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Lehrer - Schüler - Verhältnis

H&M
von

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Tagesausflug

Michiru lehnte mit rasendem Herzen mit dem Rücken an ihrer Tür und versuchte sich zu beruhigen. Die Fahrt mit dem Fahrstuhl war wirklich eine blöde Idee. Diese Nähe da drin, war wirklich unerträglich gewesen. Wie sehr hatte sie sich gewünscht ihre Schülerin einfach mit auf ihr Zimmer nehmen zu können. Und sie war wirklich kurz davor gewesen, es einfach zu tun. Dass sie es nicht durfte, nur wegen dieser dämlichen Vorschriften, brachte sie regelrecht zur Verzweiflung. So viel älter als sie, war sie doch gar nicht und wenn sie nicht ihre Lehrerin wäre und sie sich auf der Straße begegnet wären, hätte niemand einen Aufstand deswegen veranstalten können auch, wenn die Blonde noch nicht achtzehn war. Wieso nur musste alles so furchtbar kompliziert sein?! Seufzend drückte sie sich von der Tür weg und ging ins Badezimmer rüber, um sich bettfertig zu machen. Danach kuschelte sie sich in ihre Kissen und schloss einfach die Augen. Sie war von der langen Reise so kaputt, dass sie innerhalb von Sekunden einschlief.

Am nächsten Morgen brauchte die Türkishaarige einige Sekunden, um zu realisieren, wo sie war. Als es ihr klar wurde lächelte sie breit und stieg aus dem Bett. Sie ging zu der offenen Balkontür herüber und genoss ein wenig die schöne Aussicht. Diese Stadt war wirklich noch viel schöner, als sie erwartet hätte. Sie freute sich schon wahnsinnig auf den bevorstehenden Ausflug. Auch, wenn sie es besser gefunden hätte, alleine – oder besser, nur in Begleitung einer Person, durch die Straßen Roms gehen zu können. Aber es war immer noch besser als niemals hier gewesen sein zu können. Michiru riss sich von der Aussicht los und ging erst mal duschen. Nachdem sie sich angezogen hatte rief sie noch bei ihrer Großmutter an. Da die Zeit dort sieben Stunden voraus war müsste es dort jetzt ungefähr halb drei Uhr nachmittags sein.

„Kaioh Reika am Apparat.“

„Hallo, Oma. Ich bin es, Michiru.“

„Ah, Michiru-chan. Schön, dass du endlich anrufst. Wie war die Reise?“

„Ziemlich anstrengend. Aber es ist alles gut gegangen.“

„Das freut mich. Hotaru-chan ist leider noch in der Schule aber ich werde ihr ausrichten, dass du angerufen hast.“

„Ja, ich weiß. Ich wusste nur nicht, ob ich es später noch einmal schaffe anzurufen. Wie geht es ihr denn? War sie noch sehr traurig?“

„Ich denke, sie verkraftet es ganz gut. Sie hat mir nur ständig in den Ohren gelegen, wann du denn endlich anrufst.“

Michiru konnte sich das nur allzu gut vorstellen. Augenblicklich vermisste sie die Kleine auch schon.

„Vielleicht schaffe ich es ja nachher noch einmal anzurufen aber ich fürchte, wenn wir von unserem Ausflug zurückkommen ist es bei euch schon mitten in der Nacht.“

„Es ist nicht so schlimm, wenn du es nicht mehr schaffst. Auch, wenn Hotaru-chan bestimmt nicht begeistert davon sein wird, dich verpasst zu haben. Wir Zwei kommen schon zurecht. Also genieß du deinen Ausflug und versuch dich auch ein wenig zu erholen.“

„Ich werd’s versuchen. Vielen Dank nochmal, dass du auf sie aufpasst.“

„Hör auf dich ständig dafür zu bedanken, ich mach das gern. Und jetzt wünsch ich dir noch viel Spaß bei deinem Ausflug.“

„Den werd ich sicher haben. Bis dann, Oma.“

„Mach‘s gut, mein Kind.“

Damit legte Michiru auf und lächelte noch etwas vor sich hin. Es war immer noch ein wenig Zeit bis acht, also packte sie schon mal alles, was sie für den Ausflug mitnehmen wollte in ihre Handtasche und machte sich dann auf den Weg nach unten.
 

