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Suche, Jagd und Ziel.

für Sorca
von

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Suche

"Was?! Er hat dir einen Antrag gemacht?"

"Nein!" Die Freundin verdrehte die Augen. "Er hat mir etwas aufgetragen!"

Ihr Gegenüber setzte ein zweifelndes Gesicht auf, während er sich die Fingernägel großzügig mit blutrotem Nagellack bestrich, nachdenklich.

"Er erteilt dir Aufträge?" Die Sprecherin boxte ihm die Schulter, sodass eine Hand abrutschte und ein ganzer Finger in roten Nagellack getaucht wurde. "Ach, Mist!", herrschte der Besitzer des Fingers. "Pass doch auf. Jetzt ist alles vollgesaut."

"Dann stell' dich nicht dümmer als du bist", erwiderte der Missetäter kühl und steckte sich eine weiße Rose ins Haar, fixierte sie mit kleinen Klämmerchen.

Eine Tür wurde geöffnet und herein trat ein bezauberndes Wesen mit erdbeerblonden Haaren und smaragdgrünen Augen.

"Habe meine Haube vergessen", erläuterte sie entschuldigend, schnappte sich ihre Krankenschwesterhaube und verschwand wieder aus dem Pausenraum.

Die Frau mit der Blüte im Haar hatte kurz nicht auf die Person neben sich geachtet und als sie sich dieser wieder zuwandte, trug diese plötzlich eine lange Perücke aus verblasstem rot. Fort war das Feuerrot.

Entrüstet schnaubte Konan: "Wie machst du das eigentlich immer mit den Verkleidungen? Von einer Sekunde zur nächsten!?"

Der Angesprochene hob die Schultern, fühlte sich sogar ein wenig geschmeichelt, obwohl die Bemerkung wirklich nicht so gemeint war. Dass er andauernd Perücken aufsetzte oder sich Masken überzog, nervte sie zu Tode. Je nach dem, welche „Person er war“, wechselte er sein Aussehen. Er tat gern so als hätte er mehrere Persönlichkeiten. Je nach Persönlichkeit wechselte er von offenen zu zugebundenen Haaren, von rot zu einem eher blassen rot, fast schon orange, oder trug Piercings im Gesicht. Man gewöhnte sich daran. Jedenfalls, wenn man ihn so lange kannte wie sie es tat.

Der Nagellack – so unnatürlich das klingen mag - war normal. Den trug offenbar jede seiner Persönlichkeiten.

"Mit Auftragen habe ich übrigens das Essen gemeint. Er hat mir Essen bei sich zu Hause aufgetragen."

Es war ganz angenehm gewesen. Er hatte sogar eine Kerze auf seinen Esszimmertisch gestellt. Die Wohnung war okay gewesen. Ein bisschen spartanisch vielleicht.

Sie schloss kurz die Augen und erinnerte sich, während der dämliche Kommentar von Pains derzeitiger Persönlichkeit hinter gedanklichen Nebelschleiern verschwand:

"Ach, er hat dir aufgetragen für ihn zu kochen ... "
 

"Darf aufgetragen werden?"

Konan nickte. Ihre blauen Haare fielen gelockt über ihre Schultern, von denen sie ziemlich viel zeigte. Ein Pullover in passender Farbe sorgte mit seinem weiten U-Boot-Ausschnitt dafür. Unter dem dunklen Rock trug sie noch dunklere Unterwäsche. Nur für den Ernstfall.

"Aber natürlich." Sie lächelte eins ihrer mysteriösen Lächeln, die direkt aus ihrer Seele kamen, welche noch dunkler war als ein Kleidungsstück je sein könnte. Es war ihr fünftes Date. Sie hatte die Initiative ergriffen als sie im Regen die Straße entlang gerannt waren und er sie mit einem Arm fest an seine Seite gepresst hatte.

"Nimmst du mich mit nach Hause?"

"Nein, aber ich führe dich vielleicht 'mal dorthin aus." Er grinste. "Tut mir Leid, aber du musst einer Junggessellenwohnung Zeit zum Aufräumen geben."

Sie hatte eingewilligt und nun saß sie hier auf einem Holzstuhl, grub ihre nackten Zehen in den flauschigen Teppich und beobachtete wie ihr Date versuchte dem Ofen das Abendessen abzuringen. Feuerspuckend wehrte er sich es herauszurücken, aber ihr Date war tapfer, sagte einige strenge Worte, gab der Auflaufform einen Ruck und wurde von seiner eigenen Kraft nach hinten geworfen als der Ofen das Begehrte losließ. Das Date drehte eine flapsige Pirouette und stellte den heißen Auflauf auf die Thecke, lächelte sie triumphierend an.

"Da ist er und gar nicht angebrannt."

Konan klatschte anerkennend.

Ihr momentaner Typ sprach allerdings nicht so viel, was wiederum bedeutete, dass Konan sich dumm und dusselig redete. Wenn sie nicht unterbrochen wurde, konnte sie immer weiter sprechen. Aber das war sie gar nicht gewöhnt, denn normalerweise wollte der Gesprächspartner auch etwas loswerden.

Aber dieser Neji nicht.

Ab und an lächelte er, führte Gabel um Gabel mit Broccoli und Käse zum Mund und nickte, wenn er glaubte, das Gespräch benötige seine Bestätigung, um fortlaufen zu können. Dazu kam, dass er jeder Frage nach seinem Beruf auswich:

"Was machst du denn so beruflich?"

"Hast du einen neuen Haarschnitt?"
 

"Was arbeitest du eigentlich?"

"Schmeckt dir das Essen nicht?"
 

"Hast du'n Job?"

"Deine Haarfarbe ist wirklich außerordentlich schön."

Aber er hatte sie auch noch nie nach ihrem gefragt. Als sie ihren Redefluss kurz unterbrach, um in ihrem Essen herumzustochern, bemerkte sie, dass es ihr davor fürchtete.
 

"Was hast du gesagt?"

"Ich sagte, er hat dir also aufgetragen zu kochen."

Konan verdrehte die Augen.

"Hör' auf ihn mir schlecht reden zu wollen."

"Aber du weißt doch noch gar nicht, was er arbeitet. Er könnte ein Arzt sein – Die arroganten Viecher – oder ein Killer!", jammerte Pain und zupfte an einem Piercing in seiner Nase.

Sein Opfer warf ihm einen strengen Blick aus ihren Augenwinkeln zu.

"Ja, das ist echt wahrscheinlich."

Pain hob die Schultern. "Ach ja? Hast du nicht gesagt seine Wohnung wäre unheimlich?"

Nein, dachte Konan, das habe ich nicht.

"Wenn ich sage, du sollst aufhören ihn mir schlecht zu reden, dann meine ich genau diese Kommentare!", schalt sie ihn.

Seine Wohnung war sauber gewesen und hübsch. Küche, Wohnzimmer und Esszimmer gingen fließend ineinander über. Bade- und Schlafzimmer – Konan lächelte – schlossen sich hinten an.

Er hatte eine modische blaue Couch – auf der man lustige Sachen treiben konnte – und einen robusten Esstisch – sogar mit Tischdecke!

In ihrem Leben hatte Konan schon viele unheimliche Wohnungen gesehen, wenn sie Hausbesuche machte, aber jenes gehörte nicht dazu.

"Welche Persönlichkeit ist morgen dran?", fragte sie Pain. Er hatte ihnen allen Namen gegeben.

"Shurado", verkündete er. "Wenn er dich angreift, entzieht Ningendo ihm seine Seele!"

Pain schwelgte schon in Tagrträumen, aber Konan beschloss still noch etwas zu warten, bevor sie ihren neuen Liebhaber mit auch nur einem der Pains Bekannt zu machen.

Stattdessen fragte sie ihn lieber: „Wie denkst du dir immer diese krassen Namen aus?“

„Ich denk’ sie mir nicht aus. Die eigentümer sagen sie mir, wenn ich sie kennenlerne.“

„Natürlich“, grinste Konan ohne den Sarkasmus zu unterdrücken. "Bis später, Schätzchen."

"Bis später!"
 

Es war dunkel und in dem Haus brannte Licht. Heute zogen keine Nebelschlieren durch die Nacht, die seine Sicht hätten behindern können. Durch große Panoramafenster konnte er den Mann beobachten. Er saß in seinem Sessel und las ein Buch, den Rücken zum Fenster gewandt.

Neji stieg aus dem Wagen, überquerte die totenstille Straße zu dem großen Haus und stellte sich vor die Tür, strich sich die Haare zurück und strich seinen Anzug glatt.

Er klingelte und räusperte sich.

Es dauerte nicht lange. Der Mann stand vor ihm, die Tür offen.

"Guten Tag, Mister. Ich bin von der Polizei." Er griff in die Innentasche seines Anzuges, um dem Herrn seine Dienstmarke zu zeigen und sein Gegenüber begann bereits ein Lächeln aufzusetzen, um seine illegalen Machenschaften zu verstecken.

"Ich bin Detective-..."

Pfew.

Der schallgedämpfte Schuss war abgefeuert. Neji hatte sich schon abgewandt bevor es "Rumps" machte und der leblose Körper zu Boden gefallen war. Kopfschuss.

Im Wagen hörte Neji Radio. Irgendeine Oldies-Show. Draußen hörte er nichts, also ließ er den Wagen an und fuhr auf direktem Wege in die Wüste.

Die letzten Baracken passierte er gerade. Er fuhr nicht schnell, nicht auffällig. Er machte eine Abendspazierfahrt. Im Radio lief ein Folk-Lied.

"Stuck in the middle with you ... ", wisperten die Lautsprecher. Neji hörte nicht gern laut Radio.

Aber er mochte die Wüste. Er sah aus dem Fenster. Links und rechts gab's nichts. Nichts. Bloß Stille und Leere, ein bisschen vertrockneten Boden, den einen oder anderen verdorrten Busch. Ein Stück weiter 'raus fand man Kaktusse.

Die Landschaft erinnerte ihn immer an sich selbst.
 

Der identische Wagen wartete bereits auf ihn.

"Hey", machte Neji als er in die kühle Nachtluft ausstieg. Die Nacht hatte die Hitze des Tages bereits verdrängt.

"Na", machte der Mann, der aus dem anderen Wagen ausstieg.

"Hast' ihn erwischt?", grinste er, ließ es aber schleunigst bleiben als er erkannte, dass keine Antwort folgen würde. Stumm schraubte er Nejis Kennzeichen von seinem Wagen.

"Hier. Bin um die verabredete Zeit aus dem kamerabewachten Parkhaus gefahren. Versprochen, Partner!", gluckste er und wurde wohl einfach nicht klüger, denn Neji nahm sein Kennzeichen schweigend an.

Er nahm das gestohlene Kennzeichen von seinem Wagen ab und hängte sein eigenes dran, schmiss dem "Partner" das andere zu.

"Werd's los", kommentierte er seinen Wurf und setzte sich dann wieder in seinen Wagen.

Als er gerade losfahren wollte, klopfte es noch einmal an seinem Fenster und der grinsende Kopf bedeutete ihm das Fenster herunterzulassen. Neji betätigte den Knopf.

"Ja?", stieß er genervt aus.

"Du sollst dich beim Boss melden. Bald." Er lächelte dämlich. "Soll ich dir sagen."

"Ach", erkannte Neji abfällig und rollte das Fenster wieder hoch.
 

Neji stieg die Treppe in den Keller hinab und wie gewöhnlich erwartete ihn ein extravagantes Restaurant. Seine blankpolierten Schuhe versanken förmlich in dem weichen Teppich und erlesene Gerüche stiegen ihm in die Nase.

Er fuhr sich mit der Hand nochmal über die streng zurückgekämmten Haare, die er in einem Pferdeschwanz zusammen gebunden trug.

"Neji Hyuga", sagte er der Empfangsdame. Sie lächelte höflich.

"Herr Orochimaru erwartet Sie bereits."

Auf ihren Stöckelschuhen trippelnd führte sie ihn zu einem kleinen, runden Tischchen, das halb im Dunkeln in einer Ecke verborgen lag, wo sich besagter Herr mit Brotstangen und Kräuterbutter vollstopfte.

"Mein treuer Freund!", begrüßte dieser den Neuankömmling und nahm eine Speisekarte von der Kellnerin an.

Neji nickte seinen Gruß.

"Wir fangen mit einem Salat und einem Süppchen an", befand Orochimaru. Eifrig notierte die Kellnerin Orochimarus ganzen Extrawünsche.

Eisbergkopfsalat, kein Römersalat, keine Gurken, viele Tomaten, Fetakäse, keinen Cheddar und die Putenbrust leicht angebraten, nicht trocken.

"Achso und Ranch-Dressing." Zu Neji gewandt fügte er hinzu: "Ich achte gerade ein bisschen auf meine Figur."

Neji betrachtete die schlanke Gestalt ihm gegenüber. Sein dünner Körper hatte etwas Schlangenartiges an sich.

"Wäre gar nicht nötig", kommentierte er, was Orochimaru eine wegwerfende Geste entlockte. "Ach, alter Schmeichler."

Neji spielte mit und lächelte.

Plötzlich trat Schalk in die Augen seines Bosses.

"Wie geht es deiner Freundin?"

Neji hatte nie eine Freundin erwähnt. Er lächelte kühl.

"Meine Freundin? Hervorragend."

"Wirklich bezauberndes Mädchen. Besonders die Haare."

Neji hielt sein Lächeln aufrecht.

"Allerdings", stimmte er zu. Orochimaru lächelte wissend. Er fragte Neji nur aus einem Grund nach dessen Liebschaft: Um ihn wissen zu lassen, dass er davon wusste. Und wenn Orochimaru von etwas wusste, wusste er, wo alle davon betroffenen Personen wohnten, wo deren Verwandte und Freunde wohnten. Er wusste sogar, wer Affären mit wem hatte. Kurz: Er wusste alles.

"Nebenbei bemerkt", warf sein Boss wie beiläufig ein. "Solltest du sie nach ihrem Beruf fragen. Wirklich außerordentlich interessant ... "

Orochimarus durchdringender Blick wurde von einem Salatteller unterbrochen, der just in dem Moment auf den Tisch gestellt wurde.

Nachdem Orochimaru seinen ersten Hunger gestillt hatte, warf Neji ein:

"Wolltest du mich noch etwas anderes wissen lassen?"

Sein Gegenüber starrte ihn einen Augenblick verwirrt an als hätte er eine andere Reaktion erwartet. Durchdringend starrten ihn seine unheimlich gelben Augen an. Dann ließ er das Thema fallen. Dann schien ihm plötzlich wieder etwas einzufallen. Hastig schluckte er seinen Bissen herunter, wischte sich Dressing vom Mundwinkel und sagte:

"Ach ja, da war noch was ... " Er schaute verlegen drein. "Ein Gefallen."

"Natürlich", sagte Neji. "Was ist es denn?"

"Nun ja", begann er. "Ich habe da eine ... Nichte."

Okay, dann war sie schonmal definitiv nicht seine Nichte.

"Sie ist neu in der Stadt. Hab' einfach ein Auge auf sie. Sie braucht jemanden, zu dem sie kommen kann, wenn es Probleme gibt und ich beschäftigt bin."

"Gerne", sagte Neji ergeben und spießte einen Putenbruststreifen auf.
 

Sakura ließ sich auf die rote Couch fallen.

"Mein Mund fühlt sich ganz taub an", stöhnte sie. Konan streichelte ihr tröstend die Hand. "War das dein letzter für heute?"

Sie nickte.

"Meiner auch", verkündete Konan und ging zum Spiegel, um sich abzuschminken.

"Was machst du jetzt noch?", fragte Sakura und zog sich die Krankenschwesterhaube vom Kopf.

"Pain holt mich ab. Wir gucken DVDs."

"Was ist aus deinem Herzblatt geworden?"

Konan zuckte mit der Schulter.

"Der meinte, er hätte heute irgendwas Berufliches zu tun."

"Achso", machte Sakura. "Hast du ihm schon erzählt, dass du eine Prostituierte bist?"

Konan verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf.

"Nee nee, das schieb' ich lieber noch etwas vor mir her."
 

Zu Orochimarus Büro stieg man eine schmale Treppe an ein paar Leibwächtern vorbei hinauf und gelangte dann zu einer weiß lackierten Tür.

Diesmal stand sie offen. Neji lugte hinein. Kein Orochimaru. Dafür aber ein Mädchen. Wie versprochen.

Als dieses sich ihm zuwandte, erkannte er, dass das Mädchen schon eine Frau war mit einem Gesicht, das Lolita zu Tode erschreckt hätte. Das sollte Orochimarus "Nichte" sein?

Sie hatte einige Eigenschaften, die man Frauen zuspricht, die sie "graue Mäuse" nennen. Nur, dass dieses Exemplar mehr Ähnlichkeit mit einer Ratte hatte.

"Was starrst du so?" Sie hatte eine tiefe Stimme. Auch nicht gerade mädchenhaft.

"Dich abholen."

"Mhm", machte sie. "Du bist also mein Babysitter."

Sie kam auf ihn zu und ... ging an ihm vorbei.

Sie zwängte sich an ihm vorbei und machte sich an den Abstieg der Treppe. Aha, dafür war er den ganzen Weg hierher gefahren statt sich noch eine zweite Tasse Kaffee in seinem Lieblingsstarbucks zu genehmigen?
 

Tenten zuckte mit der Schulter, trank einen Schluck Kaffee, sah aus dem Fenster ihrer winzigen Wohnung auf die Straße hinab. Den Kerl mochte sie nicht. Pech, Tenten, dachte sie.

