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Mindfuck.

Kurzgeschichten des Wahnsinns
von

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Unschuldig

"Bitte...", flehte er kaum hörbar und stemmte seine dürren, zittrigen Arme gegen meinen übermächtigen Oberkörper, schluchzte ein weiteres Mal verzweifelt auf. Wütend über seinen augenscheinlichen Widerwillen die personifizierte Promiskuität für mich zu werden, verlagerte ich mein Gewicht nur noch rabiater nach vorn und drückte ihn hart in weiche Kissen, des pulsierenden Feuers in meinem Unterleib gewahr.
 

Sollte die Welt mich doch hassen!
 

Wie das hungrig lechzende Raubtier hatte ich ihn gejagt, hatte ihm nachgestellt und ihm jeden heiß-feuchten Traum geschenkt, der mich heimlich überfiel. Und schon seit langem konnte ich das Feuer, das mein Herz zu Asche verbrennen ließ und einzig und allein von seinen tiefen, ozeanblauen Augen, in denen die Sonne sich tausendfach zu brechen schien, am Leben erhalten wurde, nicht mehr mit bloßer Willenskraft allein löschen.
 

Er war meine Beute! Er allein war Alles und Nichts, das unendlich dunkle Nirgendwo, in das mein Seelenheil zu stürzen drohte. Leidenschaftlich benetzte ich meine trockenen Lippen, bevor meine große, schwere Hand gemächlich unter sein Hemd glitt, um seine zarte Brust zu erkunden-

Hohl und vernichtend falsch klang sein Stöhnen, wieder drang ein unterdrücktes Schluchzen in mein Bewusstsein und ich kam nicht umhin, ihm aus Gram meine Zähne in den weißen Hals zu schlagen, ihn so für sein wehrhaftes Verhalten zu strafen.
 

Er konnte, wollte meine Lust nicht mit mir teilen, verstand nich, dass wir bestimmt waren Eins zu sein. Wusste er denn nicht, dass ich für ihn alle Sterne vom Himmel getragen hätte?

Sicherlich, er störte sich an den Konventionen Unsereins, konnte unser gleichsam pulsierendes Blut nicht so einfach ausblenden wie ich. Er fürchtete, Mutter würde uns hassen.

Doch wenn der sakrale rote Lebenssaft wirklich dicker als Wasser und Liebe das höchste Gebot war, wieso waren dann diese beiden Heiligtümer partout nicht zusammenzubringen?

Wieso waren meine Sehnsüchte, die mich monatelang zu ersticken drohten, immer wieder an meiner Moral gescheitert, bis ich der Versuchung schließlich doch nicht widerstehen konnte?
 

Jede Faser meines schwachen Körpers drohte an ihm zu verbrennen, doch meine Seele war das erste Mal in ihrem Leben frei. Seine nassen, blauen Augen hatten jeglichen Glanz verloren, da war keine Abscheu mehr in diesem schönen Gesicht, im Gegenteil. Devot schlang er seine Arme um mich und wir küssten uns endgültig zum ersten Mal, ich streichelte sanft seine tränenverschmierte Wange und sein Blick schien ängstlich "ja" zu wimmern.
 

Noch nie hatte ich ihm ernsthaft böse sein können; Meiner anfänglichen Impulsivität war angesichts seiner rührenden Selbstaufgabe Sanftheit gewichen und ich befleckte ein weiteres, letztes Mal seine rosigen Lippen, bevor ich mich der schlimmsten aller Sünden schuldig machte.
 

Kleiner Bruder, deine traurigen eisblauen Augen schimmern wie ein unendlich weiter Ozean voller untergegangener Träume.
 

Jeder Stoß in weißes Fleisch befreite mich ein Stückchen mehr von meinem rebellierenden Verstand, die physischen Schmerzen jedoch waren unerträglich-

Für uns beide.
 

Losgelöst von allem weltlichen Übel schienen wir zu schweben, erlebten multiple, emotionale (Herz-)Orgasmen.

Diese Nacht würde unsterblich in uns eingebrannt werden und alles Blut vergessen machen, liebster Bruder.
 

Für immer.



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