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Kurt das war's

von

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Beim zweiten Mal wird's nur noch schlimmer

XII – Beim zweiten Mal wird’s nur noch schlimmer?
 

„Hatschi!“ Kurt wachte von einem Kitzeln in der Nase auf. Das erste, was er sah, als er die Augen öffnete, war Lukas Gesicht direkt vor seinem und eine dunkle Strähne, die sich aus Lukas Zopf gelöst hatte und ihm nun ins Gesicht hing. Er zuckte erschrocken zurück.

„Du bist doof, Kurt.“, sagte Lukas beleidigt und sank neben Kurt aufs Bett zurück. „Da will man dich einmal wach küssen...“

Kurt setzte sich auf und war plötzlich hellwach. „Wie spät ist es?“, wollte er wissen.

Lukas schielte auf den Wecker. „Zehn nach drei. Du hast das dumme Ding überhört und ich hab noch versucht, dich normal wach zu kriegen. Aber du hast ja nicht reagiert, also bin ich auf die Idee mit dem Wachküssen gekommen.“, erklärte er noch immer beleidigt.

Kurt war schon aufgesprungen und zog sich jetzt leise fluchend an. „Das nächste Mal machst du nicht mehr so lange rum, sondern schmeißt mich gleich zum Bett raus.“

„Hat das Gertrud immer gemacht?“, fragte Lukas im Spaß.

„Ja, so in der Art.“ Kurt schloss den Knopf seiner Hose.

„Vergiss die Kleine nicht, okay?“

„Das ist erst übermorgen.“, erwiderte Kurt, wandte sich zum Bett um und gab Lukas einen flüchtigen Kuss auf die Stirn. „Wann kommst du heute heim?“

„So gegen fünf.“, antwortete Lukas und musste einmal mehr gähnen. An Kurts Tagesrhythmus würde er sich wohl erst noch gewöhnen müssen.

„Bis heute Abend dann.“, meinte Kurt liebevoll, löschte das Licht und zog die Türe leise hinter sich zu. „Schlaf schön.“

„Ja, tschüss.“ Lukas sank zurück ins Kissen.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Später am Abend klingelte es noch an der Tür. „Hanne? Was machst du denn hier?“, fragte Kurt als er die Türe öffnete.

„Hallo Kurt. Ich wollte nur fragen, wie die Taufe deines Neffen gelaufen ist.“, antwortete Johannes. „Wie geht es dir?“

Kurt lächelte. „Gut.“, erwiderte er und trat beiseite, damit Johannes eintreten konnte.

„Hallo.“, sagte Hanne unsicher, als er Lukas bemerkte. Er erinnerte sich noch immer unangenehm an ihr erstes Treffen, als er scheinbar wütend gegangen war und ihm mit einem vernichtenden Blick ziemlich deutlich gezeigt hatte, wie wenig er ihm willkommen war. Allerdings schien der Kerl ihn heute vollkommen zu ignorieren, was wohl auch gut so war.
 

„Freut mich.“ Hanne lächelte und klopfte Kurt auf die Schulter. „Ich...“

Weiter kam Johannes nicht, da er unsanft am Oberarm gepackt und von Kurt weggezerrt wurde. Er taumelte gegen die geschlossene Wohnungstüre. „Lass Kurt in Ruhe, du Miststück!“, schrie der Dunkelhaarige ihn an. „Du suchst doch nur jemanden, mit dem du kurz mal ne Nummer schieben kannst!“

Hanne stützte sich vorsichtig an der Türe ab. Noch starr vor Schreck schaute er dabei zu, wie Kurt Lukas jetzt festhielt, ihn anzischte, still zu sein.

Hanne spürte, wie sein Atem etwas schneller ging, sich allerdings wieder normalisierte. Schließlich öffnete Hanne vorsichtig die Türe, schlüpfte hinaus.
 

Es dauerte eine Weile, bis Kurt Hannes Verschwinden bemerkte und Lukas los ließ.

„Sag mal, spinnst du jetzt total?“, zischte er Lukas an.

Dieser gab ein beleidigtes Grunzen von sich. „Ich kann’s nicht haben, wenn er dich angräbt!“

„Angraben? Er hat mich nur ganz normal auf die Schulter geklopft!“

„Tse!“, sagte Lukas, „Sei doch froh, dass ich mich um ihn gekümmert hab.“

„Du hast ihm wehgetan. Wie kannst du dir so sicher sein, dass...?“

Lukas unterbrach ihn genervt: „Du bist nichts weiter als sein Spielzeug. Kapier das doch endlich! Er will nur mit dir schlafen, und dann bist du abgeschrieben.“

„Jetzt übertreib's nicht! Er wollte mich nur sehen, das ist alles.“

„Ich hätte ihn krankenhausreif schlagen sollen!“ Lukas war noch immer ganz aufgebracht. „Meine Güte, wie er dich schon ansieht! Zum Kotzen ist das.“

„Du bist doch nicht mehr ganz dicht, Lukas. Hanne hat sich ganz normal nach mir erkundigt. Himmel, er macht sich eben Gedanken.“ Kurt versuchte wieder, einen normalen Ton zu finden.

