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Woelfe der Stadt

von

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Kapitel 4

Kapitel 4 Hungrige Dinos
 

Kaum dass sie die Tür geschlossen hatte, musste Amina sich auch schon niederknien. Sie hielt sich den Bauch, den die Krämpfe waren so schlimm, dass sie dachte gleich das Bewusstsein zu verlieren. Ihr wurde schwindelig und alles Blut schien in ihre Bauchhöhle zu entschwinden. Zum Glück hatten die Kerle sich so schnell abwimmeln lassen, denn länger hätte sie ihre Fassung nicht bewahren können. Die Schmerzen ebbten etwas ab. Sie stand auf, blieb noch kurz stehen um den Schwindel loszuwerden, dann ging sie ins Bad und warf erst mal eine Schmerztablette ein. Wenigstens wird die Regel nicht so blutig, wenn ich schon so Schmerzen hab waren ihre tröstenden Gedanken. Sie zwang sich noch ihre Einkäufe aufzuräumen, dann machte sie es sich auf dem Sofa bequem und schaltete den Fernseher ein. Ab und zu überkamen sie noch ein paar Schmerzenswellen, daher hatte sie auch nicht die Muse unter ihren Verband die Wunde zu begutachten. Obwohl sie sehr neugierig war. Mit der Zeit wirkten die Tabletten und der Fernseher lenkte hervorragend ab. Sanft berieselten sie die Stimmen und das Sofa war so weich, so glitt sie schnell über in einen tiefen Schlaf.
 

Amina saß auf der Wiese, hinter dem heimatlichen Hof. Die Sonne schien warm, die Vögel zwitscherten und vom Haus winkte ihr ihre Mutter zu. Scheinbar kam sie gerade vom Bäcker, sie hatte lauter köstliche Backwaren auf einem Tablett. Spritzringe, Baumkuchen, Bienenstich, Eierschecke, Donuts,… Amina lief das Wasser im Munde zusammen. Da hörte sie ein Rufen und sie drehte sich um. Niemand war zu sehen. Plötzlich überkam sie ein Gefühl der Leere und Trostlosigkeit. Sie schaute wieder zum Haus, doch da war niemand mehr. Es war auf einmal Herbst und alles war trostlos und kahl. Wolken bedeckten den Himmel und die Welt war in ein bedrohliches rotes Licht getaucht. Die Erde erzitterte und ein tiefes, donnerndes Brüllen erklang hinter Amina. Sie drehte sich angstvoll um. Voller Entsetzen sah sie einen riesigen Tyrannus Saurus Rex auf sie zu eilen. Sie versuchte aufzustehen, es gelang ihr aber nicht. Also versuchte sie fortzukriechen, doch sie kam einfach nicht vom Fleck. So sehr sie sich auch anstrengte, das Haus rückte in immer weitere Ferne. Es schien ihr wie Stunden, welche sie da kämpfte um vorwärts zu kommen, es half nichts. Der Dino kam und mit einem Male befand sie sich in seinem riesigen Maul. Sie lag mit der Hüfte irgendwo zwischen den hinteren Backenzähnen. Ihr Kopf ragte an der Seite heraus und ihre Beine waren im Maul verschwunden. Sie sah den mächtigen Oberkiefer mit seinen großen dolchartigen Zähnen auf sie zukommen. Sie wand sich verzweifelt, doch sie saß in der Klemme und konnte sich nicht befreien. Ein Zahn-Dolch, so groß wie sie selbst, drang in sie ein. Ganz langsam wurde sie zerquetscht. Schmerz explodierte in ihrem Körper. Amina wollte aufwachen, doch sie konnte nicht. Es schien ihr wie Ewigkeiten, die sie gequält wurde. Ihr ganzer Körper verkrampfte sich, dann wachte sie schweißgebadet auf.
 

