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Lehrer - Schüler - Verhältnis

H&M
von

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Gespräche in der Pause

In der Pause ging Michiru dann zu dem gezwungenem treffen mit ihren Kollegen. Außer ihr und der nervige Kerl – der sich natürlich direkt neben sie setzten musste, waren auch noch vier weitere Lehrer anwesend. Das Gespräch wurde genau so langweilig, wie Michiru es erwartet hatte. Körperlich war sie zwar anwesend aber mit ihren Gedanken war sie ganz woanders …

„Was halten Sie denn davon, Kaioh-sensei?“

Die Türkishaarige schreckte auf und wurde von diesem Widerling ganz erwartend angesehen.

„Ähm, ... ja, das hört sich wunderbar an.“

Hoffentlich passte diese Antwort auf seine Frage. Sie hatte nämlich nicht die geringste Ahnung worum es ging.

„Super! Dann haben wir ja schon mal das Ziel unserer Reise gefunden. Waren Sie denn schon mal in Rom?“

Rom? Hat der gerade ROM gesagt? Michiru hätte nicht erwartet, dass diese Reise ins Ausland ging und dann auch noch zu so einer wunderbaren Stadt. Natürlich war sie noch nie dort gewesen, geschweige denn in irgendeiner anderen Stadt als Tokio. Irgendwann einmal in ihrem Leben so eine historische und traumhafte Stadt wie Rom live zu Gesicht zu bekommen, daran hätte sie nicht mal im Traum gedacht. Auf einmal fand sie diese Reise alles andere als überflüssig. Oh, und dann würde ja auch noch ihre Lieblingsschülerin mitkommen.

„Ähm, nein. Ich bin noch nie dort gewesen.“ antwortete sie schließlich dem Lehrer.

„Wir sollten dann jetzt vielleicht die Aufgaben unter uns verteilen. Ich finde es sinnvoll, wenn jeder von uns einen Teil übernimmt und dann für sich selber entscheidet, wie er diesen erledigt. Es hat wohl keiner von uns wirklich die Zeit sich jeden Tag zu treffen. Sollte jemand Fragen an den Anderen haben oder wenn sich in dieser Hinsicht aufeinander abgestimmt werden muss, kann er ihn ja auch einfach so ansprechen.“ erzählte einer der anderen Lehrer.

Den Vorschlag konnte Michiru nur begrüßen und machte diesen älteren Japanisch Lehrer gleich sympathisch für sie. Er war bestimmt schon kurz vor der Rente, hatte ein nettes freundliches Gesicht und erinnerte sie irgendwie an ihren Großvater. Die anderen stimmten auch zu, nur Kohara gefiel das offenbar nicht so gut, wie Michiru an seinem Gesichtsausdruck unschwer erkennen konnte.

„Okay, also ... es müssen die Flüge gebucht werden, das Hotel, der genaue Tagesablauf, die Orte, die wir aufsuchen wollen und vielleicht noch einige Fragen zusammen gestellt werden, die wir unseren Schülern aufgeben können. Schließlich sollen die ja auch noch etwas lernen.“ lächelte der ältere Mann weiter.

„Ich würde gerne das mit den Flügen übernehmen. Mein Mann arbeitet bei einer Fluggesellschaft und ich denke, wir könnten so noch eine Ermäßigung erhalten.“ meldete sich, die noch einzig andre Frau im Raum zu Wort.

„Gut, einverstanden. Dann ist das schon mal abgehakt.“

„Kaioh-sensei und ich, könnten das mit den Fragen übernehmen, das sollten doch vielleicht zwei Lehrer zusammen machen.“

Michiru hätte dem Typen den Hals umdrehen können! Der hatte nicht mal den Anstand zu fragen, ob sie das überhaupt wollte.

„Hhmm, ja das wohl schon. Aber fänden Sie es nicht Sinnvoller, wenn dies zwei Geschichtslehrer übernehmen? Es geht ja mehr um die Kultur dort und nicht um unsere Sprache.“ überlegte der ältere Lehrer.

Der Mann gefiel Michiru immer besser.

„Er hat Recht, Kohara-sensei. Geschichte ist nun wirklich nicht so mein Gebiet. Ich würde stattdessen lieber das mit dem Hotel übernehmen.“ ergriff sie schnell das Wort, bevor der Kerl sich noch was anderes ausdachte.

„In Ordnung. Also dann kümmern Sie sich um das Hotel und Kohara-sensei wird zusammen mit...?“

Er schaute die anderen beiden Geschichtslehrer an.

