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Death and Love

Renn um dein Leben
von

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Erste Schritte

Erste Schritte
 

In Ruhe räumte Yuriy die Einkäufe in die Schränke, während Bryan im Wohnzimmer saß und für eine Klausur lernte. Auf dem Weg von der Uni nach Hause war Yuriy noch schnell einkaufen, da sich die Mädels für den Abend angekündigt haben und Bryan in der Bibliothek, Bücher abgeben. Normalerweise würde Ray sich ums Einkaufen und später auch ums Kochen kümmern, doch da dieser mit 38,9 im Bett lag, versuchte der rothaarige Russe sein glück. Auch wenn er wenig Hoffnung hatte, dass das Essen auch nur ansatzweise genießbar sein würde.

Noch ziemlich müde und ausgelaugt versuchte Ray die Augen zu öffnen, was ihm jedoch nicht so recht gelingen wollte. Immer nur für kurze Momente schaffte er es seine Opale offen zu halten, erkannte dann gerade einmal dass er in seinem Bett lag. Sich, in seinem im Dunkel liegendes Zimmer, befand, wie er beim dritten versuch erkannte. Mühsam richtete er sich auf und schaltete die Lampe auf seinem Nachtisch ein. Er fühlte sich elend. Seine Sachen waren durch geschwitzt und ihm war heiß. Schwerfällig schlug er die Decke beiseite und schob seine Beine aus dem Bett. Suchend und zu gleich verwundert sah er sich um. Wie war nach Hause gekommen? Was ist überhaupt passiert? Und viel wichtiger, wo war Kai? Diese und noch einige andere Fragen spuckten dem Schwarzhaarigen im Kopf herum. Doch ehe er sich noch weiter den Kopf zerbrechen konnte, hörte er Lachen und Stimmen.

Da nicht nur Yuriy kein wirkliches Vertrauen in seine Kochkünste hat, hatten sie beschlossen, dass sie alle zusammen etwas kochen könnten. Während die Jungs das Gemüse schnitten, waren die Mädels dabei kleine Sneaks für zwischen durch vorzubereiten, schließlich sollte der Abend noch etwas länger werden. Beim ganzen rumalbern und necken, bemerkten sie nicht wie jemand in die Küche kam. Erst das kratzige Husten ließ sie in ihrer Arbeit inne halten. „Ray…“ Schwer atmend lehnte der Schwarzhaarige im Türrahmen und sah mehr als nur elendig aus. Mit diesem Anblick sorgte er für sofortige Stille und war sich der Aufmerksamkeit seiner Freunde sicher. „Ray, leg sich hin. Du hast noch immer Fieber.“ Beendete Hiromi ihren angefangenen Satz, bekam aber sogleich ein, wenn auch schwaches, Kopfschütteln zur Antwort. „Nein, mir geht es gut. Was wollt ihr denn machen?“,erkundigte er sich und deutete auf das geschnittene Gemüse. „Gemüse-Reispfanne. Wobei im Augenblick wohl eher Gemüsepfanne, da nicht alles vorhanden ist.“,erklärte Mao und sah zu Yuriy, der aber gleich seinen Blick abwandte. „Aha, und warum nimmt ihr nicht einfach den Reis aus der blauen Dose? Da auf dem Kühlschrank.“ Sofort sahen alle auf die Dose auf dem Kühlschrank, ehe Bryan sie nahm und öffnete. „Da hast du wohl doch nichts vergessen.“,neckte er seinen rothaarigen Freund, der nur genervt die Augen verdrehte und kurz von seinem Freund geküsst wurde. „Da jetzt alles da ist. Was kann ich tun?“ Rays Stimme war erschreckend dünn und heißer. „Wieder ins Bett gehen.“ Kam es von allen vieren wie aus einem Mund, aber es war nun einmal nicht seine Art sich hinzulegen während andere arbeiten. Dafür hatte er einen zu großen Dickschädel. Außerdem hasste er es eine Belastung für andere zu sein und das war er definitiv, wenn er Krank im Bett liegt.

Er stützte sich vom Türrahmen ab und wollte gerade einen Schritt machen, als alles vor seinen Augen verschwamm und er die Kontrolle über seine Beine verlor. Sie knickten ihm einfach wie Streichhölzer weg. Alles was er noch sah und hörte während er fiel, war wie seine Freunde aufsprangen und erschrockene Laute von sich gaben oder seinen Namen riefen. Und irgendwo im Hintergrund hörte er wie etwas knisternd und dumpf zu Boden fiel, sowie schnelle Schritte.

