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Running up that hill

Implied Snarry/alternative Ending Fic
von

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Tell me we both matter, don't we?

Disclaimer:

all characters and settings belong to JKR, I'm not making any profit out of this.

PG-6

character death
 

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Es war nie einfach gewesen und es wäre Severus Snape auch nicht im Traum eingefallen, darum zu bitten. Sein ganzes Leben war mehr oder weniger eine einzige Katastrophe gewesen, durchzogen von Verrat, Betrug und Verlust. Es gab genau einen Menschen, dem er vertraute und der war mit Vorsicht zu genießen. Albus Dumbledore hatte ihm sein Leben gerettet, seinen Ruf und seine Seele doch Severus hatte dafür Opfer bringen müssen. Er war erst dreiundzwanzig gewesen, als er den Schulleiter zum neuen Meister seiner Seele gemacht hatte. Unbestreitbar war sie dort besser aufgehoben als beim dunklen Lord, doch das Opfer war ähnlich schmerzvoll.
 

Severus hatte geschworen, Harry Potter mit seinem Leben zu beschützen. Die ersten elf Jahre des Handels dachte Severus selten an das Tauschgeschäft, war der Junge doch bei seinen schrecklichen Verwandten sicher und weit weg von ihm. Und dann kam jener unheilvoller Tag im September vor sieben Jahren, als ein sehr kleiner und sehr verängstig aussehender Harry Potter die Stufen zum sprechenden Hut erklommen hatte. Er war ein Ebenbild seines Vaters und so wunderte es Severus nicht, dass der Hut nach einiger Zeit "Gryffindor" rief und der Junge freudig in Richtung vieler roter Haarschöpfe stürmte.
 

Beim Essen besah Severus ihn sich genauer. Die Haare, die in alle Richtungen abstanden und etwas dunkler waren als die von James, die Statur, auch wenn Potter etwas dürrer wirkte. Sogar die schlechten Augen schien er geerbt zu haben...doch hier stutze Severus. Die Augen, die waren nicht von James. Sie waren strahlend grün und blickten ihn soeben an. Doch war der Blick nicht angsterfüllt, wie Severus es von seinen Schülern kannte, eher interessiert. Eine unverhohlene Neugier sprach aus diesen Augen, die denen seiner Mutter ähnelten. Und noch etwas, was Severus nicht zuordnen konnte. Entschlossen erhob er sich und verließ die große Halle ohne einen weiteren Blick.
 

Er war eine Plage und Severus war nur milde überrascht, dass Potter in seinem Fach kläglich versagte. Von der ersten Stunde an schien der Junge ein einziges Nervenbündel zu sein, sobald er das Klassenzimmer für Zaubertränke betrat in dem Snape unterrichtete wie ein feuerspeiender Drache. Severus war es gewohnt, dass Schüler sich in seiner Gegenwart anstellten wie Trolle und doch lag in Potters Augen etwas anderes als in denen von Neville Longbottom.
 

Potter brachte sich ständig in Schwierigkeiten. Bereits im ersten Jahr musste Severus ihm das Leben retten als er während eines Quidditchspiels fast vom Besen gefallen wäre. Wie Albus auf die Idee gekommen war, seinen Goldjungen so einen gefährlichen Sport zu erlauben hatte er nie verstanden. Und für jede Schwierigkeit, in die der Junge sich begab, schenkte man ihm Hauspunkte zum Abwinken und feierte ihn als Helden. Außerdem stahl er Zutaten aus Severus privatem Vorrat und becircte andere Lehrer um nicht bei ihm Nachsitzen zu müssen. Des Nächtens schlich er heimlich durchs Schloß.
 

Severus hätte eine ewig lange Liste aller Verfehlungen von Harry Potter schreiben können, doch leider hätte sie niemanden interessiert. Den Schulleiter am wenigsten. Severus war streng zu ihm, er wollte Potter spüren lassen, dass er nicht immer und überall bevorzugt behandelt werden würde. Im Jahr darauf sah er sich der bisher schwierigsten Situation gegenüber. Der unsägliche Vorfall in der Heulenden Hütte und dann hatte er die Kinder vor Lupin beschützen müssen. Es war ein Reflex gewesen, er hatte nicht einmal darüber nachgedachte und wäre Black nicht gekommen um ihm zu helfen, hätte er wohl oder übel sein Leben für das von Harry Potter und seinen beiden Freunden geopfert.
 

