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Lehrer - Schüler - Verhältnis

H&M
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Sooo, es geht weiter! Tut mir wirklich leid, dass es so lange gedauert hat... Aber besser spät als nie^^' Ich hab nun auch schon einige Kapitel geschrieben, muss sie aber noch mal beta lesen. Sie kommen also nach und nach. Ich hoffe, es liest überhaupt noch jemand die Story und hat seine/ihre Freude daran^^

PS: Ich habe ALLE Kapitel noch mal neu hochgeladen, weil ich nun doch ein paar Dinge anpassen musste, damit es zusammenpasst (aber wirklich nur Kleinigkeiten). Außerdem habe ich versucht noch ein paar Rechtschreibfehler zu korrigieren. Komplett anzeigen

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Trautes Heim, Glück allein

„So, du sagst wo‘s langgeht.“ grinste Haruka Michiru an und lies den Motor aufheulen.

„Fahr erst mal geradeaus und dann bei der nächsten Kreuzung rechts auf die Hauptstraße, der Straße folgst du dann einfach, bis ich dir etwas anderes sage.“

„Geht klar.“

Und schon fuhr die Rennfahrerin, in einem affenzahn, davon.

Es verging eine Zeit, in der sie schweigend zusammen im Auto saßen. Ab und zu war Hotarus kichern zuhören, die es offenbar wahnsinnig toll fand, dass Haruka so schnell fuhr und dieser Wagen kein Dach hatte, wodurch sie alles sehen konnte und den Wind um die Ohren geweht bekam. Zum Glück war es auch immer noch ziemlich warm, selbst um diese Uhrzeit, so dass ihr nicht kalt wurde, oder Michiru sich sorgen darüber machen musste, ob sie krank werden könnte. Während sie unterwegs waren, dachte die Lehrerin plötzlich daran, was Haruka wohl von ihrer Wohnung halten könnte. Anders als sie, war sie ja ganz und gar nicht wohlhabend. Sie besaß gerade mal das Nötigste, und die Wohngegend in der sie lebte, war auch nicht gerade die schönste. Irgendwie wollte sie gerade nicht, dass Haruka das sah, oder wusste. Was wenn ihr das gar nicht gefiel?

„Sag mal, ist es noch weit? Wir sind ja schon fast aus der Stadt.“ unterbrach Haruka ihren Gedankengang und ließ sie etwas zusammenfahren.

„Ähm, ein bisschen noch. Da an der nächsten Kreuzung musst du links abbiegen und dann die nächste rechts. Von dort aus sind es noch ungefähr fünf Kilometer geradeaus.“

„Das is ja ‘ne Ewigkeit von der Schule entfernt. Wie kommst du da eigentlich jeden Morgen hin, ohne Auto?“

„Na, wie wohl? Mit dem Bus.“

„Du fährst die ganze Strecke mit dem Bus?! Wann stehst du denn da auf? Mitten in der Nacht?“

„Nein, aber schon ziemlich früh.“ seufzte Michiru etwas.

„Gar nicht, es ist wirklich mitten in der Nacht!“ protestierte Hotaru von hinten.

„Und nach Hause brauchen wir auch immer solange. Das is total doof.“ redete sie weiter.

„Das glaub ich dir. Wieso suchst dir denn nicht ‘ne Wohnung, die nicht so weit weg ist?“ fragte Haruka an Michiru gewandt.

„Das tu ich doch bereits. Aber es ist gar nicht so einfach was Passendes zu finden, besonders weil ich kaum Zeit dafür hab.“
 

„Ach so.“

Haruka richtete ihren Blick wieder auf die Straße und dachte darüber nach. Sie konnte es selbst nicht glauben, aber sie würde ihr gerade ernsthaft anbieten wollen, einfach bei ihr einzuziehen. Noch nie hatte sie auch nur eine ihrer Affären mit in ihre Wohnung genommen, sondern war immer mit zu ihnen, oder auch ganz woanders hingegangen. Es war einfach leichter diese Mädchen wieder loszuwerden, wenn diese nicht wussten wo sie wohnte. Außerdem wäre ihr das dann doch zu persönlich gewesen. Die Wohnung war ihr Rückzugsort, dort konnte sie ganz sie selbst sein und musste sich vor niemandem rechtfertigen. Aber Michiru und natürlich auch Hotaru, würde sie jederzeit hineinbitten, und sogar bitten zu bleiben. Aber dieses Angebot war wohl eindeutig zu früh und auch nicht angebracht, wenn man bedachte, dass sie überhaupt nicht zusammen waren, es sowieso nicht durften und Michiru das Angebot wohl eh ablehnen würde. Diese ganze Situation mit dem Lehrer-Schüler-Verhältnis nervte sie tierisch. Es wäre alles so viel einfacher, wenn ihre Beziehung, die sie versuchte zu erreichen, nicht vom Gesetz her verboten wär. Ihr war es egal, was die Leute über sie dachten, aber unter allen Umständen wollte sie Hotaru, und wenn‘s ging auch Michiru, von der Presse fernhalten. Dass die Türkishaarige für diese Aktion gerichtlich bestraft werden könnte, darüber machte sie sich weniger sorgen. Sie hatte genug Geld und Einfluss, als dass sie das nicht verhindern könnte. Zumal sie ja das "Opfer" in dieser Sache war, und sie würde vor jedem Aussagen, dass sie dieses Verhältnis freiwillig eingegangen war. Bei ihrem Ruf, gab es wohl auch niemanden der daran zweifeln würde.