„... mit Ihnen beiden am besten die Fragen durch gehen und auch noch die Orte bestimmen die wir aufsuchen. Hhmm, da das Ganze ein bisschen voneinander abhängig ist vielleicht auch den restlichen Tagesablauf.“

Der ältere Japanisch Lehrer hatte offenbar die Führung an sich genommen und notierte sich alles auf einen Zettel.

„Ach, und was tun Sie?“ fragte Kohara aufbrausend, denn ihm gefiel das überhaupt nicht.

„Ich werde mich darum kümmern, dass der Direktor diesem Vorschlag überhaupt zustimmt und darauf achten dass wir das Budget nicht überschreiten. In diesem Falle unterstütze ich natürlich auch unsere zwei Damen hier, bei den Buchungen.“

Der Kerl war einfach klasse! Michiru hätte sich über Koharas Blick einfach totlachen können, der schien nämlich kurz vor dem explodieren zu sein.

„Okay, ich denke damit haben wir dann alles. Ich gebe Ihnen dann Bescheid, sobald der Direktor mit dieser Sache einverstanden ist und ich weiß, wieviel Geld uns zur Verfügung steht. Ansonsten sollten wir uns vielleicht kurz vor der Reise und wenn alles festgelegt ist noch mal treffen, damit wir alle auf dem aktuellen Stand sind.“

Alle, bis auf den mies dreinblickenden Typen neben Michiru, nickten dem Mann zu und erhoben sich dann alle nacheinander. Michiru machte auch schnell, dass sie hier weg kam, wer weiß, auf was für Ideen dieser Widerling sonst noch so kam.
 

Irgendwie war Haruka trotz der abgesagten Nachhilfestunde mit ihrer Lehrerin gut drauf. Die Aussicht auf volle fünf Tage mit ihr verbringen zu können, versetzten sie einfach in Hochstimmung. Und die Pause konnte sie ja dafür mit Hotaru verbringen, zu der sie auch schon unterwegs war. Gemütlich ging sie über den Hof und bog dann um die Ecke zu ihrem Treffpunkt. Die Kleine saß schon im Gras und breitete das Essen vor sich aus.

„Hey, Taru-chan.“ lächelte sie und setzte sich dazu.

„Ruka!“

Hotaru sprang sofort auf und warf sich ihr an den Hals.

„Ich freu mich auch dich zu sehen.“

Haruka streichelte ihr einmal über den Kopf und wartete, bis sie wieder losgelassen wurde. Die Schmerzen schluckte sie bei der stürmischen Umarmung einfach runter.

„Hier, ich hab schon alles vorbereitet, damit wir gleich essen können und du nicht zu spät kommst.“

„Das ist lieb von dir. Ich hab auch schon einen Bärenhunger. Aber so eilig hab ich es heute gar nicht. Die Nachhilfestunde fällt aus.“

Das strahlende Lachen, was Hotaru eben noch hatte, verschwand auf einmal und sie sah ziemlich traurig aus.

„Heißt das, du könntest heute bleiben? Aber ich hab doch schon Yumi-chan versprochen mit ihr zu spielen.“

„Dann solltest du das auch tun.“

Haruka war schon ein wenig enttäuscht aber es war wohl besser, wenn Hotaru mit ihrer Freundin spielte, als hier mit ihr rumzusitzen. Die Kleine schien völlig hin und her gerissen zu sein. Einerseits wollte sie ja auch spielen und auch ihr Versprechen nicht brechen, aber andererseits, wusste sie ja nicht, wann sie mal wieder so eine Gelegenheit bekam Haruka die ganze Pause für sich zu haben.

„Aber ...“ setzte sie an, wurde aber unterbrochen.

„Kein aber. Was du versprichst, musst du auch halten. Ich komm morgen ja auch wieder zum Essen.“ sagte sie bestimmend und fing auch gleich an sich an dem köstlichen Mal zu bedienen.

Enttäuscht ließ sich Hotaru ins Gras fallen und tat es ihr gleich. Einige Zeit später stand die Schwarzhaarige wieder auf.

