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Eiskalt

von

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Mut

Sakura betrachtete Zetsu. Er kam nicht oft, um mit ihr zu sprechen und von selbst sprach sie ihn nie an. Man konnte nie sicher sein, welche Persönlichkeit gerade dran war und eine fraß Menschen.

Nein, das war kein Scherz.

Sakura lächelte ihn an. Er war nicht wirklich einer derjenigen, die um die Vorherrschaft rangen, doch jeder hörte auf seinen Rat und meistens wurde ihm Neues zuerst berichtet.

„Sakura, ja?“

Sie nickte.

„Gut, Sakura, möchtest du mir sagen, was vorgeht? Dieser ganze Zwist schlägt mir auf den Magen.“

Sakura war sich nicht sicher, ob es ihr nicht lieber war, wenn ihm etwas auf den Magen schlug, doch sie hob nur stillschweigend die Schultern. Was sie wirklich machen wollte, war diesem hochnäsigen Kerl ihren Zeigefinger vor die Schnauze zu halten und ihn gründlich darüber aufklären, dass sie ihre eigenen Probleme hatte, z.B. herauszufinden, weshalb es Sasuke überhaupt so sehr gestört hatte, dass Itachi ihr Aufmerksamkeit zukommen ließ. Sie hoffte, es war Eifersucht.

Aber all das behielt sie für sich selbst und lächelte einfach nur weiter als der Mann, der auf Sakura den Eindruck machte als hätte er große Ähnlichkeit mit einer Venusfliegenfalle, sich umdrehte und ihr nur noch einen letzten Blick über die Schulter aus seinen ungleichen Augen zuwarf.

Es sollte nicht ihre einzige äußerst unangenehme Begegnung an diesem Tag bleiben.

Die Mitglieder, die der Zwist ebenfalls unruhig machte, hatten sich irgendwie in den Kopf gesetzt, dass Sakura wüsste, was vorginge und einige waren sogar der Ansicht, dass sie es regeln würde. Entweder sie oder ein blutiger Kampf bis zum Tod. Eigentlich war es ihnen egal. Zetsu hielt insgeheim bereits Ausschau nach zwei neuen Mitgliedern. Der Rest benahm sich als wären Sasuke und Itachi zwei Bomben, die jederzeit und unerwartet hochgehen konnten.

„Sakura, kannst du das nicht ... ausschalten?“, erkundigte sich Sasori, der hoffte, dass die beiden sich umbrachten, damit er neue Modelle für Puppen hatte. Sasori war nämlich ein Puppenspieler und zwar nicht die Sorte, die Holzpuppen durch Liebe zum Leben erwecken konnten und fröhliche Lieder pfiff und Kinder liebte. Er war sozusagen, das Gegenteil davon. Okay, er belebte Puppen zwar auch, aber bestimmt nicht mit Liebe.

Außerdem hielt er sich selbst für eine Puppe.

Sakura dachte nicht oft über die Geisteszustände ihrer Mitbewohner nach. Das war einfach zu beängstigend. Jeder hatte irgendeine Psychose.

Das Nervigste an Sasori war Deidara. Die beiden waren ein Team und sie kamen nicht besonders gut zurecht. Wären sie ein Ehepaar gewesen, hätte es ja noch gepasst, aber als zwei gestandene Kriminelle, die sich über den Kunstbegriff stritten, waren sie wirklich nur noch nervtötend und ein bisschen lächerlich. Deidara fasste gerade sein blondes Haar in einen Pferdeschwanz zusammen und sagte: „Nein, Sasori, Kunst ist der Augenblick! Ein wunderschöner Augenblick!“

Sakura hörte nie hin, wenn die beiden sich stritten.

„Nein, Kunst währt ewig und ist einfach unsterblich!“

Alles, was Sakura auffiel, war wie seidig und golden Deidaras Haarpracht schimmerte. Sie kam einfach nicht umhin, es zu bewundern. Sie wusste nicht, weshalb sie sich ausgerechnet mit Deidara verglich. Vielleicht, weil er der jüngste war, vielleicht aber auch nur, weil er neben Sasuke der bestaussehendste war.