„Da vorne ist es. Du kannst uns da an der Straße rauslassen.“

Michiru deutete mit dem Finger auf eines der vielen aneinandergereihten kleinen Häuser und der Straße davor. Haruka folgte ihrem Finger und sah das Haus etwas genauer an. Sie fand wirklich, es könnte mal ‘ne Renovierung gebrauchen. »Sieht ja aus, als würde es gleich einstürzen. Eigentlich jedes Haus hier… Warte, hat sie rauslassen gesagt? Ich will sie nicht verlassen. Will sie etwa, dass ich gehe?« Sie wurde unsicher darüber, ob sie ihr jetzt noch anbieten sollte, das Gepäck mit rein zutragen. Es sollte nicht klingen, als wolle sie nur mit rein, um eventuell noch in ihrem Bett zuladen – obwohl sie nichts dagegen gehabt hätte – aber lieber wollte sie ihr einfach nur helfen, und bei ihr bleiben. Einfach nur bei ihr bleiben…

„Mama, Ruka muss aber unbedingt noch mit hochkommen. Ich wollte ihr doch mein Zimmer zeigen.“ flehte Hotaru von hinten.

„Aber Schatz, es ist schon spät und wir haben einen sehr anstrengenden Flug hinter uns, von daher will sie sicher nach Hause. … Oder?“

Michiru sah sie an und Haruka hatte keine Ahnung, ob dieser Blick jetzt bedeuten sollte "Sag ja, ich will nicht, dass du mit rein kommst!" oder "Möchtest du vielleicht doch mitkommen?". Sie entschied sich es einfach zu versuchen. Noch dazu war zehn noch lange keine Uhrzeit für sie. Obwohl der Flug wirklich anstrengend war und sie auch nicht besonders viel Schlaf bekommen hatte, fühlte sie sich hellwach.

„Also, ich muss sowieso noch dein Gepäck reintragen. Und ich hab Taru-chan schon versprochen mir ihr Zimmer anzusehen.“ grinste sie, etwas unsicher.

„Also, schön. Dann komm mit rauf.“

»Na, immerhin lächelt sie. Aber war das jetzt ein erleichtertes oder genervtes Ausatmen?«

Sie fand keine Antwort darauf und parkte stattdessen den Wagen auf einem leeren Parkplatz am Straßenrand. Haruka hatte eigentlich vorgehabt Michiru die Wagentür zu öffnen aber die war ausgestiegen bevor sie die Möglichkeit dazu bekam. Etwas enttäuscht half sie stattdessen der Kleinen aus dem Wagen raus, und hob sie einfach über die Tür und setzte sie dann auf dem Gehweg ab. Hotaru rannte schon mal los, während die Sportlern den Koffer und die Tasche aus dem Kofferraum holte. Michiru wartete auf sie und irgendwie hatte sie den Eindruck, sie wäre etwas nervös. Haruka schloss den Wagen ab und begab sich mit den Sachen zu ihr.

„Ist es wirklich in Ordnung für dich, dass ich mit reinkomme? Ich möchte dir wirklich nur das Gebäck nach oben tragen. Falls du also denkst, dass ich…“

Haruka machte eine vielsagende Andeutung mit ihren Augen, doch bevor sie weitersprechen konnte wurde sie unterbrochen.

