Zum Inhalt der Seite

Sensation

[NejiTen]-Adventskalender 2o11
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

20. Dezember | Heile Welt

Es war ein Tag wie jeder andere in Konoha-Gakure. Der Ichiraku-Imbiss erfreute sich regem Besuch, im Wald erprobten sämtliche Gen-Nin ihre Kräfte, im Büro der Hokage wurde fleißig getrunken und Tenten hatte gerade ihr Postfach geöffnet.

„Dabidab … “, sang sie sanft als sie ihre Post durchsah. Da waren Rechnungen, eine Postkarte von Lee und ein Brief von der Verteilungsstelle. Hmm, B-Rang. Ach, was waren die Tage schön gewesen, in denen sie sich nur mit C-Rang Missionen hatte herumplagen dürfen. Tenten seufzte und machte sich daran die Treppe zu ihrem und Nejis Apartment hochzusteigen. Währenddessen holte sie Lees Postkarte hervor:

„Liebe Tenten und Neji, Gai und ich haben gerade eine super Mission abgeschlossen. Mein Bein und einige Rippen sind gebrochen, doch die Kraft der Jugend wird das grünen Biest schnell wieder auf die Beine bringen und zusammen mit dem grünen Raubtier von Konoha auf schleunigstem Wege wieder nach Hause bringen. Gestern habe ich meinen herausragenden Kampf mit Gai gefeiert, In Liebe, eurer Rock Lee. Ps: Nie wieder Alkohol!“

Tenten lächelte und entlud die Post auf dem Küchentisch. Sie machte Kaffee und legte die unangenehmen Briefe auf den Rechnungshaufen. Jener fiel in Nejis Aufgabenbereich, aber der war nun schon seit einigen Wochen fort und deshalb häuften sich die Rechnungen immer mehr.

Allerdings durfte dies auch einer der Gründe sein, weshalb die Wohngemeinschaft zwischen den ehemaligen Teammitgliedern so gut funktionierte. Entweder war Tenten auf Mission, Neji war auf Mission oder sie waren beide gemeinsam auf Mission, ergo gab es keine Streitereien über Badezimmerprivilegien oder Fernsehprogramme.

Tenten nahm einen Schluck aus ihrer Tasse und ab da nahm der Tag eine ganz andere Wendung. Es klingelte.

Tenten trug Boxershorts, ein Tanktop und darüber nur einen pinken Bademantel aus Plüsch.

„Ach, egal“, murmelte sie. Wer so früh klingelte, der musste mit allem rechnen.

„Ja, hal- … ?“ Tenten war so überrascht, dass ihr mitten im Satz einfach die Worte im Hals hängen blieben.

Shizunes Gesicht war nicht offen und freundlich, sondern sah sehr besorgt aus.

„Neji ist zurück, aber die Mission ist gar nicht gut gelaufen“, teilte sie ihrem Gegenüber mit. Tenten vergaß ihren Mund zu schließen. Neji als Anbu erhielt oft gefährliche Missionen und blieb lange weg, aber so etwas war noch nie passiert.

„Moment“, versprach Tenten und warf ihre Hausschuhe ab, um in ihre Straßenschuhe zu schlüpfen. Den Schlüssel hatte sie noch in der Tasche.

„Los geht’s.“ Sie nickte Shizune zu und gemeinsam hasteten sie erst die Treppe herab und dann rannten sie durch das ganze Dorf hindurch, ein pinker Plüschbademantel immer hinter Tenten herflatternd.
 


 


 


 


 


 

„Was ist passiert?“, fragte Tenten besorgt. Ein heißer fester Knoten zog sich in ihrer Magengegend zusammen und Tenten war froh noch nicht gefrühstückt zu haben.

Shizune seufzte.

„Ich gehe davon aus, dass du über ...?“

„Ja“, antwortete Tenten kurz angebunden, während sie die Treppen zum Wohnsitz der Hokage empor eilten.

Shizune kräuselte missmutig ihre Lippen. Anbu-Mitglieder sollten niemandem ihre Identität verraten und obwohl gerade Neji den Eindruck machte als wäre er wie geschaffen für Geheimniskrämerei, war es ihm nicht gelungen etwas vor seiner Mitbewohnerin zu verheimlichen.

„Einer ist beim Verhör abgehauen und Neji ist ihm sofort hinterher. Es war eine Falle“, keuchte Shizune.

„Aber er ist seit Wochen weg“, warf Tenten ein. Sie ahnte Böses. Shizune wagte es nicht, ihre Gefährtin anzusehen.

„Die Falle war auch vor Wochen. Er ist gerade erst zurück und er sieht gar nicht gut aus“, wiederholte sie mit einer unheilschwangeren Stimme.

Tenten atmete schwer als beide im Rekordtempo zur Hokage eilten. Tenten hatte Neji schon von so manchem Auftrag zurückkehren sehen und hatte gedacht, es sähe „gar nicht gut“ aus, aber niemals wurde so ein Aufstand gemacht. Als sie am Ende der Treppe ankamen und durch das Tor zum Anwesen der Hokage traten, biss Tenten sich aus Nervosität auf die Lippen.

„Wie sieht’s mit den anderen aus?“, fragte Tenten besorgt als sie auf die Bürotür Tsunades zuhielten. Bevor Shizune die Tür aufstieß, hielt sie kurz inne und wisperte Tenten warnend zu.

„Ich könnte dich ins Gefängnis stecken – dafür, dass du soviel weißt. Das geht doch nicht.“

Tentens Brust hob und senkte sich und sie starrte Shizune einfach nur offen ins Antlitz bis diese den Blick senkte.

„Shikamaru war der einzige, der mithalten konnte, aber ist nicht verschleppt worden, er ist herumgeirrt und hat Neji ein paar Tage gesucht, ist dann mit ein paar Stichwunden zurückgekehrt. Er hatte Wundbrand, aber alles konnte herausgeschnitten werden. Morgen wird er entlassen.“

Erleichtert atmete Tenten aus. Dann würde wenigstens Ino sicher bald nicht mit Trauermiene herumlaufen.

„Bereit?“, vergewisserte sich Shizune.

Tenten leckte sich über die Lippen „Bereit.“
 

„Oh Gott!“ Tenten schlug die Hand vor den Mund und würgte. Der Raum stank nach verbranntem Fleisch.

In einer Ecke hinter Tsunades Schreibtisch befand sich eine grüne Couch, die nicht mehr grün war. Tsunade behandelte den darauf liegenden Menschen mit Chakra. Der Schweiß stand ihr auf der Stirn.

„Kann ich irgendwie helfen?“, wandte sich Tenten an Shizune, aber diese schüttelte nur den Kopf und kniete sich neben Tsunade, um ihr ab und zu mit einem feuchten Lappen über die Stirn zu streichen und ihr zu reichen, was immer sie benötigte, während Tenten auf Tsunades zwar außerordentlich bequemen Sessel sitzen durfte, doch leider nur vollkommen hilflos zusehen konnte.

Sie nahm an, dass der Patient Neji war. Er lag offenbar in einer tiefen Ohnmacht und spürte nichts, doch er sah schrecklich aus, eher tot als lebendig. Tenten konnte es nicht ertragen sein Gesicht lange anzusehen, denn es war so grässlich entstellt worden. Ihn so zu sehen, machte ihr klar, was für ein gutaussehender Junge er vorher gewesen war. Seine Nase war sicherlich mehrmals gebrochen worden und niemand – offenbar nicht einmal Neji selbst – hatte sich die Mühe gemacht Blut von seinem Gesicht zu waschen. Außerdem war sein Antlitz grün und blau geschlagen worden. Es sah fast nicht mehr menschlich aus, weil es von so vielen Blutergüssen durchzogen war. Viel genauer konnte sie ihn nicht betrachten. Dabei wurde ihr schlecht. Sie konnte noch nicht einmal genau ausmachen, ob er atmete und sie traute sich nicht aufzustehen und über Tsunade hinweg den Rest des Schadens an Nejis Körper in Augenschein zu nehmen. Nach einer Weile kam Shizune zu ihr herüber und Tenten rückte auf dem großen Sessel, damit sie beide Platz hatten.

„Sind die Hyugas schon informiert?“, fragte Tenten.

„Nein.“ Beide sahen erschöpft zu Boden. Obwohl Tenten rein gar nichts getan hatte, fühlten sich ihre Glieder bleischwer an. „Als Kontaktperson standst nur du da“, fügte Shizune hinzu.

„Lee wird es auf jeden Fall erfahren, wenn er zurück ist und Hinata überleg’ ich mir noch“, vertraute Tenten ihr an. Shizune nickte. Das erschien ihr verständlich.

„Du solltest Shikamaru auch Bescheid sagen“, eröffnete Shizune. „In der Kurzversion habe ich ausgelassen, dass er sich wirklich abgemüht hat, ihn zu finden. Er ist tagelang durch den Wald geirrt.“ Tenten hob eine Hand. „Schon gut. Ihn informiere ich auch – Keine Sorge, ganz geheim.“

Shizune lächelte ein verwaschenes Lächeln und sah auf in Tentens resignierten Blick.

„Wie sieht’s aus?“, erkundigte sich Tenten und atmete heftig aus. Es war Tsunade jedoch, die antwortete. Völlig ausgelaugt setzte sie sich auf den Boden und lehnte sie sich an ihren Schreibtisch an.

„Keine Ahnung“, gestand sie ehrlich.

„Wir müssen eine Liste der Verletzungen für den später behandelnden Arzt machen. Die kann man gar nicht alle auf einen Blick erfassen.“

„Super“, stöhnte Tenten sarkastisch und konnte sich ein fassungsloses Lachen nicht unterdrücken. Dann wagte sie einen Blick.

„Das letzte Mal, dass ich ihn gesehen habe, da war er nackt, da kam er gerade aus der Dusche und ich war gerade von einer Mission heimgekehrt. Ziemlich peinliche Situation“, gestand sie mit ausdrucksloser Miene als sie sich daran erinnerte. Aber es munterte sie diesmal nicht auf.

Sie erhob sich. Neji war nur mit einem großen Leinentuch bedeckt und es war schon von ekelhaften Substanzen durchtränkt.

„Was ist das alles?“, fragte sie gelassen und deutete darauf.