„Und ich soll wirklich gehen?“

„Ja, sollst du. Und jetzt guck nicht so traurig. Du willst doch schließlich Spaß mit deiner Freundin haben.“

„Und was machst du jetzt?“

„Ich werd noch zu Ende essen und dann schon mal wieder rübergehen. Ich krieg die Zeit schon irgendwie rum.“

„Na gut.“

Hotaru umarmte die Große noch mal um den Hals, gab ihr sogar einen Kuss auf die Wange und ging dann Richtung ihres Schulhofes. Haruka sah ihr etwas verwundert hinterher und aß dann das restliche Essen auf. Keine Ahnung was sie jetzt tun sollte, schlenderte sie über den Hof zurück. Sie musste aufpassen, dass sie nicht wieder irgendwelchen Mädchen in die Arme lief und auf dumme Gedanken kam oder im schlimmsten Fall, diese nervigen Fragen über sich ergehen lassen musste. Sie sah sich ein wenig um und entdeckte Takuya mit einem Buch in der Hand unter einem Baum. Er war mit Sicherheit nicht so nervig wie diese gackernden Hühner von heute Morgen und auf dumme Gedanken konnte sie dort auch nicht kommen, also entschied sie sich, zu ihm zu gehen. Ohne etwas zu sagen pflanzte sie sich einfach an den Baum ihm gegenüber und warf den Kopf zurück. Der Junge sah von seinem Buch auf, hob eine Augenbraue an und traute seinen Augen nicht.

„Was machst du denn hier?“

„Was, darf ich hier etwa nicht sitzen?“

„Äh, doch. Klar darfst du. Ich dachte nur, du wärst bei deiner Nachhilfestunde.“

„Die fällt heute aus.“

„Ach, das wollte sie also heute Morgen von dir.“

„Richtig.“

„Und jetzt bist du natürlich furchtbar deprimiert und krank vor Liebeskummer.“ schwafelte er grinsend vor sich hin.

„Ach halt die Klappe, du Schwachkopf.“

Haruka war schon dabei wieder aufzustehen.

„Hey, war doch nur ‘n Scherz. Bleib sitzen.“

Zu ihrer eigenen Verwunderung blieb sie wirklich sitzen, verschränkte aber die Arme vor der Brust und sah ihn mahnend an.

„Na gut, aber hör mit diesen Bemerkungen auf.“

„Ich werd’s versuchen. Warum fällt die Stunde denn nun aus?“

„Sie hat irgend so ‘ne Besprechung mit den anderen Lehrern, wegen der Abschlussreise.“

„Ach richtig, die Reise. Die hab ich völlig vergessen. Fährt sie da etwa mit?“ fragte er neugierig.

„Offenbar ja.“

Takuya grinste schon wieder so dämlich, sagte aber nichts.

„Wie läuft eigentlich sonst die Nachhilfe so? Ich mein, ist sie nicht der Grund, warum du überhaupt erst so schlecht geworden bist? Kannst du dich überhaupt auf irgendetwas konzentrieren, wenn sie in der Nähe ist?“

„Es ist wirklich nicht ganz einfach. Ich geb mir echt Mühen sie nicht ständig anzustarren und ihr zuzuhören aber immer gelingt mir das nicht. Es is aber schon besser geworden. Jetzt ist sie ja auch wenigstens nett zu mir. ... Obwohl, manchmal auch ‘n bisschen komisch.“

„Komisch? Wie ist das denn gemeint?“

„Keine Ahnung. Manchmal gibt sie so eigenartige zweideutige Bemerkungen von sich, mit denen ich überhaupt nichts anfangen kann. Und mal redet sie vollkommen normal mit mir und dann sieht sie mich wieder so komisch an. Ich weiß echt nicht, was in dieser Frau vor sich geht.“

„Vielleicht steht sie ja auf dich.“ grinste Takuya.

„Ach, red kein Müll! Die würde sich doch niemals auf einen Schüler einlassen. Und selbst wenn, sie hält mich immer noch für einen Kerl und das bin ich ja nun mal nicht.“

„Glaubst du wirklich, sie weiß immer noch nicht, dass du ein Mädchen bist? Inzwischen müsste sie das doch rausgefunden haben.“

„Wie denn?“

Takuya überlegte kurz.

„Naja, es braucht doch nur irgendwer dein Pronomen benutzen und schon ist es raus.“

Das stimmte allerdings. Haruka dachte darüber nach, sagte aber nichts.

