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Time Began To Play

HP/LV, DM/HG
von

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Men's Talk

Soho.... da bin ich wieder. Hatte ich schon einmal erwähnt, dass ihr euch auf unregelmäßige Updates einstellen müsst? Wenn nicht: jetzt wisst ihr es. XD

Jedenfalls danke an alle, die mir weiterhin treu bleiben, allen voran natürlich meiner Beta und allen Reviewern. Ich kann nicht oft genug sagen, wie dankbar ich für euer liebes Feedback bin, besonders, da es für mich immer eine große Hilfe darstellt. <3

Dieses Kapitel – soweit ich es beurteilen kann – mein längstes bisher und ich glaube, dass auch die kommenden Kapitel diese Länge haben werden... deshalb auch die längere Wartezeit. ^.~

Außerdem enthält es – wie versprochen – Enthüllungen, beantwortet die ein oder andere Frage und wirft – meiner Meinung nach – ein paar neue auf.

In diesem Sinne, viel Spaß mit:

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Men's Talk
 

Der Vorteil daran, vom dunklen Lord einen Auftrag bekommen zu haben, war, dass man in der Regel alle Mittel bekam, um diesen ausführen zu können. Man konnte jeden Todesser um Hilfe bitten, alles kaufen, was man für notwendig hielt und war von allen anderen Pflichten freigestellt. Außerdem bot es einem eine wundervolle Ausrede, um so wenig Zeit wie möglich mit seiner Frau verbringen zu müssen. Dumm nur, dass diese oft nicht einsah, warum etwas wichtiger als sie und ihre teilweise anmaßend wirkende Ansprüche sein konnte.
 

„Wir sind in unseren Flitterwochen, Draco!“, zischte Pansy und ihre Augen blitzten vor unterdrückter Entrüstung. „Flitterwochen! Wir sollten auf irgendeiner karibischen Insel sein und nicht hier.“
 

„Hier“ war als Malfoy Manor zu definieren. Eigentlich kein schlechter Ort für die Flitterwochen, immerhin gab es Pferde, Felder, grüne Wiesen, Bäume, einen See, einen Garten und mehrere Hauselfen, die einem jeden einzelnen Wunsch erfüllen wollten. Gut, vielleicht war es nicht unbedingt prickelnd, dass Lucius und Narcissa anwesend waren, aber das Manor war im Grunde groß genug, um sich aus dem Weg gehen zu können. Wenn man es denn wollte. Harry hatte allerdings das Gefühl, dass die Hausherrin ihrer Schwiegertochter diesen Gefallen nicht tun würde.
 

Narcissa war von der Hochzeit viel zu entsetzt gewesen, um sie jetzt in Ruhe zu lassen. Solange Draco und Lucius unterwegs sein würden, würde sie sich mit Pansy zusammensetzen und ihr beibringen, was es bedeutete, eine Malfoy zu sein. In Harrys Augen war das ein aussichtsloses Unterfangen, aber er wünschte seiner Mutter trotzdem viel Glück. Denn wie sagte man so schön? Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Er war jedenfalls froh, nicht mehr hier zu wohnen, so blieb ihm eine menge erspart, auch wenn er das hier um nichts in der Welt verpassen wollen würde.
 

Grinsend stand Harry an der Tür zu Pansys und Dracos neuen Gemächer und sah dabei zu, wie die frischgebackene Ehefrau ihre Habseligkeiten auf den Regalen und Beistelltischen verstreute, während ihr Mann es sich auf einem Sessel bequem gemacht hatte und den heutigen Tagespropheten las. Eine Taktik, die er sich offenbar bereits von anderen Ehemänner abgeschaut hatte und die in der Regel dazu führte, dass man nicht antworten musste. Immer, wenn Harry so etwas sah, war er mehr als froh, dass er sich mehr zu Männern hingezogen fühlte als zu Frauen. Das weibliche Geschlecht war manchmal einfach viel zu kompliziert und nervtötend.
 

Bis jetzt hatten die beiden ihn noch nicht bemerkt und so konnte er sich noch eine Weile an ihrem Verhalten amüsieren. Wofür war er denn bitte schön sonst ein Bruder?
 

„Es war schon alles gebucht!“, fuhr Pansy aufgebracht fort, während sie ein paar rosarote Sitzkissen auf den nächsten Sessel fallen ließ. Hoffentlich würde Narcissa ihr noch einen anderen Geschmack eintrichtern, diese Farbe würde Harry sonst irgendwann erblinden lassen. „Die beste Suite des Hotels mit Meeresblick und jeden Tag Vollpension! Es hätten die schönsten Wochen unseres Lebens werden können, aber nein, wir mussten ja unbedingt hierher zurückkehren!“

„Wenn es dich so sehr stört, kannst du ja alleine hinfahren“, meinte Draco und blätterte die Zeitung um. „Ich bin sicher, dass sich die Hotelinhaber freuen werden, die junge Mrs. Malfoy in ihrem Haus begrüßen zu dürfen.“
 

Das war die falsche Antwort. Vor Wut sprühend riss Pansy ihm die Zeitung aus der Hand und schleuderte sie gegen das nächste Fenster, das tatsächlich leicht klirrte. Wow, da machte sie ja fast dem dunklen Lord Konkurrenz, wobei bei ihm das Glas wahrscheinlich ohne weiteres zerbrochen wäre.

Manche Menschen waren wirklich temperamentvoll.

„Ich bin deine Frau, Draco“, knurrte sie regelrecht. „Du hast mich geheiratet und das bedeutet, dass ich jetzt die höchste Priorität in deinem Leben sein sollte.“
 

„Tut mir wirklich Leid, aber es gibt noch jemanden, der das so sieht und der würde mich umbringen, wenn ich ihm sagen würde, dass du meine höchste Priorität seist.“ Draco musste wirklich genervt sein, wenn er schon sarkastisch wurde. Die Ehe würde ihm nicht sonderlich gut tun, aber vielleicht war er ja klug genug, sich in den nächsten Jahren, die ein oder andere Affäre zuzulegen, dann müsste er ganz gut über die Runden kommen. „Du kannst dich ja beim dunklen Lord beschweren gehen, wenn es dich so sehr stört!“
 

Für mehrere Sekunden funkelten sie sich gegenseitig an, ehe Pansy schnaubte und sich von ihm abwandte, um sich wieder der Dekoration zu widmen. „Ich verstehe ohnehin nicht, warum er dir ausgerechnet jetzt einen Auftrag gibt. Ich dachte, er würde unsere Heirat gutheißen.“