„Eiter, Blut“, teilte Tsunade ihr mit. „Emulsionen mit Heilkräutern. Er hat großflächige Verbrennungen. Er hat kühlende Salben mit regenerierenden Kräutern erhalten. Die meisten seiner Extremitäten sind umwickelt. In dem Körper sind so viele Brüche, dass man sie unmöglich alle schienen kann, aber - “ Hier machte Tsunade eine Pause, um Tentens Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. „Es gibt auch gute Neuigkeiten. Sie haben ihm nur Zehen und ein Ohr abgeschnitten.“ Vorsichtig beugte Tenten sich über den beinah leblosen Körper, um die fehlende Ohrmuschel zu bestaunen. „Tatsächlich.“ Es sah gar nicht so schlimm aus wie sie vermutet hatte, denn man sah die Schnittstelle gar nicht, sondern nur verkrustetes Blut.

Während Tsunade beobachtete wie Tenten eine Wasserschüssel zu sich heranzog, sagte sie: „Jeweils die kleinen Zehen und einen großen Zeh. Vielleicht wollten sie ihn austauschen gegen einige unserer Gefangenen und wussten, dass ein fingerloser Shinobi einen Dreck wert ist, aber sie haben sie ihm gelassen. Es ist fast wie ein Wunder.“

Tenten rannen Tränen über die Wangen. Als sie sprach, war ihr Stimme heiser. „Wollen wir nur hoffen, dass er das hier überlebt. Selbst dann … „ Sie schniefte und begann sein geschwollenes Gesicht zu waschen. „Ich will mir gar nicht vorstellen wie es sein wird. Er wird trainieren wollen und sein Körper wird einfach noch nicht bereit dazu sein.“ Sie schluckte hart und lächelte. „Neji ist kein angenehmer Patient“, teilte sie ihnen mit und alle versuchten die Anspannung mit einem Lächeln abzuwerfen, doch es gelang nicht ganz. Schließlich sagte Tsunade:

„Der Körper eines Shinobi ist sehr widerstandsfähig. Das Chakra in unserem Körper kann wundervolle Dinge vollbringen. Er sieht im Moment vielleicht noch schlimm aus, doch in nur ein paar Wochen könnte es ihm schon wieder viel besser gehen.“

Tenten hoffte es und tupfte vorsichtig an seinem Ohr.
 

Sie hoffte sogar sehr auf die Kraft des Chakras. Tsunade sagte, man müsse Nejis eigenes Chakra aktivieren, damit es seinem Beherbergenden half sich selbst zu heilen.

Allerdings durfte man das Chakra nicht alle Arbeit tun lassen, denn, wenn sein Chakrabestand aufgebraucht war, konnte ein ohnmächtiger Verletzter nicht so schnell neues heranziehen.

Den ganzen Tag über behandelte Tsunade Nejis Körper kontinuierlich. Sie wechselte Verbände, mischte neue Tinkturen auf. Tenten half ihr bei Ersterem. Shizune lief umher und ließ sich andauernd Dinge vom Krankenhaus bringen. Tenten konnte Sakura im Flur hören.

„Shizune, ist mit der Hokage alles in Ordnung?“

„Sicher.“

„Warte, warum benötigt sie dann das hier und das? Und vor allen Dingen dieses hier?“, verlangte sie zu wissen.

„Kann ich dir nicht sagen, aber ich verspreche dir, der Hokage geht es gut.“

Danach hörte Tenten nicht mehr zu. Sie stellte fest, dass es erstaunlich und faszinierend war Tsunade bei der Arbeit zuzusehen. Ihre Heiljutsu waren so mächtig. Sie konnten Blut wieder in seinen Körper pumpen, Wunden schließen, veröden, wobei Letzteres Tenten gar nicht gefiel. Da musste sie immer kurz nach draußen gehen, weil der Geruch von sengendem Fleisch ihr unerträglich war.

Bevor sie es merkte war es draußen dunkel.

„Tsunade-Sama?“

„Ja?“ Sie nahm gerade einen Schluck Sake zu sich.

„Darf ich erfahren, was genau vorgefallen ist?“

„Eigentlich nicht.“

Tenten hatte nicht wirklich mit einer anderen Antwort gerechnet.

„Aber du wirst es wahrscheinlich eh erfahren. Vielleicht gibt es irgendwann Krieg. Sie wollten etwas über mich herausfinden und haben es von langer Hand geplant. Er hat noch einige Worte gesprochen, bevor er vollkommen das Bewusstsein verlor. Die können ’was erleben …“

Tsunade seufzte als würden sich zwei Kinder um einen Schokoriegel streiten.

Doch Tenten sah erschrocken auf.

„Krieg?“ Das machte die Sache umso schlimmer.

„Keine Sorge“, beruhigte Tsunade und ein kleines, erfahrenes Lächeln umspielte ihre Lippen. „Kriege brauchen Vorbereitung. Bis ein richtiger Krieg vom Zaum bricht, kann es zwei bis drei Jahre dauern.“

„Meinst du wirklich?“, erkundigte Tenten sich bange.

„Wenn niemand einen riskanten unüberlegten Fehler macht, dann ja. Glaub’ mir, ein Jahr brauchen unsere Feinde mindestens. Truppen zusammenrotten, Verpflegung und Ausrüstung einplanen. Da werden Schwärme von Ninjas durch unsere Wälder gehetzt. Die kann man nicht einfach von heute auf morgen auftreiben und mit genug Verpflegung ausstatten, dass die’s bis hierher schaffen und die gleiche Moralstärke haben wie am Anfang und glaub’ mir, Tenten, wir gehen bestimmt nicht zu denen.“ Tsunade nickte wichtig. „Wenn die Krieg wollen, sollen sie gefälligst zu uns kommen.“

Tenten nickte. Das leuchtete ihr ein.

