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Neuanfang

von

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Bereits fünf Wochen später konnte Sam tatsächlich wieder mit seinem Studium beginnen, denn Deans Zustand hatte sich noch wesentlich verbessert. Er hatte sogar inzwischen die Kraft, sich innerhalb des Hauses selbst ein wenig mit dem Rollstuhl allein zu bewegen und vieles, wofür er sonst Sam um Hilfe bitten musste, tat nun King für ihn. So wurde es zu einem alltäglichen Anblick, dass Sam über seinen Büchern brütete, während Dean seinen Hund beschäftigte und bestimmte Kommandos mit ihm durchging. So viel ihm nicht sofort auf, wie oft der jüngere Bruder ein Husten unterdrückte. Da Katie zu diesen Zeitpunkten nicht stören wollte und daher nicht mehr rund um die Uhr einfach zu ihnen kam, konnte sie es ebenfalls nicht merken, denn Sam war immer fit, wenn sie ihn sah. Doch die Dauerbelastung der letzten Monate hatten seine Spuren hinterlassen, die auch nicht dadurch besser wurden, dass sich der junge Mann kaum Ruhe gönnte. Daher sprach ihn Emily eines Tages darauf an, dass er sehr blass war. Damit Dean davon aber nichts mitbekam, hatte sie ihn mit gemeinsamen Übungen für sich und King ein Stück von ihnen weg geschickt.

„Nur eine leichte Erkältung“ erklärte Sam ihr und wollte ihre Sorge so von sich schieben.

„Sie sollten sich dennoch etwas schonen.“, lächelte sie ihm entgegen.

„Ich passe schon auf mich auf“ versicherte der Jüngere ihr beruhigend.

Zufrieden nickte Emily und wand sich wieder an Dean. „Du musst das so machen.“, erklang es sanft und sie zeigte ihm, was er mit King machen sollte.
 

Wie tot viel Sam an diesem Abend ins Bett und hatte gerade noch die Kraft sich an Dean zu kuscheln. Zart streichelte dieser seinen Arm und hielt ihn fest. „Du bist warm.“ Sam grunzte zustimmend und drückte sich dichter an den Älteren. Da begann Dean ihm zärtlich die Stirn zu küssen. „Ruh dich aus, mein Sammy!“ Sam seufzte genüsslich bei den Küssen und wünschte sich die Kraft zu haben, um so mit Dean zusammen zu sein, wie sie es seit jenem ersten Kuss beinahe jede Nacht waren. Da wurde er auch noch auf den Mund geküsst. Der Jüngere schnurrte wohlig, während ihm langsam die Augen zufielen.

Sam wurde noch fester gehalten und endgültig in den Schlaf gestreichelt. Auch am nächsten Morgen lag er so noch in Deans Armen, die ihn schützend hielten und die ihn besorgt länger schlafen ließen, als Dean es sonst tat. Als Sam dann endlich erwachte, wirkte er schwerfällig und noch immer völlig erschöpft.

„Bitte, bleib noch liegen.“, wollte Dean ihn am Aufstehen hindern. „Du bist glühend heiß und ganz nass.“

„…Aber es ist schon so spät Dean…“ murmelte Sam widersprechend, rührte sich aber nicht.

„Du bist krank!“, sprach Dean nun aus, was er schon länger spürte. Er küsste den Jüngeren zart und wendete alle Kraft, die er hatte auf, um sich hoch zu Hiefen. „Ich kümmere mich um dich!“

„Dean“ hauchte Sam schwach und wollte ihn eigentlich aufhalten. Deshalb lächelte der ihm noch einmal zu, bevor er King den Befehl gab, seinen Rollstuhl näher zu schieben. Kaum stand sein Gefährt so nah, dass er ihn erreichen konnte, versuchte Dean sich selbst, schwerfällig, darauf zu setzen.

„Du bleibst heute im Bett!“

Zu seiner Überraschung widersprach Sam nicht, was nur davon zeugte wie schlecht es dem Jüngeren ging.

Zufrieden, rollte Dean sich dann aus dem Zimmer und weiter in die Küche, wo er einen warmen Tee für seinen Bruder zubereiten wollte. Da dieser aber dort stand, wo King ihm nicht helfen konnte, versuchte es Dean allein und knapp fünf Minuten später, leckte der Hund über die Hand des wieder eingeschlafenen Sam und begann zu bellen.

