Zum Inhalt der Seite

Schicksalspfade

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Erstsemester

Sie saß allein in der ersten Reihe des größten Hörsaals der Universität. Sie war ein wenig zu früh dran und hatte schon ihre Stifte, den Notizblock und das Notebook in Reih und Glied vor sich aufgestellt. Während sie zum Zeitvertreib ihre Nachrichten auf dem Handy abrief, füllten sich so nach und nach die Reihen mit den anderen Studierenden. Lautes Gelächter und Stimmengewirr erfüllten den Raum.
 

Es war wie immer. Zunächst nahm keiner von ihr Notiz. Dann, als die hinteren Reihen langsam belegt waren und sich die Neuankömmlinge mit dem vorderen Teil des Saals begnügen mussten, begann das Getuschel. Keiner setzte sich in ihre Nähe, zwischen ihr und den nächsten Studenten waren mindestens 10 Plätze frei. Sie hatte es nicht anders erwartet. Noch fünf Minuten bis Vorlesungsbeginn...
 

Hinter ihr wurde das Getuschel von vier Studentinnen immer lauter. Offenbar kannten sie sich bisher noch nicht, beratschlagten aber mit großem Enthusiasmus was es wohl mit der einsamen Studentin in der ersten Reihe auf sich hatte.

Eine der Studentinnen die schräg hinter ihr in der zweiten Reihe saß, fasste sich doch noch ein Herz und kam zu ihr vor gelaufen.
 

„Hey...brauchst du vielleicht Hilfe? Wo-“
 

„Ich brauche keine Hilfe!“ antwortete sie genervt und mit fester Stimme.
 

Die Studentin schaute sie entgeistert an und spielte dann nervös mit ihren Haaren, bevor sie zögerlich antwortete.
 

„Na schön...falls du es dir anders überlegst-“
 

„Nein, Danke!“
 

Die Studentin starrte sie noch ein paar Sekunden an und ging dann zurück auf ihren Platz.

Wenige Minuten später betrat der Professor das Pult und eröffnete die Vorlesung. Wie die meisten seiner Kollegen aus den Naturwissenschaften hielt er sich nicht lange mit Floskeln auf. Er begrüßte die Erstsemester mit einem Satz und begann dann ohne Überleitung mit der Einführung in den Lehrstoff.

Die Tafel fühlte sich mit Formel um Formel, der Professor wurde immer begeisterter über die Materie die er den neuen Studierenden näher bringen wollte, während ein Großteil der Zuhörer schon nach der ersten Viertelstunde ihre Fächerwahl in Frage stellte und ganz Verzweifelte überlegten, sich gleich nach der Vorlesung wieder zu exmatrikulieren.

„Und wie Sie hier sehen, führt uns dieser Beweis zu folgender Schlussfolgerung-“
 

„Entschuldigen Sie bitte...“
 

Die einsame Studentin in der erste Reihe hob die Hand.
 

Ein Raunen ging durch den Hörsaal, während der Professor seine Brille aufsetze und in die Runde blickte, bis ihm die erhobene Hand in der ersten Reihe auffiel.
 

„Ja, bitte?“ fragte er höchst verwundert und ohne eine Antwort abzuwarten fragte er in den Raum

„Zu wem gehört die Kleine denn?“
 

Alle schauten sich um, doch weit und breit meldete sich niemand.
 

Die Kleine stöhnte genervt auf.
 

„Ich bin alleine hier. Und Sie haben bei der letzten Gleichung einen Fehler gemacht.“
 

Der ganze Hörsaal hielt den Atem an.
 

Der Professor rang um Fassung und noch ehe er einer Antwort mächtig war, begann das Mädchen wieder zu sprechen.
 

„Der Fehler ist in der vorletzten Zeile. Bei dem Binomialkoeffizienten.“ erklärte sie.
 

In den hinteren Reihe machte sich verhaltenes Flüstern breit. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis der Professor sich langsam zur Tafel umdrehte. Sorgfältig begann er seine Berechnung zu prüfen. Schließlich musste er sich eingestehen, dass die Beschuldigung berechtigt war. Er versuchte sich zu sammeln und wandte sich wieder an den Hörsaal.
 

„Wenn das ein Scherz der Fachschaft sein sollte, dann-“
 

Das Mädchen sprang auf.
 

„Das ist kein Scherz.“ rief sie wütend und begann ihre Sachen in ihre Tasche zu stopfen.
 

„Wenn Sie nichts dagegen haben, ich gehe jetzt. Um 10 Uhr beginnt noch eine Vorlesung zur Stringtheorie, vielleicht ist das Vorlesungsniveau bei den Physikern ja etwas höher angesiedelt.“
 

Damit sprang das rothaarige Mädchen auf und verließ erhobenen Hauptes den Hörsaal.
 

Als die Tür hinter ihr zufiel, zerknüllte Asuka das Vorlesungsverzeichnis der mathematischen Fakultät und schmiss es in den nächstbesten Mülleimer.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Wie ihr euch bestimmt schon denken könnt: ich hab von Mathematik keine Ahnung :-)
Die Idee zur Geschichte kam mir letztes Jahr als die neuen Erstsemester an unsere Uni kamen. Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  HikariHodako
2014-03-22T14:39:26+00:00 22.03.2014 15:39
Genauso stell ich mir Asuka vor in ihrer ersten Vorlesung :) (Angepisst wie immer XD)
Schön geschrieben.


Zurück