Und da war es das erste Mal passiert. Es war nur ein Bruchteil einer Sekunde, der Moment nachdem Lupin sich auf Black gestürzt hatte, bevor Potter einfach hinterher sgesprintet war. Ihre Augen hatten sich getroffen, grün auf schwarz, jung auf alt. In keinen von ihnen lag Furcht, da sie beide verlernt hatten, was Furcht hieß. So hatte noch nie jemand Severus angesehen. Es war, als würden diese Augen nur ihn sehen, nichts anderes schien relevant, existent. Und dann brach der Blickkontakt und Potter rannte hinter seinem Patenonkel ins Dickicht.
 

Das vierte Schuljahr kam und ging und der dunkle Lord stieg wieder auf, nachdem er Cedric Diggory vor Harrys Augen getötet hatte. Die ersten Wochen schien Potter völlig aus der Fassung zu sein. Er war blaß, dünn und seine Augen schienen oft gerötet und wässrig. Severus konnte ihn kaum ansehen. Doch je lästiger Umbridge wurde, desto besser schien es ihm zu gehen und Severus stellte zufrieden fest, dass der Junge mehr Kampfgeist besaß als er ihm zugetraut hatte.
 

Severus Leben war zu dieser Zeit die Hölle. Dumbledore hatte ihm einen grauenvollen Plan eröffnet. Er sollte zurück kehren und sich zum Schein wieder dem dunklen Lord anschließen. Zu Severus Verwunderung ging der Plan des alten Mannes auf und Lord Voldemort nahm freudig jede Information über Dumbledore und Harry entgegen. Doch zeitgleich erfuhr er auch eine schreckliche Wahrheit über Potter selbst. Er hatte vermutet, dass Potter derjenige sein müsse, der Voldemort zur Strecke brachte, doch dass es einfach nur Vonnöten war, dass Potter vor Voldemort starb war einfach nur grausam. All die Jahre, gutbehütet, hatte er einfach nur auf den richtigen Moment zu warten. Herangezüchtet wie ein Schwein zum Schlachten.
 

Der Gedanke war unerträglich für Severus. Er hatte geschworen, Potter zu beschützen, mit seinem eigenen Leben, mit allem was ihm noch geblieben war, was er seine Existenz nennen konnte. Am liebsten hätte er es ihm gesagt, ihm geraten sich zu verstecken und sich nie wieder zu zeigen, der Junge hatte etwas besseres verdient. Doch Severus wusste, Harry war genausowenig ein Feigling wie er selbst. Und so verbannte er die Gedanken in sein Denkarium, zu den grünen Augen, die ihn so durchdringend ansahen, wann immer ihre Blicke sich trafen.
 

Und schließlich ordnete Dumbledore an, dass Severus ihm Okklumentikunterricht geben solle.Severus tobte innerlich, doch leistete er Folge, wie immer. Potter erschien misstrauisch und missmutig und er war noch viel schlechter als Severus befürchtet hatte. Wann immer er in seinen Geist einfiel, stürzten tausende Dinge auf ihn ein, Potters Kindheit, Erinnerungen an seine Zeit bei den Muggeln. Gespräche mit seinen Freunden, ein Kuss mit einem Ravenclawmädchen, Quidditch. Aber auch Träume schienen sich dazwischen zu mogeln. Grausame Träume, bestimmt von roten Augen und einer hohen Stimme, die Severus nur zu gut aus seinen eigenen Träumen kannte. In jeder Stunde sah Severus das Entsetzen im Innern des Jungen und fragte sich, wo ein Fünfzehnjähriger die Kraft herhatte, all das zu ertragen. Nur zu ungern erinnerte er sich an seine Zeit bei den Todessern, denen er sich im Alter von siebzehn angeschlossen hatte. Severus war ein reifer Siebzehnjähriger gewesen und doch hatte auch er mit unsäglichen Qualen gekämpft all diese Dinge mitanzusehen.
 

