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Die Last auf seinen Schultern

24 Wege, jemanden in den Wahnsinn zu treiben
von

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Einundzwanzigster Dezember

Etwas hatte sich verändert.

Eigentlich war es bemerkenswert wenig, aber etwas hatte sich verändert.

Er wusste nicht, ob Hijikata das auffiel, aber eigentlich war es ihm auch egal. Vielleicht konnte man nach außen gar nicht sehen, was sich verändert hatte, aber das musste ihn ja auch nicht interessieren.

Er hatte sich verändert.

Er war ruhiger geworden.

Das war schon alles, was ziemlich grotesk war, aber es war eben genug, um Sougo aufzufallen.

Scheiße, sie hatten miteinander geschlafen. Er und Hijikata hatten miteinander geschlafen. In einem Krankenhausbett. Nachdem er ihn mit einer Bazooka abgeknallt hatte. Das musste man sich erstmal geben…

Aber auf irgendeine seltsame Art und Weise war diese ganze Nacht wie ein gigantisches Geständnis gewesen. Sougo glaubte jetzt, Hijikata zu verstehen, und er glaubte auch, dass Hijikata ihn nun ein bisschen besser verstand. Sie hatten einander gestanden, was los war, teilweise mit Worten, teilweise mit Taten.

Und das hatte eben etwas verändert.

Keiner von ihnen war verknallt. Gott, nein. Das wäre ja ekelhaft. Aber jeder hatte zugegeben, dass er zumindest irgendwas fühlte, was dort eigentlich nicht hingehörte, was schwer zuzugeben und schwer zu fassen war, und was eben dazu führte, dass ihnen hin und wieder der Sinn danach stand, sich gegenseitig auszuziehen und auf Krankenhausbetten zu pinnen.

Sougo wusste, dass Hijikata noch sehr an seiner Schwester hing. Vielleicht brauchte er einfach nur Ausgleichssex und hatte den eben mit ihm. War ihm eigentlich schnuppe. Die Hauptsache für Sougo war, dass er Hijikata für sich hatte, dass er dafür sorgen konnte, dass genau das passierte, was Sougo wollte, und dass er nicht aussprechen musste, was er fühlte. Soweit war er zufriedengestellt.

Und deshalb war er ruhiger geworden.

Er konnte öfter mit Hijikata zusammenarbeiten, ohne das Bedürfnis zu verspüren, ihn zu töten oder ihm zumindest Höllenqualen zuzufügen. Er spielte trotzdem noch hier und da seine Streiche, machte dumme Bemerkungen und jagte hier und da mal etwas in die Luft, aber Sougo fand, dass er um einiges harmloser geworden war. Er war einfach nicht mehr so gereizt wie vorher. Er hörte nicht komplett auf, weil es ihm dafür zu viel Spaß machte, aber er tat es zumindest aus anderen Gründen, und damit war Hijikata endgültig außer Lebensgefahr.

Ob Hijikata selbst das bemerkte und begrüßte, wusste er nicht. Interessierte ja auch niemanden.

Sougo saß in Kondous Zimmer und beobachtete Hijikata dabei, wie er die Platzwunde an Kondous Stirn behandelte. Sah aus, als habe er Otae nach einem Date für Weihnachten gefragt. Sah aus, als habe sie nein gesagt. Sah aus, als sei hier alles wie immer.

»Und, Hijikata-san…«, sagte er deshalb träge. »Hast du Danna schon nach einem Date gefragt?«

Hijikata biss auf seine Zigarette und warf ihm einen tödlichen Blick zu. »Ich muss Weihnachten arbeiten«, sagte er betont ruhig.

»Oooh neeein«, machte Sougo. »Dann wird er ja furchtbar enttäuscht sein, oder nicht? Schenk ihm wenigstens was als Entschuldigung…«

»Halt die Klappe!«, fauchte Hijikata und Sougo musste grinsen. »Hast du denn dein China-Mädchen schon gefragt?«

Und schon war das Grinsen wieder verschwunden. Kondou-san sah ihn neugierig an und Sougo rümpfte die Nase. »Bäh«, sagte er. »Nein, was will ich denn mit der? Wie alt ist sie, sieben? Vergiss es.«

»Ist vielleicht besser so«, sagte Hijikata ruhig, während er ein großes weißes Pflaster auf Kondous Stirn klebte. »Nicht, dass sie dich noch verprügelt…«

»Wollt ihr zwei denn Weihnachten frei haben?«, fragte Kondou, bevor Sougo nach seinem Schwert greifen konnte. »Ihr arbeitet ständig an Feiertagen, wir könnten euch sicher entbehren…«

»Nein, nein«, sagten sie gleichzeitig.

Sougo warf Hijikata einen kurzen Blick zu und stand dann langsam auf. »Wir brauchen keine Dates, Kondou-san. Jemand muss die Arbeit machen. Das ist wichtiger.«

»Ich stimm dir ja nur ungern zu, aber so ist es«, sagte Hijikata, der sich ebenfalls erhob und Kondous Stirn prüfend musterte. »Wie geht’s deinem Kopfweh, Kondou-san?«

»Ach, das geht schon!«, sagte Kondou laut und winkte tapfer grinsend ab. »Für Otae-san nehm ich alles in Kauf!«

Sie schnaubten unisono. »Okay«, sagte Hijikata nur und wandte sich ab.

Sougo sah ihm kurz nach, erkundigte sich dann nochmal nach Kondous Wohlbefinden und verschwand dann ebenfalls. Nein, nein, er brauchte Weihnachten kein Date, es war viel besser, wenn er an diesem Tag arbeitete. Viel, viel besser.

Er und Hijikata würden gemeinsam auf Streife gehen.



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