Sie realisierte erst nicht, dass sie schon wach war. Der Schmerz zog sich durch ihren ganzen Körper. Sie wand sich, bis sie vom Sofa viel und endgültig erwachte. Erst dachte sie es wäre ein Krampf. Doch er löste sich nicht und zog sich außerdem durch ihren ganzen Körper. Dann mit einen mal wurde der Schmerz schier unerträglich. Sie konnte sich nicht mehr bewegen. Eine Welle ging durch ihren Körper. Sie fühlte sich als würde sie verbrennen, Schweißperlen zeichneten sich in ihrem Gesicht ab. Sie dachte, dass sie sterben muss. Das Ausspülen von offenen Wunden mit Wodka war dagegen, wie Die Berührung von einem Schmetterlingsflügel. Sie war so gelähmt, dass sie nicht einmal um Hilfe rufen konnte, geschweige denn das Telefon erreichen konnte. Es war ihr als müsse sie jeden Moment ohnmächtig werden. Der Schmerz ließ etwas nach und sie fröstelte. Dann kam eine neue Welle. Tränen und Rotz liefen an ihrem krampfverzerrten Gesicht herab. Sie konnte nicht mehr an sich halten, denn die Welt bestand nur noch aus unerträglichem Schmerz. Sie wünschte sich endlich das Bewusstsein zu verlieren oder zu sterben. Doch es geschah nicht. Die Tortur zog sich über mehrere Stunden bis in die frühen Morgenstunden. Als der Schmerz weniger wurde lag sie noch eine Weile da. Sie war wie betäubt und merkte nur noch dass die Farben um sie herum zu Grautönen verblasst waren. Dann glitt sie in einen sehr tiefen Schlaf.
 

Gleich war es soweit. Jegor war schon furchtbar aufgeregt und hibbelig. Gleich würden sie losgehen und Amina abholen.

„Hier nimm noch’n Schnäppi!“ Fred reichte ihm einen Klaren.

„Danke.“ er leerte ihn in einem Zug.

„Sachte! Nicht das du dann noch kotzen musst. Das wäre nicht sehr attraktiv.“ bemerkte Fred.

„Wie seh ich aus? Stinke ich?“ Jegor hob die Arme und schnüffelte.

„Du siehst aus wie immer und stinkst wie ne Destille.“ erwiderte Fred. „Hier trinkt dein Bier endlich aus, damit ma loskönnen.“ und er reichte ihm das Bier. Auch diesen Rest trank Jegor in einem Zug aus. Langsam wurde er panisch. Warum konnte Alkohol auch nicht sofort wirken? Ein bisschen angesäuselt war er aber schon.

„Los komm, gehen wir! Den Rest Schnaps nehmen wir ihr am Besten mit. Ob sie auch Bier trinkt?“

„Ja“ Jegor nahm noch 3 Wegebier aus dem Kühlschrank, dann ging er zu Fred auf den Flur. Sein Magen krampfte sich vor Aufregung zusammen als dieser klopfte und sie standen und warteten. Nichts geschah. Fred klopfte noch einmal, etwas lauter. Es war totenstill.

„Na toll, wies ausschaut is se nich da“ Fred pochte nun stärker gegen die Tür.

Enttäuschung verdrängte Jegor‘s Aufregung. Er war den ganzen Tag so von den Socken gewesen, dass er gar nicht an die Möglichkeit gedacht hatte, dass sie doch nicht mitkommt. Aber irgendwie war es eigenartig. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er sie seit gestern Abend auch nicht mehr gesehen hatte. Die Zeit, die er und Fred im Haus waren, war es auch seltsam still gewesen.

„Vielleicht duscht se ja noch, oda is kacken.“ sagte Fred ungerührt.

„Nein das kann nicht sein, dass würde man hören. Also das Duschen mein ich! Die Wände hier sind wie Pappe, eigentlich kann man alles hören. Wir würden auch hören wenn jemand da wäre.“

„Na, da is se wohl nich da.“

„Aber ihre Schuhe stehen noch da! Normalerweise hat sie nur das Paar und wenn sie weg ist, sind auch die Schuhe weg…“ Jegor war nun sehr niedergeschlagen.

„Mann, bist du ein Stalker, Alter!“ Fred feixte.

„Gut ich klopfe nochmal.“ Beide lauschten hartnäckig an der Tür. Und plötzlich vernahmen sie etwas. etwas wie ein leises Wimmern.

Amina erwachte als etwas gegen ihre Tür hämmerte. Sie vernahm Stimmen und versuchte aufzustehen. Es war unmöglich, denn sie fühlte sich so schwach und zerbrechlich, als wäre sie schon Hundert Jahre alt. Es klopfte noch einmal und die Stimmen wurden lauter. Sie entschied sich zu rufen, aber sie konnte ihrer Kehle nur ein leises Wimmern entlocken. Draußen war es jetzt still, sie hoffte so sehr, dass sie gehört werden würde. Jetzt fiel ihr auch ein, dass das draußen ihr Nachbar mit seinem schnöseligen Freund sein musste. Daran hatte sie gar nicht mehr gedacht und es viel ihr schwer zu glauben, dass es schon wieder Samstagabend war. Draußen war es jedoch schon wieder dunkel. Sie wimmerte noch einmal mit aller Kraft.
 