Lukas seufzte. „Kurt, ich will nicht, dass dieser Kerl hier auftaucht. Er will bloß in die Kist...“

„Klar, er will nur in die Kiste mit mir, mit allen!“, rief Kurt aufgebracht. „Das ist doch dein einziger Gedankengang, Lukas! Jetzt sag bloß noch, dass du eifersüchtig bist, dann lach ich mich heute noch kaputt. Mensch, das ist doch kindisch.“

Kurt sah, dass Lukas noch etwas erwidern wollte, doch da war er schon gegangen. Wäre er länger geblieben, hätte er ihm noch mehr hässliche Dinge ins Gesicht gesagt, die er später bereut hätte. Er wusste nicht, ob er seine Freundschaft oder auch das bisschen mehr zwischen ihnen beiden für Hanne oder einen anderen Menschen hätte opfern wollen. Er wusste aber, dass er sich diese Frage früher oder später einmal beantworten musste.
 

Es kostete Kurt eine ganze Menge Überwindung, jetzt auch wirklich bei Johannes zu klingeln. Es war eine Sache zu sagen, dass man sich Gedanken um jemanden machte, aber es war etwas völlig anderes, sich demjenigen dann auch zu stellen. Aber trotzdem war es einfacher zu Hanne zu gehen, als sich mit Lukas auseinanderzusetzen.

„Hi.“

Kurt schaute etwas perplex drein, als Hanne vor ihm stand. Er hatte nicht erwartet, dass Johannes so schnell zur Tür kommen würde. Allerdings wirkte er genauso aufgewühlt, wie Kurt es bereits vermutet hatte. Wenn man solche Unterstellungen an den Kopf geknallt bekam, konnte es einen schließlich nicht komplett kalt lassen.

„Darf ich reinkommen?“, fragte Kurt vorsichtig.

„Sicher, komm mit. Setz dich doch zu mir, Kurt.“, sagte Hanne und ging ohne sich noch einmal umzudrehen zu seinem Schlafzimmer. Kurt folgte ihm und ließ sich ein bisschen unsicher neben Hanne auf die Matratze sinken.

„Was denkst du jetzt von mir?“, fragte Hanne dann. Er sah ihn noch immer nicht an, sondern schaute weiterhin auf irgendeinen Punkt an der Wand.

„Ich weiß es nicht.“, sagte Kurt wahrheitsgemäß. „Ich hab keine Ahnung, was ich eigentlich glauben soll.“

„Was dein Freund da von sich gegeben hat, hat durchaus seine Berechtigung, Kurt. Ich habe wirklich oft genug mit irgendwelchen Kerlen geschlafen.“, antwortete Hanne nach einer langen Pause ernst.

Obwohl Kurt eine Brücke von dieser Geschichte zu der von Lukas schlagen konnte, bat er Hanne, ihm alles zu erzählen.

Hanne seufzte. „Dann muss ich wohl wieder bei meiner Infektion mit HIV anfangen.“, sagte er und stützte seine Unterarme auf seinem Schoß ab. „Weißt du, mir wurde eigentlich immer erzählt wie hochansteckend HIV ist und wie leicht man es übertragen kann, wenn man mit jemandem schläft. Natürlich darf man das nicht unterschätzen, das ist klar, aber mir gegenüber wurde es irgendwie immer ziemlich dramatisch dargestellt. Dann kam ich in dieses Alter, in dem man sich eben mit Mädchen trifft und eine Freundin findet, mit der man sein erstes Mal hat. Ich hab mich das niemals getraut. Ich hatte ganz einfach Angst davor und zwar nicht nur allgemein, sondern vor allem davor, dass ich die Viren übertrage. Das ist jetzt vielleicht zehn oder elf Jahre her. Damals gab es auch noch eine Menge Märchen darüber, weil kaum jemand Erfahrung mit dem Thema hatte. Es war klar, dass man HIV über Blut und Sperma überträgt. Ansonsten wusste man nicht besonders viel und es hieß sogar einmal, dass Speichel infektiös sei und man sozusagen durch einen Kuss angesteckt werden kann. Das ist natürlich absoluter Quatsch.“ Ein Seitenblick auf Kurt verriet ihm, dass dieser immer noch auf seine Erklärung wartete und kein Interesse an irgendwelchen medizinischen Details hatte.

Hanne schluckte, richtete sich auf und sah wieder zum Fenster. „Jedenfalls hatte ich dann irgendwann Komplexe, weil ich nichts zustande brachte. Damals hab ich auch meinen ersten Freund kennen gelernt, mit dem ich später auch nach langem Hin und Her mein erstes Mal hatte. Durch Sven hab ich eigentlich das erste Mal gelernt, mir selbst etwas zuzutrauen und mich selbst zu mögen. Er hat mir eine Menge Mut gemacht. Irgendwann ging die Beziehung aber den Bach runter und er knutschte fremd. Das war kurz bevor ich hierher gezogen war. Ich hab mich oft mit ihm gestritten, gerade auch wegen dem Umzug. Ich hab ziemlich unter der Trennung gelitten und furchtbar viel geschluckt. Ich war ehrlich froh, Hamburg nicht mehr sehen zu müssen.