„Was? Oh, Nein! Nein, das hab ich gar nicht gedacht. Ich… ich… Ach was, komm einfach. Hotaru wartet schon.“

Damit drehte sie sich um und ging auch zum Haus. Haruka folgte ihr etwas verwirrt. »Wenn sie nicht dachte, ich will sie flachlegen, worüber macht sie sich dann sorgen?« Denn, dass sie sich über etwas Sorgen machte, dessen war sie sich sicher. »Hhmm, vielleicht macht sie sich auch nur sorgen darüber, dass Taru-chan was merken könnte, oder wir gesehen werden.« Das klang ganz einleuchten für sie, also beschloss sie einfach darauf zu achten was sie in Gegenwart von Hotaru sagte oder tat. Ihr wurde jetzt auch klar, dass sie sich die ganze Zeit vor Hotaru geduzt hatten. War das nicht eigentlich schon auffällig genug? Wie sollte sie sie jetzt eigentlich ansprechen? Michiru oder Sensei? Hatte Michiru sie eigentlich schon mit Namen vor der Kleinen angesprochen? Während sie sich den Kopf darüber zerbrach führte die Türkishaarige sie etwas seitlich von dem Haus zu einer schmalen Treppe, die zu einem separaten Eingang in den zweiten Stock führte. Sie schloss die Haustür auf und gab der Sportlerin den Weg frei, wobei Hotaru schon in der Wohnung verschwunden war.

„Na, dann komm mal rein.“ lächelte Michiru etwas verlegen und Haruka folgte der Einladung. Zunächst einmal stand sie in einem kleinen Flur mit Garderobe, Siedebord und Spiegel.

„Du kannst die Sachen einfach hier abstellen.“ deutete Michiru auf das Gepäck und schloss die Tür hinter sich.

„Okay.“

Haruka befreite sich von dem Gepäck und noch bevor sie die Sachen richtig abgestellt hatte, stand Hotaru vor ihr und zerrte an ihrem Arm.

„Komm schon Ruka! Ich zeig dir alles.“

Die große warf einen kurzen Blick zu Michiru, um sich zu vergewissern, dass dies auch wirklich in Ordnung war. Dieses Mal fand sie ein wirklich liebevolles Lächeln in ihrem Gesicht und zuversichtliches Nicken, weshalb sie sich von der Kleinen mitziehen ließ. Sie bekam auch gleich eine richtige Führung durch die Wohnung. Sehr lang dauerte die allerdings nicht, denn so viele Räume gab es nicht. Hotaru zog sie zuerst durch den Flur ins Wohnzimmer. Es war um Längen nicht so groß wie ihrs, aber sie fand es war ganz gemütlich. Alles war ordentlich und hübsch eingerichtet. Vor der Wand, an der ein kleiner Fernseher in einer Regalwand war, standen eine mittelgroße Couch, ein kleiner Tische und ein gemütlicher Sessel. Ebenfalls im Raum, in einer Ecke neben dem Fenster, war ein Schreibtisch, an dem die Lehrerin zu arbeiten schien. Er war ebenfalls aufgeräumt, obwohl einige Stapel Papier sich darauf türmten. Wirklich beeindruckend fand die Sportlerin aber die Bilder, die an den Wänden hingen. »Ob Michiru die vielleicht selber gemalt hat?« Wenn ja, war sie echt sprachlos. Sie entdeckte auch noch eine wirklich schöne und edel verarbeitete Geige hinter einer Glasscheibe in dem Regal, bevor sie von Hotaru zum nächsten Raum gezogen wurde. Die kleine Küche schloss direkt am Wohnzimmer an und gab gerade mal genug Platz für das nötigste. Wenn sie hier zu dritt drin stehen würden, wäre das schon ziemlich eng. An dem Esstisch, der an der Wand stand, gab es auch nur zwei Stühle, also kein Platz für sie. Das Badezimmer war auch ziemlich winzig und hatte zu ihrer Verwunderung nicht mal eine Badewanne, sondern nur Dusche. Sie hätte nicht erwartet, dass Michiru in einer Wohnung ohne so was Leben könnte, wo sie doch das Wasser so sehr liebte. Als nächstes zerrte Hotaru sie in ihr Zimmer. Indem hielten sie sich sehr viel länger auf, denn die Kleine zeigte ihr alles bis ins kleinste Detail. Es war ein ebenfalls kleines Zimmer, mit einem Bett, Schrank, kleinen Tisch, der als Schreibtisch diente und ganz vielen Spielsachen. Michiru schien nicht sehr viel zu besitzen, doch Hotaru mangelte es offenbar an nichts. Haruka konnte sich denken, dass die Türkishaarige eher der Kleinen etwas Gutes tat, als sich selbst etwas zu leisten. Schon wieder hätte sie am liebsten ein Bündel Geldscheine in ihre Hand gedrückt. Es war doch unfair, dass sie so viel besaß und Michiru nicht. In ihren Augen war Michiru der weitaus bessere Mensch von ihnen und hätte es viel mehr verdient. Sie war aufopferungsvoll, liebevoll, kümmerte sich immer um Andere und würde wohl nie zulassen, dass jemand leidet. Ihr hingegen waren Andere egal. Immer nutze sie deren Gefühle aus und kümmerte sich einen Dreck darum, was aus ihnen wird. Das Einzige wofür sie sich interessierte war ihr eigenes Leben. … Das heißt, so war es. Nun gab es da plötzlich Menschen, die ihr wichtig waren. Wichtiger als alles andere auf der Welt. Wichtiger als ihr eigenes Leben. Innerlich seufzte sie darüber. Nie hatte sie es soweit kommen lassen wollen. Es gab schließlich einen Grund, warum sie so gefühlskalt geworden war. Doch nun konnte sie es nicht mehr rückgängig machen. Sie hatte sich in Michiru verliebt, und der Wunsch mit ihr zusammen zu sein war größer als die Angst, sie wieder zu verlieren. Obwohl diese Angst sie übermannte. Der Verlust ihrer Eltern hatte sie damals völlig aus der Bahn geworfen und steckte ihr auch heute noch in den Knochen. Was sie anstellen würde, wenn sie Michiru verlieren würde… wusste sie nicht. Sie wollte es auch gar nicht wissen. Sie wollte sich nicht mal vorstellen ihr könnte etwas zustoßen. So etwas durfte nicht passieren, und wenn sie konnte, würde sie es mit allen Mitteln verhindern, egal um welchen Preis. Haruka war so in ihren Gedanken vertieft, dass sie die Namen der ganzen Puppen und Kuscheltiere kaum mitbekam, die Hotaru ihr vorstellte. Sie merkte auch nicht, wie Michiru zu ihnen stieß und sich das Schauspiel ansah.