Und eines Tages war ein zweites Mal passiert. Severus hatte Potter befohlen, sich zu konzentrieren und war bereit, den Legilimentikzauber zu sprechen. Er konzentrierte sich auf Potter, als der die Augen öffnete. Und wieder war es nur der Bruchteil einer Sekunde, so kurz, dass Severus nichtmal mehr den Impuls des Zaubers zurückhalten konnte. Potters Blick traf ihn unvorbereitet und intensiv und der Zauber prallte auf Severus zurück, der einige Sekunden zu überrumpelt war um Potter aus seinem Kopf zu werfen. Die Szene endete sehr unschön, doch kaum dass Potter sein Klassenzimmer verlassen hatte, war Severus auf seinen Stuhl gesunken und hatte erneut einen silbriggrauen Faden für sein Denkarium abgezapft.
 

Im zweiten Halbjahr floh der Schulleiter und Severus sah sich gezwungen, sich auf Umbridges Seite zu schlagen, um überhaupt ein Auge auf seine Schüler haben zu können. Severus war schon immer gut darin, so zu tun, als würde er der anderen Seite angehören. Und dann eskalierte ganz plötzlich alles. Er sah Potter erst wieder in Umbridges Büro und diesmal sprach nackte Angst aus den grünen Augen. Schon als Severus den Raum betrat, traf sie ihn wie ein kalter Schauer. Doch er wurde nicht enttäuscht. Potters Angst galt allein Black und nicht ihm selbst. Das Schuljahr endete in einem einzigen Chaos. Nur in Severus schien sich etwas beruhigt zu haben. Potter schien ihm endlich zu vetrauen.
 

Und Severus größter Wunsch ging in Erfüllung, er durfte endlich die Stelle für Verteidigung gegen die dunklen Künste übernehmen. Potter schien mäßig begeistert, doch waren seine Fähigkeiten unbezweifelbar überdurchschnittlich und Severus gab zu, es machte ihm fast Spaß Potter zu Höchstform auflaufen zu sehen. Doch die Freude dauert meist nur Sekunden. Er wusste zu vieles, zu viel was in naher Zukunft passieren musste. Der Schulleiter war krank. Draco Malfoy wurde beauftragt, Dumbledore zu töten und Severus hatte einen unbrechbaren Schwur geleistet, Draco zu unterstützen. Der alte Mann freute sich, dass alles so gut aufging, doch Severus hasste es.
 

Dumbledore hatte versucht, Severus zu erklären, dass er damit seine Seele auslösen konnte. Doch Severus wollte seine Seele nicht. Er wollte niemanden töten und er wollte erst recht nicht, dass jemand getötet wurde. Stattdessen pendelte er zwischen des dunklen Lords rechter Hand, Dracos Schatten, Dumbledores Büro und seinen Kerkern hin und her und fragte sich, wie er in all dem noch Harry beschützen könnte. Nur das war der Grund dafür, dass er atmete, seine Daseinsberechtigung, sein Antrieb. Die Erkenntnis traf ihn härter als er geglaubt hatte und wieder war er kurz davor, dem Jungen einfach zur Flucht zu raten.
 

Und dann kam er, der Tag an dem er wieder Verrat begehen würde. Der Tag an dem er Harry Potters Vertrauen zerstören musste. Langsam ging er die Stufen zum Astronomieturm hinauf, er hörte Draco und Bellatrix oben auf der Plattform doch als er dien Zwischenboden erreichte, blieb ihm fast das Herz stehen. Das Schicksal hasste ihn. Dort stand Harry Potter, den Zauberstab gezückt und von unten auf Draco gerichtet, niemand schien ihn zu bemerken, zum Glück. Severus zog seinen Zauberstab und schoß einen Hauch Magie in Potters Richtung, der sich daraufhin umdrehte. Langsam, ganz langsam bedeute Severus ihm zu schweigen und dann geschah es das dritte Mal.
 