Ihr braunes Haar war noch nass vom Duschen und es sorgte für den großen dunklen Fleck am Rücken ihres weißen Unterhemdes.

"Ich sollte mir die Haare schneiden", seufzte sie. Eine Mutter mit ihrem Kind spatzierte den Gehweg hinab. Auf der Straße tummelten sich Autos. Und dann war er da. Kam einfach aus einem Starbucks spaziert. Neji Hyuga. Der Kerl, demn sie nicht mochte. Er war ihr sogar unheimlich. Seine Augen …

Irgendwas an dem Typ störte sie. Sie konnte einfach nicht fassen, dass Orochimaru ihr so einen hochnäsigen, selbstverliebten Trottel vor die Nase setzte. Sie wandte den Blick ab.

Da Tentens Wohnung keine Heizung besaß und obendrein auch noch schlecht isoliert war, war es dort ungewöhnlich kalt. Fluchend zog sie sich einen Pullover über und ging dann zur Tür. Es hatte geklopft.

Da stand der Pizzabote. Er drückte ihr einen Pizzakarton in die Hand und die Rechnung. Ohne sie zu begleichen, knallte sie dem Jungen die Tür vor der Nase zu und drehte die Rechnung um.

Die Adresse prägte sie sich ein.

Die Knarre nahm sie aus dem Pizzakarton.
 

"Du bist eine Nutte?" Entkräftet ließ er sich auf seine Couch fallen.

"Prostituierte", korrigierte Konan sanft.

Abwesend fragte Neji: "Gibt's denn einen Unterschied?"

"Das eine klingt nicht so abfällig", erläuterte Konan ein wenig aufsässig.

Neji seufzte. "Eine Prostituierte?", vergewisserte er sich nochmal.

"Dein Job ist auch nicht gerade etwas, worüber man mit Freunden an einem DVD-Abend plaudern kann."

"Das kann man doch gar nicht vergleichen!", empörte sich Neji. Konan unterdrückte ein Lachen.

"Ach wirklich? Wollen wir vergleichen wieviel du für einen Mann und wieviel ich für einen kriege?"

Neji roch eine Falle und beschloss, dass er lieber nicht auf Konans Frage eingehen wollte.

"Gibt es noch etwas in deinem Leben, was ich vielleicht wissen sollte?", fragte Neji. Er hatte mit einem definitiven Nein gerechnet, aber als es nicht kam, sah er erschrocken zu seiner neuen Flamme empor.

"Was?", fragte er bange.

"Ich habe da einen Kumpel-"

"Dein Zuhälter?", fragte Neji, auf der Suche nach ihrgendwelchen Synonymen in ihrem Berufsjargon.

"Nein, tatsächlich nur ein Kumpel", stellte sie klar. "Und er ist ein bisschen merkwürdig."

Neji begriff nicht ganz und daher stellte er vorsichtig ein paar Fragen: "Er ist authistisch?"

"Nein."

"Er lebt mit ganz vielen Katzen zusammen und kocht ihnen das Essen extra vor?"

"Nein."

"Mit Hunden?"

"Nein."

"Er ist in Wirklichkeit eine Sie?"

"Manchmal", gab Konan zögernd zu. Neji runzelte die Stirn.

"Ein Transvestit?"

"Nein, bis auf den Nagellack für gewöhnlich nicht."

"Ich geb’ auf."

"Nunja, er hat verschiedene Persönlichkeiten."

Neji stand nicht unter Schock, aber er war ein wenig ... überrascht.

"Das Wort nachdem du suchst lautet 'verrückt' nicht 'merkwürdig'", erklärte er ihr hilfreich.
 

Alles war gut mit Außnahme dieser neuerlichen Schickane, die sein Boss ihm aufbürdete. Diese Tenten war ein Aas. Plötzlich schien sie in allem besser und das wusste sie. Sie verspottete ihn. Sie demütigte ihn. Dergleichen war er von keiner Frau gewöhnt.

Um ehrlich zu sein war er das noch nicht einmal von Männern gewöhnt.

Die meisten fanden Orochimarus Augen beunruhigend, aber gegen Nejis Augen, waren jene machtlos.

Er hatte einen unglaublich stillen Blick. Wenn er dich ansah, musste er nicht blinzeln, seine Augäpfel rührten sich nicht. Er gewann jeden Starrkontest. Jeder ging vor ihm in die Knie außer sie. Sie ließ sich nämlich nicht auf dergleichen ein. Wenn er sie anstierte, lächelte sie ihr kleines verachtendes Lächeln und wandte ihm ihren Rücken zu.

"Verdammte Hure."

Konan sah von ihrem Teller auf.

"Entschuldige", beeilte Neji sich zu sagen, aber der Schaden war nicht rückgängig zu machen.

Neji hatte noch nie viel für Prostituierte übrig gehabt. Das artete nicht daraufhin aus, dass er Prostituierte beschimpfte, aber er fand sichtlich Genugtuung darin, seine neue Kollegin Hure zu nennen. Das allein drückte schon aus, was er von dem Beruf hielt und Konan stand steif vom Tisch auf, schnappte sich ihren Teller und spühlte ihn in der Küche ab.

"Liebling!",versuchte Neji sie zurückzulocken. "Es tut mir Leid."

"Ach", fauchte sie. "Natürlich."

Sie verschwand im Schlafzimmer.

„Toll“, seufzte er.
 

"Du bewährst dich", meinte Orochimaru.

"Freut mich", machte Tenten.

"Aber ... "

Orochimaru sah auf. Sie erschreckten seine Augen nicht. Sie wusste auch nicht genau, weshalb, aber, wenn sie in Augen sah, sah sie nicht, was die Leute wollten, dass sie darin sah. Sie sah wie verunsichert diese waren oder sie sah, was für Missetaten sie mit einem unschuldigen Blick übertünchen wollten. Orochimarus Augen waren eine wahre Fundgrube.

"Wie läuft dein … Job? Ich hoffe, ich habe dir nicht zuviel aufgebürdet.?" Er sah ihr in die Augen. Wahrscheinlich dachte er, er schärfe ihr gerade etwas ein.

„Nein, aber, wenn es nicht zuviel verlangt ist, warum?“

Sie wollte seine Augen lesen, doch er wandte sie ab.

„Ich sehe überhaupüt keinen Gru-“

Orochimaru unterbrach sie mit einer hektischen Geste.

„Nicht dein Problem“, informierte er sie.

„Aber natürlich nicht“, lächelte Tenten unbeschwert und dachte sich: Du Arschloch.
 

Wenn man für Leute wie Orochimaru arbeitete, dann kannte man seine Kolleghen für gewöhnlich nicht. Sie waren namenlose gestaltlose Wesen. Selten sah man einen Kerl zweimal, aber diese Frau hatte ein Talent dafür immer wieder mit ihm zusammen zu prallen.

Er wusste nicht woran es lag, doch am ersten Frühlingstag stieß er mit ihr zusammen und verschüttete heißen Kaffee über ihr weißes T-Shirt.

Warum? Fragte sich Neji innerlich aufstöhnend.

Er kam gerade von einem Starbucks, war um die Ecke in eine dunkle Gasse gebogen, um eine Abkürzung zu nehmen und da war sie und lief ihm direkt vor die Brust.

Sein Hirn machte eine Randnotiz, dass sie einen hellblauen BH trug und sein Mund machte "Ups".

Es klang nicht besonders bedauernd. Er wollte sich an ihr vorbeidrängen, aber sie stellte sich ihm in den Weg.

"Was glaubst du, wo du hingehst, Söhnchen?"

Seine Stirn runzelte sich. Söhnchen? Ihn hatte noch niemand Söhnchen genannt. Ihr Gesicht war ziemlich wutverzerrt. Sie war auf Streit aus.

Na, den konnte sie haben, dachte er sich. Er spritzte den Rest des Kaffees gegen ihren Hals und sie zuckte fast unmerklich zusammen ob des heißen Gebräus.

"Hör mir 'mal gut zu, du kleine billige Hure. Ich weiß nicht, was du machst, um die ganzen besseren Aufträge zu bekommen" und er grinste so anzüglich, dass kein Zweifel daran blieb, dass er sich tatsächlich sehr gut vorstellen konnte, was sie mit Orochimaru trieb, um solch eine privilegierte Stellung zu erhaschen. Warum Orochimaru unbedingt diese Vogelscheuche wollte, konnte er sich allerdings nicht ausmalen. "Aber ich rate dir, dich von mir fernzuhalten."

Er versuchte ihr fest in die Augen zu sehen, um seinen Worten mehr Nachdruck zu verleihen, aber alles, was er erreichte, war ein blitzschneller Schlag in die Magengrube. Sein Körper reagierte ganz instinktiv, indem er seine Bauchmuskeln anspannte, aber sie war einfach zu flink. Und zu gut. Sie schlug ihm zielsicher in die Nieren und er keuchte. Der nächste stammte von ihrem linken Knie und traf seine Rippe. Er war sich sicher, etwas knacken zu hören.

Er wich ein paar Schritte zurück und wehrte ihren nächsten Faustschlag mit Leichtigkeit ab. In der engen Gasse schleifte ihre fortgeschlagene Hand gegen den rauen Backstein der Häuserwand. Lautlos, ohne Kampfgebrüll, warf er sich gegen sie und riss sie beide zu Boden. Ihr Ellenbogen traf ihn im Nacken und für eine Sekunde wurde ihm schwarz vor Augen. Genau das reichte ihr aber. Sie sprang auf und trat ihm noch einmal in die Nieren.

"Schlampe", knurrte er und fing ihren Fuß, drehte sich mit ihm und sein Gegner verlor das Gleichgewicht. Sie riss den Kopf nach vorn auf die Brust und stemmte ihre Ellbogen gegen die Wand, um nicht mit dem Hinterkopf an ebendiese zu knallen.

Mit festem Griff hielt er ihren Knöchel fest.

"Was jetzt, Hure?", grollte er gefährlich leise. Sie riskierte keine hastigen Bewegungen, die ihm einen Anlass gegeben hätten, ihr den Fuß umzudrehen.

Sie bleckte die Zähne.

Mit schüchternem Erfolg dachte Neji sich, dass Hunde, die bellten, nicht bissen und dann traf ihn ganz unvorbereitet eine Ferse mitten ins Gesicht. In seiner Nase knirschte es übelkeiterregend und der Knöchel wurde ihm aus der Hand gerissen.

"Missgeburt", hörte er ihre tiefe, rauhe Stimme keuchen. Dann spuckte sie ihm auf die Hände, die er ans Gesicht geführt hatte, um den Schaden zu begutachten. Mehr als gedemütigt, war er erstaunt. Er hatte ihr Bein sich gar nicht bewegen sehen, hatte keine Anspannung in ihrem Körper gespürt, die ihn vielleicht darauf hätte vorbereiten können. Dann besann er sich und stand hastig auf, verwundert, dass sie die Zeit nicht genutz hatte. Sie lehnte an der Wand, war nicht weggelaufen und betrachtete ihn. Ihr Atem ging schwer, was Neji ein wenig beruhigte. Sie war erstaunlich glimpflich davon gekommen. Normalerweise standen die Leute, die sich mit Neji anlegten nicht einfach wieder auf.

Er hingegen musste ziemlich abgewrackt aussehen.

"Wie hast du das gemacht?", fragte er und schmeckte Blut. Während er ausspuckte, hob sie nur vielsagend die Schultern. Übersetzt hieß es, geht dich nichts an, Bastard.

Beeindruckt von der Artikulationsgabe ihres Schulterzuckens, überlegte er, was er nun weiter tun sollte.

"Was soll das dumme Spiel?", fragte er. Sie zupfte an ihrem Hemdausschnitt, der eine bräunliche Färbung angenommen hatte.

"Das könnte ich dich genauso fragen", gab sie zurück.

Nein, kannst du nicht, dachte er entrüstet, Du mischst doch immer alles auf.

Sie fuhr sich mit einer Hand durch's Haar und ließ Blut daran kleben.

"Du hast dir die Hand aufgeschürft", teilte er ihr mit und ruckte sein Kinn in die angemessene Richtung. Sie ließ sich einen Moment Zeit ehe sie seiner Geste mit dem Blick folgte.

Er konnte ihre Zähne nicht knirschen hören, aber, wäre der Straßenlärm jenseits der Gasse nicht so laut gewesen, hätte er geschworen, dass er es hätte hören können, denn ihr Kiefer sah schmerzhaft angespannt aus.

"Wie kommst du überhaupt hierher?"

Sie verdrehte nur die Augen und verschwand in einem dunklen Hauseingang, der im Schatten der Gasse ganz untergegangen war. Nachdem er beschlossen hatte, dass gerade keine Zeit da war, um seinen verletzten Stolz zu pflegen, folgte er ihr. Hastig schob er seinen Fuß zwischen Tür und Angel, bevor jene zufallen konnte. Vorsichtig tauchte er in das stockfinstere Treppenhaus ein. Sein Fuß stieß an eine Treppenstufe und von da an stieg er empor. Immer weiter bis er einen Spalt gelben Lichtes entdeckte. Er schlüpfte ins Zimmer. Ein Fenster und eine Lampe spendeten Licht und auf einem grob zusammengezimmerten Holztisch prangte ein Teller mit einem Stück Roggentoast darauf.

"Frühstück", erläuterte sie ihm. "Daher der Weg zum Starbucks. Ich wollte endlich 'mal wieder guten Kaffee."

Das schien ihm einzuleuchten, doch der Gedanke, dass sie beide den gleichen Starbucks benutzen, ließ ihm übel werden.

Ein nasses Tuch klatschte ihm vor die Brust. Er brauchte nur die Hände auszustrecken, um es zu fangen.

"Für dein Gesicht", erklärte Tenten, während sie sich die Hände waschte und mit dem Spühlwasser auch durch ihre Haare ging, um das klebrige Blut auszuwaschen. Sie stand mit dem Rücken zu ihm. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie so dumm war. Er ließ lieber Vorsicht walten und machte sich daran sein Gesicht zu säubern. Nach und nach bemerkte er ein Rauschen, welches langsam nachließ. Das Rauschen seines Blutes.

Er versuchte probehalber durch seine Nase zu atmen, die heftig schmerzte. Es funktionierte nicht besonders gut.

Was seine Rippe anging, war er sich sicher, dass nichts gebrochen war. Vielleicht eine Prellung.

Er zog sich geronnenes Blut aus der Nase solange seine Rivalin ihm noch den Rücken zuwandte.

Als er nur noch stillstand, sah sie ihn an, hatte wahrscheinlich nur darauf gewartet, dass er endlich Ruhe gab.

"Pass demnächst auf, wo du hinläufst", riet sie ihm. Das rührte an seinen Stolz, aber dieser war immer noch ziemlich angeschlagen und so warf er ihr nur das schmuddelige, blutbesudelte Handtuch zu und verschwand.
 

Und alles, woran Tenten denken konnte, waren Blumen.

Seine Augen waren immer nur voller Blumen.
 

"Na? Fertig?"

Neji nickte. Er schien noch reservierter als normalerweise, aber Orochimaru, egozentriert wie er war, schenkte dem nicht wirklich Aufmerksamkeit.

"War's schön?", fragte er stattdessen. Neji musste ein Seufzen unterdrücken.

"War'n bisschen jung."

Mit dem Satz gefror die Luft in dem Raum. Neji hatte schon ein schlechtes Gefühl gehabt als er den Raum betreten hatte, doch das lag an den vorangegangenen Geschehnissen. Jetzt allerdings sank ihm seine Magengrube praktisch in die Knie und Tenten, die bis dahin stillschweigend mit ihnen im Büro gesessen hatte, stand auf und betrachtete mit angespanntem Gesicht Orochimarus Rücken.

"Jung?", murmelte er leise. "Jung?!" Er wandte sich um und seine schmalen Lippen bebten.

Neji kämpfte den Impuls nieder einen Schritt vor der aufragenden Gestalt seines Bosses zurückzuweichen.

Orochimarus linkes Auge begann gefährlich unkontrolliert zu zucken.

Neji schluckte, versuchte ruhig zu bleiben. Ein furchtbarer Verdacht beschlich ihn.

"Was?" Seine Stimme zitterte nicht.

"Was wohl!", herrschte Tenten ihn an, ohne ihm jedoch in die Augen zu sehen.

Neji vermutete, einem toten Mann sah man nicht in die Augen.

Sein ganzer Körper spannte sich an, aber Orochimaru tat nichts. Er schlug nicht um sich, er biss nicht, er schleuderte ihm nichts entgegen und er brachte ihn auch nicht kaltblütig um. Einen Augenblick lang drehte Orochimaru seinen Kopf und was Neji zu Gesicht bekam, verstörte ihn auf einer sehr tiefen Ebene seines Bewusstseins. Orochimaru lächelte. Ein mysteriöses Lächeln. Das glaubte Neji zumindest gesehen zu haben, aber er konnte nicht sicher sein, denn es war nur ein Aufflackern gewesen und der Blick geschwind.

Das verdatterte Neji so sehr, dass er die nächsten paar Minuten wie ein Fremder erlebte. Als wäre dies eine Szene von einem Film, dessen Anfang er nicht gesehen hatte. Dies ist eigentlich als eine gute Entwicklung zu betrachten, denn ansonsten wäre ihm wahrscheinlich direkt in Orochimarus Büro übel geworden. Er machte keine Fehler!

Mit einem Wink gab Orochimaru seiner neuen Rechten Hand Bescheid. Diese ergriff Neji rau am Arm, nahm ihm seine Berufswaffe ab und schleifte ihn aus dem Büro.

Neji stolperte so gut er es konnte hinter ihr her.

"Meine Fresse, reiß' dich zusammen, Mann."

