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Days of Destiny

Merlin/Arthur
von

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In Ketten gelegt

Nach einigen Minuten waren Lancelot und Gwaine in dem Dickicht verschwunden und Merlin versuchte möglichst leise hinter Arthur Schritt zu halten. Dieser ging mit gezogenem Schwert wie immer voraus. Sie sahen die Grenze, wo der Wald in eine Wiese überging, auf der das feindliche Lager stand. Ein bläuliches Licht ging von ihm aus. Sie kauerten sich hinter einen Baumstumpf und lugten vorsichtig hervor.
 

In der kühlen Morgenluft ergab sich ein schauriges Bild: neben Zelten und einem großen Gehege, in dem sich magische Tiere aller Art gegenseitig bekämpften, stand eine ganze Menschenmasse, von der das bläuliche Licht ausging. Sie standen vollständig regungslos da, als ob jemand die Zeit angehalten hätte. In einigen Gesichtern war die Angst zu sehen, die sie gehabt haben müssen, ehe der Kälteschlaf kam. Bei anderen schien es, als ob sie im Rennen eingefroren wurden. Etliche Bärte und Nasen wiesen Eiszapfen auf.
 

Merlins Blick riss sich von diesem Anblick los und inspizierte den Raubtierkäfig näher. Es gab zwei Riesenspinnen, zwei Riesenscorpione und zwei Greife, die sich alle gegenseitig zankten. >Das wird ein ganzes Stück Arbeit< dachte sich der Zauberer. Dann war ein lautes, furchteinflößendes Schnauben zu hören, das aus einer dunklen Ecke des Käfigs kam. Selbst Merlin lief ein Schauern über den Rücken. Die Tiere blickten erschrocken auf, doch dann gingen sie rückwärts in die entfernteste Ecke, wo sie sich bald wieder (diesmal leiser) zankten.
 

Der Dunkelhaarige versuchte Umrisse des Wesens in der Dunkelheit zu entdecken, ehe er das Glitzern eines Auges wahrnahm, das ihn forschend ansah. Was immer dieses Geschöpf war, es hatte ihn entdeckt. >Ein junger Zauberer, wie interessant!<, spuckte eine tiefe Stimme in seinem Kopf. Verängstigt stolperte Merlin rückwärts und fiel über eine Wurzel. Arthur war sofort neben ihm und schaute sich mit gezücktem Schwert um, ob ein Feind das Geräusch seines Dieners gehört.
 

"Du bist so ein Idiot, Merlin. Wenn dich jemand gehört hätte." Der Prinz half seinem tollpatschigen Diener auf und murmelte: "Jetzt weiß ich wieder, warum ich dich nicht mehr zur Jagd mitnehme." Als der Prinz aber den unsicheren Blick sah, meinte er aufmunternd: "Keine Angst, wir werden unserer Freunde schon irgendwie befreien." "Da bin ich mir nicht mehr so sicher. Habt ihr das Gehege mit den magischen Geschöpfen gesehen?" "Ja, aber so lange sie eingesperrt bleiben, haben wir damit kein Problem." >Da hat Arthur recht. Doch ich weiß nicht, ob uns diese Kreatur nicht gefährlich werden kann. Was kann das nur gewesen sein? Ein Drache? Als Kilgharrah mich rief, klang es nicht so … gespenstig.<
 

Beide schlichen nun im Schutz des Waldes um das große Lager herum. Sie sahen ein Zelt, vor dem sich zwei Wachen postiert hatten. Traditionell gehörte das dem Anführer, König Vortigern. Es stand ungefähr 20 Meter vom Waldbeginn entfernt. Der Blonde deutete seinem Freund an, dass sie sich von hinten unauffällig dem Zelt nähern wollten. Leise gingen sie Schritt für Schritt aus dem Wald hervor, versteckten sich hinter größeren Felsen und Baumstumpfen, die dem Lager Platz machen musste.
 

Der Prinz entdeckte zwei Fässer, die an dem Zelt standen und machte Merlin mit Handzeichen darauf aufmerksam. Sie gelangten zu ihnen und setzten sich zwischen die Fässer und den Zeltstoff. Aus dem inneren des Zelt konnten Sie Stimmen hören: "Wo bleiben Sie denn nur? Oder wurden Sie vielleicht doch von der Sphinx gefressen?" Die Stimme gehörte einem Mann, der sehr kräftig zu sein schien. Eine Frauenstimme antwortete: "Sie sind schon auf dem Weg hierher. Nur noch etwas Geduld und Prinz Arthur gehört euch." Die Stimme kam Merlin irgendwie bekannt vor. "Ja, ich freue mich schon darauf. Vor den Augen seines Vaters werde ich ihn auspeitschen. HAHAHA" Ein grausames Lachen folgte, wie nur ein Mensch lachen kann, der von Hass zerfressen ist.
 