„Das tut er auch, aber wichtiger als unserer Hochzeit ist es, dass wir endlich über den Phönixorden triumphieren und dafür ist die Erfüllung meiner Aufgabe essentiell. Es ist eine große Ehre, dass ich es tun darf, besonders da ich noch nicht einmal im inneren Kreis seiner Todesser bin.“ Er erhob sich und ging auf Pansy zu. Bei ihr angekommen, schlang er von hinten seine Arme um sie und drückte ihr einen Kuss auf den Kopf. „Es ist zu unserem besten, Liebste. Das ist ein Test von ihm und wenn ich ihn bestehe, habe ich sicher die Möglichkeit, aufzusteigen und ihm näher zu kommen und wenn erst einmal gesiegt hat, wird er sich daran erinnern und uns reich belohnen.“
 

Harry war gelinde gesagt beeindruckt. Auch wenn er nicht wusste, was ihn mehr überraschte: Dass Draco seine Frau bereits so gut manipulieren konnte oder dass er von alleine auf diese logische Schlussfolgerung gekommen war. Andererseits konnte es auch gut sein, dass Tom ihm genau das erzählt hatte, als er ihm seinen Auftrag übermittelt hatte, um ihn zur Zustimmung zu bringen. Aber das war unwahrscheinlich, Tom gab in der Regel nur so viele Versprechen, wie sie absolut notwendig waren, um sein Ziel zu erreichen und Draco war schon zu sehr in der Rolle des loyalen Schoßhündchens, als dass man ihn mit solchen wirren Zukunftsvisionen abspeisen müsste.

Pansy war da eine andere Geschichte.
 

„Du hast Recht“, sagte sie, nun wieder besänftigt und drehte sich in seinen Armen zu ihm um, damit sie ihn ihrerseits umarmen konnte. „Verzeih mir.“ Sie küsste ihn.

Harry wartete eine Weile, doch nach fünf Minuten beschloss er, dass es besser für seinen Geisteszustand war, wenn er sie jetzt auf seine Anwesenheit aufmerksam machte – er war noch nie ein sonderlicher Fan von Voyeurismus gewesen. Aus diesem Grund klopfte er zweimal laut an den Türrahmen. Sobald Draco ihn entdeckt hatte, begann sein Gesicht zu strahlen und ein Ausdruck tiefster Erleichterung trat in seine Augen. Offenbar war er froh, nicht mehr allein mit Pansy zu sein.
 

Diese sah ihn ebenfalls an, aber anstatt – wie er es erwartet hätte – eingeschnappt darüber zu sein, dass er sie unterbrochen hatte, schenkte sie ihm ein ehrliches Lächeln und löste sich von Draco, um stattdessen auf ihn zuzugehen. „Harry, lieber Schwager, wie schön, dich zu sehen!“

Sie umarmte ihn zur Begrüßung und sah ihn dann herzlich an. Okay...?

„Ich denke, ich lasse euch etwas alleine“, sagte sie sanft und drehte sich zu Draco um, der ebenfalls verwirrt über ihr Verhalten zu sein schien. „Bis später.“

Damit rauschte sie an Harry vorbei und kurz darauf waren ihre Schritte in der Ferne verklungen. Harry sah ihr für eine Weile hinterher, ehe er sich seinem Bruder zuwandte. „Was ist denn mit ihr passiert?“

„Glaub mir... ich hab keine Ahnung.“
 

Kurz sahen sie sich einfach nur an, ehe sie beide zu lachen begannen und im nächsten Moment lagen sie sich in den Armen. „Es ist so schön, dass du extra gekommen bist, weil ich wieder da bin“, sagte Draco und drückte ihn fest, ehe er ihn losließ und ihn einfach nur lächelnd ansah.

Harry erwiderte sein Lächeln. „Ich hätte doch nie im Leben verpassen können, wie mein Bruder als verheirateter Mann nach Hause zurückkehrt. Außerdem möchte ich Narcissa nicht das Gefühl geben, dass ich jetzt, wo ich eine eigene Wohnung habe, nichts mehr mit ihr zu tun haben möchte. Du wirst besser als ich wissen, dass sie so etwas immer sehr mitnimmt.“
 

Angeekelt betrachtete er die rosarote Decke, die auf dem Sofa lag und legte sie eilig beiseite, ehe er sich darauf niederließ. Draco setzte sich sofort neben ihn und sah ihn entschuldigend an. „Es tut mir Leid, ich weiß, dass sie nicht den typischen Geschmack hat, aber bisher konnte ich es noch nicht über mich bringen, es ihr auszureden. Sie wird auch so schon viel zu schnell wütend. Ich glaube, sie wird es mir ewig übel nehmen, dass wir die Flitterwochen haben ausfallen lassen.“

„Verständlich“, meinte Harry. „Keine Ehefrau würde auf ihre Flitterwochen verzichten wollen. Ich verstehe nicht, warum Tom euch zurückgeholt hat.“
 

Natürlich hatte er versucht, es herauszufinden, nicht zuletzt, da Luna ihm gesagt hatte, dass Draco durch den Auftrag, den der dunkle Lord ihm gegeben hatte, in Gefahr geraten würde und wenn sie es schon für nötig hielt, ihn darüber zu informieren, musste es kritisch sein.

In der Regel vermied sie es, Andere über die Zukunft zu informieren, da es manchmal katastrophale Folgen haben konnte, wenn Menschen mit dem Schicksal spielten. Dafür gab es bereits die Zeit und der bereitete es ein beinahe sadistisches Vergnügen.

Jedenfalls hatte er mit Tom darüber gesprochen, aber der hatte ihn nur mit einem „Vertrau mir“ fortgeschickt. Dafür, dass er ihn davor unbedingt bei sich behalten hatte wollen, war er jetzt wirklich schnell bereit, ihn wieder loszuwerden. Wahrscheinlich plante er momentan irgendetwas, von dem er wusste, dass es Harry nicht gefallen würde. Dracos nächste Worte bestätigten seine Theorie nur noch.
 

„Ich würde dir gerne davon erzählen, aber der dunkle Lord hat mich absolutes Stillschweigen schwören lassen. Du wirst ihn fragen müssen, wenn du genaueres wissen willst“, er grinste ihn schief an. „Für dich wird das wohl kein Problem sein. Er hängt immerhin so sehr an dir.“

Manchmal hatte Harry das dringende Bedürfnis, demjenigen, der so einen Mist erzählte, eine reinzuhauen. Gut, Tom hing an ihm, das war eine Tatsache, aber das bedeutete nicht, dass er irgendetwas aus ihm herauskitzeln konnte. Er hatte sogar oft das Gefühl, dass Tom ihm gegenüber vorsichtiger war als bei jedem anderen. Ob er Harry je wieder vertrauen würde? Wahrscheinlich nicht. Manchmal glaubte er wirklich, dass auch ihre Beziehung zum Scheitern verurteilt war. Aber davon musste Draco nichts wissen.
 

