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Halloween-Kostüm-Ball

Die Folgen eines Balls... DM x HG
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo :)

Ja, es gibt diese FF noch und ich schreibe sie auch noch weiter! Ich hoffe, euch gefällt das Kapitel und ich wünsche allen viel Spaß beim Lesen ^.^ Komplett anzeigen

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Ein Halloween-Kostüm-Ball!?

„Halloween?“, fragte Hermine ungläubig und schaute zu Ginny, die Feuer und Flamme war.
 

„Ja! Als Kostümball. Jeder wird bis zur Unkenntlichkeit verkleidet und dann von den Lehrern in Paare aufgeteilt, um dann an dem Ball teilzunehmen“, erklärte die Rothaarige und Hermine wusste nicht, ob sie sich wirklich darauf freuen konnte.
 

„Die Lehrer entscheiden, wer zusammen auf den Ball geht?“, fragte sie verwundert.
 

Na das konnte doch nicht gutgehen! Wenn sie schon an Dumbledore dachte, wie er verschmitzt grinste und irgendwelche skurrilen Pärchen aussuchte, damit die zusammen auf den Ball gingen. Sie konnte es förmlich spüren, diese Vorfreude von Dumbledore!
 

Resignierend seufzte sie.
 

Mit wem sie wohl auf den Ball gehen sollte? Und ob sie sich mit dem Jungen verstand?
 

Ob sie ihn erkennen würde?
 

„Ja, die Hauslehrer und Dumbledore entscheiden darüber, alle vier Häuser sollen gemischt auf den Ball gehen“, erklärte Ginny weiter und Hermines Augen weiteten sich ein wenig.
 

„Wie bitte? Das heißt, rein theoretisch könnte es sein, dass ich mit einem Slytherin den Saal betrete, ohne es zu wissen!?“, rief sie und sah einige Mädchen, die sich zu ihr umdrehten.
 

„Ja, könnte passieren …“, erwiderte Ginny und ein freches Grinsen zierte ihre Lippen.
 

„Ist doch spannend. Ich freu` mich schon, mit wem ich dahingehen darf. Ob er gut aussieht? Mit wem sie mich wohl zusammenstecken werden? Ist doch aufregend“, freute sich Ginny und die Brünette lächelte leicht.
 

Sie wusste nicht wirklich, ob sie jetzt gute Laune haben oder ob sie bei dem Gedanken an einen schelmisch grinsenden Dumbledore nicht doch lieber schreiend wegrennen sollte.
 

Jedoch würde sie sich damit abfinden und nicht weiter dagegenhalten, schließlich war es eine Schulveranstaltung.
 

„Und wo kriegen wir unsere Kostüme her?“, fragte Hermine interessiert und Ginny lächelte.
 

„Am Freitag geht’s in die Winkelgasse, da werden wir komplett eingekleidet und fertiggemacht und dann geht es zum Ball. Die Lehrer wissen natürlich, wie wir aussehen und während die Mädchen alle vor der Großen Halle warten, werden die Jungs zu uns gebracht …“
 

„Dann ist der Ball schon diesen Freitag!?“, schoss es entsetzt aus Hermine raus und sie wurde ein wenig blass. Warum hatte sie davon nichts mitbekommen?
 

„Ja, es war eine kurzfristige Idee von Professor Dumbledore. Er will so die Möglichkeit bieten, andere besser kennen zu lernen und den Zusammenhalt zu stärken …“
 

Sie mochte Dumbledore! Ja wirklich! Aber für diese Ideen könnte sie ihn manchmal …
 

Naja, sie wollte den Gedanken lieber nicht zu Ende denken. Jetzt sollte sie sich lieber auf den Ball vorbereiten, denn sie hatte nur noch 4 Tage dafür Zeit!
 

Doch was gab es da eigentlich vorzubereiten?
 

„Dann müssen wir doch noch die Kostüme kaufen, uns überlegen, als wer wir eigentlich gehen wollen und Frisur und Make-up überlegen, damit wir denen in der Winkelgasse überhaupt sagen können, was wir haben wollen, oder?“
 

„Nein, nein, nein, Hermine. Ganz ruhig. Wir müssen gar nichts planen. Das haben alles die Lehrer schon gemacht. Wir müssen nur am Freitag dahingehen und den Rest machen die Leute vor Ort“, entgegnete Ginny lächelnd und Hermine seufzte.
 

Was sollte das nur werden? Das konnte doch gar nicht gut gehen!
 

Und das mit der Unkenntlichkeit passte ihr jetzt auch nicht so wirklich. Auch wenn sie hoffte, dass das Make-up reichte, zusammen mit anderer Frisur, um sie unkenntlich zu machen.
 

„Na das kann ja was werden …“, murmelte die Brünette leise und schaute sich um. Sie beschloss, runter zu den anderen zu gehen in den Gemeinschaftsraum.
 

Mal sehen, ob Ron und Harry schon Bescheid wussten und was sie davon hielten.
 

Bestimmt war Harry recht interessiert, während sich Ron nur Sorgen darüber machte, welches Mädchen man ihm an die Seite stellte, denn sie konnte es ja nun nicht sein, schließlich kannten sie sich ja schon. Und dieser Ball diente ja dazu, neue Leute kennen zu lernen.
 

Kaum hatte sie den Fuß der Treppe erreicht, entdeckte sie auch schon Harry und Ron an einem der Tische, wo sie halb verzweifelt dabei waren, ihre Hausaufgaben zu erledigen.
 

Hermine hatte sie schon länger fertig, so schwer waren sie in ihren Augen nicht.
 

„Hermine!“
 

Rons Augen leuchteten förmlich und Hermine schaute ihn leicht verwirrt an.
 

„Ja, Ron? Was gibt es?“, fragte sie und auch Harry schaute zu ihr auf und hatte diesen wehleidigen Blick aufgesetzt, den er immer hatte, wenn er versuchte, die Hausaufgaben von Professor Snape zu bewältigen.
 

Hermine grinste.
 

Die beiden waren immer wieder putzig, wenn sie über den Hausaufgaben saßen und man die Köpfe förmlich rauchen sehen konnte.
 

Auch anderen Gryffindorschülern erging das nicht besser, was Hermine noch immer etwas schwerfiel zu glauben.
 

Geduldig setzte sie sich zwischen Ron und Harry und erklärte ihnen zwei Stunden lang die Hausaufgabe, bis auch Ron sie verstanden hatte.
 

„Ach übrigens. Ihr wisst, dass Freitagabend ein Halloween-Kostüm-Ball stattfindet?“, erkundigte sich Hermine und sah, wie die zwei Jungs nickten.
 

„Ja, wir haben vorhin davon erfahren, als du hochgegangen warst …“, murmelte Ron und seufzte geschlagen.
 

„Egal, Hauptsache keine Slytherin …“, entschied Harry für sich selbst und seine besten Freunde nickten zustimmend.
 

Oh ja, Hauptsache kein Slytherin!
 

Das war auch für Hermine Regel Nr. 1.
 

Auf diesen affektierten und aufgeblasenen Haufen von Möchtegernmännern konnte sie nun wirklich verzichten.
 

Keiner von denen hatte einen Funken Anstand, Benehmen, Respekt oder sonst noch eine Tugend, die ihr gerade so in den Sinn kam.
 

Ihr Blick verfinsterte sich und sie entschied sich dazu, der Bibliothek noch einen Besuch abzustatten.
 

„Ich bin nochmal in der Bibliothek. Bis später, Jungs“, rief sie und machte sich schon auf den Weg nach draußen.
 

In Ruhe schlenderte sie durch die Gänge und dachte wieder an den Ball. Ob sie vielleicht Viktor Krumm wiedersehen würde?
 

Es könnte ja eine Überraschung sein, dass die anderen beiden Schulen zu Besuch kamen für den Ball.
 

Ach Blödsinn!
 

Wieso dachte sie überhaupt noch an Viktor? Das war doch vorletztes Jahr gewesen und geschrieben hatten sie sich seitdem auch nicht mehr …
 

Trotzdem wurde ihr kalt und sie rieb sich die Arme.
 

Irgendwie war es plötzlich kalt hier geworden. Sie schaute sich um und konnte jedoch nichts Auffälliges entdecken.
 

Verwirrt ging sie weiter zur Bibliothek, wo sie sich in eine ruhige Ecke setzte und in ihrem Buch las.
 

Sie wollte abschalten, einfach entspannen und das konnte sie am besten hier mit ihrem Buch.
 

Wieder dachte sie an Viktor. Er war schon ein gutaussehender Mann, der anscheinend wirklich Interesse an ihr zeigte. Das schmeichelte ihr ungemein, denn ihr Charakter stand ihr gerade am Anfang der Schulzeit doch sehr im Weg.
 

Aber sie hatte gelernt, sich zurückzuhalten und gewisse Dinge anders zu formulieren, damit sie nicht mehr ganz so besserwisserisch klang.
 

Ron und Harry waren hier ihre besten Freunde und sie war sehr froh, dass sie sie hatte. Es machte ihr Leben hier um einiges erträglicher und glücklicher.
 

Ron war zwar ein Trottel und auch ziemlich gefräßig, von seiner – nicht unbedingt groß vorhandenen – Intelligenz mal abgesehen und mutig war er nun auch nicht wirklich, aber er hatte das Herz am rechten Fleck und das machte ihn unglaublich liebenswert.
 

Harry hingegen war ein außergewöhnlicher Junge. Er hatte Voldemort überlebt, doch er war zurück und sie mussten kämpfen. Doch Harry biss sich durch, egal, was im Weg war. Er kämpfte einfach immer weiter. Diese Entschlossenheit fand Hermine sehr bewundernswert.
 

Generell sah sie Harry als ihren besten Freund an. Mit ihm konnte sie über alles reden, deswegen war ihr Verhältnis mehr als nur Freundschaft. Das war ihr schon im dritten Schuljahr klar geworden. Doch es war keine Liebe, die sie für ihn empfand. Vielmehr war er ihr großer Bruder, den sie nie hatte, sich aber immer wünschte.
 

Sie hatte die beiden einfach in ihr Herz geschlossen.
 

Selig lächelnd, widmete sie sich wieder weiter ihrem Buch.
 

Draco lehnte an einer Säule und starrte in die Ferne.
 

Er trug seinen schwarzen Anzug mit einem Mantel darüber, da es schon Herbst war und somit ziemlich kalt draußen. Er mochte den Ort.
 

Er war verlassen, weit oben und der Wind peitschte durch seine Haare.
 

Ein Greifvogel kreischte und flog über Hogwarts im Kreis, darauf wartend, dass ein Beutetier unvorsichtig wurde und er es erlegen konnte.
 

Draco verschränkte die Arme und seufzte leise.
 

Langsam musste er mit dem Verschwindekabinett mal vorankommen. Sonst würde der Dunkle Lord ungeduldig werden und das wollte er – wenn möglich – vermeiden. Am Anfang hatte er sich ja noch gefreut, Todesser zu werden und dann auch noch zum Auserwählten aufzusteigen, aber er war nicht sicher, ob das nicht seine Fähigkeiten überstieg.
 

Natürlich würde er das niemals zugeben. Dann müsste er sich eingestehen, dass er schwach war. Aber Zweifel plagten ihn schon.
 

Zum Glück schaffte er es, diese Zweifel meistens in die hinterste Ecke seines Kopfes zu verbannen. Nur wenn er mal alleine war und Zeit zum Nachdenken hatte, dann kamen diese Gedanken wie ein Gift und er konnte sie einfach nicht loswerden.
 

Seufzend stieß er sich von der Säule ab und lehnte seine Unterarme auf die Brüstung. Er verschränkte seine Finger und beobachtete noch immer die Landschaft, die sich vor ihm erstreckte.
 

Sie war einzigartig und er mochte den Anblick vom Astronomieturm. So etwas gab es sonst einfach nirgends. Die Täler, der See, die Wolken, der Himmel …
 

Alles war hier einmalig.
 

Genauso wie Voldemort es auch war …
 

Er seufzte verbittert auf. Wenn er starb dann nur wegen ihm. Da war er sich sicher. Doch er kämpfte für die richtige Sache. Sie mussten endlich wieder rein werden!
 

Diese ganzen Muggel hier auf dieser Schule widerten ihn an.
 

Erst recht diese Granger. Das Weib von Potter und Weasel-bee …
 

Ein elendiges, besserwisserisches, arrogantes Schlammblut.
 

Seine Augen verengten sich zu Schlitzen und seine Laune wurde schlechter.
 

Dieses Mädel hatte er echt gefressen und es würde ihm eine wahre Freude werden, sie mit einem unverzeihlichen Fluch zu töten.
 

Dann würde er sich um Weasley, diesen Versager, kümmern. Potter würde er nie zu fassen bekommen, denn das war Voldemorts Angelegenheit, da würde er sich nicht einmischen. Nachher starb er auch noch, darauf konnte er verzichten.
 

Seinetwegen konnte der Dunkle Lord Bellatrix aus dem Weg räumen, der würde er keine Träne nachweinen.
 

Die Frau war eine Irre! Die hatte nicht alle Latten am Zaun, seiner Meinung nach.
 

Hexe hin oder her, diese Frau sollte dringend mal mit sich selbst klarkommen.
 

Das Voldemort sie noch nicht als Gefahr eingestuft hat, wunderte Draco irgendwie. Zwar war sie dem Lord treu ergeben, dennoch benahm sie sich so, als würde sie keine Befehle kennen und einfach machen, was sie wollte.
 

Seine Gedanken wanderten weiter und schlussendlich blieben sie bei diesem Halloween-Kostüm-Ball hängen.
 

Was das sollte, war ihm noch immer schleierhaft, aber eine Wahl hatte er nicht. Snape hatte ihn schon geimpft, dass auch er sich nicht darum drücken konnte. Dabei hätte er genau das gerne getan!
 

Aber nein, Schulpflichtveranstaltung!
 

Idiotisch war das. Und wehe, das Mädchen, mit dem er dahinmusste, war irgendwie muggelstämmig oder sogar dieses Grangerweib.
 

Wenn sich das die Lehrer trauen sollten, dann gnade ihnen Gott!
 

Er wusste nicht, was er dann tun würde, aber er würde garantiert etwas tun und zu 99,9% wäre es auch etwas sehr dummes, was er tun würde.
 

Aber Snape würde schon dafür sorgen, dass er ein einfaches Mädel von Hufflepuff oder Ravenclaw kriegen würde.
 

Mit denen hatte er sowieso nicht so viel am Hut und einen Abend würde er schon aushalten.
 

Seufzend entschloss er sich dazu, den Rückweg anzutreten, denn mittlerweile dämmerte es schon ein wenig und wenn er zu spät zum Kerker gehen würde, hätte er nur Ärger mit Filch und darauf hatte er nun wirklich keine Lust.
 

Auf dem Rückweg kam er an der Bibliothek vorbei und ehe er reingucken konnte, kam ihm auch schon das Schlammblut entgegen.
 

War ja klar, dass sie bis jetzt noch in der Bibliothek war. Das passte zu ihr.
 

„Na Schlammblut? So spät noch unterwegs?“
 

„Ja, du ja anscheinend auch, Frettchen“, erwiderte sie bissig und sah ihn herausfordernd an. Ihre Augen funkelten ein wenig und Draco lächelte nur überlegen.
 

„Hoffentlich kriegen dich die bösen Kreaturen der Nacht hier dran und ich muss dich nie wieder sehen, Granger.“
 

Mit diesen Worten schlenderte Malfoy weiter, die Hände in den Hosentaschen. Er konnte Grangers eiskalten, tödlichen Blick förmlich in seinem Rücken spüren, doch das störte ihn nicht.
 

Es war ihm egal.
 

Draco war nur froh, wenn sie endlich tot war.
 

Aber auch das war ja nur eine Frage der Zeit. Gott sei Dank und dann würde hier bald wieder Ordnung herrschen und vor allen Dingen wäre nichts Muggelartiges mehr hier. Das war auch eine sehr angenehme Sache. Er konnte ihnen einfach nichts abgewinnen. Sie waren schwach und schwach sein war etwas, auf das sich ein Draco Malfoy so gar nicht verstand.
 

Aber das musste er auch nicht, denn er war es nicht. Er war stark und er würde Voldemorts Aufgaben erfüllen.
 

Das Verschwindekabinett reparieren, damit Todesser ins Schloss konnten und Dumbledore töten …
 

Töten.
 

Er hatte noch nie getötet und eigentlich wollte er das auch gar nicht. Vieles konnte er, aber einem anderen Zauberer das Leben aushauchen? Einem der größten Zauberer?
 

Einen Muggel würde er töten, ohne mit der Wimper zu zucken, das war keine große Sache. Aber die reinblütigen Zauberer mussten doch zusammenhalten.
 

Zusammenhalt.
 

Noch so etwas, wovon er nichts verstand. Aber das waren alles Dinge, die man ihm einfach nicht beigebracht hatte. Dabei war er sich relativ sicher, dass das den Kampf vereinfachen würde. Doch diese Mittel standen ihm nicht zur Verfügung, also würde er den Kampf so bestreiten. Eigentlich war das alles auch völlig unwichtig. Also ging er in Richtung des Kerkers und wollte sich schlafen legen, doch Zabini, der auf dem Sofa saß, erregte seine Aufmerksamkeit.
 

„Noch wach?“, fragte Draco desinteressiert und setzte sich neben ihn.
 

Blaise schaute den jungen Malfoy von der Seite an und Draco wusste den Blick nicht so richtig zu deuten.
 

„Ja. Keine Lust zu schlafen. Außerdem nervt mich dieser bescheuerte Ball. Ich mein`, was soll der Dreck überhaupt!? Nachher renn` ich da mit sonst wem rum, ehrlich … Das hätte sich Dumbledore schenken können“, grummelte Blaise und Draco konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
 

„Du machst dir ja ziemlich ins Hemd wegen dieses Balls … Solange es keine Muggelstämmige ist, ist es mir herzlich egal, mit wem ich da hingehe. Einen Abend lang kurz tanzen, ein paar Worte wechseln und dann wieder zurück in den Kerker. Ist doch keine große Sache“, entgegnete der Blonde und sein Gegenüber nickte.
 

Wie es aussah, hatte er wirklich ein sehr mieses Gefühl, was die Veranstaltung betraf.
 

Er hingegen war sich sicher, dass sie es nicht wagen würden, eine Muggelstämmige zu opfern, nur um ihn zu ärgern.
 

„Nächste Woche ist großes Abendessen in der Manor …“, murmelte Blaise und Malfoy zog eine Augenbraue hoch.
 

„Ja, ich weiß. Was ist damit?“
 

„Ich will da nicht hin. Es gibt keinen Ort, wo ich mich unwohler fühle.“
 

„Kann ich verstehen, aber wir müssen das jetzt durchziehen. Wir haben keine Wahl. Also bis morgen, ich leg mich hin“, erwiderte Draco und legte sich in seinem Zimmer hin.
 

Ohne weiter nachzudenken, war er keine halbe Stunde später im Reich der Träume.

Verscherzt!?

Am nächsten Morgen war es ziemlich laut in der Großen Halle, wie Hermine feststellte, und natürlich gab es nur ein Gesprächsthema. Der Ball!

Genervt seufzte sie auf und setzte sich gegenüber von Harry und Ron hin.

Auch die Zwei redeten von diesem Ereignis und Hermines Augen verengten sich zu Schlitzen.

„Kennt ihr auch noch ein anderes Gesprächsthema!?“, blaffte sie die beiden an und der halbe Tisch schaute sie an.

„Aber Hermine …“, begann George und grinste.

„ … der Ball ist das Ereignis des Jahres!“, vollendete Fred und grinste ebenfalls über die Ohren.

„Ja, aber das ist doch kein Grund, so einen Aufstand deswegen zu machen …“, entgegnete die Brünette und widmete sich ihrem Frühstück. Sie hatte keine Lust, weiter darüber zu diskutieren und womöglich noch Streit anzufangen.

Das war ihr die Sache einfach nicht wert.

„Was ist denn los, Hermine?“, erkundigte sich Ron und sah sie erwartungsvoll an.

„Was soll schon sein? Wahrscheinlich wird der Ball eh wieder so ein Fiasko wie im 4ten Schuljahr“, keifte sie ihren Kumpel an und stand auf. Die Erinnerungen an diesen Ball waren noch sehr lebendig. Wenn sie schlechte Laune hatte und dann Ron sah, kamen sie immer in ihr hoch und sie wurde entweder unglaublich wütend oder aber depressiv.

Warum gönnte er ihr das Glück nicht? Sie verstand es noch immer nicht, doch das war jetzt auch egal. Sie würde wahrscheinlich weder Harry noch Ron auf diesem Ball wiedererkennen, insofern war sie doch eigentlich davon befreit, dass der Abend ein Fiasko würde. Außer natürlich ihr Begleiter war ein Slytherin, dann würde der Abend bestimmt noch schlimmer werden als der Weihnachtsball.

Schnellen Schrittes verließ sie die Große Halle. Ron brachte sie in letzter Zeit ziemlich schnell auf die Palme, warum wusste sie nicht so genau.

Mit dem Blick gen Boden gerichtet lief sie weiter, bis sie gegen jemanden prallte.

„Tschuldigung …“, murmelte sie und als sie eine vertraute Stimme hörte, zuckte sie leicht.

„Granger … Du solltest unbedingt aufpassen, wo du längs gehst …“, zischte Malfoy und die Brünette sah augenblicklich auf.

„Ach ja? Wenn du nicht aufpasst, dann hast du bald noch eine Faust im Gesicht, Malfoy!“, rief sie genervt und stampfte davon.

Ausgerechnet das Frettchen!

Gegen den musste sie natürlich laufen. Es war doch einfach nur zum Haare raufen. Naja, egal jetzt. Sie musste zurück zu ihrem Schlafraum, um ihre Unterrichtssachen zu holen, damit sie pünktlich – wie immer – beim Unterricht war.

Noch immer spürte sie diese Wut in sich, doch nachdem sie ihre Schulsachen geholt hatte und auf dem Weg zum Unterricht war, beruhigte sie sich allmählich. Schließlich musste sie im Unterricht aufpassen, da hatte sie keine Zeit für ihre Wut.

Ihre erste Stunde heute war Zaubertränke bei Professor Slughorn. Er war ein netter Professor, der zu schätzen wusste, wenn jemand etwas wusste. Aber dieser Trank, den sie nicht hinbekommen hatte …

Der spukte ihr noch immer im Kopf herum. Und Harry hatte ihn auch nur hinbekommen mit diesem Buch von diesem ominösen Halbblutprinzen …

Wer das wohl war?

Und woher hatte er das Wissen über die Tränke?

Ihre Gedanken wanderten zu Professor Snape, der für seine Zaubertränke lebte, wie sie manchmal glaubte.

Aber das war ja nun ausgeschlossen. Professor Snape mit so einem albernen Synonym? Nein, das brachte der nicht.

Mittlerweile war sie vor dem Klassenraum angekommen und lehnte sich an die Wand neben der Tür. Jetzt hieß es warten: auf die anderen Schüler und auf Professor Slughorn.
 

Draco war an diesem Morgen nicht allzu früh aufgestanden, denn er wollte nur kurz in die Große Halle, um etwas zu essen.

Generell aß er morgens nicht sehr viel, aber heute Morgen hatte er irgendwie fast gar keinen Hunger. Warum auch immer, das war ihm schleierhaft. Aber war Gott sei Dank auch nicht sein Problem, denn es herrschte keine Essenspflicht.

Schnell zog er sich an und ging in den Gemeinschaftsraum.

Ihm fielen Pansy und Blaise auf, die sich miteinander unterhielten. Ansonsten waren Crabbe und Goyle noch da und noch ein paar jüngere Schüler, die er nicht beachtete und von denen er nicht einmal wusste, wer sie waren, geschweige denn, in welchem Jahrgang sie sich tummelten.

Ohne weiter auf die anderen zu achten, verließ er den Kerker und machte sich auf den Weg zur Großen Halle.

Heute Nachmittag würde er weiter am Verschwindekabinett arbeiten und zusehen, dass er bald mal einen Erfolg verzeichnen konnte. Ewig Zeit hatte er schließlich auch nicht. Und dann musste er sich auch noch überlegen, wie er die Sache mit Dumbledore angehen wollte.

Das würde nicht einfach werden, aber irgendwie würde er das schon hinkriegen.

Schließlich durfte er den Lord nicht enttäuschen, sonst könnte er sich gleich von Potter killen lassen.

Aber soweit würde es nicht kommen. Mittlerweile war er kurz vor der Großen Halle angekommen, als etwas auf ihn zustürmte und ihn eiskalt rempelte!

Diese brünetten, leicht gelockten Haare …

„Tschuldige …“, nuschelte eine ihm bekannte Stimme und seine Augenbraue zuckte gefährlich.

„Granger … Du solltest unbedingt aufpassen, wo du längs gehst …“, zischte er und beobachtete, wie der Kopf der Kleineren augenblicklich in die Höhe schoss.

Ihre Haltung wurde selbstbewusster und sie blitzte ihr Gegenüber gefährlich an.

Draco tat das Ganze mit einem Grinsen ab. Er stand mit den Händen in den Hosentaschen da und schaute auf sie herab.

In seinen Augen war sie nichts weiter als ein wertloses Schlammblut, was nicht die geringste Berechtigung hatte, auf dieser Schule zu sein.

„Ach ja? Wenn du nicht aufpasst, dann hast du bald noch eine Faust im Gesicht, Malfoy!“, rief sie genervt und Draco sah, wie sie davonstampfte.

Da hatte jemand aber eine Laune. Bestimmt hatte Weasel-bee es mal wieder vergeigt.

War ja nichts neues.

Wie dieser Idiot es schaffte, sich durch die Jahre hier zu mogeln, war schon echt eine Leistung für sich. Und ganz bestimmt keine gute. Der würde doch niemals richtig zaubern können und mit dem kaputten Stab früher war er eine Gefahr für die Allgemeinheit gewesen. Was, wenn er einen unverzeihlichen Fluch benutzt hätte mit dem Stab?

Wer weiß, wer dann umgekippt wäre?

Ein Grinsen stahl sich auf seine Lippen. Eigentlich wäre das ja ganz interessant, herauszufinden …

Aber der Stab existierte nicht mehr, aber vielleicht würde sich ja trotzdem eine Möglichkeit finden lassen, wenn der rothaarige Idiot den Neuen auch noch kaputt bekam.

Rechnen musste man ja damit.

Mit einem wieder gleichgültigen Gesichtsausdruck schritt Draco in die Große Halle. Sofort bemerkte er Potter und Weasley, die sich angestrengt unterhielten.

Bestimmt redeten sie über Granger, die wohl vor den Idioten abgehauen war. Verübeln konnte er es ihr nicht. Wo sie doch so intelligent war, war es ihm sowieso ein Rätsel, warum sie bei den beiden Idioten rumhing.

Doch das war ihm egal, ging ihn auch nichts an und bald war Granger eh alleine in ihrem Grab.

Ein Grinsen zierte erneut seine Lippen und er setzte sich in Ruhe an den Tisch. Er trank einen Kaffee und entschied sich dazu, einen kleinen Toast zu essen. Das konnte nicht schaden.

Er bemerkte, dass sich jemand neben ihn setzte und nach einem kurzen Blick wusste er, dass es Pansy war.

Sie verfolgte ihn in letzter Zeit. Jedenfalls kam es ihm so vor und das nervte ihn. Als sie etwas sagen wollte, bedachte er sie mit einem Todesblick und sie schwieg.

Das war auch besser so, denn er hatte keine Lust darauf, jetzt mit ihr zu reden.

Während er seinen Blick schweifen ließ, bemerkte er den kleinen Weasley, wie er ziemlich niedergeschlagen dasaß.

Granger scheint ihn ja ziemlich fertig gemacht zu haben …

Wieder grinste er. Dass sich dieser Idiot von dem Bücherwurm den Schneid abkaufen ließ, war wirklich erbärmlich und einer reinblütigen Zaubererfamilie nicht würdig.

Aber egal jetzt. Er machte sich wegen dieser Dreierbande viel zu viele Gedanken.

Also aß er sein Toast schnell auf und ging dann wieder. Im Augenwinkel sah er den enttäuschten Blick von Pansy, doch das interessierte ihn nicht. Er wollte keine Freundin und schon gar keine so oberflächliche wie Pansy.

Von den vielen Gedanken fingen seine Schläfen an zu pochen und genervt blieb er stehen. Draco massierte sich die Schläfen einige Momente lang und schloss die Augen.

Allmählich wurde das Pochen schwächer und er holte seine Schulsachen.

Zaubertränke bei Slughorn …

Es war ihm lieber, wenn sein Hauslehrer Snape das Fach unterrichtete, da dann die kleine Granger im Zaun gehalten wurde. Bei Slughorn konnte sie richtig aufleben und das tat sie leider auch.

Keine Stunde, wo sie nicht mindestens 4-mal mit dem alten Sack ins Fachsimpeln kam.

Selbst Potter und sein Anhang waren genervt davon. Und das musste Granger erst einmal schaffen, aber in diesem Fall hatte sie keine Probleme damit, den gesamten Kurs zu nerven.

Als er vor dem Klassenzimmer ankam, sah er auch noch die kleine Braunhaarige neben der Tür stehen und in einem Buch lesen.

Sie stand recht entspannt und locker da, lächelte leicht, während sie durch das Buch blätterte.

Schweigend lehnte sich Draco gegenüber an die Wand und schaute sich um. Weit und breit kein anderer Schüler zu sehen. Wie immer kamen die erst kurz, bevor es losging. Außer Potter und Weasley natürlich, die waren ja noch nie gut im Uhren lesen gewesen.

Er hörte, wie das Buch zugeklappt wurde, und sah zu Granger rüber, die ihn gerade entdeckte.

Wenn ihre Blicke töten könnten, wäre er vielleicht bewusstlos geworden, aber für mehr hätte es nicht gereicht. Diesen Blick konnte er einfach nicht ernst nehmen, deswegen begann er auch zu grinsen.

War schon fast süß, wie Granger versuchte, ihn nur mit Blicken davon jagen zu wollen.

„Schleich hier gefälligst nicht so rum!“, befahl sie.

„Vertief dich nicht so in deine Bücher, dass du nichts mehr mitkriegst …“, konterte Draco trocken und wendete den Blick wieder ab, was die Kleine anscheinend noch mehr auf die Palme brachte. Sie ging auf ihn zu und blieb erst kurz vor ihm stehen.

„Ist jawohl meine Sache, wann ich wo, was und wie lese“, hielt sie dagegen und tippte Draco gegen den Oberkörper. Sie wagte es doch tatsächlich, ihn anzufassen.

Mit einem Mal packte er ihren Arm, verdrehte ihn, sodass Hermine vor ihm knien musste.

Der Blonde hörte ihr überraschtes Japsen und grinste noch breiter.

„Da gehörst du hin, Granger. Auf den Boden. Du hast auf dieser Schule nichts zu suchen. Werde dir endlich deiner Stellung bewusst. Und was das Lesen angeht, so kannst du das in der Tat machen, wo, wann und wie du es willst. Aber dann wundere dich nicht, wenn du nicht alles mitbekommst …“, zischte er bedrohlich und hörte Schritte und Stimmen. Wenn er nicht irrte, waren es welche aus Hufflepuff.

Da er jetzt keine unnötigen Diskussionen haben wollte, ließ er Granger los. Auch sie schien, als wollte sie kein Aufsehen erregen, denn sie war schnell aufgestanden, hielt sich nur kurz die Schulter und stellte sich dann wieder neben die Tür.

Ein weiterer Todesblick in seine Richtung, dann entdeckte sie ein Mädchen aus Ravenclaw, das gerade um die Ecke bog, und quatschte ein wenig mit ihr.

Draco lehnte wieder an der Wand und grinste leicht vor sich hin. Wie Granger auf dem Boden vor ihm gekniet hatte, das hatte ihm schon gefallen. Das war schlussendlich auch der einzige Ort, wo ein Schlammblut wie sie hingehörte.

Er ließ seinen Blick erneut schweifen und entdeckte Potter und Anhängsel, weshalb er genervt aufstöhnte. Die beiden waren zur Abwechslung ja mal pünktlich. Ob der Bücherwurm ihnen das Uhrenlesen beigebracht hatte?

Wahrscheinlich …

Die Tür ging auf und Professor Slughorn ließ alle eintreten. Als Letzter stolzierte auch er rein zusammen mit Blaise, der es gerade noch rechtzeitig geschafft hatte.

„Wo warst du?“, fragte Draco und setzte sich an seinen Platz.

„Sorry, ich wurde aufgehalten …“, antwortete Zabini lediglich und setzte sich neben den Blonden.

Malfoy hingegen erwiderte daraufhin nichts und folgte eher halbherzig dem Unterricht.
 

Hermine könnte platzen vor Wut! Und wie sie das gerade könnte. Wenn man um ihr herum eine Aura hätte sehen können, wäre diese pechschwarz, vielleicht noch mit roten Fäden durchzogen, um ihrer Wut noch mehr Ausdruck zu verleihen.

Was bildete sich dieser eingebildete, arrogante Möchtegernmalfoy eigentlich ein!?

Sie kniend und das auch noch vor ihm. Das war zu viel. Ihre Geduld war zu Ende, die Schnur gerissen. Wenn er sie noch einmal dumm anmachen würde, dann konnte sie für nichts mehr garantieren, das war ihr klar.

Also würde sie versuchen, einen sehr großen Bogen, um den Blonden zu machen, bevor sie etwas tat, was sie später noch bereuen würde.

Ihre beiden Freunde schienen zu merken, dass etwas nicht stimmte, deswegen sprachen sie sie auch nicht weiter an. Wobei, wahrscheinlich sprachen sie nicht mit ihr wegen der Sache am Frühstückstisch. Dabei war das für sie schon Schnee von gestern.

Malfoy hingegen …

Wenn sie allein schon nur an diesen Namen dachte, wurde ihr übel vor Wut.

So gut es ging, versuchte sie ihre Wut zu zügeln, beiseite zu schieben, denn jetzt hatte sie Unterricht und dem wollte sie gewissenhaft folgen.

Es gelang ihr ganz gut und es kam ihr auch sehr gelegen, dass Harry und insbesondere Ron sie nicht ansprachen. Das machte die Sache erträglich.

Ob sie Harry von der Geschichte draußen im Gang erzählen sollte?

Sie überlegte kurz, entschied sich dann aber doch dagegen. Harry würde nachher auch etwas Unüberlegtes tun und das wollte sie nicht. Sie konnte das auch alleine regeln.

Die Stunde verging wie ihm Flug und Hermine hatte kaum etwas zum Unterricht beigetragen, was Schüler wie Lehrer gleichermaßen erstaunte.

So war es auch Professor Slughorn, der die Brünette ansprach.

„Miss Granger. Ist alles in Ordnung bei Ihnen?“, fragte er leicht besorgt und Hermine schaute ihn fragend an.

„Ja, Professor. Ich habe lediglich Kopfschmerzen, aber ich hab schon etwas dagegen genommen. Sie sollten also hoffentlich bald weg sein …“, erwiderte sie freundlich und der Professor nickte lediglich.

Sie folgte Harry und Ron, die noch über den Unterricht sprachen. Es interessierte sie nicht, was genau sie da redeten, viel lieber wollte sie jetzt zu Ginny und mit ihr reden.

Also machte sie sich schnellen Schrittes auf den Weg und fand Ginny in der Nähe des Vertrauensschülerbads.

„Hey, Ginny, kann ich mit dir reden?“, fragte Hermine und ihre Freundin lächelte sie liebevoll an.

„Ja klar, was gibt es denn, Hermine?“

Die Stimme der Rothaarigen klang wie immer nett und höflich.

Sie mochte die kleine Weasley und mittlerweile waren sie beste Freundinnen. Mit ihr konnte sie über absolut alles reden.

„Es geht um Malfoy. Du glaubst nicht, was der eben gebracht hat“, schnaubte Hermine und setzte sich auf den Boden gegenüber des Bades und neben Ginny.

„Wieso? Was hat der Idiot denn jetzt schon wieder gemacht?“

„Also ich stand vor dem Zaubertränkeraum, weil wir da Unterricht bei Professor Slughorn hatten, und las in meinem Buch zur Vorbereitung. Als ich es wegpackte, entdeckte ich Malfoy an der gegenüberliegenden Wand stehen und mich ansehen. Ich meinte zu ihm, dass er nicht einfach so rumschleichen solle. Er erwiderte nur in seinem Arschlochton, dass ich mich nicht so tief in meine Bücher vertiefen solle. Ich bin dann zu ihm hingegangen und habe ihm gesagt, dass es meine Sache wäre und habe auf seinen Oberkörper getippt. Eigentlich hätte ich ihm am liebsten eine reingehauen … Naja, jedenfalls hat er meinen Arm gepackt, ihn mir verdreht und mit einem Mal kniete ich auf dem Boden, direkt vor ihm! Stell dir das mal vor! Und dann sagte er auch noch zu mir, dass das mein Platz wäre! Wenn dann nicht andere Schüler gekommen wären, hätte ich ernsthaft eine Prügelei mit diesem Arschloch angefangen“, knurrte sie bedrohlich und Ginny hörte sich das in Ruhe an.

„Das war doch klar, dass er es nicht zulässt, dass eine Muggelstämmige ihn berührt ...“, entgegnete sie ruhig und Hermine seufzte.

„Ja, ich weiß. Aber das mache ich nun mal, wenn ich jemandem etwas besonders klar machen will. Kein Grund, dass ich gleich den Boden halb knutschen muss. Und dann auch noch dieser Spruch von ihm: `Da gehörst du hin, Granger. Auf den Boden. Du hast auf dieser Schule nichts zu suchen. Werde dir endlich deiner Stellung bewusst …`“, äffte sie ihn nach und ballte die Hände zu Fäusten.

Ginny seufzte leise und legte ihrer Freundin zur Beruhigung eine Hand auf den Rücken.

„Beruhige dich, Hermine. Wenn der Krieg vorbei ist, wird auch er einsehen müssen, dass er nur Stuss gelabert hat. Aber falls Harry wirklich Recht hat und Malfoy ein Todesser ist, dann wird er in Askaban landen, wenn er das überlebt. Also reg dich nicht auf, er ist es nicht wert … Wahrscheinlich ist er einfach nur ein einsames, kleines Kind, was nie Liebe bekommen hat …“

Hermine schaute zu Ginny und wusste nicht, was sie sagen sollte.

Der Blonde ein kleines, einsames Kind, was nie Liebe bekommen hat?

Daraufhin wusste sie nichts zu erwidern, also sagte sie auch nichts weiter dazu. Vielmehr ließ sie sich diese Worte genau durch den Kopf gehen. Ja, konnte schon sein, dass dem so war. Aber musste man ihm dann nicht helfen?

Nein! Dieser Idiot hatte es sich verspielt mit seinen ganzen Beleidigungen und der Aktion eben vor dem Unterricht. Sie war ja wirklich ein hilfsbereiter Mensch, aber bei ihm nicht! Niemals!

„Danke, Ginny. Das Reden tut mir immer gut …“, meinte Hermine und lächelte leicht.

„Ich weiß. Außerdem sind wir doch Freundinnen …“, erwiderte die Rothaarige und umarmte die Brünette.

Sie kuschelte sich einen Moment lang in die Umarmung, bevor sie sie langsam wieder löste.

„Also ich muss wieder los, meine Freistunde ist bald vorbei …“

Ginny nickte und ließ Hermine wieder gehen. In der 6ten Klasse gab es ziemlich viele Stunden in der Woche, das Pensum wurde immer mehr und für Freizeit gab es immer weniger Zeit.

So marschierte die junge Hexe weiter zu ihrem nächsten Unterricht.

Vampirlord und Vampirlady

Die restlichen Tage flogen nur so dahin, wie Hermine feststellte und nach gefühlten 10 Stunden nach ihrer Auseinandersetzung mit Malfoy vor dem Klassenraum war schon Freitag. Auch wenn das natürlich völliger Unsinn war, so waren ihr die Tage doch zu schnell vergangen.

So saß sie am Freitagmorgen in der großen Halle und würde nach dem Frühstück mit den anderen zur Winkelgasse kommen, um dort dann für den Ball fertig gemacht zu werden. Ihr behagte der Gedanke noch immer nicht, doch ein ganz anderer behagte ihr noch viel weniger: Draco Malfoy.

Leider hatte sie in ihren Augen in den vergangenen Tagen viel zu oft an diesen blonden Möchtegern gedacht. Besonders Ginnys Worte spukten in ihren Gedanken herum.

Ob er wirklich einsam war? Ob seine Eltern ihm wirklich nie Liebe geschenkt hatten? Aber bei Merlins Bart, das konnte ihr doch vollkommen egal sein!

Dennoch verschwanden die Gedanken nicht, eher hatte sie das Gefühl, dass sie immer stärker wurden, je mehr sie versuchte, sie los zu werden.

Aber sie mochte Malfoy nicht und sie würde ihm auch nicht helfen!

Niemals!

Also wenn er sich entschuldigte vielleicht… Aber auch nur, wenn es eine ehrliche Entschuldigung war!

Hermine musste plötzlich grinsen.

Ein Draco Malfoy, der sich bei ihr entschuldigte?

Eine sehr lustige Vorstellung. Bestimmt würde er das vermasseln. Ob er stottern würde? Oder sie nicht angucken konnte, während er sprach? Würde er rot werden?

In ihren Augen waren das sehr interessante Fragen, doch Antworten würde sie darauf nie kriegen.

Leider, das wäre bestimmt ein Anblick für die Götter…

Sie grinste immer noch, aber jetzt noch ein wenig breiter, sodass sich Harry und Ron beim Frühstück verwunderte Blicke zuwarfen, da sie ihr - wie immer - gegenüber saßen.

Mit ihren beiden besten Freunden hatte sie sich wieder vertragen. Der ganze Stress und das aus dem Weg gehen, hatte Hermine noch mehr genervt, also war sie auf die Zwei zugegangen. Mit der Bedingung allerdings, dass sie nicht wieder so einen Müll erzählten. Dabei hatte sie natürlich besonders ein Auge auf Ron.

Ron hatte zwar in seinen Augen keinen Müll erzählt, da er sich nur nach Hermines Gemütszustand gefragt hatte, aber er nickte nur, da er neuem Ärger aus dem Weg gehen wollte.

Als Hermine sein Nicken sah und versprach, in Zukunft besser auf zu passen, hatte sie sie glücklich umarmt und alles war wieder in Ordnung gewesen.

„Was ist das denn für ein diabolisches Grinsen?“, fragte Ginny und kicherte leise.

„Ach, ich musste nur an wen denken und daran, wie er sich wohl entschuldigen würde“, erwiderte Hermine und Ginny machte kurz große Augen.

„Als ob er das könnte. Aber wenn, dann sähe es bestimmt sehr lustig aus“, stimmte Ginny zu und beide Mädchen kicherten.

Ron und Harry wechselten wieder verwunderte Blicke. Von wem sprachen sie denn da?

Wer konnte sich nicht entschuldigen?

„Ähm… Um wen geht es denn?“, erkundigte sich Harry neugierig, bekam aber nur ein weiteres Kichern als Antwort.

Okay, sie wollten es nicht sagen. Dann halt nicht.

Achselzuckend sah er zu Ron, der nur seufzte und leicht den Kopf schüttelte.

Er verstand die Mädels einfach nicht.
 

Plötzlich war Ruhe im Saal und verwundert sahen sich die Vier um. Auf dem Podium hatte sich Dumbledore hingestellt mit einem Lächeln auf den Lippen.

Hermine hatte es im Gefühl. Dieser Mann bezweckte etwas ganz bestimmtes mit diesem Halloween-Ball! Und irgendwie behagte es ihr ganz und gar nicht.

Gott Hermine, es ist ein Ball und kein Verhör, wies sie sich selbst zurecht und seufzte geschlagen.

So schlimm konnte es in der Tat nicht werden. Und Dumbledore würde ihr ja wohl keinen Slytherin an die Seite stellen. Nein, das konnte sie sich beim besten Willen nicht vorstellen. Das durfte er einfach nicht!

„Liebe Schülerinnen und Schüler. Heute ist es nun soweit. Der Halloween-Kostüm-Ball wird heute Abend stattfinden. Für diesen Anlass werden die Mädchen nach dem Frühstück in der Winkelgasse und die Jungs in Hogsmeade kostümiert. Um es einfach zu gestalten, werdet ihr in Gruppen aufgeteilt und dann nacheinander mit Prof. McGonagall bzw. Prof. Snape mitgehen. Ich wünsche euch allen viel Spaß bei dem Ball und hoffe, dass ihr neue Freundschaften schließen werdet…“, verkündete Dumbledore und setzte sich noch immer lächelnd wieder hin.
 

Professor McGonagall und ihr Kollege Snape kümmerten sich dann um die Einteilung der Schülerinnen und Schüler.

Hermine und Ginny waren in einer der letzten Gruppen, doch damit hatten sie kein Problem. Denn bis zu Beginn des Balls würden alle fertig sein.

Natürlich wurde überall im Saal getuschelt, wen denn nun Dumbledore und die Hauslehrer als Paare zu dieser Veranstaltung schicken würden. Es war das Thema Nr. 1.

Das zweite spannende Thema waren die Kostüme. Wie würden sie aussehen? Würde man jemand anderen wirklich nicht wieder erkennen?

Hermine mit ihrem Verstand zweifelte daran. Schließlich konnte man die Stimme nicht ändern, außer man verstellte sie selbst ein wenig, aber das wohl nicht geplant. Oder würden sie das mit einem Zaubertrank machen?

Dann wäre es natürlich schon möglich, sich so zu verwandeln, dass man nicht wieder erkannt wurde. Aber ging Dumbledore so weit?

Als sie zu ihm sah und das spitzbübische Grinsen sah, wurde ihr eines klar: Ja, dieser Mann würde so weit gehen!

Seufzend stand sie auf und ging mit den anderen Gryffindormädchen zum Gemeinschaftsraum. Dort würden sie gruppenweise abgeholt werden.

Hermine sah bei den anderen Mädchen die Aufregung und die Freude. Anscheinend machte sich keine davon Gedanken, dass sie einen Idioten erwischen könnte. Die einzige Angst, die sie raushörte war, dass der Junge nicht gut aussehen könnte.

Sie hingegen hoffte weiterhin, dass es kein Slytherin und erst recht kein Malfoy war!

Nach der Aktion vor dem Klassenraum hatte sie die Schnauze voll von ihm und zwar richtig.

Leiden konnte sie ihn ja noch nie, aber das war das absolut letzte!

Wütend ballte sie die Hände und bemerkte nicht, dass einige sie komisch ansahen. Getuschel unter den anderen Mädchen ging los und Ginny seufzte.

Sie nahm ihre Freundin an die Hand und verzog sich mit der überraschten Brünetten in eine ruhige Ecke.

„Hey, was ist los mit dir, Hermine?“, fragte sie leicht besorgt und musterte die Hexe.

Hermine antwortete nicht direkt, sondern schaute sich um.

Dann seufzte sie und strich sich ein paar Haare aus dem Gesicht. Die Brünette beugte sich leicht vor und gestand leise:

„Ich musste an Malfoys Aktion von vor dem Klassenraum denken… Es wurmt mich so. Der Kerl hat sie doch nicht alle!“

„Ach Hermine. Wenn es dich so wurmt, solltest du nochmal mit ihm reden---“

„Reden!? Mit dem? Unmöglich!“, schoss es aus Hermine heraus und sie verschränkte die Arme, um ihrer Aussage noch mehr Ausdruck zu verleihen.

„Alles klar… Dann lass es dich weiter wurmen… Aber jetzt schau erst mal, was aus dem Ball wird. Der wird dir gut tun und du kannst dich ein wenig ablenken… Hm?“, schlug Ginny lächelnd vor und Hermine nickte ergeben. Was anderes blieb ihr ja nun eh nicht übrig.

Vielleicht machte sie sich über alles ja wirklich viel zu viele Gedanken und es würde alles gut verlaufen und sie einen schönen Abend mit einem Typen aus Ravenclaw oder Hufflepuff verbringen.
 

Draco war sich nicht sicher, ob er das Ganze hier wirklich gut finden konnte. Mit der Zeit kamen ihm da Zweifel. Doch die versuchte er so gut es ging zu ignorieren. Er würde sich wegen so einem lächerlichen Kostümball garantiert nicht in die Hosen machen.

Da einige von ihrer Kostümierung schon wieder da waren, war der Tumult schon recht groß im Kerker, was dem Blonden gar nicht passte.

Die Kostüme und die verstellten Stimmen machten es in der Tat unmöglich, die Leute wieder zu erkennen und wenn er alle in der großen Halle waren, war es sowieso unmöglich.

Und die Anwesenden machten sich da einen großen Spaß draus, den mysteriösen Unbekannten zu spielen. Die Mädels waren ja woanders, damit nicht vorher schon alles drunter und drüber ging.

Die anderen würden das garantiert auch. Naja, dann wusste er halt nicht, mit wem er das „Vergnügen“ hatte, war auch egal.

Es war ja nur für einen einzigen Abend.

Nach einer Stunde war er dran zusammen mit ein paar anderen. Man brachte ihn in einen kleinen Raum und dort wurde er per zauber innerhalb von Sekunden in ein Kostüm gezaubert.

Draco schaute in den Spiegel und grinste überlegen. Für ihn hatte man sich also ein erhabenes Vampiroutfit ausgesucht. Na, das passte doch hervorragend.

Zufrieden blieb er einige Momente vor dem Spiegel stehen, dann kam auch schon eine Hexe, um den Rest her zu richten. Er bekam per Zauber eine andere Stimme, eine andere Frisur, andere Haarfarbe und als Draco wieder in den Spiegel blicken konnte, erkannte er sich selbst nicht wieder.

Dennoch sah er in seinen Augen sehr gut aus und erhaben stolzierte er raus, wo die anderen schon warteten. Die Jungs hatten von Vampir bis Gespenst alles Mögliche an Kostümen an und doch staunten sie alle, als sie Draco sahen.

Herr Gott nochmal! Also wenigstens die Jungs mussten sich nicht so aufführen, oder!?

Bevor er etwas dazu sagen konnte, war Professor Snape dabei, die Gruppe auch schon wieder zurück nach Hogwarts zu bringen.

Keine viertel Stunde waren sie wieder angekommen und Draco setzte sich auf’s Sofa. Allmählich wurde er doch neugierig, mit wem er auf dem Ball tanzen müsste. Erkennen würde er sie schließlich vom Äußeren her nicht. Vielleicht vom Charakter her und was sie sagte, aber da er hier ja nun nicht alle Mädchen kannte, wurde das schwierig.

Stunde noch, dann ist es soweit…, schoss es ihm durch den Kopf und er seufzte. Die anderen Jungs machten ihn ganz wahnsinnig mit ihrem Gehabe.

Alle taten so, als würden sie in ihren Rollen voll aufgehen. Wo war nur ihr Benehmen geblieben!?

Die Mädels hingegen waren logischerweise woanders, nachher verplapperten sich doch einige. Und vor dem Ball wäre das nun wirklich dämlich.

Genau eine Stunde später betrat Professor Snape den Raum und augenblicklich kehrte Ruhe ein.

„Wenn ihr mir folgen würdet. Die Damen erwarten Sie bereits vor der großen Halle“, erklärte der Hauslehrer der Slytherin und marschierte wieder zurück zur großen Halle.

Die jungen Slytherins hinter ihm, im Laufe der Zeit kamen auch die Jungs der anderen drei Häuser dazu.

Die Lehrer hatten das perfekt durchgeplant. Innerhalb von 10 Minuten hatte jeder seinen Partner für den Abend.

Draco hatte eine Vampirlady erwischt. Was anderes hätte ihn auch irgendwie gewundert…

Er musterte sie kurz von unten bis oben und musste zugeben, dass sie wirklich gut aussah.

Sie trug ein langes, schwarzes Kleid und Teile des Überrocks wurden von einer blutroten Rose an der linken Hüfte gehalten, sodass der Überrock in Falten herunterfiel. Außerdem war Spitze eingearbeitet worden vor allen Dingen an den Nähten. Oben herum trug sie eine Korsage, die rot war, aber von schwarzer Spitze überzogen worden war, sodass das rot nur durchschimmerte. Es war trägerlos und ein schwarzes Collier zierte ihr Dekolleté. Einige Strähnen umspielten ihren Hals. Die anderen Haare waren hochgesteckt worden und ihr Gesicht war eher dezent geschminkt, bis auf ihre sinnlichen roten Lippen. Ein Rot passend zu der Rose an ihrer Hüfte.

„Darf ich bitten?“, fragte Draco höflich, verbeugte sich leicht und hielt seiner Tanzpartnerin seine Hand hin.

„Natürlich…“, erwiderte sie lächelnd und nahm die Hand, die ihr entgegen gehalten wurde.

Ihre Stimme klang ruhig, ein wenig verführerisch und sehr klar.

Da hatten sich die Lehrer ja wirklich Mühe gegeben…

Ein zufriedenes Grinsen huschte über sein Gesicht.

Das versprach ein guter Abend zu werden.

Sein Blick schweifte umher und bis auf 3 Pärchen waren alle schon in die große Halle gegangen. Also würden sie 4 den Eröffnungstanz machen? Naja, gut, kein Problem, aber warum gerade er? Oder war seine Tanzpartnerin so etwas Besonderes für die Schule, dass sie das machen musste?

Er grübelte ein wenig darüber nach, kam aber zu dem Entschluss dass ihm das vollkommen egal sein konnte.

Nur eins wusste er sofort. Dass das Gespenst zwei Pärchen hinter ihm zweifelsfrei Weasel-bee war. So wie sich dieses Gespenst aufführte und schon beinahe in die Hosen machte, konnte es nur er sein. Anscheinend hatte er vergessen, dass auf einem Ball getanzt werden muss.

Tja, hätte er sein Gehirn eingeschaltet und geübt, wäre ihm das nicht passiert.
 

Hermine konnte gar nicht fassen, wie anders sie aussah. Das war ja der Hammer!

Und irgendwie… Ja, irgendwie gefiel ihr das. Auch wenn sie an Bellatrix denken musste bei dem ganzen Schwarz, aber das war egal.

Und wieder erkennen würde man sie absolut nicht, somit war sie in Sicherheit.

Also komme, was da wolle, ihren Abend würde man nicht zerstören!

Denn dazu müsste Ron erst einmal wissen, wer sie war und das war ein Ding der Unmöglichkeit. Darauf würde er nie kommen.

Mit einem Lächeln ging sie zu McGonagall und wartete dort auf die anderen. Ginny erkannte sie nicht wieder, als sie mit den anderen kam, doch alle sahen toll aus.

Gespenster, Vampire, Dämonen… Viele Unterweltwesen wurden hier dargestellt und mittlerweile siegte doch die Neugier in Hermine über das Zweifeln.

Es wurde getuschelt und McGonagall brachte die Mädchengruppe wieder ins Schloss zurück. Sie warteten alle vor der großen Halle und als alle angekommen waren, wurden die Jungs geholt.

Die Mädchen hatten sich aufgereiht und die vier Hauslehrer wiesen die Jungs zu ihren Begleiterinnen.

Hermine schaute sich ihren Begleiter an. Er war etwas größer als sie, trug eine schwarze Uniform und darüber einen Umhang. Sein Gesicht war blass, seine Fangzähne waren zu sehen und sie grinste leicht. Natürlich hatte sie einen Vampir bekommen. Sie selbst wurde ja auch als Vampirlady angepriesen.

Er wirkte stolz, aber nicht abgehoben und die junge Hexe freute sich mehr und mehr auf den Abend. Ihr Begleiter schien jedenfalls genau das Richtige für sie zu sein. Jedenfalls, wenn er sich bändigen ließ.

Alles war sehr schnell erledigt und die große Halle wurde geöffnet. Alles war Halloweenmäßig hergerichtet.

Kürbisköpfe, die Hausgespenster und Süßes und Saures war zu finden. Alles war in schwarz, orange oder weiß.

Hermine staunte. Es sah wirklich beeindruckend wie immer aus. Sie mochte die große Halle unglaublich gern, da fühlte sie sich wohl. Auch wie sie immer gestaltet wurde, das war sehr beeindruckend mit an zu sehen.

Sie sah, wie die anderen Paare reingingen bis auf 3 weitere.

Sollte sie etwa mit den anderen drei Pärchen den Eröffnungstanz machen?

Aber war ihr Partner denn so etwas Hohes hier in der Schule?

Argh, ihre Neugier!

Sie würde ihren Vampir gern fragen, wer er war. Moment… Ihren Vampir!?

Ihren Tanzpartner für den Abend natürlich.

„Darf ich bitten?“, fragte der Vampir neben ihr und hielt ihr eine Hand hin. Er verbeugte sich leicht und Hermine hob im ersten Augenblick eine Augenbraue hoch.

Gott war er höflich. Das war sie von Harry und insbesondere von Ron gar nicht gewohnt.

Aber es war schön zur Abwechslung. Dieser Abend begann ihr wirklich zu gefallen.

„Natürlich“, erwiderte sie leicht lächelnd. Sie legte ihre Hand auf seine und spürte die fremde Haut. Sie war angenehm warm und Hermine spürte ein leichtes Kribbeln.

Sie war ganz aufgeregt und ihr Herz pochte wie wild.

Wer war er? Würde er sich ihr gegenüber zu erkennen geben? Würde sie es an seinem Verhalten merken, wer er war? Kannte sie ihn gut?

Ihr schossen so viele Fragen durch den Kopf, doch ob sie Antworten bekam, wusste sie noch nicht. Der Abend würde es wohl zeigen.

„So, alle bereit?“, fragte Dumbledore vergnügt und stand hinter den Pärchen.

Alle acht Schüler drehten sich zu dem Schulleiter um und verneigten sich kurz.

„Ach, lasst doch diese Höflichkeiten heute Abend, Kinder… An diesem Abend geht es um „Trick or Treat“. So hieß das doch, oder?“, fragte der Professor und lächelte verschmitzt.

Die Schüler nickten nur leicht verwirrt.

Dass Dumbledore das wusste…

Er überraschte immer wieder.

„So Kinder, dann mal rein mit euch. Ihr werdet schließlich schon erwartet“, meinte Dumbledore und schritt als Erster in die große Halle.

Kurz begrüßte er die Schülerinnen und Schüler und verkündete, dass 4 Pärchen den Eröffnungstanz machen werden.

Das war ihr Stichwort und mit klopfendem Herzen und neugierig schritt Hermine an der Hand ihres Begleiters in den Saal. Sie fühlte sich in die vierte Klasse zurück katapultiert, als sie mit Viktor den Eröffnungstanz gemacht hat.

Es war so wunderschön gewesen, bis Ron alles versaut hatte. Doch heute konnte das nicht passieren.

Denn Ron würde sie gar nicht erkennen und konnte ihr somit auch den Abend nicht kaputt machen. Dafür war sie sehr dankbar.

Sie mochte den Rotschopf ja eigentlich, aber manchmal war es wirklich schwer mit ihm.

Aber all diese Gedanken würde sie für heute Abend beiseiteschieben.

Jetzt galt es, Spaß zu haben und mit ihrem Gegenüber etwas zu spielen. Mal sehen, ob sie errieten, wer der andere in Wirklichkeit war.

Wie Katz und Maus

Draco führte seine Partnerin zur Tanzfläche und mit Genuss sah er die anderen Schüler, die tuschelten und sich ihre Münder über sie zerrissen. Seine Tanzpartnerin und er waren das Paar des Abends und er genoss es in vollen Zügen, dass alle sie ansahen.

Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen wandte er sich der Vampirlady zu. Er versank ein wenig in ihren Augen, die rote Iris faszinierte ihn.

Wer war sie wirklich?

Die Frage brannte ihm immer mehr auf der Seele, doch wollte er ein wenig mit ihr spielen. Mal sehen, wie sie darauf reagierte.

Auf einmal spürte er an seiner Hand eine weiche, geradezu samtige Haut. Lange, schlanke Finger griffen seine Hand und legten sie an die Hüfte seiner Tanzpartnerin.

„Nicht schlafen, Süßer. Wir wollen den anderen doch zeigen, was wir können, oder nicht?“, schnurrte die junge Hexe und lächelte verführerisch.

Er erwiderte das Lächeln mit einem frechen Grinsen.

„Aber natürlich, Mylady“, stimmte er zu und begann mit dem Tanz, da die Musik anfing zu spielen.

Sie harmonierten perfekt. Draco führte seine Partnerin elegant über die Fläche und sie tanzten im Takt der Musik.

Noch nie hatte der junge Slytherin so eine Einigkeit, so eine Verbundenheit gespürt wie in diesem Moment. Es war ein komisches Gefühl, aber nicht unangenehm. Nur halt… ungewohnt. Denn Einigkeit oder Harmonie kannte er nicht. Gab es bei ihm einfach nicht.

„Denkst du gerade an mich?“, fragte eine verführerische Stimme und wieder sah er dieses umwerfende Lächeln.

Er war ein wenig in Gedanken versunken gewesen, das musste sie gemerkt haben.

„An wen sollte ich gerade sonst denken? Gibst du mir einen Hinweis, wer du bist?“, wollte er wissen und sah, wie das Lächeln zu einem herausfordernden Grinsen wurde.

„Wenn du die richtigen Fragen stellst, wirst du es selbst herausfinden… Werde ich denn auch herausfinden, wer sich hinter deiner Maskerade versteckt?“, erwiderte die junge Hexe und Draco war hin und weg.

Sie ließ sich also auf dieses reizvolle Spiel ein…

Damit hatte er nicht unbedingt gerechnet, aber das machte die Sache umso besser.

Diesen Abend würde er so schnell nicht vergessen, das wusste er jetzt schon.

„Kommt drauf an, was du für Fragen stellst…“, entgegnete er mit einem Funkeln in den Augen und beide merkten gar nicht, dass wieder überall getuschelt wurde.

Viel zu sehr waren sie mit ihrem Katz- und Mausspiel beschäftigt und daran interessiert, ob der Gegenüber die Identität herausfinden würde.

Sie taxierten sich gegenseitig, konnten den Blick nicht voneinander lassen und Draco versuchte irgendetwas zu finden, was auf sie schließen lassen würde, doch die Verkleidung war einfach perfekt.

Aber er würde es herausfinden. Nichts blieb ihm verborgen und die Identität dieser Frau garantiert auch nicht.

Er wollte sie unbedingt näher kennen lernen, das war für ihn klar.

Nebenbei fragte er sich, ob Blaise auch so ein Glück mit seiner Partnerin hatte. Aber das wohl kaum…

Schließlich hatte er die Schnitte des Abends bekommen, doch das war ja wohl auch das Mindeste gewesen für einen wie ihn.

Er hörte, wie die Musik aufhörte und beendete dann auch den Tanz. Der Jubel und das Geklatsche gaben ihm einen richtigen Auftrieb und schmeichelten seinem Ego.

Ja, so war das gut.

Vor seiner Tanzpartnerin verneigte er sich und gab ihr einen Handkuss.

„Vielen Dank für diesen Tanz“, sagte er und schaute zu ihr auf.

Er beobachtete, wie sie ihre freie Hand auf ihr Dekolleté legte und ihn anlächelte.

„Ich habe mich zu bedanken. Mit so einem gutaussehenden und geheimnisvollen Mann habe ich noch nie getanzt…“, meinte sie freundlich.

„Darf ich dich auf einen Feuerwhiskey einladen?“, erkundigte sich Draco und sah ein kurzes Aufblitzen in den roten Augen seiner Tanzpartnerin.

Er stellte sich wieder hin und ging mit ihr zur Theke, da es dort nicht nur ein wenig ruhiger war, sondern weil die anderen jetzt auch in Ruhe tanzen konnten.

Da wollte er nicht zwischen stehen.

„Du willst mich doch nicht etwa abfüllen und darauf warten, dass ich die Wahrheit ausplaudere, oder?“

„Aber nicht doch. Aber wäre es nicht unhöflich, eine Dame nicht ein zu laden? Versetze dich bitte in meine Lage. Wie würde ich dastehen, wenn ich die schönste Frau des Abends nicht einladen würde?“, erklärte der junge Slytherin.

„Oh, ja, das ist natürlich wahr. Das könnte Ärger geben. Dann will ich dein Angebot gerne annehmen und einen Feuerwhiskey trinken. Einen kann ich vertragen…“

Sie zwinkerte ihm zu.

Diese Sache entwickelte sich mehr als positiv für ihn und er rieb sich in Gedanken schon die Hände.

Das würde seine Eroberung werden.

Diese Frau würde er sich nehmen. Sie war genau seine Kragenweite und die würde er nicht wieder gehen lassen.

Also bestellte er zwei Feuerwhiskey bei einem der Weasley Zwillinge, die dort für die Theke zuständig waren.

Warum auch immer die Zwei den Job machten…

Aber war jetzt ja auch egal.

„Ah, also habe ich den ersten Hinweis. Du verträgst nicht allzu viel Alkohol…“, meinte er triumphierend und sie nickte leicht ertappt.

„Ja, ich muss gestehen, dass mir der Alkohol recht schnell zu Kopf steigt. Ich trinke ihn aber auch einfach sehr selten… Ich bevorzuge Kürbissaft“, entgegnete sie und bedankte sich bei den Weasleys für ihren Feuerwhiskey.

„Ah Kürbissaft… Okay…“, murmelte er und nickte Fred und George zu.

Die Zwei grinsten nur und gingen dann zu einer anderen Ecke des Tresens. Sie hatten anscheinend begriffen, dass er mit ihr alleine sein wollte.

Was ja auch nicht schwer zu erraten war.

Doch das die Zwillinge das auch mitbekamen, war schon erstaunlich. Aber sie hatten sich halt die letzte Intelligenz gegriffen, was die Jungs anging, denn Ron hatte ja gar keine.

„Und was ist mit dir? Trinkst du gerne Alkohol?“

Sie schaute ihn neugierig an und er grinste leicht.

„Ich trinke gelegentlich und kann Alkohol auch recht gut vertragen. Ab und zu, wenn Stress herrscht, brauche ich das…“, entgegnete er.

„Wenn ich Stress habe, mache ich Sport… Fördert die Figur, hält fit und ich kann mich dann sehr gut ablenken…“

„Sport treibe ich so schon genug.“

„Ja, das sieht man…“, sagte sie und leckte sich kurz über die Lippen.

Na, was war das denn? Hatte er sie etwa schon schneller rum, als er gedacht hatte?

Ein freches Grinsen zierte seine Lippen, wurde aber enttäuscht, als sie mit dem leeren Feuerwhiskeyglas vor seiner Nase rumwedelte.

„Nicht so gierig, mein Lord. Ich habe mir nur den Feuerwhiskey von den Lippen geleckt… Ich fürchte, du musst dich noch gedulden. Der Abend hat schließlich gerade erst begonnen…“, schnurrte sie und Dracos Grinsen wurde breiter.

Oh ja, diese Frau und keine andere.

Das wurde ihm immer mehr bewusst.
 

Oh je, wie benahm sie sich nur!?

Seit sie in diesem Kostüm steckte, benahm sie sich total anders. Aber das schlimmste war, dass ihr dieses Spiel mit dem Vampirlord auch noch gefiel.

Es war doch zum verrückt werden, aber sie konnte sich dem einfach nicht entziehen.

Dabei war sie eigentlich gar nicht die Person für solche Spielchen.

Doch bei ihm war es etwas anderes. Abgesehen von seiner Maskerade gab es da noch etwas anderes, was sie nicht los und dieses Spiel weiter spielen ließ.

Sie würde hoffentlich noch heute Abend wissen, was das war und vor allen Dinge, wer er war.

„Noch ein Tanz?“, erkundigte sie sich, nachdem sie sich aus ihren Gedankengängen gelöst hatte und schaute zu ihrem Partner rüber.

Er schien leicht verdutzt, nickte dann aber freundlich.

„Wenn du es möchtest“, erwiderte er und verbeugte sich wieder leicht.

Diese höfliche Art, dieser Gentleman fesselte sie einfach.

Da könnten sich Harry und Ron gerne mal eine Scheibe von abschneiden!

Sie stand auf und ließ sich zur Tanzfläche bringen. Um sie herum standen wieder genug, wie sie erstaunt feststellte und sie unterdrückte den Rotschimmer.

Alle sahen ihnen zu und das war ihr irgendwie peinlich!

Dabei erkannte sie doch niemand, somit brauchte sie da eigentlich gar keine Angst zu haben. Aber man wusste ja nie, ob sich nicht nachher einer der Lehrer verplapperte. Denn die wussten nun zwangsläufig Bescheid.

Wie auf Kommando entdeckte sie Professor Dumbledore etwas abseits stehend und lächelnd.

Er prostete ihr zu und sie lächelte.

Dann spürte sie auch schon die Hand an ihrer Hüfte und eine andere an ihrer Hand.

Ohne Probleme tanzte sie mit und wieder einmal genoss sie es in ganzen Zügen von diesem durchtrainierten, gutaussehenden und höflichen Jungen über die Tanzfläche geführt zu werden.

Kurz wurde sie aus ihren Gefühlen und Gedanken gerissen, als ihr Partner sie enger zu sich zog, doch sie entspannte sich wieder sehr schnell und ließ ihn machen.

Ein wenig Zuckerbrot und Peitsche hatte noch niemandem geschadet und gerade war das Zuckerbrot dran.

Sie grinste frech und ihr Gegenüber zog eine Augenbraue ein bisschen hoch.

Doch er schien zu verstehen, dass er es nicht einfach mit ihr haben würde und das brachte auch ihn zu einem frechen, herausfordernden Grinsen.

„Und? Schon jemanden erkannt?“, fragte sie leise und flüsterte dabei in sein Ohr.

Sie war ihm so nahe wie sie zuletzt Viktor, doch an ihn dachte sie gerade gar nicht.

Für sie zählte nur ihr unbekannter Begleiter.

„Ja, Ron Weasel-bee habe ich schon entdeckt. Er ist das Gespenst, das mit uns den Eröffnungstanz gemacht hat. So wie der sich draußen in die Hosen gemacht hat, konnte es nur er sein. Ich habe die Vermutung, dass die Hexe hinter mir Granger sein könnte… So wie die Hexe ihren Begleiter zutextet, könnte ich es mir vorstellen…“, meinte er und Hermine grinste innerlich.

Ihr Partner hatte also wirklich keine Ahnung. Na dann konnte sie ja mal abchecken, was er so von ihr hielt.

Wobei das nicht allzu gut klang, denn „zutextet“ klang jetzt nicht so nett.

„Du meinst diese Besserwisserin aus Gryffindor?“, hakte sie nach und ihr Gegenüber nickte.

Es schien, als wollte er nicht unbedingt das Thema Hermine Granger reden, doch sie interessierte es.

Aber sie musste aufpassen, dass sie nicht zu penetrant wurde, sonst würde ihr Tanzpartner wahrscheinlich Verdacht schöpfen.

„Das Weib, das immer mit Potter rumhängt…“, murmelte sie vor sich hin und seufzte.

„Ja, genau die. Ich kann sie nicht ab. Ich habe prinzipiell nichts gegen selbstbewusste Frauen, aber ihre wichtigtuerische und besserwisserische Ader kotzt mich an…“, erwiderte er und sie spürte, dass er kurz verkrampfte.

„Ganz ruhig, hm? Ich werde dir den Abend schon noch versüßen“, säuselte sie und augenblicklich entspannte sich ihr Begleiter.

„Entschuldige meine Ausdrucksweise… Du hast recht, ich sollte mich jetzt wirklich nicht mit ihr beschäftigen… Dein Anblick ist da schon sehr viel angenehmer…“, erwiderte er und sie lächelte ihn leicht verführerisch an.

Er mochte sie also nicht. Na dann würde der Schock für den Ärmsten aber umso schlimmer werden, wenn er es raus fand.

In Ruhe tanzten sie weiter und ehe Hermine sich versah, befand sie sich in einem Engtanz.

Sie hatte gar nicht realisiert, dass der Tanz zu Ende war und schon ein neuer begonnen wurde, bis ihr Partner seine Arme um ihre Hüften legte und sie ihre automatisch um seinen Hals.

Der ruhige Takt und das leichte hin und her wiegen empfand sie als sehr angenehm und entspannend. Genießerisch lehnte sie ihren Kopf an seinen Oberkörper und schloss die Augen.

Dass seine Hände über ihren Rücken fuhren, nahm sie aufgrund der Korsage gar nicht wahr.

Sie fühlte sich wie im Himmel und es kribbelte in ihrer Magengegend.

Wie er wohl reagieren würde, wenn er wusste, wer ihn da um den Finger wickelte? Ob das seine Einstellung ihr gegenüber verändern würde?

Es interessierte sie, aber sie sagte nichts. Sie wollte sich diesen Moment nicht kaputt machen.

Sie spürte dieses wohlige, warme Gefühl vom Geborgenheit und Sicherheit, als sie so an ihm lehnte.

In diesem Augenblick konnte ihr niemand etwas anhaben. Davon war sie überzeugt.

Auch ein Draco Malfoy nicht!

Verdammt, wie kam sie denn jetzt auf den!?

Frustriert seufzte sie innerlich auf. Von dem ließ sie sich auch nicht den Abend versauen, das war jawohl klar.

Sie öffnete die Augen wieder und ließ den Blick ein wenig schweifen. Doch sie entdeckte niemanden, außer das Gespenst, das in der Tat Ron sein musste, so wie sich der Geist benahm. Aber ansonsten…

Wobei der Typ, der etwas abseits stand und einen Feuerwhiskey runterkippte, schon Malfoy sein konnte…

Jetzt verkrampfte sie etwas und seufzte leise.

„Hey, was ist los?“, wollte ihr Tanzpartner wissen und strich ihr den Nacken entlang.

Es kitzelte und sie kicherte leise. Diese warme Haut auf ihrer am Nacken fühlte sich angenehm an und es kribbelte dort, wo sie die fremden Finger spürte.

„Hey, das kitzelt… Hör auf damit, sonst werde ich dir nie sagen, wer ich wirklich bin…“, drohte sie und zwinkerte ihm wieder zu.

Sie spürte, wie die Finger wieder zu ihrem Rücken wanderten und sah in ein grinsendes Gesicht.

„Na darauf will ich es natürlich nicht ankommen lassen. Aber jetzt bist du wieder entspannter. Was war los?“, hakte ihr Begleiter nach und Hermine seufzte kurz.

„Ich glaube, ich habe Draco Malfoy entdeckt. Der Typ, der da hinten etwas abseits steht und einen Feuerwhiskey kippt… Ich mag den Prinzen Slytherins nicht“, sagte sie ehrlich und kuschelte sich wieder an ihren Tanzpartner.
 

Ach, die junge Hexe mochte ihn nicht?

Na dann würde es ihm ein umso größeres Vergnügen bereiten, ihr zu zeigen, dass er auf seine ganz eigene Weise sehr wohl liebenswert war.

Nur halt nicht auf die normale Art.

„Und warum nicht?“, fragte er neugierig und noch immer tanzten sie ein wenig im Takt der Musik.

Er mochte den kleineren Körper, der sich an ihn kuschelte und strich ihr über den Rücken.

Er wusste, dass sie es nicht merkte, denn die Korsage war sehr hart und mit Metallstreben verstärkt. Damit die Korsage auch wirklich für eine perfekte Figur sorgte und das tat sie sehr gut.

Dennoch interessierte es ihn, was sie über ihn dachte.

Mal sehen, was dabei so herauskam.

„Naja, er ist ein Arschloch. Zumindest benimmt er sich so. Er hasst alles, was irgendwie wie mit Muggeln zu tun hat. Ich persönliche habe ich nichts gegen sie. Und es gibt jawohl nichts Schlimmeres als intolerante Leute. Aber andererseits tut er mir auch leid…“

„Ach und warum das?“, wollte Draco neugierig wissen.

Er tat ihr leid?

Ja, warum das denn?

Auf diese Antwort war er wirklich gespannt. Ob es etwas mit Voldemort zu tun hatte? Oder mit seinen Eltern?

„Weil seine Eltern ihm seine Kindheit bestimmt alles andere als schön gestaltet haben. Er ist doch bestimmt nicht normal aufgezogen, da muss man sich doch seinen Vater nur mal ansehen. Seine Mutter kenne ich nicht, kann ich nichts zu sagen, aber der Vater hat ja wohl auf ganzer Linie versagt. Ob er Draco jemals gesagt hat, dass er ihn liebt? Und dann auch noch das Gerücht, dass er Todesser ist. Wenn ja, dann tut er mir noch mehr leid. Bestimmt hat sein Vater das eingefädelt und du-weißt-schon-wer wird bestimmt nicht zimperlich mit seinen Untertanen umgehen, auch nicht mit den Malfoys. Ich weiß nicht recht, aber manchmal habe ich das Gefühl, dass Draco nur so kalt tut, weil er dann Aufmerksamkeit bekommt… Aufmerksamkeit, die er von seinen Eltern nie bekommen hat wahrscheinlich… Also das ist zumindest meine Theorie und deswegen tut er mir leid…“

Ein Moment lang herrschte schweigen zwischen den Beiden.

Draco musste erst mal sacken lassen, dass eine Unbekannte ihn so durchschaut hatte. Jetzt musste er erst recht wissen, wer sie war.

Vielleicht war sie es ja, die ihn aus diesem Loch rausholen konnte.

„Ja, kann schon sein…“, stimmte er schließlich zu und lächelte leicht.

„Ach, ich rede zu viel. Ich sag’s ja, der Feuerwhiskey bekommt mir nicht. Da werd ich ganz redselig von…“, meinte sie und ein leichter Rotschimmer wurde auf ihren Wangen sichtbar.

Der junge Malfoy blieb stehen und sah ihr in die Augen.

Sie erwiderte den Blick und er glaubte zu sehen, dass er etwas sehnsüchtig war. Auch sein Blick war das. Innerlich wünschte er sich schon seit jeher jemanden, der ihn verstand. Jemanden, der ihm helfen konnte, ein normales Leben auf zu bauen. Jemanden, der ihn liebte.

Ob sie vielleicht dieser jemand war?

Er seufzte innerlich. Gerade in den letzten drei Monaten hatte er die Hoffnung aufgegeben, dass da draußen jemand war, der ihm helfen konnte. Doch jetzt war diese Hoffnung wieder da.

Der junge Zauberer fühlte sich ganz komisch. Er war aufgeregt, glücklich, aber andererseits hatte er auch Angst.

Was, wenn sie ihn nicht wollte, weil er Todesser war?

Schnell schob er diesen Gedanken ab zusammen mit der Angst. Einmal in seinem Leben sollte er versuchen, positiv zu denken.

Noch immer starrte er seine Tanzpartnerin an und sie erwiderte den Blick. Auch sie schien ein wenig abwesend zu sein.

Was sie wohl gerade dachte?

Die blutrote Rose

Diese vor Sehnsucht rot glühenden Augen fesselten Hermine und sie starrte ihren Tanzpartner regelrecht an.

Sie merkte gar nicht, dass sie stehen geblieben waren. Aber das er ihr immer näher kam, das fiel ihr sofort auf.

Wollte er sie wirklich küssen? Und wenn ja, sollte sie es zulassen?

Sie war kein Mädchen für eine Nacht und außerdem wollte sie vorher gern wissen, wer ihr Begleiter denn nun eigentlich war.

Sie war so aufgeregt und wusste gar nicht, was sie tun sollte. Also tat sie nichts.

Ach Hermine! Er ist der Mann deiner Träume, also greif ihn dir, befahl ihre innere Stimme und die junge Hexe seufzte innerlich.

Sollte sie wirklich?

Was war denn nach dem Abend!? Was würde dann sein?

Würde sie ihn je wiedersehen?

Und außerdem konnte er sie doch eh nicht ab. Wäre es da nicht besser, diese Scharade zu beenden?

Ihre Schläfen pochten ein wenig von den vielen Gedanken, doch sie ignorierte das. Jetzt musste sie sich entscheiden.

Küssen oder nicht küssen?

Das war in ihren Augen eine schwere Entscheidung. Aber ihr Gegenüber hatte sie so beeindruckt mit seinem Verhalten und Benehmen, was er an den Tag legte.

Da musste sie ihn sich doch greifen.

Und sie würde bestimmt noch herausfinden, wer der mysteriöse Vampirlord war.

In ihrer Magengegend kribbelte es und endlich fasste sie sich innerlich ans Herz und kam ihrem Schwarm mit dem Kopf etwas näher.

So nah, dass sich ihre Lippen berührten.

In diesem Moment schaltete sie ihr Gehirn einfach aus. Sie ließ sich in den Kuss fallen, erwiderte ihn mit Leidenschaft und schloss genießerisch die Augen.

Er war ein unglaublich guter Küsser, wie Hermine fand. Seine Lippen, wie er mit ihrer Unterlippe spielte und sich schlussendlich Zutritt zu ihrer Mundhöhle verschaffte.

Er war frech, aber unglaublich gut.

Sie krallte sich ein wenig in seine Uniform auf Brusthöhe, um Halt zu finden und spürte, wie er sie fester umarmte.

Sie hätte ihn so gern gefragt, wer er war, damit sie ihn wiederfinden würde. Doch etwas hinderte sie daran, einfach zu fragen.

Wahrscheinlich die Angst, dass sie ihm dann sagen musste, wer sie war. Und da er sie ja nicht mochte, wollte sie es gar nicht darauf anlegen.

Doch wie lange würden sie dieses Katz- und Mausspiel noch spielen?

Solange bis der Abend vorbei war und dann zum Abschied sagen: Ach ja, übrigens. Ich bin Hermine, die du nicht leiden kannst!?

Nein, das war auch nicht richtig.

Ach, sie machte sich viel zu viele Gedanken darüber! Sie sollte endlich lernen, gewisse Dinge einfach mal auf sich zukommen zu lassen.

Doch für die junge Hexe gab es nichts schlimmeres, als die Kontrolle abgeben zu müssen. Dann fühlte sie sich immer sofort unwohl und war angespannt.
 

Draco spürte ihre samtigen, weichen Lippen auf seinen und konnte einfach nicht genug von ihnen bekommen.

Sie sahen so sinnlich aus, obwohl ihr Lippenstift kaum noch zu sehen war, doch das spielte keine Rolle.

Schon nach kurzer Zeit vertiefte er den Kuss. Der junge Zauberer wollte wissen, wie weit er gehen durfte.

Zufrieden merkte er, dass sie sich auch darauf einließ. Dennoch war er sich sicher, dass er sie noch nicht komplett rumbekommen hatte. Sie war jemand, der gerne spielte und dann sollte sie auch auf ihre Kosten kommen.

Er konnte warten. Disziplin hatte man ihm antrainiert, insofern würde er darauf warten, dass sie ungeduldig werden würde.

Nach einer gefühlten Ewigkeit löste Draco den Kuss und schaute seiner Partnerin in die Augen.

Sie sahen ein wenig lustverhangen aus und er grinste.

„Hast du etwa noch nicht genug?“, hauchte er in ihr Ohr und hörte, dass ihr Atem ein wenig schneller ging.

„Das hättest du wohl gern… Aber so leicht lasse ich mich nicht um den Finger wickeln“, erwiderte sie lächelnd und gab Draco noch einen kurzen Kuss auf die Wange.

Dann drehte sie sich um und schlenderte wieder in Richtung Tresen.

Einen Moment lang blieb Draco stehen und schaute sich den Rücken seiner Partnerin an.

Auch da gab es in seinen Augen nichts dran aus zu setzen. Die Korsage saß perfekt, ihre Strähnen, die ihren Nacken ein wenig versteckten, ließen sie geheimnisvoll wirken.

Ja, er war wirklich neugierig auf diese Frau und es würde ihm ein Vergnügen sein, ihr zu zeigen, dass ein Draco Malfoy auf seine Art auch nett sein konnte.

Der Vampirlord blickte sich kurz um auf dem Weg zum Tresen und bemerkte, dass fast alle Augen ihn und seine Partnerin gerichtet waren.

Ein Grinsen huschte kurz über sein Gesicht. Überall wurden die Köpfe zusammen gesteckt und getuschelt.

Es amüsierte ihn sehr.

Während er dem Tresen immer näher kam, schnappte er ein paar Wortfetzen auf und stockte kurz innerlich.

„… Vampirlord… einer Frau nachläuft…“

Diese Frau war es halt wert, dass man ihr nachlief. Aber jetzt mal so richtig betrachtet, war das die erste, der er hinterherlief.

Ansonsten war es umgekehrt, denn bisher hatte ihn einfach keine interessiert.

Pansy war ja nun in ihn verliebt, das wusste er auch. Aber sie war so oberflächlich und wollte mit ihm zusammen sein, weil sie dann bei den anderen Slytherin Eindruck schinden konnte.

Und da machte er nicht mit.

Wenn er eine Beziehung eingehen sollte, dann musste da Liebe sein, sonst machte das keinen Sinn.

Deswegen hatte er wohl auch noch nie eine feste gehabt, weil er einfach nicht liebte.

Er wusste auch gar nicht so richtig, was er damit anfangen sollte. Zumal das in seiner jetzigen Situation wohl das Dümmste wäre, was er tun könnte.

So lange Krieg war, war es gestört eine Beziehung ein zu gehen und damit die Freundin in Gefahr zu bringen.

Aus diesem Grund würde er auch mit der Vampirlady nichts überstürzen.

Wenn der Krieg zu Ende war und die Fronten geklärt, dann konnte er immer noch eine eingehen, wenn sich das bis dahin hielt.

Das blieb ja auch ab zu warten.

Denn schließlich konnte es ja auch sein, dass er die Frau hinter der Maskerade gar nicht mochte.

Wobei das schon ziemlich unwahrscheinlich war, wie er fand.

Aber man wusste ja nie.

„Einen Kürbissaft bitte…“, bestellte seine Begleiterin und einer der Weasleys stellte ihr kurze Zeit später ein Glas hin.

Da Draco sich mittlerweile neben sie gesetzt hatte, schaute der Weasley zu ihm.

„Dir auch was, Vampirlord?“, fragte er grinsend und der junge Zauberer nickte.

„Ja, noch einen Feuerwhiskey…“, entgegnete er und widmete sich wieder seiner Partnerin zu.

„Was schaust du mich so an? Noch immer am rätseln, wer ich bin?“, fragte sie lächelnd und Draco nickte langsam.

„Ja. Weißt du etwa schon, wer ich bin?“, stellte er die Gegenfrage und bekam ein Kopfschütteln als Antwort.

„Nein, leider nicht. Was für Hobbys hast du denn?“

Sie lächelte wieder so unwiderstehlich und Draco wusste nicht so recht, was er sagen sollte.

Hobbys?

Hatte er welche?

Also eigentlich ja nicht. Er war mit Voldemorts Auftrag genug beschäftigt und mit den anderen Todessern.

Und seine Eltern hatten ihm auch nichts in die Richtung irgendwie bei gebracht.

Na gut, er ärgerte Potter unsagbar gern, aber wenn er das als Hobby deklarierte, könnte ihn das verraten und das wollte er nicht.

Also überlegte er weiter.

Er las ab und zu mal ein Buch. Er machte gerne Spaziergänge. Ja, das waren doch zwei Sachen, die er nennen konnte.

„Lesen und Spaziergänge machen. Und du?“

Mal sehen, ob sie sich verraten würde mit ihren Hobbys. Oder ob sie da auch sehr vorsichtig war?

„Ich lese ganz gern, wenn ich Zeit dafür habe. Außerdem gehe ich mit meiner Freundin gern shoppen.“

Naja, das war jetzt nicht so ausführlich. Sie war also auch darauf bedacht, nicht zu viel von sich preis zu geben.

Wie also konnte er sie dazu bringen, sich zu verraten?

Irgendwie musste das doch möglich sein.

Außerdem lief ihm allmählich die Zeit davon.

Er wusste nicht, wie lange die Veranstaltung ging oder wie sie wieder aufgelöst wurde, aber so wie er Dumbledore einschätzte, passierte es so, dass sie am Morgen noch immer nicht wussten, wer der Tanzpartner war.

Und bestimmt würden die anderen damit auch nicht hausieren gehen.

Schließlich konnte es ja sein, dass man mit jemandem da gewesen war, den man gar nicht mochte.

Was auf seine Partnerin natürlich nicht zutraf, dafür würde Professor Snape schon gesorgt haben.

Genau, im Notfall würde er ihn fragen.

Der musste es ihm sagen und dann würde er endlich wissen, wer sie war.

„Hey, schläfst du mit offenen Augen?“, erkundigte sie sich und grinste ihn an.

„Nein, ich war nur etwas in Gedanken, entschuldige“, antwortete er ehrlich und sie hielt ihm eine Praline hin.

„Was ist das?“, wollte er skeptisch wissen, schließlich bedienten hier die Weasley Zwillinge.

„Eine harmlose Praline…“, meinte sie und ehe er etwas erwidern konnte, schob sie sie in seinen Mund.

Es war eine Schokoladenpraline und sie schmeckte wirklich gut.

Draco war es schleierhaft, wo sie die her hatte, aber das interessierte ihn auch nicht sonderlich.

Allein die Tatsache, dass eine Hexe ihn hier fütterte vor Augen anderer, ließ ihn sich komisch fühlen.

Es wusste zwar niemand, dass er hinter der Verkleidung war, doch er konnte sich nicht einmal daran erinnern, dass seine Mutter ihn jemals gefüttert hatte.

Somit war das eine vollkommen neue Erfahrung für ihn und das verunsicherte ihn.

Und das mochte er gar nicht.

„Lass das bitte…“, murmelte er, als sie eine zweite Praline in die Hand nahm.

Sie schaute ihn ein wenig verwundert an, aß dann die Praline aber selbst.

„Wenn du sie nicht möchtest… Dabei schmecken sie so gut“, schwärmte sie und lächelte ihn freundlich an.

Es war ein warmes, verständnisvolles Lächeln und er war sich nicht mehr sicher, ob sie nicht doch genau wusste, wer er war.

Vielleicht spielte sie ihm ja nur vor, dass sie es nicht wusste.

Vielleicht wollte sie ihn lächerlich machen.

Oder aber vielleicht wollte sie ihm helfen?

Indem sie mit ihm umging wie mit jedem anderen und ein wenig mit ihm spielte, um ihn aus der Reserve zu locken.

Er fühlte sich gerade ziemlich verwirrt und er wollte seine Gedanken ordnen.

„Entschuldige bitte, aber ich muss kurz nach draußen. Von der Luft hier drinnen bekomme ich Kopfschmerzen…“, meinte er und wollte sich umdrehen, doch spürte er ihre Hand an seinem Handgelenk.

Also drehte er sich zu ihr um und sah, dass sie an ihrer Rose rumfummelte.

Ein paar Augenblicke später war sie ab und seine Begleiterin gab sie ihm.

„Hier, die ist für dich. Nur so ein Gefühl, aber ich glaube, die Veranstaltung ist bald vorbei…“, erklärte sie und lächelte ihn liebevoll an.

„Danke. Mit der werde ich dich also wiederfinden…“, meinte er lächelnd und ging mit der Rose in der Hand raus.

Jetzt konnte er in Ruhe seine Gedanken ordnen, denn er hatte etwas von ihr, womit er sie wieder finden würde.

Am besten wäre es, wenn er sie nach dem Krieg suchen würde.

Falls sie dann noch lebte, konnte er sich ohne Probleme mit ihr unterhalten und feststellen, ob sie diejenige war, die ihm helfen konnte.

Wenn er vorher schon mit ihr anbandelte und merkte, dass sie die Richtige war und während des Krieges starb, würde er sich das nicht verzeihen können.

Also sollte er es schon aus Selbstschutz anders machen.

Er schlenderte raus in den Hof und genoss den Wind, der durch seine Haare fegte. Dieses stürmische Wetter passte irgendwie zu seiner Stimmung.

Der Abend hatte viel in ihm aufgewirbelt und ein Sturm tobte regelrecht in ihm. Doch er würde ihn bändigen und erst einmal wieder zum Alltag zurückkehren.

Die Blume würde er die Zeit über verstecken und hüten.

Es war die einzige Verbindung zu dieser tollen Frau.

Er roch kurz an der Rose und stellte fest, dass sie nach einem Parfüm duftete, das ihn regelrecht in seinen Bann zog.

Was auch immer es für eins war, das würde er sofort wieder erkennen.

Auf einmal hörte er in den Gängen Tumult und er schaute sich um.

Die anderen gingen in ihre Häuser, dann sollte er das auch tun. Bevor Filch wieder kam und nervte.

Allerdings wirkten sie alle nicht unbedingt ganz bei sich.

Wahrscheinlich hatten die Lehrer sie verzaubert, damit sie sich nicht mehr darin erinnerten konnte, welches Outfit die Freunde anhatten.

Auch als er den Gang betrat, fühlte er sich auf einmal komisch.

Fast wie ein Roboter.

Eine Stunde später lag er im Boxershort in seinem Bett im Schlafsaal und konnte nicht sagen, welches Outfit Blaise angehabt hatte oder einer der anderen Slytherin.

Ein komisches Gefühl, aber das störte ihn nicht weiter. Dafür war er viel zu sehr mit seiner Vampirlady beschäftigt.

Und da wusste er immer noch sehr genau, wie sie aussah.

Das war für ihn die Hauptsache.
 

Hermine wunderte sich, dass ihr Begleiter rausgegangen war, doch wollte sie ihn nicht nerven oder unter Druck setzen.

Sie hatte das Gefühl gehabt, dass er das mit der Praline nicht ganz so toll fand, aber sie wollte ihn ein bisschen aus der Reserve locken, was ja auch funktioniert hatte.

Schnell hatte sie ihm aber noch ihre Blume gegeben. Denn kurz zuvor hatte sie zu Dumbledore geschaut, der auf seine Uhr getippt hatte.

Ein Zeichen also, dass die Veranstaltung bald zu Ende sein würde. Sie fragte sich, warum er ihr den Hinweis gegeben hatte, doch er hatte bestimmt seine Gründe.

Sie war aber sehr dankbar dafür, denn so würden sie sich wieder finden, davon war sie überzeugt.

Leicht verträumt nippte sie an ihrem Kürbissaft. Ein Blick auf ihre Uhr verriet ihr, dass es schon nach Mitternacht war.

So spät schon, das habe ich ja gar nicht gemerkt, dachte sie ein bisschen geschockt und sah sich um.

Einige waren anscheinend schon raus gegangen, doch der Großteil der Schüler war noch da und tanzte und unterhielt sich.

Ob Ginny, Harry und Ron noch da waren?

Entdecken tat sie keinen von den Dreien, wobei sie ja auch nur wusste, wie Ron aussah.

Harry und Ginny waren in ihren Kostümen so unauffällig unterwegs, dass sie nicht sagen konnte, wer von den allen sie hätten sein können.

Doch morgenfrüh würde sie zumindest von Ginny erfahren, als was sie gegangen war.

Sie würde ihr schließlich auch erzählen, als was man sie verkleidet hatte. Und sie würde Ginny auch um Hilfe bitten, den mysteriösen Unbekannten mit ihr zu suchen.

Sie konnte und wollte ihn nicht vergessen oder ihn einfach gehen lassen.

Hier an der Schule gab es jemanden, bei dem sie sich geborgen fühlte, sicher und verstanden. Auch wenn sie einander nicht kannten, spürte sie diese starken Gefühle. Also würde sie ihn suchen und hoffentlich auch bald finden, damit sie ihn kennen lernen konnte.

Mit einem Mal begann sie herzhaft zu gähnen.

Ihr wurde schläfrig zumute und sie beschloss, sich zurück zu ziehen und hin zu legen.

Sie bemerkte gar nicht richtig, dass auch die anderen auf dem Weg zurück waren. So ließ sie sich vom Strom mitziehen und schlenderte in ihren Schlafsaal. In Ruhe zog sie sich wie Ginny und ein paar andere Mädchen aus und legte sich hin.

Ihre Kleidung und ihre restlichen Veränderungen für den Abend waren mit einem Mal weg, doch das realisierte sie gar nicht.

Sie wollte nur endlich schlafen und dann morgen mit Ginny über den Abend reden.

Genau, was hatte Ginny jetzt eigentlich getragen?

Hermine grübelte einen Moment lang, doch sie konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern.

Dabei war sie doch mit ihr zusammen hoch gegangen.

Seltsam, dachte sie noch, dann dämmerte sie weg.

Die verbotene Abteilung

„Du warst die Vampirlady!?“, schoss es am Morgen aus Ginny heraus, als sie mit Hermine allein im Schlafsaal war. Die beiden Mädchen waren als Letzte aufgewacht und zogen sich gerade an.

„Ja und ich will wissen, wer mein Begleiter war. Er war so anders… So höflich, so zuvorkommend… Aber irgendwie auch so… geheimnisvoll. Und ich meine damit nicht die Verkleidung, sondern etwas anderes. Ich weiß nicht, wie ich es sonst sagen sollte, verstehst du?“, versuchte Hermine sich zu erklären und seufzte.

Wo hatte sie denn jetzt ihre Haarspangen hingelegt?

Ein prüfender Blick über ihren Nachttisch verriet ihr, dass sie halb unter ihrem Buch begraben lagen.

Es war ihr Zaubertränkebuch, das sie da hingelegt hatte, weil sie gestern noch gelernt hatte. Ja, sie lernte auch an einem Freitag!

Schließlich gewann man hier nur, wenn man regelmäßig lernte und sie tat es jeden Tag mindestens 2 Stunden.

Sonst konnte sie ihren Abschluss in ihren Augen gleich begraben und damit auch sich selbst.

Sie hatte schon immer hohe Ansprüche an sich selbst gehabt, schaffte es aber, ihnen auch immer irgendwie gerecht zu werden.

„Ja, ich glaube, ich verstehe, was du meinst. Aber wir werden deinen Lord schon noch finden… Bin ja echt mal gespannt, wer dir so den Kopf verdreht hat“, meinte Ginny und kicherte leise.

Hermine wurde etwas rot.

Kopf verdreht hörte sich so an, als würde sie von nichts anderem mehr reden!

Wobei, so ganz genau genommen, tat sie das seit dem Morgen auch nicht.

„Weißt du eigentlich mit wem du auf dem Ball warst?“, versuchte die Brünette ab zu lenken und Ginny nickte.

„Ja, ich war mit Roger Davies, dem Herzensbrecher der Ravenclaws, auf dem Ball. War ganz unterhaltsam…“, antwortete sie und drehte sich Hermine um.

Sie waren beide fertig angezogen und gingen dann zusammen runter in den Gemeinschaftsraum, wo Harry und Ron schon warteten.

„Da seid ihr ja. Wir dachten schon, ihr kommt gar nicht mehr“, meckerte Ron und Hermine rollte mit den Augen. Sie ignorierte ihn und beschloss, nichts weiter dazu zu sagen.

Wie schaffte er es nur, sie in so kurzer Zeit auf die Palme zu bringen!?

Dabei wollten sie doch gar nicht mehr streiten.

Da war ihr Begleiter von gestern Abend wirklich sehr viel besser gewesen…

Hoffentlich würde sie ihn bald wiedersehen.

Vielleicht konnte sie ihn bitten, dass er Ron Nachhilfeunterricht in Benehmen gab.

„Egal jetzt. Sie sind da und wir sollten zum Frühstück gehen, denn sonst kriegen wir nichts mehr…“, meinte Harry schlichtend und die anderen Drei nickten.

Harry hatte recht. Jetzt sollte sie sich mit Ron lieber nicht beschäftigen, sonst würde sie nur noch wütend werden.

„Und? Wisst ihr, mit wem ihr auf dem Ball wart?“, wollte Ginny neugierig wissen und schaute Ron und Harry an.

„Nein, keine Ahnung…“, erwiderte Ron und seufzte leise.

„Du warst das Gespenst, das auch den Eröffnungstanz gemacht hat, oder?“, hakte Hermine nach und der Rotschopf nickte.

„Ja, genau… Woher?“

„Ich bin nicht blind, Ron. Man hat gesehen, was für eine Angst du vor dem Eröffnungstanz hattest“, meinte die Brünette und Ron schaute auf den Boden.

Er wollte so vermeiden, dass man seinen Rotschimmer sieht, doch das Gekichere von Hermine und Ginny machten es nur noch schlimmer.

„Und du, Harry? Weißt du es?“, stichelte die Rothaarige weiter und Harry nickte.

„Ja, wir haben es uns gegenseitig gesagt.“

„Und? Wer war es? Lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen“, drängelte Hermine jetzt und Harry sah die beiden Mädels an.

„Daphne Greengrass aus Slytherin…“, murmelte er vor sich hin und die anderen Drei mussten schon sehr genau hinhören, damit sie verstanden, was ihr bester Freund da gesagt hatte.

„Was!? Dumbledore hat dich mit einer Slytherin zum Ball geschickt? Du solltest dich beschweren“, platzte es aus Ron heraus und Hermine seufzte.

„Das war doch klar, dass einer von uns mit Slytherin in Kontakt kommt. Gryffindor und Slytherin sind verhasst und da das ein Ball zur Verständigung war, würde es mich nicht wundern, wenn noch einer von uns mit Slytherin zu tun hatte“, erklärte Hermine und schluckte innerlich.

Was, wenn ihr Begleiter auch ein Slytherin war?

Nein, davon benahm er sich zu gut. Und außerdem hätte sie es doch gespürt, wenn sie mit einem von denen zu tun gehabt hätte.

Sie erinnerte sich wieder an ihre Worte, die sie über Draco verloren hatte.

Es waren Vermutungen, die sie da geäußert hatte und wahrscheinlich war es nicht allzu intelligent gewesen, das Gerücht in die Welt zu setzen, dass er vielleicht Todesser war.

Doch der Feuerwhiskey hatte ihre Sinne vernebelt.

Es war schon schrecklich mit dem Alkohol!

Sie konnte ihn einfach nicht ab.

„Und mit wem warst du auf dem Ball?“, wollte Harry plötzlich wissen und Hermine schwieg.

„Ich weiß es nicht…“, sagte sie schließlich ergeben und seufzte.

Sie waren mittlerweile in der großen Halle angekommen und setzten sich an ihren Tisch.

Seamus und Dean unterhielten sich angeregt über die Vampirlady und rätselten, wer das gewesen sein könnte.

Hermine wurde von dem Gerede ganz rot und widmete sich schnell ihrem Toast.

Alle sprachen über den Ball, nur sie hielt sich dezent zurück.

Viel mehr ließ die Brünette den Blick schweifen und versuchte einen Gentleman hier zu finden, der zu ihrem Begleiter passte.

Doch das war unmöglich aus zu machen in der Masse von Schülern und Hermine seufzte deprimiert.

Wenn das so weiterging, würde sie ihn nie finden!

Hoffentlich würde er sie suchen mit Hilfe der Blüte, die sie ihm extra gegeben hatte.

Von ihm hatte sie nichts, außer einer Menge Erinnerungen und Gefühle, die sie nun mit sich rumtrug.

In Ruhe frühstückten die Vier zu Ende und während Ron und Harry noch für Quidditch trainieren wollten, zogen sich Hermine und Ginny in die Bücherei zurück.

Sie wollten in Ruhe reden und schauen, wie sie bei der Suche nach dem zukünftigen Mr. Granger, wie Ginny sagte, vorgehen wollten.

Sie setzten sich in eine Ecke der Bibliothek und gingen einige Pläne durch, doch so wirklich überzeugt war Hermine von keinem.

„So wird das doch alles nichts…“, meinte sie frustriert und kaute auf ihrer Unterlippe rum.

„Wir könnten aber auch eine Notiz ans schwarze Brett heften für den Vampirlord, dass die Vampirlady sich mit ihm treffen will“, flüsterte Ginny, doch die junge Hexe schüttelte den Kopf.

„Damit die Hälfte der Jungs auf dieser Schule hier auftauchen? Woher soll ich dann wissen, wer der Echte ist? Du hast das Gerede doch vorhin selbst gehört… Nein, wir brauchen einen anderen Plan…“, nuschelte Hermine und dachte weiter nach.

Die Lehrer fragen würde nichts bringen, Veritaserum war strafbar… Was blieb denn dann noch?

Ach, ihr Kopf war wie leer gefegt oder mit Watte gefüllt. Wie sie dieses Gefühl hasste!

Sie hielt sich den Kopf und schloss die Augen.

Sie konnte nur noch an diesen Vampirlord denken, das war doch schrecklich!
 

Pansy Parkinson war unglücklich. Sehr unglücklich sogar.

Sie hatte herausgefunden, dass sie mit diesem Oberschwächling von Ronald Weasley auf dem Ball war.

Wie hatten die Lehrer ihr das nur antun können!

Und dann auch noch ihr geliebter Draco, den sie heute Morgen ganz in Gedanken versunken mit der Rose der Vampirlady in der Hand hatte spielen sehen.

Sie musste unbedingt herausfinden, wer diese Frau war. Und dann musste sie sie ruhig stellen.

Nur so konnte sie Draco langsam aber sicher wieder zurück gewinnen.

Sie wollte ihm endlich näher kommen, doch dieser Ball hatte alles ruiniert.

Auch während des Frühstücks hatte er nur ab und zu mit Blaise gesprochen und sich nicht einmal zu ihr umgedreht.

Die Schwarzhaarige hatte beobachtet, dass Draco den Blick öfters schweifen ließ. Wahrscheinlich versuchte er die mysteriöse Unbekannte so zu finden.

Sie selbst konnte sich ja leider nicht als die Vampirlady ausgeben, denn schließlich war niemand mit einem aus demselben Haus zum Ball gegangen.

Aber sie würde das Mädchen schon als Erste finden und ihr dann klar machen, dass sie ihren Begleiter nur für den Abend hatte und ihn nie wieder sehen würde.

Also begab sich Pansy nach dem Frühstück auf die Suche.

Da sie bestimmt ihren Traumprinzen suchen wollte, würde es bestimmt nicht allzu schwer werden, diese angebliche „Lady“ zu finden.

Sie irrte durch die Gänge und hielt nach den Mädchen Ausschau, die sich auffällig benahmen, doch es war irgendwie alles wie immer.

Bei ihrer Suche kam sie auch beim Quidditchfeld vorbei, weil sie wusste, dass Gryffindor Training hatte.

Hier scheint auch niemand auffällig zu sein, schoss es ihr durch den Kopf, doch irgendjemand fehlte hier doch.

Aber sie kam nicht drauf, wer es war.

Naja, das würde sie schon noch herausfinden.

Ob Draco auch mit Gryffindor hatte ausgehen müssen?

Das würde ihm sicher nicht gefallen, wenn das der Fall war. Er hatte sich die ganze Zeit über damit gebrüstet, dass sich Dumbledore das nicht trauen würde.

Hoffentlich war sie wenigstens reinblütig. Denn wenn sie das auch nicht war, dann würde Draco ausflippen.

Außerdem hatte man dann ihren Schatz beschmutzt, ihn verarscht.

Sie sollte dann auf jeden Fall mit Professor Snape mal reden, denn er war mitverantwortlich gewesen, wer mit wem ging. Und er konnte es doch nicht wirklich zugelassen haben, dass Draco mit einem Schlammblut aus dem Hause Gryffindor zum Ball hatte gehen müssen.

Das konnte sie sich nicht vorstellen.

Mit ihren Gedanken beschäftigt schlenderte sie langsam weiter und hielt weiterhin Ausschau nach verdächtigen Mädchen.

Ihr Weg führte sie einmal quer durch das Schloss, bis sie schließlich in der Bibliothek ankam.

Ja, jetzt wusste sie, was ihr so komisch vorgekommen war.

Die kleine Weasley war nicht beim Training gewesen.

Ob sie das Quidditch dran gegeben hatte?

Schien so zu sein, sonst würde sie in der einen Ecke nicht mit dem Schlammblut sitzen und lernen.

Granger…

Allein schon der Gedanke verursachte in ihr Übelkeit und Aggressionen. Diese besserwisserische, muggelstämmige Möchtegernhexe würde sie eines Tages auch dran kriegen.

Es würde ihr eine Freude sein, sie umzubringen. Dafür würden ihr alle dankbar sein.

Da sich aber auch die Mädchen in der Bibliothek nicht weiter auffällig benahmen, ging sie wieder weiter.

Sie würde sie schon noch finden, vorher würde sie keine Ruhe geben.

Also wanderte sie weiter durch das Schloss auf der Suche nach diesem Mädel, dass Draco anscheinend den Kopf verdreht hatte.
 

Draco machte sich nach dem Frühstück schleunigst auf den Weg zum Raum der Wünsche, damit er am Verschwindekabinett weiter arbeiten konnte.

Langsam wollte er da mal Erfolge erzielen, sonst würde das nie was werden.

Versagen konnte er sich nicht erlauben. Das war ihm bewusst, sehr bewusst sogar.

Also verdrängte er auch die Gedanken, die sich mit seiner gestrigen Abendbegleitung befassten. Das musste jetzt warten.

Während er im Raum der Wünsche dabei war, sich um das Verschwindekabinett zu kümmern, dachte er an die zweite Aufgabe.

Dumbledore töten.

Wie sollte er das denn anstellen?

Einen Zauberer wie Dumbledore konnte man nicht einfach töten. Das ging einfach nicht.

Aber er musste eine Möglichkeit finden, das zu bewerkstelligen.

Denn sterben wollte er noch nicht.

Seufzend arbeitete er in Ruhe weiter. Sich jetzt unnötig kirre zu machen, würde es auch nicht bringen.

Erst einmal würde er das Verschwindekabinett soweit reparieren, dann kümmerte er sich um Dumbledore.

Dumbledore…

Er war ein komischer Professor und Schulleiter.

Wie verschmitzt er grinsen konnte, dann hatte man immer das Gefühl, das Aussehen war nur Maskerade und eigentlich war er so alt wie sie.

Doch andererseits war er sehr pflichtbewusst und fürsorglich, was seine Schüler betraf.

Das einzige, was Draco absolut verabscheute, war seine Fürsorge Muggelstämmigen gegenüber.

Das verstand er einfach nicht. Sie waren minderwertig, schwach und hatten nicht das Recht, auf diese Schule zu gehen.

Es mochte an seiner Erziehung liegen, aber er verstand es nicht.

Gott sei Dank musste er das auch nicht, denn bald würde hier Ordnung einkehren, wenn Dumbledore tot war und der Krieg zu ihren Gunsten beendet.

Wenn es dann noch ein „zu ihren Gunsten“ gibt, schoss es Draco durch den Kopf und dachte an das Abendessen, dass nächste Woche bei seinen Eltern stattfinden sollte.

Blaise und er waren extra vom dunklen Lord eingeladen worden, was Beide sehr gewundert hatte.

Warum sie zwei?

Was hatte er vor?

Genau wie Blaise fühlte auch er sich unwohl bei dem Gedanken an das Essen.

Doch solange sie den Befehlen des Lords Folge leisteten, konnte ihnen nichts passieren von der Seite aus. Und genau so würde Draco es handhaben.

Da es mittlerweile schon Abend war, beschloss er die Arbeiten am Verschwindekabinett für heute zu beenden und morgen daran weiter zu arbeiten.

Er verließ ungesehen den Raum der Wünsche und streunerte durch die Gänge.

Seine Gedanken wanderten quer durch alle möglichen Themengebiete: Von Voldemort, über Blaise, Pansy, Dumbledore, Schlammblüter, bis hin zur Vampirlady.

Es war in seinen Augen einfach das Beste, bis nach dem Krieg mit der Suche zu warten.

Nicht, dass sie nicht Voldemorts Kriterien entsprachen und er sie einfach tötete oder töten ließ. Das könnte er sich nicht verzeihen.

Wenn sie nach dem Krieg noch lebte, dann würde er sie finden mit Hilfe der Rose. Egal, wie es dann aussah, ob nun Voldemort oder aber Potter und Gefolge gewonnen hatte, er würde sich auf die Suche nach ihr begeben.

Aber was, wenn sie ihn schon suchte und fand?

Was sollte er dann tun? Sollte er sie zurückweisen? Ihr sagen, dass sie bis nach dem Krieg warten sollten?

So viele Fragen schossen durch seinen Kopf. Doch es gab keine Antworten. Sein Kopf drohte zu platzen, während er die letzten Stufen des Astronomieturms hochging.

Hier hatte er einfach seine Ruhe und der Wind würde seinen Kopf hoffentlich wieder frei pusten.

Draco lehnte sich an die Brüstung und verschränkte die Arme.

