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Grandline City

Bandenkrieg (AU)
von

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Kapitel 2

Kapitel 2
 

„Oi, Ace!“ Ace hatte nicht erwartet, am nächsten Schultag so freundlich von Phoenix Marco begrüßt zu werden, wo sich der Andere ihm gegenüber doch eher neutral verhalten hatte. Doch weil er Marco mochte und sich die Sache nicht verderben wollte, grüßte er lächelnd zurück: „Schön dich zu sehen, Marco.“ Ace stand gerade an seinem Schließfach und holte sein Geschichtsbuch heraus, als sein Lächeln plötzlich zu Eis gefror. Oh Gott! Er war gestern so geschafft gewesen, dass er gar nicht daran gedacht hatte, seine Hausaufgaben zu machen. Und dann war sein Geschichts-Lehrer, Smoker, auch noch einer von der ganz alten Schule. Der ließ ihn hundertprozentig nachsitzen! Und um halb fünf musste er doch wieder im Cafe sein! Er war so ein Pechvogel..! Verzweifelt blickte Ace auf seine Armbanduhr. Er hatte noch exakt fünfeinhalb Minuten bis zum Unterrichtsbeginn; in der Zeit würde er es niemals schaffen, den Text zu lesen und zusammenzufassen… und das auch noch direkt in der zweiten Schulstunde! Super!

„Was ist los?“, fragte Marco neben ihm, und klang ehrlich interessiert. „Ich hab vergessen, meine Hausaufgaben zu machen“, sagte Ace gepresst, „weil ich gestern bis Mitternacht arbeiten musste. Und wir haben doch gleich bei Smoker!“ Ein breites Lächeln zierte Marcos Gesicht und er klopfte Ace freundschaftlich auf die Schulter. „Kein Thema. Schreib von mir ab. Wenn du dich beeilst, schaffst du das noch!“ „Meinst du das ernst?!“ „Klar!“

„Waah! Danke, Marco, du bist der Beste! Ich schulde dir was!“ Am liebsten wäre Ace seinem Klassenkameraden um den Hals gefallen. Wer hätte erwartet, dass Phoenix Marco doch so hilfsbereit war? Sich nochmal bedankend nahm Ace die Aufzeichnungen von Marco entgegen und machte sich schleunigst daran, sie abzuschreiben.

Marco winkte ab. „Red keinen Unsinn, Ace. Ich stehe in deiner Schuld! Das ist doch das Mindeste, was ich tun kann, nachdem du gestern Thatch vor Bellamy und seiner Bande gerettet hast!“

Ace wäre fast der Kugelschreiber aus der Hand gefallen. Er stockte eine Sekunde. Marco war auch in einer Bande? Marco, der in seinem Geschichtskurs neben ihm saß?! Ace schluckte, und beeilte sich mit dem Abschreiben. Nun, Thatch hatte gemeint, er gehöre zu Whitebeard, also einer der vier stärksten Banden in Grandline City, wie er gestern von Sanji erfahren hatte. Und Thatch hatte eigentlich sehr fröhlich und normal gewirkt. Genauso normal wie Marco. Vielleicht war es doch nicht so schlimm wie er dachte, Mitglied in einer Bande zu sein?

„Danke“, meinte er zu Marco, gab ihm das Heft zurück, und betrat mit ihm gemeinsam den Geschichtsraum.

„Das Angebot, das Thatch dir gemacht hat, steht übrigens natürlich noch, Ace!“, sagte Marco, während sie sich auf ihre Plätze setzten. „Wir würden uns darüber freuen, wenn du der Whitebeard-Bande beitrittst. Du scheinst ja echt in Ordnung zu sein.“
 

*
 

In der großen Pause bot Marco ihm an, sich zu ihm und den restlichen Schülern, die zur Whitebeard-Bande gehörten, zu setzen, doch Ace lehnte dankend ab. Er wollte nicht den Eindruck erwecken, zu irgendwem zu gehören. Gerade, weil Bellamy ihm die ganze Unterrichtstunde über tödliche Blicke zugeworfen hatte. Hoffentlich brütete der Kerl nicht irgendetwas aus. Das schlimmste, was passieren konnte, wäre natürlich, dass Donquixote Doflamingo –wer auch immer das sein mochte- sich persönlich mit ihm anlegte. Lieber nicht!

Stattdessen machte Ace sich wieder auf die Suche nach seinem jüngeren Bruder und dessen neue Freunde. Ihre Wohnung sah noch immer aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen, und er würde sicher nicht aufräumen. Das durften die Partygäste schön selber machen!

Er entdeckte Luffy am gleichen Platz wie gestern, ein paar Holzbänken auf dem weitläufigen Pausenhof. Umringt war er, wie immer, von Zoro, Nami und Usopp. Dann hatte er gleich alle Übeltäter auf einen Streich!