Stöhnend schlug Sam die Augen auf und fixierte den Hund. „King?…Wo ist Dean?…“

Ohne den Stoff kaputt zu machen, schnappte sich King ein Teil von Sams Shirt und schaffte es so, den Kranken aus dem Bett zu bekommen und weiter aus dem Zimmer zu führen. Sam konnte dann mitten im Wohnzimmer bereits Deans leeren Rollstuhl finden.

Der Ältere hatte nämlich nicht an die Bremse für den Rollstuhl gedacht, als er den Tee aus dem Schrank geholt haben wollte. So war der Rollstuhl unter ihm weggerutscht, von der offenen Küche, mitten ins Wohnzimmer. Dean selbst war dabei gefallen und lag nun bewusstlos auf dem Küchenboden. Er blutete an der Schläfe, denn er hatte sich an einer Schrankkante während des Falls gestoßen.

„Scheiße!“ Taumelnd kam Sam zu seinem Bruder und sank neben diesen auf den Boden. „Dean??“ Jener reagierte nicht, hatte aber normalen Puls und Herzschlag. Im Gegensatz zu seinem aufgeregten Bruder. „King! Telefon!“ Wohlerzogen, lief der Labrador um genanntes Telefon zu holen, während Dean leise stöhnte. Zart, aber panisch wurde dem der Kopf abgetastet. „Kannst du mich hören, Dean?“

„Au!“

King setzte sich neben Sam und legte das geholte Telefon ab.

„Guter Junge.“ Mit zitternden Händen griff der Dunkelhaarige nach dem Telefon und war dankbar für die Erfindung der Kurzwahltasten. „…Katie? Ich brauche ganz dringen Hilfe!“

„Komme!“, war ihre einzige Erwiderung, als sie bereits wieder auflegte.

Sam legte das Telefon danach achtlos beiseite, wieder ganz auf Dean fixiert. „Komm schon, mach die Augen auf.“

Benommen tat der Ältere das auch und fasste sich automatisch an die Platzwunde. „Ah!“

„Hey, ganz vorsichtig!“

„Sam?“, fragte Dean verwirrt.

„Shh“ hauchte dieser und hielt ihm vorsichtig den Kopf. „Beweg dich nicht.“

„Sam!“, keuchte es hinter ihm von der Gartentür, als Dean wieder seine Augen schloss.

„Küche!“

Katie lief weiter und kam sofort zu ihnen auf den Boden. „Was ist passiert?“

„Er ist gestürzt und…und ich weiß nicht, ob ich ihn alleine hoch bekomme“ gestand ihr Sam da leise. Da fühlte sie schon über sein Gesicht und weitete entsetzt die Augen.

„Du bist ja ganz heiß!!“

„Ich weiß, aber ich bin dazu auch noch krank…oh Gott! Ich klinge wie Dean!“ Sam rieb sich erschöpft den schmerzenden Kopf. „Hilf mir ihn zurück ins Bett zubekommen.“

„Geh du dich lieber hinlegen. Ich bringe Dean ins Bett!“, antwortete sie hart. „Und danach rufe ich einen Arzt. Für dich und Dean. Er wird genäht werden müssen.“ Katie sah sich um und fand den Verbandskasten. So würde sie die Wunde erst versorgen.

„Du bekommst ihn doch alleine gar nicht gehoben“ widersprach Sam ihr halbherzig.

„Nimm den Verbandskasten!“ Ganz vorsichtig tastete Katie über Deans Kopf und seinen Nacken und zu prüfen, ob sie eventuelle starke Brüche erfühlen konnte. Mit zitternden Händen hielt Sam ihr den Kasten, damit sie problemlos an alles ran kam.

„Danke!“ Sie nahm sich noch eingeschweißte Mullbinden und öffnete sie um dann einen Druckverband über Deans Wunde anzulegen. „War er schon bei Bewusstsein?“

„Ganz kurz…glaub ich…“

„Gut. Hat er sich bewegt?“

„Ja…ich denke er hat den Arm bewegt…“

„Gut!“ zufrieden tätschelte sie Dean die Wangen. „Kannst du mir noch den Rollstuhl bringen? Dann schaffe ich Dean ins Bett.“ Hilflos nickte Sam und kam mühevoll auf die Beine, um den Rollstuhl zu ihr zu fahren.