Mein Ex hat mir früher oft unterstellt, dass ich gar nicht wüsste, wie ich auf meine Umwelt wirkte. Damit meinte er vor allem, dass ich mich selbst unterschätzte. Ich hab in den ersten vier Jahren hier in einer WG gewohnt und bin mit meinem Mitbewohner ziemlich oft abends weggegangen. Nach Sven hatte ich mir eigentlich gesagt, dass ich es nie wieder fertig bringen würde, mit jemandem zu schlafen. Einfach deswegen, weil es mir zu eng war und unheimlich viel mit Vertrauen zu tun hatte. Ich hab Heiko, meinem Mitbewohner, damals auch von Sven und unserer Trennung erzählt. Er fand es nie gut, dass ich noch dermaßen oft an ihn dachte und hat mir immer geraten, ihn zu vergessen, weil wir sowieso niemals wieder zusammenkommen würden. Und damit hatte er auch recht gehabt.

Tja, und dann hab ich begonnen One-Night-Stands zu haben beziehungsweise mich darauf einzulassen. Richtigen Sex ließ ich sowieso nur dann zu, wenn ich uns ausreichend schützen konnte.“

Hanne fuhr nach einer weiteren Pause fort, spielte jetzt allerdings am Saum des Kopfkissens herum. „Ich hab diese Intimitäten eigentlich immer genossen. Ich bin danach eingeschlafen, meistens mit einem fremden Kerl neben mir, mit der Gewissheit, dass ich den Typen nie mehr wiedersehen würde. Bei mir steckten niemals Gefühle hinter dem, was ich da vorher getan hatte, und ich konnte mir sicher sein, dass es auch für mein Gegenüber eine einmalige Sache war. Es war eigentlich genauso, wie dein Freund gesagt hat. Mir ist erst viel später aufgegangen, dass ich einen riesigen Fehler begangen hatte. Es können wesentlich schneller Gefühle ins Spiel kommen als man glaubt.“

Kurt spürte irgendwie, dass Johannes noch etwas nachschieben würde. „Wie meinst du das?“, fragte er schließlich.

Hanne seufzte leise, gab allerdings keine weitere Antwort.

Kurt schwieg ebenfalls. Obwohl er genau gewusst hatte, worauf sein Gespräch mit Johannes hinauslaufen würde, gaben ihm Hannes Worte nun doch schwer zu kauen. Eigentlich hatte er Lukas' Version für vollkommen übertrieben gehalten, doch durch Hannes Erzählung gewann das ganze an Realität.
 

Schließlich brach Hanne das Schweigen durch ein weiteres leises Seufzen. „Mir wäre es selber am liebsten, wenn es nie passiert wäre, weißt du?“, sagte er traurig. „Ich weiß bis heute nicht, wie ich diese One-Night-Stands überhaupt verantworten konnte. Im Grunde genommen ist es ein riesiger Vertrauensmissbrauch, eine HIV-Infektion zu verschweigen. Als ich mit Sven ins Bett gegangen bin, wusste er immerhin, auf was er sich einließ. Ich hab wohl auch bei meinen One-Night-Stands immer darauf bestanden, dass wir Kondome benutzten, aber trotz allem bleibt ein gewisses Restrisiko.“

Kurt berührte Hannes gebeugten Rücken. „Du hast wohl wirklich viel über die Sache nachgedacht, oder?“, meinte er und zog seine Hand zurück, als Hanne sich wieder aufrichtete.

„Ja, das hab ich. Aber das passiert fast schon automatisch.“, erwiderte Hanne. „Früher hab ich mir lange nicht so viele Sorgen gemacht.“

Kurt nickte wieder. „Darf ich dich nochmal etwas fragen? Etwas Privates?“

„Nur zu. Sehr viel privater als jetzt geht es doch sowieso nicht.“ Johannes wandte sich ihm wieder zu, hatte sogar ein kleines Lächeln auf den Lippen.

Kurt lächelte ebenfalls. „Dieser Sven... Ist das der auf dem Foto da?“

Hanne erhob sich wieder von der Matratze und Kurt befürchtete bereits, dass er wieder aus der Haut fahren würde. Schließlich hatte er sich ohne Hannes Erlaubnis seine Photos angesehen. Doch jetzt nahm er einen der Rahmen. „Du meinst ihn, oder?“

Kurt trat hinter ihn. „Genau.“

„Ja, das ist Sven. Und das hier bin ich, damals war ich siebzehn, er achtzehn. Ich war wirklich fürchterlich in ihn verliebt, musst du wissen. Damals hatte ich auch meine erste Wirkstoffresistenz. Wäre er nicht dagewesen, hätte ich mich vielleicht noch viel mehr gegen die Behandlung gesträubt. Ich wollte damals einfach nicht ins Krankenhaus. Aber Sven hat mir ziemlich ins Gewissen geredet.“

Kurt war sprachlos, weil Johannes auf einmal dermaßen offen von sich sprach. „Hattest du damals dann auch Fieber?“, fragte er schließlich vorsichtig.

