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Atlantis

von

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Von Marionetten und Kristallen

Schnaufend stapfte Deidara hinter dem Rothaarigen her, der ein, in seinen Augen, unmenschliches Tempo an den Tag legte. Sasori mochte den Weg in- und auswendig kennen, er aber sah kaum etwas, stolperte über Stock und Stein und war bereits völlig aus der Puste, während der Krieger vor ihm nicht einmal den Anschein von Erschöpfung oder gar Mühe erweckte. Brummig keuchte der Blonde: „Jetzt warte doch mal bitte, ich bin nicht so schnell wie du!“ Er hörte Sasori leise seufzen, ehe dieser kurz stehenblieb und wartete, bis er aufgeschlossen hatte. Dann sah der Rothaarige ihn mahnend an und murmelte desinteressiert: „Recht so?“ - „Danke... wie weit ist es eigentlich noch?“ Während sie sich, zu Deidaras Leidwesen, wieder in Bewegung setzten, deutete Sasori mit der Hand geradeaus, wo hinter ein paar Riesenpilzen eine Art Lichtung zu erahnen war: „Knapp 100 Meter noch.“
 

„Na super,“ schoss es Deidara durch den Kopf, „auch das noch. Erst vorhin dieser peinliche Auftritt und jetzt auch noch DAS! Der hält mich doch für den letzten Idioten auf Erden!“ Während er sich geistig weiter beschimpfte und sich selbst als Magnet für jegliches Fettnäpfchen aller Art betitelte, durchschritten sie die Pilzreihe und betraten tatsächlich eine Lichtung, die weit größer war als Deidara es sich zunächst vorgestellt hatte. Viel konnte er in diesem bläulichen und schummerigen Licht nicht erkennen, doch eine freie Fläche mit zahlreichen Löchern im Boden und herumliegendem Schutt war kaum zu übersehen. Sasori bemerkte den neugierigen Blick des Blonden und erklärte in monotoner und kurz angebundener Art und Weise: „Unser Trainingsplatz.“ - „Achso...“ Nach der Darbietung in der Stadt konnte Deidara sich durchaus vorstellen, wie wohl erst ein ernstzunehmendes Training aussehen müsste und dass der Trainingsplatz nicht umsonst so verwüstet schien.
 

Sie passierten den großen Trainingsplatz und gingen auf ein kleines Haus zu. Erst jetzt konnte Deidara sehen und vor allem hören, dass es am Ufer eines Flusses erbaut war. Der Fluss kam aus der Stadt, entsprang dort offenbar dem See, und verschwand, sich durch die Pilze schlängelnd, auf unbekanntem Wege in der Dunkelheit des Waldes. Nur kurz fragte sich der Geologe, wohin er wohl führte.
 

Dann jedoch erreichten sie das kleine Haus und Sasori öffnete höflich die Tür, ließ Deidara an sich vorübergehen und folgte, die Türe wieder schließend, auf dem Fuße. Deidara schluckte, es war stockdunkel. Und in dieser ungewohnten Umgebung beruhigte die monotone Stimme des Rothaarigen ihn weniger, als dass sie ihm einen Schauer über den Rücken jagte: „Rühr dich nicht vom Fleck, ich mache eben Licht...“ Der Blonde spürte, wie der Krieger sich von ihm entfernte und hielt sich im letzten Moment davon ab, sich einfach an dessen Arm festzukrallen. Zumindest, dachte er, war er dieser Peinlichkeit entgangen.
 

Plötzlich wurde der Geologe von einem abrupt aufleuchtendem Licht geblendet und kniff reflexartig die Augen zu. Nur langsam gewöhnten sie sich an die Helligkeit, aber nach und nach konnte er erkennen, was um ihn herum zu sehen war. Er stand in einem kleinen schmalen Flur, von dem aus eine Treppe direkt neben ihm nach oben und 4 Türen in unbekannte Zimmer führten. Sasori stand am anderen Ende des Flures neben einem großen Kristall und nahm gerade die Hand von diesem. Ganz in seinem Element wusste Deidara sofort, welche Dinge er wohl gleich am nächsten Tag genauestens unter die Lupe nehmen würde. Diese Steine waren erstaunlich. So etwas hatte er noch nie gesehen und er war fest entschlossen, sich um die Geheimnisse dieses Gesteins zu kümmern.
 