„Danke!“ Katie lächelte ihm zu und verfrachtete dann Dean unter großer Anstrengung auf den Rollstuhl. „Na komm, wir packen euch ins Bett!“ Dieses Mal schaffte Sam es nicht einmal zu nicken, sonder schlurfte nur energielos neben ihr her. Am Bett angekommen, mobilisierte Katie noch einmal ihre Kräfte und legte Dean hin. Sie sorgte dafür, dass er gut lag und kümmerte sich dann um Sam. „Komm, wir packen dich zu Dean. Dann hab ich euch besser im Auge!“ Der große Mann sackte regelrecht aufs Bett und schien nur noch die Kraft zu haben nach Deans Arm zu greifen.

Als Sam das nächste Mal aufwachte, waren bereits einige Stunden vergangen. Seine Beine waren in dicke Wadenwickel gelegt worden und seine schweißnasse Kleidung war gewechselt. Außerdem duftete ein warmer Tee vom Nachttisch zu ihm herüber und ein Hund wärmte seine Füße. Er war also bestens versorgt und hörte ein leises Summen neben sich. All diese Umstände machten es ihm nicht leichter die Augen aufzuschlagen, um zu sehen, was um ihn herum geschah.

Als er sie dann doch offen hatte, merkte er, dass Dean noch immer neben ihm lag. Sein Kopf war inzwischen nur professionell verbunden und er schien endlich richtig bei Bewusstsein. Katie saß neben ihm und summte beruhigend und hielt seine Hand. Schließlich konnte Sam sogar leise Geräusche vom Fernsehen hören, was verriet, dass auch Charlie hier war. Der Kranke räusperte sich da, in dem Versuch seine Stimmbänder in Gang zu kriegen.

„Sam.“, wurde er da von ihrer Freundin angesprochen, die sofort zu ihm kam. Krächzend versuchte jener sie da um Wasser zu bitten. Da nahm Katie seine Hand und legte eine warme Tasse hinein. Dann musste sie ihm doch noch helfen vorsichtig von dem Tee zu trinken.

„…Danke.“

Katie lächelte und strich ihm über die Stirn. „Wie fühlst du dich?“

„Nicht gut“ gestand er ihr heiser, bevor er seinen Kopf zu seinem Bruder drehte. „Dean?“

„Hey.“, kam es bedrückt zurück und Dean strich ihm unter der Decke über die Seite.

„Alles ok?“ fragte der Jüngere matt und sah zum bandagierten Kopf.

„Dean hat eine Gehirnerschütterung und eine Platzwunde. Der Arzt hat sie mit drei Stichen genäht.“, berichtete ihm Katie.

Sorgenvoll runzelte Sam die Stirn und suchte mit seiner Hand nach Deans. „Schlimm?“

„Tut mir leid, wenn ich dir Sorgen gemacht hab.“, antwortete Dean nun leise.

„Mir tut es auch leid“ krächzte Sam und drückte seine Hand. „Ich dachte…es sei nur eine hartnäckige Erkältung…“

„Du hast eine böse Lungenentzündung.“, verkündete Katie.

„Oh…“ Die junge Frau wurde kurz angesehen, bevor Sam sich erneut bei Dean entschuldigte.

„Wir kriegen das hin.“, versuchte Dean ihn aufzumuntern. „Du ruhst dich jetzt erst einmal aus und wirst gesund!“ Matt lächelte Sam ihn an und schloss wieder die Augen.

„Ist gut Dean.“
 

Katie quartierte sich vorerst mit ihrem Sohn bei den Brüdern ein um sie zu pflegen. Doch auch nach einer Woche, als Dean die Fäden gezogen bekam, hatte sich Sams zustand noch nicht gebessert.

An diesem Tag kam, wie an jedem anderen Tag der Woche auch, Bobby zu Besuch, doch dieses Mal nahm er sich Dean beiseite, um mit ihm zusprechen. „Dir ist klar, dass Sam ins Krankenhaus muss, wenn es ihm nicht bald besser geht, oder?“

Dean nickte. „Er hätte schon längst ins Krankenhaus gemusst. Aber er weigert sich.“ Allein bei dem Gedanken und was das zur Folge hatte, ließ es ihn leicht zucken.

Bobby nickte und konnte das nicht abstreiten. „Er macht sich Sorgen um dich und hat höchstwahrscheinlich so große Angst davor dich allein zu lassen, wie selbst allein zu sein.“

„Aber was kann ich machen??“

Der Ältere seufzte und sah ziemlich unglücklich aus, als er weiter sprach: „Du brauchst richtige Betreuung, Dean. Ich meine, ich versuche so viel hier zu sein wie möglich und ihr habt Katie, aber selbst sie stößt an ihre Grenzen.“

„Ein Heim…“, schloss Dean tonlos und wand den Blick ab.

„Mir gefällt das auch nicht, aber Sam kann nicht gesund werden, wenn er sich Sorgen machen muss, ob du gut versorgt bist.“

Er nickte, da ihm das völlig bewusst war und wenn er seinen Stolz außer Acht ließ, gab es noch ein Problem. „Wir können uns das nicht leisten.“

„Das weiß ich, weshalb ich ein paar Leute angerufen habe, die jemanden kennen, der jemanden kennt. So hab ich was gefunden, wo du nach einer kleinen Spende ‚umsonst’ untergebracht werden könntest.“

Dean war getroffen, als er realisierte, dass Bobby bereits Informationen eingeholt hatte, wie man ihn ‚loswerden‘ konnte. „Kannst du dafür sorgen, dass ich morgen dahin kann?“

Betroffen nickte der ältere Jäger. „Wenn du willst erkläre ich es Sam.“

„Das will ich selbst tun!“, kam es wie aus der Pistole geschossen.

Bobby nickte und trat ein Stück von ihm weg. „Es ist wirklich die einzige Möglichkeit. Ich hab mir den Kopf zermartert, was wir sonst tun könnten.“

„Du könntest Katie für mich fragen, ob sie auf Sam und King aufpasst.“, bat Dean und bewegte schwerfällig seinen Rollstuhl selbst.

„Das mache ich“ versprach Bobby und ließ ihn durch.

Nach einiger Anstrengung, schaffte Dean es dann zu seinem Bruder und kam ganz nah ans Bett. Dieser schien sofort auf ihn zu reagieren, da er schwerfällig die Augen öffnete.

„De?“

„Ich bin hier, Sammy.“, flüsterte der Ältere und nahm die Hand von Sam um sie zu küssen.

Der Jüngere lächelte schwach, offensichtlich glücklich seinen großen Bruder bei sich zu haben. „Ich bin bald wieder gesund.“

„Ich weiß, du bist stark.“ Dean drückte die Hand an sich und verbarg, dass er kurz vor einem Anfall stand.

„…Nur für De“ murmelte Sam schwach.

„Und das bin ich auch für dich!“ Soweit er es konnte, beugte sich Dean vor und küsste ihn auf die Stirn. „Deshalb werde ich auch ein paar Tage in dieses Heim gehen, damit du wieder richtig gesund werden kannst.“ Unter seinen Lippen runzelte sich Sams Stirn.

„Heim?“

„Ja, es ist das Beste.“ Dean atmete tief durch. „Dann hast du all die Ruhe, die du zum Gesundwerden brauchst!“

„Aber…“ Sams Atmung wurde schneller, als er sich aufzuregen begann. „Du willst weg?“

„Nein!“, versicherte ihm Dean und küsste ihn nun leidenschaftlich auf den Mund. „Ich will, dass du wieder gesund wirst!“

Wimmernd griff Sam nach ihm, als er sich löste. „Aber…was wenn es dir da nicht gut geht?“

„Dann weiß ich, dass du mich holen kommst, wenn du wieder gesund bist!“, lächelte Dean tapfer.

„Mir gefällt das nicht!“

„Ich bleibe diese Nacht noch hier bei dir und morgen werde ich fahren. Komm mich einfach schnell wieder abholen, ja?“, bat Dean und küsste ihn erneut.

Mit feuchten Augen griff Sam nach ihm, damit der Kuss noch nicht endete und er für einen weiteren Moment glauben konnte, dass dies einfach eine ihrer Nächte sei, die sie am nächsten Tag ignorieren würden, als hätte es sie nie gegeben.