„Und wenn nicht, könntest du es ihr doch einfach sagen. Vielleicht stört es sie ja gar nicht so sehr. Die anderen Mädchen haben doch auch kein Problem damit.“

„Die sind aber auch was ganz anderes. Außerdem sind die doch nur scharf auf mich, weil ich berühmt bin. … Und unglaublich toll aussehe, natürlich.“

„Und aus welchem Grund willst du nun, dass Kaioh-sensei nicht aus denselben Gründen auf dich abfährt?“ fragte er herausfordernd, nach dem er kurz die Augen verdreht hatte.

„Das hab ich doch gar nicht gesagt.“

„Doch, hast du.“

„Warum bist du eigentlich plötzlich dafür, dass ich was mit ‘ner Lehrerin anfange? Du warst es doch, der mir gesagt hat, dass ich das lassen soll.“

„Ja, schon. Wenn du auch nur mit ihr schlafen willst, so wie mit allen anderen, bin auch immer noch dagegen, aber ich glaube - und ja ich weiß du tust es nicht - aber ich glaube nun mal, dass du viel mehr von ihr willst.“

Die Sportlerin schnaubte und schüttelte mit dem Kopf.

„… Okay, mal angenommen es stimmt, was du sagst. ... Nur angenommen! Warum wärst du dann dafür? Ein Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern ist immer noch verboten und volljährig bin auch noch nicht.“

„Naja, solange dauert es ja gar nicht mehr, bis du achtzehn wirst und der Abschluss ist dann ja auch nicht mehr weit entfernt. Und so groß kann der Altersunterschied ja wohl auch nicht sein, als dass es irgendwie verwerflich wäre. Also, wenn du wirklich mehr für sie empfindest und sie das gleiche will, sollten diese Vorschriften euch nicht daran hindern zusammen zu sein. Versteh mich nicht falsch, ich finde es richtig, dass es diese Vorschriften gibt und bei jedem anderen, würde ich auch sagen, er solle es lassen aber ...“

„Aber?“

„Aber du, du solltest wirklich deine Chance nutzen, wenn du eine hast.“

„Wieso? Was ist denn anders an mir“

„Haruka .... oh sorry, darf ich dich so nennen?“ fragte er zögerlich, denn das war ihm einfach so rausgerutscht.

„Von mir aus.“ winkte sie nur ab.

„Gut. ... Haruka, wann ist es das letzte Mal vorgekommen, dass du so verrückt nach einer Frau gewesen bist und du das Gefühl hattest, ständig in ihrer Nähe sein zu müssen? Oder besser, gab es schon mal irgendeinen anderen Menschen in deinem Leben, den du auch nur in Erwägung gezogen hast, ihn in dein Leben zu lassen?“

„Äh..., noch nie und nein.“

„Siehst du? Du bist wirklich kein Mensch, der sich oft verliebt oder andere an sich heran lässt. Wenn du diese Frau liebst und wirklich bereit bist, ihr alles über dich zu erzählen und alles für sie zu tun, damit sie glücklich ist, solltest du es versuchen und wenn es klappt, sie nie wieder gehen lassen. Wer weiß, wann und ob du in deinem Leben so jemandem noch einmal begegnen würdest.“

Das klang gar nicht so blöd und ließ die Sportlerin einige Minuten vor sich hin grübeln.

„.... Und wie finde ich nun raus, ob ich sie ... liebe?“

Alleine das Wort kam ihr schon fremd vor.

„Ich weiß doch gar nichts über sie, nicht mal wie alt sie ist oder ob sie nicht schon einen Freund hat. Sie könnte auch schon verheiratet sein.“

„Tja, also das musst du nun wirklich alleine rausfinden. Auch, was sie für dich empfindet. Ach, und verheiratet ist sie ganz sicher nicht. Jedenfalls hab ich keinen Ring an ihrem Finger gesehen.“

„Und warum genau achtest du auf so etwas?“ fragte sie anklagend.

„Na, weil du es nicht tust. Mir war klar, dass du solche Details einfach übersiehst und ich wollte sicher gehen, dass du dich nicht auch noch an eine verheiratete Frau ran machst. Ist ja schließlich schon schlimm genug, dass sie unsere Lehrerin ist.“

„Das kapier ich jetzt aber nicht. Warum solltest du für mich auf so etwas achten?“

Das klang wirklich komplett hirnrissig für sie.