Haruka war nicht wirklich wach. Sie hätte auch ruhig noch ein paar Stunden schlafen können. Nicht mal das warme Wasser der Dusche hatte sie wie sonst wach gemacht. Sie war immer noch auf ihrem Zimmer und dabei sich anzuziehen. Da sie ihre Tasche nicht ausgepackt hatte wühlte sie darin herum und warf alles was sie nicht brauchte irgendwo auf den Fußboden. Nachdem sie endlich fertig angezogen war, suchte sie noch nach ihren Japanisch Hausaufgaben, die sie extra mitgenommen hatte – zum Glück. Sie nahm nicht an, dass sie noch einmal auf ihr Zimmer zurückgehen konnte, nachdem sie gefrühstückt hatten und nahm sie lieber gleich mit. Mehr als ihr Portemonnaie, Handy und der Sonnenbrille nahm sie auch nicht mit und verließ somit ihr Zimmer. Sie schloss gerade die Tür ab, als ein paar Meter weiter ebenfalls eine Tür aufging. Sofort musste Haruka lächeln und ihr Herz fing auch etwas schneller an zu schlagen.

„Guten Morgen, Sensei. Haben Sie gut geschlafen?“

Sie ging auf ihre Lehrerin zu, die sich offenbar ein wenig erschreckt hatte.

„Oh, guten Morgen Tenoh-san. Ähm, ja. Vielen Dank.“

Da war es schon wieder! Jetzt war sich Haruka sicher, ihre Lehrerin wurde rot und sie sah auch ein bisschen nervös aus.

„Ähm, ich hab hier die Hausaufgaben. Wollen Sie sie gleich haben?“ fragte Haruka, um die Situation ein bisschen zu entschärfen.

„Ja, ich bring sie am besten gleich in mein Zimmer. Wenn Sie kurz warten, gebe ich Ihnen auch gleich die neuen Aufgaben mit.“

Die Türkishaarige nahm ihr die Zettel ab und ging zurück in ihr Zimmer.

„Äh, okay.“

Ein bisschen unsicher stand die Sportlerin da vor der Tür und sah zu, wie die Andere hinter einer Ecke verschwand. Nur wenige Sekunden später hörte sie die Stimme ihrer Lehrerin hinter dieser ertönen.

„Sie müssen da draußen nicht rumstehen. Kommen Sie ruhig rein.“

Jetzt war es Haruka die nervös war. Sollte sie wirklich? Sie atmete einmal tief durch und betrat dann das Zimmer. Es war um einiges größer als ihres und in Zwei Räume aufgeteilt. Der erste war mehr ein größerer Flur der ins eigentliche Zimmer führte und noch eine Tür enthielt, die vermutlich zum Badezimmer gehörte. Zögerlich ging Haruka um die Ecke in das Schlafzimmer und fand ihre Lehrerin an dem Schreibtisch wieder. Sie kramte einige Zettel zusammen und kam dann damit auf sie zu.

„Hier, ich werde mir die anderen Aufgaben so bald wie möglich ansehen. Kamen Sie denn damit zurecht?“

„Ähm, geht so. Es ... es ist doch leichter, wenn Sie dabei sind.“

Haruka nahm ihr die Zettel ab und sah etwas verlegen zu Boden. Noch dazu machte sie das Bett in dem Raum ziemlich nervös.

„Wirklich? Ich dachte, es fällt Ihnen schwerer wenn ich dabei bin?“

„Nein, nicht mehr. Und Ihnen eine Frage zu stellen geht doch sehr viel schneller als in irgendeinem Buch nachlesen zu müssen.“

„Aha, dann sind Sie also einfach nur faul. Vielleicht sollten ich Sie nur noch so mit Aufgaben versorgen.“

»Ah, Fuck! Musstest du, das jetzt unbedingt sagen!« verfluchte sie sich selbst in Gedanken.