Den restlichen Tag verbrachte Dean bei Sam am Bett und Nachts schlief er neben ihm, wie er es versprochen hatte. Sie konnten es Katie und Bobby noch immer darüber erklären, dass Deans Unterbewusstsein das brauchte, damit er keine Anfälle bekam. Das erklärte ihnen natürlich nicht, warum Sam sich die ganze Nacht über weinend an seinem Bruder festhielt. Dann aber kam der Abschied und Dean wollte ein paar Minuten mit Sam allein haben. Jener saß wie ein Häufchen Elend in ihrem Bett und sah aus, wie ein kleines Kind, dass seinen Bruder schon jetzt vermisste.

Ebenfalls traurig sah Dean zurück und griff nach seiner Hand. „Werd schnell wieder gesund, ja?!“

„Ganz schnell“ versprach Sam mit kratziger Stimme. „Dann hol ich dich wieder zurück.“ Dafür wurde er näher gezogen.

„Mach dir keine Sorgen um mich!“

„Nur wenn du dir auch keine Sorgen um mich machst.“

„Ich werde dich vermissen.“, gestand Dean da leise.

„Ich dich auch, es sei denn ich hab Glück und das Fiber lässt mich dich halluzinieren“ erwiderte Sam schwach, da er wieder damit kämpfen musste, um nicht einzuschlafen.

„Ergib dich dem Fieber nicht, du wirst wieder gesund!“, versicherte der Ältere und gab ihm einen Kuss, da er losmusste.

„Ich beeile mich…“ versprach Sam, als ihm die Augen zufielen.

„Schlaf gut!“ Traurig wand sich Dean ab und rollte zur Zimmertür um sich auf den Weg in das Heim zu machen.
 

Es dauerte fast einen ganzen Monat, bevor Sam wieder richtig gesund war. Natürlich hatte er bereits lange vorher versucht Dean zurück zuholen, doch jedes Mal hatten ihm Bobby und Katie eindrucksvoll bewiesen, dass er noch nicht stark genug war, um sich wieder um den Älteren zu kümmern. Als der Arzt ihn dann aber für gesund erklärte konnte ihn nichts mehr aufhalten.

Als Sam dann in dem Heim ankam, wies ihm eine neue Praktikantin das Zimmer seines Bruders. Doch er musste allein gehen, da sie gerade eine Aufgabe aufgetragen bekommen hatte. Was er da sah riss ihm regelrecht den Boden unter den Füßen weg. Dean saß regungslos in seinem Rollstuhl, indem er festgeschnallt war. Er trug sogar wieder seine Halskrause und starrte ganz apathisch aus dem Fenster. „Dean!“ Voller Sorge lief Sam an seine Seite und griff nach seiner Hand. Doch auch darauf reagierte sein älterer Bruder nicht und Sam konnte sehen, dass man Dean einen Blasenkatheter gelegt hatte, denn der Beutel gefüllt mit Urin hing an dem Rollstuhl; was auch darauf schließen ließ, dass er wieder eine Windel tragen musste. „Oh mein Gott…“ Mit vor Aufregung bebenden Händen griff Sam nach dem Gesicht seines Bruders. „Dean? Kannst du mich hören?“

Für einen Sekundenbruchteil begannen da die Augen des Älteren zu glänzen, bevor es auch schon wieder vorbei war. Sam musste schwer schlucken, bevor er Dean beruhigend das Gesicht streichelte. „Ich hol dich jetzt hier raus und bring dich nach Hause. Dort päpple ich dich dann erst einmal wieder richtig auf!“

Die Worte ‚zu Hause‘ lösten irgendwas in Dean aus und er bekam einen der schlimmeren Anfälle, wie aus der Anfangszeit nach seinem Schlaganfall im Krankenhaus. Instinktiv umfasste Sam ihn da und sprach beruhigend auf ihn ein. „Ist gut, Dean. Alles ist gut. Ich bin jetzt wieder hier und bald geht es dir wieder besser.“

Noch bevor die Krankenschwester ins Zimmer getrottet kam, hatte sich Dean wieder beruhigt. Der bekannte Geruch und die Stimme, drangen zu ihm durch.

Der jungen Frau erging es nicht so gut, da Sam ihr regelrecht an die Gurgel ging. „Ich will sofort einen Verantwortlichen sprechen!!“

„Wer sind sie überhaupt?“, empörte sie sich.

