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Atlantis

von

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Das Fest der tausend Eindrücke - Teil I

Deidara war begeistert. Eine andere Beschreibung fiel ihm einfach nicht ein. Sprachlos vielleicht noch, obwohl das bei ihm eher im übertragenen Sinne gemeint war. Atlantis war ein Traum aus einer ganz anderen Welt, in dem er wandelte und der ihn umgab. Mit jeder Pore spürte er die Magie dieses Ortes, mit jedem Atemzug nahm er die Einzigartigkeit dieser Stadt in sich auf und jeden einzelnen Augenblick erlebte er eine ganze Ewigkeit an Eindrücken.
 

Nachdem sie sich alle mit Namen vorgestellt hatten bei der Herrscherin und diese, sowie manch neugieriger Einwohner, wirklich sicher war, dass Akamaru kein fremdartiges Ungetüm, sondern einfach nur ein Haustier war, hatte die Herrin von Atlantis die Forscher und den Kapitän persönlich durch die Straßen der Stadt geführt. Und jedes kleine Haus, jedes noch so kleine Detail hatten Deidaras Erwartungen mehr als erfüllt. Er fühlte sich sichtlich wohl. Und das lag nicht allein an der Tatsache, dass Hidan sich mehr als laut und permanent beschwerte, dass der „dümme Köter“ mehr weibliche Aufmerksamkeit auf sich zog als der Jashinist selber.
 

Mit großen und glänzenden Augen, ähnlich wie bei einem Kind das gerade die Weihnachtsgeschenke unter dem Baum entdeckte, hatte Deidara jeden Anblick, jedes Panorama und jede Kulisse auf ihrem Weg in sich aufgenommen.
 

Der Tempel war das kulturelle und auch geographische Zentrum von Atlantis. Er war von allen Seiten von einem großzügigen Platz umgeben, der mit sandsteinfarbenen und verzierten Steinplatten gepflastert war. Tsunade hatte Deidara geduldig erklärt, dass dies daran lag, dass der Tempel auf der einzigen Insel im gesamten See erbaut worden war. Der Geologe erkannte aus einiger Entfernung schließlich, dass der Tempel, aus demselben Stein gefertigt wie die Platten, einer Inka-Pyramide sehr ähnlich sah und fast bis zur Decke reichte. Verschiedene Symbole und andere Bildnisse und Schriften zierten fast jeden einzelnen Stein, der zur Erbauung genutzt worden war. Durch zwei Feuerkelche, die am unteren Rand der Treppe standen, welche zum Eingang emporführte, hüllte sich das gesamte Gebäude in einen leichten Nebel, der begleitet wurde von einem zarten Duft diverser Kräuter und Pflanzen.
 

Am Rande des Platzes führten unzählige Stege wie Straßen, Gassen und Wege auf den See hinaus, gesäumt von Gebäuden und hier und dort auch mal mit Plattformen versehen. Die gesamte Stadt war auf schweren hölzernen Sockeln erbaut und bedeckte fast die gesamte Fläche des Sees, integrierte diesen allerdings auch durch Angelplätze, Leitern, Wasserleitungen und Winden zur Wasserbeförderung in das alltägliche Leben mit ein.
 

Immer wieder hatten sich zwischen den Gebäuden kleinere und größere Plätze aufgetan, die wie Plattformen über dem Wasser ragten. Dort standen kleine Stände und Buden, an denen allerlei Sachen angeboten wurden; vom einfachen frisch gefangenen Fisch, über mannigfaltige Kristalle in allen erdenklichen Farben und Formen bis hin zu liebevoll und meisterlich gefertigtem Schmuck aus diversen Metallen, darunter auch Gold und Silber, sowie mit Perlen oder geschliffene Edelsteine oder Halbedelsteine verziert. Akamaru hatte an fast jedem Lebensmittelstand ein kleines Leckerchen bekommen.
 