„Darf ich wenigstens erfahren, wer von nun an unsere Feinde sind?“

„Merkst du noch früh genug.“

Tenten seufzte und wandte sich lieber einem im Moment dringenderen Thema zu.

„Was passiert jetzt mit ihm?“

Jetzt war Tsunade dran zu seufzen. „Ein paar Tage werde ich ihn noch hier behalten und dann muss er auf die Intensivstation. Hast du in nächster Zeit eine Mission?“ Tenten nickte. „Tausch sie gegen ’was ein, wo du Kinder herumkommandieren kannst und du dir etwas Ruhe gönnen kannst.“

„Sicher, Tsunade? Gerade in so einer Zeit-“, begann Tenten, doch Tsunade machte eine Geste, die jede Widerrede ausschloss.

„In Ordnung.“

„Gutes Mädchen.“

Shizune kam durch die Tür und brachte noch einen Krug Sake. „Hier, Tsunade, für deine Nerven.“

„Danke, Liebste.“ Tsunade ließ sich auf den zweiten Sessel fallen, den sie im Laufe des Tages herein getragen hatten. Shizune lehnte an Tsunades Schreibtisch.

„Ach, Tenten.“ Tsunade sah sie streng an. „Das alles hier erfordert äußerste Geheimhaltung, verstanden?“

„Alles klar“, versicherte Tenten. „Danke, dass du ihn hier bei dir behältst.“

Tsunade winkte ab. „Ohne mich wär’ er schon längst tot und, wenn ich ehrlich bin, wäre es zu schade um jemanden von solch kämpferischem Genie.“ Sie zwinkerte Tenten zu.
 

Während der Tage, in denen Neji bei Tsunade untergebracht war, schlief Tenten im Sessel und Tsunade und Shizune im Nebenraum, der extra für Übernachtungen eingerichtet worden war. Tenten half im Haus, wo sie konnte, sortierte den Papierkram, der nicht streng vertraulich war und putzte, denn sie konnte es nicht ertragen noch einen Tag länger einfach nur herumzusitzen. Dies war vor allem, weil Neji von Tag zu Tag nicht besser, sondern schlimmer aussah. All seine Schwellungen schienen noch weiter anzuschwellen. Sie konnte ihren Freund gar nicht mehr in seinem eigenen Gesicht erkennen, so verzerrt waren die Züge. Außerdem färbte sein Körper sich verschiedenfarbig ein. Alle Prellungen und Blutergüsse schillerten in den unterschiedlichsten Gelb-, Violett-, Rot-, Blau- und Brauntönen. Die Salben färbten das Bisschen seiner Haut, das von Verbrennungen und Aufschürfungen verschont geblieben war, Grün ein und sie stanken grässlich. Für sie sah er schon aus als wäre er einige Tage tot und befände sich im Verwesungszustand. Manchmal bröselte Schürf von seinen Wunden und hätte sie sich getraut das Leinen anzuheben, dass am laufenden Band von Shizune ausgewechselt werden musste, hätte sie gesehen, dass Nejis Körper eine Parodie von Frankenstein darstellte, weil er mit Nähten übersehen war. Seine Atmung war so schwach, dass man sie kaum erkannte und sein Kopf musste weit in den Nacken zurückgeschoben und sein Mund weit geöffnet werden, damit er atmen konnte. Außerdem würden sich für den Rest seines Lebens dicke Narbenstränge über seinen Rücken ziehen, die von vielen Peitschenschlägen herrührten, aber davon hatte Tsunade Tenten noch gar nichts erzählt. Die Daumennägel, die beide vollkommen schwarz angelaufen und durch geronnenes Blut angehoben waren, würden allerdings wieder heilen, das Blut würde herauswachsen und bleiben würde nur das Trauma, das Daumenschrauben eben so mit sich brachten.

Davon abgesehen redeten sie allerdings nicht oft darüber, was diese Folter mit Neji angestellt haben mochte. Nicht, dass er noch nie gefoltert wurde, aber noch nie so schlimm. Noch nie soviel auf einmal. Normalerweise musste ein Mensch nicht so zugrunde gerichtet werden. Man konnte Jutsus anwenden oder nur Daumenschrauben oder nur Peitschen. Das war alles schon sehr wirkungsvoll. Wenn ein Mensch etwas nicht preisgab unter den schrecklichsten Agonien, dann würde er es einfach nicht preisgeben. Aber das, was Neji angetan wurde, war schon fast sinnlos. Das war Wut und Hass. Irgendeine gemarterte Seele hatte all ihre Probleme an ihrem Neji ausgelassen und das machte sie sehr wütend. So sollte nicht mit einem Lebewesen umgegangen werden. Sie wünschte Tsunade hätte ihr gesagt, gegen wen sich ihr Hass richten durfte. So aber hatte er kein Ventil und Tenten hasste sinnlos und das war erschöpfend.

