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Der Himmel muss warten

von

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Seit wann?

VXXX) Seit wann?
 

Anna fragte nicht, wie Sams Hände je wieder funktionstüchtig werden könnten. Sie war ein Engel und konnte fast alles wieder richten, zumindest, wenn es den menschlichen Körper betraf.

Kaum stand Sam, legte sie ihm ihre Hand auf die Schulter.

„Danke“, flüsterte der und bewegte seine Finger vorsichtig.

„Das hätte kein Mensch je wieder zusammenpuzzeln können“, stellte sie ruhig fest.

„Ist es jetzt vorbei? Wacht er endlich auf?“, wollte der Winchester wissen und schaute zu Castiel.

„Er braucht jetzt viel Ruhe.“

„Warum und wie lange noch?“

„Es sind noch immer Tage oder Wochen. Ich weiß nicht, wie viel Kraft er hat.“

„Ich will ihn sehen“, forderte Sam und Castiel nickte.

„Er friert“, sagte die Ärztin und schaltete die Kühldecke um, sodass sie ihn jetzt wärmen konnte.

‚Wie schnell konnte die Temperatur eines Engels fallen?’, fragte sie sich stumm.

Kaum hatte sie ihren Satz beendet stand auch schon Sam neben ihr und begann den schweißnassen Körper seines Engels zu waschen und wickelte ihn danach in dicke Decken.
 

Mit wachsender Nervosität wartete Sam darauf, dass Anna die Ärztin wieder wegbrachte. Er wollte endlich wissen, wie es seinem Bruder wirklich ging. Er wollte sehen, dass der von diesem Kreuz losgekommen war.
 

Nach einer halben Ewigkeit waren sie wieder allein und Anna zurück.

Sam stellte sich neben das Bett, legte seine Hand auf Deans Herz und schaute Castiel herausfordernd an.

Der Engel nickte, legte seine Hand darüber und murmelte wieder diese unverständlichen Worte.

Schnell fanden sie sich in dieser dumpfen, trostlosen Nebelwelt wider, in der sich Sam schon nach wenigen Schritten verirrt hätte. Doch wie schon beim ersten Mal schien Castiel genau zu wissen, wohin er gehen musste.

Sams Schritte wurden immer schwerer. Ja, er wollte Dean sehen, wollte sehen, dass er nicht mehr gefesselt war und gefoltert wurde, aber sie bewegten sich wieder in dieser schwarz-roten Albtraumwelt, in der es nur Hoffnungslosigkeit gab und die Angst, einen schwarzen formlosen Dämon wiederzusehen, der Dean noch immer quälte und mit seiner Stimme sprach, wurde mit jedem Schritt größer.

Wieder stoppte Castiel abrupt, kaum dass er aus den Nebeln getreten war und riss Sam zurück.

Der Winchester stolperte und landete etwas unsanft auf seinen Knien. Noch immer umschloss die blutrote Linie diese Lichtung auf der sein Engel beim letzten Mal so leiden musste. Das Kreuz war verschwunden, genauso wie der Dämon und das Feuer.

Dean war noch da. Er hatte sich zusammengerollt und lag nackt mitten auf der Lichtung.

Sam stemmte sich in die Höhe und wollte zu ihm laufen.

Der Engel an seiner Seite riss ihn erneut zurück.

„Was soll das?“, fuhr Sam ihn an.

Castiel griff in seine Manteltasche und holte sein Handy hervor. Das warf er auf die Lichtung. Es kam nicht weit. Über der Linie leuchtete es rot auf und war verdampft bevor Sam fassen konnte, was passiert war.

„Du kannst nicht zu ihm.“

„Warum nicht? Er ist doch frei?“

„Dieser Ring sorgt dafür, dass wer immer auch da drin ist, keine Hilfe von außen bekommen kann. Es gab schon immer Allianzen zwischen Engeln. So sollte sicher gestellt werden, dass ein Engel, der zu diesem Tod verurteilt wurde, ihn auch wirklich erlitt.“

„Aber wie…“

„Von innen kann man jederzeit durch den Ring treten. Wir müssen warten, bis er sich soweit erholt hat, dass er von selbst hier heraus kommen kann.“

Wieder fühlte Castiel Annas Hand auf seiner Schulter und folgte ihr.
 

Die Tage vergingen ohne nennenswerte Veränderungen. Lediglich die wachsenden Federn zeugten davon, dass überhaupt Zeit verstrich.

Dr. Cara Marshall wurde nach wie vor jeden Tag zu Dean und wieder zurück in ihre Praxis gebracht. Sam hockte weiter auf dem Stuhl neben Deans Bett. Doch so ruhig er sich äußerlich auch gab, innerlich plagten ihn Zweifel.

Er hatte Deans Verbrennung ausgelöst. Wie? Durch den Wunsch, sein Bruder wäre besser bei dem Unfall gestorben? Durch seine Eifersucht oder sein Wut?