„Ich bin sein Bruder und ihr schlimmster Albtraum, wenn ich nicht sofort jemanden zu sprechen bekomme, der wenigstens ein bisschen Ahnung hat!!“

Seufzend gab sie nach, war aber wenig beeindruckt. „Dann folgen sie mir bitte.“

Sam schnaubte abfällig. „Sie bringen ihren Boss hier her, denn ich lasse Dean nicht auch nur eine Sekunde mehr hier allein!“

„Ich werde sehen, ob sich das einrichten lässt.“ Überheblich drehte sie sich weg und ließ die Brüder wieder allein.

„Miststück“ murmelte Sam und hockte sicher wieder neben seinen Bruder. „Was haben diese Monster nur mit dir gemacht?“ Dean zuckte zusammen und es schien, als ob er resignierend auf etwas warten würde. „Keine Sorge.“ Liebevoll nahm Sam seine Hand in die eigenen. „Ich stauch die jetzt richtig zusammen und dann verschwinden wir hier.“

Etwa zehn Minuten später klopfte es an der Zimmertüre und der Stationsarzt trat ein. „Mr. Winchester?“ Der grüßte ihn mit eiskalter Miene.

„Doktor!“

„Doktor Walter Schoemaker.“, stellte er sich vor und hielt Sam eine Hand entgegen, die dieser nicht annahm.

„Ihre Rechtfertigung interessiert mich mehr, als ihr Name.“

„Ihr Bruder bekam bereits in seiner ersten Nacht bei uns schlimme Anfälle und es ging binnen kürzester Zeit steil bergab.“, erklärte der Arzt kurz und bündig, wobei er sich auf einen Stuhl setzte.

„Und offensichtlich war hier niemand kompetent genug sich richtig darum zu kümmern! Als er zu ihnen kam, war er auf dem besten Weg wieder richtig gesund zu werden und jetzt sitzt er da und vegetiert nur noch vor sich hin!“

„Wir haben alles in unserer Macht stehende getan, Mr. Winchester. Wir haben sogar einen Neurologen eingeschaltet, obwohl wir wussten, dass sie ihn nicht zahlen können.“, schoss der Ältere zurück und erklärte somit, dass das Heim die Kosten tragen würde.

„Und auch der konnte scheinbar nicht verhindern, dass sie meinen Bruder zu Grunde richten!“

„Deans Hirn hat offensichtlich zu große Schäden von dem Schlag zurückbehalten. Mein Kollege ist der Ansicht, es ist nur eine Frage der Zeit gewesen, bis Dean diesen Zustand erreicht.“

„Ihr Kollege hat offensichtlich Probleme mit seinem Großhirn!“ fuhr Sam da irritiert auf. „Mein Bruder war seit seinem Schlag bei klarem Verstand, was ihm auch attestiert wurde! Wenn ihr Neurologe nun etwas anderes feststellt, ist das definitiv während seines Aufenthalts hier passiert! Für mich klingt das nach einem verdammt gutem Grund sie zu verklagen!“

Sofort verhärtete sich die Miene des Arztes. „Sie sollten jetzt gehen!“

„Das werde ich und ich nehme meinen Bruder mit, bevor man ihn hier noch umbringt!“

„Ich werde sofort eine Schwester rufen, die ihm den Katheter entfernt und ihm eine frische Windel anlegt.“

„Den Katheter ja, um den Rest kümmere ich mich.“

Er nickte und stand auf. „Ich wünsche ihnen eine gute Heimreise.“ Schnaubend drehte Sam ihm den Rücken zu. Kaum hatte der Arzt das Zimmer verlassen, klopfte es erneut und eine Schwester trat ein. „Hallo, ich soll Dean von seinem Katheter befreien.“

„Ja, bitte beeilen sie sich“ trieb Sam sie an, während er Dean durchs Haar strich.

„Wenn sie uns dann entschuldigen!“, schmiss sie ihn nett aus dem Zimmer.

„Ich denke gar nicht daran“ war die knappe Antwort.

„Es ist aus hygienischen Gründen von Nöten.“, erklärte sie freundlich.

„Ich lasse meinen Bruder mit niemandem aus diesem Höllenhaus mehr allein!“

„Dann würde ich sie gern bitten ans andere Ende des Zimmers zu gehen!“ Die Schwester ging erst an einen Schrank und stellte dann einige Utensilien auf einem Tablett zusammen, dass sie auf Deans Nachttisch abstellte. Dann schob sie den Kranken ans Bett und verfrachtete ihn vorsichtig hinein.