Und das tat er dann auch. Heftiger als sie erwartet hätte. Er entriss ihr seinen Arm.

"Pack mich nicht an", zischte er, drängte sich an ihr vorbei und hastete die Treppenstufen weiter hinab.

Als Tenten ihn draußen eingeholt hatte, fragte er:

"Und was jetzt?"

"Jetzt kommst du mit mir."

"Und was, wenn ich nicht will?"

Sie lächelte wieder auf diese ganz spezielle Weise, die ihr innelag. Voller Verachtung.

"Glaub' mir, du willst."
 

Konan zog den Mantel enger um sich. Darunter trug sie nur ein durchsichtiges Neglegee. Ihre Handtasche hing über ihrer Schulter und umständlich, immer darauf bedacht, dass eine Hand den Mantel zuhielt, kramte sie darin nach ihrem Mobilfunktelefon. Endlich hielten ihre Finger das Kleinod und sie drückte auf die Kurzwahl.

"Hallo, heute erzeugt mein Körper Waffen von selbst. Ist ziemlich gefährlich. Hinterlass mir 'ne Nachricht!"

"Ich bin's – Konan. Mach endlich dein Scheißtelefon an!", kreischte sie in den Hörer. Dann mäßigte sie sich und versuchte die Leute, die sie anstarrten zu ignorieren, "Und hol mich ab", fügte sie leise hinzu.

Nur wenig später wurde sie zurückgerufen. Sie wischte sich die Tränen fort, obwohl man die am Telefon sowieso nicht hätte sehen können und nahm den Anruf an.

"Hallo?"

"Hey, ich kann Dornen erschaffen und, wenn ich mich anstrenge, sogar eine Kanone! ", verkündete Pain ihr seine neueste halluzinogene Errungenschaft.

"Wo bist du denn?"

"Im Park." Sie war bis zum Park gelaufen und hatte sich dann auf einer kalten Bank niedergelassen.

"Ich komm' sofort. Nicht wegschweben!"

Damit hatte er aufgelegt.

Aber wie immer, hielt Pain Wort und schon bald lief ein Mann mit langem Mantel und einer dunklen Mütze durch den Park und fragte arme Passanten, ob sie Konan mit dem blauen Haar gesehen hatten.

"Hier bin ich!", rief das Ziel seiner Suche aus und kam zu ihm herübergetrottet.

"Mir ist soo kalt", eröffnete sie ihm.

"Joah", machte er und hob die Schultern. "Ich habe 'ne Heizung zu Hause. Was meinst du? Wollen wir dahin?"

Sie lächelte traurig und nickte. Er legte den Arm um sie und führte sie zu seinem Wagen.

"Schau 'mal. Ich glaub, da wächst gerade eine Dorne auf meinem Arm!"

Hastig manövrierte Konan den Freund außerhalb Hörweite der neugierigen Zuhörer.

Zu Hause saß Konan in ihrem Nachthemdchen auf Pains Couch und durfte zwischen zwei Pullovern entscheiden.

Sie hatte die Auswahl zwischen dem Pullover, auf dem "Kampftrinker im Sondereinsatz" stand und zwischen dem auf dem "Der Beweis: Bier macht schön" stand.

"Ich glaube, ich nehme den Bier-Pullover", verkündete sie. Da Pain viel größer als sie war, fiel der Pullover fast auf ihre Knie hinab.

Zu ihrer Überraschung, hatte Pain sich verändert, als sie zu ihm zurück in die Küche kam und eine Tasse Kakau entgegennahm.

"Hey, wo sind denn deine anderern Persönlichkeiten hin?", fragte sie den breitschultrigen Rotschopf. Dieser wirkte verlegen. Er nahm seine Perücken nie vor fremden Leuten oder in der Öffentlichkeit ab. Konan wusste nicht, ob es daran lag, dass er sich für seine roten Haare schämte – Obwohl sie fand, dass er's mit den orangenen nicht besser machte - oder aus irgendwelchen Gründen, die man nur verstand, wenn man Mitglied im Psychisch-Krank-Club war, aber Konan fühlte sich immer geschmeichelt, wenn er alle Masken vor ihr fallen ließ. Das tat er sonst nur bei naher Familie und ab und an bei Sakura, wenn sie allein im Pausenraum saßen.

"Ich weiß nicht. Sie sind plötzlich alle gegangen."

"Aha?", machte Konan interessiert.

"Ja, ich glaube, sie haben gesehen wie du geweint hast und da haben sie den Wink mit dem Zaunpfahl verstanden und haben sich erstmal zurückgezogen."

"Wie lieb", hauchte Konan und lächelte ihren Gegenüber an.

"Also ... ", begann dieser. "Was ist denn jetzt passiert?"

Konan seufzte. "Kann ich kleine Marshmallows in meinen Kakau habe, bevor ich dir das erzähle?"

"Klar", grinste Pain und ließ eine Handvoll in ihre Tasse plumpsen.
 

"Nein", weigerte er sich.

"Warum nicht?", fragte der Helm.

"Nein", wiederholte Neji und schlug den dargebotenen Beifahrerhelm fort.

"Sei kein Baby!", bat sie ihn wenig herzlich. Neji gab sich geschlagen. Schlimmer konnte der Tag unmöglich werden. Und, wenn es nun begann zu regnen, würde er immer noch bei seiner Meinung bleiben.

Auch, wenn er jetzt auf dieses dämliche Motorrad mit dieser dämlichen Tusse steigen musste, würde er bei seiner Meinung bleiben.

Als er den dunklen Helm über seinen Kopf zog und sich hinter diese Furie schwang, dachte er:

Die Freundin verloren und dann auch noch den falschen Kerl umgebracht.

Neji, hiermit hast du offiziell einen schlechten Tag.
 

Neji wollte nicht, aber er presste sich eng an seine Antagonistin, denn so ein Motorrad war ihm nicht geheuer. Das Ding hatte nur zwei Räder!

Wenn er wagte, die Augen zu öffnen, raste die Wüste an ihm vorbei, die er so ins Herz geschlossen hatte.

Gleichzeitig sagte er stumm Lebwohl.

Er war nicht dämlich. Sie fuhr hinaus in die Wüste. Was sollten sie da wohl machen?

Flora und Fauna beobachten bestimmt nicht.

Sie spannte ihn wirklich auf die Folter. Sie zog über die Landschaft wie ein Blitz und sein Magen hing immer einen Meter hinter ihnen zurück so schnell fuhren sie.

Er konnte sich auch nicht mit ihr unterhalten, konnte sie nicht fragen wie lange es noch dauerte bis sie gewillt war seinem jämmerlichen Leben den Garaus zu machen, konnte sie nicht beschimpfen oder beleidigen.

Irgendwann flog die Zeit genauso schnell an ihm vorbei wie die Landschaft.

Dann öffnete er die Augen und stellte fest, dass es dämmerte und beim nächsten Mal war es bereits dunkel.

Da geschah es endlich. Eine einsame Tankstelle flimmerte am Horizont und sie näherten sich ihr erstaunlich schnell. Neji freute sich schon von diesem Höllending herunter steigen zu dürfen. Wahrscheinlicher aber war es, er würde wenig anmutig von dem Teil herabfllen. Sein Schritt schmerzte und ihm war bitterkalt.

Kaum hatte Tenten angehalten, stolperte, sprang und fiel Neji gleichzeitig vom Sitz und blieb eine Sekunde in der kalten Nachtluft sitzen, während sie tankte. Den Helm ließ sie an bis sie ihm mit einer Geste bedeutete zu folgen. Sie gingen ein Stück um die Tankstelle herum und blieben dann stehen.

Nachdem sie den Helm abgenommen hatte, schüttelte sie die braune Mähne aus.

"Ernsthaft? An einer Tanke?" Neji schüttelte den Kopf. "Ich wird’ wohl nicht mehr begreifen, wie du's so hoch in seine Gunst geschafft hast. Du ... ", er machte eine theatralische Pause. "... Kannst nämlich gar nichts! Gar nichts! Man bringt Leute nicht hinter Tanken um, sondern irgendwo im Nirgendwo. Kapiert?!"

Er sah sie trotzig an. So ein verzogenes Weibsbild. Seine Rede handelte ihm nur eine Ohrfeige an.

"Halt's Maul", befahl sie und dabei sah sie ihm in die Augen. Zufällig, beinah aus Versehen.

Neji wusste nicht, was, aber irgendetwas ging hinter ihrer Stirn vor sich. Es sah ganz so aus als würden Engelchen und Teufelchen sich eine epische Schlacht liefern. Als Tenten ihn grob bei der Schulter herumriss, hatte er noch immer nicht herausgefunden, wer die Oberhand errungen hatte.

Sie schubste ihn in Richtung Glasschiebetüren, die sich mit einem "Swisch" automatisch öffneten und den Weg für den stolpernden Neji freimachte.

Der schmierige Hinterwäldler, der hinter der Kasse stand, sah nur eine Frau in Ledergarnitur, die einen Kerl vor sich her schubste. Seine Gedanken waren nicht schwer zu erraten.

"Such dir'n Pullover aus."

Neji sammelte nur noch schnell sein bisschen Stolz auf, den er auf dem Weg in die Tankstelle verloren hatte – Heute stolperte er definitiv zu viel - und wandte sich dann einem einzigen runden Kleiderständer zu, der graue Pullover mit Aufschrift trug.

Er nahm sich irgendeinen und schmiss ihn dem Verkäufer vor die Nase. Tenten legte noch diverse andere Dinge dazu, denen Neji keine Beachtung beimaß und bezahlte.

Als sie kurz davor waren wieder auf das Motorrad zu klettern, warnte Tenten:

"Es ist noch ein Stück." Neji stöhnte.

"Wenigstens sieht dann niemand deinen 'Ich mag meine Brüste auch'-Pullover, wenn du hinter mir sitzt."
 

Vorsichtig erklomm Neji die Treppe. Sie war beengt und wand sich. Als wären das nicht schon genügende Unannehmlichkeiten, gesellte sich die Tatsache hinzu, dass es stank. Nach Urin, sollte es jemanden interessieren.

Als Neji sein Ziel erreicht hatte, prüfte er die Tür mit einem geübten Blick. Eine dünne Sperrholzplatte.

Er wich so weit zurück wie der schmale Flur es zuließ und trat dann mit Macht unter die Türklinke. Man hörte Holz knirschen und bersten. Die Tür donnerte auf und Neji fing sie mit einer Hand auf bevor sie ihm vor die Nase zurükschlagen konnte.

"Hallo, Freund."

Der Mann saß nackt auf seinem Bett mitten im Zimmer und hatte wohl vorfreudig auf etwas gewartet. Auf seinem schmuddeligen Nachttisch brannte eine verkümmerte Kerze.

"Na, hast du dir eine kleine Nutte eingeladen? Tia, die wird ihr dreckiges Geld nicht mehr sehen."

Der Mann blickte mit furchterfüllten Augen in den dunklen Lauf Nejis Waffe.

"Aber ... ", stammelte er. Er versuchte ein verschmitztes Lächeln, aber es gelang nicht. Wer immer er war, er war ein Kleinverbrecher und es ärgerte Neji, dass Orochimaru ihn auf so etwas ansetzte.

"Hol dir lieber selber einen 'runter ehe du so tief sinkst", riet Neji makaber, denn dieser Kerl würde keine Chance mehr bekommen, den Ratschlag zu befolgen. Es klang nie wirklich wie „Peng“, denn Neji war ein Freund von Schalldämpfern. Es war eher ein "Pfitsch".

Neji wollte sich umwenden, als jemand in der Tür zum Bad stand. Erschrocken hob er die Knarre, aber deswegen hätte er sich keine Sorge machen brauchen.

Da war es. Das Ende.

"Mistkerl", zischte Konan. Sie schnappte sich ihre Handtasche und warf sich einen dunklen Mantel über das winzige, verführerische Nachthemd, welches sie trug und war verschwunden.

Wie seltsam Frauen sind, dachte Neji noch, da liegt ein Kerl mit einem Loch im Kopf 'rum und alles, was sie kümmert, ist, dass man ihrem Beruf Respekt zollt.
 

"Du hast mit Neji Schluss gemacht?"

Sie nickte unglücklich.

"Er hat ganz schön lang gehalten", bemerkte Pain. "Aber'n Mistkerl ist er trotzdem."

Konan hob die Schultern.

"Ich weiß nicht ... "

"Klar weißt du das!", widersprach Pain heftig. Er schüttelte den Kopf ob ihres verzagten Blickes.

"Komm mit", orderte er an und plumpste mit ihr auf sein Sofa, schmiss den DVD-Spieler an.

"The Full Monty?", fragte sie zweifelnd.

"Aber klar doch! Wieso nicht?", grinste Pain. Der Stripper-Film brachte sie bestimmt auf andere Gedanken.

Es sei denn ... nee, dieser Neji war nicht der Typ gewesen, der für seine Freundin strippt.

Während der Vorspann lief, fragte er sie: "Musst du morgen arbeiten?"

"Ja, klar", schnaubte sie.

"Aber bist du nicht sein Liebling? Wenn du mit ihm redest, dann gibt er dir bestimmt frei ... "

"Nee, der ist sauer, weil ich'n Freund habe. Ist schlecht für's Geschäft, sagt er."

Pain prustete los. "Die Kerle würde es nicht interessieren, wenn du verheiratet mit zehn Kindern wärst", bemerkte er mit einem anzüglichen Blick. Konan verdrehte lächelnd die Augen und boxte ihn.
 

Sie rasteten am Straßenrand.

Mit den Ärschen im Dreck.

Trotzdem war Neji dankbar für eine Weile dem Höllenrad entronnen zu sein. Er rieb sich verstohlen die Weichteile.

"Die Grenze ist nicht mehr weit", erklärte Tenten und warf ihm etwas in den Schoß. Neji war viel zu müde und erschöpft, um zu verstehen, welche Grenze, also konzentrierte er das bisschen Aufmerksamkeit, das er aufbringen konnte, auf den Schokoriegel in seinem Schoß.

Snickers.

"Danke", krächzte er. Er räusperte sich.

"Danke."

"Kein Ding."

Sie nahm einen Schluck aus ihrer Wasserflasche und gab diese dann an ihn weiter.

"Macht dir die Reise Spaß?"

Neji konnte im Dunkeln ihr Gesicht nicht genau erkennen, aber er meinte, Stolz würde sich daraus kristalisierern.

Er schüttelte den Kopf und sofort stellte sich ein Gefühl in ihm ein, das die Augen verdrehte und ihn fragte wie man nur so dämlich sein konnte. Er hegte den leisen Verdacht, sie beleidigt zu haben und die Atmosphäre kühlte metaphorisch ab. In der realen Welt war es auch so kalt genug.

"Besser als tot zu sein, oder?"

Und da war sie auch schon: Die für Frauen so typisch bissige Antwort.

Neji zuckte mit den Schultern und tat so als beachte er sie kaum. Insgeheim schielte er aber zu ihr hinüber. Im Mondlicht konnte er beobachten wie sie ihre Nase beleidigt dem Sternenhimmel entgegen kräuselte und ihn keines Blickes zu würdigen versuchte. Eigentlich unterschied sie sich nicht so sehr von anderen Frauen. Sie war nicht etwa das mannsweibische Monster, mit dem er ihre Akte in seinem Kopf beschriftet hatte. Das Problem war allerdings, dass Neji genauso gut mit Frauen wie mit einem echten Monster umgehen konnte. Was sein Fehlschlag mit Konan bewies.

Er dachte an ihr seidenweiches Haar und wie es sich anfühlte, wenn er seine Finger darin vergrub. Als er nochmal darüber nachdachte, kam er zu dem Schluss, dass er mit einem echten Monster doch besser fertig werden würde.

Sie schnaubte verächtlich. "Schmeckt’s dir etwa nicht? "

Bissige Antwort Nummer zwei und Neji unterdrückte ein Seufzen, nahm einen Bissen vom Snickers, um sie nicht weiter zu verärgern. Dann schwelgte er in Erinnerungen an Konan. ER küsste ihren kirschroten Mund, öffnete die Augen und sah ... Tenten. In seinem Kopf schrie er und wollte sie schlagen, doch sie wich ihm immer wieder aus.

"Warum ziehst du so eine Fratze?", drängte eine Stimme sich plötzlich von außen in seinen Kopf und unterbrach die Fantasie in seinem Kopf.

"Eh, was?", machte er erstaunt als er sich umsah als wäre er gerade aufgestanden.

"Du sahst gerade weggetreten aus ..." Sie machte eine kurze Pause und sah ihn an als wüchse ihm Brokkoli aus den Ojhren. Als sich ihre Gesichtszüge auch mit Ekel dekorierten, korrigierte Neji sich in Gedanken. Kein Brokkoli, sondern Rosenkohl.

"Sag' 'mal, was für Drogen nimmst du?"

Hinter Tentens Stirn drehten sich die Zahnräder. Ist er ein Junkie? War es doch ein Fehler mit ihm hier 'raus zu fahren? Ist er vieleicht doch ein schlechter Mensch? Kriegt er Cold Turkey, wenn er sein Zeug nicht bekommt?

"Eh, nein", beeilte Neji sich. "Halt! Keine Drogen ... " Er überlegte kurz. "Ich ..." Sein Bewusstsein zuckte mit den Schultern, dann schlug es vor: "... in Gedanken."

"Müssen aber schräge Gedanken gewesen sein ... "

Tenten sog die Luft bedeutungsvoll ein und stand auf. Der ist plemmplemm, dachte sie.

Und Neji dachte, ich werde wahnsinnig.

Sie würden bald schon herausfinden, dass sie doch nicht so verschieden waren wie sie dachten.
 

