Zum Inhalt der Seite

Die Last auf seinen Schultern

24 Wege, jemanden in den Wahnsinn zu treiben
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Neunzehnter Dezember

A/N: Leichte Spoiler bzgl. Mimawarigumi-Arc.
 

---
 

Die ersten Schneeflocken fielen zu Boden und Sougo und Hijikata saßen nebeneinander auf dem Krankenhausbett, um ihnen dabei zuzusehen. Sougo schmiedete innerlich bereits Pläne für diverse Schnee- und Eisskulpturen, während Hijikata lauthals kundgetan hatte, dass er dieses Wetter hasste, und eben nebenbei hatte erwähnen müssen, dass er Sougo nicht verstand.

Sougo antwortete nicht. Er verstand sich mittlerweile ganz gut. Hatte vielleicht auch ein bisschen gedauert, aber na ja. Jetzt ging es. Lag wahrscheinlich daran, dass es jetzt irgendwie einfacher war, sich das alles einzugestehen. Wieso auch immer…

Als man Hijikata vor ein paar Tagen bewusstlos ins Krankenhaus gefahren hatte, hatte Sougo sich gefragt, wieso er ihn nicht einfach hatte liegen lassen. Je schlechter es Hijikata ging, je mehr er außer Gefecht gesetzt war, desto angenehmer war das Leben für Sougo. Wenn er ihn nicht sehen musste, musste er auch nicht über ihn nachdenken, und über alles, was passiert war, wenn er ihn nicht zu Gesicht bekam, musste er sich diese irritierenden Gedanken nicht machen, also wäre es wohl sinnvoller gewesen, ihn dort einfach seinem Schicksal zu überlassen.

Und dann hatte er sich an das Telefonat erinnert, das er mit angehört hatte. Wie Hijikata behauptet hatte, dass Sougo ihn hasste. Und wie er gesagt hatte, dass das okay war.

Sougo kannte Hijikatas Komplexe, sogar peinlich genau. Er wusste, wie er sich Vorwürfe wegen seiner eigenen Familie machte, und wie er sich Vorwürfe wegen Sougos Schwester machte. Er wusste, dass er auf seine eigene, verschrobene Art und Weise versucht hatte, das alles bei Sougo wiedergutzumachen. Sougo hatte sich dagegen gesperrt und er hatte auch nicht vor, das zu ändern, aber es waren wohl diese Momente im Auto gewesen, mit einem ohnmächtigen Hijikata und den Erinnerungen an dieses Telefonat, die ihn hatten merken lassen, welch schweres Gewicht auf seinem Rücken ruhte.

Sougo kannte die Geschichte von Hijikatas Kindheit – er hatte sie ihm nie selbst erzählt, aber dank Kondou hatte er immer alles ganz gut mitbekommen. Das mit Mitsuba war… Na ja, offensichtlich. Und jetzt das mit ihm. Scheiße, Sougo sah sich nicht imstande, irgendetwas daran zu ändern, er sah sich nicht imstande, auch nur ein Gramm Gewicht von Hijikatas Schultern zu heben, aber er hatte es zumindest einmal geschafft, zu realisieren, dass es überhaupt existierte.

Und das Mindeste, was er hatte tun können, war, ihn ins verdammte Krankenhaus zu bringen, nachdem er ihn einfach so abgeknallt hatte.

Ein Samurai beschützte, was ihm wichtig war. Hijikata versuchte das immer und immer wieder und es schien ständig fehlzuschlagen. Sougo wollte es besser machen.

»Und woher kam dieser plötzliche … Streich-Adventskalender?«, fragte Hijikata dumpf, der noch immer zu versuchen schien, Sougos Handlungen zu verstehen.

Sougo zuckte die Achseln. »Mir war danach«, sagte er vage.

»Und gab es dafür irgendeinen Grund? Hab ich Anfang Dezember auch schon irgendwas angestellt, was dich angekotzt hat?«

»Nicht direkt«, murmelte Sougo und ließ sich rücklings aufs Bett fallen. »Es ist … das zweite Weihnachten ohne ihre Briefe. Ist mir irgendwann Ende November aufgefallen. Ich schätze, ich … musste mich nur irgendwie ablenken.«

»Also hast du meine Bettdecke angezündet?«

»Ja.«

Hijikata versenkte sein Gesicht in seiner Handfläche und Sougo musste für einen kurzen Moment grinsen, bevor er den Blick wieder von Hijikatas Profil abwandte und an die Decke starrte.

»Hey, Hijikata-san.«

»Hm?«

»Hast du deinem Bruder diesen Monat schon geschrieben?«

»Nein.«

»Schreibst du ihm noch?«

»Natürlich.«

»Sag ihm, dass er gut auf sie aufpassen soll, wo auch immer sie jetzt sind.«

Hijikata zog eine Augenbraue hoch und warf ihm einen undefinierbaren Blick zu, dann schnaubte er leise und sah wieder aus dem Fenster.

»Kann ich machen«, sagte er.

Vermutlich waren die beiden an einem Ort, an dem man, blind oder nicht, genau hierhersehen und seine jüngeren Geschwister auslachen konnte, dachte Sougo. Und dann versuchte er, sich zu entscheiden, ob er Hijikata ausziehen oder aufschlitzen wollte, dafür, dass er ihn wieder auf solche Gedanken gebracht hatte.

Glücklicherweise kam er nicht dazu, einen Entschluss zu fassen. Ein namenloses Mitglied der Shinsengumi platzte ins Zimmer und eskortierte sie zum Auto, das sie endlich zurück ins Hauptquartier brachte, nachdem man Hijikata aus dem Krankenhaus entlassen hatte.

Eigentlich hatten sie für diese Fahrt zwar Yamazaki gebucht, aber der war irgendwie nirgends aufzufinden.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück