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Arkham Asylum - Madness

Warum lachst du nicht über den Witz?
von

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HQ/ CMA – Patient 0801

HQ
 

Es war schon fast Mittag als ich die Akte von Crane zuschlug und mit einem erleichterten Seufzen in die randvolle Kiste zurücklegte. Endlich hatte ich auch die Akten der beiden anderen durch und konnte mich so nun auf meine Therapie vorbereiten. Dann fiel mein Blick auf das Formular dass ich bereit gelegt hatte. Unschlüssig ob ich es nun durchziehen sollte oder nicht. Aber sonst gab es keine andere Gelegenheit!

„Harley….du wirst bestimmt so was von gefeuert…“, murmelte ich als ich begann das Formular auszufüllen. Ich gab aber keinen präzisen Grund an. Ich hoffte bloss das Dr. Arkham die Dinge wirklich nicht so genau nahm.

Mit dem fertigen Formular und meinem Notizblock (und Stift) war ich unterwegs zu dem Überwachungstrakt. Larry und der eine Wachmann von gestern, der Hilfe geholt hatte waren da. Ansonsten niemand.

„Guten Morgen Larry.“, begrüsste ich ihn und würdige den anderen Wächter keines Blickes. Auch ohne ein Wort steckte ich ihm das Formular hin, damit er unterschrieb. Denn seine Unterschrift brauchte ich als Bezeugung. Und da wir beide so wieso in der gleichen Scheisse stecken würden, falls der Joker plappern würde, unterschrieb er das Formular nur zu gern. Mit dem so gewohnten schrillen Ton glitt die Tür auf, die letzte Nacht einfach offen gestanden hatte. Ich nickte den beiden als Zeichen, dass sie mir folgen sollte zu. Immerhin mussten wir unseren Patienten noch abholen. Da ich nicht vorzubereiten hatte und dies nicht einmal ein offizielles Gespräch werden würde, musste ich auch nicht einfach in einem der Sitzungsräume warten, sondern kam mit. Vor Jokers Zelle, klopfte ich ans Glas.

„Sind sie soweit?“

„Hundertprozentig.“, sagte er und drehte den Kopf zu mir. Er schien sich über mein Erscheinen ja sehr zu freuen. Gut so. So wurde es für mich immer leichter ihn zu therapieren. Da er mich ja offensichtlich duldete. Und falls ich noch Zweifel gehabt hätte, dann wurden die spätestens gestern Abend bei Seite gefegt. Ich wollte mitkommen weil ich erstens keinen Grund sah alleine im Raum zu warten, da es ja auch nicht offiziell war und zweitens stand mal keine Glasscheibe zwischen uns. Gestern Abend war es das erste Mal dass ich ihn leibhaftig ohne Schutz vor mir gehabt hatte, abgesehen von dem kurzen Moment in der Cafeteria. Und ich musste zugeben, dass es anders war. Ich war mir nämlich sicher, dass es noch eine ganze Weile lang dauern würde, bis ich ihn ohne Schutz therapieren durfte. Daher nutzte ich diesen kleinen Umstand heute etwas aus. Es war eigenartig wie er so neben mir herdackelte, so gut es mit den Fesseln eben ging. Sonst lief ich diesen Weg nur mit Kollegen oder Wachen durch. Aber noch nie mit einen der Insassen.

„Warum so neugierig?“, fragte der Joker.

„Das hat nichts mit Neugierde zu tun, Mr. J. Lediglich zur Aufklärung eines Falles.“, antwortete ich ihm im Gehen.

„Ach so, ich bin also ein Fall, hm?“, grinste er mir zu.

Schliesslich gelangten wir zu den Sitzungsräumen, wo wir schon wieder von einander getrennt wurden. Was irgendwie absurd war, da ich eben grade ein paar Minuten neben ihm hergegangen war ohne dass er mich versucht hatte zu erwürgen oder dergleichen. Ich setzte mich also auf den Stuhl gegenüber der Glaswand und zückte meinen Stift. Erst einmal wollte ich ihn mir aber einfach nur ansehen. Ob er sich was zugetragen hatte.

"Wie fühlen sie sich? Sind sie verletzt?“

Sonst musste ich doch noch Charlie Bescheid geben. Nun gut. Morgen würde ich ihm die Geschichte so wieso erzählen.

„Nein. Wie schon gesagt. So was bringt mich nicht zum einknien. Nicht mal ein Schuss aus einer Waffe.“, meinte er und schaute mich grinsend an. Ich beobachtete wie er sein Augenmerk durch den Raum gleiten liess und dann an der Kamera hängen blieb. Also dumm war er auf keinen Fall. Er bemerkte die kleinsten Details. Also entging ihm auch nicht, dass kein Band eingelegt war. Kurz darauf rutschte er näher ans Glas. Hatte er irgendwas ausgeheckt? Würde er die Situation ausnutzen, dass kein Band eingelegt war um seine Regungen einzufangen? Und doch sahen die beiden Wachen, was hier drin vor sich ging, damit nichts Schlimmes passieren konnte. Nur ohne Ton. Es ging sie ja nichts an, was wir hier besprachen. Und ich nahm an, dass besonders Larry nun eher darauf achtete.

„Dann sind sie ein zäher Bursche.“, meinte ich auf seine Erklärung hin. Nun fand ich aber dass ich die Zeit nutzen sollte, eh es zu spät war.

„Wie haben sie Larry dazu bekommen ihre Zelle aufzuschliessen?“, wollte ich als erstes wissen. Hatte er Larry gedroht? Ihn mit irgendetwas aus der Fassung gebracht? Wieso hatte Larry nicht selbst die Initiative ergriffen?

„Ich hab an Glas getrommelt er soll auf machen. Mehr nicht.“

Ich hob eine Augenbraue bei seiner Antwort.

„So so, sie haben also nur ans Glas getrommelt?“

„Ja.“

Wieso befriedigte mich seine Antwort keines Falls? Weil ich es mir nicht vorstellen konnte? Larry hatte einfach so die Tür geöffnet? Ohne Drohung? Irgendwie klang das komisch.

„Gegenfrage: Warum dachtest du, dass ich Larry dazu gedrängt habe? Nur weil ich ein Verbrecher und Mörder bin heisst das noch lange nicht, dass Dickerchen nicht selbst entscheiden kann mich raus zu lassen.“, sprach er und trommelte mit seinen Finger auf dem Tisch herum. Ich legte meine Stirn in Falten.

„Sie wollen mir also weiss machen, dass Larry die Tür einfach so geöffnet hat? Ohne dass sie ihm irgendwas Ausschlaggebendes gesagt haben?“

Ich rückte nun etwas näher ans Glas um ihm in die Augen zu sehen wenn er mir antwortete. Das war meine Version eines Lügendetektors. Augen logen nie! Niemals. Und ich konnte das ziemlich gut erkennen. Er mochte sein Gesicht unter Schminke verstecken können, seine Regungen vertuschen, aber der Ausdruck in seinen Augen konnte er mit keiner Schminke der Welt verfälschen.

„Ja doch! Ich habe gegen das Glas geschlagen, ihn angeschaut und er hat auf gemacht. Das wars! Nicht von wegen Drohung. Was hätte ich ihm den sagen sollen? Ich komme sowieso nicht ohne eine Karte aus dem Raum raus.“, meinte er.

„Oder wolltest du lieber dass ich ihm gedroht hätte seine Frau zu ermorden?“

„Na schön, wie sie meinen. Sie haben also Larry nur gesagt er solle sie frei lassen.“, fasste ich zusammen und erkannte wie leichtgläubig Larry gewesen war. Er hätte grade so gut einfach abhauen können, ohne mir zur Hilfe zu eilen. Ich glaube ich musste auch mal mit dem Wachmann sprechen. Das hätte fatale Folgen auslösen können, wäre Joker nicht anders gestrickt.

„Wieso eilten sie mir zur Hilfe, anstatt das Weite zu suchen?“, wollte ich dann ganz klar von ihm wissen.

„Hätte ich den nicht helfen sollen?“, fragte er und legte seinen Kopf schief.

„Die Tür zum Überwachungstrakt stand offen. Sie hätten bloss einige Knöpfe drücken müssen um die Türen zu öffnen und wäre frei gewesen.“

Wieso an dem Abend die Tür offen stand, war mir jedoch ein Rätsel. Aber es liess mich nichts Gutes ahnen. Wäre Mortensen jetzt nicht tot, würde ich Nachforschungen anstellen um ihn ans Messer zu liefern. Ich konnte mir nur zu gut vorstellen was er den Patienten antun konnte. Angefangen mit einer zu engen Zwangsjacke…..Dem her konnte ich das Ganze nicht einmal bereuen. Vielleicht musste ich an dem Abend einfach lange da bleiben um dem endlich ein Ende zu setzen.