"Na, Mädels?"

Das natürliche Schnattern, das Klattern von Gegenständen, alles verstummte abrupt. Man konnte nur das Knacken von sich zu hastig umdrehenden Hälsen vernehmen.

Die Frauen starrten den großen, gutaussehenden Mann an. Allerdings taten sie dies nicht auf die Art und Weise auf die man normalerweise einen großen, gutaussehenden Mann ansah - mit lüsternen Augen. Man ersetze den Mann mit einer Kreuzung aus einem schmierigen Versicherungsvertreter und einem drei Tage alten Tierkadaver und - Voila - schon machten die Blicke der Frauen Sinn. Aber die einzige Möglichkeit, die diesen Mann in Verbindung mit diesen Dingen gebracht hätte, wäre, wenn schmierige Versicherungsvertreter maßgeschneiderte Designeranzüge und drei Tage alte Tierkadaver das teuerste Cologne, das es zu kaufen gab, trügen.

Jedenfalls nahm man das an bis er lächelte oder den Mund aufmachte.

Seine Stimme war schmierig, seine Versprechungen genauso fadenscheinig wie die eines Versicherungsvertreters und im Inneren war sein Herz genauso tot wie das Herz eines drei Tage alten toten Kaninchens/ Eichhörnchens/ Taube.

Er stolzierte und lächelte falsch.

"Hallo, Sasuke."

"Hallo, süße Konan." Er wandte sich ihr zu und zeigte seine chemisch aufgehellten Zähne. Sasuke machte gern einen auf Gangsterboss, auf Alphatier, aber in Wirklichkeit war er nur ein ein billiger Abklatsch mit teurer Kostümierung. Gefährlicher Abklatsch allerdings. Aber das lag nicht daran, dass er mit seinem „Gangster“-Verstand sich Respekt in der Stadt verschafft hatte, sondern an seinem Bruder, dem kriminellen Genie, der den Respekt erlangt hatte.

"Ich habe mich ja so gefreut als ich hörte, dass du die richtige Entscheidung getroffen hast." Um sein Image zu wahren, fügte er hinzu: "Nicht, dass ich mich persönlich sehr für dich interessiere, aber ich wollte dich wissen lassen, dass du die richtige Sache getan hast."

Er räusperte sich, bedachte sie alle mit einem Blick, den er für unnahbar und mysteriös halten mochte und betonte "Sakura, da wartet ein neuer Kunde auf dich.“ Das betrachtete er als sein imponierendes Endwort und rauschte aus dem Pausenraum.

Die einzige, die nur den Kadaver sah, wenn sie Sasuke betrachtete, war Sakura. Natürlich bemerkte sie das Schmierige und Falsche an ihm, aber sie sah hauptsächlich das zu bemitleidenswerte Tierchen. Sie sah nicht ein zermatschtes, lebloses Etwas, sondern sie sah das arme Opfer, das nicht schnell genug aus der Bahn gesprungen war.

Sakura war die Art von Mensch, die kleinen Kindern verbot, überfahrene Eichhörnchen anzustarren und sie in ein Tuch wickelte, um sie im Garten beizusetzen.

"Ein bisschen Leid tut er mir ja schon."

"Sakura", stöhnte Konan. "Er ist ein ekliger Geldsack."

"Ich weiß", erwiderte Sakura selbstverständlich. "Aber der kleine Junge versucht doch nur seinem großen Bruder nachzueifern. Deswegen das ganze Getue. Außerdem habe ich gehört, er hat sich einen neuen Feind gemacht. Oro- … oder Ora- irgendetwas."

Konan schüttelte den Kopf. "Das mit dem Nacheifern betonst du andauernd. Ich glaube, dein Herz ist zu groß und hat zuviel Platz zu vermieten, denn offensichtlich hat es auch für so einen Kotzbrocken eine Suite reserviert."
 

"Hallo, Liebling. Ich bin Candy."

Der Mann räusperte sich.

"Hallo,Candy"

Sakura schlug die Tür hinter sich zu, stellte sich breitbeinig hin, Brust 'raus.

"Du bist aber hübsch, Candy."

Sakura unterdrückte ein Lachen.

"Danke, mein Süßer."

Er war nicht wirklich süß. Sein Haarschnitt war ein Momento an die ersten Frisuren der Beatles und seine Augenbrauen sahen aus wie aufgemalt – Nur sie waren es nicht. Das war das wirklich Schlimme.

Jagd

Es schien keine direkte Gefahr für ihn zu bestehen. Trotzdem schlich er die Treppe herab, sein Gewicht ebenmäßig verteilend für den Fall, dass die Stufen knarrten. Sie waren mit einem flauschigen blauen Teppich bedeckt, in dem seine Füße einsanken wie in Moos. Die Treppe mündete in ein Wohnzimmer. Alles schien … kitschig? Allerdings nicht im ordinären Sinne. Drei Sofas rahmten den Wohnzimmerbereich ein, alle blau, alle flauschig. In der Mitte stand ein teuer aussehender Kaffeetisch aus dunklem Holz und bestückt mit einer gläsernen Tischplatte, eingerahmt von einem mondänen Holzrand. Darauf prangten zwei Schalen mit Tootsierolls und Bit o’ Honeys. Hinter diesem Tisch war ein Fernseher in einem eleganten Holzgestell an die Wand gerückt und Borten mit grazilem Blumenmuster und impressionistische Gemälde von altmodisch gekleideten Frauen am Strand zierten die weiß getünchten Wände. Hinter der dritten Couch machte das Zimmer einen Ausfall, um Platz für eine Art Essecke zu haben mit einem großen gläsernen Esstisch und weißen Stühlen mit blauer Polsterung. Besonders kitschig fand er, dass die Lehne jedes Stuhles mit Verzierungen aus Trauben und Weinblättern versehen war. Vorsichtig betrat er den Raum, schlich am Kaffeetisch vorbei, sah nach hinten. Direkt neben der Treppe, die er herunter gekrochen war, befanden sich zwei Türen. Eine direkt neben der Treppe, aus Metall bestehend, und die zweite um die Ecke neben der ersten Couch und aus weiß lackiertem Holz. Er würde schon noch herausfinden, wohin diese führten.

Er passierte gerade das letzte Sofa, da wurde ihm bewusst, dass der Raum um eine Ecke bog und noch größer war als er anfangs vermutet hatte. Neben Wohn- und Esszimmer beherbergte der Raum auch noch eine Küche.

Direkt gegenüber von ihm befand sich eine große, weiße Tür, die sich insofern von den meisten anderen Unterschied, dass sie nicht aus Holz bestand. Genau wie die Tür neben der Treppe. Vielleicht waren dies ja die Ausgänge.

Er wandte sich nach rechts in die Küche, wo ihn ein Engel in Weiß erwartete. Olivfarbene Haut ragte an verführerischen Beinen unter dem cremefarbenen Hemd hervor. Dann drehte sie sich um und er erkannte, dass es nur Tenten, dieses Miststück, war. Jeder friedvolle Gedanke mit einem Mal aus seinem Hirn geblasen, stürmte er erhobenen Fingers auf sie zu.

„Du“, donnerte er. Wie immer unbeeindruckt, blieb Tenten an der Küchenanrichte stehen und starrte desinteressiert auf seine nackten Füße.

„Hure“, schimpfte er und packte sie fest an ihrem linken Oberarm. Offenbar gefiel ihr das nicht und ihr Gesichtsausdruck ging von Desinteresse schnell zu Wut über und jetzt sah sie ihm auch in die Augen.

„Was?“, zischte sie gefährlich nahe an seinem Gesicht. „Was genau ist dein Problem, du aufgeblasener Dreckssack?“, fuhr sie fort. „Vielleicht, dass ich dich davor bewahrt habe jetzt in der Hölle zu schmoren?“

Neji versuchte seine Verwirrung ob dieser Erwiderung zu verbergen, zog seine Augenbrauen noch ein wenig enger zusammen, sodass eine steile Wutfalte zwischen ihnen entstand.

„Wo bin ich?“, stieß er gepresst hervor und Tenten lächelte überheblich.

„Vergiss es, Arschloch.“ Nejis Griff um ihren Oberarm wurde immer fester und das Blut wich aus den Stellen, auf die seine Finger pressten. Tenten spannte ihren Bizeps.

„Schätzchen“, stieß sie beinah angewidert aus. „Halt dein Maul und komm ‚runter.“

Er konnte spüren wie ihre Muskeln sich unter der Haut spannten und für einen Moment starrte er einfach darauf und versuchte sich an die letzte Nacht zu erinnern, aber alles, was sein Gedächtnis ihm gab, war der etwaige Geschmack von Snickers auf seiner Zunge.

Dieser Moment wurde für Neji nicht nur verschwendete Zeit, weil der Geschmack von Snickers ihm gar nichts sagte, sondern auch noch gefährlich, denn Tenten nutze die Zeit, um seine freie Hand zu ergreifen und sie auf die Heizplatte zu knallen, die direkt hinter Tenten verborgen und zu Nejis Pech sehr heiß war.

Gellend war sein Schrei als er erschrocken seine Hand zurückzog und polternd zu Boden ging, wobei er Tenten mit sich zog, die nun ihrerseits etwas Gefährliches tat. Statt sich zu Boden ziehen zu lassen, griff sie mit ihrer freien Hand nach Halt und beförderte die Pfanne, zufällig auf derselben Heizplatte stehend, die Neji zuvor soviel Agonie verursacht hatte, zusammen mit dem Öl, welches gerade zu sieden begonnen hatte, auf ihren nackten Oberschenkel.

In einem Wirrwarr aus Schreien und Beinen und Armen, war Neji kurz orientierungslos bis er seinen Kopf an einem Stuhlbein anschlug. Dieser gehörte zu einem Hochstuhl mit demselben dämlichen Weinrankenmotiv wie die normalen Sitzstühle im Esszimmerteil des Raumes sie besaßen und dieser wiederum gehörte zu einem passend hohen Tisch und einem zweiten Stuhl, die Neji vorher alle nicht bemerkt hatte. Während er sich also mit der unverletzten Hand den Kopf rieb, der erheblich pochte, und die verletzte Hand zu ignorieren versuchte, sprang Tenten wimmernd auf und sprintete an ihm vorbei und durch eine Tür direkt hinter ihm, welche er ebenfalls noch nicht bemerkt hatte. Es war offensichtlich ein Badezimmer, denn plötzlich hörte er das himmlische Geräusch laufenden Wassers und folgte Tenten – bis unter die Dusche.

Das Wasser war bis zum Gehtnichtmehr aufgedreht und eiskalt. Neji hielt seine Hand ganz dicht unter den Duschhahn, damit seine Hand den vollen eiskalten Strahl genießen konnte und kassierte hierfür einen Schlag in die Eier, denn damit hatte er Tentens Oberschenkel, der schließlich gerade mal die Höhe von Tentens Hüfte erreichen konnte, die erlösende Wirkung des kalten Nass verweigert. Der Schlag in die Eier, ausgeführt von einer geübten Faust statt einem geübten Knie, weil eins ihrer Knie an einem verbrannten Oberschenkel hing und das andere Knie ihr ganzes Gewicht hielt, zwang Neji in eine Fötusposition soweit der beengte Raum einer Dusche es erlaubte.

Nach einigen Minuten, die Neji als Stunden wahrnahm, spürte er endlich etwas anderes außer der Pein in seiner Lendengegend und einem Brennen in der linken Hand, denn ein Schwall nassen Haares landete mit einem Pflatsch in seinem Gesicht. Nachdem der Schmerz ein wenig nachgelassen hatte, stemmte er sich mit einer Hand auf, was schwer war, da ein Kopf auf seinem lag. Tenten hatte sich an ihn gelehnt. Sie rührte sich, wandte ihr Gesicht aber augenblicklich ab.

Sie hatte den Duschhahn aus seiner Verankerung manövriert und hielt ihn mit einem Arm über sich. Neji brauchte mehrere Sekunden, um zu begreifen, dass er Zeuge eines gutmütigen Aktes seiner Erzfeindin wurde. Statt den Duschhahn direkt über ihr verbranntes Fleisch zu halten, hielt sie den Duschhahn über ihrem Kopf, damit seine Hand auch in den Genuss des etwas stärkeren Sprühregens kam.

Er wollte Danke sagen. Wirklich, aber sein Kopf, seine Hand und seine Eier schmerzten so sehr, dass er einfach nur an seine Leidensgenossin gelehnt blieb und es genoss ein- und auszuatmen.

Tentens ganzes Gesicht war heiß von den Tränen, die sie zu unterdrücken versuchte. Ihr Oberschenkel brannte schlimmer als die Hölle und das eiskalte Wasser hatte nur Effekt auf der obersten Schicht ihrer Haut. Darunter brannte ihr Fleisch munter weiter.

Sie fragte sich ob sie das Richtige getan hatte, indem sie versucht hatte das Öl mit Seife abzukriegen. Öl löste sich schließlich nicht in Wasser, oder? Es hatte einfach nur weiter gebrannt, war schmerzhaft bis zu ihrem Knie herunter geronnen. Aber ihre Haut war so … roh. Schnell wandte sie den Blick ab. Sie schloss die Lider und dachte an seine Augen. Es war so schwer nett zu ihm zu sein. Alles an ihm erschien ihr stereotypisch Arschloch, aber wenn sie in seine Augen blickte, konnte sie die Frühlingswärme auf ihren Wangen spüren, Die Grillen zirpen hören und tausende Gerüche wahrnehmen. Es war eine Blumenwiese. Jedes Mal.
 

„Grrrrr“, grummelte es tief in ihrer Kehle. Ihr Blick war herausfordernd und wurde nur mehr so je näher Nejis Hand kam.

„Komm“, sagte er eindringlich. „Glaub’ mir, du willst es doch auch.“

Tenten war sich da nicht so sicher, rutschte aber ein Stück näher an ihn heran.

„Okay“, hauchte sie schließlich hochmütig. Daraufhin schnellte seine Hand vor und drückte das in Jod getunkte Wattebällchen auf eine Stelle roher Haut seiner Wahl.

Tenten sog die Luft scharf zwischen ihre Zähne ein. Erbarmungslos arbeitete er sich durch das Feld verbrannten Fleisches. Sie zwang sich auf seine linke Hand zu starren. Nett bandagiert ruhte sie auf seinem Oberschenkel. Ganz leise kroch ein Keim Respekt ans Licht in Tentens Seele. Er hatte sich selbst behandelt ohne mit der Wimper zu zucken und sie saß nun mit zusammengebissenen Zähnen auf dem Fußboden.

„Hast du dich schon mal groß verbrannt?“

Sie nickte. „Mit Plastik.“ Er runzelte die Stirn. „Plastik?“

„Klar“, gab sie trotzig zurück. „Plastik kann brennen.“ Als er nichts erwiderte, fuhr sie nach einer Sekunde fort: „Deshalb ist Polyester so gefährlich. Die Fasern verschmelzen mit der Haut und reißen sie mit ab, wenn man versucht das Kleidungsstück auszuziehen.“

„Oh“, machte er und griff nach einer Mullbinde.

„Es wäre am besten, wenn du zu einem Krankenhaus fährst. Die haben so dicke Pflasterdinger, die ziemlich-“

„Nein“, herrschte sie eindringlich. „Du hast es immer noch nicht kapiert, oder?“

Er sah auf, seine Gesichtszüge plötzlich eisern.

„Was?“, fragte er energisch. „Was gibt’s zu verstehen?“

„Weshalb du hier bist.“ Tenten beobachtete sein Antlitz eindringlich, aber es veränderte sich nichts. „Orochimaru wird dich töten.“

Nejis Magen fühlte sich an als hätte jemand seine Hände darum geschlungen und würde ihn auswringen wie ein verdammtes Handtuch.

„Weißt du noch? Du hast Mist gebaut. Ganz gewaltig.“

Neji sah das Einschussloch. Er erinnerte sich an seine Gedanken. Der Kerl sah zu jung aus, um Orochimaru soviel Ärger zu bereiten. Er war beleidigt gewesen, dass er so unbedeutend schien. Scheiße.

„Du hast den falschen Kerl umgebracht“, drang Tentens Stimme durch den dichten Nebel in seinem Verstand und plötzlich fürchtete Neji sich wieder. In seinem Kopf dämmerte es. Eine Tankstelle. Sie wollte es tun… tat es aber nicht. Warum nicht? Er sah seine Gegenüber an.

„Du wirst es erledigen, nicht wahr?“

Mehr denn je, wollte er nun wissen, wo er sich befand.

„Wo sind wir?“ Er konnte seine Nervosität nicht davon abhalten seine Stimme unstet klingen zu lassen. Plötzlich wusste er, woher sein Gedächtnis den Snickersgeschmack nahm. Sie waren hinaus in die Wüste gefahren.

„Warum nicht dort?“, fragte er vorsichtig und stand langsam auf. Sie hatte keine Waffe am Körper. Sie trug nichts unter dem Hemd und Handtuch, was ihm nur allzu sehr unter der Dusche aufgefallen war nachdem seine Kopfschmerzen abgeklungen waren. Vielleicht hatte er eine Chance. Die Metalltüren! Sicherlich führten diese nach draußen. So musste es sein. Deshalb waren sie stärker als die Restlichen.

„Wo dort?“ Tenten machte noch keine Anstalten ihm zu folgen.

„Draußen in der Wüste. Es gibt einfach keinen besseren Ort, um eine Leiche loszuwerden.“ Er lachte beinah, denn ausgerechnet er, wusste dies nur allzu genau.