„Du hast Recht“, sagte er deshalb heiter. „Ich werde mit ihm darüber sprechen. Ich sollte dich nicht fragen, immerhin wird er wissen, was er tat, als er dir verboten hat, jemanden darüber zu informieren.“

„Genau“, erwiderte Draco. „Es ist gut zu hören, dass du ihm so vertraust, das heißt wohl, dass seine Seite wirklich die Richtige ist, oder?“

Harry hob eine Augenbraue. „Und wie kommst du darauf?“

„Na... du bist intelligent und du kennst beide Seiten. Wenn jemand weiß, was hier vor sich geht und was das Richtige ist, dann du.“
 

Das Schlimme waren nicht seine Worte. Harry war gut darin geworden, Worte zu überhören oder ihre Bedeutung zu ignorieren. Doch da war dieser Blick, dieser furchtbare, vertrauensvolle Blick, so als würde er alle Antworten kennen, die Draco suchte. Ein Irrtum. Er wusste genauso wenig wie alle anderen, was richtig und was falsch war. Wem sollte man folgen? Wer sollte diesen Krieg gewinnen? Was würde katastrophale Folgen haben? Und was würde den ersehnten Frieden bringen?
 

Er war der Tempus Amicus. Er sollte genau das herausfinden. Das war es, was in den Büchern stand und was alle glaubten, die sich mit ihnen befassten. Was würden sie sagen, wenn sie die Wahrheit erfahren würden? Dass es nur eine Mira war, die ihm sagte, was er zu tun und zu lassen hatte?

Innerlich betete er, dass sie es niemals herausfinden würde. Manchmal war es besser, an eine Lüge zu glauben und hier war das definitiv der Fall.
 

„Du übertreibst“, sagte Harry deshalb leise und ließ sich auf dem Sofa zurück sinken. „Ich lasse mich nur von meinen Gefühlen leiten und dummerweise habe ich mich in diesen egoistischen Mistkerl verliebt. Das ist der einzige Grund, warum ich ihm zutraue, dass er weiß, was er tut. Mit Vernunft und Intelligenz hat das nichts zu tun.“

Seltsamerweise reagierte Draco nicht darauf, weshalb Harry seinen Kopf drehte, um ihn ansehen zu können. Sein Bruder starrte ihn mit offenem Mund an. Bei Merlin, was war denn nun schon wieder sein Problem?

„Mund zu, es zieht“, kommentierte er Dracos albernes Verhalten trocken.
 

Sein Bruder überging es. „Du... liebst ihn?!“

„Nein, ich habe das nur gesagt, um zu sehen, wie du die Fassung verlierst. Natürlich liebe ich ihn.“

„Wow... und hast du ihm das schon gesagt?“

Harry schnaubte. „Natürlich nicht.“

„Du solltest es ihm sagen.“

„Du verstehst das nicht.“

„Doch, ich tue es“, sagte er sanft. „Du hast Angst, dass er dich ausnutzen wird, sobald er es weiß.“
 

Harry erwiderte nichts darauf. Er hatte immerhin Recht.

„Er wird das nicht tun“, fuhr Draco fort. „Der dunkle Lord hat zwei Jahre auf deine Rückkehr gewartet und mit jedem Tag, der vergangen ist, ist er weniger er selbst gewesen. Doch kaum warst du zurück, war er wieder vernünftig und wusste, was er tat. Er braucht dich, Harry und er braucht deine Liebe. Du bist sicher der einzige, der ihn jemals wirklich ernsthaft geliebt hat.“
 

„Du mutierst immer mehr zur Frau, Draco“, neckte Harry ihn. „Pinke Dekoration, du hast gelernt, Frauen zu besänftigen und du teilst Beziehungstipps aus. Soll ich dir ein Kleid zu Weihnachten schenken? Ich bin mir sicher, dass dir Rüschen ausgezeichnet stehen würden.“

„Manchmal bist du verdammt undankbar, Potter“, knurrte er beleidigt. „Aber das werde ich mir merken. Noch einmal versuche ich dir nicht zu helfen. Und ich mutiere ganz sicher nicht zur Frau!“
 

„Was immer du sagst, Bruder. Was immer du sagst.“
 

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Nachdem Harry noch eine Weile mit Draco geplaudert hatte, machte er sich auf die Suche nach Narcissa und Lucius, die er bald in der Bibliothek fand. Sie waren gerade mitten in einem ernsten Gespräch, verstummten jedoch, als er den Raum betrat. Sofort lächelte die Hausherrin. „Harry! Wie schön, dass du noch zu uns kommst. Bleibst du zum Abendessen?“
 

„Sehr gerne“, sagte er zärtlich. Es war immer wieder schön, sie wiederzusehen. Auch wenn Lily ihn geboren hatte, Narcissa würde immer seine Mutter bleiben. Wie um es ihm zu beweisen, verfiel sie sofort in diese Rolle. „Geht es dir gut? Brauchst du etwas? Ist eure Wohnung schon eingeräumt? Wie geht es Felice? Sie ist auch immer willkommen, wenn ihr einmal nicht kochen wollt. Ich weiß doch, wie junge Leute so sind, sie haben selten Lust, selbst zu kochen. Außerdem habt ihr keine Hauselfen, oder? Möchtet ihr einen ab haben?“
 

Lucius gluckste. „Narcissa, jetzt lass ihn sich doch erst einmal hinsetzen. Du überrumpelst ihn ja geradezu.“

„Du hast Recht“, sagte sie und lächelte verlegen, während sie ihre Augen nicht von Harry lösen konnte. „Entschuldige.“

„Ist schon in Ordnung“, sagte Harry. „Danke für deine Sorge. Das bedeutet mir sehr viel.“

„Ich werde mich immer um dich sorgen“, sagte sie sanft. „Das weißt du doch.“

„Ja, das tue ich“, er warf Lucius einen Blick zu. „Kann ich... mit dir reden?“

Der Mann blinzelte, nickte aber. „Natürlich. Narcissa, lass uns bitte für einen Augenblick allein.“
 

„Allein?“, wiederholte sie und sah besorgt zwischen ihnen hin und her. Diese Reaktion war verständlich. Das letzte Mal, als Harry alleine mit Lucius reden gewollt hatte, war ihre Familie auseinandergebrochen.

Er lächelte.

„Keine Sorge. Es ist nicht so wie das letzte Mal. Wir werden danach alle zusammen zu Abend essen.“

„Versprochen?“, hakte sie unsicher nach.

„Versprochen“, entgegnete er sanft.
 

Das reichte ihr, denn sie erhob sich und ließ sie allein.
 

Die Bibliothek war nach wie vor Harrys Lieblingsort in Malfoy Manor. Die großen Fenster, die viel Licht hereinließen, die bequemen Sitzgelegenheiten, der Geruch nach alten und neuen Büchern... Er wusste nicht, wie viele Stunden er hier zugebracht hatte, aber es waren genug, damit er mit Sicherheit sagen konnte, welche Bücher neu waren und welche schon immer hier gestanden hatte. Außerdem fiel ihm auf, dass die Regale ein neues Sortiersystem erhalten hatte, denn er war sich ziemlich sicher, dass Eine Geschichte von Hogwarts früher nicht neben Zaubertränke für Anfänger gestanden hatte.
 

