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Grandline City

Bandenkrieg (AU)
von

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Kapitel 5

Kapitel 5
 

Als Ace einige Tage später seinen Geschichtsraum betrat, fiel ihm als allererstes auf, dass Hyena Bellamy nicht anwesend war. Und dass dieser noch erscheinen würde, war äußerst unwahrscheinlich – er war selbst fast vierzig Minuten zu spät. „Portgas D. Ace!“, brüllte sein Lehrer Smoker, der für seine gnadenlose Strenge fast schon stadtbekannt war. Irgendwie hatte Ace das Gefühl, der Gott dieser Schule konnte ihn nicht leiden und hatte ihm ausgerechnet in seinen Lieblingsfächern die allerschlimmsten Lehrer aufgehalst. „Entschuldigen Sie bitte meine Verspätung“, rasselte er darum eilig hinunter, ehe er zu seinem üblichen Platz neben Marco hastete und Smoker sich ein wenig beruhigte.

„Oi, Ace“, flüsterte dieser ihm zu, als ihr Lehrer sich wieder der Tafel zuwandte. „Mal wieder zu spät?“ Ein kleines Grinsen legte sich auf seine Lippen. Ace zuckte mit den Schultern. „Ich musste gestern im Baratie eine Extra-Schicht bis zwei Uhr einlegen“, flüsterte er zurück, „hab heute Morgen verschlafen. Luffy, der Idiot, auch, deswegen sind wir beide zu spät.“ Marco lachte leise. Er selbst war zwar absolut organisiert und kam niemals zu spät, doch trotzdem schien er sich abgesehen von Whitebeard nicht viel aus Autoritäten zu machen. „Sag mal, stimmen eigentlich die Gerüchte, was dein Bruder und Bellamy angeht? Ich habe gehört, er hat ihm einen echten Denkzettel verpasst.“ Ace nickte halb stolz, halb besorgt. „Ja, er hat ihm mit einem einzigen Schlag fertig gemacht. Aber ich bin mir nicht sicher, ob…“

„Portgas D.!“ Smokers Stimme klang schneidend und sein Blick war eiskalt, als er ihn auf seinen redefreudigen Schüler richtete. „Ich nehme an, dass Sie nichts dagegen haben werden, nach dieser Stunde in der Pause dazubleiben und darüber nachzudenken, wie man sich im Unterricht verhält. Anscheinend haben Sie das auch im Alter von zwanzig Jahren noch nicht gelernt.“ Ace seufzte genervt auf. Seine Arbeit im Baratie nahm ihm sowieso schon die meiste Freizeit, und nun wurde er auch noch zum Nachsitzen in seiner kargen Schulpause verdonnert. Dennoch leistete er keinen Widerstand. Inzwischen hatte Ace längst mitbekommen, dass mit diesem Lehrer nicht zu spaßen war; wenn Autorität der zweite Vorname seines Sportlehrers Hawkeye war, dann war Strenge definitiv der von Smoker. „Ebenso wie Phoenix neben Ihnen.“ Wenigstens, dachte Ace bedröppelt, war er fair.
 

Auch wenn Ace heftig zu spät gekommen war, zog sich der Unterricht hin wie Kaugummi. Er wagte es nicht mehr mit Marco zu sprechen, weil er keine Lust auf ein weiteres Mal Nachsitzen hatte, und machte diesem ein Zeichen, dass er nach der Schule mit ihm über Luffy sprechen würde. Hier in der Schule war Marco so etwas wie sein bester Freund und er hoffte, dass dieser ihn ein wenig beruhigen konnte, was Luffy und Bellamy anging. Ace machte sich noch immer große Sorgen wegen Donquixote Doflamingo. Wenn dieser tatsächlich in derselben Liga spielte wie Whitebeard, war es sicher gesünder sich nicht mit ihm anzulegen.

Als es endlich klingelte und die Schüler stürmisch den Geschichtsraum verließen, seufzte Ace gepeinigt auf und blieb, den Kopf auf die Hand abgestützt, neben Marco auf seinem Stuhl sitzen. Eigentlich hatte er gerade überhaupt gar keinen Bock darauf, sich ausgerechnet mit Smoker abzugeben.