//Mieser Drecksack.//, dachte ich erbost über diesen Wachmann….und bereute auf keinen Fall dass er frühzeitig das Zeitliche gesegnet hatte. Ja…..ich war Joker sogar dankbar. Doch….das durfte ich nicht!

„Nein. Wäre zu einfach gewesen. Du hast bereits alles verändert, Harley. Was sollte ich dagegen schon machen können?“

„Wie habe ich alles verändert? Erklären sie mir das.“, forderte ich und stütze einen Ellenbogen auf dem kleinen Vorsprung der Scheibe ab.

„Wenn du eine Erklärung möchtest, nimm dich an der Nase, Harley!“, sagte er jetzt kalt lachend. Ich wurde mal wieder nicht schlau aus seinen Worten, also hackte ich nach.

„Wie bitte? Das war keine Antwort auf meine Frage. Ich bin aufgetaucht. Ist das alles?“

Was genau hatte ich denn so verändert? Er hatte wieder ein Opfer mehr auf seiner Liste und somit weitere Jahre eingebüsst die er hier absitzen musste. Mochte Mortensen es noch so verdient haben, dazu beigetragen dass er frühzeitig entlassen werden konnte, hatte es nicht.

„Einen Fehler konnte ich in ihrer Theorie jedoch feststellen.“, wollte ich nur mal so nebenbei erwähnen.

„Glauben sie nicht dass ich mich nicht hätte wehren können.“

Ich tat es bloss wegen meines Posten nicht. Aber ich wollte nicht weitere darauf eingehen.

„Weißt du eigentlich warum ich ein Messer benutze?“, fragte er aus heiterem Himmel und rutschte wieder näher ans Glas.

„Weil ich die Emotionen der Menschen so besser....auskosten kann. Es macht mir Freude sie so besser kennen zu lernen. Mortesen...ich hatte zwar kein Messer aber glaub mir. Der Kerl hatte kein Skrupel davor dir eines überzu ziehen. Er hatte sich zwar tapfer geschlagen aber gegen mich hatte er verloren. Weißt du was ich bei ihm gesehen habe? Angst. Blanke Panik. Er war ein Feigling. Warum glaubst du hat er dich ausgesucht? Weil du eine starke Frau bist, aber dich nicht wehrst.“

Meine Augen weiteten sich etwas. Die Erklärung weshalb er ein Messer benutzte, hatte ich bereits in den Akten gelesen. Aber ihn noch nie aussprechen gehört. Und die Art wie er es aussprach, so alltäglich als wäre es wie kochen, jagte mir ganz kurz einen kalten Schauer über den Rücken. Des Weiteren sah ich ihm wieder in die Augen. Hatte er mich grade als stark bezeichnet?

„Dass er Angst und Panik verspürt hatte, war doch nur zu verständlich. Meinen sie nicht?“

Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sich bisher jemand darüber gefreut hatte, dass der leibhaftige Joker vor einem stand.

„Nun, es gibt wirklich kaum jemand der sich darüber freut. Ich frage mich nur wieso?“, sprach er grinsend.

„Dann eben meine nächste Frage. Wenn sie nicht abgehauen sind, wieso haben sie mich dann verschont? Sie hätten mir auch nur den Ausweis abnehmen können. Doch sie warteten dass man sie fasst…..“, begann ich wieder kühl und gefasst. Doch als ich an die flüchtige Berührung dachte, kribbelte es mir in den Fingern und meine Stimme wurde leise aber warm. Ich hatte mich für einen Bruchteil einer Sekunde nicht im Griff.

„Wieso haben sie sich das angetan? Wo sie doch so kurz vor der Freiheit waren.“

„Weil ich dich mag, Harley. Du bist nicht oberflächlich wie jeder Kotzbrocken hier, ausser Charlie. Ich weiss das zu schätzen, auch wenn ich es anders zeige.“

Doch der Rest den er von sich gab, war zum ersten Mal erklärend, ohne nachfragen zu müssen. Er mochte mich also und entschied sich deshalb zu bleiben. Aber was erwartete er davon? Wollte er wirklich geheilt werden? Aber das was er als nächstes sprach bewies grade das Gegenteil. Was also erhoffte er sich dann von mir?