Doch als sie den Stadtrand erreicht hatten, der gegenüber der Schlucht lag, da verschlug es nicht nur Deidara die Sprache. Am Ufer des Sees bäumte sich ein von unzähligen Leuchtkäfern durchfluteter Wald vor ihnen auf. Dieser Wald jedoch war so völlig anders als alles, was die Forscher bis dahin gesehen oder von dem sie gehört hatten. Er bestand nicht aus Bäumen, sondern aus baumhohen Pilzen und Farnen allerlei Art. Der Boden war von einer satten, feuchten und intensivgrünen Moosschicht bedeckt und bereits nach geringer Distanz war der Ausblick tiefer in das Dickicht hinein nicht mehr möglich. Zarte Nebelschwaden wanderten zwischen den Pilzstämmen umher und tauchten die blaue und violette Färbung der Sporenpflanzen in einen diesigen Schleier.
 

Die Sporen schwebten umher und bildeten mit dem bläulichen Licht der Leuchtkäfer ein Geflecht aus Lichtreflexionen und schier lebendig gewordener Luft. Wie winzige Elfen tanzten die kleinen Partikel durch den blauen Schein und glitzerten wie Millionen kleinster Diamanten im Schutz des Dickichts.
 

Viel zu schnell für Deidaras Geschmack hatten sie diesen magischen und einmaligen Ort wieder verlassen, um durch die Stadt zurück in Richtung Schlucht zu gehen. Nagato hatte Tsunade eingeladen sich ihr Gefährt anzusehen und den Rest der Mannschaft kennenzulernen, da sie immerhin schon deutlich länger unterwegs waren, als sie es bei ihrem Marsch Richtung Atlantis in irgendeiner Art und Weise geplant hatten.
 

Und nun schritten sie abermals zwischen den hohen Steilwänden hindurch und folgten dem Bach zurück in Richtung Shintai. Schon seit ihrer Führung durch die Stadt brannte Deidara eine Frage unter den Nägeln und er entschied sich, seine Neugierde zu befriedigen. Er schloss zu Tsunade auf und räusperte sich neben ihr schicklich: „Entschuldigt, Hoheit, aber ich habe da eine Frage an Euch...“ Die Blonde sah ihn von der Seite an und lächelte warm: „Natürlich... Deidara, richtig?“ - „Ja, genau.“ Der Geologe lächelte. „Also, Hoheit... ihr hattet vorhin im Tempel von einer Art Leibgarde erzählt... aber, bei allem Respekt, sollte diese Euch dann nicht auch auf Schritt und Tritt begleiten?“
 

Die Herrscherin lachte fröhlich und zwinkerte dem Blonden zu: „Nun, du musst verzeihen, aber wir sind eurer Sprache nicht ganz so mächtig. Wir haben eine eigene Sprache, aber aus längst vergangenen Zeiten sind Dokumente übrig geblieben, die wir genutzt haben, um eure zu lernen.“ Sie kicherte heiter. „Da können sich natürlich gewisse Missverständnisse ergeben. Ich möchte es dir erklären...“ Sie blickte wieder voraus, hielt Deidara am Arm fest und verlangsamte das Tempo, bis sie das Schlusslicht der Gruppe waren.
 

Tsunade kicherte erneut: „So ist es mir lieber. Gegen Hidan anzureden ist nun wirklich keine leichte Aufgabe...“ Grinsend nickte Deidara der Herrscherin zu: „Das kann ich nur bestätigen.“ Einen Augenblick lang kicherten die beiden sich aus, während Hidan lauthals auf Kiba einbrüllte, da er beinahe über Akamaru gestolpert war. Die Herrin von Atlantis atmete einmal tief ein und aus, ehe sie zu sprechen begann: „Weißt du, Deidara, ich muss ein wenig weiter ausholen. Die von mir betitelte Leibgarde ist eigentlich mehr so etwas wie... nun... eine Eliteeinheit. Atlantis ist zu meinem Bedauern gezwungen sehr viele Krieger auszubilden.“ - „Wieso?“ - „Nun, wir sind nicht das einzige Reich. Wir sind eines von Vieren, die in dieser Gegend angesiedelt sind: neben Atlantis gibt es noch die Reiche Eccalia, Izyras und Repos. Sie werden ebenfalls von Herrschern geführt.“
 