„Phoenix, Portgas D., Sie beide scheinen meinen Unterricht wohl als eine Art Zeit für Tratsch und Quatsch zu sehen. Nun, ebenso wissen Sie allem Anschein nach auch, warum ihr Mitschüler Hyena bereits seit mehreren Tagen fehlt. Rückt schon mit der Sprache raus, ihr Bälger: Was ist hier los?“ Ace warf Smoker einen seltsamen Blick zu. Er hatte mit einem üblichen Tadel gerechnet, eben einen Vortrag darüber, dass man im Unterricht zuhören sollte, damit man seine Mitschüler nicht störte und später einen guten Job fand. Dass Smoker wissen wollte, was zwischen Bellamy und Luffy vorgefallen hatte, hatte er als allerletztes erwartet. Warum zur Hölle interessierte sich denn ihr Geschichtslehrer dafür? Ace verstand nur noch Bahnhof.

Ebenso unerwartet antwortete Marco neben ihm in einem spöttischen Tonfall: „Netter Versuch, Smoker! Aber ich fürchte, dass Banden-Angelegenheiten Sie nichts angehen!“

Smoker knurrte leise und spießte Marco mit bösen Blicken förmlich auf. „Hyena ist einer meiner Schüler“, meinte er bissig, „und ich habe ein Recht darauf zu erfahren, was mit ihm geschehen ist.“ Als Antwort zuckte Marco mit den Schultern. „Weder Ace noch ich haben etwas mit ihm zu tun. Warum fragen Sie nicht Sarquiss oder Lilli? Schließlich sind sie in derselben Bande.“

Niemand von ihnen gab einen Ton von sich. Smoker starrte Marco an, Marco starrte zurück, beide Blicke waren feindselig, und Ace fragte sich stumm, was zur Hölle hier eigentlich los war und was er verpasst hatte. Nach zwei oder drei Minuten, in denen niemand von den beiden den Blick senkte, meinte Smoker schließlich kurz angebunden: „Sie dürfen gehen.“

Und damit verließen sowohl Marco als auch Ace so schnell wie möglich den spannungsgeladenen Geschichtsraum und machten sich auf den Weg zu ihren nächsten Fächern.
 

*
 

Nach der Schule wartete Ace wie verabredet vor dem Schultor, bis Marco gemeinsam mit einem breit grinsenden Thatch vor ihm auftauchte. „Oi, Ace, ich habe gesehen wie dein Bruder Bellamy fertig gemacht hat“, begrüßte letzterer ihn und legte brüderlich einen Arm um seine Schulter. „Das war ja wirklich gigantisch! Mit nur einem einzigen Schlag! Kannst du ihn nicht dazu überreden, auch unserer Bande beizutreten?“ „Oi, Thatch, Marco“, meinte Ace und schüttelte den Kopf, während sie sich auf den Weg machten. „macht euch keine Hoffnungen. Luffy hat bereits eine eigene Bande gegründet und in dieser Sache ist er ein echter Sturschädel.“ Dann fügte er noch hinzu: „Und was heißt hier unsere Bande. Ich bin der Whitebeard-Bande immer noch nicht beigetreten.“ „Noch nicht“, echote Thatch lachend. „Pops hat dich nämlich wirklich gerne, er redet oft von dir. Wir bringen dich schon noch dazu, uns beizutreten.“ Ace quittierte diese Aussage mit einem Schweigen.

Es gab derzeit wichtigere Dinge, um die er sich Gedanken machte. Die Mugiwara-Bande zum Beispiel. Er hoffte wirklich von ganzen Herzen, dass sich Doflamingo durch den Sieg Luffys über Bellamy nicht provoziert fühlte und auf seinen jüngeren Bruder losging. Auf der anderen Seite jedoch: Hatte nicht er selbst auch bereits Bellamy ausgeschaltet? Damals, als er Thatch und über diesen die Whitebeard-Bande überhaupt erst kennenlernte. Und bisher hatte diese Aktion noch kein Nachspiel gehabt. Doch hatte er diesen nicht annähernd so fertig gemacht wie Luffy es getan hatte, und schon gar nicht in aller Öffentlichkeit.

„Was ist los mit dir, Ace? Du wirkst so niedergeschlagen.“

Er zuckte mit den Schultern. „Ich mache mir derzeit große Sorgen um Luffy und seine Leute. Ihr wisst schon, natürlich wegen Bellamy.“ Thatch pflichtete ihm nickend bei. „Klar, weil Bellamy zu Doflamingo gehört, nicht wahr? Der Typ ist wirklich gefährlich, selbst wir gehen ihm so gut wie möglich aus dem Weg. Er ist in einer Menge illegaler Geschäfte verwickelt, Menschenhandel, Prostitution und so weiter.“ Ace lief ein Schauer über den Rücken. „Im Ernst jetzt? So heftig ist der drauf?“ Thatch und Marco nickten beide. Na super, dachte Ace, seine Sorgen hatten die beiden also definitiv nicht zerstreuen können.