„Oi, Luffy!“, rief er seinem Bruder zu, während er mit langsamen Schritten näher kam, und sofort hatte er die Aufmerksamkeit der kleinen Gruppe. „Ace!“ Luffy strahlte über das ganze Gesicht, schien sich keiner Schuld bewusst. Blöder Affe! „Hast du gut geschlafen?“ In der Badewanne. Sicher! Kaum hatte Ace seinen kleinen Bruder erreicht, verpasste er ihm mit der Faust eine saftige Kopfnuss. „Du Idiot! Unsere Wohnung sieht aus wie ein Schlachtfeld und stinkt nach kalter Pizza! Ich will, dass das in Ordnung gebracht ist, wenn ich nach Hause komme!“ „Ich habe aber keine Lust aufzuräumen!“ „Mir doch egal, ob du Lust dazu hast! Wer eine Party veranstalten kann, der kann auch aufräumen! Oder soll ich bitteschön deinen Müll wegräumen?!“ Er hob die Faust und war dazu bereit, Luffy gleich noch eine zweite Kopfnuss zu verabreichen.

Nami, das Mädchen mit den kurzen, rot-orangenen Haaren, stellte sich zwischen die streitenden Brüder und hob beschwichtigend die Hände. Anscheinend war sie irgendwie der Vernunft-Mensch in dem Quartett. „Keine Sorge, Ace“, meinte sie, „wir bringen das schon in Ordnung. Alle zusammen. Wir Drei gehen heute nach der Schule einfach mit Luffy und sorgen dafür, dass die Wohnung wieder pikobello aussieht.“ Ace seufzte erleichtert aus. Zumindest das Mädchen schien etwas im Kopf zu haben. „Das will ich auch hoffen. Die Möbel sind nagelneu!“

Nachdem dieser Streitpunkt geklärt war, blieb Ace noch eine Weile bei der kleinen Gruppe sitzen und unterhielt sich mit den Leuten. Er hatte gestern gar keine Möglichkeit gefunden, Luffys neue Freunde ein wenig besser kennen zu lernen. Vor allen Dingen überraschte es Ace, dass Zoro sich tatsächlich mit Luffy angefreundet zu haben schien. Er hatte den Typen, der sich selber schließlich als Einzelgänger definierte hatte, ganz anders eingeschätzt. Ob er es lange mit seinem Bruder aushalten würde? Die beiden waren wie Feuer und Wasser.

Das Mädchen, Nami, schien die Denkerin und die Vernünftige zu sein. Trotzdem kam Ace nicht umhin zu bemerken, dass sie durchaus auch temperamentvoll sein konnte und ihre Jungs mit harter Hand regierte.

Usopp, der Junge mit der langen Nase, entsprach nicht gerade dem Idealbild eines Mannes. Er war dürr, ein Feigling, Lügner und Aufschneider. Er schien gerne damit herumzuprotzen, es bereits mit mehreren Banden-Captains aufgenommen zu haben, was ihm natürlich niemand glaubte. Doch wenn Luffy ihn zu einem Freund von sich gemacht hatte, dann musste er in Ordnung sein.

Sein jüngerer Bruder hatte irgendwie die seltsame Fähigkeit, immer an die richtigen Leute zu geraten und aus allem Ärger heil herauszukommen. Wenn Ace diese Fähigkeit nur auch geerbt hätte… Ein Seufzen entwich seiner trockenen Kehle…

„Oi, Ace“, sprach Luffy ihn breit grinsend an, „willst du nicht auch meiner Bande beitreten? Dann wären wir zumindest schon zu fünft!“ Ace traute seinen Ohren kaum. „Ihr… ihr Vier wollt eine eigene Bande sein?! Du hältst also immer noch an diesem Quatsch fest?!“ Er warf Luffy einen ungläubigen Blick zu. Luffy war stark, das wusste er selbst ganz genau, und auch Zoro schien nicht ganz ohne zu sein, doch was wollte er in seiner Bande mit Leuten wie Nami und Usopp anfangen? Das würde nie etwas werden! Wenn er da nur an Bellamy und den Typen mit den beiden großen Messern dachte, an Marco und Thatch, und Sanji und Jeff aus dem Baratie…

„Schlag dir das lieber aus dem Kopf!“, riet er ihm. „Du wirst niemals gegen die großen Banden in dieser Stadt ankommen können. Und auch wenn du sonst immer heil aus allem herausgekommen bist, solltest du dein Glück nicht herausfordern. Halt dich lieber aus dieser ganzen Banden-Sache heraus, Luffy. Das wird nichts.“

„Mach dir keine Sorgen, Ace! Ich schaffe das schon, ganz sicher. Ich suche mit ein paar gute Leute, und dann gründe ich meine eigene Bande. Du wirst schon sehen!“ Ace seufzte und schüttelte den Kopf. Bei solchen Dingen hatte es keinen Sinn, mit seinem Bruder zu diskutieren. Wenn Luffy sich einmal irgendetwas in den Kopf gesetzt hatte, dann zog er das auch durch. Er musste nur daran denken, wie er sich damals im Kinderheim über Monate hinweg stur darum bemüht hatte, sich mit ihm und Sabo anzufreunden. Was er schlussendlich auch geschafft hatte. Ace hoffte nur, dass diese Angelegenheit hier nicht eine Nummer zu groß für Luffy war.
 

