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Wege

Shifu & Fengluang [KFP]
von

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Akt II, Szene II – Zwischen Sonne und Schatten – Ein Gespräch unter Freunden

So sehr sich Shifu auch versuchte es ignorieren oder andere Erklärungen, bessere Erklärungen dafür zu finden, so fiel ihm von nun an immer wieder auf, dass Fenghuang oft ihr Training mit Oogway früher abbrach oder ganz ausfallen ließ. Oft sah er eine unterdrückte Wut aus ihren Augen leuchten, auch wenn sie versuchte sich ihm gegenüber nichts anmerken zu lassen.

Jedoch bemerkte er auch, wie Oogway sein Training mit Fenghuang immer wieder aus der Ferne mit einem nachdenklichen Blick beobachtete.

Auch wenn er sich selbst tatsächlich einige Fortschritte gemacht hatte, seit er sein Training mit Fenghuang begonnen hatte, so konnte er nicht verhindern, dass er dadurch und von seiner Sorge selbst immer wieder abgelenkt wurde und oft bemerkte, wie er unkonzentriert war und manchmal dadurch unnötige Treffer einsteckte.

Und auch wenn im Moment eine beinahe trügerische Stille im Tal des Friedens herrschte: Wenn es dabei blieb, würde auch er auch das nächste Mal, wenn Banditen auftauchten, keine Hilfe sein.

Eines weiteren Morgens jedoch, es war vielleicht zehn Tage nachdem er zum ersten Mal von dem Streit erfahren hatte, meditierte Shifu auf einem Felsen in der Sonne, versuchte die Wellen, die der See seines Geistes schlug mental zu glätten, als er erneut das Tor der großen Halle zuschlagen hörte. Laut genug, als dass auch er sie über die Stille hinweg verstehen konnte, schrie Fenghuang. „Oh, so sei doch endlich still, verrückte alte Schildkröte. Was weißt du schon?“

Er öffnete die Augen, stand auf und sah sich um, gerade als Fenghuang über ihn hinwegflog. Als die Eule ihn jedoch sah, machte sie eine Wende in der Luft und landete vor ihm auf dem Boden.

„Fenghuang“, begann er und verbeugte sich hastig zur Begrüßung.

„Entschuldige, dass ich dein Training unterbrochen habe, Shifu“, erwiderte sie. Erneut konnte er die unterdrückte Wut in ihren Augen erkennen, ehe sie sich abwandte. „Kein Grund so förmlich zu sein, mein Guter, sind wir nicht Freunde?“ Und obwohl sie sich bemühte sanft zu sprachen, klang etwas spitzes in ihren Worten mit.

„Natürlich, Fenghuang“, erwiderte er.

„Es tut mir leid, dass ich deine Meditation unterbrochen habe“, meinte sie dann. „Hast du Zeit, guter Shifu.“

„Natürlich“, wiederholte er.

„Dann bitte ich dich hiermit, mich zu begleiten, ich würde gern einen Spaziergang machen.“

Kurz zögerte er, ehe er sich beeilte zu erwidern: „Sehr gern, Fenghuang.“

„Komm.“ Damit bewegte sie sich auf die nächste Treppe zu, die nicht ins Tal, sondern zu einem kleinen Bambushain führte, der ein Stück weiter den Berg hinab unter dem Jadepalast bis hin zur Mauer erstreckte, die das Friedenstal umgab.

Die dünnen, aber dicht stehenden Bäume boten Schutz vor der warmen Spätsommersonne, spendeten angenehmen Schatten, den auch Shifu im ersten Moment genoss. Dann jedoch wurde er sich wieder der düsteren Stimmung seiner Freundin bewusst, die nun mehr denn je auch für ihn deutlich war.

„Fenghuang“, begann er schließlich noch vorsichtig. „Ich spüre, dass dich etwas bedrückt.“

Nun war sie es, die zögerte, ehe sie schließlich antwortete. „Damit hast du tatsächlich Recht.“ Sie blieb stehen und wandte ihm ihren Kopf zu, nachdem sie einige Schritte voraus gelaufen war.

„Gibt es etwas, was ich tun kann, um dir zu helfen?“

Die Eule erwiderte nichts, sondern schritt weiter voran. „Du hast dich verbessert, in den letzten Wochen“, meinte sie dann, ohne auf seine Frage einzugehen.

Er blieb bescheiden. „Nur dank deiner Hilfe.“

„Sag, Shifu, ich habe eine Frage für dich“, meinte sie dann. „Sag, was ist deiner Meinung nach der Schlüssel dazu Kung Fu zu meistern?“

„Innerer Frieden“, antwortete Shifu und war sich bereits im nächsten Moment bewusst, dass seine Antwort zu schnell gewesen war.