„An deiner Stelle würde ich echt aufpassen, du weißt schon, wachsam sein. Rate das am besten auch deinem Bruder! Mit Doflamingo ist nicht zu spaßen! Und Bellamy wurde schließlich im Prinzip vor der ganzen Stadt besiegt. Das wird Doflamingos Ansehen stark angeknackst haben.“

„Dieses Duell macht wirklich die Runde in Grandline City. Sogar Smoker hat heute versucht, mich und Ace über diesen Vorfall auszuquetschen. Natürlich habe ich nichts verraten“, warf Marco ein. Ace erinnerte sich an Marcos seltsames Verhalten, während Smoker mit ihnen beiden gesprochen hatten. Auch wenn er Mitglied der Whitebeard-Bande war, hatte Ace ihn noch niemals so respektlos gegenüber jemand anderem erlebt, schon gar nicht gegenüber einem Lehrer. Ob Smoker ihm deswegen eine schlechte Geschichtsnote reinwürgen würde? Hoffentlich nicht, dachte Ace, denn schließlich war er mitschuldig daran, dass es überhaupt so weit gekommen war. Und Geschichte war ihr Leistungskurs.

Doch Thatch neben ihm lachte nur schallend. „Dieses Aas… Unglaublich, dass er sich mit dir angelegt hat, Marco! Er nimmt sich viel heraus, nur weil er bei der Regierung ist.“

Ace glaubte sich verhört zu haben. „Smoker ist bei der Regierung?“, hakte er überrascht nach. Marco und Thatch nickten. „Sogar ein ziemlich hohes Tier, wenn ich mich nicht irre. Er hasst das ganze Bandensystem und hat auch schon die ein oder andere Bande zerschlagen. Darum hat Marco ihm auch nichts von Bellamy berichtet. Auch wenn wir mit Doflamingo verfeindet sind – wir hassen die Regierung mehr als jede andere Bande! Und in dieser Hinsicht sind sich alle Banden einig! Man verpfeift bei der Regierung niemanden!“

„Wow“, machte Ace und speicherte die neuen Informationen, „ich habe gar nicht gewusst, dass in dieser Stadt noch irgendjemand anderes regiert als die Banden.“ Doch hatte nicht selbst Zoro an ihrem ersten Tag in Grandline City davon gesprochen, dass er vom Sohn des Bürgermeisters verfolgt worden war? Gerade wollte er den Mund aufmachen um weitere Fragen über diese Regierung zu stellen, von der er auch nach Wochen in dieser Stadt noch nicht viel mitbekommen hatte, als eine aufgeregt wirkende Gestalt auf das Trio zuhetzte.
 

Der Mann hatte einen dunklen Teint und trug einen Zylinder auf den Kopf, sein Gesicht zierte einen französischen Schnurrbart. Ace wäre bei dieser ominösen Gestalt sofort in Angriffsposition übergegangen, wenn nicht Marco und Thatch neben ihm völlig ruhig geblieben wären und dem Mann mit freundlicher Gelassenheit entgegengeblickt hätten. „Oi, Vista“, begrüßten Thatch den seltsam gekleideten Mann, der vielleicht in Diamond Jozus Alter war, „warum so gehetzt? Das hier ist übrigens Portgas D. Ace, du weißt schon, von dem wir dir so viel erzählt haben. Er war es, der Thatch vor Bellamy gerettet hat. Ace, das hier ist Vista…“ „Wir haben keine Zeit für so etwas“, unterbrach Vista, der allem Anschein nach genauso wie Thatch und Marco zur Whitebeard-Bande gehörte, Thachts Redeschwall, „ihr müsst unbedingt schnell mitkommen! Ihr werdet es nicht glauben!“

Sofort wurden sie alle Drei hellhörig und ohne weitere Sekunden zu verschwenden, folgten sie dem völlig aufgelösten Vista durch die Straßen. „Was ist denn passiert?“, fragte Marco alarmiert, während sie rannten, „ist etwas mit Pops los?“ Vista schüttelte den Kopf. „Nein. Es geht um Hyena Bellamy!“