„Ähm, ....“

Die Türkishaarige fing leicht an zu lachen.

„Schon gut, das war nur ein Scherz. Ich werde Ihnen natürlich auch weiterhin helfen. Kommen Sie, wir müssen langsam runter.“

Erleichtert folgte Haruka ihrer Lehrerin nach draußen.

„Ich werd noch schnell die Aufgaben in mein Zimmer bringen. Bis wann wollen Sie die denn haben?“

„Geben Sie sie mir einfach, wenn Sie damit fertig sind. Es hat keine Eile. Durch den Ausflug haben Sie ja nicht allzu viel Zeit dafür.“

„Ähm, okay. Danke.“ freute Haruka sich und verschwand in ihrem Zimmer. Sie warf die Zettel schnell auf ihren Schreibtisch und eilte dann wieder zurück. Sie hoffte ihren Engel noch vor dem Aufzug wieder einholen zu können, auch wenn sie wusste das Aufzug fahren mit ihr eigentlich keine gute Idee war. Aber so war sie immerhin mit ihr zusammen. Zu ihrer großen Überraschung schien sich ihre Lehrerin aber keinen Zentimeter bewegt zu haben. Hatte sie etwa auf sie gewartet?

„Sie hätten aber nicht unbedingt auf mich warten müssen, Sensei.“ sagte sie grinsend.

„Ich wollte nur dafür sorgen, dass sie heute mal pünktlich zum Essen erscheinen. Gestern hielten Sie es ja offenbar nicht für nötig.“ grinste die Frau zurück, drehte sich um und ging den Flur entlang.

Haruka biss sich leicht auf die Unterlippe und folgte ihr dann. Das hieß dann jetzt wohl, dass sie genau darauf geachtet hatte, ob sie anwesend war oder nicht. Diese Frau wurde wirklich immer interessanter und unwiderstehlicher. Dieses Mal waren die beiden leider – oder zum Glück, nicht alleine im Fahrstuhl und so konnten sie auch nicht mehr miteinander reden. Im Speisesaal sahen sie sich nur noch einmal kurz an, ehe sie beide in verschiede Richtungen gingen. Haruka steuerte sofort das Buffet an und häufte sich Unmengen von Essen auf einen Teller, dann setzte sie sich an einen freien Tisch. Das Essen hier war wirklich nicht schlecht, obwohl sie das ihrer Lehrerin vorgezogen hätte. Sie schlang sich gerade das Zweite Brötchen hinunter, als sich Takuya zu ihr setzte.

„Also, dass du noch vor mir hier sein würdest, hätte ich nicht erwartet.“

„Ich wünsch dir auch einen guten Morgen, Tak.“

„Aber klar doch. Sag mir lieber wie deine Nacht gelaufen ist.“ winkte er ab und war ganz aufgeregt.

„Hä? Wie soll sie gewesen sein?“

„Ach, komm schon. Du bist doch gestern mit Kaioh-sensei nach oben verschwunden. Was ist passiert?“

„Nicht das, was du denkst. Wir sind zusammen nach oben gefahren und haben uns dann vor ihrem Zimmer voneinander verabschiedet. Sonst nichts.“

„Direkt vor ihrem Zimmer? Hast du sie etwa bis dorthin begleitet? Und du willst mir wirklich sagen, dass du dann einfach gegangen bist.“

„Ich hab sie nicht mit Absicht dorthin begleitet, das war zwangläufig nötig. Du wirst es nicht glauben aber ihr Zimmer liegt direkt neben meinem! Nur eine Tür weiter!“

„Echt jetzt?“

Das hätte auch er nicht erwartet.

