Kalitel 1: One Shot
Langsam ging die Sonne auf und erhelle die Umgebung, tauchte sie in ein leuchtendes rot, orange und gelb. Alle Töne des Sonnengottes färbten die Umgebung ein und ließen die letzten Anzeichen der Nacht verschwinden. Alle, die es noch in den weichen und warmen Betten hielt, weckten die Strahlen auf, denn der neue Tag begann. Eine Person war allerdings schon lange vor dem Sonnenaufgang wach. Leise seufzend entfaltete Yuugi seine großen, weißen Flügel, die für einen Engel seines Alters eigentlich viel zu groß waren, doch warum sie so groß waren, das war sein persönliches Geheimnis. Es gab viele äußere und innere Einflüsse, die bewirkten, dass die Flügel eines Engels größer wurden, doch dieser eine Grund, den würde er sicher keinem anderen verraten.
Es war die Liebe, die seine Flügel wachsen ließen. Seit genau einem halben Jahr war Yuugi verliebt. Es war das erste mal in seinem Leben und es war das intensivste und schönste Gefühl, das er jemals in sich gespürt hatte. Nichts war so schön wie das Gefühl, wenn er morgens aufwachte und wusste, dass sein Liebster wohl auch gerade aufwachte und an ihn dachte. Sehnsüchtig wandte er seinen Kopf gen Himmel und besah sich den bunten Horizont. Er war spät dran. Dabei hatte er gesagt, dass er kurz vor Sonnenaufgang bei ihm wäre.
Yuugi wurde immer ungeduldig, wenn es um seine große Liebe ging, denn jede Sekunde, die er von ihm getrennt war, war eine zu viel. Dann jedoch hörte er aus der Ferne das leise Rascheln der Blätter in den Bäumen und sein Gesichtsausdruck hellte sich auf. Schnell sprang er auf die Beine und schaute in jene Richtung, aus welcher das Rascheln immer lauter wurde.
Nach nur wenigen Sekunden sprang ein junger Mann aus einem der Bäume und landete elegant und sicher direkt vor Yuugi auf seinen Füßen. "Guten Morgen, Hikari. Verzeih, dass ich dich ausgerechnet heute habe warten lassen." Die Augenlider öffneten sich und gaben zwei wunderschöne rote Augen frei, die verliebt und freudig in ihr großes und violettes Gegenstück schauten. Ein Leuchten zog sich durch das helle violett und mit einem leisen und glücklichen Seufzen ließ sich Yuugi nach vorne weg in zwei geöffnete Arme fallen, die sich sogleich fest um ihn legten und ihn näher an den vertrauten Körper pressten. Seine weißen Engelsflügel legte er nach vorne und schloss sich und seinen Liebsten darin ein. "Ach Yami... Du weißt doch, dass ich dir niemals böse sein könnte. Dazu liebe dich dich viel zu sehr." Auf dem Gesicht des Größeren erschien ein Lächeln und er fuhr mit seiner Hand durch die weichen, schwarzen Haare seines kleinen Lieblings. "Ja, ich weiß, aber gerade heute soll doch alles perfekt sein.", meinte er wissend und löste sich dann leicht von Yuugi, griff hinter sich und zog hinter seinem Rücken eine wunderschöne rote Rose hervor. Mit roten Wangen streckte Yuugi seine Hand danach aus und griff nach ihr, zog sie wie einen kleinen Schatz näher an sich und hielt seine Nase daran, um den lieblichen und süßen Duft aufzusaugen.
"Heute, genau auf den Tag, sind wir beide sechs Monate zusammen, mein süßer Hikari. Das hier ist die sechste rote Rose, die ich dir geschenkt habe. Eine Rose für jeden Monat, in dem ich dich als mein ansehen durfte. Und ich werde dir bis an mein Lebensende jeden Monat eine rote Rose schenken, als Zeichen dafür, wie sehr ich dich liebe und dich an meiner Seite brauche." Das schöne rot der Rose bekam Konkurrenz durch das rot auf Yuugis Wangen. Er hatte solche süßen Worte von Yami schon so oft gehört, doch jedes mal aufs Neue brachten sie ihn in Verlegenheit, ließen sein Herz schneller schlagen und die Schmetterlinge in seinem Bauch folgen Loopings und Saltos.