„Hotaru-chan, findest du nicht, du hast Haruka jetzt genug von deinen Freunden vorgestellt? Ich glaube auch nicht, dass sie sich die Namen alle merken kann. Außerdem ist es schon spät. Du müsstest schon längst im Bett liegen.“

Erst jetzt bemerkte Haruka die Türkishaarige und drehte sich zu ihr um, genau wie Hotaru.

„Aber Mama, ich bin noch gar nicht müde. Und Ruka ist doch gerade erst gekommen. Bitte, ich will noch nicht ins Bett!“

„Keine Widerrede. Du siehst sie ja schon übermorgen bei diesem Rennen wieder, und dann Montag in der Schule. Also los.“

Hotaru zog einen Schmollmund und war wohl unschlüssig darüber, ob sie noch protestieren sollte oder nicht. Hilfesuchend sah sie ihre große Freundin an, die immer noch neben ihr auf dem Boden Kniete.

„Du hast sie gehört. Ich würde tun was sie sagt, sie kann verdammt böse werden.“ gab sie der Kleinen entschuldigend zurück.

Jetzt war die Schwarzhaarige richtig beleidigt und auch etwas traurig.

„Aber dann will ich, dass Ruka mich ins Bett bringt. Bitte Mama, geht das? Oh, und noch was vorlesen! Bitte Ruka, liest du mir noch was vor?“

„Äh, ich soll was?“

Haruka blinzelte sie völlig perplex an. Mit so was hatte jetzt gar nicht gerechnet. Mit vorlesen konnte sie ja noch etwas anfangen, aber was hieß es denn sie ins Bett zubringen? Musste sie da irgendetwas Besonderes tun? Irgendwie fühlte sie sich grad ein wenig überfordert.

„Hotaru, um so etwas kannst du doch nicht einfach bitten! Jetzt geh erst mal ins Bad und putzt dir die Zähne. Sie wird sich schon noch von dir verabschieden, bevor sie geht.“ befahl Michiru ihr.

„Na gut.“ brummte die Kleine enttäuscht und schlenderte aus dem Zimmer.

„Tut mir Leid. Du musst das natürlich nicht tun.“ entschuldigte sich die Türkishaarige bei ihr, als die Kleine weg war und wirkte ziemlich verlegen dabei.

Haruka erhob sich erst mal aus ihrer gehockten Position.

„Ach was, ist schon in Ordnung. Also ich kann ihr gerne etwas vorlesen, das macht mir nichts aus.“

„Wirklich?“

Das klang sehr überrascht und ungläubig.

„Klar. Also lesen kann ich.“ grinste Haruka breit.

Michiru lächelte sie geheimnisvoll an und ging noch ein bisschen näher an sie ran.