Deidara bemerkte, wie sich der Blick Tsunades verfinsterte und auch traurig wurde. Seufzend setzte sie fort: „Einst haben die Herrscher Orochimaru, Chiyo und Yondaime mit mir regelmäßig Kontakt gehalten. Wir lebten friedlich nebeneinander und waren sogar so etwas wie Freunde. Eines Tages jedoch entdeckten sie die atlantische Legende der Waffe und Zwietracht entstand. Seit über 10 Jahren nun versuchen sie immer wieder von uns zu erfahren was die Waffe ist und glauben uns nicht, dass wir es wirklich nicht wissen. Deshalb wurden unsere Priester zu einer Elitetruppe und Dorfbewohner zu Kriegern ausgebildet.“ Der Blonde nickte und versuchte den Ausführungen zu folgen: „Und wieso wurden gerade eure Priester zu dieser Elite?“
 

Während sie allmählich das Ende der Schlucht erreichten erklärte Tsunade weiter: „Das liegt in ihren Talenten. Wir wissen nicht wieso oder woher, aber manche Jungen werden mit einzigartigen Fähigkeiten geboren. Du wirst heute Abend sehen was ich damit meine. Einst wurden sie zu Priestern ausgebildet und fristeten ihr Leben im Tempel, waren dem atlantischen Kult verpflichtet und bereiteten sich auf eine besondere Aufgabe vor. Denn einer dieser Priester würde mit der amtierenden Herrscherin die Herrin der folgenden Generation zeugen. Das Orakel verrät in einer bestimmten Zeit des Jahres, welcher dieser jungen Männer seine Fähigkeiten an eine Tochter weiterzugeben fähig ist. Das bedeutet, die einzige Frau in Atlantis, die Herrscherin werden kann ist gleichwohl die Tochter der Herrscherin, sowie das einzige weibliche Wesen, das diese besondere Fähigkeit erhält und nutzen kann.“
 

Etwas irritiert dröhnte dem Geologen so langsam der Kopf. Er befasste sich üblicherweise nur mit Steinen oder damit, wie man sie am Besten kaputt macht. Aber vier Tage vor der Abreise hatte ein geschätzter Kollege, der zu Deidaras Bedauern auch ihr Soziologe war, gekündigt und es war in der kurzen Zeit kein Ersatz gefunden worden. Nun musste er sich darum kümmern das Miteinander zu dokumentieren. Innerlich wollte der Blonde sich dafür mit Freuden in den Hintern treten. Als er sich dafür freiwillig gemeldet hatte, da war er von Ruinen und anderen verfallenen Überbleibseln ausgegangen, nicht aber von einer hochentwickelten Gesellschaft, die wahrhaft abstruse und komplizierte Riten und Bräuche hatte.
 

Tsunade bemerkte den erschöpften Blick ihres Begleiters und lächelte: „Keine Sorge, gleich verstehst du, weshalb ich dir das erkläre.“ - „Gut, ich bin ganz Ohr.“ - „Wir änderten die Aufgabe der Priester. Ihre Fähigkeiten waren absolut geeignet für den Kampf. Diese jungen Männer verfügten zu unserer Überraschung auch über eine enorme körperliche Konstitution. Und seither gibt es eben die Elitetruppe, die auch für die Ausbildung der normalen Krieger verantwortlich ist. Und sie sind noch nicht in der Stadt, da das Trainingslager ein Stück außerhalb liegt.“ Deidara nickte: „Jetzt verstehe ich so langsam. Und diese Fähigkeiten gibt es ausschließlich unter den Atlantern?“ - „Nein. Wir haben bis heute nicht herausfinden können welche Kriterien es benötigt um einen solchen Jungen auf die Welt zu bringen, vielleicht ist es auch schlichtweg Zufall. Zwei meiner Elitesoldaten sind keine gebürtigen Atlanter...“
 

