Prolog
Es war ein Tag wie jeder andere. Nur das zur Abwechslung mal das Wetter ihrer Laune entsprach. Die dunklen Wolken hingen tief über der Stadt, eine stürmische Brise wehte durch die Straßen und auf dem Schulhof waren kaum Menschen zu sehen. Sakura Haruno saß an ihrem üblich Platz in der letzten Reihe und beachtete weder den Unterricht noch ihre Mitschüler. „Wozu auch?“ Fragte sie sich in Gedanken „Meine Noten sind egal, Papa zahlt soviel Geld das ich auch jeden Tag schwänzen könnte. Und Freunde habe ich hier sowieso keine.“ Gelangweilt sah sie weiter aus dem Fenster, ohne jedoch etwas bestimmtes zu betrachten. Dieses Spiel ging jeden Tag so, langweiliger Unterricht, langweilige Pause und dann...nach Hause...Bei dem Gedanken wieder zurück zu müssen erschauderte sie wie immer. Sie hasste diesen Ort so sehr...Bilder und Wortfetzen drangen in ihren Geist ein, ohne das sie etwas dagegen tun konnte. Bilder wie ihr Vater mit dem Gürtel auf sie einschlug, nur weil sie zu spät zum Essen kam. Wie er sie beschimpfte und in ihr Zimmer sperrte, während ihre Mutter und ihr Bruder nur zusahen. Sie konnte förmlich wieder das Blut spüren das ihren Rücken hinab rann, konnte den Geruch in der Nase kitzeln spüren...
„Ist euch kalt Sakura-sama?“ Fragte die weiche, freundlich Stimme ihres Bodyguards. Aber sie wusste das er nur freundlich tat, er war wie jeder andere auch. Ruckartig drehte sie sich um und sah in die blauen Augen von Naruto. „Das geht dich gar nichts an, also stör nicht den Unterricht“ murrte sie unfreundlich und sah nach vorne an die Tafel. Die aber weder beschrieben war, noch stand dort ein Lehrer. „Wie ihr sehen könnt ist der Unterricht bereits vorbei. Allerdings wollten wir euch nicht in eurer Konzentration stören“ kam es von dem blonden der neben ihr saß. Er sprach wie immer recht beiläufig, jedoch fiel ihr auf das er zwar „Wir“ gesagt hatte, aber ihr zweiter Beschützer nirgends zu sehen war. „Sasuke besorgt euch etwas zu essen, da es uns so erschien als wenn ihr hier essen wollt“ beantwortete Naruto die Frage die nur ihre Augen gestellt hatten. Wie gut er sie doch kannte, jede Bewegung, jedes Wort und jedes noch so kleine Seufzen konnte er interpretieren. Allerdings sah sie es nicht, was auch nur gut für sie war...und für ihn...
Sie besann sich auf ihre guten Manieren, das einzig gute was sie je von ihren Eltern gelernt hatte. Sie wusste, dass ihr Vater alles erfahren würde was in der Schule geschah, also war es ratsam höflich zu bleiben. Sie erinnerte sich nur ungern an die Schläge die sie beim letzten Mal bekam, als sie gegenüber Sasuke patzig geworden war. Sie musste eine Woche zu Hause bleiben, bis die größten und sichtbarsten blauen Flecke und Rötung geheilt waren. Doch die Gedanken an diesen Tag, weckten etwas anderes in ihr als sonst. Für gewöhnlich besann sie sich sonst immer, aber heute schürte das nur ihre Wut. Aber nicht nur Wut machte sich in ihr breit, sondern auch ein neues, bisher unbekanntes Gefühl. Mit einem Mal war sie sich einer Sache bewusst, sie konnte so einfach nicht mehr weiter machen. Sie musste hier weg, auch wenn sie es nur ein paar Tage oder Stunden schaffte. Sie wollte endlich frei sein...
„Ist gut, dann warte bitte hier Naruto-kun. Ich werde nur einmal kurz auf die Toilette gehen“ sagte sie mit einem ihrer unechten Lächeln, erhob sich und ging ehe er etwas dazu sagen konnte. „Natürlich wird er mir folgen, aber nicht in das WC“ dachte sie bei sich, als sie die gekachelten Räume betrat und zu dem Fenster sah. Es war zwar etwas merkwürdig und gehörte eher in einen Film oder ein Buch, aber wenn es funktioniert warum nicht? Mit einem leichten Lächeln trat sie auf das geschlossene Fenster zu, öffnete es und kletterte schnell hinaus. Zum Glück befand sie sich nur im ersten Stock, also war die Gefahr sich durch einen Sprung zu verletzen gering. Sie schloss die Augen, ließ alle Ängste aus ihrem Geist entschwinden und...machte einen Satz nach vorne...