„Bellamy?“ Sofort befiel Panik Aces Körper. Was war los? Hatte er Luffy zu einer Revanche herausgefordert? Oder ihn aus einem Hinterhalt heraus angegriffen, um sich für die Blamage zu rächen? „Was ist denn passiert? Was hat er getan?“ „Oh, er hat nichts getan.“ „Und warum zur Hölle rufst du uns dann so panisch!?“ „Weil er tot ist.“

„Was!?“

Sie erreichten einen Platz, abseits ihrer High School, dem Baratie und all den anderen Orten, an denen Ace sich für gewöhnlich aufhielt. Wie bereits bei dem gigantischen Kampf zwischen Luffy und Bellamy hatte sich ein Kreis gebildet und Ace vermutete, dass sich die Leiche Bellamys in seiner Mitte befand. Im Gegensatz zu der Situation vor einigen Tagen jedoch musste sich Ace nicht durch die Menschen drängeln, um bis nach vorne zu gelangen: Kaum erblickte man Marco, Thatch und Vista hinter ihm, machten die Menschen eilig Platz und es öffnete sich eine Gasse inmitten der Menge. Dieses Verhalten verwirrte ihn ein wenig, doch im Augenblick gab es wirklich wichtigere Dinge, um die er Gedanken machen sollte. Mit klopfendem Herzen durchquerte Ace Seite an Seite mit den drei Anderen die freigewordene Gasse.

Er wusste nicht recht, was er sich vorgestellt hatte, als er durch Vista vom Tod Bellamys erfahren hatte; es war ja gerade einmal wenige Minuten her gewesen. Doch das Szenario, das er nun vor sich sah, hatte Ace ganz sicher nicht erwartet und es verschlug ihm den Atem: Auf dem gepflasterten Boden in der Mitte des Platzes saß Sarquiss mit tränennassem Gesicht und hielt die Leiche Bellamys auf seinem Schoß fest. In seinen Hals war ein Loch gestochen worden, das so groß war, dass Ace selbst aus einiger Entfernung problemlos hindurch sehen konnte. Neben Sarquiss lag ein großes, blutiges Messer, mit dem der Mord anscheinend durchgeführt wurde. Es war ein schrecklicher Anblick.

„Was ist hier passiert?“, fragte Marco, der neben Ace stand und im Gegensatz zu ihm überaus gefasst wirkte. Im Gespräch mit Smoker war er ihm viel emotionaler vorgekommen. Als wäre eine Leiche mit durchstochenem Hals etwas völlig Alltägliches. Und plötzlich kam Ace der schaurige Gedanke, dass ein solcher Anblick in dieser verfluchten Stadt vielleicht tatsächlich alltäglich war. „Bigknife Sarquiss hat Bellamy erstochen“, antwortete jemand aus der Menge ehrfürchtig, „Mugiwara no Luffy hat ihn besiegt. Das konnte Donquixote Doflamingo nicht auf sich sitzen lassen. Also hat er Sarquiss befohlen ihn zu erstechen.“ „Genau“, fügte jemand anderes hinzu, „er drohte, ansonsten sie alle beide umbringen zu lassen.“

„Oh Gott!“, meinte Ace und unterdrückte die aufkommende Übelkeit, während er Sarquiss und Bellamy betrachtete. Sarquiss, dem Tränen über das blasse Gesicht liefen und der die Leiche in seinen Armen festgekrallt hielt und Bellamy mit dem blutigen Loch im Hals. Bellamy war in seinem Geschichtskurs gewesen, er hatte nahezu jeden Tag nur wenige Meter entfernt von ihm gesessen. Und auch wenn Ace immer der Meinung gewesen war, dass Bellamy ein Bastard war… einen solchen Tod hatte er ihm nicht gewünscht. So einen Tod verdiente wohl kaum jemand. Erstochen durch den eigenen Kameraden… Ace schüttelte sich.

Natürlich hatte er gewusst, dass dieses Bandensystem hart war. Dass es oft darauf ankam, welcher Bande man angehörte und welchen Ruf man genoss. Doch bisher hatte er geglaubt, dass die ganze Sache dennoch in einem gewissen Rahmen blieb, auf dem Niveau von hauptsächlich verbalen Feindseligkeiten untereinander und der einen oder anderen Schlägerei.

