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russischer Winter

Teil 1
von

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Extrakap

~*~ einige Wochen vor der Konferenz ~*~
 

Auch wenn man es nicht vermutete, die Partys mit dem meisten Alkohol, waren nicht die von Ivan oder etwa Arthur. Nein. Die Partys mit dem meisten Alkohol, wo hinterher wirklich jeder mit einem Kater aufwachte, waren die von Tino. Selbst der ziemlich trinkfeste Engländer, der wirklich trinkfeste Däne und der noch trinkfestere Russe, wachten am nächsten Morgen mit Kopfschmerzen und einem Kater auf, der sich gewaschen hatte.

Meistens auch noch in fremden Betten.
 

Vielleicht war das einer der Gründe dafür gewesen, dass sich die drei Nationen, sich am nächsten Morgen immer in einem Café verabredeten. Dort waren sie mittlerweile bekannt wie bunte Hunde. Schließlich waren ein kleiner, verkaterter Brite, ein wirklich verkaterter und extrem genervter Däne und ein Russe der aussieht als würde er gleich an Kopfschmerzen verrecken, ein wirklich ungewöhnlicher Anblick.
 

Nach dem sie das eine Weile lang durch hatten, fingen sie an sich am Abend vor der Party auch dort zu verabreden. Nach einer kurzen Weile, kamen zu ihren Leidensgenossen noch Schottland und Mexico dazu. So waren sie also relativ schnell eine Leidensgenossenschaft geworden. Eine Leidensgenossenschaft, die immer tapfer versuchte, diese Partys zu überstehen.
 

Sie passten gegenseitig auf sich auf und versuchten den Anderen davon abzuhalten, mit anderen Nationen im Bett zu landen. Bei dem zierlichen Briten klappte das nur äußerst selten. So kam es nun, dass sie am Tisch saßen und sich die Beschwerde anhörten.

"Aber nicht, dass ich so wie letztes Mal mit Francis im Bett lande!"

Allen war klar, dass die Entscheidung einfach keinen Alkohol mehr zu trinken, nicht funktioniert hätte.
 

Normalerweise zogen sich Scott und Arthur auf, wo sie nur konnten. Heute klopfte der Schotte dem Engländer nur brüderlich auf die Schulter und murmelte eine Entschuldigung, bevor er versprach, gut auf den Briten aufzupassen.

Somit konnte man sich in zirka vorstellen, wie die Partys wirklich waren, dass sich selbst die beiden Streithähne, davor versöhnten und sich hinterher sogar eine Flasche Wasser und eine Packung Aspirin teilten.

Meistens glichen diese Partys, einer alkoholischen Apokalypse.
 

Ivan wachte hinterher nur selten in fremden Betten auf. Und wenn, dann nur mit Dänemark, Schottland oder Mexico. Angezogen und mit einem schlimmen Kater. Und eigentlich hatte Ivan wirklich nichts gegen den süßen, zierlichen Ehemann von Schweden, sie verstanden sich sogar relativ gut und tauschten oft Rezepte zur Wodkaverarbeitung aus, aber diese Partys waren das letzte, was auf seiner Wunschliste stand.
 

Der ersten Einladung, war er aus purer Höflichkeit gefolgt. Das zweite Mal ist er hingegangen, nach dem er Weißrussland, Litauen, Lettland, Estonien und Ukraine betrunken erlebt hatte. Ab dem Zeitpunkt, kam er auf jede dieser Partys. Nicht weil sie ihm Spaß machten, sonderlich weil er Babysitter für seine Geschwister spielte und sie regelmäßig davon abhielt, in fremden Betten zu landen, oder wirklich dumme Sachen zu tun.
 

Um Weißrussland machte er sich da die wenigsten Sorgen. Toris war meistens mit Feliks dort, wobei der Pole immer recht wenig trank- oder sich zumindest darum bemühte. Estonien benahm sich betrunken zwar immer extrem peinlich, neigte aber wenigstens nicht dazu Blödheiten anzustellen. Ukraine war seine große Schwester und entweder mit Francis und dessen Amour unterwegs, oder ließ die große Schwester raushängen und hängte sich an ihn. Raivis hingegen, war da schon eine Klasse für sich. Wenn der betrunken war, war nichts mehr von dem süßen kleinen Kerl übrig, der bei der kleinsten Bedrohung Tränen in den Augen hatte. Wenn Raivis betrunken war, mutierte er zur Schlampe und verschwand fast jede halbe Stunde mit einem neuen Kerl irgendwo im nirgendwo, nur um eine halbe Stunde später wieder zurückzukommen und sich über deren miserablen Qualitäten im Bett, auszulassen.

Am nächsten Morgen wachte der Kleine dann immer mit einem furchtbaren Kater auf, konnte sich an nichts mehr erinnern und verstand auch nicht, warum ihm sein Arsch wehtat. Die schlechten Erfahrungen, hatte Ivan also ganz für sich
 

"Ich schwör's, falls ich wieder mal versuchen sollte Norwegen anzugraben, haltet mich davon ab!"

Matthias saß Ivan gegenüber im Café und trank einen Kaffee. Einen ziemlich starken Kaffee.

So wie die anderen auch.
 

"Das letzte Mal hatte der dir ein hübsches Veilchen verpasst."

"Musst du mir sagen Scott. Du wärst fast mit Wales in der Kiste gelandet, wen Irland dich nicht davon abgehalten hätte."

"Er hat mich nicht davon abgehalten. Das war ein hübscher Dreier geworden."

Angewidert verzog der Däne das Gesicht: "Danke so genau wollte ich das auch nicht wissen."
 

In einem Zug kippte Ivan seinen Kaffee runter und sah auf die Uhr. Es war mittlerweile spät. In einer halben Stunde würden bereits alle Anwesenden da sein.

"Wir sollten uns langsam beeilen, da."
 

Resigniert seufzend, tranken alle ihren Kaffee aus- selbst der Engländer, der dieses Gesöff wie die Pest hasste- und fingen an ihre Sachen zu packen und sich ihre Winterjacken überzuziehen. Normalerweise lief das bei ihnen so ab, dass einer für alle zahlte, alle einmal der Reihe nach. Diesmal war Arthur dran, der mit mitleidiger Miene seinen Geldbeutel rausholte und zahlte. Irgendwie konnte Ivan verstehen, dass der Kleinste nicht wirkliche Lust auf diese Feier hatte. Schließlich war derjenige der fünf 'Verbündeten', der dann am meisten angegraben wurde.
 

Vor Ivan hatten die meisten zu viel Angst, vor Matthias zu viel Respekt. Mexico war für seine ziemlich 'interessanten' Sexpraktiken bekannt und Scott schaffte es alle mit seiner Miene abzuschrecken. Somit war der Engländer, als der zierlichste und harmloseste der Bande, das Lieblingsziel aller Perversen. Zumindest war der schon mal neben Gilbert, Antonio, Sadik und Francis aufgewacht. Ganz abgesehen davon, dass er wegen dem Alkohol schon mal mit Matthias, Ivan und Scott im Bett gewesen ist. Doch von den ersteren Nationen konnte sich hinterher niemand an was erinnern- und er früh und lautlos verschwinden- und die Letzteren, hielten großzügig die Klappe und schoben alles großzügig auf die Partys, die meistens ausarteten.
 

~*~
 

Nach dem Arthur bezahlt hatte, gingen die Fünf aus dem Café und machten sich auf den Weg zu Tinos Anwesen. Es war mitten im Januar und auf den Straßen Finnlands, lag weicher, weißer Schnee. Tatsächlich war das Café nicht sonderlich weit weg von Tinos Anwesen, weshalb sie meistens zu Fuß dorthin liefen. Dem Russen und dem Dänen machte es nichts, Scott und Arthur waren dick genug eingepackt, nur der Mexikaner fror sich meistens den Arsch ab.
 