Viel mehr bot der kleine Flur ohnehin nicht, er war schlicht und absolut schmucklos eingerichtet. Sasori sah ihn auffordernd an und hob eine Augenbraue: „Hör zu, ich habe nicht sonderlich oft Besuch... Ich hole eben ein paar Sachen, du kannst im Wohnzimmer schlafen.“ Er trat in das Zimmer, welches der Haustüre direkt gegenüber lag und machte auch dort Licht, ehe er zu Deidara zurückkehrte und einen Augenblick vor ihm stehenblieb: „Du kannst schon einmal reingehen und dich umsehen, ich bin sofort wieder da...“ Er schob sich an dem Blonden vorbei und schritt die ersten Stufen nach oben hinauf, ehe er doch noch einmal innehielt und mit mahnendem Blick knurrte: „Aber wehe du fasst etwas an!“
 

Deidara sah Sasori noch einen Augenblick hinterher, bis dieser in der oberen Etage verschwunden war, und seufzte. Kein Wunder, dass der nie Besuch hatte, so grummelig wie der war. Schulterzuckend machte er sich auf den Weg ins Wohnzimmer. Er wollte sich nicht davon abschrecken lassen. Hunde die bellen beißen nicht. Das hatte sich bisher immer als Wahrheit erwiesen und Deidara musste bei dem Gedanken grinsen, als er sich Sasori als kleinen fiesen Kläffer vorstellte. Mit ein bisschen Geduld würde der Rothaarige schon merken, dass es keinen Grund gab so miesepetrig zu sein. Immerhin wollte der Geologe ihn doch nur besser kennenlernen, auch wenn er sich bisher nicht sonderlich geschickt dabei angestellt hatte.
 

Er betrat das Wohnzimmer und mit einem Schlag wechselte seine glücklich grinsender Gesichtsausdruck zu einem geschockt starrenden. Deidara blieb wie angewurzelt in der Türe stehen und schluckte schwer. HIER sollte er SCHLAFEN?? An und für sich hätte es ein durchaus gemütliches Wohnzimmer sein können. Ein NORMALES. In der Mitte des etwa 20m² großen Raumes stand eine Sofagruppe, die starke Ähnlichkeiten mit Bastmöbeln hatte, um einen Tisch. Der Tisch schien aus dem Stamm eines Riesenpilzes zu sein und hatte eine schöne Maserung, die der von Holz sehr ähnlich war. Deidara gegenüber befand sich eine große Fensterfront, die zu einer kleinen Terrasse führte, welche auf einem Steg ein Stück über den Fluss ragte und durch die spärliche Beleuchtung aber kaum mehr als das zu erkennen gab.
 

Zu seiner Linken stand ein Regal, welches mit Büchern und anderen kleinen Dingen gefüllt war. Zu seiner Rechten hatte eine kleine Kommode Platz gefunden. Der Fußboden war angenehm warm. Der Kristall hing an einer Befestigung über dem Couchtisch. Alles sehr gemütlich und wohnlich. Eigentlich... Doch das, was Deidara sämtliche Gesichtszüge hatte entgleisen lassen, das war das, was an den Wänden hing und ansonsten in jeder freien Ecke stand: Marionetten. Er konnte gar nicht zählen, wie viele es waren. Es war ihm im Grunde auch egal. Nur eines war wichtig: er hatte verdammt nochmal die Hosen voll.
 

