

Another Game of Thrones
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kingslayer

Es war ein denkwürdiger Tag für die Familie Stark, die über Winterfell herrschte.

Heute würde der König der sieben Königreiche bei ihnen eintreffen, mit all seinem Gefolge.

Er hatte eine lange Reise hinter sich bringen müssen, deswegen gingen alle davon aus, dass er ein wichtiges Anliegen mitbringen würde.

Lord Eddard Stark, kurz auch Ned gennant, versammelte seine Frau Catelyn und seine fünf Kinder um sich.

Robb, der älteste Sohn, die beiden jüngeren Brandon, kurz Bran, und Rickon und die beiden Töchter Sansa und Arya.

Hinzu kamen noch Jon Schnee, den Eddard mit einer anderen Frau gezeugt hatte und der deshalb nur von vielen als sein Bastard bezeichnet wurde, und die beiden Mündel Theon Greyjoy und Rae Forsyth, die er als Kinder bei sich aufgenommen hatte.

“Heute wird mein alter Freund, König Robert Baratheon, unser Gast sein. Er wird einige Tage unter uns weilen. Ich erwarte von euch allen, dass ihr euch von eurer besten Seite zeigt.”, verlangte er und alle waren sich darüber einig, dass es das Mindeste sei, sich dem König gegenüber vorbildlich zu verhalten.

Während die Jungen sich in ihren Zimmern zurecht machten, saßen die Mädchen in Raes Zimmer, um sich gegenseitig das Haar zu flechten.

“Ich freue mich schon Bekanntschaft mit Ser Jaime Lannister, den gutaussehenden Lannisterbruder, und dem Gnom, Tyrion Lannister, zu machen.”, jubelte die kleine Arya, sodass Rae sie zügeln musste.

“Halt still, Arya, sonst kann ich deinen Zopf nicht grade flechten. Und du solltest Tyrion Lannister besser nicht als Gnom bezeichnen, wenn er dabei ist.”, mahnte sie sie.

Dieser war nämlich als Kleinwüchsiger auf die Welt gekommen, was ihm den Beinamen Gnom eingebracht hatte.

Sansa, die währendessen das schwarze Haar des Mündels flocht, überlegte einen Augenblick.

“Der König soll einen Sohn haben, habe ich zumindest gehört. Er heißt Joffrey...”, murmelte sie und beendete die Hochsteckfrisur der Älteren.

Diese war auch gerade mit dem Haar der jüngsten Starktochter fertig geworden und drehte sich zu der rothaarigen Sansa, die ihrer Mutter am ähnlichsten war, um.

“Du bist doch nicht auf eine Verlobung aus, liebste Schwester?”, munkelte sie.

Sie hatte sich so in die Familie integriert, dass sie Eddard und Catelyn Stark als ihre Eltern ansah und deren Kinder als ihre Geschwister.

Immerhin war sie in sehr jungen Jahren zu der Familie gekommen.

Sansa machte große Augen.

“Nicht doch, Rae. Ich meine... Nur, wenn er stattlich ist.”, versuchte sie sich aus dieser prekären Sache herauszuziehen.

Die Ältere lachte amüsiert.

“Schon gut, Sansa. Geht nun und kleidet euch ein.”, scheuchte sie die Beiden hinaus.

Dann ging sie zu ihrem Kleiderschrank und suchte ein schneeweißes Samtkleid raus, dass mit goldenen Stickereien verziert war.

Sie hielt es an ihre zierliche Gestalt.

“Was meinst du, Luna?”, fragte sie ihre schwarze Schattenwölfin, die sie als Welpe von Lord Stark geschenkt bekommen hatte.

Jedes der Starkkinder besaß einen.

Sie waren treue Weggefährten und ein Wolf zierte das Wappen der Familie.

Die Wölfin legte den Kopf etwas schräg und heulte dann kurz auf.

Rae lachte und nickte.

“Du hast Recht. Ich muss Angst haben, dass ich mehr auffalle als die Königin.”, überlegte sie laut.
 

Wenige Stunden später sammelten sich alle Bürger von Winterfell hinter der Familie, die ihr Land repräsentieren musste.

Die Kinder wurden nach dem Alter her aufgestellt, also kam erst Robb, dann Rae, Theon, Sansa, Arya, Brandon und zum Schluss Rickon.

Des Königs Gefolge ritt in das Dorf ein und zuerst stieg der König selbst ab, um die Familie zu begrüßen.

Eddard und Robert Baratheon kannten sich schon sehr lange und witzelten etwas.

“Dein Mündel wird von Jahr zu Jahr hübscher, Ned. Wie alt ist sie jetzt?”, erkundigte er sich bei seinem alten Freund.