*
 

Zum ersten Mal in dieser Woche hatte Ace Sportunterricht. Er saß in der Umkleide, hatte sich bereits umgezogen, und musterte unauffällig seine Mitschüler. Er selbst war sehr muskulös und sportlich, und es störte ihn gewaltig, dass er wegen der Schule und dem Job im Cafe in letzter Zeit selten Gelegenheit zum Trainieren oder zumindest Joggen gefunden hatte. Darum hatte er sich eigentlich sehr auf den Sport in der Schule gefreut, doch jetzt, wo er hier saß, bekam er dieses ungute Gefühl in seiner Magengegend nicht los.

Er kannte niemanden aus dem Kurs. Kein Marco, kein Thatch, allerdings ebenso kein Bellamy oder dessen Kumpel mit den tükisfarbenen Haaren. Warum also war er so nervös?

Gemeinsam mit den anderen männlichen Schülern betrat Ace die Sporthalle. Aus der Umkleidekabine zu seiner Linken strömte eine Menge Mädchen in knappen Sport-Outfits, und obwohl Ace im Prinzip kein großes Interesse hatte, linste er aus dem Augenwinkel heraus hin und wieder herüber. Ein paar sehr hübsche Mädchen hatte er definitiv im Kurs. Nicht schlecht.

Sein Sportlehrer war ein dunkelhaariger Mann mittleren Alters in gemustertem, dunkelroten Shirt, der sich, weil es schließlich ein neuen Schüler im Kurs gab, als „ Dulacre Mihawk“ vorstellte. Ace wusste nicht so recht, was er von dem Typen halten sollte, aus irgendeinem Grund erschien er ihm ein wenig unheimlich. Ace schluckte. Hoffentlich war Mister Dulacre nicht der Grund für das komische Gefühl in seinem Bauch. Wie sich herausstellte war er ein sehr strenger Sportlehrer. Er nutzte jede Minute seiner Unterrichtszeit aus, verdonnerte Zuspätkommer zum Nachsitzen und ließ diejenigen, die nicht mithalten konnten, erst eine kurze Pause und dann einhundert Liegestütze machen, Jungen wie Mädchen. Doch das war Ace eigentlich ganz Recht. Nach dem Chaos der letzten Tage tat ihm die Anstrengung nur gut.

„Du hast aber Power!“, gluckste da eine weibliche Stimme neben ihm. Ace wandte sich um und entdeckte ein schlankes Mädchen mit kurzen, lavendelfarbenen Haaren und sonnengebräunter Haut. „Danke“, grinste er frech zurück, „ich habe schon lange keinen Sport mehr getrieben, das tut echt gut.“ „Dir tut der Sportunterricht bei Hawkeye gut? Du musst verrückt sein!“ Sie lachten beide. >Hawkeye<, das musste der unliebsame Spitzname von Mister Dulacre sein. Und er machte ihm alle Ehre. „Ace! Nojiko! Beide zwanzig Liegestütze! In meinem Unterricht wird nicht gequatscht!“ Das Mädchen mit den kurzen Haaren, Nojiko, warf ihm einen entschuldigenden Blick zu, doch Ace winkte ab, als wollte er sagen „Das macht doch nichts“.
 

Sie spielten Handball. Hawkeye teilte die Mannschaften ein. Was prompt zu Meinungsverschiedenheiten führte. „Ich werde garantiert nicht mit diesen Typen in einer Mannschaft spielen!“, zischte ein Mädchen mit langen, blonden Haaren. Hätte sie nicht so arrogant gewirkt, wäre sie hübsch gewesen. Ace erinnerte sich zaghaft daran, sie beim Überfall der Doflamingo-Bande an der Seite von dem türkishaarigen Typen gesehen zu haben, wahrscheinlich gehörte sie also zu Bellamy. „Das ist mir egal, Lilli“, erwiderte Hawkeye kühl, „du spielst in der Mannschaft, die ich dir zuteile.“ „Das tue ich nicht!“

Die Augen des gesamten Sportkurses richteten sich auf Lilli und Hawkeye. Das Mädchen wagte es tatsächlich, sich gegen Dulacre Mihawk, den Sportlehrer, dessen zweiter Vorname []Autorität war, anzulegen?