Tsunade blickte etwas besorgt zum Geologen herüber: „Aber sprich bitte nicht mit ihnen darüber. Du musst wissen, dass sie unter sehr traurigen Umständen hierher kamen. Gaara beispielsweise wurde mit seinen Geschwistern von seinem eigenen Vater als Sklaven verkauft als er 14 war. Über einen Umweg sind die drei Geschwister zu uns gekommen und wir haben sie zu atlantischen Bürgern gemacht. Doch er ist sehr kontaktscheu und redet mit kaum jemandem außer den anderen Kriegern.“ Sie seufzte. „Tja, und sogar der Leiter der Elite ist kein Atlanter. Er ist der Enkel der Herrscherin Chiyo. Sie ist eine sehr weise Frau musst du wissen. Sie übergab ihren Enkel in unsere Obhut, da sie seine Fähigkeiten fördern wollte. Mit ihrem Reich sind wir auch nicht im Krieg, aber die Waffe macht auch sie sehr nervös.“ Mit einem Seufzen setzte Tsunade zu ihrer letzten Erklärung an: „Chiyo war überzeugt, dass Sasori ein besonderes Kind sei, dass er einst eine wichtige Rolle in den Wirren des Schicksals spielen würde. Sie brachte ihn zu uns, als er 11 Jahre alt war, hat ihm jedoch, damit er nicht zurückkehrt, gesagt, dass er in Repos nicht mehr willkommen sei. Das hat er ihr nie verziehen und... nun, er ist nicht umsonst der Anführer der Elite geworden, doch menschlich ist er... noch verschlossener als Gaara. Also tu dir selbst einen Gefallen und spreche ihn nicht darauf an.“
 

Die Gruppe verließ die Schlucht und erreichte den Strand, der bis zum Ufer führte vor dem Kisames geliebte Shinkai vor Anker lag. Ehe sie die restliche Besatzung erreichten wandte Deidara sich jedoch ein letztes Mal an die Herrscherin: „Aber wieso sollte ich mir selbst den Gefallen tun und es lassen? Ich meine, ich werde wohl kaum dazu kommen ihn überhaupt zu fragen...“ Tsunade lächelte gelassen: „Die Eliteeinheit wird für eure Unterbringung zuständig sein und ich habe beschlossen, dass du und dein Kollege Shino wohl am Ehesten dazu geeignet seid, um bei Gaara und Sasori unterzukommen. Aber ich überlasse meiner Hohepriesterin heute Abend die letzte Entscheidung...“
 


 

Die Lichter der Kristalle, die am Morgen noch die Straßen hell erleuchtet hatten, waren bis fast zur Dunkelheit verklungen und tauchten den großen Platz vor dem Tempel in ein warmes, schummriges und seichtes Licht. Die Fackeln vor der Treppe brannten höher noch als am Tage und der Duft von Früchten erfüllte dieses Mal die Luft. Der Rauch, der aus den Feuerkelchen emporstieg, verteilte sich überall und hüllte den Platz in feine Nebelschwaden, ehe er sich fast unscheinbar zur Decke verflüchtigte.
 

Die Seiten und der hintere Teil des Tempels waren abgesperrt und wurden von den atlantischen Soldaten bewacht. Vor dem Tempel jedoch hatte sich der leere Platz in eine regelrechte Manege gewandelt. Am Rand waren großzügig Fackeln aufgestellt, die mit ihren Flammen ausreichend Licht spendeten. Der Rauch stieg zur Decke empor und verschwand schließlich zielsicher in einigen Aushöhlungen.
 

Vor den Fackeln waren U-förmig etliche Decken ausgebreitet und Kissen verteilt worden, wo nach und nach immer mehr Menschen Platz nahmen. Direkt gegenüber des Tempels saßen Tsunade und ihre Gäste von der Oberwelt. Vor ihnen auf den ausgebreiteten Decken standen kleine Tische, auf denen Speis und Trank offeriert wurden. Fische, Früchte, Gemüse, irgendwelche undefinierbaren Fleischsorten und ein Trunk, den die Einwohner Ramî nannten. Deidara blickte sich verstohlen um, ehe er rasch an einer der Flaschen roch. Es war vielleicht kein Sake, aber es war definitiv Alkohol. Grinsend lehnte er sich wieder zurück, damit würde es doch eine sehr angenehme Feier werden.
 