Die verschiedensten Varianten schauten ihn aus leeren und leblosen Augen an. Egal wohin er schaute, sein Blick wurde von diesen lebensgroßen Ungetümen aufgefangen und zombiartig erwidert. Einige Marionetten waren als solche noch gut zu erkennen, andere allerdings sahen so ungemein echt aus, dass Deidara sich nicht sicher war, ob Sasori da tote Menschen an der Wand hängen hatte oder ob es wirklich nur Puppen aus leblosen Materialien waren. Einigen hingen strähnige Haare ins Gesicht, anderen stand Panik und Entsetzen in den leblosen Augen geschrieben. Als hätte man sie im Augenblick ihres Todes einfach eingefroren. Deidara schauderte es und ein eiskalter Schauer lief an seinem Rücken hinab. Wie konnte sich ein Mensch in einer solchen Umgebung nur wohl fühlen? Dieses Horrorkabinett ernsthaft als Wohnzimmer bezeichnen? Und sich auch noch aufrichtig wundern, dass er nie Besuch bekam?
 

Eine dieser Marionetten jedoch widerte Deidara von allen wohl am Meisten an: sie blickte ihn aus gelblich leuchtenden Augen an, die in einem markanten Gesicht ihren Platz hatten, welches von struppigen und ekelig aussehenden Haaren umrandet wurde. Der Körper war kaum als menschlich zu bezeichnen. Alleine schon, weil ein riesiger Skorpionschwanz zu diesem gehörte, obwohl dieses Ungetüm auch keinen Skorpion an sich darstellte. Zumindest nicht in Deidaras Augen. Es war ein grässliches Vieh! Das Ergebnis eines absolut missglückten Genexperiments, dessen Schöpfer sich vermutlich am Liebsten vor Wahnsinn die Augen herausgerissen hätte. Und ausgerechnet dieses Monstrum saß genau neben der Couch. Fast wie ein Haustier, das sich neben sein Herrchen setzte, sobald er es sich dort gemütlich machte. Bei diesem Gedanken wurde Deidara irgendwie schlecht. WENN es so wäre, dann war Sasori ein echt durchgeknallter Psycho! Nein, korrigierte sich der Blonde in Gedanken, das war Sasori offenbar auch so. Es hätte diesen Umstand nur in eine einzige klare Szene gepackt. Alleine dieses Zimmer konnte nur einem Psychopathen gehören.
 

Sasori schnappte oben rasch nach einer Decke und einem Kissen, die er aus einer kleinen Truhe am Fuße seines Bettes nahm. Seufzend starrte er einen Augenblick auf die Sachen in seiner Hand. Er wusste, dass es nicht die beste Idee gewesen war seinen Besuch direkt ins Wohnzimmer zu schicken. Aber was sollte er machen? Früher oder später wäre Deidara ja ohnehin dort hineingegangen und hätte seine Sammlung gesehen. Niemand verstand es. Niemand verstand ihn. Diese Marionetten, sie waren doch alles, was er hatte. Was er jemals hatte und das Einzige, was ihm auch in Zukunft, egal was passieren würde, bleiben würde. Sie waren seine Sicherheit, sein Halt. Die Bestätigung, dass nicht alles vergänglich war, sondern dass es auch Dinge im Leben gab, die blieben. Die treu waren. Die bei IHM blieben. Egal wie er war.
 

Ein leichter, kaum merkbarer Schmerz machte sich in seiner Brust breit und hielt ihn noch einen Augenblick in seiner Position. Nach all der Zeit versuchte der Schmerz mal wieder zu fliehen. Doch Sasori griff sich an die Brust und atmete ein paar Mal tief ein und aus. Hoffnung. Ja, er hoffte und genauso schnell versuchte er die Hoffnung im Keim zu ersticken. Alle Bürger in Atlantis hatten Angst vor ihm. Seine Einheit verspürte vielleicht Respekt, aber Respekt war auch nur eine Form von Distanz. Andere Soldaten hassten ihn. Sie hatten gesehen, was er seinen Feinden antat. Wie er aus Menschen leblosen Objekte machte, die nur das taten, was er wollte. Sie hassten ihn, weil sie Angst hatten. Angst davor, dass er aus jedem, der ihm widersprach auch einfach eine Marionette machen würde. Weil sie glaubte, dass es ihm Spaß machen würde. Aber das war es nicht. Es war viel mehr eine Sucht.
 