Allerdings waren sie nach zehn Minuten schon da und der Däne klingelte an der Tür. In einer Mischung aus angewidert und fasziniert, starrten die fünf Nationen auf die Tür, als sie bereits betrunkenes Gegrölle im Haus vernahmen. Als die Tür dann aufgemacht wurde und der Finne sie alle mit strahlendem Lächeln empfing, schickte der Russe noch ein stummes Gebet nach oben, er möge den Abend heil und vor allem ohne größere Pannen, überstehen.
 

~*~
 

Nach vier Stunden, war keiner mehr nüchtern. Nur noch wenige waren anwesend. Unter ihnen Schweden, der wahrscheinlich eh bei dem Gastgeber übernachtete, der eben erwähnte Gastgeber Finnland, der bereits ordentlich betrunkene Däne und der noch betrunkerene Norweger, der Franzose, der zusammen mit dem Engländer in irgendeiner Ecke rumknutschte- Scott war es nicht gelungen die Beiden auseinander zu treiben, nach dem Irland und Wales beschlossen haben ihn ordentlich zu beschäftigen- der Russe, an dessen Arm die mittlerweile eingeschlafene Nataliya hing, und der sturzbetrunkene Amerikaner.
 

Jedenfalls saß Ivan gerade bei Schweden und Finnland und kotzte schon fast wegen dem Schnulz, den er sich gerade unfreiwillig und im noch recht nüchternen Zustand geben musste.
 

"Hey Leute, es wird langweilig!"

Plötzlich erschien zwischen Tino und Berwald, Alfreds Gesicht, mit den leicht geröteten Wangen und dem strahlenden Lächeln. Bisher hatte der Russe es erfolgreich geschafft den Amerikaner zu ignorieren. Allerdings sagte ihm ein Gefühl, dass es ihm nun, nicht mehr gelingen würde.
 

"Wie wär's mit einer Runde Poker?"

"Gerne, wenn du es schaffst die Anderen auch dazu zu überreden."

Daraufhin verschwand Alfred erneut und Tino auch.
 

Während schon zehn Minuten später, alle noch Anwesenden um den Tisch, im verwüsteten Wohnzimmer herum saßen, holte Tino noch ein paar Flaschen Vodka. Denn irgendwie war normales Pokern Alfred plötzlich langweilig erschienen und als Francis das Wort Strippoker in die Runde geworfen hatte, hatte der selbsternannte Held sofort beschlossen, dass es eine prima Idee war.
 

Darum tauchte Tino auch schon wenige Sekunden später mit drei Flaschen auf und die Karten wurden ausgeteilt. Die Regeln waren einfach. Die Drei mit dem höchsten Deck, blieben verschont. Der Rest musste ein Kleidungsstück ausziehen und einen Schluck aus einer der Vodkaflaschen nehmen.
 

Zuerst hatte der Russe was dagegen gehabt mitzumachen, da Nataliya immer noch an seinem Arm hing und er das einfach nur lächerlich fand, aber nach dem der Amerikaner ihn als Feigling bezeichnet hatte, hatte er seine Bedenken über Bord geworfen, Nataliya langsam von sich gelöst und sich zu der lustig angeheiterten Truppe gesellt. Schließlich war ja nichts dabei und er hatte sicherlich auch nichts zu verbergen.
 

Somit begann die erste Runde. Der Fairness halber, wurden alle Klamotten auf Pullover, Shirts und Hosen minimiert, damit die Chancen fair blieben. Nach der ersten Runde, schien der Amerikaner sich nur in seiner Idee bestätigt zu fühlen, als er, Ivan und Tino sich nicht ausziehen mussten. Wobei der Russe sich sicher war, dass der zierliche Finne gewaltig schummelte. Zumindest konnte er sich nur so das verschlagene Grinsen erklären, dass dessen Lippen für einen winzigen Moment heimgesucht hatte, nachdem Berwald sein erstes Kleidungsstück ablegen musste und somit seinen recht deutlich definierten Oberkörper, zur Schau stellte, welcher durch das Shirt nicht sonderlich gut verdeckt wurde.
 