„Die ganze Welt hat ihre Richtlinien und Regeln. Was nützten die wenn man sie nicht mal durchbricht? Regeln sind da um sie zu brechen. Ich hab meine seit Jahren schon gebrochen und es gibt nichts was mich wieder umstimmen würde.“

Er war so widersprüchlich. Aber ich merkte das würde nichts weiter bringen. Also beschloss ich es zu beenden.

Ich lehnte mich also erst wieder nach hinten und stand dann auf. Ich ging zur Tür und sagte Larry dass er ihn nun wieder in seine Zelle bringen konnte.

„Ich mach jetzt Schluss für heute.“, wand ich mich nun wieder an meinen Patienten. Er hatte mir einiges zum Nachdenken aufgehalst. Ich konnte seinen bohrenden Blick auf mir spüren.

„Ich schätze Dienstag, wieder?“, fragte er mich noch eher Larry ihn in die Zelle brachte. Ich verliess den Raum und hinterliess ihn so wie ich gekommen war. Dann schloss ich ab und folgte den drei Männern zurück.

Ich war aber auch zu naiv, nach nur zwei Sitzungen zu glauben, ihn langsam etwas besser verstehen zu können. Er war noch immer derselbe. Und verweigerte nach wie vor die Therapie. Oder wie er es eben nennen mochte. Langsam fragte ich mich ob ich ihn studierte oder er mich. Ich blieb vor seiner Zelle stehen und sah zu wie sie ihn da rein verfrachteten. Genug Gedankengänge hatte er mir bis Dienstag auf alle Fälle gegeben. Doch ich durfte mich davon nicht ablenken lassen. Immerhin hatte ich noch andere Patienten.

Ich nickte Larry dankend zu, als er aus der Zelle kam und die Tür hinter sich wieder fest verriegelte.

„Danke Larry. Das wäre dann alles. Wir sehen uns Montag.“, verabschiedete ich mich schon mal von ihm, oder gab ihm jedenfalls den Wink uns noch ein paar Minuten alleine zu lassen. Er verstand und ging mit dem Feigling von Wachmann zurück in den Überwachungstrakt. Ich blieb vor der Zelle stehen und sah den 1.90 m grossen Mann vor mir an. Bei seiner Frage nickte ich.

„Ja bis Dienstag.“, wiederholte ich etwas leiser. Sah ihn noch etwas ohne ein Wort zu sagen an, eh ich mich dann umdrehte, mir meine Tasche nahm und ging.

Das Wochenende würde wohl nicht grade friedlich an mir vorbei ziehen. Zu vieles worüber ich mir Gedanken machte und mich beschäftigte.

Der einzige Lichtblick, war Charlie, dem ich morgen alles in Ruhe erzählen konnte.
 

Den Rest des Tages fand ich nicht wirklich Ruhe. Dauernd hing ich mit meinen Gedanken dem Mann in Zelle 0801 nach. Ich konnte seine Gedankengänge zum Teil sehr gut verstehen. Und ich verstand auch, dass er dies in die Tat umsetzte. Aber….es war nun mal nicht legal. Das was er umzusetzen versuchte und nicht funktioniert hatte…. wieso war ich die Einzige die, das was er uns klar machen wollte, bevor sie ihn geschnappt hatten, verstand? Ich verstand es nur zu gut. Doch in unserer konservativen Welt - eine Welt die so was nicht verstand - noch nicht weit gehend so entwickelt war, brachte es nichts. Man musste sie immer wieder daran erinnern. Aber wie, ohne dass jemand zu Schaden kam. Bei einer solchen gewichtigen Botschaft….konnte es leider fast keine Opfer geben…..

Abends sass ich in der Badewanne, mit einem Glas Rotwein, vielen Kerzen und mit den Gedanken noch immer bei dem Clownprince of Crime.

Leise säuselte die Musik von dem Radiogerät neben mir und liess mich nur noch tiefer in Gedanken versinken. Ich hatte erst zwei Sitzungen und ein Gespräch mit ihm und schon beschäftigte er mich bereits bis nach Hause…..
 

~*~
 

CMA
 

Samstagabend hatte ich noch mit Dr. Young gesprochen. Sie hatte mir ziemlich verzweifelt eine Nachricht hinterlassen. Nachdem ich einigermassen in Kenntnis gesetzt worden war, konnte ich mir schon denken, dass Harley Fragen hatte.
 