„Ja, das kannst du…“

Gerade als Michiru eine Hand nach ihr auszustrecken begann, und Haruka sich schon auf etwas freute, kam ein lautes, Situation zerschmetterndes Rufen vom Flur aus.

„Mama! Meine Sachen sind doch noch in meiner Tasche. Ich hab gar keine Zahnbürste.“

Beide zuckten sie zusammen und Michiru ging sogar einen Schritt rückwärts. Hotaru stand auch schon in der Tür, als sie dort hinsahen.

„Oh, ja richtig.“ kam es noch etwas abwesend von der Türkishaarigen, bevor sie das Zimmer mit der Kleinen verließ.

Haruka seufzte einmal und folgte ihnen dann. Sie war sich sicher, dass das niemals gut gehen konnte, Hotaru nichts davon zusagen. Die Kleine bekam es ja doch raus. Sie hatte auch nichts dagegen. Im Gegenteil, das würde einiges einfacher machen. Sie beobachtete wie Michiru aus der Tasche im Flur Hotarus Zahnbürste und Zahnpasta rauskramte, und die Kleine dann damit im Badezimmer verschwand. Danach hob Michiru die Tasche an und trug sie in Harukas Richtung.

„Warte, das kann ich doch machen!“

„Haruka, so schwer ist die Tasche nun wirklich nicht und ich bin durchaus in der Lage auch noch etwas selbst zu tun.“ wehrte Michiru ab, und schob sich an ihr vorbei in Hotarus Zimmer.

„Okay, wie du willst.“ hob sie beschwichtigend die Hände.

Sie blieb am Türrahmen lehnend stehen und sah zu, wie ihre Lehrerin die Tasche auspackte und den Inhalt in den Schrank und die Schubladen sortierte.

„Michiru, darf ich dich mal was fragen?“ begann sie nach kurzer Zeit zögerlich.

„Natürlich, darfst du.“

„Wie war das für dich, so plötzlich von einem auf den anderen Tag Mutter zu werden? Also ich weiß, dass du wohl unglaublich froh warst, dass Taru-chan überhaupt noch da war, aber…“

„Es war ziemlich beängstigend.“ beantwortete Michiru ihre Frage gleich.

„Ach, ja?“

„Ja. Was dachtest du denn? Ich wollte sie zwar um jeden Preis behalten aber trotzdem hatte ich so meine Zweifel. Ich hatte keine Ahnung, ob ich ihr überhaupt eine gute Mutter sein könnte, ob ich ihr alles bieten könnte, was sie braucht und ob sie mich überhaupt als Mutter akzeptieren würde. … Sie hatte eine Mutter. Eine wunderbare Mutter, und ich wollte sie niemals ersetzen. Ich weiß immer noch nicht, ob es die Richtige Entscheidung war, also für sie. Für mich allerdings… Ich kann mir ein Leben ohne sie gar nicht mehr vorstellen. Ich bin überglücklich, dass sie bei mir ist und ich liebe sie wirklich, als wäre sie mein eigenes Kind.“ lächelte sie etwas verträumt.

„Also, wenn du meine Meinung dazu hören willst, finde ich, du bist das Beste was ihr nach dem Tod ihrer Eltern passieren konnte. Du bist auch eine wundervolle Mutter und ich bin mir sicher Hotaru sieht das genauso. Und dein Bruder und seine Frau sind garantiert mehr als Dankbar, dass du dich um sie kümmerst.“

„Danke, Haruka. Du weißt gar nicht wie viel mir das bedeutet.“

Michiru sah sie ganz verträumt an und Haruka hatte den Eindruck, als würden auch wieder ein paar Tränen in ihren Augen glitzern. Sie kam sich schon ein bisschen unbehaglich dabei vor. Zum Weinen hatte sie sie jetzt eigentlich nicht bringen wollen. In ihr kam das starke Bedürfnis hoch sie zu Umarmen und dem wollte sie auch nachgeben, nur leider kam sie nicht dazu.

„So, ich bin fertig!“ stand Hotaru plötzlich wieder neben ihr in der Tür.

„Gut, dann wollen wir dich mal umziehen. Möchtest du lieber deinen Schlafanzug oder Nachthemd anziehen?“ fragte Michiru und ging schon mal zum Schrank.

„Ähm, Schlafanzug. Aber Mama, ich kann mich schon alleine Umziehen.“

„Oh, Verzeihung.“

Hotaru war neben sie getreten und bekam jetzt von ihrer Mutter die Sachen in die Hand gedrückt.

„Komm, Haruka. Lassen wir sich das große Mädchen alleine umziehen.“ lachte Michiru und kam auf die Große zu.