Würde er solche Gedanken so unter Kontrolle halten können, dass das nie wieder passierte?

Müde schüttelte er den Kopf. Er brauchte dringend einen Kaffee. Sein Kopf schmerzte schon vom vielen Nachdenken.

Nach einem Blick auf seinen friedlich schlafenden Bruder, ging er nach oben um sich das ersehnte Heißgetränk zu holen.
 

Als er wieder in den Keller kam, stand Castiel vor dem Bett, hatte seine Hand auf Deans Herz gelegt und war vollkommen abwesend.

Hass, Wut und Eifersucht kochten in Sams Innerem hoch. Der Engel konnte, wann immer er wollte, Dean sehen und er? War er denn nur gut, ihn zu pflegen?

Mühsam kämpfte er um seine Beherrschung. Er wollte Dean nicht schon wieder weh tun!
 

Anna kam in den Keller. Sie konnte sehen, wie sich Sams Seele verdunkelte. Schnell legte sie ihm ihre Hand auf die Schulter. Sam zuckte zusammen und drehte sich zu ihr um.

„Wir sollten reden!“, sagte sie leise, deutete nach oben und wandte sich um. Der Winschester folgte ihr in Bobbys Küche.
 

„Was ist los, Sam?“, begann sie ohne Umschweife.

„Ich weiß es nicht! Jedes Mal, wenn ich Castiel so bei Dean sehe, könnte ich ihm an die Gurgel gehen. Ich versuche es zu kontrollieren, aber es überrennt mich.“

„Seit wann hast du diesen Gefühle?“

„Keine Ahnung“, sagte der Winchester niedergeschlagen.

„Denk nach, Sam! Wann warst du das erste Mal eifersüchtig?“

„Als Castiel Dean zurückgebracht hat“, antwortete er nach längerer Überlegung. „Davor war nichts in der Richtung.“

„Gut. Und jetzt denke nach, was davor war! Was könnte diese Eifersucht ausgelöst haben?“

„Da war nichts!“

„Was hast du gemacht bevor du Castiel und Dean so gesehen hast?“, bohrte sie weiter.

Sam verdrehte die Augen. Diese Fragerei nervte, aber er sah auch ein, dass es so nicht weiter gehen konnte und er war ihr dankbar, dass sie ihm helfen wollte.

„Ich war bei Bobby und einkaufen und davor hat Dean mich geheilt und davor haben diese Idioten versucht mich zu exorzieren.“

„Kannst du dich noch an ihre Worte erinnern?“

„Sie haben einen Exorzismus runtergeleiert, nachdem sie mich mit Weihwasser und Steinsalz gequält hatten und immer wieder wissen wollten, wo Dean wäre und wie sie ihn töten könnten.“

„Und auch sonst fällt dir nichts ein, dass passiert wäre, was deine Eifersucht geschürt hätte?“

„Ich dachte immer, dass ich nicht eifersüchtig wäre. Ich bin seit Ewigkeiten mit Dean zusammen. Wir haben mehr erlebt als jeder andere Mensch. Wir waren immer zusammen und seit Dean Luzifer gebannt hat und immer mehr zu einem Engel mutiert ist, zieht er sich ja auch noch immer weiter zurück. Er hat kaum noch Kontakt zu anderen Menschen und wenn, dann überlässt er das Reden und alles andere auch noch mir. Da war niemand dem er je …“ Sam stockte.

„Sam?“, Anna hatte sich aufgerichtet. Jetzt schienen sie der Ursache näher zu kommen!

„Da war so ein nerviger Typ im Grand Canyon, aber der war nur neugierig. Beim Einkaufen hab ich ihn wieder getroffen. Er hat mich vollgelabert, hat nach Dean gefragt und gemeint, dass er so ein Schnuckel wie ihn nicht allein lassen würde. Aber das kann es doch nicht gewesen sein, oder?“

„Ist dir irgendetwas Besonders an dem Typen aufgefallen?“

„Nein, nichts, außer, dass er neugierig war. Er hat schon im Canyon nach Dean gefragt.“

„Hätte das ein Dämon sein können?“, wollte sie wissen.

„Nein, ich spüre Dämonen, wenn sie in der Nähe sind.“

„Ein Engel vielleicht? Raphael hat auch seine Anhänger und viele davon wollen ihn als Alleinherrscher behalten.“

„Hätten wir das nicht auch merken müssen? Und selbst wenn, was hätte der tun sollen? Uns verfluchen?“, fragte der Winchester und grinste schief.

„Genau das, zum Beispiel. Aber vielleicht ist es auch etwas anders. Wie viele Dämonen hast du getrunken?“

„Ich bin kein Vampir!“

„In gewisser Weise schon, Sam. Also, von wie vielen Dämonen hast du das Blut getrunken?“ Sie änderte trotzdem ihre Fragestellung.