Dann kam sein Moment. Er sprang in Richtung Tür und verfiel beinah in Panik als sie nicht sofort unter seinem Gewicht nachgab. Einem Geistesblitz folgend, versuchte er an dem Türgriff zu ziehen und schlüpfte dankbar durch den Schlitz.

Diese Anstrengung nur, um perplex stehen zu bleiben. Er stand auf einer lichtdurchfluteten Terrasse, umgeben von wildem Grün und mit einem riesigen See zu seiner linken Seite. Er konnte Tenten die Tür öffnen hören und löste sich aus seiner Starre. Er wusste nicht, wo er sich befand, aber irgendetwas stimmte nicht.

„Was mach’ ich hier?“ Er hoffte auf gut Glück, dass er nicht mit dem Rücken zu seinem Mörder sterben würde und stellte die Frage einfach.

„Du lebst“, stellte sie fest.

„Ich hab’ nicht vor, dir mehr anzutun als ein blaues Auge, ein paar gebrochene Rippen und vielleicht sogar eine gebrochene Nase.“ Sie trat an ihn heran.

„Hörst du?“, fragte sie zweifelnd. Er nickte jedoch.

„Hattest du alles vergessen?“

Er starrte geradeaus, während er antwortete. „Ich weiß nicht. Ein bisschen ja, aber … “

Gestern hatte er so fest mit dem Tod gerechnet, aber die Erinnerungen waren fast so als gehörten sie jemand anderem. Aber jetzt, wo er wieder er selbst war, konnte er es kaum glauben. Irgendwie rechnete er nicht mit dem Tod.

Dann traf ihn auch schon der nächste Schlag.

„Meine Freundin hat mit mir Schluss gemacht“, stellte er fest.

„Hmm“, murrte Tenten und er spürte wie sie mit der Schulter zuckte. Schließlich wandte er den Blick von der grünen Wand vor seinen Augen ab und sah sich um. Zu seiner Rechten stand ein weißer Bungalow mit einem Tisch und vier Stühlen daran gelehnt. An einer Seite stand ein kleiner Schrank oder etwas Ähnliches.

Vor ihm erstreckte sich die Terrasse und er schritt vor, um über ihre Balustrade zu sehen. An seiner rechten Seite gelangte man über eine Betontreppe zu einem Betonweg, der an einer Wand entlang führte, welche zu einem Gebäude gehörte, auf dem die Terrasse offenbar ruhte. Der Weg geleitete einen zu einem kleinen Strand, nur wenige Meter lang. Neji schritt an der Balustrade links entlang und betrachtete den See, der sich dort erstreckte und in der Sonne funkelte. Auf der gegenüberliegenden Seite konnte er ein kleines Bootshaus ausmachen.

Dann blickte er nach links und dort führte wieder eine Treppe hinab. Diese brachte einen allerdings zu einem Betonsteg, der hinaus ins Wasser ragte.

„Aha“, hauchte er perplex. Als er nach oben blickte, blendeten ihn die Sonnenstrahlen, die es in großzügigen Zahlen schafften sich durch das Laubdach zu winden. Dieser Ort war einfach zu schön zum Sterben.

„Und wie willst du verhindern, dass Orochimaru uns hier findet?“, rief er ihr zu, denn sie stand noch in der Mitte der Terrasse, wo er sie zurückgelassen hatte.

„Niemand kennt diesen Ort“, war ihre Antwort.

„Unmöglich“, erklärte er. „Die Firma, die das hier gebaut hat, zum Beispiel, muss es doch sicherlich wissen. Er findet es heraus.“

Tenten schüttelte den Kopf.

„Das hier hat mein Gramps ganz allein gebaut.“

„Alles?“, vergewisserte sich Neji.

„Alles“, bestätigte Tenten. Das konnte Neji kaum glauben und so fragte er sie danach. Sie gesellte sich zu ihm und erzählte, dass ihr Opa seit er fünfzehn gewesen war sein eigenes Geschäft betrieb. Erst waren es nur Fahrräder, aber bald schon konnte er alles reparieren, was einen Motor hatte und nicht zum Computerzeitalter gehörte.

„Die Verrohrung, Elektrizität, die Terrasse, alles.“ Nejis Mundwinkel verzogen sich anerkennend.

Er hob eine Hand und machte eine Geste vom Bungalow bis zum Strandufer.

„Ist der Hügel hier natürlich?“

„Nicht ganz. Mein Gramps hatte einen kleinen Bagger und hat ein bisschen Platz unter dieser Terrasse weg geschaufelt, um Platz für das Bootshaus zu machen.“

Dazu gehörte also die weiße Wand, auf der die Terrasse gestützt war.

„Was wolltest du eigentlich heute Morgen mit der Pfanne.“

Tenten wirbelte herum und betrachtet ihren Gegenüber eingiebig, um feststellen zu können, ob es eine ernstgemeinte Frage war oder ob er sie nur ärgern wollte. Ihr Oberschenkel brannte immer noch.

„Eier und Speck“, gestand sie schließlich und wandte sich von ihm ab. Sie hatte die schwere weiße Tür gerade erreicht, da hörte sie Nejis Worte.

„Kommen Schlangen oft hierher?“ Seine Stimme klang neugierig. Tenten schüttelte den Kopf und lief ins Haus, griff in den Abstellraum und eilte wieder nach draußen.

Neji war ein bisschen überrascht als Tenten plötzlich mit einem Gewehr neben ihm auftauchte. Das Holz war poliert und von einer sehr schönen Farbe. Sie hob die Waffe und schoss zweimal auf das aus dem Wasser kriechende Tier. Neji nahm den Blick nicht von der erschossenen Wasserschlange bis Tenten ihr Gewehr wieder verstaut hatte und die Treppe neben dem Bungalow herabhastete. Neugierig folgte er ihr. Er kam gerade um die Ecke herab als Tenten ins Bootshaus griff und eine Harke mit besonders langen Griffen hervorzauberte.

Diese schob sie unter den leblosen Körper des Tieres und trug es die Treppe hinauf. Am Bungalow vorbei folgte Neji ihr bis sie oben auf dem Hügel angekommen waren. Da schmiss sie das Tier ins hohe Gras. Sie achtete darauf nicht mit ihren nackten Beinen durch das Gras zu laufen und Neji fragte sie weshalb.

„Chiggers“, erklärte sie ihm und fügte hinzu: „Oder Sandflöhe wie du sagen würdest.“

Neji zuckte nur die Schultern und dachte bei sich, dass er keines von beidem sagen würde, weil das gerade das erste Mal war, dass er von den Biestern gehört hatte.

Seite an Seite stolperten sie den Hügel hinab und unter den Bungalow. Sie waren noch nicht freundlich miteinander, aber sie versuchten auch nicht mehr sich gegenseitig die Kehle herauszureißen.

„Was ist eigentlich dieser Schrank da?“

„Kein Schrank. Ein Kloh“, sagte Tenten leichthin als wäre es die normalste Sache der Welt ein Koh draußen in einem Bungalow einzurichten.

„Und warum hast, du Verrückte, ein Kloh in deinem …. Garten.“ Ihm fiel kein passenderes Wort ein.

„Wenn man hier arbeitet, wird man schnell dreckig“, sagte sie und klang als spräche sie mit einem Kind. „Und dann muss man sich abbrausen, wenn man ins Haus möchte und nach dem Brausen muss man sich trocknen lassen, damit man das Haus nicht nass macht.“ Sie machte eine Pause, damit er herausfinden konnte, was diese Informationsstücke mit seiner Toilettenfrage zu tun hatten.

„Achso“, murmelte er schließlich kleinlaut. Plötzlich war die Spannung zwischen den beiden wieder da. Er konnte es nicht leiden, wenn jemand so herablassend mit ihm sprach. Als wüsste derjenige alles …
 

Neji erinnerte sich an die zwei Türen, die er im Haus gesehen hatte. Tentens Kopf verschwand gerade unter der Terrasse, während sie die Treppe zum Bootshaus hinunter stolzierte. Er stahl sich zurück ins Haus und schlich die Treppe dort hinauf. Er ließ den lächerlichen Frauenpullover liegen und griff stattdessen nach seinen Schuhen.

Hastig fanden seine Füße den Weg wieder nach unten und sie nahmen die schwere, weiße Metalltür, die einladend direkt neben der Treppe prangte, als Ausgang, als Fluchtweg. Hinter dem Haus konnte er mechanische Geräusche hören, vielleicht von einer Seilwinde und wusste, dass seine Unterdrückerin beschäftigt war. Er sollte verdammt sein, sollte er so ein hochnäsiges Stück ihn festhalten lassen, wo er nicht sein wollte. Lautlos schlüpften seine Füße in ihre Schuhe und Neji rannte hinüber zu einer großen, weißen Garage. Vorsichtig lugte er um die Ecke und fand, worauf er gehofft hatte. Dort war genug Platz, um einen Elefanten zu verstecken, doch stattdessen beherbergte sie das grausige Motorrad, an das er sich plötzlich sehr lebhaft erinnern konnte und, Gott sei gedankt, einen alten, etwas schäbigen Pick-Up. Er lief ins modrige Halbdunkel, bemerkte die vielen Arbeitsgeräte nur am Rande. Selbst der Große Rasenmäher hielt nichts Bewundernswertes für ihn und er schwang sich hoch hinter das Lenkrad des Trucks. Planlos tastete er im Innern des Wagens. Schließlich und endlich fand er den Schlüssel in der Mulde, die eigentlich für Kleingeld bestimmt war, sandte ein Stoßgebet gen Himmel und rammte den kleinen, silbrigen Schlüssel in die Zündung.

Er erschrak ein wenig und sah gehetzt zum Garageneingang als der Motor brüllend geweckt wurde. Dieser kreischte beinah wie ein verwundetes Tier und Neji gab ihm keine Zeit sich an seine Situation zu gewöhnen, dankte Gott einfach, dass aus irgendeinem merkwürdigen Grund die Batterie noch lief und schlitterte durch ein Gittertor, dessen weißer Lack bereits abblätterte und welches unvorsichtigerweise offen gelassen worden war.

Fest biss Neji die Zähne aufeinander und fuhr blindlings in die erstbeste Richtung. Ein Damm führte über den See und den Weg nahm er, fuhr immer weiter gerade aus. Niemand war auf den Straßen, also brach Neji seine Regel und fuhr so schnell wie er konnte. Die trockene, sonnengebleichte Landschaft raste an ihm vorbei. Hätte er genug Ruhe besessen, sie zu betrachten, hätte er mageres Grün an zähen Bäumen gesehen, trockenes Gras, das sich alle Mühe gab nicht zu Stroh zu werden und inmitten des verdurstenden Waldes mehrere Hütten und Häuser am Straßenrand. Manche sahen aus als wären sie eigenhändig von den Besitzern erbaut worden. Manche hatten kaputte Trucks in ihren Vorgärten, manche nur Teile von kaputten Trucks. Mit anderen Worten, hätte er seiner Umgebung mehr Beachtung gezollt, wäre ihm aufgefallen, dass es eine sehr, sehr arme Gegend war.
 

Zuerst war Tenten sich nicht sicher, denn das Geräusch der Seilwinde, mit der sie das Boot aus dem Bootshaus ins Wasser gleiten ließ, nahm den kleinen Raum des Bootshauses vollkommen ein, doch dann war sie sich plötzlich sicher. Sofort schaltete sie das Gerät aus und hastete die Treppe hoch, rannte über die Terrasse am Haus vorbei und sah gerade noch wie der Pick-Up ihres Opas aus dem offenen Gatter raste und nach rechts auf die Straße verschwand. Panik packte ihr Herz und eine Sekunde lang war sie wie versteinert, sodass sie einfach gar nichts tun konnte. Doch dann fand sie zurück zu ihrem alten Selbst, fluchte fürchterlich und rannte mit großen Sätzen durch die Vordertür und ins Haus. Sie nahm die Tür direkt links vom Eingang und fand sich in ihrem Badezimmer wieder.

Sie ließ das Handtuch fallen und griff gleichzeitig nach ihrer Jeans. Während sie diese noch über ihre nackten Hüften zog, versuchten ihre Zehen sich schon in ihre Schuhe zu schlängeln. Auf Bh und Unterwäsche verzichtete sie und sprintete zu ihrem Baby, welches Neji in der Garage zurückgelassen hatte. Sie war so in Eile, dass sie nicht nur Unterwäsche, sondern sogar Helm und Waffe vergaß. Binnen Sekunden raste auch sie ebenfalls durch das Tor auf die Straße. Ihre Augen flutterten über die Landschaft, aber sie konnte keinen Truck mehr ausmachen, also fuhr sie einfach gerade aus, Richtung Stadt, die ganze Zeit lautlos fluchend.
 

Neji gefiel gar nichts.

Er mochte dieses stinkende Auto nicht und er mochte die Tatsache, dass er nicht wusste, wo er war nicht.

Er mochte diese Tenten nicht, egal, ob sie ihn vor Orochimaru beschützt hatte oder nicht.

Er mochte Orochimaru nicht, diesen Halsabschneider!

Vor allen Dingen mochte er nicht, dass das Radio angesprungen war, sich nicht ausschalten ließ und lauter als es Neji lieb war „All my Ex’s live in Texas!“ spielte.

Die Bäume wurden immer weniger und schließlich erblickten Neji ein paar Häuser. Als er noch näher kam, wagte er es sogar zu lächeln. Es war eine Bar und um sie herum geparkt waren LKWs.

Er hatte ein wenig Geld bei sich. Einer würde ihn bestimmt mitnehmen und dann wäre er dieses schreckliche Auto los.

Die Bar war nicht hübsch. Dunkel und muffig eher. Dreckig. Von einer Hintertür wehte ab und an der entfernte Geruch von Kotze heran. Genau richtig. Neji setzte sich an die Thecke und betrachtet seine Mittrinker. Einige aßen zu Mittag.

„Wo fährst du hin?“, fragte er einen dicken Glatzköpfigen neben sich gebieterisch.

„Was willst du?“, fragte dieser herausfordernd. Das war nicht die Antwort, die er hatte hören wollen. Er wollte doch wirklich nur weg von hier und dieser Kerl strapazierte gerade seine Nervenstränge ungemein. Nejis linker Wangenmuskel zuckte, nie ein gutes Zeichen.

„Ich will“, begann er und lehnte sich in Reichweite des stinkenden Atems seines Gesprächspartners „dass du mir sagst, wo zur Hölle du hinfährst.“

Er hatte wirklich keine Lust, jetzt auch noch besonders freundlich zu irgendeinem Abschaum zu sein.

„Wer bist du?“, fragte der Kerl. Da das immer noch nicht die Antwort war, die sich Neji wünschte, sprang er einfach auf. Er wusste noch nicht einmal, was er tat. Aber schon hatte er den Fettwanst halb von seinem Stuhl herab gerissen. Allerdings schien dieser nicht sonderlich beeindruckt. Ganz im Gegenteil. Er lächelte. Siegesgewiss.

Aufgrund seiner Körpermasse wurde er meistens in Ruhe gelassen, aber dieser kleine verrückte Wicht war wohl auf irgendeinem krassen Trip.

Der Fettwanst konnte Schweiß auf der Stirn seines Herausforderers perlen sehen. Außerdem war dieser ziemlich blass und leckte sich mit der Zunge andauernd über die rissigen Lippen. Mr. Fettwanst spürte eindeutig die Blicke Seinesgleichen auf sich ruhen. Sie wollten es. Alle anderen LKW-Fahrer in dieser Spelunke wollten sehen wie er diesen Typ vermöbelte. Der war schließlich eindeutig keiner von ihnen, trug eine Anzugshose und ein weißes Hemd. Seine Schuhe sahen teuer aus… und seine linke Hand war bandagiert. Der Fettwanst lächelte überheblich, machte ein paar Schritte und nickte seinen Kameraden zu, um ihre Anfeuerungsrufe stolz entgegen zu nehmen. Ihm gefiel das.

Neji umkreiste seinen Opponenten. Wie war es so weit gekommen?

Egal, sagte Neji sich. Ich bin besser, sagte er sich. Dann kam der erste Schlag. Es war unglaublich wie langsam der Kerl war. Er stolperte umher wie ein Kamel auf drei Beinen. Neji war so überrascht ob der Inkompetenz dieses großen Mannes, dass er erstmal nur auswich. Dann trat er ihm kurzangebunden zwischen die Beine. Damit war das Thema beendet. Neji lächelte, lachte sogar ein bisschen. Der Triumph verhalf ihm zu seinem alten, selbstsicheren Selbst. Er konnte spüren wie sein Ego sich seine alte Position erkämpfte als er den Fettwanst am Boden knien sah.

Doch Plötzlich beschlich ihn ein furchtbares Gefühl. Er sah um sich und bemerkte die Blicke. Blicke, die ihm verrieten, dass sie mit einem anderen Ende gerechnet hatten, ein anderes Ende erwarteten. Ein anderes Ende wollten. Neji richtete sich sehr gerade auf. Währenddessen bemerkte er noch nicht einmal den Barkeeper, der unauffällig in ein Hinterzimmer verschwand. Dann flogen die ersten Stühle.
 

Tenten wollte schon aufgeben. Sie wusste nicht, wen sie mehr hasste. Sich oder Neji. Ich hasste sich, weil sie so dämlich gewesen war, das ganze Schlamassel nicht voraus zu ahnen. Den Schlüssel hätte sie verstecken können, wenigstens das Tor hätte sie schließen können. Sie wusste nicht, was mit ihr vorging.

Aber Neji hasste sie wahrscheinlich noch ein bisschen mehr. Sie hasste ihn sogar aus mehr als einem Grund. Sie hasste ihn, weil er einfach weggelaufen war, nach allem, was sie für ihn getan hatte. So ein selbstsüchtiges Arschloch hatte weder Mitgefühl noch ihre Hilfe verdient.