„Was für ein Problem hat sie denn?“, fragte Ace flüsternd Nojiko, die neben ihm saß. „Sie gehört zu Donquixote Doflamingo, genauer gesagt zur Untergruppe von Bellamy. Und die Typen, mit denen sie spielen soll, sind Trafalgar Law und Eustass Kid, das sind beides Captains der Supernovae-Bande.“ Captains?! Ace hatte nicht erwartet, dass die Captains einer der vier größten Banden der Stadt noch zur Schule gingen. Und auch noch genau in seinen Sportkurs! Er warf einen unauffälligen Blick auf die beiden genannten Personen. Trafalgar Law war groß gewachsen, schwarzhaarig und trug genauso wie Hawkeye einen kleinen Kinnbart; Eustass Kid hatte wirr abstehende, rote Haare und war sehr breit gebaut. Law wirkte sehr ruhig und berechnend, Kid grinste selbstgefällig. Beide schienen Typen zu sein, denen man lieber nicht in die Quere kommen sollte, und Ace machte sich eine gedankliche Notiz, sich nicht mit ihnen anzulegen. Nicht, dass er Angst gehabt hätte. Doch wozu Ärger herausfordern, wenn man ihn auch umgehen konnte?

Es folgte ein kurzes Gerangel, das schließlich darin endete, dass Hawkeye sowohl Lilli als auch Law und Kid aus dem Unterricht warf. Wow. Man ließ sich in Grandlinde City also lieber suspendieren als mit jemanden aus einer anderen Bande zusammenzuarbeiten… selbst, wenn es nur um eine Nichtigkeit wie ein Handballspiel ging…

Nach dieser Unterbrechung verlief der Unterricht relativ stressfrei. Ace war zusammen mit Nojiko in einer Mannschaft, und das Handballspiel lief wirklich klasse. Ihre Mannschaft gewann.

Das komische Gefühl in seiner Magengegend verschwand. Ob es mit diesen beiden schrägen Typen, Law und Kid, zusammenhing? Ace hatte selten Vorahnungen, doch wenn er welche hatte, erwiesen sie sich zumeist als richtig. Heute Abend würde er Sanji noch einmal konkret nach der Supernovae-Bande fragen.
 

Hawkeye pfiff kräftig in seine Trillerpfeife, und damit war der Sportunterricht für heute beendet. Ace war von oben bis unten komplett durchgeschwitzt, genauso wie der Rest des Sportkurses. Zum Glück hatte er ein wenig Zeit, bevor er abends ins Baratie musste; donnerstags arbeitete er nur von zweiundzwanzig bis vierundzwanzig Uhr. Dann hatte er noch genug Zeit, um ein schönes Bas zu nehmen.

Er war überrascht, als Hawkeye ihn als einzigen noch einmal zurückrief. Hatte er irgendetwas falsch gemacht? Ace war sich keiner Schuld bewusst, und mit diesem Selbstbewusstsein trat er seinem Sportlehrer gegenüber. „Was ist denn los, Mister Dulacre?“ Hawkeye musterte ihn mit seinen bernsteinfarbenen Augen, es schien Ace fast, als würde er geröntgt werden. Hawkeye war wirklich ein passender Spitzname für diesen gruseligen Typen.

„Darf ich fragen, ob du in deiner Freizeit Sport treibst, Ace?“

„Klar dürfen Sie das.“ Ace grinste frech. Von diesem Typen würde er sich keine Angst einjagen lassen! Hawkeye legte den Kopf schief, verengte die Augen zu schlitzen, und murrte schließlich: „Treibst du in deiner Freizeit Sport?“

Ace war niemals einem Sportverein beigetreten; dafür war im Kinderheim zu wenig Geld da gewesen. Im Gegenzug dafür prügelte man sich dort oft genug mit Dadan und den anderen Kindern, um kräftig zu werden und Muskeln aufzubauen. Luffy hatte sich seinen kickbox-ähnlichen Kampfstil als Kind selber beigebracht, genauso wie Ace sich seine Muskeln. „Ich beherrsche keine richtige Sportart, war nie in einem Verein oder so was“, sagte er schließlich, „aber ich gehe oft joggen und manchmal ins Fitness-Studio.“

Hawkeye ließ sich nicht im Geringsten anmerken, was er von Aces Worten hielt, und ob er ihnen überhaupt Glauben schenkte oder nicht. Schließlich sagte er: „Ich bin sehr beeindruckt von deinem Engagement und deiner Motivation heute in meinem Unterricht; die meisten empfinden ihn als zu hart. Hast du vielleicht Interesse daran, von mir im Schwertkampf unterrichtet zu werden? Ich leite eine Art AG hier in der Schule.“