„Ich wollte nur nicht, dass du noch mehr Schwierigkeiten bekommst.“

„Aha. ... Kapier ich immer noch nicht.“

„Ist es wirklich so schwer Vorstellbar für dich, dass jemand etwas für dich tut, ohne eine Gegenleistung dafür zu verlangen? Ich hab mir einfach Sorgen gemacht.“

„Schon wieder? Das hast du heute Morgen schon gesagt. Ich versteh nicht, warum du dir Sorgen machst. Was kümmert es dich, ob ich bei dem Unfall draufgehe und sonst was für Schwierigkeiten bekomme?“

„Also zunächst einmal, dass jemand stirbt, würde ich niemals wollen. Und ich mag dich eben.“ zuckte er mit den Schultern.

„.... Du .... magst ... mich?“ betonte sie jedes einzelne Wort voller Unglauben.

„Ja.“

„Wieso? Und wie genau ist das gemeint?“

Takuya musste kurz lachen über den Gesichtsausdruck der Sportlerin.

„Jetzt guck nicht so behämmert. So ganz genau warum ich das tue, weiß ich auch nicht. Aber unter deiner harten Schale, bist du schwer in Ordnung. Und bevor du noch irgendetwas Falsches denkst, ich meine als Freund, Kumpel eben. Denn mein Typ bist du nun wirklich nicht und ich vermute, ich deiner auch nicht, also keine Panik. Außerdem habe ich schon eine Freundin.“

„Ach ja? Du hast eine Freundin? Kenne ich sie?“ fragte Haruka neugierig und ignorierte alles andere was Takuya noch gesagt hatte erst einmal.

„Also ich hoffe doch wohl nicht. Alle Mädchen die du kennst, hattest du doch schon im Bett.“

„Stimmt gar nicht. ... Nur fast alle. Aber ich hab dich bis jetzt noch nie mit einem Mädchen gesehen.“

„Sie geht auch nicht auf unsere Schule.“

„Ach so. ........... Wie ist das denn so? ... Eine Freundin zu haben, meine ich?“ fragte sie nach einiger Zeit zögerlich.

„Ähm, ... also ich find‘s toll.“

„Und was daran genau?“

„Naja, einfach mit ihr zusammen zu sein. Jemanden zu haben, mit dem ich über alles reden kann und dem ich vollkommen vertraue. Es ist einfach wundervoll sie um mich zu haben und ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, ohne sie zu leben.“

„Hhmm........“

„Wünscht du dir denn nie so jemanden zu haben? Du wohnst doch ganz alleine, oder? Ich stell mir das ziemlich einsam vor. Deswegen versteh ich auch nicht, warum du dich so gegen deine Gefühle wehrst. Es kann doch nur gut für dich sein.“

Haruka sagte gar nichts dazu, sondern sah einfach nur den Grashalm an, mit dem sie rumspielte. Sehr viel hätte sie sowieso nicht dazu sagen können, denn es klingelte auf einmal. Sie hatte völlig vergessen, dass sie sich noch in der Schule befand und zuckte unmerklich zusammen bei dem Geräusch.

„Na dann, wollen wir mal die letzten zwei Stunden hinter uns bringen.“

Takuya stand auf und streckte sich vergnügt.

„Ich hab jetzt übrigens Kunst, bei deiner geliebten Lehrerin.“

Haruka sprang auf und eilte ihm hinterher, denn er war bereits am Gehen.

„Du hast bei ihr Kunst? Wieso weiß ich nichts davon?“

„Du hast nie gefragt. Du wusstest doch noch nicht einmal, dass ich Kunst habe, oder?“

Das hatte sie tatsächlich nicht. Eigentlich wusste sie gar nichts über seine Wahlkurse, noch sonst irgendetwas über ihn. Auf einmal bekam sie ein ganz schlechtes Gewissen deswegen. Warum genau mochte er sie noch mal?

„Hast du schon mal eines ihrer Bilder gesehen?“ riss er sie aus ihren Gedanken.

„Ähm, nein.“

„Solltest du mal. Die sind einfach umwerfend. Ich versteh gar nicht, warum sie Kunst unterrichtet, sie könnte damit glatt ihr Geld verdienen.“

„Ach ja?“

„Mhm. Und ich hab zwar kein Musik bei ihr aber ich hab von anderen gehört, dass sie auch da der absolute Wahnsinn ist. Besonders auf ihrer Geige.“

„Mist! Warum hab ich Idiot damals kein Musik gewählt?“

„Kannst du denn ein Instrument spielen?“ fragte er ungläubig.