"Und ihr wollt wirklich nur diesen Diener haben? Ich könnte euch auch etwas Land zur Verfügung stellen", donnerte die tiefe Stimme wieder. "Nein, mir genügt es, meine Rache vollkommen an diesem Jungen auszuleben." >Rache? Was hab ich denn jetzt wieder getan?<, fragte sich Merlin. Arthur schaute ihn fragend an und der Zauberer zuckte mit den Schultern.
 

"Das wollte ich euch schon die ganze Zeit fragen: Wofür wollt ihr euch an diesem Diener rächen? Hat er mal Wein auf euer weißes Kleid gekleckert?" fragte der Mann mit einer Spur von Belustigung. "Er hat meine Schwester ermordet. Wie genau er das getan hat, weiß ich nicht. Aber ich werde es bei seinem Leben herausbekommen und ihm dann das gleiche Schicksal zuteilwerden lassen", zischte nun die Frauenstimme bestimmend zurück.
 

Arthur blickte seinen Diener verblüfft an, der immer noch den Kopf schüttelte. Er deutete Merlin, dass sie jetzt wohl genügend gehört hätten und den Aufbruch zurück zum Treffpunkt beginnen sollten. Sie gluckten hinter den Fässern vor. Es war niemand zu sehen. Vorsichtig gingen sie die ersten Schritte auf den Wald zu. Der Zauberer blickte sich nochmal um, und sah, wie eine Wache um das Zelt bog. Grade rechtzeitig warf er sich seitlich auf den überrumpelten Prinzen, und verschwand hinter einem Felsen. In dem Moment als der erstaunte Arthur sein „MERlin“ anfangen wollte, legte dieser seinen Finger auf dessen Mund. „Schhhh…“, flüsterte er leise und deutete auf die Richtung, aus der die Wache kam. Der Blonde verstand und wehrte sich nicht weiter.
 

Sie lagen nun übereinander und Merlin beugte sich über Arthur, damit der Fels sie beide verbarg. Zwar war es hier nicht der richtige Ort und nicht der richtige Moment, aber trotzdem spürte Merlin die zärtlichen Gefühle aufkommen. Seine Hand lag immer noch auf den sinnlichen Lippen seines Geliebten, die er vor ein paar Morgen probieren dürfte. Diese Kostprobe schien so unglaublich weit weg zu sein, dass er sich fragte, ob ein Kuss noch genauso schmecken würde.
 

Die blauen Augen des Prinzen blickten nun voller Liebe in die Augen des Zauberers. Seine Hand bewegte sich langsam an Merlins Armen hoch zu seinem Gesicht, das er zärtlich streichelt. Dem Diener schien das zu gefallen, denn er lehnte seinen Kopf in die Hand. >Wenn er einen Kätzchen wäre, würde er jetzt schnurren<, dachte Arthur lächelnd. >Ob er mir einen Kuss übel nehmen würde?<
 

In Hintergrund des niedlichen Kätzchens tauchte die Wache auf, die sie wohl doch gesehen haben musste, und ging mit einem Schwert langsam auf das Pärchen zu. „Bleibt, wo ihr seid“, sprach der und riss damit auch den mit dem Rücken gewandten Zauberer aus seinen Träumen. Er kullerte schnell runter von dem Prinzen und blickte zu dem Feind. „Weg hier“, sagte Arthur und richtete sich mit seinem Schwert in der Hand auf. Merlin sprang ebenfalls auf und rannte bereits vor zum Wald, ehe Arthur folgte. Doch schon hatte der Wachmann nach Verstärkung gerufen.
 

Ein paar feindliche Ritter jagten ihnen in den Wald nach. Ein paar auf Pferden folgten, die sie auch bald einholten. Merlins Augen glitzerten und ein Ritter kam durch eine Wurzel zu Fall. Ein weiterer blieb an einem Ast hängen, zwei weitere fielen in eine Grube, die sich urplötzlich vor ihnen auftat. Doch ein Feind erreichte sie auf dem Pferd und schmiss ein Netz über die beiden, so dass sie fielen. Ein anderer Ritter kam angelaufen und traf sie jeweils mit einem Betäubungspfeil. Beide wurden sofort bewusstlos.
 

Merlin kam langsam zu Bewusstsein. Er spürte wie sein linkes Bein und Handgelenk an einen Mast gebunden waren, sowie die rechte Hälfte an einen anderen Mast. Er fühlte sich wie ein Seestern. Und der Zauberer dachte schon, er würde wieder am Pranger in Camelots Hof stehen und Ladungen von Obst und Gemüse über sich ergehen lassen müssen, doch die Lage war wesentlich ernster.
 

Nach einem Blinzeln sah er das Gesicht einer ihm bekannten Hexe vor sich: „Nimue“ schluckte er. „Ich sehe, du kannst dich an meine Schwester erinnern“, sagte die Hexe gehässig. Hinter ihr wurde die Umgebung klarer. Es war bereits Nachmittag. Er stand gefesselt auf einem hölzernen Schafott. Viele Ritter standen um den Platz herum und schauten belustigt zu der Erhöhung und dem nun wachen Gefangenen auf. Neben ihm war der noch schlafende Arthur auf dieselbe Art angekettet wie er. Ein Mann mit Peitsche, vermutlich der König Vortigern höchstpersönlich, stand neben ihm.
 

„Eure … Schwester?“, wiederholte der Zauberer fragend. „Ja, und du hast sie ermordet.“ „Ich…“ Merlin wusste nicht, wie er den Tod von Nimue erklären sollte. Ja, er hatte sie besiegt und ihr Leben eingetauscht, doch er sah sich nicht als Mörder an. Und nach dem belauschten Gespräch schien die vor ihm stehende Hexe noch Zweifel an seiner Fähigkeiten als Zauberer zu haben.
 

„Ich werde dich das nur einmal fragen: Wie hast du sie ermordet? Sie war eine starke Hexe und hätte doch nicht von einem dahergelaufenen Diener überrumpelt werden können.“ Merlin versuchte seine Gedanken zu sammeln, doch von dem Betäubungsmittel war er noch benommen. „Ich habe … sie nicht … ermordet. Es war ein … Unfall“, war das Beste, was ihm einfiel, bevor er unter den Beschimpfungen Karminas wieder ohnmächtig wurde.
 

In der Dunkelheit hörte Merlin eine Peitsche, die gegen irgendwas klatschte. Jubelrufe folgten, die fast ein schweres Keuchen überdeckten. Dann flog die Peitsche ein weiteres Mal durch die Luft. Das Keuchen wurde zu einem unterdrückten Schrei, der nicht entweichen dürfte. Merlins Augen blinzelten, als er den nächsten Peitschenhieb vernahm. Er war noch immer jeweils an einen massiven Holzstab gekettet. Als er den Kopf hob, sah er vor dem hölzernen Podest eine Menschenmenge, die begeistert dem Spektakel neben ihm zusah. Dann blickte er in Ihre Blickrichtung. Sein Atem stockte.
 

Sein geliebter Prinz hing gefangen in den Ketten, sein Kopf war auf den Oberkörper gefallen. Zerrissen und mit Blut bespritzt hang sein rotes Leinenhemd an ihm herunter. Sein Rücken war durch viele Peitschenhiebe zerschunden. Das Blut bahnte sich seinen Weg über seine Hose hinab zu den Blutlachen unter ihm. „Arthur“, brachte er leise hervor und schluckte.
 

Hinter ihm stand ein großer, älterer Mann mit der Peitsche in der Hand. Ein grimmiger Schnurrbart machte das Gesicht noch furchteinflößender. Seine kräftige Gestalt war in adlige, bläuliche Gewänder gestopft. >König Vortigern<, vermutete Merlin richtig. Seine dunkelblauen Ärmel hatte er bis zu den Oberarmen zurück geschoben. Blutspritzer hatten dennoch ihren Weg auf die Kleidung gefunden und würden den Diener, der sie säubern musste, viel Arbeit bereiten.
 

Ein weiterer Peitschenhieb durchtrennte die Luft und Arthur wand sich vor Schmerzen. Doch auch jetzt entkam ihm kein Schrei. Er fasste sich und schaute hoch zu seinem Diener. „Merlin“, krächzte er. Seine Stimme war gebrochen, doch sein Wille war stark. Er lächelte ihn an. Der Zauberer lächelte zurück, glücklich darüber, dass es dem Prinzen noch scheinbar gut ging. Doch hinter dem geliebten Lächeln schwang die schwarze Lederschnur durch die Luft und schlug zu: „Argh“
 

„Lasst ihn sofort frei“, forderte Merlin und zog damit die Aufmerksamkeit des Königs und der umstehenden Schaulustigen auf sich. Der König wirkte irritiert, verließ aber seinen Platz hinter dem Prinzen von Camelot, um zu Merlin zu gehen. „Na, Bürschchen“, sagte er und nahm unsanft das Gesicht seines Gefangenen in Augenschein. „Offensichtlich möchtest du auch Bekanntschaft mit meiner Lieblingspeitsche machen, ja?“ meinte er in bösartigem Ton und spuckte seitlich weg.
 