„Ja. … Meinst du, es könnte sein, dass sie das mit Absicht getan hat? Ich mein, erst das im Flugzeug und jetzt unsere Zimmer. Ist doch ziemlich merkwürdig, oder?“

„Ich glaub schon, dass es Absicht ist. Ich sag ja, sie steht auf dich.“

Haruka sah skeptisch zu dem Tisch mit den Lehrern herüber, wo auch die Türkishaarige inzwischen mit etwas zu essen saß.“

„Also, ich weiß nicht.“

„Wieso wär das so überraschend für dich? So gut wie jedes Mädchen der Schule steht auf dich, warum sollte sie da eine Ausnahme sein?“

„Na, weil sie völlig anders ist. Außerdem kann sie doch jeden Mann der Welt haben, was will sie mit mir?“

„Ich denk, sie weiß nicht, dass du ein Mädchen bist?“

„Oh doch, sie weiß es.“

„Ach ja? Seit wann?“

„Keine Ahnung.“

„Na, das ist doch gut. Sie scheint nichts dagegen zu haben, wenn sie sogar eure Zimmer nebeneinander bucht, obwohl sie es weiß.“

„Hhmm …“

Harukas Blick wanderte wider zu ihrer Lehrerin rüber. So richtig glauben konnte sie das nicht. Würde diese Schönheit wirklich so einen Aufwand betreiben, nur um sie ein Zimmer weiter zu wissen? Noch dazu konnte die Frau doch unmöglich wissen, dass sie ein Einzelzimmer haben wollte. Sie hatte selbst gesehen, dass sie überrascht deswegen war. Oder hätte sie sie dann einfach dazu gezwungen, genauso wie zu dieser Nachhilfe?

„Könnte die Nachhilfe dann auch nur ein Vorwand gewesen sein?“ fragte sie Takuya jetzt einfach mal.

„Wieso nicht? Zusammen passen würde es jedenfalls. Obwohl du die Nachhilfe wirklich dringend gebraucht hast. Aber normalerweise tun die Lehrer das ja nicht selbst. Ich weiß nicht was genau es bedeutet aber sie scheint dich auf jeden Fall in ihrer Nähe haben zu wollen. Vielleicht solltest du einfach mal einen Schritt weitergehen und sehen, wie sie darauf reagiert.“

Der Gedanke gefiel Haruka nicht. Sie würde zwar gern, aber es einfach auf gut Glück versuchen und eventuell eine Abfuhr kassieren? Lieber nicht, davor hatte sie einfach zu viel Angst. Zumal die Schönheit dann von ihren Gefühlen wüsste und wie sollte sie ihr dann jemals wieder in die Augen sehen können?

„So wie du guckst, tust du es wohl nicht, was?“ unterbrach Takuya ihre Gedanken.

„Ich weiß noch nicht, vielleicht.“

Der Junge schüttelte ungläubig mit dem Kopf und widmete sich wieder seinem Frühstück zu. Haruka aß auch zu Ende und sah dabei immer wieder zur Seite.
 

Michiru bemerkte diese Blicke durchaus und auch sie sah einige Male zu der Blonden herüber. Solange, bis der Japanisch Lehrer Hirai, das Frühstück für beendet erklärte und sich alle in die Lobby begeben sollten. Die Lehrer vereinbarten, dass sie sich Klassenweise auf den Weg machen würden und so musste Michiru wohl oder übel mit Kohara in eine Gruppe, da sie ja beide dieselbe Klasse unterrichteten. Jetzt war sie zwar bei ihrer Sportlerin, dafür hatte sie aber auch diesen Typen am Hals. Michiru wusste wirklich nicht, ob sie sich freuen oder ärgern sollte. Zum Glück war sie lediglich als Aufpasser dabei. Die Führung übernahm natürlich der Geschichtslehrer und so hoffte sie, dass er überhaupt keine Gelegenheit bekam sich ihr aufzudrängen. Sie musste nur ein bisschen Abstand halten und vielleicht kam sie dadurch ja auch wieder in die Nähe ihrer Schülerin.
 