Wenn er einen getöteten Gegner zu seiner Puppe machte, dann nicht aus Freude. Es war wirklich wie eine Sucht. Die Sucht nach Treue, Geborgenheit und Sicherheit. Die Sucht nach der Erfüllung des Wunsches nach Zuneigung. Jedes Mal wieder hervorgerufen durch die Hoffnung, das nächste Werk würde diese Sehnsucht stillen, diesen Wunsch erfüllen. Und dieses Mal war die Hoffnung zwar dieselbe, doch die Szenerie eine andere. Vielleicht, und wirklich nur vielleicht, waren diese Menschen von der Oberwelt ja anders, als die Atlanter. Vielleicht war unter ihnen jemand, der verstehen konnte. Abermals seufzte Sasori und erhob sich mit den Sachen auf dem Arm. Sein Blick sank zu Boden, seine Mauer regenerierte sich wieder. Wer konnte schon Zuneigung für jemanden empfinden, der nicht einmal von seiner eigenen Familie gewollt war? Er war ein Krieger und kein Kind mehr. Er tötete Menschen und sollte sich nicht mit solcherlei Firlefanz beschäftigen. Es war schlimm genug, dass er sich um diesen Besuch kümmern musste und nicht trainieren durfte. Die Waffe war eine Legende, von der keiner wusste, ob es sie wirklich gab. Doch die Elitetruppe war real und fähig, die Stadt vor Gefahren zu beschützen.
 

Ein letztes Seufzen verließ seine Lippen, ehe er das Schlafzimmer verließ und sich auf den Weg zu Deidara machte. Er hatte sich wieder gefangen und doch quälte diese lästige Hoffnung ihn noch immer. Ganz leise saß sie in seinem Hinterkopf und freute sich darüber, endlich mal wieder Kontakt zu anderen zu haben, der mehr beinhaltete als das Ausarbeiten von Strategien und das Trainieren von Kampfformationen. Sasori ließ die Treppe hinter sich und folgte Deidara ins Wohnzimmer. Bereits kurz vor der Tür wurde die winzige Hoffnung plötzlich sehr kleinlaut und freute sich nicht mehr so überschwänglich.
 

Als Sasori das Wohnzimmer betrat, fuhr Deidara erschrocken und mit weit aufgerissenen Augen herum und starrte ihn an, als sei er der Teufel persönlich. Nein, schlimmer noch. Als habe er vor den Augen des Blonden den Teufel mit bloßen Händen getötet und dessen Blut im Anschluss genüsslich aus einem Weinglas getrunken... Die Verbitterung des Rothaarigen stieß die Hoffnung triumphierend zur Seite, als wollte sie ihr sagen: ich habe es doch gleich gesagt! Diese Panik in den Augen, diese Abscheu, er kannte sie einfach zu gut, um sie nicht erkennen zu können. Und genau das war es, was in Deidaras Augen vor allem Anderen geschrieben stand und Sasori anglühte, wie ein in die Ecke getriebenes Raubtier.
 

Der Rothaarige ging ruhig an Deidara vorbei und legte die Sachen auf der Couch ab. Es war unsinnig, sich weiterhin der Hoffnung hinzugeben. Er würde alles wie immer handhaben. Wahrscheinlich hätte er es nicht einmal anders hinbekommen, wenn er wirklich gewollt hätte. So blickte er Deidara fast schon belustigt an und raunte: „Gefallen sie dir?“ - „....“ - „Dachte ich es mir. Wusstest du, dass einige von ihnen mal wirklich Menschen waren?“ - „.... WAS?“ - „Ja. Manchmal erlauben sich die anderen Reiche doch glatt einen Angriff auf Atlantis. Tze... Du solltest mal die Gesichter der Soldaten sehen, wenn plötzlich wieder ihr Kommandant vor ihnen steht und sie mit allen Mitteln von Atlantis fernhält...“
 