„Ja.“ Johannes strich vorsichtig über das Bild, während er weitersprach. „Ich hab es zuerst gar nicht wirklich ernst genommen, bin dann aber doch zum Arzt gegangen. Ich war ziemlich erschrocken, als er dann festgestellt hat, dass sich meine Werte ziemlich verschlechtert hatten. Mein Vater hat mich damals sogar begleitet. Mir wurde damals nur einmal im Vierteljahr Blut genommen, sonst hätte es sich sicherlich schon früher abgezeichnet. Jedenfalls hat sich Sven sehr gut um mich gekümmert. Ich hab mich total fertig gemacht wegen der Wirkstoffresistenz und hab oft Blödsinn geredet. Man hätte auch sagen können, dass ich unerträglich war.“ Jetzt lächelte Hanne. „Trotzdem hat er mich jeden Tag besucht und mehr oder weniger tapfer meine Launen ertragen. Er hatte auch den Tick, dass er panische Angst vor Nadeln hatte. Er war furchtbar geschockt, als er meine Infusionen gesehen hatte. Auch sonst hat er immer recht sorgenvoll reagiert, wenn ich zur Blutabnahme gegangen bin, obwohl das für mich längst kein Thema mehr war. Er hat dann immer meinen Arm gestreichelt und ganz vorsichtig die Stelle geküsst, an der ich gepiekst worden war.“

Kurt musste schlucken und kam sich reichlich fehl am Platz vor. Johannes musste wirklich sehr glücklich gewesen sein mit diesem Sven, was auch dieses unsagbar glückliche Lächeln auf dem Photo und die Umarmung erklärte.
 

Danach wagte keiner der beiden mehr, das Schweigen zu brechen. Kurt wollte schon bald gehen. Er war müde und außerdem würde Lukas wohl schon schlafen und er wollte ihn nicht aufwecken, wenn er noch später zurückkam.

„Ich glaub, ich gehe wieder.“, sagte er leise.

Hanne wandte sich zu ihm um. „Sicher. Und nochmal danke, dass du dir so viel Zeit nimmst.“

„Kein Problem, Hanne. Schlaf gut.“

Hanne lächelte. „Du auch, Kurt.“
 

Unten betrat Kurt leise die Wohnung. Lukas schlief schon, hatte aber die Rollläden offen gelassen. Der Halbmond war jetzt durch eine Wolkenlücke gebrochen und schien ins Zimmer direkt auf Lukas. Er hatte sich offenbar in den Schlaf geweint, denn in seinen Augenwinkeln glänzte es noch.

Kurt schämte sich dafür und kroch ebenfalls ins Bett. Er hatte weder Hanne noch Lukas zum Weinen bringen wollen. Tränen waren etwas Hässliches, das es schon oft genug in den letzten Wochen gegeben hatte.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Es war Dienstagmorgen. Kurt wachte einmal nicht vom Klingeln seines Weckers auf, sondern von den Strahlen der Sonne, die durch die transparenten Gardinen fielen. Erleichtert stellte er fest, dass er heute frei hatte.

Lukas war schon vor ihm aufgestanden, hatte aber einen Zettel in der Küche hinterlassen.

„Tut mir leid wegen meinem Ausraster gestern. Kann heute Abend spät werden, weiß nicht, wie ich eingeteilt bin. Dir einen schönen Tag. Hab dich lieb. Lukas“

Kurt lächelte dankbar und nahm sich Kaffee aus der Thermoskanne. Auch er beschloss, sich eine nette Entschuldigung auszudenken. Doch zuerst musste er mit Hanne und seinem Vater reden.
 

Kurt besuchte Hanne bei der Arbeit. Neben der Glastüre stand noch immer der riesige Yucca. Hanne war gerade mit Blumengießen beschäftigt. Als er bemerkte, dass Kurt gekommen war, ließ er vor Schreck fast die Gießkanne fallen. Er starrte ihn an.

„Hanne, grüß dich. Ich glaub, wir müssen miteinander reden. Hast du Zeit? Eine Viertelstunde etwa?“, fragte Kurt direkt.

Hanne antwortete nicht. Er hatte nicht mit Kurt gerechnet und war noch ganz aufgewühlt vom Vortag, als er mit Lukas diese schreckliche Auseinandersetzung gehabt und Kurt seine gesamte Geschichte erzählt hatte.

„Kommst du?“, fragte Kurt noch einmal.

„Um was geht es denn?“, wollte Hanne schließlich wissen. Er hatte sich mühsam aus seiner Starre gerissen.

„Nichts Schlimmes, wirklich. Gehen wir kurz raus?“, erwiderte Kurt.

„Gut. Ich sag nur noch schnell meiner Chefin Bescheid.“ Damit verschwand Hanne, kehrte aber einen Augenblick später mit seiner Jacke zurück.
 

„Stört es dich, wenn ich mir eine Zigarette anzünde? Magst du auch eine?“ Johannes reichte ihm die Schachtel.