Nun, er hatte sich geirrt. Hier war ein Mord geschehen und zwar einer der grausamsten, von denen Ace jemals gehört hatte. Und das bloß, dachte er und musste sich zusammenreißen, um sich nicht zu übergeben, weil Luffy Bellamy letztens auf diesem beschissenen Sportplatz besiegt hat. Gottverdammt nur deshalb!

„Ist Donquixote Doflamingo noch in der Nähe?“, fragte Marco neben ihm mit einer Stimme, die immer noch überraschend sachlich war. „Nein“, antwortete wieder jemand aus der Menge, „er ist nach Vollzug der Strafe sofort wieder verschwunden.“ „Was für ein mysteriöser Mann“, tuschelte irgendjemand hinter ihm. „Was für ein grausames Exempel!“ „Selbst Schuld, wenn man sich auf eine solch große Bande einlässt!“

„Lasst uns wieder gehen, Marco, Ace, Vista“, sagte Thatch. „Wir haben die Sache hier gesehen und jetzt gibt es nichts mehr für uns zu tun hier. Die beiden Typen gehören nicht zu unserer Bande.“ Marco nickte. „Du hast Recht. Trotzdem sollten wir Pops so schnell wie möglich Bericht darüber erstatten. Doflamingo ist verdammt gefährlich.“ Marco, Thatch und Vista nickten einstimmig. Sie wandten sich um und waren bereits ein paar Schritte gegangen, ehe sie merkten, dass Ace ihnen nicht folgte. Marco drehte seinen Kopf zu ihm um. „Was ist los mit dir? Kommst du, Ace?“ Ace brauchte ein oder zwei Sekunden, dann bewegte er sich langsam von der Stelle und folgte den anderen Drei stumm durch die Menschenmasse.
 

*
 

Als er am Nachmittag in seiner Wohnung ankam, hatte Ace das Gefühl, um Jahre gealtert zu sein. Er hörte Luffy, Zoro, Nami, Usopp und Sanji im Wohnzimmer quatschen und herumalbern, und zum ersten Mal seit langem munterte ihn diese fröhliche Geräuschkulisse nicht auf. Hyena Bellamy war tot! Bigknife Sarquiss hatte ihn ermordet! Beides waren Mitschüler von Ace und auch von Luffy, Zoro, Nami und Usopp gewesen. Es kam ihm seltsam falsch vor, sich jetzt zu Luffy und seiner Bande ins Wohnzimmer zu setzen und völlig unberührt weiterzumachen, auch wenn Marco, Thatch und Vista das allem Anschein nach problemlos hatten tun können.

Fast schon hatte er den ersten Schritt in Richtung Badezimmer gemacht –eine kalte Dusche würde ihm jetzt sicher gut tun-, als zufällig die Wohnzimmertür aufging und sein jüngerer Bruder ihn erblickte. Er lächelte freudestrahlend und hielt, wie nicht anders zu erwarten gewesen, ein großes Stück Pizza in der Hand. „Oi, Ace! Warum guckst du so traurig? Komm doch rüber, wir haben Bier und Pizza!“ Luffy griff nach seiner Hand und zerrte ihn die paar Schritte ins Wohnzimmer, wo man ihn fröhlich begrüßte. Halbherzig ließ er sich auf den Teppich sinken und eine Flasche Bier in die Hand drücken. Eigentlich hatte er jetzt überhaupt gar keine Lust auf ein so ausgelassenes und sorgenloses Fest.

Auch die Anderen schienen zu bemerken, dass mit ihm irgendetwas nicht stimmte. „Was ist denn los mit dir? Ace?“ Es war Nami, die ihn als erstes ansprach und sich neben ihn auf den Fußboden setzte. „Ist irgendetwas passiert?“

Ohne weiter darüber nachzudenken antwortete er: „Bellamy ist tot.“ Augenblicklich wurde es totenstill im Wohnzimmer. Niemand sagte mehr ein Wort, die Bierflaschen klirrten nicht mehr, alle Blicke richteten sich auf Ace. „W-wie tot?“, fragte Usopp schließlich völlig verdattert und blickte ihn unsicher an, „Was meinst du mit tot?“ „Tot eben“, erwiderte Ace aufbrausend, „Erstochen! Was soll das denn sonst heißen? Man hat ihm ein riesiges Loch in den Hals gestochen! Er ist tot! Mausetot!“