Deidara stockte der Atem. Der Typ war ja völlig durchgedreht! Abartig und einfach nur wahnsinnig! Die Worte blieben ihm im Halse stecken, als Sasori mit monotoner Stimme fortfuhr: „Und wenn sie dann erkennen, dass ICH es bin, der ihre einst Verbündeten als Marionetten tun lassen kann, was ich will, dann drehen manche sogar einfach durch. Wenn sie sich an die toten Leiber ihrer Kameraden erinnern und dann erkennen, dass der Körper eine Hülle ist, die meinen Befehlen folgt...“ Ein eisig kaltes Kichern verließ seine Kehle. „Ich wünsche eine gute Nacht...“
 

Sasori war fast aus der Tür, als Deidara ihn am Arm festhielt und panisch auf ihn einbrüllte: „STOPP! Du bist doch KRANK! Nimm wenigstens dieses abartige Ding neben der Couch mit!!!“ Für ein paar Sekunden sahen sich die beiden einfach in die Augen. Nach schier endlosen Sekunden jedoch nickte Sasori und knurrte mit erhobener Hand: „Hiruko...“ Wie ein Hund seinem Herrchen folgte die Marionette dem Rothaarigen, der langsam wieder die Treppe nach oben schritt und wortlos verschwand, nachdem er das Licht im Flur einfach ausgemacht hatte.
 

Völlig fertig wischte Deidara sich über das Gesicht und setzte sich auf die Couch, die zu seiner Überraschung sehr bequem war und ihn zumindest für einen Augenblick von dem Horror in diesem Raum ablenkte. Vorsichtig legte er eine Hand auf den Kristall über dem Tisch und das Licht erlosch. Wohlig seufzend registrierte Deidara die absolute Dunkelheit um sich herum, die ihn vor dem Anblick der Puppen bewahrte. Angepannt legte er sich hin und schloss seine Augen. Noch immer spürte er die Blicke der Marionetten auf sich ruhen und erkannte, dass an Schlaf in dieser Nacht wohl nicht zu denken war...
 


 

Am nächsten Morgen zeichneten dunkle Augenringe Deidaras Gesicht. Er hatte wirklich keine Sekunde schlafen können und war mit den ersten Anzeichen auf den Tagesanbruch aufgestanden und hatte sich auf die Veranda begeben, um dort die Füße im eiskalten Wasser baumeln zu lassen, in der Hoffnung dadurch ein wenig wach zu werden. Und seit Sasori wach war vermied der Blonde erfolgreich jeden Blickkontakt und stellte auch kaum eine Frage. Dem Rothaarigen war es nur Recht, da er schließlich noch zu Konan musste und Deidara ihn so unterwegs in Frieden ließ.
 

Während die beiden den Platz zum Tempel passierten beschloss Sasori im Stillen, dass er Deidara in der nächsten Nacht wohl das Schlafzimmer lassen würde. Weniger aus Mitleid, als aus Selbstschutz. Tsunade würde ein heilloses Theater veranstalten, sollte er sich nicht adäquat um den Gast kümmern und das wollte er sich schlichtweg ersparen. Davon abgesehen hatte auch Konan ihm immer wieder eingetrichtert, dass er nett und freundlich zu anderen sein sollte, egal wie viel Angst sie vor ihm haben mochten.
 

Sie betraten den Tempel und Deidara folgte Sasori durch die Eingangshalle, die er und die anderen Forscher bei ihrem ersten Besuch bereits gesehen hatten. Dieses Mal jedoch bogen sie nicht nach links zu Tsunades Saal ab, sondern schritten geradeaus auf eine Tür zu, an deren Seiten nach links und rechts je eine Treppe nach oben führte, welche auf einem Balkon über der Tür wieder zusammentrafen, und hinter einer weiteren Tür unbekanntes Gefilde wartete. Im Gegensatz zum Geologen ging Sasori unbeeindruckt an den Stufen vorbei und passierte die untere Tür, die sie in einen kleinen Altarraum führte.
 