Um die Verabredung einzuhalten hatte ich mich warm angezogen. Ein schwarzer Rollkragenpullover, und eine bequeme Jeans, dazu einen Schal und meinen Mantel. Ich wohnte nicht allzu weitet weg doch der kalte, eisige Wind bereitete mir Mühe. Meine Narbe schmerzte. Ich kam also heilfroh im Café an, wo ich meinen Blick über die Leute schweiften lies. Harley erkannte ich sofort. Auch ohne ihre Brille. Dieses Blond vergass man nicht so schnell. Ich ging also auf sie zu.

„Hallo Harley. Wartest du schon lange?“, fragte ich sie und lächelte. Nun streifte ich mir den Mantel und den Schal ab und hing beides an den Stuhl. Die Kellnerin kam auch gleich. Ich bestellte einen Kaffee.

„Hey~ Nein, ich bin auch erst gekommen.“, zur Begrüssung stand Harley kurz auf und gab mir zwei Wangenküsschen.

„Ich habe gehört dein Patient ist „ausgebückst“.“, sagte ich fast schon lachend. Ich wusste ja, dass dies nicht zum Lachen war, aber sie sah so aus als hätte sie nicht viel Schlaf bekommen, was sie ja schon die ganze Woche nicht hatte.

„Ach hast dus schon gehört? So ein Mist ich wollte dich damit überraschen.“, scherzte sie und grinste.

„Eigentlich hab ich nur grob gehört was passiert ist. Ich würde es gerne aus deiner Sicht hören.“, meinte ich und lächelte.

„Naja ausgebückst kannst du nicht wirklich sagen…..es war eigenartig….ich konnte seither noch weniger schlafen, weil es mich so beschäftigt.“, gestand Harley.

„Wie geht’s dir?“, fragte ich doch aufrichtig besorgt. Die Kellnerin kam mit den Kaffees zurück und schenkte Harley ein nettes Lächeln und mir nicht.

„Mir geht’s gut….ich hab gestern noch gearbeitet...ich hab mit Mr. J noch ein Gespräch unter vier Augen geführt und meinen Job riskiert.“

„Ja, bei ihm weiss man nie was man von ihm denken soll. Er ist schon schwierig.“

Nun tätschelte ich ihre Hand.

„Aber du musst ehrlich mal schlafen, Harley. Es ist nicht gut für dich. Wenn du willst, kann ich dir ein Schlafmittel geben. Dann schläfst du immerhin endlich mal durch.“, sagte ich besorgt. Ich fand das Harley so in Natura und ohne diese Brille und den Kittel viel mehr nach sich selbst aussah. Joker würde es gefallen, das wusste ich.

„Danke lieb von dir, aber ich hab einfach das Gefühl meine Tage haben zu wenig Stunden. Da kann ich leider kein Schlafmittel gebrauchen.“, lehnte Harley seufzend ab und tunkte ihren Keks, den es zum Kaffee gegeben hatte, in das heisse braune Getränk.

„Das ist Arkham, schätze ich mal.“, sagte ich und rührte im meinem Kaffee die Sahne um.

„Deinen Job riskiert? Was hast du ihn denn gefragt?“, wollte ich jetzt doch etwas überrascht wissen. Aber die Krönung kam erst noch. Ich wollte mir gerade einen Schluck meines Kaffes nehmen als sie damit rausrückte.

„Er…..er sagte er mag mich.“, sagte sie und gab damit ihre leichte Verwirrung kund. Vollkommen perplex starrte ich sie an. Vorsichtig setzte ich die Tasse zurück auf den Unterteller.

„DAS hat er dir gesagt? Einfach so?“

Mein Gott! Was war bloss mit ihm los? Mir hatte er das noch nie gesagt. Gut, ich war ja auch keine Frau....aber es wunderte mich doch, dass er so was überhaupt über die Lippen brachte, wo er doch sonst jegliche Wörter die ein Hauch Zuneigung oder Liebe bedeutet verabscheute.

„An dem Abend als das passiert ist….ich dachte er wäre einfach so ausgebrochen oder hätte Larry dazu gezwungen oder bedroht….aber er hat ihn einfach nur darum gebeten. Er hätte verschwinden können. Die Tür stand offen, er hätte sich eine weitere Sicherheitskarte holen können und er wäre frei…..aber das hat er nicht.“, begann sie zu erklären und sah mit gerunzelter Stirn in ihre Kaffeetasse.