Sie hasste ihn auch, weil sie den Gedanken nicht abschütteln konnte, dass er ein guter Mensch war. Diese Augen. Sie waren ganz anders.

„Oh mein Gott!“, hauchte sie. Da war der Wage! Sie fuhr ab auf den Parkplatz einer LKW-Fahrer-Bar. Was zur verfickten Hölle machte der hier?

Sie stieg ab und trat selbstsicher durch die Tür. Innen war es schummrig und alles sah ein wenig verwüstet aus. Der Barkeeper saß an einem intakten Tisch und sprach zu seinem Versicherungsvertreter.

„Hey!“, machte Tenten mit ihrer autoritären Stimme. „Was ist hier passiert?“

Der Barkeeper hob ergeben die Schultern. „Was glaubst du denn, Süße?“

„Nenn’ mich nicht Süße“, stellte Tenten klar und setzte sich ungebeten mit an den Tisch, verschränkte die Arme und betrachtete die beiden Männer vor sich.

„Komischer Kautz“, begann sie. „Dunkle Haare, Pferdeschwanz, hübsche Klamotten.“

„Ach, der Verrückte“, lachte der Barkeeper. Sie konnte ihm ansehen, dass ihm eigentlich gar nicht zum Lachen zumute war. „Dieser Penner hat mit dem ganzen Mist angefangen!“

Na toll, dachte Tenten. „Wo ist der jetzt?“

„Der Hilfssheriff hat ihn mitgenommen. Ein paar andere auch. Die können sich jetzt auf dem Revier prügeln.“

Der Barkeeper verdrehte die Augen, sagte noch ein paar Dinge, aber Tenten war schon zur Tür unterwegs.

„Danke.“
 

Nachdem sie die ganze Fahrt über, geflucht hatte, fiel es ihr sehr leicht, die Wut aufzubauen, die sie brauchte, um wie ein Bulle schnaufend ins Revier zu stürmen. Haha, lustiges Wortspiel.

Irgendein junger Bursche versuchte sich ihr in den Weg zu stellen, aber sie schob ihn beiseite und sagte zu niemandem bestimmtes: „Ich will den Kerl in den teuren Kleidern sehen.“

„Uh“, machte eine nervöse Sekretärin. „Sprechen Sie doch am besten ‚mal mit dem Sheriff“, schlug sie vorsichtig vor und deutete auf eine Tür am Ende des Raumes.

Das ließ sich Tenten nicht zweimal sagen. Sie schritt zur Tür, riss diese auf und verkündete:

„Ich zahle Kaution für den Kerl in den teuren Kleid- … “

Tenten stoppte inmitten des Satzes. Diesen Kerl mochte sie nicht. Langsam schloss sie die Tür, während der Sheriff sie sehr eingehend betrachtete.

„Dich kennsch noch nit, Liebes.“

Er lächelte. Er hatte Krähenfüße und ein sonnengebräuntes Gesicht. Eigentlich sollte er freundlich wirken, vielleicht sogar großväterlich. Tenten verzog den Mund, aber ihre Augen blieben kalt.

„Setz’ dich doch.“ Er deutete auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch und Tenten ließ sich tatsächlich nieder. Seine Augen waren dunkel, böse. Außerdem war er intelligent. Sein Akzent war falsch. Sie sah … Geld. Sie sah … Blut? Dann … Orochimaru!

Tenten war sich nicht sicher, wer dieser Kerl war, aber sie sollte vorsichtig sein.

„Ich hab’ gehört, dass ein Nicht-LKW-Fahrer in einen Streit mit ihnen geraten ist.“ Sie lächelte naiv. „Der arme Man tat mir so Leid. Er muss wirklich verängstigt sein und daher wollte ich für ihn die Kaution bezahlen.“

Das Lächeln des Sheriffs wurde noch breiter. „Bist aber’n nettes Ding, was?“

„Allerdings“, stimmte Tenten zu.

„Tia“, machte er bedauernd. „Da gibt’s nur ’n einz’ges Problem, Lady.“

„Achso“, machte Tenten unschuldig. „Was für eins denn?“

„Der wird schon von jemandem erwartet.“

„Tatsächlich?“ Tenten lächelte und legte in einer überraschten Geste die Handfläche auf ihre Brust. „Wissen Sie, Sheriff“, begann sie mit dem süßesten Lächeln, das ihr Lippen aufbringen konnten. „Das ist mir sehr egal“ Ihre Stimme klang bedauernd. Dann sprang sie. Ihre Beinmuskeln spannten sich enorm als sie aus dem Sitzen auf die Tischplatte sprang und sich dann auf den Sheriff fallen ließ. Dieser war so überrascht, dass er nur die Arme hochriss und mit Tenten zu Boden ging, die seine Schusswaffe aus dem Holster zerrte.

„So … “, keuchte sie, während sie sich aufrichtete. Sein verwirrter Blick verriet ihr, dass er damit nicht gerechnet hatte. Ihre Beine schmerzten fürchterlich von der Anstrengung und ihr verbranntes Fleisch schmerzte, aber das war es wert gewesen

„Du wirst jetzt ganz laut rufen, dass alles okay ist. Dir ist ‚was umgefallen.“

Zögerlich tat er, was sie ihm aufgetragen hatte, während er in den Lauf der Waffe stierte.

„Sag’ mir, woher du Orochimaru kennst“, zischte sie darauf.

„Wer … ?“ Er wollte so tun als wisse er nichts davon und sie spürte das Bedürfnis in sich aufsteigen, ihm mit der Waffe eins überzuziehen.

„Jetzt“, knurrte sie ihre Warnung durch zusammengebissene Zähne.

„Aber, ich weiß wirklich nicht, wen du meinst? Oro- was?“ Ein Blick in seine Augen verriet ihr definitiv, dass er log. Ein Tritt in die Rippen würde das allerdings ändern.

„Hey!“, stieß er gepresst hervor während er sich die Rippe hielt. Er saß am Boden und rutschte in eine bequemere Position.

„Lach“, befahl sie beunruhigend leise.

„Haha!“, machte er.

„Alles okay, Sheriff?“, drang eine dumpfe Stimme durch die Tür.

„Bestens!“, erwiderte der Gepeinigte.

„Brav, jetzt sprich“, hauchte seine Peinigerin

„Ich bin ein alter Bekannter von Orochimaru. Als ich noch bei einer Polizeistation gearbeitet hab’, die ’was wert war, hat er mich immer geschmiert. Aber ich bin aufgeflogen und deswegen sitze ich jetzt auf dem Land fest.“ Weg war der Akzent. Tenten nickte. So weit so gut. „Woher weißt du von Neji?“

„Jeder weiß von Neji“, gab er grinsend zurück. „Tut mir Leid, aber der Kerl hat einen mächtigen Feind.“

Tenten runzelte die Stirn. Zugegeben, er hatte den Falschen umgebracht und das war schlimm. Richtig miese Scheiße, aber nicht genug, um ihn zu Orochimarus Erzfeind Nummer Eins zu erklären. Da war noch etwas anderes.

„Erzähl’s mir“, verlangte sie gebieterisch.

„Was denn?“, wollte ihr Gefangener scheinbar ergeben wissen.

„Was immer du vor mir zu verheimlichen versuchst, verehrter Sheriff. Was ist da wirklich los zwischen Neji und dem Boss.“

Mist!, dachte Tenten Sie hätte sich dafür schlagen können, die Schlange Boss zu nennen. Der Verstand des Sheriffs arbeitete schnell.

„Also hat er dich gar nicht umgebracht. Du bist die Puppe, die ihn erledigen sollte.“

Er lächelte überheblich und das sorgte Tenten. Da war ein Funkeln in seinen Augen, das, angesichts der Tatsache, dass sie eine Waffe auf seine Fratze gerichtet hielt, wohl kaum angemessen schien.

„Hat dich wohl eher verführt, was? Habt euch wohl doch nicht gehasst!“ er lachte und schüttelte den Kopf. „Da habt ihr euren Boss aber schön hereingelegt.“

„Schnauze“, informierte Tenten ihn zu seinem eigenen Wohle.

„Was war da los?“, wiederholte sie ihre Frage.

„Du willst den Kerl aus dem Knast holen und hast keine Ahnung?“, fragte er herablassend.

Begriff der Kerl nicht, dass sein Leben auf dem Spiel stand? Wahrscheinlich rechnete er damit, dass sie ihn nicht hier einfach in seinem Büro erschießen würde, während draußen ein Hilfssheriff und seine Sekretärin warteten.

„Sagen wir einfach ’mal, ich hätte keine Ahnung, aber dafür weiß ich, dass ich, mein Hübscher, schon wichtigere, weit aus wichtigere Leute als dich umgebracht habe und nebenbei bemerkt … auch wichtigere Leute als die zwei Pappenheimer auf der anderen Seite der Tür. Also, warum erzählst du mir keine Geschichte?“

Er ließ sich einen Augenblick Zeit, um ihre Äußerung einzuschätzen und kam zum Schluss, dass er tatsächlich nicht besonders wichtig war.

„Neji hat versucht Orochimaru zu überwerfen.“

Das traf Tenten unvorbereitet. Neji hatte seinen Job gut gemacht, aber er erschien ihr nicht so ehrgeizig.

„Weiter.“

„Kennst du Sasuke Uchiha? Den jüngeren der Uchiha-Brüder.“

Sie hatte von ihm gehört. Also nickte sie.

„Weißt du auch, dass er einer Orochimarus größten Widersacher ist?“

Recht und Ordnung, das Gesetz oder die Polizei sind wohl nicht nennenswert genug. Aber sie hatte den Namen von Orochimaru gehört, der ihn nur verflucht hatte. Sie nickte wieder.

„Neji ist fast jeden Tag die letzten paar Monate in sein … Hauptquartier gegangen. Alles andere erklärt sich von alleine.“

Das Hauptquartier war ein ziemlich elegantes Bordell. Eins, das Neji sich nicht hätte leisten können. Die Vermutung, dass er dorthin ging, um mit Sasuke Geschäfte zu machen, erschien ihr ziemlich logisch.

Sie zuckte die Schultern.

„Achso, das!“, sagte sie. „Kinderkram.“

Sie machte eine Geste mit dem Revolver, er solle aufstehen. Mit verzerrtem Gesicht kam er auf die Beine.

„Führ mich zur Zelle.“ Sie stellte sich ganz nah neben ihn und rammte ihm die Spitze seiner eigenen Waffe gegen die Nieren.

„Und jetzt leg deine Hand in mein Kreuz, damit die anderen unseren kleinen Freund nicht sehen.“

So marschierten sie aus dem Büro hinaus und hinüber zur nächsten Tür.

„Hey, Sheriff! Ein Autofahrer auf der-“, begann der junge Hilfssheriff, doch sein Vorgesetzter unterbrach ihn.

„Nicht jetzt. Ich muss dieser Lady erst behilflich sein.“ Dann waren sie auch schon außer Sichtweite. Die Tür wurde geschlossen und viele der Insassen machten Terror. Das Übliche: „War ich nicht“, „so ’was mach ich nicht“ und natürlich der Klassiker „Zeig uns deine Titten“. Diese ganzen Typen machten einen auf hartgesottene Burschen und waren noch nicht einmal eine Stunde hier. Tenten verdrehte die Augen und der Sheriff nahm folgsam einen Schlüssel von einem Schlüsselbund und sperrte das Gitter zu Nejis Zelle auf.

„’Raus“, kommandierte Tentern. Nejis müder Blick schnellte hoch. Er hatte auf seiner Bank gesessen, den Kopf erschöpft hängen gelassen. Jetzt konnte sie sehen, dass ein nettes blaues Auge seine rechte Gesichtshälfte schmückte. Außerdem waren noch Reste getrockneten Blutes auf der unteren Hälfte seines Antlitzes auszumachen. Tenten spähte in die anderen Zellen und stellte fest, dass Neji der einzige in Einzelhaft war. Kein Zweifel, er hatte die Prügelei angefangen. Was für ein Idiot. Aber angesichts der Masse der anderen Kerle, war sie erstaunt, dass Neji nicht schlimmer aussah.

„’Raus“, wiederholte sie noch einmal etwas eindringlicher. Neji kam diesmal langsam auf die Beine und schlurfte aus der Zelle heraus.

„Seine Waffe.“

Seufzend öffnete der Sheriff einen eisenverstärkten Schrank und kramte das Gewünschte heraus.

„Gutes Stück“, kommentierte er und übergab es.

„Sheriff, sie nehmen seinen Arm und zerren ihn mit. Wir alle spazieren jetzt nach draußen.“

Tenten schob den Sheriff vor sich durch die Tür.

„Oh, Sheriff-!“, sprudelte es aus dem Hilfssheriff wieder heraus, aber jener schnitt ihm mit einer Geste das Wort ab und sagte „Gleich“. Dann waren sie durch die Tür. Tenten spähte zu Neji, welcher lustlos zu Boden starrte.

„Neji“, zischte sie gebieterisch. „Halt den Sheriff fest. Jetzt!“ Er runzelte die Stirn, tat aber wie ihm befohlen wurde.

„Und jetzt?“, krächze er. Tenten entnahm der Waffe die Munition und mit gewaltigem Ausholen, warf sie sie weit entfernt auf dem Boden. Dann stieg sie auf ihr geparktes Motorrad und machte eine herrische Geste für Neji. Der stieß seine Geisel abrupt und heftig von sich und sprang erstaunlich geschwind zu ihr auf das Gefährt.

Der Sheriff war kein dummer Mann. Er sah die beiden wie sie davon düsten und machte sich noch nicht einmal die Mühe aufzuspringen, eine Waffe zu besorgen und zu schreien: „Halt, Polizei!“.

Sie waren jetzt schon viel zu weit entfernt. Er ließ sich also Zeit und dachte im stillen bei sich, dass es ihm egal war, was dieses Mädchen ihm gesagt hatte, die beiden waren mit Sicherheit ein Paar und planten sich mit Orochimaru zu überwerfen.
 

„Hallo, hallo“, schleimte die Stimme höflich wie frisch geölte Scharniere. Zuvorkommend stand Orochimaru auf und schritt seinem Gast entgegen. Sie schüttelten die Hände und beide beugten höflich den Kopf.

„Sehr erfreut“, erwiderte der Neuankömmling und seine Höflichkeit klang genauso eisig wie die Orochimarus, der nun einen seiner bequemen Sessel anbot.

Als die beiden Geschäftsmänner sich gegenübersaßen, begann Orochimaru zu sprechen.

„Verehrter Kollege, ich muss Ihnen leider mitteilen, dass Ihr Spitzel aufgeflogen ist und ich ihn unglücklicherweise aus dem Weg schaffen musste.“

Sasuke sah überrascht aus. Dies äußerte sich in einem eleganten Stirnrunzeln auf seiner makellosen, weißen Stirn.

„Verzeihung, verehrter Kollege, aber ich weiß bedauerlicherweise nicht, wovon Sie sprechen.“

Orochimarus Züger verhärteten sich.

„Wo ist er? Unten bei den Männern, die du dort zurück gelassen hast? Ist er einer deiner Leibwächter?

Sasuke zog es vor nicht zu antworten, doch das Stirnrunzeln blieb.

„Einer meiner Leute ist in den letzten Monaten in Eurem Hauptquartier …„ Er spie das Wort förmlich aus “… Ein- und ausgegangen.“

Immer noch dominierte die steile Falte zwischen Sasukes pechschwarzen Augenbrauen „Neji Hyuga“, half er seinem Erzfeind auf die Sprünge. Sasuke seufzte.

„Hör’ mir ’mal zu … “ Alle Förmlichkeit war aus seiner Stimme gewichen. „Ich weiß nicht, wovon du redest. Wahrscheinlich ist er zu meinem Hauptquartier-“ In Sasukes Stimme lag ein liebevoller Unterton „- gekommen, um das zu erreichen, weshalb die meisten Männer dorthin kommen.“ Er breitete in einer hilflosen Geste die Hände aus.

„Warte“, gebot Orochimaru und Sasukes Gesichtsausdruck wurde missmutig. Niemand kommandierte ihn herum.

„Ich wollte nur sagen, dass ich ihm eine Falle gestellt habe. Jeder glaubt, er hat einen schlechten Job gemacht. Den falschen Kerl umgebracht. Du wirst nicht glänzen in seiner Anwesenheit. Also überleg’ dir gut, ob du ihn nicht lieber mir übergeben willst und ich erledige das Problem für dich.“ Orochimaru lächelte sein Schlangenlächeln „Komm schon, du weißt, du kannst mich nicht besiegen. Nicht einmal dein Bruder konnte das.“

Plötzlich wurde die Tür aufgeschmissen und Orochimaru schrie „Du!“
 

Der Starbucks war hell erleuchtet und angeregte Gespräche wurden in den Schlangen und an jedem Tisch geführt. Außer an einem. Eine Frau und ein Mann saßen an diesem Tisch. Sie besaß halblange braune Haare, die weich um ihre Schultern fielen. Ihr Gesicht war ungewöhnlich, nicht unbedingt hässlich, nicht unbedingt hübsch. Der Mann trug seine pechschwarzen Haare lang im Nacken zusammengebunden, war ziemlich blass und wäre vielleicht gutaussehend gewesen, würde eine blauviolette Schwellung nicht sein rechtes Auge entstellen.

Sie trug ein weißes Hemd und abgetragene Jeans. Er allerdings trug eine Anzugshose und ein weißes Hemd. Wenn er sich drehte konnte man rostbraune Flecken darauf schimmern sehen und seine linke Hand war verbunden. Ein fantasievoller Betrachter hätte sich eine kunterbunte Geschichte über das ungleiche Paar zusammenreimen können.