Diese Schülerin fand es überhaupt nicht witzig, dass ihr Geschichtslehrer auch mitkam. Konnte der nicht einfach hier bleiben? Oder wenigstens in eine andere Gruppe gehen? Widerwillig folgte sie dem Lehrer, der sie wie ein General aus dem Hotel führte. Ihr Weg ging erst mal zur nächsten U-Bahnstation, mit der sie ins Zentrum fahren wollten. Mit großer Freude beobachtete sie, wie ihre Lehrerin sich immer weiter von der Spitze absetzte und ihr somit immer näher kam. Vielleicht war es doch nicht so schlecht, dass der Kerl dabei war, wenn ihre Lehrerin offenbar so wenig in seiner Gesellschaft sein wollte. Oder wär sie ihr etwa auch so näher gekommen? Diese Frage beschäftigte sie noch eine Weile. Solange, bis sie bei der U-Bahn ankamen. Der Zug war wirklich brechend voll, nicht umsonst konnte sie öffentlich Verkehrsmittel überhaupt nicht ausstehen. Naja, besonders oft war sie damit auch noch nicht gefahren. Aber warum sollte sie auch, wenn sie den Luxus eines Autos bzw. Motorrads besaß. Jetzt hatte sie aber keine andere Wahl und quetschte sich zu den anderen in den Zug. Auf einmal war sie ihrer Lehrerin doch sehr viel näher, als es geplant gewesen war, denn sie war direkt vor ihr. Und zwar so nahe, dass sie sich schon berührten. Jetzt wurde ihr wieder heiß und sie befürchtete wirklich, dass die Lehrerin ihren Herzschlag hören konnte, schließlich war sie nicht weit von diesem entfernt. Diese Fahrt nahm einfach kein Ende und Haruka war dabei völlig durchzudrehen. Als sie doch endlich an der gewünschten Haltestelle ankamen stolperte sie nur so aus dem Zug und atmete erleichtert die frische Luft ein. Die Türkishaarige stieg mit den anderen auch aus dem Wagon, doch Haruka traute sich nicht sie anzusehen und ging somit etwas voraus. Das erste Ziel an diesem Tag war das Kolosseum. Der Geschichtslehrer laberte schon den ganzen Weg über vor sich hin und erzählte wohl irgendwas über die Geschichte hier aber sie hörte nicht wirklich hin. Viel interessanter fand sie das Leuchten in den Augen ihrer Lehrerin, die freute sich offenbar wahnsinnig und fand es wunderschön hier. Diese Freude steckte Haruka richtig an und löste ein merkwürdiges kribbeln in ihr aus. Ihre gute Laune wurde aber von ihrem Geschichtslehrer unterbrochen. Der fing nämlich auf einmal an ihr eine Frage nach der anderen zu stellen. Geschichte war zum Glück nicht ihr schlechtestes Fach und sie war ja schon einmal in dieser Stadt gewesen, weshalb sie die Fragen sogar beantworten konnte. Der Lehrer ließ sie aber gar nicht mehr in Ruhe und versuchte sie weiterhin aus der Reserve zu locken. Haruka musste sich wirklich Mühe geben ruhig zu bleiben.
 