„Woher weißt du das?“

„Ich habe seine Leiche gesehen. Nach der Schule bin ich noch eine Weile mit Marco und Thatch durch die Stadt getratscht und da haben wir dann einen Typen namens Vista getroffen. Der meinte, wir sollten uns das unbedingt ansehen und dann… dann lag er eben da. Sarquiss hat ihn festgehalten.“

„Wer hat es denn getan?“

„Na, Sarquiss natürlich!“ Langsam wurde Ace ungeduldig. Warum verstanden sie denn nicht, was er ihnen sagen wollte? „Doflamingo ist aufgetaucht, und hat dann Sarquiss befohlen Bellamy zu erstechen. Ansonsten hätte er sie beide umgebracht. Es war ein Exempel, weil Luffy ihn doch ein paar Tage zuvor in aller Öffentlichkeit besiegt hat! Ich glaube, es soll eine Warnung sein. An die anderen Bandenmitglieder…“ Seine Stimme wurde gegen Ende seiner Rede immer leise, bis sie schließlich zu einem Flüstern absank. Luffy und die Anderen starrten ihn entsetzt an und aus irgendeinem Grund tat Ace diese Reaktion gut. Fast mehr als den Mord selbst hatte ihn geschockt, wie ruhig und gelassen Marco, Thatch und Vista mit der Situation umgegangen waren. „Ohje…“, meinte Nami neben ihm und hielt sich die Hand vor den Mund. „Das ist ja schrecklich!“, stimmte Usopp ihr zu, und auch Luffy und Sanji zeigten bestürzte Gesichter.

Der einzige, der sich völlig sachlich gab, war Zoro. „Das ist verdammt schlecht“, meinte er und zog mit seinen Worten die Aufmerksamkeit der ganzen Gruppe auf sich. „Anscheinend hat Doflamingo diesen Kampf zwischen Bellamy und Luffy sehr persönlich genommen. Das ist auch kein Wunder, schließlich war Bellamy der Captain seiner Zweitbande und seine Niederlage wird seinen Ruf sehr angeknackst haben. Als erstes hat er sich an seinen eigenen Leuten gerächt. Da bleibt die Frage offen, ob er sich nicht demnächst auch an Luffy rächen will.“

„Und an Ace auch!“, warf Usopp ein, der sich allem Anschein nach noch daran erinnerte, dass Ace erwähnt hatte, auch gegen ihn gekämpft zu haben. Er verwarf Usopps Einwand jedoch. „Das glaube ich nicht“, meinte er, „bei meiner Auseinandersetzung mit Bellamy war niemand außer ein paar Leuten aus seiner Bande und mir und Thatch anwesend. Ich glaube nicht, dass Doflamingo jemals davon erfahren hat.“ Blieb also doch nur noch Luffy als einzige Zielscheibe übrig.

„Du musst auf dich aufpassen, Luffy!“, warnte er seinen jüngeren Bruder mit eindringlicher Stimme und erinnerte sich daran, dass auch Marco, Thatch und Vista ihm das geraten hatten, „am besten ist es, du lässt dich in nächster Zeit auf keine Provokation ein! Das ist verdammt gefährlich!“

Nun richteten sich alle Blicke auf Luffy, der auf der Couch saß und seinen Strohhut tief ins Gesicht gezogen hatte. Er war der einzige, der sich noch überhaupt nicht zu dieser Situation geäußert hatte, fiel Ace plötzlich auf und er fragte sich, was Luffy wohl dachte. „Na und?“, meinte er mit ernster Stimme, „ich habe mir vorgenommen, meine eigene Bande auf die Beine zu stellen und die Herrschaft über Grandline City zu übernehmen. Dieser Doflamingo-Typ ist mir völlig egal! Wenn er will, dann bekämpfe ich ihn gleich morgen! Ich fürchte mich vor niemandem! Wie soll ich denn stärker werden und den Ruf meiner Bande vergrößern, wenn ich mich verkrieche?!“

„Luffy!“ Wieder einmal war Nami der vernünftige Part in der Gruppe und sie fixierte ihren Captain mit wütender Miene. „Überschätz dich nicht! Du hast doch selbst erfahren, dass Doflamingo nicht einmal vor Mord zurückschreckt!“ Luffy zuckte mit den Schultern und rückte seinen Strohhut zurecht. „Wenn ich dabei sterbe, dann ist das in Ordnung. Aber wenn ich mich feige verstecke, werde ich das mein Leben lang bereuen.“ Diese Worte machten Eindruck und für einen Augenblick sagte niemand etwas.
 

