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Atlantis

von

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Duelle

Der feine rote Teppich unter ihren Füßen dämpfte ihre Schritte, die wohl sonst durch den gesamten Gang zu hören gewesen wären. Während sie in Repos, wie alle anderen Bewohner auch, in einem einfachen Heim lebte und Wohlstand eine Angelegenheit ihres gesamten Volkes war, so entsprach dies hier wohl dem genauen Gegenteil. Chiyo seufzte lautlos. Sie schritt nicht einfach durch einen Flur, der Wohlstand ausdrückte, sondern auch Macht, Gier und Unnahbarkeit. Dieser Flur gehörte zu Orochimarus Bollwerk, in dem er fernab seines Volkes hauste und über Wohl und Leid der Bürger verfügte.
 

Kalter, schwerer und dunkler Stein umgab sie und schnürte ihr schon jetzt regelrecht die Kehle zu. Sie war vielleicht Gast, aber sie fühlte sich wie eine Gefangene, die auf dem letzten Weg zum irdischen Richter war. Gut 5 Meter ragte die Decke, die sich bogenartig über ihrem Kopf von einer Seite zur anderen rundete, über sie hinweg, gestützt durch regelmäßig gesetzte Säulen. Dunkle und unheimliche Bilder hingen an den freien Flächen der Wand; viel weniger Zierwerk, als einschüchternde Fratzen. Und doch umgaben feinste Rahmen aus Edelmetallen und anderen seltenen Materialien diese menschenähnlichen Dämonen, die sie von den Gemälden aus schier anzustarren schienen.
 

Selbst der Diener, der sie in Richtung Speisesaal führte, lief in geduckter Haltung und schien keinen Blick mehr als unbedingt nötig um sich zu richten. Diese Burg war alles andere als einladend. Darüber konnten weder feine Stoffe noch edle Metalle Chiyo hinwegsehen lassen. Sie hatte zu viel Zeit vergehen sehen, um sich von einem Blender wie Orochimaru in die Irre führen zu lassen.
 

Sie erreichten die große, dunkle Flügeltür, die sie vom Speisesaal trennten. Der Diener klopfte nervös auf das dunkle Wurzelholz, welches kaum mit Gütern oder gar Geld zu bezahlen war, und wartete, bis ein kühles „Herein.“ ertönte. Er öffnete die Tür, trat zwei Schritte vor und verbeugte sich demütig: „Meister Orochimaru, Herrin Chiyo ist eingetroffen und bereit für das Dinieren an Eurer Seite.“
 

Die ölige Stimme des schwarzhaarigen Herrschers erfüllte die Luft und unterstrich die abweisende und machtgierige Atmosphäre: „Sehr gut. Bring sie an ihren Platz und kümmere dich während des Essens um ihr Gepäck.“ Wieder verbeugte der Diener sich, ehe er Chiyo mit einer Handbewegung aufforderte ihm zu folgen, sie an einen Stuhl neben dem izyrianischen Herrscher führte und ihr half Platz zu nehmen. Schließlich verbeugte er sich abermals und verschwand so schnell aus dem Saal, wie er gekommen war. Die Tür, die hinter ihm geschlossen wurde, war für Minuten das einzige Geräusch, das zu hören war. Orochimaru und Chiyo tauschten vielsagende Blicke aus, überwanden sich jedoch zunächst beide nicht zum ersten Wort.
 

Der Schwarzhaarige grinste kalt, bis er letztlich die unangenehme Stille brach: „Es ist mir eine große Freude dich hier begrüßen zu dürfen. Ich hoffe, du hattest eine angenehme Reise und...“ - „Orochimaru, spare dir deine falsche Höflichkeit. Du weißt so gut wie ich, dass wir hier nicht zusammensitzen, weil wir eine besonders innige Freundschaft pflegen.“
 

Trocken lachte der fahle Mann auf und nickte: „Ich sehe, du ziehst die direkte Art vor. Wie du möchtest. Moment, bitte...“ Er läutete mit einem Glöckchen, das vor ihm auf dem Tisch stand, ehe er sich wieder ganz der Herrscherin widmete und eiskalt lächelte: „Gut. Gleich wird das Essen kommen. Bis dahin möchte ich dir gerne die guten und neuesten Informationen ans Herz legen. Ich bin mir sicher, dass sie dich interessieren werden...“ Herausfordernd sah er Chiyo an, die ohne eine Gefühlsregung nickte: „Ich höre.“ - „Yondaime ist tot.“
 