Augen die mittlerweile viel erwachsener schienen, brannten sich in seine, hielten ihn fest. Keine Angst war dort zu sehen, nur tiefes Vertrauen und dieses etwas, das Severus noch immer nicht zu bestimmen mochte. Und dann ging Severus Snape und tötete Dumbledore. Zerstörte alle Bewunderung, die Potter für den Halbblutprinzen gehabt hatte. All das Vertrauen, das Potter in Severus Snape als Menschen gehabt hatte. Er hatte Harry das zweite Mal verraten.
 

Das folgende Jahr war die Hölle. Er hatte nie Schulleiter werden wollen und erst Recht nicht so. Als er hörte, dass man Potter aufgegriffen hatte und er wieder geflohen war, hatte er gehofft, dass er nicht nach Hogwarts kommen würde. Doch er war gekommen. Und er hatte sich ihm entgegen gestellt. Und wieder war es passiert, mitten in der großen Halle. Aber diesmal war es anders gewesen. Harry war ihm entgegen getreten, wütend, seine Augen lodernd vor Hass und Severus war machtlos, einfach nur machtlos. Wahrscheinlich hätte Potter ihn töten können, wenn er gewollt hätte.
 

Severus war geflohen, kehrte an die Seite des dunklen Lord zurück und wusste, heut war der Tag an dem er und Potter sterben mussten. Doch dann kam Voldemort ihm zuvor mit seiner Theorie über den Eldarstab und noch bevor Severus alles arrangieren konnte war es zu spät. Die Schlange stürzte sich auf ihn, er spürte wie sein Blut aus seiner Halswunde floß. Dann verschwand die Schlange und das Gift begann zu wirken. Und dann kam Potter. Severus war sich nicht sicher, ob es wirklich passierte, doch der Junge kniete sich vor ihn und drückte die Hand auf die blutende Wunde. Er rief seiner Freundin etwas zu, die daraufhin in ihrem Täschchen wühlte und ihm etwas reichte.
 

Etwas muffiges, trockenes wurde in seinen Mund gedrückt und Severus hustete, Blut spritzte auf Potters Jacke. Der hatte seinen Zauberstab gezogen und murmelte etwas. Severus spürte wie die Haut an seinem Hals ziepte und brannte und erkannte seinen eigenen Heilzauber, den er schon bei Draco angewandt hatte. Mühsam würgte er den Bezoar hinunter und hustete noch mehr. Seine Ohren rauschten und dann wurde ihm schwarz vor Augen.
 

Als Severus wieder erwachte, war es dunkel und gedämpfter Lärm drang zu ihm vor. Er hatte Schwierigkeiten sich zu orientieren. Dann hörte er ein Geräusch und spürte eine kalte Hand an seinem Arm. Potter. Severus gab ein krächzendes Geräusch von sich und Potter erleuchete die Spitze seines Zauberstabs. " Wir sind in der heulenden Hütte." flüsterte er. Und dann, "Ich weiß es." Severus brauchte nicht zu fragen, er wusste genau, was Potter meinte. "Dumbledore...er hat mir etwas hinterlassen...eine Erinnerung." Potter schluckte, doch er wirkte nicht verängstigt. Severus hustete.
 

"Du musst das nicht machen." presste Severus hervor, sein Hals tat verdammt weh. Potter schüttelte nur den Kopf. "Oh doch, Professor. Das muss ich." Und dann erzählte er flüsternd, dass Fawkes erschienen war, kurz nach Severus Flucht aus Hogwarts, und ihm ein Paket überbracht hatte. Dumbledore hatte Harry sein gesamtes Wissen über den dunklen Lord hinterlassen und den einzigen Weg, ihn zu besiegen. Und darüber, was Severus getan hatte. Alles. Severus spürte ein brennen in der Brust, er konnte nur ahnen, was Dumbledore ihm alles verraten hatte und dem Gesichtsaudruck des Jungen nach war es eine ganze Menge.
 