Nach fünf Tagen wurde er der Intensivstation mit größter Sorgfalt übergeben. Dort war er der Sorgefall Nummer eins. Tenten erhielt einen Ausweis, den sie vorzeigen musste, um zu ihm durchgelassen zu werden und sie freute sich schon ein bisschen endlich nicht mehr in ihrem pinken Bademantel herumzulaufen, doch verändert hatte sich davon abgesehen nicht viel. Jetzt schlief sie oft auf einem Stuhl im Hospital und Neji sah noch genauso schrecklich aus. Allerdings pumpten sie ihm jetzt mithilfe eines Gerätes Sauerstoff durch die gereinigte und gerichtete Nase, Medikamente verabreichten sie ihm direkt in die Vene und es gab sogar einen imposanten Katheter. Das volle Programm. Jeden Tag kam ein anderer Arzt und fuchtelte an ihm herum oder er wurde in den OP geführt nur, um Stunden später herauszukommen und genauso abschreckend auszusehen. Er war die perfekte Halloween-Verkleidung. Lee würde bald wieder hier sein und sie hatte keine Ahnung, was sie ihm sagen sollte. Außerdem war es bald darauf Zeit für sie auf eine C-Mission zu gehen. Sie hatte sich zwar genau das am allerersten Tage gewünscht, aber jetzt fühlte sie sich schrecklich deswegen. So etwas hatte sie nicht erwartet.
 

„Krass“, kommentierte Shikamaru ausdruckslos. Er versuchte ein Gähnen zu unterdrücken.

„’Tschuldige“, murmelte er.

„Kein Ding.“ Tenten nickte und blickte zu Ino, die sich an Shikamarus Arm festgeklammert hatte.

„Er sieht so ... eklig aus“, brachte sie hervor und schluckte hart.

„Als sie seine Wunden verödet haben – Das war ekelig. Da musste ich einmal ein bisschen spucken“, teilte Tenten freimütig mit. Shikamaru grinste ein wenig als er sah wie bleich seine schon bleiche Freundin wurde.

„Lee und Gai waren bis jetzt die schlimmsten“, erzählte Tenten.

„Kann ich mir vorstellen“, murrte Ino, die gerade erst wieder Farbe annahm.

„Sind herum gesprungen und haben irgendeinen Tanz abgezogen bis eine der männlichen Krankenschwestern sie hinaus geworfen hat.“

Da musste selbst Ino ein bisschen lachen. Dieses verging jedoch schnell als man im Flur Hiaschi Hyugas Stimme vernehmen konnte.

„Tut mir leid, aber da musst du allein durch“, teilte Shikamaru ihr mit und die beiden flüchteten sich aus dem Krankenzimmer.

Dann stürmte er wie ein Wirbelwind herein.

„Was ist das? Und dies? Warum ist das da?“, fragte er und hob dabei immer ein neues Stück Equipment hoch.

„Blut, Medikamente und … Pisse“, informierte Tenten ihn hilfsbereit.

„Er hat am Telefon mitgehört“, entschuldigte Hinata sich, die hinter ihrem Onkel herein geschlichen kam.

„Passiert.“ Tenten hob resignierend die Schultern. „Die Ärzte schmeißen ihn schon ’raus, wenn er zuviel herumschreit.“

„Oh, gut“, freute Hinata sich.

„Was ist das?“ Hiaschi schlug die Hände vor das Gesicht und schaute Tenten anklagend an.

„Das braucht er zum Atmen“, erklärte sie geduldig. „Fass es nicht an.“

„Red nicht so mit mir!“ Nach einem kleinen Starrtest, den Hiaschi gewann, weil Tenten genervt die Augen verdrehte, stellte Hiaschi fest:

„Wenn er entlassen wird, kommt er zu uns nach Hause.“

„Hmm … “ Tenten lächelte Hinata zu. „Ich glaube, das entscheidet Tsunade.“

„Genauso gut“, urteilte Hiaschi und ging davon aus, dass eine Hokage das Oberhaupt der ältesten Familie ihres Dorfes nicht verärgern wollen würde. Aber Tsunade war keine gewöhnliche Hokage. Sie war sehr unberechenbar - Insbesondere, wenn sie betrunken war.
 

„Glaubst du, er kann bald nach Hause?“

„Nee“, schnaufte Tenten. „Die Ärzte haben ihn unter ständiger Beobachtung und freuen sich, wenn er am nächsten morgen noch lebt. Tsunade kommt ihn regelmäßig besuchen und sonst weiß ich auch nicht.“

„Hmm.“ Lee nahm ihre Hand in seine vom vielen Nahkampf schwieligen großen.

„Gai sagt, die Macht der Jugend wird ihn nicht sterben lassen und ich glaube ganz fest daran.“ Tenten konnte nicht anders als zu lächeln.

„Ich auch, Lee“, versprach sie ihm. Sie atmete ein paar Augenblicke heftig und fuhr dann fort. „Es ist nur so, dass ich nie erwartet habe, dass es Neji trifft … oder dich ... oder überhaupt jemanden“, musste sie zugeben. Man rechnete wohl nie damit bis es passierte.

„Naja, du musst zugeben, seine Manieren sind nicht die besten … Früher oder später … “, deutete Lee mit einem Grinsen an.

„So solltest du nicht über ihn reden“, schalt Tenten, doch sie lächelte auch.