Lord Stark lächelte.

“Zweiundzwanzig, Robert.”, erwiderte er.

“Was? Soll sie etwa als alte Jungfer sterben? Warum verheiratest du sie dann nicht mit einem Mann aus einer der reichen Familien? Ich könnte dir meinen Schwager anbieten.”, scherzte König Robert, als er Raes Hand geküsst hatte.

Ihr Blick fiel auf einen Ritter in einer goldschimmernden Rüstung auf einem weißen Ross, der gerade seinen Helm abzog.

Das war der Schwager des Königs, Jaime Lannister, Zwillingsbruder der Königin Cersei Lannister.

Die Lannisters waren, durch den Bund mit dem König, die reichste Familie weit und breit.

Er lächelte ihr zu und sie erwiderte, allerdings mehr aus Höflichkeit.

Ganz sicher würde sie diesen Schönling nicht heiraten!

“Bis jetzt hat sie sich gesträubt sich einem Mann zu beugen, Robert. Der Mann, der mit ihrem Temperament zurechtkommt, bekommt von mir zehn meiner besten Pferde.”, erwiderte er und beide Männer grölten belustigt drauf los.

“Na, ich bin mir sicher, dass sich noch einer findet, der eine wilde Stute, wie sie zügelt.”, juxte der König und musste sich eine Träne wegwischen.

Auch der Lord konnte sich kaum halten.

“Wenn sie ihm nicht vorher die Sporen gibt!”, warf er ein, was die Männer noch mehr amüsierte.

“Vater!“, beschwerte sie sich, doch Robb stieß ihr in die Seite, damit sie sich ruhig verhielt, also schluckte sie ihre Empörung hinunter.

Diese alten Männer!

Immer war es das Gleiche, wenn sie aufeinander trafen.

Sie bemerkte, das auch der Schwager des Königs sich ein Schmunzeln nicht verkneifen konnte, was sie, zur ihrer Verwunderung, noch mehr beschämte.

Dann stieg die Königin aus dem Pferdewagen.

Sie wurde von allen mit dem größten Respekt begrüßt, was sie nicht gerade sehr zu schätzen wusste.

Rae erlaubte sich ihr, bei der Verneigung, in die Augen zu sehen.

Dieser Frau fehlte eindeutig das gütige Lächeln einer guten Königin.

Cersei Baratheon wirkte eher angewidert und genervt davon, dass sie so einen langen Weg hinter sich hatte bringen müssen, nur um ihren Mann zu den Starks zu begleiten.

Doch Rae vergaß das Ganze schnell wieder und brachte sich lieber mit in die abendliche Feier ein, in dem sie mit einigen der Ritter tanzte, sich jedoch nicht allzu sehr anmachen ließ.

Plötzlich wurde sie von jemanden abgeklatscht und fand sich in den Armen des attraktiven Jaime Lannisters wieder.

“Rae Forsyth, das Mündel von Lord Stark, habe ich Recht, my Lady?”, erkundigte er sich bei ihr und schenkte ihr ein charmantes Lächeln.

Sie errötete etwas, riss sich dann allerdings wieder zusammen.

“Ja, Ser.”, antwortete sie kurz und knapp.

“Keine Angst. Ich will Euch nicht mit auf mein Zimmer nehmen, so wie all diese anderen Männer. Ich möchte nur etwas tanzen.”, beruhigte er sie, da er bemerkte, wie nervös sie war.

Sie atmete erleichtert auf.

Ihm hätte sie immerhin die Gesellschaft, was bei ihnen bedeutete mit ihm zu schlafen, nicht verwehren können, wie sie es heute bereits bei allen anderen getan hatte.

“Ich kannte Eure Eltern. Mein Vater nahm mich einmal mit auf ihr Schloss, die Eyrie. Ich war damals noch ein Bube und Ihr wart gerade mal drei Tage alt. Nun seid Ihr zu einer Frau geworden und Ihr seid Eurer Mutter wirklich aus dem Gesicht geschnitten.”, bemerkte er, während er sie zu einer kleinen Hebefigur hochhob.

Sie sah ihn mit schräggelegten Gesicht an.

Als sie wieder Boden unter den Füßen hatte, legten sie ihre Unterarme so aneinander, dass sich ihre Handflächen berührten.

Sie tanzten in einem Kreis umeinander herum.

“Vielen Dank, Ser.”, murmelte sie, wobei sie ihm nicht in die Augen sah.

Er berührte eine ihrer Haarsträhnen und strich sie ihr aus dem Gesicht.