Nach einigen Sekunden legte sich sein Schwindelanfall wieder und er konnte wieder klar sehen. Erst die besorgten Blicke seiner Freunde und dann den Blick aus dem tiefen und fesselnden Rot. Doch bevor er sich noch weiter mit dem Besitzer dieser Augen beschäftigen konnte, wurde seine Aufmerksamkeit von seinen Freunden gefordert. „Siehst du was du von deiner Sturheit hast? Du gehörst ins Bett.“ Erneut schüttelte er den Kopf. „Was ist nur los mit dir, sonst bist doch auch nicht so stur?“,meinte Hiromi. „Mir geht es wirklich gut.“,versicherte Ray erneut und als ob er es noch bestärken wollte, richte er sich langsam auf und stand schlussendlich wacklig auf den Beinen. Alle konnten sehen dass es nur mit mühe schaffte sich auf den Beinen zu halten. „Dir geht es nicht gut, also hör auf deine Freunde.“ Auch wenn Ray bereits die Rubine gesehen hatte, erschrak er bei der tiefen Stimme des Russen. Mit gesenktem Kopf verließ er die Küche, kam jedoch nicht weit. Das Fieber machte ihm sichtlich zu schaffen und er musste sich am Türrahmen abstützen. „Und so jemand will eine Chance haben. Du weist nicht einmal wo deine Grenzen sind.“,sagte Kai so leise das es nur Ray verstand, dabei ahnte der Russe nicht was für eine verletzende Machte seine Worte hatten.

„Glaubt ihr, er sieht sich als Belastung für und?“,fragte Yuriy, kaum das er sich sicher war, dass Ray außer hörweite war. Jedoch konnte ihm keiner eine Antwort geben.

Nachdem Essen hatten sich Mao, Yuriy und Hiromi sich schön ins Wohnzimmer verdrückt und hatten somit Bryan und Kai mit dem Abwasch allein gelassen. Das stieß zwar nicht auf Begeisterung bei den Beiden, doch blieb ihnen nichts anderes übrig als sich ihrem Schicksal zu fügen. Und so sah die Arbeitsteilung schlussendlich aus. Bryan spülte das Geschirr ab und Kai trocknete ab und räumte alles in die Schränke. „Was meinte Yuriy vorhin eigentlich?“,erkundigte Kai sich, was ihm neben einen fragenden Blick auch eine hoch gezogene Augenbraue einbrachte. Schließlich gehörte Neugier nicht zu seinen typischen Eigenschaften, besonders nicht Fremden gegenüber und Ray war nun einmal ein Fremder für den jungen Russen. Trotz dessen beantwortete Bryan die Frage. „Den Tod von Rays Vater vor sechs Jahren.“ Unbewusst nahmen seine Rubine einen betroffenen Ausdruck an. Ein Schmunzeln umspielte Bryans Züge. „Wir hätten nie gedacht dich wieder zu sehen, aber wenn dann hätte keiner damit gerechnet dass du dich so verändern würdest. Aber dass hat sicher mit ihm zu tun.“ Mit diesen Worten reichte er dem Jüngern den nächsten Teller, dabei entging ihm der unverständliche Blick diesem nicht. „Jetzt tu nicht so. Wir wissen beide dass du nicht der Eiskalte und Unnahbare bist wie du gerne wärst. Und ich denke, dass er es auch bereits gemerkt hat. Also sei bedacht mit deinen Worten und Taten ihm gegenüber.“ „Tut mir leid Bryan, aber ich verstehe nicht.“ Bryan hielt in seiner Arbeit inne und sah sein Gegenüber mit eindringlichem Blick an. „Das soll nur heißen, dass ich mir sicher bin, das du nicht so schnell gehen wirst. Und da ich dich kenne, würde ich vorschlagen dass du dir einen Job suchst.“ Noch ehe Kai auch nur zu einer Erwiderung ansetzen konnte, war Bryan aus der Küche verschwunden.

Gegen dreiundzwanzig Uhr saßen die Fünf noch gemeinsam im Wohnzimmer und unterhielten sich. Wobei wenn man genau ist unterhielten sich die vier Freunde und Kai versuchte sich so gut wie möglich raus zu halten, doch da hatte er die Rechnung ohne Yuriy und besonders ohne Hiromi gemacht. Der rothaarige Russe war kein Problem, da dieser genau wusste wie weit er gehen durfte und er blieb sogar noch Meilen weit vor der Grenze. Selbst wenn, wäre es kein vergleich zu der Penetranz Hiromis. Sicherlich hätte Kai sie ohne etwas Hochprozentiges und die Gedanken an das Gespräch mit Bryan nicht ertragen.