„Was? Er hat Larry nicht mal bedroht?!“, sagte ich ungläubig. Das schien mir irgendwie nicht normal. Was dachte er sich denn dabei? Er hätte abhauen können, frei sein. Aber er tat es nicht.

„Er hat Mortensen getötet…..die anderen Wachen verprügelt und mich in Ruhe gelassen.“

Das er wen getötet hatte, war mir klar. Und verprügeln das kannte ich eben so. Das war eben Joker.

„Er…..kam näher. Und starrte mich an. Nicht mit diesem wilden Blick als er Mortensen getötet hat…..und er streifte meine Hand. Dann liess er sich einfach fangen. Einfach so….obwohl seine Freiheit zum Greifen nah war!“

Was? Wie bitte? Er hatte sie angestarrt und berührt? Noch immer schaute ich Harley verwundert an. So was kannte ich nicht von ihm.

„Ich hab ihn gestern dann gefragt wieso er das getan hat….und er antwortete nur damit dass er mich mögen würde….was soll ich denn nun davon halten?“, wand sie sich nun an mich. Dass sie nachgefragt hatte und er ihr gesagt hatte er würde sie mögen war schon echt heftig.

„Ganz ehrlich? Ich habe keinen blassen Schimmer was ihm durch den Kopf geht.“, antwortete ich wahrheitsgemäss.

„So was kenne selbst ich von ihm nicht. Ich wusste das er nie gross über Liebe und solche Dinge plaudert. Aber das verändert alles.“, gestand ich.

„Wie war den die Berührung? Was hat er den genau gemacht?“

Das Joker eine Frau berührte wie Harley war mir nicht fremd. Immerhin war sie hübsch. Und dass er sie mochte lag vielleicht daran, dass sie mit ihm umging wie mit mir.

„Wie die Berührung war? Naja….es war nur ein flüchtiges Handstreifen. Fast schon schüchtern und zurückhaltend. Oder es war purer Zufall. Ich kann es nicht genau sagen.“, erklärte sie weiter und nahm nun einen Schluck aus ihrer Tasse. Aber auf ihre Frage warum er sich fangen liess, wollte mir auch nicht einfallen.

„Ich denke er mag dich deswegen, weil du ihn so siehst wie mich. Du urteilst nicht bevor du seinen Charakter kennst. Du siehst ihn als Mensch. Alle anderen sehen ihn nicht so. Vielleicht ist es genau das was dich ausmacht.“, sprach ich laut meine Gedanken aus.

„Ja, ich weiss ich bin anders als andere Psychologen….Aber was bringt es ihm wenn er mich mag? Ich versteh es nicht.“

„Ich denke weil er dich mag, traut er sich mehr zu. Jetzt da ihr euch kennt wird er wohl seine anderen Seiten aufziehen. Naja...vielleicht deute ich ja die Berührung falsch. Kann gut möglich sein, dass es Zufall war.“, sprach ich zu Harley und nahm ebenfalls einen Schluck meines Getränks. Ich reichte ihr meinen Keks hinüber.

„Aber....wieso hat er sich fangen lassen? Hat er irgendwas dazu gesagt?“

„Nein….er sagte nur so was wie: ich solle mich an die eigene Nase fassen.“

Auch wenn ich mich fragte was mein bester Freund alles für Sachen tat. Eines hatte er vergessen. Ich kannte ihn zu gut. Was Harley alles erzählte, das gerade eben, eine flüchtige Berührung fast schon schüchtern erinnerte mich an seine Frau. Er war schon immer recht schüchtern gewesen als er sie kennen lernen wollte. Das erinnerte mich daran wie er einst versuchte hatte sie zu beeindrucken. Ich lächelte sanft.

„Das sagt schon vieles, Harley.“, sagte ich nun mit fester Stimme.

„Aber was bringt ihm das, meinetwegen noch hier zu bleiben? Was genau erhofft er sich…?“

„Vielleicht heisst es das: „Wegen dir sitze ich noch hier drin.“ So viel ich das jetzt noch besser deuten kann. Er bleibt wegen dir hier. Dass er sich hat fangen lassen, um dich wohl nicht in Schwierigkeiten zu bringen. Er wird einen anderen Weg finden auszubrechen. Sein Hirn hat bestimmt schon einen Plan ausgereift. Auch wenn er nicht der Typ für Pläne ist.“, erklärte ich Harley weiter.