„Ach, über Tote soll man nicht schlecht sprechen, aber das Glück hatte neji ja nicht!“, erinnerte Lee sie. Tenten lachte und stützte den Kopf in die Handfläche.

„Es gibt auch gute Neuigkeiten. Tsunade sagt, dass es besser für Neji wäre, wenn er in seinem eigenen Zuhause wieder auf die Beine kommen kann. Also hier.“

Sie lächelten verschwörerisch, bevor Lee fragte:

„Und? Wie war deine C-Mission?“

„Nicht so entspannend wie ich sie mir vorgestellt habe“, musste Tenten zugeben.

„Erzähl’“, verlangte Lee aufgeregt.

„Hey, nicht so neugierig, aber okay … Also, da war diese alte Frau, die Oma von irgendeinem wichtigen Heini eines für uns zwar relativ unbedeutenden aber dennoch reichen Dorfes, und die hat gemeckert – die ganze Zeit. Ich hätte nicht schlecht Lust gehabt, ihr eins mit meinem Morgenstern über den Schädel zu ziehen und andauernd hat sie gefurzt … “

So verbrachten sie zwei oder drei Stunden mit Tentens Erzählungen und lachten und schoben sich eine Koffeindosis nach der anderen ’rein, obwohl es schon spät wurde.

Als alles erzählt war, sahen die beiden Freunde sich an und Tenten brach in Tränen aus. Daraufhin brach Lee natürlich auch in Tränen aus und nahm sie ganz fest in den Arm.
 

Die Ärzte nannten es Koma. Tsunade nannte es ein Erholungsschläfchen und Tenten bevorzugte Tsunades Namengebung bis Neji sich nach einem Monat endlich rührte. Mittlerweile war Tenten Tsunades Extrabehandlung satt, denn sie konnte wirklich keine weitere C-Mission ertragen und war daher froh, dass sie einen Sonderauftrag erhielt nach zwei weiteren Wochen. Sie durfte Nejis Babysitterin sein. Weil sie vermuteten, dass es Neji zu peinlich wäre im Rollstuhl durch das ganze Dorf geschoben zu werden, wurden sie mit Tsunades Sänfte dorthin transportiert. Natürlich erregte das beinah genauso viel Aufmerksamkeit und Tenten graute davor wie sie Neji die Treppe bis zu ihrer Wohnung hinauf tragen würden. Rock Lee und Tenten nahmen jeweils ein Ende der Trage und hievten Neji hoch. Da derjenige sowieso immobil war und noch viel zu dämmrig von dem Morphin für Protest, war es eigentlich nicht schwer. Sakura kam jeden Tag vorbei, um sicherzugehen, dass die beiden sich noch nicht gegenseitig umgebracht hatten und alles war erstmal sehr ruhig.

Neji wurde morgens, mittags, abends mit Schauffelladungen Babybreis von der lieben Tenten versorgt und sprach nicht viel, weil er die meiste Zeit so sediert war, dass es fast gar keinen Unterschied zu den bisherigen Wochen machte. Allerdings konnte sie seine Atemzüge deutlich sehen. Es berührte Tenten tief in ihrem Innern und auf eine verquerte Weise wusste sie, dass sie noch nie jemanden gesehen hatte, der so lebendig auf sie wirkte.

Sein Gesicht war nicht mehr ganz die farbenfrohe Kirmes und seine Verbrennungen waren verheilt. Das bedeutete keine ekeligen Salben mehr. Nur noch semiekelige. Nach einem Monat durfte Neji aufstehen und sich mithilfe von Tenten im Haus bewegen. Die Bäder waren besonders lustig. Widerspruchslos ließ er sich entkleiden und ins lauwarme Wasser gleiten. Mit einem Schwamm und medizinischer Seife durfte Tenten nun seinen Körper reinigen. Die meiste Zeit versuchte sie ihre Augen diskret zu schließen und mit den Händen nach allem zu tasten und mit den Ohren auf gefährlich klingende „Blubber“-Geräusche zu achten. Es muss nicht erwähnt werden, dass hier einige sehr unangenehme Situationen entstanden, die von beiden Zugegenen sofort verdrängt wurden. Nach dem vierten Mal konnte sie deutlich erkennen, dass Neji sein volles Bewusstsein wiedererlangte, denn er wurde rot wie eine Tomate und daraufhin Tenten auch. Am nächsten Morgen fragte sie.

„Wie geht es dir?“

„Kein Brei“, krächzte er bemitleidenswert. Sie konnte mittlerweile wieder Neji in Nejis Gesicht erkennen. Es war ein wundervoller Anblick.

„Doch, doch“, widersprach sie. „Tut mir Leid, aber hier sind ganz viele Nährstoffe und Vitamine und Gott weiß was drin. Jedenfalls machen die dich ganz heile heile.“

Dafür erntete sie einen missbilligenden Blick. Hyugas wurden nicht heile heile.
 

Aber mit dem Bewusstsein kam eine ganz neue Welt der Probleme auf Tenten zu. Tagsüber konnte er wohl die Schmerzen unterdrücken, doch dann wachte er nachts von Schmerzen und Albträumen gepeinigt auf und konnte sich fast nicht beruhigen. Er zitterte am ganzen Leib und weinte sogar. Sie hatte Neji noch nie weinen sehen und es war weder ein schöner Anblick noch ein schönes Geräusch. Heisere Schreie gefolgt von heiseren Schluchzern, völlig unkontrolliert, aber, was vielleicht noch schlimmer war, war, dass sie wusste wie sehr er sich schämte. Als er sich immer mehr bewegen konnte, wurde es noch schlimmer. Er schmiss seinen Nachttisch neben dem Bett um und die Schublade entleerte sich auf dem Boden.