Es war kalt und der fast schon eisige Wind peitschte über sein Gesicht. Seine Kopfschmerzen und das Pochen der Schläfen verschwanden allmählich und ihm wurde im Laufe der Zeit recht kühl. Doch das störte ihn nicht. So gesehen glichen sich da nur die psychische und physische Temperatur an.

Bisher hatte er keine Probleme damit gehabt, das Arschloch zu mimen, doch je mehr er mit dem dunklen Lord zu tun hatte, desto mehr Zweifel nagten an ihm.

Diese grenzenlose Unbarmherzigkeit, die er an den Tag legte, verunsicherte doch auch Draco.

Wer wusste denn schon, was in diesem Mann so vor sich ging?

Ach verdammt, egal jetzt, wies sich Draco zurecht und schüttelte kurz den Kopf.

Diese ganzen Gedanken machten ihn noch ganz krank.

Er hatte seinen Auftrag und um den würde er sich kümmern. Punkt.

Noch einige Minuten blieb er oben stehen, dann ring er sich dazu durch, in Richtung Kerker zu gehen.

Auf dem Weg zum Kerker schlenderte er wie immer an der Bibliothek vorbei und zu seinem Erstaunen stellte er nach einem Blick fest, dass Granger gar nicht mehr dort war.

Dabei hing sie am Wochenende doch immer besonders lang da rum.

Neugierig wie er halt war, ging er rein.

Vielleicht fand er ja was, womit er Granger ärgern konnte. Das würde seinen Abend noch um einiges versüßen.

In Ruhe schaute er sich um, doch die Bibliothek war wie ausgestorben.

Interessanterweise war aber die Tür zum verbotenen Bereich nicht abgeschlossen.

Leise legte er seine Hand auf die Klinke und drückte sie langsam und vorsichtig runter und öffnete die Tür.

Lautlos schlüpfte er hindurch und sah sich weiter um.

Noch bevor er einen weiteren Schritt machte, hörte er, wie jemand eine Seite umblätterte in einem Buch.

Ein fieses Grinsen zeichnete sich auf seinem Gesicht ab und lautlos schlich er durch den Mittelgang, bis er Granger entdeckte, die hektisch in einem Buch blätterte.

Grinsend beobachtete er sie einige Augenblicke.

Man sah ihr an, wie unwohl sie sich fühlte, weil sie etwas Verbotenes tat.

Nach was suchte sie da eigentlich?

Draco schlich um das Regal herum und stand jetzt fast unmittelbar hinter Hermine. Ein Blick auf das Buch verriet ihm, dass die Brünette irgendwelche verbotenen Zaubertränke suchte.

Aber wozu das denn?

Sie wollten Voldemort doch nicht etwa vergiften, oder!? So dumm konnte doch wenn nur Weasel-bee von den Dreien sein. Potter und ihr traute er wohl oder übel etwas mehr zu.

Er beobachtete, wie sie das Buch wieder wegstellte und sich ein anderes griff. Hektisch durchblätterte sie es, murmelte irgendwas von Merlins Bart und stellte auch das Buch dann wieder weg.

„Jetzt oder nie, das ist meine letzte Chance, was zu finden…“, nuschelte sie und begann das dritte Buch durch zu blättern.

Doch auch diese Suche war nicht von Erfolg gekrönt und sie stellte das Buch weg.

Danach wollte sie sich anscheinend nach hinten an das Regal lehnen, aber das war doch viel zu weit weg. Mädchen und Entfernungen abschätzen, das hatte noch nie geklappt.

Entsetzt musste der Blonde feststellen, dass sie dabei war gegen ihn zu fallen!

Ohne weiter darüber nach zu denken, ging er zur Seite.

Wäre ja noch schöner, wenn er sie auffangen würde!

Aufstehen konnte sie jawohl noch selbst, sobald sie gelandet war.

Und das landen dauerte nicht lange.

Ein dumpfes Geräusch verriet, dass sie den Boden erreicht hatte und sie fluchte leise.

Noch immer schien sie ihn nicht bemerkt zu haben, dabei stand er jetzt praktisch neben ihr.

Erst, als sie aufgestanden war und sich die Kleidung abklopfte, wanderte ihr Blick zu ihm und in ihren rehbraunen Augen sah er das Entsetzen und die Panik.

Er genoss diesen Augenblick des Triumphes und wartete darauf, dass die Brünette etwas sagen oder tun würde.

Der Geruch des anderen

Hermine fühlte sich gar nicht wohl dabei, in der verbotenen Abteilung zu schnüffeln. Doch sie hatte sich von Ginny dazu überreden lassen am Abend und jetzt war sie hier.

Also suchte sie in ein paar alten Schmökern nach etwas, was ihr bei ihrer Suche weiterhelfen konnte.

Sie war wirklich verrückt, dass sie das hier tat!

Nervös blätterte sie durch ein paar Bücher, bei denen sie vermutete, dass sie ihr weiterhalfen.

Es muss doch etwas geben, dachte sie murrend und überflog die Überschriften.

Für alles gab es Zaubersprüche, Kräuter, Tränke oder sonst irgendwas, nur für ihre Suche schien es nichts zu geben, was ihr weiterhalf.

„So ein Mist“, fluchte sie leise und verstaute ein Buch.

Noch zwei lagen auf dem Tisch, vor dem sie stand. Mit sinkender Hoffnung schnappte sie sich den nächsten Wälzer und blätterte ihn schnell durch.

Auch nichts.

Verdammt, so wurde das nie was!

Grummelnd nahm sie das letzte Buch in die Hand, doch auch darin war nichts zu finden, was ansatzweise hilfreich war.

Hermine stellte auch dieses Buch wieder zurück und schloss kurz die Augen.

Sie wollte sich nach hinten an das gegenüberliegende Regal lehnen, doch da war keins.

Sie knallte rücklings auf den Boden und fluchte leise.

Hoffentlich hatte sie hier niemand gehört.

Schnell stand sie wieder auf und sah plötzlich jemanden neben ihr stehen.

Entsetzt und mit leichter Panik schaute sie denjenigen an und für einen Moment drohte ihr Herz stehen zu bleiben.

„Malfoy…“, zischte sie leise und ihr Blick wurde wieder ernst und funkelte ein wenig.

Sie konnte diesen Jungen einfach nicht ausstehen!

Egal, wie arm er dran war, solange er diese arrogante Maske nicht ablegte, konnte sie diesen Jungen nur hassen.

„Was machst du denn hier, Granger? Solltest du nicht im Bett liegen und schlafen?“, fragte er grinsend und Hermine seufzte.

„Ach, aber du. Soweit ich weiß, ist die verbotene Abteilung auch für den Prinzen Slytherins leider ein verbotenes Plätzchen“, meinte sie ironisch und verschränkte die Arme.

„Im Gegensatz zu dir habe ich aber kein Problem damit, verbotene Dinge zu tun. Du machst dir ja sofort in den Rock, Hose kann ich ja nicht sagen“, erwiderte er triumphierend und die Brünette hätte ihm am liebsten das Grinsen wegpoliert.

Aber sie konnte ja schlecht in der verbotenen Abteilung in der Bibliothek spät am Abend eine Prügelei anfangen.

Also nahm sie sich zusammen und entgegnete genervt:

„Ja, du bist widerlich. Das ist alles. Erbärmlich, nicht in der Lage, sich Schwächen ein zu gestehen und unsagbar egoistisch. Um es in deiner „gehobenen“ Sprache aus zu drücken: Du bist ein Arsch!“, zischte sie, drehte sich um und wollte gerade einen Schritt machen, als sie Schritte hörte.

Mist, das war bestimmt Filch!

Halb verzweifelt schaute sie sich um. Irgendwo musste sie sich hier verstecken. Aber wo!?

Langsam machte sich Panik in ihr breit, denn die Schritte kamen immer näher.

Da, eine Nische!

Schnell lief sie so leise wie möglich an Draco vorbei zu dieser Nische. Doch wenn sie Malfoy hier stehen lassen würde, dann würde er sie bestimmt verpfeifen.

Wütend, dass sie es tun musste, griff sie den Blonden am Handgelenk und zog ihn mit.

Sie spürte, wie überrascht er war und einen Moment brauchte, um seine Beine wieder zu sortieren. Doch darauf nahm sie jetzt keine Rücksicht.

Sie drängte sich zusammen mit ihm in diese Nische und hielt ihm mit all ihrer Kraft den Mund zu.

Zu ihrer Erleichterung machte er sich auch nicht anders bemerkbar. Sie sah den einerseits verwunderten, andererseits tödlichen Blick in Dracos Augen. Die Brünette fragte sich jetzt schon, was er mit ihr machen würde, wenn die Schritte erst einmal wieder weg waren…

Für sie gesund würde es wohl jedenfalls nicht werden, aber sterben würde sie auch nicht, denn das konnte sich auch der Blonde nicht erlauben.

Die Schritte kamen immer noch näher und sie sah etwas Licht. Ob es wirklich Filch war?

Er murmelte und meckerte gar nicht, das war untypisch für ihn.

„Ah, da ist es ja…“, hörte sie eine bekannte Stimme und ihre Augen weiteten sich ein wenig.

Das war doch Dumbledores Stimme!

Auch Draco schien überrascht zu sein, doch seine Gesichtszüge normalisierten sich recht schnell wieder.

Was wollte denn der Schulleiter hier!?

Hermine spürte ihre eigene Neugier aufflammen, traute sich aber nicht aus der Nische heraus zu gucken. Nicht auszudenken, was für einen Ärger sie bekam, wenn sie hier entdeckt wurde.

Plötzlich fühlte sie, wie sich etwas Fremdes leicht zwischen ihre Beine schob. Erschrocken starrte sie Draco an, der sie lediglich teilnahmslos zu mustern schien.

Erst jetzt fiel ihr auf, dass seine Beine ziemlich verknotet aussahen und die Position, wie er stand, sehr unbequem aussah.

Doch Herr Gott, er hätte sich doch bemerkbar machen können, bevor er einfach sein Beine zwischen ihre schob!

Und dnan auch noch dieses grinsende Gesicht, in das sie sah. Argh!

Sie hätte ihn am liebsten hier und jetzt davon befreit.

Schließlich war es die Stimme eines Lehrers, die Hermine wieder aufhorchen ließ. Um draco konnte sie sich eh erst später kümmern.

„Albus, ich bin mir immer noch nicht sicher, ob der Ball so eine gute Idee war“, murmelte McGonagall und Hermine schluckte innerlich.

War hier eine heimliche Lehrerversammlung!?

Dann würde man sie hier bestimmt entdecken und Hermine würde bestimmt von der Schule fliegen!

Nervös kaute sie auf ihrer Unterlippe herum. Wie es schien, konnte sie jetzt nur noch beten, dass man sie nicht fand.

„Ich auch nicht. Ich denke nicht, dass das den Zusammenhalt der Häuser stärken wird“, mischte sich jetzt auch Snape ein und Hermine verdrehte die Augen.

Der war auch noch da!?

Das durfte doch nicht wahr sein… Somit war wenigstens Draco vor dem Rausschmiss sicher. Snape würde ihn schon davor bewahren.

Interessiert bemerkte die Brünette, dass sich Dracos Gesichtsausdruck geändert hatte. Er war nicht deutbar für sie und sie fragte sich, was wohl gerade in ihm vorging.

„Sie sehen das viel zu negativ. Gerade die Kinder sind am ehesten bereit, sich zu verändern, wenn sie erst einmal verstanden haben, dass die anderen gar nicht so schlecht sind. Und schlecht ist hier niemand“, meinte Dumbledore und die Brünette hörte, dass er in einem Buch blätterte.

Naja, niemand?

Hermine würde da spontan ein Paradebeispiel einfallen, das direkt gegenüber von ihr war. Leider bemerkte sie viel zu spät, dass ihre Wangen sich fast berührten, weil sie beiden etwas aus ihrer Nische lugten.

Ihr Herz schlug wie wild. Bei Merlins Bart, wie war sie nur in diese Lage geschliddert!? Mit Draco Malfoy, dem Arsch der Schule, in einer engen Nische gequetscht!

Das würde ihr außer Ginny niemand glauben!

Gespannt schaute sie sich weiter um und sah McGonagall, die mit dem Rücken zu ihnen dastand und sich durch die Haare strich. Sie schien sich nicht wohl zu fühlen in ihrer eigenen Haut.

„Auch nicht Draco Malfoy? Die Gerüchteküche brodelt. Er soll Todesser sein. Was, wenn das wahr ist? Dann haben wir die Todesser bereits hier...“, murmelte McGonagall.

Draco verkrampfte ein wenig, das spürte Hermine, doch sie ging nicht weiter darauf ein. Das war einfach der falsche Zeitpunkt und Ort für lange Konversationen. Dabei fiel ihr ein, dass sie das Gerücht ja selbst mit verbreitet hatte auf dem Ball. Als sie mit dem unbekannten Vampirlord darüber gesprochen hatte. Hoffentlich waren das nicht die falschen Ohren, denen sie das gesagt hatte.

„Draco Malfoy ist vielleicht ein Todesser, doch nicht freiwillig. Seine Eltern und Voldemort haben ihm da bestimmt nicht die große Wahl gelassen. Ich hoffe, er nimmt die Hilfe an, die er bekommen wird…“

Snape und McGonagall schwiegen. Anscheinend waren sie nicht von Dumbledores Plan überzeugt.

Hermine hätte ja gern gewusst, welche Hilfe der Schulleiter gemeint hatte und auch Draco schien das sehr zu interessieren. Die hochgezogene Augenbraue jedenfalls ließ das vermuten.

Doch statt eine Antwort zu bekommen, kehrte Ruhe ein.

Es war nichts mehr zu hören und die junge Hexe begann sich zu fragen, was die drei Lehrer da eigentlich taten oder eben halt auch nicht.

Auch Draco wurde das allmählich zu bunt, wie es schien, denn sein Mienenspiel verriet, dass er langsam sauer wurde. Er hatte wohl noch immer nicht eine bequeme Haltung gefunden. Hermine tat das jetzt nicht unbedingt Leid…

Nach einer gefühlten Ewigkeit wurde ein Buch geschlossen.

„Jetzt schauen Sie doch nicht so. Draco Malfoy wird einen Weg aus dieser Hölle finden, vertrauen Sie mir“, meinte Dumbledore und ging wieder Richtung Ausgang.

Die anderen Beiden folgten ihm, sagten aber nichts. Wahrscheinlich hatten sie nur genickt oder so.

Als die Schritte nicht mehr zu hören waren und sie sicher war, dass niemand mehr da war, zwängte sich Hermine aus der Nische.

Sie bemerkte, dass Draco es ihr gleich tun wollte, doch er knickte mit den Beinen einfach nur ein.

Wie aus einem Reflex heraus, griff Hermine nach Dracos Arm und stützte ihn, so gut sie es eben konnte. Sie brachte ihn in den normalen Teil der Bibliothek und setzte ihn auf einen Stuhl.

„Das ist also der große Prinz Slytherins, huh? Versteckt sich in einer Nische mit einem „Schlammblut“ und dann schlafen ihm auch noch die Beine ein… Was für ein Held…“, meinte Hermine sarkastisch und sah, wie Dracos Augenbraue gefährlich zuckte.

Vielleicht sollte sie es verbal nicht drauf ankommen lassen, bevor er sie doch noch tötete…

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, ging sie raus.

Es wurde Zeit, dass sie zurück zum Gryffindorturm kam.

Auf dem Weg dorthin wurde sie zu ihrer Zufriedenheit auch nicht entdeckt und so legte sie sich schnell in ihr Bett.

Mann, war das ein verrückter Abend gewesen!

Sie atmete tief durch und schloss die Augen. Sofort hatte sie Draco vor Augen. Wie sie mit ihm in der Nische stand… So nah war sie ihm noch nie gewesen und sie konnte das definitiv nicht gutheißen, dass es so gekommen war.

Aber es ließ sich nun mal nicht ändern. Immerhin hatte er sie nicht verraten. Warum auch immer er das nicht getan hatte.

Vielleicht, weil er selber wissen wollte, worüber die Lehrer sprachen, schoss es ihr durch den Kopf und fand, dass das eine schlüssige Erklärung für sein Verhalten war.

Auch wenn das, was sie gesagt haben, nicht gerade aufschlussreich war, dachte sie weiter und seufzte.

Die Brünette atmete erneut tief durch und sie roch, dass ihre Kleidung ein wenig nach Malfoy duftete.

Oh nein, das durfte doch nicht wahr sein!

Auf jeden Fall musste sie die Sachen morgen waschen, damit der Geruch verschwand, nicht aus zu denken, was andere tuscheln würden!

Oh je, ich hab meine Schuluniform ja noch an, stellte sie in Gedanken fest und zog sich in Ruhe aus.

Gott, warum war sie denn so durcheinander!?

Dafür gab es doch gar keinen Grund.

Schnell legte sie sich wieder hin und keine 10 Minuten späte schlief sie, denn die Erschöpfung nagte an ihr und holte sie ins Reich der Träume.
 

Draco saß auf einem Sessel in der Bibliothek und dachte nach.

Er versuchte, Hermines Verhalten, was sie gezeigt hatte, ein zu ordnen. Er hätte nie gedacht, dass sie so dreist sein würde, ihn in eine Nische zu zerren und ihm den Mund zuhält.

Aber da hatte er sich bei dem Schlammblut wohl getäuscht.

Andererseits gefiel ihm der Gedanken, dass ein Mädchen mal die Führung übernahm. Sonst liefen ihm die Mädels immer hinterher und er konnte frei wählen, doch zur Abwechslung mal jemanden zu haben, der Gegenwehr zeigte, war reizvoll.

Doch deswegen würde er sich trotzdem nicht an Granger ranmachen.

Viel lieber wollte er wissen, wer die Vampirlady war.

Zwar hatte der Blonde sich geschworen, bis nach dem Krieg mit der Suche zu warten. Doch der Drang, etwas zu unternehmen, um sie wieder zu sehen, wurde immer stärker.

Noch konnte er sich beherrschen, aber er wusste nicht, wie lange er das noch konnte. Noch keine Frau hatte es geschafft, ihn so um den Verstand zu bringen.

Und ich werde sie wiedersehen, dachte er sich selbstbewusst und stand langsam auf.

Der junge Zauberer stand noch etwas wackelig, aber das Kribbeln in den Beinen verschwand langsam wieder.

Er würde Granger dafür verfluchen. Ausgerechnet das Schlammblut hatte gesehen, wie er wegknickte, weil ihm die Beine eingeschlafen waren.

Eine kleine Entschädigung war der Gedanke an ihr Gesicht, als er sein Bein leicht zwischen ihre schob, damit sein eines Bein wenigstens nicht komplett abgequetscht wurde.

Ihm war noch immer schleierhaft, wie er überhaupt hatte stehen können, doch irgendwie hatte es ja geklappt.

Und er war froh, dass weder Dumbledore, noch McGonagall oder Snape sie entdeckt hatten. Was hätte das für Diskussionen nach sich gezogen!

Und das Grinsen von Dumbledore konnte er sich jetzt schon vorstellen und wie entsetzt McGonagall gewesen wäre. Und Snape? Der hätte geguckt wie immer, jede Wette.

Allmählich verschwand das Kribbeln komplett und Draco ging langsam aus der Bibliothek. Er wollte zurück in den Kerker und noch ein paar Stunden schlafen.

Morgen musste er weiter am Verschwindekabinett arbeiten, die Fortschritte wurden zwar immer besser, aber es war noch nicht fertig.

Blaise würde morgen Abend bei Slughorn zu einem Abendessen sitzen und er hatte Zeit, sich mit Plänen bezüglich Dumbledore zu beschäftigen.

Der Auftrag behagte ihm immer noch nicht, doch er musste es tun und das würde er auch.

Ungesehen schlich sich der Slytherin in seinen Schlafraum und zog sich bis auf den Boxer aus. Der morgige Tag würde lang werden und er wollte zumindest etwas geschlafen haben.

Entsetzt stellte er fest, dass seine Kleidung nach Granger roch und er beschloss, sofort morgen etwas dagegen zu tun.

Leise seufzend kuschelte er sich in sein Bett. Doch an Schlaf war jetzt irgendwie nicht zu denken.

Seine Gedanken kreisten. Er wusste nicht einmal so genau, worüber er eigentlich nachdachte. Frustriert drehte er sich zur Seite und griff den Knauf einer seiner Nachttischschubladen.

Er öffnete sie und holte eine schwarz lackierte viereckige Schatulle raus. Sie hatte keinen Kratzer, wirkte wie neu gekauft und sehr hochwertig.

Es war seine kleine persönliche Schatztruhe, in der er ein paar Kleinigkeiten verstaut hatte, die ihm wichtig waren. Davon gab es ja eh nicht so viel und somit passte da alles rein. Auch die Rose, die er von der Unbekannten bekommen hatte.

Er holte sie vorsichtig raus und spielte ein wenig in der Hand mit ihr. Seine Augen hatten sich komplett an die Dunkelheit gewöhnt, sodass er sie gut sehen konnte. Generell konnte er nachts sehr gut sehen, besser eigentlich als tagsüber, wenn er so darüber nachdachte.

Wir werden uns wiedersehen… Ob du auf mich wartest? Habe ich dir genauso den Kopf verdreht wie du mir?

Er kannte die Antworten auf die Fragen nicht, aber er vermutete, dass es so war. Das Glänzen in ihren Augen verriet sie, wie er fand.

Diese Ungewissheit, wer sie war, machte ihn ganz wahnsinnig. Sie war eine Schülerin dieser Schule und er musterte jede Schülerin, die er sah, doch keine passte ins Schema.

Egal jetzt, Draco! Du musst schlafen, damit du morgen fit bist…, wies er sich in Gedanken scharf zu recht und legte die Rose vorsichtig zurück in die Schatulle.

Mit Bedacht stellte er sie wieder in die Schublade und schloss diese.

Sein Kopf hatte sich wieder ein wenig beruhigt und zufrieden schloss er die Augen. Der Gedanke an die mysteriöse Unbekannte ließen ihn süß träumen und um ein Haar hätte er am nächsten Morgen ganz verschlafen.

Vermutungen

Pansy saß am Morgen in der großen Halle und frühstückte mehr oder weniger gut gelaunt. Ihr gefiel nicht, dass ihre Suche noch immer erfolglos war. Und erst recht missfiel ihr, dass Draco sich noch immer so sehr für die Unbekannte interessierte.

Sie musste das schleunigst in den Griff kriegen, sonst würde ihr Schatz ihr nie wieder zu hören. Und das galt es unbedingt zu verhindern!

Genervt stand sie auf und schritt durch die große Halle. Sie wollte weiter suchen, hatte keine Zeit für Unterhaltungen oder ähnliches.

Ihr Blick fiel auf Granger und die kleine Weasley, die sich angeregt unterhielten. Worüber die Zwei da wohl so tuschelten?

Neugierig ging sie etwas näher, ohne, dass es auffällig wirkte und versucht ein paar Wortfetzen zu verstehen.

„Was? … Malfoy… Bibliothek!? Das ist nicht dein Ernst, Hermine!“, meinte Ginny und rief den letzten Satz geradezu, weshalb die Brünette ihre beste Freundin schnell ermahnte.

Pansy brauchte nur ein Wort, um der Sache weiter auf den Grund zu gehen.

Malfoy!

Was hatten sie mit ihrem Geliebten zu tun!?

Sie wollte noch ein wenig näher schleichen, doch Harry musterte sie misstrauisch.

Pansy beschloss, dass sie das Ganze später angehen würde, wenn die beiden Mädels allein waren.

Sie versteckte sich vor der großen Halle und keine viertel Stunde später wuselten Hermine und Ginny in Richtung Gryffindorturm.

Pansy heftete sich sofort an ihre Fersen und folgte ihnen durch ein paar Gänge, bis hin zum fünften Stock, wo das Vertrauensschüler Bad war.

Ginny und Hermine setzten sich in den Gang an ein Fenster und unterhielten sich in Ruhe weiter, während Pansy sich eine sichere Ecke suchte, um gut lauschen zu können.

„Also wie war das jetzt gestern Abend?“, fragte die Rothaarige neugierig.

„Oh mein Gott, es war so schrecklich. Ehrlich… Ich lasse mich nie wieder zu so einem Scheiß überreden… Ich war dann also in der verbotenen Abteilung spät abends und habe nach etwas gesucht, aber nichts gefunden. Als ich fertig war, wollte ich mich gegen das Regal lehnen, hab aber die Entfernung falsch eingeschätzt und bin hingeflogen. Und als ich aufgestanden bin, war da Malfoy! Ich hätte ausflippen können, ehrlich… Naja, plötzlich kamen Dumbledore, McGonagall und Snape und ich hab mich mit Draco versteckt, weil ich nicht wollte, dass ich auffliege und der hätte mich garantiert verraten. Unser geniales Versteck war eine Nische, die für uns Beide eigentlich zu eng war. Die Lehrer unterhielten sich über den Ball und darüber, dass Draco schon noch seine Hilfe bekommen würde, um seinem eventuellen Todesserdasein zu entkommen. Ich frage mich, was Dumbledore damit gemeint hat… Aber naja, nachdem die weg waren, sind wir aus dem Versteck raus. Leider Gottes stand Malfoy so unglücklich, dass ihm die Beine eingeschlafen sind und er beinahe umgekippt ist. Und ich Idiot habe ihn auch noch gestützt und zu einem Sessel gebracht! Darüber ärger ich mich immer noch. Ich hätte ihn einfach hinfallen lassen sollen, so wie er es mit mir auch gemacht hat. Wie auch immer. Jedenfalls habe ich ihn auf einen Sessel gesetzt und bin dann gegangen… Verrückte Geschichte…“, erzählte Hermine und Pansy traute ihren Ohren nicht.

Das Schlammblut Granger und ihr Schatz in einer engen Nische!?

Das ging jawohl eindeutig zu weit!

Sie wollte gerade gehen, um sich einen Plan zu überlegen, als sie Ginnys Stimme wieder hörte.

„Oha, das klingt echt hart. Aber bei unserer Suche nach deinem Vampirlord hat uns das leider auch nicht weiter gebracht… Mann, dass das so schwierig ist…“

„Ja, das stimmt. Aber wir werden ihn schon noch finden. Ich will ihn noch einmal sehen, mit ihm reden…“

Diese sehnsüchtige Stimme von Hermine ließ Pansy halb durchdrehen und sie ballte ihre Hände zu Fäusten. Die Knöchel stachen weiß hervor und sie zitterte ein wenig.

Man hatte Draco mit diesem Schlammblut auf den Ball gehen lassen!?

Das würde sie rächen!

Und Granger würde noch ihrer blaues Wunder erleben auf ihrer Suche… Dafür würde sie sorgen!

Zähneknirschend verschwand die Schwarzhaarige. Sie hatte genug gehört. Jetzt galt es, sich etwas Gutes zu überlegen, damit es nicht zum Eklat kam.

Wobei…

Wenn sie Draco sagte, was sie wusste, dann wäre Draco ihr vielleicht dankbar, würde das Schlammblut aus dem Weg räumen, den Lehrern Ärger bereiten und sich dann wieder mehr auf sie konzentrieren.

Ja, das war ein guter Plan.

Zufrieden machte sie sich auf den Weg zum Kerker, um stolz von ihren neuen Informationen zu berichten.
 

Hermine und Ginny hatten nicht mitbekommen, dass sie von Pansy belauscht worden waren und unterhielten sich munter weiter.

Sie kamen schließlich zu dem Entschluss, dass sie zurzeit außer Augen offen halten nicht viel tun konnten.

Da heute Abend das Abendessen von Professor Slughorn war, beschlossen sie, zurück zu den Schlafsälen zu gehen, um sich fertig zu machen.

„Hm? Was zieh ich denn am besten an?“, nuschelte Ginny und dachte einen Moment lang nach.

„Wie wäre es mit dem roten Kleid, das wir letztens gekauft haben? Das hattest du noch nicht an…“, schlug Hermine vor und Ginny nickte.

„Ja, das ist eine gute Idee“, stimmte sie zu und lächelte.

Hermine entschied sich für ein knielanges Kleid, dass hinten noch etwas länger war. Auch wenn es „nur“ ein Abendessen war, so gaben sich die beiden Mädels eine Menge Mühe mit ihren Outfits.

Erst eine viertel Stunde, bevor sie da sein sollten, waren sie fertig und eilten los.

Gerade noch pünktlich schafften es Hermine und Ginny und setzten sich an den runden Tisch.

Es wurde viel geplaudert und Hermine fühlte sich recht wohl, wenn man mal von Blaise absah, der sie so komisch ansah.

Aber den konnte sie ganz gut ignorieren.

„Möchten Sie einen Feuerwhiskey haben?“, fragte Professor Slughorn und einige nickten.

Hermine hingegen schüttelte den Kopf und lächelte, als Slughorn sie ein wenig verwundert ansah.

„Nein, danke. Ich muss gestehen, dass mir der Alkohol sehr schnell zu Kopf steigt. Ich trinke ihn aber auch einfach sehr selten… Ich bevorzuge Kürbissaft“, erklärte die Brünette und ihre Augen weiteten sich ein wenig.

Das hatte sie doch schon mal gesagt…

Aber ja, bei dem Ball am Freitag.

Warum hatte sie jetzt dieses Déjà-vu?

Und warum hatte sie das Gefühl, dass Blaise sie grade ganz komisch musterte?

Nein, er war nicht der Vampirlord. Dafür war er viel zu arrogant. Oder?

Hermine fühlte sich hilflos und verwirrt und widmete sich deswegen schnell wieder dem Nachtisch.

Zabini als Vampirlord?

Naja…

Rein theoretisch könnte er es gewesen sein.

Es fühlte sich an, als würde ein Dämon sich in ihr einnisten und ihr versuchen ein zu reden, dass Blaise der Unbekannte war, doch sie versuchte es krampfhaft zu verdrängen.

Dumbledore hatte sie bestimmt nicht mit einem Slytherin dahin geschickt.

Wobei Ron und Harry ja auch Slytherins zugewiesen bekommen hatten.

Nein, nein, nein!

Es war garantiert nicht Blaise. Das durfte nicht sein!

Sie schob diese Gedanken in ihren Hinterkopf und würde sich nachher nochmal mit Ginny unterhalten. Sie als neutrale Beobachterin konnte sie bestimmt beruhigen, dass er sie nicht gemustert hatte.

In Ruhe unterhielt sie sich weiter mit Professor Slughorn und den anderen Anwesenden.

Es ging über Belangloses, einfaches Getratsche, was jeder über sich ergehen ließ.

Da Sonntag war, wurde das Abendessen relativ früh beendet, auch damit die Schüler keinen Ärger mit Filch bekamen.

Schnell zog Hermine ihre beste Freundin weg von Harry, denn sie musste reden und das jetzt.

„Hey, Hermine, was ist denn los mit dir?“, fragte Ginny verwirrt und bemerkte, dass ihre beste Freundin langsamer wurde.

„Hast du während des Essens auf Blaise geachtet?“, wollte die Brünette wissen und Ginny sah sie verdutzt an.

„Ähm nein, jetzt nicht die ganze Zeit, wieso?“

„Weil ich vorhin doch davon gesprochen habe, dass ich keinen Alkohol vertrage und lieber Kürbissaft trinke. Ich hab den Blick schweifen lassen und Blaise hat mich ganz komisch angesehen…“, erwiderte Hermine und kaute auf ihrer Unterlippe rum.

„Glaubst du, dass er der Vampirlord ist?“, wollte Ginny ganz aufgeregt wissen.

„Ich weiß nicht recht… Es könnte schon sein, aber ich bin einfach nicht sicher…“

„Wir kriegen das schon raus. Immerhin haben wir eine Spur. Das ist doch mal was“, meinte die Rothaarige glücklich und Hermine nickte nachdenklich.

Ja, eine Spur hatten sie, aber sie war sich nicht sicher, ob ihr die Spur gefiel.

„Naja, es wird Zeit, dass wir uns hinlegen. Morgen ist schließlich Montag und somit wieder Schule…“

Hermines Stimme war ruhig und nachdenklich und Ginny beschloss, ihre Freundin mit ihren Gedanken erst mal in Ruhe zu lassen.

Also gingen sie beide nebeneinander her und dachten getrennt nach.

Während Hermine durch und durch unzufrieden wirkte, war Ginny eher aufgeregt. Es gab eine Spur, einen Hinweis, das war schon mal was.

Sie hoffte nur, dass die Spur nicht kalt werden würde.

Auch wenn das bedeutete, dass wahrscheinlich ein Slytherin mit Hermine auf dem Ball gewesen war.

Aber andererseits war das logisch, denn Harry und Ron hatten da ja auch durch gemusst.

Warum also sollte ausgerechnet Hermine verschont bleiben?

Auch wenn ihrer Freundin der Gedanke missfiel, so glaubte Ginny doch, dass sie sich allmählich damit abfinden sollte.

Schweigend betraten sie den Gryffindorgemeinschaftsraum und Hermine ging strikt die Treppen hoch zu den Schlafsälen.

Sie wollte nur noch ins Bett und schlafen. Und das am besten ohne zu träumen!

In Gedanken versunken zog sie sich um und ließ sich aufs Bett fallen.

Das durfte doch nicht wahr sein!

Ein Slytherin… Womöglich auch noch Blaise Zabini…

Ein Kumpan von Draco Malfoy…

Dem wohl gefährlichsten Schüler Hogwarts zurzeit…

Seufzend schloss Hermine die Augen und hatte wieder den Duft von Draco in der Nase. Der Abend in der verbotenen Abteilung kam wieder hoch und die Brünette wusste, dass sie ihr Schlaf nicht traumlos sein würde.
 

Draco hatte den ganzen Tag im Raum der Wünsche verbracht und kam erst am späten Abend wieder zurück in den Kerker.

Ein paar Schüler aus seinem Jahrgang waren noch wach und ein paar Jüngere, aber mittlerweile war es schon recht leer geworden.

Kein Wunder, die meisten schliefen, denn es war Sonntagabend und das bedeutete, dass morgen wieder der Unterricht losging.

Draco empfand das noch immer als unnötig, doch er hatte keine Wahl, als diesem tristen Alltag zu folgen.

Leider musste er feststellen, dass auch Pansy noch wach war.

Das Mädel nervte ihn sehr, doch das ignorieren machte sie irgendwie noch anhänglicher.

Er rollte leicht mit den Augen, als er sah, dass sie zu ihm ging.

„Draco, ich weiß, wer die Vampirlady war…“, sagte sie mit einem Lächeln auf den Lippen und seine Augen verengten sich zu Schlitzen.

„Woher---?“

„Komm mit, reden wir in einer ruhigen Ecke…“, meinte sie und ging mit Draco zum Kamin, wo gerade niemand war.

Generell wurde es gerade immer leerer, wie er zufrieden feststellte. Dann konnte er Pansy anblaffen, ohne dass gleich alle Bescheid wussten.

„Also woher weißt du davon?“, hakte Malfoy nach und setzte sich auf den Sessel, verschränkte die Arme und musterte die junge Frau vor ihm.

Sie wirkte mit einem Mal zurückhaltender, geradezu unterwürfig. Ach, wie er diese Weiber hasste, die sich ihm so anbiederten…

„Hier im Kerker weiß so gut wie jeder, dass du der Vampirlord warst… Das Auftreten hat dich verraten, es war so typisch… Aber wie dem auch sei. Ich habe heute Mittag ein Gespräch ein Gespräch belauscht zwischen der kleinen Weasley und dem Schlammblut. Sie war die Vampirlady. Granger…“, sagte sie und Draco schaute sie einen Augenblick lang an.

Dann brach er in schallendes, helles Lachen aus.

Das war ja absolut lächerlich!

Als würden sich die Lehrer trauen ausgerechnet die mit ihm auf den Ball gehen zu lassen.

So dumm war nicht einmal Dumbledore, da war sich der junge Zauberer sicher.

Er bemerkte, dass Pansy das gar nicht zum Lachen fand, doch er konnte sich einfach nicht beruhigen.

Was Besseres war der Schwarzhaarigen nicht eingefallen?

Naja, immerhin war sie mal lustig zur Abwechslung.

„Das ist die Wahrheit, Draco. Warum sollte ich dich da anlügen?“, wollte sie wissen und der Blonde riss sich zusammen.

„Das musst du mir schon erklären. Ich weiß es nicht. Nur eins weiß ich. Ich will nichts von dir und du gehst mir auf die Nerven…“

Die Stimme war eisig.

Wie aus dem Nichts schaltete Draco von Lachen auf eiskalt um und Pansy nickte lediglich. Es war diese unnahbare Art, aber auch das schnelle Umschalten, wenn es sein musste, dass sie so an Draco bewunderte.

Dennoch lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken bei den Worten und der Tonlage.

Sie war dabei, ihn zu verlieren und das musste sie verhindern.

Also würde sie Granger dazu bringen, dass sie Draco die Wahrheit sagte.

Ohne ein weiteres Wort stand Draco auf und verschwand in den Schlafsaal.

Noch immer den Kopf schüttelnd und grinsend zog er sich aus.

Pansy hatte wohl zu viel Feuerwhiskey getrunken.

„Möchten Sie einen Feuerwhiskey trinken?“, hörte Draco eine Stimme sagen und drehte sich augenblicklich um.

„Blase, was soll die Frage?“, wollte Draco wissen und sah seinen Kumpel, wie er den Raum betrat und die Tür hinter sich schloss.

„Nein, danke. Ich muss gestehen, dass mir der Alkohol sehr schnell zu Kopf steigt. Ich trinke ihn aber auch einfach sehr selten… Ich bevorzuge Kürbissaft“, sprach Blaise weiter und sah das Erstaunen in Dracos Gesicht.

„Was wollt ihr plötzlich alle? Wer hat das gesagt?“, fragte der Blonde und beobachtete Blaise, wie er zu seinem Bett ging und anfing sich aus zu ziehen.

„Ich staunte auch nicht schlecht, als ich das heute Abend gehört habe. Es war genau derselbe Wortlaut, wie du es mir erzählt hattest. Und du wirst mir nie glauben, wer das gesagt hat…“

„Jetzt sag schon. Wer ist sie?“

Dracos Stimme klang ein wenig aufgeregt und Zabini grinste.

„Grins nicht so blöd“, zischte Draco und Blaise räusperte sich.

„Granger hat das gesagt zu Slughorn…“

Ruhe.

Kein Wort wurde gesagt.

Lediglich die Atemgeräusche der beiden Jungen waren zu hören.

Granger…

Musste Blaise damit auch noch anfangen!?

Sie konnte nicht die Vampirlady sein, weil Granger keine Lady sein konnte!

Sie war ein Bücherwurm, eine muggelstämmige Besserwisserin, die den ersten Preis im „Ich-geh-allen-mit-meinem-Wissen-auf-den-Sack“-Turnier gewinnen würde.

Doch nie und nimmer konnte sie diese Vampirlady sein!

„Du… willst mich verarschen…“

Es war eigentlich keine Frage, sondern vielmehr eine Feststellung von Draco, aber Blaise schüttelte den Kopf.

„Wer auch immer dir vorher schon mit Granger auf den Keks ging und sagte, dass sie die Vampirlady sein könnte… Du solltest anfangen, dem zu glauben. Du kannst die anderen fragen, sie hat das gesagt…Tut mir leid, Draco, aber so sieht’s aus…“

Zabini legte sich aufs Bett und schaute nochmal zu Draco, der noch immer vor seinem Bett stand und das erste Mal in seinem Leben verwirrt, ja geradezu orientierungslos, wirkte.

Das Schlammblut Granger die unbekannte Schönheit.

Nein, das war lächerlich!

Nur ein Zufall, dass sie das so gesagt hatte.

Unsinn!, herrschte ihn seine innere Stimme an.

Dass sie es genauso wie auf dem Ball gesagt hat, kann kein Zufall sein, meinte die Stimme und Draco hielt sich den Kopf.

Seine Gedanken kreisten, drehten, machten Loopings und drohten ihn in den Wahnsinn zu treiben.

Erst als Blaise ihm einen eiskalten Waschlappen ins Gesicht pfefferte, kam er wieder zu sich.

Schweigend hob er den Waschlappen auf und ging raus. Er machte ihn sauber und hielt seinen Kopf unter den Wasserstrahl.

Das kalte Wasser beruhigte ihn und langsam aber sicher klärte sich sein Kopf.

Seufzend schaute er sich kurz im Spiegel an, dann trocknete er seine Haare und ging wieder in den Schlafsaal.

Er konnte den Anblick im Spiegel nicht ertragen. Seit er Todesser war, konnte er sich nicht mehr anschauen.

Er wusste warum, aber er war noch nicht bereit, sich das ein zu gestehen.

„danke für Info, Blaise… Gute Nacht…“, murmelte der Blonde und Zabini nickte.

„Jo, dir auch…“, erwiderte dieser und machte es sich ordentlich bequem in seinem Bett.

Draco tat es ihm gleich und schon bald schlief er tief und fest.

Überlegungen

2 Wochen vergingen, ohne dass sich an der Situation etwas verändert hat.

Draco konnte und wollte nicht glauben, dass Hermine die Vampirlady war und Hermine tat sich sehr schwer mit dem Gedanken, dass Blaise der Vampirlord gewesen sein soll.

Es war später Nachmittag und die Brünette saß in der Bibliothek und lernte gerade, als Harry zu ihr ging und sich neben sie setzte.

„Hermine, was ist los mit dir? Seit kurz nach dem Ball bist du so komisch…“, fing er vorsichtig an und die junge Hexe seufzte geschlagen.

Sie klappte ihr Buch zu und schaute Harry in die Augen.

„Ich habe so eine Ahnung, wer mit mir auf dem Ball war…“

„Und wer könnte es deiner Meinung nach gewesen sein?“, erkundigte sich Harry und war sehr gespannt auf ihre Antwort.

So wie sie wirkte, konnte es ja nur ein Typ aus Slytherin sein.

„Blaise Zabini…“, nuschelte sie leise und Harry staunte.

Also wirklich ein Slytherin und dann auch noch der?

Er hatte in den letzten Tagen ja mehr die Vermutung gehabt, dass es Draco Malfoy war, doch er würde sich hüten, ihr das zu sagen.

Sie liefen beide wie Falschgeld rum seit dem Ball, deswegen war es für ihn die einzige Möglichkeit, doch wollte er Hermine nicht noch weiter deprimieren. Sie war schon so genug neben der Spur.

Er hatte viel mit Ginny gesprochen, um zu erfahren, was los war. Natürlich sagte sie ihm nicht alles, das wollte er auch gar nicht. Doch machte er sich Sorgen um sie, daher wollte er wenigstens im Groben wissen, wo bei ihr der Schuh drückte.

Seine Versuche, mit ihr darüber zu reden, waren bisher nämlich erfolglos gewesen.

„Wenn dich das so fertig macht, dann rede doch mal mit McGonagall. Sie weiß, mit wem du dort warst und wenn dich das so fertig macht, dann wird sie es dir vielleicht sagen…“, schlug Harry vor, doch Hermine schien nicht allzu begeistert von der Idee.

„Harry, sie ist zum Schweigen verdonnert worden von Dumbledore. Das habe ich doch schon versucht…“, meinte sie und ließ den Blick schweifen.

Und genau in diesem Moment betrat Draco die Bibliothek.

Ihre Blicke trafen sich und einige Momente hielten sie den Kontakt aufrecht.

In der Brünetten löste das ein ganz komisches Gefühl aus.

Sie musste an den Ball denken. Daran, was sie über ihn gesagt hatte. Das er wahrscheinlich einsam war, dass er Hilfe brauchte…

Malfoy wich ihrem Blick aus, schaute woanders hin und setzte sich in eine ruhige Ecke.

„Ich weiß nicht genau, Harry. Aber ich habe das Gefühl, dass Blaise es nicht ist. Es ist nur so ein Gefühl, aber ich kann mich natürlich auch irren… Ach, ich rede wirres Zeug, entschuldige…“, redete sie vor sich hin und Harrys Sorge wurde immer stärker.

„Ach Hermine…“, murmelte er und seufzte leise.

Ihm war der Blickkontakt zwischen Malfoy und ihr nicht entgangen und in dem jungen Zauberer machte sich das Gefühl breit, dass es noch eine sehr schwere Zeit werden würde.

Hermine kapselte sich zurzeit immer mehr von Ron und ihm ab und diese Entwicklung gefiel Harry ganz und gar nicht.

Er würde sie stoppen und Hermine wieder zurückholen.

Das musste er tun, denn sie war ihm wichtig und er wollte, dass es ihr besser ging und das am besten so schnell wie möglich.

Früher oder später würde er mal mit Ginny reden, ob es nicht vielleicht besser war, Zabini direkt darauf an zu sprechen.

Dann hatten sie wenigstens Gewissheit. Sie mussten ja nicht sagen, dass Hermine die Vampirlady war. Nur, dass sie wussten, wer die Lady war und ob er der Lord war oder aber vielleicht Draco.

Und wenn das nicht half, dann würde der Vielsafttrank bestimmt helfen, damit Zabini ihnen die Wahrheit sagte.

Ihm gefiel die Idee mit dem Trank immer mehr und so beschloss er, das erst einmal mit Ginny und Ron zu besprechen.

„Naja, ich muss nochmal los, wir sehen uns später, Hermine“, verabschiedete sich Harry und die Brünette nickte.

Sie lächelte leicht und sah ihrem besten Freund hinterher. Sie wusste, dass er sich Sorgen machte, doch sie konnte nicht einfach so tun, als wäre alles in Ordnung.

Die Vorstellung, dass sie sich in einen Slytherin verliebt hatte, konnte sie kaum ertragen. Wie hatte das nur passieren können!?

Und wie konnte Dumbledore das einfach so machen?

Frustriert las sie noch ein wenig in einem Roman. Es war eine Verwechslungsgeschichte und es erinnerte sie ein wenig an ihr eigenes Schicksal gerade.

Nur das sich in ihrem Buch niemand so sehr hasste, wie es bei ihr der Fall war.
 

„Ginny? Die wollte irgendwas erledigen. Ich glaube, mit jemandem reden…“, mutmaßte Ron und Harry seufzte.

Er konnte sich schon denken, wo Ginny gerade steckte und er hoffte, dass es Ginny noch gut ging. Mit Slytherin war nicht zu spaßen.

Andererseits war mit der kleinen Rothaarigen auch nicht zu spaßen und wenn sie es nicht schaffte, wer sollte es dann schaffen?

„Und? Konntest du nochmal mit Hermine reden?“, fragte sein bester Freund interessiert und holte Harry so aus seinen Gedankengängen.

„Ja, konnte ich. Es geht immer noch um den Ball. Aber das wird sich bald klären, denke ich…“, meinte Harry und schaute ein wenig weg.

Er konnte Ron jetzt nicht die Wahrheit sagen. Er war in Hermine verliebt und die Nachricht, dass – wie es schien – sich seine Angebetete in einen Slytherin verliebt hatte, wenn er Ginny richtig verstanden hatte, wollte er ihm jetzt nicht zumuten.

Und dann auch noch das vorhin in der Bibliothek zwischen Hermine und Malfoy. Er hatte gesehen, dass die Zwei sich angeschaut hatten für einen Moment und das er den Blickkontakt abgebrochen hatte und nicht sie.

Und dann auch noch ihre Aussagen. Erst sagte sie, dass Zabini ihr Begleiter gewesen sein könnte. Doch kaum, dass sie den Blonden gesehen hatte, meinte sie, dass er es vielleicht gar nicht war, sondern jemand anders.

Sie sollte das unbedingt regeln und wenn sie das allein nicht schaffte, dann würden Ginny und er ihr eben helfen.

Ron mussten sie das mal in einer ruhigen Minute erklären, wenn er denn mit sich reden ließ.

Was das Thema Slytherin anging, war der Rothaarige sehr empfindlich, was Harry nur allzu gut verstehen konnte.

Aber dieser ungeklärte Zustand brachte sie ja nun auch nicht weiter.

„Dann ist ja gut. Ich bin froh, wenn Hermine wieder die Alte wird…“, murmelte Ron und seufzte.

Harry wusste, dass ihn die leicht abweisende Art von der jungen Hexe zurzeit ziemlich mitnahm. Doch wenn sich das Ganze endlich aufgeklärt haben würde, würde sich das auch wieder beruhigen und Hermine wieder anders zu ihnen werden. Davon war Harry fest überzeugt.

„Weißt du, wo Ginny hingehen wollte?“, fragte der Schwarzhaarige und Ron dachte einen Moment nach.

„Sie sprach vom Vertrauensschülerbad, weil sie dort mit jemandem reden wollte, glaube ich…“, meinte er und Harry nickte.

Mit der Information konnte er doch was anfangen.

„Alles klar, ich muss dann auch nochmal los. Bis später, Ron“, rief er und war auch schon aus dem Gryffindorgemeinschaftsraum verschwunden.

Verwirrt schaute sein bester Kumpel ihm hinterher, doch das bemerkte Harry gar nicht mehr, denn er wollte jetzt zu Ginny.

Er traute ihr zu, dass sie das regeln konnte, aber wer wusste schon, ob die Unterhaltung fair bleiben würde?

Was, wenn Zabini sauer werden würde, weil sie ihn auf dem falschen Fuß erwischt hatte?

Das Risiko wollte er vermeiden und lieber bei dem Gespräch dabei bleiben. Schließlich liebte er Ginny und wollte auf keinen Fall, dass ihr etwas passierte!
 

Ginny hatte es geschafft, in einer Pause Zabini einen Zettel zuzustecken, ohne dass er das anscheinend gemerkt hatte. Die Rempel-Methode war einfach die beste für sowas.

Sie hatte auf den Zettel geschrieben, dass sie ihn nach der Schule im Vertrauensschülerbad sprechen wollte und dass es um den Ball ging.

Ungeduldig wartete sie nun und hoffte, dass er auch wirklich auftauchte.

Keine viertel Stunde später ging die Tür auf und erschrocken fuhr sie herum. Sie war so in Gedanken gewesen, dass sie ihre Umwelt ignoriert hatte.

„Zabini…“, murmelte sie und bemerkte den abwertenden Blick des Slytherin.

„Weasley… Was soll das? Was willst du?“, fragte er gelangweilt und schien sie weiter zu mustern.

Ginny drehte sich ganz zu ihm um und schaute ihn an.

„Ich bin hier, weil ich über den Ball reden will. Meine beste Freundin Hermine ist wegen des Balls ziemlich unten durch und ich will ihr helfen…“

„Stimmt meine Vermutung also…“

„Was meinst du, Zabini?“

Ginny war etwas verwirrt und schaute ihr Gegenüber an. Wusste er, dass Hermine die Vampirlady war?

Und wenn ja, woher wusste er das?

„Granger war die Vampirlady beim Ball. Sieh mich nicht so an. Es war nicht schwer zu erraten, so wie sie sich bei Slughorns Abendessen benahm. Sie hat genau dasselbe gesagt, als zwei Abende zuvor beim Ball. Ich wurde stutzig und habe dann einfach 1 + 1 gerechnet“, antwortete er und die Rothaarige musterte Blaise.

Dann hatte Hermine wohl recht und er war der Vampirlord. Wenn er wusste, dass sie Sätze exakt genauso gesagt hatte.

„Also warst du der Lord…“, stellte Ginny fest und errötete leicht, als der Slytherin in schallendes Gelächter ausbrach.

„Um Gottes willen, nein… Ich gehöre in den Augen der Lehrer nicht zu den Erlesenen, die einen Ball eröffnen dürfen… Dreimal darfst du raten, wer aus Slytherin das darf…“

„Malfoy… Oh nein, bitte nicht…“, nuschelte Ginny und seufzte geschlagen.

Das konnte doch nicht wahr sein.

Hermine hatte sich in den Arsch verknallt!?

Naja, eine perfekte Maskerade konnte sowas wohl möglich machen…

„Tja, aber mach dir nichts draus, Draco geht es auch nicht besser. Die Frau an dem Abend hat ihm total den Kopf verdreht… Ich bin ja der Meinung, dass die Zwei mal reden sollten, aber ich habe das Gefühl, dass das noch nicht gut geht. Ich habe ihm auch gesagt, dass ich die Vermutung habe, dass Granger die Lady war, aber so 100%ig wollte er es mir noch nicht glauben…“

„Hab ich das grade richtig gehört?“, begann Ginny verwundert, „DU bist der Meinung, die Zwei sollten reden?“

Sie traute ihren Ohren nicht. So sprach doch ein Blaise Zabini nicht von der Angelegenheit. Er war dafür, dass das „Schlammblut“ Granger und sein bester Kumpel Draco Malfoy miteinander reden sollten!?

Das klang sehr unglaubwürdig ihrer Meinung nach.

„Daran erkennt man, dass du mich überhaupt nicht kennst. Was ich eigentlich bedaure…“

„Ach ja? Wie komm ich denn zu der Ehre!?“, schnappte sie und verschränkte die Arme.

Wollte sich Blaise jetzt etwa an sie ranmachen?

Dabei sah er Frauen doch immer so von oben herab, was sie so mitbekam. Naja, mal sehen, was er wollte.

„Ja… Du hast Charme, Witz, Selbstvertrauen und siehst gut aus… Ich würde dich gerne näher kennen lernen…“, meinte er und mit zwei Schritten stand er direkt vor Ginny.

Diese war total perplex und wusste gar nicht, was sie sagen oder tun sollte.

„Stop, stop, stop!“, rief sie und schob den Slytherin weg, indem sie ihre Hände auf seinen Oberkörper legte.

„So läuft das nicht… Da musst du dich schon mehr anstrengen…“, meinte sie und hätte sich in diesem Augenblick am liebsten selbst geschlagen.

Sie hatte ihn gerade herausgefordert!

Wie blöd war sie eigentlich!?

Jetzt war es zu spät. Und ob sie jetzt sagen würde, er solle vergessen, was sie gesagt habe oder ob sie schwieg, war egal. So oder so würde Zabini ab jetzt nervig werden.

Sie und ihr manchmal loses Mundwerk!

Niedergeschlagen seufzte sie und sah, wie Blaise sie musterte.

„Zurück zum eigentlichen Thema. Wir kriegen wir Hermine und Draco dazu, miteinander zu reden?“, lenkte sie ab und Zabini überlegte eine Weile.

Ihr Zuliebe ließ er sich auf den Themenwechsel ein und beide grübelten jetzt über mögliche Optionen.

„Wie wäre es, wenn wir uns beide Gedanken darüber machen und uns morgen um 17 Uhr hier noch einmal treffen?“, schlug Blaise vor und Ginny nickte.

Das klang nach einem vernünftigen Vorschlag.

„In Ordnung, machen wir es so…“, stimmte sie zu und schritt an Zabini vorbei. Sie mied den Augenkontakt und wollte einfach nur raus.

Ginny verließ den Raum und stand etwas verloren im Gang, als Harry auf sie zuschritt.

„Hey, alles okay?“, fragte er besorgt und sie drehte sich mit einem leichten Lächeln zu ihm um.

„Ja, alles bestens. Draco war der Lord… Und Blaise und ich haben beschlossen, uns bis morgen etwas zu überlegen, wie wir Hermine und Draco dazu kriegen, dass sie miteinander reden“, antwortete sie, hakte sich bei Harry ein und ging mit ihm den Korridor entlang.

Der Schwarzhaarige nickte lediglich und beließ es dabei.

Er würde morgen bei dem Treffen dabei sein, dafür würde er sorgen. Denn das dumpfe Gefühl, dass man Blaise misstrauen sollte, war nach wie vor da.

Flüchten!?

Draco war zum gewünschten Zeitpunkt mit Blaise beim Abendessen des dunklen Lords gewesen.

Zu beider Überraschung war es lediglich ein ganz gewöhnliches Abendessen, ohne weitere Aufträge zu erhalten oder Ähnliches.

Draco war sich noch immer nicht sicher, ob es ein gutes oder schlechtes Zeichen gewesen war, dass sie dort hatten hingemusst, aber das war jetzt auch egal.

Schließlich musste er seinen Auftrag weiterhin in Angriff nehmen und er wusste noch immer nicht, wie er das anstellen sollte.

Zumal seine Gedanken immer mal wieder bei der Vampirlady und – leider – bei Granger waren.

Seit dem Abend, wo Pansy und Blaise ihm gesagt hatten, dass sie die Lady war, versuchte er Anzeichen zu finden, die es widerlegten.

Aber so einen richtigen Beweis, dass das schlammblut eben nicht die Vampirlady war, fand er nicht und das frustrierte ihn. Sehr sogar.

Blaise drängte ihn dazu, mit Granger zu reden, um reinen Tisch zu machen, um die Fronten zu klären, doch das konnte er nicht.

Genauso wenig, wie er sich im Spiegel ansehen konnte.

Mit Granger zu reden bedeutete gleichzeitig ein zu sehen, dass er sich in ein besserwisserisches Schlammblut verliebt hatte.

Nein, das würde er niemals tun.

Wobei er sich ja eigentlich nicht mal in sie verliebt hatte, sondern in ihr „Halloween-Ich“, wie er es mittlerweile bezeichnete.

Da war sie besserwisserisch noch… Nein, das war falsch. Muggelstämmig war sie auch zu dem Zeitpunkt gewesen, das Argument war Schwachsinn.

Wütend auf sich und auf die Umwelt zertrümmerte er seinen Spiegel im Badezimmer.

Eins war ihm seit dem Abendessen klar geworden.

Er war schwach, er war erbärmlich, er hatte Angst.

Angst davor, dass ihn nie jemand lieben würde.

Sie war sogar größer als die Angst zu sterben.

Es gab wohl nichts Schlimmeres als einsam zu leben. Er war zwar Einzelkind und die Ehe seiner Eltern verlief auch nicht unbedingt glücklich, dennoch hielten sie zusammen, wenn es drauf ankam.

Er hatte niemanden, zu dem er halten konnte bzw. der zu ihm hielt.

Aber andererseits würde er auch nicht zulassen, dass das Schlammblut Granger zu dieser Person wurde.

Sie würde sowieso nichts von ihm wollen, schließlich war er der Arsch der Schule und das war auch gut so.

Aber diese ganzen anderen Weiber, die ihn verfolgten, die ihn begehrten, waren irgendwie noch schlimmer als Granger.

Sie waren so leicht zu manipulieren, hatten keinen eigenen Willen und wollten nur was von ihm, damit sie mit ihm angeben konnten.

Nein, das war auch nichts.

Einen Moment lang sah er eine Scherbe an, an der Blut klebte. Sein Blut.

Genau dasselbe Rot wie bei der Rose.

Eine verrückte Idee kam ihm und leicht grinsend verließ er das Bad, um sich an zu ziehen.

Nachdem er fertig angezogen zur großen Halle gegangen war und gefrühstückt hatte, konzentrierte er sich auf den Schultag.

Alles in Allem war es nicht sonderlich spannend, selbst Granger hatte heute wohl nicht ihren besten Tag. Doch das war eigentlich schon seit dem Ball der Fall.

Ob sie eigentlich wusste, wer der Lord, also ihr Begleiter, war?

Nein, das konnte er sich irgendwie nicht vorstellen.

Dann würde sie anders hier durch die Gänge marschieren.

In Gedanken versunken wuselte er zurück zum Kerker und verstaute seine Schulsachen.

Er sah Blaise, der auf dem Bett saß und einen kleinen Zettel anschaute.

„Hm? Was ist das denn?“, fragte Draco und Blaise sah überrascht auf.

„Das weiß ich selbst nicht so genau…“, antwortete er wahrheitsgemäß und Draco zog eine Augenbraue hoch.

„Auf dem Zettel wird doch was drauf stehen, oder?“, hakte der Blonde nach und sein Kumpel nickte langsam.

„Ja, es geht auch nicht um die Nachricht selbst. Die ist unmissverständlich. Es geht vielmehr um den Absender“, murmelte Blaise und packte den Zettel in seine Hosentasche.

„Ach ja?“

„Ja, ich erzähl es dir später“, antwortete Zabini und verließ den Raum.

Achselzuckend widmete sich Draco wieder seinen Sachen.

Was auch immer er hatte, wenn es wichtig war, würde Blaise es ihm erzählen.

Zu seiner Ernüchterung stellte er fest, dass er der Bibliothek einen Besuch abstatten sollte.

Wenn er die Prüfung bei Snape bestehen wollte, sollte er das tun.

Widerwillig, weil er sich bewusst war, dass er Granger begegnen würde, machte er sich auf den Weg.

Nach außen hin arrogant und selbstgefällig stolzierte er durch die Gänge von Hogwarts, dabei fühlte er sich gar nicht so stark und unbezwingbar, wie er den anderen glauben machen wollte.

Aber es schien niemand zu bemerken, denn nach wie vor machten die Schüler ihm Platz.

Gut so, dachte er zufrieden. Nichts wäre schlimmer, als wenn sie merken würden, dass ich gerade nicht so bin, wie ich mich gebe.

Der Blonde bog um eine Ecke und sah schon den Eingang zur Bibliothek.

Kurz seufzend öffnete er eine der Flügeltüren und schaute sich um.

Sein Blick blieb an Granger haften, die mit Potter zusammen lernte, wie es schien.

Auch sie sah ihn an und er hatte das Gefühl, dass sie ihn durchschaute. Das sie merkte, vielmehr SPÜRTE, dass er nicht der war, den er glauben machen wollte.

Schnell brach er den Blickkontakt ab, setzte sich in eine ruhige Ecke und atmete tief durch. Auf dem Tisch neben ihm lag ein Buch und er las kurz den Einband.

Irgendetwas über vergangene Magier, uninteressant.

Also würde er aufstehen und an Granger vorbei müssen, damit er zu dem Buch kam, was er brauchte.

War da nicht eben noch jemand gewesen?

Ach ja, Potter…

Der war wohl vor ihm geflohen.

Ein Grinsen stahl sich auf seine Lippen, schön, wenn es so wäre, aber die Vorstellung war auch schon mal was.

„Was siehst du denn so verträumt aus?“, wollte eine Stimme plötzlich wissen und Draco sah auf.

Hermine stand da und hielt ihm ein Buch entgegen.

Anhand des Einbandes stellte er fest, dass es das war, was er zum Lernen brauchte.

„Hier, ich bin fertig“, fügte sie noch hinzu und Malfoy nahm das Buch.

Was sollte das denn jetzt werden!?

„Bild dir nichts drauf ein, Malfoy. Aber dein Gesicht, als du mich gesehen hast, war es mir wert“, meinte sie mit einem selbstzufriedenen Grinsen und verschwand aus der Bibliothek.

Äußerlich wieder voll in seiner Rolle drinnen, blätterte er in dem Buch, doch innerlich war er total von der Rolle.

Was sollte der Auftritt denn jetzt? Wollte sie ihn bloß stellen?

Damit schadete sie sich in diesem Fall aber selbst, denn sie als Schlammblut wagte es zu ihm zu gehen. Das sahen die Reinblüter hier nicht gern.

Er hörte, wie das Getuschel lauter wurde und genervt verdrehte er die Augen. Konnten sie sich nicht zurückhalten, bis er weg war?

Konnten sie nicht einmal das bisschen Anstand aufbringen?

Seufzend begann er zu lernen und ignorierte seine Umwelt. Sollten sie sich doch das Maul zerreißen, er hatte besseres zu tun.

Nach 2 Stunden hörten er draußen auf dem Gang Tumult und Geschrei.

Wenn er es richtig hörte, gehörte die eine Stimme zu Weasel-bee und die andere zu Granger.

Oh Mann, was da wohl wieder los war?

Bevor er zur Tür ging, räumte er noch das Buch weg. Für heute hatte er genug gelernt.

Noch bevor er die Tür geöffnet hatte, hörte er schon Weasel-bees Gebrüll.

„ACH JA!?“

Ruhe.

„NEIN, BIN ICH NICHT MEHR!!!“, schrie Ronald und dann herrschte wieder Ruhe.

„Könnt ihr mich verschwinden!? Hier gibt es nichts zu glotzen“, jammerte eine Mädchenstimme, die Draco schnell als Hermines einordnete.

Er sah, wie Schülerinnen und Schüler tuschelnd weitergingen.

Etwas weiter vor ihm im Gang hockte Granger auf dem Boden und weinte.

Es sah schon wirklich erbärmlich aus, wie sie da saß.

Doch er würde daran nichts ändern können und so richtig wollen tat er das auch nicht.

Auf einmal hob Hermine den Kopf ein wenig und sah ihn direkt an.

Es war nicht einmal wirklich ein trauriger Blick, den sie ihm zuwarf oder ein gehässiger Blick, es war ein auffordernder.

Auch wenn Draco nicht so ganz verstand, zu was sie ihn eigentlich auffordern wollte.

Er spielte mit dem Gedanken, weg zu gehen und fragte sich, was passieren würde, wenn er zu ihr gehen würde.

Was sollte das alles nur!?

Er war doch schon verwirrt genug und die Last seines Auftrages hatte er auch noch auf seinen Schultern, das reichte doch nun wirklich.

„Was willst du eigentlich, Granger!?“, blaffte er sie an, als er auf sie zugegangen war.

Seine Wut über sich selbst drohte sich gerade zu entladen und wenn die Brünette etwas Falsches sagte, würde es hässlich werden, das wusste Draco.

Aber er konnte den angestauten Ärger nicht mehr zurückhalten.

Irgendwo musste er ihn loswerden und das hier war gerade der richtige Ort dafür.

„Sei ehrlich zu mir“, forderte sie schlicht und ihre Stimme war klar. Glasklar.

Dabei hatte sie bis eben noch geweint. Doch das hörte man ihr nicht mehr an. Auch wenn man es mehr als deutlich sah, so wie sie noch immer auf dem Boden saß.

Doch ihre Haltung veränderte sich ein wenig, sie wurde wieder selbstbewusster.

„Es gibt für mich keinen Grund, ehrlich zu dir zu sein, Granger. Das einzige, wo ich ehrlich bin, ist, dass ich mich darauf freue, wenn ich dich endlich töten darf“, erwiderte er mit einem eiskalten Grinsen, doch es verfehlte seine Wirkung.

Hermine wirkte weder verängstigt noch erschrocken.

„Schade, ich hatte auf was Neues gehofft. Mit diesen alten Kamellen kannst du mich nicht mehr locken, sorry, Malfoy… Wenn du mir sonst nichts zu sagen hast, dann werde ich jetzt gehen…“, sagte sie und stand auf.

Sie schaute ihm direkt in die Augen und Draco bemerkte, wie verletzt sie aussahen.

Der Streit mit Ron musste ihr sehr zugesetzt haben

Warum auch immer er ihr noch etwas bedeutete.

„Nein, was anderes wirst du von mir nicht hören“, entgegnete er und verschränkte trotzig die Arme.

Sie war zu aufmüpfig.

Daran musste er etwas ändern. Es war so ein krasser Gegensatz. Einerseits dieses freche in ihrer Stimme und dann der verweinte Anblick, der sich ihm bot.

Das passte so gar nicht zu ihr.

„Und du hältst immer noch zu Weasel-bee? Es ist so lächerlich…“, murmelte er.

„Kann dir doch egal sein. Oder wäre es lieber, wenn ich zu dir halten würde?“, fragte sie offen und ihre Augen verengten sich ein wenig, genauso wie seine.

Was war das denn jetzt für eine Frage!?

Im nächsten Moment brach er in schallendes Gelächter aus.

Es war dasselbe Gelächter wie bei Pansy, als sie ihm gesagt hatte, dass Granger die Vampirlady gewesen sein soll.

Immerhin war sie gerade genauso frech wie die Lady, doch er glaubte nach wie vor nicht daran, dass das so war.

„Ist es dein Traum, Granger?“, schnurrte Malfoy und drückte Hermine gegen die Steinmauer.

Wenn sie spielen wollte, dann konnte er auch mitmachen.

Zufrieden stellte er fest, dass die Brünette nicht erschrocken sondern viel mehr angriffslustig aussah.

Das könnte noch lustig werden.

„Mit dem Möchtegernhaargel Prinzen Draco Malfoy eine Beziehung zu führen und zu ihm zu halten in schlechten wie in guten Zeiten?“, fragte sie theatralisch und schaute Draco mit einem Grinsen in die Augen.

„Nein, tut mir Leid. Aber es gibt bessere Typen als dich…“, ergänzte sie und Dracos Funkeln in den Augen wurde stärker.

„Ach ja? Wen denn? Potter?“, fragte er amüsiert zurück und Hermines grinsen wurde zu einem Lächeln, einem leicht verführerischen Lächeln.

Ob sich Granger dessen bewusst war?

Wahrscheinlich nicht…

„Aber nicht doch. Das wüsstest du wohl gern, was?“, hauchte sie leise und er spürte ihre Hände auf seinem Hemd.

Sie schob ihn etwas zurück und tauchte unter seinem Arm, damit sie von der Wand wegkam.

„Will da jemand flüchten?“, hakte der Blonde nach.

Ihre Augen waren zwar noch gerötet, aber sie machte nicht mehr den Eindruck, als wäre sie traurig, eher angriffslustig und interessiert. Doch ihr Mienenspiel wechselte sehr schnell, wie er festgestellt hatte während des Gesprächs.

„Bist du nicht eher derjenige, der flüchtet, Draco?“, fragte sie mit einem Lächeln, das von verführerisch zu traurig gewechselt hatte und Malfoy spürte einen Kloß im Hals.

Sein Magen zog sich zusammen und er erinnerte sich an ihre Worte, die sie während des Balls über ihn gesagt hatte.

Sie hatte ihn erwischt.

Doch zugeben würde er das niemals.

Als er aus seiner kurzen Starre erwacht war, war die Brünette weg und Draco schlug gegen die Wand.

Sie hatte ihn durchschaut. Sie wusste, wie er sich fühlte. Dass er Angst hatte, wahrscheinlich sogar, dass er sich einsam fühlte.

Das war nicht gut…

Ausgerechnet sie!

Warum hatte Hermine überhaupt eben mitgespielt?

Hatte Ronald heimlich zugesehen und sie wollte ihm eins auswischen?

Das wäre möglich, aber würde sie dafür so weit gehen?

So ging das doch nicht! Er kam keinen Schritt weiter mit seinen Gedanken, das war sinnlos, sich da jetzt allein den Kopf drüber zu zermartern.

Und dann war das alles auch noch öffentlich passiert. Irgendjemand hatte sie bestimmt gesehen. Bei Merlins Bart, das würde noch böse werden!

Wütend schritt er eilig auf den Kerker zu. Er musste seinen Kopf abkühlen, mit Blaise reden und seine Gedanken wieder ordnen.

Im Vertrauensschülerbad

„Hermine, was ist denn los?“, fragte Ginny besorgt und umarmte ihre beste Freundin, die im Vertrauensschülerbad saß und sich die Augen ausweinte.

Die maulende Myrthe machte wohl gerade einen Spaziergang, jedenfalls entdeckte Ginny sie nicht.

Die Brünette saß am Rad des Bades, kauerte mit gesenktem Kopf und hatte ihr Gesicht in ihren Händen vergraben.

„Ich… Ich hatte eben Streit…“, nuschelte Hermine und versuchte sich zu beruhigen. Doch Ginny merkte, wie schwer es ihrer besten Freundin fiel.

„Mit wem denn?“

Ginnys Stimme klang ruhig und besonnen und sie spürte, wie sich Hermine an sie kuschelte.

„Mit Ron… Er hat herausgefunden, dass er mit Pansy auf dem Ball war und als er mit ihr gesprochen hat, hat sie ihm auch gleich noch gesteckt, dass ich angeblich mit Draco auf dem Ball war als Vampirlord und -lady. Ich habe das nicht sofort abgestritten, weil ich dachte, dass es so sein könnte. Und da ist Ron vollkommen ausgeflippt, hat mir sogar die Freundschaft gekündigt…“, schluchzte Hermine leise und stoppte ab und zu, um die wieder aufkommenden Tränen raus zu lassen.

Ginny schüttelte nur verständnislos ihren Kopf. Ron hatte sie doch nicht mehr alle.

Deswegen so einen Aufstand zu machen. Natürlich war sein Ego gekränkt, weil er mit Pansy auf dem Ball war und das konnte sie auch verstehen, sehr gut sogar. Denn Pansy war eine dumme, hinterlistige Kuh, aber das musste er doch nicht an Hermine auslassen, nur weil sie nicht direkt antwortete, oder?

„Aber warum hat Ron mit Pansy gesprochen?“, murmelte Ginny und eigentlich war die Frage auch mehr an sie selbst gerichtet als an Hermine, doch sie meinte:

„Ich weiß es nicht. Es ist mir aber auch egal. Wenn Ron so schnell ausflippt, dann soll er bleiben, wo der Pfeffer wächst. Ich will erst einmal herausfinden, ob Malfoy nun wirklich mein Begleiter war oder nicht. Dann seh ich weiter…“

Ginny schwieg. Sollte sie jetzt sagen, was sie wusste? Sollte Hermine es lieber selbst herausfinden?

Nein, verschweigen kam für sie nicht in Frage!

„Hermine, du warst mit Draco Malfoy auf dem Ball, ich weiß es…“, sagte sie leise und senkte den Kopf ein wenig.

Ungläubig, aber auch erstaunt schaute ihre beste Freundin sie aus roten, verweinten Augen an.

„Woher weißt du das?“

„Ich habe vorhin mit Blaise gesprochen. Nach dem Abendessen habe ich lange hin und her überlegt, was ich tun könnte, um dir zu helfen. Ich habe ja gesehen, wie du wie Falschgeld durch die Gänge gelaufen bist. Genauso wie Draco im Übrigen auch und vorhin in einer Pause habe ich Zabini einen Zettel in seine Manteltasche fallen lassen. Wir haben uns hier getroffen und unterhalten. Und er hat mir versichert, dass Draco der Lord war, was ich mir vorher auch schon überlegt hatte. Wir wollten uns was einfallen lassen, um euch beide zum reden miteinander zu bewegen…“, erklärte Ginny und sah ein leichtes Lächeln auf Hermines Gesicht.

„Danke Ginny, du bist wirklich eine tolle Freundin. Ich hatte auch die Vermutung, dass Draco es gewesen sein könnte und nach meinem Streit mit Ron kam Malfoy aus der Bibliothek und hat mich erst mal angeblafft. Doch irgendwie hat sich das alles ganz anders abgespielt, als ich es erwartet hatte. Ich hatte fast das Gefühl wie auf dem Ball, als wir miteinander gespielt hatten. Das haben wir wieder… Er hatte mich an die Wand gedrückt und ich wollte mich befreien und er hat gefragt, ob ich flüchten wollte. Statt zu antworten, hab ich ihn gefragt, ob er nicht eher flüchten würde. Ehe er antwortete, war ich weg. Ich weiß nicht, sein Mienenspiel… Ich dachte, er würde mich vielleicht umbringen, so wütend sah er aus. Ich habe da einen Nerv bei ihm getroffen. In Zukunft muss ich aufpassen, was ich sage, fürchte ich…“, erzählte Hermine und versuchte ihre eigenen Gedankengänge zu sortieren.

Doch das war alles gar nicht so einfach, wie es gerne gehabt hätte.

Der Stress mit Ron und diese Ungewissheit Draco betreffend hinterließen ihre Spuren und sie fühlte sich erschöpft und ausgelaugt.

„Vielleicht. Aber Blaise wird bestimmt noch mal mit Draco reden und ihm den Kopf waschen. Also warte erst mal ab, was passieren wird“, beruhigte Ginny sie und Hermine nickte nur.

Irgendwie sprach Ginny anders von Zabini in letzter Zeit oder war es Einbildung?

Ach bestimmt war es das!

Ginny war mit Harry glücklich und das würde auch so bleiben. Die Zwei sahen so zufrieden aus, wenn sie zusammen unterwegs waren.

Doch jetzt, wo sie irgendwie ja mit Draco zu tun hatte und damit anscheinend die Beziehung zu Ron verloren hatte, war sie nicht dabei, auch noch Ginny und Harry voneinander zu trennen?

Nein, niemals!

Wütend über diese vielen, unnötigen Gedanken schüttelte sie den Kopf.

Da das aber nicht so recht seinen Zweck erfüllte, stand sie auf und zog sich bis auf BH und Slip aus.

Die verwunderten Blicke ihrer Freundin nahm sie nicht zur Kenntnis. Sie war viel zu sehr mit sich und ihren Gedanken beschäftigt.

Kaum war sie soweit ausgezogen, sprang sie mit einem flachen Köpper in den Pool.

Unter Wasser schwamm sie ein paar Züge, bevor sie auftauchte. Dann strich sie ihre nassen Haare aus dem Gesicht und schaute zu Ginny rüber, die noch immer sehr verdutzt dasaß und ungläubig staunte.

„Wow, so spontan kenn ich dich ja gar nicht“, meinte ich Ginny und begann breit zu grinsen.

„Tja, immer mal was neues. Komm doch auch rein“, rief Hermine und winkte der Rothaarigen zu.

„Nein danke, ich muss jetzt los. Die Hausaufgaben rufen. Also, wir sehen uns zum Abendessen.“

Mit diesen Worten stand Ginny auf und verschwand grinsend und fröhlich aus dem Raum.

Die Brünette sah ihrer Freundin nach und beschloss, noch ein wenig zu schwimmen.

Hausaufgaben hatte sie bereits erledigt, insofern hatte sie noch 3 Stunden Zeit bis zum Abendessen.

Genüsslich schwamm sie Runde um Runde und schaltete ihren Kopf aus. Es gab nur wenige Gelegenheiten, wo sie es schaffte, doch schwimmen gehörte definitiv dazu.

Nach einer gewissen Zeit, Hermine hatte keine Uhr da, stieg sie wieder aus dem Wasser und als sie ihren Blick schweifen ließ, erstarrte sie plötzlich.

„Malfoy…“, hauchte sie überrascht und vergaß, dass sie nur in BH und Slip dastand.

Was machte er hier!?

Warum sah er sie so komisch an?

Was war nur los seit dem Ball???
 

Es waren keine zehn Minuten vergangen, seitdem er sich auf den Weg zum Kerker gemacht hatte.

Mittlerweile hatte er den Kopf unter kaltes Wasser gehalten und saß mit einem Handtuch im Nacken auf dem Bett und starrte einen Punkt an der Wand an. Dort an der Wand war nichts, was man hätte anstarren müssen, aber Draco dachte nach und wenn er hier unten alleine war, dann schaute er immer irgendwo hin.

Alles in seinem Inneren war aufgewühlt, er wusste nicht mehr, wer er war, wofür er stand.

Dabei war doch eigentlich alles klar.

Er war Todesser, Auserwählter der Todesser, wollte keine Muggel oder Squibs in seiner Gegenwart und dem Ruf der Familie Malfoy gerecht werden.

Doch stimmte das denn wirklich?

Warum hatte er dann eben mit Granger gesprochen? Mit ihr gespielt?

Aber war das nicht eigentlich auch egal?

Nein, das war es nicht, denn er fühlte sich unwohl. Man konnte wohl sagen, er war auf der Suche nach sich selbst.

Und das wurmte ihn, sehr sogar. Nichts war schlimmer, als mit sich selbst nicht klar zu kommen.

Seit dem Ball war er innerlich durcheinander, seine Gedanken, seine Gefühle, nichts war geordnet in ihm.

„Na, was grübelst du so?“, fragte eine Stimme halb vergnügt und Draco seufzte.

„Hey Blaise. Hast du eine Ahnung, was mit Granger los ist? Ich hatte vorhin eine Auseinandersetzung mit ihr…“, begann der Blonde, stoppte dann aber, als er das Grinsen seines Kumpels sah.

„Ich weiß, ich hab es gesehen. Aber ist die Frage nicht mehr, was mit dir los ist?“

Ruckartig drehte sich der junge Malfoy um und seine Augen zeigten Unbarmherzigkeit, sie waren eisig kalt.

„Könntet ihr alle mal bitte damit aufhören, immer eine Gegenfrage zu stellen und meine Frage einfach mal beantworten?“, zischte er bedrohlich und Zabini zuckte mit den Achseln.

„Also, was mit Granger los ist, weiß ich auch nicht, das musst du sie schon selbst fragen. Aber ich habe eine Ahnung, was mit dir los ist und warum du so eine schlechte Laune hast“, erwiderte Blaise locker.

Er kannte die Launen des Slytherin Prinz und wusste ganz gut mit ihnen um zu gehen.

Statt einer verbalen Aufforderung, dass er weiter reden sollte, zuckte nur die Augenbraue. Das kam einer Aufforderung gleich und so begann Blaise sich zu erklären.

„ Du kommst mit dir selbst nicht klar. Weil du an der Sache von du-weißt-schon-wem zweifelst und weil du dich in Granger nach dem Kostümball verknallt hast. Und das passt dir gar nicht, weil dir deine Erzieher eingeimpft haben, dass „muggelstämmige“ minderwertig sind. So ist es doch, oder?“

Draco schwieg. Was sollte er dazu auch sagen?

Er hatte recht wie so oft, wenn es um ihn ging.

Wahrscheinlich einer der Gründe, warum er mit Blaise befreundet war. Er zeigte ihm den Weg, ob es der richtige war, wusste er nicht, aber er befreite ihn mit der Zeit aus Denkweisen, die seine Familie ihm eingeprügelt hatte.

Zabini half ihm, seinen eigenen Willen und sein eigenes Denken zu finden.

Anderen gegenüber sagte er natürlich, dass er das alles allein konnte. Doch er war so von seinen Eltern geprägt, dass er das eben nicht allein konnte.

Nur seinem besten Kumpel gegenüber zeigte er sich, wie er war, wie er fühlte und dachte.

Niemand anderes würde das je begreifen, da war er sicher.

Dennoch hasste Draco seinen besten Kumpel manchmal, denn er schaffte es immer irgendwie, ihm ein schlechtes Gewissen ein zu reden. Ob es gerechtfertigt war oder nicht, war er sich nicht sicher, doch er fühlte sich richtig unwohl in seiner Haut.

Auch in diesem Fall war das so und er wusste, was das bedeutete für ihn.

Er würde reden müssen und das nicht mit Blaise, sondern mit Granger und das schmeckte ihm nicht. Gar nicht.

Doch bevor er das tun würde, würde er erst einmal mit sich selbst wieder ins Reine kommen.

Und er wusste auch, wie er das am besten angehen konnte.

„Bin nochmal weg…“, murmelte er zu Blaise und verließ den Raum.

Das würde sein, wenn er jetzt eine Runde schwimmen ginge. Neben dem Astronomieturm war das sein zweitwichtigster Raum, um nach denken zu können.

Und für gewöhnlich trieb sich da eh niemand rum.

Mit einer Badehose im Gepäck, die er vorher noch aus seinem Schrank gesucht hatte, schritt er durch die Gänge Hogwarts und sah ein paar jüngere Schüler, die in Gruppen zusammen gerottet, in Ecken standen und irgendetwas tuschelten.

Er hörte nicht hin, die Kleinen waren ihm total egal.

Sie verstanden eh nicht, was hier bald los sein würde und wahrscheinlich war es auch besser so für sie.

In Gedanken versunken kam er nach ein paar Minuten an der Tür an und öffnete sie, nachdem er sich kurz umgesehen hatte.

Die anderen brauchten nicht zu wissen, dass er öfters hier war. Nachher würde Pansy hier noch im Bikini auf ihn warten…

Gruselige Vorstellung…

Leise öffnete er die Tür und trat ein.

Als erstes fiel ihm die Schuluniform auf, die vor dem Becken auf dem Boden lag.

Aufgrund dessen wanderte sein Blick direkt zum Pool und dort entdeckte er diese leicht gelockten, braunen, langen Haare.

Granger.

Das konnte doch nicht wahr sein!

Ausgerechnet sie! Hier!

Gerade wollte er umdrehen und verschwinden, als sie aus dem Becken stieg und ihn mit leicht geöffnetem Mund ansah.

Er hörte ihre Stimme nur sehr leise und doch verstand er, dass sie seinen Nachnamen sagte.

„Was machst du denn hier?“, wollte er wissen und verschränkte die Arme.

Warum wollte er eben überhaupt abhauen?

Es gab keinen Grund, warum er sich nicht einer Konversation mit Granger stellen sollte.

Aber er fühlte sich unwohl. Am liebsten würde er noch immer auf der Stelle raus stürmen.

Verdammt, seit wann war er so feige!?

„Ich bin hier, weil ich schwimmen wollte. Problem damit?“, patzte sie und Draco stellte fest, wie sehr ihre Augen doch funkelten, wenn er sie sah.

„Ja…“, knurrte der Blonde und sah zweifelnd zu Granger, wie sie auf ihn zuging.

Was wollte sie denn jetzt?

Während sie näher kam, änderte sich ihre Haltung. Dass sie auf Zehenspitzen ging, verstärkte den Eindruck, dass sie ihm nicht länger böse begegnen wollte.

Wenn er es nicht besser gewusst hätte, würde er raten, dass sie ihn verführen wollte.

Auf einmal sah er die Vampirlady vor seinem inneren Auge und er schluckte.

Ihm brannte die Frage auf der Zunge, ob Hermine sie war.

Aber sollte er wirklich fragen?

Was, wenn sie es war?

„Hermine…“, flüsterte Draco unbewusst, denn er hatte noch immer die Vampir Lady vor seinem geistigen Auge.

„Komm zu mir, wenn du weißt, was du willst, Draco… Und schwimmen gehen lohnt sich nicht mehr, in einer dreiviertel Stunde gibt es Abendessen…“, sagte sie und tippelte an Draco vorbei zum Spiegel, wo auch die Handtücher waren.

Sie schlang sich eins um und schrubbelte ihre Haare.

Wie versteinert stand Malfoy da.

Erst nach gut einer Minute kehrte das Leben wieder zu ihm zurück und er drehte sich zu Hermine um, die gerade dabei war, ihre Schuluniform zu sortieren.

„Was ist eigentlich mit dir los, Granger?“, fragte er und versuchte so gut es ging desinteressiert zu tun, was ihm aber nur mäßig gelang.

„Was sollte sein? Mich hat der Ball genauso verwirrt wie dich… Aber das wird sich im Laufe der Zeit schon wieder einnorden…“, antwortete sie überrascht wegen der Frage.

„Nein, das meine ich nicht. Deine Augen… Du siehst irgendwie… traurig aus…“, meinte der junge Malfoy vorsichtig und Hermine starrte ihn mit großen Augen an.

Sie schwieg und so war es jetzt er, der auf sie zuging.

„Es ist aber sonst nichts…“, erwiderte sie, als sie sich gefangen hatte, doch glaubhaft klang das für ihn nicht.

Was hatte sie auf einmal?

Sie wirkte so hektisch und nervös beinahe panisch.

„Wirklich?“, hakte er nach und hob eine Augenbraue, um seine Skepsis zu verdeutlichen.

„Wirklich Malfoy“, zischte sie, jetzt wieder gefasster, und zog sich an.

Kurz verzog sie das Gesicht und Draco vermutete, dass es daran lag, dass ihre Unterwäsche noch nicht wieder trocken war.

Was hatte sie denn plötzlich?

Warum benahm sie sich jetzt so komisch?

Das machte doch keinen Sinn, außer sie hatte etwas zu verheimlichen.

Aber dann war die Frage, was sie zu verheimlichen hatte.

Aber als erstes musste er klären, warum er sich überhaupt dafür interessierte.

Resignierend aufgrund des Interesses an Granger seufzte er und strich sich die Haare aus dem Gesicht.

Kurz schloss die Augen, atmete durch, doch so richtig zur Ruhe kam er nicht.

Langsam öffnete er die Augen wieder und fluchte innerlich im selben Augenblick.

Wieder war Granger dabei, ab zu hauen!

Immer haute sie in den entscheidenden Momenten ab!

Aber dieses Mal würde er das verhindern!

Entschlossen lief er ihr hinterher.

Die Tür, die gerade erst ins Schloss gekracht war, wurde von Draco schwungvoll wieder geöffnet und kaum hatte er einen Blick in den Gang geworfen, erstarrte er auch schon wieder.

Das Glück war ihm ehrlich nicht hold…

Der Raum der Wünsche

Hermine wollte einfach nur weg. Konnte es sein, dass Draco eine Ahnung davon hatte, was los war?
 

Nein, das konnte nicht sein!
 

Das durfte nicht sein!
 

Angst umklammerte ihr Herz und ließ sie nicht mehr ganz klar denken.
 

Übereilt lief sie los, als Draco sich die Haare aus dem Gesicht strich. Sie musste weg hier.
 

Die Brünette wollte allein sein, nachdenken, einfach weg.
 

Also flüchtete sie und rannte blindlings in jemanden rein, als sie den Gang erreicht hatte.
 

Sofort erkannte sie den Geruch und krallte sich an der Person fest.
 

„Ron, es tut mir so leid… Ich wollte nie mit dir streiten…“, redete sie drauf los und war dankbar, als sie eine Hand an ihrem Hinterkopf spürte.
 

Allmählich beruhigte sie sich wieder, kam wieder zu sinnen und atmete tief ein und aus.
 

„Schon gut, ich hätte auch nicht---“
 

Ron brach ab.
 

Verwirrt schaute Hermine zu ihm auf und sah einen kaltherzigen Blick in seinen Augen. Doch sie sahen nicht sie an, sondern jemanden hinter ihr.
 

Langsam drehte sie den Kopf und fluchte innerlich.
 

Draco stand da, sah sie einfach nur an und sie wusste, wie das in Rons Augen aussehen musste, dass sie beide aus dem Vertrauensschülerbad kamen.
 

„Malfoy, du Sackgesicht!!! Was hast du mit Hermine gemacht!?“
 

Jetzt richtig verwirrt schaute sie wieder zu Ron. Sie hätte geschworen, dass er sie anblaffte, was sie da drin getan hätte.
 

Doch das er jetzt auf Malfoy losging…
 

Naja gut, so verwirrt und panisch, wie sie raus gelaufen war, konnte man auch schon mal auf komische Gedanken kommen.
 

„Ron, das ist alles-“, fing Hermine an, verstummte aber, als der Rotschopf sie ansah.
 

Das war nicht gut.
 

Wenn sie jetzt eingriff und Draco verteidigte, dann würde Ron vielleicht wirklich für immer mit ihr brechen.
 

Aber sie konnte das doch nicht einfach so im Raum stehen lassen. Das war einfach nicht ihre Art.
 

„Ich hatte mit Granger ein Hühnchen zu rupfen und weil sie Angst hatte, dass ich sie erledige, ist sie abgehauen… War auch besser so für sie…“
 

Die Kälte und Abneigung in der Stimme verunsicherten Hermine und sie schwieg.
 

Warum log er jetzt?

Um sie zu schützen, damit sie sich nicht zu rechtfertigen brauchte?
 

Aber so etwas würde Draco doch niemals tun…
 

Nicht für sie.
 

Dennoch ergab die ganze Sache keinen Sinn für sie.
 

Doch ehe sie weiter darüber nachdenken konnte, zog Ron seinen Zauberstab und richtete ihn auf Malfoy.
 

Auch Harry kam weiter hinten angelaufen zusammen mit Ginny, Luna und Neville.
 

Sie stellten sich schützend vor Hermine, die halb verzweifelt dastand und nicht so ganz verstand, was gerade abging.
 

Es war doch überhaupt nichts im Bad vorgefallen und doch lief plötzlich alles so aus dem Ruder.
 

Und das nur, weil sie kalte Füße bekommen hatte und Draco allem Anschein nach für sie log.
 

„Dafür wirst du büßen, Malfoy!“, schrie Ron wütend und war bereit, jeden erdenklichen Zauber zu benutzen.
 

Doch Harry versuchte seinen Kumpel etwas zu besänftigen.
 

„Wir sind hier in Hogwarts, Ron. Wir können ihn nicht wahllos mit Zaubern bombardieren…“, sagte er ruhig.
 

„Ach ja? Sollen wir ihn durchgehen lassen, dass er Hermine umbringen wollte!?“
 

Die Stimme des Rotschopfes zitterte regelrecht vor Hass und die anderen sahen erst ihn dann Draco entsetzt an.
 

„Stimmt das?“, wollte Ginny wissen und ging auf Draco zu.
 

Sie hielt ihren Zauberstab auf ihn gerichtet und stellte sich so vor Draco, dass ihr Zauberstab seinen Oberkörper berührte.
 

„Ich habe gefragt, ob das stimmt!“
 

„Ja, kleine Weasley, es stimmt. Und jetzt nimm deinen Zauberstab weg, bevor Blaise noch traurig wird, weil ich seiner zukünftigen Freundin etwas antue…“
 

Vollkommen vor den Kopf gestoßen von diesem Satz ließ Ginny den Zauberstab sinken.
 

„Was meint er damit?“, platzte es aus Harry heraus und Hermine fragte sich, was jetzt eigentlich los war.
 

Es ging alles so schnell…
 

Im Augenwinkel sah sie, wie sich Harry und Ron für einen Angriff bereit machten, Luna zog Ginny hinter sich und Neville behielt Draco sehr genau im Auge.
 

Dann ging alles sehr schnell.
 

Ron und Harry griffen beide an, doch Hermine hatte ihren Zauberstab gezückt und wehrte Rons Angriff ab, während Draco Harrys Zauber ins Leere gehen ließ.
 

Luna wollte jetzt auch angreifen, doch jemand hinter der Brünetten lenkte den Angriff auf Harry um, der den Zauber nicht bemerkte, bis er schließlich schon da war.
 

Doch Ginny konnte ihn gerade noch abwenden und schleuderte ihn auf den Angreifer zurück, bis der Zauber plötzlich verpuffte.
 

„Kein schlechter Zug, Ginny…“, meinte eine junge Männerstimme und Ginny sah ungläubig zu dem Besitzer der Stimme, der neben Draco aufgetaucht war.
 

Es war Blaise.
 

„Was geht hier eigentlich ab!?“, wollte Ron wissen und schaute von Ginny zu Blaise, dann zu Harry und zum Schluss zu Hermine, die jetzt neben Draco stand.
 

„Dass das zu hoch für dich ist, Weasel-bee, wundert mich nicht…“, antwortete Draco lediglich und drehte sich um.
 

Er hatte hier nichts mehr zu suchen und wollte gehen.
 

Das wurde ihm zu blöd hier.
 

Ron wollte wieder angreifen, doch Neville beruhigte ihn wieder.
 

„Hier geblieben, Mr. Malfoy. Was ist hier passiert?“, wollte McGonagall wissen und Draco seufzte genervt.
 

Auch die noch…
 

Alle sahen sie an, doch niemand sagte etwas.
 

„In Ordnung, dann ab zum Schuldirektor. Hopp, hopp!“, meinte sie streng und ging mit der Gruppe zu Dumbledores Büro.
 

Dort angekommen erwartete der Direktor die Gruppe schon.
 

Brav in einer Reihe standen sie nebeneinander.
 

Einige hatten den Kopf gesenkt, andere sahen ihn unverwandt an.
 

„Was ist im Gang vor dem Vertrauensschülerbad passiert?“, fragte Dumbledore ernst und noch bevor Hermine nachdachte, fing sie an zu reden:

„Das ist alles irgendwie aus dem Ruder gelaufen. Ich war mit Ginny im Vertrauensschülerband und habe mit ihr dort geredet. Dann ist sie gegangen und ich bin noch ein wenig geschwommen. Als ich rauskam, war Draco da und wir haben kurz geredet. Doch ich fühlte mich unwohl, bekam Angst aufgrund einer Aussage von ihm und bin raus gerannt direkt in Ron rein, der das Ganze missverstand. Ich wollte es zu Recht rücken, doch Draco meinte, dass er mich töten wollte und ich deswegen abgehauen sei. Und dann ging der Kampf auch schon los…“
 

Verwunderte Blicke von allen Seiten wurden ihr zugeworfen, auch von Draco, der neben ihr stand.
 

Errötet schaute sie auf den Steinboden und hoffte, dass jetzt keine peinlichen Fragen gestellt wurden.
 

„Verstehe…“, murmelte Dumbledore und sah irgendwie recht zufrieden aus, was die Gruppe doch mehr als verwunderte.
 

Warum war der Alte glücklich, dass sie sich auf dem Schulgelände die Zauber nur so um die Ohren schlugen?
 

Hermine wusste ja, dass der Schuldirektor schon sehr speziell war, aber er war Pazifist und gegen Gewalt.
 

Das machte die Sache umso seltsamer für sie.
 

Generell fühlte sie sich mehr als unwohl. Sie wollte immer eine gute Schülerin sein und nur gute Noten schreiben.
 

Doch seit sie auf dieser Schule war, war sie öfters im Schulbüro, als sie früher beim Arzt gewesen war und das war oft gewesen.
 

So ging das doch nicht!
 

Dabei wollte sie doch einen guten Schulabschluss schaffen…
 

Noch immer hatte sie den Kopf gesenkt, eine Hand zu einer Faust zusammengeballt und unterdrückte die Tränen, die gerade in ihr hochkamen.
 

Wie konnte ihr das nur passieren!?
 

Seit dem Ball ging noch viel mehr schief als vorher schon!
 

Auf einmal spürte sie eine Hand auf ihrem Handrücken. Augenblick entkrampfte die Faust ein wenig.
 

Überrascht über diese weiche Haut schaute sie verunsichert zu Draco rüber, zu dem die fremde Hand gehörte.
 

Was sollte das denn jetzt werden!?
 

Verstehe mal einer diesen Malfoy!
 

„Du hättest eben nicht eingreifen sollen…“, wisperte er fast lautlos und Hermine sah ihn nur mit großen Augen an.
 

Ja, holla, was war denn jetzt!?
 

„Haus Slytherin und Haus Gryffindor bekommen 50 Punkte Abzug. Und ihr werdet Professor Hagrid die nächsten 7 Tage unterstützen bei gewissen Aufgaben. Belassen wir es dabei“, meinte Dumbledore und lächelte.
 

Hermine hatte die Strafverkündung gar nicht mitbekommen, schaute weiterhin zu Draco, der ihre Hand hielt und fragte sich, was nur in diesen Jungen gefahren war.
 

Er war ein Buch mit 7 Siegeln für sie.
 

„Hey Hermine…“
 

Ginny wedelte vor ihren Augen herum und die Brünette schreckte aus ihren Gedanken.
 

„Ja, was ist?“, fragte sie hektisch und zog die Hand weg.
 

Doch ihr Blick verriet Draco, dass sie später gern nochmal mit ihm ungestört sein wollte.
 

Er nickte lediglich knapp und verließ mit Blaise den Raum.
 

„Was war das denn grade?“, wollte Ginny wissen.
 

„Hm? Was meinst du?“
 

„Na, die Strafe. 50 Punkte Abzug für beide Häuser. Und 7 Tage Hagrid unterstützen bei irgendetwas… Was geht in dem Alten nur vor?“
 

„Ich glaube, ich weiß jetzt, was Dumbledore meinte in der Bibliothek“, murmelte Hermine und sah ihre Hand an.
 

Die Innenfläche war rot, weil ihre Fingernägel sich in die Haut gebohrt hatten, während die Außenseite, über die Draco gestreichelt hatte, fast weiß war.
 

„Hä? Was denn?“
 

„Er hat extra Draco und mich zusammen auf den Ball gehen lassen. Er will, dass ich die Hilfe für Draco bin, die ihn aus dem Sumpf holt… Aber ob ich das schaffe? Ich meine, wie soll ich ihn aus dieser Todesserclique rausholen?“
 

„Ach so, ihr solltet euch praktisch erst mal als Fremde kennen lernen, damit ihr überhaupt mal miteinander redet. Und weil das nur in Verkleidung möglich war, hat er diesen Ball initiiert. Deswegen auch das mit dem Fremden und das mit keinem aus demselben Haus geht. Damit konnte man gewisse Personen ja schon mal einmal ausschließen. Clever, clever von dem Alten… Aber was willst du jetzt machen? Ich meine, du weißt, dass Draco der Lord war und du weißt wohl auch, was du für ihn empfindest. Aber wie willst du jetzt vorgehen?“, hakte Ginny interessiert nach und Hermine sah ihre beste Freundin an.
 

„Ich werde das gleiche tun, was du auch mit Blaise tun solltest, nämlich reden…“, antwortete die junge Hexe und Ginny seufzte.
 

Die Sache mit Zabini war irgendwie ziemlich kompliziert für sie und das Harry das jetzt so halb auch noch wusste. Dabei hatten sie sich nicht einmal geküsst oder sowas, aber irgendwie war da etwas, von dem Ginny noch nicht wusste, was es war.
 

Aber das würde sie wohl auch klären müssen.
 

„Also ich bin dann…“, meinte Hermine und lächelte.
 

„Wo willst du denn hin?“
 

„Zu dem Ort, wo ich am besten ungestört mit Draco reden kann.“
 

Dann drehte sich Hermine auch schon um und lief den Gang entlang. Sie musste das einfach jetzt klären. Sonst würde sie durchdrehen.
 

Verwirrt schaute ihr Ginny nach, dann beschloss diese, mit Blaise zu reden.
 

Jetzt war es Zeit, alle Fronten zu klären und das ging in diesem Fall nur mit Worten.
 

Draco wusste nicht, was ihn geritten hatte, Grangers Hand im Büro von Dumbledore zu halten, aber in diesem Augenblick fühlte es sich einfach richtig an.
 

Auch den Blick von ihr hatte er zu deuten gewusst. Schließlich war er nicht so ein Stümper wie Ronald.
 

Entschlossen streifte er durch die Gänge zu dem Ort, zu dem er in letzter Zeit so oft gegangen war.
 

Zum Raum der Wünsche.
 

Doch dieses Mal wollte er nicht am Verschwinde-Kabinett weiter arbeiten, denn dazu gab es auch gar keinen Grund mehr.
 

Es war fertig und es funktionierte.
 

Viel mehr wollte er jetzt einen Raum haben, wo er gleich mit Hermine reden konnte.
 

Aus der Wand wurde eine Tür, die lediglich etwas größer wurde als er und öffnete sie.
 

Interessiert, wie es innen aussah, ging er rein und ließ seinen Blick schweifen.
 

Es war alles schlicht gehalten und es sah aus wie in einem Wohnzimmer.
 

In der Mitte stand eine Couch mit kleinem Couchtisch davor direkt vor einem steinernen Kamin, der brannte.
 

Es war angenehm warm und das Feuer tauchte alles in ein angenehmes schummriges Licht. An den Wänden hingen ein paar alte Bilder von Menschen und Landschaften, die er nicht kannte, aber sie sahen ganz schön aus. Auf dem Boden lag ein großer, dicker Teppich, auf dem es sich sehr angenehm gehen ließ.
 

Auf einer Holzkommode, die rechts von ihm stand, blieb sein Blick an einem Bild haften.
 

Es war in einen Silberrahmen gefasst, der verziert war.
 

Auf dem Bild waren Hermine und er zu sehen.
 

Sie umarmten sich und lächelten in die Kamera.
 

Es war so unwirklich für ihn, so unrealistisch.
 

Er, Draco Malfoy, reinblütig, hoch angesehen, mit Hermine Granger, einer Muggelstämmigen.
 

Nein, das ging doch nicht.
 

Aber der Raum der Wünsche zeigte einem nur die Dinge an, die man sich von Herzen wünschte.
 

Naja, aber es musste jetzt ja auch nicht alles auf einmal passieren.
 

Erst einmal wollte er sie noch ein wenig kennen lernen, denn wenn er so darüber nachdachte, wusste er nichts über sie, außer dass sie eine Allgemeinbildung hatte, bei der einem die Drähte aus der Mütze flogen.
 

Vielleicht stellte sich ja heraus, dass sie charakterlich schon nicht zusammen bzw. das die Chemie zwischen ihnen einfach nicht passte.
 

Nachdenklich setzte er sich auf die Couch und beobachtete das prasselnde Feuer.
 

Und selbst wenn sie zusammen passten, könnten sie es nicht sein. Denn Voldemort und seine Familie würden das nie durchgehen lassen.
 

Voldemort…
 

Seine Familie…
 

Wenn er so darüber nachdachte, war das ein einziger Dreckshaufen. Besonders seien Eltern konnte er nun wirklich in die Tonne treten.
 

Wut stieg in ihm auf und er vergaß fast, weshalb er hier war.
 

Zum ersten Mal in seinem Leben ging es nicht um seine Eltern oder um die Todesser oder Voldemort. Es ging um ihn, um Draco Malfoy und um sein Leben, wie er damit in Zukunft umgehen wollte.
 

Dieses neue Gefühl der Freiheit selbst entscheiden zu können, gefiel ihm, doch es verunsicherte ihn auch.
 

Was für Konsequenzen würde es geben, wenn die anderen es herausfanden?

Nicht nur die Todesser, auch Potter und seine Gefolgschaft würden eine Hetzjagd auf ihn und Hermine starten.
 

Nein, so würde das nicht klappen, er brauchte einen anderen Plan…
 

Unentschlossen stand Hermine vor der Tür zum Raum der Wünsche. Sollte sie wirklich reingehen?
 

Sitzt Draco hinter dieser Tür in einem Raum und wie würde der Raum dann aussehen?
 

Bestimmt grün silber, dachte sie und lächelte.
 

Es würde einfach zu ihm passen.
 

Doch um das heraus zu finden, würde sie reingehen müssen.
 

Vorsichtig, als würde die Klinke kaputt gehen, wenn sie sie zu stark anfasste, griff sie nach ihr und drückte sie langsam runter.
 

Nach einem kurzen Ruck öffnete sie die Tür und war mehr als erstaunt, dass sie weder silber noch grün vorfand.

Viel mehr war es Holz, brauner Sandstein und ein rotbrauner Teppich.
 

Überrascht sah sie sich um und sah ein paar blonde Haare über der Couch.
 

Draco war also wirklich hier…
 

Er war gekommen, um mit ihr zu reden.
 

Ein Kloß bildete sich in ihrem Hals, ihre Mundhöhle wurde trocken und ihre Knie zittrig.
 

Dennoch wollte sie es jetzt tun.
 

Sonst würde sie nie dazu kommen, mit ihm zu reden.
 

„Hey…“, meinte sie unsicher und ging um die Couch herum, damit Draco sie sah.
 

Draco drehte sich zu ihr um und stand auf.
 

„Oh hi… Hab gar nicht so früh mit dir gerechnet“, meinte er und zeigte höflich mit der Hand auf das Sofa und Hermine nickte leicht.

Sie setzte sich neben ihn und schaute auf das Feuer.
 

Auch der junge Blonde nahm wieder Platz, sah aber zu Hermine statt aufs Feuer.
 

„Draco, ich…“, begann die Brünette, doch er bedeutete ihr, still zu sein.
 

Überrascht blickte sie jetzt doch zu ihm und war sofort gefangen von diesen grauen, rauchigen Augen.
 

Sie glaubte, dass Draco ihr etwas sagen wollte, doch er schwieg. Anscheinend fand er nicht die richtigen Worte.
 

Daher überlegte sie, was sie sagen könnte, doch ihr fiel nichts Gutes ein.
 

„Das, was in letzter Zeit passiert ist, bedauere ich sehr. Ich wollte nie näher mit dir zu tun haben und würde es sehr begrüßen, wenn du mich nie wieder ansprichst. Ich kann einfach nicht darüber hinweg sehen, dass du ein dreckiges Schlammblut bist“, sagte Draco kalt und ausdruckslos, wie Hermine ihn noch nie erlebt hatte.
 

„A-aber…“, begann sie, doch der Blonde drehte sich bereits um und verließ den Raum der Wünsche.
 

„Was war das denn grade?“, murmelte Hermine völlig vor den Kopf gestoßen und blieb auf dem Sofa sitzen.
 

Diese Worte musste sie erst einmal sacken lassen.
 

Es verletzte sie, dass Draco so etwas zu ihr sagte, wo sie doch geglaubt hatte, dass Draco vielleicht doch gar nicht so schlecht war, wie sie angenommen hatte.
 

„Einen deutlicheren Korb kann man wohl nicht bekommen…“, nuschelte sie und schaute den Fußboden an.
 

Wie hatte sie aber auch so naiv sein können!?
 

Im Nachhinein könnte sie sich schlagen dafür!
 

Er ist und bleibt halt ein Malfoy durch und durch. Aber nicht mit mir. Soll er mir doch den Buckel runterrutschen. Diesen Fehler mache ich nie wieder.
 

Mit einem Anflug von Selbstbewusstsein und Wut stand sie auf und verließ den Raum ebenfalls.

Sich stetig vermehrende Probleme

Dieser Idiot!

Wie konnte sie nur geglaubt haben…!?

Ihre Wut über sich selbst wurde immer größer und ohne auf ihre Umwelt zu achten, rempelte sie jemanden an.

„Hey, pass doch auf!“, rief eine bekannte Stimme und Hermine drehte sich erschrocken um.

Sie starrte den jungen Mann an und wusste überhaupt nicht, was sie sagen sollte.

„Ach Hermine, du bist es. Ich habe nach dir gesucht… Was ist denn los?“, fragte er und die Brünette fasste sich langsam wieder.

„Viktor? Was machst du denn hier?“, stellte sie die Gegenfrage und ihre Gesichtszüge wurden ein wenig freundlicher.

„Ich habe Ferien und wollte dich besuchen. Ich habe dich vermisst.“

Er hat mich vermisst?

Hermine wusste nicht, wie ihr geschah oder was sie sagen sollte. Es war grade alles so viel und doch spürte sie eine leichte Wärme in sich, als er das zu ihr sagte.

„Lass uns doch nach draußen gehen, wo wir in Ruhe reden können“, schlug Hermine schließlich vor, denn die Blicke der anderen Schüler und Schülerinnen gingen ihr tierisch auf den Keks im Moment.

Viktor nickte und so ging sie mit Viktor raus an den See, in der Hoffnung, dort ein ruhiges Plätzchen zu finden.

Unter einem großen Baum fanden sie Ruhe und sie setzten sich nebeneinander an den Baum.

„Du hättest mir gern schreiben können, dass du mich besuchst“, meinte Hermine und lächelte leicht.

„Aber dann wäre es ja keine Überraschung gewesen, oder?“

„Ja, das stimmt wohl. Aber woher der Drang mich nach 2 Jahren zu besuchen?“, fragte Hermine und bereute es sofort, den Mund einfach auf gemacht zu haben.

Wo war nur ihr Taktgefühl geblieben!?

„Entschuldige…“, murmelte sie und senkte den Blick. Sie zog die Beine an und traute sich nicht, Viktor direkt an zu sehen.

In letzter Zeit war so viel passiert, was sie noch gar nicht richtig verarbeitet hatte, dass sie nur noch genervt war. Denn sie musste sich noch über so viele Dinge Gedanken machen, sie ordnen und interpretieren, damit sie noch mitkam. Doch jetzt war auch noch ihr Ex-Freund Viktor da und sie war sich nicht einmal sicher, wie sie zu ihm stand. Ob da nicht vielleicht doch noch etwas war, das ihn liebte.

Und dann auch noch Draco eben. Das hätte er sich ehrlich schenken können. Erst Händchen halten und dann so anblaffen.

Aber das würde sie ihm noch heimzahlen. So sprang man nicht mit ihr um, das würde auch Draco noch lernen müssen.

„Schon in Ordnung. Seit Herbst hast du keine Briefe mehr geschrieben und da habe ich mir Sorgen gemacht, deswegen bin ich hier. Um zu sehen, ob es dir gut geht“, antwortete Viktor und Hermine lächelte leicht.

Es war wirklich eine süße Geste, die sie Viktor gar nicht zugetraut hätte. Anscheinend hatte sie ihn unterschätzt.

„Das ist wirklich lieb von dir. Wie lange bist du hier?“, fragte sie interessiert und ließ den Blick über den See schweifen.

Eigentlich hatte sie schon genug Probleme, da brauchte sie nicht auch noch ihren Ex? Freund. Aber andererseits schien er sich wirklich Sorgen um sie gemacht zu haben und das zeigte ihr, wie viel sie ihm nach wie vor bedeutete. Und irgendwo tief in ihr drinnen fühlte sie doch auch noch etwas für ihn, oder?

Aber da war noch Ron… Und Draco ja irgendwie auch, obwohl er sich im Raum der Wünsche wie ein Arsch benommen hatte…

Und schlussendlich waren da ja auch noch ihr bester Kumpel Harry und Ginny, die mit Harry zusammen war, sich aber für Blaise interessierte.