“Ihr braucht Euren Blick nicht zu senken. Ich sollte mich verneigen, dass ich mit Euch über so etwas rede. Eure Familie war immerhin zwei Jahrzehnte Herrscher über das Tal von Arryn, nachdem sie das Haus Arryn vertrieben haben. Erst Euer Großvater und dann Euer Vater. Bis man Eure Eltern ermordetete und die Arryns sich das Königreich zurückeroberten. Bis heute ist es immer noch ein Rätsel, wie ihr als kleines Mädchen überleben konntet.”, raunte er ihr zu und seine grünen Augen zogen ihre Blicke auf sich.

Sie blieb seinem Blick standhaft.

“Nicht nur Euch, Ser.”, murmelte sie und errötete wieder, als er ihr näher kam.

“Schämt Ihr Euch, my Lady? Es scheint mir, Ihr seid etwas unpässlich.”, bemerkte er.

“Das ist es nicht, aber ich denke die Königin möchte, dass wir unseren Tanz für heute beenden.”, entgegnete sie und deutete mit einem seitlichen Nicken zum Tisch hinüber an dem die Königin und Lady Stark saßen und sich unterhielten.

Als er einen Blick hinüberwarf und bemerkte das Cersei sie beide beobachtete, ließ er mit sofortiger Wirkung von ihr ab und verneigte sich kurz vor ihr.

Sie machte einen eleganten Knicks.

Dann trennten sie sich voneinander.

Rae dachte noch eine Weile über diese komische Situation nach, wurde dann allerdings von anderen erfreulicheren Dingen abgelenkt.

Ihr Ziehvater, Eddard Stark, war von König Robert gebeten worden die rechte Hand zu werden.

Das hieß, er wäre der höchste Berater des Königs und hätte eine wichtige Aufgabe im Palast, was wieder rum bedeutete, dass er Winterfell verlassen würde.

Sansa, die man nun wirklich mit dem Sohn des Königs, Joffrey, verlobt hatte, würde ihn begleiten und auch Arya sollte mit ihnen gehen.

Natürlich war es für alle schwer die Drei ziehen zu lassen, aber es war ihre Pflicht, und auch eine Ehre, dem König dienen zu dürfen.
 

Etwa ein halbes Jahr später war alles in genau die gegenteilige Richtung verlaufen, wie sie alle gehofft hatten.

Brandon war vom Turm, auf den er immer so gerne geklettert war, gestürzt, hatte daraufhin in einem Koma gelegen und war seit seinem Erwachen unfähig zu laufen.

Die Familie ging davon aus, dass es die Lannisters gewesen waren, die ihn vom Turm gestoßen hatten, da ein Attentäter versucht hatte den Jungen umzubringen, mit dem Dolch von Tyrion Lannister.

Jon Schnee, der Bastardsohn Eddard Starks, hatte beschlossen Winterfell zu verlassen und zur Nachtwache, die die Mauer, einen Befestigungswall, der Westeros vom restlichen Kontinent trennt, überwachte, zu gehen.

Doch das Schlimmste war die Nachricht vom Tode Robert Baratheons und die darauffolgenden Ereignisse.

König Robert war bei einer Jagd tödlich verletzt worden und sein Sohn Joffrey war zum neuen König gekrönt worden.

Doch er war unberechenbar und selbstsüchtig.

Eddard Stark hatte versucht Joffrey umzubringen, was allerdings misslang und daraufhin hatte der junge König den Lord von Winterfell köpfen lassen.

Zwischen den Familien war Krieg ausgebrochen und für niemanden war es einfach, die Nerven zu behalten.

Joffrey hatte Sansa und auch Arya immer noch bei sich, was natürlich das perfekte Druckmittel gegen die Starks war.

Doch auch die hatten sich eine Geisel besorgt.

“Damit werden sie nicht rechnen, diese Mistkerle. Ich freue mich schon auf den Blick der Königin, wenn wir ihr den geliebten Brüder in Fesseln präsentieren.”, prahlte Robb, der mittlerweile das Oberhaupt der Familie geworden war.

Alle anderen stimmten ein.

Rae, der diese ganzen Kämpfe und Opfer mächtig gegen den Strich gingen, versuchte nicht hinzuhören.

Sie hatten Jaime Lannister gefangen nehmen können, nachdem sie dessen Truppen überrascht hatten.

Ihr Bruder wollte geradewegs auf den Palast in Königsmund zusteuern, doch ihr war das viel zu riskant.

Als ob die dort nicht damit rechnen würden.

Sie wollte lieber mit ihrer Mutter reden und ihr einen anderen Vorschlag machen, denn ihr Bruder würde es nicht dulden, wenn sich eine Frau, vor allem seine jüngere Schwester, in seine Pläne einmischte.