Nun sah die betagte Herrscherin doch erstaunt auf und raunte überrascht: „Tatsächlich? Das sind, meiner Meinung nach, allerdings keine sonderlich guten Nachrichten.“ - „Das ist nicht weiter schlimm, das für uns interessante kommt doch noch. Der eccalianische Rat hat mir so lange die Befehlsmacht über ihre Truppen gegeben, so lange dieser Krieg dauern wird.“ Skeptisch hob Chiyo eine Augenbraue. Noch immer empfand sie diese Informationen als nicht erbaulich, doch noch musste sie sich in Geduld üben. Eine Auseinandersetzung in Orochimarus Heimat und persönlichem Bollwerk wäre alles andere als ratsam gewesen. So nickte sie schlichtweg: „So bleiben wir, nehme ich an, handlungsfähig.“ - „In der Tat. Ich sehe, wir verstehen uns. Und nun stell dir vor, wer für den Tod Yondaimes verantwortlich ist...“ Er machte eine theatralische und mehr als lästige Pause. „Dein eigener Enkel höchstpersönlich.“
 

Chiyos Augen weiteten sich, während ein paar Diener und Zofen in den Saal traten, wortlos mehrere Speisen auf den bereits gedeckten Tisch stellten und schließlich lautlos wieder verschwanden. Dreist und provozierend begann Orochimaru sich etwas auf seinen Teller zu legen, wobei er hin und wieder einen Blick zu der reporianischen Herrscherin warf und diese Blicke mit einem kühlen Lächeln unterstrich. Erst nach einigen Augenblicken war Chiyo in der Lage sich wieder zu artikulieren: „Ich bin erstaunt, dass dich das so erfreut. Aber ansonsten hättest du wohl kaum die Befehlsmacht über Yondaimes Truppen erhalten. Ich persönlich hatte gehofft, dass Sasori seine Fähigkeiten gut entwickeln kann und so wie es scheint ist dem auch so. Sonst hätte er den Kampf wohl kaum gewonnen.“
 

Die beiden sahen sich kurz in die Augen, ehe Orochimaru sich seinem Essen widmete und Chiyo schließlich auch etwas von dem angebotenen Mahl zu nehmen begann. Sie hoffte inständig, dass der Schwarzhaarige ihre Unsicherheit nicht bemerken würde. Natürlich war sie über diese Neuigkeiten besorgt. Immerhin wusste sie, was für ein Mann Yondaime gewesen war und welche Kräfte in diesem geschlummert hatten. Und scheinbar hatte sie sich keine Vorstellung davon gemacht, was für Kräfte ihr Enkel besaß. Der izyrianische Herrscher lächelte wieder kalt, während er seinen Gast aus den Augenwinkeln ansah und auf seinem Teller herumstocherte: „Es besteht kein Grund für diesen feindseligen Ton, meine Liebe. Ich bin einfach nur erstaunt, dass du so ein großes Talent aus deinem Reich gejagt hast. Ein Jammer...“
 

Entsetzt sah die alte Dame auf, ihre Augen verengten sich zu Schlitzen und ihre Stimme klang klar, deutlich und ungemein fauchend: „Wage es nicht in diesem Ton mir mit zu reden! Bin ich hier, um von dir indiskret und beleidigend angesprochen zu werden, oder um mit dir zu vereinbaren, wie wir die Bedrohung durch die Waffe von unseren Reichen abwenden können?“
 

Der Schwarzhaarige kicherte finster und trocken: „Aber meine Teuerste... Die Arbeit und die Planungen werden wir schon früh genug beginnen, ich versuche mich hier schlichtweg in der Kunst der seichten und legeren Unterhaltung.“ - „Dann halte dich zurück damit. Es passt nicht zu dir und ist definitiv keine Stärke deinerseits.“
 

Nun lachte der blasse Herrscher laut und unangenehm auf, ehe er Chiyo mit rivalisierend blitzenden Augen betrachtete und kalt säuselte: „Mag sein, dass ich kein besonders talentierter Gastgeber bin. Aber dafür bist du offenbar keine besonders talentierte Großmutter, nicht wahr? Du hättest den Hass in den Augen sehen sollen, meine Liebe. Du hast wahrscheinlich richtig entschieden, er war und ist eine Schande für dein stolzes Volk.“
 