„Aber Ruka geht doch noch nicht, oder?“ fragte die Kleine traurig.

„Nein, keine Panik. Ich werd dir noch was vorlesen.“ versicherte Haruka ihr.

„Wirklich?“

„Ja. Zieh du dich in Ruhe um, und such schon mal ein Buch aus. Ich komm dann gleich wieder.“

„Okay!“

Die Kleine strahlte und begann schon damit sich umzuziehen. Haruka und Michiru verließen den Raum und standen sich dann im Flur gegenüber.

„Du möchtest das also wirklich tun?“ fragte Michiru skeptisch.

„Ja, will ich. Wenn ich damit die kleine glücklich machen kann.“

„Das tust du.“

„Dann tu ich es gern.“

Sie sahen sich beide in die Augen und Haruka störte dieser Meter Abstand zwischen ihnen gerade gewaltig. Dieses Mal ließ sie sich nicht aufhalten und Umarmte die Kleinere einfach. Michiru war wohl etwas überrascht, erwiderte die Umarmung dann aber.

„Tut mir Leid, wenn ich dich eben traurig gemacht habe.“

„Was?“

Irritiert löste sich die Türkishaarige ein wenig von ihr und sah zu ihr auf.

„Naja, ich hätte dich das wohl doch nicht fragen sollen.“

„Das ist doch Blödsinn. Die Frage war völlig in Ordnung. Und du hast mich auch nicht traurig gemacht. Das was du gesagt hast, hat mich wirklich glücklich gemacht. Ich fang einfach viel zu schnell an zu weinen, tut mir Leid.“

„Das muss es nicht. Auch wenn ich es lieber sehe, wenn du lächelst.“

Dieses Lächeln wurde ihr auch gleich geschenkt. Sie sahen sich wieder eine ganze Weile in die Augen, bis Haruka einfiel, dass sie ja noch eine Verabredung hatte.

„Ähm, ich glaube… ich sollte jetzt lieber wieder zu Taru-chan. Sonst steht sie noch gleich wieder zwischen uns.“

„Ja, du hast Recht. … Oh, warte. Ich möchte dir noch etwas für sie mitgeben.“

Michiru löste sich ganz von ihr und ging den kleinen Flur zu dem Sideboard rüber, auf dem ihre Handtasche stand. Haruka folgte ihr verwirrt.

„Hä?“

„Hier, gib du es ihr.“ sagte Michiru und überreichte ihr eine Tüte.

„Oh, aber das wolltest du ihr doch schenken.“

Sie nahm ihr die Tüte ab, in der sie das Schmuckkästchen wiederfand, welches sie in Rom gekauft hatten.

„Ich bin mir sicher, sie freut sich auch, wenn sie es von dir bekommt.“

„Hhmm, na schön ich geb ’s ihr, aber ich sag ihr, dass es von dir is.“

„Meinetwegen.“

Haruka sah sie noch einmal an und machte sich dann in Hotarus Zimmer. Die Kleine lag schon in ihrem Bett, auf dem Nachtschrank davor, fand sie ein Buch liegen. Sie schloss die Tür hinter sich und ging darauf zu. Irgendwie fand sie es schon merkwürdig, dass das Mädchen gar nicht auf sie reagierte, aber als sie bei ihr ankam wurde ihr auch klar wieso. Sie kniete sich zu ihr herunter und schüttelte nur ungläubig mit dem Kopf.

„Von wegen, nicht müde. … War wohl doch alles etwas zu aufregend für dich, heute Abend.“ flüsterte sie der Kleinen zu, die schon seelenruhig schlief.

Es sah schon verdammt süß aus, wie sie da lag, mit dem Plüschteddy im Arm und der Decke halb um sich geschlungen. Haruka erhob sich wieder und zog die Decke noch etwas mehr über sie, dann sah sie die Tüte in ihrer Hand an.

„So, was mach ich jetzt mit dir?“

Sie sah sich kurz um, und beschloss es ihr einfach auf den Nachtschrank zu stellen, da würde sie es schon finden. Anschließend nahm sie noch einen leeren Zettel vom Schreibtisch, schrieb ein paar Zeilen darauf und legte ihn dazu. Sie traute der Kleinen schon zu lesen zu können, auch wenn sie es wohl gerade erst lernte. Aber selbst wenn nicht, würde ihre Mutter es ihr schon vorlesen. Sie schaltete noch das Licht aus und verließ dann wieder den Raum. Michiru fand sie im Wohnzimmer an ihrem Schreibtisch wieder.