„Ja, Klavier.“

„Echt? Das hätte ich wirklich nicht erwartet. Bist du gut?“

„Keine Ahnung. Ich hab‘s als Kind gelernt aber mit Noten kann ich nicht so viel anfangen. Ich spiel eigentlich immer nur nach Gefühl.“

„Na, vielleicht solltest das ihr mal erzählen. Wenn sie Musik mag, gefällt es ihr bestimmt, wenn du Klavier spielst.“

„Lieber nicht. Nachher will sie mich noch spielen hören.“

„Was wäre so schlimm daran?“

„Ist dir nicht aufgefallen wie nervös ich in ihrer Gegenwart bin? Das wird ‘ne absolute Katastrophe. Sie hält mich sowieso schon für komplett bescheuert, weil ich ihr nie zuhöre und nur anstarre, da muss ich mir das nicht auch noch geben.“

Der Schwarzhaarige fing wieder an zu lachen und hörte auch nicht auf bis sich ihre Wege trennten.

„Also dann, wir sehen uns morgen.“ winkte er ihr zu und grinste immer noch vor sich hin.

Haruka sah ihm noch kurz nach, ehe sie dann den Weg zu ihrem Physikraum einschlug. Sie hatte wirklich noch nie so offen und ehrlich mit jemandem geredet. Und warum sie das getan hatte, wusste sie auch nicht. Das Gespräch ging ihr für den Rest des Tages auch nicht mehr aus dem Kopf. Konnte es sein, dass sie wirklich so viel für diese Frau empfand? Wollte sie mit ihr zusammen sein? Eine richtige Beziehung führen? Sie hatte nicht mal eine Ahnung was genau dazu gehörte. Das alles war komplett neu für sie. Aber es hatte wohl keinen Sinn jetzt schon darüber nachzudenken, schließlich wusste sie ja gar nicht, ob die Türkishaarige überhaupt etwas von ihr wollte. Und was genau für ein Mensch sie war, wusste sie auch nicht oder ob sie ihr vertrauen konnte. Das musste sie wohl erst mal herausfinden. ... Aber wie?
 

Michiru hatte es erfolgreich geschafft ihrem nervigen Verehrer für den Rest des Tages aus dem Weg zu gehen. Auch nach der Schule hatte er ihr zum Glück nicht wieder aufgelauert. Sie holte ihre Tochter von der Schule ab und machte sich mit ihr nicht sofort auf den Weg nach Hause, sondern erst mal wo anders hin. Es gab da schließlich noch eine wichtige Sache, die sie Regeln musste. Hotaru konnte ja schließlich nicht fünf ganze Tage alleine bleiben. Und sie wollte sich lieber gleich darum kümmern und nicht erst in letzter Minute. Es gab nur einen Menschen, dem sie ihre Tochter anvertrauen konnte und würde. Hoffentlich klappte es, denn inzwischen freute sie sich richtig auf die Reise.

„Mama, wo gehen wir hin? Das ist doch gar nicht der Weg nach Hause?“ fragte Hotaru sie verwundert.

„Das ist richtig, Hotaru-chan. Ich dachte mir, wir sehen mal wieder bei Oma vorbei.“

„Wir besuchen Oma-Reika? Toll!“

Die Kleine strahlte jetzt richtig und zog ihre Mutter schneller hinter sich her. Zum Glück war es nur ein Fußmarsch von der Schule bis zu der Wohnung von Michirus Großmutter und so brauchten sie auch nicht lange dort hin. Die Wohnung lag in einem der vielen Hochhäuser Tokios, sehr weit nach oben mussten sie aber nicht, da sie gleich im Erdgeschoss lag. Die kleine Hotaru war schon vor gelaufen und klingelte bereits, jeden Falls versuchte sie es, denn sie kam nicht wirklich bei der Klingel an.

„Mama! Beeil dich!“ rief sie ungeduldig.

Die Türkishaarige ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und ging gemütlich weiter. Als sie endlich bei ihrer Tochter ankam, hob sie sie ein Stück an, damit sie endlich klingeln konnte. Die Tür öffnete sich nach kurzer Zeit und eine ältere Frau mit halblangen grauen Haaren kam zum Vorschein.“

„Oma!“ kreischte Hotaru und hüpfte aufgeregt auf und ab.

„Hotaru-chan, Michiru-chan, was für eine schöne Überraschung. Was macht ihr denn hier?“

„Wir wollen dich besuchen!“ antwortete das kleine schwarzhaarige Mädchen, noch bevor Michiru etwas sagen konnte.

„Das freut mich aber. Na dann kommt mal rein.“

„Stören wir dich auch nicht?“ fragte Michiru sie.