Lucius lächelte, als er seinen kritischen Blick bemerkte. „Das ist unser Regal für Schulbücher. Narcissa hielt es für eine gute Idee, Dracos Materialien dort zu sammeln, für den Fall, dass seine Kinder Bücherwürmer werden und sich bereits vor Hogwarts bilden wollen. Der Rest ist aber genauso geblieben wie früher.“

„Verstehe“, murmelte er und setzte sich auf den nächsten Sessel. „Es ist eine gute Innovation. Ihr hättet das schon machen sollen, als ich in euer Haus kam.“

„Ach komm, wir beide wissen, dass du dich nie und nimmer bei den Schulbüchern aufgehalten hättest. Dein Wissensdrang war schon immer viel zu speziell. Ich kann mich nicht daran erinnern, dich jemals mit einem Kinderbuch herum sitzen gesehen zu haben.“
 

„Mit einem musst du mich gesehen haben“, widersprach Harry ihm. „Die Märchen von Beedle dem Barden.“

„Ah, stimmt“, erinnerte sich Lucius. „Narcissa musste es dir jeden Abend vorlesen, einen Umstand, den Draco gehasst hat. Auch wenn ich mir bis heute nicht sicher bin, ob es wegen dem Buch war oder weil sie es für dich getan hat.“

„Wahrscheinlich eine Mischung aus beidem. Aber dafür habe ich die wöchentlichen Ausflüge in die Quidditschstadien gehasst, das gleicht es wieder aus.“
 

Harry erinnerte sich gerne an seine Kindheit. Er war immer sehr glücklich gewesen, wenn man von den kleinen Sticheleien seines Bruders und den typisch-kindlichen Eifersuchtsattacken absah. Es war alles sehr unbeschwert gewesen und seine Familie hatte immer alle Sorgen erfolgreich von ihm fern gehalten. Erst sein zweites Jahr hatte es anders werden lassen. Die Kammer des Schreckens. Ginnys Tod. Die Erkenntnis, dass sie nicht unsterblich waren. Die drohende Rückkehr des dunklen Lords.

Plötzlich waren all die Schrecken aus den Märchen und den Erzählungen der Erwachsenen real geworden. Plötzlich hatten sie erwachsen werden müssen.
 

Aber konnten Zwölfjährige wirklich erwachsen sein? Manchmal kam er sich selbst jetzt noch wie ein Kind vor. Hilflos, unwissend, nach dem Schutz eines Elternteil suchend. Vielleicht sehnte sich deshalb jeder nach der Liebe, denn dann gab es jemanden, der einen festhielt und sagte, dass alles gut gehen würde. Oder man bekam ein Monster ab, dessen Schläge einen alle anderen Sorgen vergessen ließen.
 

Harry seufzte schwer und sah zu Lucius hinüber, der ihn aufmerksam beobachtet hatte. „Wir müssen reden.“

„Solange du keine Beziehungstipps von mir haben willst, bin ich für alles offen“, meinte Lucius munter. „Ich fürchte, dass der dunkle Lord niemand ist, über den ich spekulieren möchte.“

„Keine Sorge“, entgegnete er lachend. „Dafür habe ich schon genug andere Leute, die diese Aufgabe mit Freuden übernehmen.“

„Das kann ich mir vorstellen. Also? Was kann ich für dich tun?“
 

Das erste Mal seit langer Zeit war er wirklich nervös. Dabei gab es nicht einmal einen wirklichen Grund dazu. Es war kaum so, als ob Lucius ihn jetzt herauswerfen oder dass es genauso wie das letzte Mal enden würde. Trotzdem scheute sich etwas in ihm davor, dieses Thema anzusprechen. Es war einfach zu persönlich und darüber hinaus hasste er es, zugeben zu müssen, dass er sich geirrt hatte. Glücklicherweise kam das nicht oft vor.
 

„Ich...“, begann er zögernd und räusperte sich, damit seine Stimme etwas sicherer klingen konnte. „Ich möchte mich bei dir entschuldigen.“

Damit hatte Lucius offenbar nicht gerechnet, denn er blinzelte verwirrt und legte den Kopf schief. „Bei mir entschuldigen?“

„Ja, entschuldigen“, wiederholte er entschlossen. „Und gleichzeitig möchte ich mich bei dir bedanken. Ich weiß, dass Tom dir aufgetragen hatte, mich zu finden und du müsstest eigentlich genau wissen, wo ich mich verstecken würde. Trotzdem hast du ihn zwei Jahre lang auf die falsche Fährte gelockt und hast mir damit die Zeit gegeben, die ich brauchte. Dafür danke ich dir.“

„Dafür musst du mir doch nicht danken“, meinte er abwinkend. „Es war meine Pflicht. Du gehörst doch zur Familie.“
 

Harry überging den Kommentar. „Ich hätte fast die Familie ganz kaputt gemacht, indem ich damals zu Severus geflüchtet bin, als ich erfahren hatte, dass Lily und James noch immer leben. Damals war ich einfach zu verletzt und wütend, um zu erkennen, warum du es getan hast. Ich war ein Kind... und ich hatte es als eine Bestätigung gesehen, dass ich für dich nicht hierher gehöre. Ich hatte nur an mich gedacht und dir keine Chance gegeben, noch einmal mit mir darüber zu sprechen und dadurch habe ich dir wahrscheinlich viele Schwierigkeiten verursacht. Ich will gar nicht wissen, wie Narcissa, Bellatrix und Tom darauf reagiert haben.“
 

„Falls es dich beruhigt: Narcissas Reaktion war die brutalste“, meinte Lucius, um die Stimmung zu heben. Es war ihm anzusehen, dass ihn Harrys Worte sehr berührten, aber er war zu stolz, um es sich anmerken zu lassen oder gar darauf einzugehen. Aber das machte nichts, Harry verstand ihn auch so. Zu dumm, dass er es nicht bei dieser Friede-Freude-Eierkuchen-Atmosphäre belassen konnte.

Seufzend setzte er sich etwas gerader hin und bedachte ihn mit einen ernsten Blick. „Du hast das mit meinen Eltern vor mir geheim gehalten, weil du es James geschworen hast, zumindest habe ich das so verstanden.“

Lucius nickte stirnrunzelnd, wahrscheinlich dachte er gerade darüber nach, worauf er hinaus wollte. „Das ist korrekt.“

Harry nickte ebenfalls. „Das verstehe ich. Aber was mich schon lange wundert... du hast gewusst, dass ich ein Tempus Amicus bin. Woher? Und warum hast du mir das eigentlich nie erzählt?“
 

Für mehrere Minuten bekam er keine Antwort. Dann: „Faszinierend.“

Harry blinzelte. „Faszinierend?“ Hatte er etwas verpasst? Das war doch nie und nimmer die korrekte Antwort auf eine solche Frage!