Er packte Potter am Handgelenk. "Ich wünschte, ich könnte das für dich machen." presste er hervor und sah Harry an. Der sah zurück und erschrocken stellte Severus fest, dass Harry weinte. "Nein." schluchzte er. "Potter...ihr habt alle Horkruxe zerstört oder?" fragte Severus leise und Harry nickte. "Die Schlange hat Neville vorhin erledigt." Severus schloß die Augen. "Dann bist du der letzte. Nur du hälst ihn davon ab, sterblich zu sein." Potter nickte. Severus sah ihn prüfend an und dann traf ihn die Erkenntnis wie ein Schlag. Potter musste ebenfalls einen Horkrux erschaffen! Natürlich würde er deshalb niemals jemanden töten, doch Severus wusste nur zu gut, dass man seine Seele auch anders spalten konnte. Es war nicht sicher, dass sein Plan funktionierte, aber sie mussten es versuchen.
 

Severus hatte sich viele Jahre mit der Unsterblichkeit des dunklen Lords beschäftigt, viele Gespräche mit Dumbledore geführt. Einen Versuch war es wert, er würde alles tun um Harry davon abzuhalten mit offenen Augen seinem Tod entgegen zu laufen. Er erklärte Potter, was sie tun mussten, bis der ihn unterbrach. "Es tut mir leid, dass ich an Ihnen gezweifelt habe, Sir!" sprudelte es aus ihm heraus und fast musste Severus lachen weil er ihn noch nie so betreten gesehen hatte.
 

Und so verbanden sie ihre Seelen miteinander, mitten im staubigen Chaos der heulenden Hütte. Ein Pakt, einvernehmlich geschlossen, besiegelt mit alter Magie, imstande denjenigen zu töten, der den Schwur bräche. Und kaum erlosch der Faden roter Magie, der ihre ineinander verschränkten Arme umschloss zog Harry den Zauberstab und murmelte die Worte, die Snape ihm vorher so gründlich eingeprägt hatte. Ein Leuchten überwand den kurzen Abstand zwischen den Männern und wechselte die Brust, dann war es vorbei.
 

Severus wusste nicht, wie ihm geschah. Es war warm und prickelte in seinen Fingern, seinen Ohren. Schauer durchliefen seinen Körper. Er fühlte sich komplett. Und plötzlich, ganz unbewusst, hörte er Potters Stimme. Aber Potters Mund hatte sich nicht bewegt. Fasziniert sahen sie sich an und als in diesem Moment die Sonne am Horizont erschien wussten sie, dass es Zeit war. Einträchtig schweigend gingen sie nebeneinander her auf den verbotenen Wald zu. Ab und zu hörten sie den Gedanken des anderen zu, doch keiner fürchtete sich. Kurz vor der Lichtung hielten sie inne. Harry nahm Severus bei der Hand und sah ihn an und diesmal war ihm alles klar. Der Teil von Harrys Seele, den er nun beherbergte teilte ihm so unmissverständlich alles mit, dass Severus sich fragte, wie er so blind gewesen sein konnte.
 

Harry drückte ein letztes Mal seine Hand, dann ging er. Severus blieb zurück, verborgen im Dickicht konzentrierte er sich auf den Teil von Harry in ihm. Er spürte seine Anspannung und seine Entschlossenheit. Und dann wurde alles hell und grün und nackter, grausamer Schmerz durchzuckte ihn wie er ihn noch nie gespürt hatte. Und dann war es vorbei. Mit klopfendem Herzen kauerte Severus im Dickicht und hörte von Fern die Jubelschreie. Er schloss die Augen und zwang sich, ruhig zu atmen, in sich hinein zu fühlen. Und tatsächlich, da war es. Er spürte ihn. Schwach, aber er war da. Harry lebte. Severus holte tief Luft. Es hatte funktioniert, bei Merlin.
 