„Du arbeitest doch nicht etwa?“

„Nanu, du bist schon wieder zurück? … Hast du es dir etwa anders überlegt?“ fragte Michiru zögerlich.

„Nein, aber sie.“

„Was?“

„Sie war bereits eingeschlafen.“ grinste Haruka und blieb neben ihr am Schreibtisch stehen.

„Oh. Das wird sie morgen sicherlich gar nicht gut finden.“ lachte Michiru bei der Vorstellung.

„Ja, das vermute ich auch. Aber ich wollte sie nicht wecken.“

„Das ist auch richtig. Sie braucht ihren Schlaf.“

„Ich hab ihr das Geschenk übrigens da gelassen. Dann findet sie es gleich morgen früh.“

„Okay, is gut.“

Es entstand eine Pause in der sie sich schweigend ansahen. Haruka vermutete, dass das jetzt wohl der Zeitpunkt wäre sich eigentlich zu verabschieden, aber das musste sich doch noch weiter hinauszögern lassen.

„Also arbeitest du denn nun wirklich?“ fragte sie und deute auf die Zettel vor der Lehrerin auf dem Tisch.

„Ach, das sind nur ein paar Arbeiten, die ich noch bewerten muss.“

„Aha. Zufällig eine von mir?“ grinste sie breit.

„Nein. Es sei denn du bist neuerdings in meinem Kunstkurs. … Oh, aber von Takuya ist eine dabei.“

„‘n Bild von Takuya? Zeig mal her.“ forderte Haruka neugierig.

„Also eigentlich darf ich dir das nicht zeigen.“

„Er wird schon nichts dagegen haben.“

Haruka hielt ihr ihre ausgestreckte Hand hin und forderte weiter. Michiru sah sie eindringlich an und schien mit sich selbst zu hadern. Sie ergab sich schließlich und suchte aus dem Stapel die entsprechende Zeichnung raus, um sie der Sportlerin zu reichen.

„Gar nicht schlecht. Der junge kann ja wirklich zeichnen.“

Sie war doch ein wenig überrascht. Das hätte sie ihm gar nicht zugetraut.

„Hast du das etwa nicht gewusst?“

„Nö. Ist das erste Bild, was ich von ihm sehe.“

„Wie lange bist du denn schon mit ihm befreundet?“

„Ähm…“

Das war eine gute Frage. Sie musste sich wohl eingestehen, dass sie nun wirklich irgendwie mit ihm befreundet war, obwohl sie es gar nicht darauf angelegt hatte.

„… so genau kann ich dir das gar nicht sagen. Also, kenn tu ich ihn seitdem ich auf der Schule bin, also ungefähr eineinhalb Jahre, aber angefreundet haben wir uns wohl erst vor kurzem. Eigentlich weiß ich noch so gut wie nix über ihn.“

„Ach so. Er scheint mir jedenfalls sehr nett zu sein. Und da er unser Geheimnis bewahrt, dachte ich, ihr würdet schon lange befreundet sein.“

„Nein. Ich versteh den Typen auch nicht so ganz. Keine Ahnung warum er sich überhaupt die Mühe macht mit mir zureden, besonders nett war ich nie zu ihm. Und dann sagt er plötzlich so was Komisches wie, er mag mich. Ich glaub, er is total verrückt.“

„Hhmm, also ich kann ihn schon irgendwie verstehen.“

„Ach ja?“

„Oh, da fällt mir ein, ich hab euch vorhin am Flughafen gesehen. War das seine Familie bei euch?“

„Ähm, ja. Seine Mutter und seine Freundin. Hab sie auch das erste Mal getroffen.“

„Das Mädchen neben ihm war also seine Freundin?“

„Ja, hast du was anderes gedacht?“ fragte Haruka schmunzelnd.

„Nein, gar nicht. Ich mein, es hätt ja auch seine Schwester sein können, oder so.“ dementierte Michiru und schien sich rausreden zu wollen.

„Dafür sahen sie sich aber wirklich gar nicht ähnlich.“

„Naja, so dicht dran war ich ja nicht.“

Haruka konnte sich das Lachen nicht länger verkneifen. Dass Michiru eventuell eifersüchtig gewesen sein könnte, freute sie wahnsinnig. Michiru schien etwas beleidigt zu sein, stimmte dann aber mit in das Lachen ein. Das Lachen verklang langsam und wieder entstand eine lange Pause. Haruka wollte nicht gehen. Sie würde sich wirklich gerne noch weiter mit ihr unterhalten, oder auch die ganze Nacht bleiben, aber sie wusste nicht, ob Michiru das auch wollte. Naja, die Nacht würde sie wohl eh nicht bleiben dürfen. Wenn sie morgenfrüh immer noch da war, würde das Hotaru sicherlich auffallen. Sie vermutete nicht, dass die Türkishaarige sie rauswerfen würde, nicht mal, wenn sie wollte, also musste sie wohl oder übel von sich aus gehen. Sie wollte es sich mit ihr unter keinen Umständen verscherzen, also auch nicht zu aufdringlich sein.