Da beschloss Tenten, ihm die Privatsphäre zu nehmen. Auf dem Boden schlafen wollte sie allerdings auch nicht, also stellte sie sich entschlossen hinter ihr Bett und schob es durch ihre Schlafzimmertür den Flur hinunter und in Nejis Gemach. Das war überhaupt nicht einfach, da ihre Schlafstätte gerade so durch die Türrahmen passte und sie das ganze Gestell gefährlich kippen musste nur, um es um Ecken zu manövrieren.

Nur einmal musste Tenten Todesängste durchstehen. Neji erwachte mit aktivierten Byakugan und sprang ihr an die Kehle. Sie schrie verzweifelt und konnte ihn jedoch einfach abwehren, da er noch nicht zu seinen alten Kräften zurückgefunden hatte. Ihre Nachbarn riefen schon lange nicht mehr die Polizei bei frühmorgendlichen Schreien.

„Tenten!“, kam es eines Morgens heiser an ihr Ohr. Verschlafen öffnete sie die Augen und ihr Blick fiel als erstes auf das leere Bett zu ihrer Linken. Sofort war sie hellwach.

„Neji, du kannst ja gehen!“ Fasziniert betrachtete sie ihn wie er sich mit zwei Krücken im Raum bewegte. Hastig schwang sie sich aus den Federn und warf ihren pinken Plüschmantel über. Mit ihr an seiner Seite humpelte er zur Küche und setzte sich auf seinen Stuhl. Tenten klatsche ihm die Rechnungen vor die Nase und von da an versuchten sie ein normales Leben zu führen. Jedenfalls taten sie so. Sakura oder Lee brachten noch immer alle Einkäufe vorbei, doch, wenn sie nach Neji fragten, antwortete Tenten „Top fit, wie immer. Wieso fragst du?“ oder „Ach, genervt und schlecht drauf, aber sonst gut.“

Außer Lee schien niemand so wirklich dieses Prinzip zu verstehen.

„Ich wusste, dass die Kraft der Jugend ihn heilen würde. Das geh ich sofort Gai erzählen!“ und mit Freudenstränen rannte er hinfort. Sakura war weit weniger verständnisvoll.

„Gut? Sein Körper ist ein Scherbenhaufen und du nennst ihn topfit?“, empörte sie sich. „Geht’s dir noch gut?“

In dem Moment humpelte Neji von seinem Schlafzimmer zur Küche und schon konnte man die Kaffeemaschine hören.

„Mach mir auch einen“, rief ihm Tenten ungerührt nach.

„Du lässt ihn für dich arbeiten?“ Sakura war fast außer sich. Sie wisperte zwar, doch das war völlig egal, denn Neji war direkt im angrenzenden Raum.

„Ihm geht’s gut. Er macht Kaffee. Was willst du?“

„Du sollst dich um ihn kümmern“, erklärte Sakura. In letzter Zeit gefiel es Tenten nicht wie Sakura mit ihr umsprang. Sie war vielleicht keine Krankenschwester, doch sie fand, dass sie sich bis jetzt sehr gut um Neji gekümmert hatte. Tenten blieb ruhig und erklärte:

„Wir müssen auf unsere Weise damit klar kommen. Wir werden das Ganze so besiegen wie wir können, klar?“

„Wir?“, blaffte Sakura. „Jetzt seid ihr also schon ein Wir! Aha! Pass bloß auf mit euren Siegen“, warnte sie. „Das kann auch in die Hose gehen.“
 

Es war ein nur ganz sanfter Laut und Tenten wurde auch sanft geweckt. Sie wälzte sich unter ihrer Decke herum und wollte gerade wieder in süßen Schlummer versinken als ihr etwas komisch vorkam. Sie saß auf und rieb sich die Augen.

„Neji?“, fragte sie in die absolute Stille des dunklen Raumes.

„Neji?“, wiederholte sie noch einmal etwas lauter. Da hörte sie es. Sie kletterte sofort aus ihrem Bett und schob sich auf seins. Sie tastete und fand seinen Oberschenkel. Er saß auf der Bettkante.

„Alles in Ordnung? Brauchst du mehr Morphium?“

Er schüttelte heftig den Kopf. Vorsichtig legte sie ihm eine Hand auf den gekrümmten Rücken. Er war nackt.

„Neji, ist dir nicht kalt?“

Wieder schüttelte er den Kopf so plötzlich. Also blieb sie eine ganze Weile einfach nur neben ihm sitzen. Allerdings fielen ihr immer wieder die Augen zu. Für Sekunden schlief sie dann, wachte aber sofort wieder auf, wenn sie vornüber kippte.