„Nein, du verstehst gar nichts! Du bist noch viel zu jung, um zu verstehen!“

Sakura verdrehte die Augen. So wie sie das sah, war Deidara ein Vertreter der Avantgarde, ein Fauvist, der nur noch nach dem richtigen Happening suchte und Sasori, der arme Naturalist, der verzweifelt versuchte den Naturalismus vor Fotografie und Kubismus zu schützen.

Nachdem sie die beiden in künstlerische Schubladen gesteckt hatte, wandte sie sich der nächsten streitenden Gruppe zu.

„Nein, ich kann mehr Spione erschaffen.“

„Nein, das wäre ich! Definitiv ich!“

„Bitte, wie viele schaffst du, Pain? Fünf?“

„Nein, sechs!“

„Pah, ich schaffe unglaubliche viele weiße Zetsus!“

Ein Disputant des Kunstargumentes wurde hellhörig und wechselte zu dieser Diskussion.

„Mit meinen Puppen schaffe ich viel mehr! Ich habe jetzt schon über zweihundert!“

„Moment!“, kreischte Zestu und Sakura verlor das Interesse. Sie spazierte an dem Haufen Wahnsinniger vorbei und wanderte durch die Flure zum „Wohn“-zimmer. Es war nicht wirklich ein Wohnzimmer, sondern nur ein Raum mit sehr vielen Sofas und noch viel mehr Büchern. Das allein würde es eigentlich zu einer Bibliothek machen, aber es gab noch einen Kaffeetisch und deshalb nannten sie es Wohnzimmer. Sakura setzte sich und griff nach irgendeinem Buch. Akatsukis Bücher waren immer ein bisschen verstörend. Es ging immer um Techniken, die sie entweder nicht interessierten oder die sie erschreckten oder die sie abstießen. Aber Sasuke las manchmal und es gab immer die Chance ihm hier zufällig zu begegnen. Darauf hoffte Sakura auch jetzt als sie die Schritte hörte, doch es war nur Kakuzu.

Der alte Widerling war einfach ein bisschen zu krass für Sakuras Geschmack, weshalb sie sich immer von ihm wegbeugte, wenn er mit ihr sprach. Allerdings las er gerne alte Schriften und daher war die Chance ihm hier zu begegnen tatsächlich größer als die Sasuke zu begegnen. Außerdem war er ein Geldtyp. Er mochte das Geld und er war ein alter Sack. Ein Geldsack. Haha.

Zum Glück musste man sich sein runzeliges, achtundachtzig Jahre altes Gesicht nicht oft ansehen, da er meistens vermummt war.

„Gehst du schon wieder deinen dämlichen Hobbies nach, wenn wir eigentlich auf dem Weg sein sollten?“

Und da war auch Nervensäge Nummer zwei. Sakura wusste nicht, wer die Teams zuteilte, aber sie fand, dass er wirklich nicht nachgedacht hatte als er diese beiden zusammen getan hatte. Kakuzu war das älteste Mitglied und Hidan, der gerade in das Wohnzimmer gestürmt kam, bis Deidara gekommen war, das jüngste gewesen. Alles, was die beiden den ganzen, lieben, langen Tag taten, war sich gegenseitig Beschimpfungen an den Kopf zu werfen. Auf der anderen Seite, vielleicht mochte Kakuzu ja einfach niemanden und deswegen machte sich niemand mehr die Mühe jemand Passendes für ihn auszusuchen, weil er sowieso nie mit seinen Partnern klarkam. Sakura vermutete dies, weil Iachi ihr erzählt hatte, dass bisher all seine Partner durch ihn selbst ihr Lebensende gefunden hatten.

Sakura blieb auf ihrer Couch sitzen und versuchte möglichst unsichtbar zu werden oder so zu tun als wäre sie gar nicht anwesend, während Kakuzu antwortetet: „Immer ruhig. Vorsicht ist besser als Nachsicht, Hidan. Ich muss mich erst vorbereiten.“

„Beweg dich, alter Mann!“

Hidan war nie sehr angenehme Gesellschaft. Er war unglaublich rüde und wirklich … unausstehlich.

Itachi glaubte, es läge an seiner Unsterblichkeit, die er angeblich hatte. Hidan war nämlich ein religiöser Fanatiker und glaubte, dass er nicht sterben könne. Sakura fand Fanatiker noch verstörender als Finanzverwalter und so versuchte sie sich meistens von diesem Team fernzuhalten.