Als wären die Todesser mit ihrem Anführer Voldemort nicht schon schlimm genug…

Vor Hermines Augen drehte sich irgendwie alles und mit einem Mal wurde alles schwarz. Wie durch einen Schleier hörte sie Viktors Stimme, konnte aber nicht verstehen, was er sagte. Auch glaubte sie zu spüren, dass er sie auf den Arm nahm, doch da war sie nicht sicher. Und dann war die Außenwelt komplett weg…
 

Viktor sah nur, wie Hermine leicht wankte und dann war sie schon auf dem Boden angekommen. Besorgt lief er sofort zu ihr und kniete sich hin, doch sie reagierte nicht auf ihn. Also nahm er sie auf den Arm und trug sie zurück zum Schloss. Er wusste noch vom trimagischen Turnier, wo die Krankenstation war und brachte Hermine umgehend dorthin. Kurz und knapp erklärte er Madame Pomfrey die Lage, bevor er von ihr rausgeschmissen wurde, damit sie in Ruhe die Brünette versorgen konnte.

Unruhig tigerte er durch die Gänge Hogwarts, ignorierte die schwärmenden und tuschelnden Mädchen. Er reagiert erst, als er eine bekannte Jungenstimme vernahm.

„Krumm!? Was machst du denn hier???“

Er drehte sich um und entdeckte Ron, ziemlich mit der Situation überfordert mitten im Gang stehen.

Neben ihm stand Harry, ebenfalls leicht verwirrt, aber längst nicht so schlimm wie Ron.

„Ich habe Hermine besucht…“, antwortete er ruhig und sah, wie sich Harry und Ron verwundert ansahen.

„Warum kommst du dann aus dem Krankenflügel?“, wollte Harry wissen und ging mit Ron zu ihm.

„Weil Hermines Kreislauf zusammen gebrochen ist… Madame Pomfrey kümmert sich drum. Sie meldet sich, wenn Hermine Besuch haben darf“, erklärte er und spürte, wie die Stimmung kippte.

„Was ist hier eigentlich los!?“, fragte Viktor nun seinerseits und Harry seufzte.

„Lass uns woanders hingehen. Hier gibt es zu viele Neugierige.“

Viktor nickte zustimmend und zu dritt schritten die Jungs durch die Gänge auf dem Weg zum Vertrauensschülerbad.

„Lange können wir allerdings nicht reden. Wie du weißt, gibt es gleich Abendessen und darauf würde ich nur ungern verzichten.“

„Ja klar, kein Problem, Harry…“, stimmte Krumm zu und hatten nach kurzer Zeit das Vertrauensschülerbad erreicht.

Drinnen herrschte Ruhe und Harry atmete erst einmal tief durch.

„Hier gibt’s Erinnerung ans Trimagische Turnier“, meinte er grinsend und wandte sich dann Krumm zu.

„Aber wie auch immer. Zurzeit gibt es hier leider mehr Stress, als uns allen gut tut. Gerade Hermine denke ich, muss eine Menge mitmachen. Im Herbst hatten wir einen von Dumbledore organisierten Halloween-Kostüm-Ball, der die vier Häuser mehr zusammen bringen sollte. Gerade Gryffindor und Slytherin, die ja besonders verfeindet sind. Hermine war mit dem absoluten Erzfeind auf dem Ball, Draco Malfoy,-“

„Ah, der, der auch als Prinz Slytherin bezeichnet wird, oder? Hermine erwähnte ihn ein paar Mal und ließ nicht wirklich ein gutes Haar an ihm…“

„An dem kann man auch kein gutes Haar lassen“, grummelte Ron und Harry seufzte.

„Naja, jedenfalls wussten ja beide nichts von ihrem Glück, weil es nicht nur Kostüme gab, sondern auch anderen Frisuren, Haarfarben, Gesichter und Stimmen… Also abgesehen vom Charakter war eigentlich alles anders. Doch es kam natürlich heraus mit der Zeit und da wir nicht mit Malfoy klarkommen und das auch nicht wollen, Hermine sich aber irgendwie zu diesem Typen hingezogen fühlt, warum auch immer, herrscht hier Stress. Zu allem Überfluss hab ich Stress mit Ginny wegen eines Slytherin und das wird Hermine auch beschäftigen. Dann wäre da noch ihr Ehrgeiz gute Schulnoten zu schreiben und der dunkle Lord… Also kurzum. Sie ist kurz vorm Platzen, fürchte ich… Aber ich kann ihr da zurzeit auch nicht helfen und Ron auch nicht… Vielleicht ist es ganz gut, dass du da bist. Versuch du ihr bitte zu helfen. Wir sind nicht objektiv und nachher sagen wir Dinge, die sie verletzen oder sie weiter von uns entfernt und das wollen wir nicht.“

Ein Moment der Ruhe kehrte ein. Viktor ordnete die Dinge, die Harry ihm gerade erzählt hatte und wunderte sich, dass er so offen mit ihm war. Er dachte, dass er eine gewisse Abneigung gegen ihn hegte, weil er was mit Hermine hatte. Doch es schien nicht, als sei Harry, wie Ron, in Hermine verliebt. Und das machte es zumindest mit ihm einfacher.

Er sah, dass Ron nicht sonderlich begeistert war, schien aber ein zu sehen, dass es so besser war, bevor sie den Draht zu Hermine endgültig verloren.

„Alles klar, ich werde mal vorsichtig mit ihr reden, wenn sie wieder wach ist…“, stimmte Viktor zu und Harry nickte erleichtert.

„Danke… Naja, dann lasst uns zum Essen. Es wird Zeit…“
 

Zu dritt schlenderten sie in Richtung Große Halle und entdeckten am Eingang auch Draco Malfoy, der zu seinem Platz schritt und irgendwie in Gedanken versunken zu sein schien.

Während Harry und Viktor ihn einfach ignorierten, kochte Ron vor Wut.

Er wusste nicht genau, was Hermine genau für Draco empfand, aber allein schon der Gedanke, dass da überhaupt irgendetwas war, machte ihn rasend.

Am liebsten würde er jetzt Draco eine reinhauen, doch ehe er zu ihm gehen konnte, spürte er eine Hand auf der Schulter.

Verwundert drehte er sich um und sah in Hermines Gesicht.

„Lass es, Ron… Er ist es nicht wert…“, sagte sie leise und setzte sich dann zwischen Harry und Viktor an den Tisch.

„Hermine, wie geht es dir?“, fragte Viktor besorgt und auch Harry schaute zu ihr.

„Es geht wieder, danke. Es ist einfach zu viel passiert in letzter Zeit und mein Schädel droht zu platzen. Außerdem hab ich nicht so gut gegessen, deswegen der Kollaps… Aber ich arbeite dran“, erklärte sie lächelnd und widmete sich dem Essen.

Wie es schien, wollte sie jetzt nicht weiter auf das Thema eingehen und der Rest beließ es auch dabei.

„Wo ist eigentlich Ginny?“, fragte Ron schließlich, weil er sich wunderte, dass neben ihm keiner war.

„Gute Frage… Ich habe sie seit dem Gespräch im Büro des Direktors nicht mehr gesehen“, entgegnete Harry und Hermine schwieg.

„Weißt du was?“

„Nein, Ron. Bestimmt kommt sie gleich.“

Wieder kehrte Ruhe ein bei der kleinen Gruppe. Sie war angespannt, doch keiner wollte oder konnte sie durchbrechen. Jeder war mit seinen Gedanken beschäftigt und Ron fragte sich, ob sie Hermine wieder auf den rechten Pfad bekommen würden.

Immerhin hatte sie im Korridor auf Malfoys Seite gekämpft und das war mehr als besorgniserregend. Aber eben klang sie so verletzt.

Was war passiert?

Er würde sie gern danach fragen, aber er wollte nicht noch was schlimmer machen. Also würde er wohl oder übel Krumm bitten müssen, sie danach zu fragen. Vorsichtig natürlich.

Bei Merlins Unterhose, warum lief alles so aus dem Ruder!?

Und Schuld an all dem hatte Dumbledore mit seinem bescheuerten Ball!

Wenn der nicht gewesen wäre, wäre jetzt alles anders und sie könnten hier viel entspannter sitzen und reden.

Frustriert griff sich Ron noch ein Toast und noch eins und noch eins…

„Du solltest nicht zu viel essen, sonst kannst du wieder nicht schlafen…“, mahnte Harry und Ron nickte geschlagen. Da hatte er nicht unrecht. Nach seiner letzten Attacke hatte er die Nacht über der Kloschüssel verbracht.

Das musste er nicht wirklich wiederholen. Also schaltete er einen Gang zurück und dachte weiter nach. Allerdings drehten sich seine Gedanken im Kreis, was ihn noch viel mehr nervte.
 

Madame Pomfrey hatte zwar gewollt, dass Hermine noch länger im Bett liegen bleiben würde, doch es hielt sie einfach nicht dort. Sie wollte noch mit Viktor weiterreden und sie brauchte noch Pläne, wie sie die Sache mit Draco in den Griff bekam und wie sie am besten Ginny helfen konnte.

In Ruhe schlenderte sie zur Großen Halle und seufzte. Sie sah Ron, der kurz vor einer Explosion war und das konnte nicht gut ausgehen. Was ihn betraf, brauchte sie auch noch einen guten Plan.

Ach ja und einen guten Plan, um Voldemort zu besiegen, wäre auch nicht schlecht, wo du schon dabei bis, sarkastelte ihre innere Stimme und sie grinste schief.

Joa, wenn sie schon so dabei wäre, könnte sie das wohl auch noch in Angriff nehmen.

Sie beruhigte Ron und setzte sich dann zu ihren Freunden, um in Ruhe zu essen. Doch sehr viel Reden tat sie nicht. Sie war zu sehr mit ihren Gedanken beschäftigt und mit der Suche nach Lösungen für diese vielen Probleme.

Immer mal wieder schaute sie zu Draco, der nur lustlos in seinem Esen stocherte.

Wenn sie es nicht besser wüsste, würde sie sagen, dass er ein schlechtes Gewissen hatte wegen vorhin.

Aber ob er dazu wirklich fähig war? Einem schlechten Gewissen?

Sie wusste überhaupt nicht mehr, woran sie bei Malfoy war und das machte ihre Lage nicht einfacher.

Seufzend sah sie zu ihrem Handrücken und glaubte die Wärme seiner Hand zu spüren.

Es muss doch einen Weg geben, diesem Trottel klar zu machen, dass Voldemort nicht der Richtige ist… Wenigstens das muss doch möglich sein. Dumbledore zählt doch auch auf mich.

Und außerdem glaubte sie an die Worte, die sie auf dem Ball gesagt hatte.

Dass Draco eigentlich ein armer Tropf ist, ein Opfer der Erziehung… Sie musste ihn irgendwie wach rütteln. Sie musste einfach.

Auch wenn das viele Schwierigkeiten mit Harry und Ron bedeuten würde. Gerade Ron würde es ihr nicht so schnell verzeihen. Wenn überhaupt…

Aber sie hätten einen Feind weniger und nur weil sie ihn mit sehr viel Glück von den Todessern wegholte, hieß das ja noch lange nicht, dass sie zusammen kommen würden, das war sowieso eigentlich vollkommen illusorisch.

Also würde Ron es ihr möglicherweise doch verzeihen irgendwann. Ja, das würde er bestimmt.

Harry würde das Ganze wahrscheinlich ein wenig pragmatischer sehen, hoffte sie zumindest.

Und Viktor? Was sollte sie ihm sagen?

Kaum hatte sie sich dazu entschieden, ein Problem in Angriff zu nehmen, beschäftigte sie sich schon wieder mit dem Nächsten. So ging das doch nicht!

„Ich werd noch irre…“, murmelte sie und legte ihr Gesicht in ihre Hände. So viele Probleme konnte ein einzelner Muggel doch gar nicht haben, oder?

Außer ihr natürlich, sie schaffte sowas.

Sie spürte eine große, kräftige Hand auf ihrem Rücken und wusste sofort, dass es Viktors war. Sie entspannte sich ein wenig und schaute ihn leicht lächelnd an.

„Danke, geht schon. Wenn ihr mich bitte entschuldigen würdet, ich habe Probleme zu lösen“, meinte sie wieder etwas selbstbewusster und stand auf.

„Wir sehen uns im Gemeinschaftsraum.“

Mit diesen Worten verließ sie die Große Halle und bemerkte daher die verwunderten Blicke von Viktor, Ron und Harry nicht.

Ich kann ja nicht ewig trübe Tasse spielen, ich muss die Dinge angehen. Nur dann werde ich auch Lösungen finden für die Probleme.

Das hieß als erstes, Ginny suchen gehen und schauen, wie es ihr ging. Denn es war schon Ungewöhnlich, dass sie nicht zum Essen erschien.

Ihr erster Anlaufpunkt war daher der Schlafsaal der Mädchen. Doch der war leer. Nach einer kurzen Überlegung beschloss sie, nochmal dem Vertrauensschülerbad einen Besuch ab zu statten und zu ihrem Erstaunen wurde sie dort auch fündig.

Und ihre Sorge, dass es Ginny nicht gut gehen könnte, war vollkommen unbegründet, als sie die Tür öffnete, denn sie entdeckte Blaise und Ginny knutschend im Wasser.

Anscheinend hatten die Zwei auch miteinander geredet und wie es aussah, waren sie auch zu einem Ergebnis gekommen.

Sie wollte grade wieder gehen, als sie Ginnys Stimme hörte:

„Hermine, komm rein. Ich muss dir was sagen.“

„Okay“, stimmte die Brünette zu und drehte sich wieder um. Vorsichtshalber schloss sie die Tür und schlenderte zum, Rand des Beckens.

„Ihr habt euch also ausgesprochen, was?“, fragte sie grinsend und sah, wie ihre beste Freundin leicht rot wurde im Gesicht.

Beide nickten, doch Ginny wirkte noch nicht allzu glücklich.

„Es ist wegen Harry, oder?“, hakte Hermine nach und fragte sich, wie dieser das wohl aufnahm.

Zurzeit ging vieles drunter und drüber und sie war nicht sicher, wie Harry es verkraften würde, wenn seine große Liebe mit einem Slytherin durchbrannte.

„Ja. Ich weiß nicht, wie ich es ihm sagen soll. Ich weiß nur, dass ich es tun muss… Ich will ihm ja auch nicht weh tun. Ich mag ihn ja, aber für eine Beziehung reicht das nicht mehr. Verstehst du?“

„Ja, ich weiß, was du meinst. Wir kriegen das schon hin zusammen“, meinte Hermine aufmunternd und Ginny lächelte sie dankbar an.

Irgendwie würden sie das alles hier auf die Reihe kriegen, was seit dem Ball den Bach runterging.

„Danke Hermine. Du bist wirklich die beste Freundin, die man haben kann.“

"Du würdest dasselbe doch auch für mich tun, Ginny.“

Lächelnd nickte sie den Beiden zu und machte sich dann wieder auf den Weg nach draußen. Die Zwei sollten noch ein wenig Ruhe haben.

Draußen im Gang schlenderte sie ziemlich ziellos durch die Gänge von Hogwarts. Ihr Kopf war nach wie vor mit Watte gefüllt und sie hatte noch immer keine Ahnung, was sie tun sollte oder wie. Um sich ab zu lenken, beschloss sie, der Bibliothek noch einen Besuch ab zu statten. Schaden konnte es ja nicht. Auch wenn sie das Gefühl hatte, dass sie Draco dort begegnen würde. Aber Draco und die Bibliothek war schon ein eher seltener Anblick. Bestimmt machte sie sich da einen viel zu großen Kopf drum. Und nach dem Gespräch im Raum der Wünsche wollte sie Draco erst einmal nicht wieder begegnen.

Wo ist Hermine?

So, es geht weiter ^-^
 

Vielen, lieben dnak an meine Kommischreiber :D Auf das ihr mir auch weiterhin so treu bleibt :D
 

„Draco? Was ist los?“, fragte Pansy und schlenderte zum Sofa, auf dem der Prinz lag und die Decke anstarrte.

Sie war grade aus der großen Halle wieder gekommen und hatte sich dort schon gefragt, was mit ihm los war.

„Nichts“, war die gebrummte Antwort und Pansy seufzte innerlich.

Was hatte er nur gegen sie? Sie würde alles für ihn tun und er wies sie immer so zurück. Warum?

„Ich mache mir Sorgen um dich, Draco… Du solltest diesen Ball endlich vergessen. Du weißt doch, wer… deine Tanzpartnerin war“, meinte sie eingeschnappt, bekam aber nur einen Todesblick vom jungen Malfoy zugeworfen.

„Was denn!? Interessierst du dich etwa für dieses Schlammblut!?“

Pansy könnte ausflippen. Wie konnte er nur mit der!? Allein schon, dass er an sie dachte - egal ob im Kostüm oder nicht – war schon schlimm genug!

„Ich interessiere mich nicht für Schlammblüter und wenn ich das tue, dann nur, weil ich mir überlege, wie ich sie am besten foltern oder töten kann. Also Pansy, verschwinde, bevor ich mir noch überlege, wie ich dich aus dem Weg räume“, zischte Draco bedrohlich und die Schwarzhaarige bevorzugte es nun doch zu gehen.

Sie wusste, dass wenn er zischte, sie auf jeden Fall das tun sollte, was er wollte, sonst würde er ihr nachher wirklich noch was antun.

Doch so wirklich glauben tat sie ihm nicht. Dafür haderte er einfach schon zu lange mit der Vampirlady.

Seufzend legte sie sich auf ihr Bett. Sie würde sich was wegen des Schlammbluts einfallen lassen müssen.

Schließlich konnte es nicht sein, dass ihr Draco mit diesem Wesen näheren Kontakt haben würde irgendwann.

Außerdem war es zu seinem eigenen Schutz, denn nicht nur seine Eltern, sondern auch der dunkle Lord würde nicht nur das Schlammblut, sondern auch ihn sofort töten.

Oder erst foltern und dann töten.

Und das konnte Pansy wiederum nicht verantworten. Sie würde alles tun, um das zu verhindern. Sie hatte nicht umsonst jahrelang Sport getrieben und sich den Arsch aufgerissen, um Draco zu gefallen, nur um von einem Schlammblut…

Nein, soweit würde er es nicht kommen.

Nur leider hatte sie noch keinen Plan, was sie tun konnte, um das zu verhindern. Sie könnte Hermine natürlich verschwinden lassen, aber das würde Potter und womöglich auch Dumbledore auf den Plan rufen und gegen die Zwei hatte sie keine Chance.

Aber eine Möglichkeit gab es natürlich. Das Schlammblut schikanieren heimlich. Sie würde dafür sorgen, dass sie das Maul nicht aufmachte und somit könnte sie sie gemütlich von Draco fernhalten.

Der würde Granger einfach vergessen und sie könnte sich in Ruhe wieder an ihn ranmachen, ohne dass sie gestört wurden.

Ja, das klang doch mal nach einem Plan!
 

Viktor wusste, wo er Hermine finden würde, denn solange er sie kannte, war sie vernarrt in Bücher und er glaubte nicht, dass sich in der Zwischenzeit etwas daran geändert hatte. Also schlenderte er nach dem Abendessen zielstrebig dorthin.

Er wollte noch mal mit ihr reden, auch wenn reden nicht zu seiner größten Stärke gehörte, aber es gab ein paar Dinge, die er geklärt haben wollte.

Auch was Harry und Ron ihm so erzählt hatten, bereitete ihm ein wenig Kopfschmerzen. Wenn er Hermine helfen konnte, gewisse Dinge zu klären, dann wollte er ihr auch helfen. Denn sie bedeutete ihm nach wie vor sehr viel, auch wenn er nicht sicher war, ob das noch dem Wort Liebe gerecht wurde.

Aber wie es aussah, war Hermine mittlerweile auch auf anderen Pfaden unterwegs und so war es vielleicht auch einfach das Beste.

Nur warum dieser jemand Draco Malfoy hieß, wüsste er zu gern. Als sie in der 4ten gesprochen hatten über ihn, war sie regelmäßig wütend auf ihn. Das passte also nicht so recht zusammen.

Doch auch das würde er wohl von ihr erfahren, davon ging er jedenfalls aus.

In Gedanken versunken schlenderte er weiter und schaute sich immer mal wieder um. Er fühlte sich unwohl, beobachtet und er fragte sich, wer ihn hier beobachten sollte. Diese Fangirlies liefen ihm wenigstens offen hinterher, da brauchte er sich nicht beobachtet zu fühlen.

Wachsam legte er die letzten Meter zur Bibliothek zurück und als er die Tür öffnete, schaute er sich noch einmal um.

Doch Viktor entdeckte niemanden, der Gang war leer.

Komisch, dachte er sich noch, betrat dann die große Bibliothek und schritt durch die Gänge, immer nach links und rechts Ausschau haltend, ob er nicht irgendwo Hermine entdecken würde.

Doch zu seiner Verwunderung konnte Viktor niemanden finden, der Hermine auch nur ähnlich sah.

Das war ungewöhnlich, passte irgendwie auch nicht zu ihr.

Wo war sie nur?

Seufzend ging er wieder raus und begab sich auf die Suche durch das ganze Schloss. Irgendwo hier würde sie schon sein und er würde sie finden.

Gerade bog er um eine Ecke, als er mit jemandem zusammenstieß.

„Aua, verdammt“, grummelte eine Mädchenstimme und Viktor verdrehte die Augen.

Heute liefen irgendwie alle Mädchen gegen ihn, warum? Bei Hermine war das okay, aber sie. Wer war sie überhaupt?

Er sah sie genauer an und bemerkte die roten Haare.

Also eine Weasley. Das hatte er in der 4ten Klasse auch schnell gelernt. Rote Haare standen zu 99% für Weasleys in dieser Schule.

„Und du bist, wenn ich fragen darf?“, hakte er ruhig nach und empfing erst einen herausfordernden, dann einen überraschten Blick.

„Viktor Krumm!? Was machst du denn hier?“, wollte Ginny wissen und errötete leicht.

„Ginny Weasley, die beste Freundin von Hermine“, fügte sie noch schnell hinzu und lächelte leicht.

„Ah, mich brauche ich ja anscheinend nicht vorstellen. Freut mich… Weißt du, wo Hermine ist? Ich suche sie…“

„Ich wollte auch grade zu ihr. Sie ist bestimmt in der Bibliothek, ich zeig dir, wo sie ist.“

„Da ist sie aber nicht, von da komm ich grade“, entgegnete Viktor und Ginny stutzte.

„Da ist sie nicht?“, fragte sie nochmal nach und Viktor nickte.

Ja, da war sie nicht.

„Im Vertrauensschülerbad ist sie auch nicht. Von da komme ich grade… Aber wo denn sonst? Vielleicht schon im Schlafsaal. Gehen wir zum Gryffindorturm, dann schau ich da eben nach“, schlug die Rothaarige vor und Viktor nickte.

Er ging neben der kleinen Weasley her und beschloss, ein wenig mit ihr zu reden über Hermine.

Mal sehen, welche Informationen er noch bekommen konnte.

„Was ist eigentlich los zurzeit? Ich habe von Harry gehört, dass es hier ziemlich viele Probleme gibt und ich mache mir Sorgen um Hermine. Wenn es möglich ist, würde ich ihr gern helfen“, ergriff Viktor das Wort und ignorierte eine kleine Meute von Mädchen, die hinter ihnen herlief. Er interessierte sich einfach nicht für sie. Sie waren viel zu jung und bestimmt nicht gebildet genug.

Zugegebenermaßen hatte er sich da mit Hermine auch einen sehr hohen Level ausgesucht.

„Harry hat dir sicherlich von dem Halloween-Kostüm-Ball erzählt und das sie dort mit Draco Malfoy war, oder?“, erkundigte sich Ginny und sprach weiter, als sie ein Nicken sah.

„Naja, für Hermine ist die Sache mit Draco seit dem Ballabend zu einem ernsthaften Problem geworden. Dumbledore wollte mit dem Ball erreichen, dass sich dickköpfige und klischeehafte Muggel, Zauberer und Hexen kennen lernen und Hermine lernte Draco als höflichen, zuvorkommenden, aber auch frechen, junge Mann kennen. Da er ja nicht wusste, mit wem er da war, benahm er sich natürlich ganz anders. Sie mochte diese Seite ihres Begleiters und verliebte sich wohl auch in diesen Vampirlord. Doch durch ein Gespräch mit mir findet Hermine auch, dass Draco nicht absichtlich so ein Arschloch ist, sondern das seine Eltern ihn zu diesem gemacht haben, ohne dass Draco etwas dafür konnte. Deswegen ist sie zurzeit in einem großen Dilemma, denn sie will Ron und Harry nicht wegen Draco verlieren, aber sie würde halt auch gern den echten Draco Malfoy kennen lernen und ihm helfen, ihn von den Denkweisen des dunklen Lords zu lösen. Doch Ron wird niemals zulassen, dass es dazu kommt, denn dann sind Hermine und er nicht mehr befreundet. Dafür hasst er ihn zu sehr. Und auch Harry steht der Sache sehr skeptisch gegenüber. Mal ganz davon abgesehen, dass ich auch mit einem Slytherin flirte und deswegen Probleme mit Harry habe. Hat zum einen die Folge, dass sich Harry mit Ron verbrüdern könnte, weshalb Hermine sich dann zwischen Draco und den beiden Jungs entscheiden müsste und zum anderen macht sich Hermine deswegen Sorgen um Harry und mich. Kurzum seit dem Ball geht alles bergab“, schloss sie ihren Vortrag und seufzte geschlagen.

Sie wusste zwar auch, dass sie das alles mit der Zeit wieder auf die Reihe kriegen würden, aber dennoch war es anstrengend.

„Das klingt in der Tat nach einer sehr verzwickten Lage“, murmelte Viktor und blieb vor der fetten Dame stehen.

„Ja, aber wir kriegen das hin. Ich schau dann eben, ob Hermine oben ist und sag dir Bescheid“, meinte Ginny und sagte das Passwort.

Schnell schlüpfte sie durch den Eingang rein und entdeckte im Gemeinschaftsraum niemanden, der aussah wie Hermine. Und 2 Minuten später hatte sie auch die Gewissheit, dass im Schlafsaal keine Hermine zu finden war.

Mittlerweile war es schon recht spät und Ginny begann doch, sich Sorgen zu machen.

Grübelnd ging sie wieder raus und schüttelte mit dem Kopf.

„Sie ist nicht da… Seit dem Abendessen hat sie keiner mehr da drin gesehen. Ich habe danach noch mit ihr gesprochen und seitdem ist sie weg“, fasste Ginny zusammen und schlenderte weiter durch Hogwarts mit Viktor auf der Suche nach Hermine.
 

Blaise hatte sich nach dem Bad von Ginny verabschiedet und beschloss der Bibliothek noch einen Besuch ab zu statten, denn er brauchte noch Bücher zum lernen. Wohl oder übel gehörte er zu der Kategorie Schüler, die unbedingt lernen mussten, wenn eine Prüfung an stand und da die Lehrer hin und wieder gerne mal Tests schrieben, blieb es nicht aus, dass er das ein oder andere Buch zum Lernen in die Hand nehmen musste. Nebenbei machte er sich so seine Gedanken über die Situation, wie wohl viele Schüler zurzeit. Er war mitten dabei, dem Auserwählten Harry Potter die Freundin auszuspannen und sein bester Kumpel, Prinz Draco, war dabei mit Granger anzubandeln, von der Weasel-Bee was will. Also beziehungsmäßig war dieses Schuljahr schon jetzt hinüber und dabei war grade mal Winter, noch nicht einmal Weihnachten hatten sie hinter sich gebracht.

Was das Jahr wohl noch für Überraschungen bereit hielt?

Blaises Gefühl sagte ihm, dass es nicht nur gute Dinge waren, die da auf sie zukamen.

Und generell war es nicht nur Draco, der sich mit sich selbst beschäftigen musste, sondern er auch. Denn auch er war Todesser geworden, genau wie Draco. Nur das er nicht der Auserwählte war und somit einer der unbedeutenden Kämpfer. Dennoch war er einer und das änderte in seinen Augen sehr viel. Wenn gleich er es auch von Anfang an nicht freiwillig geworden ist, aber ihm war einfach keine Wahl geblieben. Außer der Tod war eine Option, dann hatte er die Wahl schon gehabt, aber das lehnte er dann doch eher ab. Dafür war ihm sein Leben zu wertvoll. Natürlich hatte er Ginny bereits im Vertrauen darüber aufgeklärt, dass er einer war und was das bedeutete. Und er hatte die kleine Rothaarige dafür bewundert, dass sie ihm trotzdem beistehen wollte. Denn er hatte ihr genauso gesagt, dass er es nicht wollte, dass er Voldemort tot sehen wollte und dass er, wenn er konnte, im Verborgenen auch helfen würde.

Mit Draco würde das allerdings nicht so einfach werden. Dafür hatte sein Vater viel zu gute Arbeit geleistet. Schon seit sie hier in Hogwarts waren, versuchte Blaise sein bestes, die harte Schale seines besten Kumpels zu knacken, doch bisher gab es nur Haarrisse zu verzeichnen.

Bis jetzt jedenfalls, denn Hermine als Vampirlady hatte wohl mehr aufgewühlt, als er in über 5 Jahren.

Doch egal, hauptsache Draco würde langsam begreifen, dass das alles falsch war und dass Voldemort sterben musste.

Zabini verstand ja, dass das alles nicht so einfach war für Malfoy, doch manchmal hatte er das Gefühl, dass sein Kumpel einfach die Scheuklappen aufsetzte und auf stur schaltete. Und das nervte ihn, sehr sogar.

Völlig in seine Gedanken versunken bemerkte er gar nicht, wie die Zeit verging. Erst, als Filch ihn aus der Bibliothek schmiss, realisierte er, dass es schon Schlafenszeit war.

Also nahm er seine zwei Bücher, trug sich in die Liste ein und machte sich auf den Weg zum Kerker, um sich hin zu legen. Vielleicht war ja auch Draco da und er konnte noch ein wenig mit ihm quatschen. Schließlich wollte er keine Gelegenheit ungenutzt lassen, um ihn auf den richtigen Pfad zu bringen. Erst recht nicht, seit sie Todesser waren. Der Krieg stand unmittelbar bevor und es war besser, wenn Draco bis dahin auf der richtigen Seite stehen würde.

Auf dem Weg zu seinem Bett entdeckte er Viktor Krumm und Ginny in einem Gang und verwirrt gesellte er sich zu ihnen.

„Was ist los?“, fragte er und nickte Viktor als Begrüßung zu.

Sie hatten während des vierten Schuljahrs nicht viel miteinander zu tun gehabt, daher gab es keinen Grund für große Wiedersehensfreude oder ähnliches.

„Hermine ist weg. Wir suchen sie…“, erklärte Ginny kurz und Blaise zog eine Augenbraue hoch.

Granger einfach weg?

„Vielleicht hat sie sich einfach irgendwo versteckt, um mal in Ruhe über alles nachdenken zu können. Hogwarts ist schließlich ein mehr als prächtiger Ort für Verstecke. Wir sollten suchen, wenn sie morgen nicht zum Frühstück kommt. Gönnen wir ihr die Ruhe, hm?“, meinte er ruhig und lächelte Ginny liebevoll an.

Seine Freundin schwieg einen Moment lang und seufzte dann.

„Ja, wahrscheinlich hast du recht. Sie sollte wirklich mal ihre Ruhe haben“, stimmte sie zu und schaute zu Viktor.

„Wäre das auch für dich in Ordnung?“, fragte sie und der Bulgare nickte zustimmend.

„Ja, ist gut. Wahrscheinlich will sie wirklich nur nachdenken. Ich mache mich dann auf den Weg nach Hogsmeade, ich schlafe da.“

„Okay, dann bis morgen?“, hakte Ginny nach.

„Ja, schlaft gut.“

Mit diesen Worten verschwand Viktor hinter der nächsten Ecke und Ginny und Blaise machten sich in Ruhe auf den Weg, erst zum Gryffindorturm, wo Blaise Ginny verabschiedete und dann schlenderte Blaise zum Kerker, um sich dort hin zu legen.

Draco war zu seinem Verwundern noch nicht da, weshalb er beschloss, noch ein wenig wach zu bleiben, falls der Blondschopf noch auftauchte.
 

Draco spielte allmählich wirklich mit dem Gedanken, Pansy etwas an zu tun, damit sie endlich Ruhe geben würde. Es war unglaublich, wie sehr dieses Mädchen versuchte, sich in sein Leben ein zu mischen.

Genervt stand er auf und beschloss, sich noch ein wenig die Beine zu vertreten. Schaden konnte es schließlich nicht und ein bisschen frische Luft auf dem Astronomieturm würde ihm bestimmt gut tun.

Vielleicht würde er auf dem Weg dahin ja auch noch Blaise über den Weg laufen, den hatte er seit dem Essen nämlich auch nicht mehr gesehen.

So verließ er den Kerker und stolzierte durch die Gänge von Hogwarts. Niemand musste wissen, wie beschissen es ihm innerlich ging und da seine Haltung nach wie vor seine Wirkung hatte, bemerkte es auch niemand. Niemand, außer Granger.

Die Worte auf dem Ball, die sie über ihn gesagt hatte, hatten ihn getroffen, direkt in sein Herz. Er hatte geglaubt, dass die Vampirlady ihn befreien könnte von diesem ganzen Scheiß hier. Aber ein Reinblüter, der sich von einem Schlammblut retten lässt!?

Da konnte er sich gleich sein Grab schaufeln und reinlegen.

Nein, das ging nicht.

Seufzend, dass er schon wieder bei dem Thema Granger gelandet war, schlenderte er die Treppen zum Astronomieturm raus.

Hier war er allein, hier konnte er in Ruhe nachdenken und sich die frische Luft um die Ohren wehen lassen.

Es würde nicht mehr lange dauern und es gab diesen Ort gar nicht mehr.

Bald hatte er das Verschwindekabinett fertig und er musste „nur noch“ eine Möglichkeit finden, um Dumbledore zu töten. Die bisherigen Versuche waren ja kläglich gescheitert. Aber wie sollte er auch einen der größten Zauberer überhaupt töten? Das war nun mal nicht so einfach, wie eine Ratte in einen Trinkpokal zu verwandeln. Wobei Weasel-Bee selbst damit noch Probleme hatte. Aber der hatte ja auch mit allem Probleme. Mit Granger im Besonderen, wie er ja schon festgestellt hatte.

Womit er wieder bei dem Weib angekommen war.

Ach, es war doch zum Haare raufen, verdammt!

Und wenn sie es nun doch vielleicht schaffte, ihm zu helfen? Doch selbst, wenn sie es könnte, würde sie es nicht tun, denn dann waren Potter und der rote Anhang weg und den würde sie nicht auf’s Spiel setzen.

Außerdem würde der dunkle Lord sie sofort töten oder erst foltern und dann töten.

Also musste das alles warten…

Bis nach dem Krieg.

Wie er es von Anfang an eigentlich auch vor hatte nach dem Ball. Aber alle anderen meinten ja, das müsse alles sofort geklärt werden!

Sie hatten ja keine Ahnung, was das für ihn bedeutete…

Wenn er das mit Granger erst herausgefunden hätte, wenn Voldemort tot war, dann hätte er jetzt mit ihr reden können. Ob sie das, was sie gesagt hatte, wirklich ernst meinte oder nicht.

Gedankenverloren streichelte er über seine Handinnenfläche, wo er Hermines weiche, geradezu zarte Haut gespürt hatte in Dumbledores Büro.

Für eine Muggel wirklich beachtlich diese Haut, wie er fand.

Das einzige, was ihm wohl bei ihr auf den Keks gehen würde, wäre wohl ihre besserwisserische Art, die müsste er ihr ein wenig ab er ziehen.

Moment mal…

Dachte er grade daran, wie es wäre, wenn sie zusammen waren?

Nein, das ging zu weit. Voldemort lebte und er hatte keine Hoffnung, dass Voldemort sterben würde in diesem Krieg. Viel mehr glaubte er, dass er selbst den Löffel abgeben würde in einem Gefecht.

Und dann war die ganze Sache eh erledigt.

Er würde sterben, davon war er überzeugt, allein, einsam, vielleicht unter ein paar Trümmern von Hogwarts begraben.

Ein passender Tod für dieses Leben.

Erste Annäherung?

So, endlich mal wieder was neues von mir ^.^
 

Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen :D
 


 

„Ich wusste doch, dass ich dich hier finden würde…“

Ruckartig drehte sich Draco um und sah Granger an der Treppe stehen, die Arme verschränkt, weil ihr anscheinend kalt war. Sie schritt langsam auf ihn zu und der junge Malfoy drehte sich wieder um.

„Was willst du?“, fragte er kalt und lehnte die Unterarme auf die Brüstung.

Er hörte, wie Hermine fast bei ihm angekommen war und er verspannte.

Was hatte sie vor? Wie nah würde sie ihm kommen? Was wollte sie sagen?

„Reden“, war die schlichte Antwort.

Sie stellte sich neben ihn, umschloss die kalte Metallstange mit ihren Fingern und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie kalt ihr war.

Doch Draco hatte sie schon längst durchschaut, was diesen Aspekt anging.

„Dann rede.“

Ehrlich gesagt war ihm nicht nach Reden zumute, doch innerlich interessierte es ihn schon, was sie zu sagen hatte.

Immerhin hatte er ihr eine eiskalte Abfuhr erteilt und dass sie trotzdem zu ihm ging, wunderte ihn sehr. Entweder meinte sie es wirklich ernst oder aber sie war einfach nur dumm.

„Das, was ich auf dem Ball über dich gesagt habe, meine ich nach wie vor ernst. Und ich will dir helfen-“

„Ausgerechnet du!? Als könnte mir ein Schlammblut helfen! Das ist lächerlich!“

Hermine schwieg.

Er hatte das Gefühl, dass sie etwas hatte sagen wollen, doch sie schluckte es runter.

„Wenn du dir nicht helfen lassen willst, dann wird dir auch nie jemand helfen können, auch kein Reinblüter! Ich sehe doch, dass du unglücklich bist.“

„Na und? Und nur, weil du den Eindruck hast, dass ich unglücklich bin, meinst du, musst du dich in mein Leben einmischen!?“

„Hast du noch die Rose, die ich dir beim Ball gegeben habe?“, stellte Hermine als Gegenfrage und Draco sah sie verwirrt an.

Was war das denn für eine Gegenfrage?

Ja natürlich hatte er die noch in seiner schwarzen Schatulle, doch warum fragte sie danach.

„Ja, und?“

„Ich habe dir gesagt, dass wir uns mit der Rose wiederfinden werden und ich stehe zu dem Wort. Wir wissen jetzt, mit wem wir auf dem Ball waren, doch gefunden haben wir uns noch nicht. Und genau dieses Versprechen werde ich mithilfe der Rose einhalten…“, erwiderte sie lächelnd und Draco stempelte sie als verrückt ab.

Was für einen Unsinn redete sie da!?

„Müssen eigentlich alle Mädchen so einen Stuss reden? Dabei dachte ich, du wärst anders als die anderen Weiber, die hier rumlaufen“, brummte er und schaute wieder auf den See hinaus.

„Ich meine damit, dass wir uns naja… Ach, vergiss es“, brach Hermine ab und drehte sich weg, doch sie war zu langsam, denn er hatte den Rotschimmer entdeckt.

„Nein, jetzt auch raus damit“, forderte er sie auf und grinste.

Da musste Granger jetzt durch.

„Nein, ich will nicht“, murmelte sie und schüttelte vehement den Kopf.

„Warum versteht ihr Jungs sowas nie?“, fügte sie noch leise hinzu und Draco ging zu einem Überraschungsangriff über.

Er nahm Hermines Hand vom Geländer, was sie auch bereitwillig mitmachte und drehte sie, sodass sie mit dem Rücken ans Geländer stieß.

Sie schaute zur Seite, doch natürlich wusste sie, dass er spätestens jetzt ihren Rotschimmer gesehen hatte.

„Was ist los, Granger?“

Eigentlich war es eine ganz einfache Frage und Draco erwartete auch eine ganz einfache Antwort darauf, doch für die Brünette schien das eine sehr schwere Frage zu sein und die Antwort noch viel komplizierter.

„Ich meinte, dass wir zwar die Person gefunden haben, aber noch nicht die Gefühle...“, nuschelte sie und traute sich noch immer nicht, ihn an zu sehen.

Bei Draco fiel der Groschen und er ließ Granger los. Was sollte er denn darauf antworten? Hieß das etwa, dass sie in ihn verknallt war?

Dabei hatte er sie doch nur schikaniert und fertig gemacht… Oder war es das Helfersyndrom, von dem Granger befallen war?

Und wenn es doch einfach nur Gefühle waren, die sie für ihn empfand?

„Und wie stellst du dir das bitteschön vor, Granger? Selbst wenn ich mir von dir helfen lassen wollen würde, würdest du schneller sterben, als du Quidditch sagen könntest, denn die Todesser und im Besonderen der dunkle Lord machen kurzen Prozess mit dir.“

„Aber Hogwarts ist doch sicher. Oder hast du…?“

„Nein. Ich habe gar nichts. Granger, sieh es ein, du kannst mir nicht helfen. Lass uns einfach aneinander vorbei leben und das war’s.“

Mit diesen Worten drehte sich Draco um und wollte gehen, doch Hermines Stimme ließ ihn stehen bleiben.

„Ist dir dein Leben so wenig wert, dass du nicht einmal dafür kämpfen willst!?“, rief sie halb verzweifelt und er spürte ihren Blick regelrecht auf seinem Rücken.

War ihm sein Leben noch etwas wert?

Er hatte so viel Scheiße erlebt und es gab keine Aussicht auf Hoffnung. Ob er heute sterben würde oder nicht, war eigentlich egal. Es würde ihn niemand vermissen, er hatte nichts, was er hinterlassen könnte.

Langsam drehte er sich zur Brünetten um und sah sie mit einem gewissen leeren Blick an.

„Ich habe nichts, wofür es sich zu kämpfen lohnt.“

„Doch, hast du. Dein Leben ist unbezahlbar und auch wenn du bisher nur scheiße erlebt hast, so entscheidest allein du, was du in Zukunft erleben wirst“, sagte sie und Draco ging zu ihr zurück.

Wut machte sich in ihm breit, weshalb seine Schritte sehr energisch waren. Der junge Malfoy bemerkte die Verunsicherung bei Granger, doch das war ihm gerade herzlich egal.

„Bei dir hört sich das so leicht an, doch das ist es nicht! Voldemort bedroht meine Familie und meine Familie und ich werden sterben, wenn ich seinen Auftrag nicht zur Zufriedenheit ausführen werde! Nichts kann ich entscheiden, solange der dunkle Lord lebt! Also sag das nicht, als würde es bei diesen Entscheidungen nur darum gehen, ob ich zum Frühstück Wasser oder Kürbissaft trinke!“

„Es ist egal, ob der dunkle Lord lebt oder nicht. Er ist nicht unsterblich und wir werden ihn am Ende in Grund und Boden stampfen! Und ich werde versuchen, dir zu helfen, denn ich will nicht, dass du wegen deinen Eltern und dem Oberarsch dein Leben einfach wegwirfst, als wäre es so viel Wert wie ein benutztes Taschentuch!“

Sie strahlte Selbstbewusstsein aus und er bewunderte sie, dass sie das weiterhin so durchziehen wollte. Sie kannte die Risiken, zumindest hatte er sie aufgeklärt und sie wollte es dennoch tun. Das war doch dumm. Damit setzte sie ihr eigenes Leben auf’s Spiel. Und das nur, um ihm, ihrem Erzfeind, zu helfen?

Das war lächerlich. Nach wie vor.

Er merkte, wie sie fror und seufzend legte er ihr seinen Mantel um.

„Gehen wir, hier oben wird es wirklich kalt“, meinte er schlicht und ging zur Treppe.

Ohne darauf zu warten, dass Granger ihm folgte, schritt er die Wendeltreppe hinab und dachte nach.

Er verstand das alles nicht, was Granger betraf. Er würde Blaise danach fragen, wenn er wieder im Kerker angekommen wäre. Doch jetzt musste erstmal Granger ihren Hintern in Bewegung kriegen, damit er seinen Mantel noch wiederbekam.

Ansonsten würde es wieder unnötige Diskussionen geben und das wollte er nicht.

Als er unten angekommen war, hörte er von oben endlich Schritte und während er wartete, schaute er sich immer mal wieder um, doch es war niemand zu sehen. Umso besser.

Dann mussten sie nur noch Filch umgehen, sonst gab es wieder unnötige Standpauken darüber, dass man des nachts nicht durch die Gänge spazieren sollte.

Keine Minute später war Hermine auch unten und sie zitterte noch immer wie Espenlaub.

Seufzend schlenderte Draco mit ihr in Richtung Gryffindorturm. Er wollte zur Abwechslung mal kein ganz großes Arschloch sein, also wollte er sie bringen, so konnte sie sich noch ein wenig aufwärmen, bis sie da waren.
 

Hermine fühlte sich das erste Mal in ihrem Leben in der Bibliothek nicht wohl. Hier gab es nichts, was ihr bei ihren Problemen helfen konnte und somit war sie zum ersten Mal vollkommen nutzlos.

Frustriert und deprimiert zugleich verließ sie daher recht schnell wieder diesen Ort und zog sich eine Weile in den Raum der Wünsche zurück.

Er sah genauso aus wie zu dem Zeitpunkt, wo Draco ihr die Abfuhr erteilt hatte.

Sie wollte sich damit noch einmal konfrontieren, darüber nachdenken, was Draco zu dieser Reaktion veranlasst hatte.

Vielleicht war es eine Schutzreaktion. Immerhin war er wohl Todesser und somit wären alle in seiner Umgebung in Gefahr. Vielleicht wollte er ja nicht, dass sie… Nein, das war idiotisch.

Sie sprach hier von Draco Malfoy und nur weil sie ihm helfen wollte, musste sie nicht die rosarote Brille aufsetzen.

Wahrscheinlich war das nur eine Kurzschlussreaktion, weil er sich selbst nicht verstand, weil er vorher im Büro ihre Hand gehalten hatte.

Sie wusste nur eins. Sie musste mit ihm reden. Unbedingt…

Und sie hatte auch eine Ahnung, wo sie ihn finden konnte. Doch bevor sie dorthin ging, wollte sie hier noch einen Moment der Ruhe genießen. Hierher kam niemand und somit hatte sie seit dem Ball mal die Gelegenheit für sich zu sein.

Sie legte sich auf das Sofa und schloss die Augen.

In Ruhe ließ die Brünette die vergangenen Wochen revue passieren und stellte fest, dass sie so einiges mitgemacht hatte.

Sie dachte viel über Draco Malfoy nach und kam zu dem Entschluss, dass sie um ihn kämpfen würde.

Die junge Hexe war sich bewusst, dass sie diesen Kampf vielleicht nie gewinnen würde, aber sie würde es sich nie verzeihen, wenn sie es nicht wenigstens versucht hatte.

Seit dem Ball, wo sie einen anderen Draco Malfoy kennen gelernt hatte, dachte sie immer wieder an ihn und sie mochte diesen anderen Draco. Und sie wollte ihn wiedersehen und noch weiter kennen lernen.

Dafür würde sie kämpfen.

Mit neuer Energie stand sie auf und beschloss, auf dem Astronomieturm nachzusehen, ob Draco dort war. Nachdem, was sie so mitbekommen hatte, standen die Chancen meist recht gut, ihn dort an zu treffen.

So verließ sie den Raum der Wünsche und machte sich auf den Weg.

Noch durfte sie ja in den Gängen rumlaufen, denn es war noch keine Schlafenszeit.

Und tatsächlich war Draco dort. Hermines Herz schlug höher. Er schien ihre Schritte nicht zu hören und so beobachtete sie eine Weile, bevor sie sich dazu entschloss, mit ihm zu reden.

Ihr war kalt, denn der Wind pfiff fast schon stürmisch über sie hinweg und sie ärgerte sich, dass sie keine Jacke mitgenommen hatte. Doch in der Bibliothek hätte sie die nicht gebrauchen können und da hatte sie ja ursprünglich hingewollt.

Das Gespräch verlief mit allen Höhen und Tiefen, ihrer Meinung nach. Sie hatte Hoffnung, die Draco aber gleich wieder zunichtemachte und doch hatte sie am Ende das Gefühl, dass sie den Slytherin ein wenig erreicht hatte. Er musste das bestimmt nur alles erst einmal sacken lassen.

Schließlich war sie seiner Meinung nach ein niederes Wesen und der Gedanke, dass sie ihm helfen wollte, war in seinen Augen garantiert mehr als lächerlich. Und so gesehen war es das wohl auch. Aber sie hatte das Gefühl, dass sie etwas erreichen konnte und deswegen würde sie es auch weiterhin versuchen.

Sie kuschelte sich ein wenig in den Mantel und blieb noch einen Moment auf dem Astronomieturm stehen.

Sie schaute in den Himmel und plötzlich, nur für eine Sekunde, tauchte eine Sternschnuppe auf.

Ein Lächeln breitete sich auf ihren Lippen aus und sie schloss kurz die Augen.

Sie wünschte sich, dass sie an Draco herankommen konnte und ihm helfen konnte aus diesem ganzen Schlamassel.

Dann setzte auch sie sich in Bewegung und schritt die Wendeltreppe hinab. Draco wartete unten auf sie und schaute sich um.

Ach ja, mittlerweile hätten sie bestimmt schon in ihren Schlafsälen sein müssen.

Zu ihrer Verwunderung schlenderte Draco nicht in Richtung Kerker, sondern in Richtung Gryffindorturm.

Im ersten Augenblick verwirrt wuselte sie dann aber doch hinterher und lächelte einfach nur leicht selig vor sich hin.

Sie wagte auch nicht, etwas zu sagen, denn das würde nachher nur die Stimmung ruinieren.

Leicht vor sich hin träumend kuschelte sich Hermine noch enger in den Mantel und sog den Duft von Draco regelrecht in sich auf.

Wer wusste schon, wann sie ihn das nächste Mal zu riechen bekam?

Doch mit einem Mal war Malfoy sehr unruhig und packte die Brünette am Oberarm und zog sie mit sich.

Er flüchtete mit ihr in eine enge Nische und beide hielten für einen Moment den Atem an.

Hermine erinnerte sich sofort an die Geschichte in der verbotenen Abteilung der Bibliothek und daran, wie unwohl sie sich gefühlt hatte, doch jetzt. Jetzt genoss sie es beinahe. Sie lehnte sich auch leicht an ihn und das nicht nur, weil es so ein wenig bequemer war, sondern weil sie Draco klar machen wollte, dass sie die Nähe wollte. Und das sie keine Angst mehr vor ihm hatte, was früher vielleicht doch das ein oder andere Mal der Fall gewesen war.

Und sie spürte auch gar nicht, wie Draco deswegen verkrampfte. Das verwunderte sie noch viel mehr. Er ließ es einfach geschehen.

Unsicher schaute sie in den Gang und hörte dann dieses Katzenvieh. Mrs. Norris, die Katze von Filch. Also machte der wohl grade seine Runde.

Innerlich fluchte sie nur. Es war viel zu spät und sie sollte längst im Bett sein. Seit sie auf dieser Schule war, gingen ihr Benehmen und ihr Sinn für Regeln definitiv den Bach runter, genau genommen war das schon ein Wasserfall, so schnell war das gegangen.

Aber was hätte sie alles verpasst bisher, wenn sie sich an die Regeln gehalten hätte?

So gesehen war das Leben mit Harry und Ron sehr aufregend und verdammt gefährlich, aber schließlich kämpften sie hier für einen Weltfrieden, der unbedingt gewahrt werden musste.

Aber waren 3 Teenager denn die Richtigen dafür, um die Welt zu retten?

Jetzt, wo sie so darüber nachdachte, was in den nächsten Monaten wohl anstand, bekam sie Angst.

Bis jetzt hatte sie immer nur nach Lösungen für Problemen gesucht oder aber gelernt, aber sie hatte sich nie in Ruhe überlegt, was sie da eigentlich vorhatten und genau betrachtet war das der pure Wahnsinn.

Doch flüchten konnten sie davor jetzt auch nicht mehr.

Sie krallte sich ein wenig an Dracos Hemd und spürte seine Hände, wie sie über ihren Rücken streichelten.

Bestimmt ein Reflex, weil sie sich festhielt.

Doch ob es von dem Slytherin gerade gewollt war oder nicht, war egal. Hauptsache, er hörte nicht auf.

Missmutig verfolgte sie die Katze, die an ihnen vorbei schlich.

Hermine glaubte zu sehen, dass die Katze sie entdeckt hatte, doch zu ihrem Erstaunen tippelte sie einfach weiter.

Ein paar Schritte dahinter trottete Filch vor sich hin, mit einer Lampe umher schwingend. Der Kerl hatte auch nicht alle Latten am Zaun, das war klar. Was auch immer er erlebt hatte, dass er so komisch drauf war.

„Du kannst mich wieder loslassen“, murmelte der junge Malfoy und Hermine errötete.

Sie wusste gar nicht, wie lange Filch schon weg war, aber es war so angenehm gewesen, dass sie vollkommen verdrängt hatte, mit wem sie hier war und wie lange.

Sofort zog sie ihre Hände weg und schlich in den Gang.

Es war nirgendwo Licht zu sehen, also war Filch schon über alle Berge bzw. 3 Gänge weiter.

„Entschuldige“, nuschelte sie noch leise, bevor sie langsam weiterging in Richtung Gryffindorturm.
 

Draco konnte Filch nichts abgewinnen, der Typ war in seinen Augen einfach nur verrückt. Und sowas war hier Hausmeister.

Er nahm durchaus wahr, wie die Gryffindor sich an ihn kuschelte und auch etwas in sein Hemd krallte, doch das störte ihn gerade weniger.

Genau genommen war es ihm eigentlich egal. Er war wegen des Gesprächs sowieso noch nicht ganz wieder da und aus einem Reflex heraus streichelte er über ihren Rücken.

Filch war bereits um die nächste Ecke gebogen, doch Granger machte nicht die geringsten Anstalten, sich zu bewegen.

Er verdrehte die Augen. Schlief sie jetzt schon mit offenen Augen oder was?

Erst, nachdem er sich zu Wort gemeldet hatte, ließ sie ihn los und krabbelte aus der Nische.

Den Rest des Weges bis zur fetten Dame verlief alles problemlos und als sie angekommen waren, gab Hermine ihm seinen Mantel wieder.

„Danke dir“, meinte sie mit einem leichten Lächeln und er nickte ihr zu.

„Schlaf gut“, entgegnete er höflich.

„Du auch, ja?“

„Ich schlafe nie gut“, erwiderte Draco trocken und stolzierte zum Kerker.

Hermines erbitterter Kampf

So, endlich mal wieder was neues <.<
 

Hoffe, es gefällt euch x3
 


 

„Ich liebe dich, Ginny. Was soll das nur mit ihm!?“, wollte Harry wissen und war kurz davor, seine Beherrschung zu verlieren.

Er bekam nicht einmal den Namen von dem Slytherin über die Lippen.

„Harry, bitte… Es… Ich… Wir hatten eine schöne Zeit, ja, aber irgendwie finde ich, ist es in letzter Zeit einfach ein wenig… langweilig geworden zwischen uns…“, versuchte sich Ginny zu rechtfertigen, doch Harry nahm das gar nicht so richtig wahr.

Das überlegene Grinsen von Blaise brachte ihn einfach nur zur Weißglut und er war kurz vor, Gebrauch von seinem Zauberstab zu machen.

Auch wenn das wahrscheinlich einen Schulverweis zur Folge hatte oder, je nachdem welcher Zauber ihm über die Lippen kam, auch ein Aufenthalt in Askaban.

„Langweilig? Kommt vielleicht daher, dass du die ganze Zeit mit Hermine gelernt hast und ich Quidditch-Training hatte. Ich habe doch mehrmals mein Training abgesagt und dich gefragt, ob wir nicht etwas zusammen machen wollen, aber du meintest nur, dass du lernen müsstest“, giftete Harry wütend und Ginny ballte die Hände zu Fäusten.

Sie zitterte leicht und versuchte ruhig zu bleiben, doch es fiel ihr sichtlich schwer.

„Ja, ich muss auch lernen, weil ich einen guten Abschluss machen will! Ich will Aurorin werden und dafür brauche ich einen guten Abschluss! Außerdem kriege ich ja nicht immer Extrawürste, wenn der Held vom Dienst wieder mal unterwegs war und die Hälfte des Stoffes einfach mal ignoriert hat!“, rief sie und ehe Harry etwas erwidern konnte, rannte Ginny weinend raus.

Sie musste jetzt allein sein, nachdenken und sich irgendwie beruhigen.

Harry wollte hinterher, doch Blaise packte ihn grob am Oberarm.

„Lass sie, sie braucht jetzt ihre Ruhe… Du warst doch ihr Freund und müsstest das wissen…“, meinte er ruhig und brachte Harry damit zum ausrasten.

„Du hast doch keine Ahnung!!!“, schrie er rum und schlug auf Blaise ein, der lediglich verteidigte und die willkürlichen Schläge versuchte ab zu wehren.

Er hätte nicht gedacht, dass der große Harry Potter sich mal so gewöhnlich prügeln würde.

Und dann auch nicht einmal schlecht.

Eine ganze Zeit lang prügelte Harry auf den Slytherin ein, bis dieser die Schnauze voll hatte und Harrys Arm griff und ihn verdrehte.

Unsanft machten Harrys Knie Bekanntschaft mit dem Steinboden, doch Harry gab keinen Laut des Schmerzes von sich.

„Jetzt endlich abgeregt? Ich bin nicht dein Punchingball… Wir sollten ein andern mal nochmal reden, wenn sich die Gemüter etwas beruhigt haben…“, schlug Blaise vor und ließ den Arm los.

Dann ließ er seine Hände in die Hosentaschen gleiten und schlenderte in Ruhe davon in Richtung Ginny.

Jetzt musste er erst einmal sie trösten.

Solche Diskussionen noch vor dem Frühstück führen zu müssen, war in Blaises Augen einfach nur unsinnig, aber Potter hatte sie sofort abgefangen vor der großen Halle, kaum dass er sie bemerkt hatte.

Na, wenigstens waren die Fronten geklärt und er konnte sich in Ruhe um seine Freundin kümmern.

Er wusste, wohin sich Ginny zurückgezogen hatte und er beschloss, nach dem Frühstück zu ihr zu gehen.

Jetzt wollte er seinem leeren Magen erst einmal etwas Gutes tun.

Außerdem wollte er nochmal mit Draco reden, den hatte er gestern Abend nämlich doch verschlafen.

Irgendwann waren ihm einfach die Augen zugefallen und er war nicht aufgewacht, als Draco hereingekommen war.

Auf dem Weg zu seinem Platz in der großen Halle entdeckte er auch Harry, Hermine und Ron, die am Gryffindortisch saßen und sich leise unterhielten. Also besser gesagt, Harry und Hermine unterhielten sich und Ron aß. Es war wie jeden Morgen.

Gespannt, ob Draco letzte Nacht vielleicht mit Hermine zu tun hatte, setzte er sich neben seinen besten Kumpel.

„Morgen“, meinte er recht gut gelaunt und griff nach einer Scheibe Toast.

Von ein paar anderen Slytherins bekam er eine Antwort und auch Draco murmelte etwas, dass sich wie ein Morgen anhörte.

„Wo warst du letzte Nacht?“, fragte Zabini direkt mit gedämpfter Stimme, während er sein Toast mit Marmelade bestrich.

„Auf dem Astronomieturm… Mich mit Granger rumärgern“, brummte der Blondschopf und Blaise grinste innerlich triumphierend.

Er hatte es doch gewusst!

„Und? Wie war’s?“, hakte Blaise nach und versuchte, seinen Triumph zu verbergen, was ihm aber nur mittelmäßig gelang.

Draco schaute ihn einen Moment lang nur an, bevor er begann zu erzählen:

„Wie soll es schon gewesen sein? Es war eine der üblichen Debatten. Sie will mir unbedingt helfen und es scheint, als würde sie sich nicht so schnell davon abbringen lassen. Wegen ihr gerät mein ganzes Leben aus den Fugen. Und das alles nur wegen dies Scheiß Balls. Ich habe sowas von die Schnauze voll…“

Blaise seufzte.

Er konnte seinen Kumpel ja verstehen, aber es schien, als hätte er endlich jemanden gefunden, der ihm helfen wollte. Dann sollte er das doch auch annehmen, egal wer es war, oder?

„Ich weiß ja, dass das für dich sehr schwer ist, weil es ausgerechnet Granger ist, die dir helfen will. Aber du hast mir so oft erzählt, wie gern du jemanden hättest, der dir hilft. Versuch doch dich damit zu arrangieren und die Sache mit ihr einfach auf dich zukommen zu lassen. Ihr könntet euch doch im Raum der Wünsche treffen, um zu reden. Da kommt sonst keiner hin und ihr wärt ungestört“, schlug Blaise vor und war auf Dracos Reaktion gespannt.

Zurzeit konnte er ihn nicht so gut einschätzen, aufgrund der Dinge, die passierten. Vor dem Ball war das noch definitiv einfacher für ihn gewesen.

„Ja, vielleicht. Mal sehen… Jetzt muss ich erst einmal das Verschwindekabinett fertig kriegen.“

Na das klang ja mal verträglich. Für Draco war das ein großes Entgegenkommen und Blaise war sich recht sicher, dass sein Kumpel nun auf dem richtigen Weg war.

Vielleicht würde das Fest der Liebe bei Draco dieses Jahr ganz besonders werden.

Zabini hatte jedenfalls vor, das so ein zu richten. Mal sehen, ob Hermine da mitspielte. Aber wenn sie wirklich so entschlossen war, wie Draco ihm sagte, dann würde sie das bestimmt tun.

„Ein bisschen Zeit hast du ja noch dafür…“, meinte Zabini und schaute zu den Gryffindors rüber.

Ginny war nach wie vor nicht da, was ihn nicht weiter wunderte.

Harry schien sehr ruhig zu sein, denn Hermine, die er sehen konnte, sagte nichts und Ron war nach wie vor am Essen.

Das war definitiv das, was er am besten konnte.

Als Blaise sah, dass Hermine zu ihnen rüber sah, neigte er den Kopf zur Seite in Richtung Ausgang.

Ihn amüsierte der leicht verwirrte Blick von ihr, doch schien sie zu verstehen, dass er draußen mit ihr reden wollte, denn sie nickte und stand auf.

„Bin draußen mit Granger reden wegen Ginny. Gab eben Streit“, meinte der Slytherin knapp und machte sich ebenfalls auf den Weg nach draußen.

„Hat man gehört. Bis gleich bei Slughorn“, entgegnete Draco gelangweilt.

„Jo.“

Draußen im Gang entdeckte er Hermine an einer Wand lehnend.

„Was gibt es?“, fragte sie gleich und Blaise grinste.

Ginny und sie waren wirklich sehr forsch. Er mochte diesen Charakterzug an Frauen. Deswegen kam er wohl auch nicht mit Pansy klar, denn sie war zwar auch forsch, aber im falschen Sinne. Wie sie versuchte, bei Draco zu landen, war schon fast abartig seiner Meinung nach.

Aber genau genommen auch nicht sein Problem. Aber er sollte Granger vor der Irren warnen, schaden konnte es gewiss nicht.

„Es gibt verschiedene Dinge, die ich gern besprechen würde“, begann er höflich und bedeutete mit einer Handbewegung, weiter zu gehen.

Die Brünette stieß sich von der Wand ab und schlenderte in Ruhe neben ihm her. Sie wanderten langsam in Richtung Slughorns Klassenraum, da beide ihre Schulsachen bereits dabei hatten.

„Und was meinst du alles? Wenn du den Streit von Ginny und Harry meinst, dann war der durchaus nicht zu überhören. Aber ich wollte erst später zu Ginny, damit sie erst einmal ihre Ruhe hat und sich abreagieren kann.“

„Ja, das war ein Punkt, den ich ansprechen wollte. Ein anderer ist, dass jetzt, wo du mit Draco zu tun hast, du unbedingt aufpassen solltest, dass du Pansy nicht begegnest. Sie ist besessen von Draco und wird vor nichts zurückschrecken, um dich aus dem Weg zu räumen. Denn in ihren Augen bist du eine Gefahr und äußerst unwürdig noch dazu…“, erklärte Blaise und empfing ein Kopfschütteln von Hermine.

„Sie hat auf mich schon immer einen irren Eindruck gemacht, aber das sie es anscheinend wirklich ist in dem Maße. Aber danke, ich werde aufpassen. Was gibt es noch?“, hakte die Gryffindor weiter nach und schlenderte um eine Ecke.

„Weihnachten…“

Sichtlich irritiert blieb sie stehen und Blaise drehte sich zu ihr um.

Sie schien gerade völlig von der Rolle zu sein und er fragte sich, woran sie gerade dachte.

Ein Grinsen huschte über sein Gesicht.

„Woran denkst du, Granger?“, fragte er vergnügt und Hermine schüttelte erneut den Kopf.

„An nichts. Also was ist mit Weihnachten?“

Langsam setzten sie sich wieder in Bewegung. Bald waren sie am Klassenraum angekommen und von dort waren auch schon Stimmen zu hören.

„Naja, ich dachte, das Fest der Liebe wäre eine passende Gelegenheit, um den Eisklotz zum Schmelzen zu bringen“, dachte Blaise laut.

Im Augenwinkel sah er den nachdenklichen Blick von der Brünetten.

Anscheinend hielt sie das für keine schlechte Idee.

„Naja, eigentlich ist ja Weihnachten bei den Weasleys angesagt. Aber vielleicht gibt es eine andere Möglichkeit. Kann Draco von der Malfoy Manor aus mit einer Eule kommunizieren, ohne dass es Ärger gibt?“, wollte Hermine interessiert wissen und schien mit ihren Gedanken schon wieder viel weiter zu sein.

„Ähm ja, das geht, soweit ich weiß. Aber ich frag nochmal nach…“

Mittlerweile waren sie im Gang, wo das Klassenzimmer war und die Schüler, die bereits dort waren, staunten nicht schlecht, als Blaise und Hermine nebenbeinander und sich unterhaltend auf sie zu kamen.

Wildes Getuschel ging los, welches Blaise gekonnt ignorierte. Er machte sich noch nie viel daraus, was andere redeten.
 

Auch Hermine überging das Getuschel der anderen, auch wenn es sie tierisch nervte. Ja, seit dem Ball war sie dabei, sich mit Slytherins anzufreunden, aber Herr Gott nochmal, das war doch kein Verbrechen, oder!?

Um sich nicht weiter in Rage zu denken, lenkte sie sich mit angenehmeren Gedanken ab. Zum Beispiel, wie sie das mit Draco und Weihnachten angehen könnte.

Da hatte Blaise eine wirklich gute Idee gehabt.

Doch wie sollte sie das machen? Immerhin war sie bei den Weasleys und er in der Malfoy Manor, somit trennten die Zwei einige Kilometer. Also würde es nur über Eulen funktionieren.

Ein Brief und vielleicht ein kleines Geschenk, wenn sie eins finden würde.

Ob die Malfoys Weihnachten feierten?

Ob Voldemort auch Weihnachten…?

Nein, das war absurd. Aber wenn sie das richtig mitbekommen hatte, war dieser ja in der Manor.

Also entweder würde Weihnachten flach fallen oder Voldemort würde da mitspielen müssen.

Eine komische Vorstellung. Irgendwas zwischen gruselig und zum heulen lustig.

Sie tippte also darauf, dass Weihnachten flach fallen würde, was ihrer Meinung sehr schade war, denn sie mochte Weihnachten.

Es sollte eine ruhige Zeit sein, wo man sich besinnt und einen Gang zurückschaltet, was sie persönlich auch tat im Gegensatz zu den vielen, gestressten Muggeln und anderen Wesen, die hektisch noch Geschenke suchten und durch die Geschäfte rannten.

Sie machte es sich da einfacher und schaute im Verlaufe des Jahres nach Weihnachtsgeschenken, sodass sie im Dezember meist nur ein oder zwei noch kaufen musste. Somit konnte sie es sich auch leisten, einen Gang zurück zu schalten.

„Hermine!?“

Völlig verschreckt und aus ihren Gedanken gerissen, wirbelte sie herum und schaute in Rons perplexes Gesicht.

„Ronald Weasley, erschreck mich doch nicht so! Was ist?“, fragte sie aufgeregt und versuchte ihren Herzschlag wieder zu normalisieren.

Sie hatte sich so in ihre Gedankenwelt zurückgezogen, dass sie gar nicht merkte, dass sie neben Blaise an der Wand lehnte und genau das Bild sahen nun Ron und Harry, die gerade um die Ecke gebogen waren.

„Was stehst du da so seelenruhig neben dem!? Wegen ihm hat Ginny Harry verlassen!“, rief er aufgebracht und wedelte wild mit seinen Armen rum.

Harry machte vorsichtshalber einen Schritt zur Seite, bevor er noch von einem der Arme erschlagen werden konnte.

Hermine verdrehte nur die Augen. Das war doch alles lächerlich.

„Ronald Weasley. Halt still und hör mir zu“, herrschte sie ihn an und Ron blieb wie angewurzelt stehen und rührte keinen Muskel mehr.

Sie bemerkte, dass sowohl, Blaise, als auch Harry, Ron und die restlichen Schüler sie musterten und darauf warteten, was sie als nächstes sagen würde.

Da sie also nicht allein war, wählte sie ihre Worte mit Bedacht, denn schließlich wollte sie die Fronten nicht verhärten, sondern lieber vermitteln.

Auch wenn das wahrscheinlich nur die restlichen Schüler betraf und nicht Harry und Ron, die in diesem Leben nicht mehr zu Slytherin Fans mutieren würden.

Ein Fan war sie zwar auch nicht, aber mittlerweile sah sie gewisse Chancen, sie in den Kampf GEGEN Voldemort ein zu binden und diese Unterstützung konnte ja nicht schaden.

Je mehr sie waren, desto besser. Außerdem hatten sie vielleicht Informationen, die sie im Kampf gegen den dunklen Lord weiterbringen konnten. Einen Versuch war es zumindest wert und was Draco betraf, so wagte sie keine Prognosen, warum sie sich zu ihm hingezogen fühlte.

„Hier geht es nicht mehr um Gryffindor, Hufflepuff, Ravenclaw oder Slytherin. Die Häuserzugehörigkeit ist doch zurzeit wirklich egal. Es geht hier darum, einen der mächtigsten und dunkelsten Zauberer zu besiegen. Da gibt es nur gut gegen böse. Und auch wenn Slytherin kein unbeschriebenes Blatt ist, so gibt es auch in diesem Haus welche, die dem dunklen Lord nicht helfen wollen und bevor du ein Wort sagst, Ronald Weasley… Ich glaube auch, dass Draco Malfoy nicht freiwillig bei ihm ist. Ich werde weiterhin versuchen, mit ihm zu reden und wenn euch das nicht passt, dann kann ich euch da auch nicht helfen! Ich hasse nur diese Intoleranz, die hier herrscht! Es kann doch nicht sein, dass man nicht einmal in so einer gefährlichen Situation, wo es um die Zukunft der Welt geht, nicht mal auf seine Vorurteile und Klischees verzichten kann!“

Hermine hörte die eigene Verzweiflung gar nicht in ihrer Stimme. Das einzige, was sie mitbekam war, dass die anderen Schüler sie mit einem bemitleidenden Blick ansahen.

„Was habt ihr eigentlich alle!? Ist es so falsch, zu hoffen, dass andere sich ändern oder vielleicht einfach ihr wahres Gesicht noch nicht gezeigt haben???“, wetterte sie weiter und schaute sich um. Was wollten die eigentlich alle von ihr!?

„Nein, Hermine, ist es nicht… Aber immerhin redest du hier von Draco Malfoy. Dem Zauberer, der dich Jahre lang schikaniert und beleidigt hat“, meinte Viktor und ging zu Hermine.

„Ja, ich weiß das doch. Aber ich kann ihm doch helfen, wenn er das alles nicht freiwillig macht“, nuschelte sie kaum hörbar und ließ sich von Viktor umarmen.

Sie lehnte sich an ihn, schloss die Augen und fragte sich, wann sie eigentlich begonnen hatte zu zittern.

Was war nur los mit ihr?

War es wirklich so idiotisch Draco helfen zu wollen?

Aber er hatte doch sonst niemanden…

„Du weißt aber schon, dass Draco Malfoy ein Todesser ist und somit zu den engsten Vertrauten von Voldemort gehört, oder?“, startete Ron den Gegenangriff, doch die Gryffindor nahm ihm direkt den Wind aus den Segeln.

„Schon gefragt, ob er freiwillig bei der Party mitmacht? Ihn in den letzten Wochen schon einmal angeschaut? Ein selbstbewusster, glücklicher und arroganter Schüler sieht für mich anders aus.“

„Hermine, wenn du dich weiterhin auf den einlassen willst, dann will ich mit dir nichts mehr zu tun haben“, verkündete Ron und rauschte an ihr vorbei, um sich zu Dean und Seamus zu stellen.

„Und du, Harry? Hältst du mich auch für eine Bekloppte?“, fragte sie erschöpft und sah, dass ihr bester Freund zögerte.

„Nein, nicht direkt. Ich finde es nur seltsam, ehrlich gesagt. Aber wenn du meinst, dass du das tun musst, dann mach das. Ich werde dir weder dabei im Weg stehen noch helfen. Wenn was ist, kannst du immer zu mir kommen und reden…“, erklärte er und schlenderte ebenfalls zu Seamus und Dean.

Hermine seufzte ergeben. Lief das alles wirklich gut so? Ihre beiden Freunde hatten sich gerade von ihr abgewendet, der eine mehr als der andere, aber sie waren beide weg zurzeit. Sie ließ sich noch immer umarmen von Viktor, der ihr beruhigend über den Rücken streichelte, aber irgendwie fühlte es sich falsch an.

Im Augenwinkel nahm sie ein Bewegung war und als sie aufschaute, entdeckte sie Draco im Gang stehen.

Er sah sie einfach nur an mit ausdruckslosem Gesicht und sie wusste gar nicht, was sie sagen oder tun sollte.

Hatte er alles gehört?

Würde er jetzt was sagen oder machen?

Sie krallte sich ein wenig in Viktors Oberteil, sah für die anderen gerade bestimmt verloren und verängstigt aus, doch das war sie eigentlich nicht. Ihr Kopf war nur mit Watte gefüllt und sie wusste nicht so recht, wie sie die Watte wieder los werden könnte.

Noch immer starrte sie zu Draco rüber, der an ihr vorbeiging und sich zu Blaise stellte.

Er fing ein belangloses Gespräch mit seinem Kumpel an und Hermine unterdrückte die Tränen, die gerade in ihr aufstiegen.

Es war doch alles zum verrückt werden!

Warum lief das alles nur so… komisch!?

Warum konnte sie in Draco nicht einfach den Gegner sehen, wie sie es bis vor dem Ball auch getan hatte?

„Hermine… Hey Hermine…“

Nur leise drang die gedämpfte Stimme Viktors an ihr Ohr und sie schaute leicht auf.

„Ja?“

„Euer Lehrer ist da. Ich würde gern nachher nochmal mit dir reden, wenn es in Ordnung ist“, bat Viktor und die Brünette löste sich von ihm.

Sie nickte nur, murmelte ein: Später gern und trottete ins Klassenzimmer nach den anderen.

Der gewollte Kuss

Draco frühstückte in Ruhe und schlenderte dann in Richtung Klassenzimmer. Er hatte keine Lust auf Slughorn und seine begeisterte Ader, was Granger und Potter anging. Irgendwie fehlte nur noch, dass er mit Fähnchen schwenkte, wenn die Zwei an ihm vorbei schlenderten.

Ein Grinsen huschte über sein angespanntes Gesicht. Ja, das würde passen.

Malfoy horchte auf, als vor der letzten Biegung war und vom Gang her Stimmen hörte.

Schnell stellte sich heraus, dass Granger das Wort ergriffen hatte und ihre Stimme bebte beinahe, während sie sprach.

Da niemand da war, lehnte er sich gegen die kalte Steinwand und lauschte ihren Worten. Er war sich unschlüssig, ob er glücklich sein sollte, dass sich jemand endlich mal so für ihn einsetzte oder eher besorgt, weil Granger alles gefährden konnte.

Seinen Plan, sein Leben, alles.

Dennoch spürte er, wie er ganz leicht lächelte, nur kurz, aber es reichte aus, um ihm klar zu machen, dass er dabei war, in Granger etwas zu sehen, was er nicht sehen sollte.

Die Diskussion im Gang war währenddessen auf ihrem Höhepunkt, denn Weasley kündigte seiner Geliebten grade die Freundschaft und auch Potter distanzierte sich von ihr.

Wussten die Zwei denn nicht, dass sie mit dieser Reaktion Granger geradezu dazu antrieben, sich mit ihm zu treffen?

Naja, Psychologie war ja noch nie ihre Stärke gewesen. Warum sollten sie also jetzt schnallen, was passieren würde, wenn sie sich so verhielten?

Viel entscheidender für ihn jedoch war, wie er sich jetzt verhalten wollte.

In der Öffentlichkeit würde er ihr erst einmal weiterhin die kalte Schulter zeigen, aber er fühlte schon, dass er gern nochmal mit ihr reden wollte.

Am besten wäre es, er würde ihr einen Hinweis geben, dass er im Raum der Wünsche auf sie warten würde.

Da waren sie allein, auch wenn das letzte Treffen dort wegen ihm eher unerfreulich geworden war.

Da im Gang Ruhe eingekehrt war und Professor Slughorn jeden Moment eintreffen sollte, stieß er sich von der Wand ab und schlenderte desinteressiert in Richtung Blaise.

Er sah Hermine, die von Viktor umarmt wurde und ihn anstarrte.

Anscheinend hatte sie Angst, dass er alles gehört haben könnte und diese Angst hatte sie ja nun auch zu recht.

Ohne weiter Notiz von ihr zu nehmen, ging er weiter, auch wenn er einen kleinen Stich spürte, die Brünette so fertig zu sehen. Immerhin war sie das, weil sie ihn verteidigte. Das redete er sich zumindest ein. Vielleicht war auch ein wenig Eifersucht im Spiel, weil sie da so in Viktors Armen hing. Die Zwei waren doch getrennt, oder!? Warum überhaupt war der Kerl da? Hatte der keinen Unterricht in Bulgarien?

Naja, wie auch immer. Das würde sich schon alles klären. Und wenn er das klären müsste.

„Blaise? Hast du nach der Stunde kurz Zeit? Ich wollte mit dir noch ein paar Sachen durchgehen“, meinte er ruhig und sein Kumpel nickte.

„Ja klar, kein Problem. Ich wollte auch noch mit dir reden…“, erwiderte er und im nächsten Augenblick war Slughorn schon da.

Sein Blick wanderte nochmal zu Hermine, die noch immer bei Krumm war. Empfand sie vielleicht doch noch etwas für den? War das mit ihm nur ein Zeitvertreib? Oder nur wegen irgendwelchen Informationen, die er gar nicht hatte?

Nein, so eine hinterhältige Schlange war Hermine nicht. Außerdem war sie fertig, weil sie ihn verteidigte. So viel würde sie nicht von sich nicht opfern nur wegen Informationen.

Und jetzt hör auf zu grübeln und hör wenigstens mit einem Ohr dem Unterricht zu, wies ihn seine innere Stimme zurecht udn widerwillig beließ er es erst einmal mit seinen Grübeleien.

Die Stunde verlief ohne irgendwelche Vorkommnisse. Das einzige, was Draco feststellte und die anderen Schüler wohl auch, war, dass Granger fast nichts sagte.

Sie arbeitete stumm vor sich hin und erledigte ihre Aufgaben sorgfältig wie immer sehr zur Zufriedenheit ihres Professors.

Generell hing etwas in der Luft hier. Ron grummelte vor sich hin, Harry schwieg die Stunde über, Lavender Brown war irgendwas zwischen wütend und besorgt, Pansy schien Mordpläne zu schmieden, so wie sie mit ihren Handwerkssachen umging und Blaise schien in Gedankengängen umherzuwandern, die ihn die Realität vergessen ließen. So hatte es jedenfalls den Anschein.

Der einzige, der davon keine Notiz nahm, war natürlich Slughorn. Der verkündete freudig, dass es eine kleine Weihnachtsfeier für den Slug-Club geben würde und dass die Mitglieder gern einen Partner ihrer Wahl mitbringen durften, wenn sie wollten.

Das hingegen interessierte Draco nicht. Er hatte mit dem Slug-Club nichts zu tun, im Gegensatz zu Blaise und darum war er auch nicht unbedingt böse.

Dieser Lehrer war ihm viel zu redselig und von daher überließ er das lieber Zabini. Der konnte mit sowas besser umgehen als er.

Immer wieder wanderte sein Blick zu Granger, die konzentriert arbeitete und sich so wohl von dem emotionalen Ausbruch von eben ablenkte.

Auch wenn das nicht sehr überzeugend wirkte.

Kaum war die Stunde vorüber, liefen alle aus dem Klassenraum, denn endlich hatten sie es geschafft.

Auch Potter und sein rothaariger Anhang waren außergewöhnlich schnell draußen, während Granger sich auffallend viel Zeit ließ.

Blaise schien zu merken, dass er noch mit ihr reden wollte, klopfte ihr auf die Schulter und verließ ebenfalls schonmal den Klassenraum.

Er konnte schließlich auch noch später mit Zabini über reden, was er ja eigentlich jetzt hatte tun wollen. Doch Granger war gerademal wichtiger.

Jetzt war die Gelegenheit, um mit ihr zu reden. Denn hier gab es noch keine negativen Ereignisse, wie im Raum der Wünsche und da der Rest der Klasse so schnell verschwand, wollte er die Chance auch nutzen. Auch wenn er noch nicht so genau wusste, was dabei rauskommen würde und was genau er eigentlich sagen wollte, aber das würde sich gleich spontan herausstellen.

Geduldig räumte Draco in seiner Tasche rum, bis der Rest der Klasse das Zimmer endlich verlassen hatte.

Hermine räumte noch ein paar Utensilien weg und erst, als er sie ansprach, nahm sie Notiz von ihm.

„Granger?“

Sie drehte sich zu um und lächelte leicht, doch es war kein ehrliches Lächeln, es war gezwungen. Das sah er sofort. Es ging ihr schlecht, sehr schlecht und wenn ihn sein Gefühl nicht trog, dann würde sie jeden Augenblick anfangen zu weinen.

„Was gibt es, Draco?“, fragte sie leise und wollte einen Stuhl holen, um ein Gefäß im oberen Teil des Schrankes zu verstauen, doch der Blondschopf nahm es ihr aus der Hand und stellte es weg.

„Danke.“

„Ich wollte mit dir reden wegen vorhin.“

„Ich stehe zu dem, was ich gesagt habe. Auch wenn Ron so ignorant ist und mir deswegen die Freundschaft gekündigt hat. Er wird einsehen müssen, dass es um viel mehr geht, als um einen kleinen Häuserkampf, der eigentlich eh nur zum Ansporn der Schüler gedacht ist. Außerdem wird er einsehen müssen, dass ich davon überzeugt bin, dass du nicht freiwillig Todesser geworden bist. Und solange es eine Chance gibt, dir zu helfen, werde ich sie nutzen. Verstehe mich bitte nicht falsch. Vorhin muss sich das angehört haben, als würde ich dir nur helfen wollen, um mehr Leute gegen den dunklen Lord haben zu können, aber das ist falsch. Mir geht es um dich. Um dich als Person. Ich weiß nicht, was bei dir passiert ist früher und vielleicht werde ich das auch nie erfahren, aber ich möchte mir nicht sagen müssen, das sich nicht alles versucht hätte. Seit dem Ball gehst du mir ständig durch den Kopf. Dieser andere Draco, höflich, freundlich, aber auch frech und herausfordernd, hat mir imponiert. Ich denke dieser Ball hat bei mir genau das erreicht, was er generell erreichen sollte in Dumbledores Augen. Das Lösen von Vorurteilen und Klischees. Das man einen Muggel oder Zauberer so sieht, wie er ist und nicht wie er aufgrund von Herkunft oder sowas sein müsste. Ach herrje, ich texte dich hier so sinnlos zu, tut mir Leid…“

Geduldig hörte Draco ihr zu und ein leichtes Kribbeln machte sich in ihm breit. Ihre Stimme, so sanft, leicht verletzt, aber auch ehrlich, beeindruckte ihn, genauso wie die Worte, die sie sagte.

Eins wusste er jetzt ganz genau. Sie hatte nichts mehr mit Viktor. Er hatte dafür nicht einen Beweis, aber sein Gefühl sagte es ihm. Sie war gerade so ehrlich zu ihm und außerdem würde sie nicht zweigleisig fahren oder ihm so viele Hoffnungen machen, nur um dann zu sagen, dass sie das nur tat wegen der Informationen und dass sie ja mit Viktor zusammen war. Nein, das konnte er sich nicht vorstellen.

Als die Brünette ihren kleinen Vortrag beendet hatte, zog Malfoy Granger an der Hand zu sich und umarmte sie.

Er sah die Überraschung in ihren Augen, wehrte sich aber nicht dagegen. Einen Moment lang schauten sie sich einfach nur in die Augen und Draco fühlte sich zurück versetzt, als sie sich auf dem Ball geküsst hatten.

Damals hatte er noch nicht gewusst, wen er da geküsst hatte und nachdem er herausgefunden hatte, hatte er es innerlich bereut, zutiefst bereut sogar.

Doch so wie sich Granger benahm ihm gegenüber und auch den anderen gegenüber, bereute er es immer weniger, dass Dumbledore ihm Hermine an die Seite gestellt hatte für den Ball.

„Rette mich…“, wisperte er fast lautlos und empfing ein warmes Lächeln von der jungen Gryffindor.

Sie strahlte richtig ein wenig, seit sie sich in dieser Umarmung befand und ihre Augen leuchteten ein bisschen.

Ihre Muskeln waren total entspannt und Draco fragte sich innerlich, wie lange Granger wohl schon auf diesen Augenblick gewartet hatte.

Anstatt etwas zu sagen, kam Hermine ihm mit dem Gesicht immer näher und um ihn zu küssen, musste sie sich auf Zehenspitzen stellen, doch er kam ihr zuvor und beugte sich ein wenig vor.

Er spürte ihre weichen, zarten Lippen und genoss es in vollen Zügen, sie zu küssen. Er streichelte ihr über den Rücken, hielt sie fest und schaltete sein Gehirn für ein paar Momente einfach aus.

Und auch bei diesem Kuss beließ er es nicht bei einem einfachen, sondern forderte Hermine mit der Zunge heraus, die sich bereitwillig darauf einließ und mit ihm ein kleines Duell ausfocht, welches sie natürlich verlor.

Doch nach einer recht kurzen Zeit löste er den Kuss wieder, sah der Brünetten noch einmal in die Augen und entdeckte ihr Glück, ihre Freude.

Auch er lächelte leicht und behielt sie noch in der Umarmung.

„Du weißt, dass die anderen Terror machen werden deswegen? Besonders Weasel-Bee und Potter…“

„Das haben sie schon gemacht, als ich nur über dich gesprochen habe. Ich glaube aber auch, dass sich Harry überzeugen lässt, was Sache ist, im Gegensatz zu Ron. Was ihn betrifft, so werde ich wohl abwarten müssen, ob er sich beruhigen wird oder nicht“, antwortete sie ehrlich und Draco wunderte sich ein wenig über die plötzliche Distanz zu dem Rothaarigen, den sie sonst immer vor allem und jeden verteidigte.

„Woher der Sinneswandel, wenn ich fragen darf? Du lässt doch sonst auf die Zwei kommen.“

„Ja, was Harry betrifft, so lasse ich auch immer noch nichts auf ihn kommen. Er hat mir die Freundschaft ja auch nicht gekündigt. Aber Rons Intoleranz kann ich nicht weiter hinnehmen. Wie gesagt, hier geht es um mehr, um viel mehr… Aber lassen wir das. Wir müssen zum nächsten Unterricht, sonst bin ich tot.“

Sie seufzte ergeben und Malfoy blickte sie leicht verwirrt an.

„Wir haben Snape…“, erinnerte sie und Draco seufzte.

Den wollte er jetzt auch nicht sehen…

„Ach ja“, brummte der Blondschopf nur und entließ Hermine dann aus der Umarmung, damit sie ihre Tasche nehmen konnte.

„Was denn, keine Jubelstürme?“, fragte sie und streckte ihm die Zunge raus.

„Nein, Snape und ich haben zurzeit so unsere Differenzen. Erzähle ich dir ein andern mal, ja?“

Granger nickte und zusammen schlenderten sie durch die Gänge, um zu Snapes Raum zu gelangen.

Auf den Gängen herrschte mittlerweile ein recht reger Betrieb und doch hatten die Zwei mehr als genug Platz, um zu gehen.

Alle wichen ihnen aus und von allen Seiten gab es Getuschel. Es wurde auf sie gezeigt und Draco schnappte das ein oder andere wie „Todesser und Schlammblut?“ oder „Slytherin und Gryffindor, geht das überhaupt?“ auf, ignorierte es aber gekonnt. Innerlich rollte er nur mit den Augen.

Das würden keine einfachen Zeiten werden und das Getuschel würde noch lange anhalten, dafür waren hier viel zu viele Klatschmäuler.

Dabei haben sie nicht einmal gesehen, dass sie sich geküsst haben oder hier Arm in Arm durch die Gänge schlenderten.

Nicht einmal Händchen hielten sie und doch waren jetzt schon alle der Auffassung, dass sie ein Paar waren.

Natürlich war es mehr als ungewöhnlich, dass sie in Ruhe nebeneinander hergingen, aber deswegen gleich auf ein Liebespaar zu schließen!?

Ohne sich von den anderen aus der Ruhe bringen zu lassen, marschierte er weiter zu Professor Snape und betete, dass er ihn heute im Unterricht einfach in Ruhe lassen würde, denn er hatte keine Lust irgendwas zu machen bei ihm.
 

Hermine hatte die Ruhe und den Kuss im Klassenraum so sehr genossen und jetzt war die ganze Stimmung komplett dahin, weil die gesamte Schule, ohne etwas zu wissen, davon ausging, dass sie was mit Draco hatte, nur weil sie neben ihm ging.

Das war doch alles so lächerlich!

Leider war sie im Ignorieren nicht ganz so gut wie Malfoy und beinahe wäre ihr der Kragen geplatzt, wenn ein schwarzer, wehender Umhang sie nicht so verdutzt hätte.

Snape war von irgendwoher gekommen und mit einem energischen Schwung seines Zauberstabs war die Tür zum Klassenzimmer offen und die Klasse betrat den Raum.

Draco und sie betraten ihn als Letzte und auch hier wurde sofort getuschelt, doch Snape unterband das ganz schnell, indem er mit dem Unterricht begann.

Einmal in ihrem Leben war sie Snape dankbar, denn das Getuschel von ihren Freunden wollte sie nicht hören.

Wie immer setzte sie sich an den Tisch der Gryffindors, auch wenn sie wusste, dass sie hier nicht mehr erwünscht wurde.

Doch gehörte sie nach wie vor zu diesem Haus und das würde auch bis zum Ende ihrer Schullaufbahn so bleiben.

Während des Unterrichts gab sie sich ganz normal, wollte weder Ron noch einem der anderen Grund geben, sie zu ärgern oder ähnliches.

Zu ihrer Überraschung ließ Professor Snape sie auch in Ruhe und das war schon eher ungewöhnlich. Aber sie war froh darum und würde deswegen garantiert nicht meckern.

Ein kleiner Zettel, der ihr zugeschoben wurde, erregte ihre Aufmerksamkeit und schweigend nahm sie ihn in die Hand.

Das Pergament beruhigte sie innerlich, auch wenn sie nicht wusste, was darauf stand. Pergament und Papier waren halt ihre Leidenschaft.

Interessiert faltete sie das Zettelchen auseinander, während sie nebenbei weiterhin ihre Aufgabe bearbeitete. Sonst würde Snape Verdacht schöpfen und Nachsitzen wäre nun wirklich nicht das, was ihr zusagte. Erst recht nicht bei dem Lehrer.

„Ich würde gern beim Mittagessen mit dir reden“, nuschelte sie und schaute sich um, denn darunter war kein Name.

Ein Nicken von Harry zeigte ihr, dass der Zettel zu ihm gehörte und sie nickte zurück.

Im Gegensatz zu Ron konnte man mit dem Schwarzhaarigen wenigstens reden und vielleicht würde er ja wenigstens ansatzweise verstehen, was sie dazu veranlasste, mit Draco Kontakt auf zu nehmen.

Da fiel ihr ein, dass auch Viktor noch mit ihr reden wollte.

Was die Jungs nur alle von ihr wollten? Ob es eine Art Beschützerinstinkt war, weshalb sie alle jetzt auf sie zukamen?

Sobald der Unterricht bei Professor Snape vorbei war, würde sie zu Viktor gehen und mit ihm reden. Danach würde sie sich mit Harry treffen. Und dann wollte sie heute eigentlich auch noch mit Draco reden oder etwas mit ihm unternehmen.

Das würde sie dann wohl am Nachmittag machen, wenn sie Zeit hatte.

Und wenn sich die Wogen etwas geglättet hätten, würde sie auch nochmal versuchen, mit Ron zu reden. Immerhin waren sie lange Jahre lang Freunde und eigentlich wollte sie diese Freundschaft nicht so einfach wegwerfen.

Hoffentlich würde der Rotschopf das auch so sehen und sie würden sich einigen können.

Das war jetzt ihr größter Traum. Dass sie sowohl mit Ron und Harry, als auch mit Draco und Blaise befreundet sein konnte.

Um Ginny machte sie sich da ehrlich gesagt keine Sorgen, schließlich hatte sie was mit Zabini angefangen. Stimmt, mit Ginny würde sie heute auch noch reden.

In ihrem gedanklichen Terminplaner merkte sie sich Ginny fürs Mittagessen auf, da redeten sie immer miteinander und das war eine gute Gelegenheit, um ihre beste Freundin auf den neuesten Stand zu bringen.

Doch jetzt musste sie erst einmal ihre Aufgabe zu Ende schreiben, damit sie ihr Heft bei Snape abgeben konnte, um den Unterricht danach verlassen zu dürfen.

Also widmete sie sich wieder der Realität statt ihrer Gedanken und nach einer viertel Stunde war sie fertig.

Sie kramte ihre Sachen zusammen, gab ihre Arbeitsergebnisse bei einem finster dreinblickenden Snape ab und marschierte aus der Klasse.

Sie hatte das unangenehme Klima die ganze Zeit über gespürt und der einzige Auftrieb war der Zettel von Harry gewesen.

Es tat ihr in der Seele weh, dass Ron sich so von ihr abwand, aber wenn er meinte, dass es so sein musste, dann würde sie es im Notfall akzeptieren müssen.

Die Beziehung zu Draco, die sich langsam entwickelte, war ihr einfach wichtig und sie war sich seit dem Kuss vorhin auch ziemlich sicher, dass sie sehr viel mehr für Draco empfand, als sie bisher so geglaubt hatte.

Aber naja, die Zukunft würde zeigen, ob es eine ernsthafte Beziehung werden würde oder vielleicht auch etwas ganz anderes.

Jetzt ging es darum, Viktor zu suchen und mit ihm zu reden. Was auch immer er besprechen wollte…

Seufzend schlenderte sie durch Hogwarts, doch sie hatte keine Ahnung, wo sich der Bulgare aufhielt.

Die Brünette wollte gerade aufgeben, als es ihr wie Schuppen von den Augen fiel.

Bestimmt war er in der Bibliothek!

Da hatte sie noch nicht nach gesehen und als er im vierten Schuljahr hier zu Besuch war, war er oft dort gewesen, weil sie da gewesen war.

Dass sie da noch nicht früher drauf gekommen war!

Über sich selbst Kopf schüttelnd und leicht grinsend marschierte sie los und bemerkte die bohrenden Blicke, das Getuschel und das Mitleid, doch sie ließ sich nicht beirren und ging einfach stur weiter.

Mit der Zeit würden sie schon begreifen, wie die Sache war und dann würden sie hoffentlich Ruhe geben.

Sie musste den anderen nicht auch noch Angriffsfläche geben, indem sie sich auf das hier einließ.

Wie Hermine feststellte, war es in der Bibliothek leer und daher auch sehr ruhig.

Sie schloss die Tür hinter sich und atmete erst einmal tief durch. Der Geruch des Pergaments beruhigte sie und sie fühlte sich sofort wohl.

Das hier war ihr Reich und hier konnte sie sein, wer sie war und alles vergessen, wenn sie in alten Büchern blätterte und stöberte.

Langsam stieß sie sich von der Tür ab und schlenderte durch die Gänge, auf der Suche nach Viktor, den sie im hinteren Teil der Bibliothek auch entdeckte.

„Wusste ich doch, dass ich dich hier antreffe…“, meinte sie mit einem leicht triumphierenden Grinsen.

Krumm schaute auf und legte das Buch beiseite. Er schien sie zu mustern, was sie nicht mochte. Sie fühlte sich dann immer so unwohl, wenn jemand versuchte, sie wie ein Buch zu lesen. Denn sie wusste nie, ob derjenige es konnte oder nicht.

„Hermine… Bist du sicher, dass du das richtige tust?“, fragte er und kam damit direkt auf den Punkt.

Er war halt noch nie ein Mann der langen Gespräche gewesen.

„Ja, bin ich. Ich werde Draco helfen und wir werden Voldemort töten. Und danach wird endlich Frieden herrschen… Danke, dass du hierhergekommen bist, Viktor. Das bedeutet mir wirklich viel. Aber du kannst mir hier nicht helfen. Ich muss das allein schaffen und das werde ich auch. Das weißt du.“

Sie wollte ihm keine falschen Hoffnungen machen oder dazu anstiften, dass er hier blieb und ihr helfen wollte. Das war nicht sein Kampf. Dieser Kampf war etwas für Harry, Ron und sie. Und vielleicht eben Draco.

„Ich verstehe. Dann wünsche ich dir viel Glück und Kraft, dass du das hier alles auf die Reihe bekommst. Falls du aber doch nicht klarkommst, dann schreib mir, ja? Ich werde dir zur Seite stehen, wenn du mich brauchst.“

Hermine lächelte. Viktor war wirklich ein sehr loyaler Mann und dafür mochte sie ihn auch sehr, doch es war schon lange keine Liebe mehr da.

Das, was sie jetzt für Draco empfand, das war Liebe, glaubte sie zumindest. Und das fühlte sie schon einige Zeit nicht mehr für Viktor.

Sie war nur froh, dass er es anscheinend auch so sah, sonst hätte es nachher auch noch Stress mit ihm gegeben.

„Danke Viktor. Wenn ich Hilfe brauche, wende ich mich an dich. Und ansonsten melde ich mich, wenn der Kampf gewonnen wurde“, erwiderte sie mit einem Lächeln und beobachtete Viktor dabei, wie er aufstand.

„Gut, wir sehen uns“, sagte er ruhig, nickte Hermine zu und verließ dann die Bibliothek.

„Ja, das tun wir“, murmelte sie lächelnd und räumte das Buch weg, das er gelesen hatte.

Das vorläufige Ende einer Freundschaft

So, passend zu Ostern hier noch ein neues Kapitel ^.^
 

Ich hoffe, es gefällt euch x3
 


 

Ron setzte sich mit seinem besten Kumpel Harry in die große Halle und grummelte leise vor sich hin.

„Was ist los? Ist es wegen Hermine?“, hakte der Schwarzhaarige nach und empfing einen bösen Blick.

„Natürlich! Was sollte mir sonst die Stimmung verhageln? Dass sich Hermine auf diesen Slytherin einlässt und ihn so verteidigt… Ich versteh sie einfach nicht mehr…“

Aus der anfänglichen Wut wurde Ernüchterung bei Ron und lustlos schwenkte er sein Kürbissaftglas.

„Ich auch nicht. Aber vielleicht verstehen wir auch nur was falsch-“

„Was gibt es denn da falsch zu verstehen? Du hast sie doch vor der Klasse selbst gehört“, fiel ihm Ron ins Wort und kippte seinen Kürbissaft runter, als wäre es ein Feuerwhiskey.

„Ja, schon. Aber ich will trotzdem nochmal mit ihr reden. Sie ist schließlich meine Freundin und so einfach überlasse ich sie nicht dem Feind“, sagte Harry überzeugt und Ron musterte seinen besten Kumpel.

Er hatte ja schon immer das Gefühl gehabt, dass zwischen Hermine und ihm mehr war, als beide zugeben wollten.

Auch wenn beide es bestritten und Harry eine Beziehung mit Ginny eingegangen war, so verstanden sich die Zwei für seinen Geschmack doch etwas zu gut.

Da er ihnen aber nie was nachweisen konnte, beließ er es bei seinem Gefühl. Aber das Harry jetzt mit Hermine reden wollte und sich nicht so klar von ihr abgrenzte, ließ ihn weiter misstrauisch sein.

Innerlich war aber auch er total hin und her gerissen.

Sollte er vielleicht auch mit ihr reden?

Allerdings würde es wohl nicht viel bringen, so wie er die Brünette einschätzte und bevor er selbst ausflippte, wenn er mit ihr sprach, ließ er es lieber gleich.

Zumindest jetzt noch.

Seufzend schaute er sich um und entdeckte Viktor, der zielstrebig auf sie zukam.

„Viktor, was gibt es?“, fragte Harry freundlich und Ron sah ihn fragend an.

Er hatte noch immer kein gutes Verhältnis zu dem Bulgaren und das würde sich wahrscheinlich auch nicht mehr ändern.

Als Quidditch-Spieler war er ein Genie, aber das er sich in der vierten Klasse an Hermine ran gemacht hatte, war seines Erachtens unverzeihlich.

„Ich bin hier, um mich zu verabschieden. Ich habe mit Hermine geredet und da ich jetzt weiß, dass es ihr gut geht, werde ich mich wieder auf den Weg machen“, erklärte er und Ron kochte innerlich.

Nichts war in Ordnung mit ihr!

Was war er denn für ein Freund, dass er jetzt wieder gehen wollte!?

„Mach das, Viktor. Wir kommen ohne dich sowieso viel besser klar“, brummte Ron und widmete sich seinem Mittagessen.

Zurzeit waren seine Nerven einfach nicht die stärksten und allein die Gedanken an Viktor und Draco ließen den Gryffindor halb durchdrehen.

Aber etwas zu unternehmen, traute er sich auch nicht. Wie er sein Glück kannte, machte er damit nur alles schlimmer. Also würde er sich von Harry erst einmal berichten lassen, wie sein Gespräch mit Hermine verlaufen war. Dann würde er schauen, ob er auch nochmal mit ihr reden wollte.

„Alles Gute, Viktor. Vielleicht sieht man sich ja mal wieder. Und entschuldige wegen Ron, aber es ist sehr stressig für ihn“, meinte Harry, stand auf und schüttelte Viktors Hand.

Der Rotschopf fragte sich, warum sein bester Kumpel so gut mit ihm klar kam. Schließlich hatte der was mit Hermine gehabt.

„Kein Problem. Ich verstehe ihn ja. Wir sehen uns auf deiner Siegesparty, Harry“, meinte Viktor leicht lächelnd und marschierte dann im Stechschritt wieder nach draußen.

Ron ignorierte die schmachtenden Blicke und Seufzer der Mädchen und vergrub sich hinter seinem Essen.

Das alles war doch zum Haare raufen!

Irgendwie mussten sich die Wellen doch wieder glätten. Und nicht nur, dass Hermine gerade verrücktspielte, nein seine kleine Schwester ja auch noch!

Ginny hatte ja anscheinend etwas mit Malfoys bestem Kumpel Zabini und wegen dem sogar Harry verlassen!

Das war der zweite Punkt, um den er sich kümmern musste.

Aber alles zu seiner Zeit. Erst einmal Hermine wieder auf den richtigen Pfad bringen und dann Harry helfen, dass Ginny wieder normal wurde.

Ja, das war doch ein Plan.
 

Hermine schlenderte leicht lächelnd durch die Gänge von Hogwarts auf dem Weg zur großen Halle. Sie hatte gerade die Bibliothek verlassen und zu ihrer Beruhigung war der Gang leer. Diese ganzen Blicke und das Getuschel ging ihr doch mehr an die Nieren, als sie es vorher geahnt hatte.

Natürlich war ihr klar gewesen, dass das für Aufsehen sorgen würde, wenn eine muggelstämmige Gryffindor sich schützend vor den Prinzen Slytherins stellen würde. Aber das sie gar nicht mehr durch die Gegend gehen konnte, ohne begafft zu werden, machte sie schon nervös und nervte sie auch.

Waren hier denn alle so von ihren Klischees und Vorurteilen besessen?

Ein genervtes Seufzen entwich ihren Lippen, als sie um eine Ecke bog und erstarrte.

Sie war unfähig einen Muskel zu bewegen im ersten Augenblick. Im Gang stand nur eine Person, sonst war niemand da.

Und die Brünette könnte lauthals fluchen, dass sie gerade von sonst niemandem begafft wurde oder das keine Gruppe über sie lästerte.

Es war Pansy Parkinson, die mitten im Gang stand und ihren Zauberstab auf Hermine richtete.

Sofort dachte sie an Blaise warnende Worte.

„Endlich treffe ich dich allein. Ohne den rothaarigen Idioten und St. Potter!“, rief sie und grinste wie eine Irre, wie die junge Gryffindor fand.

Sie hatte ihre Hand bereits bei ihrem Zauberstab, um sich im Notfall wehren zu können.

„Keine Sorge, Schlammblut. Ich werde dich jetzt nicht angreifen“, begann Pansy und schritt langsam auf die nervöse Brünette zu, „Ich werde dich vernichten, wenn du nicht damit rechnest. Wenn du vielleicht doch die Aussicht auf ein längeres Leben haben willst, dann rate ich dir, dich von Draco fern zu halten. Du bist kein Umgang für ihn und-“

„Nichts und, du Biest! Draco kann allein entscheiden, mit wem er zu tun haben will oder nicht. Er ist schließlich alt genug oder findest du nicht?“

„Wage es nicht, in diesem Ton mit mir zu reden, Schlammblut!“, fauchte Pansy und richtete ihren Zauberstab auf Hermine.

Diese war sich unschlüssig, ob die Schwarzhaarige sie nicht doch jetzt angreifen würde und hatte den Zauberstab schon in der Hand, aber noch nicht auf Pansy gerichtet.

„Ich denke, es ist das Beste, wenn du mich in Ruhe lässt und ich dich. Wenn du Probleme hast, mit wem Draco zu tun hat, dann solltest du dich an ihn wenden“, meinte Hermine und ging langsam an Pansy vorbei.

Allerdings behielt sie die Slytherin die ganze Zeit über im Auge, bis diese schweigend hinter der nächsten Ecke verschwand.

Seufzend steckte sie ihren Zauberstab wieder weg und lehnte sich kurz gegen die kalte Steinmauer.

Wenn diese Irre ihr in Zukunft noch öfters auflauern würde, dann würde sie früher oder später paranoid werden.

Die hat doch wirklich nicht alle Tassen im Schrank, schoss es ihr durch den Kopf und sie stieß sich wieder von der Wand ab.

Es war Zeit fürs Mittagessen und das wollte sie jetzt auch zu sich nehmen, denn ihr Magen rebellierte schon seit Snapes Unterricht.

Doch wo sollte sie sich hinsetzen? Neben Ron und Harry bestimmt nicht, die wären sofort weg, also Ron auf jeden Fall.

Oder es würde einen großen, lauten Streit geben.

Und das wollte sie eigentlich nicht. Das war eine Privatangelegenheit und musste nicht vor der gesamten Schülerschaft ausdiskutiert werden.

Andererseits wollte sie nicht irgendwo am Rand des Tisches sitzen wie eine Aussätzige.

Was soll ich nur tun?, fragte sie sich innerlich und blieb kurz vor der großen Halle stehen.

„Hermine!“, rief eine ihr bekannte Stimme und sie hielt inne, da sie eigentlich gerade die Halle betreten wollte.

„Ginny! Gut, dass du da bist. Ich muss unbedingt mit dir reden“, murmelte die Brünette und ging mit einer verwirrten Ginny in eine ruhige Ecke, um ihr die Situation zu erklären.

„Oh je, das klingt ja wirklich nach einer schwierigen Lage. Aber ich freue mich, dass das zwischen Draco und dir immer besser läuft. Und was meinen Bruder und Harry angeht, so glaube ich, dass sich zumindest unser Auserwählter auf deine Seite schlagen wird, wenn du in Ruhe mit ihm redest. Und Ron… Ja, das könnte ein Problem werden. Ich werde mal sehen, was ich da tun kann. Vielleicht kann ja einer meiner Brüder beruhigend auf ihn einreden, dass er etwas zur Ruhe kommt und vielleicht auch offener für deine Argumente wird“, entgegnete Ginny und Hermine nickte dankbar.

„Ja, das wäre mir wirklich wichtig. Auch wenn ich bei Ron zurzeit schnell auf 180 bin, so kenne ich ihn doch schon so lange und ich würde die Freundschaft nur sehr ungern verlieren. Irgendwie muss es möglich sein, dass sie sich wenigstens nicht gleich in die Haare kriegen, wenn sie sich sehen…“, hoffte Hermine und schaute sich um.

Sie fühlte sich irgendwie beobachtet. Ob das schon die ersten Auswirkungen von Pansys Auftritt waren?

„Alles klar?“, wollte ihre Freundin wissen und sie nickte.

„Ja, alles gut. Lass uns reingehen, ich hab Hunger.“

Die Rothaarige stimmte zu und gemeinsam betraten sie die große Halle.

Sofort ging das Gemurmel und Getuschel los und Hermine war kurz davor zu explodieren, doch sie riss sich zusammen und ballte nur ihre Hände zu Fäusten.

Aber auch das nur kurz, da sie keine Hosentaschen oder so hatte, um die Fäuste zu verstecken.

Schweigend schlenderten die beiden Mädels zu ihren angestammten Plätzen und Hermine bemerkte, dass Ron etwas weiter wegrutschte in Richtung Seamus, aber immerhin nicht aufstand und wegging.

„Du wolltest mit mir reden, Harry?“, fragte sie tonlos und bediente sich, um ihren Hunger endlich in den Griff zu kriegen.

„Ja“, bestätigte Harry und beugte sich etwas nach vorn, damit er nicht so laut sprechen musste.

„Was verbindet ihn und dich, dass du ihn so in Schutz nimmst?“, wollte er direkt wissen und sie verdrehte kurz die Augen.

Das war vielleicht etwas voreilig, aber diese Fragen nervten sie jetzt schon. Zumal das Getuschel um sie herum, die Atmosphäre nicht angenehmer machten.

Andererseits konnte sie ihren besten Freund auch verstehen, denn immerhin ging es um Draco Malfoy, ihrem schulischen Erzfeind.

„Es war der Ball, Harry. Ich war doch mit ihm dort, ohne es zu wissen und er hat sich dort so anders benommen. Ich will wissen, wie Draco wirklich ist ohne seine Maske. Das klingt vielleicht kitschig, aber das ist der Grund. Außerdem bin ich davon überzeugt, dass er du-weißt-schon-wem nicht freiwillig folgt. Was, wenn er wichtige Informationen hat für uns? Er könnte ein wichtiger Verbündeter sein. Aber das ist nicht der Grund, warum ich mit ihm rede! Nicht, dass du das falsch verstehst, mir geht es um ihn, nicht um die Informationen“, erklärte sie sich und Harry schien darüber nach zu denken.

Während er das tat, begann sie zu essen. Sie schaute kaum auf, während sie aß, denn sie wusste, dass viele Schüler sie anstarrten.

„Ich weiß nicht recht. Gib mir ein wenig Zeit, darüber nach zu denken. Aber ich verurteile es nicht grundsätzlich, damit das schon mal klar ist. Aber ich brauche Zeit, um mich damit anzufreunden…“, sagte Harry abschließend und Hermine lächelte ihn an.

„Ja klar, kein Problem. Ich weiß ja auch noch gar nicht, was das wird mit ihm. Ich lasse das einfach auf mich zukommen. Und ich danke dir, Harry, dass du es nicht gleich verurteilst. Das bedeutet mir sehr viel…“, wisperte sie und schaute ihrem Kumpel in die Augen.