„Danke, nein. Ich hab aufgehört.“ Kurt schob seine Hand zur Seite. „Ich bin ein wenig aufgewühlt.“

„Wegen gestern, oder?“, erkundigte sich Hanne und zündete sich seine Zigarette an. Er nahm den ersten Zug.

„Nein, nein. Kein Problem. Es ist nur... ich mache mir Sorgen. Meine Mutter hat sich Sonntag bei mir entschuldigt. Das ist nicht normal. Sie war vollkommen aufgelöst und hat geweint. Was hast du ihr erzählt, als du bei ihr warst?“

Hanne schaute ihn verwundert an. „Nichts Schlimmes. Eigentlich nur von mir und meiner Beziehung zu dir.“

„Das weiß ich auch. Aber das kann nicht alles gewesen sein, Hanne. Sie sagte...“

Hanne unterbrach ihn. „Ich habe ihr auch noch von unserem ersten Treffen erzählt. Von dem Eindruck, den ich damals von dir hatte, als ich dir die Haare geschnitten hab.“

„Und was war das für ein Eindruck?“, fragte Kurt.

„Du hast mir ziemlich viel von dem Verhältnis erzählt, das du zu deiner Mutter hast. Dass sie dich bevor­mundet und dass dich das so irrsinnig ärgert. Oder dass sie dich schon öfters mehr oder weniger dazu gezwungen hat, dir die Haare schneiden zu lassen. Ich hab wohl gelacht, als du mir die Geschichte mit deinem Zopf erzählt hast, aber gerade das fand ich ziemlich heftig.

Na ja, mir kam es einfach so vor, dass dich die Geschichte ziemlich belastet. Ich denke, so viele Auseinandersetzungen und Reibungspunkte gehen an niemandem einfach so vorbei. Vor allem nicht, wenn man unter einem Dach wohnt oder so ein enges Verhältnis herrscht wie es bei euch beiden der Fall ist. Du hast sie trotz allem gerne, nicht?“

Kurt ging nicht weiter auf diese Nachfrage ein, obwohl Hanne richtig lag. „Und weiter?“

„Ich habe ihr das also erzählt. Sie war völlig uneinsichtig und ich wurde immer wütender auf sie. Und dann hab ich sie ziemlich angeschrien. Ich hab ihr von meinem Gefühl erzählt, dass dir euer Verhältnis wirklich sehr zu schaffen macht, gerade auch wegen diesem Zwiespalt, dass du sie einerseits magst und sie nicht verletzen willst und du sie andererseits von dir schieben möchtest, damit du mehr Freiraum hast.“

Kurt legte seinen Kopf schief. „Da bist du wohl wirklich ganz schön direkt gewesen, Hanne. Meine Mutter hängt furchtbar an mir, musst du wissen. Meine Eltern sind geschieden und haben seitdem fast keinen Kontakt mehr zueinander, eigentlich nur noch durch mich oder meine Schwester und ihre Kinder. Ich bin mehr oder weniger das einzige, was meine Mutter noch von meinem Vater hat. Und deswegen klammert sie auch derartig und will mich nicht loslassen.“

Hanne schaute etwas bedrückt zu Boden. „Das wusste ich nicht. Tut mir leid.“

„Das konntest du auch nicht wissen, Hanne. Ich hab das gar nicht von dir erwartet.“, beschwichtigte Kurt ihn.

„Echt?“

„Echt.“, bestätigte Kurt und lachte.

Hanne schaute noch immer nachdenklich drein, klopfte die Asche von seiner Zigarette. „Ich wollte dich übrigens wegen gestern noch etwas fragen. Wer war dieser Dunkelhaarige, dieser Lukas? Er kannte mich offenbar und irgendwie kommt er mir auch bekannt vor. Ich gehe mal davon aus, dass ich mir einen dicken Fehler ihm gegenüber erlaubt hab. Also, was weißt du?“

Kurt sah ihn verständnislos an. „Woher soll ich was wissen?“, fragte er zurück. Inzwischen war klar, dass Hanne bewusst war, dass er damals mit „seinem“ Lukas geschlafen hatte.

„Du hast mich da nicht richtig verstanden.“, erklärte Hanne. „Ich will nur wissen, ob du weißt, ob er mich kennt und - wenn ja - woher. Das ist jetzt sehr, sehr wichtig für mich.“

„Ich glaub, da solltest du besser selbst mit ihm reden. Lass mich da bitte raus, ja?“ Kurt war klar, dass er bei einer klareren Antwort nur in ein Fettnäpfchen hätte treten können – eine Lüge hätte Hanne sofort entlarvt und gar nicht erst geduldet und Lukas hätte ihm den Vorwurf gemacht, ihm in den Rücken zu fallen beziehungsweise viel zu sehr zu Hanne zu stehen. Etwas, das er im Moment wohl sowieso schon dachte.