„Ja, faszinierend“, wiederholte Lucius ruhig. „Es ist also wirklich wahr. Ihr könnt euer Gedächtnis manipulieren.“

„Hä?“ Zugegeben, das war nicht die intelligenteste Erwiderung auf diese Aussage, trotzdem war es die einzige, die ihm einfiel.

„Harry... du hast es mir selbst erzählt“, sagte Lucius ernst „Genau hier an diesem Ort, vor dreizehn Jahren, kurz nachdem du zu uns gekommen bist.“
 

Er starrte ihn entgeistert an.

//Ich habe... was getan?!//
 

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Malfoy Manor – 13 Jahre zuvor
 

Kinderlachen schallte zu den Fenstern des Arbeitszimmers herauf, ein Geräusch, das nach wie vor eine Neuheit darstellte. Nicht, dass Draco nie gelacht hätte, aber nie mit einem anderen Jungen zusammen. Mit einem Bruder.

Lucius starrte schweigend auf die Unterlagen, die er momentan für seinen Job im Ministerium bearbeitete und versuchte, dieses Geräusch auszublenden. Er konnte immer noch nicht fassen, dass Narcissa einfach so – ohne ihn zu fragen – entschieden hatte, Harry Potter zu adoptieren. Ausgerechnet Lilys Sohn! Was hatte sie sich nur dabei gedacht?

Wahrscheinlich überhaupt nichts. Warum mussten Frauen immer so impulsiv sein? Anstatt vernünftig über eine Sache nachzudenken und so auf ein vernünftiges Ergebnis zu kommen, ließen sie sich von ihren Gefühlen leiten, ohne Rücksicht auf Verluste oder verzweifelte Ehemänner, die nun von allen anderen für diese... Handlung verantwortlich gemacht wurden.
 

„Wie konntest du das nur zulassen?!“, fragte Abraxas Malfoy – sein Vater – ihn nun zum gefühlten millionsten Mal, ohne sich dabei von der Scheibe zu lösen. Wie ein Vogel, der mit Hundert Kilometer pro Stunde gegen das Fenster geflogen war, hatte er sein Gesicht gegen das Glas gepresst und starrte zu den Kindern hinunter, die im Garten Fangen spielten. Dabei wurden sie von Narcissa überwacht, die jeden Tag mehr in ihrer Mutterrolle aufzugehen schien. Sie schien mit der gegenwärtigen Situation vollauf zufrieden, ein beneidenswerter Zustand, den Lucius nicht begreifen konnte.
 

Sein Vater ebenfalls nicht: „Er ist ein Potter! Ausgerechnet ein Potter! Ich könnte verstehen, wenn ihr einen Black adoptiert hättet oder jemand anderes aus einer ehrenwerten, schwarzmagischen Familie, aber ein Potter?! Ihr wisst doch noch nicht einmal, wie man einen Weißmagier erziehen muss! Am Ende stirbt er euch noch unter der Hand weg.“

„Er ist fünf und kein Kleinkind mehr. Seine Magie müsste sich bereits weit genug entwickelt haben, dass es für ihn nicht schädlich sein kann, bei uns zu leben. Außerdem bringt Narcissa ihn jede Woche zu einem Heiler, der seine Werte prüft. Ich kann dir versichern, dass er uns nicht wegsterben wird.“

„Trotzdem“, murrte Abraxas unzufrieden und löste sich endlich vom Glas, um ihn ansehen zu können. „Er ist und bleibt ein Potter! Ein überaus schlechter Einfluss auf unseren Draco, wenn du mich fragst. Wer weiß, was seine Eltern ihn für schreckliche Dinge erzählt haben!“
 

„Es sind diese Vorurteile, die unsereins in der Welt so unbeliebt haben werden lassen“, erinnerte Lucius ihn und legte seine Akten beiseite. Solange sein Vater am Meckern war, würde er ohnehin nicht produktiv werden können. „Harry ist noch jung und er scheint Narcissa sehr zu mögen. Ich bin sicher, dass wir ihn zu einem besseren Reinblüter erziehen können, als Draco es jemals sein wird. Außerdem ist er ungewöhnlich intelligent. Ich denke, er wird zu den Menschen gehören, die alle gegebenen Normen hinterfragen und sich eine eigene Meinung bilden. Von daher mache ich mir keine Sorgen darüber, dass er einen schlechten Einfluss auf meinen Sohn ausüben könnte.“
 

Draußen war plötzlich Narcissas Lachen zu hören, was ihn zum lächeln brachte. Seine Frau war lange Zeit sehr traurig gewesen, sie nun wieder so unbeschwert zu erleben, war Grund genug, Harry in der Familie zu behalten.

Auch Abraxas waren seine Argumente ausgegangen, weshalb er sich nun beleidigt auf einen Stuhl vor seinem Schreibtisch niederließ. „Du hast mir immer noch nicht meine Frage beantwortet, Lucius. Warum hast du das zugelassen?“
 

Die Wahrheit war, dass er es James versprochen hatte. Lucius erinnerte sich noch gut daran, wie er vor ein paar Monaten mit einem schlafenden Harry zu ihm gekommen war – Lily war an jenem Tag bei einer Freundin gewesen, weshalb dem Mann nichts anderes übrig geblieben war, als ihn mitzunehmen – und ihn solange genervt hatte, bis er ihm zugehört hatte. Ohne Probleme war es ihm gelungen, Lucius an alte Zeiten und alte Versprechen zu erinnern und kurz darauf hatten sie mit Peter Pettigrews Hilfe einen unbrechbaren Schwur gesprochen. Sobald James und Lily verschwunden wären, war es an Lucius dafür zu sorgen, dass Harry eine unbeschwerte Kindheit bekam. Allerdings hatte in dem „Vertrag“ nicht dringestanden, dass er ihn aufziehen sollte.
 

//Es ist für Narcissa//, beruhigte er sich innerlich. //Für Narcissa und Lily.//

Lily. Er konnte immer noch nicht glauben, dass ausgerechnet sie in der Lage wäre, ihr eigenes Kind zurückzulassen. Er hatte sie als einen herzensguten Menschen in Erinnerung, den jeder geliebt hatte und die jedem Liebe entgegengebracht hatte. Nun, fast jedem, dem dunklen Lord und seinen Todessern war sie niemals mit einem strahlenden Lächeln und einer Umarmung entgegengetreten. Nein, es war ein kalter, trauriger Blick gewesen, der Lucius ernsthaft daran hatte zweifeln lassen, ob er die richtige Seite gewählt hatte.
 

Sein Gesicht wurde sofort von Trauer überschattet, was Abraxas nicht verborgen blieb. „Was ist mit dir?“

Lucius seufzte schwer. „Lily. Ich kann nicht glauben, dass ich sie wirklich nie wieder sehen werde.“

Auch wenn er im Gegensatz zum Rest der Welt wusste, dass sie noch lebte, glaubte er nicht, ihr noch einmal zu begegnen.

„Es ist besser so. Für alle“, kommentierte sein Vater herzlos. „Dieses Schlammblut hat nichts als Schande über unsere Familie gebracht.“

Musste er das eigentlich immer wieder aufrollen? „Zum letzten Mal: Wir waren betrunken gewesen. Und es war nur ein Kuss! Bellatrix hat das alles nur dramati...“
 

„Ein Kuss ist schlimm genug!“, tobte Abraxas und schlug mit seiner Faust auf den Schreibtisch, der daraufhin für einen Moment bedrohlich wackelte. „Ein Malfoy hat nicht eine andere Frau zu küssen, während seine schwangere Ehefrau Zuhause auf ihn wartet.“

„Sie war im ersten Monat schwanger, keiner hat gewusst, dass sie bereits ein...“

„Ein Malfoy“, unterbrach er ihn entschlossen, „hat nicht betrunken zu sein, wenn er sich in der Öffentlichkeit aufhält.“
 

„Es war eine private Party! Wir waren nur alte Klassenkameraden und Freunde, von der Öffentlichkeit...“

„Und ein Malfoy“, fiel er ihm abermals ins Wort, „hat sich nicht mit solch niederen Gesindel herumzutreiben! Du hast Schande über uns alle gebracht und vor allen über deine Frau, als du diese Feierlichkeit aufgesucht und mit diesem elenden Schlammblut sonst was gemacht hast.“

„Zum letzten Mal, es war nur ein Kuss. Bellatrix war es, die mehr daraus gemacht hat, weil sie unbedingt...“

„Wer weiß, was ihr getan hättet, wenn Bellatrix euch nicht gesehen hätte. Wirklich, es ist für alle das beste, dass sie endlich tot...“
 

Diesmal war es Lucius, der ihn unterbrach und zwar indem er seinen Zauberstab auf ihn richtete. „Wage es nicht, diesen Satz zu Ende zu sprechen, Vater!“, zischte er. „Wage es nicht, zu behaupten, dass es gut sei, dass Lily Potter gestorben ist! Du kanntest sie nicht! Du hast keine Ahnung, von was für einem Menschen du sprichst.“

„Ich weiß genug, um zu wissen, dass sie dir den Kopf verhext hat!“, rief Abraxas aufgebracht und deutete plötzlich zum Fenster. „Dieser Junge, ist er etwa am Ende dein Sohn?! Von den Monaten käme es hin. Hast du ihn etwa deshalb in diesem Haushalt aufgenommen?“
 

„Ganz recht“, entgegnete Lucius, dem das langsam zu bunt wurde. „Er könnte mein Sohn sein, genauso wie er Severus' Sohn sein könnte, oder Rodolphus' oder... Arthur Weasleys! Aber er ist James Potters Sohn, weil er der einzige Mann ist, den es in Lilys Leben gegeben hat.“

„Und warum ist er dann hier?“

Merlin, warum war dieser Mensch nur immer so schwer von Begriff, wenn es um solche Dinge ging?

//Es bringt nichts, wenn ich mich aufrege//, dachte er, während er tief durchatmete und seinen Zauberstab wieder weglegte. Innerlich zählte er bis zehn, was ihm dabei half, wieder ruhig zu werden. Erst dann setzte er zu einer Antwort an.
 

„Weil er Draco sein könnte, Vater“, sagte Lucius sanft. „Er könnte mein Sohn sein und wenn ich sterben sollte, würde ich mir wünschen, dass er in eine gute Familie kommen würde, die sich um ihn sorgt und ihn zu einen wundervollen Menschen heranziehen wird. Darum ist er hier und nichts, was du sagst, wird daran etwas ändern.“

Als Antwort bekam er nur ein ungläubiges Schnauben.
 

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Lucius lächelte, als er spürte, wie sich ein zierlicher Körper an seinen Rücken schmiegte und zwei warme Arme seinen Bauch umschlangen. „Hast du dich wieder mit deinem Vater gestritten?“, fragte Narcissa sanft und drückte ihm einen Kuss in den Nacken. Oh, wie sehr er diese Frau liebte! „Er hat mich und Harry das ganze Abendessen über so böse angesehen.“

„Mach dir darüber keine Gedanken“, sagte er liebevoll. Dabei griff er nach ihren Händen und zog sie zu seinem Mund, um einen Kuss darauf zu drücken. „Er braucht eben ein wenig länger, um zu verstehen, warum Harry jetzt bei uns ist. Aber keine Sorge, ich habe es ihm noch einmal erklärt.“
 

„Gut... ich glaube, er macht Harry Angst, was kein Wunder ist... jedes Kind wäre eingeschüchtert, besonders wenn es erst vor kurzem etwas so furchtbares hat durchmachen müssen.“

„Er wird sich wieder ein kriegen“, versprach Lucius. „Er muss sich einfach an den Gedanken gewöhnen, dass er jetzt ein Teil unserer Familie ist.“

Er konnte ihr Lächeln in seinem Rücken spüren. „Danke. Es bedeutet mir sehr viel, dass du ihn akzeptierst. Ich bin sicher, dass er eine Bereicherung für die Familie Malfoy sein wird.“

„Davon bin ich überzeugt. Immerhin wirst du ihn großziehen.“
 

Wenn ihn jemand fragen würde, was das beste in seinem Leben war, würde Lucius immer mit Narcissa antworten. Seine Frau war alles, was er sich wünschen könnte und er fand es immer wieder erstaunlich, dass sie ihn nicht nur geheiratet hatte, weil ihre Familien die Verbindung für passend befunden hatten, sondern weil sie ihn wirklich liebte. Womit hatte er nur so ein bezauberndes Wesen verdient?

Auf einmal wurde er von dem Wunsch übermannt, sie anzusehen, weshalb er sich aus ihren Armen löste, um sich herum rollen zu können. Momentan lagen sie in ihrem großen, weichen Himmelbett, das nicht nur zum schlafen perfekt geeignet war.
 

Bewundernd ließ er seinen blick über ihren Körper gleiten, der heute bedauerlicherweise von einem Schlafanzug bedeckt wurde. Sie hatte ihre monatlichen Blutungen, weshalb sie auf weitere Intimitäten verzichten mussten. Leider. Trotzdem konnte er nicht aufhören, sie anzusehen. Ihr blondes Haar, ihre leuchtenden Augen, ihre reine, weiche Haut. Wie könnte irgendjemand auf die Idee kommen, dass er diese wundervolle Frau jemals mit Lily betrügen könnte? Das war einfach nur lächerlich.
 