„Du bist meine beste Freundin, Hermine. Ich kann dich nicht einfach hängen lassen. Das ist nicht meine Art und solange du mir die Zeit gibst, werden wir das alles schon hinkriegen.“

Hermine nickte. Ja, das würden sie auf jeden Fall.

Sie bemerkte Ron, der ihnen zu gehört hatte und zitterte, wahrscheinlich vor Wut. Das war jedenfalls ihre Vermutung.

Sie wollte ihm was sagen, traute sich dann aber doch nicht und schwieg.

„So einfach ist das also, Harry!? Kann es sein, dass du so nachgiebig bist mit ihr, weil du in sie verknallt bist!? Oder hattet ihr Zwei hinter meinem Rücken sogar etwas miteinander???“

Völlig perplex starrte die Brünette Ron einen Moment lang an, bevor sie in schallendes Gelächter ausbrach.

Das war ja wirklich ungeheuerlich.

„Was faselst du da für einen Unsinn, Ronald? Harry und ich sind Freunde, ja, aber rein platonisch. Das läuft nichts! Weder war da jemals was, noch ist da aktuell etwas“, meinte sie und beruhigte sich langsam wieder.

Im Nachhinein war sie unschlüssig, ob sie bei dem, was Ron gesagt hatte, nicht lieber hätte weinen sollen. Denn es zeigte ihr, dass der Rotschopf ihr und auch Harry die ganze Zeit über nicht zu 100 % vertraut hatte.

Ihr Blick wanderte zu Harry, der seinen Kumpel noch immer anstarrte und sonst keine Regung zeigte.

Verübeln konnte sie es ihm nicht.

„Was laberst du denn da für einen Blödsinn? Wenn da irgendwann was gewesen wäre, hätte ich es dir doch erzählt. Oder hast du so wenig Vertrauen zu mir, dass du glaubst, dass ich heimlich etwas mit ihr hätte?“, fragte Harry schließlich und Ron starrte beschämt sein Essen an.

Anscheinend hatte er begriffen, was für einen Unfug er geredet hatte.

Doch leider hatten das nicht alle begriffen, denn das Getuschel in der großen Halle war lauter geworden.

„Ich werde dir das nie verzeihen können, Hermine… Dass du dich mit dem Feind verbrüderst zum wiederholten Male geht zu weit“, zischte Ron und aus ihrer Gefühlslage heraus, schüttete sie Ron ihren Kürbissaft ins Gesicht.

„Du hast sie doch nicht mehr alle, Ron! Wann begreifst du, dass nicht alle, mit denen ich rede, zum Feind gehören!? Ist ja schon ein Wunder, dass du Harry nicht als potenziellen Feind siehst! Obwohl das ja anscheinend auch der Fall war, wenn ich dich eben richtig verstanden habe! Warum überhaupt immer dieses Gerede? Bist du in mich verknallt und siehst deswegen alles Männliche als Gegner an? Ist es das?“, hakte sie nach und mit einem Mal war es ruhig in der großen Halle.

Sie war mittlerweile aufgestanden und stützte sich mit den Händen auf der Tischplatte ab. Sie war geladen und in diesem Augenblick war es für Ron die letzte Chance, sie nicht ganz zu verlieren. Jedenfalls fühlte sie gerade so, als wäre es seine letzte Möglichkeit. Vielleicht würde sie das in ein paar Tagen wieder anders sehen, aber da war sie sich nicht so sicher.

„A-aber Her-Hermine… Das…“

„Ja oder nein!?“, fauchte sie und schaute Ron erwartungsvoll an.

Die Brünette wusste, dass auch die anderen Schüler zuhörten und zuschauten, doch das war ihr gerade egal.

Sie wollte nur, dass Ronald Weasley aufrichtig zu ihr war.

Kleinlaut hörte sie ein „Ja…“ von dem Rotschopf und Hermine strich sich seufzend durch die Haare.

„Du hättest mir viele nervige Diskussionen mit dir erspart, wenn du das früher gesagt hättest“, sagte sie und sah ihn wieder an.

„Aber du hast dich doch-“, fing Ron an, brach aber ab und schaute Harry böse an.

„Was habe ich?“, hakte sie nach.

„… Nichts, schon gut. Ich habe mich wie ein Idiot benommen. Und für vieles möchte ich mich hier offiziell vor allen Anwesenden entschuldigen. Aber die Sache mit Malfoy ist eine Nummer zu hart…“, meinte Ron und schaute seinerseits zu Hermine.

Sie sah ihm in die Augen, sah wie verletzt er war, doch dieses Mal würde sie sich nicht so leicht um den Finger wickeln lassen. Auch wenn sie sich geehrt fühlte, dass Ron so viel für sie empfand, so hatte Ron doch einerseits in ihren Augen recht viel falsch gemacht und seine Intoleranz trieb sie sowieso zur Weißglut. Und die Vermutung von ihm, dass sie was mit Harry hat / hatte, zeigte ihr, wie wenig er im Grunde genommen Harry und ihr vertraute.

Und für sie war das zurzeit keine Basis für eine Freundschaft.

„Ich nehme die Entschuldigung an, werde aber weiterhin mit Draco Kontakt haben. Ich möchte die nächste Zeit keinen Kontakt zu dir haben. Wir sollten nochmal reden, wenn sich die Lage etwas beruhigt hat…“, erwiderte sie, nickte Ginny und Harry zu und verließ die große Halle.

Sie wusste nicht, ob die anderen gemerkt hatten, dass sie kurz vorm Weinen war und deswegen auch recht schnell die Halle verließ, doch im Grunde genommen spielte das doch auch keine Rolle, oder?

Sie wollte jetzt keinen von denen sehen, wenn überhaupt nur Draco. Aber ob er jetzt schon nach einem Kuss mit einer weinenden Hermine um konnte?

Immerhin taten sich Jungs mit weinenden Mädchen meist ziemlich schwer und sie konnte Draco einfach noch nicht gut genug einschätzen.

Halb verzweifelt wegen Ron lief sie zu dem Ort, wo sie sich am wohlsten fühlte: zur Bibliothek.

Dort kuschelte sie sich in einen Sessel in der hintersten Ecke und ließ ihren Gefühlen, die von Trauer, Wut und Verzweiflung, bis zu Schmerz und Angst reichten, freien Lauf.

Der Sessel in der Bibliothek

Sehr zu Dracos Zufriedenheit hatte Snape eine Stillarbeit für sie, sodass er ganz in Ruhe arbeiten konnte und nicht irgendwelche Fragen beantworten musste oder sonst etwas in der Richtung.

Auch dass er den Rest der Klasse sehr ruhig hielt, fand er mehr als positiv. Denn er brauchte diesen anstandslosen Haufen nicht noch im Unterricht über Hermine und ihn reden hören.

Er hatte wenigstens den Anstand, die Person, mit der er Probleme hatte, direkt an zu sprechen oder lästerte, wenn besagte Person nicht dabei war, aber der Rest hier, tuschelte, tratschte und lästerte, wo es nur ging. Egal, ob die betroffenen Personen da waren oder nicht.

Wie immer war Granger als erste fertig, gab ihr Heft bei Professor Snape ab und verschwand aus dem Raum.

Der Slytherin hatte ihre Anspannung gespürt und auch gesehen, doch während der Stunde konnte er da nichts dran ändern.

In Ruhe bearbeitete er die Aufgaben weiter und fragte sich im Geheimen, woher Granger so viel wusste. So wie sie drauf war, musste sie schon als Baby lesen können. Denn um so ein Wissen zu haben, musste sie Berge an Büchern verschlungen haben und das auch noch alles im Kopf behalten.

Irgendwo ja schon bewundernswert. Aber auch unglaublich nerv tötend.

10 Minuten später gab auch er sein Heft ab, schulterte seine Schultasche und verschwand aus dem Klassenraum.

Bald würde es Mittagessen, also schlenderte er zum Kerker, um seine Sachen weg zu räumen. Denn die wollte er nicht mitschleppen zum Essen.

Recht zufrieden stolzierte er durch den Gemeinschaftsraum und stellte fest, dass so gut wie keiner da war.

Umso besser, dann wurden hier wenigstens keine dummen Fragen gestellt.

Als er seine Tasche weggelegt hatte, fiel sein Blick auf seinen Nachttisch.

In der schwarzen Schatulle waren noch immer seine Habseligkeiten inklusive der Rose der Vampirlady.

Ein leichtes Lächeln huschte über seine Lippen, das aber sofort verschwand, als die Tür aufging.

Malfoy blickte zum Ort des Geschehens und entdeckte einen kleinen Slytherin, der zu seinem Bett dackelte.

Grummelnd, dass er nicht mehr allein war, beschloss er zu gehen.

Wieder im Gemeinschaftsraum angekommen, fiel sein Blick auf Pansy, die sich mit Goyle unterhielt.

Als sie ihn bemerkte, verstummte sie und lächelte ihn an.

„Hallo, Draco. Alles klar bei dir?“, fragte sie und wandte sich ihm zu.

„Bis eben schon. Was willst du, Pansy?“

„Ich habe gehört, dass du dich immer noch mit dieser Granger triffst. Warum Draco? Sie ist doch weit unter deinem Niveau…“

„Pansy, halt dich aus meinem Privatleben raus, das geht dich nichts an“, stellte der Blondschopf klar und verließ den Kerker wieder.

Er wollte nicht länger als nötig mit Pansy in einem Raum sein.

Es war einfach nur anstrengend, wie sie versuchte, bei ihm zu landen und auch wenn sie nicht ganz unrecht hatte, mit dem, was sie gesagt hatte, so war das dennoch seine Entscheidung. Konnte ihr doch vollkommen egal sein, ob er sich mit einem Mädchen traf, dass seinem Stand entsprach oder darunter war.

Allerdings sollte er in Zukunft darauf achten, was Pansy so trieb. Nicht, dass sie noch auf den Gedanken kam, Granger zu schaden.

Er würde mit Blaise beim Mittagessen darüber reden.

Doch bis es soweit war, würde er dem Verschwindekabinett noch einen Besuch abstatten.

Denn Granger hin oder her.

Sein Auftrag durfte darunter nicht leiden. Auch wenn es ein sehr schmaler Grat war, auf dem er da zurzeit wandelte, so konnte er sich das nicht leisten zu versagen.

Der junge Slytherin war sowieso gespannt, ob der dunkle Lord herausfand, dass er mit einem „Schlammblut“ anbandelte und ob er deswegen etwas unternehmen würde.

Vielleicht könnte er, falls es soweit kam, ihn dazu überreden, Granger als Gefangene zu behalten, weil dann Potter garantiert kommen würde, um sie zu retten.

Das war sein Notfallplan, sollte es jemals soweit kommen und er betete dafür, dass es nicht so sein würde.

Und wenn doch, dann hoffte er, dass der Plan aufging. Ansonsten könnte er ihr nicht helfen, dann würde entweder sie sterben oder er und sie.

Doch mit diesen Gedankengängen wollte er sich jetzt nicht weiter befassen und so bastelte er weiter am Verschwindekabinett, bis es Zeit war für’s Essen.

Das Mittagessen wurde schon seit einer halben Stunde serviert, aber da er eh nicht viel essen wollte, brauchte er auch nicht so früh da zu sein.

Ungesehen verließ er den Raum der Wünsche und marschierte zielstrebig zur Halle.

Als er sie betrat, tauschten die Schüler wieder Blicke aus und tuschelten und er war kurz davor, etwas zu sagen.

Aber das würde nichts bringen, also hielt er einfach die Klappe und setzte sich an seinen angestammten Platz. Gerade begann er zu essen, als Goyle zu ihm rübergerutscht kam und sich zu ihm beugte.

„Was ist, Goyle?“, fragte Draco genervt und sein Untergebener antwortete flüsternd:

„Es geht um Granger. Sie hat hier eben gegessen und es gab einen Streit zwischen ihr und Weasel-Bee. Der Idiot hat Potter und ihr unterstellt, dass sie vielleicht was miteinander gehabt hätten. Daraufhin ist sie in schallendes Gelächter ausgebrochen und Weasley ziemlich fertig gemacht. Rausgekommen ist, dass er sie liebt und sie zurzeit nichts mit ihm zu tun haben will. Sie hat die große Halle ziemlich schnell verlassen…“

„Idiot“, zischte Draco nur, stand auf und wuselte wieder raus. Gerademal drei oder vier Bissen hatte er gegessen. Bis zum Abendessen würde das wohl nicht reichen, aber das war jetzt nicht so wichtig.

Recht ziellos irrte er durch die Gänge, denn er wusste nicht, wo er nach ihr suchen sollte.

„Sie ist bestimmt in der Bibliothek…“, hörte er eine Stimme hinter sich und er identifizierte sie schnell als Potters Stimme.

Der Blondschopf drehte sich um und taxierte den Auserwählten, der ein paar Schritte vor ihm stehen geblieben war.

„Mach sie nicht unglücklich. Es wäre grausam, wenn sie wegen dir Stress mit Ron hat und am Ende keinen von beiden…“, sagte Harry nüchtern und Malfoy zog eine Augenbraue hoch.

„Im Gegensatz zu Weasel-Bee weiß ich, wie man mit Frauen um zu gehen hat. Sonst wäre Granger seit dem Ball nicht an mir interessiert, oder?“

Das Argument schien bei Potter zu ziehen, denn er nickte zustimmend.

Ohne weiter auf ihn einzugehen, marschierte Draco weiter, jetzt in Richtung Bibliothek, denn da war sie wahrscheinlich wirklich.

Zwar wusste er noch nicht so ganz, was er sagen wollte oder sollte, aber das würde er spontan überlegen.

Er musste ja auch erst einmal sehen, wie Hermine drauf war, bevor er sich darüber Gedanken machte, was er ihr sagen wollte.

Kurze Zeit später hatte er die Bibliothek erreicht und leise öffnete er die Tür.

Es waren ein paar Schüler drinnen und studierten irgendwelche Lehrbücher, doch das interessierte ihn herzlich wenig.

Er streifte durch die Gänge, suchte sie systematisch ab und entdeckte die Brünette in einem Sessel in der hintersten Ecke.

„Hey Granger…“, murmelte er und ging zu ihr.

Er sprach nicht allzu laut, sowohl um Hermine nicht zu erschrecken, als auch um nicht gleich die restlichen Schüler hier auf sie Zwei aufmerksam zu machen.

Langsam schaute sie auf und Draco spürte einen Stich in seinem Herzen.

Sie hatte geweint und das ausgerechnet wegen dieses Trottels. Wut kochte in ihm hoch, doch er unterdrückte sie. Sie wollte garantiert nicht, dass er mit Weasel-bee ein paar Takte sprach, obwohl dieser Idiot das durchaus verdient hatte in seinen Augen.

„Draco…“, nuschelte sie mit verweinter Stimme und setzte sich langsam auf. Sie wischte mit ihrem Ärmel über ihre Augen und lächelte ihn leicht an.

„Versuchs gar nicht erst, Granger. Ich weiß, was passiert ist beim Essen…“, stellte er gleich klar und das Lächeln schwand wieder fast völlig.

„Kein Wunder, so laut, wie wir gestritten haben. Er ist so ein Idiot… Warum kann er nicht wenigstens so sein wie Harry und sagen, dass er einfach Zeit braucht? Warum muss er so ein Hitzkopf sein?“, fragte sie leise und Draco zuckte mit den Achseln.

„Alle in der Familie Weasley sind mehr oder weniger Hitzköpfe“, erwiderte er und wollte sich auf die Lehne setzen, doch Hermine rutschte auf die Lehne, sodass er sich in den Sessel setzen konnte und die Brünette ließ sich auf seinen Schoß gleiten.

Sie vergrub ihr Gesicht in seiner Halsbeuge und er streichelte wieder über ihren Rücken.

Er wusste nicht genau, warum er das immer tat, aber er glaubte, dass sie das mochte.

Und er würde doch demnächst mal ein paar Worte mit dem Trampel wechseln. Er wusste schon, warum er den nicht mochte.

Aber er war schon überrascht, dass Potter es so halbwegs verständnisvoll aufnahm. Er hatte auch bei ihm damit gerechnet, dass er die Freundschaft kündigte.

Doch es schien, als hätte der Schwarzhaarige mehr Charakter als er es geglaubt hatte.

„Danke, dass du da bist…“, hörte er die leise Stimme der Gryffindor und er zog sie noch ein wenig enger an sich.

„Ich… Schon gut“, meinte er etwas zusammenhangslos, weil er keine Ahnung hatte, was er darauf hatte erwidern sollen. Nur wollte er etwas darauf sagen, auch wenn er das nächste Mal erst noch einen Moment nachdenken sollte, bevor er etwas sagte, damit er nicht so stammelte.

Das war ja erbärmlich.

Einige Minuten verharrten sie so und genossen die Ruhe. Die anderen Schüler in der Bibliothek kamen nicht in diesen Bereich und da sie in Ruhe weiter vorne ihren Stoff lernten, war es angenehm still.

Ganz anders als eben noch in der großen Halle.

Er war ja generell mehr jemand, der die Ruhe zu schätzen wusste, deswegen war er auch so oft auf dem Astronomieturm, denn dort war sonst niemand.
 

Hermine hatte sich in den Sessel eingerollt und sich ausgeweint, bis irgendwann keine Tränen mehr flossen.

Warum lief alles so aus dem Ruder?

Sie konnte Ron ja nach wie vor schon irgendwie verstehen, aber es tat ihr so in der Seele weh, dass er sich so vehement quer stellte.

Seit dem Mittagessen sagte sie sich, dass sie nochmal mit Ron reden würde, wenn sich die Situation etwas beruhigt hätte.

Aber was sollte dabei rauskommen? Realistisch betrachtet konnte sie so lange und so viel reden, wie sie wollte, denn Ron würde nie mit Draco reden, damit sie sich vielleicht so annäherten, dass sie sich wenigstens nicht mehr angifteten, sobald sie sich sahen.

Dieser Zustand, der herrschte, war doch einfach nur zum verrückt werden!

Und es würde nie mehr werden wie früher…

Aber war das, was sie tat, denn auch wirklich gut und richtig?

Bei dieser Frage erinnerte sie sich an ihr Gespräch mit Draco auf dem Astronomieturm gestern Abend.

Voldemort würde wohl wirklich sehr kurzen Prozess mit ihr machen und wahrscheinlich würde auch Malfoy leiden müssen und vielleicht auch sterben.

Konnte sie das verantworten? Nur weil sie davon überzeugt war, dass Draco innerlich ein guter Kerl war, sich und ihn so in Gefahr zu bringen?

Zweifel überkamen sie und neue Tränen sammelten sich in ihren Augen.

Es kam ihr vor, als würde sie seit dem Ball alles falsch machen und nicht nur die anderen, sondern auch sich selbst unglücklich.

Bisher war doch alles so gut gewesen und sie hatte sich mit Harry und Ron so gut verstanden. Und jetzt?

Ron hatte ihr die Freundschaft so ziemlich gekündigt und Harry war derzeit auch auf Abstand zu ihr bedacht.

Eine Welle der Einsamkeit überkam sie, spülte sie fort und ließ sie erneut weinen. Sie wollte nicht allein sein.

Sie war so froh, dass sie nach anfänglichen Schwierigkeiten zwei so gute Freunde hier gefunden hatte.

Nun war Ginny ihre einzige Freundin und sie war sehr dankbar dafür, dass sie sie noch hatte und sie ihre Sorgen verstand.

Langsam ebbte die Welle der Einsamkeit ab. Der Gedanke an Ginny beruhigte sie ein wenig und ihre Tränen versiegten erneut.

Sie kuschelte sich noch etwas mehr in den Sessel, als sie Dracos leise Stimme vernahm.

So sollte er sie eigentlich nicht sehen.

Hermine wollte nicht schwach erscheinen ihm gegenüber, auch nicht, weil sie das Gefühl hatte, er könnte das vielleicht missverstehen.

Doch so liebevoll, wie er sich ihr gegenüber benahm, waren diese Sorgen wohl völlig unbegründet.

Nicht, dass er dachte, sie würde diese Situation nicht meistern und ihn hängen lassen.

Das konnte sie jetzt nicht mehr und das wollte sie auch nicht. Dafür war sie schon zu weit gegangen, hatte Dracos wahren Charakter zu sehr schätzen und auch lieben gelernt.

Als er sich auf den Sessel gesetzt hatte und sie es sich auf seinem Schoß bequem gemacht hatte, wäre es ihr am liebsten gewesen, dass dieser Moment nie aufhören würde. Auch wenn das natürlich totaler Schwachsinn war.

Bei Merlins Bart, seit wann war sie so romantisch veranlagt!?

Das war sie doch sonst nie.

Leise seufzend schloss sie die Augen, genoss die warmen Hände, die ihren Rücken streichelten und träumte ein wenig vor sich hin.

Aber innerlich war sie etwas angespannt. Schließlich konnte jederzeit den Gang betreten und sie so sehen und dann würde das Getuschel noch schlimmer werden und das wollte sie eigentlich vermeiden. Es ging ihr jetzt schon tierisch auf die Nerven.

Und wenn Pansy sie hier so sah…

Nein, den Gedanken dachte sie gar nicht erst zu ende. Mit dieser Irren wollte sie sich die Stimmung nicht versauen. Außerdem war es eher ungewöhnlich, wenn sie die Bibliothek betrat.

„Hast du heute Abend eigentlich noch etwas vor?“, fragte sie leise, um sich von Pansy ab zu lenken.

Auch sie sprach sehr leise, um nicht unnötig Aufmerksamkeit zu erregen und Draco würde sie auch so leise bestens verstehen.

„Nein, bisher nicht. Warum fragst du?“, kam die Gegenfrage und Hermine setzte sich ein wenig auf, um Malfoy ansehen zu können.

In seinem Blick sah sie eine Mischung aus Verwirrung, Wut und Zufriedenheit. Verwirrung wegen der Frage, Wut wegen der Sache in der großen Halle, behauptete sie und Zufriedenheit, weil sie hier in Ruhe sitzen konnten.

Das war jedenfalls ihre Interpretation.

„Wir könnten etwas zusammen unternehmen.“

„Ein Date?“, hakte er nach und sie errötete.

Ja, das war dann wohl ein Date, um das sie bat. Das leuchtete ihr jetzt ein und leicht beschämt nickte sie lediglich.

Bei Merlin!

Sie musste unbedingt wieder selbstbewusster werden. Bei ihm benahm sie sich immer wie so ein… so ein ganz normaler Teenager. Schrecklicher Gedanke!

„Warum nicht? Hast du an was Bestimmtes gedacht?“, wollte er weiter wissen und Hermine stockte.

Naja, also eigentlich war das nur so eine spontane Idee gewesen.

„Nein, habe ich nicht. Aber wir könnten uns vom Gelände schleichen und Hogsmeade einen Besuch abstatten“, scherzte sie und Draco nickte grinsend.

„So kenn ich dich ja gar nicht, Granger.“

„Hey, das war auch nur ein Scherz“, meinte sie und streckte dem Malfoy die Zunge raus.

„Aber war ja klar, dass du das gleich ernst nimmst“, fügte sie noch hinzu und kuschelte sich wieder an Draco.

Es war nach wie vor ein komisches Gefühl, das zu tun, aber es war schön.

Sein ruhiger Herzschlag beruhigte sie und sie fühlte sich geborgen und beschützt. In seinen Armen konnte ihr nichts passieren.

Das war zumindest ihre Vorstellung und wieder einmal kam sie sich doof vor, denn das waren doch diese typischen Teenager-Mädchen-Vorstellungen. Fernab jeglicher Realität. Sie hätte nie gedacht, mal selbst so zu denken.

„Na klar. Was hältst du davon, wenn wir uns gleich auf den Weg machen? Wir haben beide frei und sonst nichts vor, oder?“

„Ja, warum eigentlich nicht? Lass uns umziehen und dann gehen wir los. Sagen wir, in einer halben Stunde unten am Eingang?“

„Halbe Stunde? Granger, was hast du vor?“

„Wie gesagt, es ist ein Date. Lass dich überraschen. Und sei froh, dass ich nicht Stunde gesagt habe“, erwiderte sie grinsend und stand auf.

„Da kann ich mich ja wirklich glücklich schätzen“, stimmte er mit hochgezogener Augenbraue zu und erhob sich aus dem Sessel.

„Also bis gleich“, meinte sie und schlenderte vor.

Sie wollte nicht, dass man Draco und sie zusammen sah. Noch nicht wieder. Es wurde schon genug getuschelt und schließlich waren sie noch kein richtiges Paar. Somit mussten sie die Gerüchteküche nicht noch weiter anheizen.

Eigentlich war es albern, so zu denken, doch sie hatte das Gefühl, dass Draco es ähnlich sah.

Wenn sie zusammenkommen würden irgendwann, würde sie an seiner Seite überall hingehen und sich niemals schämen oder so etwas in der Art.

Aber sie waren halt noch kein Paar und das Gerede war schon schlimm genug.

Jetzt aber genug dieser Gedanken! Du hast nur eine halbe Stunde, um dich fertig zu machen. Ach, hättest du doch Stunde gesagt, seufzte ihre innere Stimme und sie pflichtete ihr innerlich bei.

Eine halbe Stunde war doch sehr knapp bemessen.

Aber unpünktlich wollte sie auf keinen Fall sein.

Also dachte sie schon auf dem Weg zum Gemeinschaftsraum darüber nach, was sie anziehen sollte.

Sie wollte nicht zu aufdringliche Kleidung anziehen, aber in Jeans und T-Shirt wollte sie bei ihm auch nicht auftauchen. Eine gesunde Mischung würde es bringen, aber wie sah die aus?

Halb verzweifelt marschierte sie schnellen Schrittes zum Gryffindorturm und rauschte direkt in den Schlafraum, um vor ihrem Kleiderschrank halb zu verzweifeln.

Zu ihrem großen Glück tauchte Ginny auf und nachdem die Lange kurz erklärt war, half ihre beste Freundin ihr, sich schick an zu ziehen und fertig zu machen und das sogar im Rekordtempo.

Die Haare schnell ein wenig hochgemacht, dezent geschminkt und unter dem Wintermantel ein rotes Oberteil mit ein wenig Ausschnitt und einer Kordel um die Hüfte. Dazu eine blaue, enge Jeans und darüber schwarze Stiefel, die bis zur Hälfte der Waden reichten.

Ja, so ging das doch.

Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass es höchste Zeit war, nach unten zu gehen und so schnappte sie schnell ihre gepackte Handtasche, bedankte sich bei Ginny und lief raus.

Natürlich stand Draco unten schon bereit und lächelnd schritt sie auf ihn zu.

„So, da bin ich“, sagte sie noch immer lächelnd und hakte sich bei Draco ein, als der seinen Arm leicht abspreizte.

„Gut, dann können wir ja los. Du siehst gut aus.“

„Danke.“

Ein leichter Rotschimmer verriet, dass sie sich über das Kompliment freute und gemeinsam schlenderten sie los.

„Wir haben sogar die offizielle Erlaubnis von Dumbledore. Dem bin ich auf dem Weg zum Kerker begegnet und er ließ sich erst abwimmeln, als ich ihm sagte, was wir vor haben. Dieser Mann und sein Gegrinse. Nervig…“, brummte Draco und Hermines Mundwinkel zuckte.

Ja, das war Dumbledore wie er leibte und lebte. Bestimmt hatte er das beim Mittagessen mitbekommen und vielleicht hatte Slughorn ihm die Geschichte vor der Klasse gesteckt. Da sie ja noch immer überzeugt war, dass Dumbledore den Ball nur wegen ihnen organisiert hatte, war es eigentlich klar gewesen, dass er sich einmischen würde, um ihnen keine Steine in den Weg zu legen oder welche unbemerkt auszuräumen.

Doch jetzt wollte sie ihr Date genießen, über solche Dinge konnte sie später noch nachdenken.

Das Spiel kann beginnen

So und gleich noch ein Kappi ;)
 

Harry wusste, dass er Hermine von ihrer Idee, Malfoy zu helfen, nicht einfach abbringen konnte. Auch wenn er selbst alles andere als begeistert war, so war es ihre Entscheidung und vielleicht würde sich ja herausstellen, dass Draco von seinen Eltern dazu getrieben wurde, die ganze Scheiße zu verzapfen.

Aber selbst wenn, zeugte das nicht von einer ausgeprägten Charakterschwäche, dass er sich so manipulieren ließ?

Nein, das ging zu weit. Das konnte er nicht beurteilen. Er wusste nicht, wie weit er gehen würde für seine Eltern, wenn diese noch leben würden. Vielleicht würde er ähnlich handeln. Am wahrscheinlichsten war, dass Draco von Angst getrieben wurde, Angst von Voldemort getötet zu werden.

Wenn das wirklich stimmen sollte und Hermine ihm helfen konnte, dann würde er sich überlegen, ob er nicht vielleicht auch nochmal mit ihm reden sollte.

Doch bis dahin würde er etwas Abstand zu seiner besten Freundin wahren. Ihm gefiel es nicht, denn selbst wenn das alles so sein sollte. Was war, wenn der Krieg bald wirklich ausbrach?

Würde Draco sie beschützen vor Voldemort? Oder würde er wie immer kneifen und nachher sogar Hermine umbringen?

Es gab so viele Fragen, die ihm zu diesem Thema durch den Kopf schwirrten, dass er Kopfschmerzen bekam und seufzend setzte er sich in den Gemeinschaftsraum und seufzte.

Ron war seit dem Anfang dieser Geschichte mit Malfoy mehr als gereizt und irgendwie wollte er auch zu ihm etwas Abstand halten, denn das Ron sich erdreistete, ihm zu unterstellen, er hätte heimlich etwas mit Hermine am Laufen oder am Laufen gehabt, fand er ungerecht und verletzend.

Sein bester Kumpel vertraute ihm nicht. Und das tat ihm weh. Denn er hatte ihm nie Anlass dazu gegeben und doch war es nicht das erste Mal. Beim Trimagischen Turnier hatte er ihm das schon einmal unterstellt und auch damals hatte Ron einsehen müssen, dass er falsch lag.

Diese hitzige Art von ihm war ja einerseits recht belebend und lustig, aber andererseits belastete es ihre Freundschaft sehr seiner Meinung nach.

Und als ob das nicht schon genug wäre, hatte sich Ginny von ihm getrennt wegen eines Slytherin. Genau genommen wegen Blaise Zabini, dem besten Kumpel von Draco Malfoy, der ja mit Hermine zu tun hatte.

Allmählich verlor der Schwarzhaarige die Übersicht bei diesen ganzen Beziehungskonstellationen und frustriert schlug er auf den Tisch. Er war gerade allein im Raum, sodass es niemand mitbekam und das war ihm auch ganz recht.

Seit dem Ball ging alles den Bach runter.

Warum?

Was hatte dieser Abend so verändert?

Hermine hatte er verändert und Draco auch und das war auch schon die Antwort auf die Frage.

Ein weiteres Rätsel war ihm, warum Dumbledore diesen Ball überhaupt angezettelt hatte.

Vielleicht sollte er mal mit ihm reden. Unter Umständen bekam er dort ein paar Antworten, die ihm vielleicht weiterhelfen könnten.

Mit neuem Elan stand er auf und verließ den Gemeinschaftsraum.

Zielstrebig schritt er zum Büro des Direktors und klopfte dort an.

Kurze Zeit später öffnete sich die Tür und er betrat den Raum.

Jedes Mal, wenn er ihn betrat, bekam er Gänsehaut und fühlte sich ganz klein bei den ganzen großen Zauberern, die hier in den Bildern waren.

„Harry, was führt dich zu mir?“, fragte Albus gewohnt freundlich und saß an seinem Schreibtisch.

Harry dackelte zum freien Stuhl vor dem Schreibtisch und setzte sich hin.

„Ich habe ein paar Fragen, Sir. Warum haben Sie den Halloween-Kostüm-Ball organisiert?“, kam der Schwarzhaarige gleich zum Punkt.

„Weil ich Verkleidungen liebe. Und weil ich glaube, dass es wichtig war, dass sich gewisse Personen näher kennenlernen.“

„Aber Sir. Weil sich Hermine und Malfoy näher kennenlernen konnten, bricht jetzt alles zusammen. Ron, Hermine und ich haben uns so gut wie die Freundschaft gekündigt und es wird alles von Tag zu Tag schlimmer.“

„Aber, aber, Harry. Ganz ruhig. Es ist wie mit Fox. Weißt du noch, als du in der zweiten Klasse gesehen hast wie er starb?“

Dumbledore stand auf und schlenderte in Richtung einer Stange, die auf Brusthöhe war und auf dem ein Phönix saß.

„Ja, natürlich, Sir. Aber daraufhin kam ein Phönixbaby aus der Asche…“

„Ja genau. Fox war alt und aus seiner toten Asche erhob sich ein junges Küken. So ist es im Leben. Manchmal muss alles durcheinander gewirbelt werden oder man muss alles verlieren, damit sich neue Wege auf tun und neue Möglichkeiten, um etwas an zu gehen. Harry, ich weiß, ihr werdet alle zusammen diesen Kampf bestreiten. Ich glaube dir, dass es zurzeit sehr anstrengend ist, aber alles hat seinen Sinn im Kreislauf des Lebens. Vertrau dir selbst, vertrau deinen Stärken und deiner Intuition, dann wirst du alles schaffen“, riet ihm Dumbledore und lächelte ihn freundlich an.

Wie immer beim Schulleiter verstand Harry nicht so 100%ig, wie das alles gemeint war, was er ihm sagte, aber er würde in Ruhe darüber nachdenken und es sich zu Herzen nehmen.

Schließlich machte alles bei Dumbledore Sinn, also würde es in diesem Fall genauso sein.

„Gilt das auch für Voldemort? Werde ich ihn besiegen können?“, fragte Harry leise und senkte seinen Blick.

„Ja, ich bin mir sicher, dass du es schaffen wirst mit deinen Freunden zusammen. Du musst daran glauben, Harry.“

Die Eindringlichkeit in der Stimme ließ Harrys Zweifel verschwinden. Wenn er die Ratschläge von ihm beherzigen würde, dann konnte er es schaffen.

„Danke Professor.“

Lächelnd stand Harry auf und verließ das Büro wieder, nachdem er ein Nicken gesehen hatte.

Diese Unterhaltung hatte ihm viel Kraft gegeben.

Vielleicht sollte Ron auch mal mit ihm reden? Dann würde er sich unter Umständen auch wieder etwas beruhigen.

Aber er wollte ihn derzeit lieber nicht ansprechen. Nachher würden sie sich nur zoffen und das wollte er umgehen. In ein paar Tagen sah die Welt vielleicht schon wieder ganz anders aus.

Einen Versuch war es ja wert. Doch nun war es an der Zeit, dass er der großen Halle einen Besuch abstattete, denn es gab für ihn noch massig zu lernen. Wohl oder übel konnte er seine schulischen Leistungen nicht einfach schleifen lassen, nur weil er der Auserwählte war und sich lieber um andere Dinge kümmern würde.

Seufzend schlenderte er also vorher noch eben zum Gryffindorturm, um seine Sachen zu holen und dann setzte er sich allein an den Gryffindortisch in der großen Halle und begann sich mit den verschiedensten Zaubertränken zu befassen.
 

Pansy könnte explodieren! Und wie sie das konnte.

Wütend marschierte sie in den Kerker und schnauze ein paar kleine Slytherins an, die sich ihrer Meinung nach viel zu laut unterhielten.

Sie rauschte an ihnen vorbei in den Schlafsaal der Mädchen und fegte ihren Nachttisch leer. Dabei ging ein Glasrahmen mit einem Bild von Draco darin kaputt.

Erschrocken hob sie das Bild auf, denn der Rahmen war in viele kleine Teile zersprungen. Sollte es ein Wink des Schicksals sein?

Nein, das würde sie nicht zulassen.

Sie würde kämpfen mit allen Mitteln bis zum bitteren Ende. Es konnte, nein es durfte, nicht sein, dass ihr Prinz Draco sich auf ein Schlammblut einließ und dann ausgerechnet auch noch dieses arrogante und besserwisserische Schlammblut!

Nein, das würde sie zu verhindern wissen.

Zitternd vor Wut setzte sich Pansy auf ihr Bett und schaute das Bild von Draco an. Es war eines aus der vierten Klasse, wo er seinen Festumhang trug. Es war kurz vor dem Ball aufgenommen worden und sie hatte damals mit ihm gehen dürfen.

Es war so schön gewesen, sie hatte den Abend so sehr genossen.

Von da an wusste sie, dass Draco und sie füreinander bestimmt waren. Der Tanz damals war einfach einmalig gewesen und sie hatten so perfekt harmoniert.

Leider hatte sie bei all der Freude und des Glücks gespürt, dass Draco nicht so empfand. Es schien, als wäre sie seine Notlösung gewesen. Getreu dem Motto: Es ist eine Pflichtveranstaltung und ich muss ja mit jemandem da aufkreuzen.

Ernüchtert seufzte sie laut.

Andererseits hatte sie das Gefühl gehabt, dass es mit ihnen im Laufe des fünften Schuljahres bergauf ging bis zu diesem elendigen Ball!

Der hatte alles ruiniert!

Und wieder loderte diese Wut in ihr. Obwohl, nein, es war keine Wut, es war Hass, purer und blanker Hass!

Wieder dachte sie an eben, weshalb sie ja erst so hasserfüllt hier alles kaputt gemacht hatte.

Sie war in die Bibliothek gegangen, um noch ein paar Bücher zum Lernen zu holen. Doch da sie sich dort einfach nicht so gut auskannte, lief sie ziemlich viel hin und her.

Und dann hatte sie die Beiden gesehen.

In der hintersten Ecke der Bibliothek stand ein Sessel und da saß Draco, auf dem Schoß das Schlammblut und kuschelten miteinander!

Am liebsten hätte sie sämtliche Folterzauber und-flüche auf einmal angewendet an diesem Miststück, aber sie konnte sich beherrschen.

Sie würde das Ganze professioneller angehen. Unauffälliger, damit Draco nicht wusste, wer ihr das Leben zur Hölle machen würde.

Nachher würde er ihr nur dazwischenfunken und das wollte sie nicht.

Granger hatte sich also nicht von ihm fern gehalten, dann wurde es Zeit, dass sie ihre Drohung in die Tat umsetzte. Und es würde ihr ein Vergnügen sein, es zu tun.

Ein diabolisches Grinsen zierte ihre Lippen und in Gedanken überlegte sie sich, wie genau sie dabei vorgehen wollte.

Damit sie die Klappe hielt, sollte sie ihr mit dem Tod ihrer Eltern drohen. Mit einem Fingerschnippen würden ihre Eltern, die ebenfalls Todesser waren, kurzen Prozess mit den Beiden machen.

Dann würde sie auf keinen Fall etwas sagen.

Nun zu ihren beliebten Foltermethoden. Sie hatte ja gerade letztens erstens gelesen, dass die Foltermethoden vor einigen Jahrhunderten bei den Muggeln sehr effektiv waren. Vielleicht sollte sie die mal versuchen und das Schlammblut sozusagen mit den eigenen Waffen schlagen.

Wobei…

Nein, das war unter ihrer Würde. Sie würde sie mit Flüchen foltern, das machte irgendwie auch viel mehr Spaß, da war Pansy sicher.

Schnell räumte sie die Scherben weg und richtete alles wieder soweit, um das nicht nachher noch machen zu müssen, wenn sie sich schlafen legen wollte.

Dann schlenderte sie zurück in den Gemeinschaftsraum, wo sich die Zwerge, die sie angemacht hatte, verzogen hatten.

Umso besser für sie. Sie war jetzt zwar um einiges besser gelaunt, aber solche Kinder brachten sie schnell zur Weißglut.

Sie wollte gerade den Kerker verlassen, um Granger zu suchen, als Blaise ihr entgegen kam.

„Ah, gut, dass ich dich treffe, Pansy. Hast du einen Moment Zeit?“, fragte er mit einem gewohnt charmanten Lächeln und sie nickte.

„Ja, aber nicht lange. Ich muss noch etwas erledigen“, antwortete sie und ließ sich doch von Zabini vom Eingang weglocken. Sie setzten sich auf das Sofa und nach einem kurzen Blick von Blaise, ob auch keiner da war, begann er zu reden:

„Es geht um Weihnachten. Ich dachte, wir könnten für Draco eine Überraschung vorbereiten. Weil in der Malfoy Manor ja eh kein Weihnachten gefeiert wird.“

„Sag bloß, du findest es auch nicht gut, dass Draco was mit dem Schlammblut zu tun hat?“, fragte sie verdutzt nach.

Er hatte nicht den Eindruck auf sie gemacht, dass das der Fall war, doch wie es schien, wurde man ja ab und zu freudig überrascht.

„Nicht wirklich. Aber er lässt da zurzeit nicht mit sich reden. Ich bleibe aber mit ihm befreundet, damit ich weiß, wie sich die Lage entwickelt“, erklärte er und Pansy nickte.

„Das ist gut. Was hältst du davon, wenn wir zusammen dafür sorgen, dass das Schlammblut sich wieder von Draco weg „entwickelt“?“, fragte sie lächelnd und Blaise nickte zustimmend.

„Ja, warum nicht? Zusammen sollten wir das schaffen. Aber ich denke, wir sollten erst einmal die anderen daraus lassen, sowohl hier an der Schule, als auch die ganzen Todesser. Erstens kriegen wir das auch allein hin und zweitens würden die uns nachher unseren Triumph wegnehmen.“

„Ja, da hast du recht. Diesen Triumph will ich mir nicht nehmen lassen. Von niemandem.

Hast du schon eine Idee für Weihnachten?“, fragte sie, doch zu ihrer leichten Enttäuschung schüttelte Blaise mit dem Kopf.

„Nein, deswegen wollte ich ja mit dir reden“, erwiderte er und sie überlegte kurz.

„Tut mir leid, aber ich habe mir so viele Gedanken darüber gemacht, wie ich die Sache mit Granger angehen will, dass ich auch gerade keine Idee dafür habe. Aber ich werde darüber nachdenken. Wir sehen uns dann später“, meinte sie und verließ den Kerker.

Mit Blaise als Verbündeten konnte ihr gar nichts mehr passieren.

Das war das Beste, was ihr hätte passieren können. Und jetzt würde sie erst einmal Granger einen Besuch abstatten.
 

Zabini hatte Draco nach seinem kurzen Gespräch mit Dumbledore getroffen und sie unterhielten sich in Ruhe auf dem Weg zum Kerker, um sich gegenseitig auf den neuesten Stand zu bringen.

Er freute sich, dass es bei Hermine und ihm so gut lief und hoffte, dass dieser Zustand auch noch eine Weile anhielt, denn würde jetzt etwas passieren, würde Draco vielleicht dicht machen und keinen mehr an sich heran lassen und das war das schlimmste, was passieren konnte.

Doch diese Gedankengänge behielt er lieber für sich.

Er musste Draco ja auch nicht alles sagen und außerdem würde er schon dafür sorgen, dass es nicht so weit kam.

„Hast du eigentlich irgendwelche Pläne für Weihnachten?“, hakte er nach und Malfoy seufzte.

„Nein. Der dunkle Lord ist da, Weihnachten fällt also sowieso aus. Aber ich brauch das auch nicht. Die letzten Jahre war es auch nicht gerade das schönste. Warum fragst du?“

„Nur so. Ach ja und Granger fragte, ob du eine sichere Eulenverbindung in der Manor hast. Sie wollte dir über Weihnachten schreiben“, erinnerte er sich und bog um eine Ecke.

„Ja, habe ich. Ich werde das gleich mit ihr besprechen. Ach ja, ich hätte da noch eine Bitte an dich“, fing der Blondschopf an und Blaise signalisierte mit einem Nicken, dass er zuhörte.

„Halte bitte ein Auge auf Pansy. Sie heckt bestimmt etwas aus und ich will nicht, dass sie sich einmischt. Am besten bandelst du mit ihr an, indem du sagst, dass es dir auch nicht gefällt, dass Granger und ich zu tun haben. In ihrem Wahn wird sie das bestimmt nicht hinterfragen und du wüsstest, was sie vor hat.“

„Ja, das klingt nach einer guten Idee, mach ich. So sollte ich sie auch etwas manipulieren können“, murmelte Blaise nachdenklich und ging verschiedene Theorien durch, die ihm gerade im Kopf herum schwirrten.

„Naja, dann wünsch ich dir mal viel Spaß bei deinem ersten Date mit Granger. Und vermassel es nicht, sonst bekommst du es mit mir zu tun“, feixte Zabini rum und grinste seinen besten Kumpel fröhlich an.

„Ich werde es mir zu Herzen nehmen“, antwortete Draco trocken und grinste dann aber auch.

Sie betraten in Ruhe den Kerker, als Blaise einfiel, dass er noch mit Ginny geredet haben wollte.

„Ich bin dann“, rief er noch und sah ein kurzen Winken von Draco.

Zufrieden schlenderte er durch die Gänge.

Er wusste, wo er Ginny finden würde und zielstrebig stolzierte er zum Vertrauensschülerbad.

Leise öffnete er die Tür und sah seine Freundin deprimiert am Beckenrand sitzen.

„Hey…“, nuschelte er leise und setzte sich neben sie.

Sofort lehnte sie ihren Kopf an seine Schulter und er lächelte.

„Wie geht es dir?“, fragte er vorsichtig und Ginny räusperte sich erst, bevor sie sprach. Sie hatte einen Frosch im Hals, der aber nach zweimal räuspern wieder weg war.

„Es geht. Das mit Harry geht mir immer noch an die Nieren, aber das wird schon. Ich bin nur froh, dass Draco und Hermine irgendwie den Weg zueinander zu finden scheinen. Ich muss nur unbedingt nochmal mit Ron reden oder einen meiner Brüder auf ihn ansetzen. Er muss begreifen, dass diese Beziehung unter Umständen sehr wichtig für uns sein könnte.“

„Du meinst damit aber nicht Informationen, die Draco vielleicht hat, oder?“, hakte Blaise nach.

„Doch. Ich meine damit ja nicht, dass Hermine nur wegen den Informationen an Draco dran ist. So etwas würde sie niemals tun. Sie will ja nicht, dass man mit ihren Gefühlen spielt, also tut sie das auch nicht. Aber wenn er welche hätte und sie preis geben würde, könnte das eine große Hilfe sein. Oder etwa nicht?“

„Ja schon. Aber erwähnt das niemals in Dracos Anwesenheit. Er würde das garantiert falsch verstehen. Und ich will nicht, dass er dicht macht. Wenn das mit Granger nicht funktioniert, dann wird er niemals glücklich werden. Da bin ich sicher.“

„Eine große Bürde, die du Hermine da auferlegst“, murmelte Ginny und kuschelte sich enger an ihren Freund.

Er zog sie auf seinen Schoß und hielt sie fest in seinen Armen.

„Ich weiß. Aber ich bin mir auch sehr sicher, dass sie es schaffen wird. Sie ist stark und hat das Zeug dazu“, entgegnete Blaise und küsste seine Freundin am Hals.

Ihr leises Kichern, weil es kitzelte, ließ ihn grinsen.

Er mochte ihr Kichern.

„Oha, ein Kompliment von einem reinblütigen Slytherin an eine muggelstämmige Gryffindor. Das hört man auch nicht alle Tage“, witzelte sie und Zabini sah ihr in die Augen.

„Kannst du mal schauen, was du aus mir machst“, schnurrte er und ehe sie etwas darauf sagen konnte, verschloss er ihre Lippen mit den seinen.

So saßen sie eine ganze Zeit dort, Ginny ihn daran erinnerte, das sie noch lernen musste.

„Alles klar, ich komm gleich nach, ja?“

„In Ordnung, ich warte auf dich, Schatz“, stimmte sie mit rausgestreckter Zunge zu und er grinste.

In Ruhe schlenderte er zum Kerker zurück, da er seine Lernsachen noch holen musste und begegnete im Gemeinschaftsraum Pansy. Sofort machte er sich daran, Dracos und seinen Plan in die Tat umzusetzen.

Mit Erfolg, wie er glücklich feststellte.

Somit konnte das Spiel beginnen. Mal sehen, wer am Ende als Sieger hervorgehen würde.

Mit einem siegesgewissen Lächeln auf den Lippen schlenderte er zur großen Halle, um dort mit Ginny zu lernen.

Das erste Date

Er hatte gerade Hogwarts verlassen, als Viktor Krumm nachdenklich stehen blieb.

War es wirklich richtig zu gehen? Hermine hatte viele Probleme und er war sich nicht sicher, ob sie sich wirklich melden würde, wenn sie damit nicht mehr fertig wurde.

Außerdem tat es ihm doch irgendwie weh, wenn er daran dachte, dass sie nichts mehr für ihn empfand.

Er hatte es verdrängt, doch wenn er so darüber nachdachte, dann wollte er auf keinen Fall, dass sie ausgerechnet mit diesem Malfoy durchbrannte.

Nein, so wird das nichts. Ich muss um sie kämpfen, schoss es ihm durch den Kopf und entschieden betrat er Hogwarts wieder.

Er konnte einfach nicht zulassen, dass Hermine wegen diesem Idioten unglücklich wurde.

Und nachdem, was sie gehört hatte, würde sie das werden.

Immerhin hatte Malfoy sie Jahre lang fertig gemacht. Warum sollte er also mit einem Mal zu einem netten Zauberer mutieren?

Da konnte doch etwas nicht stimmen. Und er würde herausfinden, was für eine Intrige der Blonde ausheckte.

Doch jetzt musste er die Brünette erst einmal finden. Und er wusste nicht so recht, wo er suchen sollte. Also würde er zunächst die Standardorte abklappern und hoffen, dass er zumindest Hinweise fand, wo sie war.

Warum musste Hogwarts auch so groß sein?

Als erstes ging er in die Bibliothek, doch zur Abwechslung war Hermine nicht dort. Das war schon eher selten der Fall.

Seufzend setzte er seinen Weg fort in die große Halle, wo er Harry und Ron entdeckte.

Rons Laune schien auf den absoluten Nullpunkt gesunken zu sein und Harrys schien nicht sonderlich weiter oben zu sein.

Die Fangirls ignorierend schritt er zu ihnen und empfing sofort einen mörderischen Blick von Ron, als dieser wohl die Schritte hörte.

„Was willst du denn noch hier?“, grummelte er.

„Ich muss nochmal mit Hermine reden. Wisst ihr, wo sie ist?“, fragte Viktor ruhig und schaute erst zu Ron dann zu Harry.

Der Schwarzhaarige schüttelte mit dem Kopf.

„Nein, keine Ahnung.“

„Selbst, wenn ich es wüsste, würde ich es dir nicht sagen. Du willst noch was von ihr, oder?“

Viktor hörte das genervte Seufzen von Harry, doch das interessierte ihn nicht. Er schaute zu dem Weasley und musterte ihn kurz.

„Ja, will ich. Du auch, oder? Dann sind wir ja schon zu zweit. Doch bevor wir Zwei uns streiten, sollten wir erst einmal diesen Malfoy aus dem Weg räumen, oder?“

Er wusste, dass er nur so die zeitweilige Duldung von Ron bekommen würde und anhand der Haltung, die sich bei dem Rothaarigen veränderte, wusste Krumm, dass er ihn an der Angel hatte.

„Was hast du vor?“, fragte Ron und Viktor setzte sich neben Harry und gegenüber von Ron hin.

„Seid ihr sicher, dass es so klug ist, sich in die noch nicht einmal vorhandene Beziehung von Hermine ein zu mischen? Wenn sie raus bekommt, seid ihr tot, beide.“

Die Zwei schauten zu Harry, der sichtlich unzufrieden aussah, doch das konnte er auch gerne tun.

Viktor war sich sicher, dass Ron sie nicht aufgeben würde und er würde das auch nicht tun.

Gemeinsam würden sie Draco ins Abseits drängen und dann würde er am Ende als Sieger hervorgehen und er würde Hermine wieder an seiner Seite haben.

Er fühlte sich gerade richtig gut. Er würde etwas unternehmen, um Hermines Herz wieder zurück zu erobern.

All die Zeit über, während er in Bulgarien war, hatte er an sie gedacht und als die Briefe aufgehört hatten, hatte er sich große Sorgen gemacht.

Nur für sie war er hierhergekommen und obwohl er zunächst dachte, dass er sie nicht mehr lieben würde, so hatte er sich in diesem Punkt doch geirrt.

Allein schon wenn er an sie dachte, fühlte er sich wohl und geliebt und er wollte dieses Gefühl wieder mit ihr zusammen erleben und dafür würde er kämpfen.

Ron wand sich wieder Ron zu, da sie auf Harrys Zusammenarbeit wohl nicht bauen konnten.

„Lass uns rausgehen, da können wir in Ruhe reden. Wir sollten das nicht vor Harry machen, damit er nicht in Gewissenskonflikte gerät, wenn er mit Hermine redet“, schlug Krumm vor und Ron nickte zustimmend.

Sie standen beide auf, entschuldigten sich bei Harry und verließen dann die Halle, wo großes Getuschel losging, denn jeder wusste, dass Ron Viktor nicht ausstehen konnte.

Sie schlenderten durch die Gänge und Viktor seinen kurzfristig ausgedachten Plan zu erzählen:

„Am besten wäre es, wenn du dich mit Hermine irgendwo unterhalten könntest und ich Draco in die Nähe locke, sodass er das Gespräch auch hört. Dann musst du Hermine so in ein Gespräch verwickeln, dass sie sowas sagt wie: Ich mache das mit Draco nur deswegen. Das würde sich anhören, als wolle sie ihn nur ausnutzen und das wäre der Anfang, um sie zu entzweien. Alles andere können wir schlussendlich erst danach planen, wenn wir wissen, wie sie darauf reagieren.“

„Ja, das klingt doch gar nicht schlecht. Das mit dem Gespräch verwickeln krieg ich hin. Ich weiß schon, wie ich das mache. Dann müssen wir nur noch sehen, dass wir Hermine finden und dann kann’s losgehen“, stimmte Ron zu und die Beiden gaben sich die Hand, sodass der Pakt zwischen ihnen galt.

Viktor war innerlich siegesgewiss. Sobald er erst einmal Draco von Hermine weggebekommen hatte, hatte er so gut wie gewonnen. Ron war keine Konkurrenz in seinen Augen.

„Gut, dann wird ich mal Hermine suchen gehen. Wenn ich sie mit Malfoy zusammen finden sollte, werde ich schon mal dazwischen gehen. Dann ist das Gespräch, was ich eben erzählt habe, Schritt 2, okay?“

„Okay, ich bin dann wieder in der großen Halle lernen“, meinte Ron und schlenderte dann wieder zurück.

„Bis dann“, murmelte Viktor noch und machte sich dann auf die Suche.
 

Pansy streifte durch die Gänge des Schlosses und suchte nach dem Schlammblut, doch sie war weg. Genauso wie Draco auch.

Das war nicht gut. Das war absolut nicht gut, doch sie würde nicht aufgeben zu suchen. Irgendwann musste sie die kleine Schlampe wieder finden und dann würde sie ihr zeigen, was es hieß, sich mit Pansy an zu legen.

Granger würde nie wieder ihres Lebens froh werden, das war klar. Sie würde sie langsam und qualvoll zerstören. Bei dem Gedanken daran, sie leiden zu sehen, begann sie zu grinsen.

Ja, sie würde diese Augenblicke genießen und sie für sie beide unvergesslich machen.

Und Blaise würde sie darauf ansetzen, dass er während der Zeit Draco ablenkte.

Ja, so würde das etwas werden. Langsam nahm ihr Plan Gestalt an.

Zufrieden schritt sie weiter und wurde hellhörig, als sie Viktors Stimme hörte.

Wollte der nicht schon längst wieder weg sein? Schoss es ihr durch den Kopf.

Leise schlich sie weiter zur Ecke und lehnte sich an die Wand, um besser lauschen zu können.

Sie verfolgte das Gespräch sehr interessiert und ihr diabolisches Grinsen wurde noch größer.

Der unfähige Weasel-Bee und sein Konkurrent Viktor Krumm taten sich zusammen, Draco von Granger los zu lösen?

Na das war ja perfekt!

Das konnte sie zu ihrem Vorteil nutzen. Je nachdem, wie die nächste Zeit werden würde, würde sie mit den Zweien nochmal reden. Schließlich hatten sie alle dasselbe Ziel. Aber Blaise würde sie das erst einmal noch nicht sagen.

Unterbewusst waren noch Zweifel da, ob er wirklich etwas gegen die mögliche Beziehung von dem Schlammblut und Draco hatte. Dafür benahm er sich die ganze Zeit über viel zu cool.

Doch das würde sie auch noch herausfinden.

Unauffällig verschwand Pansy wieder vom Ort des Geschehens und suchte weiter nach Granger, doch sie war – wie Draco – wie vom Erdboden verschluckt.

Sie hoffte dass sie Draco einfach nur verpasste in den Gängen und das Schlammblut im Gryffindorturm war. Auch wenn das irgendwie sehr unwahrscheinlich war.

Mit immer schlechter werdender Laune marschierte sie weiter, jedoch ohne Erfolg.

Frustriert zog sie sich in den Gemeinschaftsraum zurück, um sich dort eine genaue Strategie zu überlegen.

Wenn Viktor und Weasley es auf dieses Gespräch anlegen wollte, dann könnte sie vielleicht auch Draco dort hinlocken oder Blaise. Das wäre wahrscheinlich sogar noch unauffälliger, als wenn plötzlich Krumm etwas mit Draco zu reden hätte.

Und schlussendlich hatte sie immer noch die Drohung mit ihren Eltern. Wenn sie wollte, dann wären sie ganz schnell tot und das wollte Granger bestimmt nicht.

Wäre doch gelacht, wenn sie mit so vielen Verbündeten das nicht hinkriegen würde.

Doch trotz der ganzen Freude über so viele neue Möglichkeiten, fühlte sie sich unwohl. Da war was in diesem Moment zwischen Granger und ihrem Draco. Sie spürte das.

Und das machte sie krank.

Wenn sie nur wüsste, wo die beiden steckten. Dann könnte sie ja etwas dagegen unternehmen, doch sie waren weg, einfach verschwunden.

Und wenn sie außerhalb von Hogwarts waren?

Dann wüsste sie gar nicht mehr, wo sie suchen sollte.

Seufzend beließ sie es erst einmal dabei. Sie würde warten müssen bis sie wieder da waren. Auch wenn es schwer fiel.
 

Draco schlenderte mit Hermine nach Hogsmeade und dort setzten sie sich ins „Drei Besen“, wo sie in Ruhe ein Butterbier tranken.

Er schaute sich um, irgendwie fühlte er sich beobachtet, doch er entdeckte nichts Auffälliges.

„Alles okay, Draco?“, fragte Hermine lächelnd und er schaute sie an.

„Ja, alles okay“, erwiderte er und trank noch einen Schluck.

Seit Granger den Mantel ausgezogen hatte, konnte er sich nur recht schwer von ihrem Anblick lösen. Diese rote Bluse stand ihr einfach perfekt und die Einblicke waren recht verlockend, das musste er zugeben.

Dabei war rot eigentlich überhaupt nicht seine Farbe, aber ihr stand es ausgezeichnet.

Irgendetwas ist in Gange… Und garantiert nichts Gutes… Ich muss nachher unbedingt nochmal mit Blaise reden und mit Crabbe und Goyle am besten auch, dachte er sich im Stillen und wurde abrupt aus seinen Gedanken gerissen, als Hermine mit der Hand vor seinen Augen rumwedelte.

„Hey, wo starrst du denn die ganze Zeit hin?“, wollte sie mit vergnügter Stimme wissen und Draco grinste sie frech an.

„Ich schaue dir nur in deine Augen“, entgegnete er trocken und stellte sein leeres Butterbierglas wieder auf den Tisch.

„Da sind meine Augen aber nicht…“, murmelte Hermine und der Slytherin sah, wie sie leicht errötete und sich schnell ihrem Glas zuwand.

„Du kannst so süß sein, Granger.“

„Glaub ich dir. Dabei will ich das gar nicht“, murmelte die Brünette und trank ihr Glas ebenfalls aus.

Draco bestellte noch zwei neue und als die Bedienung sich umdrehte und wegging, rutschte Hermine näher zu ihm.

„Darf ich dich etwas fragen?“, erkundigte sie sich zögernd und Draco zog eine Augenbraue hoch.

Was kam denn jetzt?

„Ja, darfst du…“

Er klang nicht allzu begeistert und das wollte er auch gar nicht. Und weil er dabei war, gewisse Dinge in einem anderen Licht zu sehen und auch mit Granger anders umging, so wollte er ihr hier doch nicht sein gesamtes Leben offenbaren. Und irgend so eine Frage erwartete er irgendwie.

„Solange wir jetzt noch auf Hogwarts sind… Wie wollen wir uns da verhalten den anderen gegenüber? Das Gerede geht mir sehr auf die Nerven und ich weiß nicht, ob eben diese das noch ewig mitmachen… Ich bin nicht so gut im ignorieren“, meinte Hermine und sah ihn mit fragendem Blick an.

Okay, mit der Frage hatte er nicht gerechnet.

Und sie hatte so einen ganz gefährlichen Unterton, denn er interpretierte in die Frage noch etwas anderes hinein.

Waren sie jetzt ein Paar oder nicht?

Immerhin hatten sie hier ein Date und es schien, als würden beide Seiten so neugierig aufeinander sein, dass sie dieses Experiment eingehen wollten oder täuschte er sich da?

„Ich denke, wir sollten die nächsten Wochen abwarten. Und je nachdem, wie es sich zwischen uns entwickelt, werde ich dem Rest schon klar machen, dass sie sich damit abfinden müssen. Mir geht dieses ständige Getuschel und Gelästere auch auf den Geist. Die haben nicht mal mehr den Anstand, wenigstens hinter dem Rücken zu lästern. Aber am meisten Sorgen mache ich mir zurzeit sowieso wegen Pansy. Die dreht bald glaube ich richtig am Rad. Aber dafür habe ich Blaise losgeschickt. Er gibt bei Pansy vor, dass er es auch nicht gut findet, dass ich mit dir zu tun habe, um heraus zu finden, was sie ausheckt. Ich hoffe mal, er findet was raus, damit wir sie ruhig stellen können. Das Mädchen ist besessen.“

„Ja, das ist sie wohl. Sie ist im Gang aufgetaucht und hat mir gedroht…“, erzählte Hermine und kuschelte sich leicht an Draco.

„Gedroht? Womit?“, hakte er sofort nach und zog Granger etwas näher, sodass er einen Arm um sie legen konnte.

„Ich werde dich vernichten, wenn du nicht damit rechnest“, äffte Hermine Pansy nach und meinte dann noch:

„Sie forderte, dass ich dich in Ruhe lassen soll, sonst würde sie mich halt vernichten. Dieser irre Blick, das war schon irgendwie beängstigend.“

Draco schwieg einen Moment lang.

So weit war Pansy also schon gegangen?

Zeit, etwas gegen dieses Mädchen zu unternehmen und das würde er mit Hilfe von Blaise in die Wege leiten.

„Lass dich nicht kirre machen. Sie kann dir nichts, dafür werde ich sorgen“, brummte er genervt und bemerkte, dass sich Hermine ein wenig entspannte und weiter an ihn kuschelte.

Er mochte ihre Wärme und ihre weiche Haut.

Jetzt, wo er sie näher kennen lernte, war sie eigentlich so ziemlich seine Traumfrau. Sie sah gut aus, hatte einen starken, aber gütigen Charakter, war intelligent, witzig und charmant. Er konnte sie zum Lachen bringen und erröten lassen, was bei ihr unglaublich süß wirkte.

Außerdem merkte er dann immer, dass sie eigentlich gar nicht rot werden wollte und dass sie sich dafür hasste, dass es doch passierte.

„Alles klar“, nuschelte Hermine und schien die Zweisamkeit sehr zu genießen, genauso wie er auch.

Es herrschte zwar recht hektische Betriebsamkeit, aber sie hatten sich in eine Ecke zurück gezogen und bekamen davon nicht so viel mit.

Ein wenig Sorgen wegen der Zukunft machte er sich allerdings schon. Nicht nur, dass er das Verschwindekabinett für Voldemort fertig machen musste, nein, er musste sich auch noch um Dumbledore kümmern, um Pansy und vielleicht auch noch um Weasel-Bee oder Krumm, falls sie etwas gegen ihn unternehmen wollten.

Er glaubte einfach nicht daran, dass Krumm so einfach abhaute und den Weg frei machte.

Immerhin ist er nur wegen Hermine hierhergekommen, um sicher zu gehen, dass es ihr auch gut ging. Ds würde er doch nicht machen, wenn er nicht noch etwas für sie empfand. Und schließlich wusste er nicht, wie viel Hermine noch für Krumm fühlte. Heute Morgen hing sie in seinen Armen und das tat man doch auch nicht einfach so, oder?

Was Gefühle anging, hatte man ihm einfach zu wenig beigebracht und diese Zweifel, die sich gerade in ihm bildeten, machten ihn nervös, unsicher.

War es wirklich gut, sich auf Granger ein zu lassen?

Was, wenn sie nachher doch noch auf Krumm stand?

Würde er sie überhaupt glücklich machen können?

Oder versprach sie sich von einer Beziehung mit ihm etwas ganz anderes als er?

Diese Fragen hämmerten auf ihn ein, verursachten ihm Kopfschmerzen und er wollte gerade seine Schläfen massieren, als er an diesen jeweils zwei schlanke, kalte Finger spürte. Sie massierten ganz sanft und überrascht schaute er zu Hermine, die ihn liebevoll anlächelte.

„Du sahst gerade so angespannt aus… Ich dachte mir, das könnte dich ein wenig entspannen, du Tagträumer“, meinte sie und streckte ihm kurz die Zunge raus.

„Wieso Tagträumer?“, murmelte er und schloss genießerisch die Augen.

Er spürte, wie die Anspannung langsam von ihm abfiel und die Fragen sich verflüchtigten. Nein, an dieser Situation war nichts falsch. Es war gut so und er würde sich auch weiterhin mit Granger treffen.

Muggelstämmige hin oder her.

„Na, ich hab mit dir geredet und mit den Händen gewedelt, aber du hast nichts mitbekommen, obwohl du die Augen offen hattest“, erklärte die Gryffindor mit sanfter Stimme.

Draco öffnete kurz seine Augen, sah das Lächeln von Hermine und schloss die Augen wieder.

Auch er lächelte leicht und im nächsten Augenblick spürte er ihre Lippen auf den seinen. Sofort erwiderte er den Kuss. Als er die Augen geschlossen hatte, hatte er damit gerechnet. In manchen Dingen war Granger halt doch recht leicht zu durchschauen.

Er legte eine Hand in ihren Nacken und kraulte sie ein wenig, während sie ihn mit beiden Armen umarmte.

Einige Momente blieben so sitzen, bis Hermine den Kuss wieder löste und Draco ein paar Sekunden musterte.

„Was ist?“, fragte er leise und zog eine Augenbraue leicht hoch.

Warum schaute sie ihn so an?

Hatte er was im Gesicht?

„Ich… Ich mag dich wirklich sehr, Draco…“, wisperte sie leicht verlegen und Draco schluckte kurz.

Ja, er mochte Granger ja auch, aber das ging ihm alles etwas zu schnell…

Er war noch dabei, sich daran zu gewöhnen, Granger nicht mit Schlammblut an zu sprechen und jetzt schon das rumknutschen.

Das ging doch so alles nicht.

Also das sagte zumindest sein Verstand, doch sein Herz saugte die Zuneigung von Hermine regelrecht in sich auf.

Er war hin und her gerissen und seufzte innerlich. Er konnte doch nicht so einfach auf sein Herz hören, das würde nur seinen Auftrag von Voldemort in Gefahr bringen. Er durfte die Kontrolle nicht verlieren.

„Entschuldige. Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen“, revidierte sich die Brünette, blieb aber an ihn gekuschelt sitzen.

„Schon gut. Es geht einfach alles ein bisschen schnell… Oder findest du das nicht?“

„Ja, mein Kopf sagt mir, dass ich irre bin. Aber mein Herz will es so… Schon wieder dieses Teenie-Geschwafel. Aber es ist einfach so“, erwiderte Hermine und senkte den Kopf ein wenig.

„Ich weiß, was du meinst…“, brummte Draco und empfing einen verwirrten und verwunderten Blick von Hermine.

„Mir geht es genauso. Deswegen bin ich innerlich immer hin und her gerissen, ob das alles so gut ist, wie es gerade ist…“

„Ja, ich auch. Aber zusammen werden wir das alles in den Griff kriegen.“

Sie sagte diese Worte sehr selbstbewusst und entschieden und Draco zweifelte nicht daran, dass sie das ganz genau so meinte und durchziehen wollte.

„Sicherlich… Lass uns unser Butterbier austrinken und dann langsam wieder zurück… Es wird allmählich spät“, schlug Draco vor und die Brünette nickte.

Die Stimmung war ein wenig gekippt, das spürte Draco. Aber die Situation war nicht einfach. Für sie beide nicht.

Wenn sie das nicht alles ruhig und besonnen angingen, hatten sie nachher am Ende alles verloren und das wollte er auch nicht.

In Ruhe tranken sie ihr Butterbier aus und Draco bezahlte für sie Zwei am Tresen.

„Danke fürs einladen“, bedankte sich Hermine und lächelte ihn liebevoll an.

„Na klar“, erwiderte er und lächelte ebenfalls kurz.

Sie hakte sich bei ihm ein und gemeinsam machten sie sich auf den Rückweg nach Hogwarts.

Eine verzweifelte Suche beginnt

So und ein neues Kappi für euch ^o^

Viel Spaß beim Lesen ^^
 


 

Hermine verabschiedete sich mit einer Umarmung von Draco und betrat dann als Erste Hogwarts.

Zielstrebig schlenderte sie zum Gryffindorturm, denn es war mittlerweile schon dunkel und spät und sie wollte nur noch in ihr Bett.

Heute war so viel passiert und ihr schwirrte nur noch der Kopf.

Ein wenig mulmig wurde ihr zumute, als sie vor der fetten Dame stand und das Passwort sagte, denn vielleicht waren ja Ron und Harry noch im Gemeinschaftsraum und dann würden sie sie entweder ignorieren oder ausfragen, wo sie so spät herkam und das wollte sie beides nicht.

Zu ihrer Beruhigung jedoch war niemand da und so schlich sie leise die Treppe hoch zum Mädchenschlafsaal, wo ebenfalls alle schliefen Ginny eingeschlossen.

Lächelnd zog sich die Brünette leise um und legte sich dann auch in ihr Bett, um hoffentlich gut zu schlafen.

Lange würde es jedenfalls nicht dauern, bis sie schlief, denn sie spürte regelrecht wie ihr Körper nach Ruhe schrie.

Hermine schloss die Augen und war tatsächlich nach ein paar Minuten im Reich der Träume.
 

Am nächsten Morgen stand Hermine früh wie immer auf. Sie würde wahrscheinlich wieder eine der Ersten beim Frühstück sein und vor dem Unterricht wollte sie noch kurz in die Bibliothek, um etwas nach zu schlagen.

Als erstes stand heute Unterricht mit Snape an und die Brünette seufzte ergeben. Verteidigung gegen die dunklen Künste mit dem Lehrer war kein Zuckerschlecken. Aber andererseits war das eine bessere Vorbereitung, als das pinke Monster letztes Jahr. Wenn sie allein schon an diese Ministeriumstussi dachte, wurde ihr schlecht. Die Alte hatte wirklich einen Sprung in der Schüssel.

Doch genug davon, die war weg und sie hatten wieder einen vernünftigen Unterricht.

In Gedanken versunken zog sie sich an und bemerkte nicht, dass Ginny auch langsam wach wurde.

„Morgen Hermine. Gut geschlafen?“, fragte sie leise gähnend und die Angesprochene schaute leicht erschreckt zu Ginny rüber.

„Morgen Ginny. Ja, ich hab gut geschlafen, wie tot ehrlich gesagt… Und du?“

„Ich auch…“, murmelte die Rothaarige und stolperte allmählich aus dem Bett, um sich auch fertig zu machen.

„Du musst mir gleich alles erzählen, was gestern Abend passiert ist, ja?“, hakte sie nach und Hermine nickte.

„Ja klar“, stimmte sie lächelnd zu und wartete geduldig darauf, dass Ginny sich fertig machte.
 

Eine viertel Stunde später schlenderten die beiden Mädels durch die Gänge von Hogwarts in Richtung große Halle, um zu frühstücken.

Ginny hörte ihrer besten Freundin aufmerksam zu, als sie von ihrem Date mit Draco erzählte, auch vom Ende, als es ein wenig schwierig wurde.

Sie verstand die Zwei, verstand auch, dass es für sie nicht leicht war, aber sie war sich sicher, dass sie es auf die Reihe bekommen würden.

Ihr ging es mit Blaise ja selbst etwas zu schnell, aber diese Beziehung war so anders wie die zu Harry, so belebend, so spontan, so leidenschaftlich.

Daher blendete sie ihren Verstand in der Sache schon mal ein wenig aus. Sie wollte diese neue Beziehung einfach erleben und genießen.

„Ach Hermine. Das wird schon alles werden… Wenn ihr es besser findet, dann schaltet einen Gang zurück und wenn ihr es nicht durchhaltet, könnt ihr immer noch übereinander herfallen“, meinte Ginny und grinste ihre beste Freundin breit an.

„Übereinander herfallen… Also wirklich, Ginny“, murmelte sie und schlenderte um eine Ecke.

„Wie hört sich das denn an?“, fügte die Brünette noch an und Ginny kicherte.

„Als wärt ihr ein verliebtes Paar. So hört sich das an“, antwortete sie und gemeinsam betraten sie die große Halle.

Sofort hörten sie Getuschel und sahen kurze, flüchtige Blicke. Ginny rollte mit den Augen. Waren sie denn hier im Kindergarten, oder was!?

Genervt schlenderte sie an den anderen Schülern vorbei zu ihrem Platz am Gryffindortisch, wo Harry und Ron schon saßen und aßen.

Das wiederum war ein sehr seltener Anblick, zumindest um diese Uhrzeit.

Wahrscheinlich konnten sie nicht schlafen, vermutete sie und setzte sich wortlos hin.

Ihr war aufgefallen, dass Hermine sich verkrampfte, als das Getuschel losging, doch da mussten wir wohl beide durch.

Ein kurzer Blick zum Slytherintisch verriet ihr, dass Draco und Blaise auch schon da waren und frühstückten. Wobei sie das, was Draco da tat, nicht als frühstücken betiteln wollte.

Vielmehr war es ein lustloses Rumkauen auf einer Toastscheibe.

Sie nickte Blaise kurz zu, als sich ihre Blicke trafen und drehte sich dann wieder um, um ebenfalls was zu essen.

Hermine war ruhig geworden, schien mit ihren Gedanken beschäftigt zu sein und Ginny beschloss, sie erst einmal nicht weiter an zu sprechen.

Ginny wollte gerade in ihr Brot beißen, als sie Dean neben sich entdeckte. Er stand da und begann gerade zu reden, als sie fragen wollte, was er von ihr wollte.

„Stimmt es wirklich, dass du etwas mit einem Slytherin angefangen hast?“, fragte er leise und wenn Ginny es nicht besser wüsste, würde sie sagen, dass er verletzt klang.

„Ehrlich gesagt wüsste ich nicht, was es dich angeht“, giftete sie, denn immerhin hatte Dean vor einem Jahr mit ihr Schluss gemacht und nicht sie.

„Auch wenn es bei Weitem nicht optimal gelaufen ist… Ich mache mir Sorgen um dich. Die Slytherins sind gefährlich und-“

„Fängst du auch noch damit an!?“, unterbrach Hermine Dean und sowohl Ginny als auch Dean sahen überrascht zu ihr rüber.

„Wie oft muss ich das eigentlich noch sagen??? Hier geht es weder um Slytherin und Gryffindor, noch um sonst irgendeinen kleinen Privatkrieg, der hier herrscht. Hier geht es ganz und allein um gut gegen böse. Um Voldemort gegen uns. Wir hier, die Schüler, müssen zusammen mit den Lehrern Hogwarts verteidigen und Harry unterstützen, damit er Voldemort besiegen kann. Nur er kann das. Und nur weil Slytherin kein unbeschriebenes Blatt ist, das weiß ich auch, heißt das noch lange nicht, dass alle an dem Tisch da drüben auf Voldemorts Seite sind. Natürlich gibt es da schwarze Schafe, das weiß ich auch, aber der Großteil macht sich doch in die Hosen, wenn sie den Namen Voldemort hören genauso wie alle anderen hier auch. Also bitte, begrabt eure anscheinend so lieb gewonnenen Klischees und Vorurteile und findet euch damit ab, dass ihr sie erst wieder auspacken könnt, wenn Voldemort tot ist“, wetterte Hermine und Ginny merkte, dass ihre Freundin kurz davor war so richtig zu explodieren.

Innerlich fragte sie sich ja schon, wie oft Hermine diese Rede wohl noch halten würde, bis halbwegs alle Schüler verstanden hatten, dass sie recht hatte. Dass es hier nicht um Häuser ging, sondern um ihre Zukunft.

Dean hatte Hermine jedenfalls verschreckt, wie Ginny bemerkte.

Er hatte sich wortlos an seinen Tisch gesetzt und schien nach zu denken.

Generell herrschte gerade eine sehr unangenehme, befremdliche Stimmung in der großen Halle und es fröstelte ihr ein wenig.

„Und wenn sie nur so nett tun, um heraus zu finden, wie wir Harry unterstützen und Hogwarts verteidigen wollen!?“, konterte Seamus gereizt.

„Habt ihr euch jemals länger mit Draco unterhalten? Oder mit Blaise? Oder mit einem anderen Slytherin?“, versetzte Hermine und schaute mit einem wütenden Blick zu Seamus rüber.

„Sorry, Hermine, aber ich glaube einfach, du bist nur verknallt und deswegen blind… Immerhin hat dieser selbst ernannte Prinz uns und im Besonderen dich jahrelang fertig gemacht und jetzt soll er plötzlich ein netter Kerl sein? Das glaubst du doch selbst nicht“, entgegnete der Braunhaarige und Hermine stand auf. Sie stützte die Hände auf den Tisch und Ginny war nicht sicher, was sie jetzt sagen oder tun wollte.

Aber so hatte sie ihre Freundin noch nicht erlebt.

„Ach, aber du glaubst, du kennst mich und weißt, was ich insgeheim vorhabe, ja? Dann erzähl mal, bin gespannt, was du dir da so ausgedacht hast…“, forderte Draco Seamus auf und legte Hermine eine Hand auf die Schulter.

Ginny hatte gar nicht gemerkt, dass der Slytherin zu ihnen rübergegangen war und auf einmal spürte sie auch eine Hand auf ihrer Schulter und sah zu Blaise auf.

„Ich habe ein ganz schlechtes Gefühl…“, murmelte sie zu ihm und er lächelte sie freundlich an.

„Keine Sorge. Die Zwei machen das“, antwortete er leise und stellte sich hinter sie, beide Hände auf ihren Schultern, um ihr zu signalisieren, dass sie sicher war.

„Du bist Todesser, das wissen doch alle hier. Bestimmt suchst du nach einer Möglichkeit, dass deine Kumpanen hier rein können, um die Lehrer und uns um zu bringen! Aber das du dich dazu „herablässt“, mit Hermine anzubandeln, um Informationen zu kriegen, wie sie Harry helfen will, hätte ich nicht von dir erwartet…“, entgegnete Seamus und in diesem Augenblick hätte man eine Stecknadel fallen hören können.

Niemand in der Halle sagte etwas, bewegte sich oder aß etwas.

Alle Blicke waren auf den Gryffindortisch gerichtet und wenn das Gespräch in die falsche Richtung lief, dann würden sich die Schüler an die Gurgel springen, das war für Ginny klar.

„Eins sage ich dir, Finnigan. Wenn Voldemort tot ist, werde ich der Erste sein, der vor Freude jubelt…“, sagte Draco ruhig und seine Stimme war schneidend vor Eiseskälte.

„Und warum sollten wir dir das glauben?“, wollte Dean Thomas wissen und schien Draco die ganze Zeit über im Auge zu behalten.

„Das sollt ihr gar nicht. Ihr müsst schon allein entscheiden, ob ihr glaubt, dass ich gegen Voldemort bin oder nicht. Das einzige, was ich will, ist, dass ihr uns in Ruhe lasst. Und wenn ihr schon lästern müsst, dann macht es bitte so, dass man es nicht sofort mitbekommt.“

Ein Raunen erfüllte kurz den Raum und leises Getuschel ging los.

War Malfoy vielleicht wirklich gegen Voldemort?

Ginnys Unbehagen wurde immer größer. Sie wusste nicht genau, warum, aber irgendetwas würde noch passieren.

Sie spürte es förmlich.

Ein kurzer Blick wanderte zu Ron, der mittlerweile wieder in seinem Frühstück stocherte.

Von ihm ging das nicht aus, aber von wem dann?

„Hey, ganz ruhig… Ist doch alles in Ordnung…“, murmelte Blaise und streichelte Ginny über die Schultern.

„Nein, ist es nicht. Da ist noch was… Ich weiß nur noch nicht, was…“, nuschelte sie und schaute sich weiter um.

Auch Blaise schaute sich um, konnte aber nichts Auffälliges entdecken.

Abgesehen davon, dass mittlerweile alle Schüler leise murmelten und diskutierten, fand auch Ginny nichts, was ihr Sorgen bereiten musste.

Doch ihr Gefühl trog sie nie, was sowas anging…

„Naja, ich werd dann mal meine Sachen holen gehen. Wir sehen uns gleich bei Snape“, meinte Hermine, lächelte Draco kurz an und machte sich dann auf den Weg nach draußen. Sie sah erschöpft aus, diese ganzen Diskussionen schienen sie sehr mit zu nehmen.

Verübeln konnte sie es ihr nicht. Wenn man von jedem dumm angemacht und angestarrt wird, ist das keine schöne Sache und was das Lästern anging, hatte diese Schule einen Orden verdient, ihrer Meinung nach.

Hermine hatte mittlerweile die große Halle verlassen und Draco tat es ihr nach.

Ginny dachte währenddessen weiter nach. Ihr schlechtes Gefühl verschwand einfach nicht und das war mehr als beunruhigend.

Wen oder was hatte sie nur vergessen!?

Seufzend griff sie nach einer Toastscheibe und bestrich sie mit Marmelade. Ein kleines Toast wollte sie noch essen, bevor auch sie sich auf den Weg zum Unterricht machen musste.

Sie spürte, wie Blaise seine Hände von ihren Schultern nahm und sie drehte sich zu ihm um.

„Du musst auch los?“, fragte sie leicht lächelnd und Zabini nickte.

„Ja, du kennst ja Snape. Wehe, man kommt zu spät…“

Er beugte sich zu ihr runter und fügte noch hinzu:

„Aus dem Grunde solltest du auch Potter und deinen Bruder losschicken. Sonst ist der Ärger gleich groß“, meinte er und Ginny schaute zu ihnen rüber.

Harry studierte still schweigend den Tagespropheten und trank einen Schluck Kürbissaft, während Ron sein halb gegessenes Toast auf den Teller zurück legte.

Ihr Blick wanderte wieder zu ihrem Freund.

„Ja, wird ich machen. Bis später“, versprach sie und lächelte.

„Bis später“, entgegnete er, streichelte Ginny kurz über die Wange und schlenderte dann auch langsam raus.

„Jungs, ihr habt doch auch Snape. Solltet ihr euch nicht auch auf den Weg machen?“, fragte die Rothaarige vorsichtig und empfing einen wütenden Blick von Ron und einen undeutbaren von Harry.

Gerade, als Ron etwas sagen wollte, schnitt Harry ihm das Wort ab.

„Ja, du hast recht. Also komm, Ron…“

Widerwillig nickte Ron und stand auf. Zu zweit machten sie sich auch auf den Weg.

Im Augenwinkel sah Ginny schwarze Haare an sich vorbeigehen und als sie näher hinsah, bemerkte sie, dass es Cho war, die da ihres Weges ging.

Aber Moment mal, schwarze Haare…?

Dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen.

Pansy!

Schnell suchte sie den Slytherintisch ab, doch sie war nicht dort.

„Blaise!“, rief Ginny aufgeregt und sie drehte sich zu ihm um.

Er hatte gerade den Ausgang erreicht, blieb aber stehen und schaute sie verwirrt an.

Ginny war bereits aufgesprungen und lief an Cho, Harry und Ron vorbei.

„War Pansy beim Frühstück?“, fragte sie und alle fragten sich, was in sie gefahren war.

„Ja, glaube schon… Warum?“, erkundigte sich Zabini verwirrt und Ginny blieb kurz bei ihm stehen.

„Na, weil sie dann gesehen haben wird, dass ihr geliebter Draco bei Hermine stand, um sie zu unterstützen… Die wird Hermine umbringen!“, erklärte sie hastig.

„Scheiße, du hast recht… Wir müssen die Zwei finden… Lauf du zum Gryffindorturm, ich nehm den Kerker. Vielleicht finde ich Pansy da…“, schlug Blaise vor und rannte los.

Auch Ginny rannte und betete, dass sie Hermine rechtzeitig fanden.
 

Harry hörte Ginnys Erklärung und ihm blieb ein dicker Kloß im Hals stecken.

„Los komm, Ron, wir suchen auch… Malfoy hin oder her, sie ist in Lebensgefahr“, sagte Harry eindringlich und Ron nickte zustimmend.

„Ja, los“, forderte der Rothaarige und sie rannten ebenfalls los.

Irgendwo zwischen Professor Snapes Klassenraum, dem Gryffindorturm und der großen Halle müssten sie Hermine rein theoretisch finden.

Während sich Ron Ginny anschloss bei der Suche, lief Harry in Richtung Snapes Klassenraum.

Vielleicht hatte Hermine ja schon ihre Sachen geholt und war auf dem Weg zum Unterricht.

Hermine, bitte… Bitte sei Pansy noch nicht über den Weg gelaufen… betete Harry und schaute in jeden Gang.

„Hermine! Wo bist du, Hermine!? Sag was!“, rief er aufgeregt und vorsichtshalber hatte er seinen Zauberstab in der Hand, falls er erst der Irren begegnen sollte.

Nichts.

Er hörte keine Stimme, die sich nach der Brünetten anhörte.

Keuchend hielt er vor der Tür des Klassenzimmers an.

Er suchte den Gang ab, aber er sah nichts, was darauf schließen ließ, dass eines der beiden Mädels hier war.

Also nochmal zurück… dachte der Schwarzhaarige und lief den Weg genauso zurück, wie er gekommen war.

Diesmal rannte er aber nicht, sondern trabte nur, damit er besser in die Gänge schauen konnte. Vielleicht hatte er sie ja übersehen.

Doch auch diesmal fand er nichts.

Er betrat die große Halle und schaute sich dort nochmal um, aber abgesehen von ein paar Schülern, die wohl die erste Stunde frei hatten, war niemand Bekanntes da.

„Wo bist du, Hermine?“, fragte er sich und drehte sich wieder um.

Er würde zu Ron und Ginny laufen und schauen, ob sie vielleicht jemanden gefunden hatten. Entweder Hermine oder Pansy.

„Harry, was ist hier los?“, fragte Viktor und trabte zu ihm rüber.

„Viktor… Das würde jetzt zu lange dauern, komm einfach mit. Wir müssen Hermine finden oder Pansy…“

„Ist irgendwas mit Hermine?“, hakte Viktor nach und Harry murmelte:

„Hoffentlich nicht… Aber ich weiß es nicht…“

Ohne weiter Zeit zu verlieren, liefen die beiden Jungs los, in Richtung des Gryffindorturms.

In jede Nische schauten sie, doch nichts deutete auf eine der beiden Mädels hin.

Es war zum verrückt werden.

10 Minuten später hatten sie den Gryffindorturm erreicht und erstarrten.

Ginny und Ron lagen auf dem Boden und rührten sich nicht.

„Ich hol einen Lehrer…“, murmelte Harry geschockt und rannte los. Er lief zu McGonagalls Büro und zu seiner großen Beruhigung war sie auch da.

„Professor McGonagall! Sie müssen sofort mitkommen, es gibt ein großes Problem“, meinte er nur und aufgeschreckt folgte die Professorin sofort ihrem Schützling.

Am Ort des Geschehens angekommen, befreite McGonagall Ron und Ginny erst einmal, sodass sie sich wieder bewegen konnten.

„Was ist hier passiert?“, fragte sie und schaute die Schüler an.

„Pansy dreht durch und zwar richtig. Sie ist besessen von Draco Malfoy und weil der in der großen Halle eben auf Hermines Seite war, dreht sie völlig durch. Sie hat Hermine in ihrer Gewalt, aber wir wissen nicht, wo sie ist… Es ist alles so schrecklich, Professor…“, erklärte Ginny hastig und Harry ging zu ihr hin.

Er wusste, dass es vielleicht nicht die beste Idee war, aber sie war so durch den Wind, dass er einfach etwas tun musste.

Also umarmte er sie, um sie zu beruhigen.

„Ganz ruhig, Ginny. Wir finden Hermine und dann wird alles wieder gut… Das verspreche ich dir.“

„Danke Harry… Also lass uns suchen. Ich habe wirklich große Angst um Hermine. Du hast sie eben nicht gesehen…“, murmelte die Rothaarige und löste sich wieder von Harry.

Er nickte zustimmend und McGonagall seufzte leise.

„Also gut, ich werde den Lehrern Bescheid sagen und dann werden wir systematisch Hogwarts durchsuchen“, entschied sie und machte sich auf den Weg, um die anderen Lehrer zu informieren.

Auch andere Gryffindorschüler tauchten aufgrund des Tumults auf.

Harry versuchte sich Gehör zu verschaffen, doch das klappte so gar nicht. Alle redeten wild durcheinander und niemand nahm Notiz davon, dass er etwas sagen wollte.

Ginny seufzte neben ihm, schrie einmal „Ruhe!!!“ und alle blickten stumm zu ihr auf.

„Danke Ginny. Also, Professor McGonagall informiert gerade die anderen Lehrer über die Lage und dann soll die Schule systematisch durchsucht werden. Auch wenn es sehr schwer fällt, bitte bleibt noch ruhig. Wenn ihr jetzt auf eigene Faust suchen solltet, dann werdet ihr nachher verletzt oder getötet von Pansy. Sie ist nicht mehr sie selbst. Das müsst ihr unbedingt verinnerlichen, wenn ihr gleich sucht…“

„Abgesehen von den Lehrern wird aber niemand suchen, Mr. Potter. Das ist viel zu gefährlich, wie Sie schon sagten“, erklärte die Professorin, doch so einfach wollte sich Harry nicht geschlagen geben.

„Aber wenn die Schüler mit suchen, sind wir viel schneller. Wir könnte Gruppen bilden mit 2 Siebtklässlern und jüngeren Schülern. Es müssen ja nicht die Erst- oder Zweitklässler suchen, aber zumindest die Fünftklässler und höher“, debattierte er und verstummte, als Dumbledore neben McGonagall auftauchte.

„Dumbledores Armee kann mit suchen helfen. Die haben von dir gelernt und sind sehr gute Zauberer. Der Rest bleibt in seinen Häusern. Habt ihr mich verstanden?“

Die Eindringlichkeit seiner Stimme ließ keinen Widerspruch zu und widerwillig verschwanden die Schüler im Gemeinschaftsraum bis auf Dumbledores Armee.

„Und wo sollen wir jetzt suchen?“, wollte Neville wissen und Dumbledore schaute sich kurz um.

„Professor Snape müsste jede Sekunde mit Mr. Malfoy und ein paar anderen Slytherin Schülern ankommen. Vielleicht wissen die ja, wo sich Miss Parkinson aufhält“, meinte er und ungeduldig warteten sie die Sekunden ab, bis Snape endlich auftauchen würde.

Hilfe!

Malfoy schritt zielsicher Richtung Kerker. Als erstes hatten sie ja nun Professor Snape, worauf er nun wirklich hätte verzichten können. Er wusste nicht, welches Spiel dieser Mann spielte, aber es gefiel ihm nicht. Erst recht nicht, seit er mit Hermine anbandelte. Er konnte ihm nicht mehr vertrauen. Vielleicht würde er Voldemort stecken, dass er mit einem „Schlammblut“ zu tun hatte und dann hatten sie ein Problem. Auch wenn Hogwarts ein an sich sicherer Ort war, so würde Professor Snape bestimmt trotzdem kein größeres Problem damit haben, Todesser hier rein zu holen, die Hermine umbringen würden.

Und wenn er es nicht tat, dann würde er das selbst demnächst machen. Denn sobald das Verschwindekabinett fertig war, würden die Todesser von ganz allein nach Hogwarts kommen. Und das musste er durchziehen. Bis dahin musste er sich einen Plan überlegt haben, wie er Hermine in Sicherheit bringen konnte.

Seufzend strich er sich die Haare aus dem Gesicht. Was Hermines Schutz anging, so würde er wohl oder übel mal mit Potter reden müssen. Würde alles glatt gehen, würd er nämlich bei Voldemort sein im nächsten Schuljahr und dort alles im Auge behalten, damit er dann irgendwie mit Hermine Kontakt aufnehmen konnte, um ihr zu berichten, was los war.

Es war lebensgefährlich, was er davor hatte, das wusste er, aber mittlerweile war es auch das einzig richtige, wie er fand.

Irgendwie würde er das alles schon auf die Reihe kriegen, jetzt ging es erst einmal darum, den Unterricht von Snape zu überstehen…

Gerade hatte Draco den Kerker erreicht, als er hinter sich jemanden rennen hörte.

Neugierig, wer es denn so früh am Morgen so eilig hatte, drehte er sich um und entdeckte Blaise, der langsamer wurde und vor ihm stehen blieb.

Er keuchte und stützte die Hände auf die Knie.

Anscheinend wollte er auch etwas sagen, aber dazu musste er erst einmal das Keuchen in den Griff kriegen.

„Was ist denn los mit dir, Blaise?“, wollte Draco wissen und hob eine Augenbraue.

„Hast du Pansy gesehen?“

„Nein, bin ich auch nicht unglücklich drüber. Warum?“

„Draco, sie war beim Frühstück. Sie hat mitbekommen, wie du-“

„Scheiße, Hermine…“

Ein Schraubstock schien sein Herz gefangen zu nehmen und ohne weiter nach zu denken, rannte Draco los.

„Blaise, schau du im Kerker nach!“, rief er noch und war dann auch schon hinter einer Ecke verschwunden.

Wie hatte er nur so dumm sein können!?

Warum hatte er nicht geschaut, ob Pansy da war?

Warum musste dieses Mädchen so von ihm besessen sein?

Er war doch nicht einmal nett zu ihr…

Angst schnürte ihm die Kehle zu. Er traute der Schwarzhaarigen alles zu, auch dass sie Hermine umbrächte.

Und das musste er um jeden Preis verhindern. Gerade war er dabei, Gefühle für sie zu entwickeln. Endlich gab es jemanden in seinem Leben, der sich Sorgen um ihn machte. Jemand, der ihm helfen wollte. Jemand, der sich für ihn interessierte, nicht für den jungen Mann, den er vorgab zu sein.

Nein, das durfte so nicht enden. Nicht jetzt, nicht so.

Seine Augen suchten alles systematisch ab, doch es war alles wie immer. Nur die Stimmung war eine andere.

Er spürte Hass und Verzweiflung und ihm war klar, was das bedeutete. Hermine war bereits in Pansys Gewalt.

Halt durch, Hermine, dachte er und rannte noch ein wenig schneller.

Wieder um eine Ecke, als er plötzlich gegen jemanden lief.

Verwirrt taumelte er zwei Schritte zurück und wollte schon wieder losrennen, als er von der Person gegen die Wand gedrückt wurde.

„Was-?“

„Draco, was geht hier vor sich!?“, zischte Professor Snape und Dracos Augen verengten sich zu Schlitzen.

„Lassen Sie mich los, Professor. Das geht Sie nichts an!“

„Und ob mich das was angeht. Was ist da zwischen dir und Miss Granger? Du gefährdest deinen Auftrag, Draco. Und du weiß, was das bedeutet.“

„Ich bin nach wie vor dabei, meinen Auftrag zu erfüllen. Also lassen Sie mich.“

„Das glaube ich dir nicht mehr, Draco. Du bist doch auf der Suche nach Miss Granger, oder? Was ist da zwischen euch?“

„Nichts, verdammt und jetzt lassen Sie mich!“

„Halte mich nicht zum Narren! Glaubst du, ich habe das in den letzten Tagen nicht mitbekommen? Draco, wenn der dunkle Lord herausfindet, dass du etwas mit einem Schlammblut-“

„Muggelstämmige, Professor. Sie wollen sich doch korrekt ausdrücken, oder?“

„Wie auch immer. Wenn er das herausfindet, wird er sie vor deinen Augen foltern und töten und die gleiche Prozedur mit dir machen. Willst du das?“

„Nein, dazu wird es auch nicht kommen. Und jetzt lassen Sie mich los, verdammt!“

Draco wusste, dass er sich hier auf sehr dünnem Eis bewegte. Zumal er sich nicht sicher war, auf wessen Seite Snape eigentlich stand.

Aber das war jetzt alles auch vollkommen egal, er musste Hermine finden und durfte keine weitere Zeit verlieren.

„Komm mit. Ich soll dich zum Gryffindorturm bringen, zusammen mit ein paar anderen. Professor Dumbledore und ein paar andere warten dort schon auf uns…“, meinte Snape und Draco nickte.

Bestimmt würde man von dort aus die Suche organisieren, also machte es keinen Sinn zu widersprechen.

Auch wenn er lieber allein weiter gesucht hätte.
 

Schnellen Schrittes schritten sie zurück zum Kerker, wo Professor Snape Crabbe, Goyle und Blaise holte.

Zu fünft marschierten sie dann zum Gryffindorturm, wo eine kleine Gruppe bereits ungeduldig wartete.

„Und? Habt ihr eine Ahnung, wo die Irre mit Hermine sein könnte!?“, wollte Ron sofort wissen, doch alle schüttelten den Kopf.

„Hier bin ich, Professor“, meinte Snape und stellte sich zu Dumbledore und McGonagall.

„Danke, Severus. Gibt es Plätze, wo sich Miss Parkinson öfters aufhält?“, fragte er und ließ die Vier kurz überlegen.

„Ich glaube, sie ist öfters auf dem Astronomieturm“, vermutete Goyle und Crabbe nickte.

„Ja, da habe ich sie das ein oder andere Mal gesehen…“

Astronomieturm, schoss es Draco durch den Kopf.

Also sind ihre Lieblingsplätze bestimmt meine Lieblingsplätze, dachte er weiter und seufzte innerlich.

Diese Irre musste endgültig aus dem Verkehr gezogen werden, sonst würde er sie aus dem Verkehr ziehen, dann wäre das aber eine immer währende Entscheidung.

„Dann sollten wir dort nachschauen. Noch irgendwo?“, hakte Harry nach.

„Spontan nein…“, antwortete Blaise und schaute sich um.

„Was ist mit den anderen Schülern?“, wollte er wissen und schaute zu den Professoren.

„Die sind in ihren Gemeinschaftsräumen. Es wäre zu gefährlich, sie mit suchen zu lassen. Also werden sie dort bleiben, bis wir Miss Parkinson gefunden haben. Die einzigen, die suchen sind die Lehrer, Dumbledores Armee und sie Vier“, erläuterte Dumbledore und gab das Zeichen zum Aufbruch.

Sofort liefen sie los.

Doch Draco glaubte nicht, dass sie dort war. Der Platz war zwar einsam, aber sein Gefühl sagte ihm, dass sie da auf dem Holzweg waren.

Eine bessere Idee hatte er aber auch nicht vor zu weisen, also folgte er erst einmal und schaute sich überall genau um. Vielleicht würde er einen Hinweis finden, das hoffte er zumindest, auch wenn das sehr unwahrscheinlich war.

„Sie ist nicht dort, oder?“, fragte Harry plötzlich und lief neben ihm.

Draco sah ihn an und schwieg einen Moment lang.

„Ich glaube nicht, nein. Aber ich weiß nicht, wo Pansy gerne ist. Ich kann sie nicht ab. Daher habe ich auch keine Idee, wo sie sein könnte.“

„Wie weit wird sie gehen?“, hakte Harry weiter nach und Draco seufzte innerlich.

Er konnte die Fragen ja verstehen, aber sie nervten ihn. Sehr sogar, denn sie erinnerten daran, wie verdammt ernst diese Lage war.

„Zu weit…“, antwortete er knapp und bog um eine Ecke.

Wo ist sie?

Wo hält sie Hermine gefangen?

Er biss sich auf die Unterlippe. Das hier führte doch zu nichts. So würden sie sie nie finden.

„Blaise? Hat Pansy dir gegenüber irgendetwas gesagt?“

„Nein, leider nicht. Sie hat nur gesagt, dass sie sich so viele Gedanken darüber gemacht habe, wie sie die Sache mit Granger angehen wolle, dass sie den Rest verdrängt habe. Und das sie es unbedingt selbst machen will. Mehr nicht…“

„Verdammt!!!“

Draco fluchte innerlich und das nicht zu knapp. Sie hatten einfach mal keine Ahnung und rannten einfach blind drauf los. Das brachte es doch nicht.

Jetzt mal ganz ruhig, Draco. Welchen Ort, wo du gerne bist, könnte sie für ihren Plan benutzen? Fragte seine innere Stimme und Malfoy versuchte seine Gedanken zu sortieren, doch es gelang ihm nicht.

In seinem Kopf spukten Bilder von Pansy, die mit einem gehässigen Grinsen Hermine folterte. Die Brünette lag am Boden und krümmte sich vor Schmerzen.

Nein, soweit durfte es nicht kommen.

Mittlerweile hatten sie den Astronomieturm erreicht und nach einer kurzen Durchsuchung war klar, dass der Turm leer war.

Keine Spur von Pansy oder Hermine.

Draco strich sich mit einer zittrigen Hand durch die Haare.

Wo waren sie?

Wo nur!?

Er schloss die Augen, versuchte seinen Puls zu normalisieren und atmete bewusst ein und aus.

Welcher Ort käme noch in Frage?

„Das Vertrauensschülerbad vielleicht?“, fragte Neville hinten, doch Draco schüttelte den Kopf.

„Nein, glaube nicht.“

„Vielleicht ist sie so dreist und hat Hermine mit in den Kerker genommen?“, spekulierte Ron.

Ja, das wäre möglich.

Diese Dreistigkeit traute er Pansy durchaus zu.

„Nein, den Kerker habe ich schon durchsucht. Die Mädels sagen, dass Pansy den Kerker nicht betreten hat. Außerdem hätten wir ihr dann auf dem Weg zum Gryffindorturm begegnen müssen“, entgegnete Blaise und überlegte weiter.

„Nicht unbedingt. Sie könnte sich irgendwo versteckt und gewartet haben, bis wir an ihr vorbei waren. Und erst dann ist sie zum Kerker gegangen…“, mutmaßte Draco und rannte wieder los.

Die Idee, dass Pansy dort war, schien ihm einleuchtend. Jedenfalls wollte er dort nochmal nachsehen, bevor er sich am Ende schwarz ärgerte, weil er daran nicht gedacht hatte.

Er hörte, dass die anderen ihm stillschweigend folgten und anscheinend tuschelten sie auch, aber das war gerademal sein kleinstes Problem.

Er musste Hermine finden! Das hatte höchste Priorität.

Um den Rest würde er sich später kümmern.

Bitte, bitte sei unverletzt, Hermine…

Seine Gedanken kreisten. Noch nie hatte er so gefühlt und es war ein schreckliches Gefühl.

Diese Ungewissheit, diese innere Unruhe, diese Nervosität.

So wollte er sich nie wieder fühlen.

Und wenn Hermine in Sicherheit war, würde er ganz in Ruhe mit ihr reden und sich ihr gegenüber erklären. Das wollte er jetzt unbedingt tun, warum wusste er nicht.

Seit wann war der Weg vom Astronomieturm bis zum Kerker eigentlich so weit!?
 

Warum begriffen sie alle nicht, worum es bei diesem Krieg eigentlich ging? Natürlich war es ungewöhnlich, dass sie neuerdings mit Draco rumhing und sich mit ihm traf, aber sie kannten ihn doch auch alle nicht.

Alle, außer ihr. Sie lernte ihn allmählich kennen und je näher sie ihm kam, desto mehr fühlte sie sich zu ihm hingezogen.

Irgendwie war es auch ein gewisser Nervenkitzel, mit dem Feuer zu spielen, der sie dazu veranlasste, sich mit Draco an zu freunden.

So kannte sie sich überhaupt gar nicht, aber ihr gefiel diese Seite. Die Brünette glaubte, dass das einfach nur Teil ihrer persönlichen Entwicklung war, mutiger und spielerischer zu werden.

Aber dennoch würde sie niemals mit Dracos Gefühlen spielen. Dafür war er ihr mittlerweile schon zu wichtig. Aber sie würde es die nächste Zeit ruhiger angehen lassen. Denn nicht nur, dass es Draco unheimlich war, wie schnell das zwischen ihnen ging, auch sie tat sich mit der rasanten Geschwindigkeit schwer.

Doch lechzten sie nicht beide nach aufrichtiger Liebe und glaubten, sie im anderen gefunden zu haben?

Vielleicht sollten sie alle beide einfach nur auf ihre Herzen hören und was diese Beziehung anging, ihren Verstand einfach ausschalten.

Und das Verhalten des Slytherin eben in der großen Halle hatte Hermine schon gezeigt, wie viel er für sie empfand. Denn wenn da nichts oder nur wenig wäre, hätte er sie, ein „Schlammblut“ nicht allen anderen gegenüber verteidigt.

Ihr wurde warm ums Herz bei dem Gedanken.

Glücklich schloss sie kurz die Augen und lächelte selig.

Niemals hätte sie gedacht, dass ausgerechnet Malfoy diese Gefühle in ihr wecken würde, viel mehr hatte sie immer geglaubt, dass es Ron war mit seiner zwar hitzköpfigen, aber dennoch irgendwo liebenswerten Art.

Hoffentlich würde die Freundschaft zu ihm bald wieder besser werden. Sie wollte ihn als Kumpel nicht verlieren. Sie hatten so viel durchgemacht in den ersten 5 Jahren an dieser Schule.

Oder tat sie den andere unrecht und sie waren zu recht auf sie sauer, weil sie sich auf Malfoy einließ?

Nein, soweit durfte sie gar nicht erst denken. Sie war in Draco verliebt und sie wollte ihn. Und sie glaubte, dass auch er sie wollte, also würden sie das durchstehen, notfalls auch zu zweit.

Wobei, nein zu Viert. Schließlich waren Blaise und Ginny ja auch auf ihrer Seite und verstanden das Dilemma, in dem sie steckten.

Endgültig würde sich das ganze Problem sowieso erst lösen, wenn Voldemort tot war und Ruhe eingekehrt war.

Wenn alle gesehen hatten, auf wessen Draco und Blaise waren.

Wie würde es nach dem Krieg wohl weitergehen?

Ach Hermine, so weit zu denke, bringt doch nichts, seufzte innere Stimme und sie nickte innerlich.

Da hatte ihre innere Stimme recht. Erst einmal mussten sie den Krieg gewinnen und das allein war schon eine Wahnsinnsaufgabe, auch wenn sie noch weiter Verbündete finden würden.

Aber gemeinsam würden sie das schaffen. Wenn ALLE zusammenhalten würden.

Ja, das war ein Traum von Hermine in den letzten Tagen. Alle zusammen, Seite an Seite im Kampf gegen Voldemort.

Nur dann hatten sie eine Chance und würden seine Gefolgsleute und ihn besiegen können. Sie hoffte nur, dass es kaum Opfer auf ihrer Seite geben würde. Der Gedanke daran ließ sie immer frösteln und sich unwohl fühlen. Dass einer ihrer Bekannten oder Freunde sterben könnte bei dem Krieg, verdrängte sie immer, auch wenn das eigentlich nicht richtig war, aber sie konnte sich darum einfach keine Gedanken machen. Das würde sie auffressen. Und da es noch nicht soweit war und sie ihre Kräfte noch brauchte, strich sie das Thema aus ihren Gedanken.
 

In ihre Gedanken versunken bemerkte sie gar nicht, dass sie bereits am Gryffindorturm angekommen war. Gerade wollte sie das Passwort sagen, als sie Schritte neben sich hörte.

Die Brünette drehte den Kopf und entdeckte Pansy, die mit ihrem Zauberstab auf sie zielte.

Was wollte sie denn von ihr?

Sie sieht wütend aus, sehr wütend… dachte sie und schluckte leise.

„W-was willst du?“, fragte sie leise und zögernd.

Pansy hatte ihren Zauberstab auf sie gerichtet und die Brünette glaubte, gleich zu sterben. Dieser Hass in den Augen der Schwarzhaarigen. So etwas hatte sie noch nie gesehen.

Und genau genommen wollte sie das auch nie gesehen haben.

„Komm mit, Schlammblut.“

Ihre Stimme war eiskalt, schneidend und Hermine nickte langsam.

Es war wohl besser, jetzt nichts dagegen zu sagen, sonst würde sie wahrscheinlich auf der Stelle sterben.

Langsam ging sie vor den Gang entlang, als sie hinter sich Ron und Ginny hörte, doch im nächsten Augenblick hörte sie nichts mehr.

Erschrocken drehte sie um und sah die beiden Weasleys auf dem Boden liegen, reglos.

„Ginny! Ron!“, rief sie und wollte zu ihnen hinlaufen, doch Pansy richtete wieder den Zauberstab auf sie.

Es war alles so schnell gegangen, dass sie gar nicht mitbekommen hatte, welchen Zauber Pansy auf die Beiden abgefeuert hatte.

Hoffentlich lebten sie noch.

„Geh weiter“, befahl sie und mit Tränen in den Augen ging sie weiter.

Was war nur in sie gefahren!? War es wegen dem eben in der großen Halle?

Aber was das ein Grund, so aus zu rasten?

Schließlich hatte Draco ihr ja kein Liebesgeständnis gemacht. Auch wenn er schon ziemlich deutlich gemacht hatte, dass er sie nicht mehr hasste. Immerhin hatte er sie verteidigt gegen die anderen.

Das hätte er früher niemals gemacht, eher hätte er beim fertig machen bereitwillig mit geholfen.

„Warum das alles?“, platzte es dann aus Hermine heraus und ihre Stimme klang leicht verweint.

Sie hatte gar nicht gemerkt, wie die Tränen über ihre Wangen rannen und genau genommen merkte sie es nicht einmal jetzt.

Sie fühlte sich viel mehr taub.

„Das weißt du doch ganz genau“, fauchte Pansy und lotste Hermine in eine Nische, da Stimmen zu hören waren.

Hermine kannte sie nicht, wahrscheinlich Schüler aus Ravenclaw oder Hufflepuff.

„Wenn du einen falschen Pieps machst, bist du tot, klar?“, zischte Pansy leise und die Gryffindor nickte.

Sie würde sich hüten, etwas zu sagen, denn sie wollte noch weiter leben.

Hoffentlich würde sie das auch noch…

Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis die Schüler weg waren und sie weitergehen konnten.

Folgsam ließ sich Hermine durch Hogwarts führen, bis sie vor dem Raum der Wünsche waren.

Während Hermine verzweifelt weiter über einen Fluchtplan nachdachte, bildete sich in der Wand eine Tür.

„Los, rein da!“, befahl Pansy und brav öffnete Hermine die Tür und betrat den Raum.

Sie erschrak, denn der Raum war leer. Lediglich ein Kronleuchter hing an der Decke.

Ansonsten gab es nur 4 Steinwände, den Fußboden und die Decke, beides ebenfalls aus Stein.

So waren wohl Gefängniszellen, nur dass die für gewöhnlich ein kleines Fenster mit Gitterstäben hatten.

Die Brünette hörte, wie die Slytherin die Tür schloss. Somit waren sie allein.

„Und jetzt?“, wollte Hermine wissen, doch die Frage erübrigte sich, denn Pansy rief:

„Crucio!“

Eine Welle unvorstellbaren Schmerzes überrollte Hermine, ließ sie aufschreien und zu Boden gehen. Sie wand sich, krümmte sich, doch der Schmerz ließ nicht nach, im Gegenteil, er wurde immer schlimmer.