Vor dem Altar hockten Konan und Nagato. Die Hohepriesterin zündete ein paar Kerzen und Räucherstäbchen an, während der Forscher hochgradig entzückt und konzentriert die Runen und Ornamente des Altars begutachtete und abzeichnete. Sasori blieb vor den drei Stufen, die zum Altar führten, stehen und brummte kurz, als Deidara, achtlos um sich blickend, in ihn hineinlief. Dann räusperte er sich hörbar und die beiden Beschäftigten drehten sich zu ihnen um.
 

Konan lächelte die beiden Besucher an und sprang gut gelaunt auf sie zu: „Deidara, Sasori, wie schön, dass ihr hier seid.“ Nagato nickte den beiden zu: „Hallo ihr zwei. Hast du gut geschlafen, Deidara?“ Der Blonde verschränkte die Arme vor der Brust und knurrte: „Mehr als bei einem Versuch ist es in diesem Horrorkabinett nicht geblieben...“ Die Hohepriesterin wusste sofort, was der Geologe meinte, und blickte Sasori mahnend an: „Das ist doch nicht dein Ernst, oder?“ Der Rothaarige verdrehte die Augen und seufzte leise: „Dass das ein Fehler war habe ich bereits gemerkt. Heute Abend werde ich mich dort einquartieren und meinen wehrten Gast in meinem Zimmer nächtigen lassen...“
 

Kichernd knuffte sie dem Krieger auf den Arm und schüttelte den Kopf: „Du bist unmöglich! Lass die Formalitäten, ich brauche einen neuen Kristallsplitter von dir. Tsunade nervt mich schon seit Wochen mit dem Nachkommen, aber irgendwie stellt sich kein eindeutiges Ergebnis ein.“ - „Und wieso brauchst du dann nur einen von mir?“ - „Das habe ich nie gesagt. Aber von den anderen habe ich bereits neue Fragmente. Du warst jedoch mal wieder wie vom Erdboden verschluckt...“ Ihr Blick wurde besorgt. „Du solltest dich mit dem Training mal ein bisschen zurücknehmen.“ Sasori verschränkte die Arme und hob eine Augenbraue: „Sehr witzig. Wir dürfen im Moment doch eh nicht...“ - „Nein, aber dafür kenne ich dich zu gut, um nicht zu wissen, dass du dich gewiss nicht daran halten wirst.“ Sie lächelte. „Kommt, es dauert auch nicht lang.“
 

Sie schritt zurück zum Altar hinauf, wo sie sich vor ein seidenes Tuch hockte und den beiden mit einem Handzeichen andeutete sich zu ihr zu setzen. Als Sasori und Deidara neben ihr Platz genommen hatten, drückte Konan dem Rothaarigen einen Kristall in die Hand. Der Geologe beäugte die Prozedur neugierig und die Hohepriesterin sah bereits an seinem Blick, dass er viele Fragen hatte. Sie lächelte den Blonden liebevoll an: „Wir brauchen die Splitter, um unsere Weissagungen zu machen. Doch jeder Splitter, der explizit für eine bestimmte Person steht, der muss zunächst mit der Energie dieser Person angereichert werden. Dafür nimmt diese Person den Kristall in die Hand und meditiert einen Augenblick so. Nach einer bestimmten Zeit, die diese Person alleine bestimmt, lässt sie den Kristall fallen. Der Splitter, der ihr schließlich am nächsten ist und eine ausreichende Größe aufweist, der wird dann für die Orakel und Weissagungen genutzt.“
 

Deidara nickte: „Achso, verstehe. Wie kommt es, dass diese Kristalle alle so leuchten und auch auf Berührungen reagieren?“ Zu seiner Enttäuschung zuckte Konan jedoch entschuldigend die Schultern: „Weißt du, Deidara, wir glauben, dass es der Wassergott Kano ist, der uns damit ein Geschenk macht. Eine wissenschaftliche Erklärung kann ich dir leider nicht geben.“ Nagato blickte abermals auf und schmunzelte leicht: „Da wirst du wohl doch ein bisschen arbeiten müssen, Deidara...“ Der Blonde seufzte: „Wäre ja auch zu schön gewesen...“
 