Im Laufe der nächsten zwei Stunden hob sich die Stimmung immer mehr und somit auch die Lautstärke, ins besondere das Lachen. Auch die Brünette schien durch die gute Stimmung und den Alkohol genügend Mut zu haben um einen erneuten Versuch bei dem jungen Russen zu starten. Bei ihrem erneuten versuch ließ sie sich wie zufällig auf seinen Schoß fallen. Für jemanden der jetzt erst dazu stößt, würde es aussehen als hätten sich zwei gesucht und gefunden. Auch wenn sie nicht lange so nah bei einander waren, so war es genau der Moment den Ray sah. „Sorry, haben wir dich geweckt?“,erkundigte sich die Brünette, die ihn als erstes bemerkte. Anstatt sich von Kai zu erheben, setzte sie sich im gleichen Atemzug, wie sie ihre Frage gestellte hatte, richtig auf dessen Schoß. „Nein, keine sorge. Ich wollte mir nur einen Tee machen.“,erwiederte er und ging auch gleich in die Küche, um sich einen Tee zu kochen. Jedoch nicht ohne eine sehnsüchtigen Blick auf den Russen zu werfen. Doch niemand schien diesen Blick gesehen zu haben, außer Mao, der drauf hin ein leises und mitfühlendes Seufzen entfloh. Gerade als sie aufstehen und ihrem Freund folgen wollte, hatte sich bereits jemand anderes erhoben. Verblüfft sah nicht nur Mao Kai nach sondern auch Hiromi, die es nicht fassen konnte, dass sie schon wieder abserviert wurde.

Hustend stand Ray gestützt an der Küchenzeile, mit dem Rücken zur Tür gewandt. Erschocken zuckte er daher zusammen, als jemand neben ihn trat und aus einem der Hängeschränke eine Tasse und eine Schachtel Tee holte. „Du bist eine größere Last, wenn du dich nicht zur Last machen willst.“,meinte sein Gegenüber, während er einen Teebeutel in die Tasse hing. „Wie meinst du das?“ „Wenn du dich einfach ausruhen und es zulassen würdest dass sich Yuriy und die Anderen um dich kümmern, müssten sie sich nur halb so viele Sorgen machen.“ „Das sagst gerade du, der sich weigert Hilfe anzunehmen.“,spottete Ray, was Kai ein Schmunzeln entlockte, immerhin hatte er recht. „Stimmt, darum wollte ich auch gehen. Aber so ein Bengel lässt es nicht zu und lädt sich so noch mehr Probleme auf, als er ehe schon hat.“ „Du hast recht.“ Irritiert sah Kai zu dem Schwarzhaarigen, der sich träge auf einen der Küchenstühle setzte. „Vor sechs Jahren hatten mein Vater und ich einen Autounfall. Glücklicherweise war uns nichts passiert. Blechschaden. Aber es herrschte dichter Nebel und so übersah uns ein LKW- Fahrer. Er wischte das Auto und meinen Vater. Und ich… Mom weis bis heute nicht warum, Dad und ich zu dieser Zeit unterwegs waren.“ „Und warum wart unterwegs?“,fragte er weiter nach und goss das heiße Wasser, vom Wasserkocher, auf den Teebeutel in der Tasse. „Wegen mir.“,antwortete Ray zögerlich und zog die Beine auf die Sitzfläche des Stuhls. „Mom hatte mir verboten an diesem Abend weg zu gehen und Dad damit beauftragt, darauf zu achten das ich auch zu Hause bleibe. Sie selbst war mit ihren Freundinnen verabredet.“ „Und du?“ „Mit Dan. Meinem ersten Freund. Nicht gerade die Beziehung, die ich immer wollte.“ Bei den Erinnerungen musste er bitter Schmunzeln, ehe er dankend die Tasse Tee entgegennahm.

Nach einigen Minuten des Schweigens und der halben Tasse Tee, machte sich bei Ray die Müdigkeit wieder bemerkbar. Er stellte die Tasse auf den Tisch, schob die Beine von der Sitzfläche und war im begriff auf zu stehen, als er plötzlich das Gefühl hatte ins leere zu treten. Rasch griff er nach der Stuhllehne, aber die bot ihm kein Halt. Krachend fiel der Stuhl zu Boden, während Ray hingegen stand. Wenn auch nicht gerade wie eine Eins und auch nicht von allein. Um seine Hüfte hatte sich ein Arm geschlungen, der ihn hielt. Nah am Körper des anderen hielt. „Alles in Ordnung?“ Ein angenehmer Schauer jagt Ray über den Rücken und mit einem zaghaften nicken, legte er seine, von der Tasse gewärmten, Handflächen auf den Arm, um seine Hüfte. Um Verzeihung bittend, richtete er sich einiger Maßen wieder auf. Sogleich er wieder auf seinen Beinen steht, löst sich der Druck um seine Hüfte, doch der Arm wurde nicht gänzlich weg gezogen. „Mir sind wohl die Beine eingeschlafen.“,entschuldigte sich Ray erneut und das kribbeln in seinen Beinen bestätigte seine Vermutung. Noch für einige Augenblicke genoss er die Nähe des Russen, aber so wie alles im Leben, fand auch diese Nähe ihr Ende. Kai nahm seinen Arm von Rays Hüfte, als er sich sicher war, dass dieser sicher auf den Beinen stehen konnte.