Sie schrie so laut sie konnte, flehte Pansy an, den Fluch auf zu heben, doch diese schien gar nicht daran zu denken.

Hermine fiel zunehmend das Denken schwer. Verzweifelt dachte sie an Draco, an Harry und an Ginny und Ron, in der Hoffnung, dass es den Beiden gut ginge.

Am stärksten aber war der Gedanke an Draco. Sie betete, dass er sie finden würde und das, bevor sie tot war.

Auf einmal war der Schmerz weg und Hermine keuchte erleichtert auf. Aber warum plötzlich?

Leicht verwirrt schaute sie zu Pansy auf, die ein Messer in der Hand hatte.

„Glaubst du, ich lasse dich hier einfach mit einem Cruciatus-Fluch liegen und warte, bis du irre geworden bist? Das wäre mir viel zu langweilig.“

Erschrocken robbte Hermine nach hinten, doch schon nach kurzer Zeit hatte sie die kalte Steinwand erreicht und auch zur Seite ging es nicht mehr weiter.

Sie war in der Falle.

Draco… Draco bitte… Rette mich!

Wo wird Hermine gefangen gehalten?

Viktor suchte mit den anderen. Mittlerweile waren sie am Kerker angekommen und die Slytherins rannten rein, um nach zu sehen, ob Pansy vielleicht dort war.

Auf dem Weg hatte er sich von Ron über die Lage aufklären lassen und er spürte einen unbändigen Hass auf diese Slytherin.

Er würde sich sehr beherrschen müssen, um sie nicht um zu bringen, wenn er sie als Erster finden würde.

Nach einer gefühlten halben Ewigkeit kamen Draco und Gefolge raus und schüttelten den Kopf.

„Sie ist nicht da. Die Schülerinnen haben gesagt, dass sie schon seit dem Frühstück nicht mehr da war“, erklärte Blaise und ungeduldiges und enttäuschtes Gemurmel machte die Ruhe.

„Wo könnten wir noch suchen?“, wollte Seamus wissen.

„Irgendwo müssen sie ja sein…“, stellte Neville fest und alle nickten nachdenklich.

Ja klar waren sie irgendwo. Die Frage war nur WO.

„Also doch das Schloss systematisch Stockwerk für Stockwerk durchsuchen?“, wollte Dean wissen.

„Das dauert zu lange“, widersprach Draco und Viktor sah ihm an, dass er genau wie er selbst, kurz vor einem Wutausbruch stand.

Sein Gefühl sagte ihm, dass sie Hermine endlich finden mussten. Es schien ihr immer schlechter zu gehen und sie hatten noch immer keine Ahnung, wo sie suchen sollten.

„Wir haben keine andere Wahl. Bildet kleine Gruppen und durchsucht das Schloss systematisch“, entschied Dumbledore und kurze Zeit später standen kleine Dreier-Gruppen fest.

Er würde mit Ron und Neville suchen.

Mit wem er suchte war ihm ehrlich gesagt herzlich egal, hauptsache, sie würden suchen und vor allen Dingen auch finden.

„Also kommt, wir suchen die Korridore in der Nähe des Klassenraums ab, wo ihr eigentlich Unterricht gehabt hättet“, meinte Viktor und die anderen Beiden nickten.

Mit Dumbledores Einverständnis machten sie sich auf den Weg.
 

Draco wartete gar nicht erst ab, bis sich die anderen sortiert hatten, sondern schnappte sich Blaise und lief los.

Er bemerkte im ersten Augenblick auch nicht, dass auch Ginny beim Suchen half, aber da sie mit Blaise zusammen war, war das nur logisch.

Außerdem war sie ja die beste Freundin von Hermine.

„Und ihr habt wirklich keine Ahnung, wo die mit Hermine hin verschwunden sein könnte?“, wollte Ginny wissen und die zwei Jungs schüttelten den Kopf.

„Nein, ich habe sie immer abgewiesen und mich nie mit ihr beschäftigt. Keine Ahnung, wo sie gerne ist“, antwortete Draco und suchte die Gänge ab, durch die sie liefen.

„Ich habe zwar ab und zu mit ihr gesprochen, aber wenn immer nur über Schulkram. Nie was persönliches…“, entgegnete Blaise und schaute sich ebenfalls um.

„Ist doch zum verrückt werden!“, fluchte Ginny laut und Draco stimmte ihr mit einem Nicken zu.

Ja, das war es wohl. Zum verrückt werden.

Sein Kopf war gerade nur mit Watte gefüllt. Er wusste nicht, wo sie noch suchen könnten. Wo konnte man in Hogwarts jemanden gefangen gehalten?

So gesehen eigentlich in jedem Raum. Denn bis man den Raum gefunden hatte, konnten Stunde vergehen und das reichte aus, um jemanden zu foltern, zu quälen und womöglich auch um zu bringen.

Aber so schnell würde Pansy Hermine nicht umbringen, dafür war ihr Hass viel zu groß.

Erst, wenn die Brünette so richtig gelitten hatte, würde Pansy dem ganzen ein Ende bereiten. Doch das konnte dauern, denn Hermine konnte wahrscheinlich mehr ab, als er ihr zutraute.

Zumindest baute er darauf.

„Vielleicht die Eulerei? Da ist kaum jemand…“, schlug Ginny vor und Draco sah sie kurz an.

„Ist einen Versuch wert.“

Blaise machte einen ziemlich nachdenklichen Eindruck. Daher fragte der Blondschopf:

„Was ist los, Blaise?“

„Ich überlege grade. Ich meine, sie hat mal erwähnt, dass sie die Eulerei mag. Aber ich bin nicht ganz sicher.“

Auch wenn sich Blaise nicht sicher war, wurde Draco schneller.

Es war ein Hinweis und dem wollte er so schnell wie möglich nachgehen.

Malfoy spürte es. Er spürte, dass es Hermine schlecht ging. Sie wurde gequält, Pansy schien ihre Spielchen mit der Brünetten zu spielen.

Wo bist du, Hermine!? Wo???

Er biss sich leicht auf die Unterlippe und rannte zur Eulerei. Mittlerweile achtete er nicht mehr auf die Gänge links und rechts, er wollte sie einfach nur noch finden.

Ginny und Blaise würden schon darauf achten.

Blaise auf jeden Fall, das wusste er.

Kurze Zeit später hatten sie die Eulerei erreicht und durchsuchten sie. Jeden Zentimeter nahmen sie unter die Lupe, doch es war niemand da.

Kein Hinweis auf Hermine oder Pansy.

„Scheiße!“, schrie Draco und schlug gegen die Wand.
 

Ron war mit Neville und Viktor am Klassenraum angekommen und aufmerksam suchten sie alles in der Nähe ab.

Jeden Raum, jeden Korridor jedoch ohne Erfolg.

Der Rothaarige wollte es gar nicht wahr haben, aber sie hatten keine Spur, wo Hermine sein könnte.

Es zerriss ihm beinahe das Herz, denn obwohl die Brünette in seinen Augen seit dem Ball schwere Fehler gemacht hatte, so hatte sie so etwas niemals verdient.

Vielleicht würde Hermine sich ja wieder mehr zu ihm hingezogen fühlen, wenn er sie rettete?

Dann hätte er sowohl Malfoy als auch Viktor ausgestochen und wäre der lachende Dritte.

Generell hatte er sich auf den Deal von Viktor nur eingelassen, um diesen im Auge zu behalten und weil er mit seiner Hilfe wirklich besser Malfoy aus dem Weg räumen konnte.

Sobald Hermine von diesem gelackten Todesserarschloch Abstand genommen hatte, würde er sich um Viktor kümmern und den ausstechen.

Er hatte schon eine Ahnung, wie er das machen wollte, doch wenn er Hermine jetzt fand, dann würden sich diese Pläne vielleicht von selbst erledigen.

„Hier ist sie nicht… Wir müssen den Suchradius ausweiten“, beschloss Ron und Neville und Viktor folgten ihm in einen weiteren Gang.

Systematisch schauten sie in jeden Raum und hielten nach Hinweisen Ausschau.

Ron war sich sicher, dass er Hermine finden würde. Aber vielleicht nicht unbedingt so…

Mitten im Gang blieb er stehen und schloss die Augen.

Er hoffte darauf, dass ihre Verbindung trotz der Geschehnisse noch stark genug war, dass er sie spüren würde und so vielleicht fand.

Doch er fühlte nichts.

Außer seiner Angst, dass Hermine etwas zugestoßen sein könnte.

„Was stehst du da so rum? Dafür haben wir keine Zeit“, blaffte Viktor ihn an und Ron schluckte jeglichen Kommentar runter, der ihm gerade durch den Kopf ging.

Zoffen konnten sie sich auch noch später, jetzt mussten sie erst einmal die Brünette finden.

„Und wenn die Irre Hermine doch irgendwo außerhalb Hogwarts versteckt?“, fragte Neville vorsichtig und empfing zwei Todesblicke von Ron und Viktor.

„Denk gar nicht erst dran“, erwiderte Viktor und Neville nickte stumm.

„Suchen wir einfach weiter. Wenn wir auf die anderen treffen und das Schloss auf den Kopf gestellt haben, dann müssen wir weitersehen. Aber ich bin davon überzeugt, dass sie hier irgendwo ist… Nur wo!?“, murmelte Ron und energisch suchten sie den nächsten Gang ab.
 

Hermine fühlte sich elendig.

Pansy hatte ihr mit dem Messer mehrere Schnittwunden an den Armen und Beinen zugefügt und danach noch einmal den Cruciatus-Fluch angewandt.

Sie traute sich nicht auch nur eine Faser eines Muskels zu bewegen, da es garantiert weh tun würde.

Tränen rannen über ihr Gesicht und sie hoffte und betete, dass Draco bald auftauchen würde.

Ansonsten würde sie den nächsten Tag wohl nicht erleben. Davon ging sie mittlerweile fest aus.

Angst umklammerte fest ihr Herz, während sie durch den Tränenschleier Pansy sah, die auf sie zukam.

„Wirst du Draco in Ruhe lassen?“

Hermine schaute leicht verwirrt zu ihr auf.

Gab es doch eine Überlebenschance, wenn sie zustimmte? Wenn sie sich von Draco fern hielt?

Aber sie konnte doch nicht einfach mit ihm abbrechen und das würde Pansy garantiert fordern.

Sie hätte dann nicht einmal die Möglichkeit, sich zu erklären.

Aber andererseits…

Wenn sie ablehnte, würde sie dann sofort sterben?

Wieder diese Angst, die ihr beinahe die Luft zum Atmen nahm.

Was sollte sie nur tun!?

„Na los, antworte Schlammblut!“, befahl die Schwarzhaarige und Hermine zitterte.

Sollte sie wirklich so blind sein und alles auf eine Karte setzen?

„Ich…“, begann sie, doch ihre Stimme versagte. Die Tränen, der Kloß im Hals, ihre Unentschlossenheit.

Sie wusste nicht, welcher dieser Gründe sie am Reden hinderte, doch sie bekam keinen weiteren Ton raus.

„Du was?“, wollte Pansy wissen und trat ihr in die Nieren, damit sie auf dem Rücken lag.

„Sprich dich aus, wir sind doch ganz unter uns.“

Ja, das waren sie wohl. Aber ob Hermine mit ihr allein sein wollte, hatte mal wieder niemand gefragt.

„I-ich… kann… das nicht…“, brachte sie hervor und im nächsten Augenblick hörte sie es wieder:

„Crucio!“

Erneut überschwemmte sie eine Welle des Schmerzes, raubte ihre Gedanken, die nur noch von Schmerz erfüllt waren und verzweifelt schrie Hermine.

Doch der Schmerz ließ nicht nach, egal wie laut sie schrie oder wie heftig sie weinte.

Wie lange würde sie noch bei Bewusstsein bleiben?

Wie lange würde sie noch leben?
 

Harry suchte zusammen mit Seamus und Luna.

Sie suchten alles rund um den Gryffindorturm ab und Harry hatte das Gefühl, dass er gar nichts finden würde, selbst wenn Hermine direkt vor ihm stehen würde, würde er sie nicht sehen.

Das war bei ihm immer so, wenn er sich so konzentrierte und fixiert war auf etwas. Dann übersah das, was er haben wollte und konnte stundenlang weitersuchen.

Aber seine beiden Begleiter würden wohl schreien, wenn sie etwas fanden.

Wo konnte Hermine nur sein?

Was genau hatte Pansy mit ihr vor?

Dracos Aussage, dass sie zu weit gehen würde, baute ihn jetzt nicht unbedingt auf und nervös suchte er weiter die Gänge ab, doch Hogwarts war wie ausgestorben.

Nichts war zu sehen oder zu hören.

Verdammt, verdammt, verdammt!

So kamen sie nicht weiter.

„Lasst uns den Suchradius vergrößern oder habt ihr irgendeine Spur gefunden?“, wollte Harry wissen und sah die Zwei an.

Sie schüttelten den Kopf und gemeinsam betraten sie einen weiteren Gang, suchten ihn ab, aber auch dort war nichts zu finden.

„Wenn wir wenigstens wüssten, wo sich die Irre gerne aufhielt…“, murmelte Seamus und seufzte frustriert.

Ja, den Gedanken hatte Harry jetzt auch schon mehrere Male durchgekaut. Da er aber nie etwas mit dem Mädchen zu tun haben wollte, hat er sich auch nie dafür interessiert, wo sie gerne war.

„Wir müssen einfach wachsam sein und weitersuchen… Das ist alles, was wir tun können“, beschwichtigte Luna und die beiden Jungs nickten zustimmend.

Sie hatte recht. Sie sollten das aufregen lieber lassen und einfach weitersuchen. Sie musste ja im Schloss sein und somit würden sie sie finden.

Mit neuem Elan machten sich die Drei wieder an die Arbeit und weiteten ihren Suchradius kontinuierlich aus.
 

Ginny stand ratlos mit Blaise und Draco in der Eulerei und überlegte fieberhaft, wo sie noch suchen konnten.

Was hatten sie übersehen?

Wen konnten sie fragen?

„Mit wem ist Pansy befreundet?“, fragte Ginny und sah die beiden Jungs an.

„Mit Daphne, glaube ich, warum?“, antwortete Blaise irritiert und Ginny rollte mit den Augen.

„Versteht ihr denn nicht? Die Informationen, die wir so dringend brauchen, aber nicht haben, werden wir uns von ihr holen. Sie wird als Freundin ja wohl wissen, wo sich Pansy gern aufhält“, erklärte sie und lief schon los, als sie ihren Freund und Draco hinter sich laufen hörte.

„Aber wir haben die Mädels doch auch gefragt vorhin und Daphne war auch da“, meinte Blaise, doch Ginny ließ sich nicht beirren.

„Dann fragen wir halt ein zweites Mal. Eine von denen wird doch bestimmt was wissen. Die Mädels werden genauso zusammenhalten wie Hermine und ich auch, zumindest, wenn es bei Slytherins sowas wie Freundschaft gibt“, entgegnete Ginny und es wurde ruhig hinter ihr. Anscheinend hatten die Zwei nichts mehr entgegen zu setzen oder vielleicht wollten sie auch einfach nicht widersprechen und hofften, dass sie den einen oder anderen Hinweis bekommen würden.

„Deswegen habe ich Ginny als Freundin. Sie ist intelligent, hübsch, selbstbewusst… Und du hast dafür in Zukunft Granger“, erwiderte Blaise und Ginny wartete auf eine Reaktion von Draco, doch kam nicht. Jedenfalls sagte er nichts. Alles andere konnte sie nicht beurteilen, denn sie lief nach wie vor vor den Jungs.

Ginny war sich aber sicher, dass sich Draco mit der Vorstellung noch immer schwer tat. Das war ja irgendwo auch verständlich, wo man ihm immer eingetrichtert hatte, dass Muggelstämmige niedere Wesen waren oder so ähnlich.

Doch Blaise und sie würden den Beiden keine andere Wahl lassen.

Die ganze Geschichte durfte nicht schief gehen, sonst würden beide nicht mehr glücklich werden.

Zielstrebig rannten die Drei wieder zurück zum Kerker und nachdem Draco als Erster eben diesen betreten hatte, folgte Ginny Blaise und schaute sich kurz um.

Ja, so in etwa hatte sie sich den Kerker immer vorgestellt.

Grünlich, protzig, hässlich, wie sie fand.

„Daphne!?“, rief Draco in einem sauberen Befehlston und Ginny hielt sich an Blaises Hemd fest.

Sie fühlte sich hier nicht wohl. Der überwiegende Teil dieses Hauses mochte die Weasleys nicht und wenn Draco hier so den Chef raushängen ließ, würden alle den Gemeinschaftsraum stürmen.

Und mit so vielen Schülern wollte sie sich dann auch nicht anlegen.

Dennoch stand sie da nicht verängstigt oder so, nur brauchte sie den Halt, um ihr Selbstbewusstsein so aufrecht zu erhalten zu können.

„Ja, was ist, Draco?“, wollte Daphne wissen und schritt durch die Gruppe Neugieriger, um ihn sehen zu können.

Ginny sah die Blicke der Slytherins und hörte das leise Getuschel weiter hin im Raum, doch sie ließ sich nichts anmerken.

Immerhin ging es hier um ihre beste Freundin und die würde sie retten.

„Hast du eine Ahnung, wo Pansy ist?“, fragte der Prinz und seine Gefolgsleute tuschelten lauter.

„Warum fragst du?“

„Beantworte mir einfach die Frage.“

„Tut mir leid, aber ich weiß es nicht. Sie hat mir nach deinem Auftritt in der großen Halle nur gesagt, dass sie dem Schlammblut klar machen würde, wo sie steht in der Rangordnung…“

Verdammt, so kommen wir doch nicht weiter.

Die lügt, jede Wette! Das seh ich der an!

„Wo ist denn Pansy gern?“, wollte Ginny wissen.

Sie hatten keine Zeit für irgendwelche Machtspielchen. In der Zeit könnte Pansy Hermine sonst etwas antun.

„Oho, eine Weasley im Kerker. Wer hätte das gedacht?“, konterte Daphne mit einem Lächeln und die Rothaarige hörte das vereinzelte Kichern.

Wirklich lustig…

Sie würde ein andernmal darüber lachen.

„Du offensichtlich nicht“, grummelte Ginny und verschluckte den nächsten Gedanken, sonst würde sie hier doch noch einen Kampf heraufbeschwören.

„Also, wo ist sie gerne?“, wiederholte Ginny ihre Frage und es gefiel ihr gar nicht, dass Daphne ihr näher kam.

„Habt ihr in der Eulerei nachgeschaut?“

Die Drei nickten.

„Astronomieturm?“

Wieder einstimmiges Nicken.

„Dann weiß ich es nicht. Das sind die einzigen beiden Orte, wo wir auch zu zweit schon waren… Einen anderen besonderen Raum oder Aufenthaltsort wüsste ich nicht…“, meinte Daphne nachdenklich und Ginny hatte noch immer das Gefühl, dass sie etwas wusste.

„Sicher?“, hakte sie nach und Daphne stand mit zwei schnellen Schritten direkt vor ihr und flüsterte:

„Sicher, Blutsverräterin.“

Sie wand sich Blaise und Draco zu und verschränkte die Arme.

„Warum überhaupt der Aufwand? Seid doch froh, wenn das Schlammblut endlich tot ist. Das schwächt Potter enorm und der dunkle Lord wird ein leichtes Spiel mit ihm haben. Oder wollt ihr sie töten und die Lorbeeren beim Lord einheimsen?“, wollte sie wissen und Ginny spürte, dass ihr Freund leicht verkrampfte.

„Misch dich nicht in anderer Leute Angelegenheiten ein“, war Dracos einziger Kommentar und verließ den Kerker wieder.

Er war wohl der Ansicht, dass sie hier keine Informationen mehr bekommen würden.

„Oho, der Prinz flüchtet… Na, wie hat das Schlammblut ihn manipuliert? Starker Liebestrank?“, fragte Daphne vergnügt und sah wieder zu Ginny, die kurz auflachte.

„So was Billiges hat Hermine nicht nötig. Außerdem hat sie ihn nicht manipuliert.“

„Wie du meinst. Jedenfalls werden wir das nicht mehr länger mitmachen“, verkündete Daphne und ging noch einen kleinen Schritt auf Ginny zu, doch Blaise schob sich zwischen die beiden Mädels.

„Genug, Mädels“, versuchte Zabini zu beschwichtigen, doch sie waren viel zu sehr mit ihrem kleinen verbalen Krieg beschäftigt.

„Du weißt, wo Pansy mit Hermine ist, oder?“, fragte Ginny und Daphne nickte lächelnd.

„Natürlich. Aber ich würde dieses süße Geheimnis mit ins Grab nehmen, wenn es sein muss.“

Ginny schnaubte verächtlich und verließ dann ebenfalls den Kerker.

Sie glaubte zwar, dass sie das Geheimnis nicht mit ins Grab nehmen würde, sondern vorher plauderte, aber sie würde sich nicht auf dieses Niveau herab lassen.

Froh war sie nur, dass Draco das nicht gehört hatte, ansonsten würde er jetzt bestimmt den Cruciatus-Fluch benutzen, um die Information aus der Slytherin heraus zu bekommen.

Blaise folgte ihr nach draußen in den Gang, wo Draco hin und her tigerte und nachdachte, wo man noch suchen könnte.

Doch irgendwie hatte sie das Gefühl, dass Draco gerade noch etwas ganz anderes beschäftigte.

Aber da würde sie später nachfragen, wenn sie Hermine gefunden hatten.

Leider hatte das Gespräch mit Daphne nichts weiter gebracht außer Probleme für Draco, weil der nun im Kreuzfeuer stand, weil er etwas mit einer Muggelstämmigen zu tun hatte.

Doch dagegen würde sich der Blonde schon wehren können. Er war ja nicht auf den Mund gefallen, das wusste sie aus eigener Erfahrung.

„Und jetzt? Einfach systematisch weitersuchen?“, fragte Blaise in die Runde und Draco und sie dachten nach.

„Ich fürchte, es bleibt nichts anderes. Besser, als auf einen Geistesblitz stundenlang zu warten und nichts zu tun“, meinte Ginny und Draco nickte.

Also machten sie sich auf den Weg, um weiter zu suchen.

Befreiung und andere Probleme

Während Ginny und Blaise in einem Klassenraum nach Hinweisen suchten, schaute Draco aus einem Fenster und suchte die gegenüberliegenden Fenster ab. Vielleicht würde er ja eine Bewegung wahr nehmen.

Doch natürlich war das nichts.

Was hatte er auch erwartet?

Ein kurzer Schreck durchfuhr seinen angespannten Körper, als die Glocke begann zu läuten.

„Was, es ist schon Mittag!?“, entfuhr es Ginny, die gerade den Gang betrat und sich neben Draco ans Fenster stellte.

„Und wir haben immer noch keine Ahnung, wo sie ist“, knurrte Draco und schlug gegen die Wand.

Der Schmerz lenkte ihn für eine Sekunde ab und kurz schaute er zu seiner Hand, die an den Knöcheln rot war.

Kein Wunder, war ja auch schon der zweite Schlag gegen eine Steinwand heute.

Doch das Blut interessierte ihn nicht und so ließ er seinen Blick wieder nach draußen wandern. Die Hand steckte er in eine Hosentasche, damit Ginny und Blaise keine dummen Fragen stellten. Anscheinend hatte die Rothaarige nicht auf die Hand geachtet und das war auch besser so seiner Meinung nach.

„Ich wünschte, wir hätten wenigstens einen kleinen Hinweis, wo wir noch nach ihr suchen könnten“, seufzte Blaise und schloss die Tür hinter sich, da auch er wie erwartet nichts gefunden hatte.

Wünschen…? Hatte Blaise nicht gerade sowas gesagt?

Moment mal…

Könnte es sein, dass…?

„Aber natürlich! Wie konnte ich nur so dumm sein!? Ich weiß, wo sie festgehalten wird!“, rief der Prinz Slytherins und rannte schon während des Redens los.

Verblüfft schauten sich Ginny und Blaise einen Moment lang, bevor auch sie losrannten.

„Ähm und welchen genialen Hinweis habe ich dir gegeben, dass bei dir der Groschen gefallen ist?“, fragte Blaise nach und konnte kaum mit seinem Kumpel mithalten.

„Na wünschen! Pansy ist garantiert mit Hermine im Raum der Wünsche! Wenn Pansy wirklich so einen Narren an mir gefressen hat, wird sie wissen, dass ich das Schuljahr bisher oft dort war. Und letztes Jahr war sie dabei, als Umbridge den Laden hochgehen ließ. Ich bin mir absolut sicher, dass sie dort ist“, erklärte Draco und rannte unermüdlich weiter.

Den Weg zu diesem Raum kannte er ja nun mittlerweile in und auswendig.

Warum war er darauf nicht früher gekommen? Es war doch so logisch!

Das perfekte Versteck…

Und sie suchten sich hier dumm und dämlich.

Er könnte sich treten.

Bereits, als er in den Gang einbog, zeichnete sich allmählich die Tür ab und Draco biss sich wieder auf die Unterlippe.

Sie war da, er spürte es. Und es ging ihr schlecht, sehr schlecht…

Hoffentlich waren sie nicht zu spät.

Nein, das sind wir nicht, sagte seine innere Stimme und er betete dafür, dass sie recht behielt. Wenn ja, würde er sich das nie verzeihen können.

Dass er nicht als aller erstes an den Raum der Wünsche gedacht hatte.

„Einer von euch muss die Lehrer holen und der andere Madame Pomfrey! Schnell!!!“, befahl Draco und zog seine Zauberstab, bereit, alles zu vernichten, was zwischen ihm und Hermine war.

Er hörte Blaise hinter sich ein „Ja“ sagen und Ginny, die widersprechen wollte, doch Blaise zog sie einfach mit sich, obwohl sie protestierte. Ihre Worte gingen unter, denn er war so fixiert auf die Tür und seine Gedanken, dass er alles andere nach Blaise Zustimmung ausgeblendete.

Auch sein Blut rauschte in seinen Ohren und er spürte jeden Muskel in seinem Körper.

Sein bester Kumpel schien zu wissen, dass es besser war, dass sie das machten, was er wollte. Außerdem war er sich sicher, dass Hermine behandelt werden musste und unter Umständen mussten die Lehrer ihn davon abhalten, etwas sehr dummes zu tun.

Doch bis die Lehrer da waren, gehörte Pansy ihm und er würde sie bestrafen. Und es würde ihm eine Freude sein, das zu tun. Nur töten würde er sie nicht, denn dann kam er nach Askaban und das wollte er nun auch wieder nicht. Aber sie hatte es verdient, dass man ihr zeigte, was sie getan hatte.

Mit einem Schwung seines Zauberstabs sprang die Tür auf und sofort entdeckte er Hermine in der hinteren rechten Ecke des Raumes und Pansy, die sich halb über sie gebeugt hatte.

Erschrocken drehte sich Pansy zu Draco um und wollte gerade einen Zauber abfeuern, doch schon im nächsten Augenblick knallte sie von einem Schockzauber getroffen gegen die hintere Wand und blieb zunächst reglos liegen.

Erst, als er bei Hermine angekommen war und sich kurz umsah, bemerkte er, in was für einer Zelle er war. Das war also der Raum, den sich Pansy am meisten gewünscht hatte?

So einen Hass hatte sie auf Hermine?

Das war doch krank.

Aber das war jetzt nicht wichtig.

Draco kniete sich neben Hermine und vorsichtig berührte er ihre Wange und ihre Augen öffneten sich leicht.

„D-Draco?“, stammelte sie leise und stöhnte gequält vor Schmerz auf, als sie einen Arm heben wollte.

„Bleib ruhig liegen, Hermine… Madame Pomfrey ist gleich da und wird sich um dich kümmern... Es… es tut mir Leid, dass ich so spät bin…“, murmelte er und lächelte sie leicht an. Behutsam strich er eine Haarsträhne beiseite und behielt dennoch mit einem Auge Pansy im Blick.

Man wusste ja bei dem Mädchen nicht, was sie als nächstes tun würde und er wollte keine böse Überraschung erleben, nur weil er sie nicht sah und nicht wusste, was sie tat.

Doch noch lag sie auf dem Boden reglos. Er wusste, dass sie nicht tot war und selbst wenn wäre es halt ein dummer Unfall gewesen. Verdient hätte sie es.

„I-ich bin so froh, … dass du da bist…“, wisperte Hermine und lächelte Draco an.

Es zerriss ihm das Herz, sie so zu sehen. Am Boden liegend, mit Schnittwunden übersät und doch lächelnd.

Sie war eine starke Hexe, vielleicht sogar viel stärker, als sie alle so glaubten.

Zumindest charakterlich…

Und das alles nur wegen Pansy und ihrer Wahnvorstellungen!

Ein verächtliches Knurren entwich seien Lippen und er schaute zu ihr rüber.

Sie hatte sich mittlerweile hingesetzt und lehnte an der Wand.

„Warum Draco?“, fragte sie plötzlich und ließ den Kopf zur Seite neigen, damit sie ihn ansehen konnte.

„Warum dieses Interesse an einem Schlammblut, das du so lange Jahre gehasst hast?“

„Das braucht dich nicht zu interessieren. Du kommst eh nach St. Mungo. Und da gehörst du auch hin“, knurrte er und war kurz vor, Pansy zu foltern. Sie hatte es so sehr verdient…

„Lass es… Du bekommst nur unnötig Ärger…“

Hermines Stimme beruhigte ihn ein wenig, auch wenn sie noch sehr schwach klang. Aber er hörte sie und daran hatte er während der Suche das eine oder andere Mal gezweifelt.

„Aber…“

„Du willst mir doch nicht widersprechen, oder?“, murmelte sie und grinste leicht.

Vorsichtig setzte sie sich ein wenig auf und Draco stützte sie.

Sie lehnte sich mit dem Oberkörper an ihn und hatte die Augen wieder geschlossen. Sie atmete angestrengt und Draco fragte sich, wo Madame Pomfrey und die Lehrer eigentlich blieben!?

Machten sie unterwegs noch ein Kaffeekränzchen oder was?

Eine Bewegung im Augenwinkel.

Sofort drehte er sich ruckartig um und sah, dass Pansy aufgestanden war.

„Was hast du vor!?“, herrschte er sie an und hielt seinen Zauberstab bereit, die andere Hand hatte er um Hermine gelegt, um sie zu stützen.

„Ich werde sie nicht weiter angreifen, auch wenn ich große Lust dazu hätte…“, meinte sie und fixierte die Gryffindor.

„Du solltest dich nicht zu wohl in seinen Armen fühlen. Er hat schon viele Frauen fallen lassen, bei dir wird es nicht anders sein. Falls doch, werde ich ein wenig nachhelfen, verlass dich drauf. Du wirst deines Lebens nicht mehr froh.“

Mit diesen Worten verließ sie den Raum der Wünsche und Draco fluchte.

Er konnte sie nicht einfach verfolgen, schließlich würde es zu lange dauern, bis er Hermine vorsichtig wieder auf den Boden gelegt hatte.

Bis dahin war sie über alle Berge, aber Hermine einfach auf den Boden knallen lassen, konnte er auch nicht.

Aber andererseits würde Dumbledore schon dafür sorgen, dass sie gefunden wurde. Vielleicht war es doch gar nicht so schlecht, dass er ihn noch nicht hatte umbringen können.

Nach ein paar Minuten tauchten endlich Blaise und Ginny mit dem Rest auf.

Sofort kümmerte sich Madame Pomfrey um die Erstversorgung, bevor Draco sie zum Krankenflügel tragen würde.

„Was ist mit Miss Parkinson? Wo ist sie?“, wollte Dumbledore wissen und Draco schaute den Direktor an.

„Sie ist geflohen, nachdem sie Hermine gedroht hatte, dass sie ihres Lebens nicht mehr froh werden würde“, antwortete er zähneknirschend und nahm die Brünette vorsichtig hoch.

„Severus. Verständigen Sie sofort alle wichtigen Stellen. Miss Parkinson muss gefunden werden, sofort!“, befahl Dumbledore mit ungewöhnlich ernster Stimme und Snape marschierte nach einem Nicken im Stechschritt davon.

„Hermine… Wie geht es dir? Geht es halbwegs?“, wollte Ginny besorgt wissen und Hermine strahlte ein wenig, als sie ihre beste Freundin sah.

„Ginny! Ist bei dir alles in Ordnung?“, stellte sie die Gegenfrage und die Weasley nickte.

„Ja, war nur ein Lähmungszauber, geht alles. Aber du siehst gar nicht gut aus…“

„Sieht schlimmer aus als es ist. In ein paar Tagen bin ich wieder fit“, antwortete Hermine und umschlang Dracos Hals, damit sie sich besser umgucken konnte.

„Wo ist Ron? Ist mit ihm auch alles in Ordnung?“, wollte sie leise wissen und Ginny nickte.

„Ja, alles gut, auch Lähmungszauber.“

Die Brünette nickte knapp und atmete kurz tief durch.

„Na, du bist ja schon wieder topfit nach der Erstbehandlung, was? Willst du nicht alleine gehen?“, scherzte Draco und grinste frech.

„Ach nein, also mein Knöchel, der tut so weh… Nur das mit dem Sprechen funktioniert schon wieder“, erwiderte sie mit einem Grinsen und ließ sich weiter tragen.

Der Slytherin hörte hinter sich Getuschel und dann ein Kichern von Ginny.

Was hatte sie denn jetzt?

„Was gibt es denn da jetzt schon wieder zu tuscheln?“, brummte er genervt und sein bester Kumpel antwortete mit einem breiten Grinsen:

„Na, Draco, übst du schon für die Hochzeit?“

Hoch… zeit?

Beinahe hätte er Hermine fallen lassen, doch im letzten Augenblick spannte er seine Muskeln wieder an.

Deswegen das Gekicher von der kleinen Weasley.

„Ich bin mir sicher, du wirst vor mir heiraten, Blaise. Also solltest du vielleicht schon einmal üben?“, konterte er und nun war es Hermine, die leise kicherte.

Anscheinend schaute er jetzt ziemlich blöd aus der Wäsche.

Da sie bereits die Krankenstation erreicht hatten, legte Draco Hermine auf ein Bett und überließ zunächst Madame Pomfrey das Feld.

Wie er von früher wusste, war es besser, sie nicht bei der Arbeit zu stören oder in ihrem Weg zu stehen, sonst konnte sie unausstehlich werden.

Stattdessen wartete er etwas abseits darauf, dass Madame Pomfrey fertig wurde und dass Snape wieder auftauchen würde mit der Nachricht, dass Pansy gefunden worden war.

Schweigend lehnte er sich an eine Wand und starrte aus dem Fenster.

Es lief doch alles nicht, wie es sollte.

Seit diesem Ball wurden sämtliche seiner Prinzipien über den Haufen geschmissen, seine ganze Denkweise hatte sich verändert und das schlimmste war, dass es nie so weit hätte kommen dürfen.

Er wusste, dass es nur noch eine Frage der Zeit war, bis Todesser hier auftauchen würden und dann waren Hermine und er so gut wie tot.

Ironie des Schicksals, dass ich selber fieberhaft daran arbeite, dass die Todesser hierher können, oder?, fragte er seine innere Stimme, doch diese schwieg. War wahrscheinlich auch besser so, so sarkastisch wie sie war.

Mit einem Ohr hörte er, dass Dumbledores Armee den Weg zum Krankenflügel gefunden hatte und Dumbledore klärte sie über alles auf.

Dass es Hermine bald wieder gut gehen würde, sie jetzt aber ihre Ruhe brauchte…

Dann schickte er sie weg. Und bis auf Harry, Ron und Viktor gingen auch alle brav.

Krumm… Der konnte auch gleich mitgehen. Schließlich hatte er doch nichts mehr mit ihr.

Ein kurzer, verächtlicher Blick zu ihm, dann wand sich Draco wieder ab.

Er mochte den Bulgaren einfach nicht.

„Pansys Eltern sind Todesser, oder?“, fragte Blaise plötzlich, als der Rest von der kleinen Armee davon gedackelt war.

„Ja, ich weiß, Blaise, ich weiß…“, murmelte Draco und sah in der Spiegelung des Glases Harrys Gesichtszüge, die sich von besorgt zu sehr besorgt veränderten.

Auch ihm gefiel es nicht, aber er konnte einfach nur hier warten und beten, dass Pansy ihre Eltern nicht ins Vertrauen holte, was hier passierte oder aber, dass sie vorher eingefangen wurde.

Da er aber nach wie vor nicht zu den Optimisten gehörte, machte er sich innerlich auf das Schlimmste bereit.

Noch war Hogwarts soweit sicher und bis es das nicht mehr war, würde er einen Plan haben müssen, wie er Hermine und sich in Sicherheit bringen könnte.

Und das alles wegen dieses scheiß Balls!

Wut kochte wieder in ihm hoch und er drehte sich zu Dumbledore um, der mit McGonagall sprach.

„Warum haben Sie überhaupt diesen Ball veranstaltet!?“, entfuhr es ihm und umkrallte seinen Zauberstab.

Seine Knöchel stießen weiß hervor und er zitterte leicht. Alles wegen ihm! Weil er Langeweile hatte.

„Beruhige dich, Draco. Ich habe diesen Ball veranstaltet, um Klischees und Vorurteile zu überwinden. Ich sah keine andere Möglichkeit, als es so zu versuchen. Und es hat geklappt.“

„Wissen Sie eigentlich, in was für eine Gefahr sie uns damit gebracht haben!? Hermine und ich werden sterben wegen Ihnen!“, rief er aufgebracht und alle schauten ihn an.

„Nein, werden wir nicht“, sagte hinten eine Stimme und Draco drehte den Kopf zur Stimme.

Es war die Brünette, die ihre Stimme erhoben hatte. Sie saß auf dem Bett und sah ihn an. Mit der Hilfe von Blaise und Ginny stand sie auf und tippelte vorsichtig zu Draco, der sofort einen Arm um ihre Hüfte legte, damit sie nicht einknicken konnte.

„Und ob wir das werden. Pansy wird wahrscheinlich gerade ihren Eltern alles stecken. Die werden alles an Voldemort verpetzen und dann sind wir dran-“

„Hier ist niemand dran.“

Wieder drehte Draco den Kopf, schaute zum Eingang der Krankenstation und entdeckte dort seine Mutter, die Pansy am Kragen gepackt hatte, damit sie nicht abhauen konnte.

„Mutter?“, fragte er ungläubig.

Also allmählich wurde es ihm zu viel. Was machte sie denn hier und wie kam sie hierher?

Er wusste, dass das jetzt sehr unangenehm wurde, schließlich hatte er eine Muggelstämmige in seinen Armen und das würde ihr garantiert nicht schmecken. Und wenn sein Vater das erst rausbekam, was wiederum nur eine Frage der Zeit war.

„Ich habe die Beiden unweit von Hogsmeade gefunden“, meinte Snape und schaute zu Dumbledore, der kurz nickte.

„Mrs Malfoy, was führt Sie hierher?“, fragte Dumbledore freundlich und Narzissa schubste Pansy zu Snape, der sie sofort festhielt, damit sie auf keine dummen Gedanken kam.

„Ich habe sie in Hogsmeade aufgegriffen und sie hat mir einiges erzählt. Hier bin ich wegen verschiedener Gerüchte, die um meinen Sohn kursieren. Ich würde gern mit ihm allein reden, wenn es möglich wäre“, sagte sie streng und Draco musterte sie.

Irgendetwas war anders an ihr, auch wenn er nicht genau sagen konnte was.

Aber allein mit ihr reden?

Nicht, dass er jetzt auch noch gefoltert wurde. Wobei, lieber er als Hermine.

„Ich würde es vorziehen, wenn sie vielleicht erst morgen mit ihrem Sohn reden. Die Stimmung ist sehr angeheizt, die letzten Tage waren sehr anstrengend für ihn“, meinte Dumbledore und zwinkerte kurz Draco zu, der nicht wirklich undankbar wäre, wenn sie erst morgen miteinander sprachen.

„Also gut. Meinetwegen… Kann ich mich vielleicht hier irgendwo aufhalten und späterhin auch schlafen?“, entgegnete Narzissa und schaute kurz zu ihrem Sohn rüber.

Dieser vermochte ihren Blick nicht zu deuten, doch etwas in ihm ließ ihn vermuten, dass sie besorgt um ihn war.

Vielleicht wusste Voldemort ja schon längst Bescheid.

„Aber natürlich. Bitte folgen Sie mir. Severus, kümmer du dich bitte um Miss Parkinson“, forderte Albus und verschwand mit Mrs. Malfoy aus dem Krankenflügel.

Auch Snape verließ schweigend mit Pansy den Ort und somit waren Harry, Ron, Ginny, Blaise, Viktor und Hermine die einzigen, die da waren. Abgesehen natürlich von Madame Pomfrey, die sehr argwöhnisch zu Hermine sah, weil sie stand und nicht lag, wie sie es wollte.

„Ich würde gern mit Draco allein reden“, meinte Hermine und sah zu Madame Pomfrey rüber, die seufzend nickte.

„Aber nur, wenn Sie sich hinlegen“, sagte sie und die Brünette nickte.

„Ja, mach ich“, erwiderte sie mit einem Lächeln, doch ehe sie einen Schritt machen konnte, hatte Draco sie schon auf dem Arm und trug sie zum Bett.

Vorsichtig legte er sie darauf und deckte sie zu.

„Würdet ihr bitte auch gehen? Wenn, was ist, können wir ja morgen noch reden“, bat sie lächelnd und Ginny nickte.

„Ja klar“, stimmte sie zu und zog zusammen mit Blaise die anderen raus.
 

„Was gibt es?“, fragte Draco und setzte sich an das Fußende des Bettes.

Er hatte schon so eine Ahnung, worauf sie hinaus wollte, aber bevor er nachher unsinniges redete, wartete er lieber darauf, was sie zu sagen hatte.

„Es geht um das, was du zu Dumbledore gesagt hast. Wir werden nicht sterben.“

Ihre Stimme klang überzeugt und ließ keine Widerrede zu, doch genau das hatte er vor. Sie hatten ja alle keine Ahnung, wie grausam der dunkle Lord in Wirklichkeit war.

Sie hatten nicht mit ihm unter einem Dach gelebt für ein paar Wochen und erlebt, wie erbarmungslos er war.

Lange Zeit hatte er geglaubt, dass er dem Gewachsen war, doch als er Voldemort das erste Mal gegenüber gestanden hatte, wusste er, dass ihm ein Menschenleben nichts bedeutete. Egal, ob Reinblüter oder nicht.

„Hermine, du kennst Voldemort nicht so gut wie ich. Glaube mir, sobald er weiß, was hier vor sich geht, sind wir tot…“, sagte er ruhig und bemühte sich, nicht kalt oder abweisend zu klingen, was bei diesem Thema gar nicht so einfach war.

„Gemeinsam werden wir ihn platt machen. Aber wir brauchen deine Hilfe… Das würde vieles einfacher machen…“, meinte sie vorsichtig und wich seinem Blick ein wenig aus.

„Es geht dir also doch um Informationen?“, hakte er nach und seine Augen verengten sich zu Schlitzen.

Hatte er sich doch in ihr geirrt?

„Nein, versteh mich bitte nicht falsch. Wenn du keine hast oder keine rausgeben willst, dann ist das deine Sache. Das ändert nichts zwischen uns. Es geht mir einzig und allein um dich“, versicherte sie ihm und sah ihm jetzt direkt in die Augen.

Sie waren entschlossen und die Zweifel, die er hatte, wurden dadurch ein wenig mehr in den Hinterkopf verdrängt.

„Ich selbst weiß nichts über Voldemort. Er macht daraus ein sehr großes Geheimnis…“, meinte er und spürte eine warme Hand auf seiner.

Weiche, lange Finger streichelten sie und er begann seinerseits ihre Hand zu streicheln.

„Das macht nichts. Dann werden wir es halt zusammen rausbekommen. Hauptsache, du bist… du bist bei mir…“

„Das bin ich. Und das bleibe ich auch. Solange wie es möglich ist…“

Er konnte einfach noch nicht so recht daran glauben, dass sie den Krieg überleben würden und Voldemort besiegten.

Auch wenn Potter der Auserwählte war und mehr Glück als jeder andere auf der Welt hatte, so brauchte man bei dem dunklen Lord Können UND viel Glück.

Hermine lächelte selig. War ja auch kein Wunder bei dem Schwur, den er gerade abgegeben hatte. Aber er war auch ehrlich so gemeint und er hoffte, dass das alles irgendwie werden würde.

„Weißt du, dass sich das richtig schön anhört, wenn du meinen Vornamen sagst? Zwar ungewohnt, aber schön“, sagte sie mit einem bezaubernden Lächeln und Draco war kurz davor, rot zu werden. Doch er konnte sich Gott sei Danke zusammenreißen.

„Ja, ungewohnt in der Tat. Aber man gewöhnt sich dran. Und jetzt versuch ein wenig zu schlafen, damit dein Körper sich regenerieren kann. Ich komm später nochmal wieder, ja?“

„Ja, ist gut. Willst du doch jetzt schon mit deiner Mutter reden?“, fragte Hermine und sah ihn besorgt an.

„Ja. Ich will das nicht vor mir herschieben. Je schnell, desto besser. Also bis später.“

Er beugte sich vor und gab Hermine einen Kuss auf die Stirn.

Dann stand er auf und verließ die Krankenstation, um seine Mutter zu suchen und mit ihr zu reden.

Die Liebe einer Mutter

Narzissa ließ sich von Dumbledore durch Hogwarts führen und in ihr kamen Erinnerungen hoch an ihre eigene Schulzeit, als sie hier auf den Bänken gesessen und gelernt hatte.

Hier hatte sie auch Lucius kennen gelernt. Damals war er noch ganz anders gewesen als jetzt.

Jetzt war er ein gebrochener, verbitterter Mann.

Voldemort hatte ihn zerstört.

Sie war keine Todesserin und wollte auch nie eine werden. Sie war von Anfang an skeptisch, was den dunklen Lord anging, doch ihr Mann war geblendet von ihm und seinen Idealen und sie hatte ihn nicht mehr erreichen können.

Und was hatten sie davon jetzt?

Probleme ohne Ende…

Und als ob das alles nicht schon schlimm genug wäre, ist ihr einziger Sohn dabei, mit einer Muggelstämmigen eine Beziehung ein zu gehen, wenn sie Pansy richtig verstanden hatte.

Zar wirkte das Mädchen nicht ganz bei sich, aber die anderen Gerüchte bereiteten ihr Sorge, denn ihr Sohn soll mit einem Mädchen im „Drei Besen“ gesehen worden sein.

Und wenn sie die Szene von eben, Pansys Gerede und die Gerüchte zusammenzählte, dann wäre das Ergebnis, dass ihr Sohn wirklich mit Granger anbandelte, einem Schlammblut.

Sie seufzte leise und schaute sich weiter um.

Wenn das wirklich wahr sein sollte, dann würde Draco nicht mehr lange leben und sie würde ihr einziges Kind verlieren.

Nein, das konnte sie nicht zulassen!

Sie musste mit ihm reden und klar machen, wie gefährlich das alles war, was er da tat.

Und wenn er seinen Auftrag nicht erfüllte, dann würde er auch sterben.

Hoffentlich würde Draco mit sich reden lassen. Sie wollte ihn um nichts in der Welt verlieren. Er war doch ihr Sohn, ihr ein und alles.

Seit er Todesser geworden war, bereute sie es, dass sie Lucius nicht von Voldemort hatte fernhalten können.

Sie hatte mit ansehen müssen, wie Draco unter seinem Auftrag litt, wie er immer dünner wurde und dunkle Ringe sein Gesicht zierten.

Das war schon das zweite Mal, dass sie versagt hatte.

Selbstvorwürfe übermannten sie und sie kaute unruhig auf ihrer Unterlippe rum, als Dumbledore vor einem Raum anhielt.

„Ich würde gern vorher noch mit Ihnen reden, deshalb habe ich Sie zunächst zu meinem Büro gelotst. Ich hoffe, Sie verzeihen mir das“, gestand der Direktor und Narzissa nickte.

„Schon in Ordnung“, stimmte sie zu und betrat den Raum.

Sie schaute sich in Ruhe um. Das war das erste Mal, dass sie hier war.

In ihrer Schulzeit hatte sie nie die Gelegenheit gehabt, es zu sehen, was ihr aber auch lieber gewesen war.

Schließlich bedeuteten Besuche im Büro des Direktors eigentlich immer Ärger.

Höflich wie Dumbledore war, bot er ihr einen Sitzplatz an und dankbar setzte sie sich.

Noch immer wanderte ihr Blick durch den Raum.

„Sie wollen mit mir wegen meines Sohnes sprechen, richtig?“, fragte sie offen und ruhte mit ihren Augen auf Dumbledore.

Er nickte.

„Ja genau. Ich denke, Sie sind da ein besserer Ansprechpartner als ihr Mann Lucius.“

„Davon können Sie ausgehen, ja. Also was genau möchten Sie mit mir bereden?“

Dumbledore ließ mit einem Wink zwei Gläser erscheinen und Narzissa nickte ihm freundlich zu.

Das würde also wohl eine längere Unterhaltung werden. Hoffentlich würde es am Ende auch ein Ergebnis geben.

„Wie Sie vorhin gesehen haben, hat sich ihr Sohn mit Hermine Granger angefreundet. Das ist wohl mein Verdienst, muss ich zugeben und ich muss desweiteren zugeben, dass ich sehr froh über diese Verbindung bin“, erklärte er und Narzissas Augen verengten sich.

„Sie haben die Zwei näher zusammen gebracht? Warum!? Mein Sohn wird sterben wegen dieses Schlammbluts!“, rief sie wütend und ballte eine Hand zu einer Faust.

„Ich wünsche keine Beleidigungen in dieser Schule. Und es wird keiner von den Beiden sterben. Aber das kann ich nur garantieren, wenn Sie mir helfen. Ich weiß, dass Sie eher kritisch dem dunklen Lord gegenüber stehen.“

„Und was soll ich tun?“, preschte sie dazwischen und musterte weiterhin Dumbledore.

Es gefiel ihr ganz und gar nicht, dass er sich so in das Privatleben ihres Sohnes einmischte.

Wie hatte er das überhaupt geschafft!?

Bisher hatte er immer nur sehr abfällig von Granger geredet.

„Das einzige, was ich mir wünsche ist, dass Sie ihren Sohn bei all seinen Entscheidungen unterstützen. Er braucht das. Wenn er weiß, dass seine Mutter auf seiner Seite steht, wird er stärker werden. Dann wird er besser kämpfen können, neuen Mut schöpfen, denn ihr Sohn ist nicht freiwillig Todesser geworden, das werden Sie wohl besser wissen als ich.“

„Aber mein Sohn mit einem Sch- einer Muggelstämmigen. Wie soll ich das nur Lucius klar machen, wenn der Krieg vorbei ist? Er wird ausflippen“, seufzte sie und strich sich durch die Haare.

Sie hatte ihre Grenzen erreicht, das spürte sie.

Der ganze Druck, der auf ihr lastete, wurde allmählich zu viel. Überhaupt hatte sie das Gefühl, dass sie zurzeit die einzige war, die sich Sorgen um die Familie machte.

Bellatrix vergötterte den dunklen Lord, Lucius war mit seinem Selbstmitleid beschäftigt und Draco flirtete mit einem Schlammblut und somit genau genommen mit dem Tod.

Und sie?

Sie wollte eigentlich nur ihre Familie wieder haben.

Das bedeutete für sie, dass sie ruhige Tage mit Lucius verbrachte, solange Draco auf Hogwarts war und dass sie zusammen Ausflüge machen würden, wenn er Ferien hatte.

Aber all diese Gedanken waren nur noch Wünsche, Traumvorstellungen, fernab jeglicher Realität.

Leider.

Seufzend trank sie noch einen Schluck und dachte über Dumbledores Worte nach.

Natürlich würde es Draco stärken, wenn sie ihn unterstützte und er würde neuen Mut schöpfen können.

Aber wenn sie tat, dann hieß sie es gut, dass ihr reinblütiger Sohn mit einer muggelstämmigen Hexe…

Das widersprach allen Werten, die Lucius und sie ihrem Sohn vermittelt hatten!

Aber vielleicht war er genau deswegen diese Bindung eingegangen.

„Narzissa, ich sehe in ihren Augen, wie Sie mit sich hadern. Lassen Sie sich ein wenig Zeit zum Nachdenken und treffen Sie erst dann eine Entscheidung, denn die, die jetzt gefällt werden, sind die entscheidenden.“

„Das heißt im Grunde genommen doch, ich muss mich zwischen meinem Mann und meinem Sohn entscheiden. Darauf wird es hinauslaufen, denn Lucius würde diese Bindung niemals akzeptieren…“, fasste Narzissa zusammen und klang erschöpft.

Diese Entscheidung konnte man doch nicht von ihr verlangen.

So unbarmherzig konnte das Schicksal doch gar nicht sein.

„Ich denke, dass Ihr Mann nach dem Krieg auch eine Veränderung durchmachen wird. Sie müssen nur die Zeit ein wenig arbeiten lassen. Wenn er feststellt, dass Frau und Kind weg sind, dann wird sich auch bei ihm etwas ändern, davon bin ich überzeugt. Nur für die jetzige Zeit wird die Entscheidung wohl fallen müssen, ja“, erklärte Dumbledore und Narzissa verfiel wieder in ein Schweigen.

Ob Lucius sich nach dem Krieg wirklich wieder verändern würde?

Ob sie nach dem Krieg vielleicht wieder eine Familie werden könnten?

Sollte sie die Hoffnung vielleicht noch nicht aufgeben?

„Ich werde die Entscheidung, wie ich mich verhalte, nach dem Gespräch mit meinem Sohn treffen“, beschloss sie und Dumbledore nickte ihr lächelnd zu.

„Aber natürlich. Könnten Sie mich vielleicht darüber in Kenntnis setzen, welche Entscheidung Sie dann getroffen haben?“

„Ja natürlich. Ich will ja ihre Planungen nicht durcheinander bringen“, erwiderte Narzissa mit einem Lächeln und stand auf.

„Ich werde mich dann ein wenig umsehen und in Erinnerungen schwelgen. Nach dem Abendessen wäre es nett, wenn Sie mir zeigen könnten, wo ich die Nacht über schlafen könnte.“

„Selbstverständlich.“

Erhobenen Hauptes verließ Narzissa wieder das Büro und atmete tief durch.

Wie sollte sie sich nur entscheiden?
 

Hermine lag auf dem Bett in der Krankenstation und schloss die Augen. Sie fühlte sich gerade irgendwie richtig wohl. Die Schmerzen hatten nachgelassen und Draco hatte sie mehrmals Hermine genannt. Ein wunderschönes Gefühl und jedes Mal, als er es getan hatte, hatte ihr Herz kurz gehüpft.

Gemeinsam würden sie alles schaffen, davon war sie überzeugt.

Aber sie konnte Draco auch seine Zweifel nicht verdenken, denn er kannte Voldemort nun wirklich besser als sie.

Sorge bereitete ihr hingegen das plötzliche Auftauchen von Dracos Mutter.

Sie war das Zünglein an der Waage, wie es nun weiterging und die Brünette hatte Angst, dass sie alles zu nichte machen würde, was sie mit Mühe aufgebaut hatte.

Das musste sie verhindern. Um jeden Preis.

Aber vielleicht täuschte sie sich ja auch in ihr. Vielleicht war sie gar nicht so schlimm. Vielleicht hatte sie ja wirklich einfach nur Angst um ihren Sohn und wollte ihm helfen. Vielleicht war sie eigentlich ja ganz nett nicht wie ihr Mann…

Lucius Malfoy.

Ein schrecklicher Mann, ihrer Meinung nach. Die netten Eigenschaften, die Draco hatte, hatte er bestimmt von seiner Mutter oder gerade von seinem Vater und der hatte keine mehr übrig behalten.

Aber war ja auch egal, sie mochte ihn nicht.

Sie hatte ihn noch nie gemocht und das würde sich wohl auch nicht mehr ändern. Er war einfach ein Arsch und viel zu sehr von sich eingenommen. Wie hatte so ein Mann bloß eine Frau gefunden?

Wahrscheinlich eine arrangierte Ehe, dachte sie grimmig und seufzte geschlagen.

Wie würde der Vater wohl reagieren, wenn er wüsste, dass Draco und sie…?

Bestimmt würde er ausflippen, mir mit dem Tod drohen und Draco zutexten, wie enttäuscht er doch von ihm sei…

Ja, so würde das wohl aussehen.

Aber wie auch immer der Krieg auch ausgehen würde. Sie würde sich nicht wünschen, dass Dracos Vater bei dem Krieg starb, außer Draco würde es selbst wollen oder tun.

Sie glaubte an die Stärke der Familie und sie war sich recht sicher, dass Draco damit hadern würde, wenn Lucius tot war und er nicht noch einmal mit ihm gesprochen hatte.

Denn innerlich sehnte sich Draco bestimmt nach einer intakten Familie.

Genauso glaubte sie, dass er lieber etwas anders wäre, als er war. Den Eindruck hatte der Blondschopf ab und zu bei ihr gemacht.

Aber dieses Gefühl hatte sie immer ignoriert, weil es ihr als absurd vorkam.

Und außerdem war das Gefühl nur sehr schwach gewesen.

Und wieder wanderten ihre Gedanken zur Mutter und dem bevorstehenden Gespräch.

Hoffentlich würde sich Draco nicht von seiner Mutter manipulieren lassen, das war gerade ihre größte Angst und das glückliche Gefühl von eben schwand immer weiter. Angst schnürte ihr ein wenig die Kehle zu und Horrorszenarien spukten durch ihr Gehirn.

Er musste stark bleiben und seine Mutter überzeugen, dass Voldemort der Falsche war.

Sie betete dafür, dass ihm das gelang.

Wie soll ich denn jetzt schlafen, wenn er so ein wichtiges Gespräch vor sich hat?, dachte sie und seufzte ergeben.

Sie öffnete ihre Augen und starrte die Decke an.

Wie lange würde sie wohl hier liegen bleiben müssen?

Was in der Zwischenzeit wohl alles passieren würde?

Ob Ron sich auch wieder einkriegen würde und hatte sie vorhin nicht auch Viktor gesehen?

Wollte er nicht längst zurück in Bulgarien sein?

Und wie würde Draco sich entscheiden?

So viele Fragen und sie hoffte, dass sie die Antworten entweder von Ginny oder von Draco bekommen würde.

Abgesehen von der Gesundheitsfrage, die würde Madame Pomfrey beantworten müssen.

Sie konnte doch nicht einfach hier rumliegen und Däumchen drehen. Aber raus würde sie auch nicht kommen, Madame Pomfrey würde sie abfangen und wieder ins Bett stecken.

Frustriert, dass sie nichts machen konnte, griff sie sich ein Schulbuch, dass jemand auf den Tisch gelegt hatte und begann es zu lesen.

Irgendwie musste sie sich ja beschäftigen.

Als sie umblätterte, fiel ein kleines Zettelchen aus dem Buch und Hermine legte das Buch beiseite.

Interessiert und neugierig nahm sie den Zettel und faltete ihn auseinander.

Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, als sie sich den kurzen Text durchgelesen hatte.

„Hey, damit du dich nicht langweilst, habe ich dir ein Buch da gelassen. Da Pergament und insbesondere Bücher dich am besten beruhigen, dachte ich mir, wäre es das Beste. Lies die Buchstaben nicht raus, Draco“, nuschelte Hermine und spürte ihre innere Freude über diesen kleinen Zettel, der ihr so viel bedeutete.

Sie hätte nie gedacht, dass er so süß sein konnte.

Mit einem Glücksgefühl in der Magengegend griff sie sich wieder das Buch und studierte es weiter, jetzt mit noch etwas mehr Enthusiasmus.
 

Draco fühlte sich unwohl.

Er wusste nicht, wie das Gespräch mit seiner Mutter verlaufen würde und das beunruhigte ihn. Er konnte sie nur schlecht einschätzen, da sie zwar einerseits sehr auf sein Wohl aus war, andererseits aber auch nichts dagegen unternahm, wenn sein Vater ihn erzog in Form von Prügel oder ähnlichem.

Jedenfalls würde sie die Situation eben im Krankenflügel mit Hermine auf keinen Fall gut heißen und das bedeutete Stress.

Doch damit musste er leben. Mit dem Wort Familie, wie er es kennen gelernt hatte, konnte er eh nicht viel anfangen.

Vielleicht war es auch einfach das Beste mit dieser Familie zu brechen. Aber da wäre immer noch das Problem Voldemort, das sich bei ihnen eingenistet hatte.

So würde das alles doch zu nichts führen. Ich sollte das Gespräch abwarten und dann entscheiden, wie es weitergeht, dachte er und bog um eine Ecke.

Wo würde sie überhaupt nächtigen? Und wo hatte Dumbledore sie gerade hingebracht?

Es war doch eigentlich unsinnig hier durch die Gänge zu irren, ohne eine Ahnung zu haben, wohin er eigentlich wollte.

Am besten wäre es wohl, zu Dumbledore zu gehen und den einfach zu fragen.

Also machte sich Draco auf den Weg zum Büro des Schuldirektors, als ihm Snape entgegenkam.

„Draco… Gut, dass ich dich treffe.“

„Tut mir leid, aber ich habe keine Zeit, Professor.“

„Sei nicht dumm, Draco. Mit deinem Verhalten gefährdest du ALLES. Der dunkle Lord wird bald wissen, was hier vor sich geht und dann bist du tot. Mit sehr viel Glück kannst du es jetzt noch halbwegs gerade biegen und deinen Kopf aus der Schlinge ziehen. Du musst dafür sorgen, dass die anderen hierher können, dann wird er das vielleicht durchgehen lassen.“

„Ich habe bereits einen eigenen Plan, Professor. Und dafür brauche ich ihre Hilfe nicht. Also bitte lassen Sie mich in Ruhe. Den einzigen Gefallen, den Sie mir tun könnten, wäre dem dunklen Lord gegenüber zu schweigen. Aber da Sie anscheinend wollen, dass ich lebe, werden Sie das ja tun. Das wäre aber auch das einzige. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte. Schönen Tag noch.“

Mit diesen Worten schritt Draco an Professor Snape vorbei und fluchte innerlich.

Warum musste er auch unbedingt dem begegnen!?

Was führte er überhaupt im Schilde?

Die Frage beschäftigte ihn nach wie vor. Jedenfalls traute er ihm nicht. Und das war ein Problem, denn wenn er die Hilfsangebote nur schauspielerte und Voldemort alles berichtete, was hier vor sich ging, dann war er jetzt schon ein toter Mann.

„Rosige Aussichten. Klingt vielversprechend“, grummelte leise und wollte gerade in den nächsten Gang abbiegen, als er weiter vorn seine Mutter entdeckte.

Energisch schritt er weiter zu ihr und sie drehte sich zu ihm um, als er sie fast erreicht hatte.

„Draco? Du möchtest doch jetzt schon reden?“, fragte sie leicht lächelnd und er nickte zustimmend.

„Ja, das möchte ich. Gehen wir an einen ruhigeren Ort…“, schlug er vor und gemeinsam schlenderten sie durch die Gänge des alten Gemäuers.

„Das weckt Erinnerungen…“, murmelte Narzissa und Draco schaute sie von der Seite an.

Ihr Blick war voll von Gefühlen: Freude, Glück, Unbehagen, Angst, Schmerz, Wehmut, Liebe.

„Welche denn?“, fragte Draco direkt und ließ seine Hände in die Hosentaschen wandern.

Seine eine Hand war noch immer rot von den Schlägen gegen die Wand und die entstandene Wunde pochte ein wenig.

Seine Mutter musste das nicht sehen. Das wollte er nicht, schließlich war die Wunde nicht schlimm und außerdem würde sie unnötige Fragen stellen.

Er war schon froh, dass vorhin im Krankenflügel es anscheinend niemand gesehen hatte.

„An meine eigene Schulzeit hier. Hier habe ich deinen Vater kennen- und lieben gelernt…“, entgegnete sie lächelnd, doch es war kein überzeugendes Lächeln.

„Du siehst unglücklich aus…“, stellte er fest und seine Mutter blieb stehen.

„Draco. Liebst du diese Granger wirklich? Ich muss das wissen…“

„Und wenn es so ist? Was hast du dann vor?“, wollte Draco wissen und drehte sich zu seiner Mutter um.

Er musterte sie und irgendwie tat sie ihm gerade leid. Sie sah aus wie eine gebrochene Frau. Die Schultern waren nicht gestrafft, sondern hängten einfach runter. Ihre Haltung generell war alles andere als selbstbewusst gerade.

„Draco, erzähl doch keinen Unsinn. Du willst mir doch nicht wirklich sagen, dass du eine Beziehung zu einem Schlammblut eingehen willst. Das ist doch nicht dein Ernst“, meinte sie und trotz der Haltung klang ihre Stimme selbstbewusst und bestimmt.

Irgendwie ist diese Frau voller Gegensätze, oder?, schoss es ihm durch den Kopf und seufzend lehnte er sich gegen die Wand.

„Ich… Ich will diese Beziehung. Sie gibt mir das Gefühl, geliebt und gebraucht zu werden. So etwas habe ich noch nie zuvor in meinem Leben gespürt. Weder von euch noch von sonst irgendjemandem“, sagte Draco kalt und musterte weiterhin seine Mutter.

Ihre Haltung wurde selbstbewusster. Wie es schien, hatte er ihren Kämpferwillen geweckt.

„Natürlich lieben wir dich und wir haben es dir auch immer gezeigt. Du hast gesagt, du willst Todesser und der Gegenpol zu Potter werden. Jetzt bist du es, also wo ist das Problem?“

„Wo das Problem ist? Das kann ich dir sagen. Ihr habt mir nicht einmal gezeigt, dass ihr mich liebt. Ich war bestenfalls euer Aushängeschild, damit die Familie Malfoy nicht ausstirbt. Und was hätte ich denn sonst sagen sollen!? „Todesser ist ein Scheiß-Leben, ich verzichte dankend“? Dann könntet ihr mich heute an meinem Grab besuchen kommen. Seit dem Halloween-Ball habe ich allmählich begriffen, was für eine Scheiße zu Hause läuft mit Voldemort und dieser Ideologie, die er für heilig erklärt hat. Das ist alles Bullshit. Hermine kann mehr, als der gesamte Jahrgang. Sie ist intelligent, eine hervorragende Kämpferin und mutig-“

„Wie redest du denn!? Hat dich jemand verzaubert? Ich erkenne meinen eigenen Sohn nicht wieder. Draco. Sie ist ein Schlammblut, keine echte Hexe und somit unwürdig, mit dir auch nur zu tun zu haben. Es gibt so viele intelligente, schöne, und mutige Hexen. Lass dich doch jetzt nicht so manipulieren. Das war bestimmt auch sie, um an Informationen heran zu kommen, was? Ganz schön gerissen von ihr, aber damit wird sie nicht durchkommen, das kleine Biest“, drohte Narzissa und Draco hatte das Gefühl, dass ihm gleich der Kragen platzen würde.

„Wenn diese Ansichten vom reinen Blut so toll sind und du hinter deinem Mann und dem dunklen Lord stehst, warum bist du dann keine Todesserin?“, fragte er und wusste ganz genau, dass er sie mit dieser Frage ins Wanken bringen würde.

Außerdem interessierte es ihn wirklich, was sie dazu zu sagen hatte.

„Weil… Also um genau zu sein….“, stotterte sie und biss sich kurz auf die Unterlippe. Sie war verunsichert und Draco würde diesen Moment nutzen, um sie davon zu überzeugen, dass es nur einen Weg gab für sie.

„Ich kann dir die Antwort sagen… Weil du innerlich eben nicht von den Ansichten überzeugt bist und weil du Angst hast vor dem dunklen Lord so wie alle anderen auch. Ich wäre auch lieber keiner, denn wegen des dunklen Mals muss ich damit rechnen, jederzeit vor Schmerzen zusammen zu klappen, weil der dunkle Lord heraus gefunden hat, was hier passiert. Du hattest Glück, weil er dich nicht gefragt hat. Deswegen kannst du diesen Teil der Geschichte nicht richtig nachvollziehen. Aber das will ich auch gar nicht von dir. Mir geht es darum, dass du verstehst, dass ich mich von der Ideologie wegentwickelt habe und dass es das einzige richtige ist. Wenn du sie so gut finden würdest, wärst du doch auch Todesserin, oder?“

„Aber Draco… Nur weil man sich von vielleicht falschen Idealen wegbewegt, muss man doch nicht gleich so übertrieben reagieren und das genaue Gegenteil tun, oder? Hast du schon einmal an die Konsequenzen gedacht-?“

Draco schnaubte.

Was war das denn für eine Frage!?

Genervt antwortete er:

„Natürlich. Ich denke jeden Tag daran, weil ich nicht weiß, wie lange Hogwarts noch sicher ist und somit Hermine und ich. Aber andererseits kann ich ein wenig selbst bestimmen, wann die Todesser kommen. Schließlich ist es mein Auftrag, sie hierher zu holen. Und ich werde diesen Auftrag auch ausführen, sobald ich einen genauen Plan habe, wie Hermine in Sicherheit gebracht werden kann.“

„Draco, das ist der pure Wahnsinn, was du da vorhast! Wenn der dunkle Lord es herausfindet, bist du tot. Begreif es doch! Das ist die ganze Sache doch nicht wert!“

Sie schien mittlerweile mehr verzweifelt als wütend zu sein, doch er würde bei seiner Position bleiben.

Hermine war ihm wichtig und er würde das jetzt nicht mehr einfach so beenden können. Dafür gab sie ihm zu viel.

„Es tut mir leid, aber ich bleibe dabei. Wenn du es für richtig hältst, dann kannst du gerne dem dunklen Lord Bericht erstatten. Ich habe ansonsten nichts mehr mit dir zu besprechen…“, sagte Draco und stieß sich von der Wand ab.

Er drehte seiner Mutter den Rücken zu und schlenderte selbstbewusst den Gang entlang.

Als Narzissa seinen Namen rief, blieb er stehen und grinste kurz.

Er hatte es geschafft. Seine Mutter würde für ihn kämpfen, das wusste er.

Der Slytherin drehte seinen Kopf zu seiner Mutter.

„Hm? Was ist denn noch?“

„Ich werde meinen eigenen Sohn nicht an den dunklen Lord verraten. Ich liebe dich, Draco und könnte das nicht über’s Herz bringen. Auch wenn ich noch nicht recht weiß, was ich von deiner Freundin halten soll… Aber ich werde versuchen, mich damit zu arrangieren…“

Langsam drehte sich Draco ganz zu seiner Mutter um.

„Ich denke, dass vieles nicht passiert wäre, wenn du mir schon früher mal gezeigt hättest, wie viel ich dir wirklich bedeute. Dennoch danke… Wir sehen uns beim Essen“, meinte er und schritt davon.

Draco war mehr als dankbar dafür, dass sie ihm endlich gesagt hatte, wie wichtig er ihr war, doch jetzt einfach auf heile Familie machen wollte er auch nicht.

Es war einfach zu viel vorgefallen in der Vergangenheit. Aber dieses Gespräch war ein Anfang für eine andere Zukunft, einer besseren Zukunft, so glaubte er.

Auch wenn sein Vater da wahrscheinlich keine Rolle mehr spielen würde.

Unser aller Blut ist rot

Hermine hatte das Buch mittlerweile zu Ende studiert und langweilte sich in der Krankenstation. Madame Pomfrey war auch noch nicht wieder aufgetaucht, somit wusste sie noch immer nicht, wie lange sie hier noch liegen müsste.

Eigentlich wollte sie überhaupt nicht weiter liegen, aber als sie versuchte, aufzustehen, übermannte sie eine Welle des Schmerzes und gequält aufstöhnend, ließ sie sich wieder ins Kissen gleiten.

Das war also keine gute Idee gewesen…

Aber sie musste sich irgendwie beschäftigen. Konnte man das Krankenzimmer nicht in die Bibliothek verlegen?

Da könnte sie wenigstens nach Herzenslust schmökern und lesen.

Seufzend starrte sie die Decke an.

Ob Draco wohl schon mit seiner Mutter geredet hatte?

Wie würde sie darauf reagieren, dass ihr Sohn mit ihr…?

Garantiert nicht gut, das war klar. Schließlich hatten beide Elternteile Draco immer klar gemacht, was der Unterschied zwischen Reinblut und Muggel war.

Hoffentlich würde Draco standhaft bleiben.

Wenn nicht, wüsste sie nicht so recht, wie sie damit umgehen sollte und ob sie die Kraft aufbringen könnte, wieder von vorn an zu fangen.

Gerade so in ihre Gedanken versunken, betrat jemand den Saal und die Brünette drehte den Kopf.

Erstaunt schaute sie zu Narzissa, die zielstrebig zu ihr rüberging.

Bei der Entschlossenheit, die sie an den Tag legte, glaubte Hermine, dass sie gleich tot sein würde.

War das Gespräch so sehr nach hinten los gegangen?

Aber eigentlich hatte sie doch auch damit rechnen müssen. Schließlich ist und bleibt sie eine reinblütige Hexe, die davon überzeugt war, dass sie besser war als sie.

Unauffällig griff sie nach ihrem Zauberstab und bereitete sich darauf vor, sich zu verteidigen.

„Du kannst deinen Zauberstab wieder weglegen, ich will dich nicht angreifen oder töten… Nur reden…“, beschwichtigte sie und setzte sich auf einen Stuhl neben dem Bett.

„Sie haben bereits mit Draco gesprochen?“, hakte Hermine nach und war gespannt, was bei diesem Gespräch rauskommen würde.

„Ja, das habe ich. Deswegen bin ich hier“, erwiderte sie und musterte Hermine einen Moment lang, bevor sie fortfuhr:

„Du hast meinem Sohn ganz schön den Kopf verdreht. Dieser Ball scheint da einiges in Gang gebracht zu haben, was?“

Die Brünette nickte.

Ja, da hatte sie wohl recht. Ohne den Ball wären sie nach wie vor Feinde, da war sich Hermine zu 100% sicher. Und manchmal war sie sich nicht so ganz sicher, ob es nicht besser so wäre.

Denn sie spürte, dass Draco sich sehr große Sorgen wegen Voldemort machte und wenn sie Feinde wären, würde es ihm bestimmt leichter fallen, hier zu sein. Doch andererseits hätte er dann niemanden zum reden, niemanden, an den er sich anlehnen konnte. Sie aber war nur froh, dass es diesen Ball gegeben hatte. Mittlerweile war sie wirklich dankbar, denn auch sie hatte jemanden gefunden, der sie so nahm wie sie war. Auch wenn das mit der Abstammung wohl noch ein kleines Problem war, aber das würde sie auch noch in den Griff kriegen. Und das bedeutete als erstes seine Mutter auf ihre Seite zu ziehen. Und sie hatte auch schon eine Idee wie…

„Nur aufgrund dieses Balls konnte ich Draco von einer Seite kennen lernen, die er mir sonst nie gezeigt hätte. Und ich bin froh, mit ihm dort gewesen zu sein. Denn insgeheim finde ich, dass Draco ein gutaussehender, intelligenter und charmanter Mann ist. Dieser Ball hat mein Denken beeinflusst, denn ich fange an, die Menschen so zu beurteilen, wie sie sich mir gegenüber verhalten und nicht nach ihrer Herkunft oder ihrem Erscheinungsbild. Denn jeder ist individuell und wir sollten jemanden nicht einfach in irgendeine Schublade stecken.“

„Weise Worte für ein Mädchen in deinem Alter…“, murmelte Narzissa und ließ ihren Blick schweifen.

„Danke. Aber ich will damit jetzt weder besserwisserisch noch eingebildet rüberkommen. Es ist einfach meine Meinung mittlerweile…“

„Ich wünschte, das würden noch mehr so sehen wie du.“

Hermine bemerkte den abwesenden Blick von Dracos Mutter und hörte die Sehnsucht in der Stimme.

„Ihr Mann?“, fragte sie nach und sofort wanderte der Blick wieder zu ihr zurück.

„Vorsichtig, junge Dame…“

Die junge Gryffindor nickte.

Sie wollte etwas darüber herausfinden, wie sie zu Voldemort stand, aber wie sollte sie das machen, ohne direkt zu fragen?

„Ich weiß, was du wissen willst. Du brauchst gar nicht erst zu überlegen, wie du es aus mir herausbekommst. Ich bin keine Todesserin und ich werde meinen Sohn unterstützen. Das ist alles, was du darüber wissen musst.“

„Danke, das bedeutet ihm sehr viel…“

„… Wie dem auch sei. Es wäre besser gewesen, wenn du mit deiner Suche bis nach dem Krieg gewartet hättest. Das hätte es für alle einfacher gemacht. Wenn mein Sohn wegen dir stirbt…“

„Das wird er nicht. Und wenn ich auch nur im Geringsten an dem Ballabend gemerkt hätte, mit wem ich dort war, hätte ich mich auch anders verhalten. Aber ich wusste es nicht“, verteidigte sich Hermine und ließ jetzt selbst den Blick schweifen.

Es war leer in dem Saal. Sämtliche Betten waren unbenutzt.

Eigentlich war das hier ein sehr einsames Plätzchen…

„Aber du musst ja wirklich einen außergewöhnlichen Charakter haben, wenn mein Sohn dich erst hasst und dann liebt…“

„Es gibt da ein Sprichwort bei uns… „Wer jemanden hasst, kann ihn auch lieben, denn er ist ihm nicht egal.“ Ich weiß nicht, wer das mal gesagt hat, aber ich finde, da ist viel Wahres dran. Scheint sich jetzt ja zu bewahrheiten. Ich hätte auch nie gedacht, dass ich mich mal in Draco Malfoy verlieben würde, aber es ist so und es ist gut so. Klingt jetzt sicherlich nach dummem Teenager-Geschwätz, aber zusammen werden wir das schaffen. Das weiß ich.“

„Hoffentlich behältst du recht. Der dunkle Lord ist schließlich nicht irgendwer. Und ihr seid Teenager.“

„Ja, ich weiß. Eigentlich klingt es, als sei es der pure Wahnsinn. Und wahrscheinlich ist es das auch, aber wir haben doch keine andere Wahl, als zu kämpfen. Ansonsten werden wir gleich untergehen…“

„Und in diesen Wahnsinn hast du meinen Sohn mit reingezogen, Schlammblut…“, knurrte Narzissa und Hermine seufzte.

Das Wort langweilte sie nur noch, es hatte ihre Wirkung auf sie verloren.

„Ich habe keine Lust, immer mit demselben Wort beleidigt zu werden. Lassen sie sich doch mal was neues einfallen. Gibt es eigentlich abgesehen vom unterschiedlichen Blut noch andere Unterschiede?“

„Wie meinst du das? Ich verstehe nicht, worauf du hinauswillst“, wand Dracos Mutter ein und die Gryffindor seufzte.

„Haben Sie ein Messer dabei? Oder einen Dolch? Ich möchte Ihnen etwas zeigen…“

Irritiert, was Hermine mit einem Messer vorhatte, holte sie eines hervor. Doch sie gab es nicht sofort weiter.

„Was hast du vor?“, wollte sie wissen und musterte die junge Schülerin eindringlich.

„Nachdem, was ich so gehört habe in den letzten Jahren und was sie so im Verlaufe gesagt haben, sind Sie selbst nicht so überzeugt von diesem Blutsgefasel und ich möchte Ihnen ein für alle Mal zeigen, was es damit auf sich hat…“, erklärte Hermine und neugierig reichte Narzissa ihr das Messer.

Sie nahm es und hielt auch den Arm von Narzissa fest.

Dann schnitt sie Dracos Mutter mit dem Messer. Es war ein kleiner Schnitt, der aber ausreichte, damit ein wenig Blut floss.

„Was soll das!?“, zischte Narzissa, doch Hermine ließ sich nicht beirren und schnitt sich selbst auch in den Arm.

„Sehen Sie es?“, fragte sie und hielt ihren Arm neben den von Narzissa, die noch immer verärgert war.

„Was soll ich sehen?“, fauchte sie und schaute die beiden Schnittwunden an.

Hermines Schnitt war ein wenig größer als ihrer, doch das war auch der einzige Unterschied, soweit sie es sehen konnte.

Doch ehe sie Narzissa eine Antwort geben konnte, betrat Draco den Raum und schien im ersten Augenblick recht entsetzt über das, was er sah.

„Was tut ihr da? Warum hast du Mutters Messer? Was geht hier vor sich?“, wollte er wissen und war mit ein paar Schritten am Bett angekommen.

Er setzte sich auf die andere Seite von Hermine ans Bett und sah die beiden Schnitte.

„Ich bin gerade dabei, etwas zu erklären. Was siehst du, Draco?“, fragte Hermine und Malfoy schaute ihr in die Augen, dann die beiden Wunden an.

„Dass ihr beide blutet… Und das dein Schnitt etwas länger ist als der von Mutter“, antwortete er leicht verdutzt und als die beiden Malfoys aufsahen zu Hermine, sahen sie ein zufriedenes Lächeln auf ihrem Gesicht.

„Richtig. Ihr seht als sozusagen, dass es nicht zu sehen gibt. Dieses ganze Gerede vom unreinen Blut… Es ist so ein Schwachsinn. Unser aller Blut ist rot. Egal, ob Muggelstämmige oder Reinblut. Es ist vollkommen egal. Vom Aussehen her kann man uns auch nicht unterscheiden. Selbst von den Fähigkeiten her kann man es nicht immer unterscheiden und anhand des Charakters auch nicht, außer vielleicht bei ein paar eingebildeten Zauberern. Aber das Blut von Muggelstämmigen ist genauso rot wie euers auch. Voldemort und vielleicht auch andere Zauberer oder Hexen interpretieren Dinge in einen Status hinein, die völlig unsinnig sind. Ich bin laut Voldemort unrein und dennoch Jahrgangsbeste. Nach seiner Ansicht dürfte das gar nicht sein. Ich hoffe, ihr versteht, was ich damit sagen will… Wer gut und wer schlecht ist, lässt sich nicht anhand des Blutes feststellen. Auch Stärke oder Intelligenz haben nichts damit zu tun…“

Ihre Worte sprach sie ruhig und bedacht aus und Hermine ließ den anderen beiden ein wenig Zeit, das Gesagte sacken zu lassen und zu verarbeiten.

Sie bemerkte, wie Draco die beiden Wunden hypnotisierte und sie fragte sich, ob sie ihn mit dieser Demonstration im Herzen erreicht hatte.

Auch Narzissa schien abwesend auf die Wunden zu schauen und sagte schließlich:

„Das mag ja alles sein und ich war wirklich nie eine große Verfechterin des dunklen Lords. Aber jetzt sind wir in der Situation, dass der Lord denkt, wir wären auf seiner Seite. Und mein Mann… Was sollen wir jetzt machen deiner Meinung nach? Verraten wir den dunklen Lord offen werden wie sofort eingefangen, gequält und getötet. Gehen wir zum Lord zurück wird er anhand unseres Verhaltens merken, dass wir ihn nicht mehr unterstützen. Dann werden wir gefoltert und getötet. Also was ist dein Plan?“

Hermine legte ihre eine Hand auf eine von Narzissas und die andere auf Draco und sah beide nacheinander eindringlich an.

Es gab nur eine Möglichkeit, diese Sache zu regeln.

„Wir haben nur eine Möglichkeit. Ihr müsst hier bleiben, wo es noch sicher ist. Ihr – oder wir, wie ihr wollt – müsst mit Dumbledore reden und ihm alles sagen, was ihr über… Voldemort wisst. Und sei es noch so unbedeutend. Jedes Detail kann entscheidend sein in diesem Krieg. Dann müssen wir uns eine Strategie überlegen, wie wir weiter vorgehen. Eine andere Chance sehe ich nicht. Wir können das alles nur durchstehen, wenn wir aufrichtig miteinander umgehen, ehrlich sind und kooperieren.“

Wieder Stille.

Wieder sah sie, wie die anderen ihre Worte verdauten, hin und her überlegten und abwägten.

„Das ist noch immer Wahnsinn… Wenn Hogwarts Mauer nicht stand halten, dann sind wir alle verloren…“, murmelte Narzissa und senkte den Blick.

„Dann müssen wir dafür sorgen, dass die Mauer standhalten. Mutter, Hermine hat recht. Wenn wir zurückkehren zum Lord, wird er sofort begreifen, dass wir nicht zu ihm gehören. Dann denkt er, dass wir ihn vielleicht ausspionieren wollen und dann quält er uns noch stärker.“

„Und was ist mit deinem Vater? Wenn ich nicht zurückkehre, dann wird der Lord Fragen stellen und ihn nachher foltern und töten… Das kann ich nicht verantworten… Ich… Ich…“

„Was Lucius Malfoy angeht, so hätte ich auch da einen Plan, wenn auch eher unkonventionell…“, mischte sich Hermine wieder ein, hatte die Stimme aber gesenkt, um keinen zu erschrecken.

„Der da wäre?“, fragte Draco und hob eine Augenbraue.

„Naja, da er nicht davon begeistert sein würde, wenn er wüsste, dass wir Zwei… Naja, also da er vermutlich nicht freiwillig hierher kommen würde, dachte ich, dass Narzissa ihm einen Brief schreibt, wo sie schreibt, dass es in Hogwarts Probleme mit dir gibt und das er unbedingt kommen müsse. Und wenn er hier ist, dann… Naja, wenn er freiwillig nicht bleiben will, dann sollten wir ihn für die Zeit vielleicht wegsperren hier. Ich meine, es ist ja nur für die Zeit, wo der Krieg herrscht. Und nicht für immer… Und er wäre dann auch hier in Sicherheit…“, murmelte Hermine und war nervös und zupfte an einer ihrer Haarsträhnen. Sie hatte ihre Hände von denen von Draco und Narzissa gelöst.

Sie mochte den Plan zwar – allein schon, weil sie Lucius nicht mochte – aber das war ja nicht ihre Entscheidung.

Dass der Plan klappen würde, davon war sie wiederum überzeugt. Er war immer sofort zur Stelle, wenn es hier Probleme gab. Ob man ihn da haben wollte oder nicht.

Hermine traute sich nicht so recht, Draco oder Narzissa an zu schauen und so starrte sie einen Punkt auf ihrer Bettdecke an.

„Ich finde den Plan gar nicht so schlecht. So könnten wir sichergehen, dass ihm nichts passiert und wir wären alle Drei aus der Schusslinie“, bemerkte Draco nach einer gefühlten Ewigkeit oder waren es nur Sekunden gewesen?

„Ja, an sich schon. Aber was ist, wenn Hogwarts fällt? Wenn der dunkle Lord hierher kann. Was dann!? Dann sind wir ihm alle schutzlos ausgeliefert.“

„Wir müssen wissen, wie man ihn besiegen kann… Harry arbeitet daran und wenn sie sich entschließen sollten zu kooperieren, gibt es ja vielleicht noch weitere Hinweise, die uns weiterbringen könnten. Wenn nicht, dann werden wir die Hinweise halt selber finden. Mir geht es darum, ob sie es mit durchziehen oder nicht. Ich muss wissen, ob man sich auf euch verlassen kann…“

„Du schon, aber Potter und Weasel-Bee und so… Selbst wenn wir ihnen lang und breit erklären würden, warum wir den Lord nicht unterstützen wollen und dass man gezwungen wird und was nicht alles erzählen, so werden sie uns dennoch nie glauben“, vermutete Draco, doch Hermine schüttelte den Kopf.

„Nein, da schätzt du sie falsch ein. Harry im Besonderen. Auch wenn sie für dich nie einen Fanclub aufmachen würden, so wären sie doch für jede Unterstützung im Kampf dankbar. Ron würde das zwar niemals zugeben, aber insgeheim hat er einfach nur die Hosen voll. So wie jeder hier, der weiß, was auf uns zukommt. Und Harry könnte sich mit dir recht gut arrangieren, wenn du ihn nicht auf die Palme bringst. Außerdem habe ich auch so meinen Einfluss auf die Jungs. Aber dafür muss ich wissen, ob ihr dabei überhaupt mitmachen wollt.“

Den letzten Satz sagte Hermine mit Nachdruck in der Stimme. Sie würde auch nicht zulassen, dass sie jetzt gehen, um nach draußen zu geben und es sich zu überlegen. Die Entscheidung musste hier und jetzt fallen.

Sie war sich bewusst, dass es gerade für Narzissa wahrscheinlich eine sehr schwere Entscheidung war, aber sie hatten einfach keine Zeit für langes Nachdenken. Außerdem wollte sie den Vorteil der Zeit für ihre Zwecke nutzen. Je mehr Zeit verstrich, desto mehr Zweifel kamen vielleicht in ihr hoch und solange sie sie jetzt noch verbal manipulieren konnte, würde sie eine Entscheidung zu ihren Gunsten fällen und das brauchte sie.

Allein schon, damit Draco nicht Angst um seine Mutter haben musste, wenn er Voldemort verriet. Und er hätte noch einen Ansprechpartner hier, wenn es weitere Probleme gab.

Sie wusste, dass es nicht fair war, die Zwei jetzt so unter Druck zu setzen. Aber es war ihre Gelegenheit, die wollte sie nutzen.

Jetzt konnte sie neue Verbündete gewinnen und Draco vielleicht auch als richtigen Freund, wenn er wusste, dass er hier mit ihr und seiner Mutter erst einmal sicher war.

„Ich bin dabei…“, meinte Draco mit fester Stimme und riss Hermine so aus ihren Gedankengängen raus.

Sie lächelte ihn an und er lächelte leicht zurück. Ihr Herz hüpfte kurz vor Freude, doch dann wurde sie schon wieder ernst, denn jetzt musste Narzissa sagen, was sie darüber dachte und ob sie die Entscheidung mittrug.

„Ich habe in der Vergangenheit viele Fehler gemacht und habe mir geschworen, dass ich auf meinen einzigen Sohn in Zukunft besser aufpassen werde. Ja, ich werde hier bleiben, aber nur, wenn Lucius auch hierher kommt. Und wenn er eingesperrt werden muss, damit er hierbleibt, dann muss es sein. Ich lasse nicht zu, dass mein Mann allein bei Voldemort bleibt“, antwortete sie und seufzte kurz.

Hermine glaubte, dass sie aufgrund von Erleichterung seufzte, denn ihre Haltung entspannte sich ein wenig.

Und nach der Entscheidung von Dracos Mutter wurde ihr Gesichtsausdruck immer glücklicher, bis sie schließlich strahlte.

Sie hatte es geschafft, beide Malfoys zu überreden hier zu bleiben und Lucius würden sie zu dritt auch noch klein kriegen, dass er auf der falschen Seite stand. Da war sich Hermine auf einmal sehr sicher.

Außerdem war sie sehr erleichtert darüber, dass sie anscheinend wirklich nicht so ein großes Problem damit hatte, dass sie eine Muggelstämmige war.

Das hätte alles auch sehr viel böser enden können.

„Ich werde jetzt zu Professor Dumbledore gehen, um ihm meine Entscheidung mit zu teilen und mit ihm den Plan zu erläutern meinen Mann betreffend. Wir sehen uns beim Abendessen“, sagte sie ruhig und stand auf.

Zu Hermines Verwunderung zauberte sie die Schnittverletzung nicht weg, sondern beließ es bei dieser sichtbaren Wunde.

Ob sie die gegen sie einsetzen wollte späterhin wegen irgendetwas?

Etwas nachdenklich runzelte die Stirn.

Nein, sie sollte nicht jetzt schon zweifeln. Der Entschluss zur Kooperation war schließlich gerade erst gefällt worden.

„Bis später“, murmelte Draco und schaute seine Mutter kurz leicht lächelnd an.

„Ach eins noch, Mädchen…“, begann Narzissa und blieb stehen.

Überrascht sah Hermine zu ihr rüber.

„Ja?“, fragte sie und beobachtete sie dabei, wie sie sich noch einmal zu ihnen umdrehte.

„Auch wenn du mich schon die ganze Zeit geduzt hast… Ich bin Narzissa“, sagte sie selbstbewusst und die Brünette lächelte.

Es war ein aufrichtiges, freundliches und glückliches Lächeln.

„Ich bin Hermine. Freut mich, dich kennen zu lernen“, erwiderte sie froh und Narzissa nickte mit einem Lächeln.

Dann verschwand sie aus dem Saal.

Lucius Entscheidung

So, hier das nächste Kapitel ^.^

Danke für eure lieben Kommentare x3
 

„Danke…“, nuschelte Draco, schaute auf Hermines Bettdecke und spielte ein wenig mit seinen Händen.

Er fühlte sich gerade irgendwie ganz komisch.

Auf der einen Seite erleichtert, weil seine Mutter ihn unterstützte, sie hier auch erst einmal in Sicherheit war, doch andererseits hatte er Angst. Angst, wie sein Vater reagieren würde, wenn er alles erfuhr und Angst, wie der Lord auf den Verrat reagieren würde.

Der Lord wäre sicherlich außer sich vor Wut, wenn er merkte, dass sie weg waren und sobald sie unvorsichtig werden würden und er an sie herankommen könnte, würden sie gefoltert und getötet. Das waren nicht gerade die schönsten Aussichten, wie er fand.

Der Slytherin sah, wie zwei Hände sich auf seine legten und leicht verdutzt schaute er auf.

Er blickte in ein lächelndes, freundliches und aufrichtiges Gesicht von Hermine.

„Mach dich bitte nicht wahnsinnig. Es wird alles gut werden…“, sagte sie sanft und er spürte, wie sie seine Hände streichelte.

Doch er zog sie weg. Wut kochte in ihm hoch, die er gar nicht erst versuchte zu verbergen.

„Du hast doch keine Ahnung, Granger“, knurrte er und stand so schwungvoll auf, dass der Stuhl, auf dem er saß, auf den Boden fiel.

Erschrocken schaute Hermine ihn an, doch das interessierte ihn gar nicht.

Oh nein, der dunkle Lord, schoss es ihm durch den Kopf. Ja, er kontrollierte ihn gerade, das spürte er.

Verzweifelt klammerte er sich an die Bettkante, spannte seine Muskeln an, um nicht los zu lassen. Schließlich wusste er genau, was Voldemort wollte.

Er wusste es ganz genau…

Er wollte Hermine umbringen, um Harry blind vor Wut werden zu lassen, damit er Hals über Kopf nach draußen stürmte und ihn suchen würde. Und zurückfallen würde das auf ihn, denn Draco glaubte nicht, dass die anderen ihm glauben würden, dass der Lord ihn kontrolliert hatte.

Sie würden annehmen, dass er Hermine nur ausspioniert hatte, um zu wissen, was sie gegen den Lord planten und da er genug Informationen hatte, hatte er sie umgebracht.

Keuchend vor Anstrengung kämpfte er gegen den Drang an, seinen Zauberstab zu ziehen und den unverzeihlichen Fluch zu sprechen, doch es fiel ihm immer schwerer. Der Lord verfügte über eine unglaubliche Macht.

Sein dunkles Mal schmerzte, ließ ihn beinahe wahnsinnig werden.

Er kramte in seinen Erinnerungen nach schönen Augenblicken, damit er wieder stärken werden würde, doch es gab da nicht allzu viele Momente…

Stattdessen kamen Erinnerungen der Folterungen von seinem Vater in ihm hoch, was ihn noch mehr Hass spüren ließ.

Nein, er durfte es nicht zulassen.

Endlich hatte er jemanden gefunden, der ihn nahm, wie er war und er durfte diese Verbindung nicht aufgeben. Er durfte nicht zulassen, dass er aufgrund von Voldemorts Kontrolle, Hermine etwas antat.

Der Schock über sein Verhalten war aus ihrem Gesicht verschwunden, als er zu ihr aufsah.

Wie er feststellte, schien sie nachdenklich zu sein. Woran dachte sie gerade?

Ehe er einen weiteren Gedanken fassen konnte, setzte sich Hermine unter Schmerzen auf.

Was hatte sie vor? Es tat ihr doch weh… Was machte sie da?

Eiskalt sah er sie an, auch wenn er das eigentlich nicht wollte.

Doch sie ließ sich davon nicht zurückschrecken.

Warum auch?

Diesen Blick hatte er ihr schließlich schon öfters gezeigt, ohne dass sie schreiend weggelaufen war.

Was er ja auch gerne mal gesehen hätte…

Und dann spürte er sie. Hermines Lippen. Seidig weich und zart, wie er sie von ihrem letzten Kuss in Slughorns Klassenraum noch in Erinnerung hatte.

Voldemort verhinderte, dass er den Kuss sofort erwidern konnte. Doch ihr Kuss gab ihm Kraft, sich weiter zu wehren.

Sie schien zu fühlen, dass er einen inneren Kampf ausfocht und sie intensivierte den Kuss, hatte die Augen geschlossen und ließ ihre Energien auf ihn übergehen, so fühlte es sich jedenfalls an.

Nach kurzer Zeit schloss auch er die Augen, konzentrierte sich auf die glücklichen Gefühle, die ihn durchströmten und Voldemort zog sich widerwillig wieder zurück.

Der Kuss dauerte noch kurze Zeit an, bis Draco ihn unterbrach.

„Danke…“, keuchte er leise, stellte den Stuhl wieder hin und setzte sich hin.

„Voldemort, oder?“, fragte sie leise nach und er nickte.

„Dann musst du zu Professor Dumbledore, sofort!“, meinte sie eindringlich und der Slytherin verstand sofort.

Er war in seinen Geist eingedrungen, wusste also, dass er ihn verraten hatte und sein Vater war noch da…

„Bis später“, rief er noch, als er schon fast den Saal verlassen hatte.

An sich war er überhaupt nicht glücklich darüber, dass sein Vater hierher kommen sollte, doch sonst war seine Mutter nicht auf ihrer Seite und er brauchte sie, um das Ganze hier zu überleben.

Noch immer fragte er sich, wie alles hatte soweit kommen können. Er verstand es nach wie vor nicht.

Doch wahrscheinlich musste er sich damit abfinden, dass er es nie wirklich wissen oder verstehen würde.

Als er um eine Ecke bog, rannte er direkt in jemanden rein. Es war Potter. Er war wohl gerade auf dem Weg zu Hermine.

Er hörte ein leises Fluchen, als er auch schon wieder weiterlief.

„Sorry!“, rief er noch hinterher und war auch schon wieder eine Biegung weiter.

Er würde sich später vielleicht nochmal ordentlich entschuldigen, wenn es sein musste. Mal sehen.

Keine Minute später hatte er die Tür zu Professor Dumbledores Büro aufgestoßen.

„Pro-“, fing er an, doch seine Stimme versagte.

Sein Vater war schon da. Arrogant stand er vor dem Schreibtisch des Schulleiters und fuchelte mit seinen Armen rum.

„Ich werde niemals hier bleiben!“, herrschte Lucius seine Frau an und schaute erst dann zu seinem Sohn rüber.

„Was gibt es, Draco?“, fragte der Professor freundlich und stand auf.

„Möchtest du zunächst mit mir allein reden?“, fragte Dumbledore direkt weiter. Bestimmt sah der Schulleiter, wie unwohl er sich hier gerade fühlte.

Warum hatte er sich überhaupt Sorgen gemacht?

Sein Vater war feige, feiger als er. Kein Wunder also, dass er so schnell wie möglich hergeeilt war, als er den Brief bekommen hatte.

Denn auch wenn da nur drin stand, dass es wegen ihm war, so glaubte er schon, dass sein Vater die Vermutung hatte, dass es in Wirklichkeit um den dunklen Lord ging.

Für so intelligent hielt er ihn schon.

Andererseits, wenn er wirklich dachte, dass es um ihn ging und er nur hier war, um ihn runter zu putzen und den Namen Malfoy wieder her zu stellen, dann tat er ihm einfach nur leid.

„Nein. Ich bin hier, weil eben der dunkle Lord in meinen Geist eingedrungen ist. Vater, du hast gar keine andere Wahl, als hier zu bleiben, sonst wirst du sofort gefoltert und getötet“, sagte er kalt und schaute zu seinem Vater rüber.

„Wie redest du mit mir!?“, fragte er wütend, sich anscheinend der Worte überhaupt nicht bewusst, die er zu ihm gesagt hatte.

Narzissa hingegen schien bestürzt.

„Aber es ist alles in Ordnung, ja?“, fragte sie sofort nach und Draco nickte.

„Ja, geht alles. Her- Ich hatte Hilfe“, antwortete er und musterte seinen Vater.

Er war ein Schatten seiner selbst.

Seine Haare waren ungepflegt, sein 5 Tage Bart und die dicken Ringe unter den Augen verrieten die Angst, die er hatte und schlussendlich war es seine Haltung.

Die Schultern hingen, der Kopf war leicht gesenkt. Die arrogante Haltung von eben war verschwunden. Anscheinend hatte er doch begriffen, was er gesagt hatte.

Es sah schon erbärmlich aus, wenn er ihn mit seinem Ich von vor ein paar Jahren verglich.

Doch wie sollte er das seinem Vater klar machen?

Sein Blick wanderte umher.

„Professor? Heißt es nicht, sie hätten hier einen Spiegel? Einen… Muggelspiegel?“, fragte er und Dumbledore nickte.

„Was willst du mit einem Muggelspiegel, mein Sohn!?“, bellte Lucius, doch Narzissa legte ihm eine Hand auf den Rücken und er beruhigte sich ein wenig, wenn auch nicht viel.

„Dort drüben steht er“, erwiderte Dumbledore, ohne auf die Frage ein zu gehen, da Draco selbst es ja auch nicht tat.

„Ah danke“, murmelte er und zog seinen Vater vor diesen Spiegel.

„Was siehst du?“, fragte er und stellte sich zwischen Spiegel und Vater, sodass er sich aber noch anschauen konnte.

Er verschränkte die Arme und taxierte seinen Vater, der einfach nur hinsah, ohne eine Miene zu verziehen.

„Mich… Und ich bewege mich nicht… Nur die Bewegungen, die ich mache, macht auch mein Spiegelbild… Was soll das, Draco?“

„Stimmt, dieser Spiegel zeigt nur einen selbst. Er zeigt einen alten, verbitterten, ängstlichen Mann mit unterwürfiger Haltung, ungepflegtem Äußeren und Angst in den Augen. Das ist der große Lucius Malfoy jetzt. Ein Nichts, ein Niemand…“, sagte er und stellte sich zwischen seinen Vater und dem Spiegel.

„Du hast gar keine andere Wahl, als hier zu bleiben. Der dunkle Lord weiß Bescheid, Vater. Und wenn du nicht freiwillig hier bleibst, werden wir dich einsperren“, stellte er klar und Lucius Augen funkelten.

„Na warte. Wer hat dir erlaubt, so mit mir zu reden???“, schrie er, doch nun war es Dumbledore, der sich einmischte.

„In meinem Büro wird nicht rumgeschrien. Und ihr Sohn hat vollkommen recht. Es wäre viel zu gefährlich wieder zurückzugehen…“

„Das geht Sie jawohl gar nichts an, Dumbledore!“

„Lucius bitte… Ich habe große Angst um dich. Bitte bleib hier…“

„Aber Narzissa… Wir werden sterben, wenn wir hier bleiben.“

„Hogwarts Mauern sind sicher. Und das werden sie auch bleiben, wenn wir hier zusammenhalten“, versicherte Dumbledore und Lucius musterte erst seine Frau und dann seinen Sohn einen Moment lang.

Draco mochte es nicht, so von ihm angesehen zu werden. Generell mochte er seinen Vater nicht. Aber er redete sich immer wieder ein, dass sonst auch seine Mutter gehen würde und das wollte er nicht.

Auf jeden Fall musste er unbedingt noch mit den anderen reden, damit sie die Klappe seinem Vater gegenüber hielten, was Hermine anging.

Wenn er das erfuhr, dann würde er in der Schule umgebracht und das nicht von Voldemort, sondern von seinem Vater.

Nein, das musste er verhindern.

Wobei, wahrscheinlich würde es anders ablaufen. Er würde gefoltert werden und Hermine sterben.

Und das durfte erst recht nicht sein.

Irgendwie würde er das schon auf die Reihe kriegen.

Ungeduldig wartete Draco auf eine Entscheidung seines Vaters. Er wäre so oder so unglücklich, denn würde er bleiben, hätte er das Problem mit Hermine. Wenn er gehen wollte, würde seine Mutter mitgehen. Insofern wäre in beiden Fällen nicht zufrieden mit der Entscheidung.

„Also gut, ich werde bleiben…“, beschloss Lucius und schien damit dem besorgten Blick von Narzissa nach zu geben.

Draco beschlich so ein komisches Gefühl. Als würde sein Vater bleiben, um von hier aus dem dunklen Lord helfen zu wollen. Diese Überredungsgeschichte ging ihm viel zu schnell. Da war doch was faul. Oder aber er hatte einfach wirklich die Hosen voll und traute sich nicht mehr raus.

Aber das war eigentlich auch vollkommen egal, denn er würde ihn so oder so im Auge behalten.

„Gut, ich werde ein Zimmer für Sie Beide herrichten lassen. Aber jetzt gibt es erst einmal Abendessen“, meinte Dumbledore freundlich und schob alle 3 aus seinem Büro, um mit ihnen zur großen Halle zu gehen.

Während des Weges war Draco in Gedanken versunken über die nächsten Schritte, die gemacht werden mussten und er stellte fest, dass Weasel-Bee und Krumm ihm die ganze Sache mit seinem Vater sehr schwer machen könnten.

Nur wenn er ihnen klar machen konnte, dass Lucius Hermine und nicht ihn umbringen würde, wenn es rauskam, würden sie die Klappe halten.

Darauf musste er hinarbeiten. Potter würde garantiert die Klappe halten, schließlich war Hermine seine beste Freundin. Den anderen Beiden traute er da schon ganz andere Sachen zu. Unter anderem halt, dass sie mit seinem Vater reden wollten.

Als sie gemeinsam die große Halle betraten, begann sofort das Getuschel, aber das ignorierte Draco gekonnt.

In Ruhe setzte er sich zwischen Blaise und Goyle und genehmigte sich eine Toast-Scheibe, während ihn beide verwirrt ansahen.

„Was geht denn jetzt ab?“, fragte schließlich Blaise und Draco seufzte.

„Lange Geschichte… Meine Mutter will mich unterstützen, aber nur, wenn mein Vater auch aus der Schusslinie genommen wird und deswegen sind beide hier. Das ist die Kurzfassung“, erklärte der Blonde und Zabini aß erst einmal in Ruhe weiter.

Anscheinend war das Thema für ihn im wahrsten Sinne des Wortes gegessen.

Das sollte ihm nur recht sein.

Je mehr Ruhe er gerade hatte, desto besser.

Doch lange hielt eben diese nicht an, als Ronald und Potter die große Halle betraten.

Wobei eigentlich nur Weasel-Bee da eine Rolle spielte, denn Potter starrte einfach nur etwas ungläubig.

„Was geht denn jetzt?!“, schoss es aus Ron, doch Draco ging da überhaupt nicht drauf ein.

Er hatte keine Lust, sich jetzt mit dem Wiesel zu beschäftigen.

„Aufgrund bestimmter Umstände werden Lucius und Narzissa Malfoy hier bleiben. Sie werden in einem separaten Zimmer untergebracht und werden am Essen teilnehmen.“

Dumbledores Stimme war deutlich zu hören, obwohl einige Schüler noch immer leise tuschelten.

Ron sah nach wie vor fassungslos aus. Wobei er gar nicht so anders aussah wie sonst, wie Draco fand.

Harry hingegen hatte sich wieder beruhigt und setzte sich an den Gryffindortisch. Er schien nachdenklich, mehr aber auch nicht.

Aber das konnte ihm alles egal sein.

Generell fühlte er sich gerade einfach nur ausgebrannt.

In letzter Zeit war alles so schnell gegangen…

Seine veränderte Denkweise, Hermine und jetzt seine Mutter und sein Vater, die hier waren.

Er setzte alles auf eine Karte. Harry musste Voldemort besiegen, das war ihre einzige Chance.

„Ach sag mal, hast du eigentlich schon ein Weihnachtsgeschenk für deine Angetraute?“, fragte Blaise plötzlich und Draco sah ihn irritiert an.

„Weihnachtsgeschenk?“, wiederholte er ungläubig und Zabini nickte.

„Ja, Mann. In 4 Tagen ist Bescherung“, erinnerte ihn sein bester Kumpel und Draco schwieg.

Nein, er hatte natürlich kein Geschenk.

Das Thema Weihnachten war in den letzten Wochen bei ihm einfach untergegangen.

„Was sollte ich ihr denn schenken?“

„Solltest du das nicht wissen?“, hakte Blaise mit hochgezogener Augenbraue nach und empfing einen ausdruckslosen Blick.

„So lange haben wir nun auch noch nicht miteinander zu tun“, entgegnete Draco und Blaise grinste ihn breit an.

„Aber ein Geschenk gibt es, das weißt du selbst als ihr Erzfeind.“

Draco überlegte.

Selbst als Erzfeind?

Was gab es denn da?

Er hatte das Gefühl, ein Brett vor dem Kopf zu haben und schlimmer noch zusätzlich Watte im Kopf.

„Jetzt sag schon, Blaise. Ich bin nicht in der Stimmung für ein Ratespiel“, brummte der Blondschopf und Zabini schüttelte leicht den Kopf.

„Draco, Draco…“, fing er an und sein Grinsen kehrte wieder zurück, bevor er fortfuhr:

„Entweder du schenkst ihr ein Buch, womit du sie garantiert glücklich kriegst oder wenn du einfallsreicher erscheinen willst, greif dir dein Vampirlord-Kostüm und mach dir eine schönen Abend mit ihr. Immerhin hat doch alles damit angefangen, oder?“

„Ja, mal sehen… Aber sag mal, was ist eigentlich mit der Weihnachtsfeier von Slughorn? War die nicht auch die Tage?“, fiel Draco plötzlich ein und Blaise nickte zustimmend.

„Ja, aber er hat sie wegen Hermine abgesagt. Sie gehört ja auch zum Club und könnte ja nun nicht kommen… Aber eigentlich wäre es heute Abend gewesen, das ist richtig…“

Draco nickte.

Ja, das hätte er auch wissen können, dass Slughorn nach der Entführung von Hermine die Feier absagen würde.

Er bemerkte, dass Crabbe und Goyle aufstanden und den Tisch verließen. Wie es schien, hatten sie noch etwas vor. Doch das war ihm auch egal. Eigentlich war er sogar ganz froh, dass die Beiden nicht mehr immer um ihn herumscharwenzelten.

Wenigstens hatte sich Rotschopf mittlerweile auch hingesetzt und aß wie immer.

Ihm konnte man den Appetit auch gar nicht verderben, oder?

Das war schon unglaublich.

Draco hingegen kämpfte noch immer mit seinem ersten Toast, was er aber immerhin noch aufaß, doch das reichte ihm auch.

Erschöpft aufgrund der Ereignisse des Tages beschloss er, sich hin zu legen.

Hermine würde sicherlich auch schlafen und die Ruhe würde ihr sicherlich gut tun.

„Ich bin dann“, nuschelte er und verschwand Richtung Kerker.

Es war ungewohnt, dass im Gemeinschaftsraum keine Pansy mehr angedackelt kam, sobald er dort war, doch er war glücklich, dass er jetzt seine Ruhe hatte. Generell war im Gemeinschaftsraum nichts los, denn es waren ja noch alle beim Essen.

In den nächsten Tagen würde bestimmt noch genug Stress auf ihn zukommen…

Immerhin musste er mit Krumm und Weasel-Bee reden, damit sie die Klappe seinem Vater gegenüber hielten. Dann würde es garantiert noch Gespräche mit Dumbledore und den anderen geben. Und dann war da ja auch noch Snape. Und zu guter Letzt noch Weihnachten.

Weihnachten…

Wer brauchte das denn schon?

Er nicht. Es war nie ein schönes Fest gewesen bei ihm zu Hause, doch Hermine wünschte sich sicherlich, dass er daran denke würde und sie Weihnachten zusammen verbrachten, also würde er ihr diesen Gefallen tun.

Ihm gefiel die Idee mit den Kostümen vom Halloween-Ball und würde sich da noch genauere Gedanken drum machen, doch jetzt wollte er erst einmal seinen Kopf unter Eiswasser halten und dann versuchen zu schlafen.

Also schritt er zum Waschbecken, hielt seinen Kopf darunter und genoss das kalte Wasser, das über seinen Kopf lief.

Genießerisch schloss er die Augen und spürte zufrieden, wie die Kopfschmerzen langsam etwas nachließen.

Auch die Watte verschwand allmählich und die Schläfen pochten längst nicht mehr so sehr wie noch in der großen Halle.

Nach kurzer Zeit hob er seinen Kopf und schaute sich im Spiegel an, der über dem Waschbecken hing.

Wenn er sich so mit Anfang des Schuljahres verglich, sah er wirklich noch erbärmlicher und blasser aus.

Dabei hatte er gedacht, dass das nicht mehr gehen würde. Doch er hatte den Gegenbeweis angetreten.

Ob er jemals nochmal in einen Spiegel schauen und lächeln würde?

Er versuchte es jetzt gar nicht erst, denn entweder würde es in einer Grimasse enden oder das Lächeln wäre ein bösartiges und das wollte er jetzt nicht.

Schnell griff er sich ein Handtuch und trocknete sich die Hare ab. Dann legte er sich das Handtuch in den Nacken und trottete zu seinem Bett.

Nun waren also auch noch seine Eltern hier…

Ob das alles wirklich so gutgehen würde?

Um seine Mutter machte er sich da nicht so die Sorgen. Sie hatte begriffen, wie es ihm ging und sie hatte sogar halbwegs akzeptiert, dass er eine Muggelstämmige mochte.

Sein Vater hingegen…

Oh Mann, wenn ich nur daran denke, habe ich schon Magenschmerzen, dachte er und setzte sich auf sein Bett.

Sein Leben lang hatte sein Vater ihn streng erzogen und hatte nie so etwas wie Vaterliebe von ihm bekommen. Stattdessen wurde er gedrillt, gefoltert und mit materiellen Dingen beschenkt, damit wenigstens sein Vater glaubte, sich keine Vorwürfe wegen der Erziehung machen zu müssen. So sah er das jedenfalls mittlerweile.

Doch seine Mutter hing an ihm. Wobei, wahrscheinlich hing sie mehr an den Erinnerungen, die sie mit ihm verband.

Deswegen war er auch hier. Weil seine Mutter sich nicht von den Erinnerungen lösen wollte oder konnte.

Seufzend schmiss er das Handtuch auf den Boden neben dem Bett und zog sein Hemd aus.

Er streifte die Schuhe ab und ließ sich einfach nur rücklings fallen.

Dass er die Hose noch anhatte, wusste er zwar, aber das störte ihn nicht.

Erschöpft schloss Draco die Augen und keine zehn Minuten später war er im Reich der Träume.

Horcruxe

„Wo sind wir hier?“, wollte Draco wissen und sah sich um.

„Im Forest of Dean“, antwortete Hermine und führte die nötigen Schutzzauber durch, damit die Greifer sie nicht erwischen konnten.

„Aha“, hörte sie Draco noch sagen, bevor er das Zelt aufbaute. Mittlerweile hatten sie die Aufgaben klar verteilt, sodass jeder sofort wusste, was er zu tun hatte, wenn sie an einen neuen Ort kamen.

Sie waren noch immer dabei, die restlichen Horcruxe zu finden, was sich alles andere als leicht herausstellte.

Während sie mit Draco unterwegs war, waren noch Harry und Ron in der Nähe unterwegs. Eigentlich wäre es Hermine ja lieber gewesen, wenn sie zu Viert unterwegs wären, aber da Ron die ganze Zeit auf Draco losgehen würde, haben sie sich darauf geeinigt, getrennt zu reisen, aber immer in der Nähe der anderen zu bleiben.

Hermine seufzte.

Hier war sie früher öfters mit ihren Eltern gewesen. Lange Spaziergänge hatten sie hier durch die Wälder geführt und glücklich hatte sie mit ihrem Vater fangen gespielt. Ein paar Mal hatten sie am Fluss auch gepicknickt und da gesessen und geschaut, welche Tiere dort lebten.

Sogar Namen hatten sie Fischen gegeben, die länger in ihrer Sichtweite gewesen waren. Es war alles so friedlich gewesen.

Damals hatte sie noch keine Ahnung gehabt, was auf sie zukommen würde. Und das hätte sie auch in ihren wildesten Träumen nie erwartet.

Doch jetzt war sie hier mit ihrem Freund, der einst ihr Erzfeind gewesen war und suchten diese verdammten Horcruxe, die den dunklen Lord unbesiegbar machten.

Sie kuschelte sich enger in ihren Wintermantel, denn es war Weihnachten und sehr kalt.

Hier waren sie vor allen neugierigen Blicken der Feinde erst einmal geschützt, sodass sie sich in Ruhe auf die Suche nach diesen verfluchten Dingern machen konnten. Leider hatte sie nur keine Ahnung, wo der nächste Horcrux sein könnte. Es war zum fluchen, es fehlte einfach an Hinweisen…

Hermine seufzte geschlagen. Sie dachte an ihr Zuhause und wie gern sie jetzt dort wäre.

Aber selbst wenn sie nach Hause gehen sollte zu ihren Eltern, so würden diese sie nicht mehr erkennen.

Zu ihrer Sicherheit hatte sie an ihnen Anfang des 6ten Schuljahrs einen Gedächtniszauber angewandt, damit sie Voldemort nicht finden konnte.

Der Gedanke, dass ihre eigenen Eltern sie nicht wiedererkennen würden, schmerzte sehr in ihr, doch es war einfach besser so.

Erschöpft ließ sie sich auf die Knie sinken, spürte den Schnee unter ihren Beinen, ignorierte aber die Kälte.

Die Tränen kamen einfach, ohne dass sie es eigentlich gewollt hatte. Sie rannen über ihre Wangen, über ihre Hand, die sie auf ihren Mund gelegt hatte, und tropften dann auf den kalten Boden.

„Hermine, ich-… Hermine? Alles okay bei dir?“, fragte Draco und schritt auf sie zu.

Der Schnee gab unter seinen Schuhen nach und sie hörte, wie er ihr immer näher kam.

Sie wollte ihm antworten, etwas sagen, doch ihre Stimme versagte.

Der Gedanke, dass ihre Eltern sie nicht erkennen würden, schmerzte gerade viel zu sehr. Familie war ihr immer das wichtigste gewesen, doch sie hatte es tun müssen. Schließlich könnte sie nicht auf sie aufpassen, während sie gleichzeitig hier nach den Horcruxen suchte.

Draco hatte sich mittlerweile neben sie gekniet und einen Arm um sie gelegt.

Nach Halt suchend lehnte sie sich an ihn, krallte sich in seinen Mantel rein und ließ ihren Tränen freien Lauf.

Nach ein paar Minuten versiegten die Tränen und Hermine beruhigte sich langsam wieder.

„Entschuldige“, krächzte sie mit tränenerstickter Stimme.

„Das musst du nicht… Aber was war denn los?“, hakte Draco mit ruhiger, fast sanfter Stimme nach.

Sie spürte, wie er ihr durch die Haare strich und sie schloss kurz die Augen, um es noch besser genießen zu können.

„Ich… Ich musste an meine Eltern denken. Ich war oft mit ihnen hier früher. Doch wegen du-weißt-schon-wer habe ich ihr Gedächtnis gelöscht, was mich betrifft. Sie müssten mittlerweile nach Australien ausgewandert sein. Das habe ich am Ende der Sommerferien gemacht, bevor das 6te Jahr anfing. Selbst, wenn ich sie jetzt besuchen würde, würden sie mich wie einen fremden Gast behandeln…“, murmelte sie und schluchzte nochmal kurz auf.

Draco streichelte beruhigend über ihren Rücken und meinte:

„Das war das beste, was du hättest tun können. Auch wenn es sicherlich hart für dich sein muss. Doch so hast du höchstwahrscheinlich ihr Leben gerettet.“

Hermine nickte kurz und genoss die Nähe zu ihrem Freund. Sie war so froh, dass er da war und sie nicht allein hier sein musste.

Okay, dann wären Ron und Harry hier, aber das hätte wahrscheinlich auch irgendwie Ärger gegeben, das hatte sie so im Gespür.

„Aber sag mal… War das der Grund, warum du damals im Vertrauensschülerbad so traurig ausgesehen hattest?“, erkundigte sich Malfoy und empfing einen erstaunten Blick von Hermine.

„Ähm ja… Stimmt. Aber das du dich daran erinnerst…“, erwiderte sie verdutzt und Draco grinste.

„Hey, mein Gedächtnis funktioniert noch tadellos.“

Seine Stimme klang entrüstet und die Brünette schaute ihn an, entdeckte das Grinsen und sie lächelte leicht.

„Scheint so, ja“, bestätigte sie und lehnte sich wieder an Malfoy, um die Nähe und die Ruhe noch ein wenig aufrecht zu erhalten.

„Lass uns ins Zelt gehen, da ist es wärmer…“, schlug Draco nach einiger Zeit vor.

„Ja“, stimmte sie zu und stand vorsichtig auf. Erst jetzt spürte sie, wie kalt ihr eigentlich war. Sie strauchelte leicht, da ihre Beine nicht nur durchgefroren, sondern auch noch eingeschlafen waren.

Sie hielt sich an Draco fest, der sie vorsichtig stützte.

„Geht es?“

„Ja, meine Beine sind nur durchgefroren und eingeschlafen“, erwiderte sie mit einem leicht schiefen Grinsen und sie machten sich auf den Weg zum Zelt.

Gerade wollte sie das Zelt betreten, als sie ein Geräusch hörte.

Sofort drehte sie sich zu dem Geräusch um und erstarrte.

Das… das konnte doch nicht wahr sein.

Ein paar Meter vor ihr stand er. Voldemort.

„D-Draco? Siehst du da auch jemanden stehen?“, fragte sie mit zittriger Stimme und klammerte sich an seinen Arm.

Der Blonde sah zu der Stelle rüber, doch anhand des Blickes wusste Hermine, dass dort niemand war.

Spielte ihr Kopf ihr wegen der Kälte jetzt schon Streiche?

Was war nur los?

„Wen hast du da denn gesehen?“, wollte er wissen, als sie sich wortlos abgewandt hatte.

„Voldemort…“, erwiderte sie und erschrak im selben Augenblick.

Nur für einen Moment hatte sie vergessen, dass sie den Namen doch gar nicht sagen durfte, weil er dann wusste, wo sie waren.

Sie fluchte, doch die Greifer waren bereits in Scharen da.

Sie wollte gerade ihren Zauberstab nehmen, als Draco neben ihr von einem grünen Lichtblitz getroffen wurde und er einfach umkippte.

„NEIN!!!“, schrie sie und schaute zu dem Angreifer.

Voldemort…

Und schon im nächsten Augenblick sah sie noch einen grünen Lichtblitz, der direkt auf sie zukam…
 

Schweiß gebadet schnellte Hermine hoch und stöhnte gequält vor Schmerzen auf.

Zwar war es nicht mehr so schlimm wie noch vor ein paar Stunden, aber dennoch spürte sie die Verletzungen.

Langsam ließ sie sich wieder in die Kissen gleiten und versuchte ihren Atem und ihren Herzschlag zu normalisieren.

Was für ein Albtraum…

Aber er würde nicht wahr werden, denn sie würde diesen Namen nicht mehr sagen. Das war für sie klar.

Bevor sie nachher doch unvorsichtig wurde und sie ein Leben auf dem Gewissen hatte, würde sie den Namen lieber für immer aus ihrem Wortschatz verbannen.

Ob Draco sich immer noch fragt, warum ich damals aus dem Bad abgehauen bin? fragte sie sich und dachte ein wenig darüber nach.

Er hatte bestimmt ein sehr gutes Gedächtnis und da er an ihr interessiert war, könnte es natürlich sein, dass er sich um das Thema noch Gedanken machte. Schließlich war ihm aufgefallen, dass sie unglücklich und traurig aussah.

Und damals kamen sie weiß Gott nicht so gut zu recht.

Mittlerweile glaubte sie, dass Draco sehr viel fürsorglicher und auf ein glückliches Familienleben aus war, als sie es jemals vermutet hätte.

Aber so wie die Familie mit ihm umgegangen zu sein schien, war das ja auch nicht allzu verwunderlich.

Angst machte ihr nur der Gedanke, dass Lucius zu ihr kam und sie fragen würde, wie sie zu ihrem Sohn stand. Immerhin könnte er das ganz schnell rausfinden, dass da irgendetwas war, denn Gerüchte gab es genug und Tratschmäuler sowieso.

Würde sie gefoltert oder gleich getötet?

Würde er sich das hier trauen, wo Dumbledore da war?

Würde er das tun, obwohl Draco ihn danach hassen würde?

Okay, letzte Frage war eigentlich eine rhetorische…

Natürlich würde er das tun. Egal, ob ihn sein Sohn danach hasste oder nicht.

Seufzend rieb sie sich den Nacken.

Langsam hatte sie sich wieder ein wenig beruhigt und Herzschlag und Atmung waren wieder normal.

In 3 Tagen war Weihnachten und Hermine wusste nicht, ob sie sich darauf freuen konnte.

Sie war kurz vor einem Krieg, ihre Eltern waren aller Wahrscheinlichkeit nach in Australien, der Vater ihres Freundes, der sie hasste, würde wohl da sein und sie hatte Stress mit ihren beiden besten Freunden.

Aber eigentlich hatte sie nur Stress mit Ron, denn Harry hatte ihr gestern zu verstehen gegeben, dass er sich allmählich mit der Situation abfand, auch wenn er nach wie vor nicht begeistert davon war. Ihr war ein Stein vom Herzen gefallen und hatte selig vor sich hin gelächelt und noch mit Harry gesprochen, bis es Zeit zum Abendessen war.

Doch um zum Thema zurückzukommen. Sie hatte Draco als Freund hinzugewonnen und das war ihr sehr wichtig. Vielleicht würde es sich ja arrangieren lassen, dass sie Weihnachten zu zweit verbrachten.

Und sie sollte dann mit ihm auch über ihre Eltern sprechen, damit er sie besser verstand, falls sie manchmal etwas überreagieren sollte oder so.

Ja, das war eine gute Idee.

Und jetzt sollte sie noch ein bisschen schlafen.

Also schloss sie die Augen und fiel schnell in einen sehr erholsamen Schlaf.
 

Hermine wachte am Morgen auf, als Madame Pomfrey den Saal betrat.

„Guten Morgen, Miss Granger. Wie fühlen Sie sich?“, fragte sie freundlich und die Brünette gähnte herzhaft.

„Bestens, ich habe keine Schmerzen mehr, wenn ich liege“, sagte sie und setzte sich vorsichtig auf.

Zu ihrem Erstaunen funktionierte auch das ohne große Schmerzen, nur ein leichtes Ziepen hier und da.

„Auch das Sitzen geht ohne Probleme“, fügte sie noch hinzu und sah den verwunderten Blick von Madame Pomfrey.

Sie untersuchte Hermine ausgiebig, bis sie anerkennend sagte:

„Ihr Heilungsfleisch ist wahrhaft wundersam. Die Wunden sind fast vollständig geheilt. Das habe ich so schnell noch nie gesehen nach einem Cruciatus-Fluch.“

„Heißt das, ich kann die Krankenstation verlassen?“, fragte sie hoffnungsfroh und sah Madame Pomfrey bittend an.

„Wehe, Sie geben nicht auf sich Acht. Kein Toben, kein langes rumlaufen oder sitzen. Sie müssen sich nach wie vor schonen. Ansonsten bleiben sie eine ganze Woche hier. Haben Sie mich verstanden?“, drückte sich die Krankenschwester klar und deutlich aus und Hermine nickte.

„Ich werde auf mich aufpassen, versprochen“, sagte sie ehrlich und stand vorsichtig auf.

Langsam verließ sie die Station und machte sich auf den Weg nach unten zur großen Halle, um dort zu frühstücken.

Sie war auf die Gesichter der anderen gespannt, wenn sie sahen, dass es ihr schon wieder gut ging.

Auf dem Weg zur Halle sah sie niemand Bekannten und so schlenderte sie gemütlich weiter, bis sie an der Halle ankam.

Ihr Herzschlag beschleunigte sich ein wenig, warum wusste sie nicht.

Und dann sah sie ihn, kaum, dass sie die Halle betreten hatte.

Lucius Malfoy…

Er war also schon hier. Beinahe schon schade, aber er war Dracos Vater und vielleicht war er ja ganz tief irgendwo auch sowas wie ansatzweise nett.

Nicht zu ihr, aber vielleicht zu seinem Sohn.

Ganz hatte sie die Hoffnung noch nicht aufgegeben.

Ruhig schlenderte sie zum Gryffindortisch und setzte sich an ihren Platz.

„Morgen“, meinte sie lächelnd und sah die verwunderten Blicke der anderen.

„Hermine!?“, schoss es aus Ginny heraus und stürmisch wurde sie von ihrer besten Freundin umarmt.

„Mann bin ich froh, dass es dir wieder gut geht…“

„Das bin ich auch, glaub mir… Was ist eigentlich mit Pansy jetzt?“, wollte Hermine wissen und gönnte sich erst einmal ein Glas Kürbissaft.

„Sie wurde nach St. Mungo gebracht“, erklärte Harry und sie nickte etwas abwesend.

Hoffentlich würde sie da nie mehr rauskommen…

„Mir bereitet es nur Magenschmerzen, dass Malfoy Senior hier ist…“, grummelte Ginny und widmete sich dann wieder ihrem Toast.

„Gut finde ich das auch nicht…“, entgegnete Hermine seufzend und nahm sich ebenfalls eins.

Ihr Blick wanderte zum Slytherintisch und nach kurzer Zeit hatte sie Draco entdeckt.

Er war in Gedanken versunken und hatte auch nicht so recht Hunger, so wie er seinen Teller hypnotisierte.

Sie würde später versuchen an ihn heran zu kommen, um mit ihm zu reden. Hier vor den Augen Lucius‘ konnte sie das schließlich nicht machen.

Sie entdeckte etwas weiter am Gryffindortisch auch Viktor Krumm, der neben Ron saß und sich mit ihm unterhielt.

Was die Zwei verband, wüsste sie auch mal gern. Aber aus irgendwelchen Gründen schienen die Zwei neuerdings dicke Kumpels zu sein.

Aber naja, konnten sie ihretwegen gern sein. Dann gab es bei denen wenigstens nicht auch noch Stress.

„Hast du eigentlich schon ein Weihnachtsgeschenk für Draco?“, flüsterte Ginny, doch Hermine schüttelte den Kopf.

„Nein, habe ich noch nicht. Aber ich habe schon eine Idee, also das wird alles“, meinte sie lächelnd.

„Blaise und ich sind über Weihnachten im Übrigen nicht da. Er hat mich zu sich eingeladen“, murmelte die kleine Weasley und Hermine hob eine Augenbraue.

„Oha, na dann wünsche ich dir viel Spaß“, erwiderte sie und schaute zu Harry.

„Wo verbringst du eigentlich Weihnachten? Im Fuchsbau?“

Harry nickte zustimmend.

„Ja. Und du? Bei deinen Eltern?“

Hermine schluckte.

Wieder dieses Thema. Das musste sie jetzt doch nicht verfolgen, nur weil sie einmal davon geträumt hatte, oder?

„Nein, ich bleibe hier“, antwortete sie knapp und bemerkte den sorgenvollen Blick von Harry.

„Naja, in den Fuchsbau kann ich ja nun schlecht und nach Hause kann ich auch nicht. Das ist mir zu gefährlich wegen der ganzen Todesser. Also bleibe ich hier“, erklärte sie und seufzt leise.

Sie konnte sich schon schöneres vorstellen, aber andererseits würde sie Weihnachten mit Draco verbringen und da sie das zum ersten Mal erlebte, konnte es ja sein, dass es trotzdem schön werden würde.

„Naja, Leute, der Unterricht fängt gleich an. Ich muss meine Sachen noch holen“, meinte Ginny und stand auf.

„Wir sehen uns später“, rief sie noch und wuselte dann aus der Halle, als Harry und Hermine ihr nach gewunken hatten.

„Bist du eigentlich bei Slughorn schon weiter gekommen?“, wollte Hermine mit gedämpfter Stimme wissen und lehnte sich etwas vor.

„Nein, leider nicht. Aber ich arbeite dran“, erwiderte er leise.

Hermine nickte. Langsam sollten sie wirklich mal weiter kommen. Sonst würde der Lord seine Leute versammelt haben, bevor sie auch nur eine Idee hatten, wie sie die Sache angehen mussten.

Plötzlich kam ihr der Traum von letzter Nacht in den Sinn. Irgendwas war damit. Abgesehen von ihrem Weinen und ihren Eltern. Etwas, was wichtig war…

Aber warum konnte sie sich nicht daran erinnern?

„Was ist, Hermine?“, wollte sie wissen und sah sie an.

„Ich weiß nicht. Ich habe letzte Nacht geträumt und ich glaube, da war etwas, was uns weiterhelfen könnte. Aber ich weiß nicht was. Wir sollten mit Dumbledore reden“, beschloss sie und stand auf.

Harry tat es ihr gleich und zusammen gingen sie zum Lehrertisch zu Dumbledore.

„Professor Dumbledore? Könnten wir Sie kurz sprechen nach dem Frühstück? Wir haben eine Freistunde und ich hätte da eine Bitte“, sagte sie höflich und ihr Schulleiter nickte freundlich.

„Kommen Sie doch am besten gleich mit. Ach ja und ich würde auch gern Draco und Ronald dabei haben“, meinte er und stand auf.

Hermine nickte und ging zu Ron, um ihn zu holen, während Harry zu Malfoy ging.

Sie wollte einfach nicht riskieren, dass Dracos Vater ausflippte.

Gemeinsam folgten sie brav dem Professor aus der Halle und Hermine bemerkte, wie Malfoy Senior misstrauisch hinterher sah.

Lange würde das alles nicht gut gehen, da war sie sich sicher. Vielleicht sollten Draco und sie wegen des Themas mal allein mit Dumbledore reden?

Auf dem Weg zum Büro des Schulleiters versank die Brünette ein wenig in den Gedanken und erst, als sie es erreicht hatten, kehrte sie wieder so richtig in die Realität zurück und setzte sich auf einen Stuhl.

„Was gibt es denn, Miss Granger?“, kam Dumbledore gleich auf den Punkt und Hermine zupfte ein wenig am Saum ihres Rockes herum.

„Naja, ich habe letzte Nacht geträumt und habe das Gefühl, dass in diesem Traum etwas war, was uns weiter bringt. Nur leider kann ich mich daran nicht erinnern. Harry hat von ihrem Denkarium erzählt und ich dachte, dass wir vielleicht so herausfinden, was da Wichtiges war“, dachte sie laut und schaute zu Draco auf, als er ihr eine Hand auf die Schulter legte.

Sie lächelte leicht und ließ ihren Blick wieder zum Schulleiter wandern, als er die Stimme erhob.

„Das können wir machen. Du musst mir nur deinen Gedanken geben und ihn dort ins Becken fallen lassen. Ich nehme an, du möchtest dir den Traum allein ansehen, oder?“

„Ja, das wäre nett…“, murmelte sie und spürte wie eine leichte Röte in ihr hochstieg.

Dann stand sie auf und ging zum Denkarium.

Mit Hilfe ihres Zauberstabs holte sie ihren Gedanken an den Traum aus ihr heraus und stupste ihn ins Becken.

Dann band sie sich schnell die Haare zusammen und tauchte ihr Gesicht unter.

Wieder sah sie den Forest of Dean und wieder dachte sie an ihre Eltern.

Es schmerzte so sehr…

Und dann waren da ihre Gedanken an diese… Horcruxe?

Was zur Hölle sollte das sein?

Sie kam mit dem Kopf wieder hoch und hielt sich ein paar Sekunden am Beckenrand fest, um nicht um zu kippen.

Sie spürte die besorgten und neugierigen Blicke auf sich und drehte sich zu den anderen um.

„Ich weiß jetzt, was es war. Ich habe in diesem Traum an „Horcruxe“ gedacht. Was ist das? Ein „Horcrux“?“, wollte Hermine wissen und sah, wie Dumbledore in seinem Sessel etwas zusammensackte und blass wurde.

„Professor, alles in Ordnung bei Ihnen?“, hakte sie nach und ging zum Schreibtisch zurück.

Auch die anderen sahen ihn besorgt an.

„Darf ich mir den Traum bitte doch einmal ansehen? Ich würde gern sichergehen“, bat Dumbledore und Hermine nickte.

„Ja, in Ordnung“, stimmte sie zu und sah verwundert zu den Jungs, die alle nur den Achseln zuckten.

Irgendwie beruhigte es sie, dass nicht nur sie keine Ahnung hatte, was los war.

Obwohl sie glaubte, den Begriff schon mal irgendwo gelesen zu haben. Nur wusste sie nicht wo.

Dumbledore war währenddessen zum Denkarium gegangen und schaute sich den Traum in voller Länge an.

Sie hatte ihn nicht nochmal ganz sehen wollen. Sie musste nicht wieder und wieder sehen, wie Draco nur wegen ihr starb.

Als er fertig war, setzte er sich auf die Stufen neben dem Denkarium und schaute die anderen an.

„Harry, sei so gut und hol Professor Slughorn. Er hat zwar gerade Unterricht, aber das duldet keinen Aufschub“, bat er und Harry nickte.

Sofort lief er los und während dieser Slughorn holte, dachte Hermine weiter nach.

Woher kannte sie den Begriff?

Es war noch gar nicht so lange her, dass sie den gelesen hatte.

„Woran denkst du?“, fragte Draco schließlich flüsternd und sie kaute auf ihrer Unterlippe rum.

„Ich weiß nicht. Ich habe das irgendwo schon gelesen. Diesen Ausdruck Horcrux… Ich weiß nur nicht mehr wo…“, murmelte sie nachdenklich und strich sich durch die Haare.

„Vielleicht in der verbotenen Abteilung kurz nach dem Ball, als du da rumgeschnüffelt hast?“, flüsterte Draco leise in ihr Ohr und grinste.

Wieder merkte sie, wie sie rot wurde, dieses Mal aber rot und nicht rosa oder so. Richtig rot.

„Draco“, zischte sie und wedelte mit der Hand rum.

„Das ist nicht witzig…“

„Das war auch gar nicht so witzig gemeint. Wenn du im Zusammenhang mit Voldemort-“

„Sag nie wieder seinen Namen!“, forderte sie und Draco wunderte sich über ihr plötzliches aufbrausendesVerhalten.

„Warum?“, fragte er verdutzt und Hermine seufzte.

„Nicht jetzt… Tu es bitte einfach, ja?“, sagte sie mit sanfterer Stimme und Draco nickte lediglich.

„Also wenn du im Zusammenhang mit ihm über das Wort gestolpert bist, würde es mich nicht wundern, wenn du in der verbotenen Abteilung davon gehört hättest. Immerhin ist der dunkle Lord ein Meister der verbotenen Magie…“, erklärte Draco zu Ende und Hermine bemerkte den eifersüchtigen Blick von Ron, weil sie hier so nah neben Draco stand und mit ihm tuschelte, doch das war ihr gerade einfach mal egal.

Jetzt gab es nun wirklich wichtigere Dinge zu klären.

„Ja, so gesehen hast du natürlich recht.“

Hermine dachte weiter angestrengt nach und auf einmal machte es klick.

„Aber natürlich! Wie konnte ich das nur vergessen? Aber das ist ja schrecklich… Sagen Sie, Professor, diese Horcruxe. Das sind Gegenstände, in denen man einen Teil seiner Seele einsperren kann, oder? Ich habe gelesen, dass man dafür jeden Gegenstand benutzen kann. Dann war doch das Tagebuch von Tom Riddle bestimmt ein Horcrux, oder?“, sprudelte es aus ihr heraus und schaute zum Professor rüber, der nickte.

„Ja genau.“

„Aber wie kann man nur einen Teil seiner Seele in einen Gegenstand wegsperren?“, mischte sich Ron ein und Hermine schaute zu ihm rüber.

„In dem man seine Seele spaltet“, sagte sie ruhig und Rons Augen wurden größer.

„Und wie spaltet man sie?“, fragte er weiter.

„Indem man tötet. Tötet man jemanden, zerreißt es einem die Seele und man kann ein Stück wegsperren und zu einem Horcrux machen“, meinte Draco und Hermine nickte zustimmend.

Ruhe kehrte ein.

Diese Informationen musste jeder erst einmal verarbeiten.
 

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Viele, lieben Dank an die Kommischreiber x3 Es ist immer wieder schön, welche zu lesen, gerade auch wenn es Kritikpunkte gibt ^o^

Das Verschwinde-Kabinett

Vielen, lieben Dank für eure Kommentare <3 Ihr seid wirklich die Besten ^___^
 

Wenn jemand Lust hätte, für mich den Beta Leser zu starten für die nächsten Kapitel könnt ihr mich gerne per ENS anschreiben ^o^
 

Jetzt aber viel Spaß beim Lesen ^.^
 


 

Draco hörte, wie die Tür aufging und sah Professor Slughorn und Harry, wie sie das Büro betraten.

„Da sind wir“, meinte Potter und schaute die anderen leicht besorgt an.

Auch er schaute zu Ron und Hermine und bemerkte, dass beide in ihre Gedanken versunken waren.

Verübeln konnte er es ihnen nicht. Die Seele durch Mord zu spalten und weg zu sperren, um unbesiegbar zu werden, war nicht gerade die netteste Art.

Ihn hingegen überraschte das nicht im Geringsten.

Nachdem, was er mit Voldemort erlebt hatte, hatte er fast mit was noch schlimmerem gerechnet.

„Horace, hat Tom Riddle mit dir jemals über Horcruxe gesprochen?“, wollte Dumbledore wissen und Draco sah sofort, wie sich die Haltung des Professors versteifte und er unruhig wurde.

Also hatten sie darüber gesprochen…

War ja eigentlich klar gewesen.

„Horcruxe? Aber das geht weit in die schwarze Magie…“, meinte Slughorn und wich dem eindringlichen Blick von Dumbledore aus.

„Hat Tom Riddle mit dir über dieses Thema gesprochen?“, wiederholte der Schulleiter die Frage und als Slughorn zögerte, ergriff Draco das Wort:

„Professor, finden Sie nicht, dass es Zeit ist, ehrlich zu sein? Unser aller Leben hängt davon ab, was Sie jetzt sagen, denn nur mit Ihrem Wissen können wir weiter planen und überlegen, wie wir dem Schrecken ein Ende bereiten. Also sagen Sie uns, was Sie mit ihm besprochen haben.“

Es war eine klare Forderung, der sich jeder im Raum anschloss, sogar Ron, wie er feststellte und Slughorn ließ sich geschlagen auf einem Stuhl nieder.

„Ja, er hat mich auf dieses Thema angesprochen. Er hatte das wohl in einem Buch in der verbotenen Abteilung gelesen und wollte näheres dazu wissen. Ich habe ihm erklärt, wie man seine Seele spaltet und er fragte mich damals, ob es möglich sei, die Seele in 7 Stücke zu spalten…“

„7?“, wiederholte Hermine ungläubig.

Slughorn nickte nur.

„2 Horcruxe wurden bereits vernichtet. Das Tagebuch von Tom Riddle und der Ring seiner Mutter, den ich gefunden und zerstört habe. Fehlen also noch 4.“

„Aber wo sollen wir suchen? Wenn es theoretisch eine Teetasse sein kann, dann finden wir die restlichen nie…“, wand Ron ein und wieder kehrte Ruhe ein.

Draco schwieg.

So ganz unrecht hatte Weasel-Bee ausnahmsweise mal nicht. Die Suche könnte Jahre dauern.

„Aber Magie, schwarze insbesondere hinterlässt Spuren. Wir haben keine andere Wahl, als mit der Suche zu beginnen.“

„Und wie? Und wo?“, hakte Harry nach und Hermine gab ihm die Antwort:

„Indem wir Toms Vergangenheit durchstöbern. Es muss Hinweise geben, die uns zu den Horcruxen führen… Aber Professor Dumbledore, es war doch nur ein Traum von mir. Warum geben Sie so viel darauf?“

„Weil es kein Traum war, sondern eine Vision.“

„Heißt das, es wird so auch passieren später?“, fragte sie verstört und Draco musterte sie.

Sie war kreidebleich und allmählich fragte er sich ernsthaft, was sie geträumt hatte.

Es musste etwas Schreckliches in diesem Traum passiert sein, wenn sie so reagierte.

Ob er auch eine Rolle in diesem Traum spielte?

„Nein, nicht unbedingt. Es liegt an dir“, antwortete Dumbledore und die Brünette nickte und schien etwas beruhigt zu sein.

„Gibt es denn Aufzeichnungen über Tom Riddle?“, lenkte Ron die Aufmerksamkeit wieder auf das eigentliche Thema.

„Es gibt Berichte über seinen ersten Angriff, bis Harry ihn aufhielt. Vielleicht findet sich dort etwas“, meinte Dumbledore und Draco seufzte.

Na das konnte ja was werden.

„Hat Riddle vielleicht zu Ihnen noch etwas Bestimmtes gesagt?“, fragte Harry und sah zu Slughorn, doch dieser schüttelte den Kopf.

„Nein, er wollte nur wissen, was dieser Zauber bedeutet. In was er seine Seele einsperren wollte, hat er nicht gesagt“, antwortete er und die anderen seufzten.

Das wäre ja zu schön gewesen!

„Professor Dumbledore, es gäbe da noch etwas, was sie wissen müssen“, meinte Draco und seufzte innerlich.

Das Verschwindekabinett musste zerstört werden. Zwar sollte es niemand finden und abgesehen von ihm wusste nur Blaise davon, aber er wollte lieber auf Nummer sicher gehen. Nicht wegen Blaise, sondern einfach allgemein.

Die anderen sahen zu ihm rüber und wieder einmal schaute Ron ihn an, als sei er der Teufel. Ob er jemals halbwegs Ruhe geben würde?

So langsam musste er doch einsehen, dass er die Seite gewechselt hatte.

Andererseits war er vielleicht – wenn auch aus anderen Gründen – der Einzige, der nicht so vertrauensselig, sondern wachsam war.

Denn schließlich wäre es auch möglich, dass er sie alle nur glauben machen wollte, dass er gut war, um an Informationen ran zu kommen. Das war zwar Blödsinn, aber Hermine oder auch Harry waren doch recht leicht zu überzeugen gewesen.

„Was denn?“, wollte Dumbledore wissen und schien allmählich wieder etwas Gesichtsfarbe nach der Horcrux-Sache zu bekommen.

„Es geht um den Raum der Wünsche. Dort ist ein Verschwindekabinett, welches ich reparierte, denn mein Auftrag von Voldemort lautete unter anderem: Bring Todesser nach Hogwarts. Bei Borgin & Burke’s steht das Gegenstück.“

„Unter anderem? Was sollst du denn noch für den machen?“

Rons Stimme strotzte vor Abneigung und Hass, doch das ignorierte Draco.

„Er hat mir außerdem aufgetragen, Dumbledore zu töten.“

Ruhe.

Kein Wort wurde gesagt.

Lediglich entsetztes Starren war zu sehen, bis Ron auf einmal in schallendes Gelächter ausbrach.

Irritiert schauten Harry und Hermine zu dem Rotschopf rüber, während Draco ausdruckslos ins Leere starrte für einige Sekunden.

Er erinnerte sich daran, wie er beinahe selber vor Voldemort so losgelacht hätte, als er ihm erzählt hatte, was er zu tun hatte.

Das war wirklich grotesk gewesen. Und Voldemort wusste garantiert, dass er das nicht konnte.

Töten…

Doch er hätte das mit den Todessern hinbekommen, wenn er gewollt hätte und damit wäre er wohl besser gewesen, als Voldemort angenommen hatte.

Doch nun war er auf der anderen Seite und er hatte es nicht mehr nötig, sich so dem dunklen Lord gegenüber zu beweisen.

Inzwischen hatte sich Ron wieder halbwegs eingekriegt und Dumbledore erhob die Stimme:

„Ich bin froh, dass du erkannt hast, welch große Gefahr der dunkle Lord darstellt, Draco. Ich werde mich um das Verschwindekabinett kümmern. Konzentriert ihr euch bitte auf die Horcruxe. Ich werde da auch noch Nachforschungen anstellen und euch informieren, sobald ich etwas habe.“

Slughorn, der in Ruhe auf dem Stuhl verharrt hatte, stand langsam auf.

„Ich würde mich dann gern zurückziehen, wenn es recht ist“, murmelte er und Dumbledore nickte.

Wortlos verließ Slughorn das Büro und machte sich, noch immer etwas blass, wieder auf den Weg zu seiner Klasse, um die Stunde zu Ende zu unterrichten.

„Naja, unser Unterricht fängt auch gleich an. Ich würde es vorziehen, jetzt zu gehen, um meine Sachen vorher noch zu holen. Ich würde nur ungern bei Snape zu spät kommen“, meinte Draco und Dumbledore nickte.

„Ja, tun Sie das. Sollten Sie neue Informationen haben oder ich welche finden, dann reden wir wieder“, meinte er und die Schüler nickten.

Gemeinsam verließen sie das Büro und Ron und Harry diskutierten über das, was sie da eben gehört hatten.

Hermine hingegen schlenderte ruhig neben Draco her und schien in ganz tiefen Gedankengängen unterwegs zu sein.

„Hermine?“, flüsterte er und sah, wie sie ihn erschrocken ansah.

Der Slytherin grinste frech und Hermine lächelte leicht müde.

„Erschreck mich nicht so“, forderte sie halbherzig, doch so wirklich überzeugend klang das nicht.

„Das macht aber Spaß“, erwiderte er noch immer grinsend und sie schüttelte lächelnd den Kopf.

„Was willst du denn, hm?“, fragte sie und wollte sich an ihn kuscheln, doch er hielt sie auf Abstand.

„Nicht hier. Denk an meinen Vater. Ich würde dich gern sprechen. Heute Abend auf dem Astronomieturm“, meinte Draco und schaute sich um.

Er hatte jetzt schon das Gefühl, dass er eine Paranoia wegen seines Vaters bekommen würde.

„Ja, ist gut. Ich geh nach dem Abendessen hoch“, sagte sie lächelnd und bog dann in einen anderen Gang mit Ron und Harry, da auch sie noch ihre Sachen holen mussten.

Der Slytherin nickte noch schnell und marschierte dann zielsicher zum Kerker, wo er seine Bücher und alles, was er sonst noch brauchte, zusammenkramte und schlenderte dann zum Klassenraum von Snape.
 

Der Rest des Tages verging recht schnell. Hermine und er gingen sich wie in alten Zeiten aus dem Weg und sein Vater schien noch nichts von den Gerüchten mit bekommen zu haben.

Vielleicht brauchte er auch gar nicht mit Krumm und Ron reden. Wahrscheinlich würden sie ihn eh meiden. Umso besser.

Draco fiel auf, dass weder Crabbe noch Goyle beim Abendessen waren, aber bestimmt saßen sie noch über irgendwelchen Hausaufgaben.

Zugegebenermaßen waren die Hausaufgaben, die man ihnen zurzeit aufbrummte, auch wirklich nicht einfach und auch er haderte damit. Vielleicht sollte er Hermine mal um Hilfe bitten…

Sie schien nach wie vor keine Probleme mit Hausaufgaben zu haben.

„Sag mal, findest du es nicht komisch, dass Crabbe und Goyle neuerdings ewig weg sind?“, fragte Blaise und Draco sah ihn an.

„Nein. Ich gebe ihnen zurzeit keine Aufgaben und die Zwei unternehmen halt was anderes. Sollen sie ruhig, ich bin froh, wenn ich meine Ruhe habe…“

„Na, wenn du meinst…“, nuschelte Zabini und widmete sich wieder seinem Abendessen.

„Ah, morgen noch Schule und dann sind endlich Ferien“, freute sich weiter abseits ein jüngerer Slytherin.

Draco hingegen freute sich nicht so recht.

Seine Eltern waren da, somit konnten es keine guten Ferien werden.

Blaise würde die Ferien über mit Ginny zusammen verbringen, was bedeutete, dass sein Kumpel auch noch weg war.

Sein Blick wanderte zum Gryffindortisch. Krumm und Weasel-Bee unterhielten sich sehr angeregt über etwas, während Ginny mit Lavender Brown quatschte.

Harry studierte die Zeitung und Hermine machte sich gerade auf den Weg nach draußen. Bestimmt würde sie sich noch einen Mantel holen, bevor sie zum Astronomieturm ging.

Er würde noch ein paar Minuten waren, bevor er losging. Nicht, dass sein Vater irgendetwas merkte.

Am liebsten würde er ihm ja alles um die Ohren knallen, weil ihm diese Geheimniskrämerei jetzt schon auf den Keks ging, aber gefoltert werden wollte er nicht und er wollte auch nicht, dass Hermine etwas passierte.

Also musste es so irgendwie gehen.

Als Draco sich sicher war, dass genug Zeit vergangen war, stand er auf und schlenderte ebenfalls aus der Halle.

Nur für eins war er ja mehr als froh.

Dass Bellatrix, seine Tante, nicht hier war. Dann hätte er sich gleich begraben können. Diese Frau war wirklich irre in seinen Augen und wenn sie hörte, dass ihre Schwester und die Familie dem dunklen Lord nicht mehr folgen würden, würde sie wahrscheinlich schlimmer ausrasten als Voldemort selbst.

Eilig marschierte er zum Turm, sah sich immer mal wieder um, um sicher zu gehen, dass er nicht verfolgt wurde.

Kurze Zeit später war er oben angekommen und sah Hermine, die die Unterarme auf die Brüstung gelehnt hatte und die Aussicht zu genießen schien.

Lautlos näherte er sich ihr und schaute ihr über die Schulter.

Er mochte die Aussicht hier ebenfalls sehr und war deswegen öfters hier. Auch weil er hier am besten seine Ruhe hatte.

„Na, genießt du die Aussicht?“, schnurrte er und bemerkte, wie Hermine zusammenzuckte.

Wieder hatte er sein Ziel erreicht: Hermine zu erschrecken.

„Das wirst du dein Leben lang tun, oder?“, fragte sie grinsend und drehte sich zu ihm um.

„Was denn?“, fragte er und hob eine Augenbraue.

„Na, mich zu erschrecken“, antwortete sie grinsend und Draco hob die Arme.

„Wenn du immer so weit weg in Gedanken bist, kann ich nichts dafür. Aber ja, ich gestehe, ich mag es, wenn du zusammenzuckst“, meinte er grinsend und sah, wie die Gryffindor mit den Augen rollte.

„Manchmal kannst du ein echter Idiot sein“, sagte sie und doch lächelte sie.

„Immerhin mittlerweile nur manchmal.“

Er umarmte sie und sofort kuschelte sie sich an ihn, schien die Nähe zu genießen.

„Küss mich…“, forderte sie halblaut und er grinste, als er sah, wie Hermine rosa im Gesicht wurde.

„Wenn Mylady darauf bestehen“, erwiderte er und versiegelte ihre Lippen mit seinen.

Es war ein langer, leidenschaftlicher Kuss und erst, als Hermine den Kopf leicht zurückzog, löste er den Kuss.

Sie musterte ihn und schien etwas fragen zu wollen, doch sie schwieg.

„Ist was?“, fragte Draco verwundert und hob eine Augenbraue hoch.

„Ich… Naja, es geht um unsere Eltern…“, begann sie und seufzte dann leise.

„Also was meine betrifft, so weißt du, wie die Lage aussieht. Meine Mutter toleriert das mit uns, während Vater ausflippen würde. Ich fürchte, wir können uns die nächste Zeit nicht so oft sehen. Wenn er das rausfindet, bist du tot und ich verkrüppelt“, entgegnete er und wand den Blick von Hermine ab.

Er sah auf den See hinaus und spürte diese innere Unruhe, die nach wie vor immer mal wieder Besitz von ihm nahm.

Zurzeit war einfach zu viel in seiner Gefühlswelt los und er war froh, wenn alles vorbei war und Ruhe einkehren würde in seinem Inneren.

Eine weitere Brise schien ihm den Kopf frei wehen zu wollen, doch leider funktionierte das nicht so wie gewünscht.

Der Slytherin fühlte Hermines Hände auf seinem Mantel, die auf Höhe seines Oberkörpers lagen und leicht krallten.

Verwundert sah er zu ihr runter und bemerkten die stillen tränen, die über ihre Wange kullerten.

Hatte er sie mit den Worten so verletzt?

Aber sie wusste doch, wie sein Vater drauf war…

„Was ist los? Habe ich was Falsches gesagt?“, hakte er irritiert nach und streichelte Hermine über den Rücken.

Wie er schon festgestellt hatte, beruhigte sie das wohl ganz gut.

Sie schüttelte leicht den Kopf und versuchte anscheinend die Tränen nieder zu kämpfen, um reden zu können, doch sie brauchte ein paar Augenblicke, bis ihr das gelang.

„Es… Es geht um meine Eltern. Die waren auch er Grund, warum ich damals aus dem Vertrauensschülerbad abgehauen bin…“

„Ach so. Was ist denn mit ihnen?“

„Ich… Ich habe einen Gedächtniszauber bei ihnen angewendet. Siedürften nach Australien ausgewandert sein und wenn ich sie besuchen würde, würden sie mich, ihre eigene Tochter, nicht wieder-…“

Ihre Stimme versagte und sie schluchzte auf.

Doch er wusste, was sie sagen wollte.

Sie hatte ihnen die Erinnerungen an ihre Tochter genommen, sodass sie vor Voldemort sicher waren und würden sie nicht wieder erkennen, wenn sie bei ihnen vor der Tür stehen würde.

Er wusste, wie wichtig ihr die Familie war und nahm sie noch enger in den Arm.

Es musste sehr schwer für sie sein und dann sagte er ihr auch noch, dass sie sich in Zukunft nicht mehr so oft sehen könnten, wo er doch jetzt wahrscheinlich die Familie war.

Doch da würde sie durch müssen und sie würde das auch schaffen. Dessen war er sich sicher. Sie war eine starke, junge Frau und hatte wohl mehr auf dem Kasten, als viele andere hier.

Noch immer konnte er nicht so recht glauben, dass sie eine Muggelstämmige sein sollte bei dem Wissen.

Andererseits war das wohl ihre effektivste Waffe: Ihr Wissen.

Wahrscheinlich konnte sie jeden Zauberer und jede hexe mit ihrem Wissen platt reden und in jeder Situation hatte sie einen passenden Zauberspruch.

Somit war sie eigentlich die unangenehmste Gegnerin, denn zudem war sie auch sehr willensstark und selbstbewusst.

Nur wegen ihr war Harry so stark und so gefährlich. Weil er sie im Hintergrund hatte als Unterstützerin.

„Draco?“, wisperte Hermine leise und holte ihn damit aus seinen Gedanken raus.

„Ja?“

„Könnten wir nicht… Also wäre es nicht vielleicht sogar besser, wenn…?“, stammelte sie und atmete tief durch, um sich zu sammeln.

„Ganz ruhig, Hermine…“

Sie nickte.

„Wäre es nicht vielleicht besser, wenn wir deinen Vater einsperren? Ich meine, was, wenn er vielleicht hier rumspioniert für den dunklen Lord oder uns nachher doch erwischt… Auch wenn er dein Vater ist. Er ist gefährlich und ich mag ihn nicht. Ich fühle mich einfach nicht wohl, in dem Wissen, dass er hier umherstreift…“, erklärte die Brünette und Draco seufzte innerlich.

Er konnte sie verstehen und er sollte deswegen wirklich nochmal mit seiner Mutter sprechen. Fragen kostete schließlich nichts.

Und auch, wenn er irgendwie doch viel für Hermine empfand, so tat er sich noch immer etwas schwer mit dem Gedanken, mit einer Muggelgeborenen zusammen zu sein.

Seine ganze Erziehung war ja nun eigentlich auf das Gegenteil ausgerichtet und so was.

Erschöpft und auch ein wenig fertig strich er sich durch die Haare.

Sie gab ihm so viel, was er all die Jahre über gesucht hatte: Liebe, Halt, Sicherheit, Geborgenheit, das Gefühl, gebraucht zu werden.

Er spürte ein leichtes Schwindelgefühl und wand sich von Hermine ab, um sich am Geländer fest zu halten.

„Alles in Ordnung bei dir, Draco?“, fragte Hermine besorgt und legte nun eine Hand auf seinen Rücken.

„Ja, nur ein wenig schwindelig“, murmelte er und versuchte sich wieder zu beruhigen.

Er hätte die letzten Nächte mehr schlafen müssen. Doch die ganzen Gedanken hatten ihn wach gehalten und ließen seinen Körper nicht zur Ruhe kommen. Dann noch Hermines Entführung von Pansy und die Sache mit seinen Eltern.

War es in Wirklichkeit ein Schwächeanfall, der ihn drohte, auf die Bretter zu schicken?

Bei Merlin, also so schlimm war das doch noch alles nun auch wieder nicht. Es war anstrengend ja, aber deswegen mussten ihn die Kräfte doch nicht so verlassen, oder?

Langsam bekam er sich wieder unter Kontrolle und mit ein paar ruhigen Atemzügen verschwand auch das Schwindelgefühl wieder.

„Danke, geht wieder“, meinte er zur Gryffindor und sah sie leicht lächelnd an.

Als er ihr Gesicht sah, überschwemmte eine Welle von Gefühlen seinen Kopf.

Die Sorge in ihren Augen…

Es machte sich jemand Sorgen um ihn, das war ein komisches Gefühl. Schön, aber irgendwie auch so unwirklich.

Seine Mutter hatte zwar früher, wenn er gerade mal wieder verprügelt wurde, auch mal solche Anfüge von Sorge gehabt, aber die waren auch nur dann da, wenn er kurz vor der Bewusstlosigkeit war.

Nicht, wenn ihm schwindelig war.

„Sieh mich bitte nicht so an. Es geht mir wieder gut, wirklich“, bekräftigte er nochmal und lehnte sich mit dem Rücken an die Brüstung.

Zufrieden sah er, dass sich Hermines Gesichtszüge ein wenig entspannten und sie stellte sich neben ihn, um in den Himmel zu schauen.

„Der Himmel klart auf“, sagte sie ruhig und lächelte selig.

Sie schien Sternenhimmel zu mögen genau wie er.

Nur, dass sie es wohl aus völlig verschiedenen Gründen taten.

Für Hermine war es wahrscheinlich das übliche romantische Gefühl, dass sich in ihr breit machte, wenn sie sich den Sternenhimmel ansah.

Bei ihm war das anders.

Er mochte den Sternenhimmel, weil er für ihn eine gewisse Kälte ausstrahlte, Ruhe und Freiheit.

Kälte, weil die hell leuchteten Sterne das dunkle Blau noch kräftiger erscheinen ließ und blau eine generell kalte Farbe war und Ruhe, weil es im Universum keine Geräusche gab und außerdem waren die Planeten so viele tausende und abertausende Kilometer voneinander entfernt, dass da jeder seine Ruhe hatte. Und Freiheit, weil das Universum grenzenlos war.
 

Hermine war froh, dass ihre Laune wieder besser war und dass sie Draco erzählt hatte, was los war.

Das hatte schwer auf ihrer Seele gelastet und endlich hatte sie jemanden, mit dem sie darüber sprechen konnte.

Jetzt aber war ihr nicht nach Reden zu Mute. Sie wollte einfach nur neben Draco stehen und die Sterne ansehen.

Diese hell leuchteten Kristalle im unendlichen, dunkelblauen Meer.

Das All faszinierte sie, die Freiheit, die dort oben herrschte, war grenzenlos und der Gedanke daran, dass sie dort oben das Licht von verglühenden Planeten sah, die es längst nicht mehr gab, aber so weit entfernt waren, dass das Licht noch immer zur Erde unterwegs war, faszinierte sie noch mehr.

Im Hinterkopf jedoch machte sie sich noch immer ein bisschen Sorgen um Draco. Doch wie es schien, ging es ihm wirklich wieder besser.

Sie sollte dafür sorgen, dass er mehr aß, damit er nicht noch mehr abmagerte.

So viel hatte er nun schon nicht auf den Rippen und wenn es noch weniger werden würde, könnte das auch gesundheitlich Probleme geben.

Ja, darum würde sie sich auch noch kümmern.

Später.

Denn jetzt hatten sie ihren gemeinsamen Abend und den wollte sie auf keinen Fall mit so einem Gespräch ausklingen lassen.

„Wie… Wie willst du das denn jetzt regeln mit deinem Vater?“, hakte sie vorsichtig nach, da sie darauf ja noch keine Antwort bekommen hatte.

Sie traute sich nicht so recht, Draco an zu sehen. Das Thema Familie war bei ihnen beiden zurzeit ein schwieriger Gesprächsstoff. Doch sie brauchte eine Antwort von Draco, um besser klar zu kommen, um späterhin ruhig schlafen zu können.

„Ich werde es mir überlegen und mit Mutter sprechen. An sich wäre es wohl besser, wenn er weggesperrt wird, aber mal sehen… Ich möchte keine Versprechen abgeben, die ich nachher nicht halten kann“, erwiderte er und Hermine nickte.

„Ich hoffe nur, dass-“, begann Draco zu reden, hielt aber inne und hielt sich den Unterarm, schien sehr starke Schmerzen zu haben.

Besorgt überbrückte sie die Distanz zwischen ihnen mit einem Schritt und wollte gerade etwas sagen, als Draco mit einem entsetzlichen Aufschrei auf die Knie ging.

Noch immer hielt er sich seinen linken Unterarm und allmählich geriet Hermine in Panik.

Was war nur los?

„Draco, was ist mit dir? Soll ich jemanden holen?“, fragte sie, doch der Slytherin schüttelte den Kopf.

„Keinen… holen“, keuchte er und biss sich auf die Unterlippe, bis sie blutete.

Halb verzweifelt überlegte Hermine, was sie tun konnte.

Draco wollte nicht, dass sie jemanden holte, doch da sie nicht wusste, was er hatte, konnte sie ihm schlecht helfen.

Aber es musste doch etwas geben, was sie tun konnte!

Schritte.

Hermine und Draco starrten sich an. Sein Gesichtsausdruck war wohl genauso entsetzt wie ihrer und angespannt starrte sie zur Treppe, den Zauberstab in der Hand und bereit, jeden notwendigen Zauberspruch an zu wenden.

Auch Draco hatte sich mittlerweile wieder hingestellt, keuchte aber nach wie vor angestrengt und die Brünette war sich nicht sicher, ob er einen Kampf durchziehen konnte in dem Zustand.

Sie hörte, wie die Schritte näher kamen.

Ihr Herzschlag verdoppelte sich gefühlt und sie konnte ihr Blut in ihren Ohren rauschen hören.

Jeder Muskel war bis aufs äußerste angespannt und sie hatte das Gefühl, dass ihre Sinne noch besser waren als sonst. Alles wirkte irgendwie… intensiver auf sie.

Die Schritte kamen die Treppe hoch.

Sie schaute kurz zu Draco rüber, der ihr zunickte.

Es schien, als könnte er gerade den Schmerz ein wenig verdrängen.

Aber wer kam da hoch?

Harry und Ron würden nicht so schleichen, Viktor auch nicht, Blaise und Ginny hatten auch keinen Grund dazu.

Wer also war es?

Und dann wurden ihre Augen immer größer.

Crabbe und Goyle kamen die letzten Stufen rauf mit gezogenen Zauberstäben und verwirrt wanderte ihr Blick wieder zu Draco, der genauso überrascht aussah.

„Was macht ihr hier? Was soll das werden?“, blaffte Draco und richtete weiterhin seinen Zauberstab auf seine beiden ehemaligen Bodyguards.

„Der dunkle Lord hat uns befohlen, dich zu töten. Dich und das Schlammblut…“, sagte Goyle und Hermine rollte mit den Augen.

Diese Beleidigung war mittlerweile wirklich lahm.

„Auch wenn deine Tante dir Okklumentik beigebracht hat, so kannst du dem dunklen Lord nicht entfliehen, Draco. Er will, dass die Todesser hierher kommen und wir haben dein Werk vollendet. Jeden Augenblick kommen durch das Verschwinde-Kabinett weitere Todesser und werden die Schule säubern“, sagte Crabbe mit einem leicht wahnsinnigen Gesichtsausdruck.

Hermine schluckte.

Weitere Todesser bedeuteten Ärger und die anderen wussten nichts davon.

Wie sollte sie die anderen nur informieren, dass hier etwas vor sich ging?

Und vor allen Dingen, wie sollte sie das machen, ohne zu sterben?

Angestrengt dachte sie nach und doch hatte sie keine passende Idee und Crabbe und Goyle machten sich zum Angriff bereit…

Angriff der Todesser

So und hier mal wieder ein neues Kappi :D
 


 

Idee, Idee, Idee…

Sie brauchte unbedingt eine, doch ihr fiel absolut nichts ein. Ihr Kopf war mit Watte gefüllt und vor lauter Panik bekam sie keinen klaren Gedanken zusammen.

Also gut, Herm, Panik bringt dich jetzt auch nicht weiter. Beruhige dich und analysiere dann die Lage…

Verdammt, wenn sie nicht bald eine Idee hatte, dann…

Dann eine Bewegung im Augenwinkel. Sie sah sofort hin und bemerkte, dass Draco wieder Schmerzen hatte.

Voldemort…

Bestimmt hatte er etwas damit zu tun.

Ob er wusste, dass sie gerade vor Crabbe und Goyle standen, seinen treuen Dienern?

Angespannt biss sie sich auf die Unterlippe, wandte den Blick wieder zu Crabbe und Goyle, die dastanden und hämisch grinsten.

Sie hatten nach wie vor die Zauberstäbe auf sie gerichtet und es schien, als würden sie auf etwas warten.

Dabei wollten sie eben doch angreifen oder war das nur ein Bluff gewesen?

Nein, wahrscheinlich waren sie nur sadistisch und genossen ihre angespannten Gesichtsausdrücke. Sie wollten zur Abwechslung mal fühlen, wie es war, die Kontrolle zu haben, deswegen griffen sie noch nicht an.

Zumindest hoffte Hermine das, denn dann hatten sie noch Zeit, sich etwas zu überlegen.

Wenn sie die Zwei doch nur für einen Moment ablenken konnten.

„Granger…“, murmelte Draco und Hermine ging ein wenig zu ihm rüber. So, dass sie ihn hören konnte, aber nicht direkt neben ihm war.

Schlussendlich waren es ja immer noch nur Gerüchte, dass sie was hatten und ob sie jetzt auch so wirklich ein Paar waren oder nicht, war sie sich selbst nicht sicher.

„Petrificus…“, wisperte er und sie verstand sofort.

Ja, das war eine Möglichkeit. Wenn sie gleichzeitig angriffen, konnte das was werden.

Und dann musste sie die anderen warnen, ganz dringend.

Sie nickte leicht, sodass die anderen Slytherin das nicht sofort sahen und Hermine bereitete sich auf den Angriff vor.

Wenn das schief ging, hatten sie ein Problem, das war klar.

Ein Ablenkungsmanöver wäre jetzt Gold wert und wie aufs Stichwort hörte sie einen Vogelschrei.

Sie trotzte dem Drang, sich zu dem Geräusch um zu drehen, genau wie Draco auch und synchron griffen sie an.

„Petrificus Totalus!“, schrien sie und ehe Crabbe und Goyle begriffen, was passierte, kippten sie auch schon um.

Jetzt erst drehte sich die junge Gryffindor um und sah Seidenschnabel vor dem Astronomieturm fliegen.

„Seidenschnabel!“, rief sie verwundert und ging zum Geländer.

„Was machst du denn hier?“, wollte sie wissen.

„Her… mine… Die anderen“, keuchte Draco und sie begriff.

Wahrscheinlich waren schon andere Todesser hier. Oder sie waren sehr bald hier.

„Periculum“, rief sie und ein roter Funkenstrahl stob in die Luft.

„Wir müssen zu den anderen“, meinte sie zu Draco und drehte sich dann wieder zu Seidenschnabel um:

„Ich weiß, dass er dich verärgert hat, Seidenschnabel. Aber eigentlich ist er total in Ordnung und auf unserer Seite. Wir müssen gemeinsam kämpfen“, sagte sie eindringlich und hörte von Draco ein gequältes Stöhnen.

Ob es nun von den Schmerzen kam oder davon, dass er auf Seidenschnabel reiten sollte, wusste sie nicht und sie hoffte für ihn in diesem Fall, dass es die Schmerzen waren.

Seidenschnabel legte den Kopf schief und musterte Draco einen Moment lang.
 

Draco erinnerte sich daran, was Hagrid ihnen damals gesagt hatte und er zwang sich zu einer Verbeugung.

Auch wenn es ihm nach wie vor nicht passte, so waren sie jetzt auf das Vieh angewiesen.

Der Schmerz in seinem Unterarm war immer noch da, doch Gott sei Dank nicht mehr ganz so stark wie noch vor wenigen Augenblicken.

Zufrieden bemerkte er, dass Seidenschnabel ihn akzeptierte und auch der grinsende Blick von Granger entging ihm nicht.

„Ich wusste gar nicht, dass du dich so tief verbeugen kannst“, witzelte sie und er grinste schief.

Tja, das hatte er selbst wohl auch nie gedacht.

„Tja, man lernt nie aus, was?“, entgegnete er und kletterte dann aufs Geländer, um dann auf Seidenschnabel zu springen.

Das Tier schien sein Gewicht gar nicht wahr zu nehmen, denn es schwankte nicht, obwohl er gesprungen war.

Aber er war ja auch nicht grad der Kräftigste.

Viele machten sich wegen seiner abgemagerten Figur sorgen, doch ihn interessierte das herzlichen wenig. Wie er fand, sah er noch immer gut aus und das war die Hauptsache.

Als Hermine aufs Geländer geklettert war, sah er, wie unwohl sie sich fühlte.

„Nicht nach unten gucken. Sieh mich an und spring. Ich halte dich“, sagte er und die Gryffindor nickte.

Dann sah sie ihn an und sprang.

Doch ehe sie das Geländer verlassen hatte, rutschte sie ab und er bekam sie nicht mehr zu fassen. Ihr verzweifelter Schrei wurde vom Wind weggetragen und Draco fluchte lauthals.

„Shit!“, rief er und musste sich dann an Seidenschnabel klammern, da er bereits im Sinkflug war.

Das Tier flog mit schnellen Flügelschlägen unter Hermine und Draco fing sie sofort vorsichtig auf und setzte sie vor sich.

„Alles klar bei dir?“, fragte er besorgt und sie nickte.

„Ja, hab schon schlimmeres erlebt. Ist alles gut“, murmelte sie kalkweiß und atmete tief durch, um sich zu beruhigen.

„Okay… Und was machen wir jetzt? Wahllos rumrennen und gucken, ob wir Todesser magisch anziehen?“, fragte er ironisch und Hermine dachte einen Moment lang nach.

„Irgendjemand wird das Gefahrensignal gesehen haben. Also am besten laufen wir zu Dumbledores Büro und schauen, ob er dort ist. Er entscheidet hier über alles und kann am besten alles regeln“, antwortete sie schließlich und Draco nickte.

Das war wahrscheinlich wirklich die beste Idee.

Gerade in Gedanken versunken, wie viele Todesser wohl kommen würden, bemerkte er unter sich einen grünen Lichtblitz.

Seine Augen weiteten sich ein wenig, als er sah, dass ein Todesser dort unten war und einen Schüler getötet hatte.

Auch Hermine schien das gesehen zu haben, denn er spürte, wie sie sich verkrampfte.

Und dann ging alles sehr schnell.

Seidenschnabel flog auf den Todesser zu, erwischte den verwirrten Vermummten mit den Hufen und dieser fiel bewusstlos zu Boden.

Hermine sprang auf den Boden und wollte zu Dumbledores Büro rennen, doch sie konnte gerade noch einem Schockzauber ausweichen, der auf sie geschleudert worden war.

Schnell sprang auch Draco von Seidenschnabel runter und gab dem Tier einen Klaps, damit es wegflog.

Denn hier würden gleich die Fetzen fliegen.

Hermine erwiderte den Angriff sofort und das durch non-verbale Zaubersprüche.

Leicht erstaunt unterstützte Draco sie, der das ebenfalls beherrschte und so konnten sie sich einen Vorteil verschaffen.

Sie hörten, wie ein Körper auf dem Boden aufschlug und Hermines Haltung entspannte ein wenig. Der Angreifer war wohl erst einmal außer Gefecht gesetzt worden.

Zufrieden sah er, dass Seidenschnabel weggeflogen war und hörte dann Hermines hektische Stimme.

„Wir müssen los!“, ermahnte sie ihn zur Eile und mit einem knappen Nicken bedeutete er ihr, dass er verstanden hatte.

Sie rannten ins Schulgebäude und stellten fest, dass alles wie Ausgestorben war. Nur der bewusstlose Todesser lag reglos auf dem Boden.

Sonst war alles totenstill.

Beängstigend, schoss es ihm durch den Kopf und schweigend rannte er neben Hermine her. An ihrem Gesicht bemerkte er ihre Angst.

Immerhin lauerte hier wahrscheinlich hinter jeder Ecke der Tod und das in Hogwarts. Dem vermeintlich sichersten Ort für sie.

Und das genau genommen wegen ihm.

Er hatte die Idee mit dem Verschwinde-Kabinett gehabt. Doch hätte er nie damit gerechnet, dass Crabbe und Goyle diese Idee umwandeln würden, als er beschlossen hatte, die Seiten zu wechseln.

Gerade rannten sie an der großen Halle vorbei, als sie von dort Geräusche hörten. Kampfgeräusche.

Dracos Herz hämmerte wild gegen seinen Brustkorb und das nicht nur wegen der Anstrengung, sondern auch wegen seiner Aufregung.

Welche Todesser waren hier?

Ob seine durchgedrehte Tante auch hier sein würde?

Bestimmt war sie hier irgendwo.

Der Slytherin wurde jäh aus seinen Gedanken gerissen, als ein Körper aus der Halle auf sie zuflog.

Es war Luna Lovegood und ehe sie gegen die Wand knallte, fing er sie auf und setzte sie an die Wand gelehnt neben der Tür, sodass man sie von der Halle aus nicht angreifen konnte.

Sein Blick wanderte zu Hermine, die geschockt da stand und Luna einen Moment lang anstarrte, bevor sie den Kopf schüttelte und sich fing.

Entschlossen schaute sie Draco an und er nickte ihr zu.

Dann betraten sie zusammen die große Halle und er traute seinen Augen kaum.

Die große Halle, wie er sie kannte, existierte nicht mehr.

Der Boden waren an einigen Stellen brüchig und in den Wänden waren teilweise Löcher. Schutt war auf dem Boden verteilt, genauso wie Blut. Der Kampf musste hier schon eine Weile toben.

Und sie hatten nichts mitbekommen, sondern waren auf dem Astronomieturm gewesen …

Doch das spielte jetzt keine Rolle.

Jetzt mussten sie kämpfen und die Todesser vernichten oder gefangen nehmen.

Sofort richtete er seinen Zauberstab auf einen der Todesser, der ihm den Rücken zuwandte und mit einem „Stupor!“, ging dieser zu Boden.

Ginny nickte ihm dankbar zu.

In Sekunden war er mitten im Kampfgetümmel und konzentrierte sich darauf zu verteidigen und sich einen Überblick zu verschaffen, wie viele Todesser da waren.

Es schienen um die 25 Todesser zu sein, in etwa genauso viele Schüler.

Anscheinend wussten die Lehrer noch immer nichts von dem Kampf oder aber, sie wurden verhindert von weiteren Todessern.

Aber eigentlich war das auch egal, denn sie waren jetzt auf sich gestellt und mussten die Lage allein in den Griff kriegen.
 

Hermine hatten einen Zauber abgewehrt und schleuderte einen Schockzauber auf einen Todesser, als sie bemerkte, dass Draco gar nicht mehr neben ihr war. Durch das Kampfgetümmel waren sie voneinander getrennt worden und auch sonst war sie in ihrer Ecke die einzige Schülerin.

Doch Gott sei Dank scherte sich nur ein Todesser um sie und den konnte sie nach kurzer Zeit auch ausschalten.

Der Anblick der großen Halle schmerzte ihr, denn sie hatten nie gedacht, dass es hier einmal so aussehen würde.

Überall Schutt, umgeschmissene Bänke und Stühle und Blut.

Überall war Blut.

An den Wänden, auf dem Boden.

Sie bemerkte, wie sie zitterte und wie sie am liebsten weggelaufen wäre, doch sie riss sich zusammen.

Sie konnte die andern hier nicht alleine lassen. Jetzt musste sie stark sein und kämpfen. Also straffte sie die Schultern, sah sich um und entdeckte im Geschehen Ron und Harry, die Rücken an Rücken dastanden und Zauber um sich schleuderten.

Auch Ginny, Blaise, Viktor und Lavender Brown fand sie im Getümmel und als Hermine sah, dass Neville angegriffen wurde, rannte sie zu ihm und half ihm, den Todesser ruhig zu stellen.

„Danke Hermine“, meinte er erschöpft und sie nickte ihm leicht lächelnd zu.

Dann war sie auch schon wieder dabei, sich zu verteidigen.

Während sie weiter kämpfte, kam sie sich vor wie ein Roboter. Ihr Adrenalin ließ sie auf höchstem Niveau riechen, sehen, bewegen und handeln und sobald sie ein Maske oder jemand Vermummten vor dem Zauberstab hatte, murmelte sie irgendwelche Zauber, die ihr gerade passend erschienen.

Dann plötzlich ein grüner Lichtblitz und ein Schrei.

Erschrocken sah Hermine auf und sah die Patil Schwestern, die die Hände vor ihren Mündern hatten und entsetzt auf den Boden etwas weiter vor sich schauten.

Sie folgte den Blicken und sah Lavender Brown tot auf dem Boden liegen.

Es schien, als würde man ihr den Boden unter den Füßen wegziehen.

Hier war gerade jemand gestorben.

Jemand, den sie kannte.

Mit dem sie einige Jahre auf dieser Schule verbracht hatte.

Ihr wurde ein wenig schwindelig, bis sie plötzlich eine Hand auf ihrem Arm spürte. Ruckartig drehte sie den Kopf und sah in das besorgte Gesicht von Draco.

Er hatte eine Schnittwunde auf der Wange, die noch leicht blutete und seine Schuluniform sah auch nicht mehr wirklich gut aus. Überall dreckig und teilweise auch blutig und zerrissen.

„MÖRDER!!!“, schrie Harry wütend wie noch nie und Hermine wandte den Blick zu ihm.

Er hatte seinen Zauberstab auf einen der Todesser gerichtet und griff ihn sofort an.

Der Vermummte hatte anscheinend nicht damit gerechnet, dass er angegriffen werden würde und sein Zauberstab flog in hohem Boden davon.

„Gib dich zu erkennen! Ich will wissen, wer Lavender getötet hat“, sagte er mit schneidend kalter Stimme und der Todesser hob langsam seine Hände, damit er seine Kapuze vom Kopf ziehen konnte.

Hermine klammerte sich mittlerweile mit einer Hand an seine und hielt sie fest.

Doch sie spürte das gar nicht.

Ihr Gefühl sagte ihr, dass dieser Todesser nur einer sein konnte.

Diese arrogante, selbstsichere Haltung ließ eigentlich nur diesen einen Schluss zu.

Unsicher schaute sie zu Draco hoch und sah sein angespanntes Gesicht. Seine Augen fixierten den Todesser geradezu. Anscheinend hatte er auch seinen Vater erkannt anhand der Haltung.

Unsicher schaute sie wieder zu dem Todesser und ohne es zu merken, hielt sie den Atem an.

Und dann sah sie die langen silbernen Haare und spürte, wie jetzt Draco den Druck seiner Hand verstärkte und sich verspannte.

Leises Getuschel brach unter den anderen Schülern aus und Harrys Blick wanderte zu Draco.

Dieser nickte ihm zu, ließ Hermines Hand los und wollte in Richtung Lucius gehen, doch Hermine hielt ihn am Mantel fest.

Er drehte sich zu ihr um und sie sah die kalten, ausdruckslosen Augen. Sie schluckte leise, wollte so viel sagen, doch ihre Kehle war wie zugeschnürt.

„Ich bin immer bei dir“, hauchte sie schließlich und für einen Moment wurden seine Gesichtszüge weich und kurz lächelt er leicht, bevor er sich wieder umdrehte und selbstbewusst zu seinem Vater stolzierte.

Unruhig sah sich Hermine um, beobachtete die anderen Todesser, die ruhig dastanden und auf die Dinge warteten, die da kamen.

Hermine blieb wie angewurzelt stehen und schickte innerlich Stoßgebete in den Himmel, dass Draco nichts passierte.

„Eigentlich ja schade, dass ein Reinblut sterben musste, aber Feind ist Feind“, sagte Lucius ruhig und wandte den Blick zu seinem Sohn.

Doch sie irrte. Malfoy Senior sah nicht seinen Sohn an, sondern an ihm vorbei zu ihr.

Es war ein eiskalter, gehässiger Blick und Hermine lief ein Schauer über den Rücken, doch sie ließ sich davon nichts anmerken und begegnete dem Blick selbstbewusst und siegessicher.

„Sag Draco, willst du dich nicht um das besserwisserische Schlammblut kümmern, dass hinter dir steht?“, fragte Lucius süffisant, doch Draco ignorierte seinen Vater.

Alle gingen davon aus, dass Draco ihn anschreien und mit dem Zauberstab bedrohen würde, doch der Slytherin tat keins von beidem.

Stattdessen holte er mit der rechten Faust auf und schlug seinem Vater damit direkt ins Gesicht.

Überrascht schaffte es Lucius nicht, den Schlag ab zu wehren und ging aufgrund der Wucht des Schlages zu Boden.

Wieder war Getuschel und Gemurmel zu hören und Hermine wartete, wie Malfoy Senior reagieren würde. Sie hatte nach wie vor ein schlechtes Gefühl.
 

Draco bückte sich und packte seinen biologischen Vater am Kragen und zog ihn auf die Beine. Es war einfacher, als er gedacht hatte. Anscheinend hatte Lucius in letzter Zeit abgenommen.

Die tief liegenden Augen, die von dunklen Ringen umgeben waren, verstärkten den Eindruck eines Mannes, der seine Kräfte aufgebraucht hatte.

„Ich werde mich um dich kümmern“, sagte er eiskalt und schubste ihn weg von sich.

„Was ist mit dir, mein Sohn?“, herrschte sein Vater ihn an, doch der Blonde ging nicht weiter auf die Frage ein und sah, wie sein Vater nach hinten stolperte und schließlich an der Wand angekommen war.

„Ich hasse dich. Ich habe dich schon immer gehasst. Du bist ein schwacher Mann und ein Schatten deiner selbst. Und als kleines Kind war ich auch noch stolz, dein Sohn zu sein. Ich war so dumm und hatte ja keine Ahnung, was noch alles auf mich zu kommen würde. Doch nun weiß ich, was zählt. Und auch wenn ich weiß, wie viel eine Familie bedeutet, so werden wir das doch nie wieder werden. Mutter liebt auch nur noch die Erinnerungen an den Lucius Malfoy, den sie mal kennen gelernt hat von langer Zeit. Ich hingegen liebe nicht einmal mehr die Erinnerungen. Ich empfinde nur noch Verachtung, und Wut für dich. Wenn ich dich sehe, kommt’s mir hoch. Ich hasse dich, Lucius Malfoy.“

Dracos Stimme war klar und deutlich. Doch man hörte auch anhand der Stimme, wie sehr er seinen Vater verabscheute.

Hermine beschloss zu Draco zu gehen, denn sie wollte nicht, dass er ihn nachher umbrachte. Das würde viel Ärger mit sich bringen und sie wollte nicht, dass er wegen seinem verhassten Vater nach Askaban gebracht wurde. Um Lucius sollten sich die Lehrer kümmern.

Langsam näherte sie sich dem Slytherin und ihr fiel auf, dass niemand etwas sagte oder tat.

Obwohl sowohl Todesser als auch Schüler hier waren, beobachteten sie alle nur den Streit zwischen Vater und Sohn.

Mittlerweile drückte Draco seinen Zauberstab in den Hals von Lucius und dieser schluckte.

„Was … Was hast du vor?“, fragte er mit gebrochener Stimme und Malfoy Junior schwieg.

Und dann wanderte Lucius‘ Blick zu ihr.

Hermine fühlte sich unwohl.

Immerhin konnte jederzeit ein Todesser einfach von hinten angreifen und sie würde tot umkippen, doch irgendwie schienen alle von dieser Szenerie so fasziniert, dass Ruhe herrschte.

Es war eine unangenehme Stimmung in der Luft. Die Ruhe vor dem Sturm.

Der bohrende und verachtende Blick von Dracos Vater hingegen schockte sie nicht mehr.

Irgendwie hatte er in den letzten Minuten sehr an Ausdrucksstärke verloren.

Nun stand sie neben ihrem Freund, sah zu ihm auf und legte ihren Arm auf seine Schulter. Er entspannte sich ein wenig, behielt aber weiterhin seinen Vater im Auge.

Sie sahen beide nicht, dass Lucius seinen Zauberstab in der Hand hatte und doch kam er nicht mehr dazu, ihn ein zu setzen.

„Expelliarmus!“, rief eine Stimme und Lucius starrte den Angreifer an, während sein Zauberstab weggeschleudert wurde.

Hermine zuckte zusammen und sowohl sie, als auch Draco sahen zu der Stimme.

Es war Narzissa.

„Draco hat recht. Du bist nicht mehr der Lucius, den ich kennen gelernt habe“, sagte sie ruhig und bückte sich, um den Zauberstab ihres Mannes auf zu heben.

„Narzissa, was machst du?“, fragte er entsetzt und seien Stimme klang hoch und brüchig.

„Das einzig Richtige. Ich beschütze meinen Sohn und unterstütze die Seite, für die sich das kämpfen lohnt. Ich hatte die letzten Tage genug Zeit, mir viele Gedanken zu machen …“, begann sie zu sprechen und ließ den Blick durch den Raum schweifen. Sie sah den toten Körper von Lavender und traurig schaute sie sich weiter um.

Dabei fiel Hermine auf, dass sie jeden Todesser einen Moment lang ansah. Der, der gerade angeschaut wurde, fragte aufgebracht:

„Und? Warum hast du die Seiten gewechselt, Verräter!?“

„Ich habe mir Gedanken gemacht, wie es wohl weiter gehen würde, wenn Voldemort den Krieg gewinnen würde. Rein theoretisch natürlich. Und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass nicht nur die Muggel leiden würden, sondern auch wir. Ich meine, wir würden zwar nicht umgebracht, denn wir sind ja „Reinblüter“, aber glaubt ihr wirklich, dass der dunkle Lord danach ein schönes Leben für uns bereit hält? Wir werden dann für ihn arbeiten müssen. Wahrscheinlich noch härter als jetzt. Er allein würde die Regeln aufstellen und könnte herrschen, wie er wollte. Das ist in meinen Augen eine realistische Aussicht auf die Zukunft und die will ich so nicht. Deswegen bin ich hier und deswegen werde ich alles tun, um das zu verhindern“, erklärte sie selbstbewusst und nickte Harry, Ron, Viktor, Ginny und Blaise zu, die sie erstaunt ansahen.

Als Hermine sah, dass die Fünf zurück nickten, lächelte sie leicht.

„Ich fasse es nicht, Narzissa! Dass du uns auch noch verrätst! Es ist doch schon schlimm genug, dass Draco das versucht!“, brüllte Lucius außer sich und da alle einen Augenblick wegen Narzissas kurzer Rede abgelenkt waren, griff sich Lucius Hermine.

Er nahm sie in den Schwitzkasten, beraubte sie ihres Zauberstabs und drückte ihn in irren Hals.

Sie hatte so schnell gar nicht reagieren können und spürte den Schmerz, den der Zauberstab verursachte und keuchte, weil sie kaum noch Luft bekam.

Sie hörte weiter hinten leises Gelächter von Todessern und erschrockene Laute von ihren Freunden.

Die Gryffindor versuchte sich los zu reißen, doch der Griff war viel zu stark für sie.

„Halt still, Schlammblut, sonst bist du tot“, zischte Lucius bedrohlich und Hermine hielt still, denn je mehr sie sich wehrte, desto stärker wurde sein Griff.

„Du bist wirklich so feige?“, fragte Narzissa und sah ihren Mann mit einem undeutbaren Blick an.

„Du versteckst dich hinter einem „Schlammblut“, um dem Zorn deiner Familie zu entkommen? Habe ich mich wirklich so sehr in dir geirrt, Lucius?“, fragte sie und ihre Stimme wurde etwas weicher.

„Lo… cker…“, krächzte Hermine und schnappte mittlerweile nach Luft.

„Lass sie los, du Bastard!“, schrie Ron und auch Harry und Ginny riefen etwas, was Hermine aber nicht verstand, da sie krampfhaft versuchte, ihre Panik in den Griff zu bekommen.

Daher schloss sie die Augen, versuchte so gut es ging tief durch zu atmen.

Es musste doch eine Möglichkeit geben, sich hier zu befreien!

Entgegenkommen

Draco hatte fassungslos mit an gesehen, wie sein Vater seine Freundin als Geisel nahm. Jede Faser seines Körpers war unter Strom und er presste seine Kiefer zusammen, weil er sonst Dinge sagen würde, die hier einfach nicht hin gehörten.

Er überließ das Reden seiner Mutter, während Harry, Ron, Ginny, Viktor, Neville und Blaise neben ihm auftauchten. Sie hatten sich wohl aus ihrer Starre gelöst und anhand ihrer Gesichter konnte er ihre Anspannung und ihre Angst sehen. So ähnlich sah er selbst wohl auch aus.

Doch das war jetzt egal. Sie brauchten etwas, um seinen Vater ab zu lenken, damit sie Hermine befreien konnten. Ohne Ablenkung würde das nichts werden und er wollte auf gar keinen Fall riskieren, dass bei ihrer Befreiung etwas schief ging und sie nachher noch verletzt wurde oder schlimmeres.

Verwundert bemerkte er, wie die Brünette die Augen schloss. Anscheinend versuchte sie sich zu beruhigen, damit sie nicht hyperventilierte.

Aber der Ausdruck in ihren Augen, als sie sie wieder öffnete, verriet, dass sie einen Plan hatte. Dass sie wusste, wie sie sich befreien konnte aus diesem Griff.

Sie war selbstbewusst und es schien, als wollte sie kämpfen.

Dann eine Bewegung im unteren Augenwinkel. Er schaute hin und sah, wie ihr Zeigefinger einen Kreis umschrieb.

Und als sie dann mit ihrem Finger einen Angriff nachahmte, verstand er.

Sie sollten die Todesser angreifen, die um sie herum standen. Das würde seinen Vater für den entscheidenden Moment ablenken und Hermine würde sich befreien können.

Falls es Probleme geben sollte, würde er ihr sofort helfen können, denn er war nah genug an ihnen dran. Und einen besseren Plan hatte er auch nicht, also war das ihr einziger Weg.

Unauffällig tickte er Ginny an und formte lautlos das Wort „kämpfen“, als sie ihn ansah. Sie nickte und als er nach ein paar Sekunden wieder angetickt wurde, wusste er, dass alle Bescheid wussten und bereit waren.

Und dann wurden auch schon die ersten Zauber abgefeuert und in genau dem Moment ballte Hermine eine Hand zu einer Faust und rammte Lucius ihren Ellbogen in den Magen. Als sich sein Griff löste, nahm sie Schwung, holte mit dem Bein aus und trat ihm in den Nacken, als er sich den Magen hielt und im nächsten Augenblick lag er auch schon k.o. auf dem Boden.

Schnell griff sie sich ihren Zauberstab und stellte sich an Dracos Rücken.

„Gut gemacht“, meinte Draco und Hermine erwiderte:

„Danke. Du hast schnell begriffen.“

„Na klar, kennst mich doch.“

Ehe sie weiter reden konnten, mussten sie sich wieder auf’s Kämpfen konzentrieren, denn es waren nach wie vor noch viele Todesser am Leben und bereit, sie umzubringen.

Es wurde noch kurze Zeit gekämpft.

Er schleuderte Zauber auf Todesser, verteidigte sich gegen andere und hörte ab und zu einen Schmerzensschrei, aber alle Geräusche schienen hinter einem Vorhang zu sein, denn sie klangen etwas dumpf. Doch darum machte er sich jetzt keine Sorgen. Solange er nicht Hermines Schmerzensschrei hören würde, würden sie den Rest schon hinkriegen.
 

Und dann war plötzlich Ruhe.

Eine gespenstische Stille, die von einer Sekunde auf die andere herrschte.

Alle sahen zum Eingang der großen Halle und dort standen sie.

Dumbledore, McGonagall, Slughorn, Snape und Hooch.

Sie hatten schon gekämpft, so wie ihre Kleidung aussah. Sie war rissig, schmutzig und an Slughorns Mantel schimmerte etwas Blut durch.

Dumbledore schaute die Todesser an und sein Blick machte deutlich, dass es sehr ungemütlich werden würde, wenn es einer wagen sollte, an zu greifen.

Da sie das wohl auch bemerkten, ergaben sich die Todesser und somit hatten sie die erste Schlacht für sich entschieden.

Doch sie alle wussten, dass der Krieg noch immer nicht vorbei war.

Erst, wenn Voldemort tot war, hatten sie es geschafft und konnten ein neues Leben ohne Todesser anfangen.

Draco spürte eine seltsame Leere in sich. Wie er sie immer spürte, wenn das Adrenalin nachließ. Und dann auch noch das Wissen, dass dies hier erst der Anfang war, trug nicht unbedingt zu einer besseren Stimmung bei.

„Jeder von euch lässt sich von Madame Pomfrey untersuchen. Ich möchte sicher gehen, dass alle soweit in Ordnung sind“, forderte Dumbledore und die Schüler nickten ihm zu.

Dann marschierten sie wortlos in Richtung Krankenflügel.
 

„Miss Granger. Sie gedenken aber nicht, sich hier ein Dauerticket zu holen, oder?“, fragte Madame Pomfrey und sie grinste schief.

„Aber die Betten sind so bequem“, feixte sie und hörte ein leises Seufzen.

„Also wirklich, Miss Granger. Dann bitten Sie doch Professor Dumbledore, ob er Ihnen nicht ein Bett in den Schlafsaal stellen kann“, erwiderte sie und Hermine lachte.

Das Gesicht vom Schulleiter wäre bestimmt unbezahlbar.

„Aber ich möchte sie gern über Nacht hier behalten. Genauso wie Sie, meine Herren“, sagte sie und schaute zu Draco, Harry, Ron, Viktor und Blaise rüber.

Die Fünf sahen ziemlich mitgenommen aus und statt zu protestieren wie sonst, nickten sie einfach nur.

Nachdem sich Madame Pomfrey um alle gekümmert hatte, verließ sie den Saal und ließ die Sechs allein.

„Wo ist eigentlich Luna?“, wollte Hermine wissen und schaute sich um. Sie konnte die Blondine nicht entdecken und machte sich doch große Sorgen um sie.

Auch wenn sie eigenwillig war, so mochte sie die Ravenclaw ganz gern und der Schock, dass sie bewusstlos aus der großen Halle geflogen war, saß noch immer recht tief.

„Sie ist in einem separaten Zimmer, da Madame Pomfrey sie unter besonderer Beobachtung haben will, sagte sie vorhin“, erklärte Viktor und Hermine nickte etwas abwesend. Hoffentlich würde sie schnell wieder auf die Beine kommen.

„Oh Mann, irgendwie habe ich mir den letzten Schultag anders vorgestellt“, seufzte Ron ernüchtert und schaute die anderen an.

„Wem sagst du das? Somit steht wohl fest, dass wir Weihnachten hier verbringen werden, was? Wenn man Madame Pomfreys Gesicht gesehen hat, schien es, als würden wir morgen nicht gleich wieder weg sein“, brummte Blaise und setzte sich vorsichtig auf.

„Ach verdammt, wir haben doch gar keine Zeit, uns hier aus zu ruhen. Wir müssen diese Horcruxe finden!“, grummelte Ron und doch schaffte er es aufgrund von Schmerzen nicht einmal richtig, sich hin zu setzen.

„Es bringt aber nichts, wenn wir als Halbinvaliden suchen und bei der nächstbesten Gelegenheit umgebracht werden“, erwiderte Hermine und setzte sich ebenfalls auf, um nach dem Wasserglas zu greifen.

Leises Hüsteln und Räuspern war zu hören und irritiert sah sie Harry, Ron und Viktor an, die gegenüber von ihr lagen.

Harry schaute aus dem Fenster, sodass er sie nicht sehen konnte, Rons Gesichtsfarbe hatte sich seiner Haarfarbe angepasst und Viktor widmete sich seinem eigenen Wasserglas.

„Schicker BH, Granger“, sagte Blaise amüsiert und Hermine schaute runter.

Madame Pomfrey musste sie ja am Oberkörper untersuchen, weil ihr die Rippen weh getan hatten.

Verdammt, daran hatte sie gar nicht gedacht!

Schnell verschwand sie wieder unter ihrer Bettdecke und schaute in Richtung Draco, der ebenfalls grinste.

„Das rot steht dir wirklich gut“, stimmte er zu und Hermine seufzte ergeben.

Jungs!

Sie waren doch alle gleich.

„Ja danke. Wenn ihr so weitermacht, gibt es keine Weihnachtsgeschenke, Jungs. Also schweigt lieber“, forderte sie grinsend und es wurde erstaunlich ruhig im Saal.

„Aber jetzt mal ehrlich, Leute. Wie soll es weitergehen? Wir haben keine Ahnung, wo wir die Horcruxe finden können, geschweige denn, wie sie aussehen. Dafür wird bestimmt einer der Todesser berichtet haben, was er hier erlebt hat. Über irgendwelche Kanäle werden sie bestimmt miteinander kommuniziert haben“, klagte Harry und Hermine sah zu ihm rüber.

„Aber wir haben Dumbledore auf unserer Seite. Vielleicht hat er schon etwas gefunden. Und die Lehrer werden das Verschwinde-Kabinett garantiert schon vernichtet haben. Somit haben die Todesser keine Möglichkeit, wieder hierher zu gelangen.“

„Da wäre ich mir nicht so sicher. Crabbe und Goyle haben bewiesen, dass sie dem dunklen Lord helfen und-“, begann Draco, brach dann aber ab.

„Ach ja, was ist eigentlich mit denen? Ich habe die gar nicht mehr gesehen“, meinte Blaise und Hermine erschrak.

„Die sind ja immer noch auf dem Astronomieturm! Hoffentlich hat keiner der Todesser sie gefunden“, betete sie erschrocken und Ron sah sie verwirrt an.

„Warum? Ich kann nicht ganz folgen.“

„Weil sie uns angegriffen haben, als wir auf dem Astronomieturm waren. Sie haben das Verschwinde-Kabinett zu Ende repariert“, erläuterte Draco und stand vorsichtig auf.

„Ich sag nur eben Madame Pomfrey Bescheid“, sagte er und verließ langsam den Saal.

Die junge Gryffindor bemerkte, wie Harry und Ron besorgte Blicke tauschten und auch Blaise und Viktor sahen unglücklich aus.

Sie konnte es verstehen.

Ihr selbst ging es nicht besser.

Die ganze Sache hier schien aus dem Ruder zu laufen und wenn sie nicht bald Fortschritte machten, würden sie sterben, bevor sie „Quidditch“ sagen konnten.

Diese verflixten Horcruxe.

Sie mussten endlich weiter kommen bei der Suche, damit sie endlich was gegen Voldemort in der Hand hatten.

Völlig in ihre Gedankengänge versunken, reagierte sie erst auf Draco, als dieser direkt vor ihrem Bett stand.

„Hermine?“

„Hm? Oh Draco, hast du Bescheid gesagt?“

„Ja, Dumbledore kommt gleich und will mit uns reden. Er bringt noch Longbottom und Ginny mit.“

Sie nickte und rutschte ein wenig zur Seite, damit er sich hinsetzen konnte, doch sie merkte schnell, dass sie ihn mit dem Wegrutschen zu etwas ganz anderem aufgefordert hatte.

Ohne zu zögern schlug er die Bettdecke zur Seite und legte sich neben sie!

Ihre Augen weiteten sich ein wenig und ihre Gesichtsfarbe drohte Rons Haaren Konkurrenz zu machen, weshalb sie tief durchatmete, um sich zu beruhigen.

„Warum so nervös? Angst, dass ich dich heute Nacht vor den anderen vernasche?“, schnurrte er leise in ihr Ohr und grinste sie frech an.

„Draco!“, rief sie empört und verkroch sich weiter unter die Decke, bis sie über die Nase ging. So konnten die anderen wenigstens nicht sehen, wie rot sie war.

Dieser Junge! Also ehrlich.

Und das schlimmste war, dass sie ihm das auch noch zutraute.

Oh, bei Merlin, wäre das peinlich!

„Du malst dir da aber nicht gerade was aus, oder?“, bohrte Malfoy weiter und sein Grinsen wurde breiter.

„Jetzt hör auf! Sonst gibt es wirklich kein Geschenk für dich“, drohte sie und Draco wollte gerade etwas sagen, als Schritte zu hören waren.

Sie schaute über ihre Bettdecke hinweg, an den Jungs vorbei, die sie alle ansahen und erblickte dann Dumbledore, der den Saal betrat.

Die Jungs schauten ihn jetzt auch an und dafür war Hermine sehr dankbar. Sie würde deswegen unbedingt noch mal ein paar Takte mit Draco reden müssen.

Als der Schulleiter sie und Draco im selben Bett sah, grinste er kurz wie ein Spitzbube und sie wäre am liebsten im Erdboden versunken.

Ihre Augen weiteten sich erschrocken, als Draco etwas zu ihr rüber rutschte und sie seinen Körper an ihrem spüren konnte.

Es war ein sehr gut durchtrainierter Körper und er war angenehm warm.

Unbewusst drehte sie sich auf die Seite und bot Draco somit an, sich noch enger an sie zu kuscheln, was er auch sofort tat.

Als sie an ihrem Po Dracos Hüfte spürte, schoss die Röte sofort in ihr Gesicht und sie war recht froh, dass gerademal nur Blaise sie sehen konnte, da er das Bett neben ihr hatte.

Dieser grinste über beide Ohren und Hermine wünschte sich nichts sehnlicher, als dass sie ihren Rotschimmer endlich in den Griff bekam.

„Eine falsche Bewegung, Malfoy“, zischte sie und spürte, wie Draco sich erst bewegen wollte, es dann aber unterließ.

Erleichtert atmete sie aus und sah dann zum Professor.

„Sie wissen, warum wir Sie gebeten haben, her zu kommen?“, fragte sie und im nächsten Augenblick kamen Neville und Ginny rein.

Sie entdeckte, wie Ginny begann zu grinsen und sah sie mit einem grinsenden Todesblick an, doch das hielt die kleine Weasley nicht davon ab zu kichern.

Dann setzte sie sich zu Blaise auf’s Bett und Neville setzte sich auf einen Stuhl zwischen Harry und Ron.

„Nun, mir wurde lediglich gesagt, dass es ein Problem gäbe. Ich hoffe, Miss Granger, dass Sie in dieser Situation nicht auf meine Hilfe bauen. Da müsste ich nämlich passen“, meinte er lächelnd und Hermine schüttelte schnell den Kopf.

„Nein, darum geht es nicht“, murmelte sie und stieß Draco an, damit er erzählte, was los war.

Sie musste weiterhin versuchen, sich unter Kontrolle zu bringen.

Dass sie Malfoy auch so wuschig machte.

Manchmal wünschte sie, dass sie nicht immer sofort rot wurde, doch sie kam einfach nicht dagegen an.

„Es geht um Crabbe und Goyle. Sie haben das Verschwinde-Kabinett zu Ende repariert, nachdem ich damit aufgehört hatte. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass sie das tun. Sonst hätte ich mich darum schon früher gekümmert. Jedenfalls haben sie Hermine und mich vorhin auf dem Astronomieturm angegriffen und wir haben sie mit dem Petrificus Totalus lahm gelegt, aber da wir direkt danach zur großen Halle geflogen sind, wissen wir nicht, ob sie da noch sind oder ob vielleicht ein Todesser gefunden und mitgenommen hat“, erklärte er und Dumbledore nickte verständnisvoll.

„Verstehe. Ich werde mich darum kümmern. Gibt es sonst noch etwas?“, fragte er in die Runde und Harry ergriff das Wort:

„Haben Sie noch etwas zu den Horcruxen gefunden?“

„Ich arbeite dran. Leider ist das alles nicht so einfach. Wenn ich etwas habe, seid ihr die ersten, die es erfahren werden“, antwortete Dumbledore ernst und Hermine musterte den Schulleiter.

Er sah ziemlich dünn aus und die Augenringe konnte man auch nicht mehr so leicht wegdiskutieren. Der Kampf schien ihn ziemlich mit zu nehmen und sie begann sich zu fragen, ob das nicht zu viel wurde für Dumbledore. Immerhin war er ja auch nicht mehr der Jüngste.

„Professor Dumbledore… Übernehmen Sie sich bitte nicht. Wir brauchen Sie“, sagte sie leise und schauten zu ihr rüber, dann zum Direktor.

Leicht lächelnd schaute dieser zu Hermine und sagte ruhig:

„Ihre Sorge um mich ehrt mich, Miss Granger. Aber so schnell wird man mich nicht los, keine Sorge. Ich werde Ihnen noch lange erhalten bleiben.“

Sie nickte und war sich doch nicht so sicher, ob er damit recht behalten würde.

Doch sie wollte darauf jetzt nicht weiter eingehen.

„Mr. Longbotton und Miss Weasley. Ich habe Sie hierher gebracht, damit Sie zusammen mit den anderen hier Anwesenden über Ihre Vorgehensweise sprechen können. Die nächsten Schritte werden entscheidend sein. Und da die Todesser schon einmal hier waren, brauchen wir einen Notfallplan, falls sich so etwas wiederholen sollte. Ich werde mit den Lehrern verschiedene Szenarien durcharbeiten. Ich wünsche Ihnen dennoch einen schönen Abend … Und immer schön brav bleiben“, meinte er fröhlich und zwinkerte Hermine und Draco zu.

Wieder wurde sie etwas rot im Gesicht.

„Keine Sorge, Professor“, erwiderte sie leicht grinsend und dachte: Bevor es soweit kommt, bin ich im Erdboden verschwunden.

Mit einem Nicken verließ Dumbledore den Krankenflügel wieder und einen Moment lang herrschte Stille.

„Und jetzt?“, fragte Ron in die Runde und jeder schien über diese Frage nach zu denken.

„Auf jeden Fall brauchen wir eine Art Frühwarnsystem, falls wieder Todesser auftauchen sollten“, dachte Blaise laut und Hermine grinste.

„Das ist kein Problem. Ich habe noch ein paar verzauberte Galeonen aus dem letzten Schuljahr“, erklärte sie und Harry, Ron, Neville und Ginny grinsten ebenfalls.

„Ja klar, damit geht’s“, stimmte Harry zu und Draco und Blaise sahen sich irritiert an.

„Ich habe wegen Dumbledore’s Armee Galeonen verzaubert und jedem eine davon gegeben. So konnte Harry die Termine an die anderen weiterleiten“, erklärte sie und Draco hob eine Augenbraue.

„Das ist Oberstufenstoff“, meinte er und sie zuckte mit den Schultern.

„Und? Hast du etwas anderes von mir erwartet?“, entgegnete sie grinsend und Draco rollte grinsend mit den Augen.

„Aber natürlich nicht, Miss Perfect.“

„Na also“, sagte sie zufrieden und wurde dann wieder ernster.

„Ansonsten müssen wir wohl einfach weiter in der Vergangenheit von Tom Riddle stöbern…“, murmelte sie und fluchte, dass sie keins ihrer Bücher hier hatte.

Dann hätte sie wenigstens etwas Produktives tun können.

„Du wirst heute gar nichts mehr tun außer Schlafen“, flüsterte Draco und Hermine sah ihn erstaunt an.

„Woher…?“

„Ich kenn dich und diesen Blick im Besonderen. Was du zu Dumbledore gesagt hast, gilt für dich genauso. Wir brauchen dich. Und du brauchst Ruhe, wie wir alle hier. Also wirst du deinen Zauberstab auf dem Nachttisch liegen lassen und jetzt deine Augen schließen“, forderte er mit leiser, sanfter Stimme und sie konnte nicht anders, als gehorsam ihre Augen zu schließen.

„Gute Nacht, Leute“, murmelte sie noch zu den anderen und kuschelte sich noch einmal ordentlich an Draco, bevor sie langsam wegdämmerte.
 

„Wir sollten auch langsam schlafen“, fand Draco und der Rest nickte erschöpft.

„Ja, Nacht“, murmelten welche und Ruhe kehrte ein.

Draco sah noch, wie sich Neville auf sein Bett legte und Ginny kuschelte sich an Blaise. Dann schloss auch er die Augen und driftete langsam in die Traumwelt ab.

Doch etwas störte ihn in seinem Schlaf und so wachte er schließlich grummelnd auf und bemerkte, dass Hermine sich neben ihm wälzte und schweißnass war. Bestimmt hatte sie einen Alptraum.

Vorsichtig versuchte er sie zu wecken und mit einem Mal schoss sie hoch, schrie laut und saß schwer keuchend aufrecht im Bett und sah sich panisch um, bevor sie verstand, dass sie in Hogwarts war und somit in Sicherheit. Als diese Erkenntnis in ihr Bewusstsein durchsickerte, atmete sie tief durch, um sich zu beruhigen.

Durch den markerschütternden Schrei waren auch die anderen wach und sahen besorgt zu Hermine, die eine Hand auf ihre Stirn gelegt hatte und die Bettdecke hypnotisierte, auf der ein paar nasse Flecken zu sehen waren.

Vorsichtig umarmte Draco sie, zog sie an sich und streichelte sie ein wenig. Er spürte, wie sie sich gegen ihn lehnte und sich ein wenig an seine Schulter krallte.

Er ignorierte den aufkommenden Schmerz und redete leise und beruhigend auf sie ein, während die anderen ihre Zauberstäbe wieder auf ihre Nachttische gelegt hatten, weil keine Gefahr im Verzug war. Sie setzten sich hin und wurden allmählich wach, während der Schock wegen des Schreis langsam nachließ.

„Was war denn los, Herm?“, fragte Ron leise und die Besorgnis war deutlich raus zu hören.

Sie zuckte kurz, dann löste sie sich von Draco, wischte sich mit dem Handrücken die letzten Tränen weg und sah zu Ron rüber, den sie im Dunkel nur erahnen konnte, denn draußen waren Wolken, die den Mond verdeckten, sodass man kaum die Hand vor Augen sehen konnte.

„Ich… Ich habe geträumt, dass wir den Krieg verlieren, dass wir der Reihe nach von Riddle umgebracht werden… Erst gefoltert, dann getötet“, wisperte sie und ihre Stimme klang brüchig und verweint.

„Aber wir werden gewinnen. Das hast du immer gesagt“, mischte sich Blaise ein und Hermine seufzte leise.

„Ja, das habe ich. Aber seien wir doch mal ehrlich. Wir sind ein Selbstmordkommando. Wir sind eine kleine Gruppe von Schülern, die versucht gegen eine Armee von Erwachsenen zu kämpfen, die uns weit voraus sind und die einen Anführer haben, von dem wir nicht wissen, wie wir ihn besiegen können, weil wir nicht wissen, wo er die Horcruxe versteckt hat. Wenn wir scheitern, sind alle Muggel dem Untergang geweiht. Von uns hängt alles ab. Einfach alles.“

Ihre Stimme klang jetzt mehr verzweifelt und müde, geradezu emotionslos und Draco wusste diese Stimmung bei ihr nicht so recht ein zu ordnen.

Sie war eine Kämpfernatur, gab nie auf und hatte immer einen Plan B, wenn es drauf ankam.

Er erkannte sie gerade gar nicht wieder.

„Aber Hermine. Wir werden die Horcruxe finden und dann Harry unterstützen, damit er Vol-“

„Ich will diesen Namen nicht mehr hören!“, fuhr sie Neville an und die anderen erschraken.

Draco hörte ihre leisen, erschrockenen Laute.

„Realistisch betrachtet sind unsere Chancen wirklich verschwindend gering. Aber wir haben etwas, was der dunkle Lord und seine Anhänger nicht haben und das ist Freundschaft. Wir kämpfen füreinander, passen aufeinander auf und riskieren gemeinsam unter Leben. Gemeinsam sind wir stark, Hermine. Bedenke, was wir alles schon gemeinsam durchgestanden haben. Wir haben schon Todesser besiegt und wir werden noch weitere von ihnen besiegen und diesen Krieg gewinnen, um danach eine friedlichere Welt auf zu bauen. Außerdem kämpfen doch nicht nur wir hier drin. Dumbledore und die anderen Lehrer, andere aus Dumbledores Armee und Schüler aus dieser Schule, ehemalige Schüler und Eltern. Wir alle kämpfen. Ich kann dich verstehen, Hermine. Ich denke, das können wir alle. Jeder von uns hat Angst, dass er einen falschen Schritt macht und dann stirbt. Doch wir können, dürfen und ich will auch nicht aufgeben. Dafür haben wir schon zu viel erreicht“, erzählte Harry mit eindringlicher Stimme und auch, wenn er seinen Vortrag an Hermine richtete, dachte jeder über seine Worte mach.

„Pot- Harry hat recht“, sagte Draco schließlich und sah einen verwunderten Blick von Hermine.

„Wir können das schaffen, wenn wir zusammen stehen. Rücken an Rücken. Es wird Zeit, persönliche Differenzen auf nach den Krieg zu verschieben, wenn es sie dann noch gibt und sich darauf zu konzentrieren, diesen gefühllosen Ärschen zu zeigen, was Sache ist. Oder habt ihr nicht auch Lust, denen mal in den Arsch zu treten, Harry, Ron, Viktor?“

„Also gut, Waffenruhe. Wir können es uns wirklich nicht leisten, dass wir wegen Streitereien nachher noch verlieren oder noch schwerere Verluste haben. Aber ich werde dich trotzdem im Auge behalten und wehe dir, wenn du Hermine nicht ordentlich beschützt oder dich nicht gut um sie kümmerst“, drohte Ron unverhohlen und Viktor und Harry stimmten ihm zu.

„Da braucht ihr euch keine Sorgen zu machen. Ich werde nicht zulassen, dass ihr etwas passiert.“
 

„Jungs…“, wisperte Hermine und strahlte leicht.

Die Angst ihres Alptraums war wie verflogen und sie konnte kaum glauben, was sie gerade erlebte.

Ihre besten Freunde und ihr Freund waren dabei, ihre Streitigkeiten beiseite zu legen, um Seite an Seite zu kämpfen.

In ihren Augen war das ein historischer Augenblick und sie könnte platzen vor Stolz.

Dennoch war sie nach wie vor erschöpft vom Kampf gegen die Todesser und wollte noch ein wenig schlafen. Morgen würde sie sich über diesen Riesenfortschritt, den sie gemacht hatten, immer noch freuen können, wenn sie halbwegs wach war und aufnahmefähig.

„Entschuldigt, wenn ich euch solche Angst gemacht habe. Das wollte ich nicht. Wenn wir ab jetzt alle wirklich an einem Strang ziehen, dann kann uns in der Tat nichts mehr aufhalten und wir werden gewinnen. Doch jetzt will ich erst nochmal versuchen, ein paar Stunden zu schlafen. Gute Nacht, ihr Lieben“, sagte sie und kuschelte sich glücklich an Draco und wisperte ihm kaum hörbar ins Ohr:

„Für dieses Entgegenkommen gibt es noch ein zusätzliches Geschenk zu Weihnachten.“

Mittlerweile hatten sich ihren Augen an die Dunkelheit gewöhnt und sie sah, wie Draco eine Augenbraue hob.

„Na da bin ich gespannt“, hauchte er zurück und Hermine durchfuhr ein wohliger Schauer. Sein Atem kitzelte ihren Hals und leise schnurrend schmiegte sie sich wieder an ihn, an diesen durchtrainierten Quidditch-Spieler-Körper.

Dann fühlte sie eine Hand auf ihrem Bauch und genoss es in vollen Zügen, von ihm gestreichelt zu werden.

Und langsam schlief sie wieder ein, dieses Mal wurde sie nicht von einem Alptraum verfolgt, sondern träumte von einem glücklichen Leben mit ihren Freunden nach dem Krieg.

Weihnachtsmorgen

Am nächsten Tag wurde die Gruppe von Madame Pomfrey geweckt und widerwillig öffnete einer nach dem anderen seine Augen.

Auch Blaise wurde langsam wach und ließ die gestrige Nacht nochmal vor seinem inneren Auge Revue passieren. Es war gut, dass sie sich alle darauf geeinigt hatten, dass sie einander brauchten im Kampf und von jetzt an würde vieles einfacher werden, wenn sie nicht mehr aufeinander rumhackten.

Somit hatte Dumbledore am Ende mit dem Ball doch das geschafft, was vorher niemand zu träumen gewagt hatte.

Gryffindors und Slytherins näherten sich an.

Sie lösten sich von Klischees und Vorurteilen und begannen den Mensch dahinter zu sehen. Zwar würden bestimmt nicht alle begreifen, wie wichtig das war und nach dem Krieg konnte es auch durchaus auch sein, dass Ron und Viktor Draco wieder an die Gurgel springen wollten, doch das würde sich zeigen.

„Guten Morgen, Mr. Zabini. Wie fühlen Sie sich?“, fragte Madame Pomfrey und er sah zu ihr auf.

„Mir tut der gebrochene Arm noch weh und die Rippen. Aber es ist schon besser als gestern“, antwortete er und sie nickte.

„Gut, gut. Trinken Sie das hier, dann wird es noch besser“, versprach sie und widerwillig nahm Blaise das Glas und schaute den durchsichtigen, flüssigen Inhalt missbilligend an, doch er hatte keine Wahl.

Also kippte er das widerlich schmeckende Zeug schnell in sich rein und schüttelte sich kurz.

„Ekelig“, zischte er und trank einen Schluck Wasser hinterher, damit der Geschmack aus seinem Mund verschwand.

Es war doch jedes Mal dasselbe mit Heilungstränken.

Sie schmeckten allesamt abartig.

Interessiert beobachtete er, wie die anderen auch von Madame Pomfrey untersucht wurden und stellte man wieder fest, dass Hermine in ihrem Halbschlaf gar nicht mitbekam, dass man wieder einen Superausblick auf ihren BH hatte.

Er riss sich zusammen, nichts zu sagen, damit er sie nicht gleich wieder verschreckte. Wobei es schon echt süß aussah, wenn sie rot wurde.

„Wo guckst du denn hin, Schatz?“, fragte Ginny grinsend und Zabini sah sie mit einem unschuldigen Gesichtsausdruck an.

„Hermine fordert es heraus, wenn sie so da sitzt“; protestierte er grinsend und merkte, wie die Brünette mit einem Mal wieder unter ihrer Bettdecke lag.

„Mir geht es gut, Madame Pomfrey“, sagte sie hastig und Blaise grinste breit.

Jetzt erst fiel ihm der gespielt angriffslustige Blick von Draco auf und hob demonstrativ die Arme hoch.

„Ich guck nur, ich hab schon wen zum anfassen“, versicherte er und hatte im nächsten Augenblick schon ein Kissen im Gesicht.

„Blaise Zabini, red nicht so einen Unsinn!“, rief Hermine knallrot und Blaise funkelte sie herausfordernd an.

„Okay, du hast es so gewollt. Mal sehen, ob die Jahrgangsbeste auch in der Disziplin „Kissenschlacht“ gut ist“, meinte er und warf auch schon ein Kissen nach ihr.

Sie duckte sich drunter weg und so war Draco der Leidtragende. Sofort wurde der Angriff erwidert und während Madame Pomfrey sich um Luna kümmerte, tobte im Nebenzimmer mit viel Gelächter und Anfeuerungsrufen eine Kissenschlacht epischen Ausmaßes.

Am Ende hatte das Team unter der Leitung von Draco Malfoy und Hermine Granger mit einem Treffer Vorsprung gewonnen.

