Zum Inhalt der Seite

Die Last auf seinen Schultern

24 Wege, jemanden in den Wahnsinn zu treiben
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Zwölfter Dezember

Er war wütend, und er wünschte sich, er müsse nicht wütend sein. Sougo verbrachte nun schon den halben Tag damit, sich Gründe auszudenken, weshalb er nicht wütend sein sollte oder konnte oder musste, oder wenigstens andere Gründe für diese verdammte Wut, und es klappte nicht.

Klappte einfach nicht.

Kein Erfolg.

Er war wütend und er konnte absolut nichts daran ändern.

Und das nur weil dieser Bastard von einem Vorgesetzten es für nötig gehalten hatte, sich diese hässliche Trulla anzulachen.

Ernsthaft? Die sah aus wie ein Kerl. Wie ein großer, breiter, hässlicher Kerl, der sich gern in Frauenkleider warf und sich ausgesprochen geschmacklos schminkte, um mit Volltrotteln wie Hijikata essen zu gehen. Wahrscheinlich war er … oder sie … einfach nur arm und brauchte jemanden, der ihr Essen spendierte. So sah’s aus. Und Hijikata fiel drauf rein, weil Hijikata dumm war.

Er hasste es. Er hasste, hasste, hasste es, wenn Hijikata irgendwelche Frauen abschleppte. Sougo wusste nicht genau, was er mit diesem hässlichen Exemplar angestellt hatte, aber Tatsache war, dass er am Samstagabend nicht zurück nach Hause gekommen war – er war wohl erst mitten in der Nacht wieder aufgekreuzt, aber da hatte Sougo schon geschlafen. Morgens jedenfalls hatte er wieder in seinem Futon gelegen, aber Sougo war nicht dumm, er konnte auch eins und eins zusammenzählen. Hijikata haute ab, Hijikata war die halbe Nacht nicht da, und Hijikata ging am nächsten Tag mit irgendeiner behinderten Frau aus, die ihn anlächelte, als sei er der Messias.

Er hasste es.

Er hasste es, wenn Hijikata das tat, und er hasste es, dass er sich darüber aufregte. Das war nicht richtig, das war absolut sinnlos, unnötige Zeit- und Energieverschwendung, und es trug nur dazu bei, dass Sougo sich selbst verachtete. Und eigentlich machte er sowas nicht, eigentlich fand er sich selbst gar nicht so übel, aber immer, wenn es um Hijikata ging, stand alles auf der Kippe.

Bastard.

Beschissener Bastard.

Früher hatte er sich gesagt, dass es an seiner Schwester lag. Er hasste es, Hijikata mit anderen Weibern zu sehen, weil das nicht fair war. Er hatte seine Schwester abserviert, um sich stattdessen mit irgendwelchen billigen Miststücken abzugeben, das hatte Sougo wütend gemacht, das war der Grund gewesen, hatte er sich gesagt.

Und vielleicht hatte das auch eine Weile lang gestimmt. Das schloss er gar nicht aus. Wahrscheinlich war das jahrelang wirklich der richtige Grund gewesen, aber irgendwann hatte sein Fokus sich verlagert. Fatal verlagert.

Und er hasste es.

Sougo wusste, wie sich Eifersucht anfühlte, Sougo wusste es sehr gut. Er würde dieses Gefühl immer erkennen. Egal, in welchen Farben und Formen es auftauchen würde, und welche Gründe es haben würde. Egal, ob es Sinn ergab oder nicht. Eifersucht würde er immer identifizieren können.

Er gab es nur ungern zu – nein, eigentlich gab er es gar nicht zu. Anderen gegenüber sowieso nicht, und sich selbst gegenüber… Na ja, ein Teil von ihm wusste es eben. Sein Unterbewusstsein oder sowas. Irgendwo war es ihm schon klar, aber er dachte so wenig wie möglich daran. Eigentlich waren die Gründe ja auch schnuppe, er war eben wütend auf Hijikata, das war doch im Endeffekt alles, was zählte.

Und was tat Sougo, wenn er wütend auf Hijikata war?

Richtig, da gab es eine ganz einfache Lösung.

Er lauerte ihm im Garten vor seinem Zimmer auf, weil Hijikata Pause hatte und früher oder später hier heraustreten würde, zum Rauchen. Er war berechenbar. Furchtbar berechenbar. Noch so ein Grund, wütend auf ihn zu sein, vielleicht sollte er ihn lieber deshalb hassen, weil er berechenbar war, und nicht, weil er ihn neidisch machte, oder irgend so eine Scheiße.

Sougo hatte sich einfach eine der Bazookas aus dem Lager geschnappt, die jetzt auf seiner Schulter ruhte. Oh, er würde ihn nicht töten. So wie immer. Er sagte das gerne, aber er hatte nicht vor, den Trottel irgendwann umzubringen. Auch, wenn es manchmal wie die bessere Lösung schien, aber… Nein. Nein, Sougo hatte für die nächsten Jahrzehnte genug Beerdigungen gesehen, Hijikata sollte nicht sterben. Nur leiden. Weil das gerecht war.

Absolut gerecht.

Die Schiebetür ging auf und Hijikata trat auf den Hof, Zigaretten und Feuerzeug schon in der Hand. Sougo visierte an, verengte die Augen etwas, und drückte ab.

Nichts passierte.

Stirnrunzelnd schielte er das Rohr auf seiner Schulter an, wartete einige Sekunden und drückte noch einmal ab – und wieder geschah nichts. Sougo fluchte leise und senkte die Bazooka etwas, musterte sie misstrauisch. War das Ding kaputt? Geladen hatte er sie, dessen war er sich sicher…

Seine Hände wurden mit einem Mal heiß, und im Lauf der Waffe hörte er verdächtiges Rauschen.

Oh, oh.

Er wollte die Bazooka von sich werfen, doch noch bevor sie seine Hände verlassen hatte, hörte er den Knall, er spürte die Druckwelle, dann flog irgendetwas Schwarzes auf ihn zu und riss ihn von den Füßen, und Sougo war weggetreten.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück