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Die Last auf seinen Schultern

24 Wege, jemanden in den Wahnsinn zu treiben
von

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Zehnter Dezember

Missmutig starrte er gen Himmel, während er in seinen Taschen nach einer Zigarettenpackung angelte. »Sieht fast aus, als könne es die Tage schneien…«, brummte er.

»Mmhm«, machte Sougo langgezogen, warf ebenfalls einen kurzen Blick in den Himmel und wickelte sich dann den Schal enger um den Hals. »Na ja, solang der Alte uns nicht wieder zwingt, mit irgendwelchen Idioten Skifahren zu gehen, soll mir das egal sein.«

»Mir nicht«, sagte Toushirou und klopfte eine Zigarette aus der Packung. »Ich hasse Schnee. Alles ist matschig, alles ist rutschig, nass und kalt, ständig wirft irgendjemand Schneebälle und irgendwelche Trottel fliegen jeden Tag auf die Fresse und verletzen sich.«

»Sprich nicht immer so viel von dir selbst«, sagte Sougo trocken.

Toushirou verdrehte die Augen, sagte aber nichts dazu. Er schob sich die Zigarette zwischen die Lippen und verstaute die Packung wieder, begann dann ein weiteres Mal, seine Taschen zu durchwühlen – diesmal, ohne fündig zu werden.

»Häh«, machte er leise an seiner Kippe vorbei. »Hab ich mein Feuerzeug vergessen…?«

Normalerweise packte er das morgens als allererstes in seine Hosentasche, noch vor so unwichtigen Dingen wie seinem Handy, seinen Schlüsseln oder Geld. Zigaretten bekam man immer irgendwoher, aber sein Mayonnaise-Feuerzeug war wichtig.

Und es war nicht da.

Toushirou gab ein äußerst missgelauntes Seufzen von sich, nahm die Zigarette wieder aus dem Mund und starrte sie an, als könne er sie nur mit seinem Blick entflammen. »Toll«, sagte er nur.

Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern bewegte sich Sougo. Toushirou nahm ihn gerade noch im Augenwinkel wahr und drehte sich knapp rechtzeitig zu ihm, um mitzubekommen, wie er seine Bazooka hervorzauberte (ernsthaft, er hatte keine Ahnung, wo der Junge sie immer versteckte) und auf ihn zielte, bevor sich ein breites Grinsen auf seinem Gesicht bemerkbar machte. »Ich kann dir Feuer geben, Hijikata-san«, sagte er.

»Du kleiner –«, begann Toushirou, aber Sougo drückte ab.

Toushirou war routiniert genug in diesen Angriffen, um sich einfach zu ducken und dem Angriff zu entgehen, aber er spürte die heiße Welle des Schusses über ihn hinwegfegen und musste mühsam dem Drang widerstehen, Sougo einfach die Beine vom Boden zu ziehen und ihn bewusstlos zu schlagen.

Und seine Zigarette brannte jetzt immer noch nicht.
 

Toushirou war zu stolz, sich ein neues Feuerzeug zu kaufen – er wollte sein altes. Sein eigenes. Sein Mayonnaise-Feuerzeug eben!

Er durchsuchte das gesamte Shinsengumi-Hauptquartier und konnte es nicht finden, und als er eine Pause einlegte, um zu essen, musste er danach feststellen, dass nun auch sein Schwert verschwunden war. Das war nicht so schlimm – dieses Mistding war immerhin immer noch verflucht, und somit hatte es die kuriose Angewohnheit, irgendwie mit Toushirou zu kommunizieren. Oder so. Er wusste auch nicht ganz, wie das vonstattenging, aber Tatsache war, dass es ihm unwahrscheinlich leicht fiel, es wiederzufinden, egal, wo es war.

Er fand es in der Regentonne und verbrachte einige Zeit damit, es fluchend abzutrocknen und zu säubern.

Das war doch verdammte Bullenkacke.

Er hatte die Barrikade von seiner Zimmertür entfernt. Weil sie ihn auf die Dauer doch ziemlich nervte, und weil Sougo ja so gewirkt hatte, als habe er sich beruhigt. Und was war das Resultat?

Er hätte sich ja eingestanden, dass er sein Feuerzeug mal verlor – aber sein verdammtes Schwert verlegte er nicht. Es war offensichtlich, dass Sougo es geklaut hatte. Sein Schwert und sein Feuerzeug. Aus seinem Zimmer. Kaum entfernte er die verfickte Barrikade, kam der kleine Hosenscheißer wieder an und nahm einfach sein Zeug.

Hatte Toushirou das verdient? Nein, Toushirou hatte das nicht verdient.

… Okay, vielleicht hatte er es verdient. Aber es pisste ihn trotzdem an.

Da er kein Feuerzeug bei sich trug und sich zu fein war, andere Leute um Feuer zu bitten, hatte er den ganzen Tag nicht geraucht.

Den ganzen Tag.

Nicht eine einzige Zigarette.

Hijikata Toushirou hatte seit dem Aufstehen nicht geraucht.

Er war gereizt. Wirklich gereizt. Verdammt gereizt.

Als er nachmittags zurück in sein Zimmer kam, seine konstant geballten Fäuste zitterten schon leicht und er hatte das Gefühl, als bewege sich sein Blutdruck in schwindelerregenden Höhen, lag sein Mayonnaise-Feuerzeug einsam und intakt in der Mitte seines Futons. Mit einem Anflug von lächerlicher Freude hob Toushirou es auf und wollte gleich wieder vor die Tür, um endlich zu rauchen –

Um festzustellen, dass man ihm seine Zigaretten gestohlen hatte.

Toushirou hielt sich nur mit sehr viel Selbstbeherrschung davon ab, das geliebte Feuerzeug in seiner Faust nicht zu zerstören, trat stattdessen seine eigene Tür ein, versenkte sein Schwert mehrmals im Mobiliar der Kantine, jagte ein oder zwei Bäume im Garten in die Luft und verpasste Yamazaki im Vorbeigehen einen Kinnhaken, der sich gewaschen hatte.

Und dann beschloss er, einfach Feierabend zu machen, weil das definitiv besser für Edos Bevölkerung war, warf sich statt der Uniform seinen Yukata über und stapfte los in die Stadt, um auf andere Gedanken zu kommen.

Nein, heute würde er nicht mehr nach Hause zurückkehren. Heute würde er sich nicht weiter Sougos Willkür aussetzen. Er war nicht verpflichtet, sich von diesem Bastard quälen zu lassen. Er war nicht verpflichtet, bei ihm zu sein.



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