Er ließ von seinem Essen ab und las mit einer gewissen Genugtuung die Verachtung in den Augen der Herrscherin aus Repos. Es brachte ihm keinerlei taktischen Vorteil sie bis aufs Blut zu reizen, und doch tat er es gerne. Er liebte dieses Spiel und keiner außer ihm, oder vielleicht noch Kabuto, beherrschte es so perfekt. Sie würde sich nicht gegen ihn auflehnen. Um die Waffe zu finden und unschädlich zu machen, war sie gezwungen mit ihm eine Union zu bilden, auch wenn diese nicht im Geringsten auf Wertschätzung oder gemeinsamen Idealen beruhte.
 

Orochimaru fuhr guter Laune fort: „Vielleicht ist er heute eine noch größere Schande, als damals. Stell dir vor, er hat sich allen Ernstes das eccalianische Oberhaupt zu einer seiner grässlichen Marionetten gemacht.“ Er lachte laut auf, und ausnahmsweise schien es dieses Mal aus vollstem Herzen zu sein. „Und weißt du wieso? Um einem dieser Oberweltler das nutzlose Leben zu retten, dem er völlig verfallen ist! Du hast wirklich ganze Arbeit geleistet, liebste Chiyo. Er ist zerfressen von Wut und Hass und die einzige Liebe, die er zu empfinden fähig ist, das ist schändlicher Weise die zu einem...“
 

Aufgebracht und am Ende ihrer Geduld erhob die betagte Frau sich ruckartig und sprach mit gepresster, wütend zitternder Stimme: „Es reicht!! Ich werde mich auf mein Zimmer zurückziehen, also schicke nach jemandem, der mich dort hinführen kann. Und wenn wir uns zu den taktischen Besprechungen wiedersehen verlange ich, dass du gelernt hast dich zu benehmen. Solltest du noch ein einziges schlechtes Wort über meinen Enkel verlieren, dann wirst du mich kennenlernen, haben wir uns verstanden? Yondaime und die atlantische Elite sind nicht die Einzigen, die ihre Fähigkeiten einzusetzen wissen.“
 

Ohne eine Antwort abzuwarten verließ sie den Saal, nachdem Orochimaru lediglich gelächelt und nach einem seiner zahlreichen Diener geklingelt hatte. Während sie diesem zu ihrer Unterkunft folgte, strich sie sich erschöpft durch die Haare. Sie wurde langsam wirklich zu alt für diese Position als Herrscherin. Doch von einem dahergelaufenen Tyrannen wie Orochimaru würde sie sich sicherlich nichts anhaben lassen. Sie war vielleicht alt, aber keineswegs dumm oder einfältig. Er wollte sie provozieren, das war ihr durchaus klar. Und Chiyo taten die Worte an sich durch dieses Wissen weit weniger weh, als die Tatsache, dass dieser hinterhältige Hund bedeutend mehr über ihren geliebten Enkel wusste, als sie. Seine Großmutter. Seine letzte Familie.
 

Orochimaru sah ihr amüsiert und zufrieden hinterher. Ein süßeres Dessert konnte er sich kaum vorstellen, als diese Rage, die er durch seine Worte erzwungen hatte. Sie brauchte ihn und er brauchte sie. Im Gegensatz zu Chiyo war er jedoch dreist und sadistisch genug, um sich diese ganz persönliche Freude mit seiner Verbündeten zu erlauben. Immerhin konnte er sich so ein wenig die Zeit versüßen, die er wohl noch auf seinen intriganten Vasallen zu warten hatte. Diese ganzen kuschenden Diener und Volksvertreter waren ihm allmählich zuwider. Er liebte diesen feinen Protest, diese Herausforderung, jemand, der ihm wagte die Stirn zu bieten. Natürlich nur, so lange er wusste, dass er letztlich am längeren Hebel saß. Aber Chiyo war ihm da eine willkommene Abwechslung, bis Kabuto wieder zurück sein würde.
 

Darüber hinaus waren seine und ihre Pläne weit weniger übereinstimmend, als die reporianische Herrscherin sich das wohl noch immer dachte. Orochimaru war bereit viel zu tun, aber keineswegs die Waffe zu zerstören. Er würde sie sich aneignen, koste es was es wolle. Alle würden vor ihm auf die Knie gehen und um ihr armseliges Leben zu flehen und betteln. Da würde auch der ach so gnädige Wassergott nichts dran ändern können. Zufrieden lachte der Schwarzhaarige über den unterhaltsamen Abend und genoss in aller Ruhe sein Abendessen, während Chiyo zutiefst besorgt und aufgebracht auf ihr Zimmer gebracht wurde.
 