Michiru hätte den Kerl umbringen können. Was viel dem ein, ihre geliebte Schülerin so bloß zu stellen?! Zu ihrer Überraschung beantwortete die aber jede Frage richtig und kehrte die Situation somit einfach um. Die Laune von dem Lehrer schien dadurch nur schlechter zu werden und egal wohin sie an diesem Tag noch gingen, jedes Mal stellte er die meisten und schwierigsten Fragen der blonden Sportlerin. Die ließ sich aber überhaupt nicht aus der Ruhe bringen und beatwortete sie mühelos. Am Anfang hatte Michiru schon das Gefühl, sie würde sich aufregen und dem Kerl gleich eine reinhauen aber mit der Zeit fand sie es offenbar ziemlich witzig und führte ihren Lehrer mehr und mehr vor. Michiru musste sich auch zusammenreißen nicht darüber zu lachen, denn dem Typ pulsierte schon mächtig die dicke fette Ader auf der Stirn. Sie hätte gar nicht erwartet, dass die Blonde so viel über die römische Geschichte wusste und ihr Lehrer offenbar auch nicht. Damit beeindruckte sie aber auch noch die anderen Mädchen in der Klasse und einige von denen kamen ihr näher, als es Michiru recht war. Irgendwann gewann ihre Eifersucht die Oberhand und sie unterband diese offensichtlichen Anspielungen, indem sie die Mädels anwies gefälligst dem Vortrag zu zuhören und von ihrer Sportlerin trennte. Das verwunderte Gesicht der Großen darüber, ließ sie dann doch wieder etwas rot werden aber sie tat einfach so, als sei es ihre Pflicht als Lehrerin gewesen und beachtete sie nicht weiter. Also für den Moment. Gegen Mittag machten sie dann alle eine Pause in einem der Cafés und aßen zu Mittag, ehe sie sich dann am Abend zurück ins Hotel begaben. Natürlich fuhren sie auch zurück mit der U-Bahn und irgendwie schaffte Michiru es in dem überfüllten Wagon wieder genau vor der blonden Sportlerin zu landen. Ihr war schon bei der ersten Zugfahrt aufgefallen wie nervös die Andere geworden war und dieses Mal, war es nicht anders. Sie war zwar nicht minder nervös, genoss diese Nähe aber mit jeder Faser ihres Körpers. Sie hätte wirklich ihren Kopf direkt auf der Schulter der Großen ablegen können, so nah waren sie sich. Leider war aber auch diese Fahrt irgendwann zu Ende und die Andere konnte gar nicht schnell genug aus der Bahn rauskommen. Michiru verstand das einfach nicht. Jedes Mal, wenn sie sich körperlich auch nur ein bisschen näher kamen, lief die Sportlerin weg. Warum? Sie war sich inzwischen so sicher, dass sie ebenfalls auf sie stand. Dafür waren ihre Blicke einfach zu offensichtlich. Also warum unternahm sie nichts? Lag es wirklich nur an ihrem dummen Lehrer-Schüler-Verhältnis? Oder doch an Hotaru? Frustriert über die ganze Geschichte folgte sie der Gruppe weiter und nach einem kurzen Fußmarsch, kamen sie endlich im Hotel an. Den Rest des Abends hatten sowohl Lehrer als auch Schüler frei. Michiru ging gleich, nachdem sie gegessen hatte rauf in ihr Zimmer, um sich umzuziehen. Sie hatte vor noch einige Runden im Pool zu schwimmen, bevor sie ins Bett ging. Das brauchte sie jetzt unbedingt, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen.
 

Haruka saß noch mit Takuya beim Essen, als sie sah, wie die Türkishaarige den Speisesaal verließ und nach oben verschwand. Sie versuchte noch mal alles von ihr in sich aufzusaugen, da es wohl das letzte Mal für heute sein würde, wo sie sie sah.

„Oh Mann, dir ist echt nicht mehr zu helfen.“ seufzte Takuya.

„Was?“

„Jetzt unternimm doch endlich was!“

„Hä? Wovon redest du?“

„Du weißt genau wovon ich rede. Hör auf der Frau nur hinterher zu starren und tu irgendwas.“

„Du hast leicht reden. Was soll ich denn bitte tun?“

„Mir völlig egal, nur irgendwas! Sag ihr doch einfach, was du für sie empfindest. Mehr als schief gehen kann es doch nicht.“

„Ich weiß doch noch gar nicht was ich für sie empfinde!“

„Dann finde es endlich heraus. Und ich sag dir gleich, nur durch nichts tun, wirst du es bestimmt nicht herausfinden.“

„Ja, das weiß ich selbst.“ seufzte Haruka.

„Ich verlier nur jedes Mal die Nerven in ihrer Gegenwart. … Und dann ist da ja auch noch diese Sache mit Hotaru. Das geht mir einfach nicht mehr aus dem Kopf.“ fügte sie noch hinzu.

„Äh, klär mich mal auf. Wer zum Teufel is ‘n Hotaru? Hast du jetzt etwa noch ‘n anderes Mädchen am Start?“ fragte er entsetzt.

„Natürlich nicht! Hotaru ist …“

Haruka brach ab.