Nach der zweiten und der dritten Runde allerdings, schien der Amerikaner nicht mehr so begeistert. Allerdings saß er noch in Hosen, während Arthur seine, gerade auszog und dabei mit gierigen Augen eines gewissen Franzosen beobachtet wurde, der auch nicht mehr, als seine Hose trug. Wahrscheinlich auch mit nichts drunter. Anscheinend hatte der Finne sich bisher auch recht gut durchgeschummelt, denn ebenso wie der Russe selbst, trug er noch seine gesamte Kleidung.
 

Erst bei der vierten Runde, wurde es für den Aschenblonden ernster. Wenn auch nur ein Stück. Denn während er erst seinen Pullover verlor, verlor Schweden schon seine Hose, ebenso wie Frankreich- der, oh Wunder, doch was drunter anhatte- und mit ihnen zusammen auch Amerika und Schottland, die bisher mehr Glück gehabt haben als Irland, Wales, Dänemark, Norwegen und England.
 

Als die recht kühle Luft die langen Beine des Schweden in Empfang nahm, erschauderte dieser. Tino sah ihm begeistert zu, noch seine kompletten Klamotten anbehaltend. Plötzlich sprang der Kleinere auf, zog den Schweden auf die Beine und verschwand mit ihm aus dem Raum. Etwas flüsterte dem Russen ganz leise ins Ohr, dass es dem Schweden bald nicht mehr so kalt sein dürfte.

Nebenbei fiel ihm nur zu deutlich auf, dass Dänemark und Norwegen sich fast schon mit Blicken auszogen. Die würden sicher auch nicht mehr lange brauchen, wenn einer von ihnen in der nächsten Runde gänzlich verlor. Eigentlich war neben Schottland, auch Wales im Rennen, da Irland sonst nackt dasitzen müsste, was aber höflich abgelehnt wurde.
 

Die Schlusszusammenfassung lautete, dass außer ihm selber, alle nur noch in ihren Unterhosen dasaßen. Eigentlich dürfte er mit Leichtigkeit gewinnen und die Party wäre dann sogar relativ gut und ohne große Peinlichkeiten verlaufen. Doch als sie anfingen zu spielen, wurden sie abrupt unterbrochen. Anscheinend konnten Wales und Irland nicht mehr an sich halten, weswegen der Schotte von ihnen fortgeschleppt wurde, aber nicht den Mund freihatte, um sich zu beschweren, oder um Hilfe, oder Gnade, zu flehen.
 

"Dann sind nur noch wir sechs übrig. Wartet's ab, ich, der Held, werde euch alle besiegen!"

Im Übrigen lallte Alfred ganz schön. Anscheinend war entweder der letzte Schluck zu viel gewesen, oder der Amerikaner vertrug noch weniger, als gedacht.

"Das denkst auch nur du mon Ami."

Francis war auch nicht mehr ganz nüchtern.

"Hört auf zu labern Morons und macht weiter."

Arthur war auch ganz schön zu.
 

Irgendwie brachten sie die fünfte Runde auch noch rum. Im Nachhinein wunderte es den Amerikaner ziemlich, wie sie das geschafft haben. Doch er hatte Glück. Diese Runde verloren Norwegen, England und Russland. Als Francis gesehen hatte dass der Engländer verloren hatte, hatte er ihn einfach wortlos gepackt, hochgehoben und weggetragen. Ebenso, wie Dänemark, der sich seinen- seit Jahren heimlichen- Schwarm Norwegen, einfach so geschnappt hatte und mit ihm abgehauen ist. Doch seltsamerweise erregte das alles weniger Alfreds Aufmerksamkeit, als die Tatsache, dass Ivan sein Shirt auszog und er tatsächlich zum ersten Mal, den entblößten Oberkörper des Russen sah.
 

Er war wirklich gut gebaut. Breite Schultern mit deutlich sichtbarem Schlüsselbein und leicht sichtbaren Rippen, ein markantes Kinn, das durch den fehlenden Schal auffiel und die Gesichtszüge ein wenig verhärtete, und die kräftigen Oberarme. Nun wusste er auch warum, der Andere sich getraut hatte, sich mit ihm anzulegen.
 