Schwertkampf? AG? Ace ließ sich Hawkeyes Worte durch den Kopf gehen. Dann schüttelte er entschieden den Kopf. „Vielen Dank für Ihr Angebot, Mister Dulacre, aber ich habe kein Interesse.“ Der Schwertkampf gehörte nun nicht unbedingt zu seinen Lieblings-Sportarten; da hätten so etwas wie Boxen und Karate eher sein Interesse geweckt. Außerdem hatte er gar keine Zeit für irgendeine AG. Er ging mindestens dreimal die Woche arbeiten, und die karge Freizeit, die ihm da blieb, wollte er nicht für eine Sportart opfern, die ihn nur halbherzig interessierte.

Hawkeyes Gesicht war mal wieder ein undurchsichtiges Pokerface. Ace konnte nicht beurteilen, ob ihm die Absage gleichgültig war, oder ihn vielleicht sogar persönlich beleidigte. Hoffentlich hatte er es sich nun nicht mit dem Typen verscherzt. Mit Sportlehrern sollte es man sich lieber nicht verscherzen, vor allen Dingen bei so strengen wie Hawkeye.

„Nun gut“, sagte dieser schließlich, „dann verzeih bitte, dass ich dich aufgehalten habe. Bis zur nächsten Stunde.“ Die Stimme klang so dermaßen neutral, dass sich die Haare in seinem Nacken aufstellten und Ace unwillkürlich ein wenig zusammenzuckte. Hawkeye war wirklich verdammt gruselig.

Ace verbeugte sich kurz, und machte sich dann auf den Weg zu den Umkleidekabinen.
 

*

Das Baratie war gut gefüllt diesen Abend. Trotzdem hoffte Ace auf eine ruhige Minute mit Sanji. Sein Arbeitskollege war für ihn fast schon eine Art guter Kumpel, eine Anlaufstelle, geworden, und er wollte ihn nach der Supernovae-Bande fragen. Auch wenn Sanji sich nach eigenen Aussagen aus den Bandenverfeindungen und –angelegenheiten heraushielt, war er gut informiert, was die Situation in Grandline City anging.

Es dauerte eine ganze Weile, bis sie beide so weit waren, dass sie sich für ein paar Minuten auf den Hinterhof verziehen und reden konnten. Als Sanji ihm eine Zigarette anbot, nahm Ace dankend an. Eigentlich rauchte er nicht, er hatte nicht einmal selbst ein Feuerzeug dabei, doch im Augenblick tat ihm die Zigarette verdammt gut. Er hatte dieses ganze Banden-System in dieser Stadt noch immer nicht ganz verdaut. Manchmal fragte er sich sogar, ob es nicht besser gewesen, mit Luffy bei Dadan in Eastblue City zu bleiben. Doch dann musste er sich nur ein- oder zweimal die Erinnerungen an Sabo, ihrem guten, alten Sabo, ins Gedächtnis rufen, und schon schien ihm der Umzug in eine andere Stadt wieder richtig.

„Du glaubst nicht, was heute in meinem Sportkurs passiert ist“, setzte er an, und zog an seiner Zigarette, „es gab richtig Ärger zwischen einem Mädchen aus der Bellamy-Bande und Kid und Law von den Supernovae.“ Sanji verschluckte sich an dem Rauch in seinem Mund und hustete ihn röchelnd wieder aus. „Law und Kid?“, fragte er Ace mit großen Augen. „Du meinst doch nicht etwa Trafalgar Law und Eustass Kid, oder?!“

Ace nickte verschwörerisch und ernst. „Genau die beiden. Die sind in meinem Sportkurs.“ „Im Ernst?!“ Langsam wurde Ace ein wenig ungeduldig. „Zum dritten Mal: Ja, sind sie! Die beiden Captains der Supernovae-Bande! Ich war auch überrascht, als ich das von Nojiko erfahren habe.“

„Nojiko?“ „Einem Mädchen aus meinem Kurs“, murrte Ace. Die Unterbrechungen von Sanji nervten ihn langsam, er wollte zum Punkt kommen. Nicht umsonst hatte er bei diesen beiden schrägen Typen ein so ungutes Gefühl gehabt. „Du meinst Orange Nojiko?“

„Wie sie mit Nachnamen heißt, weiß ich nicht“, meinte Ace, „das war meine erste Sportstunde, ich habe sie da zum ersten Mal überhaupt gesehen.“

„Kurze, lavendelfarbene Haare, trägt meistens hellen Lippenstift, eine absolute Schönheit…?“, fragte Sanji ehrlich interessiert. >Eine absolute Schönheit<? War der Typ verliebt in das Mädchen? Ace konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Nojiko war ein wirklich nett und hübsch; er würde sie Sanji gönnen, wenn zwischen den beiden etwas lief.