Dann ging alles ganz schnell. Severus schoß einen Konfusionszauber auf die feiernden Todesser und entwaffnete den dunklen Lord. Harry hatte sich erhoben und kam hinter ihm angerannt, fing den Eldarstab und als das grüne Licht des Todesfluchs die Lichtung erhellte tat der dunkle Lord seinen letzten Atemzug. Vor ihnen allen zerfiel er zu einem Häufchen Asche. Seine Anhänger disapparierten panisch. Harry sank auf die Knie.
 

Als sie das Schlossportal erreichten, kamen ihnen Schüler und Lehrer entgegen und staunten nicht schlecht. Harry stütze Severus, dessen Wunde wieder angefangen hatte etwas zu bluten. Beide waren sie schmutzig, staubig und voller Blut. Severus konnte kaum noch klar denken als das Grangermädchen aus der Menge gestürmt kam, in Tränen aufgelöst und ihnen um den Hals fiel. Dann wurde er ohnmächtig und hörte gerade noch, wie Harry nach ihm rief, bevor er im Gras zusammen sackte.
 

Fünf Tage später hatte Severus sich einigermaßen erholt, die Wunde war stabil verheilt und das Gift hatte seinen Organismus verlassen. Harry hatte immer, wenn er die Augen geöffnet hatte, an seinem Bett gesessen. "Professor." lächelte er, "wie geht's Ihnen?" Severus blinzelte ein Paar Mal und nickte dann, seine Stimme war immer noch lädiert. "Wir haben einen Termin bei Dumbledore." flötete Potter und deutete Severus, ihm zu folgen.Verdattert tat er wie geheißen und im Büro der Schulleiterin angekommen wurden sie von einem strahlenden Portrait Dumbledores empfangen. Erleichtert atmete Severus auf.
 

"Severus, ich bin erfreut, dich wohlauf zu sehen!" verkündete es und schmunzelte. "Setzt euch! Nun, Harry hat mir erzählt, was passiert ist, während du im Krankenflügel lagst und ich muss sagen, das war eine brillante Idee, Severus. Ich hab geahnt, dass du weißt, wie man einen Horkrux erschafft, auch wenn der Zauber nicht leicht zu finden ist. Aber dass du solche zu erschaffen weißt...", das Portrait schmunzelte "ein weißer Horkrux. Sehr kompliziert. Sehr mutig. Voldemort hat schwarze Horkruxe erschaffen, entstanden aus Hass und Angst, verwahrt in toten Gegenständen und dieser willenlosen Schlange. Und Harry, aber wir sind uns einig, dass das nicht beabsichtigt war." Das Portrait schmunzelte und Severus sah den gemalten Dumbledore skeptisch an. "Euer Horkrux hingegen...weiße Magie. Geschaffen aus Mut und Liebe, verwahrt von einer reinen Seele."
 

Severus zog eine Augenbraue nach oben, sagte aber nichts. Er spürte, dass Harry sich beklommen fühlte und warf ihm einen kurzen Blick zu. "Nun, ich weiß, das war eine Entscheidung innerhalb von Sekunden, deshalb überlasse ich es euch, darüber zu diskutieren, was euch dazu gebracht hat. Aber verratet mir eins, was habt ihr dem unbrechbaren Schwur geschworen?" Severus spürte, dass nicht nur Harrys Herz angefangen hatte, schneller zu schlagen. Harry räusperte sich "Ähm...wir haben geschworen, immer beieinander zu bleiben...". Nun strahlte das Portrait über beide Ohren. "Nun ja, er erschien uns am Sichersten falls einer sterben und den anderen damit verlassen würde, den Fluch damit quasi auszuhebeln. Wenn man schon tot ist, kann man ja nicht vom unbrechbaren Fluch getötet werden...", murmelte Harry.
 