Eigentlich hatte er es alles für eine dämliche Ausrede gehalten und immer gedacht dass der Andere sich nur nicht auszog um das nicht zu entpuppen, doch als er den Oberkörper sah, wurde ihm schlagartig klar, dass der Andere nichts zu verstecken hatte, außer den blassen Narben, die seinen klar definierten Oberkörper durchzogen. Den klar definierten Oberkörper mit der erstaunlich blassen Haut und den Narben, die sich wie feine Fäden drüber zogen.

Allerdings, schien dem Russen das Gestarre des Amerikaners, nicht aufzufallen. Zumindest sagte er nichts dazu, sah sich stattdessen mit einem leicht erstaunten Gesichtsausdruck um und hob anschließend die Augenbraue, während er sich zurücklehnte und statt einem Schluck Vodka, gleich die halbe Flasche runterkippte.
 

"Tja, dann ist das Spiel wohl zu Ende nehm' ich an, da."

"Wieso denn? Ich finde es wird gerade erst richtig lustig."

"Wir sind nur noch zu zweit hier Amerika."

"Ja und? Wir können weitermachen, oder hast du Angst gegen mich, den Helden, zu verlieren?"

"Hatte ich nie und werde ich nie haben."

Beide bemerkten nicht, wie sie sich immer näher gekommen sind, bis ihre Gesichter sich gefährlich nahe waren. Hasserfüllt, starrten sie dem jeweils anderem in die Augen, während in ihrem Blick neben dem Hass, noch etwas Anderes erglomm. Etwas zu tiefst animalisches und so uraltes, dass sich zwischen ihnen langsam aber sicher, eine Spannung aufbaute, die einen Waldbrand hätte auslösen können.

"Wie wär’s mit einem anderen Spiel. Poker zu zweit, ist doch langweilig.", sagte der Russe, grinste auf seine typische, kindliche Art und lehnte sich zurück.

"Was schlägst du denn vor?"

"Durak."
 

Der Amerikaner kannte das Spiel. Er kannte es noch ziemlich gut. Damals vor dem kalten Krieg, hatten sie es oft in Russland an der Front gespielt, wenn die Winterabende zu kalt wurden, um aus den Zelten zu gehen. Noch lange bevor, ihre Freundschaft zerstört wurde. Selbstzufrieden grinste er und verteilte die Karten. In dem Spiel war er sich sicher. Während er bei Poker immer noch ab und zu Mühe hatte, so ging es in dem Spiel um was völlig anderes. Doch sein Verstand war vom Alkohol vernebelt. Allerdings auch der des Russen, der mittlerweile selber genug intus hatte, weil er sich sonst nie auf so was Kindisches herabgelassen hätte.
 

Karte nach Karte folgte. Keiner der Beiden war bereit aufzugeben. Selbst wenn der kalte Krieg bereits vorbei war, ihre Feindschaft würden sie nicht so schnell vergessen. Schon gar nicht ihre Abneigung gegeneinander. Die Freundschaft, die vor langer Zeit äußerst zerbrechlich und dennoch präsent genug, zwischen ihnen geherrscht hatte, war schon längst nicht mehr, als eine verblassende Erinnerung. Doch der mit einem Zug, schaffte der Russe es tatsächlich, sich den Sieg zu sichern. Das selbstgefällige Grinsen welches das Gesicht des Größeren daraufhin zierte, hätte der Amerikaner ihm am liebsten mit der Faust aus dem Gesicht gewischt.

"Na dann komm Amerika, zieh dich aus."

Eigentlich war es wenig die Tatsache was der Russe da von ihm verlangte, als der Ton, mit dem er es sagte.

"Du hast mir nichts zu befehlen."
 

Plötzlich fand der Amerikaner sich auf den Boden gedrückt wieder, während der Russe sich über ihn gekniet und im selben Atemzug, seine Handgelenke hinter seinem Kopf am Boden fixiert hatte. Wäre er nicht so betrunken, hätte der Größere das gar nicht machen können. Aber seine Reaktion war durch den Alkohol deutlich zurückgegangen und auch ansonsten konnte er nicht mehr seine gesamte Kraft aufbringen. Höchstens die Hälfte davon und die würde nun mal nicht ausreichen, wenn er den Russen von sich stoßen wollen würde, der anscheinend selbst im betrunken Zustand, noch in deren Vollbesitz war.
 