Hanne kaute auf seiner Unterlippe herum, grübelte. „Es wäre wirklich verdammt wichtig für uns beide, verstehst du? Ich will nicht, dass er mich hasst, wenn er der ist, für den ich ihn halte. Dann sag ihm wenigstens, dass ich mit ihm reden möchte. Ich glaube nämlich nicht, dass ich noch einmal ungestraft bei euch auftauchen darf, um es ihm selbst zu sagen. Also, machst du's?“

Kurt nickte. „Okay, ich richte es ihm aus.“

Hanne lächelte, atmete die letzte Rauchschwade aus. „Gut, danke.“ Er ließ den Zigarettenstummel fallen und trat ihn auf dem Pflaster aus. „Ach so, ich wollte dich noch fragen, ob das Angebot mit dem Kinobesuch noch steht? Freitag ist ein Film angelaufen, den ich mir gerne ansehen würde.“

Kurt brauchte einige Augenblicke, bis er verstand, worauf Johannes ihn ansprach. Er erinnerte sich wieder, dass Hanne hohes Fieber bekommen hatte und sein Kreislauf zusammengebrochen war und er ihn schließlich ins Krankenhaus begleitet hatte. „Klar steht das noch. Wieso auch nicht?“

„Okay. Hast du nächste Woche schon was vor?“

„Bei mir dürfte nichts dazwischenkommen.“

Hanne lächelte nur. Es schien ihn wirklich zu freuen. „Ich sollte langsam wieder nach drinnen gehen. Wir sehen uns, Kurt, ja?“

„Sicher. Mach's gut, Johannes.“, erwiderte Kurt.
 

Jetzt wollte Kurt noch mit seinem Vater reden. Ihm hatte er noch nichts davon gesagt, dass er schwul war und von der Lüge mit Lukas und von Hanne auch nicht. Er fand, dass er ihm diese Ehrlichkeit einfach schuldig war. Außerdem hatte er das Gefühl, mit jemandem über den Streit mit Lukas reden zu müssen. Als er die Bank betrat, erkannte die Frau am Schalter ihn sofort. Er hatte sie schon oft gesehen, wusste aber ihren Namen nicht. „Du willst sicherlich zu deinem Vater. Er ist da, geh also ruhig gleich rein.“, sagte sie freundlich. Er lächelte sie an.

Kurt klopfte aus der Gewohnheit heraus an, wartete allerdings keine Antwort ab, sondern betrat sofort das Zimmer seines Vaters. Er wartete geduldig, bis sein Vater von seiner Arbeit aufsah.

„Oh, Kurt! Lange nicht gesehen! Grüß dich, Großer!“, Sein Vater, kam um den Schreibtisch herum und drückte Kurt an sich. „Gut siehst du aus.“ Er schob ihn ein Stück von sich weg und betrachtete ihn eingehend.

„Hallo, Heinz!“, erwiderte Kurt fröhlich und umarmte seinen Vater nochmals.

„Schön, dass du vorbeikommst. Seid ihr schon eingezogen?“

„Ja. Ich hab mich selber darüber gewundert, wie schnell alles gegangen ist.“

„Das freut mich aber.“, sagte Heinz und nahm Kurts Hände. „Ich bin so erleichtert, dass du jetzt raus konntest und trotzdem nicht alleine bist. Nicht, dass ich es dir nicht zutrauen würde. Es ist einfach besser, zu zweit zu sein. Gut, dass es Frieda gibt. Wie geht es ihr eigentlich?“

Kurt antwortete nicht gleich. Er sah zu Boden, hielt die Hand seines Vaters aber weiterhin fest. „Es gibt keine Frieda, Papa.“, sagte Kurt dann und sah ihm in die Augen. „Es war alles gelogen. Frieda ist Lukas, mein bester Freund. Wir sind so mehr oder weniger zusammen.“

„Erzähl. Hast du Lukas auf deinen Verdacht angesprochen?“, wollte sein Vater wissen. Er erinnerte sich noch gut an das Gespräch mit Kurt im Krankenhaus als sein Sohn diesen Unfall gehabt hatte.

„Mehr oder weniger. Lukas ist plötzlich so mir nichts dir nichts bei mir auf der Matte gestanden. Wir haben uns kurz unterhalten, dann ist er einfach auf mich zu gegangen und hat mir die Lippen aufgedrückt. Ich war stinksauer und hab ihn stehen lassen. Lukas hat mich dann draußen eingeholt und hat mir die ganze Geschichte gestanden.

Inzwischen habe ich ihm den ganzen Blödsinn verziehen. Ich fühl mich einfach gut dabei, dass wir zusammen wohnen.“

„Wieso hast du mir nichts davon erzählt? Du weißt doch, dass du immer zu mir kommen kannst.“, sagte sein Vater gekränkt.

Kurt schämte sich jetzt noch mehr. „Ich hatte Angst davor, es überhaupt jemandem zu sagen. Ich schäme mich auch irgendwie dafür, obwohl ich jetzt eigentlich nichts schlimmes mehr daran finde.