„Ich habe dich nach deiner Meinung gefragt, nicht nach Oogways Lehren“, erwiderte sie und ihre Stimme klang dabei scharf.

„Aber Meister Oogway...“, begann er zurückhaltend und nicht ganz sicher, was er überhaupt sagen wollte.

Deine Meinung, Shifu“, wiederholte sie.

Daraufhin blieb er stehen, atmete tief durch, schloss die Augen und überlegte. „Disziplin und Kontrolle“, antwortete er schließlich langsam.

„Also doch kein innerer Frieden?“ Sie sah ihn lange an.

Dem jungen Panda gefiel es nicht, in welche Richtung sich dieses Gespräch entwickelte. „Nun...“, setzte er schließlich zu einer Antwort an. „Dies kann ich nicht sagen. Immerhin habe ich meinen inneren Frieden noch nicht gefunden.“

„Natürlich“, erwiderte Fenghuang nach kurzem Schweigen ihrerseits. „Doch, Shifu, wie würdest du darüber denken, wenn ich dir sage, dass ich – ganz ohne inneren Frieden, bereits vier der sieben geheimen Techniken gelernt habe?“

Shifu schluckte. Er hatte selbst gesehen, wie sie den donnernden Windhammer eingesetzt hatte, von dem er wusste, dass er zu den sieben geheimen und darüber hinaus auch vermeintlich unmöglich zu erlernenden Techniken gehörte. Doch was sollte er zu dieser Frage sagen. Denn so wenig er auch seiner Freundin widersprechen wollte, so unmöglich schien es ihm den weisen Oogway, den Begründer des Kung Fu, anzuzweifeln. Zwar mochte die Schildkröte manchmal seltsame und beinahe unnachvollziehbare Gedankengänge zu haben, doch zweifelte er keinen Moment, dass Oogway in seinen hunderten Jahren Lebenszeit weit mehr von der Welt und ihren Geheimnissen verstanden hatte, als er und Fenghuang zu verstehen jemals hoffen durften.

„Shifu?“, fragte seine Freundin und Mentorin.

„Nun, Fenghuang“, erwiderte er vorsichtig und bemerkte, dass seine Hände dabei zitterten. „Ohne Frage ist dein Talent ohnegleichen, doch glaube ich, dass in Oogways Worten eine tiefere Wahrheit zu finden ist. Eine Wahrheit, die wir zu verstehen vielleicht einfach noch zu kurzsichtig sind.“

Sie seufzte. „Ich hatte befürchtet, dass du dergleichen antwortest.“

„Ich bitte dich, Fenghuang, verwerfe dich nicht mit Meister Oogway“, flehte er, noch ehe er die Worte reflektiert hatte.

Ihr Blick verhärtete sich. „Oogway ist nichts weiter, als eine verrückte, alte Schildkröte“, meinte sie dann. „Er kann mir nichts beibringen und irgendwann wird er auch dir nichts mehr beibringen können. Auch mit seinem inneren Frieden nicht mehr!“

„Fenghuang...“, begann Shifu, führte den Satz jedoch nicht zu Ende. „Wenn nicht innerer Frieden, was ist es dann, was dein Kung Fu so mächtig macht?“

Sie sah ihn lang mit ihren großen, goldenen Augen an und er meinte einen Schatten zu erkennen, viel dunkler als die Wut, die er nach den Streiten mit Oogway dort gesehen hatte. „Wut“, erwiderte sie dann. „Schmerz. Und die Sicherheit, irgendwann meine Rache zu bekommen.“

Sein Zittern verstärkte sich. „Fenghuang“, brachte er angestrengt hervor ohne zu wissen, was er sagen konnte.

„Ich erwarte nicht, dass du mich verstehst, Shifu“, sagte sie schließlich kühl. „Nur warne ich dich genau so: Komm mir nicht in den Weg.“ Damit breitete sie ihre Flügel trotz des engen Weges aus und flog von dannen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Merkur
2012-02-19T16:01:22+00:00 19.02.2012 17:01
...Oha o_O" Jetzt hab ich ein bisschen Angst um Fenghuang. Vor allem bin ich sehr gespannt, ob ihr Verhältnis zu Oogway noch zu retten ist, wie Shifu auf die weiteren Vorkommnisse reagieren wird, warum Fenghuang sich überhaupt rächen will und an wem, ob sie im Verlauf der Geschichte vielleicht sogar ihren Frieden findet? Fragen über Fragen, ich bin so gespannt! Im Moment erinnert mich Fenghuang ein bisschen an Tai Lung. Ich hoffe für sie, dass ihr Weg ein schöneres Ziel haben wird.


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