„Aber nein, mein Kind. Ihr stört mich nie.“

Reika trat etwas von der Tür zurück und ließ die beiden rein. Hotaru lief an ihr vorbei, direkt ins Wohnzimmer. Michiru umarmte ihre Großmutter noch und wurde dann von ihr ins Wohnzimmer begleitet.

„Ihr kommt auch genau richtig. Ich habe gerade neuen Tee gekocht. Du möchtest doch sicher auch einen, oder?“

„Ja, danke. Ich nehme gern einen.“

Die Türkishaarige setzte sich schon mal auf die Couch, während Reika noch kurz in der Küche verschwand. Hotaru lief immer noch aufgeregt durch die Gegend und sah sich genauer um. Ein paar Minuten später kam die ältere Frau auch schon mit einem Tablett zurück und schenkte ihnen Tee ein.

„Hotaru-chan, möchtest du auch einen Tee?“

„Nein, danke.“

Die Kleine fand es interessanter sich mit der Katze zu beschäftigen, die Reika besaß und eben an getrottet kam.

„Und wie geht es euch Zweien? Hast du inzwischen eine neue Wohnung gefunden?“

„Nein, bis jetzt leider noch nicht. Aber sonst geht es uns ganz gut. Hotaru scheint in der neuen Schule ziemlich glücklich zu sein.“

„Das freut mich. Sie sieht auch wirklich fröhlich aus. Ich kann mich nicht erinnern, sie jemals so strahlen gesehen zu haben. Und was ist mit dir? Bist du denn auch glücklich dort?“

„Der Job ist schon ganz okay. Ein bisschen stressig, wegen der weiten Entfernung aber es geht schon.“ winkte Michiru ab.

„Das hört sich für mich aber nicht sehr glücklich an.“

„Ach, es ist nur ein bisschen viel im Moment. Ich muss auch noch die Vertretung von einem anderen Lehrer übernehmen, der krank geworden ist.“

„Oh, aber der kommt doch sicherlich irgendwann wieder, oder?“

„Das hoffe ich. Oder zumindest, dass der Direktor mal auf die Idee kommt, einen richtigen Ersatz für ihn zu finden.“

„Wenn ich dir irgendwie helfen kann, dann sag es. Ich würde dir gern etwas abnehmen.“

„Also um ehrlich zu sein, bin ich genau deswegen hier. Ich würde dich gern um etwas bitten.“ kam es zögerlich aus der Türkishaarigen heraus.

„Aber natürlich, mein Kind. Worum geht es denn?“

„Die Schule veranstaltet jedes Jahr eine Reise mit dem Abschlussjahrgang und der Direktor hat mich dort eingeteilt. Ich werde also für ein paar Tage nicht hier sein. Könntest du in der Zeit auf Hotaru aufpassen?“

„Aber das ist doch selbstverständlich. Das mache ich gern.“

„Wirklich? Du würdest mir damit sehr helfen.“

„Natürlich. Wann soll denn diese Reise stattfinden?“

„In der übernächsten Woche. Es geht am Montagmorgen los und am Freitag würden wir dann zurückkommen.“

„Das krieg ich schon hin. Und ich freue mich über ein wenig Gesellschaft. Ihr zwei seid schließlich das Einzige, was mir noch geblieben ist. Und ich hoffe, du findest auch bald eine Wohnung hier in der Nähe. Ich würde mich wirklich freuen auch dich wieder ein bisschen öfter zu sehen.“

„Ja, das würde ich auch gerne. Und vielen Dank, dass du auf Hotaru aufpasst.“

„Keine Ursache. Dann erzähl mir doch mal, was es sonst noch so neues bei dir gibt.“ fragte Reika neugierig und nahm einen Schluck von ihrem Tee.

„Eigentlich gibt es da nichts zu erzählen. Es gibt immer noch nur Hotaru und mich.“

„Das finde ich aber schade. Du solltest die Kleine öfter zu mir bringen und auch mal ausgehen.“

„Oma!“

„Was denn? Du bist so ein hübsches Kind. Du solltest nicht alleine sein müssen.“

„Das will ich ja auch gar nicht. Es ist nur nicht so einfach jemanden zu finden, der auch Hotaru akzeptiert.“

„So ein Unsinn. Wenn dich dieser jemand liebt, sollte das kein Problem sein. ... Was ist denn eigentlich aus dieser Rothaarigen geworden? Wie hieß die noch gleich?“

„Was? Du meinst Maya? Das ist doch schon seit drei Jahren vorbei. Und sie hat mich wegen Hotaru sitzen lassen.“

„Oh, okay. Die also nicht. Und das ist schon so lange her?“

„Ja, ist es.“ seufzte Michiru.