„Wie sieht das denn hier aus?“, fragte Madame Pomfrey entsetzt und schaute die unschuldig in ihren Betten liegenden Schüler an.

„Wir mussten noch etwas ausdiskutieren“, erklärte Harry und strich sich die Haare aus dem Gesicht.

„Aber jetzt ist alles im grünen Bereich“, fügte Ron noch grinsend hinzu und Madame Pomfrey schüttelte nur verständnislos den Kopf.

Dann räumte sie die Scherben des ein oder anderen zu Bruch gegangen Glases weg und stellte ihnen neue hin.

„Wenn sie hier rumtoben, müssen sie noch länger hier rumliegen, also bitte“, erinnerte sie und die Schüler nickten alle brav.

„Ist in Ordnung, machen wir nicht mehr“, versprach Neville, doch Madame Pomfrey schien dem Ganzen nicht mehr so richtig zu trauen.

Langsam wollte sie den Saal verlassen, doch Hermine hatte noch eine Frage, die ihr auf der Seele brannte.

„Madame Pomfrey, wie geht es Luna?“

Mit einem Mal wurde es ruhig und allen wurde wieder bewusst, dass sie diese Kissenschlacht gebraucht hatten, um nicht durch zu drehen wegen der Verantwortung, die sie trugen.

Blaise erinnerte sich wieder an letzte Nacht, als Hermine mit einem markerschütternden Schrei aufwachte und ihnen die Lage vor Augen führte.

„Ihr geht es soweit gut. Ich denke, sie wird, wenn sie brav sind, heute Abend hierher gebracht werden. Aber dann muss ich mich auf sie verlassen können, dass sie hier keinen Unfug anstellen.“

Alle nickten ernst und Ginny sagte, was wohl viele dachten:

„Wenn wir hier einen Patienten liegen haben, der Ruhe braucht und keine Aufregung, dann werden wir das hinkriegen. Luna ist unsere Freundin und wir wollen, dass sie schnell wieder gesund wird. Aber wir müssen uns einfach etwas ablenken, sonst drehen wir hier durch.“

Oh ja, das würden sie. Und das konnten sie sich nicht leisten.

„Ich werde mal sehen, das sich ein paar Bücher und Zauberschach hierher hole, dann können sie sich damit beschäftigen. Oder auch Pergament und eine Feder?“

„Ja, das wäre sehr nett von Ihnen, Madame Pomfrey“, bedankte sich Hermine und Blaise sah, wie sie rausging, um zu besorgen, was sie vorgeschlagen hatte.

Wieder herrschte Ruhe im Saal und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach.

Doch Blaise war sich sicher, dass sie es schaffen würden. Gemeinsam.

Dafür, dass er früher Einzelgänger war, dachte er heute ziemlich oft an Gemeinschaft und zusammen schaffen und sowas.

Auch ihn hatte der Ball für immer verändert, auch wenn er das am Anfang gar nicht so wahr genommen hatte.

Bei ihm war das mehr so ein schleichender Prozess gewesen und nicht so auffallend wie bei Draco. Er hatte definitiv die stärkste Wandlung durchgemacht. Hoffentlich würde er nicht noch mal in sein altes Muster zurückfallen, wenn er mit Todessern zu tun hatte.

Aber andererseits hatte er seinem Vater eine rein gehauen gestern Abend, also so gesehen war die Befürchtung wohl unbegründet.

„So, da bin ich wieder.“

Madame Pomfreys hektische Stimme holte ihn aus seinen Gedankengängen raus und bekam im nächsten Augenblick schon eine Feder und ein Pergament.

Kurz bedankte er sich und wollte gerade anfangen, etwas zu zeichnen, als er von draußen her Stimmen hörte.

Ach ja, heute fahren ja alle nach Hause.

Notgedrungen würden sie hier wohl alle hier bleiben müssen und Weihnachten hier verbringen. Aber das musste ja nichts schlechtes sein, denn so lernten sie noch ein wenig mehr kennen und je mehr man über die Stärken und Schwächen des anderes Bescheid wusste, desto besser.

Doch dann hörte er bekannte Stimmen vor dem Saal. Unter anderen Professor Dumbledore, Professor McGonagall und Narzissa, aber auch noch 2 unbekannte.

„Mum und Dad sind hier?“, fragte Ginny leise.

Ach so war das.

Das waren Rons und Ginnys Eltern.

Und Zabini hörte immer mehr Stimmen: Fred und George, Fleur, die beim Trimagischen Turnier mitgemacht hatte und noch weitere ihm unbekannte Stimmen.

Die große Flügeltür wurde aufgemacht und eine ganze Gruppe von Menschen kam herein.

An ihrer Spitze Professor Dumbledore, der sich lächelnd umsah und allen kurz zunickte.

„Mum? Dad?“, fragte Ron ungläubig und Molly und Arthur begrüßten erst Ginny und dann ihn.

„Ah, meine Kinder, wie geht es euch? Dumbledore hat uns erzählt, was passiert ist und wir haben kurzfristig beschlossen, Weihachten hier mit euch zu feiern. Wir können das Fest schließlich weder ohne euch feiern noch ausfallen lassen. Ah Harry, lass dich umarmen“, meinte Molly ganz aufgeregt und umarmte jeden einmal, auch Draco und Blaise. Sehr zu ihrer Verwunderung.

Auch Arthur begrüßte alle einmal und blieb zwischen Blaises‘ und Dracos Bett stehen.

„Professor Dumbledore hat uns wie gesagt alles erklärt und wir haben auch mit deiner Mutter gesprochen, Draco. Wir sind froh, dass ihr den rechten Weg gefunden habt und wir hoffen, dass wir gut miteinander auskommen werden“, sagte er leicht lächelnd und beide Jungen nickten ihm zu.

„Und wer sind die anderen?“, fragte Draco und Professor McGonagall stellte sie der Reihe nach vor:

„Das ist Kingsley, er arbeitet im Ministerium. Dann noch Tonks und Lupin, den ihr aus dem dritten Schuljahr kennen solltet. Freud und George kennt ihr. Alastor Moody, den ihr in der Vierten hattet und Bill Weasley, der mit Fleur verlobt ist.“

„Molly hat darauf bestanden, dass wir hier zusammen mit euch feiern“, erklärte Tonks und lächelte leicht in die Runde.

„Und ihr ruht euch bis morgen Abend schön aus, während wir alle Vorbereitungen treffen“, forderte Molly und nachdem sie sicher gegangen war, dass es allen gut ging, rauschte sie wieder raus.

„Was habt ihr denn vor?“, fragte Draco von Mollys Verhalten irritiert und Lupin entgegnete:

„Wir wollen die große Halle Weihnachtstauglich machen.“

Na das würde auf jeden Fall ein unvergessliches Weihnachten werden, da war sich Blaise jetzt schon sicher.

„Es wird bestimmt toll aussehen. Ich kann es schon kaum noch erwarten“, strahlte Hermine und die anderen lächelten.

Ja, Weihnachten zusammen zu feiern war eine gute Idee.
 

„Also wir bereiten alles vor und ihr seht zu, dass ihr wieder auf die Beine kommt“, meinte Tonks und bis auf Dumbledore verließen alle wieder den Saal.

„Wie geht es Miss Lovegood?“, fragte er sorgenvoll.

„Madame Pomfrey sagte, sie könnte heute Abend hierher verlegt werden“, antwortete Hermine mit ruhiger Stimme und der Schulleiter nickte.

„das ist schön zu hören. Alle, die ihr da eben gesehen habt, gehören im Übrigen zum „Orden des Phönix“. Das ist eine Gruppe, die ich beim ersten Mal von du-weißt-schon-wem gegründet habe. Sie sind unsere wichtigsten Verbündeten und ich habe auch deswegen veranlasst, dass Weihnachten hier gefeiert wird, damit ihr euch in Ruhe kennen lernen könnt“, erklärte Dumbledore Malfoy und Zabini und die Zwei nickten zustimmend.

„Wurden Crabbe und Goyle eigentlich gefunden?“, wollte Hermine wissen und Albus schüttelte den Kopf.

„Nein, es war niemand auf dem Astronomieturm, als wir dort waren. Es scheint, als wurden sie befreit und mitgenommen. Dank den Beiden wird der dunkle Lord viele Informationen über das kriegen, was hier vor sich geht. Es ist also äußerste Vorsicht geboten.“

Ron seufzte hinten und Harry sah nachdenklich aus einem der großen Fenster, während Viktor in Ruhe weiter zeichnete. Neville sah betreten auf sein Buch und Blaise und Ginny wechselten einen missmutigen Blick miteinander, während Draco leise etwas Unverständliches murmelte. Hermine hingegen schwieg und dachte nach.

„Werden Sie eigentlich auch Weihnachten feiern?“, erkundigte sich Ginny und der Professor lächelte milde.

„Nein, ich muss heute Abend noch los. Das Ministerium hat mich gerufen. Ich wünsche euch aber viele Geschenke und viel Spaß.“

Mit diesen Worten verabschiedete sich der Direktor und verließ den Saal.

Verwundert sahen die anderen ihm nach, zuckten dann aber mit den Achseln. Er würde schon wissen, was er tut. Immerhin war einer der größten Zauberer überhaupt.
 

Draco merkte gar nicht, wie schnell der Tag verging. Nachdem Madame Pomfrey sie alle untersucht hatte und Blaise und ihm der Orden des Phönix vorgestellt worden war, war bereits Mittag gewesen.

Und den Rest des Tages beschäftigte sich jeder ruhig. Blaise, Viktor und Ginny zeichneten, Harry und Ron spielten eine Partie Zauberschach und Neville und Hermine studierten irgendwelche Bücher.

Er hingegen hing einfach ein wenig seinen Gedanken nach. Sein Vater war wieder in Askaban, genau wie die anderen Todesser, die sie angegriffen hatten und Crabbe und Goyle hatten dem Lord bestimmt schon lang und breit berichtet, wie er sich von Voldemort distanziert hatte und dass er sich allem Anschein nach auf ein Schlammblut eingelassen hatte.

Er hoffte nur, dass Voldemort es nicht schaffte, hierher zu kommen. Zumindest nicht, bevor sie nicht alle Horcruxe hatten.

Und wieder begannen seine Kopfschmerzen an zu pochen, seine Schläfen zu quälen und er seufzte geschlagen. Sie wurden immer stärker und Draco legte sich hin, massierte sich die Schläfen, damit er es wenigstens ein wenig in den Griff bekam.

„So, es wird Zeit fürs Abendessen“, verkündete Madame Pomfrey und hinter ihr rollte ein Wagen, auf dem ihr Essen war.

Draco hob ungläubig die Augenbraue.

„Abendessen?“, hakte er nach und sie nickte.

„Ja, Mr. Malfoy. Schauen Sie raus, es ist bereits dunkel und gleich 19 Uhr…“

Draco ließ seine Blick zum Fenster wandern und stellte fest, dass es in der Tat schon stockdunkel war.

So lange hatte er nachgedacht?

Kein Wunder, dass er Kopfschmerzen bekommen hatte.

Dann aßen sie alle gemeinsam und nachdem sie damit fertig waren und alles wieder sauber weggeräumt worden war, brachte Madame Pomfrey Luna in ihrem Bett in den Saal und stellte es neben das von Neville.

„Sie ist noch sehr erschöpft und schläft noch, aber morgen sollte sie wieder aufwachen. Sie können sich natürlich noch unterhalten und weiter beschäftigen, aber kein Gebrüll und keine Kissenschlachten“, mahnte sie und die Gruppe nickte brav.

Dann war sie auch schon wieder weg und Draco sah zu Hermine, die angestrengt in einem Buch las.

„Was liest du da?“, fragte er interessiert und schaute ihr über die Schulter.

„Das ist ein Buch über das erste Mal, als du-weißt-schon-wer aufgetaucht ist. Ich suche nach Hinweisen, die uns vielleicht weiterbringen könnten. Bisher aber leider ohne Erfolg“, sagte sie und seufzte leicht.

Leicht lächelnd schaute sie zu ihm auf und strich ihm eine Strähne aus dem Gesicht.

„Du siehst fertig aus, Draco. Und essen tust du auch nicht genug. Ich mache mir Sorgen. Ich will nicht, dass du irgendwann vor Erschöpfung und zu wenig Essen zusammenklappst“, meinte sie besorgt und streichelte liebevoll seine Wange.

„Ich pass schon auf mich auf, versprochen“, erwiderte er kühl und schmiegte sich ein bisschen an die Hand.

Er liebte ihre zarte, warme, weiche Haut, doch wollte er jetzt nicht über seine Essgewohnheiten reden. Durch den ganzen Stress hatte er halt nicht so großen Hunger. Doch achtete er darauf, dass er so viel zu sich nahm, dass er nicht gleich nach den ersten Kampf umkippen würde. Damit wäre schließlich niemandem geholfen.

Den Rest des Abends verbrachten sie in Ruhe, spielten Zauberschach abwechselnd und quatschten leise über dies und das, ohne Luna zu wecken.
 

Es war der Weihnachtsmorgen und Hermine freute sich sehr auf den Tag. Sie liebte Weihnachten mit den Weasleys und auch mit ihren Eltern, doch dieses Jahr würde etwas ganz besonderes werden, wenn sie hier mit all ihren Freunden feierte.

Der Gedanke an ihre Eltern schmerzte, aber sie tröstete sich damit, dass es ihnen in Australien gut ging.

Die anderen schliefen alle noch und vorsichtig entzog sie sich Dracos Umarmung, in der sie eingeschlafen war.

Sie wollte unbedingt duschen und sich ein wenig fein machen für den Tag.

So stand die Gryffindor lautlos auf und schlich auf Zehenspitzen in das angrenzende Bad. Weil ihr kalt war, hatte sie die Arme um sich geschlungen und um sich auf wärmen, duschte sie erst einmal warm.

Ach Mist, ich hab meinen Zauberstab vergessen, schoss es ihr durch den Kopf, als sie die ersten warmen Wasserstrahlen spürte.

Hermine schloss ihre Augen, entspannte sich und lächelte selig vor sich hin.

Was Molly und die anderen wohl geplant hatten?

Wie hatten sie die große Halle gestaltet?

Würde es ein Weihnachten ohne Zwischenfall werden?

Ob Draco ihr etwas schenken würde?

So viele Fragen schwirrten in ihrem Kopf, doch sie würde die Antworten bald kennen und sie fühlte sich wie ein kleines Mädchen in diesem Augenblick.

Es war alles so aufregend und sie war ein wenig nervös, wie der Tag verlaufen würde.

Immerhin war es das Fest der Liebe und sie hatte die eifersüchtigen Blicke von Ron gespürt in den letzten Tagen.

Und Viktors Gesichtsausdruck war so eisig, dass sie sich nicht sicher war, ober er nicht nach dem Krieg Draco einfach angreifen würde.

Mensch Hermine! Heute ist Weihnachten, also lass die Gedanken und freu dich, dass du mit allen deinen Freunden feierst!

Ihre innere Stimme hatte recht. Sie sollte das Denken zur Abwechslung mal einstellen.

Nachdem sie zu Ende geduscht hatte, griff sie sich ein großes Handtuch und schlang es sich um den Oberkörper.

Dann wuselte sie leise und in ihren Augen hoffentlich ungesehen wieder in den Saal, nahm ihren Zauberstab und verschwand wieder im Bad.

Mit Hilfe des Zauberstabs rief sie ihr Kleid, ihre Schminke und Haarspangen zu sich und fing an, sich für den heutigen Tag fertig zu machen.
 

Als sie mit dem Ergebnis zufrieden war und das Bad verlassen hatte, hörte sie von nebenan Stimmen. Also waren schon welche wach geworden.

Mit einem Lächeln auf den Lippen betrat sie den Saal und die Köpfe der anderen drehten sich zu ihr um.

„Wow, du siehst echt toll aus, Herm“, staunte Ron und rieb sich verschlafen die Augen.

„Danke Ron“, erwiderte sie lächelnd und seufzte leise.

Es war mittlerweile schon nach 9 Uhr und die anderen lagen immer noch in ihren Betten.

Gerade wollte sie den anderen Beine machen, als sie von draußen Stimmen hörte.

Es waren Molly und Tonks und schon im nächsten Augenblick herrschte in dem Saal reges Treiben, denn Molly sorgte dafür, dass die Jungs aus ihren Betten kamen.

„Es ist Weihnachten und ihr liegt noch in euren Betten. Ich fasse es nicht, jetzt aber mal husch, husch! Nehmt euch ein Beispiel an Hermine! Sie ist schon fertig, während ihr noch schläft. Und das an diesem besonderen Tag! Ron, steh jetzt auf, sonst zieh ich dir die Decke weg“, meckerte Molly, strich sich durch die Haare und lächelte dann zu Hermine, die sich ein wenig verloren in der Mitte des Saales vorkam.

„Hach Hermine, du siehst wirklich atemberaubend aus. Wenigstens eine, die schon fertig ist.“

„Ja danke, Misses Weasley. Kann ich noch bei den Vorbereitungen helfen?“

„Nein, nein. Das brauchst du nicht. Wir sind eh schon fast fertig“, entgegnete Molly freundlich und die Brünette nickte.

Die andere mittlerweile waren aus ihren Betten raus und machten sich fertig.

Jeder zog seinen Festumhang an und Hermine grinste schief, als sie einen unglücklichen Ron sah, da dieser noch immer keinen neuen Umhang hatte.

Die anderen hatten den Üblichen und unterschieden sich kaum voneinander.

Draco schritt zu ihr und legte einen Arm um ihre Hüfte, zog sie noch enger zu sich und flüsterte ihr ins Ohr:

„Du siehst bezaubernd aus.“

Hermine spürte, wie sie leicht errötete und lächelte verlegen.

„Danke.“
 

Gemeinsam mit dem anderen schlenderten sie runter zur großen Halle, um dort zu frühstücken.

Draco stellte fest, dass sie wie immer aussah. Anscheinend hatten die Mitglieder des Ordens die Halle mit einem Zauber versehen, sodass die Dekoration noch nicht zu sehen war. Er war gespannt, wie der Tag und insbesondere der Abend verlaufen würde, denn seine bisherigen Erinnerungen an Weihnachten waren ein Reinfall.

Doch dieses Mal würde es auf jeden Fall anders werden.

Er feierte in Hogwarts mit neuen Verbündeten, mit seiner Mutter, aber ohne seinen Vater.

Dieser würde Weihnachten wohl in Askaban feiern. Allein in seiner Zelle.

Und er hatte es so verdient.

Nein, er sollte heute nicht an ihn denken…

Als alle in der großen Halle waren und sich an einen Tisch gesetzt hatten, begann das Getratsche und alle unterhielten sich angeregt.

In diesem Moment kam sich Draco wie ein Aussätziger vor, wie ein Außenseiter. Und genau genommen war er das doch auch, oder?

Die anderen würden ihn nie voll als Mitstreiter akzeptieren, egal was er tun würde.

Jetzt saß er zwischen allen Fronten.

Zu Voldemort wollte er nicht, aber hier bleiben auch nicht wirklich. Auch wenn Hermine ihm in letzter Zeit das Gefühl, geliebt zu werden. So konnte er einfach nicht glauben, dass sie es wirklich tat nach allem, was zwischen ihnen vorgefallen war.

Seine Angst vor Voldemort hatte ihn dazu verleitet an Grangers Liebe zu glauben, damit r nicht allein durch diese Hölle musste, doch wenn er ehrlich zu sich selbst war, dann musste er einsehen, dass es keine Liebe gab. Nur Berechnung.

Malfoy hatte ihnen alles gesagt, was er über Voldemort und seinen Auftrag wusste und sogar seine Mutter hatte er überredet, hier mit zu machen.

Potter würde jetzt Voldemort besiegen können. Dessen war er sich sicher.

Doch er würde sich irgendwo verstecken, warten, bis der Krieg vorbei war und irgendwo ein ruhiges Leben leben.

So würde es das Beste sein.

„-co? … Hey Draco?“, fragte Hermine und irritiert drehte er sich zu ihr um.

„Alles okay bei dir, Draco?“

„Ja, alles okay. Was gibt es?“, fragte er gleichgültig und widmete sich nebenbei wieder seinem Toast.

„Nichts… Du sahst nur so abwesend aus“, sagte sie vorsichtig und schaute ihn weiterhin von der Seite an.

Sie wollte also weiter mit ihm spielen, aber das würde er nicht zulassen.

Sie hatte doch alles, was sie wollte!

Ohne ein weiteres Wort zu sagen, stand er auf und verließ die große Halle. Hinter sich hörte er Hermines Schritte und Getuschel der anderen. Sollten sie sich doch das Maul über ihn zerreißen, er hatte die Schnauze voll!

„Draco, bitte warte!“, rief Hermine, doch er beschleunigte seinen Schritt.

Er wollte jetzt nicht reden oder ihr zuhören.

Ruhe war alles, was er gerade haben wollte und so floh er weiter vor Hermine. Doch zu seinem Leidwesen ließ sie sich nicht so einfach abwimmeln.

Im Gegenteil, sie kam immer näher und als er gerade um eine Ecke biegen wollte, packte sie ihn am Handgelenk.

Sie zog ihn in den nächsten Klassenraum ein paar Meter weiter und schloss die Tür hinter sich.

„Was soll das, Granger!?“, zischte er und bereute im nächsten Augenblick, etwas gesagt zu haben.

Sie war kurz zusammengezuckt, richtete den Blick mittlerweile auf den Boden und wirkte traurig.

Dennoch war sein Blick kalt und unnachgiebig. So hatte man ihn erzogen, so war er halt.

„Ach, sind wir jetzt wieder da angelangt?“, fragte sie und schaute ihn dann wieder an, sah ihm in die Augen und er spürte förmlich, wie sein Blick weicher wurde, wie er begann nach zu geben.

Diese verletzten, braunen Augen…

„Das geht so alles einfach nicht. Ich meine, wie soll das alles funktionieren? Das wird eh nicht lange gut gehen, also sollten wir uns beide den Schmerz ersparen und es hier beenden“, dachte Draco laut und sah Hermine, wie sie sich auf die Unterlippe biss.

Ihm war nicht klar, was jetzt kommen würde.

Malfoy beobachtete sie ruhig, wie sie auf ihn zugestampft kam, die rechte Hand ausholte und ihm mit voller Kraft eine scheuerte.

„Sag mal, spinnst du!? Du liebst mich doch! Und ich liebe dich! Wir setzen gerade alles auf’s Spiel, weil wir uns lieben und plötzlich willst du mir nichts, dir nichts einfach Schluss machen!? Was ist in dich gefahren, Draco!?“, fuhr sie ihn an und er rieb sich leicht die Wange.

Sie pulsierte ein wenig. Der Schlag war wirklich gut gewesen.

„Nichts ist in mich gefahren! Aber ihr werdet mich nie akzeptieren! Seien wir doch mal ehrlich: Dieser Friede mit deinen Freunden ist ein Frieden auf Zeit. Wenn Voldemort tot ist, werden sie wie die Geier auf mich losgehen.“

„Sag diesen Namen nicht, verdammt!“, zischte sie bedrohlich und fuhr sich unwirsch durch die braunen, leicht gelockten Haare.

„Okay, hör mir zu, Draco Malfoy. Ich bin wirklich dabei, alles für dich auf zu geben. Selbst die Freundschaft zu Harry und Ron habe ich auf’s Spiel gesetzt und ich weiß nicht, ob Ron mit mir nichts mehr zu tun haben will, wenn wir nach dem Krieg zusammen sind. Aber ich ziehe das durch, weil ich dich liebe. Weil ich dich liebe, Draco…“

Sie wurde leicht rot bei ihren letzten Worten und der Slytherin wusste gar nicht so recht, was er darauf erwidern wollte.

Schließlich war das gerade ein Liebensgeständnis und obwohl er genau dasselbe für Hermine empfand, zögerte er.

Diese Zweifel, die ihn von innen heraus zersetzten, wollten einfach nicht verschwinden.

Ein besonderes Weihnachtsfest

So und ein neues Kappi von mir :D Wo das letzte doch an so einer gemeinen Stelle aufgehört hat >.<
 


 

Und dann, plötzlich, rannte Hermine.

Sie rannte raus, weg von ihm und er hörte ihr leises Schluchzen.

Er hatte zu lange gezögert.

Wütend auf sich selbst schlug er auf den Tisch und wieder blutete seine Hand, doch auch dieses Mal war es ihm egal.

Sollte er ihr jetzt nachlaufen und einknicken?

Ihr sagen, was er empfand?

Verdammt Draco! Sie hat dir ein Liebesgeständnis gemacht. Also beweg deinen Arsch und sag ihr gefälligst, dass du sie auch liebst! Zusammen schafft ihr das schon.

Draco biss sich kurz auf die Unterlippe, dann rannte er.

Doch draußen auf dem Gang war niemand mehr. Und er hatte keine Ahnung, wohin sie gerannt war.

Andererseits musste er das auch nicht gesehen haben, denn sie war bestimmt dort, wo sie immer war, wenn sie allein sein wollte: in der Bibliothek.

Also lief er durch die leeren Gänge Hogwarts zur Bibliothek und sah sich dort sorgfältig um, aber Hermine war nicht dort.

Wo könnte sie denn sonst noch sein?

Vielleicht im Gryffindorgemeinschaftsraum, da konnte er aber nicht hin. Oder vielleicht im Raum der Wünsche…

Obwohl das eher unwahrscheinlich war, denn dort hatte sie bisher viele schlechte Erfahrungen gemacht. Dennoch wollte er sichergehen und lief dorthin. Den Weg kannte er nach wie vor auswendig.

Vor der Wand angekommen schloss er die Augen und wünschte sich einen kleinen, gemütlichen Raum, in dem Hermine saß und als sich die Tür langsam abzeichnete, atmete er einmal tief durch.

Hoffentlich war sie dort.

Etwas zögernd griff er die Türklinke und drückte sie runter.

Vorsichtig öffnete Draco die Tür und schaute rein. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals.

Es war der gleiche Raum, als er ihr das letzte Mal die Abfuhr erteilt hatte.

Und tatsächlich, dort saß sie auf dem Sofa.

Mit noch immer klopfendem Herzen ging er auf sie zu und um das Sofa herum, sodass sie ihn sehen konnte.

Erst, als er in ihr Blickfeld trat, nahm sie ihn wahr und mit verweintem Blick schaute sie auf und er hielt kurz den Atem an.

Sie sah wirklich fertig aus. Die Augen verquollen und rot, die Haare total durcheinander und auf ihrem Kleid waren kleine Flecken zu sehen von ihren Tränen.

„Hermine, ich-“

„Was? Ich bin nicht in der Stimmung für lange Gespräche“, fuhr sie ihn an und Draco kniete sich vor ihr hin.

So konnte er ihr besser in die Augen sehen.

Sein Herz klopfte immer noch wild, denn es war ja sein erstes Liebesgeständnis und genau genommen wusste er auch gar nicht, was er sagen wollte, doch sobald er den Mund aufmachen würde, würden die Worte von allen sprudeln, da war er sich sicher.

„Hermine. Ich…“, fing er an und strich sich nervös die Haare aus dem Gesicht. Es gab so viel, was er ihr sagen wollte, doch er bekam keinen klaren Gedanken zusammen.

Also schloss er kurz die Augen und atmete tief durch, um dann in ihre rehbraunen, verletzten Augen zu sehen.

„Ich liebe dich. Du bedeutest mir alles. Aber es ist in letzter Zeit so viel passiert. Ich komme zurzeit einfach mit mir selbst nicht so klar, wie ich gern würde und die Wut darüber lasse ich an den anderen aus. Das tut mir… Das tut mir so leid. Ich wollte dich nicht verletzen. Doch irgendwo ist da dieses Gefühl, dass das alles nur ein Traum ist und wenn Vol-… du-weißt-schon-wer tot ist, du einfach weggehst…“

Hermine sah ihm in die Augen und ihre Lippen formten ein bezauberndes Lächeln. Dadurch entspannten sich auch ihre Gesichtszüge und sie sah nicht mehr so verweint aus, wie bis vor ein paar Augenblicken.

„Ich werde nicht gehen. Ich liebe dich, Draco. Egal, was kommt. Bitte halte zu mir…“, flüsterte sie und anstatt ihr eine Antwort zu geben, küsste er sie.

Seiner Meinung nach war das die beste Antwort und auch die ausdrucksstärkste.

Er hörte ein leises Rascheln, blickte aber nicht auf, denn er wusste, dass sich über ihren Köpfen ein Mistelzweig bildete. Sie waren schließlich im Raum der Wünsche.

So küssten sie sich eine Weile, bis Hermine den Kuss löste.

„Lass uns zu den anderen gehen. Sie machen sich bestimmt schon Sorgen…“, hauchte sie und Draco seufzte innerlich.

„Am liebsten würde ich Weihnachten allein hier mit dir verbringen“, murmelte er und stand langsam auf, streckte sich und spürte, wie ein paar Gelenke knackten, um sich wieder richtig zu setzen.

„Ja, das glaube ich dir. Aber wir sind alle hier und ich finde, wir sollten gemeinsam feiern. Allein schon, damit wir uns alle vielleicht noch ein wenig besser kennenlernen. Im bevorstehenden Kampf müssen wir uns schließlich vertrauen und wissen, was der andere kann“, erklärte die Brünette und Draco nickte.

„Ist ja gut, also gehen wir“, meinte er und lächelte leicht.

Er würde ihr den Gefallen tun und gute Miene zum bösen Spiel machen. Auch wenn ihm überhaupt nicht der Sinn danach stand.

Hermine erhob sich vom Sofa und sofort legte er einen Arm um ihre Hüfte. Draco liebte es, sie so eng bei sich zu haben und ihren betörenden Duft zu riechen.

Entspannt und glücklich schlenderten sie durch die Gänge Hogwarts, wieder zurück zur großen Halle, wo die anderen sich miteinander unterhielten.

Als sie entdeckt wurden, wurde es leise im Saal und Hermine lächelte die anderen an. Sie schien zu spüren, dass er nichts sagen wollte.

Seiner Meinung nach ging das die anderen eh alles nichts an.

„Seh ich so gut aus, dass es euch die Sprache verschlagen hat?“, fragte sie lächelnd und die anderen warfen sich kurz fragende Blicke zu.

„Ja, du siehst toll aus“, antwortete Harry und das Thema, warum Draco und sie so lange weg waren, wurde nicht mehr angesprochen.

Ein guter Schachzug.

Das würde ihm lästige Fragen ersparen und er konnte sich wieder auf Weihnachten konzentrieren.

Leise seufzend wanderte sein Blick zu seiner Mutter, die sich mit Molly unterhielt und recht glücklich schien trotz der Umstände.

Es war auch besser, wenn sie Lucius endlich vergaß. Er war einfach nicht mehr der Mann, den sie einmal kennen gelernt hatte.

Und für Hermine und ihn war es auch besser, wenn er für immer in Askaban bliebe. Als er die Todesser hier in Hogwarts unterstützt hatte, hatte er sich bei Draco wirklich alles verspielt. Und dann hatte er auch noch seine Freundin als Geisel genommen, hatte sich hinter ihr versteckt. Es war erbärmlich gewesen.

So jemanden wollte er nicht als Vater haben.

Doch nun brauchte er sich darum auch keine Gedanken zu machen, denn sein Vater war ja nun weg.
 

Die Gruppe rund um Harry, Ron, Hermine, Fred, George, Ginny, Blaise, Arthur, Molly, Luna, Neville, Viktor, Tonks, Remus, Percy, Kingsley, Narzissa und Draco quatschte und tratschte den Tag über, bis am frühen Abend Remus und Tonks die Dekoration für die große Halle sichtbar machten und somit auch die große Tanne mit den Geschenken darunter.

Ron, Fred und George waren sofort Feuer und Flamme, während der Rest sich mehr Zeit ließ.

Hermine blieb noch etwas weiter hinten stehen. Sollten die anderen sich erst mal da zu schaffen machen.

Ihr Blick wanderte zu Draco und Narzissa, die am Tisch saßen und den anderen zusahen. Narzissa lächelte leicht, als sie Fred und George sah, wie sie ihre Geschenke nahmen und sie aus ihrem Geschenkpapier rissen, während Draco eher gelangweilt dasaß und das Ganze halbherzig verfolgte.

Sie entschied sich dazu, erst zu ihm zu gehen, bevor sie sich die Geschenke der anderen ansah. Sie würden ihr schließlich nicht weglaufen.

„Draco?“, fragte sie lächelnd und er schaute zu ihr auf.

„Ja?“

„Ich bin dann mal“, meinte Narzissa lächelnd, als sie zu Hermine sah und diese nickte dankbar.

Das alles würde sie jetzt ein wenig Überwindung kosten und sie wollte nicht, dass die anderen so viel davon mit bekamen. Aber andererseits wäre es wieder viel zu auffällig, wenn sie wieder die große Halle verließen.

„Was gibt es denn?“, erkundigte sich Draco und holte sie so wieder aus ihren Gedanken.

Jetzt sei kein Frosch und mach endlich! Du bist doch sonst auch nicht so, Hermine!

Sie setzte sich auf Dracos Schoß und beugte sich so vor, dass ihr Mund fast Dracos Ohr berührte.

Leise und verlegen wisperte sie:

„Ich wusste nicht, was ich dir schenken sollte. Daher habe ich mich für ein… ungewöhnliches Geschenk entschieden. Ich… Ich schenk dir mich für diese Nacht.“

Und wieder lief sie knallrot an. Sie spürte, wie ihre Wangen heiß wurden und sie traute sich gar nicht, sich zu bewegen, doch Draco drückte sie sanft etwas weg, sodass er sie ansehen konnte und lächelte sanft.

„Danke Hermine. Das ist wirklich ein tolles Geschenk“, erwiderte er frech grinsend und zog sie in eine Umarmung, küsste sie leidenschaftlich und mit Schmetterlingen im Bauch erwiderte sie den Kuss.

Sie hatte gewusst, dass ihm das gefallen würde. Er war schließlich ein männlicher Teenager, das musste ihm gefallen. Doch es ihm zu sagen, hatte sie so viel Überwindung gekostet!

„Mein Geschenk kann ich dir jetzt leider nicht geben… Ich schenke dir nämlich ein romantisches Candle-Light-Dinner mit Blaise als Kellner“, flüsterte Draco in den Kuss und sie lächelte.

Das war auch ein tolles Geschenk!

Da freute sie sich jetzt schon drauf.

„Kochst du denn auch oder macht das auch Blaise?“, fragte sie neugierig und löste den Kuss kurz.

„Blaise lass ich nicht in die Küche. Das gibt nur Verletzte“, antwortete Draco grinsend und fügte noch hinzu:

„Ich werde kochen.“

Hermine kicherte leise bei der Vorstellung eines ungeschickten Blaise in der Küche und nickte dann.

„Na da bin ich ja mal gespannt, wie gut du kochen kannst.“

Sie zwinkerte ihm zu und sah dieses herausfordernde Blitzen in seinen Augen.

Immerhin war das eine Herausforderung. Doch Hermine war sich sicher, dass Draco das gut hinbekommen würde.

„Hey, wo bleibt ihr denn? Hier liegen auch noch Geschenke für euch, also bewegt euch!“, rief Fred, während George mit zwei Geschenken rumwedelte.

Hermine grinste.

„Sind auf dem Weg!“, erwiderte sie grinsend und nahm Dracos Hand, damit auch er sich in Bewegung setzte.

Ihr fiel auf, dass er etwas unsicher wirkte und auch überrascht. Schließlich glaubte er nicht, dass er hier Freunde hatte, also würde er auch keine Geschenke bekommen.

Doch er irrte und sie hoffte, dass Draco das auch bald einsah. Natürlich würde Ron nie sein bester Kumpel werden, ebenso wenig wie einer der anderen Weasleys oder Viktor, aber sie respektierten ihn.

Ob das nur so war, weil sie im Krieg waren und er ihnen wichtige Informationen gegeben hatte oder weil sie spürten, dass er eine richtige Wandlung durchmachte, wusste sie noch nicht.

Das würde sich erst nach dem Krieg herausstellen.

Allerdings machte es keinen Sinn, jetzt darüber nach zu denken, denn sie befanden sich noch mitten in diesem Krieg und so würde sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf wichtigere Dinge lenken. Aber jetzt war Weihnachten und das wollte sie genießen.

„Hey Fred, das ist mein Geschenk!“, rief sie grinsend und als Fred davon lief, schnappte sie ihren Zauberstab und ließ Fred über etwas Unsichtbares stolpern und ehe er wusste, was los war, hatte Hermine ihr Geschenk gegriffen.

„Meins“, zwinkerte sie ihm zu und fing an das Geschenk aus zu packen, als ihr Blick kurz zu Draco und George wanderte.

Der Weasley Zwilling hielt Draco ein Geschenk hin und grinste über beide Ohren.

„Auch wenn du ein Arsch bist, scheinst du wenigstens ein Arsch mit Charakter zu sein. Das hier ist für dich von uns allen. Wir haben es gekauft, als Dumbledore uns gesagt hast, dass du auf unserer Seite bist.“

Verwundert nickte Draco.

„Okay, ich werde es in Ehren halten. Aber sagt mal, warum das alle? Ich meine, wie du gesagt hast, war ich ein Arsch zu euch…“

„Ganz einfach. Du hast zwar viel Scheiße gelabert in all der Zeit, aber seien wir mal ehrlich. Wirklich gefährlich warst du nie und seit du Todesser bist, bist du ein Schatten deiner selbst. Ich glaube, du kannst einfach nicht zu 100% böse sein. Und außerdem hat jeder eine zweite Chance verdient. Was natürlich nicht heißt, dass wir dich nicht im Auge behalten.“

„Alles klar, geht in Ordnung…“, erwiderte Draco und nahm das Päckchen entgegen. Interessiert begann er, es aus zu packen und Hermine fragte sich, was die anderen sich hatten einfallen lassen für ihn.

Wie sich herausstellte, war es ein kleines Buch. Da ging es um einen Außenseiter, der keine wirklichen Freunde hatte, bis er mit ein paar Fremden in ein Abenteuer geriet und die Fremden zu wahren Freunden wurden.

Draco grinste schief.

„Ich denke, den Wink hab ich verstanden, Weasley“, meinte er noch und winkte mit dem Buch.

„Sehr gut und schön lesen“, forderte Fred grinsend und stand wieder auf.

„Oh wow, das Buch über die seltensten Runen. Davon gibt es lediglich ein paar Exemplare. Wie seid ihr daran gekommen?“, fragte Hermine erstaunt und strich mit Ehrfurcht über den Einband.

„Das hat uns wirklich einiges an Arbeit gekostet.“

Ron grinste zufrieden, da er die Idee gehabt hatte und zusammen mit seinen Eltern hatte er monatelang nach einem der Exemplare fahndet und schließlich bei einem verstaubten Antiquariat gefunden.

Hermine sah zu Ron und bemerkte den Rotschimmer bei ihm. Unsicher, wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollte, blieb sie noch einen Moment stehen, bevor sie sich dann doch innerlich einen Ruck gab und zu ihm ging.

„Vielen Dank, Ron. Das ist wirklich ein tolles Geschenk“, sagte sie mit einem Lächeln und Ron nickte.

„Klar, kein Problem“, erwiderte er und Herm bemerkte, dass es Ron schwer fiel, sie an zu sehen.

Mit einem Lächeln ging sie wieder zu den anderen und gemeinsam verbrachten sie den Abend bis tief in die Nacht.

Kurz nach Mitternacht gähnte Hermine herzhaft und Draco schaute zu ihr rüber. Sie nickte ihm zu und stand langsam auf.

„So Leute, ich bin hundemüde. Das hier war eins der schönsten Weihnachtsfeste, das ich je gefeiert habe! Es hat total viel Spaß gemacht mit euch, doch jetzt bin ich hundemüde und muss ins Bett, also gute Nacht, Leute und bis morgen“, meinte sie und auch Draco stand auf und nachdem die anderen ihnen eine Gute Nacht gewünscht hatten, verschwanden sie aus der großen Halle.

„Ich hoffe doch, du bist nicht wirklich müde“, witzelte Draco und schaute zu ihr rüber.

Sie spürte, wie sie wieder rot wurde und tippelte ungeduldig neben ihm her.

Warum musste er sie auch immer so in Verlegenheit bringen!?

Dobby

So, endlich mal wieder ein Kappi von mir ^.^
 

Viel Spaß beim Lesen, hoffe es gefällt x3
 

FRAGE: Ich schreibe gerade nebenbei eine weitere Dramione Story und suche einen Beta-Leser ^.^ Wenn wer Interesse hat, bitte eine ENS schicken ^___^
 


 

Draco erwachte am Morgen neben Hermine und fühlte sich glücklich wie schon lange nicht mehr. Die letzte Nacht war atemberaubend gewesen, etwas ganz besonderes. Sie hatte sich am Anfang wirklich damit schwer getan, ihn zu verführen, doch mit ein wenig Mithilfe und Ruhe wurde sie lockerer und es fiel ihr leichter. Ihr wunderschöner Körper und ihre Bewegung … Die reinste Augenweide.

Ein versautes Grinsen breitete sich auf seinen Lippen aus und spielte mit einer ihrer Haarsträhnen. Wenn sie wusste, wie süß sie sein konnte. Das würde er ihr noch auf die Nase binden.

Seine Laune war wirklich ungewöhnlich gut und er hätte beinahe Angst vor sich selbst bekommen. So kannte er sich gar nicht. Es war ja nichts Schlimmes oder so, aber nach wie vor zog sich sein Magen zusammen, wenn er sich so anders verhielt. Draco hatte dann immer das Gefühl, dass ihm die Kontrolle über sich selbst entglitt.

Die bis eben noch so gute Laune trübte sich ein wenig, doch er schüttelte diese Gedanken ab und stand vorsichtig auf. Sie waren im Raum der Wünsche und er hatte sich gleich ein Badezimmer mit gewünscht, welches hinter der nächsten Tür lag. Schnell ging er rein und stellte sich unter die große Dusche. Das heiße Wasser entspannte und mit geschlossenen Augen lehnte er an einer Wand. Seine Gedanken ließ er schweifen und von Hermine wanderten sie zu Voldemort, diesem Irren, Bellatrix – genauso irre –, seinem Vater und seiner Mutter, Crabbe und Goyle und schließlich auch Pansy. Wenn er so darüber nachdachte, dann war er nur von Idioten umgeben. Hermine und seine Mutter ausgenommen, aber das wären dann ja auch Idiotinnen. Seufzend rieb er sich die Schläfen. Hoffentlich würde der Alptraum bald ein Ende haben und sie konnten normal weiterleben. Wenn es dann normal werden würde …

Frustriert seufzte er auf. Wo war denn jetzt seine gute Laune geblieben? Die letzte Nacht war so schön gewesen und er hatte nicht einen Gedanken an diese Probleme verschwendet. Doch jetzt holten sie ihn wieder ein, überrollten ihn förmlich und Kopfschmerzen machten sich breit. Und dann, von einer Sekunde auf die andere, schmerzte das dunkle Mal. Es war so plötzlich, dass er nur aufkeuchte und auf die Knie sank. Er biss sich auf die Unterlippe, presste seine Hand auf das Mal und hoffte, dass der Schmerz bald wieder nachlassen würde.

Aber dem war nicht so. Und Hermine schlief noch. Der Rest wusste nicht einmal, dass sie hier waren. Mit Pech würde Hermine ihn erst in Stunden finden. Das klare Denken fiel ihm immer schwerer und der Schmerz drohte ihn in die Bewusstlosigkeit zu ziehen.

Nein, das durfte nicht. Er musste stark bleiben. Mit letzter Kraft schleppte er sich aus der Dusche und öffnete die Tür zum Nebenraum. Dann sackte er bewusstlos zusammen und blieb reglos liegen.
 

Hermine war erschöpft eingeschlafen, kaum, dass sie ruhig neben Draco lag. Es war unglaublich gewesen, wirklich schön und ihr Herz klopfte noch immer wie wild.

Erst gegen 10 Uhr morgens wachte sie allmählich auf und gähnte herzhaft. Sie strich auf das Bett neben sich, doch das Laken war kalt, Draco nicht da.

„Draco?“, fragte sie leicht gähnend und setzt sich vorsichtig auf. Kurz rieb sie sich die Augen, doch es gab keine Antwort. Sie schaute sich irritiert um. Ob Draco schon weg war? Aber wo sollte er sein? Vielleicht in der großen Halle frühstücken? Und wie spät war es überhaupt?

Leise seufzend stand sie auf und drehte sich um, da sie zum Bad wollte und im nächsten Augenblick sah sie Draco auf dem Boden liegen. Nackt, noch leicht nass, bewusstlos.

Sofort rannte sie zu ihm und kniete sich hin.

„Draco? Draco!? Hörst du mich???“, rief sie panisch, tätschelte Dracos Wange und versuchte sich zu beruhigen. Es gab bestimmt eine rationale Erklärung dafür und er würde sicherlich gleich wieder aufwachen.

Doch es tat sich nichts …

Hektisch stand Hermine auf und mit einem Schwebezauber ließ sie Draco vor sich schweben. Sie konnte ihn nicht tragen, aber ihn allein lassen, um Hilfe zu holen, wollte sie auch nicht. Schnell lief sie zu Madame Pomfrey, die gerade dabei war, Luna neu zu verbinden.

„Madame Pomfrey! Draco ist zusammengebrochen!“, rief Hermine aufgeregt und ließ ihn sanft auch einem der Betten nieder.

Madame Pomfrey drehte sich um und kümmerte sich sofort um den jungen Malfoy.

„Ich werde ihn verarzten. Sie sollten sich zunächst etwas überziehen, Miss Granger. Das Nachthemd dürfte um die Jahreszeit etwas wenig sein“, schlug sie vor und Hermine nickte eilig.

„Ja, bin gleich wieder zurück!“, versicherte sie und rannte wieder zurück. Warum war er bewusstlos? Was war geschehen? Und warum hatte sie nichts davon mitbekommen? Es war zum Haare raufen. Gott sei Dank hatte sie gestern Abend noch ihr Nachthemd übergezogen, bevor sie sich zum Schlafen hingelegt hatte. Kaum, dass sie den Raum der Wünsche erreicht hatte, war sie auch schon dabei, ihre Kleidung zusammen zu suchen und sich an zu ziehen. Dann griff sie noch ihren Zauberstab, den sie immer dabei hatte und machte sich schon wieder auf den Rückweg zum Krankenflügel.

Auf dem Weg dorthin lief sie Neville, Harry, Ron und Viktor über den Weg.

„Jungs? Was macht ihr hier? Und wo ist der Rest?“, wollte sie wissen und marschierte dennoch im Stechschritt weiter.

„Wir wollten Luna besuchen und der Rest ist in der großen Halle. Hermine, was ist los mit dir?“, erkundigte sich Harry und musste erst einmal mit den anderen Jungs schneller gehen, damit Hermine ihnen nicht davonlief.

Die junge Hexe schwieg einen Moment, bevor sie begann zu reden:

„Draco ist zusammengebrochen. Er lag bewusstlos auf dem Boden, als ich aufgewacht bin. Merlin weiß, wie lange er da schon lag … Oh hoffentlich wird er bald wieder gesund.“

Ron, Viktor und Harry schauten sich einen Moment lang an, wie Hermine im Augenwinkel sah. Sie konnte aber nicht sagen, ob sie besorgt aussahen oder nicht. Sie konzentrierte sich stattdessen wieder auf den Weg, da sie nicht irgendwo gegen rennen wollte. Kaum, dass sie den Krankenflügel erreicht hatten, erblickte Hermine auch schon Draco, der sich in seinem Bett aufgesetzt hatte.

„Draco!“, rief sei aufgeregt und rannte zu ihm. Stürmisch fiel sie ihm um den Hals und krallte sich ein wenig an ihn fest. Sie spürte, wie er die Umarmung erwiderte und froh, dass es ihm wieder gut zu gehen schien, schloss sie die Augen für einen Moment.

„Du hättest mir wenigstens eine Boxershort anziehen können, Hermine…“, flüsterte er und Hermine spürte, wie ihr die Schamesröte ins Gesicht stieg.

„Also wirklich, Draco! Ich hatte andere Sorgen. Du warst bewusstlos. Was war los?“, fragte sie, löste die Umarmung und setzte sich auf das Bett.

Die Jungs standen zwischen Lunas und seinem Bett und schauten zu Draco rüber, nachdem sie Luna kurz begrüßt hatten.

„Das dunkle Mal hat weh getan … Der Schmerz war so brutal, dass ich irgendwann einfach umgekippt bin. Er ist wütend wie nie zuvor. Uns läuft die Zeit davon. Wir müssen diese Horcruxe finden und zerstören.“

Hermine und die anderen nickten.

Sie hatten keine Wahl und auch keine Zeit mehr.

„Draco, du ruhst dich hier noch ein wenig aus und ich dulde keine Widerworte. Und der Rest sucht nach Hinweisen, was die Horcruxe sein könnten und wo sie vielleicht sind.“

Die junge Hexe schaute Draco scharf an und zu ihrer Zufriedenheit verkniff er sich jegliche Widerworte und ließ sich in die Kissen sinken.

Die anderen nickten kurz und gingen mit Hermine an der Spitze in die Bibliothek.

„So, dann auf geht’s. Ich suche euch die Bücher raus und dann arbeiten wir sie durch. Bei Hinweisen sofort Bescheid sagen und wir besprechen das, okay?“

Die anderen nickten und nach ein paar Minuten hatte Hermine eine ganze Reihe Bücher aus den Regalen gezogen.

Sie legte sie vorsichtig auf einen großen Tisch, bis auf eins. Das behielt sie gleich bei sich und fing an, darin zu blättern. Die anderen griffen sich auch ein Exemplar und studierten es, doch auch nach Stunden des Lesens und des Diskutierens hatten sie keinen Hinweis, wo ein weiterer Horcrux sein könnte.

„Wir haben keine Zeit für den Scheiß“, muckierte Ron und schlug ein weiteres Buch zu.

„Und was sollen wir dann deiner Meinung nach tun, Ronald Weasley?“, wollte Hermine angesäuert wissen und schaute ihn scharf an.

Ron überlegte kurz und hatte anscheinend einen Geistesblitz, so wie sich seine Gesichtszüge plötzlich aufhellten.

Die anderen sahen sich verwirrt an. Was war denn jetzt los?

„Ron, was ist los?“

„Hermine, ich hab’s! Wir sind so blöd.“

Der Rotschopf brach in schallendes Gelächter aus und Hermine konnte Viktor, Neville und Harry ansehen, was sie dachte und so weit entfernt davon waren ihre eigenen auch nicht.

„Beruhige dich bitte, Ron … Was ist dir eingefallen?“

Harry bemühte sich seine Gesichtszüge wieder unter Kontrolle zu kriegen, das sah Hermine, doch so ganz wollte es ihm nicht gelingen.

„Na, ist doch ganz einfach. Du-weißt-schon-wer hatte doch schon immer viel mit den Malfoys zu tun, oder?“

„Ja schon, aber Draco und Narzissa haben alles erzählt, was sie wissen. Und das war nicht sonderlich viel, weil er nichts über sich preis gibt“, erwiderte Hermine noch immer genervt und verstand nicht, worauf ihr bester Freund hinauswollte.

Ihre Wut wurde größer. Sie sollten lieber weiter die Bücher wälzen, anstatt hier in Lachkrämpfen Atemnot zu bekommen. Das war eindeutig effektiver.

Wutschnaubend wandte sich die Braunhaarige wieder ihrem Buch zu, als Ron ihr – noch immer grinsend – seine Hand auf ihren Unterarm legte.

Sie ruckte mit dem Kopf rum, starrte die Hand für einen Moment lang an und spürte das dringende Bedürfnis ihn weg zu ziehen. Sie verkrampfte sich ein wenig, die Stelle, wo seine Haut die ihre berührte, schien zu brennen, doch Ron in seinem Freudentaumel registrierte das anscheinend gar nicht.

„Aber Mine. Wen hat Harry gerettet, als wir in der zweiten waren?“

Irritiert sah sie in seine funkelnden Augen und sah, wie ihm dieser Triumph Genugtuung verschaffte und sie musste lächeln. Er sah gerade aus wie ein kleiner Junge, der seinen versprochenen Schokofrosch bekommen würde.

Aber wen hatte Harry gerettet? Ginny natürlich … Aber die hatte nichts mit dem dunklen Lord zu schaffen. Und dann noch Ms. Norris, die Katze von Filch, den Zeitungsreporter, sie selbst … Aber die meinte Ron doch alle nicht?

Sie seufzte kurz und grübelte weiter, doch sie kam einfach nicht drauf und das machte sie madig.

„Aber natürlich, Ron! Das ist es!“, rief Harry überrascht und sah grinsend zu ihm rüber.

Jetzt verstand Hermine gar nichts mehr.

„Was denn?“, fauchte sie und auch Viktor schien wissen zu wollen, auf welch geniale Idee die Jungs da gekommen waren.

„Na, ist doch ganz einfach: Dobby! Er hat dem dunklen Lord und Malfoy Senior bestimmt mal Tee gebracht und vielleicht das ein oder andere Wort aufgeschnappt. Das ist die Idee.“

Hermines Augen wurden immer größer.

Wie hatte sie Dobby nur vergessen können? Sie schallte sich in Gedanken und als sie darüber nachdachte, welche Möglichkeiten ihnen sich jetzt eröffneten, begann sie auch zu grinsen.

„Ron, das ist… Das ist genial!“, meinte sie und stand sofort auf. Den Rotschimmer, den Ron auf den Wangen bekam, bemerkte sie gar nicht mehr.

„Wir müssen Dobby sofort suchen. Hat jemand eine Ahnung, wo er sein könnte?“, wollte Hermine wissen und tigerte durch die Bibliothek.

Mit Dobby könnten sie auch viel besser spionieren und womöglich an Horcruxe herankommen. Das könnte alles um einiges einfacher machen!

Gerade als Harry den Mund aufmachen wollte, tauchte Dobby vor Hermine auf und sie strahlte ihn regelrecht an.

„Dobby!“, rief sie erfreut und kniete sich vor ihn, um ihn zu umarmen.

„Dobby hatte ein komisches Gefühl. Also ist Dobby sofort hierhergekommen. Ist alles in Ordnung bei Mr. Potter und seinen Freunden?“, fragte Dobby und wandte sich nach der Umarmung Harry zu. Seinem Befreier.

„Dobby, es ist alles in Ordnung hier, aber wir brauchen deine Hilfe“, sagte Harry ruhig und lächelte leicht.

Hermine spürte eine gewisse Unruhe. Bestimmt, weil er seinen Freund nicht in Gefahr bringen wollte. Sie konnte Harry so gut verstehen. Aber er war ihre große Hoffnung gerade und sie würden Dobby beschützen. Schließlich war Dobby ein aufrichtiger Hauself, der so fleißig war, aber auch so nett und diese großen Kulleraugen.

Hermine schüttelte kurz den Kopf und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf Dobby, der wie gebannt an Harrys Lippen hing.

„Für Sie würde Dobby alles tun, Mr Potter.“

„Dobby … Während du beiden Malfoys warst …“, begann Harry ruhig und sie merkte, dass Dobby sich verkrampfte. Was hatten sie dem Ärmsten nur angetan?

Sie würde deswegen nochmal mit Draco reden. Wenn er ihm auch etwas getan hatte – und davon ging Hermine irgendwie aus – dann musste er sich entschuldigen.

„Ich weiß, es fällt dir bestimmt schwer, Dobby“, fuhr Harry fort, doch der Hauself schüttelte den Kopf.

„Nein, Dobby ist ein freier Elf und seine Vergangenheit liegt hinter ihm.“

Hermine lächelte. Es war starke Worte und Dobby sprach sie mit einer Stärke, dass sie ihm jede Silbe glaubte. Obwohl er gezuckt hatte.

„Also bei den Malfoys. Ist da jemals Vol- der dunkle Lord da gewesen?“, fragte Harry und Hermine lächelte ihm dankbar zu, dass er nicht seinen Namen benutzt hatte. Es erinnerte sie an diesen grausamen Alptraum, den sie gehabt hatte. Sie musste unbedingt verhindern, dass er Wahrheit wurde.

„Ja, Dobby hat den dunklen Lord ein paar Mal gesehen und ihm Tee serviert. Warum fragt Harry Potter das?“

„Hat er mal von Horcruxen gesprochen?“, wollte Harry aufgeregt wissen und alle sahen Dobby gespannt an. Die Spannung war zum greifen nahe und unbewusst hielten die anderen ein wenig den Atem an. Wenn ja, dann war das ihre erste große Spur, die sie hatten.

„Dobby hat einmal verbotenerweise ein Gespräch belauscht, das der dunkle Lord mit Bellatrix Lestrange geführt hat und da haben sie auch von Horcru- dingsbums gesprochen.“

„Wirklich?“, rief Ron aufgeregt und stand auf und stieß sich dabei das Knie an einem der Tischbeine. Doch seine Euphorie war so groß, dass er das ignorierte und auch die junge Hexe konnte kaum glauben, was sie da hörte. Viktor und Neville grinsten sich breit an und nach einem kurzen Jubelsturm fragte Harry weiter:

„Was haben die Beiden gesagt, Dobby? Ich muss es so genau wie möglich wissen.“

„Miss Bellatrix bot dem dunklen Lord an, einen in ihrem Verlies in Gringotts zu verstecken. Der dunkle Lord schien deswegen sehr zufrieden zu sein. Außerdem meinte er noch, dass sie den einen Hor- dings nicht finden würden, obwohl er direkt vor ihrer Nase läge. Und dann hat er so böse gelacht und Miss Bellatrix auch.“

„Dobby, das ist … Das ist … super!“, stotterte Harry vor Aufregung und konnte sein Glück kaum fassen.

Auch Hermine konnte ihr Glück kaum glauben. Sie hatten den Ort eines Horcruxes herausgefunden und einen Hinweis auf einen zweiten. Das konnte alles nicht wahr sein. Sie waren mindestens 2 Schritte weiter und in ihrer überschwänglichen Freude umarmten sich die 5 Freunde und lachten gemeinsam. Eine Last fiel ihnen von den Schultern. Sie hatten jetzt eine klare Aufgabe vor Augen und mussten nicht mehr suchen, wie bis vor ein Minuten noch.

„Ron, das war wirklich genial!“, lobte Hermine ihn nochmal und umarmte ihn freudig.

Er erwiderte die Umarmung und doch spürte Hermine, dass es keine so kluge Idee gewesen war, das zu tun. Sie bereute es, auch wenn es zu spät war und löste sich wieder aus der Umarmung.

„Wir müssen sofort einen Plan überlegen, wie wir an den Horcrux herankommen können. Gringotts ist schließlich nicht irgend so ein Gebäude. Wie sollen wir da reinkommen?“

Ruhe kehrte ein. Hermine hatte sie da auf einen wichtigen Punkt gestoßen. Da konnte man nicht mal eben so rein und Bellatrix würde das wohl kaum freiwillig machen. Sie brauchten eine Idee.

„Lasst uns das mit den anderen in der Großen Halle besprechen. Vielleicht hat da jemand eine Idee“, schlug Neville vor und der Rest nickte.

Dobby tippelte fröhlich neben Harry her und Viktor, Ron und Neville waren in ein Gespräch vertieft, während Hermine ihren Gedanken nachhing. Das entwickelte gerade eine Dynamik mit der sie nicht gerechnet hatte. Sie durften jetzt nicht unvorsichtig werden. Und ein Einbruch bei Gringotts war … war größenwahnsinnig!

Sie schüttelte leicht den Kopf, um ihre Gedanken zu ordnen, doch es gelang ihr nicht. Ihr dröhnte der Kopf, verschiedene Ideen und Pläne gingen ihr durch den Kopf, doch die waren schneller wieder verworfen, als sie da gewesen waren.

Die Große Halle war nach wie vor im Vergleich sehr leer. Abgesehen vom Orden, der an einem der langen Tische saß – natürlich Gryffindor – waren alle anderen Tische leer. Hermine fand es nach wie vor befremdlich und es löste in ihr ein Gefühl aus, dass sie nicht haben wollte. Unbehagen, Unsicherheit. Ob die anderen wieder hierher zurückkommen würden. Sie schüttelte erneut den Kopf und ging dann überlegend zu den anderen.

Planung eines Einbruchs

Hier ein neues Kapitel ^.^ viel Spaß ^^

Unten ist ein Link, der zu meiner neusten Dramione-FF führt ^.^ Ich habe sie angefangen, weil mir die Idee schon seit längerem im Kopf rumspukte und ich mnusste sie einfach aufschreiben xD
 

Wäre cool, wenn ihr mal reinschaut ^____^
 

Jetzt aber viel Spaß ^.^
 

„In Gringotts einbrechen!?“

Harry sah, wie den anderen Ordensmitgliedern kurz die Gesichtszüge entglitten.

„Das ist purer Wahnsinn, Harry Potter!“, rief Molly entsetzt und Arthur musste seine Frau erst einmal ein wenig beruhigen, bevor sie noch etwas Unüberlegtes tat oder sagte.

„Wir haben keine andere Wahl. Darin ist ein Horcrux und wir müssen ihn holen und vernichten.“

„Und wie stellst du dir das vor?“, wollte Remus wissen und schüttelte nur verständnislos den Kopf.

„Mit dem Tarnumhang. Ich werde mich rein schleichen, einen der Kobolde mit dem Imperius-Fluch zum mitkommen bewegen und ihn das Schloss öffnen lassen. Ich hol den Horcrux und verdufte wieder.“

„Imperius-Fluch?“, rief Molly aufgeregt und Blaise grinste frech.

„Da macht sich die Slytherinseite bemerkbar, was?“, erwiderte er und Hermine tippelte unruhig hin und her.

„Das ist doch Wahnsinn“, murmelte Molly weiter und überhörte den Kommentar von Blaise.

„Und wie das Wahnsinn ist. Aber sie haben schon viel Wahnsinn erlebt und überlebt“, erwiderte Tonks ruhig und Remus und Molly sahen sie entsetzt an.

„Du unterstützt das? Tonks!“, bellte Remus und die junge Frau neben ihm zuckte leicht zusammen.

„Was für eine Wahl haben wir denn? Irgendwie müssen wir an den Horcrux herankommen und wenn das die einzige Möglichkeit ist, dann müssen wir das respektieren.“

„Außerdem könnten wir in die Nähe von Gringotts apparieren, damit wir im Notfall eingreifen können“, schlug George vor und die anderen Ordensmitglieder überlegten.

„Nein, ihr müsst hier bleiben und die Lage hier im Auge behalten. Außerdem könnt ihr schon mal schauen, ob ihr Hinweise auf den Horcrux, der hier sein soll, findet“, entgegnete Hermine und Tonks nickte langsam.

„Außerdem wäre es viel zu auffällig, wenn sich in der Nähe von Gringotts plötzlich so viele Auroren aufhalten würden“, gab Harry zu bedenken und die anderen lenkten langsam ein. Sie mussten wohl eingesehen haben, dass widersprechen es nicht bringen würde.

„Und wie wollt ihr das Teil dann vernichten?“, fragte Kingsley interessiert und schaute die Drei an.

„Das … wissen wir noch nicht. Aber vielleicht kann uns da Dumbledore weiterhelfen, wenn er wieder zurückkommt. Unsere oberste Priorität ist erst einmal, die Horcruxe überhaupt zu finden und zu holen. Dann werden wir eine Möglichkeit finden, sie zu zerstören“, erwiderte Ron und alle sahen ihn kurz an.

„Ron, Ron“, begann Fred und George fügte hinzu:

„Du hörst dich an wie Hermine.“

Beide lachten herzlich auf und Hermine, Harry, Blaise und Ginny stimmten mit ein.

Nach kurzer Zeit beruhigten sie sich wieder und die junge Hexe dachte wieder angestrengt nach. Harrys Plan war sehr einfach und doch fiel ihr nichts Besseres ein, also mussten sie es so versuchen. Im Notfall würden sie sich wieder durchkämpfen müssen, um dem Schrecken zu entgehen. Irgendwie hatten sie es immer geschafft.

„Also gut, aufgrund der Lage haben wir wohl keine andere Wahl. Wir müssen es so versuchen.“

„Wir?“, fragte Harry irritiert und schaute zu seiner besten Freundin rüber.

„Natürlich. Ron und ich kommen mit. Was denkst du denn? Muss ich dir noch einen Vortrag halten, dass wir da alle drin hängen und du ohne unsere Hilfe schon das ein oder andere Mal recht alt ausgesehen hättest?“, erwiderte Hermine und zog eine Augenbraue hoch.

Harry schwieg einen Moment und meinte dann:

„Du wirst Draco zu ähnlich.“

„Was!? Wie kommst du denn jetzt darauf? Und was ist das für eine Antwort auf meine Frage?“, erwiderte sie etwas bissig und Harry begann zu grinsen.

„Du ziehst auch schon Augenbrauen hoch“, entgegnete er lediglich und hatte ihr noch immer nicht geantwortet, doch das war ihr wohl egal, denn sie begann zu lachen. Und Harry gleich mit.

„Oh Harry…“, kicherte sie und beruhigte sich nur langsam.

„Die Jugend von heute. Ich glaube, ihr verkennt die Lage ein wenig“, wies Remus sie zurecht, doch Hermine schüttelte den Kopf.

„Nein, Remus. Aber wenn wir nicht lachen hin und wieder, drehen wir hier durch. Es ist die einzige Auflockerung, die wir haben. Und Harry und Ron werden sich schon mal auf den Auftrag vorbereiten. Ich will nur kurz vorher noch mal zu Draco. Wir treffen uns im Gryffindorgemeinschaftsraum“, rief sie noch und lief nach draußen.

Sie musste Draco unbedingt von diesen Neuigkeiten berichten.

Aufgeregt lief sie zum Krankenflügel und öffnete schwungvoll die Tür, als sich ihre eine eigenartige, geradezu bizarre Situation bot.

Dobby stand da, mit verschränkten Armen auf dem Bett von Draco, der schuldbewusst den Kopf gesenkt hatte. Anscheinend waren die beiden so beschäftigt, dass sie sie gar nicht bemerkt hatte.

Ein Schuldgefühl kam in ihr hoch. Sie fühlte sich hier fehl am Platz, als würde sie etwas Verbotenes sehen.

„Es tut mir leid, Dobby. Wirklich.“

Dracos Stimme klang brüchig und Hermine erschrak, als sie sie hörte. Das war nicht die Stimme ihres Dracos. Was war passiert? War er noch so erschöpft vom Angriff des dunklen Lords?

„Dobby ist ein freier und ein gnädiger Hauself. Er wird Draco Malfoy verzeihen, weil er weiß, dass sein Vater ihm eingeredet hat, dass er das alles tun soll. Harry Potter hat Dobby berichtet, dass der junge Mr. Malfoy mit Hermine Granger zusammen ist.“

„Potter, diese Tratschtante“, brummte Draco und rollte mit den Augen. Hermine kicherte leise.

„Draco Malfoy hat nicht das Recht, so über Harry Potter zu reden. Denn Harry Potter hat auch gesagt, dass Dobby nett zu Draco Malfoy sein soll, weil er das mit Hermine Granger ernst meint. Also springt Dobby über seinen Schatten für Hermine Granger, damit sie glücklich wird. Aber sollte Dobby jemals erfahren, dass Draco Malfoy Miss Granger unglücklich macht, dann wird Dobby persönlich einen Rachefeldzug gegen Mr. Malfoy starten.“

Hermines Augen weiteten sich kurz, bevor sie selig lächelte. Dobby war wirklich goldig und sie war so froh, dass er da war und dass er sich extra wegen ihr mit Draco versöhnen wollte. Dobby hatte wirklich ein großes Herz.

„Ich habe die Warnung verstanden, Ha- Dobby. Ich werde ihr nicht weh tun.“

Zufrieden nickte Dobby und sprang vom Bett, als er sie entdeckte.

„Miss Granger! Sie haben uns doch nicht belauscht, oder?“, rief er empört und Hermine war sich sicher, dass Dobby jetzt knallrot wäre, wenn er könnte.

Stattdessen spürte sie ihre eigene Röte in sich aufsteigen.

„E-es … Es war nicht absichtlich, Dobby. Ich … wollte mit Draco reden, aber dann habt ihr und ich. Nun ja, also …“

Weiter kam sie nicht, denn Draco brach in schallendes Gelächter aus und Dobbyverschwand.

„Dobby!“, rief sie halb verzweifelt und nahm sich vor, mit dem Hauselfen nachher noch zu reden.

„Draco, das ist nicht witzig“, meckerte sie kleinlaut und ging zu ihm. Sie setzt sich ans Bett, lehnte sich mit dem Oberkörper an seinen, da er saß und schloss kurz die Augen.

„Und Dobby ist zu dir gekommen?“, fragte sie neugierig und Draco nickte.

„Ja, er stand plötzlich auf meinem Bett. Und hat mir die Lage erklärt und ich habe mich bei ihm entschuldigt und den Rest kennst du, oder?“

Sie nickte.

„Ja“, hauchte sie.

Widerwillig öffnete sie ihre Augen und schaute Draco in die Augen.

„Dann weißt du sicherlich auch, dass Harry, Ron und ich in Gringotts einbrechen werden“, sagte sie vorsichtig und Draco musterte sie einen Moment lang ausdruckslos. Sie mochte diesen Blick bei ihm nicht. Denn sie konnte ihn dann nicht einschätzen und das ließ sie unruhig werden. Außerdem fühlte sie sich dann immer so hoffnungslos durchschaut.

„Wenn ich einen Kratzer an dir finde, werde ich Potter und das Wiesel auseinander nehmen“, schwor er unheilverkündend und Hermine seufzte ergeben. Männer.

Doch dann schoss sie irritiert hoch.

„Was denn? D u bettelst nicht darum, dass du mitkommen darfst?“

„Betteln? Ich habe noch nie gebettelt“, entrüstete sich Draco und Hermine kicherte.

„Naja, sieh es, wie du willst.“

Draco schüttelte den Kopf.

„Ich weiß, dass du mich eh nicht gehen lassen würdest. Also kann ich mir den Atem auch sparen. Deine Dickköpfigkeit ist ja kaum zu überbieten.“

Die Brünette grinste frech.

„Ich nehm das mal als Kompliment.“

Dracos Augenbraue zuckte und sie kicherte wieder.

Es war ein süßes, einerseits untypisches und doch wieder so typisches Herminekichern. Er wusste nicht, wie er es sonst hätte beschreiben sollen.

„Geht nur ihr 3?“, fragte er ernst nach und sie nickte. Ihre Fröhlichkeit war auch wieder verschwunden und sie erklärte knapp den Plan.

Nach der Erklärung umspielte Draco ein fieses Grinsen:

„Ganz der Slytherin, huh? Imperius-Fluch …“

„Das hat Blaise auch gesagt“, erwiderte die junge Hexe und grinste schief.

„Tja, wir sind halt gute Freunde.“

„Stimmt wohl“, erwiderte sie sanft, lächelte Draco an und verwickelte den überraschten Prinz Slytherins in einen kurzen, aber sehr intensiven Kuss, bevor sie aufstand und ihn noch einmal ansah.

„Wir werden uns noch heute Nacht auf den Weg machen. Wir sehen uns morgen.“

„Pass auf dich auf, Hermine.“

Er sprach es mit einer Mischung aus Forderung und Sorge aus und als er ihr kurzes Nicken sah, versteifte er sich innerlich ein wenig. Hoffentlich würde das alles gutgehen. Zwar war das goldene Trio schon geübt in solchen Situationen, doch etwas in ihm ließ ihn zur Ruhe kommen.

Diese Nacht würde er kein Auge zu kriegen.

Beunruhigt folgte er ihr mit seinen Blicken, als sie den Krankenflügel verließ und seufzte ergeben.

„Dobby?“, fragte er und der kleine Hauself stand wieder auf seinem Bett am Fußende.

„Ja, Mr. Malfoy?“

„Könntest du mir einen Gefallen tun und ein Auge auf Hermine haben? Ich habe ein schlechtes Gefühl“, bat er und Dobby nickte.

„Dobby tut alles, damit Hermine Granger sicher wieder hier ankommt.“

„Danke Dobby.“

Der Hauself verschwand wieder mit dem üblichen Plop und eine unheilverkündende Ruhe kehrte ein.

Das alles passte ihm so gar nicht. Allein schon der Gedanke, dass Hermine-. Nein, soweit durfte er gar nicht erst denken. Dobby, Potter und das Wiesel würden schon auf sie aufpassen. Normalerweise wäre er sofort mitgekommen und hätte sich nie im Leben davon abbringen lassen. Stattdessen hätte er Weasel-Bee hier gelassen, da er im Allgemeinen eine Gefahr für sich und seine Freunde darstellte. Doch Voldemorts Eindringen heute Morgen machte ihm klar, dass er jederzeit zusammenbrechen könnte und in Gringotts das Bewusstsein zu verlieren, wäre für alle gefährlich. Er war nur froh, dass er so gut in Okklumentik war. Sowohl seine Tante Bellatrix, als auch Professor Snape hatten ihn in diesem Fach unterrichtet und bisher war es dem dunklen Lord nicht gelungen, so weit in seinen Geist ein zu dringen, als das er die brisanten Erinnerungen sehen konnte.

Dennoch war er sich sicher, dass er wusste, dass die Familie Malfoy, besser gesagt, Narzissa und Draco gegen ihn rebellierten. Ansonsten würde der Lord nicht für solche Schmerzen bei ihm sorgen. Sein wutentbranntes Gesicht und seine zischende Stimme konnte sich der Prinz Slytherins nur zu gut vorstellen. Er bekam eine Gänsehaut. Dieser Mann konnte einem wirklich Angst machen und er war froh, wenn diese ganze Geschichte endlich hinter ihnen lag. Danach würde er hoffentlich seinen Abschluss machen können und ein ruhiges Leben leben. Doch bis dahin musste er erst einmal seine Nerven bewahren, um die es zurzeit nicht zum Besten stand.

Nervös stand Draco auf und tigerte durch den Flügel, weiterhin nachdenkend und sich sorgen machend.
 

„Da bin ich“, begrüßte Hermine ihre beiden Freunde, die im Gemeinschaftsraum alles zusammengetragen hatten, was sie brauchten. Tarnumhang, ihre Zauberstäbe und sich selbst.

„Ich hole nur kurz was, dann bin ich auch soweit“, meinte sie und die Zwei nickten. Sie verschwand nach oben in den Mädchenschlafsaal und holte ihre kleine praktische Perlentasche. Da war für den Notfall alles drin, was sie brauchte und sie hatte sie vorsichtshalber schon am Anfang des Schuljahres gepackt. Man wusste ja nie …

Sie griff danach, kontrollierte kurz etwas und ging dann zufrieden wieder nach unten.

„Eine Handtasche? Hermine, was willst du denn damit? Nach dem Einbruch in Gringotts noch shoppen gehen?“, entfuhr es Ron und Hermine rollte mit den Augen.

„Nein, für den Notfall sind da ein paar Tränke und andere nützliche Dinge drin. Bisher sind wir immer in eine ausgewachsene Katastrophe geschlittert, da können ein paar Hilfsmittel nicht schaden.“

Anerkennend nickte Harry, während Ron vor Scham am liebsten im Erdboden versunken wäre, wie es schien.

„Also wir verstecken uns unter dem Umhang, werden den Bankleiter mit dem Imperius-Fluch kontrollieren und er wird uns zu Bellatrix Verlies bringen. Wir holen den Horcrux raus und verschwinden wieder durch die Vordertür, richtig?“, fasste Hermine zusammen und Harry nickte.

„Das ist Wahnsinn“, erwiderte sie ernüchtert.

„Ich weiß, aber eine andere Idee haben wir nicht und uns läuft die Zeit davon.“

„Ja, ich weiß, aber … Ach egal, gehen wir“, forderte die Brünette und zusammen mit ihren beiden besten Freunden verließ sie den Gemeinschaftsraum und schritt durch die verwinkelten Gänge Hogwarts, die ihr mittlerweile total einfach und simpel vorkamen.

War ja auch kein Wunder, denn immerhin war sie seit nun über 5 Jahren auf dieser Schule und mit Ron und Harry hatte sie viel hier im Schloss herumgeschnüffelt und noch entlegenere Orte gefunden, als andere Schüler dieser Schule. Es war ein Aspekt, auf den sie nicht stolz war, aber der ihnen hin und wieder hilfreich war.

Sie gingen nicht in die große Halle, um sich dort von den anderen zu verabschieden. Das würde ihre Abreise wahrscheinlich nur unnötig verschieben, da die anderen sie bestimmt in eine Diskussion verwickeln wollten. Besonders Remus. Er war einer der nettesten und hilfsbereitesten Personen, die Hermine kannte, doch manchmal vielleicht auch etwas zu … engstirnig? Ihr fehlte das passende Wort dafür, doch im Grunde genommen war das jetzt auch egal, denn sie hatten den Ausgang erreicht.

„Ähm letzte Frage“, begann Ron und Hermine und Harry blieben stehen und sahen ihren Kumpel irritiert an.

„Ja Ron?“

„Wir haben ein ganz entscheidendes Problem vergessen. Auf Harry ist noch die Spur.“

Hermine schlug mit der flachen Hand gegen ihre Stirn. Wie hatte sie nur so dumm sein können!

Wenn sie jetzt … Nicht aus zu denken was dann passiert wäre!

„Spur?“, fragte Harry irritiert und Ron nickte.

„Ja, da du doch nicht erwachsen bist. Das Ministerium und auch der dunkle Lord wissen dadurch, wo du bist, wenn wir nicht mit dem Besen fliegen.“

„Aber mit dem Besen zu fliegen dauert viel zu lange und die Zeit haben wir nicht.“

„Harry. Ron hat vollkommen recht. Wenn wir nicht mit dem Besen fliegen, wissen sofort alle Bescheid, wo wir sind und bevor wir auch nur den Bankchef gefunden hätten, wären wir von Auroren und Todessern umgeben. Und es wäre reines Glücksspiel in wessen Hände wir fallen würden. Wir haben keine Wahl.“

Sie holte ihren Zauberstab raus, genau wie Harry und Ron auch und riefen ihre Besen. Hermine war beeindruckt von Rons wichtigen Einwänden und Ideen heute. Sie war kurz davor zu fragen, wer ihn so intelligent gehext hatte. Aber sie besann sich eines Besseren. Es wäre auch nicht nett, so über ihren besten Freund zu denken. Andererseits war es schon verwunderlich.

Missmutig schaute sie ihren Besen an. Sie mochte das Fliegen nicht sonderlich. Sie beherrschte es zwar recht gut – natürlich nicht so gut wie Ron oder Harry – aber sie kam damit zu recht. Gern tat sie es dennoch nicht.

Und dann auch noch so eine lange Strecke.

Sie seufzte frustriert auf, als sie auf ihren Besen stieg und sich vom Boden abstieß.

Harry und Ron taten es ihr gleich und sie merkte den Beiden sofort an, wie sie sich wohl fühlten und es sichtlich genossen.

Ihr war unverständlich, wie die Jungs das so lieben konnten. Schließlich hatte sie schon öfters im Tagespropheten von schrecklichen Abstürzen gelesen. Und die Todesser holten Hexen und Zauberer auch gern mal vom Besen aus Spaß an der Freud.

Dieser irre Haufen.

Bei Merlin war sie froh, dass sie Draco hatte davon lösen können mit Dumbledores Hilfe.

Erst seit dem Ball wurde ihr bewusst, wie Draco gelitten haben musste. Sie hatte die Todesser alle immer nur als verachtenswerte Kreaturen gesehen, die gerne mordeten. Doch vielleicht gab es noch andere Todesser, die wie Draco waren. Teenager oder Erwachsene, die einfach keine Wahl gehabt hatten. Denn wenn Voldemort vor einem stand und einen fragte, ob man das wolle, konnte man wohl schlecht nein sagen.

Voldemort! Sie hatte den Namen tatsächlich gedacht. Dabei wollte sie diesen Namen nie wieder hören, sagen oder denken. Sie musste ihn vergessen, damit sie ihn nicht irgendwann aus Versehen aussprechen würde.
 

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Lösungen über Lösungen

So, hier endlich ein neues Kapitel von mir x___X
 

In den nächsten Tagen werde ich es wohl auch noch schaffen, ein bis zwei Kappis hoch zu laden ^.^
 

Ich wünsche allen auf jeden Fall ein schönes und besinnliches Weihnachtsfest ^____^ <3
 

Und jetzt viel Spaß beim Lesen ;)
 


 

Es war früh am Morgen – die Sonne war noch nicht einmal aufgegangen – als Draco ein bekanntes plop hörte.

Sofort öffnete er die Augen und sah sich um. Es war dunkel, doch der Mond schien und dadurch war es relativ hell im Raum. Vor ihm in einiger Entfernung waren Harry, Hermine, Ron und Dobby. Harry, der ihm am nächsten Stand, hatte etwas Blut an der Stirn, doch wie es schien, gab es keine Verletzung. Seine Kleidung war ramponiert und sein Gesichtsausdruck zeigte noch Anspannung und Schock. Was wohl vorgefallen war?

Sein Blick wanderte weiter zum Wiesel, das noch geschockter aussah. Ob sie bei Gringotts ein Spinnennest gefunden hatten? Ein fieses Grinsen umspielte seine Lippen und auch bei ihm war es so, dass die Klamotten noch zerfetzter aussahen als vorher schon. An ihm klebte kein Blut, jedenfalls konnte er keines sehen.

Und dann wanderte sein Blick zu Hermine. Sie sah nicht mehr so geschockt aus, dafür eher müde und erschöpft. Ihr Oberteil hatte ein Brandloch, der eine Ärmel war abgerissen. Ihre Hose hatte an den Knien Löcher, doch sie schien darunter nicht verletzt zu sein. Auch an ihr klebte Blut und Draco fragte sich, von wem es war.

Und trotz allem wirkten sie irgendwie zufrieden. Es schien, als hätten sie den Horcrux gefunden und mitgenommen.

„Hermine?“, fragte er leise und die Vier sahen zu ihm.

Die Brünette eilte zu ihm und umarmte ihn.

„Danke Draco! Du hast uns das Leben gerettet! Wenn du uns nicht Dobby hinterhergeschickt hättest, dann…!“

„Ganz ruhig. Was war denn los?“, fragte er ruhig und streichelte seiner Freundin über den Rücken. Harry antwortete für Hermine, da sie kein Wort rausbrachte und noch immer leicht zitterte. Angespannt wartete Draco darauf, dass Harry die Lage erklärte.

„Der Anfang klappte mal wieder ohne Probleme. Mit dem Tarnumhang kamen wir rein. Wir verhexten den Bankchef mit dem Imperius Fluch und ließen uns von ihm zum Verlies von Bellatrix bringen. Davor war ein großer Drache. Naja, jedenfalls gingen wir ins Verlies und konnten auch Horcrux holen, doch in ihrem Verlies wurde der Gemini-Zauber angewendet, sodass wir praktisch raus geschwemmt wurden aus dem Verlies. Wir konnten uns nicht weiter bewegen und dann kam der Drache und hätte uns beinahe zu Holzkohle geschmolzen, wenn Dobby nicht aufgetaucht wäre und uns ins hierher gebracht hätte.“

Draco hörte sich das alles in Ruhe an und nickte Dobby zu. Auch die anderen schauten den Hauself voller Dankbarkeit an und Dobby tippelte unruhig hin und her.

„Draco Malfoy hat Dobby ja gebeten, auf Hermine Granger auf zu passen und Dobby hätte sich nie verziehen, wenn Harry Potter oder seinen beiden Freunden etwas passiert wäre.“

Die Vier grinsten und Hermine gähnte herzhaft. Die Nacht war lang und aufregend gewesen und sie wollte unbedingt schlafen. Das sah Draco ihr an, ohne ihre Gedanken zu lesen.

„Na komm, leg dich hin, hm? Und ihr Zwei solltet auch schlafen…“, fand der Slytherin und die beiden Jungs nickten und beschlossen, gleich hier zu schlafen, da es wieder genug freie Betten gab. So ließen sie sich auf die Betten fallen und keine fünf Minuten später schliefen sie tief und fest.

Hermine hingegen setzte sich nochmal auf und Draco sah etwas irritiert zu ihr rüber.

„Ich geh nur kurz unten den anderen Bescheid sagen, dass wir wieder da sind. Alles andere wäre unfair“, meinte sie leicht lächelnd und stand wieder auf.

„In Ordnung“, erwiderte Draco knapp und sah ihr nach. Die Nacht hatte ihr zugesetzt, das merkte er und dieser Gedanke gefiel ihm gar nicht. Sie hatte auch abgenommen, wie er glaubte. Ihre Schuluniform saß nicht mehr so, wie noch vor ein paar Wochen. Sie aß auch nicht mehr so viel und so regelmäßig, wo er jetzt darüber nachdachte. Ihr Blick war auch nicht mehr energiegeladen oder vorwitzig, sondern meist müde und erschöpft, auch wenn sie sich alle Mühe gab, das zu verbergen. Aber ihm konnte sie nichts vormachen und er würde später deswegen mit ihr reden.

Kurze Zeit später kam Hermine wieder, zog sich ihre Schuhe aus und krabbelte neben Draco auf’s Bett. Überrascht rutschte er ein wenig zur Seite. Sie waren zwar zusammen irgendwie, aber dennoch war sie bisher deutlich schüchterner gewesen. Wüsste er es nicht besser, würde er sagen, dass sie die Zeit, bevor sie im Krieg sterben wird, noch genießen will. Aber er wollte versuchen, nicht mehr so pessimistisch zu denken. Hermine zuliebe. Sie mochte diese Seite an ihm nicht und er mochte sie auch nicht, wenn er mal ehrlich zu sich selbst war.

„Du solltest auch nochmal versuchen zu schlafen, hm?“

Die Brünette lächelte ihn engelsgleich an und strich mit ihren Fingerkuppen über seine Wange. Er genoss diese kleine Geste in vollen Zügen und schaute ihr dann in die Augen.

„Sehr gern. Wo du schon freiwillig an meiner Seite liegst.“

Ein freches Grinsen zierte seine Lippen und Hermine schüttelte kurz den Kopf, bevor auch sie anfing zu grinsen.

„Spinner. Warum sollte ich nicht?“

„Naja, ich weiß nicht. Aber bisher hast du dich damit auch eher schwer getan. In Wirklichkeit traust du dich nur, weil ich es nicht wagen würde, dich hier vor Potter oder dem Wiesel zu verführen.“

„Ach, traust du dich nicht?“, stichelte sie leicht grinsend und Draco hob eine Augenbraue.

„Willst du das wirklich austesten, Süße? Ich mache das… Du kannst ihnen dann nicht mehr in die Augen sehen, ich schon“, erwiderte er und sah förmlich im Halbdunkel, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg.

„D-da hast du wohl recht. Also gute Nacht“, nuschelte sie schnell, kuschelte sich an ihn und schloss die Augen.

Hätte sie in den letzten Stunden nicht so viel erlebt und wäre sie nicht so müde gewesen, hätte er ihr bewiesen, dass es ihn nicht kümmerte, ob Potter, das Wiesel oder Lovegood da gewesen wären.

So begnügte er sich mit ihrem erröteten Gesicht und schloss ebenfalls die Augen. Sie hatten also einen weiteren Horcrux. Das war gut. Jetzt mussten sie den im Schloss finden. Und dann fehlten ihnen nur noch 2 weitere und dann war er nur noch er. Dann würden das Monster töten können und Ruhe würde hoffentlich einkehren.

Er sehnte sich jetzt schon nach der Zeit nach dem Krieg, wenn sie gemeinsam alles wieder aufbauen würden und er wollte ein Teil dieser neuen Gesellschaft werden. Wollte nicht gleichschief angeschaut werden, wenn sein Name fiel. Er würde der Gruppe hier offen helfen und jeder durfte das wissen. Auch die Todesser, auch Voldemort.

Besorgt ließ er seinen Blick zu seinem dunklen Mal wandern. Der Schmerz, den er bei seinem Zusammenbruch gestern Morgen gespürt hatte, hatte alles Bisherige übertrumpft. Er war nur froh, dass er wieder aufgewacht war, dass er bei klarem Verstand war und dass er nichts Dummes angestellt hatte, während er weggewesen war.

Dennoch machte er sich sorgen, wie Voldemort diese Schmerzen das nächste Mal übertrumpfen wollte. Bisher war jedes weitere Mal schlimmer als das davor gewesen. Eigentlich konnte das nur seinen Tod bedeuten. Aber ihm war es nicht möglich, hierher zu gelangen. Insofern war das erst einmal ausgeschlossen, aber er würde wachsam bleiben. Doch zunächst sollte er wirklich versuchen, noch etwas Schlaf zu bekommen.

Seufzend veränderte er seine Position noch ein wenig, ohne Hermine dabei zu wecken und schlief kurze Zeit später tief und fest.
 

Ginny war erleichtert, als Hermine heruntergekommen war, um ihnen mit zu teilen, dass sie den Horcrux hatten und dank Dobby, den Draco ihnen hinterhergeschickt hatte, niemand verletzt worden war.

Der gesamte Orden war in der großen Halle geblieben und hatte sich die Nacht mit Unterhaltungen und Bücher wälzen um die Ohren geschlagen.

Blaise saß neben ihr und studierte ein Buch über große Schwarze Magier, indem auch ein langer Abschnitt über Voldemort war. Wie von Hermine befohlen, hatten sie sich drangemacht nach weiteren Hinweisen zu suchen.

Sie selbst hatte ein Buch über die Geschichte Hogwarts vor sich liegen und überflog die Seiten, in der es um die atemberaubende Architektur ging und was den Architekten dazu veranlasst hatte, dass das Schloss am Ende so aussah.

Die Lektüre war mäßig spannend und etwas weiter konnte sie auch die angestrengten Gesichter von Fred und George sehen, die ebenfalls in Bücher vertieft waren. Moody und Shacklebolt hingegen setzten sich mit ein paar Pergamentrollen auseinander.

„Kinder, wir sollten uns jetzt nun wirklich hinlegen“, forderte Molly und seitdem Hermine vor einer Stunde da gewesen war, war es schon mindestens ihre dritte Aufforderung gewesen, doch die anderen schüttelten nur ihren Kopf und waren konzentriert bei der Arbeit.

Resignierend seufzte ihre Mutter auf und griff sich auch ein paar Pergamentrollen. Remus und Tonks hatten ein paar alte Ausgaben des Tagespropheten vor sich und suchten wohl da nach Hinweisen.

„Wenn ich daran denke, dass Hermine jeden Tag von so viel Pergament umgeben ist und sich da auch noch wohlfühlt…“, murmelte Fred und schloss das Buch.

„Mir explodiert jetzt schon der Kopf“, erwiderte George grinsend und Fred nickte.

„Und wie!“

Ginny lächelte zu den beiden rüber und sie arbeiteten sich noch durch weitere Bücher.

Blaise stupste sie an und irritiert sah sie zu ihm, als er mit dem Kopf zum Eingang deutete. Sie drehte sich um und entdeckte Luna. Es schien ihr wieder besser zu gehen und langsam wandelte sie zu ihnen herüber.

„Was macht ihr denn alle hier um die Uhrzeit?“, fragte sie mit leichter Stimme und auch der Rest hob seinen Blick.

„Luna, Kind! Wie geht es dir?“, fragte Molly aufgeregt und Luna lächelte.

„Die Nargel waren gnädig mit mir. Es geht mir gut.“

Sie setzte sich neben Ginny und schaute zu ihr rüber.

„Die Geschichte von Hogwarts ist spannend, nicht wahr?“, fragte sie träumerisch weiter und Ginny lächelte leicht.

„Ja, aber deswegen lese ich sie nicht. Wir suchen nach einem Hinweis auf einen Horcrux hier im Schloss. Dobby, der freie Elf, hat ein Gespräch zwischen Bellatrix, der Irren und dem dunklen Lord belauscht, wo er meinte, dass ein Horcrux direkt vor unseren Augen sei. Aber wir finden einfach nichts.“

„Hm. Vielleicht das verschollene Diadem von Rowena Ravenclaw?“

„Was für ein Diadem ist das?“, wollte Blaise wissen und die anderen wandten sich ihr ebenfalls zu.

„Es ist seit Jahrzehnten verschollen. Ich weiß nicht, was es damit auf sich hat, aber vielleicht kann uns Helena – Rowenas Tochter – weiterhelfen. Auch bekannt als die graue Dame, der Geist unseres Hauses.“

„Ein verschollenes Diadem? Also ich weiß nicht …“, murmelte Bill, doch der Rest nickte.

„Das passt. Wir sollten der Sache nachgehen“, entgegnete Kingsley und sah zu Lupin rüber.

„Ja, wir sollten das sofort in Angriff nehmen“, beschloss Remus und stand schon auf, als Luna ihn festhielt.

„Nein, das muss Harry machen. Sie ist sehr scheu und er ist der einzige, der ihr glaubhaft machen kann, dass er es zerstören kann.“

„Womit wir wieder bei diesem lästigen Thema wären“, brummte Mad-Eye hinten und trank einen Schluck aus seiner Flasche.

Ruhe kehrte in die Runde ein, bis Fred und George sich auf einmal anschauten.

„Aber“, fing Fred an und George beendete:

„Natürlich!“

„Was ist, ihr Zwei?“, hakte Arthur nach und die Zwillinge bekamen ihr Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht.

„Wir müssen in die Kammer des Schreckens!“, riefen sie begeistert und die anderen glaubten sich verhört zu haben.

„Spinnt ihr oder was!? Da kriegen mich keine 10 Pferde rein!“, fauchte Ginny wütend und Blaise legte seine Hand auf ihren Unterarm, doch sie zog den Arm weg. Sie wollte da nie wieder rein und die beiden machten sich da auch noch einen Spaß draus!

„Jetzt hör uns erst einmal in Ruhe zu, Schwesterchen“, begann George beschwichtigend. Ginny verschränkte die Arme vor der Brust und schwieg.

„Damals, als du dorthin gelockt wurdest, hat Harry doch das Tagebuch vernichtet. Und das war doch ein Horcrux. Dafür hat er einen Basiliskenzahn benutzt. Wenn er damit also einen vernichten konnte, dann können wir damit bestimmt auch noch die anderen vernichten. Wir müssen da rein und weitere Zähne holen“, erläuterte Fred und die anderen tuschelten. Da war etwas Wahres dran. Auch Ginnys Haltung entspannte sich ein wenig und sie nickte zustimmend.

„Ja, da habt ihr recht. Aber ihr geht alleine rein. Ich will da nicht wieder hin… Es… weckt zu viele Erinnerungen“, sagte sie leise und die anderen nickten.

„Na klar, müssen ja nicht alle reingehen. Wir sollten das später mit Harry, Ron und Hermine besprechen. Jetzt, da wir so viel geschafft haben, geh ich ins Bett. Es ist zwar 6 Uhr morgens, aber ich will noch ein wenig schlafen. Bis unser goldenes Trio wieder wach wird, dauert es ja eh noch eine Weile“, meinte Blaise und um diese Meinung noch zu unterstützen, gähnte er herzhaft.

Ginny nickte zustimmend und auch die anderen spürten ihre aufkommende Müdigkeit. Da sie etwas herausgefunden hatten und eine Idee, wie sie die Horcruxe zerstören konnten, waren sie erleichtert. Da die Abspannung von ihnen abfiel, spürten sie jetzt erst so richtig, wie fertig sie eigentlich waren und recht schnell hatte sie das Grüppchen zum schlafen verabschiedet. Nur Luna blieb sitzen, aß eine Kleinigkeit und lächelte selig vor sich hin.
 

Sonnenstrahlen fielen auf ihr Gesicht und murrend drehte sich Hermine weg. Sie wollte noch nicht aufwachen, wollte noch ein wenig weiterschlafen, doch nach weiteren 5 Minuten des Herumliegens sah sie ein, dass es keinen Sinn machte.

Widerwillig hob sie ihren Kopf und ließ den Blick schweifen. Lunas Bett war leer. Anscheinend ging es ihr wieder so gut, dass sie zumindest kurz aufstehen durfte. Harry und Ron lagen noch in ihren Betten und schienen auch noch zu schlafen und auch Draco hatte seine Augen noch geschlossen.

Sie schaute zu ihrer Perlenhandtasche rüber, die sie auf das kleine Nachttischschränkchen gelegt hatte. Darin war ein Horcrux. Gott sei Dank hatten sie ihn bekommen, auch wenn die Strapazen nicht zu unterschätzen gewesen waren. Aber das war jetzt egal. Sie hatten ihn und das zählte. Und sie würden ihn sicherlich auch noch irgendwie zerstören können.

Sie beschloss gerade, sich noch ein wenig aus zu ruhen, als ihr Blick an Dracos schwarzem Mal hängen blieb. Die Decke war verrutscht und gab die Sicht frei. Es war das erste Mal, dass sie es so sah und ihr stockte der Atem. Es war so lebendig, die Schlange bewegte sich und dieser Totenschädel sah einfach nur gruselig aus. Ihr Magen verkrampfte und sie erinnerte sich an gestern, als sie Draco bewusstlos auf dem Boden liegend gefunden hatte. Ihr Herz war für einen Moment stehen geblieben und sie hatte erst Angst gehabt, dass Draco tot war.

Aber bei Merlin, er lag ruhig atmend neben ihr und sie konnte gar nicht in Worte fassen, wie glücklich sie das machte!

Dennoch gefiel es ihr nicht. Der Schmerz, den Draco empfunden hatte, kam vom dunklen Mal und es war so heftig gewesen, dass er bewusstlos geworden war.

Was würde der dunkle Lord ihm als nächstes antun?

Würde er versuchen, ihn um zu bringen?

Ihn weiter quälen?

Sie wollte das nicht, aber sie wusste auch nicht, was sie dagegen tun konnte. Vielleicht konnte sie eine Art Schutzzauber um das dunkle Mal legen, der die Schmerzen von Draco nahm bei solchen Attacken. Doch nachher würde sie ihn damit noch schwerer verletzen, weil auf dem Mal schon Zauber lagen, die das verhinderten.

Mit einem Mal fühlte sich ihr Kopf wie Watte an und doch wollte sie etwas für Draco tun. Aber was?

Fieberhaft überlegte sie, ging verschiedene Zauber und Tränke durch, doch nichts schien ihr passend zu sein. Und das wurmte sie, ja es ärgerte sie geradezu.

„Hey, was ist los?“, murmelte Draco verschlafen und Hermine sah ihn mit großen Augen an.

Irgendwie fühlte sie sich total ertappt und ihr Herz schlug viel schneller. Aber warum? Sie hatte sein Mal angeschaut und suchte nach einer Möglichkeit, um ihm die Schmerzen zu nehmen. Doch wenn sie die dunkle Schlange und den Totenschädel ansah, hatte sie das Gefühl, sie würde etwas Verbotenes tun.

„I-ich war nur in Gedanken“, stotterte sie und wand den Blick von ihm ab. Warum fühlte sie sich nur so schuldig?

„Okay, darf man fragen, was für Gedanken du dir gemacht hast?“

„Nicht weiter wichtig. Lass uns aufstehen. Ich habe Hunger“, sagte sie und lenkte von dem Thema ab. Hermine wollte nicht weiter darüber nachdenken oder sprechen.

„Wie du willst“, erwiderte Draco und stand nach ihr auf.

„Wir reden später, ja? Ich muss ein paar Dinge erst mal für mich ordnen und schauen, ob die anderen etwas herausgefunden haben.“

„Mach das.“

Draco verhielt sich recht ruhig und Hermine fragte sich, ob das wegen ihr war. Hatte sie etwas Falsches gesagt?

Er würde damit leben müssen, dass sie ihm nicht alles immer sofort auf die Nase band. Sie war eine eigenständige Frau und konnte im Notfall auch gut für sich selbst sorgen.

„Ich geh vorher noch duschen. Wir sehen uns in der großen Halle.“

Er nickte lediglich.

Ein kurzes Schnauben entwich ihr, dann machte sie sich auf den Weg zum Gemeinschaftsraum der Gryffindor. Was hatte er nur?

Kontrolle

Und zur Feier des Tages noch ein Kapitel :D

Ich hoffe, es gefällt euch ^.^
 

Seit er aufgewacht war, spürte Draco eine gewisse Gereiztheit in sich. Er war sich nicht sicher, woher sie rührte. Ob vom schlechten Schlaf oder weil vielleicht Voldemort versuchte auf ihn Einfluss aus zu üben. Er war sich nicht sicher, aber vom Mal ging ein ziehender Schmerz aus. Nicht so wie sonst, wenn er ihn quälen wollte, sondern eher schleichend.

Während Hermine weggegangen war, benutzte Draco das kleine Bad, das neben dem Krankenflügel war. Es war für Notfälle für Verletzte, wenn sie nicht weiter gehen sollten. Kurz duschte er sich ab und zog sich danach neue Klamotten an. Einen einfachen schwarzen Anzug. Er passte zu seiner Stimmung irgendwie.

Nachdenklich betrachtete er das dunkle Mal auf seinem Unterarm. Irgendwie musste er etwas dagegen unternehmen. Draco wollte nicht, dass der dunkle Lord Macht über ihn ausüben konnte und er dadurch womöglich Hermine etwas antat. Vielleicht sollte er mit den Ordensmitgliedern darüber reden. Lupin oder Mad-Eye konnten ihm vielleicht helfen.

Mit diesen wenigstens etwas beruhigenden Gedanken verließ er den Krankenflügel und machte sich auf den Weg in die große Halle.

Dort saß lediglich Lovegood fröhlich verträumt und knabberte an einem Toast rum.

Dieses Mädchen hatte in seinen Augen nicht mehr alle Tassen im Schrank, auch wenn sie niemandem etwas Böses tat, aber sie wirkte auf ihn schon leicht … sagen wir mal beschränkt.

Doch nun gut.

Er setzte sich neben sie an den Tisch und grüßte sie mit einem kurzen: „Morgen.“

„Oh, guten Morgen, Draco. Wie geht es dir?“, erkundigte sie sich in ihrer typischen träumerischen Stimmlage.

„Es geht und dir? Sind die Verletzungen gut verheilt?“

„Ja, es geht. Wo ist Hermine?“

„Die duscht noch kurz. Kommt wohl gleich.“

Sie nickte knapp und er widmete sich jetzt auch dem Essen. Er spürte die innere Angespanntheit und nach dem Essen würde er sich auf den Weg machen und die Auroren suchen. Irgendetwas mussten sie unternehmen. Bevor er Granger – nein halt, Hermine – noch verletzte oder einen der anderen.

Nach einem kurzen Frühstück beschloss er, sich auf den Weg zu machen, als Hermine hereinkam.

„Oh, du hast schon gegessen?“, fragte sie und sah zu dem Platz neben Luna, wo noch das benutzte Geschirr und Besteck standen.

„Ja. Ich muss los, Granger.“

Im selben Augenblick, als er es ausgesprochen hatte, bereute er es, doch er bekam den Mund nicht auf, um sich zu erklären. Ein kurzer Blick zu ihr zeigte, wie sehr es sie verletzt hatte. Doch seine Beine trugen ihn wie von selbst ohne eine weitere Erklärung zum Ausgang. Er biss sich auf die Lippe. Der Lord versuchte tatsächlich ihn zu manipulieren, sonst hätte er niemals Granger gesagt. Ihm lief die Zeit davon, verdammt!

Wo waren die nur alle plötzlich!?

Hektisch suchte er die Gänge ab, trabte schließlich und am Ende rannte er sogar. Irgendwo musste doch ein Ordensmitglied sein! Oder wenigstens irgendjemand, den er fragen konnte!

Und dann auch noch das verletzte Gesicht von Granger, das sich in seine Seele gebrannt hatte. Sie hatten doch gerade erst vor ein paar Tagen Streit gehabt. Und das auch noch an Weihnachten …

Und jetzt das, das durfte doch nicht wahr sein!

Zähne knirschend rannte er weiter, schaute sich um, doch das Schloss war wie ausgestorben. Das konnte doch nicht sein!

Er verlangsamte seinen Schritt, blieb schlussendlich stehen und schlug mit voller Wucht gegen die Steinwand. Mal wieder. Zum dritten Mal.

Wenn doch nur das Schlammblut – Granger – nicht gewesen wäre! Wenn es diesen verdammten Ball nie gegeben hätte! Dann wäre er jetzt nicht hier mit diesen Problemen. Und dann spürte er es. Es war keine Wut. Es war blanker Hass.

Doch tief in seinem Inneren kämpfte er dagegen an. Er durfte nicht verlieren. Die Kontrolle zu behalten, hatte jetzt oberste Priorität. Er hatte Gra- Hermine eben schon enttäuscht, das durfte ihm nicht noch einmal passieren.

Mit einem Mal wurde es ihm klar. Er musste verschwinden. Der Hass drohte ihn zu übermannen, drohte ihn Fehler machen zu lassen und das durfte er nicht riskieren.

Die Kontrolle wurde stärker.

Diese Gefühle waren fast unerträglich für ihn und sie drohten sein Herz zu zerreißen. Er griff sich an die Brust und schrie lauthals los, doch es machte es nicht besser. Erschöpft sank er auf die Knie, versuchte sich zu konzentrieren. Ein lächelndes Bild von Granger holte er aus seinen Erinnerungen vom Weihnachtsabend und er konzentrierte sich nur darauf. Sein Hass ließ etwas nach, aber es reichte nicht, um sich wieder vollständig unter Kontrolle zu bekommen.

Durch seinen inneren Kampf hörte er die sich nähernden Schritte nicht und wie er besorgt von ein paar Ordensmitgliedern angeschaut wurde.
 

Shacklebolt unterhielt sich gerade mit Tonks und Remus ein Gang weiter über die Lage und darüber, wie sie weiter vorgehen wollten, als sie einen markerschütternden Schrei hörten. Sofort liefen sie hin und entdeckten den jungen Malfoy am Boden kniend mit einer blutigen Hand, die andere griff an seine Brust. Er schien starke Schmerzen zu haben. Sein Atem ging stoßweise und von ihm ging eine bedrohliche Aura aus.

„Draco?“, fragte Tonks vorsichtig und näherte sich ihm vorsichtig. Sie kniete sich neben ihn und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Sofort bemerkte sie, wie er verkrampfte.

„I-ich …“ Und wieder ein Schmerzensschrei.

Tonks zuckte überrascht zurück, ließ die Hand aber auf seiner Schulter. Auch Remus und Kingsley kamen näher, sagten aber nichts.

„Ganz ruhig, Draco. Wir helfen dir, ja?“

Er nickte knapp. Sie spürte, wie sehr er sich anstrengte.

„Was ist los, Draco? Wo hast du die Schmerzen?“, fragte sie weiter und versuchte so ruhig wie möglich zu klingen. Es reichte schon, dass einer hier so aus der Fassung war. Da musste sie nicht noch zusätzlich mitmischen.

Statt einer Antwort zeigte Draco ihr seinen Unterarm mit dem Mal darauf.

Besorgt schaute sie zu Kingsley und ihrem Mann. Das war gar nicht gut. Das war sogar mehr als schlecht.

„Ich hole Snape“, sagte Shacklebolt knapp und Remus nickte.

Während sich der Auror auf den Weg machte, stammelte Draco leise:

„Her- … mine …“

Tonks hatte es kaum gehört, sah dann aber zu Remus auf und bat ihn, sie zu holen. Ihr Mann zögerte kurz, ob er sie wirklich mit Malfoy alleine lassen konnte. Schließlich war Voldemort gerade dabei, ihn zu kontrollieren, doch Nymphadora nickte ihm zu und seufzend machte er sich schnellen Schrittes auf den Weg.

„Halte durch, Draco. Wir helfen dir“, sagte sie beruhigend und streichelte ihm ein wenig über den Rücken, um ihm zu versichern, dass sie da war. Sie wünschte nur, sie könnte ihn irgendwie unterstützen bei seinem Kampf. Aber mehr als hier zu sein, mit ihm zu reden und ihn zu streicheln konnte sie nicht tun.
 

Hermine hatte frisch geduscht und fühlte sich wie neu geboren, als sie in Richtung Große Halle schlenderte. In Gedanken ging sie kurz ihren Tagesplan durch: Frühstücken, mit den anderen reden, Nachforschungen anstellen und am Abend Zeit mit Draco verbringen. Ja, das klang gut.

So würde sie das machen. Mit einem zufriedenen Lächeln betrat sie die große Halle und sah Draco vor sich gerade aufstehen. Enttäuscht stellte sie fest, dass er bereits gefrühstückt hatte. Als er sie dann auch noch mit Granger ansprach, sah sie ihn nur fassungslos an. Was war nur mit ihm? Warum war er so schlecht gelaunt heute Morgen?

Unfähig etwas zu sagen ließ sie ihn weggehen und kurz danach fasste sie sich wieder und setzte sich auf die andere Seite von Luna.

„Guten Morgen, geht es dir wieder gut?“, fragte sie leicht lächelnd und verbannte die Gedanken an Malfoy auf später. Jetzt wollte sie erst einmal ihr Frühstück genießen, das sie sich sogleich zusammenstellte. Sollte er seinen Aussetzer in den Griff kriegen. Ob er zu ihr kommen würde, um mit ihr darüber zu reden? Ob er sich entschuldigen würde?

„Es geht mir gut, danke. Aber du bist doch gerade mit den Gedanken ganz woanders. Du musst nicht aus Höflichkeit mit mir reden. Das ist schon okay.“

Irritiert, dass da plötzlich jemand gesprochen hatte, wandte sie sich an ihre Freundin und lächelte dann leicht verlegen.

„Entschuldige. Draco scheint heute Morgen nur so seltsam zu sein. Er hat mich seit langem Granger genannt. Das bin ich von ihm gar nicht gewohnt. Dabei war das bis vor Kurzem noch normal gewesen und besser als Schlammblut.“

Sie seufzte.

Kaum, dass er sie einmal so nannte, kamen gleich wieder die ganzen schlechten Erinnerungen und Zweifel hoch. Was war sie nur für eine Freundin?

Er war mit dem falschen Bein aufgestanden und sie dachte gleich an den Weltuntergang. Sie war doch dabei, sich von den Vorurteilen zu lösen. Es würde sicherlich für alles eine simple Erklärung geben und heute Abend saßen sie zusammen und würden darüber lachen, wie kindisch sie sich verhalten hatte.

„Ich glaube, mit Draco stimmt etwas nicht. Er war nervös und angespannt und hat hin und wieder seinen linken Unterarm angeschaut.“

„Oh nein!“

Im nächsten Augenblick stand Hermine bereits und wollte loslaufen, als ihr ein aufgewühlter Remus entgegen gelaufen kam.

„Hermine! Dein Freund ist in Schwierigkeiten“, erklärte er knapp und Hermine rannte los.

Hätte sie ihn doch eben aufgehalten! Hätte sie ihn doch auf das Granger angesprochen!

Vielleicht hätte sie ihm dann schon helfen können! Doch stattdessen war sie sauer auf ihn gewesen, ohne zu realisieren, dass Draco wahrscheinlich gerade einen inneren Kampf mit dem dunklen Lord ausfocht. Sie war so eine Idiotin!

Sie rannte so schnell sie konnte und doch hatte sie das Gefühl, dass sie den Kampf gegen die Zeit verlor.

Sie biss die Zähne zusammen, rannte weiter, hörte die Kommandos von Remus, ob sie links oder rechts abbiegen musste und nach kurzer Zeit sah sie Tonks allein auf dem Steinboden sitzend. Verwirrt und unverletzt.

„Tonks! Wo ist er!?“, fragte sie hektisch und sie sah zu ihm auf.

„Er ist weggerannt. Ich wollte ihm nach, doch ein Zauber lässt mich nicht laufen“, erklärte sie und Hermine machte den Zauber zunächst rückgängig.

Dankbar stand sie wieder auf und schaute zu den Beiden.

„Ich mache mir große Sorgen um Draco. Er ist total verschwitzt, leichenblass, kann sich kaum noch kontrollieren und streift allein durch das Schloss. Wir müssen ihn finden und ihm irgendwie helfen.“

„Da überlege ich schon den ganzen Morgen, wie wir ihm helfen könnten. Irgendwie müssten wir die Macht des Mals blockieren“, überlegte Hermine laut, sah sich dann um und fragte dann:

„Wo ist er hingelaufen?“

„In die Richtung“, antwortete Tonks und Hermine lief los.