Nachdem alle Sitzplätze belegt waren und sich aus den Gassen noch immer Schaulustige versuchten auf das Gelände zu drängen, erhob Tsunade sich und blickte sich verheißungsvoll um. Deidara sah die Herrscherin mit großen Augen an, als diese mit einer bisher nicht erlebten Lautstärke, und nebenbei in einer Sprache die er nicht verstand, zu ihrem Volk sprach. Doch eines konnte der Blonde mit Sicherheit sagen: Diese Sprache passte zu den Atlantern. Ebenso wie die Menschen hier, wie sie aussahen und sich bewegten, wie sie sich artikulierten und wie ihre gesamte Art war, klang ihre Sprache melodisch, rein und königlich und war einfach nur von einer übermenschlichen Eleganz geprägt.
 

Dann jedoch wendete Tsunade sich den Forschern zu, denn Kapitän Kisame und die Crew der Shinkai waren beim Schiff geblieben und wollten sich weitgehend auf ihre Arbeit konzentrieren. Die Herrscherin lächelte warm und nickte ihren Gästen zu: „Ich heiße euch nun offiziell herzlichst im Namen von Atlantis willkommen. Dieses Fest ist zu euren Ehren. Seid unsere Gäste und bedient euch am Essen und an den Getränken.“ Sie hob ihr Glas empor. „Fühlt euch wie zu Hause und genießt das Programm, das wir euch an diesem schicksalsträchtigen Abend bieten möchten.“ Alle applaudierten der blonden Herrscherin.
 

Geduldig wartete sie, bis der Beifall verklungen war und sprach mit einer gewissen Portion Stolz und Ehrerbietung in ihrer Stimme: „Und nun kommen wir zum ersten Unterhaltungspunkt des Abends. Liebe Freunde von der Oberwelt, ich bin stolz euch die Priesterinnen unseres Tempels vorstellen zu dürfen. Sie werden einen rituellen Tanz für euch vorführen. Guten Appetit und gute Unterhaltung!“ Zaghaft deutete sie eine Verbeugung an und nahm schier erhaben wieder zwischen den Forschern Platz.
 

Deidara richtete seine Aufmerksamkeit auf den Platz vor sich. Vor der Treppe zum Eingang des Tempels bildete sich eine kleine Gasse und man konnte einen Blick auf das imposante Gebäude erhaschen, sofern der Dunst der Feuerkelche dies zuließ. Doch trotz des leichten Nebels, der noch immer über den Boden waberte, war die Sicht gut genug, dass der Blonde bereits von Weitem erkennen konnte, dass in etwa 10 Gestalten langsam und grazil die letzten Stufen hinabstiegen. Sie schienen regelrecht über den Boden zu schweben und eine magische Aura schien sie zu umhüllen.
 

Sie alle hielten gebannt den Atem an, während die kleine Gruppe die Stufen hinter sich ließ und erhaben in die Mitte des Platzes wanderte. Endlich waren sie nahe genug, um sie richtig erkennen zu können. Deidara erkannte sofort Hinata wieder, die sie alle bereits getroffen hatten. Allen jungen Frauen, sie waren in etwa um die 20 Jahre alt, waren in weiße Gewänder gekleidet. Der Stoff schien so leicht, dass kaum ein Luftzug ihn zu berühren fähig war, gleichwohl er sich mit jedem Schritt langsam mit der Bewegung wiegte. Der untere Teil der Gewänder bestand aus einem langen Hosenrock, der nur spärliche Blicke auf die leichten weißen Ballerinas zuließ. Der obere Teil bestand aus einem ärmellosen Wickeltop, das jeweils im Nacken und am Torso zusammengebunden wurde und knapp über dem Bauchnabel endete. In die Knoten des Oberteiles, die sich in den Nacken der Priesterinnen befanden, waren Seidentücher mit eingebunden, die sich ebenfalls mit jeder Bewegung im Wind wogen. Abgerundet wurde das Ganze durch einen Haarschmuck, der aus eingeflochtenen Perlen, aufgesteckten Muscheln oder anderem natürlichen Zierwerk bestand.
 