 

Fast eine Woche war vergangen, seit Sasori und Deidara ihre erste Trainingsstunde hinter sich gebracht hatten. Der Tag neigte sich allmählich dem Ende zu, doch die beiden standen sich gegenüber, drückte ihre Füße angespannt in den Sand und beobachteten ihren Gegenüber konzentriert und genau. Der Geologe verstärkte seinen Griff um das Schwert, ehe er zum Angriff ansetzte. Sasori parierte, stieß den Blonden von sich und setzte zum Gegenschlag an, dem Deidara allerdings gut auswich.
 

Immer wieder prallte Stahl auf Stahl. Mal musste Deidara ein paar Schritte zurückweichen, mal konnte er diesen Verlust mehr als wieder gut machen und drängte den Rothaarigen immer weiter zurück. Aus langsamen und heillos chaotischen Bewegungen waren mittlerweile durchaus passable und bewusste geworden. Sicherlich wusste Deidara, dass er bei Weitem nicht so gut wie einer der Krieger oder Soldaten war, gleichwohl gab er keineswegs mehr einfach nur ein Opfer dar, das sich nicht zu wehren wusste. Und, was ihn besonders stolz machte, er war inzwischen mit allen Sinnen und Gedanken nur noch beim Training, was wohl vor allem Anderen zu diesen zufriedenstellenden Fortschritten geführt hatte.
 

Von diesem Stolz angespornt setzte er abermals zum Angriff an und drängte Sasori immer weiter zurück, bis dieser mit dem Rücken an den Felsen angelangt war, die Parade mit einer immensen Kraft aufrecht erhielt und ihm aus schmalen Augen in seine eigenen sah. Sekunden oder vielleicht sogar Minuten verstrichen, in denen dieser Blickkontakt aufrecht erhalten blieb, ebenso wie ihre sich aufeinander pressenden Klingen. Urplötzlich jedoch nahm Sasori den Druck von den sich aufeinander pressenden Schwertern, trat einen Schritt zur Seite und beobachtete zufrieden und mit einer Spur Schadenfreude, wie Deidara an ihm vorbei stolperte und unsanft im Sand landete.
 

Der Geologe sah knurrend auf und maulte: „Das war unfair.“ Lächelnd steckte der Rothaarige sein Schwert zurück in die Scheide und hielt dem Blonden seine Hand entgegen: „Aber so ist das eben leider auf dem Schlachtfeld. Du darfst dich nicht ablenken lassen oder in eine Sache zu sehr vertiefen, da du nie weißt, was dein Gegner damit bezwecken will.“
 

Dankbar, aber dennoch etwas zerknirscht ließ Deidara sich auf die Beine helfen, ehe er auch sein Schwert wieder verstaute und dem Krieger lächelnd zunickte: „Verstanden. Ich bin auch am Ende meiner Kräfte. Spräche etwas dagegen, wenn wir für heute Schluss machen?“ - „Nein, natürlich nicht. Eine Dusche und etwas zu Essen wären wohl genau das Richtige jetzt.“ - „Ja, eine Dusche ist wirklich nötig, auch bei mir. Aber das Abendessen verschieben wir heute ein kleines bisschen...“
 

Sasori fragte sich auf dem gesamten Heimweg, was das wohl wieder zu bedeuten hatte. Deidara hatte ihn an jedem Tag mit einer anderen Sache sehr überrascht. Der Geologe hatte sogar begonnen ihm das Tanzen beizubringen, wobei er sich weit weniger gut angestellt hatte, wie der Blonde bei dem Kampftraining. Aber es hatte Spaß gemacht. In Gedanken vertieft folgte er Deidara einfach den Weg zum Haus. So oft wie in den letzten Tagen und Wochen hatte er das Wort Spaß wohl noch nie in seinem bisherigen Leben benutzt. Aber es entsprach dennoch der Wahrheit. Er hatte Spaß, obwohl er vom Dienst suspendiert war.
 