“Robb, wo ist Mutter?”. fragte sie ihn, während er sich einen ganzen Krug Wein in die Kehle goss.

“Die ist bei dem Lannister. Keine Ahnung, was sie von dem will. Aber geh du lieber nicht zu ihm hin. Er könnte versuchen dich zu vergewaltigen.”, lallte er bereits etwas und stimmte in ein Lied ein, dass irgendwer sang.

Sie verdrehte gereizt die Augen.

Wie sollte ein Gefesselter sie denn vergewaltigen?

Außerdem konnte sie sich ganz gut wehren.

Langsam und möglichst unauffällig erhob sie sich und schnappte sich ein Tablett mit Brot und Käse und einen Krug mit Wasser und einem mit Tee.

Luna, ihre Wölfin, schlich hinter ihr her, während sie sich einen Weg aus dem Zelt hinaus nach draußen bahnte.

Als sie sich dem Pfahl näherte an dem Jaime Lannister gefesselt war, hörte sie die Stimme des Mannes.

“Ihr seht heute Nacht bezaubernd aus, Lady Stark. Die Verwitwung schmeichelt Euch.”, machte er sich über ihre Situation lustig.

Rae sah, wie ihre Ziehmutter sich bückte und etwas großes, wahrscheinlich einen großen Stein, hochhob.

Doch Jaime Lannister ließ sich nicht einschüchtern, stattdessen verhöhnte er sie noch mehr.

“In Eurem Bett muss es einsam sein. Ist es der Grund, warum Ihr zu mir kommt? Ich bin nicht in bester Form, aber ich denke, ich kann Euch trotzdem gut dienen. Lasst Eure Kleider fallen und wir werden sehen.”, spottete er.

Sie ging einige Schritte auf ihn zu und holte aus, um ihn mit voller Wucht an der Schläfe zu treffen.

Sofort schwoll Blut aus der Platzwunde.

Rae hörte das angestrengte Atmen des Mannes, der seine Schmerzen unterdrückte.

“Ich steh drauf, wenn Frauen mich schlagen.”, gab er nur belustigt von sich und spuckte Blut.

Lady Stark wurde nun ungehaltener.

“Ich werde Euch töten. Ich schließe Euren Kopf in eine Box und schicke ihn zu Eurer Schwester.”, warnte sie ihn und Rae sah deutlich, dass die Frau vor Aufregung zitterte.

Er lachte amüsiert.

“Ich zeige Euch gerne wie es geht. Schlagt mich noch mal. Und wieder und wieder... Oberhalb des Ohrs. Ihr seid stärker als ihr denkt. Es wird nicht lange dauern.”, murrte er.

Sie blickte herablassend auf ihn nieder.

“Das, was Ihr der Welt mit Euren gehässigen Worten vormachen wollt, ist, dass Ihr den Tod nicht fürchtet.”, zischte sie.

Er sah sie ernst an.

“Das tue ich auch nicht. Jeder von uns wird irgendwann mal gehen.”, erwiderte er und diese Worte beeindruckten Rae.

Es gab nicht viele Männer, die ihr bis jetzt begegnet waren, die sich so zum Tod äußerten.

“Aber Ihr werdet in die tiefste der sieben Höllen stürzen. Die Götter sind gerecht.”, versprach Catelyn Stark ihm.

Er sah sie fragend an.

“Was für Götter sind das? Die Bäume, zu denen Euer Mann gebetet hat? Wo waren denn die Bäume, als sein Kopf abgeschlagen wurde?”, erkundigte er sich spöttischer als vorher.

“Wenn Eure Götter Wirklichkeit sind und wenn sie gerecht sind... Warum ist diese Welt dann so ungerecht?”, fragte er sie, was Rae, die gebannt zu hörte, stutzig machte.

Er hatte Recht.

Wo waren die Götter gewesen?

“... Weil es Männer wie Euch gibt.”, kam es als Antwort von Catelyn Stark.

Er schüttelte den Kopf, wodurch sein blondes Haar hin un her geschleudert wurde.

“Es gibt keine Männer wie mich... Nur mich.”, machte er ihr klar und seufzte.

Sie schluckte und wollte dann etwas anderes wissen.

“Mein Sohn, Bran, wie kam es, dass er vom Turm stürzte?”, verhörte sie ihn, doch ohne große Gegenwehr antwortete er ihr.

“Ich habe ihn hinuntergestoßen.”, brachte er hervor.

Beide Frauen, Rae, wie auch Catelyn, sahen geschockt auf den Mann.

“Wieso?”, sprach Catelyn die Frage aus, die ihrem Mündel durch den Kopf schoss.