Narcissa schenkte ihm ein atemberaubendes Lächeln. „Was geht nur in deinem Kopf vor, mein lieber Gemahl?“

„Dass du heute wieder einmal bezaubernd aussiehst“, entgegnete er sanft, ehe er sich aufsetzte. „Und dass ich meine Abendlektüre in der Bibliothek vergessen habe.“

Sie lachte. „Dann ab mit dir. Wir wollen doch nicht, dass du auf dein literarisches Pensum verzichten musst.“

Er gab ihr noch einen sanften Kuss, bevor er wieder aufstand und sich auf den Weg in die Bibliothek machte.
 

Früher hatte er stets einen Hauself losgeschickt, um ihm seine Bücher zu holen, aber nachdem sie dauerhaft die falschen gebracht hatten, hatte er sich dazu entschlossen, diese Aufgabe selbst in die Hand zu nehmen.
 

Seltsamerweise brannte Licht, als er den Raum betrat und schon bald entdeckte er Harry, der allein in einem Sessel saß und in einem Buch blätterte, das sich später als Die Märchen von Beedle dem Barden herausstellen sollte.

Verwundert ging er auf den kleinen zu. „Harry, was machst du denn hier?“, fragte er sanft.

Das war eine dieser Eigenarten, wenn man mit Kindern kommunizierte. Wenn man sie nicht gerade hasste – was leider viel zu oft vorkam – wurde man unwillkürlich nett und freundlich. Wie konnte man auch so ein unschuldiges Wesen mit diesen wunderschönen, grünen, großen Augen anders behandeln?

Diese sahen ihn nun verwirrt an, weshalb Lucius auf ihn zuging und sich vor seinem Sessel hinhockte. „Bist du nicht müde? Es ist doch viel zu spät für einen so kleinen Jungen wie dich. Komm, ich bring dich wieder ins Bett, okay?“
 

Er wollte ihn gerade hochheben, als der Junge seinen Mund öffnete und mit der Ernsthaftigkeit eines Erwachsenen sagte: „Ich muss mit dir reden, Lucius.“

Es war dieser Tonfall, der ihn dazu brachte, seine Hände wieder zurückzuziehen und verwirrt vor ihm hocken zu bleiben. „Reden? Worüber denn reden?“

Was hatte ein Fünfjähriger denn mit einem Erwachsenen zu besprechen? Ob er eine Katze gefunden hatte, die er gerne behalten würde? Oder ging es um ein Spielzeug? Etwas anderes interessierte Kinder in diesem Alter doch in der Regel nicht, zumindest wenn er an seinen Sohn und dessen Freunde dachte. Allerdings durfte Lucius an diesem Abend herausfinden, dass Harry anders als normale Kinder war.
 

„Das Gespräch, das wir jetzt führen werden, werde ich morgen vergessen haben“, sagte dieser beinahe wie in Trance. „Und ich werde mich viele Jahre nicht daran erinnern können, wenn du dafür Sorge trägst. Ich darf mich nicht daran erinnern, hörst du?“

Lucius sah ihn verwirrt an. „Und... warum nicht?“ Langsam wurde ihm dieser Junge doch etwas unheimlich.

„Ganz einfach“, sagte er. „Ich bin ein Tempus Amicus.“
 

Diese Aussage war so abwegig, so verrückt, so unwahrscheinlich, so unglaublich, dass er sie nicht für einen Augenblick in Frage stellte. Ein fünfjähriges Kind konnte nicht von der Existenz dieser Wesen wissen, geschweige denn begreifen, was sie waren. Aber diese Augen, die ihn ansahen, zeigten ihm, dass Harry genau wusste, wovon er sprach und was es für ihn und alle Menschen in seinem Umfeld bedeutete. Das vor ihm war kein normales Kind, sondern eine erwachsene, weise Seele, die ihrer aller Schicksal beeinflussen würde.
 

„Oh Merlin...“, hauchte er. Ob Lily und James davon gewusst hatten? Hatten sie ihn deshalb zurückgelassen. Langsam konnte er es verstehen. Einen Tempus Amicus im Haus zu haben, konnte unter Umständen gefährlich sein. Wer wusste schon, wie er ihre Gefühle manipulieren würde und wie viele Leute versuchen würden, ihn für ihre Zwecke zu gewinnen? Dabei würden sie sicher nicht davor zurückschrecken, die Familie des Jungen anzugreifen. Was hatte er sich da nur ins Haus geholt?!
 

„Hab keine Angst“, sagte Harry plötzlich und sah ihn sanft an. Dabei erinnerte er ihn stark an Lily, wenn sie jemanden aufmuntern wollte. „Dir und deiner Familie wird nichts geschehen. Ich werde morgen nicht mehr wissen, was ich bin, genauso wenig wie ich wissen werde, dass Lily und James noch leben. Ich werde ahnungslos werden, Lucius.“

„Und warum erzählst du mir das?“, fragte er. Es wäre ihm durchaus lieber gewesen, wenn er das nie erfahren hätte.

Harry lächelte als Antwort. „Weil Ariana mir gesagt hat, dass wir dir vertrauen können. Und dass wir dich darum bitten können.“

Wir?
 

„Um... was bitten?“

„Darum, das Geheimnis zu bewahren, bis es an der Zeit ist, sich wieder zu erinnern“, erklärte er geduldig. „Um meine Kräfte voll entwickeln zu können, muss ich alles von mir werfen können, was mich dauerhaft psychisch belasten könnte und das Wissen, ein Tempus Amicus zu sein und dass meine Eltern mich zurückgelassen haben, sind solche Dinge. Ich brauche eine unbeschwerte Kindheit und muss davon fern gehalten werden. Aber gleichzeitig muss ich lernen, was es bedeutet, ich zu sein.“

„Und ich soll dafür sorgen?“, fragte Lucius entsetzt. Wie sollte er das bitte schön anstellen?! Was dachte sich dieser Junge eigentlich? „Wie kommst du darauf, dass ich so etwas könnte?“
 

„Weil Ariana es mir gesagt hat“, erklärte er schlicht und gähnte plötzlich. „Sie vertraut dir und wenn sie dir vertraut, dann tue ich es auch.“ Er schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, dass dem von Lily schmerzhaft glich. „Es tut mir Leid, wenn ich dir Kummer und Ärger bereite, aber ich habe niemanden, den ich sonst darum bitten kann. Ich bin allein und Narcissa ist viel zu freundlich, um sie damit zu belasten.“ Er gähnte wieder und seine Augen fielen langsam zu, während er langsam zurück sank. „Vergib mir bitte.“ Und schon war er tief und fest eingeschlafen.
 