Plötzlich ertönte ein Klirren und der Kristall aus Sasoris Hand fiel zu Boden, um dort in unzählige kleine Splitter zu zerspringen. Konan griff zielsicher nach dem gewünschten Fragment und lächelte: „Danke, jetzt habe ich alle. Vielleicht ergeben sich endlich neue Ergebnisse. Tsunade wird langsam ungehalten.“ Sasori sah sie nur aus den Augenwinkeln an: „Als wäre das etwas Neues. Ich bin froh, wenn dieses Fest endlich vorüber ist und sich die Jungs wieder aufs Wesentliche konzentrieren. Naruto macht mich schon seit Wochen kirre deswegen...“ - „Jetzt sei nicht so, es ist ein wichtiges Ereignis. Es stehen so viele Veränderungen an, da kann nicht jeder so die Ruhe bewahren, wie du.“ Plötzlich grinste sie. Sag mal, wie wäre es, wenn du Deidara den Steinbruch zeigst, in dem ich meine Kristalle immer hole?“ Die Augen des Geologen begannen wie verrückt zu funkeln, als er diesen Satz hörte und sah Sasori mit seinem gekonnten Dackelblick an. Dieser wischte sich über das Gesicht und knurrte: „Jetzt, liebe Konan, bleibt mir ja gar keine andere Wahl...“
 


 

Am Abend betrat die Hohepriesterin den Saal Tsunades und nahm neben dieser abermals an der großen Tafel Platz. Sie lächelte die Herrscherin freundlich an: „Ich habe endlich alle Splitter für das Orakel. Nun wird sich uns der Träger der Waffe endlich offenbaren.“ Die Herrin nickte eifrig und knurrte etwas ungeduldig: „Nun, lass uns beginnen. Wenigstens ein Ergebnis, das wir in der Hand haben.“ - „Du musst dich wirklich in Geduld üben...“ - „Morgen, versprochen...“
 

Die beiden sahen sich an und kicherten, ehe Konan das Samttuch auslegte und dieses mit der Spitze ihres Stabes berührte: „Weiser Kano, bitte lasse uns teilhaben an deinem Wissen. Die Prophezeiung ist erfüllt, die Besucher der Oberwelt sind hier in Atlantis. Zeige uns denjenigen, der sich als würdig erwiesen hat und Träger der Waffe sein wird, die uns allen den Frieden bringt...“ Mit einem lauten Knacken brach ein Splitter des Stabkristalls ab und ruhte nun auf dem seidigen Stoff. Konan holte ein kleines Säckchen aus ihrer Robe hervor, öffnete dieses und hielt die Kristalle der Krieger in der Hand. Einen siebten fügte sie diesen bei, für den Fall, dass es niemand der Elitekämpfer sein sollte. Dann jedoch würde sich die Suche als weitaus schwieriger entpuppen. Konan hoffte auf das Beste und ließ die Splitter über dem Tuch mit geschlossenen Augen fallen.
 

Und während weder sie, noch Tsunade bemerkten, dass sie aus einer dunklen Ecke beobachtet wurden, öffnete die Hohepriesterin ihre Augen wieder und schaute auf das Ergebnis hinab. Die Herrscherin versuchte den Blick der Jüngeren zu deuten. Was sie erkennen konnte war definitiv Überraschung. Neugierig fragte sie nach: „Was ist los, stimmt etwas nicht?“ Konan schüttelte den Kopf, lächelte aber: „Keine Sorge, es ist alles in Ordnung. Wir haben ein eindeutiges Ergebnis... ich bin nur überrascht, dass gerade er es ist. Damit habe ich nicht gerechnet... Aber auf der anderen Seite kann ich mir keinen würdigeren Träger vorstellen...“



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