Jaime Lannister sah sie mit ehrlichen grünen Augen an.

“Ich hoffte, der Sturz würde ihn töten.”, offenbarte er ihr, was sie nur noch mehr schockte.

“Wieso?”, wiederholte sie ihre Frage.

Doch auf diese Frage bekam sie keine Antwort.

Stattdessen sah er sie an und schüttelte den Kopf.

“Ihr solltet besser schlafen gehen. Es wird ein weiter Marsch.”, verabschiedete er sich von ihr.

Catelyn holte tief Luft, ließ den großen Stein aus ihrer Hand gleiten und ging zurück zum Lager.

Rae wartete noch etwa fünf Minuten lang, um sicher zu gehen, dass sie niemand sehen konnte und ging dann vorsichtig auf den gefangenen Mann zu.

Der blickte verwundert auf, als er ihre Schritte auf dem schlammigen Boden hörte.

“Oh, my Lady Forsyth. Seid Ihr die Nächste, die sich danach sehnt gevögelt zu werden?”, begrüßte er sie.

“Ich muss sagen, Ihr seht im Mondschein noch umwerfender aus, als auf dem Fest.”, fügte er noch hinzu und grinste breit.

Doch sie ließ sich nicht von ihm beeindrucken und lächelte nur auf ihn herab.

“Seht Ihr Euch wirklich in der günstigen Lage, mit mir zu kokettieren? Es ist nicht sonderlich klug von Euch, so mit meiner Mutter oder mit mir zu reden. Meine Mutter hat Euch geschlagen, aber mein Bruder schlägt Euch den Kopf ab, wenn er erfährt was für Manieren Ihr gegenüber einer Frau habt.”, bedachte sie sein Verhalten und zog eine Augenbraue hoch.

Jaime lachte nur über ihre Aussage.

“Er wird mich nicht töten. Ihr braucht mich noch, um an den König ranzukommen.”, durchschaute er den Plan ihres Bruders.

Das Lächeln auf ihren Lippen wurde noch breiter und sie kniete sich, genau zwischen seine abgespreizten Beine, in den Schlamm.

“Ihr seid Euch so sicher, Ser. Aber es gibt noch andere Wege, an König Joffrey ranzukommen.”, klärte sie ihn auf und sie beugte sich vor, sodass ihre Lippen seinen ziemlich nahe kamen.

Er blickte ihr in die schönen blauen Augen.

“Weiß Euer Bruder davon, hübsches Kind?”, erkundigte er sich und stieß mit dem Kopf nach vorne, um ihr einen Kuss zu rauben, doch sie holte aus und ohrfeigte ihn so heftig, dass sein Kopf zur Seite geschleudert wurde.

Das hatte er sich wohl so gedacht!

Aber nicht mit ihr!

Dann beugte sie sich zu seinem Ohr vor.

“Nein, dieses Geheimnis behalte ich lieber für mich, Ser.”, gab sie zu und er grinste ihr unverfroren ins Gesicht.

“Ihr seid zu süß, my Lady. Warum mussten wir uns nur unter solchen Umständen näher kennen lernen?”, fragte er mehr sich selbst, als sie, wobei er etwas Ironie in der Stimme trug.

“Was würde Eure Schwester nur dazu sagen, dass ihr Liebhaber mit dem Feind anbändelt?”, munkelte sie und traf dabei seinen wunden Punkt.

“Woher weißt du davon?”, schrie er beinahe hysterisch und sie hielt ihm den Mund zu, damit die Wachen nicht aufgescheucht wurden.

“Ich hatte schon immer die Gabe andere Menschen zu durchschauen. Und Eure Beziehung zu Eurer Schwester war für mich mehr als offensichtlich.”, machte sie ihm klar.

“Bran hat Euer Geheimnis aufgedeckt und deshalb habt Ihr ihn hinuntergestoßen, hab ich Recht? Das habe ich.”, beantwortete sie ihre Frage selbst.

Er schluckte.

Sie war wirklich außergewöhnlich scharfsinnig.

Rae nahm das Tablett mit dem Brot und dem Käse und brach etwas von jedem ab, um es ihn anzureichen.

“Esst ruhig, Ser. Wer weiß, wann ich Euch das nächste Mal etwas zu essen geben kann.”, forderte sie ihn auf, alles zu vertilgen.

Auch gab sie ihm zu trinken.

“Warum hilfst du mir? Dein Bruder würde mich verhungern lassen, für das was ich Eurer Ziehfamilie angetan habe.”, meinte er misstrauisch.

Vielleicht hatte sie das Essen ja vergiftet.