Es dauerte nicht allzu lange, dann war die übliche heitere Stimmung wieder hergestellt, auch wenn Ace sie noch immer nicht ganz genießen konnte. Er hatte nicht mehr andauernd das Bild vom toten Bellamy vor Augen, doch er machte sich um viele andere Dinge Gedanken. Hatte Doflamingo es nun auf Luffy abgesehen? Ace wünschte sich, er würde etwas mehr über diesen mysteriösen Mann und seine Bande wissen. So war es sehr schwer ihn einzuschätzen. Und er fragte sich auch, was Marco und Thatch gerade wohl taten. Ob sie Whitebeard bereits von Bellamys Ermordung berichtet hatten? Wie sie wohl darüber sprachen? Sicherlich dachten sie deutlich sachlicher und unberührter als er über diese Sache, auch wenn sie genauso wie er Mitschüler von Bellamy gewesen waren.

Und es interessierte ihn auch immer noch sehr, was da heute zwischen Smoker und Marco abgelaufen war. Er hatte seinen Freund niemals so respektlos mit einem Lehrer sprechen können. Und Smoker hatte es sogar hingenommen. Als hätte er gewusst, dass sein Versuch, an Informationen zu gelangen, zum Scheitern verurteilt war. Was hatte das nur zu bedeuten? Marco hatte gemeint, Smoker würde bei der Regierung arbeiten. Aber er war doch ihr Lehrer, oder nicht?

„Sag mal“, fragte er darum in die Runde, „weiß jemand von euch, wie die Regierung hier in Grandline City funktioniert?“ Zoro, Nami, Usopp und Sanji blickten ihn überrascht an. „Wieso willst du das wissen?“, wurde er gefragt und Ace berichtete knapp, was heute zwischen Smoker und Marco nach der Geschichtsstunde vorgefallen war. „Wusstest du das nicht?“, fragte Zoro ihn mit hochgezogener Augenbraue.

„Was soll ich wissen?“

„Naja, dass Smoker ein Mitglied der Regierung ist. Soweit ich weiß ist er sogar ein Vize-Admiral.“

„Und was hat das zu bedeuten?“

Zoro seufzte, dachte einen Augenblick nach und erklärte ihm schließlich: „Auch wenn das Leben in Grandline City hauptsächlich durch das Bandensystem geprägt ist, gibt es hier natürlich, zumindest offiziell, eine Regierung. Unser Bürgermeister heißt Morgan. Vielleicht erinnerst du dich noch, als ich Luffy das erste Mal begegnet bin, da war ich auf der Flucht vor seinem Sohn Helmeppo. Dieser widerliche Bastard hat mich mit seinem Köter verfolgt, als ich meine Schwerter nicht zur Hand hatte. Aber weiter im Text: Die Regierung ist natürlich alles andere als begeistert von den Banden und tut alles, um dieses System zu zerschlagen. Ihre Leute werden praktisch überall eingesetzt. Sie sind Lehrer, Polizisten, manche sind sogar undercover selbst Mitglieder irgendwelcher Banden. Einige einzelne waren sehr erfolgreich und haben bereits Banden vernichten können. Wenn du in der Regierung gute Arbeit leistest, bekommst du einen Rang. Das höchste ist der Rang eines Admirals.“

Ace schluckte. „ Und Smoker ist ein Vize-Admiral?“

„Ja. Als Mitglied einer Bande sollte man sich vor ihm auf jeden Fall in Acht nehmen, denn er ist verdammt gefährlich.“

„Das heißt also, die Bandenmitglieder sind die Kriminellen und die Regierung sorgt für Recht und Ordnung?“

Nun war es Sanji, der sich in das Gespräch einmischte. Für gewöhnlich wandte sich Ace bei solchen Fragen an ihn und er schien es überhaupt nicht gerne zu sehen, dass Zoro ihm seinen Platz als Informant streitig machte. „Das kann man so nicht sagen“, meinte er und zog an seiner Zigarette, „nicht alle Banden sind kriminell. Das beste Beispiel sind schließlich wir. Und die Whitebeard-Bande ist sogar bekannt dafür, sich aus solchen Dingen herauszuhalten. Auf der anderen Seite sind nicht alle Mitglieder der Regierung so ehrenhaft wie sie tun.“ Zoro, der anscheinend wieder an Helmeppo dachte, nickte mit finsterem Blick.