Aber die beiden waren schon in ihre eigene Geschichte verwickelt. Energisch tranken sie beide den letzten Schluck ihres Kaffees und verließen das Geschäft.

Von hier aus schlängelten sie sich durch viele Gassen.
 

„Diesen Eingang kenn’ ich gar nicht.“

„Natürlich nicht“, sagte Neji herablassend. „Du magst zwar Orochimarus momentaner Liebling sein, aber ich arbeite hier schon viel länger. Der hier führt an der Eingangshalle und den Büros vorbei, direkt in den Flur zu Orochimarus Büro.“ Er lächelte. „Gräm dich nicht. Kaum jemand weiß von dieser Tür und außerdem ist sie bewacht. Daher ist sie auch kaum jemals abgeschlossen.“

„Oh“, machte Tenten, weil sie sich nicht erinnern konnte, in dem Flur jemals eine Tür gesehen zu haben.

„Trotzdem erscheint mir das unvorsichtig“ Wieder grinste ihr Begleiter „Der alte Orochimaru war immer der Ansicht, dass, wenn jemand so gut im Herumschnüffeln war, dass er diese abseits gelegene Tür findet, man gut daran täte, ihn entweder für sich zu gewinnen oder umzubringen und beide Möglichkeiten stehen einem offen, wenn diese Person siegesgewiss in die Arme seiner Leibwächter läuft.“

Tenten versuchte sich nicht anzumerken zu lassen, dass sie beeindruckt war. Sie hatte gewusst, dass Neji das schon länger machte als sie, aber diese Information offenbarte ihr wie sehr Orochimaru sich auf Neji verlassen hatte. Kein Wunder, dass er so wütend war.

„Okay“, seufzte Tenten, packte Neji hart an den Armen und drehte ihm diese auf den Rücken, zwang ihn weit vorüber gebeugt zu gehen.

„Beweg dich schon, Miststück“, herrschte sie, während sie die Tür mit der Schulter aufschob. Sobald sie es in den Flur geschafft und Neji mit sich geschleift hatte, versperrten zwei bullige Typen ihr den Weg, doch einer schob seine Sonnenbrille auf den kahlen Kopf und sagte erstaunt: „Tenten?“

Sofort richtete sie sich gerade auf. Sie hatte keine Ahnung, wer er war, aber offenbar hatte er sie schon oft diese Treppe hochsteigen sehen.

„Uh … Genau. Es sind ein paar Komplikationen aufgetreten.“ Sie riss Nejis Kopf an den Haaren in die Höhe, damit die Wachen ihn identifizieren konnten. Sofort breitete sich Sorge auf ihren Gesichtern aus. „Alle dachten, er hätte dich umgebracht“, erläuterte ihr Bekannter.

„Pah“, schnaubte Tenten „Der Wicht hier?“ Sie schüttelte den Kopf. „Aber er hat ein paar interessante Dinge ausgespuckt als ich ihn … befragt habe. Ich glaube, das sollte sich der Boss ’mal anhören.“ Tenten senkte ihre Stimme und die Wachen lehnten sich zu ihr, um besser hören zu können. „Allerlei über Sasuke und seine Geschäfte, Zahlen, Finanzen, was weiß ich.“

Ihre aufmerksamen Zuhörer nickten wissend, hatten aber wahrscheinlich keine Ahnung.

„Aber Sasuke ist gerade da oben drin. Orochimaru will, dass Neji ausgeliefert wird“, erklärte ihr derjenige, der sie erkannt hatte.

„Umso besser“, befand Tenten und ruckte vielsagend an ihrer Geisel. „Das wird den alten Sack, Sasuke, echt ins Gesicht treffen.“

Die beiden Leibwächter sahen sich unbehaglich an.

„Denkt ’mal dran, was für gute Laune der Boss haben wird, wenn er’s dem Arsch so richtig gezeigt hat.“

Die Leibwächter schienen immer noch unschlüssig, doch dann sahen sie geradeaus und konnten beobachten wie einer Sasukes Leibwächter, die im Eingangsflur warteten zu ihnen herüber kam. Offenbar hatte er gedacht, dass niemand in diesen Flur kommen konnte ohne an ihm vorbei zu gehen.

„Ist er auch wirklich ko?“, wollte Tentens Bekannter wissen. Sie gab ihrem gefangen einen Stoß und dieser stöhnte herzerweichend.

„Okay“ Der Leibwächter nickte und winkte sie durch.

Tenten wurde aufgeregter mit jedem Schritt, den sie tat. Sie hörte rufe hinter sich und musste sich zwingen weiter zu gehen. Neji befreite sich unterdessen aus ihrem Griff und zusammen rannten sie den Rest der Treppe hinauf, rissen die Tür auf und stürzten hinein. Tenten ergriff den Sessel, der frei war und schob ihn gegen die Tür. Neji holte die blank polierte, dunkel schimmernde Waffe aus seinem Hemdausschnitt hervor.

„Du!“, schrie Orochimaru und sprang aus seinem Bürostuhl auf, doch er kam nicht weit. Peng! Diesmal gab’s keinen Schalldämpfer. Hektisch durchsuchte Tenten den Tisch nach den Schlüsseln. Sie fand sie und schloss ab. Bald hörte man das Donnern vieler Leiber.

Neji wandte sich um an Sasuke und hob die Waffe. Er hob die Hände, sein Blick stetig und ruhig.

„Warte!“ Seine Stimme war samtig. „Wie, wenn ich fragen darf, wollt ihr hier herauskommen?“

„Mit den Füßen zuerst“, knurrte Neji. Sasuke, nicht wirklich ein Fan von Galgenhumor, zwang sich trotzdem zu lachen.

„Amüsant. Und was, wenn sich ein lebendigerer Weg für euch auftäte?“

Nejis linker Wangenmuskel zuckte, doch Tenten schritt ein.

„Halt!“, rief sie über das Donnern der Tür.

„Okay“, sagte sie, nachdem sie einen Blick in sein Gesicht geworfen hatte. Vorsichtig holte Sasuke sein Mobilfunktelefon aus der Tasche, immer vom wachsamen Auge Nejis beobachtet. Jenes unverletzte natürlich. Er wählte eine Nummer.

„Beeil dich, Hurensohn, wenn die hier ’reinstürmen und Orochimaru so sehen, geht’s dir auch an den Kragen“, murmelte Tenten in sein freies Ohr. Da begann er auch schon Befehle zu erteilen.

„Metzelt die Wachen vor der Tür ab. Ich bin okay. Ich komme gleich ’raus. Hurtig!“ Tenten dachte, dass seine Stimme viel zu weich für Befehle war. Er klang wie ein verwöhntes, arrogantes Kind, das Diktator spielte. Die Geräusche außerhalb der Tür veränderten sich und Sasuke stand auf und stand herum als warte er darauf, dass seine persönliche Kutsche durch die Wand gebraust kam. Stattdessen wartete er aber auf das Signal. Sein Mobilfunktelefon klingelte.

Sasuke nahm ab und nickte.

„Da unten ist zur Zeit ein ziemliches Chaos. Mehr von Orochimarus Leuten sind auf dieses Schlamassel aufmerksam geworden. Wie seid ihr in den Flur hinein gekommen?“

Tenten sah hinüber zu Neji. Dieser nickte.

„Es gibt da eine Tür. Euer Kerl müsste nur ’mal den Flur entlang blicken - auf der rechten Seite ist eine Tür, noch vor dem Wartesaal.“

Sasuke hob das Telefon wieder an sein Ohr und gab die Information weiter. Dann machte er eine gebieterische Geste. Tenten bewegte sich nicht.

„Mein Gott“, knurrte er. „Du sollst die Tür aufschließen.“

„Warum solltest du uns nicht da draußen einfach in dem Durcheinander lassen?“, fragte Tenten.

„Weil ich euch gebrauchen kann“, erklärte Sasuke mit einem einnehmenden Lächeln. Es kam wie aus der Pistole geschossen. Er musste wohl die ganze Zeit darüber nachgedacht haben.

Na wenigstens haben wir einen beeindruckt, dachte Tenten und gab Sasuke den Schlüssel.

„Was? Ich?“, machte er verblüfft, aber Tenten machte nur eine einladende Geste. Während Sasuke mit dem Sessel kämpfte, gab Tenten Neji einen Blick, woraufhin dieser seine Waffe wieder verbarg.

Das Donnern gegen die Tür hatte schon lange aufgehört. Offenbar war keiner Orochimarus Männer auf einen derartigen Vorfall vorbereitet gewesen.

Obwohl … Nein, dachte Tenten. Diese Leute waren klug. Bevor nicht klar war, wer tot war oder ob überhaupt jemand tot war, leisteten sie wahrscheinlich nicht allzu viel Widerstand für den Fall, dass ihre Lebensläufe bald an Sasuke gingen. Tenten lächelte. Sie konnte ihr Glück kaum fassen.

Ein großer Bär mit kurzgeschorenem braunem Haar und einem zerknitterten Anzug zwängte sich hinein und fragte „Bereit?“ in die Runde. Sasuke folgte ihm ohne zu zögern aus dem Raum und Neji und Tenten beeilten sich mitzuhalten. Die Treppe war nun größtenteils frei geräumt und das Stück bis zur Tür, die Neji früher immer benutzt hatte, wurde von einer Horde Kerle freigehalten gegen einige Widersacher. Sie sah Orochimarus persönlichen Sekretär, Kabuto, der gerade versuchte einem der Bären einen Faustschlag ins Gesicht zu verpassen. Der war wahrscheinlich schwul und in Orochimaru verliebt gewesen. So sah auch sein Fausthieb aus.

Orochimaru war nicht die Art von Person, die Loyalität in den Menschen hervorgerufen hatte.

Sie raste hinter Nejis breitem Rücken durch die Tür und wurde von Sasukes persönlichem Bär erstmal den falschen Weg entlang geführt.

„Hier geht’s lang“, keuchte Neji und führte sie wohlbehalten zur Straße, wo sie alle in ein dunkles Auto manövriert wurden.
 

„Und jetzt?“, fragte Neji sie als er ihre Schritte hinter sich hörte. Selbst als er spürte wie sie neben ihm auf dem Parkplatz stand, wandte er sich nicht um.

„Hm“, machte sie. Dann erzählte sie ihm, was es mit dem Sheriff auf sich hatte. Das brachte Neji dazu sich umzudrehen. Mit einem großen Auge starrte er sie an. Verblüfft, schockiert, in Panik, ängstlich. Vielleicht sogar impört.

„Was?“, rief er erbost. Er entfernte sich ein paar Schritte von ihr, ergriff seinen Kopf und murmelte.

„Nein, nein, nein … “

Dann „dieses Arschloch!“

Tenten setzte sich auf den warmen Asphalt und bedeutete ihm sich neben ihr niederzulassen. Zuerst wollte Neji sich verweigern, aber er wusste wirklich nicht weshalb. Diese Frau hatte ihm geholfen. Wirklich geholfen. Wen interessierte es da, dass sie nicht die besten Charaktereigenschaften hatte?

Er setzte sich.

„Ich bin nicht ehrgeizig“, erklärte er. „Ich … “ Er lachte atemlos. „Ich will nicht, was Orochimaru hat. Wollte es auch noch nie haben. Der kann seinen Misthaufen behalten.“

„Ich weiß“, versicherte Tenten ihm und legte eine Hand auf seinen Oberschenkel. Nach kurzem Zögern, wollte er seine Hand auch auf ihren legen, erinnerte sich aber noch rechtzeitig an die Ereignisse von heute morgen und ließ es lieber. Stattdessen stellte er ihr eine Frage.

„Wie kommst du hierher?“

Sie entzog ihre Hand und schaute verwirrt drein. Unsicher sagte sie: „Mit dem Motorrad?“ Und fügte hinzu: „Genau wie du.“

„Ich mein’ nicht auf diesen dämlichen Tankstellenparkplatz“, entwich es ihm wütend. Wie konnte man so dämlich sein.

„Wie bist du … zu Orochimaru gekommen?“

Sie zuckte mit den Schultern.

„Du hast ein Haus an einem bildhübschen See“, stellte er fest. „Wieso verbringst du deine Tage nicht da?“

Tentens Brust hob und senkte sich. „Man kommt nicht mehr heraus. Ich hab’ ganz klein angefangen“, vertraute sie ihm an. Und dann war es fast wie Kotze. Es sprudelte einfach aus ihr heraus. „In einem ganz kleinen Dorf. Kleine Dinge gestohlen. Danach wollte mich zu Hause keiner mehr einstellen. Also bin ich in die Stadt.“ Sie hob die Schultern. „Und wie das nun ’mal so ist, kann man sich am Anfang nur das Schlimmste leisten. Wir waren ziemlich Viele in so einem Minidreckszimmer und einer hat mich ‚mal gefragt wie schnell meine Finger sind.“

Neji runzelte die Stirn. Tentens Geschichte war eine ungewöhnliche. Normalerweise sprang man nicht vom Dieb zum Auftragsmörder. Das waren zwei völlig verschiedene Milieus. „Ich hatte eine Freundin und die hatte so einen Freund - der war ein Arschloch, aber irgendwie … Die konnte nicht von ihm weg.“

„Aha“, machte Neji. Sie brauchte ihm nicht in die Augen zu sehen, um zu wissen, dass er zweifelte.

„Okay, es war einer der kleineren Drogenbarone – Herr seines Viertels - und für den habe ich alle möglichen Papiere gestohlen. Polizisten bestochen, so eine Art Laufbursche und der hatte eine echt süße Freundin.“ Sie sprach sehr schnell und schluckte hart. „Sie war echt nett. Hatte Klasse, gehörte eigentlich nicht dahin. Ihr Pech war, sie war arm und sah gut aus.“ Sie nickte als wolle sie sich selbst etwas versichern.

„Man haut nicht vor diesen Leuten ab. Er war keiner der ganz großen, aber groß genug, um ein verängstigtes Mädchen bei sich zu halten und dann hab’ ich den Kerl umgelegt. Ich glaub’, sie ist jetzt eine Sekretärin für eine Arztpraxis oder so. Sie hat mich gebeten mit ihr zu gehen. In der Nacht sind wir noch nie schneller weggelaufen.“

Sie sah ihn an und er schwieg einfach, ließ sie reden. „Aber ich bin nicht mit ihr gegangen. Ich bin nach Hause, zu dem Drecksloch und da war ein Kerl. Der hat nach mir gefragt. Der meinte, ich hätte das gut hingekriegt, sagte, er hätte mich beobachtet. Eigentlich war der Kerl sein Job gewesen … Ich war so dämlich. Ich hab’ erst gar nicht verstanden wie der Kerl sein „Job“ gewesen sein konnte. Schließlich hatte er nicht für ihn gearbeitet. Ich hätte ihn sonst natürlich gekannt.“ Sie lachte kurz sarkastisch auf.

„Er meinte, er würde mich gern seinem Boss vorstellen und seitdem hüpf ich von Boss zu Boss.“

Neji nickte als würde er verstehen.

„Und du?“, fragte sie schließlich.

„Tia“, war die vorläufige Antwort. Neji dachte darüber nach. Das tat er nicht oft. Das brachte unangenehme Wahrheiten mit sich, aber der allem zugrunde liegende Punbkt war wohl …

„Ich kann gut mit Waffen. Ich hab’ gute Augen.“

Tenten wiederum fand, dass seine Erklärung merkwürdig klang.

„Was? Du musst doch irgendwie an eine rangekommen sein.“

Neji lachte und sein verwschollenes Auge schloss sich ganz.

„Du Landei.“ Merkwürdigerweise fühlte sie sich gar nicht beleidigt. Normalerweise mochte sie es nicht, wenn jemand Anspielungen auf ihre Herkunft machte.

„Stadtkind“, schimpfte sie zurück, aber ein Lächeln umspielte ihre Lippen.

„Genau“, machte Neji, hörte auf zu lachen.

„Wo ich aufgewachsen bin, kriegst du eine überall. Mein Daddy konnte keinen richtigen Job halten, Alkoholiker. Er konnte auch nicht gut mit seiner Familie. Ich hab’ seit ich jung war jeden Job angenommen, den ich mit der Waffe bekommen konnte.“

Die Vorstellung fand Tenten unheimlich. Sie stellte sich einen jugendlichen Neji vor, kaltblütig schon bevor er erwachsen werden konnte. Kein Wunder, dass dieser Kerl so gestört war. Es lief ihr eiskalt den Rücken herunter.

„Und du hast nie daran gedacht einfach … aufzuhören? Ich meine … Du bist kein Alkoholiker.“

Neji schüttelte den Kopf. „Stimmt, aber ich glaube, ich bin trotzdem nicht gesund. Was für einen Job sollte ich denn machen? Sollte ich deiner Meinung nach in einem Büro festsitzen?“ er starrte sie zweifelnd an. „Ernsthaft?“, fragte er sie empört.

„Hey!“, herrschte sie und hielt ihm ihren Finger vors Gesicht. „Ich habe deinen Hintern gerade aus dem Knast geholt. Also, hör mir jetzt wenigstens zu.“ Sie machte eine Pause, um zu beobachten, ob er ihrer Bitte tatsächlich Folge leisten würde. „wenn du nicht so lange Scheiße gebaut hättest, wärst du jetzt vielleicht nicht in dieser Megascheiße mit diesem Scheißkerl, Orochimaru, und hättest alle Zeit der Welt, um herauszufinden, was für einen Job du machen willst!“

Neji sah nicht erfreut aus. Sie hatte schon gemerkt, dass er es nicht gerne hatte, wenn Leute ihm sagten, was er zu tun hatte.