An einem anderen Tag hatten sie gemeinsam mit Deidaras Farben gemalt... Nun, zumindest hatte der eigentliche Plan so ausgesehen. Letztlich war daraus aber eine Farbschlacht geworden, die als Resultat zwei völlig eingesaute Künstler hatte. Mit Händen und Füßen waren sie über die Blätter gelaufen oder hatten darauf herum gepatscht. Wie kleine Kinder. Aber es hatte wirklich Spaß gemacht.
 

Und wieder an einem anderen Tag war Deidara auf die unsagbare Idee gekommen ihn in dessen Kleidung zu packen. Das hatte dem Geologen weitaus mehr Freude bereitet, als ihm selber, aber die Fotos waren letztlich doch lustig anzusehen gewesen. Vor allem ein leuchtend violettes Oberteil hatte sich fast schon schmerzhaft mit seiner Haarfarbe gebissen.
 

Ein leichtes Lächeln umspielte Sasoris Lippen. Allmählich vermisste er seine Arbeit und das Leben in Atlantis nicht mehr im Geringsten. Vielleicht ein wenig, aber er genoss diese Zeit mit dem Blonden wirklich von ganzem Herzen. Dieses Gefühl von Freiheit, Leichtigkeit und Freude war das mit Abstand schönste Geschenk, das ihm wohl je in seinem Leben jemand gemacht hatte. Er bereute wirklich nichts mehr. Die Angst vor der Ungnade der Stadt, da er mit diesem Leben an Deidaras Seite die verbindlichen Verbote missachtet hatte, war in enorm weite Ferne gerückt. Aus Verpflichtungen war Genuss geworden, ein unbeschreiblich leichtes und erfülltes Leben.
 

Nach einer Weile erreichten sie schließlich sein Haus, duschten und zogen sich rasch um. Sasori musste zugeben, dass er ungemein ungeduldig auf die nächste „Lektion“ war. Anfangs war jeder Tag von Skepsis begleitet, mittlerweile jedoch fühlte er vor allem Ungeduld und Vorfreude. Was wohl dieser Abend mit sich bringen würde?
 

Mit einem Handtuch um die Hüften gewickelt saß der Krieger auf seinem Bett und rubbelte sich mit einem zweiten, kleineren Handtuch die Haare trocken, als Deidara, ebenfalls nur mit einem Handtuch „bekleidet“, ins Zimmer kam und ihn mit einem besonders verführerischen Blick versah. Sasori hob eine Augenbraue und sah den Blonden fragend an: „Den Blick kenne ich so langsam... aber so offensichtlich hast du ihn noch nie aufgesetzt.“
 

Ja, er kannte diesen Blick wirklich mittlerweile sehr gut. Und tatsächlich lief er auch nicht mehr jedes Mal tiefrot an, wenn er diesen sah. Nicht, dass er ihn als alltäglich empfand, aber er verspürte diese unendliche Scham nicht mehr in dem bisherigen Ausmaß. Es war nichts verwerfliches an dem, was sie miteinander taten und erlebten. Viel eher hatte Sasori sich noch nie in seinem Leben so lebendig und frei gefühlt, niemals so gut und unbeschwert. Deidara hatte es wirklich geschafft. Er legte sein Leben völlig in die Hände des Blonden und ließ sich vertrauensvoll fallen.
 

Und entgegen aller Befürchtungen genoss er es von Kopf bis Fuß. Liebe und Freude waren kein Tabu mehr, nicht mehr von Angst und Hass eingekerkert. Und vor allem nutzte Deidara sein Vertrauen nicht im Geringsten aus. Sie vertrauten einander. Auch er genoss das Vertrauen des Blonden. Ein Gefühl, das ihm bisher vollkommen unbekannt gewesen war. Er war glücklich darüber und stolz darauf, dass dem so war. Ein Mensch vertraute ihm, dem Monster von Atlantis. Der Schande von Repos. Glück schien doch nichts zu sein, das er stets mit Schmerz und Entbehrung bezahlen musste. Er traute sich wirklich, dank Deidara, glücklich zu sein.
 

Mitsamt einem eleganten Hüftschwung und den Händen hinter dem Rücken versteckt schritt der Geologe auf das Bett zu, lächelte und säuselte mit betont unschuldiger Stimme: „Ich habe keine Ahnung, was du meinst...“ Er blieb direkt vor Sasori stehen und lächelte zufrieden, als er die leicht kitzelnden Küsse auf seinem Bauch spürte. Nach einigen Augenblicken, in denen er diese Zuwendung genoss, sah er zu seinem Rotschopf herab und lächelte süffisant: „Ich habe heute eine ganz besondere Idee vorbereitet.“ Sasori erwiderte seinen Blick: „Dann sag besser schnell worum es heute geht, ich habe nämlich keine Lust mehr zu warten...“
 

Grinsend holte der Geologe seine Hände hinter dem Rücken hervor und hielt Sasori eine kleine Packung entgegen, ehe er zufrieden kicherte: „Ich bringe dir heute Pokern bei.“ Der Krieger sah skeptisch zu ihm hinauf: „Was bringst du mir bei?“ - „Poker. Das ist ein Kartenspiel. Man kann es auf verschiedene Arten spielen, aber heute habe ich da eine ganz spezielle Variante im Kopf...“ - „Die da wäre?“ Das Grinsen auf Deidaras Gesicht wurde noch eine Spur breiter: „Strippoker...“
 


 

Aufgebracht schritt Konan auf den Tempel zu. Tage hatte sie Nagato zuliebe ausgeharrt, doch sie konnte nicht mehr. Ihre Wut schäumte über und ihre Geduld war am Ende. Keine Nacht hatte sie seit ihrer Vision richtig schlafen können. Immer wieder hielten sie und Hinata Wache am Bett der Herrscherin ab, doch die Ungewissheit wann und wie Kabuto zuschlagen würde brachte die einstige Hohepriesterin an den Rand des Wahnsinns. Seit Tsunade in ihrem künstlichen Schlaf lag und Sasori vom Dienst suspendiert war, schien Kabuto über Sakura zu tun und zu lassen, was er wollte. Und niemand war in der Lage etwas dagegen zu tun.
 

Sie war sich durchaus im Klaren, dass auch ihr Vorhaben nichts an der angespannten Lage ändern würde, aber sie musste damit einfach ihr Gewissen und ihren Geist beruhigen. Energisch schritt sie die Stufen empor, ehe sie die Eingangshalle des Tempels betrat. Sakura blieb stehen und sah sie irritiert von der anderen Seite des Raumes an: „Ach du bist es, Konan. Hallo. Was bist du denn so aufgebracht?“ - „Wo ist Kabuto?“
 

Verwundert und über die unfreundliche Art beleidigt, deutete die Hohepriesterin mit dem Kopf in Richtung Saal: „Er ist im Thronsaal und bearbeitet ein paar...“ Ohne weiter zuzuhören stapfte die Blauhaarige in den besagten Raum und ließ Sakura verwirrt zurück, ehe diese ihren Weg in ihr Privatgemach fortsetzte.
 

Forsch riss Konan die Tür auf, betrat den Thronsaal und warf achtlos die Tür hinter sich wieder zu. Kabuto blickte verstimmt auf, lächelte aber, als er erkannte wer auf ihn zu gestürmt kam. Betont freundlich lächelte er: „Konan, welch selten gewordene Überraschung dich hier zu sehen. Kann ich dir helfen?“
 

Sie trat an den Schriftführer heran, packte diesen am Kragen und zog ihn auf die Füße, ehe sie fauchte: „Spar dir deine falschen Worte. Du hörst mir jetzt ganz brav zu, haben wir uns verstanden?“ Kabuto lachte trocken und nickte: „Alles was du willst, meine Liebe.“
 

Innerlich kochte Konan. Sie hatte die Nase von diesem falschen Getue so gestrichen voll und musste sich mit all ihrer Kraft zurückhalten, dem Schreiberling nicht augenblicklich ganz gepflegt die Visage zu polieren. Doch mit ein paar tiefen Atemzügen brachte sie sich wieder auf ein kontrollierbares Level und knurrte wütend: „Ich weiß was du mit Tsunade vor hast. Ich weiß nicht, ob du es schon getan hast oder nicht, aber ich weiß dass es dein Plan ist. Und sei dir über eine Sache bewusst: ich werde dafür Sorge tragen, dass du damit nicht durchkommen wirst. Ich werde, wenn nötig, persönlich dafür sorgen, dass dein Handwerk gelegt wird, hast du mich verstanden?“
 

Süffisant grinste Kabuto und schüttelte den Kopf: „Du scheinst ein wenig verspannt zu sein, ich weiß wirklich nicht wovon du...“ Abrupt wurde seine fahrige Aussage durch einen gezielten Schlag auf sein Auge beendet. Unsanft fiel der Schriftführer zu Boden und jaulte schmerzerfüllt auf. Wütend sah er Konan an, während er sich das lädierte Auge hielt, und keifte: „Was sollte das? Du hast wohl den Verstand verloren! Das wird ein Nachspiel haben!“
 

Die Blauhaarige trat an ihn heran und zog ihn am Kragen abermals nach oben, ehe sie zischte: „Noch ein dummes Wort und dein zweites Auge ist dran, kapiert? Du hörst jetzt einfach zu. Ich hatte eine Vision. Beim letzten Mal hat Sakura dir deinen mickrigen Hintern gerettet. Doch dieses Mal werde ich dir dein Handwerk legen, hast du verstanden? Die Herrin unter Drogen setzen ist wirklich das Letzte. Ich weiß nicht was du wirklich geplant hast und ich weiß nicht, wie lange ich brauchen werde, aber ich werde dich aus Atlantis verjagen und den Frieden wiederbringen, das schwöre ich dir. Und wenn du auch nur annähernd wagen solltest mir für dieses kleine Treffen etwas anhängen zu wollen, dann werde ich dafür sorgen, dass Sasori und die Jungs dich im Schlaf filetieren, hast du verstanden?!“
 

Verstimmt, aber durchaus beeindruckt riss Kabuto sich aus dem überraschend festen Griff der jungen Frau und sah sie hasserfüllt an, nickte aber schließlich, während er seine Kleidung wieder richtete: „Schön, wie du wünschst. Solltest du es aber noch einmal wagen mich so anzugehen, meine Liebe, dann sei auch du gewarnt. Noch so ein Auftritt und ich bringe dich eigenhändig um, nur um es anschließend deinem geschätzten Sasori in die Schuhe zu schieben, haben wir uns verstanden?“
 

Konan knurrte wütend. Verstanden hatte sie das sehr wohl, gefallen tat ihr das allerdings gar nicht. Dieser Tunichtgut war noch weit intriganter und hinterhältiger, als sie das jemals befürchtet hatte. Zu gerne hätte sie ihm gleich noch eine verpasst, der erste Schlag war lange überfällig gewesen und hatte einfach verdammt gut getan, auch wenn sie Gewalt für üblich nicht als besonders geschicktes Hilfsmittel erachtete. Aber das anschwellende Auge erfüllte sie mit Genugtuung und Zufriedenheit, zumindest ein wenig. Er würde wohl noch eine Weile an diesen Augenblick erinnert werden.
 

Schließlich nickte sie leicht und fauchte: „Verstanden. Aber solltest du hier so weitermachen, dann wird dir nicht einmal mehr Kanos Gnade zur Hilfe beistehen...“ Die beiden funkelten sich feindselig an. Kabuto war so wütend, wie selten in seinem Leben. Aber er durfte sich durch diese Provokation nicht zu unüberlegten Taten hinreißen lassen, so viel stand fest. Und er durfte keine Zeit mehr verlieren. Die Stadt glich einem Pulverfass und wenn dieses explodierte, so waren seine und Orochimarus Pläne mehr als gefährdet. Es wurde wirklich Zeit, dem Ganzen möglichst bald ein Ende zu setzen. Tsunade musste so rasch wie möglich aus ihrem Dornröschenschlaf erwachen.
 

Die Tür ging auf und Sakura und Nagato betraten den Saal. Der Wissenschaftler eilte zu Konan und zog diese von dem Schriftführer weg, ehe er ihr auf dem Weg nach draußen ins Ohr flüsterte: „Was hast du nur gemacht? Das war keine besonders gute Idee, fürchte ich...“ Doch sie hörte ihm nicht wirklich zu. Sie starrte über ihre Schulter hinweg noch immer Kabuto an, der seinen Blick ebenfalls nicht von ihr zu nehmen gewillt war. Erst als Sakura ihn auf den Stuhl dirigierte und sich sein Auge ansah, brach der Blickkontakt zwischen den beiden ab. Konan wandte sich dem Ausgang zu. Doch, es war überfällig gewesen und sie würde es jederzeit wieder tun, wenn sie denn nur könnte. Aber eines war ihr klar: Sie hatte ihn provoziert und sicherlich würde nun wieder Bewegung in die ganze Angelegenheit kommen. Das Warten hatte sicherlich schon bald ein Ende. Und dann würden sie alle dort sein, um diesem Intriganten endlich Einhalt zu gebieten...



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