"Das war wirklich sehr klug von euch!" strahlte Dumbledore, "Und da ein Teil deiner Seele nun in Severus wohnt, wird das auch gar nicht möglich sein, dass du ihn verlässt." Severus hätte schwören können, dass das Portrait ihm gerade zugezwinkert hatte. Harry sah ihn etwas verlegen an. "Solange er jetzt keine Narbe an der Stirn bekommt..." witzelte er lahm und lächelte Severus zu. Severus erhob sich, nickte dem Portrait des ehemaligen Schulleiters zu und bedeutete Harry, ihm zu folgen. Schweigend gingen sie den Flur entlang, Severus spürte Harrys Unruhe. Er wollte nicht darüber reden. Er wusste es, genauso wie Potter. Dumbledore hatte Recht, nur das beideitige Gefühl von Liebe hatte den Horkrux ermöglicht und Severus war ein großes Risiko eingegangen als er es Potter vorgeschlagen hatte. Dass es funktioniert hatte, war gut, und beunruhigend.
 

Sicher, er liebte Potter, über all die Jahre die seine gesamte rohe Existenz sich um Potters Wohlergehen gedreht hatte war der junge Mann zum Mittelpunkt seines Lebens geworden. Wie konnte er ihn nicht lieben? Was Severus beunruhigend fand, war der Umstand, dass Potter ihn auch liebte, auf welche Art auch immer. Der Moment vor der Lichtung, da hatten die grünen Augen es ihm gesagt. Der Teil von Harrys Seele in ihm hatte es ihn spüren lassen.
 

"Jetzt hören Sie auf damit!" flüsterte Harry neben ihm. Oh verdammt. Daran würde Severus sich gewöhnen müssen. "Ich auch." flüsterte Harry. Severus nickte und bog rechts ab zur Treppe die in die Kerker führte, Harry folgte ihm. Als er das Passwort sprach, spürte er nicht nur seine eigene Anspannung. Er betrat seine Gemächer mit dem Gefühl, Jahre nicht mehr hier gewesen zu sein. Es roch muffig, noch muffiger als sonst schon. Mit einem Schlenk seines Zauberstabs entzündete er seinen Kamin und öffnete dann das einzige Fenster im Raum.
 

Sie hatten sich lange gegenüber gesessen, schweigend. Es gab keinen Grund mehr, zu sprechen. Vorsichtig und langsam hatten sie sich erkundet, ihre Geister erforscht, ihre Gefühle ertastet. Es dauerte nicht lange, bis Severus sich nicht mehr fühlte wie ein Eindringling und Potter ebenso widerstandslos in seinen Geist ließ wie der ihn. Es war faszinierend und erschreckend, welch Ähnlichkeiten Severus zwischen ihnen fand. Er öffnete nach langer Zeit die Augen und sah Harry an. Der hatte die Augen geschlossen, seine Hände ruhten entspannt auf den Armlehnen des Sessels. Er lächelte. Dann öffnete er die Augen und sah Severus an, durchdringend, voller Aufrichtigkeit. Harry wusste nun alles über ihn, hatte alles gesehen und Severus spürte noch immer dieses warme, beruhigende Gefühl, dass von dem Teil seiner Seele in ihm ausging.
 

Harry war später in seinem Sessel eingeschlafen und Severus hatte ihn in sein eigenes Bett getragen. Noch lange hatte er neben Harry auf der Matratze gesessen, gegrübelt, sich gewundert, dann war auch er eingeschlafen.Als sie am nächsten Morgen erwachten, eng ineinander verschlungen, war das erste, was sie spürten die Anwesenheit des anderen. Sie blieben so liegen, Brust an Brust, es war egal. Näher konnten sie sich eh nicht mehr kommen. Und so lagen sie, spürten den Atem des anderen auf der eigenen Haut, der Beweis, dass der andere noch lebte, und gaben sich dem ersten Mal seit langem einem Glücksgefühl hin. Alles war gut.
 

Es war nie einfach gewesen und es wäre Severus Snape auch nicht im Traum eingefallen, darum zu bitten. Sein ganzes Leben war mehr oder weniger eine einzige Katastrophe gewesen, bis zu dem schicksalhaften Tag, an dem er einen Teil von Harry Potters Seele in sich aufgenommen hatte und alles plötzlich ganz einfach geworden war.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Omama63
2012-01-04T17:39:44+00:00 04.01.2012 18:39
Ein super OS und ein schönes Ende.
Hat mir sehr gut gefallen.



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