Ich hab Mama die Sache auch schon unter die Nase gerieben und sie hat mich daraufhin rausgeschmissen.“

„Die ganze Geschichte?“

Kurt nickte. „Ja. Irgendwie hab ich Mama völlig falsch verstanden. Sie hat mir eigentlich bloß die Einladung von Maike für die Taufe geben wollen, aber ich dachte, Maike hätte ihr erzählt, dass ich schwul bin, weil wir erst vor Kurzem deswegen gestritten haben. Na ja, und dann bin ich dort reingeschlittert.“

Heinz lachte. „Du bist wahnsinnig, Kurt. Deiner Mutter so eine Geschichte zu erzählen.“

„Sie hat es aber jetzt ganz gut aufgenommen. Letzten Sonntag bei der Taufe hat sie sich sogar bei mir entschuldigt.“

Heinz selbst hatte wegen eines Termins nicht zur Taufe kommen können. Jetzt sah er Kurt verwundert an, forderte aber keine Erklärung, weil er wusste, dass er sie bekommen würde, wenn Kurt reden wollte. Dann bemerkte er den veränderten Gesichtsausdruck seines Sohnes. „Du siehst so besorgt aus, Kurt.“, meinte er. „Ist etwas?“

Kurt nickte zögerlich. „Ich hab auch noch einen anderen Typen kennen gelernt, Johannes. Er hat mir neulich die Haare geschnitten und eigentlich haben wir uns auf Anhieb recht gut verstanden.

Na ja, und jetzt habe ich mich seinetwegen mit Lukas gestritten. Die beiden scheinen sich von früher zu kennen. Irgendwie hatten sie mal was miteinander gehabt, aber auch nicht richtig, ist eine recht komplizierte Geschichte. Lukas hasst Hanne offenbar dafür. Er war ja schon komisch, als er von Hanne erfahren hatte. Gestern Abend hat mich Hanne besucht und mir auf die Schulter geklopft, eine ganz normale Geste eben. Lukas ist sofort auf ihn losgegangen. Ich hab ihn zurückgehalten, aber er hat eigentlich gar nicht auf mich geachtet und wollte mir nicht einmal zuhören. Und dann habe ich ihm ein paar ziemlich fiese Unterstellungen an den Kopf geknallt. Ich erkenne Lukas nicht wieder, wenn Hanne dabei ist oder wenn ich von ihm rede. Er dreht völlig durch.“ Kurt schüttelte verzweifelt den Kopf. „Ich kann einfach nicht verstehen, weswegen er Johannes so sehr hasst... manchmal hab ich sogar Angst, dass ich Lukas irgendwann verliere. Und Hanne wird mir durch Lukas Geschichte auch immer fremder, obwohl ich andererseits auch Verständnis für ihn und seine Situation aufbringe, wenn er von sich erzählt.

Ich weiß echt nicht mehr weiter. Ich habe sie beide unheimlich gern. Ich hab einfach das Gefühl, dass mich Lukas nicht mehr versteht, obwohl wir uns doch schon ewig kennen.“ Kurt strich sich eine Haarsträhne zurück.

Sein Vater versuchte, ihn aufzumuntern. „Sprecht euch aus, Lukas und du. Ihr müsst miteinander reden. Vielleicht ist das alles nur ein dummes Missverständnis. Als ich so alt war wie du hatte ich auch oft Streit mit meiner Freundin und da hat Reden immer geholfen. Ich denke nicht, dass ein Freund da anders ist, oder?“

Er ließ seinen Arm noch so lange um Kurts Schultern liegen, bis er das Gefühl hatte, Kurt sei ruhiger geworden. „Als du vorhin gekommen bist, sahst du richtig gut aus. Aber jetzt gefällst du mir gar nicht. Macht es dir so zu schaffen?“

Kurt nickte bedrückt. „Es ist einfach ein blödes Gefühl, wenn ich sehen muss, wie Lukas sich mit Hanne streitet.“

„Ich glaube, ihr solltet einfach miteinander reden. Nur du und Lukas. So schlimm ist es sicherlich nicht.“ Wieder nickte sein Vater aufmunternd. Auch Kurt erwiderte ein dankbares Lächeln, obwohl er bezweifelte, dass sein Vater Recht hatte.

Kurt umarmte seinen Vater noch einmal zum Abschied. „Ich sollte so langsam gehen.“, meinte er.

„Sicher. Also dann, bis zum nächsten Mal.“ Sein Vater lächelte und klopfte auf Kurts Schulter.

„Tschüss, Papa.“

Schon im Hinausgehen fühlte er, wie gut ihm dieses Gespräch getan hatte. Seine Brust war schon lange nicht mehr so leicht gewesen. Er bereute nicht, mit seinem Vater über Lukas, Hanne und den Streit gesprochen zu haben. Ihm fiel auf, dass er Hannes Krankheit überhaupt nicht erwähnt hatte, aber das störte ihn nicht besonders. Er hatte noch genügend Zeit, seinem Vater davon zu erzählen. Viel wichtiger war ihm im Moment, dass er seiner Unsicherheit wegen der Beziehungen zwischen Lukas, Hanne und ihm selbst Luft gemacht hatte.