„Jaja, genau die. Sie hat mir erklärt, dass Law und Kid die Captains der Supernovae sind. Das habe ich vorher gar nicht gewusst. Jedenfalls gab es dann da noch Lilli…“

„Kannst du mich mit ihrer Schwester bekannt machen?!“

„Die Schwester von Lilli?“, gab Ace irritiert zurück. Woher bitteschön sollte er denn die Schwester von Lilli kennen, falls diese überhaupt eine Schwester hatte? Und außerdem erschien sie ihm nicht sonderlich freundlich, eher eingebildet und verdammt abgebrüht.

„Nein, nein. Kannst du mir Nojikos jüngere Schwester vorstellen? Nami?“

>Nami<? Der Name kam Ace bekannt vor. Er brauchte einen Augenblick, dann fiel ihm ein, dass eine Freundin von Luffy so hieß. Der vernünftige Pol der Gruppe, jedoch mindestens ebenso temperamentvoll wie berechnend. „Kurze, orangefarbene Haare?“, fragte er Sanji, „braune Augen, ziemlich hübsch?“ Sanji nickte energisch. „Du kennst sie?!“

Ace kratzte sich verlegen am Kopf. „Naja, über meinen Bruder. Die beiden sind befreundet, seit wir hierher gezogen sind.“ „Befreundet?“ „Nicht so“, warf Ace schnell ein, „ganz normal. Luffy ist nicht der Typ für so etwas.“ Tatsächlich zeigte sein jüngerer Bruder, obwohl er inzwischen die Sechzehn längst hinter sich gelassen hatte, nicht das geringste Interesse an Frauen. Entweder er würde ein verdammter Spätzünder oder vom anderen Ufer sein, da war Ace sich sicher. Er selbst hingegen hatte bereits die eine oder andere Liebschaft gehabt.

„Ich stelle sie dir vor“, seufzte Ace schließlich, „von mir aus gleich morgen, in Ordnung? Aber dafür hörst du mir jetzt endlich zu und erzählst mir, was du über die Supernovae-Bande weiß! Ich habe ein verdammt ungutes Gefühl bei Law und Kid.“

Sanji schien zufrieden mit dem Deal zu sein, er nickte und wurde wieder ernst.

„Wie du ja schon weiß, gibt es hier in Grandline City vier große Banden. Am stärksten in der Öffentlichkeit vertreten ist die Supernovae-Bande. Die Mitglieder der Bande sind in der Regel noch sehr jung, fast noch Jugendliche. Die Captains sind Trafalgar Law und Eustass Kid, beide noch keine Zwanzig, soweit ich weiß. Dann ist die Bande eingeteilt in Untergruppen. Das sind übrigens die meisten Banden. Zum Beispiel gibt es die >Bellamy-Bande< ja so gesehen gar nicht, sie ist nur einer Untergruppe der Doflamingo-Bande. Naja, wie auch immer. Außer Law und Kid gibt es noch vier weitere wichtige Typen bei den Supernovae, die die Untergruppen anführen: Killer, X. Drake, Basil Hawkins und Jewelry Bonney.“

Ace hob überrascht eine Augenbraue. „Bonney? Ein Mädchen?“ Zwar wusste Ace durch das Beispiel von Lilli aus der Bellamy-Bande, dass es bei den Banden durchaus auch weibliche Mitglieder gab, doch er hatte –ganz ehrlich- nicht damit gerechnet, dass ein Mädchen eine so wichtige Position einnehmen konnte, und dann auch noch ausgerechnet in einer der vier stärksten Banden der Stadt! Als er es gemeinsam mit Thatch mit Bellamy und dessen Kumpel aufgenommen hatte, hatte jedenfalls keines der weiblichen Bandenmitglieder eingegriffen.

Sanji nickte. „Viele Banden haben Mädchen oder Frauen als Mitglieder. Aber ich verstehe schon, dass du überrascht bist. Meistens kämpfen sie nicht, sondern nehmen andere Funktionen ein. Oft sind sie feste Freundinnen von männlichen Mitgliedern oder werden aufgenommen, weil sie gut aussehen und so das Image der Bande aufpolieren. In der Whitebeard-Bande gibt es zum Beispiel auch Frauen, allerdings nur als eine Art Krankenschwestern. Die Leute von Whitebeard sind immer wieder in Straßenschlachten und Bandenkriege verwickelt, und bei Verletzungen müssen sie natürlich versorgt werden. Das machen dann die Frauen.