„Joker kann ich extrem schlecht einschätzen, auch wenn ich ihn schon länger kenne.“, gestand ich.

„Er hat mich gefragt ob ich froh wäre das Mortensen tot ist…..und weisst du was…?….das war ich….“

„Dass du dich über Mortensens Tot freust ist ja wohl verständlich. Der Kerl hatte keinen Anstand. Ich hatte viele Patienten die sich über ihn beschwert haben. Er neigte dazu die Patienten zu „bestrafen“. Oft mit Schlägen und anderen Dingen. Bei Joker konnte er wohl mehr als Gebrauch von der Zwangsjacke nicht machen.“

Ich konnte sehen wie verwirrt Harley war und beschloss das Thema zu wechseln.

„Gut, kommen wir zu einem anderen Thema.“, versuchte ich die Stimmung etwas zu heben.

„Was hast du heute noch so vor?“, fragte ich einfach mal so. Ich hatte heute schon die Wäsche gemacht, meine Berichte durch gelesen und mein Training gemacht. Was machte Harley sonst so an einem freien Tag?

„Ach nicht mehr viel. Wahrscheinlich einfach entspannen. Ich werd wohl noch etwas trainieren. Ich mach, wenn’s mir die Zeit erlaubt viel Gymnastik.“, gestand sie. Ich leere meine Tasse Kaffee.

„Das du trainierst, sieht man dir an.“, gestand ich und war überrascht zu hören das ich mit meiner Vermutung vom ersten Moment an richtig gelegen hatte.

„Ich kann mich verbiegen wie ne Brezel.“, lachte sie nun und leerte ihre Kaffeetasse.

„Mir kommt es einfach vor das ich dich nur arbeiten sehe. Ich mach mir wirklich langsam Sorgen um dich.“, gestand ich schliesslich. Harley war ein besonderer Mensch und auf so jemand musste man Acht geben. Vielleicht klang es komisch, aber ich sah in ihr eine Schwester. Schliesslich hatte ich keine mehr. Wahrscheinlich weckte sie gerade einfach mein Bruderinstinkt.

„Ach brauchst du nicht. Ich bin ein grosses Mädchen, ich pass schon auf mich auf.“, winkte Harley ab.

„Wie steht’s eigentlich mit dir? Hast du Geschwister? Einen Freund? Was machen deine Eltern?“

Dazu war ich bis jetzt nie gekommen. Ich erzählte pausenlos etwas über mich oder über Joker aber von ihr wusste ich beinahe nichts.

„Ich hab eine Schwester, sie lebt noch bei meinen Eltern. Aber….seit ich in Arkham angefangen habe, wollen sie nichts mehr von mir wissen. Einen Freund? Ich? Du sagtest eben selbst, dass du mich nur arbeiten siehst. Ich habe gar keine Zeit für einen Freund.“, meinte sie nun amüsiert. Mein Lachen verschwand als ich das von ihrer Familie hörte.

„Oh, das tut mir Leid. Das muss schwer für dich gewesen sein oder ist noch immer schwer für dich. Ich meine, du siehst deine Familie nicht mehr.“, sagte ich traurig. Sowas zu hören war schlimm. Ich war in einer normalen Familie aufgewachsen, hatte ein Schwester, die mich zwar immer ärgerte aber im Grunde immer lieb hatte. Einen Vater der eine wahnsinns Kariere in der Medizin hatte und eine Mutter, liebevoll und geduldig wie keine andere. Doch das zählte alles nicht mehr. Meine Schwester war tot. Meine Eltern waren weggezogen seitdem und verboten mir sie jemals wieder zu besuchen oder anzurufen. Er war schliesslich mein bester Freund. Trotzdem....das einzige was ich hin und wieder von ihnen zu hören bekam, war wenn ein Feiertag anstand. Weihnachten oder Geburtstage. Gewöhnlich bekam ich dann eine Karte, aber mehr war da nicht mehr. Der Schmerz des Verrates und der Tod meiner Schwester war meinen Eltern offenbar zu viel.

„Bitte entschuldige, wenn ich gedacht hatte das du einen Freund hast! Du bist ja sooo abgrundtief hässlich.“, scherzte ich, worauf hin Harleys Lächeln auch wieder zurück kam. Wir plauderten noch eine Weile bis es Zeit wurde wieder getrennte Wege zu gehen. Schliesslich sahen wir uns Morgen schon wieder.



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