Um das Wort noch einmal direkt an Kai zu wenden, drehte Ray sich zu diesem um. Aber bevor er dies konnte, blieb ihm das Wort im Halse stecken. Tief atmete er durch und versuchte sich zusammeln. „Danke und gute Nacht.“ Es waren nicht ganz die Worte, die er los werden wollte, aber immer hin besser als zu schweigen, bevor sich ihre Wege für einige Stunden trennen. „Du hast was vergessen.“ Als er sich umdrehte, hielt Kai ihm die noch warme Tasse Tee hin. Ray nahm die Tasse zwar entgegen, stellte sie jedoch gleich neben die Spüle und trat näher an Kai heran. Bedacht legte er seine Hände auf die Brust des Russen, stellte sich auf die Zehnspitzen, um den Größenunterschied zu verringern und näherte sich mit seinen Lippen die seines Gegenübers. Sein Herz schlug mit jedem Millimeter, den er sich näherte, stärker gegen seine Brust. Nur noch wenige Zentimeter trennten ihre Lippen von einander und selbst Kai schien diesem Kuss nicht abgeneigt zu sein.

Doch bevor es zu diesem Kuss kommen konnte, wurde laut Lachend die Küchentür geöffnet und die Mädels standen in der Tür. Sofort trat eisige Stille ein, in der die Mädels erst einmal das dargebotene Bild verarbeiten mussten. Erstaunt und ungläubig starrten die zwei Augenpaare sie. Erst durch das unsanfte abstellen der Gläser und Flaschen, kam wieder Leben in die vier Körper. Hiromi ging ohne ein Wort zu sagen auf Ray zu, packte Ray am Handgelenk und zog ihn mit sich aus der Küche. Schmunzelnd schüttelte Mao nur den Kopf und sah zu Kai, dem sie jedoch nicht ansehen konnte, wie er die ganze Situation nimmt. „Danke.“ Irritiert richteten sich die Rubine Kais auf die Pinkhaarige, die sofort verstand dass er nicht wusste was sie meinte. Sie ging zur Spüle und begann die Gläser auszuspülen. „Auf uns hört Ray schon lange nicht mehr, aber auf dich. Und dafür dank ich dir. Wenn er seine Erkältungen und Grippen immer nur halb auskuriert, bricht er uns irgendwann noch einmal zusammen. Es wäre wirklich schön, wenn du bleibst.“ Ruckartig drehte Mao sich zu ihm. Sie hatte zu spät bemerkt wie es sich anhören muss. So als wäre Ray ein Kind und bräuchte ein Kindermädchen und so war es ganz sicher nicht gemeint. „Ich meine natürlich nicht nur wegen Ray, sondern auch wegen den andern Beiden. Besonders Yuriy. Ich weis zwar nicht woher ihr euch kennt und es geht mich auch eigentlich nichts an. Aber es sieht so aus als war von seine Schultern eine große Sorge gefallen. Und ich glaub sie galt dir. Also überleg es dir. Ich bin mir sicher, dass man aus einer dreiköpfigen WG locker eine Vierköpfige machen kann. Gute Nacht.“

Nachdenklich ging er zum Fenster, kaum das Mao die Küche verlassen hatte, und starrte auf irgendeinen Punkt in der Dunkelheit. Er konnte nicht bleiben, ganz gleich was irgendjemand von ihnen sagte. Wer wusste schon wie lange es gut gehen würde? Und aus Erfahrung wusste er, dass es nie lange gut geht. Das jüngste Ereignis spürte er noch immer. Kai ließ den Kopf gegen die raue Wand sinken und legte sich die Hand an die Seite, wo er noch immer das Pochen der Wunde spüren konnte. Zwei Mal ist er bereits gegangen, doch jedes Mal kam er zurück. Verstand sich selbst nicht mehr und nach dem Gespräch mit Bryan und Mao, war ihm gar nichts mehr klar. Er war sich nicht einmal mehr sicher was er denken, gar tun soll. Seit Jahren hat er sich nicht mehr so Ratlos gefühlt.



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