Dann aber ersann ihr Körper eine clevere Strategie. Er lehnte sich einfach an Neji an und ließ sie ihre Augen schließen. Sie war sofort weg und schlief einen tiefen traumlosen Schlaf. Neji hatte wieder zu seinem alten ruhigen Selbst gefunden und blickte nur kurz in Tentens friedliches Gesicht bevor er wieder an die Wand starrte. Ihm fiel es schwer zu schlafen. Er träumte noch immer furchtbare Sachen, doch er wachte nur schweißgebadet auf und ihm war dann immer schwindlig und schlecht. Manchmal waren seine Byakugan aktiviert und er hatte Kopfschmerzen. Nach einer Weile fühlte er seine schweren Glieder sowie die Müdigkeit über ihn kommen und er ließ sich vorsichtig nach hinten in seine Kissen fallen. Tenten legte er sanft neben sich ab, drehte sich herum und schlief mit dem Geräusch ihres Atems in seinem Rücken ein.
 

In den frühen Morgenstunden blinzelten sie und lagen verschlafen nebeneinander.

„Tenten … Ich muss hier ’raus sonst wird’ ich verrückt“, teilte er ihr mit. Er ahnte ihr Nicken und sie schliefen beide noch einmal ein.
 

„Bereit?“

Ein Nicken.

Neji wollte die Krücken auf keinen Fall mitnehmen. Tenten warnte ihn alle paar Minuten, dass er sich nicht überexerzieren durfte und merkte selbst wie nervig sie war. Aber sie konnte nicht anders.

Sie gingen nebeneinander. Neji humpelte leicht, obwohl er sich alle Mühe gab, es nicht zu tun.

„Glaubst du, es ist aussichtslos?“, fragte er sie nach ihrer Meinung. Sie schüttelte den Kopf.

„Nein, bis zum Wald schaffst du’s auf jeden Fall.“

Er richtete sich noch ein wenig gerader auf und setzte einen Fuß vor den anderen. Die Kieselsteine, mit denen die Wege in Konoha-Gakure ausgelegt waren, rutschten immer unter seinen Sohlen fort und machten das Vorankommen schwer. Gleichzeitig hatte er Tenten aber auch regelrecht verboten ihn zu stützen.

Beständig bahnte er sich einen Weg durch die Menge. Sie sahen alte Freunde und Bekannte. Das heißt, Tenten sah sie. Sie konnte ihnen nur kurz zuwinken, denn Neji hatte den Blick auf ein viel weiter entferntes Ziel gerichtet. Über den Dächern der Stadt ragten die Baumwipfel empor und darauf hielt er zu. Er bemerkte keine zum Gruß erhobenen Hände, kein Zunicken und keine Ausrufe. Tenten lächelte alle entschuldigend an.

Er wollte das schaffen und er würde sich von nichts aufhalten lassen.

Er hatte ihr anvertraut, dass er sich in der Wohnung eingesperrt fühlte. Er wollte seine Freiheit. Da die im Moment sehr eingeschränkt war, tat er alles, um sich jeden Krumen Freiheit schwer zu erarbeiten.

Sakura hatte er schon lange in ihre Schranken zurückgewiesen. Für ihn war sie eine der Kerkermeister. Er verstand nicht wie sie es rechtfertigen konnte, ihn einzusperren.

Als Tenten bemerkte, dass sein Atem schwer ging und beunruhigend rasselte, schritt sie dicht an ihn und appellierte: „Setz dich kurz.“

Kopfschütteln.

„Neji, setz dich nur kurz. Die vielen Medikamente werden dich schwindlig machen, dann fällst du und ich kann dich aus dem Matsch holen.“

Wieder Kopfschütteln. Er konnte Tenten seufzen hören, doch er wollte noch nicht aufgeben. Er fühlte zwar wie es ihm schwindelte, doch der Wald war schon so nah. Es war fast als könnte er den Geruch von Tannengrün schon wahrnehmen. Doch dann sah er nur noch Himmel. Seine ganzen Sinne waren nur noch auf den blauen Himmel ausgerichtet und seine Wahrnehmung reichte himmelweit.

In Wirklichkeit war er kurz zusammengebrochen, sein Kopf war in den Nacken gefallen und nun blickten seine Augen starr nach oben.

„Neji“, flüsterte eine Stimme nah an seinem Ohr. „Neji, komm zurück. Der Wald ist gar nicht weit.“

Er befreite sich aus ihren stützenden Armen und kam wieder auf die Beine.

„Nur noch ein kleines Stück“, versprach sie.

Er ging immer schneller und Tenten musste immer größere Schritte machen, um mit ihm mitzuhalten.

Schließlich verfiel er in einen ungleichmäßigen Lauf. Sein Bein machte ihm sehr zu schaffen, doch er rannte trotzdem und Tenten war immer nur einen Atemzug von ihm entfernt.

Die Leute machten ihnen Platz und schließlich passierten sie den Palisadenzaun, der die Stadtgrenze markierte.

Nejis Schritte beschleunigten sich noch einmal bis er die ersten Bäume hinter sich gelassen hatte und sich auf das feuchte Moos fallen ließ. Tenten warf sich neben ihn.

„Geschafft“, stöhnte sie glücklich. Neji nickte und nahm eine ihrer Hände. Sie gab sie ihm und rollte sich zu ihm herüber.

„Geschafft“, murmelte sie.

„Jetzt werden wir siegen“, prophezeite er und drückte ihre Finger sacht.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Jacward
2011-12-24T19:56:55+00:00 24.12.2011 20:56
Sehr schöner OS! ^^


Zurück