"Lass mich los!"

Mittlerweile schien er zumindest ansatzweise wieder nüchtern zu werden.

"Nein. Mein Gewinn steht noch offen und außerdem will ich noch was überprüfen."

Noch bevor der Amerikaner sich versah, wanderte die warme Hand des Russen unter seine Boxershorts und machte sich ziemlich ungeniert an seinem kleinen Freund zu schaffen. Nur um ihm dann die Unterhose abzuziehen und ihn ziemlich ungeniert zu betrachten.

"Also ganz ehrlich Amerika? Die damals bestellten 25cm Kondome, waren etwas übertrieben gewesen. Da hätten auch 17cm gereicht."

"Willst du mich verarschen?! Lass mich sofort los!"

"Warum denn? Mir macht es Spaß..."
 

Auf einmal verstärkte er etwas den Druck um Alfreds Glied und bewegte seine Hand etwas.

"...Und deinem Freund hier unten auch."

Zu seinem Leidwesen stellte der Amerikaner fest, dass es wirklich nicht spurlos an ihm vorbeiging. Weder die Berührung, noch der Anblick des Russen, der ihn nun deutlich lüstern musterte. Ein winzig kleiner Teil in Alfreds Gehirn wehrte sich dagegen. Allerdings war er zu betrunken und auch langsam zu geil, als dass er auf diesen Teil gehört hätte.
 

"In welchem Hotel bist du?", knurrte er schon fast.

"In keinem. Bin mit dem Wagen hier."

"Meines liegt zehn Minuten Fußmarsch entfernt von hier."

"Wenn wir schnell sind?"

"Fünf."

Wortlos stand der Russe auf und zog ihn hoch. Dabei fiel dem Kleineren auf, dass nicht nur sein kleiner Kumpel auf die Lage reagiert hatte.
 

Schnell zogen sie sich an, verließen das Haus und waren fast noch schneller im Hotel. Wobei der Amerikaner einsehen musste, dass der Russe mit seiner Antwort auf die Kondombestellung zwar auch gemogelt hatte, aber durchaus eine Berechtigung dazu hatte.
 

~*~
 

Am nächsten Morgen erwachte der Russe nur langsam durch die Sonnenstrahlen, die keine sonderliche Mühe hatten, an den Fenstern und den dünnen Vorhängen, ins Zimmer zu scheinen und seine Nase zu kitzeln. Äußerst langsam, fast schon schleichend, fing sein Gehirn zu arbeiten an. Dafür sorgten die angenehme Wärme, die ihn empfing und der nackte Körper, der an seinen gedrückt, leise schnarchte. Eigentlich war es gar nicht mal so schlecht, zu zweit aufzuwachen.
 

Und eigentlich wollte er noch schlafen, wenn ihm nicht die schleichende Frage gekommen wäre, was genau ein nackter Körper an seinem zu suchen hatte. Doch sein Gehirn war morgens viel zu träge zum Nachdenken. Vor allem wenn er an den Alkohol und die gestrige Party zurückdachte. Zumindest ihren Anfang. An das Ende konnte er sich gerade nicht erinnern. Aber das fühlte sich definitiv nicht nach einem Blackout an. Als er sich leicht bewegte, murrte es neben ihm leise und die Person drehte sich langsam auf den Rücken. Das leise Gähnen, verriet, dass auch der Andere nun scheinbar wach war.
 

"Morgen.", nuschelte es leise von seiner Seite.

"Morgen.", nuschelte der Russe in seinem 'es ist noch zu früh am Morgen'-Englisch, zurück.

Halt mal...

Warum sprach er gerade Englisch?

...
 

Plötzlich saß er kerzengerade im Bett, ebenso wie die Person neben ihm. Beide sahen langsam zur Seite und erblickten den Anderen. Im selben Augenblick waren sie auch schon aus dem Bett gesprungen und starrten sich fassungslos an, während sie versuchten etwas zusammenzustammeln. Im Fall des Russen, sich den Rest Englisch ins Gedächtnis zu rufen, den der Schock nicht vergrault hatte und im Fall des Amerikaners, der sich vorhin noch so hingebungsvoll an ihn gedrückt hatte, sich die Erinnerungen an die Nacht zurückzurufen und dabei zu hoffen, dass es nur ein Albtraum war.
 