„Dann musst du wirklich mal wieder ausgehen. Am besten ich behalte Hotaru auch noch die restlichen zwei Tage bei mir, damit du das tun kannst.“

„Das ist wirklich lieb von dir, Oma. Aber es fällt mir schon schwer, sie für ganze fünf Tage weggeben zu müssen, wenn ich wieder komme, muss ich sie sofort sehen.“

„Okay, das verstehe ich. Dann eben ein anderes Mal.“

„Ja, vielleicht.“

Aber eigentlich meinte sie nein. Sie hatte nun wirklich keine Lust auszugehen und eigentlich gab es da ja auch schon jemanden, den sie toll fand. Nur leider war dieser jemand ja ihre Schülerin und das wollte sie ihrer Großmutter nun nicht unbedingt erzählen. Zumal sie sich auch nicht vorstellen konnte, dass daraus jemals etwas werden könnte. Sie blieb noch eine kleine Weile dort und unterhielt sich weiter mit ihr, während Hotaru mit der Katze spielte und sich auch noch zu den Zweien gesellte. Aber Leider musste Michiru heute noch ein bisschen Arbeiten und ihre Tochter hatte ja auch noch Hausaufgaben zu machen, also verabschiedete sie sich irgendwann von Reika und machte sich mit der Kleinen auf den Weg zum Bus, der sie in einer endlos langen Fahrt nach Hause brachte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Tora-Bushi
2012-06-06T21:15:12+00:00 06.06.2012 23:15
Oh man, nun hätte ich doch beinahe nicht mehr daran gedacht, das ich zu diesem neuen Kapi ja noch gar kein Kommentar abgegeben hab. >.<

Wau, das ist ja echt ein sehr interessantes Reiseziel, was da nun angestrebt wird. Na wenigstens hat Michiru in dem älteren Japanisch Lehrer ja eine gute Unterstützung gefunden, auch wenn es Kohara ganz und gar nicht gefällt, das der Mann die Leitung übernommen hat. ^^

Es ist schön, das Hotaru nun auch noch eine Freundin in ihren Alter gefunden hat. Dann zu lesen, das sie auf einmal bedrückt wurde, das Haruka nun doch die ganze Pause über Zeit für sie hätte, und sie nun nicht wusste, was sie jetzt machen sollt, war schon irgendwie süß.

Und dann war da ja auch noch das Gespräch mit Takuya, wo sich Haruka nun etwas genauer mit ihren Gefühlen, und Empfindungen in Bezug auf ihrer Lehrerin Michiru auseinander setzte. Das sich Takuya dabei für sie wie ein guter Kumpel entpuppt, hat mich schon gefreut.

Tja, und zu guter letzt, hat man ja auch noch erfahren, das Michiru ja eine gescheiterte Beziehung hinter sich hatte. Was mir dabei aber gefallen hat ist, das ihre Oma in den Bezug zu Michirus sexueller Neigung mit ihr darüber ganz ohne irgendwelche Vorurteile, oder sonstiges redet, so als wäre es das normalste auf der Welt, das ihre Enkelin lesbisch ist. Finde ich echt gut. ^^
Von:  dragon493
2012-05-29T19:52:32+00:00 29.05.2012 21:52
Super Kapitel
das haruka sich endlich mal Gedanken über andere macht gefällt mir gut
bin sehr gespannt wie es mit den beiden weiter geht
freu mich aufs nächste Kapitel
Lg dragon493
Von:  dreamfighter
2012-05-28T19:20:37+00:00 28.05.2012 21:20
Tja, was soll ich nur sagen...
Es war schön zu lesen, wie Hotaru mit sich selbst gekämpft hat, da sie unbedingt Zeit mit Haruka verbringen wollte. Und wie Haruka ihr dann im Gegenzug erklärt hatte, dass Hotaru ihr Versprechen nicht brechen darf...
Und dann das Pausengespräch zwischen Haruka und ihrem Freund... Tja, so langsam scheint sie echt ins Grübeln zu kommen was ihre Gefühle für Michiru angeht.
Ich bin schon gespannt darauf, was nun noch so alles folgen wird und wie dann die Klassenfahrt abläuft...


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