Sie schmunzelte und begutachtete die Wunde an seiner Schläfe.

“Ich denke nicht, dass es von großer Ehre zeugt, wenn man anderen Leid zufügt. Selbst, wenn es der ärgste Feind ist.”, bedachte sie dies alles.

Ein amüsiertes Lächeln huschte über seine Lippen.

“Ihr macht Euren Namen und dem Eurer Vorfahren wirklich alle Ehre. Wirklich schade, dass man Euch damals aus dem Schloss verjagt hat.”, ließ er anmerken.

Sie nahm einen anderen Krug, in dem sich ein heißer Tee befand und ging nicht weiter auf seine Worte ein.

“Trinkt den... Heute Nacht wird es kalt werden. Ihr könntet auskühlen.”, forderte sie ihn auf und ließ ihn dann vorsichtig trinken.

“Vielen Dank, my Lady.”, flüsterte er ihr zu und ihre Wangen füllten sich mit Scham.

Mit einem Mal kam jemand auf sie zugerannt, sie hörte die Schritte, und packte sie am Arm.

“Rae, was treibst du da? Hab ich dir nicht gesagt, du sollst nicht zu ihm gehen?!”, schimpfte ihr Bruder drauf los und schob sie in Richtung Lager.

“Aber, er braucht doch was zu Essen und Decken, sonst wird er erfrieren. Und er ist verwundet, die Wunde muss...”, wollte sie einwerfen, doch Robb wollte von all dem nichts hören.

“Er ist ein Gefangener und nicht dein Herr! Geh jetzt schlafen, Rae!”, befahl er ihr fassungslos.

“Dann bist du genauso barbarisch wie der König, Bruder!”, platzte es aus ihr heraus.

Sie sah ihn noch einmal trotzig an und gab dann schließlich doch nach.

Diskutieren hatte ja auch keinen Sinn.

Nach dem sie in ihrem Zelt verschwunden war, dachte Robb noch lange über ihre Worte nach.
 

Als sie am nächsten Morgen müde die Augen öffnete, vernahm sie lautes Getöse vor ihrem Zelt und das Gelache von Männern drang an ihre Ohren.

Sie erhob sich, schlüpfte in ihren Mantel und ging hinaus.

Was sie dort sah, machte sie wirklich wütend.

Ihre Brüder Theon und Robb hatten Jaime Lannister von seinem Pfahl gebunden und schlugen nun auf ihn ein, sodass er zu Boden ging.

Um noch einen draufzusetzen, traten sie ihm in die Rippen.

Mit zorniger Miene, drängte sie sich durch die Meute grölender Soldaten hindurch und trat auf ihre beiden Brüder zu.

“Robb, Theon, was hat das zu bedeuten?”, rief sie den beiden zu.

Robb grinste ihr höhnisch zu.

“Ich habe herausgefunden, was er mit Bran gemacht hat und wie er mit dir und Mutter geredet hat. Ich dachte, so eine kleine Abreibung könnte diesem Lannister mal ganz gut tun.”, klärte er sie auf.

Rae kam nach näher an die Beiden ran und ohrfeigte sie so fest, dass sie im ersten Moment nicht mehr wussten, wo vorne und hinten war.

“Wo ist eurer Verstand?! Ihr schlagt und tretet auf einen Mann ein, der bereits am Boden liegt? Und dann auch noch in Handfesseln? Das ist doch genauso, wie wenn ihr auf einen wehrlosen Welpen einprügelt.”, warf sie ihnen verächtlich an den Kopf.

Durch die Soldaten, um sie herum, ging ein verwundertes Raunen.

Das eine Frau es sich wagte, so mit dem Lord von Winterfell zu reden!

Unerhört!

Robb, der nicht vorhatte sich, vor seinen Männern, von seiner Schwester erniedrigen zu lassen, griff nicht gerade zärtlich nach ihrem Arm und zog sie mit den Rücken an sich.

“Sie ihn dir an, Schwesterchen. Er ist der Königsmörder. Er hat Aerys Targayen hinterrücks mit dem Schwert durchbohrt, obwohl er ihm zuvor ewige Treue geschworen hatte. Was für ein Mensch tut so etwas? Nur ein Feigling...”, raunte er ihr zu und zog ihr Gesicht so am Kinn herum, dass sie gezwungen war, den geschundenen Mann genau in die Augen zu sehen.

Und für sie sah er keineswegs aus, wie ein Mann, der ein Feigling war.

“Hätte er Targayen nicht umgebracht, wäre die Familie Stark heute sicherlich nicht hier, Bruderherz...”, zischte sie und holte aus, um ihrem eigenen Bruder den Ellebogen unter das Kinn zu schlagen, sodass er benommen zurücktaumelte.