"Strippoker...", brachte der Amerikaner schließlich immer noch geschockt heraus, nach dem er seine Sprache wiedergefunden hatte.

"Letztes Spiel..."

"Du hast..."

"Gewonnen und dann hab ich dich..."

"Du hast mir in den Schritt gefasst!"

"Und dann gevögelt."
 

Mehrmals, doch das sagte keiner von ihnen. Brauchten sie auch nicht. Der Amerikaner fühlte seinen Arsch nur zu genau und der Russe hatte die Erinnerung fast schon auf dem Präsentierteller vor Augen. Zumindest wussten Beide jetzt ganz genau, dass es nicht nur ein blöder Albtraum war, den ihre Gehirne ihnen vorgaukelten.
 

"Du hast..."

"Ich weiß..."

"Du..."

"Hey, es hat dir gefallen."

"Ja, WEIL ICH STURZBESOFFEN WAR!!!"

'Ebenso wie ich', wollte der Russe erwidern, doch hielt die Klappe.

Erneut sahen sie sich an.
 

"Scheiße..."

Damit hatte der Russe das ausgesprochen, was sie Beide im Moment dachten.
 

"Und jetzt?", fragte der Amerikaner schließlich nach einer totgeschwiegenen Minute.

"Keine Ahnung. Erst mal duschen, anziehen und dann weitersehen?"

"Als ob ich jetzt noch in Ruhe duschen könnte!"

"Benimm dich nicht wie ein hysterisches Weib. Ich werde dich schon nicht vergewaltigen."
 

Misstrauisch musterte der Amerikaner ihn, doch dann ergab er sich seinem Schicksal und ging tatsächlich in das angrenzende Bad rüber, während der Russe begann seine Klamotten zu suchen und sich anzuziehen. Zum Glück waren sein Handy, der Geldbeutel und die Schlüssel noch da, wo sie hingehörten. Ebenso wie all seine Kleidung im Raum. Auch wenn sein Oberteil, ziemlich in Mitleidenschaft gezogen, aussah. Allerdings konnte er sich nicht bei dem Amerikaner beschweren, Sowie dessen Kleidung aussah, war er auch nicht gerade sanfter vorgegangen. Darum zog er sich nur schweigend an und blieb im Sessel sitzen. Der gesamte Raum war ziemlich spartanisch eingerichtet und enthielt neben einem Bett nur einen Kleiderschrank, einen Tisch mit einem Stuhl, einen kleinen Fernseher mit einem Nachtschränkchen und eben diesen Sessel, auf dem der Russe saß und seinen Gedanken nachhing.
 

Nach weniger als zehn Minuten kam der Amerikaner in einen Bademantel eingemurmelt ins Zimmer und ließ sich auf den Stuhl sinken.

"Also?"

"Was?"

"Was machen wir jetzt?"
 

Der Russe zuckte die Schultern. Sie Beide waren nicht die besten Freunde und schlugen sich fast die Köpfe ein, wenn sie sich länger als eine Stunde alleine in einem Raum befanden. Insgesamt war die Nacht, also wirklich nur ein einziger Ausrutscher gewesen. Wenn auch ein relativ guter Ausrutscher und so wie der Russe sich erinnerte- und das würde er sich wohl definitiv nie wieder aus dem Gedächtnis löschen können- ein für beide Seiten ziemlich befriedigender Ausrutscher. Aber doch nur ein Ausrutscher. Denn noch mal, würde er so was nicht machen. Schon gar nicht im nüchternen Zustand.
 

"Es war ein Ausrutscher, da?"

"Ja."

"Keine Wiederholungen und keine Versuche einer Wiederholung."

"Damit kann ich leben."

"Dann bleibt es unter uns und basta."
 