"Ich... ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Außer, dass ich dich mehr liebe als alles auf dieser Welt und dass ich alles für dich geben würde, nur um dich glücklich zu sehen." "Dich zu sehen reicht mir schon aus, um mich glücklich zu machen.", warf Yami leise ein und sah Yuugi dabei tief in die Augen. Die Augenlider fielen leicht zu, verdeckten das violett und die langen Wimpern verliehen diesem Blick eine leicht erotische Note. "Küss mich...", wisperte Yuugi leise und schloss dann seine Augen ganz, wollte nichts mehr sehen, nur noch fühlen... und das, was er dann fühlte, zog ihm den Boden unter den Füßen weg und ließ seine Flügel strahlen vor Glück. Weiche, warme Lippen legten sich auf die seinen, nahmen sie ein, machten sie zu Yamis Eigentum, mit dem er machen konnte, was immer er wollte. Yuugis Knie wurden weich und er drohte, unter dem Kuss und seinen eigenen Gefühlen zusammen zu sacken, doch die starken Arme von Yami hielten ihn sicher und fest. Yamis Herz ließ dieser Kuss fast zerspringen vor lauter Glück und er ließ seine Flügel ebenfalls frei. Schwarze, fledermausartige Schwingen entfalteten sich und schlangen sich um den kleinen Engel in seinen Armen, zogen ihn noch näher an sich und zeigten durch diese Geste, dass er nur ihm alleine gehörte.
Ja, Yami war kein Engel. Er war ein Dämon, doch das war ihm egal. Er liebte, wen er liebte und er liebte diesen Engel mit dem Namen Yuugi so sehr, dass er ohne Zögern sein eigenes Leben geben würde, um ihn zu retten. Es war nicht leicht gewesen. Am Anfang hatte er sich sehr gegen diese Gefühle in sich gewehrt, denn die Gesetze verboten es, einen Engel zu sehen, mit ihm zu sprechen, geschweige denn, ihn zu lieben. Doch mit der Zeit hörte Yami auf sich und auf sein Herz und scherte sich einen Dreck darum, was man als Dämon von ihm verlangte. Das brachte ihm zwar immer wieder Schwierigkeiten ein, doch das hielt ihn nicht davon ab, den, den er liebte, jeden Tag zu sehen.
Nach einer gefühlten Unendlichkeit trennten sich ihre Lippen wieder und beide sahen sich schwer atmend in die Augen. Keiner sagte ein Wort, denn Worte waren nicht nötig. Jeder wusste, was der andere fühlte. Wieso jetzt etwas sagen?
Minuten lang, eine kleine Ewigkeit sahen sie sich nur in die Augen, beobachteten das Glitzen in den Pupillen des anderen. Dann durchbrach Yuugis zarte Stimme die Stille. "Ich liebe dich, Yami.", flüsterte er ihm zu. Yami lächelte und beugte sich zu Yuugis Ohr herunter und hauchte ihm dort eine Erwiderung hinein. "Ich liebe dich auch, mein kleiner Engel... was du ja auch bist. Mein Engel, meiner alleine." Ein glückliches Seufzen verließ Yuugis leicht geöffnete Lippen und er drückte sich näher an Yami heran, lauschte seinem Herzschlag während sie zusammen sahen, wie die Sonne nun auch sie beide erreichte und sowohl Yamis Dämonenflügel als auch Yuugis Engelsflügel zum strahlen brachte.
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Mal was Kleines für zwischendurch. Jetzt werde ich mich erst mal an mein Kapitel zu "Das Spiel des Todes" setzen, damit ich damit endlich fertig werde :)
LG von Psiana