Hidan hielt kurz den Mund, wahrscheinlich nur, um nach der perfekten Beschimpfung zu fahnden, doch dies gab Sakura einen Augenblick ihn eingehender zu betrachten. Eigentlich war er ein hübscher junger Kerl. Er war nur wenig älter als sie selbst, aber er hatte nicht das gewisse Etwas, das Deidara innehatte. Klar, sein Haar sah gepflegt aus und er hatte ebenmäßige Züge, aber Deidara strahlte vor … naiver Schönheit. Ganz zu schweigen von Sasuke, der natürlich um Längen besser aussah.

Konan hatte ihr einmal versichert, dass Deidara ein Kerl war, aber er war trotzdem einfach viel schöner als Hidan, sodass Sakura gar nicht umhin kam sich mit ihm zu vergleichen. Hidan auf der anderen Seite war einfach ein vernarrter Theologe mit einem alten Geldsack am Hals. Zum Glück verließen die Streithähne den Raum bald, dem anderen die ganze Zeit mit dem Tod drohend.

Das letzte, was sie hörte, war wie Kakuzu Hidan sagte, dass alle seine fünf Herzen irgendwann einen Herzinfarkt wegen ihm bekommen würden.

Ach ja, der verrückte, alte Finanzverwalter glaubte auch, er habe mehr als ein Herz.

Einer war merkwürdiger als der andere.

Jetzt unterdrückte Sakura ihr Seufzen nicht.

„Warum so betrübt?“

Sakura schreckte auf und erkannte die Person in der entferntesten Ecke des Bücherraums. Er lehnte dort und betrachtete sie eingehend aus seinen dunklen Abgründen, die in seinem Antlitz prangten.

„Sasuke … “

Langsam und mit bedächtigen Schritten kam er heran. Etwas stimmte mit ihm nicht. Er bewegte den rechten Arm nicht und seine Kleidung war durcheinander gebracht worden.

„Was hast du gemacht?“, wollte sie wissen. Ihre grünen Augen berührten ihn nicht. Sie waren das Schönste an ihr, aber sie kümmerten ihn nicht im Geringsten. Er setzte sich neben sie auf die Couch. Jeder fand Sakura schön. Das wusste er, daran konnte er sich nur allzu gut erinnern. Aber er nicht. Er versuchte die Schönheit in ihrem ebenmäßigen Antlitz zu erkennen, doch es gelang nicht. Nichts regte sich ihm; es war wie eine Eiswüste in seinem Herzen.

Seine Oberlippe zuckte, als wolle er die Zähne fletschen und überlegte wie Itachi dieses Mädchen betrachtete. Er grinste, denn es bereitete ihm doch irgendwo Genugtuung, dass Itachi sie nicht haben konnte, denn sie war hier wegen ihm.

„Warum hängt mein Bruder seit zwei Monaten an deiner Ferse?“

Sakura ließ sich nicht beeindrucken. Auch, wenn die dunklen Augen in ihr ein Verlangen hoch brodeln ließen, dass sie lange nicht mehr gespürt hatte, ein Verlangen zu weinen und eins zu lachen, eins ihn in die Arme zu schließen.

„Ich habe es dir schon einmal gesagt. Bring den Mut auf und frag’ ihn selber.“

Sasukes Antlitz durchlief ein leichter Schauer. „Mut“, zischte er. „Was weiß ein kleines Mädchen wie du schon von Mut?“

„Ich bin genauso alt wie du, Sasuke, und ich weiß jede Menge über Mut, weil ich als Fremde unter Psychopathen lebe, weil ich an etwas glaube.“

Sasuke wandte den Blick abrupt, beinah schreckartig ab.

„Willst du wissen, woran ich glaube?“

„Nein!“, grollte er.

„Ich glaube daran, dass du den Mut hast, gut zu sein.“

„Das stimmt nicht.“

Sakura zuckte beinah gleichgültig mit den Achseln.

„Frag deinen Bruder“, riet sie ihm zum Abschluss. Sie versuchte ihn nicht aus den Augenwinkeln zu beobachten. Sie wusste, es ging etwas vor. Sie konnte nur noch nicht ganz die Finger darum legen, es packen, es erfassen, aber sie würde es herausfinden. Sie dachte an die unendlichen Gänge. Schließlich hatte sie Zeit.



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