„Lasst uns und unserer Freunde frei“, drohte der Diener ernst. „Meinst du etwas, du bist in der Lage Forderungen zu stellen?“, lachte König Vortigern. Sein Heer schaute sich erst an und fing dann an zu grölen. „Ja, genau“ und „Gebt es ihm“- Rufe waren zu hören. Der König zeigte den Zuschauern ein zahnloses, grauenhaftes Lächeln. „Na gut, du hast es ja nicht anders gewollt“, sagte er, bevor er hinter Merlin trat und seine Peitsche schwang. Wie ein Feuer durchflutete der unendliche Schmerz Merlins Körper. Er keuchte laut auf.
 

"Lasst ihn in Ruhe." donnerte eine Frauenstimme über den Platz. Nimues Abbild glitt zwischen den feindlichen Männern hindurch, als würde sie schweben, und kam auf der Richtstätte vor Merlin und König Vortigern zu stehen. "Ihr habt euren eigenen Gefangenen, den ihr nach Herzenslust quälen könnt. Also vergreift euch nicht an meinem. Er gehört mir", sagte Karmina mit drohenden Augen zu Vortigern. Sie nahm das schmerzverzehrte Gesicht Merlins in Ihre beiden Hände und hauchte ein "ganz allein mir".
 

Der Anführer war irritiert. Auch ließ er sich von einer Frau, wenn auch einer Magierin, nicht vor seinen Männern maßregeln. "Aber ihr macht doch gar nichts mit ihm, er hängt nur in seinen Ketten. Ich habe meinen Prinzen schon einige Schmerzen bereitet, nicht wahr, kleiner Prinz?", und deutete auf Arthur, auch wenn er von diesem keine Rückmeldung erwartete. "Ich habe meine eigene Foltermethode", gab Karmina ruhig zurück. "Außerdem", sprach sie weiter, "muss ich noch herausfinden, ob er der alten Religion angehört." Sie schaute Merlin forschend an, als wenn sie aus seinem Gesicht die Antwort ablesen wollte.
 

"Doch wäre er ein Zauberer, würde er zumindest sich irgendwie befreien, vielleicht auch noch seinen Prinzen", mutmaßte der König. "Nicht unbedingt. In Camelot ist Zauberei unter Todesstrafe verboten. Wenn der Prinz wüsste, dass er ein Zauberer ist, müsste er ihn ... hinrichten lassen." Sie genoss die letzten Worte geradezu. Merlin riss sein Gesicht aus Karmina Händen und schaute zu Boden.
 

"Vielleicht ist er aber auch nur schlau und zeigt seine Fähigkeiten nicht, weil er weiß, dass er mir unterlegen wäre. Hahaha", lachte die böse Hexe selbstgefällig. Der König stimmte lauthals in die Lache ein und auch seine Männer folgten dem Beispiel. Die Hexe stellte sich wieder hin und machte Anstalten, sich zurück zu ziehen. "Wartet", rief ihr der König hinterher, "welche Foltermethoden habt ihr denn? Kann ich da vielleicht noch was lernen?" sprach er mit einem süffisanten Unterton. Er war sich sicher, dass er bereits aus mehr Gefangenen Halbwahrheiten herausgeprügelt hatte, als diese zierliche Hexe.
 

"Meine Methode ist, dass ich den sehnlichsten Wunsch einer Person suche und diesen langsam zerstöre. In diesem Fall", sie schaute nochmal auf Merlin, der trotz aufmerksamer Ohren seinen Kopf hängen lies, "foltere ich ihn durch die Leiden seines Freundes", schloss Karmina ab und betrat den Weg zurück zum Zelt. "Na, dann werde ich mal weiter machen. Für uns beide", rief er ihr noch nach. Er stellte sich wieder hinter Arthur und schlug zu. Die Menge jubelte. Arthur hatte während der Pause neue Kräfte sammeln können, so dass er weiterhin still die nächsten Schläge ertrug.
 

Der Abend neigte sich langsam der Nacht und der König und seine Männer verloren das Interesse, als der Königssohn ohnmächtig in den Seilen hing. "Na dann bis morgen, Bürschchen", verabschiedete sich der König von seinem Gefangenen. Merlin würdigte er keines Blickes. Dieser hatte die ganze Zeit zuschauen müssen und Karmina hatte recht gehabt: es war die schlimmste Folter, seinen Geliebten leiden zu sehen. Doch viel länger konnte er es nicht mehr zulassen. Sie mussten fliehen.



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