Erst jetzt merkte Kurt, dass er seinen Vater mit „Papa“ angesprochen hatte. Das hatte er seit der Scheidung nicht mehr getan. Damals war für ihn ebenfalls eine Welt zusammengebrochen, genauso wie es jetzt für seine Mutter sein musste. Damals war sein Vater für ihn gestorben, weil er ihn hat sitzen lassen.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Kurt stand am Fenster, als er plötzlich zwei Arme um sich spürte. Er schloss die Augen. „Oh, hallo Lukas. Schön, dass du wieder da bist.“, sagte er dann und hielt Lukas Hände fest, die an seinen Seiten lagen. Kurt nahm Lukas Hände von sich und drehte sich um. „Du, wegen gestern Abend. Tut mir leid, dass ich auf deinen Gefühlen rumgetrampelt bin.“

„Wie meinst du das?“

„Als ich zu dir gesagt hab, dass du eh nur eifersüchtig auf Hanne bist.“

Lukas lächelte. „Das war nicht schlimm. Was mir aber wehgetan hat, war, dass du mich einfach nicht verstehst. Ich weiß echt nicht, wie ich es dir noch erklären soll.“

Kurt erwog einen Moment, nicht weiter darüber zu reden, um die Auseinandersetzung nicht wieder aufzuwärmen. Dann entschied er sich aber dagegen. „Es ist wirklich so. Gestern Abend warst du so unglaublich aggressiv. Wie ausgewechselt warst du. Was, um Himmelswillen, war denn los? Weswegen hast du ihn derartig angegriffen?“

Lukas wurde für einen Augenblick still. „Vielleicht bin ich wirklich auch ein bisschen eifersüchtig auf Johannes. Aber ich mache mir vor allem Sorgen um dich. Ich will dir ganz einfach dieses Drama ersparen, wenn er dich verletzt.“

Kurt schüttelte leicht den Kopf. „Lukas, bitte. Er ist nicht so, wie du ihn siehst. Früher war er vielleicht so, ja. Aber fünf Jahre sind eine lange Zeit. Er hat sich verändert, glaub mir. Ich war gestern bei ihm und heute auch noch mal. Es hat ihn wirklich sehr getroffen und ich hab das Gefühl, dass er viel über das ganze nachdenkt. Er möchte sogar mit dir reden.“, erwiderte er. „Er macht sich fürchterliche Vorwürfe.“

„Du warst bei ihm!? Heute? Sag mal, spinnst du? Er ist ein Monster! Versteh das doch endlich! Wenn er seinen Spaß hatte, haut er doch eh ab.“, widersprach Lukas aufgebracht. „Du denkst sicherlich genau wie ich damals, dass er ein netter Kerl ist, aber das täuscht, Kurt. Es ist nicht gut für dich, wenn du dich noch weiter auf ihn einlässt.“

„Nein! Jetzt hör mir bitte zu. Er sieht doch selber, dass er Fehler gemacht hat. Aber es war eine entsprechende Situation für ihn. Er hat sich verändert seit damals.“

„Hör du mir zu!! Ich weiß, wovon ich rede! Er...“

„Ach, halt doch den Mund!“, rief Kurt aufgebracht. „Das einzige Monster weit und breit bist doch wohl du! Du mit deinem lächerlichen Getue. Was hast du eigentlich für ein Problem damit, wenn ich ab und zu mit ihm rede? Wenn ich dich so ansehe, bist du nur noch ein Nervenbündel aus Hass und Neid. Es ist doch so, dass du es einfach nicht magst, wenn ich mich mit ihm gut verstehe, oder?“

Lukas schüttelte wieder den Kopf. „Willst du mich denn gar nicht verstehen?“, fragte er und wischte sich hastig über die Augen. „Ich hab das Gefühl, dass Johannes dich furchtbar enttäuschen wird. Klar kann es sein, dass er sich seit damals verändert hat, aber ich will dir das Drama einfach ersparen.“

Auch Kurt musste jetzt schlucken. Ihm wurde klar, dass er sich gerade auf ziemlich dünnes Eis begeben hatte. Auch Lukas machte sich Sorgen um ihn – auf seine ganz eigene Art und Weise. Außerdem erinnerte Kurt sich wieder an den Ratschlag seines Vaters einfach mit Lukas in Ruhe zu reden. „Okay, das war gerade fies von mir. Tut mir leid, dass ich dich gerade falsch beschuldigt hab, Lukas. Aber du solltest vielleicht trotzdem auch seine Seite sehen. Er leidet ebenfalls unter der Sache und macht sich Vorwürfe. Bitte, hör ihm wenigstens zu!“

„In Ordnung, Kurt. Dir scheint viel daran zu liegen, dass ich mir seinen Teil anhöre. Ich werde es auch machen, aber ich brauche noch Zeit, verstehst du? Ich möchte erst mit mir selbst reinen Tisch machen. Ich muss erstmal kapieren, weshalb ich mich damals überhaupt auf das alles eingelassen habe.“ Lukas lächelte.

Kurt erwiderte das Lächeln und hatte das Gefühl, alles sei wieder in Ordnung zwischen ihnen beiden. Er spürte jedoch auch, dass er Lukas wirklich die Zeit geben musste, die er brauchte, ihn vielleicht nicht zu sehr mit Hanne konfrontieren sollte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  funeral
2012-03-28T13:06:27+00:00 28.03.2012 15:06
wow :o i-wie mieß aber auf der anderen seite auch süß ._.


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