Keuchend erwachte er an diesem Morgen aus dem Schlaf. Verschwitzt und schwer atmend setzte er sich auf und sah sich um. Seine Wohnung sah aus wie immer. Unaufgeräumt und voller Sachen die mal einen Ordentlichen Platz hatten. Überall lag seine Wäsche rum und zwischendrin auch das Essen der letzten Tage...oder waren es Wochen? „Egal, das spielt keine Rolle. Besuch bekomme ich sowieso nicht“ dachte er sich bitter. Er hatte von jenem Abend geträumt...so wie fast jede Nacht. Als er, Obito und Gai in die Wohnung eines Gesuchten einbrachen und...nun das Ende war schlimm. Obito starb in seinen Armen, ohne das er etwas tun konnte. Es war sein Auftrag, seine Pflicht für Sicherheit zu sorgen. Aber er hatte es versaut und sein bester Freund musste den Preis bezahlen. Aber selbst als er mit dem Tod rang, stahl sich sein Grinsen auf das schmerzverzerrte Gesicht und er sagte: „Ach Kakashi, es gibt noch...soviel zu tun...so viele Pläne und...Chancen...lebe wenigstens...du für...uns beide ja?“ Er keuchte noch ein oder zweimal ehe sein Atem für immer versiegte...Aber wie sollte er das tun? Für sie beide leben? Das war er nicht wert...nicht mehr...vielleicht war er es auch nie gewesen...
Ohne einen erkennbaren Sinn, saß Kakashi einige Stunden später an seinem Schreibtisch und starrte auf den Aktenberg vor sich. Jede der unzähligen Akten beinhaltete einen Fall den er zu bearbeiten hatte, auch wenn seine Motivation gering war. So wie eigentlich jeden Tag...seit drei Jahren...er wollte schon aufstehen und den ganzen Mist einfach hinter sich lassen, als sich eine große Hand auf seine Schulter legte. „Wer wird denn gleich abhauen wollen“ dröhnte die Stimme von Maito Gai in sein Ohr, bevor er sich umdrehen konnte. Er wollte wie immer zu einer seiner üblichen Ausreden ansetzen, als der Schwarzhaarige ihn auf seinem Drehstuhl zu sich herum wirbelte. Wie immer war sein früher so guter Freund voller Energie, was ihn einfach nur nervte. „Ich habe was anderes zu tun, also mach es doch selbst“ meinte der Grauhaarige lahm und befreite sich von dem Griff seines Kollegen. „Nur weil du nichts anderes als arbeiten kannst, heißt das nicht das andere ihre toten Freunde auch vergessen“ zack das hatte gesessen. Kakashi wusste das er Gai unrecht tat. Dieser hatte ebensoviel um Obito geweint wie er selbst, aber das interessierte ihn jetzt nicht. Wie konnte er einfach so weiter machen? Wieso ging es ihm nicht ebenso schlecht wie ihm selbst? Wütend stand der Grauhaarige auf, schnappte seine Jacke und stapfte zur Tür ohne den verletzt dreinblickenden Pilzkopf weiter zu beachten...
Er war schon fast aus der Tür raus, als etwas großes und schweres ihn am Kopf traf. Völlig unvorbereitet wie er war, knallte er mit voller Wucht gegen den Türrahmen und wirbelte zornig herum. „Welcher Gottverdammte Bas...“ mitten in seinem Wutanfall erstarrte er als er die Blonde Frau vor sich sah. Noch zorniger als seine Augen blitzten ihre durch die Brillengläser hindurch auf ihn. Er konnte machen was er wollte, aber gegen sie kam er nicht an. Schon damals war es so gewesen aber seit jenem Tag, war sein Wille gleich null. „Nimm die Akte und erledige den Fall, sonst bist du raus!“ Laut wie immer feuert sie ihm die Worte entgegen, ehe sie sich wieder umdreht und ohne ein weiteres Wort in ihrem Büro verschwindet. Einen Augenblick betrachtete er die Sammlung an Zetteln und Fotos auf dem Boden vor ihm, ehe er danach griff. „So ganz ohne Geld und Arbeit überlebe auch ich nicht“ dachte er sich bitter, ehe er dann doch aus der Tür ging. Nach einem Blick in die Akte lenkte er seine Schritte in Richtung Norden...seinem Schicksal entgegen...