„Ja?“

Sollte sie es ihm wirklich sagen? Einen kurzen Moment überlegte sie noch, ehe sie sich dazu entschloss es ihm einfach zu erzählen. Vielleicht konnte er ihr ja irgendwie helfen.

„… Ihre Tochter.“

Der Junge verschluckte sich vor Schreck an seinem Essen und hustete luftringend vor sich hin.

„Bitte was?!“ kam es endlich aus ihm heraus, nachdem er sich wieder beruhigt hatte.

„Du hast mich schon richtig verstanden. Sie hat eine Tochter.“

„Oh mein Gott! Wow, das hätt ich nicht erwartet. Woher weißt du das?“

„Gestern sind die Zwei zusammen auf dem Parkplatz gewesen, vorm Bus.“

„Echt? Hab ich gar nicht gesehen.“

„Du warst ja auch noch nicht da. Sie hat sie, bevor du kamst, zu ihrer Klasse gebracht. Die Kleine geht auch auf unsere Schule.“

„Oh Mann, ich glaub ‘s immer noch nicht. Weißt du wie alt sie ist?“

„Sechs.“

„Schon sechs? Dann muss Kaioh-sensei aber ziemlich früh Mutter geworden sein. Wie hat sie es denn geschafft neben dem Kind auch noch so früh Lehrerin zu werden?“

„Keine Ahnung.“

„Und was willst du jetzt tun? Ich mein, wenn du was mit der Anfangen würdest, bekämst du gleichzeitig auch noch das Kind dazu.“

„Das is mir auch klar, du Schlauberger! Was glaubst du eigentlich, worum ich mir die ganze Zeit den Kopf so zerbreche?!“

„Ja, sorry. Tut mir Leid. Ich bin noch ‘n bisschen geschockt.“

„Da frag mich mal! Was glaubst du, wie ich reagiert habe, als die Kleine mir plötzlich ihre Mutter vorgestellt hat! Kaioh-sensei müsste mich eigentlich für komplett übergeschnappt halten.“

„… Warte. Das hört sich ja fast so an, als würdest du die Kleine kennen.“

„Tu ich auch. Ich bin ihr in der Pause übern Weg gelaufen und irgendwie haben wir uns angefreundet. Eigentlich kann ich Kinder überhaupt nicht ausstehen aber die Kleine ist verdammt süß. Ich hab seitdem jede Pause mit ihr verbracht. Das heißt, in letzter Zeit nur noch kurz, da ich ja zur Nachhilfe musste.“

Takuya sah aus als säße er einem Geist gegenüber.

„Sag das noch mal. Du hast deine Pause mit einem Kleinkind verbracht? Und du magst sie? Und ausgerechnet dieses Kind ist jetzt die Tochter von der Frau, die du seit Wochen nicht mehr aus dem Kopf bekommst?“

Haruka nickte nur deprimiert.

„Der Wahnsinn!“

Keine Ahnung was daran jetzt so witzig gewesen sein soll aber Takuya fing lauthals an zu lachen, was Harukas Stimmung nicht gerade anhob.

„Hör auf zu lachen, du Depp! Sag mir lieber was jetzt tun soll!“

„Woher soll ich denn das wissen?“ lachte er immer noch.

„Du bist wirklich ‘ne große Hilfe.“ sagte Haruka sarkastisch und wollte aufstehen.

„Hey, warte noch. Okay-okay, also ... es ist schon mal gut, dass du die Kleine magst und sogar schon ein bisschen kennst. Du solltest dir aber erst mal über deine Gefühle für die Mutter klar werden. Ich denke, wenn du das erst mal weißt, wird sich das andere von selbst regeln.“

„Wie soll das denn gehen?“

„Naja, wenn du sie wirklich liebst, sollte es dir egal sein. Entweder du nimmst sie mit Anhängsel oder gar nicht. Du musst dich entscheiden.“

„Du sagst das so, als hätte sie nur Haustiere oder so. Sie hat aber ein Kind, ein richtiges Kind! Die brauchen doch Erziehung und was weiß ich noch alles. Für so was bin nun wirklich absolut gar nicht geeignet.“

„Ach so, dann hast du schiss vor der Verantwortung. Da mach dir mal nicht so viele Gedanken drüber. Du bist ja nicht allein. Kaioh-sensei verlangt bestimmt nicht von dir, dass du gleich ‘ne Mutterrolle übernimmst.“

„Mutter?!“

Haruka schlug verzweifelt die Hände übern Kopf zusammen, woraufhin Takuya schon wieder zu lachen anfing.