Als er sich wieder gefangen hatte, zog er sein Schwert und holte aus, um nach ihr zu schlagen, doch sie war genauso schnell und wehrte die Attacke mit ihrer eigenen Klinge ab.

Sie standen sich gegenüber und Rae drückte ihren Bruder von sich.

“Du solltest langsam wissen, dass du gegen mich keine Chance hast. Ich war dir schon immer überlegen.”, spottete sie und steckte ihr Schwert wieder in die Scheide zurück, während er sie nur beleidigt ansah.

Dann ging sie zu Jaime Lannister und befühlte seine Stirn und seine Wangen.

Er glühte förmlich.

“Er hat starkes Fieber. Seine Wunden haben sich wohl entzündet. Ich werde mich um ihn kümmern...”, erklärte sie dann ihren Brüdern und stützte den Königsmörder, damit er aufstehen konnte.

Langsam führte sie ihn durch die Menschenmenge zu ihrem Zelt, die sich für sie spaltete, wie das rote Meer für Moses.

“Ja, nimm ihn mit dir, Rae! Du gute Seele! Aber komm nicht zu mir, wenn er dich tausend Mal vergewaltigt hat.”, schrie er ihr wutentbrannt nach.

Sie blickte ihn über ihre Schulter hinweg an.

“Ich denke nicht, dass ein Mann in seinem Zustand zu so etwas fähig wäre... Sollte es anders sein, bin ich mir sicher, dass ich auch ganz gut allein damit klarkomme.”, konterte sie und verschwendete kein weiteres Wort mehr an diesem Thema.
 

In ihrem Zelt legte sie ihn auf ihr Bett und zog ihn Stück für Stück aus, um ihn mit heißen Wasser zu waschen.

Seine Wunden waren in einem schlechten Zustand und sein Körper vollkommen unterkühlt.

Einige der Verletzungen hatten schon angefangen zu Eitern.

Sie schüttelte fassungslos den Kopf.

Wie konnte man jemanden nur so zurichten?

Für sie war diese unnötige Gewaltanwendung nicht wirklich zu verstehen.

Sie nutzte ihre Fähigkeiten nur, um sich zu verteidigen, aber während der Kriege lief es doch immer nur darauf hinaus, der jeweils gegnerischen Seite Leid zu zufügen.

Sie deckte den Unterleib des Mannes mit ihren Decken zu und bestrich seine Wunden mit einer Kräuterpaste, die sie selbst zubereitet hatte.

Er kam mittlerweile zu sich.

Mit Mühe öffnete er seine Augen und als er sie erblickte, konnte sie, selbst durch seine Müdigkeit und Erschöpfung hindurch, sein Erstaunen erkennen.

“Wo bin ich? Und vor allem, warum bin ich nackt?”, fragte er mit schwacher, kratziger Stimme.

Sie beugte sich vor und strich behutsam die Platzwunde an seiner Schläfe ein.

“Scht... Schont Eure Kräfte, Ser. Ihr seid in seinem Zelt. Ich behandle Eure Wunden und versuche Euer Fieber zu senken.”, erklärte sie ihm und streichelte dann durch sein blondes, etwas schweißiges, Haar.

Er versuchte seine Mundwinkel zu einem Lächeln zu verziehen, was ihm allerdings nicht sonderlich gelang.

“Warum seid Ihr mir nur so ein Engel, my Lady?”, wollte er dann plötzlich von ihr wissen.

Ein sanftes Lächeln bildete sich auf ihren vollen, roten Lippen.

“Das sagte ich Euch doch bereits gestern. Ich bin nicht so, wie alle anderen.”, antwortete sie und deckte ihn komplett zu.

Dann liebkoste sie sein Gesicht mit ihren Fingern, so wie es eine Mutter bei ihrem Kind tun würde, das krank ist.

“Schlaft nun. Morgen werdet Ihr Euch besser fühlen.”, versprach sie ihm.

Überraschenderweise legte er seinen Kopf etwas zur Seite, sodass seine Lippen ihre Handfläche berühren konnten und küsste diese zärtlich.

“Danke.”, murmelte er noch, bevor er in einen tiefen, aber unruhigen Schlaf viel.
 

Drei lange Tage befand er sich in diesem Zustand, wenn auch eine Verbesserung sichtbar war.

Sie versorgte zweimal täglich seine Wunden, gab ihm zu Essen und beruhigte ihn, wenn er aus einem schrecklichen Fiebertraum erwachte.

Der Rest ihrer Familie und auch alle anderen brachten ihr nur Verachtung entgegen.