„Holt ihr Hilfe! Ich glaube, er ist zum Astronomieturm gelaufen!“, rief Hermine noch und war auch schon außer Sichtweite.

Sie hätte sich in diesem Moment wirklich treten können für ihr mangelndes Einfühlungsvermögen. Statt ihm zu vertrauen und zu helfen, war sie sauer gewesen! Das ging doch so nicht.

Dafür würde sie sich ab jetzt ordentlich um ihren Freund kümmern, so viel stand fest.

In Windeseile lief sie den Astronomieturm rauf und kaum war sie angekommen, bemerkte sie die platinblonden Haare. Froh, dass er da war, verlangsamte sie ihren Schritt.

„Draco. Was ist los mit dir? Kann ich dir irgendwie helfen?“, fragte sie vorsichtig, da er von ihr abgewendet da stand.

Da er ihr nicht sofort antwortete und nicht einmal signalisierte, dass er sie bemerkt hatte, ging sie noch etwas näher an ihn heran. Doch sie war vorsichtig, hatte das Gefühl, dass du-weißt-schon-wer es geschafft hatte, die Kontrolle zu übernehmen. Ihr Herz schlug wild gegen ihren Brustkorb und das nicht nur wegen der langen Strecke, die sie gerannt war. Ihre Handinnenflächen waren schweißnass und sie glaubte, gleich in Panik zu verfallen, wenn er nicht etwas sagte oder sich zu ihr umdrehte mit einem Lächeln und dem Satz: „Es ist alles wieder in Ordnung.“

„Draco! Hörst du mich!?“, rief sie und klang verzweifelter und aufgewühlter, als sie es gewollt hatte. Ihr Körper bebte förmlich, das Adrenalin ließ ihre Sinne schärfer werden und jede Faser sagte ihr, dass sie Abstand halten sollte, dass er nicht mehr er selbst war.

Er schwieg noch immer und bewegte sich nicht. Als wäre der Lähmungszauber an ihm angewandt worden.

„Draco!!!“, schrie sie voller Verzweiflung. Sie zitterte, Tränen rannen ihr über die Wange, doch die bemerkte sie gar nicht.

Jetzt endlich bewegte er sich wie in Zeitlupe und drehte sich um.

Und dann sah sie sie. Die grauen Augen, die sie eiskalt anschauten.

Erschrocken und unfähig etwas zusagen blieb sie stehen, starrte ihn an und spürte, wie ihr Magen sich zu einem einzigen Kloß zusammenzog. Sie wollte so viel sagen, ihm Mut zu sprechen, dass er den inneren Kampf nicht aufgeben solle, doch ihre Kehle war trocken und sie konnte nichts tun außer dastehen.

Hermine hörte Schritte hinter sich und Stimmen und konnte Narzissa, Tonks, Remus und Snape raus hören. Sie waren hier, um zu helfen. Und sie mussten ihm helfen, denn er war nicht mehr er selbst.

„Hermine, was-?“, begann Narzissa, brach aber ab, als sie ihren Sohn in arroganter und selbstgefälliger Haltung vor ihr stehen sah. Doch nicht nur das ließ sie innehalten, sondern vielmehr die Tatsache, dass ihr Sohn seinen Zauberstab erhob und gegen sie richtete.

„Draco, was geht hier vor?“, fragte sie entsetzt, doch er ignorierte sie.

Die junge Gryffindorhexe kam sich wie in einem schlechten Film vor. Er stand wirklich so unter dem Einfluss vom dunklen Lord, dass er seinen Zauberstab gegen sie richtete. Das konnte doch nicht wahr sein! Sie musste etwas tun, etwas unternehmen. SO durfte es nicht enden.

Und ohne weiter nach zu denken, lief sie los und fiel Draco um den Hals. Sie spürte, wie er zusammenkrampfte, wie er unfähig war, auf sie zu reagieren.

„Draco, es wird alles gut. Vertrau mir. Gemeinsam schaffen wir das“, flüsterte sie sanft.

Sie hörte das entsetzte Gemurmel von Remus und Snape, dabei wusste sie doch selber, dass diese Aktion hier ihr das Leben kosten konnte. Aber was hätte sie sonst tun sollen? Draco in einen Kampf verwickeln? Himmel nein, das konnte sie nicht!

Da der Prinz Slytherins noch immer nicht reagierte, sie aber auch nicht angriff, beschloss sie etwas mutiger zu werden. Sie musste ihm zeigen, dass sie ihm vertraute und das zu einhundert Prozent.

Also legte sie ihre Hände auf seine Wange, streichelte sie zärtlich, lächelte ihn an und stellte sich auf ihre Zehenspitzen, um ihn zu küssen.

Hermine betete in Gedanken, dass er sie nicht zurückweisen würde, dass er erwidern würde, damit sie wusste, dass sie ihn erreicht hatte. Dass er den Kampf noch nicht aufgegeben hatte und sie eine Chance hatten, ihn aus der Kontrolle zu holen.

Sie gab sich mit aller Liebe diesem Kuss hin, doch erwiderte ihn nicht. Hilflos versuchte sie ihre aufkommende Panik zu unterdrücken. Er brauchte Zeit, um sich durch zu kämpfen, um den Kuss zu erwidern, doch die Sekunden – oder Minuten? – verstrichen und er machte nichts!

„Bitte Draco … Ich weiß, du kannst das“, wisperte sie gegen seine Lippen, verstärkte den Kuss dann wieder, als sie plötzlich seine Arme auf ihren Schultern spürte. Doch er drückte sie leicht von sich.

Sie konnte es nicht glauben. War der Kampf verloren? Nein, nein, nein! Doch er griff sie nicht an, warum nicht? Was war los? Kämpfte er doch gegen an? War er dabei vielleicht sogar die Oberhand zu gewinnen? Doch dann hätte er auch den Kuss erwidern können.

Ihre Gedanken kreisten und sie wussten bald nicht mehr, wo oben und wo unten war, als Draco einfach die Beine wegknickten.

Perplex schaute sie zu ihm runter. Er hielt sich den linken Unterarm, biss die Zähne zusammen und dann wusste Hermine, dass sie es schaffen konnten. Vorsichtig kniete sie sich vor ihn, redete beruhigend auf ihn ein und nach ein paar Minuten sah sie ein Nicken. Er hatte sie verstanden! Überglücklich, dass sie ihn erreicht hatte, sprach sie weiter, half ihm sich aus der Kontrolle des dunklen Lords zu entziehen.

Eine viertel Stunde später kniete Draco noch immer auf dem Boden des Astronomieturms, doch er war wieder ansprechbar und abgesehen von seiner Erschöpfung war er wieder er selbst.

Hermine waren viele Steine vom Herzen gefallen. Sie hätte es nicht ertragen, Draco wegen einer Kontrolle des dunklen Lords an eben diesen zu verlieren.

Remus und Snape stützten Draco und brachten ihn weg. Hermine wusste nichtgenau wohin, aber die Beiden wollten versuchen, die Macht des Mals ein zu grenzen. Langsam und vorsichtig versuchte sie wieder auf zu stehen, doch ihre Beine waren wie Pudding. Ehe sie wieder auf dem Boden ankam, half ihr Narzissa. Sie lächelte leicht und sorgte dafür, dass Hermine stehen bleiben konnte.

„Danke, dass du ihn gerettet hast“, sagte sie ehrlich und Hermine bemerkte, wie blass Mrs. Malfoy wegen der Situation noch war.

Sie konnte es ihr nicht verdenken. Sie selbst sah bestimmt nicht besser aus.

„Natürlich. Ich liebe ihn“, erwiderte sie lächelnd und gemeinsam mit Narzissas und Tonks Hilfe verließen sie ebenfalls den Astronomieturm.

Blockade

So, allmählich naht die Entscheidung im Kampf gut gegen böse und somit auch das Ende dieser Story ;)
 

Ich denke mal, dass sie insgesamt zwischen 48 und 50 Kapitel haben wird ;)
 

An dieser Stelle möchte ich euch noch einen Link zu einer Umfrage schicken, die ich gestatet habe ;) Wäre nett, wenn ihr kurz was auswählt ^-^

Ihr findet sie auf meinem Steckbrief auf der rechten Seite ^.^
 

http://animexx.onlinewelten.com/mitglieder/steckbrief.php?id=145358
 

So und nun viel Spaß beim Lesen :D
 


 

Wo hatten sie ihn hingebracht?

Und was hatten sie mit ihm vor?

Draco hatte die Kontroller zwar lösen können dank Hermines Hilfe, aber er war schwach und irgendwie auch orientierungslos. Das einzige, was er wusste war, dass ihn Remus und Snape durch die Gegend schliffen immer weiter ins Schloss hinein. Als sie in einem Raum angekommen waren und die beiden Männer ihn auf einen Stuhl gesetzt hatten, schaute sich Draco um.

Es kam ihm nicht bekannt vor. Der Boden war schwarz und er spiegelte sich darin, die Wände waren die typischen Hogwartsmauern und die Möbel waren ebenfalls schwarz. Ein Regal, ein Schreibtisch, drei Stühle, ein Schrank, das war’s.

„Wo sind wir?“, hakte Draco erschöpft nach, doch Snape und Remus unterhielten sich aufgeregt und standen vor dem Schrank.

Er konnte seine Gedanken nicht so weit ordnen und sich so konzentrieren, als das er verstand, was sie sagten. Es war ein einziger Wortsalat in seinem Kopf und ihm fehlte die Kraft, weiter nach zu haken.

Nach kurzer Zeit stellten sich die Zwei wieder vor ihn und mit müden Augen schaute er hoch. Eigentlich wollte er nur noch schlafen und Kräfte sammeln, aber so wie sie aussahen, würde das wohl noch einige Zeit dauern. Hoffentlich überlebte er die Prozedur. Nicht, dass er vor Erschöpfung einfach zusammenbrechen würde.

„Draco, du musst einen Trank zu dir nehmen. Der wird dich wieder fitter machen. Und dann werden wir mit Bannsprüchen und –zaubern versuchen, die Macht des Mals ein zu dämmen, damit er dich nicht noch einmal kontrollieren kann. Hast du das verstanden?“, fragte Lupin und sah ihn besorgt aus.

Nach ein paar Augenblicken, in denen er die Worte hatte sacken lassen, nickte er.

„Ja, hab ich. Wird es denn auch funktionieren? Ich will keine Gefahr für Hermine und euch mehr darstellen.“

Er hasste sich gerade dafür, dass seine Stimme so brüchig und schwach klang, aber Voldemort hatte ihn fast seine gesamten Kräfte geraubt. Er hatte sich schon aufgegeben, als er Hermine gehört hatte. Sie hatte neue Kräfte in ihm mobilisiert und als er ihr verweintes Gesicht sah, war sein Herz fast zerbrochen. Doch ihr plötzlicher Kuss und ihr grenzenloses Vertrauen in ihn hatten ihn wiederbelebt, seine Stärke zurückkommen lassen und er hatte gekämpft. Wie ein Tier, das man in die Ecke gedrängt hatte.

Und obwohl er überhaupt nicht damit gerechnet hatte, hatte sich Voldemort schließlich zurückgezogen. Zu seiner Beruhigung wusste Voldemort jetzt auch nicht alles über ihre Fortschritte. Okay, von der Beziehung wusste er schon vorher, aber was die Horcruxe anging, hatte Voldemort nichts finden können. Diese Erinnerungen hatte er viel zu gut versteckt.

Schlagartig wurde er aus seinen Gedankengängen gerissen, als Snape ihm ein Glas unter die Nase hielt.

„Trink das, Draco. Das wird dich stärken“, sagte er ruhig und schweigend nahm Draco das Behältnis in die Hand. Das da drin sah alles andere als lecker oder gar trinkbar aus, aber er hatte keine andere Wahl. Also schüttete er sich das bittere Zeugs runter und verzog angewidert das Gesicht.

„In 5 Minuten sollte es wieder deutlich besser gehen und dann fangen wir an“, erklärte Snape noch knapp und setzte sich dann an seinen Schreibtisch, um in einer Schublade Pergamentrollen hervor zu holen.

Remus stellte sich neben ihn und gemeinsam diskutierten sie noch ein paar Sachen aus, während Draco das Gefühl hatte, dass er langsam wieder klarer im Kopf wurde.

Seine Muskeln entspannten sich, seine Gedanken wurden allmählich wieder klarer und er konnte dem Gespräch von Snape und dem Werwolf wieder folgen.

Sie besprachen irgendwelche Zaubersprüche und so’n Krams, der ihn gerade irgendwie nicht interessierte. Schließlich würden die Zwei an ihm herum zaubern und mehr, als ihnen zu vertrauen konnte er nicht tun. Er hoffte nur, dass alles gut ging und er danach unbeschwerter weiterleben konnte, was das Mal anging. Natürlich würde er immer die Angst haben, dass Voldemort ihn versuchen zu kontrollieren oder zu quälen würde, aber dennoch würde er wahrscheinlich etwas ruhiger schlafen.

Nach den angedrohten 5 Minuten fühlte sich Draco wieder komplett fit und die beiden Zauberer kamen wieder zu ihm.

„Bist du bereit?“, wollte Lupin wissen und Draco zog in typischer Manier eine Augenbraue hoch.

„Wofür?“

„Die Zauber, die wir anwenden werden, sind sehr mächtig und können im ersten Augenblick auch Schmerzen verursachen, die ähnlich schlimm sein können wie sie beim dunklen Lord waren.“

Remus Stimme klang besorgt und Draco seufzte. Noch so einen Höllenritt … Deswegen hatten sie ihn also wieder aufgepäppelt. Damit er fit genug war, das Ganze ein zweites Mal mit zu machen. Super. Großartig.

„Ich habe wohl kaum die große Wahl“, brummte er missmutig und Snape nickte. Dann zückte er seinen Zauberstab und Draco spürte, dass er an den Hand- und Fußgelenken am Stuhl fixiert wurde.

Das ging jetzt aber doch zu weit!

„Was soll das denn jetzt werden!?“, bellte er und knurrte aufgebracht. Die Zwei hatten doch einen Knall! Nichts hasste er mehr, als irgendwo festgekettet zu werden und somit dem anderen gegenüber wehrlos zu sein. Das machte ihn rasend und er hätte Snape in diesem Moment wirklich gern eine rein gehauen.

„Beruhige dich, Draco. Es ist eine Vorsichtsmaßnahme, weil du möglichst ruhig sein musst, während die Zauber gesprochen werden. Und jetzt such nach deiner schönsten Erinnerung und halte sie so lebendig wie möglich“, forderte Snape und Draco konzentrierte sich.

Er entschied sich für Hermines Kuss eben oben auf dem Astronomieturm und mit geschlossenen Augen war das schon gleich viel einfacher. Er hatte das Gefühl, ihre Lippen zu spüren, ihren Duft zu riechen und ihre Berührungen zu fühlen. Es war unbeschreiblich.

Und dann hörte er Snape und Lupin irgendwelche Formeln und Zauber sprechen. Kaum hatte einer der beiden aufgehört zu sprechen, wurde er von einer Woge Schmerz überrollt. Sie kam so plötzlich, dass er beinahe Hermines Bild vergessen hätte, doch schnell besann er sich darauf und ihr leicht lächelndes Gesicht, das Vertrauen in ihren Augen gab ihm die nötige Kraft, das zu überstehen. Dennoch war es knüppelhart und Draco begann sich zu fragen, ob andere ihn gern so leiden sahen. Nicht, dass das zur Gewohnheit wurde.

Ein leichtes Grinsen umspielte seine Lippen. Was für ein bescheuerter Gedanke. Aber er ließ die Schmerzen etwas in den Hintergrund geraten.

Draco spürte die fragenden Blicke von Lupin und Snape förmlich, doch seine Kraft reichte nicht aus, um ihnen zu sagen, was los war. Das würden sie noch früh genug erfahren.

Nach einer halben Stunde und 4 weiteren Schmerzattacken hatte er es überstanden und Snape reichte ihm noch einen Kelch mit Stärkungstrank.

Er kippte das Gebräu runter und besah sich danach interessiert seinen linken Unterarm. Das Mal sah aus wie immer und doch war irgendetwas anders. Es war nicht mehr ganz so dunkel. Es schien, als wäre ein Schleier darüber gelegt worden.

„Und kann er jetzt nichts mehr tun?“, fragte Draco mit gleichgültiger Stimme, da der Trank noch nicht seine volle Wirkung erzielt hatte.

Snape schwieg einen Moment, also antwortete Lupin:

„Es wird auf jeden Fall sehr viel schwerer für ihn, um an dich ran zu kommen. Ich glaube nicht, dass er seine ganze Kraft darauf verschwendet.“

Der junge Slytherin nickte und stand vorsichtig auf. Er fühlte sich noch ein wenig wackelig, doch das ließ er sich nicht anmerken. Hauptsache, er konnte jetzt wieder ruhiger sein. Entschieden stiefelte er zur Tür und öffnete sie. Eine lange Treppe nach oben war zu sehen und seufzend trat Draco den Weg an. Irgendwie würde er wieder zur großen Halle finden.
 

Hermine hingegen saß bereits dort und fühlte sich wieder einigermaßen fit. Auch wenn sie nach wie vor noch etwas blass war, waren ihre Beine nicht mehr wie Pudding. Mittlerweile hatten sich alle bis auf Draco, Remus und Snape eingefunden und Tonks hatte ihr kurzerklärt, dass die Beiden Draco bei dem Mal helfen wollten.

Die Brünette hoffte inständig, dass die Beiden ihr helfen konnten und das Draco dadurch etwas entlastet wurde. Denn es war bestimmt auch für ihn eine schreckliche Situation. Es musste einfach einen Zauber geben, der ihm helfen konnte.

Die Minuten verstrichen und die angespannte Stimmung wurde nicht besser. Wenn sich jemand unterhielt, dann nur im Flüsterton und ansonsten wurde geschwiegen. Hermine war selbst nicht nach reden zumute und sie hatte kein Problem mit dem Schweigen, ganz im Gegensatz zu Ron, der nervös dasaß und sich umschaute.

Sie wusste, dass das alles nicht einfach für ihn war und dass solche Stimmungen ihm immer auf den Magen schlugen, aber sie hatte jetzt nicht Kraft, um daran etwas zu ändern.

Nach einer gefühlten Ewigkeit wurde es ruhig im Saal und Hermine hob den Kopf. Ginny stupste sie an und irritiert schaute sie ihre beste Freundin an.

„Was ist?“

„Sie sind wieder hier“, flüsterte sie und Hermine schaute auf. Tatsächlich! Draco war wieder da und er schien gesund und munter zu sein.

Eilig sprang sie auf, rannte zu ihm und umarmte ihn. Sie war so froh, dass es ihm wieder gut zu gehen schien. Und ehe sie sich versah, kullerten ein paar Tränen auf sein Hemd.

„Hey, es ist alles gut. Das Mal kann mich nicht mehr kontrollieren. Lupin und Snape haben das Mal ruhig gestellt.“

Sie spürte, wie er sie an sich drückte mit einer Hand und mit der anderen über ihren Kopf streichelte. Sie mochte das so unsagbar gern. Diese Streicheleinheiten von ihm. Er war so liebevoll und vorsichtig.

„Gut … Das ist gut, sehr gut“, nuschelte sie in sein Hemd und genoss die Ruhe noch ein paar Augenblicke, bevor sie Händchen haltend zur Tafel gingen, wo sie sich zu den anderen setzten.

„So, jetzt da wir wieder vollständig sind, können wir ja mal zusammentragen, was wir jetzt alles wissen“, schlug Mad-Eye vor, doch anhand der Stimmlage wusste jeder, dass es keine Bitte war, sondern eine Aufforderung.

„Wir haben den Horcrux aus Gringotts geholt. Allerdings haben wir das nur geschafft, weil Dobby uns gerettet hat“, fasste Hermine zusammen und mit einem „Accio Perlenhandtasche“ flog die kleine unscheinbare Tasche zu ihr. Sie wühlte kurz darin rum und holte den Pokal heraus.

Ehrfürchtig schauten ihn die anderen an und Hermine erging es nicht anders. Immerhin war da ein Stück der Seele des dunklen Lords drin. Sie stellte das Gefäß auf den Tisch und nach ein paar Augenblicken des Schweigens war es Bill, der das Wort ergriff:

„Und wir haben eine Möglichkeit gefunden, ihn zu zerstören.“

In seiner Stimme klang ein wenig stolz mit und das goldene Trio wie auch Draco schauten verdutzt zu ihm. Hermine bemerkte auch, dass die anderen selbstbewusster und zufrieden da saßen. Sie lächelte leicht. Wie es schien, waren sie wirklich fleißig während ihrer Abwesenheit.

„Naja, Harry hat doch in der zweiten das Tagebuch von Riddle zerstört mit einem Basiliskenzahn. Also müsste man damit doch auch die anderen zerstören können“, erläuterte Blaise mit einem breiten Grinsen und Hermine schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn.

„Aber natürlich! Wie konnte ich nur so dumm sein?“, rief sie und grinste schief. Daran hatte sie überhaupt nicht mehr gedacht. Dabei war es doch so offensichtlich.

„Ich werde gleich welche holen“, versprach Harry und wollte aufstehen, doch Luna hielt ihn am Arm fest.

„Aber das war doch noch gar nicht alles.“

„Nicht? Was habt ihr denn noch herausgefunden?“, wollte Ron verblüfft wissen.

„Wir haben auch einen Hinweis, wo sich der Horcrux vor unseren Augen befinden könnte“, meinte Tonks vorsichtig und ehe Hermine nachfragen konnte, ergriff Narzissa das Wort:

„Luna brachte das Diadem von Rowena Ravenclaw ins Gespräch. Ich habe Nachforschungen angestellt. Kein Lebender hat es jemals zu Gesicht bekommen. Es ist verschollen. Die meisten aber glauben, dass es das gar nicht gibt, sondern nur eine Fantasie ist.“

„Ihr glaubt aber, dass es hier im Schloss sein könnte?“, hakte die junge Hexe nach und Luna nickte.

„Helena wird Harry bestimmt weiterhelfen können“, sagte sie ruhig und lächelte Harry an. Er nickte ihr dankbar zu. Mehr konnte er anscheinend grade gar nicht tun.

„Wenn das wirklich stimmt, dann haben wir hoffentlich bald noch einen. Das wäre großartig“, freute sich Hermine und spürte diese bekannte Kribbeln, wenn sie eine Lösung hatte und sie wusste, dass es voran gehen würde. Doch ausgerechnet ihr Freund trübte ihre Stimmung.

„Bleibt nur die Frage, was die letzten beiden Horcruxe sind. Da haben wir nichts an Informationen. Nicht mal einen Hinweis.“

„Wir sollten uns aufteilen. Harry, du redest mit der grauen Dame. Dann eine Gruppe, die sich um Informationen um die letzten beiden Horcruxe kümmert. Und die letzte Gruppe, die in die Kammer des Schreckens geht, um die Basiliskenzähne zu holen.“

„Ich bringe dich zu Helena.“

Lunas Stimme war sanft und melodisch und Harry nickte ihr dankbar zu.

„Gut, danke“, erwiderte er lächelnd, während Hermine die anderen anschaute.

„Es reicht aber doch, wenn 2 oder 3 Leute die Basiliskenzähne holen. Der Rest sollte versuchen, an Informationen zu gelangen.“

Mad-Eye hatte das Wort erhoben und der Rest schaute zu ihm rüber. Hermine bemerkte, dass Moody genervt war, aber irgendwie leuchtete in den Augen auch Vorfreude. Kein Wunder, immerhin würde bald der schrecklichste Zauberer aller Zeiten besiegbar sein. Auch bei Remus, Shacklebolt und Tonks war in den Augen so etwas wie Vorfreude zu sehen. Jeder hoffte auf das baldige Ende des Terrors und mit jedem vernichteten Horcrux kamen sie diesem Ziel näher. Es gab ihnen den nötigen Antrieb und Hermine spürte, wie jeder sein Bestes gab.

Bei diesem Gedanken lächelte sie. Auch sie spürte diesen Tatendrang und würde dem auch bald noch nachgeben.

„Dann werden wir uns auf die Suche machen, während Ron und Viktor die Basiliskenzähne holen.“

Mit diesen Worten durchbrach Hermine die aufkommende Stille und die beiden Jungs standen auf.

„Wir werden das gleich erledigen“, meinte Ron und mit einem Kopfnicken der anderen machten sie sich auf den Weg.

„Luna und ich werden uns dann auch auf den Weg machen. Mal sehen, was Helena über das Diadem weiß.“

Harrys Stimme war ruhig und besonnen und nachdem auch Luna und er aus der Großen Halle gegangen waren, brach eine heiße Diskussion aus. Sie hatten Riddles Vergangenheit gründlich untersucht, aber keinen Hinweis auf einen weiteren Horcrux gefunden. Wo also sollten sie noch weiter nachforschen?

Der Tatendrang der anderen und auch der von Hermine wurde stark ausgebremst und eine angespannte, ruhige Atmosphäre machte sich breit.

Schlussendlich war es ihr Freund, der etwas sagte und die Stimmung damit augenblicklich auflockerte:

„Dumbledore sagte doch, dass dunkle Magie Spuren hinterlässt und Potter kann sie spüren. Wir sollten ihn als Spürhund durch die Gassen führen und schauen, ob er anschlägt.“

Ein fieses Grinsen war auf seinen Lippen, als Hermine ihn verwundert ansah und zeitgleich mit Fred und George brach sie in schallendes Gelächter aus. Der Rest der Gruppe stimmte mit ein und für ein paar Augenblicke waren die Sorgen vergessen.

Noch immer kichernd und grinsend kuschelte sich Hermine an ihren Freund, der einen Arm um sie legte und glücklich kuschelte sie sich an ihn. Durch seinen schwarzen Anzug, den er trug, spürte sie den durchtrainierten Körper.

Typischer Quidditchkörper … Obwohl, nein besser … schoss es ihr durch den Kopf und augenblicklich wurde sie ein wenig rot. Wie konnte sie nur in so einer ernsten Situation solche Sachen denken? Also ehrlich, das ging doch nicht. Wo war nur ihr Anstand geblieben, seit sie mit Draco zusammen war?

„Aber so blöd ist die Idee eigentlich gar nicht. Ich meine, Harry kann die Teile spüren im Gegensatz zu uns. Wir haben keine Hinweise, also was könnten wir schon großartig tun?“, erwiderte Neville und wieder wurde es ruhig, abgesehen von leisem Gemurmel unter Tischnachbarn.

Auch Hermine nuschelte leise vor sich hin und dachte nach. Es half alles nichts. Sie mussten sich mit Harry auf den Weg machen. Eine andere Lösung gab es nicht.

„Draco und Neville-“, begann sie, brach aber ab, als sie Dumbledore sah, der gerade die Große Halle betrat.

„Sir? Alles in Ordnung bei Ihnen?“, fragte sie besorgt und Dumbledore lächelte sie vergnügt an.

„Aber natürlich, Miss Granger. Sogar mehr als gut. Das einzige, was mir Sorge bereitet, ist das Ministerium, da die ganz und gar nicht davon begeistert sind, dass ihr in Gringotts eingebrochen seid.“

Hermine versteifte sich. Natürlich wusste mittlerweile jeder davon. Sie würden als Straftäter verfolgt werden und am Ende in Askaban einsitzen.

Mit einem Mal wurde sie aschfahl im Gesicht und Draco strich ihr beruhigend über den Arm. Sie spürte es und doch hatte sie das Gefühl, dass sie gar nicht mehr Teil ihres eigenen Körpers war. Das alles war Wahnsinn.

Bei Merlin, Hermine! Reiß dich zusammen. Du bist dabei mit den anderen hier die Welt zu retten und nur deswegen bist du da eingebrochen!

Sie wies sich innerlich zu recht und langsam aber sicher bekam sie auch wieder etwas mehr Gesichtsfarbe.

„Geht es wieder?“, fragte Draco besorgt und sie nickte.

„Ja.“

Der Schuldirektor setzte sich zu ihnen und zunächst tauschten sie alle erst einmal Informationen aus, damit jeder auf demselben Stand war. Dumbledore hörte aufmerksam und schien überrascht, aber auch stolz auf die Gruppe und nach einer halben Stunde waren alle informiert. Auch Viktor und Ron waren mit 5 Basiliskenzähnen wieder da und Luna hatte sich auch wieder bei ihnen eingefunden und hatte ihnen mitgeteilt, dass Harry noch mit der grauen Dame sprach.

Diskussionen und mehr

So und wieder einmal ein neues Kappi von mir ^___^
 

Hoffe, es gefällt euch :D
 


 

Am späten Abend saßen noch einige in der Großen Halle. Nur die Älteren wie Molly, Arthur, Lupin, Shacklebolt und so waren schon gegangen, um sich aus zu ruhen. Der Rest – auch Harry – hatte es sich am Tisch gemütlich gemacht und seit langem unterhielten sich alle. Es war ungezwungen und wie Draco feststellen konnte, hatte er sogar ein paar Worte mit Weasel-Bee gewechselt, ohne dass gleich ein Streit entstanden war.

Auch wenn Draco nach außen hin eher kühl und zurückhaltend war, so spürte er innerlich, wie glücklich er war, dass es hier Menschen gab, mit denen er reden konnte. Dass Hermine ihn liebte und dass seine ehemaligen Feinde bereit waren, einen Schritt auf ihn zu zu gehen, wenn er das auch tat.

Diese Güte der anderen und die Tatsache, dass er selbst dafür bereit war, erfüllten ihn mit Freude und auch wenn die anderen ihm seine Freude nicht ansahen, so merkte er an ihrem Verhalten, dass sie sich auf die Veränderung langsam einließen.

Und was ihn auch sehr freute war, dass seine Mutter sich mit allmählich mit Molly anfreundete, wie es schien. Sie lachte hin und wieder und wirkte viel glücklicher und selbstbewusster als noch vor ein paar Wochen. Sie blühte richtig auf und nahm ihr Leben wieder selbst in ihre Hand. Anfangs hatte er Angst gehabt, dass sie aus Gewohnheit oder aus Angst oder der Erinnerungen wegen an Lucius festhalten würde, aber nichts dergleichen war der Fall.

In Ruhe leerte er seinen Becher und schaute zu Hermine rüber, die sich angeregt mit Fleur und Bill unterhielt.

Er lächelte leicht und sah dieses Leuchten in ihren Augen, wenn sie mit ihrem Wissen glänzen konnte. Ein wunderschöner Anblick in seinen Augen, auch wenn ihr unerschöpfliches Wissen einem nach wie vor auf den Keks gehen konnte. Das wusste sie auch selbst, aber sie schaffte es einfach nicht, es für sich zu behalten. Und es hatte Potter und Weasel-Bee schon mehr als einmal den Arsch gerettet.

„Ach, habt ihr eigentlich die Basiliskenzähne geholt?“, wollte Ginny wissen und schaute ihren Bruder und Viktor an.

Beide nickten und der Bulgare legte einen Lederbeutel auf den Tisch.

„Für alle Fälle haben wir 10 Stück mitgebracht. Schließlich kann man die Zähne auch als Waffe verwenden. Harry sollte welche nehmen.“

Der Schwarzhaarige nickte und steckte 3 Zähne ein. Das sollte reichen.

„Dann sollten wir den Pokal auch gleich zerstören. Ich habe keine Lust darauf, dass der uns nachher noch von jemandem gestohlen wird“, mahnte Tonks und alle fanden die Idee gut. Also holte Hermine den Horcrux aus ihrer Perlenhandtasche und stellte ihn auf den Tisch.

„Wer macht es?“, flüsterte Ginny und keiner wollte so richtig was sagen, als Draco einen der Zähne, die noch auf dem Tisch lagen, nahm und zum Pokal ging.

„Einer muss das Teil festhalten“, sagte er ruhig und Viktor, der am nächsten saß, griff den Pokal, sodass Draco ihn gefahrlos treffen konnte.

Die Atmosphäre im Saal war angespannt und alle hielten den Atem an, als der junge Slytherin ausholte und zustach. Im selben Moment als der Zahn das Metall berührte, gab es eine Druckwelle und Malfoy schaffte es so gerade eben, dem Stand zu halten und nicht rücklings auf den Boden zu fallen.

„So, hätten wir das“, murmelte er locker und steckte den Zahn ein.

Der Rest starrte noch immer den Pokal an, der jetzt irgendwie anders wirkte. Nicht mehr so geheimnisvoll, so gefährlich …

„Hoffentlich finden wir die anderen auch schnell, damit wir sie zerstören können“, brummte Blaise und mehrere kleinere Gesprächsrunden entstanden am Tisch. Die aktuelle Lage wurde diskutiert hier und da oder aber über die nächsten Schritte gesprochen.
 

„Malfoy?“

Irritiert schaute sich Draco um und entdeckte Harry neben sich, der ihn interessiert anschaute.

„Was gibt es?“, fragte er mit einem leichten Lächeln und wollte mit ihm anstoßen, als sich Potters Augen veränderten. Er sah nicht mehr klar und er wirkte total abwesend.

Voldemort, schoss es ihm durch den Kopf und er stützte Harry, damit er nicht von der Bank fiel. Der Rest hatte noch gar nicht richtig mitbekommen, dass etwas passiert war, als Draco einmal schrill pfiff.

Die anderen zuckten zusammen und hielten sich die Ohren. Gemecker erfüllte die Halle, bis ihnen nach kurzer Zeit auffiel, dass Harry sich komisch verhielt.

„Oh nein, Harry! Nicht schon wieder“, stöhnte Hermine und ging zu ihrem besten Freund.

„Können wir irgendwie ´elfen?“, fragte Fleur und Draco schüttelte den Kopf.

„Nein, da können wir nichts tun außer warten“, erwiderte er und die Stimmung war mit einem Mal zum Reißen gespannt. Jeder wusste, dass Voldemort gerade in Harrys Geist eindrang und das konnte nichts Gutes bedeuten.

Nach ein paar Sekunden beruhigte sich der Schwarzhaarige wieder und Draco nahm den Arm wieder weg. Es war ja nicht so, als konnte Potter jetzt nicht wieder auf sich selbst Acht geben.

„Was war los?“, wollte Hermine sofort wissen und sah sehr besorgt aus.

„Er weiß es… Er weiß, dass wir sein Geheimnis kennen. Ich habe die Winkelgasse gesehen. Ich denke, da ist auch ein Horcrux. Wir sollten so schnell wie möglich nachschauen“, erklärte er und keuchte noch leicht von der Anstrengung.

„Langsam, langsam… In der Winkelgasse sind wir ein leichtes Ziel für die Todesser. Außerdem haben wir den Horcrux aus dem Schloss noch nicht. Die Winkelgasse sollten wir dem Orden überlassen. Und du kümmerst dich um den Horcrux hier“, schlug Hermine vor, wobei es bei Draco mehr wie eine Forderung ankam. Und so ganz unrecht hatte sie nicht. Wenn die Todesser Wind davon bekamen, dann waren sie schneller tot, als sie gucken konnten.

„Aber Hermine, ich bin der einzige, der die Horcruxe spürt, der sie hören kann. Ich MUSS in die Winkelgasse und der Sache nach gehen. Mithilfe des Tarnumhangs werde ich das schon schaffen.“

„Das ist Irrsinn, Harry“, widersprach die Brünette und sah die anderen hilfesuchend an.

„Hermine hat recht. Das kannst du nicht alleine durchziehen“, stimmte Ron zu und auch Viktor und Neville nickten.

„Aber Potter hat in einem Punkt recht. Er ist der einzige, der sie spüren kann. Also muss er auch dahin. Und wir müssen es so gestalten, dass die Todesser ihn nicht bemerken oder erst zu spät.“

„Draco!“, rief Hermine empört, doch Draco nahm ihr Handgelenk und sah sie eindringlich an.

„Potter ist niemand, der so einfach stirbt. Wenn Weasel-Bee, du und ich mitgehen, wird er den Horcrux aufspüren und dann verschwinden wir wieder. Wir müssen die Todesser ablenken, damit unser Auserwählter hier, freie Bahn hat beim Rumschnüffeln.“

„Das ist Wahnsinn“, wiederholte sie und Draco sah ihr die Panik regelrecht in den Augen an.

Er zog sie am Handgelenk zu sich, packte sie an der Taille und setzte sie auf seinen Schoß. Er umarmte sie, während sie ihren Kopf in seiner Halsbeuge vergrub.

„Zurzeit geht eine Menge Wahnsinn vor sich. Und ich muss Malfoy zustimmen. Wir müssen das gemeinsam durchziehen und wir brauchen Harry.“

Ron sprach ruhig und für seine Verhältnisse sehr ernst. Ein klares Zeichen dafür, dass er sich des Risikos bewusst war. Das nahm Draco jedenfalls an oder besser gesagt, er hoffte es. Bei ihm konnte man sich ja nie sicher sein …

„Okay“, begann Blaise und schaute zu ihm rüber, „Dann wird Harry morgen Vormittag nach dem Horcrux hier im Schloss suchen und danach wird eine Gruppe mit ihm zur Winkelgasse reisen, um dort nach einem zu suchen. In der Zwischenzeit werden wir hier die Horcruxe mit den Zähnen vernichten und schauen, ob wir sonst etwas tun können. Habe ich das so richtig verstanden?“

Harry nickte und somit war es beschlossene Sache.

Dracos Freundin war mit dem Ausgang der Diskussion sichtlich unzufrieden, ergab sich aber der Mehrheit und Draco fragte sich, was ihr da gerade auf den Magen schlug. Da sie aber nicht allein waren, beschloss er, sie später danach zu fragen. Denn ihr Verhalten war ganz und gar nicht gewöhnlich.

„Was ist eigentlich, wenn wir die Horcruxe alle zerstört haben?“, wollte Bill wissen.

„Der dunkle Lord wird nicht mehr unbesiegbar sein“, entgegnete Ginny und Blaise und Draco nickten zustimmend.

„Aber was dann? Wir können ja nicht einfach in sein Versteck und ihn umbringen. Wir müssen ihn irgendwie raus locken, damit wir an ihn herankommen können“, murmelte Hermine.

„Nein, das müssen wir nicht. Er will mich umbringen und er weiß, dass ich sein Geheimnis kenne … Er wird sehr bald hier sein“, vermutete Harry und der Rest fing an zu murmeln und zu tuscheln. War es hier noch sicher? Würden sie rechtzeitig die Horcruxe finden, um dann Voldemort töten zu können? Wie viele Todesser würden da sein, um ihm zu helfen?

So viele Fragen und doch gab es nicht eine Antwort.

„Leute, beruhigt euch. Es bringt jetzt nichts, wenn wir durchdrehen vor Sorge oder Angst. Wir haben die Sache angefangen und wir werden sie auch beenden. Es liegt an uns, diese ganze Welt zu retten und wir sind soweit gekommen, dass wir den Rest auch schaffen werden. Jetzt einzuknicken würde bedeuten, dass all die bisherigen Opfer umsonst waren. Und das will ich nicht.“

Neville saß da mit gefalteten Händen und wirkte auf Draco wie ein älterer Professor. Er war nervös, spielte mit seinen Fingern rum und war ein wenig rot im Gesicht. Anscheinend war er sich erst jetzt der Worte bewusst, die er gesagt hatte und der damit verbundenen Aufmerksamkeit.

„Gut gesprochen, Neville“, meinte Bill lächelnd und Fred und George stimmten hinten fröhlich zu.

„Da mausert sich ja jemand richtig“, zog Blaise Longbottom auf und Hermine lächelte dankbar.

„Du hast recht, Neville. Danke dir.“

Mehr als ein Nicken bekam er nicht hin, während er noch immer peinlich berührt den Tisch anschaute.

„Gut, jetzt wo wir den Plan für morgen haben, werden Ginny und ich uns zurückziehen. Das solltet ihr auch tun, Kinderchen. Morgen wird ein langer Tag“, witzelte Blaise mit einem breiten Grinsen und stand mit Ginny auf.

Die anderen wünschten ihnen eine gute Nacht und eine weitere halbe Stunde später waren auch Hermine und er auf dem Weg in den Raum der Wünsche, wo sie die Nächte gemeinsam verbrachten.

Sie hatten sich nicht einigen können, ob sie im Kerker oder im Turm hatten schlafen wollen, also hatten sie sich darauf geeinigt. Falls etwas passieren sollte, hatten sie den anderen Bescheid gesagt, damit sie nicht stundenlang nach ihnen suchen mussten.

Der Raum der Wünsche sah fast aus wie eine kleine Wohnung. Vor ihnen war das Wohnzimmer mit Kamin, davor einem schlichten Sofa und einem kleinem Tisch. Rechts davon war eine Tür, hinter der sich das Bad verbarg. Und links der Couch war ein Teil des Raumes mit einer halb hohen Mauer abgetrennt. Da war das kleine Schlafzimmer mit Doppelbett.

„Ich mag es hier echt gern“, flüsterte Hermine und Draco schaute sie an.

„Was ist los mit dir, Hermine? Plagen dich wieder die Selbstzweifel?“

„Mal ganz ehrlich… Wen nicht?“

„Mich. Es liegt in unseren Händen, die Welt zum Guten zu verändern. Wir haben schon so viel erreicht und gemeinsam können wir noch viel mehr erreichen. Oh Mann, das ausgerechnet ich das mal sagen würde.“

Sie drehte sich zu ihm und lächelte ihn mit einem bezaubernden Lächeln an.

„Du bist so süß“, sagte sie nur und er spürte augenblicklich, wie er zur Abwechslung mal leicht errötete.

„Red nicht so einen Unsinn. Ich bin vieles, aber nicht süß“, verteidigte er sich halbherzig und fühlte ihre zarten Finger an seiner Stirn, da sie ihm eine Strähne aus dem Gesicht strich.

„Doch, bist du. Ob du es willst oder nicht.“

Sie streckte ihm die Zunge raus und er nutzte den Moment. Schnell packte er die junge Gryffindor und nahm sie auf die Arme. Sie quietschte überrascht auf und schlang ihre dünnen Arme um seinen Hals.

„Das wird zur Gewohnheit, oder?“, fragte sie fröhlich und er grinste.

„Du magst es doch durch die Gegend getragen zu werden“, erwiderte er und legte sie vorsichtig auf das große Doppelbett.

Er beobachtete vergnügt, wie ihre Gesichtsfarbe immer stärker wurde und krabbelte grinsend über sie, um sie leidenschaftlich zu küssen. Sie erwiderte den ebenso leidenschaftlich wie er, doch er spürte ihre Verlegenheit, was sie noch süßer und noch unwiderstehlicher machte in seinen Augen.

Und er dachte noch gar nicht daran zu schlafen. Erst wollte er seine Freundin noch verführen.

Hermine zierte sich hin und wieder ein wenig, doch schlussendlich stellte er sich so geschickt und liebevoll an, dass sie gar nicht anders konnte, als sich ihm hin zu geben und genau das hatte er auch gewollt.

Erst danach, als sie beide außer Atem waren, legten sie sich zum schlafen hin und er spürte, wie sie sich an ihn kuschelte und langsam aber sicher dämmerte sie ein.

Draco hingegen dachte noch nach.

Zu seinem Leidwesen musste er gestehen, dass er Hermines Zweifel durchaus verstehen konnte. Aber er wollte sie nicht damit belasten, dass auch er Zweifel hatte, dass sie das schaffen konnten. Denn auch wenn sie die Horcruxe wirklich alle fanden und zerstörten, blieb das Problem eines direkten Angriffs. Das würden nie und nimmer alle überleben können. Und genau das war der Punkt, der ihm Magenschmerzen verursachte. Im offenen Gefecht würde es auf beiden Seiten Tote geben, auch auf ihrer und er sorgte sich darum, wie die anderen das verkraften konnten, wie er das womöglich verkraftete, je nachdem wer starb.

Doch andererseits war es ihre einzige Chance, dem Ganzen ein Ende zu bereiten. Und Draco war sich sicher, dass sich jeder bewusst war, dass sie sterben konnten und sie kämpften trotzdem. Und das war der Ansporn des Ordens des Phönix. Sie kämpften nicht allein. Ohne diese Unterstützung der anderen außerhalb wäre der Orden nichts. Doch dieser unsichtbare Zusammenhalt stärkte alle und auch Draco fühlte sich dadurch bestärkt. Auch wenn er allein schon bei dem Gedanken, Voldemort auf dem Schlachtfeld zu begegnen, eine Gänsehaut bekam. Dieser Mann war nicht zu unterschätzen und auch im besiegbaren Zustand noch eine große Gefahr. Vielleicht auch eine größere, weil Voldemort weiß, um wie viel es geht. Dementsprechend würde er mit seinen Feinden kurzen Prozess machen.

Voldemort … Hermine hatte ihm immer noch nicht gesagt, warum er den Namen nicht aussprechen durfte. Doch solange sie dabei war, durfte niemand diesen Namen sagen, ohne angeschnauzt zu werden. Es schien mit diesem Traum zusammen zu hängen, den Hermine hatte, als sie auch von den Horcruxen geträumt hatte. Professor Dumbledore hatte gesagt, es wäre eine Vision und seine Freundin war daraufhin mehr als weiß im Gesicht geworden. Irgendetwas Schreckliches muss da gewesen sein und er fragte sich ernsthaft, was sie geträumt hatte.

Oh Mann, was war nur aus ihm geworden? Niemals hätte er es für möglich gehalten, dass er sich mal so ändern würde wegen einer Frau. Und dann auch noch wegen Hermine Granger, dem besserwisserischstem Bücherwurm aller Zeiten. Eine Muggelstämmige und seine große Liebe. Allein bei dem Gedanken an sie wurde ihm warm ums Herz. Das war doch verrückt!

Sein Blick wanderte zu ihrem Schopf, der auf seinem Oberkörper lag.

„Was hast du nur mit mir angestellt?“, murmelte er fragend und streichelte ihr sanft über den Rücken. Wenn man ihm das vor einem Jahr erzählt hätte … Er hätte laut losgelacht und denjenigen des Saufens bezichtigt. Doch nun war es so gekommen und er war froh darum. Hermine hatte ihm ermöglicht, aus seinen bestehenden Verhältnissen aus zu brechen. Er würde nicht enden wie sein Vater und auch, wenn er mit Muggelgeborenen noch immer nicht viel anfangen konnte, war es ihm so ziemlich egal, ob sie da waren oder nicht. Und Töten wollte er sowieso nicht, ob nun Zauberer oder Muggel spielte da keine Rolle.

Draco war sich sicher, dass er so schnell hatte umdenken können, weil er schon seit Voldemort wieder da war, wusste, dass er dem nicht trauen konnte und dass er sterben würde, egal was er tat. Dass er dazu auch noch seinen Vater nicht mochte, der ihn jahrelang geprügelt hatte, machte die Sache noch einfacher für ihn. Lediglich der Rettungsanker hatte ihm gefehlt. Doch nun würde alles anders werden und nach dem Krieg würde er mit Hermine in Ruhe leben, seinen Abschluss machen und dann arbeiten. Regelmäßig würden sie seine Mutter besuchen, die hoffentlich noch einen Mann finden würde, der sie liebevoll umsorgte und aufrichtig liebte.

Der junge Slytherin konnte kaum erwarten, endlich dieses Leben an zu fangen, doch nun musste er erst mal ein wenig schlafen. Sonst würde er morgen nicht aus dem Bett kommen und das konnte er so gar nicht gebrauchen. Mit einem letzten Kuss auf Hermines wohlduftende Haare machte auch er es sich bequem und schlief nach ein paar Minuten ein.

Einer weniger

So, neues Kappi für alle Interessenten :D
 

Bin gespannt, wie ihr es findet ;)
 


 

Am Morgen war alles ziemlich hektisch.

Dabei hatte es alles so schön angefangen. Hermine war liebevoll von einem Kuss geweckt worden und sie wäre am liebsten noch Stunden liegen geblieben, aber das konnte sie zu ihrer eigenen Unzufriedenheit nicht. Die anderen brauchten sie heute bei der Suche des Horcruxes hier im Schloss und später in der Winkelgasse und so war sie widerwillig aus ihrem Bett gekrochen und hatte sich fertig gemacht, während Draco ihr genüsslich zugeschaut hatte. Ein Punkt, der sie hatte mehrmals rot werden lassen. Sein Blick war für sie unergründlich gewesen und sie hatte sich die ganze Zeit gefragt, was er gedacht hatte. Am liebsten hätte sie ihm die Augen verbunden, damit er nicht mehr gucken konnte, doch sie entschied sich dagegen und zog sich stattdessen sehr schnell an.

Danach hatten sie sich zusammen auf den Weg zur Großen Halle gemacht, um dort in Ruhe zu frühstücken, doch Ginny, Fleur und Bill kamen ihnen entgegen gelaufen.

„Da seid ihr ja endlich!“, rief Ginny aufgeregt und blieb leicht außer Atem vor ihnen stehen.

„Was ist los? Es ist 8 Uhr morgens und wir sind doch pünktlich“, entgegnete Hermine verwirrt und schaute fragend die anderen an.

„Wen interessiert schon das Frühstück?“

„Mich“, antwortete Draco und Hermine sah, wie ihr Freund die Hände in den Hosentaschen seines Anzugs verschwinden ließ. Ein klares Zeichen dafür, dass er wissen wollte, was los war.

„‘arry ist verschwunden“, erklärte Fleur knapp.

„Wieso verschwunden? Vielleicht duscht er noch kurz oder so“, erwiderte Hermine und verstand die ganze Aufregung noch nicht so ganz.

„Nein. Harry und ich sind zusammen losgegangen zur Großen Halle und dann meinte er, er wollen nur kurz in der Bibliothek etwas nachsehen und würde dann nachkommen. Ich bin dann weiter, aber ich habe mir Sorgen gemacht, weil er irgendwie anders war als sonst. Und Harry hatte die Karte des Rumtreibers liegen gelassen. Die hat Ron eben gefunden.“

„Dann habt ihr auf der Karte nachgeschaut?“, wollte Draco wissen und Hermine sah ihn irritiert an.

„Ja, da haben wir ihn gesucht, aber nicht gefunden“, meinte Ginny und seufzte leise. Auch wenn sie kein Paar mehr waren, spürte Hermine, wie sehr sie sich um ihn sorgte. Und auch sie fragte sich, wo ihr bester Freund steckte.

Er würde doch nicht irgendwelchen Unfug anstellen, oder?

Sie war sich nicht ganz sicher, ob Harry mittlerweile begriffen hatte, dass er diesen Kampf nicht alleine kämpfen musste. Mit diesem Gedanken tat sich ihr bester Freund wirklich schwer. Sie wusste ja, dass er sie alle nur beschützen wollte, doch er musste sich endlich bewusst werden, dass diese Alleingänge ihn irgendwann noch umbringen konnten.

„Seit wann sucht ihr denn?“, hakte Draco unvermittelt weiter nach und Bill antwortete ihm:

„Ungefähr 10 Minuten. Ron hat die Karte studiert und meinte, Harry wäre nicht zu sehen. Da haben wir uns auf den Weg gemacht, um die anderen zusammen zu rufen.“

„Dann ist die Sache ja klar.“

„Ach? Ist sie das?“, fragte Draco irritiert und sah zu Hermine rüber.

„Natürlich. Der Raum der Wünsche. Wir müssen ihn knapp verpasst haben. Wahrscheinlich hat er uns beobachtet und da abgepasst. Denn der wird auf der Karte des Rumtreibers nicht angezeigt“, erklärte sie und machte auf dem Hacken kehrt.

Wann lernte dieser Junge endlich, dass er nicht allein war?

Sie seufzte frustriert. Harry würde wirklich noch sterben, weil er die Sache allein durchziehen wollte. Immer musste man ihm hinterherrennen. Das war ein Punkt, den sie ihm unbedingt noch einmal klar machen musste.

Die anderen folgten ihr schnellen Schrittes und keine 2 Minuten später standen die Vier vor einer Wand, wo sich langsam Umrisse einer Tür abzeichneten.

Kaum, dass die Tür vollständig zu sehen war, griff Hermine nach der Türklinke und öffnete sie. Der Raum dahinter war riesig und vollgestellt mit allem möglichen Krimskrams. Wirklich allem, wie Hermine glaubte.

„Ginny, Bill, Fleur? Ihr wartet hier. Wir sind gleich zurück“, forderte Hermine, wartete ein kurzes Nicken ab und nahm ihren Zauberstab. Dann betrat sie mit Draco zusammen die Halle und schaute sich gründlich um. Sie konnte nicht sehen, wie weit der Raum noch nach weiterging, aber er war auf jeden Fall riesig.

„Harry?“, rief Hermine und versuchte etwas zu hören, doch es antwortete ihr niemand.

Seltsam…

Sie war sich sicher, dass er hier war, um den Horcrux zu finden, denn das war der einzige Ort, der auf der Karte des Rumtreibers nicht angezeigt wurde.

„Lass uns vorsichtig weitergehen“, murmelte Draco und sie nickte zustimmend. Langsam mit erhobenem Zauberstab und sich immer umschauend schlichen sie weiter rein und verschwanden zwischen den meterhohen Türmen aus Gerümpel.

Aufmerksam horchte sie in die Stille, hörte aber außer Dracos leisen Schritten nichts. Doch hier irgendwo musste Harry doch sein. Und seit wann war der Raum der Wünsche überhaupt so groß wie eine Muggelsporthalle!?

Auf’s Äußerste gespannt schlich sie weiter und schaute hinter jeder Ecke nach. Warum war sie eigentlich so angespannt? Hier würden sie wenn nur Harry finden. Jemand anderes sollte nicht hier sein – weder Schüler noch Todesser.

Aber ihr Gefühl sagte ihr, dass hier gerade etwas schlimmes passierte. Und ihre Intuition hatte sie noch nie im Stich gelassen, was Gefahren erkennen anging.

Draco tickte sie nach ein paar Metern an und deutete nach rechts. Interessiert folgte sie seinem Blick und erschrak.

Harry wurde bedroht! Und das von Crabbe und Goyle!

Sie richteten ihre Zauberstäbe auf ihren besten Freund. Schnell verschwanden die Beiden aus Crabbes und Goyles Sichtfeld und schlichen sich hinter den Trümmern näher zu den Dreien. Was machten die Beiden hier? Hatte der dunkle Lord ihnen den Auftrag gegeben, Harry zu beseitigen? Oder sollten sie den Horcrux beschützen?

Und wie waren sie hier reingekommen. Sie hatten ein absolutes Schulverbot bekommen, nachdem sie das Verschwindekabinett benutzt hatten, um andere Todesser hierher zu holen. Aber irgendwie hatten sie einen Weg gefunden. Und sie würde die Zwei danach fragen, sobald sie keinen Schaden mehr anrichten konnten.

Doch nun mussten sie Harry erst einmal irgendwie helfen.

Aber wie?

Hermines Gedanken rotierten, entwickelten Ideen und verwarfen sie auch gleich wieder.

Mittlerweile waren sie so nah dran, dass sie die Stimmen hören konnten. Wahrscheinlich trennte sie nur der Haufen Gerümpel von den anderen.

„Potter, Potter. Der dunkle Lord hätte nie erwartet, dass du seinem Geheimnis auf die Schliche kommen würdest. Und dann findest du auch noch tatsächlich das Diadem von Rowena Ravenclaw. Mehr Glück als Verstand“, laberte Crabbe und Goyle kicherte leise. In Hermines Ohren klang das mehr als krank und das passte ihr gar nicht. Bei den Beiden wusste man ja nie, was sie als nächstes tun würden.

Sie musste gestehen, dass sie die beiden ehemaligen Lakaien von Draco sehr unterschätzt hatte. In ihren Augen waren sie immer dumm wie Brot gewesen und konnten gerademal Dracos einfache Befehle ausführen. Und nun standen sie hier und bedrohten Harry. Voldemorts Einfluss auf die Zwei hatte sich sichtlich negativ auf sie ausgewirkt …

„Ich werde auch noch die letzten beiden Horcruxe finden! Und dann wird euer dunkler Lord vernichtet.“

Harrys Stimme klang selbstbewusst und fest und Hermine fragte sich noch immer, wie sie vorgehen sollten. Ewig würde Harry sie nicht hinhalten können. Also beschloss sie spontan zu handeln.

„Findet ihr es nicht feige, euch gegen einen Einzelnen zu stellen!?“, rief sie und Draco schaute sie halb entsetzt an.

„Was hast du vor?“, zischte er, doch sie grinste nur.

„Wart’s ab“, erwiderte sie. Zwar hatten sie sich dank dieses Arschlochs verändert, aber wenn sie nicht ganz falsch lag, konnte man sie trotzdem sehr leicht in die Flucht schlagen. Und draußen würden Bill, Fleur und Ginny die Zwei festhalten und zu Professor Dumbledore bringen. Er würde sich dann später um sie kümmern.

Das lag dann nicht mehr in ihrem Ermessen und darum war sie auch sehr froh.
 

„Was war das?“, fragte Goyle und Crabbe schaute seinen besten Kumpel ratlos an.

„Hörte sich wie das Schlammblut Granger an.“

„Schlammblut?“, donnerte es und die Zwei zuckten gefährlich zusammen.

Harry konnte sich das Lachen nur schwer verkneifen, doch noch konnte er die Fassade des bedrohten Zauberers aufrecht erhalten.

„Aber die können gar nicht wissen, dass Potter hier ist“, stellte Goyle fest und straffte seine Schultern. Er wand sich wieder Harry zu und der behielt den Zauberstab seines Gegenübers im Auge. Crabbe hingegen sah sich noch immer verunsichert um.

„Natürlich weiß ich immer, wo Harry Potter ist. Ich bin sein Schutzpatron und ihr seid des Untergangs geweiht! Niemand bedroht ihn ungestraft!“, grollte es wieder und ehe jemand reagieren konnte, rannte Crabbe verängstigt weg Richtung Ausgang.

„Crabbe, bleib hier!“, schrie Goyle und schaute nur eine Sekunde zu ihm rüber, als Harry ihn mit einem „Expelliarmus“ entwaffnete und dann rannte auch Goyle.

Hinter dem Gerümpel hörte er zwei Stimmen, die in schallendes Gelächter ausgebrochen waren. Und auch er konnte nichts anders als zu lachen. Dass sie darauf wirklich reingefallen waren, war unglaublich, aber es passte so gut zu den Beiden.

Erst, als Hermine ihn antickte, bemerkte er, dass Draco und sie zu ihm rübergekommen waren und herzlichen umarmte er Hermine.

„Danke dir für deine Hilfe“, brachte er noch zustande und beruhigte sich langsam wieder. Aber ein breites Grinsen zierte noch immer seine Lippen genauso wie bei Draco auch.

Doch dann passierte etwas, womit Harry definitiv nicht gerechnet hatte. Obwohl seine beste Freundin eben noch gelacht hatte und gut drauf schien, holte sie aus und scheuerte ihm eine.

Seine Wange pulsierte und er musste zugeben, dass sie einen ganz schönen Schlag drauf hatte.

„Harry Potter! Wenn du noch einmal so einen Alleingang machst, werde ich dich höchstpersönlich für immer in eine Kröte verwandeln. Ist das klar!?“, giftete sie und Harry hatte das Gefühl immer kleiner zu werden.

„J-ja, ich habe verstanden“, nuschelte er und die gute Stimmung war mit einem Mal wie weggeblasen. Aber er konnte es ihr nicht verübeln. Die anderen hatten sich bestimmt gesorgt. Es war ja auch nicht geplant gewesen, dass Crabbe und Goyle auftauchten.

„Gut. Hast du den Horcrux wenigstens gefunden?“, wollte die Brünette wissen.

„Ja, hier ist er“, murmelte er und holte das kleine Diadem aus der Hosentasche. Es sah wunderschön aus und doch auch unheilverkündend. Bestimmt, weil sie wussten, dass ein Teil von Voldemorts Seele darin eingesperrt war.

„Hältst du es kurz?“, fragte er an Hermine gewandt und sie nickte. Vorsichtig nahm sie es in die Hand und musterte es kurz.

Harry hingegen wühlte in einer seiner Hosentaschen und holte einen der Basiliskenzähne heraus und atmete tief durch.

Hermine kniete sich auf den Boden und legte das Diadem vor sich auf den Boden. Beinahe ehrfürchtig schaute sie zu Harry, der ihr kurz zu nickte und dann nach oben zu Draco schaute. Ihm nickte er auch zu und dann schlug Harry mit aller Kraft auf den Horcrux.

Im selben Augenblick wurde der junge Zauberer weggeschleudert und prallte unsanft gegen eine Stuhllehne, die aus dem Gerümpel hervorragte.

Keuchend bemerkte Harry, wie er – wieder mal – in Voldemorts Geist landete beziehungsweise wie Voldemort ihm Bilder schickte.

Der dunkle Lord war außer sich vor Wut. Er war in einer Villa wie es aussah. Der Saal war spärlich eingerichtet. Gerademal einen langen Tisch mit Stühlen darum entdeckte er, doch was viel schlimmer war, war das, was er auf dem Boden sah.

Blut. Unmengen von Blut. Und Leichen. Voldemort hatte bei seinem Frustabbau ganze Arbeit geleistet und Harry wurde richtig schlecht. Er hörte Voldemorts zischende Stimme, wie sie mit Nagini sprach und Harry war bewusst geworden, dass eben diese ein Horcrux war. Die Verbindung wurde unterbrochen, als noch kurz ein Medaillon zu sehen war. Dann war alles wieder normal.

Irritiert schaute er sich schwer atmend um und entdeckte sofort Draco und Hermine, die vor ihm hockten.

„Harry! Du hast ihn doch nicht wieder rein gelassen, oder?“, wollte sie wissen, doch ihr Freund hielt sie zurück.

„Was hast du gesehen, Potter?“

Der Angesprochene schaute Malfoy in die Augen und sah die Neugierde in dessen Augen. Auch das Potter kam nicht mehr so bissig, arrogant oder ausgespuckt wie es früher immer der Fall gewesen war.

Hermine hatte da wirklich ganze Arbeit geleistet, wie er fand und auch wenn er sich noch nicht vorstellen konnte, mit ihm irgendwie befreundet zu sein, war er doch froh, dass er es mit Hermine ernst zu meinen schien.

„Die Schlange … Sie ist ein Horcrux. Und ein Medaillon. Ich habe das schon mal irgendwo gesehen. Aber ich weiß nicht mehr wo. Das ist dann bestimmt irgendwo in der Winkelgasse. Immerhin wissen wir jetzt, was wir da suchen müssen.“

„Medaillon?“, murmelte Hermine und schloss kurz die Augen, um nach zu denken.

„Da habe ich was in einem der Bücher gelesen. Ich werde es gleich nach-“

„Erst einmal werden wir frühstücken“, unterbrach sie Draco und sie schaute ihn entrüstet an. Aber bevor sie dagegen wettern konnte, sprach Draco schon weiter.

„Es ist früh morgens und wir haben noch nichts gegessen. Das wird jetzt nachgeholt, keine Widerrede.“

Seine Stimme klang selbstbewusst und duldete keinen Widerspruch, was seiner besten Freundin Hermine gar nicht zu passen schien. Aber schlussendlich nickte sie zustimmend und ergab sich.

Harry selbst merkte auch, wie er Hunger hatte und endlich mal was zu sich nehmen sollte. Eigentlich war ja auch nur geplant gewesen, kurz den Horcrux zu holen, zu zerstören und dann zum Frühstück zu gehen. Nie im Leben hatte er damit gerechnet, dass Crabbe und Goyle hier auftauchen würden.

Doch Hermine hatte sie erfolgreich in die Flucht geschlagen und draußen waren bestimmt welche, die die Beiden dingfest machten.

Etwas irritiert sah er auf einmal, wie ihm Draco eine Hand hinhielt und ihn frech angrinste.

„Willst du da ewig sitzen bleiben, Potter?“

Er schüttelte kurz den Kopf, nahm die Hand und ließ sich aufhelfen.

„Danke“, murmelte er kurz und Hermine lächelte zu den Beiden rüber, bevor sie sagte:

„Dann lasst uns jetzt auch los. Bevor das Frühstück noch beendet ist, bevor wir da sind.“

Sie nickten und gemeinsam verließen den Raum der Wünsche. Davor warteten Ginny und Fleur mit einem breiten Grinsen auf sie.

„Wie habt ihr es geschafft, dass Crabbe und Goyle wie panische Kaninchen raus gerannt sind?“, wollte die Rothaarige vergnügt wissen und Hermine grinste ihre beste Freundin und Fleur an.

„Mit einem kleinen Sonoros-Zauber und Spukgeschichten“, erwiderte sie kichernd und die beiden anderen Mädchen stimmten mit ein. Harry hingegen grinste schwach.

Es tat noch immer weh, Ginny mit Zabini zu sehen. Doch er hatte sich damit abgefunden, dass ihr Herz jemand anderen begehrte. Er wollte deswegen nicht die Freundschaft zu ihr aufs Spiel setzen, auch wenn es hart war. Doch wenn er sie glücklich machen konnte, würde er sich früher oder später damit arrangieren. Er hatte keine Lust wie Ron oder Viktor irgendwelche Komplotts zu schmieden, die wahrscheinlich eh schief gingen und danach wollte Ginny gar nichts mehr mit ihm zu tun haben. Dann lieber so wie jetzt, dass sie wenigstens noch miteinander reden konnten.

„Und wo sind die jetzt?“, unterbrach Draco das Gekicher.

„Sie haben sich widerstandslos von Blaise und Bill abführen lassen, wie die Muggel immer so schön sagen. Sie bringen sie gerade zu Professor Dumbledore“, antwortete sie und wie auf’s Stichwort bogen Blaise und Bill um die Ecke.

„Habe ich da gerade meinen Namen gehört?“, hakte er belustigt nach und Draco erwiderte schelmisch grinsend:

„So wichtig bist du nun auch wieder nicht, Blaise.“

„Ah, mein Fehler, natürlich. Prinz Slytherins.“

Theatralisch verbeugte sich Blaise und alle fingen an zu lachen.

Nur Harry war nicht danach zu Mute und langsam trottete er in Richtung Große Halle. Er hörte, wie die anderen hinter ihm verstummten, doch es interessierte ihn nicht. Ihm war nicht danach, jetzt mit irgendwem zu reden.

Harry wollte verarbeiten, was eben passiert war und wissen, wo er das Medaillon finden konnte. Hoffentlich konnte Hermine genaueres herausfinden. Denn die Winkelgasse war zwar schon ein guter Anhaltspunkt, aber das Medaillon konnte da ja überall sein. Ein weiterer Hinweis wäre schon wünschenswert.

In der Großen Halle angekommen setzte er sich zu Ron, sagte ihm kurz, dass der Horcrux vernichtet war und dass ihm jetzt nicht nach reden war. Zu seinem Glück akzeptierte sein bester Kumpel das und ließ ihn in Ruhe frühstücken.

Gefangenschaft

Die Stimmung beim Frühstück war gemischt. Während Harry schwieg, waren viele andere wild am diskutieren. Hermine selbst hielt sich auch zurück und antwortete nur, wenn man sie direkt ansprach.

In Gedanken war sie bei dem Medaillon, das sie finden mussten und ihr schwebte auch schon das Buch vor, in dem sie die nötigen Informationen finden würde. Direkt nach dem Essen würde sie die Bibliothek stürmen und danach suchen. Gott sei Dank war dort alles sehr gut sortiert und mittlerweile wusste sie, wo fast jedes Buch zu finden war. Das konnte manchmal sehr von Vorteil sein. Denn während die anderen noch in den Regalen die Schulbücher suchten, konnte sie schon lernen.

Sie bemerkte gar nicht, dass es ruhiger wurde um sie herum, weil die anderen Vorbereitungen für den Krieg treffen wollten, der unweigerlich bevor stand. Nur Harry, Ron, Ginny, Blaise, Neville, Draco und sie waren da.

„Also wie genau wollen wir vorgehen?“, fragte Draco und lehnte sich etwas vor.

„Ihr lenkt die Todesser ab und ich versuche so schnell wie möglich das Medaillon zu finden“, antwortete Harry und Ginny seufzte.

„So einfach ist das nicht. Wer weiß, wie viele Todesser da sind und uns erwarten? Könnten wir nicht Vielsafttrank nehmen, Hermine? … Hermine?“

„Wie? Was? Oh … Wo sind die anderen?“, fragte sie verdutzt und Draco schaute besorgt zu ihr rüber.

„Die sind gegangen, um sich mit Dumbledore wegen des Krieges zu besprechen. Und Ginny wollte wissen, ob wir Vielsafttrank nutzen könnten, um in die Winkelgasse zu reisen. Damit wir nicht sofort auffallen …“, fasste er zusammen und Hermine überlegte kurz und antwortete dann:

„Ja, das würde zwar gehen, aber der Trank hält nicht allzu lange. Wir müssten uns beeilen. Und schlussendlich müssten wir uns noch die Kleidung organisieren und alles. Nein, das dauert zu lange. Wir müssen so los und du, Harry, nimmst bitte deinen Tarnumhang mit, damit man dich nicht sofort erkennt“, erwiderte sie ernst und die anderen nickten leise.

„Deine Pläne werden immer einfacher, Herm“, stellte Ron fest und Hermine sah ihn einen Moment lang verwirrt an. Dann lächelte sie milde.

„Die komplizierten Pläne haben uns am Ende auch nur Probleme gemacht, also insofern ist es so wohl doch besser. Dann müsst ihr nicht so viel verstehen.“

Sie streckte den anderen die Zunge raus und kicherte kurz. Es brachte nichts, hier in Gedanken zu versinken, die sie jetzt nicht weiterbrachten.

„Außerdem müssten wir ja auch erst mal die richtigen Haare finden. Ich meine, nicht jedes Haar gehört zu einem Reinblüter“, murmelte Blaise.

„Aha, ihr Slytherins tauscht die Betten untereinander oder habt ihr jede Nacht Damenbesuch in eurem Schlafsaal?“, hakte Ginny frech nach und Blaise begann zu lachen.

„Na klar. Jede Nacht eine andere und wenn die keine Zeit hat, nehm ich Draco“, entgegnete er und streckte seiner Freundin die Zunge raus, während Draco sich gespielt entrüstet aufplusterte.

„Das solltest du doch für dich behalten! Was sollen die anderen denn jetzt von uns denken?“, brüskierte er sich und konnte sich ein Grinsen dennoch nicht verkneifen.

Hermine und Ginny schüttelten den Kopf grinsend und stemmten die Hände in die Hüften.

„So ist das also … Ich wusste doch, dass da noch etwas ist“, witzelte die Brünette gespielt ärgerlich und wand sich von Draco ab.

Ginny tat es ihr gleich und die anderen sahen grinsend dabei zu, wie Blaise und Draco beide ihre Köpfe auf die Schultern der Mädels legten und mit einem breiten Grinsen versuchten, sie wieder zu beruhigen.

Schließlich schafften sie es mit einer lieben Entschuldigung und einem liebevollen Kuss und am Ende grinsten alle. Diese absurden, kurzen Augenblicke, die alle zum Lachen brachten, waren so wichtig. Denn sie ließen einen für einen Moment alle Sorgen vergessen.

„Ich werde kurz in die Bibliothek gehen und schauen, was da über das Medaillon stand. Danach sollten wir uns auf den Weg machen“, forderte sie noch immer lächelnd und stand auf.

„Wenn du in 15 Minuten nicht wieder da bist, hol ich dich“, drohte Draco mit einem Grinsen, das sie sofort erwiderte.

Dann schritt sie aus der Großen Halle und wie automatisch fanden ihre Füße den Weg zur Bibliothek. Sie war diesen Weg so oft gelaufen, dass sie den auch mit geschlossenen Augen finden würde. Da war sie sich zu 100% sicher.

Zielstrebig steuerte sie auf die Tür zu und weiter zu einem der hinteren Regale. Schnell griff sie sich ein Buch auf Augenhöhe und blätterte darin um. Und nach kurzer Zeit hatte sie die Stelle gefunden. Leider stand da nichts, was sie wirklich weiter brachte. Frustriert deswegen stellte sie das Buch wieder weg und machte sich erneut auf den Weg in die große Halle. Kurz bevor sie angekommen war, kam ihr ein Gedanke.

Sie sollte unbedingt noch ihre Perlenhandtasche holen!

Also bog sie in einen anderen Korridor ab und beeilte sich, damit sie nicht zu spät zu den anderen kam.

Gerade noch pünktlich schritt sie zu den anderen, die sich anscheinend schon soweit besprochen hatten.

„Na? Was habt ihr noch besprochen?“, fragte sie leicht lächelnd und Neville antwortete ihr:

„Harry wird mit seinem Tarnumhang hinter Ron auf dem Besen sitzen, weil wir ja nach wie vor nicht apparieren können wegen Harry. Und Ginny und ich werden ihn begleiten. Aber Blaise, Draco und du, ihr könnt dahin apparieren und euch schon einmal umsehen. Vielleicht fällt euch ja etwas Ungewöhnliches auf.“

„Ja, das klingt nach einem guten Plan. Dann lasst uns anfangen. Wer weiß, wie lange wir suchen beziehungsweise wie lange wir Todesser ablenken müssen“, erwiderte sie und die anderen standen auf.

Während Harry und Co sich auf den Weg zu ihren Besen machten, gingen Blaise, Draco und sie zum Ausgang. Das Apparieren innerhalb Hogwarts war nicht möglich für sie und somit waren sie gezwungen, bis zu den Außengrenzen der Ländereien zu gehen.

Als sie dort angekommen waren, nahmen sie sich an der Hand und apparierten in eine Seitengasse der Winkelgasse.

Kurz lugten sie hinein und stellten fest, dass die sonst so belebte, kleine Einkaufsgelegenheit für Hexen und Zauberer wie ausgestorben war. Vorsichtig betraten sie die Gasse und erschraken. Fast alle Geschäfte waren geschlossen, einige Fensterscheiben zu Bruch gegangen und alles trist und grau in grau.

„Das ist doch nicht mehr die Winkelgasse“, nuschelte Hermine und sah in den Gesichtern von Draco und Blaise dieselbe Aufregung, Verwirrung und Anspannung, die sie selbst spürte.

In einiger Entfernung hörten sie schnelle, schwere Schritte und schnell zogen sich die Drei wieder in die Gasse zurück. Ein Todesser marschierte an ihnen vorbei und Hermine schluckte. Hier wimmelte es bestimmt von ihnen und Neville, Ron und Harry würden bald eintreffen. Sie mussten wirklich höllisch aufpassen. Wenn das hier schief ging, konnten sie sich gleich von ihrem Leben verabschieden.

Beruhig dich, Hermine. Du kriegst das hin. Blende alles Unwichtige aus und konzentriere dich auf deine Aufgabe, beruhigte sie sich und sie atmete tief durch.

Sie suchten ein Medaillon. Wo könnte es hier sein?

Vielleicht konnten sie den Suchradius ja eingrenzen. Das wäre schon mal ein großer Fortschritt.

„Wo könnte hier ein Medaillon versteckt werden?“, wollte die Brünette wissen und die beiden Slytherins überlegten eine ganz Zeit lang, aber ihnen fiel nichts ein. Theoretisch konnte es schließlich irgendwo in einer Nische liegen und keiner würde es je bemerken.

Vorsichtig schlichen sie weiter die Winkelgasse entlang und sobald sie Schritte hörten, verschwanden sie irgendwo in einer dunklen Ecke, wo man sie nicht sofort sehen konnte.

Und eine halbe Stunde später kamen Harry, Neville, Ginny und Ron dazu. Gemeinsam versteckten sie sich immer wieder vor Todessern, die geschäftig an ihnen vorbeimarschierten und sich anscheinend überhaupt gar nicht für sie interessierte.

Eigentlich wollten sie ja so tun, als würden sie einkaufen. Aber das erschien ihr bei den ganzen Todessern noch unsicherer als das Versteckspiel. Sie mussten es so hinkriegen. Auch wenn ihr das sehr verdächtig vorkam. Sie hatten keine Schutzzauber gesprochen oder ähnliches. Dementsprechend müssten sie wissen, dass sie hier waren, doch keinen schien das zu interessieren.

Wachsam suchten sie systematisch mit Harry die Winkelgasse ab, bis Harry etwas murmelte und zu Mundungus Fletcher wuselte, der wieder einmal seine gestohlenen Waren verkaufen wollte.

Hermine fragte sich immer wieder, wie Mundungus es schaffte, sich aus der Affäre zu ziehen. Aber andererseits besorgte er auch sehr wichtige Informationen, an die sie nicht so einfach herankommen konnten. Im Laufe der Jahre hatte er sich ein weit verzweigtes Netz aus Informanten und ähnlichen Leuten geschaffen.

Hermine und die anderen folgten Harry und drängten den Zauberer in eine dunkle Nebengasse, wo sie ungestört reden konnten.

„Hast du ein Medaillon?“, zischte Ron leise und Fletcher schüttelte vehement den Kopf.

„Aber nicht doch, aber nicht doch. Ich kann euch aber andere interessante Sachen anbieten. Wie wäre es mit Ohrringen für die junge Frau? Oder-“

„Raus damit, Fletcher. Wo ist das Medaillon? Wir brauchen es“, zischte Draco und Mundungus sah ihn irritiert an.

„Was machst du hier, Todesser?“, fragte er, doch ehe Malfoy etwas erwidern konnte, sprach Hermine:

„Wenn du ein Medaillon hast, zeig es uns. Es könnte womöglich ein Horcrux sein.“

Ihre Stimme war sehr leise, aber deutlich zu verstehen und die Augen des kleinen, rundlichen Mannes wurden immer größer.

Dann kramte er in einer seiner Taschen herum und holte ein goldenes Medaillon hervor. Schnell, als würde er sich daran verbrennen, drückte er es Hermine in die Hände und disapparierte.

„Feigling“, murmelte Draco genervt, doch niemand ging darauf ein.

„Lasst uns auch hier weg“, zischte Neville, während er nervös hin und her spähte.

Und dann sah Hermine nur noch, wie Neville erschrocken den Mund aufmachte, aber keinen Ton herausbekam.

Schnell drehte sie sich auch um, als sie ein schrilles Lachen hörte.

„Oh hallo, wen haben wir denn hier?“, fragte die Hexe und fuchtelte mit ihrem Zauberstab herum.

Hermine spürte, wie sie blass wurde und ihr die Worte im Mund stecken blieben.

Bellatrix Lestrange!

Die Irre hätte sie nun wirklich nicht gebraucht. Was machte sie hier?

Bestimmt hatten sich die Todesser zusammengerottet, während sie die Winkelgasse abgesucht hatten.

Hermine biss sich auf die Unterlippe. Wieder einmal waren sie in Problemen und dieses Mal nun wirklich selbst schuld. Das war die reinste Kamikaze-Aktion gewesen. Von vorneherein.

Sie spürte, wie eine Hand ihr das Medaillon aus der Hand nehmen wollte und sie ließ es zu. Diese Hände gehörten zweifelsfrei zu Harry und der verstaute das Medaillon unter seinem Tarnumhang. Dann flüchtete er. Sie hörte die leisen Schritte von ihm und Hermine und den anderen blieb nichts anderes übrig, als die Todesser ab zu lenken, bis er in Sicherheit war.

Dann mussten sie selbst fliehen.

In dem Moment war sie mehr als froh, dass sie non verbale Zauber auf die Todesser loslassen konnte. Das hatte einen kurzen Überraschungseffekt und den konnte man immer gebrauchen.

Bellatrix wollte gerade ihren Zauberstab auf sie richten, als Hermine sie mit einem Schockzauber gegen die nächste Wand schleuderte. Die anderen folgten ihrem Beispiel und zauberten, was das Zeug hielt.

Hermine wusste, dass sie das keine Ewigkeiten durchhalten konnten, doch sie schlugen sich nicht schlecht für den Anfang. Die Zauber schossen nur so um sie herum und beinahe krampfhaft versuchte die junge Hexe einen Überblick über die Situation zu behalten. Doch das war alles andere als einfach.

Draco konzentrierte sich hauptsächlich auf seine Tante, die rasend vor Wut war, weil er es wagte, sie an zu greifen.

Hermine konnte diese Frau noch nie nachvollziehen, aber zu sehen, mit wie viel Wut und Energie auf ihren Neffen losging, war schon irgendwie beängstigend. Neville und Ron ärgerten sich mit Greyback, dem Werwolf herum und Blaise kämpfte gegen einen Todesser, den sie nicht kannte.

Auch sie hatte zunächst mit einem Unbekannten zu tun, den sie recht schnell außer Gefecht setzen konnte. Dann tauchte aber – wie aus dem Nichts – ein weiterer Todesser auf. Yaxley.

Hermine gab sich alle Mühe, ihn in Schach zu halten, doch das war alles andere als leicht.

Sie hatte sowieso das Gefühl, dass es immer mehr wurden. Doch dann hatte sie die rettende Idee. Sie ließ ihren Patronus erscheinen, was bei den Todessern für große Verwirrung sorgte und sie holte ihre Galleone heraus, um dem Orden Bescheid zu sagen, dass sie herkommen mussten.

Keine 3 Sekunden später und keine Sekunde zu spät tauchten Kingsley, Lupin, Tonks, Molly, Arthur und Narzissa auf und mischten kräftig mit.

„Zissy! Was soll das!?“, giftete Bellatrix und Hermine schaute kurz zu ihr herüber. Sie stand ihrer Schwester und ihrem Neffen gegenüber und beide sahen entschlossen aus, Bellatrix auch zu töten …

Sie wusste, dass es notwendig war, dass die Irre starb, aber von der eigenen Familie ermordet, war hart. Und es war bestimmt auch keine leichte Situation für Narzissa und Draco. Auch wenn ihr Freund das sicherlich abstreiten würde, weil er Bellatrix noch nie leiden konnte.

Konzentriert kämpfte sie weiter und mit einem Mal merkte sie, dass sie zwischen die Fronten von Narzissa und Bellatrix geraten war und ehe sie sich versah, hatte die irre Tante sie am Handgelenk gepackt und war appariert.

Panisch schaute Hermine sich um und ignorierte die Magenschmerzen, die sie aufgrund des Apparierens hatte, unbewusst.

„So einfach kommst du mir nicht davon“, zischte Draco eiskalt und die Brünette wirbelte herum und sah an Bellatrix‘ anderen Arm Draco stehen.

„Draco!“, rief sie überrascht und er schaute kurz zu ihr rüber und nickte.

„Was hat dieses Schlammblut nur aus dir gemacht!? Das ist wirklich eine Schande!“, giftete Bellatrix und verdrehte vor Wut Hermine halb das Handgelenk.

„Das-“, begann Draco kraftvoll, doch seine Tante schnitt ihm einfach das Wort ab:

„Aber jetzt ist Schluss damit! Wenn deine Eltern schon die Erziehung nicht hinkriegen, werde ICH das eben übernehmen. Greyback, sperr du das Schlammblut weg. Um die kümmer ich mich nachher …“

Hermine bekam eine Gänsehaut, als Bellatrix den letzten Satz beinahe säuselte und sie das wahnsinnige Funkeln in den Augen sah. Doch bereits im nächsten Moment wurde sie weggezerrt und leicht panisch starrte sie zu Draco, der versuchte, sich von seiner Tante los zu reißen. Doch es gelang ihm nicht und Hermine wurde in den dunklen Keller gezogen und sie zitterte leicht.

Wie konnten wir nur so dumm sein!? Das konnte doch nur schief gehen!

Greyback schubste sie unsanft in eine Ecke, nahm ihr ihren Zauberstab ab und schloss die Gittertür hinter sich.

Es war dunkel und es dauerte einige Augenblicke, bis sich ihre Augen daran gewöhnt hatten. Der Raum war recht groß, die Wände kahl und die Luft feucht und klamm. Es war so ungemütlich und Hermine schlang sich ihre Arme um ihren Oberkörper. Sie fror und das nicht nur wegen der äußerlichen Kälte, sondern vor allen Dingen wegen der Angst, die sich in ihrem Herzen fest gesetzt hatte. Was hatte Bellatrix mit ihrem Neffen vor?

Was würde mit ihr geschehen?

Würde man sie retten kommen?

Würde eine Rettungsaktion erfolgreich sein?

Ihre Gedanken rasten und unruhig tigerte sie durch den Raum. Sie brauchte einen Plan, wenigstens eine Idee. Doch in ihrem Kopf herrschten nur Leere und Horrorvisionen, was alles schief gehen konnte.

Rückkehr?

„Versuch es gar nicht erst! Ich werde mich nicht von euch manipulieren lassen! Das habt ihr lang genug gemacht“, brüllte Draco durch den Saal der Malfoy Manor und beobachtete seine irre Tante, die um ihn herum tänzelte. Er drehte ihr niemals den Rücken zu, weil er wusste, dass es seinen Tod bedeuten konnte.

„Dir werde ich noch Manieren beibringen! Das kommt davon, dass deine Mutter so nachsichtig mit dir war, aber ich werde das ändern! Du wirst deinem Ruf als Todesser gerecht werden, das steht außer Frage“, giftete Bellatrix zurück. Sie war unglaublich wütend, das merkte Draco, doch er würde nicht klein beigeben. Das konnte er nicht tun. Dafür hatte sich in den letzten Monaten zu viel geändert bei ihm.

Ihm fiel auf, dass sie mittlerweile ihren Zauberstab gezogen hatte und auch er war bereit, sich jederzeit zu verteidigen, als die Doppeltür zum Saal geöffnet wurde.

Für einen winzigen Moment war seine Tante unaufmerksam und er nutzte die Gelegenheit, um einen Schockzauber auf sie zu schleudern, doch der Zauber wurde abgewehrt. Aber nicht von Bellatrix, sondern von Voldemort.

Draco schluckte.

Da stand er im Eingang. Sein Tod.

Es war für ihn glasklar, dass wenn er getötet werden sollte, nur dieses Wesen als Täter in Frage kam. Niemand war so kaltherzig und skrupellos wie er. Und er wusste, dass sie sein Geheimnis kannten. Voldemort wusste, dass er die Todesser verraten hatte und er wusste mittlerweile wahrscheinlich auch, dass er eine Muggelstämmige als Freundin hatte.

Jeder der 3 Gründe einzeln betrachtet, hätte schon seinen Tod zur Folge, aber alles 3 zusammen würde wahrscheinlich lange Qualen nach sich ziehen, bevor Voldemort die Lust an ihm verlor und ihn töten würde.

„Draco Malfoy“, zischte Voldemort und die Stimme klang unnatürlich dumpf, geradezu leer. Schlimmer konnte es gar nicht sein.

Erst als der dunkle Lord auf ihn zukam, bemerkte Draco, dass er den Atem angehalten hatte und zitterte vor Angst.

Er befahl seinem Körper, sich zu bewegen, zu rennen, zu fliehen, doch er wusste innerlich, dass es nichts bringen würde.

Sein Elternhaus würde auch gleichzeitig sein Grab sein.

Zähne zusammenbeißend stand er da und harrte der Dinge, die da kamen. Draco achtete darauf, Voldemort nicht aus den Augen zu lassen, aber er sah ihm nicht direkt in die Augen und in seinem rechten Augenwinkel hatte er auch immer noch Bellatrix im Blick.

Auch wenn sie jetzt nichts tun würde, da sie dem Lord hörig war, war er sich nie ganz sicher, wann die Frau nicht doch mal ganz abdrehen würde. Egal, ob ihr Herr da war oder nicht.

„Du bist zurückgekehrt“, zischte Voldemort und durchbrach die eisige Stille, die sich ausgebreitet hatte. Dracos Mund hingegen war trocken und er bekam den Mund nicht auf, war nicht fähig etwas darauf zu erwidern, außer zu nicken.

Warum gehorchte ihm sein Körper nicht mehr? Was sollte das? War das auch schon eine Manipulation von ihm? Oder war es nur die pure Angst, die ihn starr stehen ließ?

Fakt war, dass diese ruhige, beängstigende Ausstrahlung von Voldemort nicht zu einer entspannteren Atmosphäre beitrug.

„Mein Herr, ich habe Draco und das Schlammblut-“

„Sie heißt Hermine Granger!“, korrigierte Draco und funkelte seine Tante böse an.

„Du wagst es!?“

„Jetzt seid doch nicht so aggressiv … Ihr seid doch eine Familie. Setzt euch doch bitte“, säuselte Voldemort und mit einer eleganten Bewegung zeigte er an die Essenstafel.

Der junge Malfoy traute seine Ohren nicht, als er das hörte, aber seine Beine trugen ihn wie von selbst zu einem Stuhl. Sein Überlebenstrieb leitete ihn und er hoffte, dass er ihn bis nach draußen bringen würde. Natürlich mit Hermine.

Hermine … Hoffentlich geht es dir gut.

Als auch Bellatrix und der dunkle Lord Platz genommen hatten – Bellatrix gegenüber von ihm und Voldemort am rechten Ende der Tafel – fing dieser auch gleich an zu reden:

„Ich möchte gleich auf den Punkt kommen, Draco. Ich weiß von deinen unverzeihlichen Verbrechen, die du in den letzten Monaten begangen hast. Aber da du zur Familie von Bellatrix gehörst und die Malfoys mir bereits gute Dienste geleistet haben, bin ich bereit, dir großzügiger Weise eine zweite Chance zu geben, dich zu beweisen.“

Im Hintergrund hörte Draco leises Getuschel. Ein kurzer Blick verriet, dass der höhere Kreis der Todesser mittlerweile auch im Saal versammelt war und dem Gespräch lauschte. Und ganz offensichtlich waren sie irritiert und alles andere als begeistert von diesem Anfang. Er hingegen schwieg noch immer und war sehr gespannt, was dafür als Gegenleistung gefordert wurde.

Ich muss die hier irgendwie hinhalten, damit der Orden uns – oder zumindest Hermine – herausholen kann.

„Im Gegenzug“, sprach Voldemort weiter und es wurde wieder gespenstisch ruhig im Raum, „will ich, dass du für mich in Hogwarts spionierst. Als kleinen Pfand werde ich das Schlammblut hier behalten. Um sicher zu gehen, dass du dem auch Folge leistest, wirst du jeden Tag die Gelegenheit haben, kurz mit ihr zu sprechen, damit du weißt, dass es ihr soweit gut geht. Und Draco? Wirst du deine zweite Chance nutzen?“

Gespannt sahen ihn alle an und seine Gedanken rotierten.

An sich blieb ihm nichts anderes übrig und er würde über geheime Botschaften auch die anderen informieren können, aber der Gedanke, Hermine hier in dieser Hölle zu lassen, war beinahe unerträglich.

Denn auch wenn sie jeden Tag mit ihm reden konnte für vielleicht eine Minute, so war das keine Garantie, dass sie hier auch nur annähernd gut behandelt wurde.

Aber ich habe keine andere Wahl. Ich muss es tun, wenn ich sie hier irgendwie herausholen will. Doch wenn Bellatrix oder einer der anderen ihr etwas antut, während ich weg bin, würde ich mir das nie verzeihen. Verdammt, was soll ich tun!?

Als wollte eine höhere Macht ihm die Entscheidung abnehmen, kam Nagini, Voldemorts Schlange, rein geschlängelt und für Draco stand der Entschluss fest. Er würde das Spielchen mitspielen, denn vielleicht würde es eine Gelegenheit geben, um die Schlange zu töten und damit einen Horcrux zu vernichten.

Ich wusste schon, warum es gut war, einen Basiliskenzahn ein zu packen …

„Ja, das werde ich. Ich werde mein Bestes geben, um wieder auf den richtigen Weg zu kommen. Es ist wahrlich eine Schande, dass ich mich so habe blenden lassen. Das wird mir nicht noch einmal passieren.“

Draco versuchte seine Stimme so kalt und angewidert wie möglich klingen zu lassen, was gar nicht mehr so einfach war wie früher.

„Gut. Dann berichte uns, was du in den letzten Wochen erfahren hast“, befahl Voldemort und auch die anderen Todesser nahmen an der Tafel Platz.

Unsicher, ob Draco auch die Horcruxe erwähnen konnte, überlegte er einen Moment, bevor er seinen Bericht begann:

„Nach dem Einbruch in Gringotts stehen sie unter besonderer Beobachtung des Ministeriums, sodass sie sich nicht einfach bewegen können und ihre Schritte genauer planen müssen. Außerdem merken sie langsam, auf was sie sich da eigentlich eingelassen haben. Sie stehen unter großem Druck und der ein oder andere wird bestimmt noch wegbrechen. Und da dort jeder auf den anderen baut, werden sie das nicht ewig durchhalten können. Die Zeit und der Druck, dass sie in ihren Augen die ganze Welt retten müssen, wird ihnen früher oder später das Genick brechen. Und ohne das Schlammblut stehen ihre Chancen noch sehr viel schlechter, denn der IQ der Gruppe ohne sie sinkt damit um mindestens 200.“

„Sehr gut. Dann haben wir hier ja auch gleich die Richtige. Du bleibst dann bis morgen und wirst dann nach Hogwarts zurückkehren“, beschloss der dunkle Lord und Draco nickte.

Nun begannen die anderen Todesser eine Unterhaltung über das, was er ihnen berichtet hatte, doch der junge Slytherin hielt sich aus dem Gespräch soweit es ging zurück. Er wollte mit keinem von denen zu tun haben und gerade machte er sich mehr Gedanken darum, wie er die Schlange töten konnte. Das musste er möglichst unauffällig angehen und es irgendwie schaffen, dass er allein mit der Schlange in einem Raum war, damit er noch die Möglichkeit hatte, fliehen zu können.

Wenn ich denn überhaupt fliehen kann. Egal, ich muss es versuchen. Die Schlange muss sterben und ich bin hier und habe die Gelegenheit dazu. Ich darf es nicht versauen.

Weiterhin in Gedanken versunken hörte Draco nicht, dass die Tür wieder geöffnet wurde.

„Draco? Du bist hier?“, fragte eine gebrochene Stimme und erschrocken fuhr der junge Mann herum.

„Vater!?“, hakte er entsetzt nach und tatsächlich stand in ein paar Metern Abstand Lucius vor ihm.

Die haben den wirklich aus Askaban geholt? Ich fass es nicht …

„Ja, was ist hier los?“

Malfoy Senior war sichtlich verwirrt und Draco hätte große Lust gehabt, ihm wieder eins in die Fresse zu schlagen, ihn zu packen und ihn an zu brüllen und noch einmal alles an den Kopf zu werfen, was der alte Mann falsch gemacht hatte bei ihm. Aber das konnte er jetzt nicht, wenn er weiterhin hier bleiben wollte.

Und genau genommen hatte er für den Mord an der Schlange sowieso nur diese eine Nacht Zeit. Denn morgen sollte er wieder zurück nach Hogwarts und wer wusste schon, wann er dann wieder hierher zurückkehren konnte. Je schneller, desto besser. Da konnte er sich nicht auch noch mit seinem Vater beschäftigen. Es war sowieso das Beste, wenn er ihn in Ruhe ließ und umgekehrt.

„Dein Sohn hat die Situation überdacht und festgestellt, dass das hier die bessere Seite für ihn ist. Er ist wieder zur Vernunft gekommen“, klärte Voldemort auf und Lucius blickte stolz zu seinem Sohn rüber.

Wie Draco gerade kotzen könnte …

Er wandte den Blick ab und schaute die Tischplatte an, die er schon seit ein paar Monaten nicht mehr gesehen hatte. Und seit ein paar Wochen hatte er auch nicht damit gerechnet, sie je wieder zu sehen.

„Ich bin wirklich stolz auf dich, Draco“, sagte sein Vater, sprach dann aber zu Voldemort:

„Mein Herr, ich würde mich gern ausruhen.“

„Tu das, Lucius. Ich erwarte dich morgen zum Frühstück wieder fit.“

Er nickte und verschwand dann wieder aus dem Saal und Malfoy Junior seufzte innerlich. Es wurde Zeit einen Plan zu entwickeln, wie er die Schlange tötete, Hermine aus dem Keller holte und dann mit ihr flüchten konnte.

Es muss eine Möglichkeit geben … Irgendwie …

„Ich werde mich jetzt zurückziehen. Morgen früh erwarte ich alle unten beim Frühstück für eine weitere Besprechung“, sagte der dunkle Lord ruhig und stand auf. Er verließ den Saal und zu Dracos großer Überraschung blieb die Schlange noch hier. Wie es schien, konnte sie sich hier in der Manor frei bewegen und das machte die Sache um einiges einfacher für ihn. Allerdings wunderte es Draco sehr, dass das der Fall war, denn schlussendlich wusste Voldemort, dass sie sein Geheimnis kannten. Also hatte er sich entweder so gut verkauft, dass alle glaubten, er hätte wirklich wieder den Weg zu ihnen gefunden oder aber es war eine Falle, um ihn zu testen.

Diesen Test allerdings würde er nicht bestehen, denn nichts und niemand würde ihn zurück zu den Todessern bekommen. Lieber würde er sterben.

Kann der Rest jetzt nicht auch endlich gehen??? Dann tötete ich Nagini, hol Hermine aus dem Kerker und wir machen einen Abflug zurück nach Hogwarts …

Ungeduldig blieb er am Tisch sitzen, vergewisserte sich hin und wieder, dass Nagini noch da war und lauschte hier und da den Gesprächen, wo aber nichts Spannendes gesagt wurde.

Die Zeit verging und allmählich leerte sich der Saal bis auf seine Tante, die ihn argwöhnisch musterte.

„Du verarschst uns doch alle, Draco. Wehe, du machst auch nur eine falsche Bewegung, dann krieg ich dich“, drohte sie unverhohlen und stand auf.

„Ich habe verstanden, Tante. Aber mach dir keine Sorgen. Der dunkle Lord hat mir die Augen geöffnet für das, was wichtig ist. Ich werde euch nicht noch einmal enttäuschen. Das war mir Lehre genug und ich habe vor, die angebotene zweite Chance auch richtig zu nutzen“, erklärte er und hoffte, dass das bei seiner Tante auch Wirkung zeigte und sie ihn endlich in Ruhe ließ. Dann war er endlich allein mit Nagini.

„Ich hoffe es. Ansonsten erwartet dich kein schönes Leben mehr …“, sagte sie kalt und stolzierte erhobenen Hauptes zur Tür. Bevor sie den Saal verließ, drehte sie sich noch einmal um und meinte:

„Du solltest dich auch hinlegen. Der dunkle Lord erwartet uns morgen früh in bester Verfassung.“

„Ja, mach ich gleich. Ich möchte nur noch einen Moment in Erinnerungen an früher schwelgen …“, sagte er tonlos und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Die Hände in den Hosentaschen und die Decke anstarrend wartete er darauf, dass er hörte, dass seine Tante die Tür schloss und nach kurzer Zeit war genau das der Fall.

Einen Augenblick lang blieb er noch so sitzen und umfasste den Basiliskenzahn in seiner Hosentasche, als er sich langsam aufsetzte und zu Nagini schaute.

Ob sie wusste, dass sie ein Horcrux war?

Wohl eher nicht, aber wer wusste schon, wie intelligent diese Tiere wirklich waren? Schlussendlich konnte ihnen ja niemand in ihren Kopf schauen und ihre Gedanken lesen.
 

Plötzlich wie aus dem Nichts tobte draußen ein erbitterter Kampf.

Bestimmt Ordensmitglieder …

Schnell packte er Nagini und wollte ihr den Zahn in den Körper rammen, doch mit aller Brutalität wehrte sich die Schlange und schleuderte ihn gegen die Wand, doch mit dem festen Willen, den Horcrux zu zerstören, rappelte sich Draco wieder auf und rannte auf sie zu und wich seitlich ihrem Angriff aus. Dann holte er aus und stach den Basiliskenzahn einfach nur irgendwo in ihren Körper und zischend schlängelte Nagini davon, doch Draco wusste, dass er sie getroffen hatte und sie höchstens noch ein paar Sekunden zu leben hatte.

Schnell lief er aus dem Saal, um sich den anderen an zu schließen und mit einer gewissen Zufriedenheit sah er den toten Körper der Schlange im Eingangsbereich liegen.

Die Zauber flogen im Garten nur so und kurz bevor Draco den Terrassenbereich erreicht hatte, bog er ab zum zweiten Eingang des Kellers und hörte unten bereits Ron und Harry, die gegen einen Todesser kämpften.

Aus dem Hinterhalt heraus schockte Draco den Angreifer und erstaunt schauten Harry und Ron zur Treppe, wo er noch stand.

„Zeit, ab zu hauen. Die Sache wird zu heiß hier“, meinte Draco, öffnete mit einem Wink den Keller und lief rein.

„Hermine!?“

Das hier ist der einzige Ort, wo sie sein kann …

Kurz schauten sich die drei Jungen um, dann entdeckten sie Hermine in einer Ecke, gefesselt und geknebelt.

Schnell befreiten sie Hermine und Draco nahm sie auf den Arm.

„Es geht schon. Du kannst mich runterlassen, dann sind wir alle schneller“, meinte sie entschlossen und sofort ließ er sie wieder runter.

„Also los, wir müssen hier so schnell wie möglich wieder raus“, drängte der Slytherin und die Gruppe rannte wieder hoch, wo sie von einem weiteren Todesser begrüßt wurden, der aber nicht zum Angriff kam, da Narzissa ihn außer Gefecht setzte.

„Was ist mit der Schlange?“, wollte Harry wissen und Draco grinste zufrieden.

„Erledigt.“

„Dann können wir ja gegen den dunklen Lord antreten. Das Medaillon habe ich nämlich auch schon zerstört“, meinte Harry entschlossen und die Gruppe schaute sich kurz an.

„Niemals. Hier haben wir gegen ihn keine Chance! Er kennt das Gelände im Gegensatz zu uns. Abgesehen von Draco, Narzissa und vielleicht noch Blaise. Das wird nicht gutgehen. Wir müssen die Todesser in eine Falle locken, die uns einen Vorteil verschafft“, entgegnete Hermine und Ron und Draco stimmten ihr sofort zu. Also ergab sich auch Harry und gab den anderen den Befehl des Rückzugs.

„Wir treffen uns in Hogwarts“, sagte Hermine noch, als sie Draco mitzog, um zu flüchten. Getrennt zu laufen war die beste Möglichkeit, denn auch die Todesser mussten sich dann aufteilen, um sie alle zu bekommen.

Im Augenwinkel entdeckte Draco einen Todesser und sah auch, dass der gerade angreifen wollte, als sich alles um ihn herum drehte und ihm furchtbar schlecht wurde.
 

„Wo sind wir hier?“, wollte Draco wissen und sah sich um.

„Im Forest of Dean“, antwortete Hermine und erschrak. Sie hatte nur gesehen, dass ein Todesser angreifen wollte und war mit Draco appariert. Und das erste, was ihr eingefallen war, war der Wald, doch nun erinnerte es sie an diesen schrecklichen Alptraum.

„Warum hast du uns nicht nach Hogwarts gebracht?“, wollte Draco wissen und hatte ihr erschrockenes Gesicht noch nicht gesehen. Zu sehr war er damit beschäftigt, sich die Umgebung an zu sehen.

Sie standen an einem Flussufer. Teile des Flusses waren vereist und überall lag Schnee. Es war wunderschön und Hermine wünschte, sie könnte es mehr genießen, aber die Anspannung war nach wie vor da und sie riss sich sehr zusammen, um jetzt nicht kopflos zu handeln. Ihr Blick wanderte zum Fluss, der in der Mitte noch nicht zugefroren war und leise vor sich hin plätscherte. Einzelne Sonnenstrahlen spiegelten sich wieder und auch der Schnee und das Eis glitzerten und funkelten.

„Hogwarts wäre zu auffällig gewesen. Ich wollte sie ins Leere laufen lassen, deswegen hab ich uns hierher gebracht“, sagte sie mit zitternder Stimme und hörte die leisen Schritte Dracos, die immer näher kamen.

Er stellte sich hinter sie und legte ihr sein Sakko um die Schultern.

„Besser?“, fragte er leise und legte seine Arme um ihren Oberkörper.

„Das Zittern hat nichts mit der Kälte zu tun … Du erinnerst dich daran, dass ich Prof. Dumbledore einen meiner Träume gezeigt habe?“

Draco nickte.

„Ja, du warst deswegen ganz außer dir. Seitdem darf ich du-weißt-schon-wen nicht mehr mit Namen ansprechen und du hast uns auf die Fährte mit den Horcruxen gebracht …“

„Die Sache ist die, Draco … In dem Traum sind wir auch geflüchtet und zwar hierher in den Forest of Dean. Wir haben uns hier versteckt vor Greifern und dann habe ich mich beobachtet gefühlt und den Namen von du-weißt-schon-wen genannt und dann war er da und hat dich umgebracht. Denn auf seinem Namen hat er einen Zauber gelegt, dass er die Leute orten kann, die seinen Namen gesagt haben, wie es scheint. Und als Dumbledore meinte, dass das eine Vision ist, habe ich Panik bekommen“, erklärte Hermine und traute sich nicht, sich um zu drehen. Sie konnte Draco gerade einfach nicht in die Augen sehen, dabei konnte sie nicht einmal genau sagen warum. Vielleicht weil es ihr den Traum noch deutlicher zurückholen ließ und das wollte sie keinesfalls. Sie wollte nicht noch einmal sehen, wie Draco von dem Schwein umgebracht wurde.

Die junge Hexe spürte, wie ihr Freund sie enger umarmte und ihr so einfach Halt gab. Er sagte nichts, aber das brauchte er auch nicht. Sie wusste, dass er den Namen nicht aussprechen würde und das beruhigte sie sehr.

„Und wie willst du weiter vorgehen?“, erkundigte sich Draco schließlich und drehte Hermine in seinen Armen zu sich, damit er ihr in die Augen schauen konnte. Sie liebte es in seine sturmgrauen Augen zu schauen und darin zu versinken.

„Wollen würde ich am liebsten hier bleiben, 2 – 3 Tage mit dir … Aber wir müssen zurück nach Hogwarts und mit den anderen einen Plan ausarbeiten, wie wir die Todesser aus ihrem Versteck holen. Da uns niemand hierher gefolgt ist, sollte es möglich sein, zu den Grenzen der Ländereien zu apparieren.“

„In Ordnung, dann lass uns wieder zurück.“

Sie nickte kurz und dann apparierten sie auch schon wieder zurück nach Hogwarts. Schnellen Schrittes marschierten sie zum Gebäude und glücklicherweise waren alle in der großen Halle gesund und munter.

„Hermine, Draco! Da seid ihr ja endlich!“, rief Molly aufgeregt und umarmte beide stürmisch.

„Ja, alles gut“, beruhigte Hermine lächelnd und sah, wie verwundert Draco war. Anscheinend konnte er immer noch nicht glauben, dass er fest zur Gemeinschaft gehörte.

Und wie sein Gesicht wohl aussieht, wenn er feststellt, dass es nach dem Krieg so gut weitergehen wird …

Sie lächelte selig vor sich hin und nachdem Molly sich davon überzeugt hatte, dass es ihnen auch wirklich gut ging, setzten sie sich an den Tisch zu den anderen.

„Und wie willst du das Ganze jetzt angehen, Hermine?“, fragte Bill und sie seufzte leise.

So genau wusste sie das leider selbst noch nicht. Ihr war nur klar gewesen, dass ein offener Kampf zu dem Zeitpunkt nicht die beste Lösung war. Dafür kannte der Orden den Ort des Kampfgeschehens nicht gut genug und wenn die Todesser sie in die Manor gelockt hätten, dann wären sie schneller gestorben, als sie hätten Quidditch sagen können.

Sie mussten sich einen Vorteil verschaffen und die Todesser an einen Ort locken, wo sie besser Bescheid wussten als ihre Gegner.

„Wir müssen die Todesser in eine Falle locken … Das ist unsere einzige Chance. Schließlich kämpfen wir Schüler gegen eine Armee von Erwachsenen. Das wird sowieso schon nicht leicht, aber wenn wir keinen vernünftigen Plan haben, dann sterben wir wie die Fliegen …“

„Ja, das ist schon richtig. Aber wohin sollen wir sie locken? Sie waren auf Hogwarts, das kennen sie auch, das Hauptquartier des Ordens ist zu klein, die Winkelgasse eignet sich auch nicht … Also wo?“, fragte Remus und die anderen hörten ihm seine Unzufriedenheit an. Hermine ging davon aus, dass er das wohl am liebsten vor Ort geklärt hätte.

„Schlussendlich bleibt eigentlich nur Hogwarts, oder?“, mischte sich Kingsley ein und Ginny meinte:

„Ja, der Meinung bin ich auch. Immerhin ist es schon etwas her, dass die Erwachsenen hier waren.“

„Zu gefährlich. Die zerlegen nachher das ganze Schloss in ihrem Wahn. Ich dachte eher an den Verbotenen Wald …“, entgegnete Hermine mit ernster Miene und erstaunt sah der Rest zu ihr rüber.

„Der verbotene Wald?“, hakte Neville ungläubig nach und Fred und George tuschelten hinten.

„Ja. Denn auch wenn er verboten ist, waren recht viele von uns schon da und ein paar auch recht oft. Dort könnten wir uns verstecken und die Todesser rein locken, sie umzingeln und aus dem Hinterhalt heraus außer Gefecht setzen. Ich denke, das ist unsere einzige Chance. Was meint ihr dazu?“, schlug die junge Gryffindor vor und alle dachten einen Moment lang nach.



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Kommentare zu dieser Fanfic (57)
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Von:  Kagomee16
2013-01-16T17:17:32+00:00 16.01.2013 18:17
tolles kapi^^
ich finde es echt süß wie draco mit hermine umgeht^^
mach weiter so^^

lg kagomee16
Von:  THEdark_princess
2012-09-16T21:39:04+00:00 16.09.2012 23:39
Wow! Tolles Kapitel, wie immer :DDD
Ich bin so gespannt auf das nächste Kapitel *-*
Und ich fand das so süß wo sich Draco bei Dobby entschuldigt hat n.n
Ich fände es echt toll wenn du die Drehbücher von Harry Potter geschrieben hättest ;)) Wäre viel lustiger geworden *-*

GLG
Sayu-chan *.*
Von:  Keks
2012-08-03T13:10:43+00:00 03.08.2012 15:10
Hallöchen :)
Du gestaltest nach wie vor deine Kapitel spannend. Ich persönlich hätte nicht gedacht, dass Malfoys Mutter so "locker" darauf reagiert, dass Hermine ihr in den Finger schneidet.
Hier und da waren kleine Rechtschreibfehler, was ganz und gar verständlich ist. Du meintest ja mal zu mir, dass du keine Beta-Leser(in) hättest und da übersieht man sowas.
Dein Text hat eine ordentliche Länge und nun werd ich mal weiter lesen :)
LG
Keks
Von:  Kagomee16
2012-06-29T07:30:33+00:00 29.06.2012 09:30
soso unsere lieben drei wollen es also wirklich versuchen?
bin mal echt gespannt was für ein chaos das am ende gibt X
freue mich wirklich mehr von dir zu lesen^^
mach schnell weiter^^

lg kagomee16
Von:  THEdark_princess
2012-06-23T21:51:29+00:00 23.06.2012 23:51
Das kapitel ist wie immer richtig klasse geworden :D
Ich hab fast angefangeb zu weinen als du von Dobby geschrieben hast T.T
Ich musste an seine Todesszene denken...:(
aber der inhalt ist total klasse, weiter so *_____*

Lg
sayu-chan*.*
Von:  Kagomee16
2012-06-22T08:16:40+00:00 22.06.2012 10:16
ron hat mal tatsächlich eine brauchbare idee^^
das kapi ist echt klasse ^^
freue mich mehr zu lesen^^

lg kagomee16
Von:  YuMorino
2012-06-12T18:41:59+00:00 12.06.2012 20:41
Hey,
wieder einmal ein super tolles Kapi.
Besonders als Draco sie dann gerettet hat <3

Liebe Grüße
Von:  YuMorino
2012-06-11T19:10:28+00:00 11.06.2012 21:10
Wie immer einfach nur genial <3
ich bin schon sehr gespannt wie es weiter geht
Von:  YuMorino
2012-06-11T18:44:10+00:00 11.06.2012 20:44
Wow, wieder ein schönes und vor allem spannendes Kapi :)
Ich hoffe mal Draco findet sie
Von:  YuMorino
2012-06-10T17:52:12+00:00 10.06.2012 19:52
Oh Gott, das ist wirklich spannend ich hoffe sie finden sie >.<
Bin gespannt wie es weiter geht :)


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