Nur eine von ihnen hob sich doch in ihrer Erscheinung von den anderen ab. Sie trug zusätzlich einen Kopfschmuck aus Farn und anderen Gräsern, der wie eine Krone wirkte. In ihrer Hand hielt sie einen weißen und reich verzierten dünnen Stab, an dessen Spitze ein absolut reiner farbloser Kristall befestigt war. Sie war von einem besonders intensiven Licht umgeben und wirkte noch erhabener, als die anderen jungen Frauen.
 

In der Mitte des Platzes blieb die Gruppe stehen und wartete, bis sich hinter ihnen ein paar Bürger mit Trommeln in der Hand hinsetzten und ihre Instrumente bereit hielten. Dann trat die Hohepriesterin vor und ging vor ihrer Herrin in die Knie. Mit geschlossenen Augen, aber lauter und fester Stimme sprach sie: „Wir heißen die Gäste aus der Oberwelt willkommen und übermitteln Tsunade unsere Ehrerbietung.“ Dann öffnete sie ihre Augen wieder. Ihr Blick schweifte über die Gäste, bis er an einem paar Augen einfach hängen blieb.
 

Der junge Mann, dem die Augen gehörten, war ein wenig schmächtig, aber seine roten Haare umspielten sein Gesicht, das allmählich eine ähnliche Farbe annahm wie diese. Nagato konnte sich kaum von diesem Blick lösen, von diesen Augen und diesem Gesicht. Ein Engel verschlug ihm die Sprache. Und er dem Engel... Er konnte nicht erklären was es war, aber diese Frau, dieses magische Wesen, war SEIN persönlicher Engel. Eine angenehme Wärme breitete sich in ihm aus, seine Finger begannen zu kribbeln und sein Magen schien Achterbahn zu fahren. Ein dicker Kloß setzte sich in seinem Hals fest und sein Herz raste unaufhaltsam. Wie unter einem Bann stehend war Nagato nicht mehr in der Lage sich zu bewegen, und doch würde er diesen Augenblick niemals wieder vergessen, das wusste er.
 

Nach schier endlosen Sekunden jedoch zwinkerte Konan dem Forscher zu, drehte sich herum und kehrte zu ihren Priesterinnen zurück. Die Gasse hatte sich mittlerweile wieder geschlossen, die Atlanter mit den Trommeln saßen bereit, hielten ihre Schlagstöcke fest und warteten geduldig auf ihren Einsatz. Die jungen Frauen bezogen um die Hohepriesterin Stellung. Das Gemurmel verstummte völlig und für einen Augenblick legte sich absolute Stille über den Platz.
 

Dann setzten die Trommler ein und kreierten einen leichten, aber gleichwohl eindringlichen und zackigen Rhythmus. Mit geschmeidigen Bewegungen fingen die Priesterinnen an sich zum Rhythmus zu bewegen, drifteten langsam auseinander, bis sie in einem Halbkreis standen, in die Hocke gingen und die Musik verstummte. Mit einem lauten Schlag setzten die Trommeln wieder ein und der Rhythmus der Schläge wurde schneller, auf eine geradezu martialische Art ertönten die kräftigen und wilden Schläge. Auch die Frauen änderten ihre Bewegungen. Zu jedem Schlag bewegten sie ihre Hüften, machten eine Bewegung oder einen Schritt und wirkten fast bedrohlich und fest entschlossen. Ihr Tempo erhöhte sich, sie formierten sich zu verschiedenen Figuren, drifteten wieder auseinander, um schließlich wieder eine Formation zu bilden.
 

Die weißen leichten Tücher unterstrichen jede einzelne Bewegung, die stets mit dem Einsatz des gesamten Körpers erfolgten. Leise, fast murmelnd, summten die Priesterinnen unverständliche Worte im Chor, wurden mal leiser, dann plötzlich wieder lauter und banden so auch ihre Stimmen in diese Performance mit ein. Wie Kriegerinnen vollführten sie manchmal Schläge oder Tritte und wechselten dies doch immer wieder mit sanften und geschmeidigen Bewegungen ab.
 