Hinter ihren Rücken tuschelten sie über Rae und nannten sie heimlich die Hure des Königsmörders.

Doch sie nahm sich dieser Worte nicht an.

Sie wusste, dass es nicht so war.

“Du kümmerst dich immer noch um ihn?”, ertönte Robbs Stimme hinter ihr, während sie, Jaime Lannisters Kopf in ihren Schoß gebetet, durch das blonde Haar fuhr und ab und zu das Tuch auf seiner Stirn neu befeuchtete.

“Das siehst du doch. Es geht ihm nicht gut. Und das alles wegen deinem und Theons kindischen, debilen Verhaltens.”, entgegnete sie und würdigte ihren Bruder keines Blickes.

Er bemerkte, wie der Mann sich an die Oberschenkel seiner Schwester drängte und in seinem Traum schmerzlich aufstöhnte, so als würde man ihn foltern.

“In zwei Tagen werden wir weiterreiten, Rae... Wenn er bis dahin nicht wieder auf den Beinen ist, werden wir ihn zurücklassen. So ist er uns nicht von Nutzen.”, machte er ihr klar.

Sie sah ihn mit finsteren Blick an.

“Dann müsst ihr mich auch zurücklassen. Ich lasse ihn nicht so sterben.”, wandte sie ein.

Nun wurde Robb erneut ungehalten.

“Er ist Abschaum. Wegen ihm ist Bran ein Krüppel. Also, warum hilfst du ihn? Hast du dich etwa in ihn verliebt...?”, löcherte er sie mit Fragen.

Sie erkannte den eifersüchtigen Unterton in seiner Stimme.

“Du solltest dich vielleicht mal selbst fragen, in wem du dich verliebt hast, Bruder. Denkst du immer noch an diese eine Nacht?”, harkte sie wissend nach und warf ihn ein süffisantes Lächeln zu.

Er schnaubte.

“Diese eine Nacht hätte mehr sein können, Rae. Das weißt du auch... Aber du hast dich geweigert, als ich um deine Hand anhielt. Obwohl selbst Vater damit einverstanden gewesen war. Du hättest nun die neue Herrin von Winterfell sein können.”, erinnerte er sich.

Sie sah ihm ernst in die Augen.

“Ich könnte nie deine Frau sein, Robb. Gut, wir hatten miteinander unser erstes Mal und ich liebe dich. Aber nur als meinen Bruder. Selbst, wenn du nicht wirklich vom gleichen Blut bist.”, raunte sie ihm zu.

“Du hieltest um meine Hand an, nach nur einer Nacht... Ich bin nicht wirklich dazu bestimmt deine Frau zu werden. Aber eine gibt es sicherlich irgendwo und du wirst sie finden.”, offenbarte sie ihm dann mit zuversichtlicher Miene.

Er sah sie trotzig an, dem Tränen nahe und verließ dann so schnell es ging ihr Zelt.

Sie seufzte.

Manchmal musste man Menschen, die einem wichtig sind, eben verletzen.

Luna, die auf den Beinen des Mannes lag und ihn wärmte, sah ihre Herrin aus braunen, klugen Augen an und winselte leise.

“Schon gut, Luna. Ich bin mir sicher, Robb findet, die Frau, die wirklich zu ihm gehört.”, wisperte sie und sah dabei auf Jaime Lannister, der sich erneut in seinen Träumen wandte.

Leise begann sie ein Lied zu singen.

Das Lied, dass ihre eigene Mutter ihr damals immer vorgesungen hatte, wenn sie nicht hatte schlafen können.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  CreamCake
2012-03-30T11:16:37+00:00 30.03.2012 13:16
Heay :)

>>“Ich zeige Euch gerne wie es geht. Schlagt mich noch mal. Und wieder und wieder... Oberhalb des Ohrs. Ihr seid stärker als ihr denkt. Es wird nicht lange dauern.”, murrte er.<< was ein Asi xD

>>“Ja, nimm ihn mit dir, Rae! Du gute Seele! Aber komm nicht zu mir, wenn er dich tausend Mal vergewaltigt hat.”<< Warum sagt er nicht gleich, das er sie tot vergewaltigt ? xD (Ich weiß das Thema ist nicht lustig, aber ich muss einfach lachen xD)

>>die Hure des Königsmörders<< Ihr erster Titel *-*

>>Leise begann sie ein Lied zu singen.<< Fliege wenn ich dich kriege, dann reiß ich dir dein linkes Beinchen raus, dann musst du hinken auf einem Schinken, la la lalala xD ~ Ein schönes Lied :D

Das beruhigt ihn mit Sicherheit =D


Zurück