Ace legte den Kopf schief. Das waren ziemlich viele neue Informationen auf einmal. „Wenn man Mitglied einer Bande ist, sollte man auf jeden Fall vorsichtig sein“, warnte Sanji ihn, „von der Regierung gefasst zu werden ist kein Spaß. Viele werden ins Gefängnis gesteckt oder sogar hingerichtet.“

„Und warum treten die Leute denn dann überhaupt einer Bande bei, wenn es doch so gefährlich und sogar illegal ist? Ist das nicht völlig bescheuert? Ich meine, mein eigener Geschichtslehrer ist ein Vize-Admiral!“ Plötzlich erschien es ihm unglaublich fahrlässig, dass Marco so respektlos mit Smoker gesprochen hatte. Im schlimmsten Fall würde ihn dieses Verhalten bald nicht nur seine gute Note, sondern gleich seinen Kopf kosten! „Weil eine Bande auf der anderen Seite Schutz bietet. Wenn ein Mitglied einer bekannten Bande gefangen genommen worden ist, sorgt das immer für eine Menge Probleme, weil die restlichen Mitglieder in der Regel mit aller Macht versuchen das Mitglied zurückzuerobern. Auf diese Weise entstehen teilweise verdammt gefährliche Straßenschlachten und Attentate. Besonders bekannt dafür ist auch wieder die Whitebeard-Bande. Whitebeard lässt niemals die Gefangennahme oder den Tod eines seiner Kinder ungesühnt. Außerdem sind auch die einzelnen Bandenmitglieder in ihrer Stärke nicht zu unterschätzen. Die Kommandanten der ersten Divisionen der Whitebeard-Bande könnten es sicherlich mit einem Vize-Admiral aufnehmen, genauso wie die Untergruppen-Captains der Supernovae-Bande.“

„Ja, in der Regel ist das ein ziemlich ausgeglichenes Spiel. Auf beiden Seiten gibt es Starke und Schwache, Gute und Böse. Es ist ein ewiges Hin und Her.“

„Unterbrich mich nicht, du Idiot!“

„Ich habe dich nicht unterbrochen, sondern nur etwas hinzugefügt, kapiert?!“

Während Zoro und Sanji sich mal wieder zu fetzen begannen, legte Ace nachdenklich den Kopf in den Nacken. Wenn ich also tatsächlich der Whitebeard-Bande beitrete, dachte er, dann hätte ich gleich die gesamte Regierung dieser Stadt gegen mich aufgebracht. Das ist überhaupt nicht gut.

Gerade nachdem, was er heute gesehen hatte, verspürte Ace überhaupt keine Lust mehr, sich irgendeiner Bande anzuschließen. Vielleicht hätten sie doch im East Blue bleiben sollen. Doch dann kam ihm wieder Sabo in Erinnerung und einen Augenblick später war Ace doch froh über ihren Umzug nach Grandline City. Er wollte nicht an Sabo erinnert werden, und wenn der Preis für diesen Wunsch eine von Banden kontrollierte Stadt war, dann nahm er ihn eben in Kauf.
 

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Und hier gibt es dann gleich Kapitel 5! :D Hoffentlich hat es euch gefallen. ;)

Vor allen Dingen hoffe ich auch, hier ein paar Fragen geklärt zu haben. Einige von euch hatten ja gefragt, wie es z.B. mit der Regierung in Grandline City aussieht usw. :P

Ich freue mich über jeden Kommi & bis zum nächsten Kapitel! :P
 

bye

sb



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Ysaye
2012-05-20T16:37:17+00:00 20.05.2012 18:37
Oha! Das waren ja jede Menge interessante Infos. Ich fürchte nur, bei Ruffys Persönlichkeit wird es mit Sicherheit nicht lange dauern, bis er nicht nur sämtliche Banden, sondern auch die Regierung gegen sich aufbringt. Und auch Ace ist ein Magnet für Ärger ohnegleichen... bin ja schon mal gespannt, was von nun an passieren wird.

Mit Bellamy's Tod habe ich allerdings nicht gerechnet - De Flamingo schenkt sich also nichts, auch nicht in deiner Version. Können nur noch hoffen, dass Ruffy rechtzeitig weitere starke Mitglieder/Verbündete findet...!


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