„Tja, ich denke…“

„Haruka, hast du … nicht vielleicht noch Lust … einen Tee mit mir zu trinken? Oder auch was anderes, wenn du magst?“ wurde sie in ihrem Satz unterbrochen, und sah in das leicht verlegene Gesicht ihrer Lehrerin.

Sie musste das Gehörte erst mal realisieren. Michiru bat sie tatsächlich noch zu bleiben.

„Tee klingt wunderbar.“ strahlte sie bis über beide Ohren.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Tora-Bushi
2019-11-21T14:54:23+00:00 21.11.2019 15:54
Ja, ich lese deine Geschichten noch. Immer wieder gerne zwischendurch, da sie mir sehr gefallen und schön geschrieben sind.
Gerade diese hier habe ich vor kurzen erst wieder durchgelesen. Und nun erfahre ich durch dein Vorwort, das du noch einige kleine Änderungen vorgenommen hast. Aaaahhh. Egal, lese ich sie halt noch einmal. ^^

Nun aber mal was zu diesem Kapitel.

Als erste, ich habe es voller Freude regelrecht verschlungen, und als ich das Ende erreicht hatte, hätte ich am liebsten zum nächsten Kapitel wechseln wollen. Aber das ist ja noch nicht da. Somit warte ich dann darauf voller Vorfreude. Jetzt bin ich ja doch noch gar nicht auf das Kapitel eingegangen. -.-
Okay, nun aber. Es ist verständlich, das Michiru auf dem Weg zu ihrem Zuhause bewusst wurde, dass ihre Angebetete dadurch ja Zwangsläufig sehen wird, wie und wo sie mir ihrer Tochter lebt, und es ihr auch ein Unbehagen bereitet, da die beiden Frauen ja finanziell gesehen nicht unterschiedlicher sein könnten. Auch das sich die Beiden dann noch auf ihre Weise noch zu so manchen anderen Sachen einen Kopf machen. Das finde ich sehr gut von dir beschrieben und auch recht passend, weil es ja die Entwicklung der Charaktere und ihrer Beziehung zueinander zeigt. Jede von ihnen hat ja seine eigenen Gedanken, zu dem was zwischen ihnen ist, und evtl. noch werden könnte. Auch das sie den Aspekt nicht aus den Augen verlieren, dass sie beide ja durch ihr Verhältnis in Schwierigkeiten kommen können, wenn das heraus kommt. Klar, Michirus auf jeden Fall viel mehr als Haruka, aber dieser wiederum macht sich auch schon einen Kopf, wie sie ihrer Liebsten dann sogar schon helfen könnte, bzw. würde. Setzt du wirklich gut in Scene.
Was mir ebenso sehr gut gefällt ist, wie begeistert Hotaru von dem Besuch von Haruka ist. Vor allem wie sie die Blonde voll und ganz in Beschlag nimmt. Süß fand ich es dann, das sie trotzdem eingeschlafen war. Man, die wir dann am nächsten morgen ziemlich enttäuscht sein. Aber wer weiß, was da noch kommen wird. ^^

Somit warte ich dann mal geduldig auf die Fortsetzung.

PS: Ja, ich weiß, das es der gleiche Kommentar wie bei FF ist, aber ich wollte keinen neuen Kommentar verfassen. -.-
Antwort von:  Wolfseye
24.11.2019 11:22
Vielen Dank, für deinen langen und ausführlichen Kommentar, habe mich sehr gefreut^^ Gerade habe ich das nächste Kapitel hochgeladen, also kannst du nun weiterklicken ;) Ob du die anderen Kapitel noch mal ließt, überlasse ich dir, aber sooo viel habe ich wirklich nicht geändert. Wer weiß, ob es überhaupt auffällt ;)
Antwort von:  Tora-Bushi
24.11.2019 16:46
Ja, habe ich gesehen und auch gleich regelrecht verschlungen. -.-
Werde mich gleich mal an mein Kommentar ran setzen. ^^
Von:  dreamfighter
2019-11-21T14:39:27+00:00 21.11.2019 15:39
Ich freu mich riesig, dass es weitergeht und habe schon geradezu sehnsüchtig drauf gewartet.


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