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Schicksalspfade

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Antarctica

Das Klingeln des Telefones zeriss die Stille der Nacht.

Wie immer nahm er keine Rücksicht.

Emiko setzte sich seufzend in ihrem Futon auf.

Ein Blick auf den Wecker verriet ihr, das es war 2.45 Uhr war. Sie beeilte sich zum Telefon zukommen, damit die Kinder nicht auch noch wach wurden.
 

„Ja?“
 

Sie wusste genau, wer sie zu dieser Zeit anrief. Kein Grund höflich zu sein.
 

„Emiko, ich bin es.“
 

Die Verbindung war wie jedes mal durch heftiges Rauschen gestört.
 

„Weisst du wie spät es hier ist???“
 

Warum regte sie sich nur jedes mal so auf. Sie kannte die Antwort doch bereits.
 

„Oh...entschuldige ich hatte wieder nicht an den Zeitunterschied gedacht...“
 

Emiko verkneifte sich einen weiteren Kommentar. Es würde doch zu nichts führen. Großer Wissenschaftler hin oder her, aber alles was ausserhalb seiner Arbeit lag war für ihn so belanglos, dass es einfach ignoriert wurde.
 

„Hast du jetzt die endgültige Zusage für den Urlaub in den Sommerferien?“ fragte sie stattdessen.
 

„Also darum rufe ich an... im Moment laufen alle unsere Projekte so gut, das keiner Urlaub nehmen kann...auch nicht die Mitarbeiter mit Kindern..es geht einfach nicht.“
 

Emiko spürte Wut in sich aufsteigen. Wie oft hatten sie das Thema jetzt schon diskutiert.
 

„Akira...du wolltest das gemeinsame Sorgerecht unbedingt!!! Seit vier Monaten weisst du das ich im Sommer drei Wochen in Kur muss und das ich Misato nicht mitnehmen kann. Es können nur Kinder bis 8 Jahre mitgenommen werden. Meine Schwester kann Misato auch nicht betreuen, sie muss ihren Mann pflegen und kann nicht auch noch auf ein Kind aufpassen, dass die Sommerferien ganz allein verbringen muss.“
 

Ihre Stimme bebte nun und sie musste sich bemühen leise zu sprechen, obwohl ihr eigentlich danach war zu schreien.
 

„Ich weiss...“ Akira war von ihrem Wutausbruch so unbeeindruckt wie er es auch schon vor und während ihrer Ehe gewesen war.
 

„Aber ich habe eine Alternative! Da niemand von uns Urlaub bekommt, organisiert das Institut ein Besuchsprogramm für die minderjährigen Kinder der Mitarbeiter, die schon länger als 6 Monate hier sind. Es werden sogar ausgebildete Betreuer eingeflogen, die die Kinder beschäftigen und -“
 

Emiko konnte sich nicht mehr zurückhalten.
 

„Ein Besuchprogramm für eine Forschungsstation in der Antarktis??? Seid ihr Wissenschaftler wirklich so weltfremd???“
 

Akira redete einfach weiter.
 

„Es ist alles bestens organisert. Die Kinder kommen gemeinsam von Sydney aus mit einem Transportflugzeug und bekommen auch alle Kleidung, die sie für Aussenaufhalte benötigen direkt dort. Hier auf der Station wird ein gesonderter Bereich für sie eingerichtet, zu den Laboren haben sie natürlich keinen Zugang. Die Station ist groß genug, im Moment arbeiten um die 100 Leute hier, die Kapazität reicht aber für 150 Personen. Ausserdem werden die Mitarbeiter deren Kinder kommen, dann auch etwas weniger arbeiten...“
 

„Und etwas weniger heisst dann anstatt 15 Stunden nur 12 Stunden am Tag?“ gab Emiko bissig zurück.
 

„Emiko...eine andere Lösung kann ich dir nicht anbieten. Ich muss hier bleiben. Kannst du es nicht als einmalige Gelegenheit für Misato sehen? Wieviele Kinder haben die Möglichkeit die Antarktis zu besuchen? Sie wird begeistert sein von dem vielen Schnee und und es wird auch einen Ausflug zu einer Pinguinkolonie geben und sie wird andere Kinder aus der ganzen Welt kennen lernen. Bitte Emiko...denke darüber nach...“
 

„Also gut...“ meinte Emiko, überrascht von den vielen Gedanken, die sich ihr Mann gemacht hatte. Es war sonst nicht seine Art, sich in die Lage von anderen Personen hineinzuversetzen, schon gar nicht in die seiner drei Kinder.
 

„Ich werde es mir übelegen.“
 

„Ich rufe dich nächste Woche wieder an.“
 

„Bis dann.“ antwortete Emiko.
 

Am anderen Ende der Welt legte Akira Katsuragi erleichtert denn Hörer auf. Es war alles gut gegangen. Er hatte Emiko einfach das gleiche gesagt, was sein amerikanischer Kollege Leonard Hofstadter zu seiner Frau gesagt hatte. Er hatte keine Ahnung ob es Misato hier gefallen würde und ob er wirklich weniger arbeiten würde, auch nicht. Wahrscheinlich würde eher das Gegenteil der Fall sein. Alle Projekte liefen besser als erwartet. Bald würden sie das Geheimnis des Giganten kennen.
 