„Und du?“, konterte er. „Was ist mit deinem Berg Scheiße?“

„Was soll mit dem sein? Ich werd’ ihn schon ausmisten.“

Ihre Blicke trafen sich. Nur Gott wusste, ob sie die Idee beide zur selben Zeit gehabt hatten, aber plötzlich wussten sie alle beide, was sie tun wollten. Tenten holte ein Snickers aus ihrer Hosentasche und Neji unterdrückte ein Lächeln. Er musste an ihre Nacht in der Wüste denken. Sie besiegelten ihren stummen Pakt mit einem Biss Schokolade, Karamell und Nüssen.
 

Kaum waren Neji und Tenten im Auto bemerkte Sasuke seinen Fehler.

„Du hast nicht wirklich geglaubt, dass wir für dich arbeiten würden“, hauchte Tenten.

Die Kugel traf ihn und plötzlich war das ganze Innere des Wagens bedeckt in einer netten Schicht Gehirn.

Der Fahrer schleuderte den Wagen beinah gegen eine Wand.

„Fahr’ weiter“, zischte eine Frauenstimme ganz nah an seinem Ohr. Er fragte sich, ob sie es bemerken würde, wenn er die Knarre aus seinem Holster unter dem Anzug ergreifen würde, doch sie beantwortete diese Frage, bevor sie überhaupt gestellt wurde.

„Wir sind zu zweit hier hinten und die Knarre hast du ja schon gehört. Fahr weiter. ’Raus aus der Stadt.“

Und den Befehl befolgte der Fahrer. Im Prinzip hatte er gewusst, dass dies einmal passieren würde. Er hatte keine Ahnung, was Sasuke bei Orochimaru getan hatte – ihm vertraute man dergleichen schließlich nicht an – aber er wusste wie er mit seinen Weibern umsprang. Es war nur eine Frage der Zeit bis eine von denen sich einen geeigneten Beau aussuchte und ihn umlegte. Die Arme war wahrscheinlich ganz verrückt vor Demütigung und mit solchen Frauen legte man sich am besten nicht an.

Er fuhr durch die Slums und war ’raus, auf dem Highway. Vorsichtig räusperte er sich.

„Wo soll’s hingehen?“

Ziel

„Es ist schrecklich ... oder gut. Ich weiß es nicht genau, Pain, ich dreh’ durch!“

„Wieso, was ist?“

Konans Stimme klang panisch. Sie hatte bei ihm übernachtet und am nächsten Morgen war sie zur Arbeit gefahren, um einem Haufen Polizisten in die Arme zu laufen.

„Ich glaube … ich glaube, jemand hat Sasuke umgebracht!“, kreischte sie. Ihre Stimme zitterte.

Nicht, dass sie ihren Boss gemocht hatte, aber so viele plötzliche Ereignisse auf einmal waren zuviel für sie. Ihr Leben war binnen zwei Tage vollkommen auf den Kopf gestellt worden. Pain konnte hören wie jemand mit Konan sprach.

„Ich und Sakura müssen jetzt auf das Revier. Kannst du uns später abholen?“

„Klar“, hörte Pain sich sagen, während er sich wünschte, seine verzweifelte Freundin in die arme schließen zu können.

Gestern war sie so am Boden gewesen und jetzt gab es auch noch Probleme mit ihrem Job.

Eine bange Angst setzte sich in seiner Brust fest, während er sich steif auf die Couch setzte und auf ihren Anruf wartete.
 

„Nein, ich sag’s Ihnen doch. Ich weiß wirklich nichts über Sasuke und seine Geschäfte. Sein Bruder ist im Ausland. Fragen Sie den doch ’mal!“, schlug Konan vor. Sie mochte diese Polizisten wirklich nicht. Einige packten sie so grob an und sahen sie krumm an. Die Prostitution war erst seit kurzem legal und vor allem die alten Beamten hatten große Probleme mit diesem Beruf. Aber Konan wollte sich auf keinen Fall unterkriegen lassen. Sie dachte daran wie Sakura ihr aufmunternd die Hand gedrückt hatte, bevor die beiden sich trennen mussten. Schließlich wollte niemand, dass sie irgendwelche Pläne schmiedeten.

„Schätzchen, Sie wollen uns wirklich sagen, dass Sie fünf Jahre für das Opfer gearbeitet haben und keine Ahnung haben, weshalb jemand ihn hätte umbringen und einfach am Highwayrand in der Sonne zum Verfaulen hätte zurücklassen wollen?“

Das war der nettere der beiden. Seine Augen waren sanfter und er schlug nicht immer mit der Faust auf den Tisch. Vielleicht spielten sie guter Bulle, böser Bulle, aber es war Konan egal. Sie beantwortete die Frage, weil niemand sie zuvor so gefragt hatte:

„Natürlich“, antwortet sie und der böse Bulle ließ seine Faust auf den Metalltisch herab fahren. Konan hatte das Bedürfnis ihn einmal zurechtzuweisen und ihm eine Lektion in Sachen Manieren beizubringen, aber stattdessen fügte sie nur hinzu:

„Ich weiß zwar tatsächlich nichts über seine Geschäfte, aber er war einfach’n aufgeblasenes Arschloch. Er hat Menschen wie kleine Drecksspielzeuge behandelt. Es könnte im Prinzip jeder, wirklich jeder gewesen sein … “
 

„Wo sollen wir dich ’rauslassen?“, erkundigte sich Pain noch einmal.

„Noch ein paar Straßen weiter“, informierte Sakura. „Ich sag’ dir Bescheid.“

Konan und sie saßen zusammen auf der Rückbank und hatten die Köpfe zusammengesteckt.

„Also, wer ist er nun?“

„Naja“, druckste Sakura herum.

„Komm schon“, drängte Konan. „Ich meine, du willst bei ihm einziehen und wir haben ihn noch nicht einmal kennen gelernt.“

Sakura lächelte selig. „Naja … “, brachte sie noch einmal hervor. „Er ist kein … Paradebeispiel.“ Ihr Blick war in die Ferne gerichtet und sah sehr verträumt aus. „Er ist anders und ein bisschen seltsam, eigentlich sogar sehr seltsam und ... er sieht nicht klasse aus“, gestand sie. Das war seltsam, denn, obwohl Sakura herzensgut war und nicht etwa eitel oder oberflächlich, sahen ihre Freunde immer gut aus, weil sie selber so eine Schönheit war.

„Wo ... wo hast du denn so einen kennen gelernt?“, fragte Konan und stellte sich Sakura und ihren Freund als die Schöne und das Biest vor.

Sakura musste grinsen. „Er war mein Kunde und das erste , was mir an ihm aufgefallen ist, waren seine Augenbrauen. Der Typ hat wirklich sehr, sehr buschige Augenbrauen.“ Jetzt musste Sakura herzhaft lachen. „Ich fand sie so lächerlich“, teilte sie ihrer Freundin amüsiert mit und Konan konnte nichts weiter tun als schockiert zu lauschen. „Aber er hat so eine Art ... Er hat mir direkt gesagt wie schön ich bin auf eine so vollkommen unperverse Art und Weise, hat mir tief in die Augen geschaut und mich … “ Sie überlegte, während Konan vor Spannung platzte. „… auf eine ganz besondere Weise geliebt hat. Dann hat er mich aus gefragt und ich hatte schon ‚ja’ gesagt, bevor mein Verstand überhaupt wirklich durchblickt hatte, was vorging.“ Sakura wurde vom Erzählen ganz atemlos und schließlich sagte sie: „“Hier ’rein.“

Pain bog ab in eine gute Gegend. Eine sehr gute Gegend. Alle Häuser waren schön und groß.

„Außerdem verdient er gut?“, ließ sich Konan vernehmen und Sakura kicherte bestätigend. Nachdem sich die beiden ganz feste gedrückt hatten und Sakura die Treppen zur Wohnung ihres Freundes hochstieg, beobachtete Konan den verträumten leichten Gang ihrer Freundin und musste feststellen, dass diese ihren merkwürdigen Typen wahrscheinlich wirklich liebte.

„Viel Glück!“, rief sie aus dem Fenster zu. „Du musst Dinnerparties veranstalten und uns einladen.“

Sakura nickte kräftig. „Keine Sorge, du findest auch noch einen!“
 

Die nächsten paar Tage waren seltsam. Konan war mit zu Pains Apartment gekommen, nachdem sie Sakura abgesetzt hatten und dort geblieben. Für Sasukes Mörder sah es gut aus. Offenbar waren auch noch andere Gangsterbosse in die Sache verwickelt, wobei einer selber tot war und es war sowieso ein kriminelles Chaos. Das sagten zumindest die Abendnachrichten. Konan schlief auf der Couch und zusammen mit Pain kochte sie Essen. Pain ging selten arbeiten. Zum größten Teil lebte er vom geerbten Reichtum der Familie, doch Konan wurde unruhig. Allerdings wusste sie nicht, was sie tun sollte. Sie konnte nicht mehr bei Sasuke arbeiten und sie war sich sowieso nicht mehr so sicher, ob sie ihren Beruf weiter ausführen wollte. Allerdings vermutete sie bereits, dass der Killer ihr unwissend einen großen Gefallen getan hatte.

Eines Abends saß sie still und stocksteif auf der Couch und blickte ins Nichts. Selbst als Pain zur Tür herein kam, die Einkäufe absetzte und zu ihr kam, bewegte sie sich nicht. Sie dachte einmal wieder an Sakuras letzte Worte, bevor diese im Haus verschwunden war.

Du findest auch noch einen.

Einen was? Einen Netten? Einen Auftragsmörder? Einen ..

„… Pain?“ Verwirrt schreckte sie aus ihren Gedanken auf als sie am Arm berührt wurde und das vertraute Antlitz sich in ihr Blickfeld schob.

„Alles klar?“

Er trug wieder eine seiner dämlichen Perücken. Ganz leiser flüsterte Blauhaarige: „Einen Verrückten?“

Zaghaft griff sie nach dem orangenen Ungetüm, ihre Finger schoben sich in die Mähne und als sie ihre Hand langsam fallen ließ, glitt die Perücke ebenfalls herab. Pain blieb zwar ruhig sitzen, doch man sah seine Anspannung. Er hielt den Atem an, er schluckte schwer, sein Kiefer war angespannt und seine Augen blickten sie unsicher an.

„So …“, machte sie und hob auch die andere Hand an sein Gesicht. Sie hielt seinen Kiefer sanft in ihren Händen und blickte ihm ehrlich in die Augen.

Es dauerte eine Weile, doch dann biss er die Zähne nicht mehr so stark aufeinander und sie konnte seinen Atem auf ihrer Haut spüren. Es waren tiefe Atemzüge.

Statt sich vollkommen zu beruhigen, sprang er gleich ins nächste Abenteuer und lehnte sich zu ihr herab, um einen zärtlichen Kuss mit ihr zu teilen.
 

Den Atem ließ er langsam entweichen. Die Luft war hier so anders. Der Himmel so blau. Das Lagerfeuer qualmte ein bisschen, aber das strahlende Blau schaffte es trotzdem sein Augenlicht zu erreichen. Er blickte auf das Würstchen am Ende seines Drahtes.

„Meins ist durch.“

„Meins auch.“ Sie nahmen das Fleisch aus dem Feuer und legten es zu dem Tacosalat und ihren Maiskolben auf die Teller.

„Hmm“, machte sie und biss herzhaft in ihren Maiskolben.

Neji betrachtete sie versonnen. Dann knabberte er abwesend an seinem Würstchen und verschlang es anschließend mit wenigen Happen. Den Maiskolben hatte er auch schnell abgenagt. Der Tacosalat war allerdings nicht so sein Ding. Wo er herkam, brachten die Mütter ihren Töchtern nicht solche abstrusen Rezepte bei. Wer tat schon Chips in seine Salate?

Das war das Südländische an ihr.

Er sah zu Tenten herüber und erfasste ihre feurige Persönlichkeit auf einen Blick. Er stellte fest, dass er diese Person kannte, wirklich kannte. Sie sah auf und ihre Blicke trafen sich. In ihrem brannte das Feuer und in seinem, obwohl er es nicht wusste, blühten wunderschöne Blumen.

Er wusste es noch nicht, doch dafür gab es einen Grund. Vielleicht war er dafür geschaffen, den kleinen Hain, das Anwesen ihrer Großeltern, zu hegen und zu pflegen. Sie hatten das Lagerfeuer vor dem Haus gemacht, aber weiter den Hügel hinauf wuchsen hohe Gräser und schöne Blumen. Vielleicht gehört er hierher. Wahrscheinlich gehörten sie beide hierher. Dann begann es zu regnen.

„Oh nein.“ Tenten rannte ins Haus zurück und schmiss ihren leeren Pappteller in den Mülleimer. Bald fiel ihr auf dass Neji ihr nicht gefolgt war. Sie öffnete die Tür und er stand noch da, am erlöschenden Lagerfeuer. Zögerlich trat Tenten hinaus in den Regen. Er war nicht kalt oder frostig. Sommerregen, dachte sie und stellte sich zu ihrem Kumpanen.

„Neji?“, machte sie. Er reagierte zuerst nicht, dann drehte er sich herum und ging hinter das Haus auf die Terrasse und hastete anschließend die Treppe zum kleinen Strand herab, wo er die Wasserschlange gesehen hatte. Es war kurz nach Mittag. Daher freuten sie sich eigentlich über den Regen und mit Schlangen war nicht zu rechnen. Er watete im Regen in das lauwarme Wasser des Sees. Es war Hochsommer und Neji hatte schon erkannt, dass seine unsüdländische Stadthaut schnell unter der Sonne dieser fremden Gegend brannte. Deshalb bedeckte eine rote Schicht verbrannter Haut seinen Nasenrücken und seine Schultern, die gut sichtbar unter dem weißen Unterhemd waren.

Ob seines rätselhaften Verhaltens folgte Tenten ihm beunruhigt und betrachtete ihn, sich fassungslos am Kopf kratzend, als sie sah wie er immer weiter in den See watete bis er bis zur Hüfte von Wasser umgeben war. Plötzlich wandte er sich zu ihr um und machte eine Geste ihm zu folgen. Sie hielt ihn zwar für verrückt, doch kam seiner Bitte nach. Vorsichtig kam sie barfuss zu ihm. Doch er packte sie um die Hüfte und schmiss sie ins Wasser.

Prustend ging sie unter und tauchte pitschnass wieder auf.

„Was sollte da-?!“, verlangte sie zu wissen und man konnte ihr berüchtigtes Temperament bereits in ihrer Stimme aufwallen hören, doch ihre Frage wurde von seinem Kuss unterbrochen. So schnell kam er über sie, dass sie perplex stehen blieb und sich fragte, wieso das so lange gedauert hatte. Natürlich stritten sie, natürlich könnten sie sich manchmal gegenseitig an die Gurgel gehen, doch das Gefühl, das in ihr aufstieg, fühlte sich so schrecklich richtig an. So richtig, dass sie die Arme um seinen Hals schlang und sich von ihm aus dem Wasser heben ließ. Es war schön seine großen Hände auf ihrer nassen Haut zu spüren, doch sie konnte seinen Affront nicht einfach so über sich ergehen lassen, nur, weil er den Mut aufgebracht hatte, sie zu küssen. Abrupt stieß sie sich von ihm ab und beförderte ihn mit einem Tritt auch unter Wasser.

Schließlich wartete sie auf ihn bis er wieder auftauchte, nahm seine Hand und die Sonnenstrahlen schienen auf sie und ihr kleines Paradies herab.

Für sie war der Winter vorbei und der Sommer begann endlich.



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Kommentare zu dieser Fanfic (6)

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Von:  Rami
2012-01-02T23:38:55+00:00 03.01.2012 00:38
Moinsen, eine sehr interessante Geschichte hast du hier geschrieben. Was ich besonders gut finde sind die dunklen machenschaften und geschäfte die du brilliant beschriebst hast...

Diese art von Storys sind leider selten zu finden... es trauen sich auch nicht viele an solche Themen ran... aber ich muss sagen mir hat sie sehr gut gefalllen.

Kann man gut mehr von vertragen ;)

Gruß Rami
Von:  Aliesa
2011-12-28T12:56:19+00:00 28.12.2011 13:56
super!
hach mhappy ends sind doch schön
ich fand gut dass der böse sasuke nicht überlebt hat und konan jetzt endlich pain lieben kann<33

klasse gemacht süsse:-*

hdl
Von:  fahnm
2011-12-26T22:04:33+00:00 26.12.2011 23:04
Klasse Kapi^^
Von: abgemeldet
2011-09-18T13:38:35+00:00 18.09.2011 15:38
das kapitel ist auch richtig gut! hoffentlich kriegen sich tenten und neji noch oft in die haare^^ danke für die ens und weiter so, amai:)
Von: abgemeldet
2011-09-12T18:13:47+00:00 12.09.2011 20:13
Also erstmal ist der FF écht der Hammer und dein Schreibstiel erinnert mich ein weing an den Reggiseur Tarantino (weiß net wie man das schreibt^^)
Als nächstes ist Die Story echt geil und die Persönlichkeit von den einzelnen super dargestllt und immer mit viel Humor dabei!
Die texte sind echt lang, und auch wenn ich ewig brauche, ist was lesenswertes drin.
Mach weiter so, LG Smart-Goal
Von: abgemeldet
2011-09-07T19:05:50+00:00 07.09.2011 21:05
das ist richtig gut !:) kommt dann noch ein kapitel oder ist es echt abgeschlossen?


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