Zustimmend nickte der Kleinere und wirkte relativ erleichtert. Daraufhin nickte der Russe nur, versuchte es mit einem misslungenen Lächeln, das ebenso misslungen erwidert wurde und ging aus dem Raum heraus. Es war seltsam. Gerade hatte er sich nicht allzu unwillkommen gefühlt. Aber sicher hatte ihm sein Gehirn nur einen morgendlichen Streich gespielt. Schließlich hasste der Amerikaner ihn und er den Amerikaner. Oder?
 

~*~
 

Als er an diesem Morgen im Café saß, war er etwas verwundert. Ihre Leidensgenossenschaft, war auf ein Mitglied angewachsen. Denn neben Dänemark, saß Norwegen und während der Erstere strahlte, als wäre er in Tschernobyl geboren, schien der Zweite sich nur ein tiefes Loch im Erdboden, oder zumindest anständige Schmerzmittel, zu wünschen. Neben ihnen wiederrum, saßen Schottland und England. Wie jeden Morgen mit den Köpfen auf den Tischplatten, sich eine Flasche Wasser und eine Packung Aspirin, teilend.
 

Doch irgendwie sah Schottland noch müder aus als sonst, was zumindest die Anwesenheit von Irland und Wales erklären würde, die zufrieden hinter ihren Brüdern saßen, über beide Ohren strahlten und dabei Matthias, und jedem Atomkraftwerk mit Atomkernschmelze, Konkurrenz machten. Allerdings machte Schottlands Miene ihm sofort klar, dass die Beiden sicher nicht jeden Morgen mit ihnen verbringen würden. Wie er später erklärte, hatten die das auch nur, weil er sie nicht losgeworden ist und zu verkatert war um sich gegen beide auf einmal, zu wehren.
 

Arthur hingegen, war zwar aus ähnlichen Gründen hundemüde, klagte nebenbei aber noch über extreme Schmerzen im Arschbereich. Jedoch konnte er sich anscheinend nicht wirklich erinnern, was gestern noch so alles passiert war, nur dass er heute von einem gut gelaunten Frankreich aufgeweckt worden war.
 

Mexico war ausnahmsweise fit auf den Beinen, wobei aber auch bei ihm ein dicker fetter Kater, zufrieden schnurrend, im Kopf umherzutraben, schien. Im Gegensatz zu dem Russen, der zwar keinen Kater hatte, sich aber umso mehr an vergangene Nacht zurückerinnerte. Nicht weil es besonders schön war- auch wenn es ziemlich geil gewesen ist- sondern weil er sich fragte, warum er ausgerechnet den Amerikaner gevögelt hatte. Eigentlich wären Raivis oder seinetwegen Arthur besser gewesen und hätten wahrscheinlich weniger Konsequenzen nach sich gezogen. Allerdings bereute er es nicht.

Egal wie sehr er versuchte sich selber ein schlechtes Gewissen einzureden- was eigentlich lächerlich und nebenbei ziemlich sinnlos war-er schaffte es einfach nicht. Seltsamerweise.
 

Doch zumindest hatte er sich weitere Peinlichkeiten erspart, die ihn sonst bei solchen Festen gerne heimsuchten. Zum Beispiel von Nataliya vollgekotzt, oder von Ukraine fast mit ihren Brüsten erstickt zu werden.
 

Auch wenn er das nagende Gefühl hatte, etwas vergessen zu haben. Etwas Wichtiges.
 

~*~
 

An dem Morgen wachte Nataliya alleine in einem fremden Haus auf. Mit einem mächtigen Blackout und Kopfschmerzen.
 


 


 

~*~*~*~
 

Ich hab die Story ja schon mal gepostet und da das Kap auch schon reingebracht, darum auch hier, da es im Laufe der Geschichte in die Story reingebracht wird. Und dann auch eine kleine aber feine Rolle spielt.

Ich werde in Zukunft schneller hochladen, also vergebt mir bitte. *verneig*

Aber ich hab momentan ziemlich viel um die Ohren, von daher kann ich leider leider auch für nichts garantieren Leute, aber das nächste Kap und 2. Extrakap kommen schon bald, versprochen!



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