Abermals erhöhte sich das Tempo der Trommler und die jungen Frauen setzten zum Finale ihrer Darbietung an. Zunächst verteilten sie sich allesamt direkt vor den Sitzplätzen der Zuschauer und Gäste, um dort zum Rhythmus passend ihre Hüften zu bewegen, regelrecht zu schütteln. Doch als die Geschwindigkeit zu schnell zu werden drohten ertönten plötzlich ein paar letzte laute, heftige und starke Schläge, in deren Takt die Tänzerinnen in beachtlichen Rückwärtssaltos zur Platzmitte zurückkehrten und beim letzten und lautesten Schlag von allen um ihre Hohepriesterin zum Stehen kamen.
 

Sofort begannen die Menschen zu jubeln und zu applaudieren, auch Deidara und die anderen waren absolut beeindruckt von der Vorstellung und klatschten, bis ihnen die Handflächen weh taten. Die Priesterinnen zogen sich winkend und sich verbeugend zurück, nur Konan kam erneut auf Tsunade und die Forscher zu. Die Trommler setzten sich ein wenig weiter abseits und bescherten mit leichten Tönen eine angenehme Hintergrundakustik.
 

Die atlantische Herrscherin erhob sich und schloss ihre Hohepriesterin fröhlich in die Arme: „Das war atemberaubend, meine Liebe.“ Konan lächelte erfreut: „Schön, dass es dir gefallen hat.“ - „Komm, setz dich zu uns. Du musst doch unsere Gäste noch kennenlernen.“ Die Blonde senkte leicht die Stimme. „Und... haben deine Mühen bereits etwas ergeben?“ - „Nein, noch nicht. Du musst einfach noch etwas Geduld haben.“ Tsunade seufzte: „Schön, wenn Kano es so wünscht, dann füge ich mich seinem Willen. Aber habe mal ein Auge auf unsere Gäste, ich möchte jeden einzelnen in die richtigen Hände geben.“ - „Natürlich.“
 

Die beiden Frauen wandten sich den Forschern zu und Tsunade schob die Blauhaarige ein Stück nach vorn: „Darf ich euch vorstellen, das ist meine geschätzte Hohepriesterin Konan.“ Die Gäste erhoben sich ebenfalls und stellten sich der Reihe nach mit Namen und ihrem Beruf vor, angefangen bei Kiba und Akamaru, über Hidan, Kakuzu, Shino, Deidara und schlussendlich Nagato. Diesen lächelte die Hohepriesterin warm an und hauchte: „Ein schöner Name, ich bin hoch erfreut. Es wäre mir eine Ehre dir bei der Arbeit zu helfen. Du kannst mich morgen im Tempel besuchen, dort zeige ich dir alles über unsere Aufgabe und unsere Religiosität.“ Nagato spürte, wie sich seine Kehle zuschnürte und staubtrocken wurde. Er leckte sich nervös über die Lippen und versuchte das wunderschöne Lächeln zu erwidern: „Ich... also... es wäre... mir ebenfalls... eine Freude.“
 

Zerknirscht hörte er die anderen neben sich dämlich kichern. Innerlich seufzte der Rothaarige auf, das hatte er ja großartig hinbekommen. Wie ein Stümper und Trottel stand er nun da, doch seinen Engel schien das nicht zu kümmern, ihr Lächeln wurde noch liebevoller, ehe sie sanft sprach: „Ich freue mich schon.“
 

Nachdem sie sich alle wieder hingesetzt hatten ging das Fest so richtig los. Alle aßen, alle tranken und Konan und Nagato konnten kaum damit aufhören sich über den Tempel und die Symbole überall zu unterhalten. Tsunade wiederum brachte den anderen ein paar Wörter Atlantisch bei und Akamaru drehte überall seine Runden, um sich von kichernden Mädchen Streicheleinheiten abzuholen. Kiba begleitete seinen treuen Freund nach einer Weile und flirtete nicht nur, was das Zeug hielt, sondern ließ sich die Haustiere der Atlanter zeigen. Das waren meist überdimensionierte Käfer oder anderes Getier, von dem Kiba überzeugt war, dass es wohl doch eher in Shinos Interessenbereich gehörte und weniger in seinen eigenen.



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