 

Zwei Monate später
 

„Die Passagiere von Flug 815 nach Sydney mit Oceanic Airlines werden gebeten sich zu Gate 38 zu begeben.“
 

Der Flughafen Narita war wie immer voller Leben. Geschäftsleute und Reisende hasteten durch die Gänge oder vertrieben sich die Zeit in einem der vielen Wartebereiche. Alle Altersgruppen und viele Nationen waren vetreten. Alleinreisende Kinder jedoch waren eher eine Seltenheit.
 

Emiko hatte ein ungutes Gefühl. Misato war sehr selbstständig und reif für ihr Alter und sie hatten diese Reise in allen Punkten ausdiskutiert. Die Unterlagen für das Besuchsprogramm waren so ausführlich gewesen, das all ihre Sorgen über die Organisation der Reise und die Betreuung der Kinder eigentlich verflogen waren. Eine Flugbegleiterin würde Misato zum Gate bringen und während des Fluges betreuen. In Sydney würde sie gleich nach dem Aussteigen von einem der Betreuer des Besuchsprogrammes empfangen werden. Der junge Mann war ebenfalls Japaner und hatte vorab bereits sowohl mit Emiko als auch mit Misato telefoniert. Er hatte einen sympathischen Eindruck gemacht.
 

Doch jetzt wo es soweit war und Emiko Misato gleich an die Flugbegleiterin übergeben würde, kamen alle Ängste auf einen Schlag zurück. Und Misato schien es nicht anders zu gehen.
 

„Muss ich wirklich gehen?“ fragte ihre Tochter in diesem Moment.
 

Emiko schluckte.
 

„Misato..wir haben das doch alles schon besprochen. Papa freut sich darauf dich zu sehen. Und du wirst jede Menge Spaß dort haben. Denk doch nur an die Pinguine und Eisbären, die du sonst nur im Zoo sehen kannst.“
 

„Eisbären leben am Nordpol, Mama.“ meinte Misato frustriert.
 

„Letzter Aufruf für Flug 815 mit Oceanic Airlines nach Sydney...“
 

„Also dann... grüß deinen Vater von mir.“
 

Emiko umarmte ihre Tochter.
 

Sie versuchte zu lächeln, aber es gelang ihr kaum. Als Misato durch die Sicherheitskontrolle ging und es endgültig kein zurück mehr gab, schossen Emiko Tränen in die Augen. Sie wusste, dass ihre Ängste fast schon lächerlich waren und dennoch erahnte sie tief in ihrem Herzen, das sie ihre Tochter nie wieder sehen würde.
 


 

Ende
 


 


 


 

Jetzt, da ich wieder mitten im EVA-Fieber bin, kommen mir noch mehr Fragen als damals als ich die Serie das erste mal gesehen habe (das müsste mittlerweile 11 Jahre her sein, hi hi.). Was mich am meisten gewundert hat: Was macht Misato in der Antarktis??? Eigentlich ist diese Geschichte auch ein guter Einstieg für eine längere Story, mal schauen ob ich dazu komme. Was mich auch stark verwundert hat: in der Folge mit den Rückblenden sieht man Fuyutsuki und Gendo 2002 bei der Aufklärungsexpedition in der Antarktis. Aber: Misato ist auch da! Irgendjemand erklärt Fuyutsuki das sie die einzige Überlebende damals war und seit dem Second Impact nicht mehr gesprochen hat.

Aber warum ist sie auf dieser Expedition mit dabei?? Vielleicht ein letzter Versuch seitens eines Therapeuten sie zum reden zu bringen, indem sie zu dem Ort gebracht wird, der ihr Trauma ausgelöst hat? Das wäre auf jeden Fall auch noch eine Geschichte wert :-)

Und zu guter letzt: Dr. Leonard Hofstadter ist natürlich eine Anspielung auf Big Bang Theory und die Fluggesellschaft Oceanic Airlines ist die Airline aus Lost :-) Ich fands irgendwie passend.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Kendrix
2011-11-09T18:42:30+00:00 09.11.2011 19:42
Das sie auf dem Schiff war, bedeutet in erster Linie, dass ihre Mutter den SI wohl nicht überlebt hat, sonst wäre sie ja bei der gewesen... WENN das hier länger werden sollte, könnte es interessant sein, dass sich ja auch Keel und Gendo beizieten in der Forschungstation rumgetrieben haben, bevor diese hochgegangen ist...

So oder so, hast du wieder mal ein kompliment dafür verdient dich mit wichtigen, aber nur vage beschriebenen Abschnitten in der "Zeitleiste" der Serie beschäftigst - Misatos Eltern passen recht gut zu den paar Informationen, die man in der serie über sie bekommt, sie scheinen bei dir genau die typen von Mensch zu sein, als die man sie sich vorstellen würde, vor allem ihr Alter Herr - Insbesondere die Idee mit dem Anruf um drei uhr morgens und der Dialog wo er erklärt, dass er sich doch nicht frei nehmen kann sind in dieser Hinsicht sehr effektiv ausgeführte Characterisierung. Freue mich schon auf weiteres tolles Zeug von dir


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