Sam hielt zwar seinen Abstand, beobachtete sie aber aus Argusaugen. So musste er mir ansehen, wie sie Deans Unterleib entkleidete, konnte aber nicht sehen, wie ihre Augen schwarz wurden, als sie Dean anlächelte. „Jetzt geht es nach Hause, freust du dich?“

Sams Herz zog sich zusammen, als er Dean wimmern hörte. „Geht das nicht schneller?“

„Wir sind jetzt gleich fertig!“ Sie atmete offensichtlich tief durch, wonach Dean einschlief. Dann griff sie sein bestes Stück und zog den Schlauch daraus. Mitfühlend verzog sein jüngerer Bruder das Gesicht und kniff etwas die Beine zusammen. Es dauerte noch ein paar Minuten, bis sie mit ihrer Arbeit fertig war und auch dafür gesorgt hatte, dass es keine Infektion in der Harnröhre gab. Dann begann sie Dean neu zu wickeln.

„Verschwinden sie!“ fuhr Sam ihr da dazwischen. „Das kann ich selbst machen!“

„Ganz wie sie wünschen!“, wurde es freundlich erwidert und ihm wurde die Creme in die Hand gelegt.

Giftig sah Sam ihr hinterher, bis er endlich wieder allein mit Dean war. „Mit der ist was nicht in Ordnung. Sag mir, wenn ich sie extra verklagen muss.“ Alle Wut viel von Sam ab, als er sich mit Dean beschäftigte und diesen zärtlich wickelte und anzog. „Zu Hause bekomme ich dich ganz schnell wieder hin, du wirst sehen.“ Da sein Bruder aber noch immer schlief, war nicht klar, in wieweit er das Gesagte mitbekam.
 

Als Dean wieder erwachte lag er in seinem eigenen Bett, mit dem Kopf von King auf seinem Bauch und Sam neben ihnen. Dennoch verließ seine Kehle ein Schrei. Jaulend sprang King auf, während Sam dichter an ihn robbte. „Dean! Ist ja gut, ich bin bei dir! Wir sind endlich wieder zu Hause.“ Orientierungslos sah sich der Ältere mit seinen Augen um, nicht realisierend, wo er war. Sanft presste Sam sein Gesicht gegen das seines Bruders. „Shh, es ist alles gut.“ Tatsächlich wurde Dean sofort ruhiger, auch wenn das eher daran lag, dass er dachte, er sei am Sterben und würde zumindest noch einmal von Sam halluzinieren. Tatsächlich wurde Dean sofort ruhiger, auch wenn das eher daran lag, dass er dachte, er sei am Sterben und würde zumindest noch einmal von Sam halluzinieren. „So ist es gut“ lobte ihn dieser unterdessen unwissend. „Du brauchst dir keine Sorgen mehr zu machen. Ich bin hier, um auf dich aufzupassen.“ Kurz darauf sah er, wie dem Älteren Tränen aus den Augen flossen und es begann leicht zu riechen.

„Shh.“ Zärtlich küsste Sam die Tränen weg. „Ist nicht schlimm. Darum haben wir uns ganz schnell gekümmert.“

„Dämon!“, keuchte Dean nun leise und anklagend, da ihm langsam bewusst wurde, dass er nicht am Sterben war und die Medikamente, die man ihm gegeben hatte, etwas ihre Wirkung verloren hatten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  jesaku
2012-02-16T19:40:19+00:00 16.02.2012 20:40
Dean war doch schon viel selbstständiger und da haben es Bobby und Katy nicht geschafft sich in der Zeit in der Sam Im KH war um ihn zu kümmern?
Scheint ja auch so, als hätten die ihn nicht mal in dem Heim besucht.
Also wer solche Freunde hat braucht keine Feinde mehr. Ich hoffe Sam bläst den beiden mal ordentlich den Marsch.

Besonders Bobby kommt in der Geschichte alles andere als sympathisch rüber. er interessiert sich wesentlich mehr für Sams wohlbefinden als für das von Dean.
Von:  masa
2012-02-04T22:17:58+00:00 04.02.2012 23:17
gemein dabei war dean fast wieder der alte...knurr...
spaß beiseite das kapi war echt klasse,ich freue mich darauf wenn es weiter geht.


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