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Eiskalt

von

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Masken

Itachis Zimmer spiegelte … nicht unbedingt seine Seele wider, aber es spiegelte auf jeden Fall irgendetwas wider. Sasuke fand es nicht toll in derselben kriminellen Organisation zu sein wie sein Bruder, doch das erste Gemach, das er im Geheimen untersucht hatte, war Itachis gewesen. Die Säulen waren mit dunkelrotem Teppich umwickelt. Blutrot.

Auch der Boden war mit diesem seltsamen Teppich ausgelegt. Wenn man darauf trat, versank der Fuß einen Zentimeter.

Auch das Bett zeugte von einer eher luxusliebenden Seite seines Bruders. Es war kein Himmelbett, doch alles, was gefehlt hätte, wären die Schleier gewesen. Es war groß und machte einen robusten Eindruck. Wirklich robusten. Es zierten vielerlei Kissen und eine elaborante Daunendecke und … Fesseln das Bett. An jedem Bettpfosten hingen die losen Enden von Stricken herab. Sasuke sagte sich, er wolle gar nicht wissen, was Itachi mit diesen festband und was er mit dem Festgebundenen anstellte. Tatsächlich aber weckten die Stricke ein unheimliches Interesse in ihm. Er wandte sich vorsichtig um. Das höhlenartige Zimmer war allerdings auch mit anderen Dingen ausgeschmückt. Mit gestohlenen Dingen. Statuen, irgendwelchen Mist, den man mit Öl auf Leinwände gebracht hatte, merkwürdige Plastiken von nackten Männern. Sasuke drehte sich und nahm das Zimmer wieder einmal in sich auf. Erstaunlich viele nackte Männerstatuen …

„Bruderherz … “

Sasuke wandte sich dem Feind zu. Behutsam setzte er einen Fuß vor. Behutsam tat Itachi dasselbe. Sie umkreisten sich und behielten einander im Auge.

„Wie kann ich dir helfen?“

Sasuke hatte das Verlangen ihn anzuspringen und ihm den Kopf abzureißen. Stattdessen räusperte er sich nur und machte einen offensiven Schritt auf den großen Mann zu. Sein Bruder war einige Jahre älter als er, aber das machte nichts. Obwohl er außergewöhnlich groß war, war er nämlich nicht so breit wie Sasuke. Es hatte Sasuke gestört, dass er schmächtig war, doch nun war er älter und er hatte trainiert. Er spannte seine Schultermuskeln an und fühlte das vertraute Gefühl der Macht und Kraft, die ihn durchströmte und ihm Selbstbewusstsein gab. Woher Itachi sein Selbstbewusstsein nahm, war ihm noch nicht ganz bewusst. Die Kindertage, in denen ihre Eltern ihn mit egoaufputschenden Komplimenten bombardiert hatten, waren vorüber. Er würde sich bald eine andere Energiequelle besorgen müssen. Sonst würde er untergehen! Sasuke lächelte böse.

„Stell nicht so dämliche Fragen. Du störst mich schon so lange und trotzdem bist du nur Nebensache!“ Sasuke spie das Wort förmlich aus. Sasuke verfolgte seine eigenen dunklen Ziele, die im Moment allerdings mehr mit Kraftzuwachs zu tun hatten als direkt mit Rachenahme. Der Hass auf Itachi, das eiskalte Bedürfnis Rache zu nehmen waren nur das Sprungbrett gewesen, das Sasuke benutzt hatte, um sich in die Welt der Mächtigen zu katapultieren. Er würde seinen Bruder loswerden, das war klar, aber es war nicht mehr so dringend.

Er sagte sich, er betrachte ihre Beziehung kühl, mit Abstand, aber das redete er sich jetzt bereits die ganze Zeit ein, die er bei Akatsuki verbracht hatte.

Aber etwas sirrte um diese Überzeugung herum. Ein lästiges Insekt. Der Zweifel. Er versuchte es fortzuwedeln und als das nicht funktionierte, wurde er wütend.

Itachi blieb ruhig am anderen Ende des Raumes stehen, während Sasuke mit seinen inneren Dämonen kämpfte.

Aber er verengte die Augen sobald Sasuke wütend wurde. Es war immer ein denkwürdiger Augenblick, wenn dies geschah. Sasukes Wut war so mächtig, dass es in der Luft zu knistern schien. Es war fast als könnte man Hitze von seinem Körper strömen spüren, seine Rage spüren. Itachi atmete diese heiße Aura tief ein. Dann sprang sein Gegenüber. Er sprang direkt gegen seine Mitte und wollte ihn mit seinem eigenen Körpergewicht umwerfen, doch Itachi machte sich Sasukes Kraft zum Vorteil, schwang herum und Sasuke wurde von der Wucht seines eigenen Sprunges gegen eine Wand geschleudert. Zugegeben, Itachi kam nicht ganz glimpflich davon, denn von Sasukes starken Händen mitgerissen, musste er sich abstützen, um nicht auch gegen die Wand zu prallen, aber es zeigte deutlich, wer trotz allem noch immer der stärkere war.

„Tut mir leid, Brüderchen, du bist mir noch nicht ebenbürtig.“

Er konnte Sasukes Atem vernehmen. Er ging schwer und unregelmäßig. Itachi schüttelte mit dem Kopf. Dann trafen sich ihre Blicke für einen Augenblick. Schwarz auf schwarz. Abgrundtief und mysteriös, beinah gleich und doch völlig verschieden.

Sasukes Antlitz war eine wutverzerrte Fratze; Itachis Antlitz zeugte von übertriebner Ruhe. Diese zwei Masken, denn das waren sie wirklich, schoben sich immer näher aneinander heran, als würden die Augenpaare ein magisches, unsichtbares Band verbinden. Jetzt konnten sie den warmen Atem des jeweils anderen auf den Wangen spüren. Itachi war der erste, der es vollbrachte, die Lider zu schließen. Sasuke schloss seine auch für einen Augenblick, dann kam er energisch auf die Füße, riss das Nächstbeste in seiner unmittelbaren Umgebung um und stürmte aus dem luxuriös eingerichteten Zimmer, um zu seinem eigenen kargen und vollkommen spartanischen zurückzukehren.



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