Lucius hockte währenddessen weiter vor ihm und starrte ihn an. Das war der Moment, in dem er ihn nehmen und rausschmeißen sollte. Es würde ihm viel ersparen, vor allen Dingen die Verantwortung, einen Tempus Amicus – ausgerechnet einen Tempus Amicus – großzuziehen. Zwar würde seine Frau es ihm übel nehmen, doch irgendwie würde er sie schon besänftigen können.

Andererseits war es eine große Ehre, so jemanden aufziehen zu dürfen. Die Zeit hatte sicher dafür gesorgt, dass er in ihre Obhut kam, was man ohne Probleme als ein Kompliment verstehen durfte. Darüber hinaus würde der dunkle Lord bei seiner Rückkehr sicher entzückt sein, wenn er erfuhr, dass er – Lucius – für ihn die wichtigsten Verbündeten überhaupt gefunden hatte. Insofern wäre es die Strapazen und die Gefahr durchaus wert.
 

Letztendlich war es aber der Junge selbst, der ihn dazu brachte, ihn hochzuheben und in sein Bett zurückzubringen. Wie er so dalag, so klein, so friedlich, so zerbrechlich, brachte er es einfach nicht über sich, ihn raus zu werfen. Er war doch noch ein Kind. Er konnte doch nichts dafür, dass irgendwelche übernatürlichen Mächte ihn zu einer Schlüsselfigur im Schicksal der Welt gemacht hatten. Er konnte ihn doch nicht für so etwas bestrafen!
 

Aus diesem Grund hielt er ihn fest in seinen Armen, als er an diesem Abend durch die verlassenen Korridore von Malfoy Manor schritt und machte ihn damit unbewusst unwiderruflich zu einem festen Bestandteil seiner Familie. Und zu seinem eigenen Sohn.
 

_______________________________________________

Hach, es war schön, sich wieder einmal in Harrys Kindheit zu begeben. <3

Das war es aber erst einmal mit Harry, ab dem nächsten Kapitel wird wieder Draco das Geschehen dominieren. Mal sehen, ob er seinen Auftrag wird erfüllen können....

Liebste Grüße, Ayako



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Kommentare zu diesem Kapitel (10)

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Von:  Kagomee16
2011-12-21T14:57:06+00:00 21.12.2011 15:57
hach^^
ist das schön^^
ich freue mich das endlich einige sachen erklärt werden^^

immer weiter so^^

lg kagomee16
Von:  mimaja56
2011-12-01T13:23:15+00:00 01.12.2011 14:23
Oh Mann, was für ein Kapitel

ich habe jetzt noch Tränen in den Augen.

Am Anfang hab ich mich so über Draco und Pansy amüsiert, dass ich schon glaubte an Harrys "Logenplatz" zu stehen. Ich hab es genossen wie Draco und Harry wieder so brüderlich miteinander umgehen.

Als dann die Aussprache mit Lucius kam, die ja wirklich mehr als überfällig war ...... und dein Rückblick, dann war es um mich geschehen.

Wenn man davon absieht dass ich ja ein Luciusfan der ersten Stunden bin und immer gehofft habe, dass seine Familie ihm doch wichtiger ist als Voldi ( also ich meine in JKR-Werken) hast du mit diesem Chapter wirklih den Nagel auf den Kopf getroffen .... - ich bin geschmolzen.

Wie gesagt, ein wunderbares Kapitel, dass wieder ein kleines bisschen Licht in das Dunkel gebracht hat..... - wenn du jetzt auch noch dafür sorgst das Draco bei seiner Mission nicht wirkklich in Gefahr gerät, dann bin ich rundum zufrieden und genieße die vorweihnachtlichen Tage.

Dir wünsch ich noch einige weniger streßige Studienwochen und auch ein bisschen Adventsfeeling ;) - übringens die Münchner Christkindlmärkte sind sehenswert, egal welchen Stadtteil du dir aussuchst.

bis bald

mimaja
Von:  ai-lila
2011-12-01T08:56:04+00:00 01.12.2011 09:56
Hi~~

Das Gespräch mit Luc war wirklich mal überfällig.
Und Harry hat nun etwas mehr zu grübeln.

Das war ein klasse Kapi.
Freue mich schon auf das Nächste.
lg deine ai
Von:  sasa56
2011-12-01T01:14:22+00:00 01.12.2011 02:14
super kapitel#
freu mich aufsneue kapitel
lg
sasa56
Von: abgemeldet
2011-11-29T22:06:16+00:00 29.11.2011 23:06
Hey!! Super Story und ein super Chap!:)
Aber war das geplant, dass einige Textstellen ziemlich oft sich wiederholten haben? oô Passte i.wie nicht in den Kontext.
Freu mich schon auf das nächste Kapitel!!!
Ciao
P.L
Von:  Amy-Lee
2011-11-29T21:53:30+00:00 29.11.2011 22:53
Hallo, es war toll.
Pansy?
Wer mag die schon wer die gut findet müsste an akuter Geschmacksverirrung leiden
armer Draco ist mit so einer Frau gestraft was hat er nur schlimmes getan um so eine strafe zu bekommen.
Ich hoffe das Draco nicht´s passiert bei dem Auftrag das wäre für die Familie
Malfoy der Horror.
Es war schön wieder etwas von Harry´s Kindheit zu lesen,
das er es war der es Lucius gesagt hat.
Ich freue mich schon auf´s nächste mal.
Bye
Von:  strify09
2011-11-29T19:34:26+00:00 29.11.2011 20:34
heyhey
das kapi is super spitze
bin auf das neue gespannt und
lg strify
Von:  WhiteAngelNaru
2011-11-29T18:07:15+00:00 29.11.2011 19:07
harry selbst hat es also lucius erzählt, dass hätte ich nicht gedacht
aber ariane hatte recht, harry konnte lucius vertrauen und lucius ist ein großartiger vater

pansy ist ja schlimm, über all nur rosa, hilfe
ich an dracos stelle hätte ihr schon längst gesagt, dass rosa gar nicht geht
ich hoffe nur, dass bei dem auftrag von draco alles gut geht und er überlebt
Von:  kaya17
2011-11-29T17:08:08+00:00 29.11.2011 18:08
Wow ein super Kapitel. Spizte ^^
Das gespräch mit Lucius war wirklich super.
Es hat sozusagen Licht ins Dunkel gebracht.
Da wird er einem ja so richtig sympatisch
Von:  mathi
2011-11-29T00:44:17+00:00 29.11.2011 01:44
Hallo,
das Kapitel war klasse! Ehrlich.
ich mag pansy nicht^^, dass werd ich wohla uch in deiner fanfiction nie tun... keine ahnung wieso^^
aber schön dass scih die brüder so gut verstehen, nur hoffe ich draco schafft diesen auftrag, bzw. er überlebt ihn...
der trip in die vergangenheit von harry war auch sehr interessant. soetwas hätte ich ja selbst nie gedacht^^
ich freu mich schon sehr auf das nächste kapitel
mathi


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