„Fünf, sechs vielleicht mehr? Ruby, Luzifer, Forcas, Liliths Vertraute und noch ein paar unbedeutende Dämonen. Warum fragst du?“

„Ich muss mit Castiel sprechen“, erklärte sie ohne ihm wirklich zu antworten und stand auf. Es gab noch immer viel zu viele Ursachen für Sams mordlüsterne Gedanken.

Der Winchester folgte ihr zurück in den Panikraum.

Castiel stand an die Wand gelehnt und blickte ihnen entgegen.

„Es geht ihm besser. Er schläft noch, aber er wird immer kräftiger. Es sollte nicht mehr lange dauern, bis er aufwacht“, sagte er leise an Sam gerichtet.

Der Winchester nickte dankbar, konnte aber nicht verhindern, dass er schon wieder einen Stich der Eifersucht in seinem Inneren fühlte.

Schnell ging er zu seinem Stuhl und setzte sich. Er griff Deans Hand, stellte seinen Ellenbogen auf die Matratze und schmiegte seine Wange an die Hand.

„Ich liebe dich, Dean. Komm zurück. Bitte!“, flüsterte er leise.

Die Engel verständigten sich stumm, dann verließen sie den Keller.
 

Schon bald waren sie zurück, mit Bobby im Schlepptau.

Sam schaute ihnen entgegen.

„Es wäre gut, wenn du mit uns mitkommen würdest“, sagte Anna leise.

„Warum?“

„Wir sind uns nicht sicher, was genau mit dir passiert ist. Um das herauszufinden, müssen wir bis in dein Innerstes vordringen.“

„Und?“

„Das wird mehr als unangenehm. Wir wollen es nicht hier machen!“

„Auf mich müsst ihr keine Rücksicht nehmen, auch wenn ich nicht gerade darauf brenne, so etwas mitzuerleben“, warf Bobby ruhig ein.

„Es geht eher um Dean“, entgegnete Anna leise.

Sam verdrehte die Augen, doch dann nickte er resigniert. Er hatte sich zwar in den letzten Tagen besser mit ihr verstanden, doch er hatte nicht vergessen, was sie zu ihm gesagt hatte. Hier ging es ja nur noch um Dean! Wieder fühlte er einen Stich in seinem Herzen.

„Bitte Sam!“

Er nickte nur. Immerhin wollte auch er wissen, was mit ihm los war und warum er Dean fast umgebracht hatte.

Sofort trat sie neben ihn und legte ihm zwei Finger an die Stirn.
 

Wieder einmal waren sie in der Hütte. Sam verdrehte die Augen. Wie er diese Hütte doch hasste!

„Und was jetzt?“, wollte der Winchester wissen.

„Vielleicht solltest du dich hinlegen“, erklärte der dunkelhaarige Engel ruhig.

Sam verdrehte die Augen erneut und ging langsam zu dem Bett hinüber. Er ließ sich auf die altersschwache Matratze fallen.

Deans Geruch stieg ihm in die Nase. Wie gern würde er jetzt seine Nase in dessen Nacken vergraben.

Doch selbst er wusste, dass er das nicht durfte! Nicht solange er eine Gefahr für ihn war!

„Versuch dich zu entspannen“, sagte Anna ruhig. „Dann wird es vielleicht nicht ganz so schlimm.“

Der Winchester holte tief Luft. Diese Aussage beunruhigte ihn noch mehr, als es dieses diffuse: Wir müssen in dein Innerstes vordringen, eh schon getan hatte.

„Wer soll es machen?“, wollte der Engel von Sam wissen.

„Was machen?“

„Einer von uns muss in dir suchen, der andere wird dich binden.“

‚Binden?’ Sam atmete tief durch. Er wollte weder von Castiel gebunden, noch von ihm analysiert werden. Aber einen anderen Engel gab es hier nicht!

„Anna soll suchen!“, antwortete er nach einer Weile in der er krampfhaft überlegt hatte, was jetzt wohl auf ihn zukommen würde. Er war zu keinem Schluss gekommen.

Sie nickte und straffte sich. Auch Castiel spannte sich merklich an. Er schloss die Augen und streckte seine Hände gegen Sam aus.

Im selben Moment fühlte der Winchester wie er in die Matratze gepresst wurde. Unbehagen stieg in ihm auf und so sehr er auch versuchte sich zu entspannen, die Panik breitete sich immer weiter in ihm aus. Er musste sich beweisen, dass er nicht vollkommen hilflos den Engeln ausgeliefert war und versuchte sich zu regen.

Es gelang ihm nicht einmal, den kleinen Finger zu krümmen. Panik fraß sich durch seine Eingeweide und ein leises Wimmern entrang sich seiner Kehle.

„Je mehr du dich wehrst um so länger werden wir hier bleiben müssen und um so schwerer wird es für dich“, lenkte Anna seine Aufmerksamkeit auf sich.

Sam versuchte ein Nicken, dann wurde seine Aufmerksamkeit von einem Stück Leder vor seiner Nase angezogen.

„Beiß darauf!“, forderte die Rothaarige.



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