Entgeistert starrte Jegor Fred an. „Hast du das gehört?“

„Ja…klang wie ein Tier.“ Fred lauschte noch angestrengt. „Hat sie Haustiere?“

„Nicht das ich wüsste.“ Jegor war ganz blass. „Ihr wird doch nichts….“ Er klinkte, doch die Tür war abgeschlossen, dann rannte er zurück in seine Wohnung und kam mit einem eigenartigen Instrument wieder.

„Du willst doch nicht etwa einbrechen! Mach keinen Scheiß Jeg!“ Fred sah ihn entsetzt an.

„Ich bin Polizist, ich bin verpflichtet nach dem Rechten zu schauen und hier ist irgendetwas faul!“ Er machte sich am Schloss zu schaffen.

„Ist dir gestern eigentlich auch aufgefallen, dass sie gehumpelt hat? Und krank sah sie auch irgendwie aus.“ überlegte Fred. Das veranlasste Jegor sich noch mehr zu beeilen. Das Schloss klickte und die Tür sprang auf. Alles war dunkel. Sie schalteten das Licht ein und gingen hinein.

„Amina?“ es kam keine Antwort. Sie gingen in das große Zimmer und schauten sich um. Da war niemand. Fred schaute ins Bad und auch da war niemand. Sie wollten schon umkehren, als auf einmal wieder dieses seltsame Wimmern ertönte. Es kam aus dem Zimmer. Sie schauten sich an, nickten und gingen nun richtig in das Zimmer. Sie waren auf das Schlimmste gefasst. Sie gingen um das Sofa, da lag es. Ein kleines jämmerliches braun-schwarzes Fellbündel.

„Scheiße Jegor! Ein Hund, ich hab‘s doch geahnt!“ Fred schüttelte den Kopf. „Oh Gott, was für ein erbärmliches Ding. Sieh nur wie es zittert und ganz abgemagert ist es auch! Schaut aus als hätte sie es irgendwo auf der Straße gefunden…“ Jegor hatte sich zu dem armen Würmchen hingehockt und hielt ihm die Hand hin. Es schnupperte. „Das ist irgendwie eigenartig. Der sieht nicht gerade gesund aus. Warum sollte sie den ganz allein hier lassen?“

„Was weiß ich, vielleicht holt se sich irgendwo Verstärkung?“ erwiderte Fred genervt. Er wollte jetzt endlich weg hier und in die Disko. Ein Magen knurrte.

„Warst du das?“ fragte Jegor.

„Nö, muss das Viech gewesen sein.“ Das Knurren wurde lauter und kam diesmal eindeutig von dem kleinen Hund. Jegor stand auf und schaute sich um. Nirgends war Hundefutter zu finden. Dann ging er zum Kühlschrank, wo er ein paar Würstchen fand. Er nahm eins und ging wieder zum Hund. Auffordernd hielt er die Wurst ein Stückchen von ihm entfernt. Der Hund reckte verzweifelt den Hals, stand aber nicht auf. Er warf ihm die Wurst hin, welche dieser gierig verschlang.

„Wir nehmen ihn mit rüber!“ beschloss Jegor.

„Bist du bescheuert? Sie is bestimmt grad Futter holen und kommt gleich wieder! Ich spiel jetzt keine Hundeamme.“

„Warum hat sie ihm dann nicht schon Wurst gegeben? Außerdem sind wir jetzt auch schon eine ganze Weile da und haben solang keinen Mucks gehört. Geschweige denn, sie gesehen. So lange ist kein Mensch Futter holen, der Supermarkt ist doch gleich um die Ecke.“ Jegor nahm den Hund in den Arm, welcher keine Anstalten machte sich zu wehren. „Ich sag dir, die Sache stinkt gewaltig!“ Damit ging er zurück zu seiner Wohnung. Fred schaute sich noch einmal um, dann folgte er ihm und schloss die Tür, welche zu seiner Erleichterung wieder ins Schloss fiel. Jegor legte dem Hund eine Decke auf seinem Sofa zurecht und mummelte ihn darauf ein.

„Wir bleiben aber jetzt nicht hier oder?“ bei dem Gedanken verschlechterte sich Freds Laune noch mehr.

„Ich weiß nicht. Wir können ihr ja einen Zettel durch die Tür schieben, mit unseren Telefonnummern drauf.“ erwiderte Jegor, während er ein paar Würstchen aus seinem Kühlschrank klein schnitt und sie anschließend dem Hund reichte. Dieser nahm sie dankbar an. Es schien ihm schon ein bisschen besser zu gehen.

„Gute Idee, ich kümmere mich darum.“ während Fred schrieb und den Zettel fortbrachte, betrachtete Jegor den Hund genauer. Er hatte wunderschönes braun-schwarz gestromtes, relativ kurzes Fell. Sein Kinn und seine Vorderpfoten waren weiß, ebenso ein Fleck auf seiner Brust. Der Kopf war insgesamt eher dunkel und seine Ohren ganz schwarz. Eines der Ohren stand aufrecht, dass andere war ab der Hälfte geknickt. Sie waren ziemlich groß, vielleicht war er noch ein Welpe. Insgesamt war er vielleicht mittelgroß schätzte Jegor. Seine Augen waren ein undefinierbares Mischmasch von Grün und Braun. Jegor streichelte ihm über den Kopf. Sein Fell war ganz samtig. Er hörte auf zu fressen und schaute Jegor sehr zufrieden an. Nun kam auch Fred zurück und nötigte ihn endlich loszugehen. Der Hund schloss die Augen und schien einzuschlafen, also machten sie sich auf den Weg zu Disko.
 

Alles war irgendwie eigenartig für Amina. Es war wie in einem Traum, in dem die Wahrnehmung verzerrt ist und in dem man eigenartige Sachen macht, welche man im wahren Leben nie tun würde. Nachdem sie gewimmert hatte, ertönten wieder Stimmen. Diesmal schienen sie aufgeregter zu sein. Kurz danach hörte sie ihr Schloss klicken und jemand kam herein. Da sie hinter dem Sofa lag konnte sie nichts sehen. Die Leute, die kamen, übersahen sie wohl ebenfalls, also wimmerte sie wieder. Und da erschienen Jegor und Fred. Erst jetzt viel ihr auf, dass sie nur noch Grautöne wahrnahm. Sie konnte kein Wort verstehen, von dem, was die beiden redeten. Sie vernahm nur monotones aufgeregtes Gebrabbel. Außerdem schien sie Gerüche intensiver wahrzunehmen. Als die beiden sprachen, wehte eine starke Schnapsfahne zu ihr herüber. Das Parfüm von Fred stach ihr in die Nase und verdrängte alle weitern Gerüche. Jegor beugte sich zu ihr und hielt ihr die Hand hin. Selbstverständlich begann sie daran zu schnüffeln. Sie fragte sich warum die beiden ihr so groß erschienen. Es war ihr zwar bewusst, dass sie auf dem Boden rumlag, aber so klein war sie doch eigentlich nicht. Ihr Magen knurrte. Erst jetzt merkte sie, dass sie sich fühlte, als hätte sie seit Wochen nichts mehr gegessen. Er knurrte lauter und Jegor verschwand. Er kam mit einem Würstchen wieder und hielt es ihr hin, etwas außer Reichweite. Was machte er da? fragte sich Amina verärgert und mühte sich an das Würstchen zu kommen. Sie schaffte es nicht. In ihrer Lage war das ein wirklich schlechter Scherz. Aber es lachte auch keiner der beiden. Er gab ihr endlich das Würstchen und sie verschlang es im Ganzen. Irgendwie erschien ihr ihr Mund riesig. Das lag wohl am Hunger. Endlich nahm sich Jegor ihrer an und hob sie auf. Sie fühlte sich seltsam klein. Jegor musste ganz schön stark sein, so einfach, wie er sie hochnahm. Er brachte sie zu sich und wickelte sie in eine Decke auf dem Sofa. Dann gab er ihr noch mehr Würstchen. Warum nur Würstchen? Trotz allem war sie ihm dankbar. Er strich ihr über den Kopf und dann verschwand er mit Fred. Amina schlief nun behaglich und satt, aber dennoch erschöpft wieder ein.



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