Oder sie übernehmen andere Aufgaben. Organisatorische Dinge oder so etwas. Die wenigstens Frauen kämpfen, wenn sie Mitglied in einer Bande sind. “

„Wow“, sagte Ace und zog an seiner Zigarette. „Emanzipation ist das ja nicht gerade.“ Sanji zuckte mit den Schultern. „So ist das eben. Ein bisschen altmodisch, aber was will man machen? Bonney ist da die Ausnahme. Sie sieht hübsch aus, ist aber eine starke Kämpferin. Mit ihr sollte man sich lieber nicht anlegen. Naja, und natürlich Baroque Works, aber … darüber wollen wir lieber schweigen.“

„Warum? Was ist mit Baroque Works?“

„Eine geheime Bande. Ich bin einer der wenigen, die überhaupt von ihrer Existenz wissen. Sie agieren nur unter Decknamen. Und ich weiß, dass die stärksten Mitglieder der Bande immer in Paaren, so genannten >Agenten-Paaren< unterwegs sind. Frauen gleichberechtigt mit Männern. Aber“, und Sanji blickte Ace verschwörerisch an, „das hast du nicht von mir, ja? Und ich würde dir raten, nichts über diese Bande auszuplaudern. Sie sehen es nicht gerne, wenn jemand über sie Bescheid weiß. Du bist sowieso gefährdet, weil du ihr Angebot, dich ihnen anzuschließen, abgelehnt hast. Fordere dein Glück nicht heraus!“

„Du meinst wegen diesem Mister Two? Ist der denn eine so große Nummer innerhalb der Bande?“ Der Mann mit dem geschminkten Gesicht und der rosafarbenen Kleidung war ihm nicht sonderlich gefährlich erschienen. Eher nervig und aufdringlich. Sanji nickte. „Die Agenten sind nach Stärke geordnet, das kann man an ihren Decknamen ablesen. >Mister One< ist der Stärkste, >Mister Twelve< der Schwächste von ihnen. Aber mehr werde ich dir nicht darüber erzählen. Ich hatte schon einmal Ärger mit denen. Und die Wände haben Ohren in dieser Stadt, merk dir das, Ace!“

Ace nickte, und drückte seine Zigarette an der Wand hinter ihm aus. „Woran erkenne ich, ob jemand Mitglied in einer Bande ist?“, fragte er, während sie sich auf den Weg zurück ins Baratie machten. Sie hatten bereits viel zu lange Pause gemacht. „Das ist unterschiedlich- Manche Banden haben überhaupt kein Erkennungszeichen oder Ähnliches, und bei manchen Banden ist es zum Beispiel Pflicht, sich das Markenzeichen zu tätowieren.“

„Zu tätowieren? Das heißt, du musst dein ganzes Leben lang mit diesem Tatoo herumlaufen?! Wer tut denn so etwas? Das kriegt man doch gar nicht mehr weg, wenn man wieder austreten möchte!“

Sanji warf ihm einen seltsamen Blick zu. „Man tritt nicht aus.“ „Wie?“ „Naja, man tritt nicht aus. Das geht nicht, das kann man nicht. Wenn man sich einmal für eine Bande entscheidet, gilt das für das ganze Leben. Und wenn du deine Bande verrätst, naja, gibt das Konsequenzen.“

„Und weißt du, welche Banden so ein Tatoo fordern?“ Ace war zwar noch immer kein bisschen daran interessiert, irgendeiner Bande beizutreten, doch es konnte sicherlich nicht schaden, informiert zu sein. „Die Whitebeard-Bande, zum Beispiel. Oder die Arlong-Bande.“ Whitebeard?! Da schrillten sofort die Alarmglocken in Aces Kopf. Das war doch der Typ, zu dem Marco und Thtach gehörten. Hieß das, die beiden trugen irgendwo auf ihrem Körper das Zeichen von Whitebeard? Das konnte er sich gar nicht vorstellen. Ace schüttelte den Kopf. Diese Stadt war doch verrückt! Zwar besaß Ace bereits ein Tatoo; doch das hatte er sich selbst ausgesucht, völlig freiwillig. Es hatte eine ganz eigene, persönliche Bedeutung. Er würde sich niemals wegen irgendeiner blöden Bande ein Tatoo stehen lassen, niemals!

Seine ganze restliche Schicht über dachte Ace an all die Dinge, die Sanji ihm erklärt hatte. Eustass Kid und Trafalgar Law waren also die Captains der Supernovae-Bande, einer der vier stärksten Banden hier in Grandline City, die fast nur aus Jugendlichen bestand. Eingeteilt waren sie noch einmal in Untergruppen, die jeweils von Jewelry Bonney, X.Drake, Killer und Basil Hawkins angeführt wurden.

Mädchen gab es kaum in Banden, wenn doch, kämpften sie zumeist nicht, sondern übernahmen andere Aufgaben.