„Okay, in deinem Fall vielleicht doch eher Vater.“ lachte er weiter.

„Oh Gott!“

Das klang auch nicht besser. Die Sportlerin vergrub ihren Kopf gänzlich in den Händen. Mit dieser Situation war sie völlig überfordert. Es war für sie schon eine riesen Überwindung gewesen überhaupt daran zu denken oder auch nur in Erwägung zu ziehen, eventuell, ganz vielleicht, eine Beziehung mit der Türkishaarigen einzugehen. Und jetzt kam auch noch ein Kind dazu! Niemals in ihrem Leben wollte sie Kinder haben!

„Apropos Vater. Weißt du was darüber? Also ich mein, über den leiblichen der Kleinen. Lebt sie vielleicht noch mit dem zusammen?“

„Ich hab nicht die geringste Ahnung. Taru-chan hat ihn nie auch nur mit einem Wort erwähnt.“

„Das solltest du so schnell wie möglich herausfinden.“

Haruka warf ihm einen finsteren Blick zu.

„Dir ist schon klar, dass deine Liste mit den Dingen, die ich herausfinden soll, immer länger wird, oder?!“

„Hey, was kann ich denn dafür, wenn du dich in so eine komplizierte Frau verliebst. Das hättest du auch einfacher haben können.“

„Als ob ich mir das ausgesucht hätte!“

Haruka seufzte noch mal tief, dann erhob sie sich.

„So, das reicht. Ich geh ins Bett.“

„Was, jetzt schon? Es ist doch noch früh.“

„Schon, aber durch dieses ganze Gerede brummt mir jetzt der Schädel. Ich überleg mir Morgen was ich mach, … ob ich was mach.“

„Na schön, ganz wie du willst. Ich wünsch dir dann eine gute Nacht.“

„Ja-ja, dir auch.“ sagte Haruka schon im Gehen und ließ Takuya damit einfach sitzen.

Sie hatte wirklich Kopfschmerzen. Und sie wollte das alles jetzt einfach nur vergessen aber eigentlich war sie auch noch überhaupt nicht müde. Wenn sie jetzt wirklich ins Bett gehen würde, würde sie sich mit Sicherheit nur die ganze Zeit hin und her wälzen. Sie blieb einen Augenblick in der Lobby stehen und überlegte, was sie stattdessen tun könnte. Kurzerhand entschied sie sich einfach noch einen kleinen Spaziergang zu machen. Die frische Luft und der Wind müssten ihr doch eigentlich helfen wieder einen freien Kopf zu bekommen. Am liebsten wär sie natürlich auf ihr Motorrad gestiegen und wild durch die Gegend gerast, aber das stand ja leider einsam und verlassen zu Hause in der dunklen Tiefgarage rum. Sie ging durch einen Seiteneingang nach draußen und sah sich ein wenig auf dem Gelände um.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Luxiva
2013-06-12T13:44:54+00:00 12.06.2013 15:44
Das einzige was mich stört ist, das Haruka einfach nicht drauf kommt, das Hotaru ihr gesagt hat, das ihre Mutter lesbisch ist :) aber sonst is alles super :)
Von:  Demi
2012-11-23T22:18:01+00:00 23.11.2012 23:18
Sehr schöne Geschichte. Interessantes Konzept. Konflikte sind also vorprogrammiert. Bin mal gespannt wie es weitergeht. Keep up the good work!
Von:  wolf92
2012-11-18T12:38:37+00:00 18.11.2012 13:38
Es geht endlich wieder weiter. Schön, ich hoffe die beiden bekommen sich bald endlich + ein Adult Kapi ;)
lg und mach weiter so


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