Eine große Ausnahme ist da die Baroque Works-Bande, bei der Männer und Frauen in Agenten-Paaren gleichberechtigt waren. Die Bande war allerdings streng geheim. Und Ace stand wahrscheinlich auf ihrer schwarzen Liste, weil er ihr Beitritts-Angebot ausgeschlagen und sich mit Mister Two angelegt hatte.

Und wenn man der Whitebard-Bande beitreten wollte… musste man sich ein Tatoo mit dem Zeichen der Bande stechen lassen…!

Ace schluckte unweigerlich.
 

~
 

Vor meinem Italien-Urlaub und mitten im Abitur-Endspurt: Kapitel 2! :D

Und an dieser Stelle muss ich mich natürlich einmal bei meinen drei wundervollen Kommi-Schreibern Ysaye, Minon & Morscordis bedanken: Vielen, vielen Dank für eure lieben Kommis! Ich habe mich total gefreut und mich sofort wieder motivierter gefühlt.^^ So lange und ausführliche Kommentare sind selten. Also: Dankeschön! :*

Hoffentlich findet ihr das zweite Kapitel mindestens ebenso gut und lasst den einen oder anderen Kommentar da. ;)
 

bye

sb



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Ysaye
2012-03-29T23:23:34+00:00 30.03.2012 01:23
Wow, Ruffy ist ja ziemlich schnell dabei, seine Bande zu vergrößern. Ich wette, über Nami wird Sanji früher oder später bei ihm einsteigen. Freue mich schon darauf, wie die Strohhutbande mit der Zeit alle anderen Banden dominieren wird und schließlich Ruffy die ganze Stadt beherrscht.

Der arme Ace hingegen ist ja schon nach ein, zwei Tagen vollkommen angenervt von der ganzen Bandensituation. Er hat aber auch wirklich ein Händchen dafür, sich mit Leuten anzulegen..

Und wie wird Ace wohl bei Whitebeard reinrutschen? Bin ja mal gespannt, was du für uns geplant hast - aber bitte nicht spoilern, ich lasse mich bei Geschichten grundsätzlich am liebsten überraschen. :-)

Frage: Welche Rolle hast du eigentlich der Polizei in dieser Stadt zugedacht? Werden wir auch Persönlichkeiten wie Smoker sehen, die versuchen, für die Normalmenschen Recht und Gesetz geltend zu machen trotz der Gefährdung durch die Banden? Es wäre interessant, wenn noch diese Konfliktpartei mit einspielt. Kann mir keinen Staat vorstellen, der eine einzige Stadt in seinem Gebiet völlig in Gesetzlosigkeit verfallen lässt ohne was zu unternehmen.

Ich persönlich glaube ja, dass Bon-chan zu freundlich ist als dass er gleich jemanden wegen einer beleidigenden Bemerkung umbringen würde. Er geht höchstens auf die Palme wenn jemand seine Leute verletzt. Aber mal sehen was du so vorhast mit Baroque Works..
Von:  Morscordis
2012-03-29T19:56:21+00:00 29.03.2012 21:56
Wieder ein wunderbares Kapitel. Mir gefällt, wie sich alles erst allmählich entwickelt.
Aber Ace wird wohl nicht mehr allzu lange Einzelgänger sein können. Withebeards Bande wäre für ihn ja ideal, wenn nicht die Tätowierung wäre. Schließlich scheint er sich ja schon recht gut mit Marco zu verstehen. Allerdings könnte ich auch nachvollziehen, wenn er sich für keine Bande entscheiden würde, da diese Endgültigkeit des Beitritts doch recht beängstigend ist.
Die Vorstellung, dass Law und Kid gemeinsam eine Bande leiten, erscheint mir doch ein wenig seltsam. Ich denke, die beiden würden ziemlich oft aneinander geraten und nie auf einen Nenner kommen.
Da ich aber auch ein großer Kid/Law Verfechter bin, kann ich mir das Ganze doch wieder vorstellen. Ich bin auf jeden Fall mal gespannt, was sich noch so im Laufe der Story ergibt.
Hach und Sanji ist auch sehr gut getroffen. Es wäre nicht verwunderlich, wenn er Ruffys Bande nur wegen Nami beitreten würde, so wie er von ihr schwärmt.
Und was ist mit Ace und Baroque-Works? Ob sie ihn nun wegen Mister Two verfolgen? Ich glaube nicht, dass es Mister Zero wirklich interessiert, wenn jemand Bon-chan beleidigt, aber die Ablehnung dessen Angebots könnte er ihm dann doch übel nehmen.
Man merkt, dass ich es kaum noch erwarten kann, bis ich ein weiteres Kapitel deiner Geschichte lesen kann. Also schnell weiterschreiben, aber dabei nicht vom Abi ablenken lassen.^^

P.S.: Viel Glück für die Prüfungen.
LG Morscordis


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