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Arkham Asylum - Madness

Warum lachst du nicht über den Witz?
von

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Mr. J/ CMA – Geschäftsbeziehungen

Mr. J
 

Die Woche verging weiterhin ruhig. Ich hatte Recht behalten. Die Cafeteria war gestrichen. Ich durfte also weiterhin meine Zelle nicht verlassen. Langsam erdrückte sie mich. Aber es war besser als sich ständig mit den anderen anzulegen. Mein geschundenes Auge hatte inzwischen die Farbe gewechselt. Es war bereits violett und jetzt ins braune gewechselt. Hauptsache es verheilte. Am Tag der Sitzung durfte ich wieder Duschen. Dieses Mal gestattete mir Larry etwas länger das Wasser laufen zu lassen. Ich rieb meine Arme etwas da die Zwangsjacke langsam abfärbte. Ich fragte mich sowieso wie lange ich die noch tragen musste. Kaum war ich aus der Dusche gekommen, hatte frische Kleider an, zwängten sie mich wieder in die Jacke. Sie wussten ja nicht wie schlimm das für mich war. Aber ich ertrug es weil ich gleich Harley wieder sehen würde. Das war das Einzige worauf ich mich freuen konnte.

Ich wurde also den Flur herunter geschleift. Fast zeitglich konnte ich Harley und die Ecke laufen sehen. Ich reckte meinen Hals etwas um sie genauer sehen zu können, aber die Kerle schubsten mich weiter. Sie öffneten mir die Tür und brachten mich in den gesicherten Raum. Fast schon brutal setzten sie mich auf den Stuhl. Ich wartete also ungeduldig bis die Tür gegenüber auf ging. Als ich Harley im Türrahmen stehen sah und sie gleich kehrt machte, dachte ich schon es wäre wegen mir. Ich schaute weg. Ich dachte sie wäre stärker. Doch dann öffnete sich die Tür hinter mir. Toll, jetzt brachten sie mich sicher wieder zurück. Aber ich war im Irrtum.

Prompt fing einer der Wächter an, mir Fussfesseln anzulegen. Ich hatte doch gar nichts gemacht! Doch dann öffneten sie mir die Jacke. Ich schloss die Augen. Es war ein gutes Gefühl wieder volle Kontrolle über meinen Körper zu haben. Ich öffnete die Augen gleich wieder als ich die Handschellen fühlte. Immerhin keine Jacke mehr. Ich leckte mir über die Lippen und tätschelte mit meinem Mund. Ich konnte ein zufriedener Gesichtsausdruck auf Harleys Gesicht erkennen, als sie wieder herein kam.

„Danke Larry.“, meinte sie nun zufrieden und setzte sich auf ihren Platz.

„Guten Morgen Mister J.“, begrüsste sie mich.

„Guten Morgen, Harley.“, sagte ich jetzt etwas fröhlicher gestimmt. Mein nasses Haar hing halbwegs im Gesicht.

„Dr. Harleen Quinzel, Freitag der 15. November. Session zwei. Patient 0801 Mr. Joker.“

„Wie fühlen sie sich?“, wollte Harley dann aus gesundheitlichen Gründen wissen. Ich liess sie erst mal ihren Text schwafeln ehr ich auf ihre Frage wiederwillig antwortete.

„Hm...besser. Wenn auch nicht gänzlich.“, meinte ich und schenkte ihr kurz ein kleines schräges Lächeln.

„Schön.“, meinte sie leicht lächelnd auf meine Antwort.

„Und dir? Du siehst nicht aus als hättest du viel Schlaf bekommen.“, grinste ich und deutete auf ihre dunklen Augenringe. Einen Moment lang sah Harley überrascht aus.

„Viel zu tun.“, erklärte sie knapp, nahm sich kurz die Brille von der Nase um sich die Augen zu reiben. Eh sie sich die Brille dann wieder aufsetzte und unser Gespräch fortführte.

„Lassen sie sich schnell von anderen provozieren, Mister J?“, wollte meine Therapeutin dann langsam wissen. Ich hob meine Augenbrauen. Tat ich das?

„Eigentlich nicht.“, meinte ich locker. Ganz überzeugt sah sie jedoch nicht aus.

„Lassen sie sich doch einfach nicht auf diese kindischen Äusserungen anderer ein.“

„Wieso fragst du? Machst du dir etwa Sorgen?“, fragte ich gleich ohne Schamgefühl und grinste breit.

„Ich frage bloss um zukünftige Situationen wie die in der Cafeteria zu verhindern.“

„Das liegt wohl nicht in deiner Macht.“, meinte ich knapp.

„Doch sollte es aber.“, meinte sie.

„Immerhin bin ich für meine Patienten verantwortlich. Mag sein dass hier ein anderer Wind weht, aber nicht so lange ich hier bin.“

Ich lehnte mich im Stuhl zurück, streifte mein Haar aus dem Gesicht und leckte mir erneut über die Lippen. Es wunderte mich das sie nicht weiter in meiner Vergangenheit bohrte, wie es alle anderen stehts versucht hatten. Würde ich ihr eine Antwort geben wenn sie mich private Dinge fragte? Je nach dem was sie wissen wollte. Aber da sie womöglich gar nicht danach fragen wollte, war es mir auch recht. Ich fragte mich wie wohl ihre Vergangenheit und Geschichte aussah.

„Weißt du was, Harley. Mich wundert es, dass du keinen Freund hast. So eine Frau wie du hätte doch locker einen jungen Spund aufreissen können. Oder stehest du etwa auf ältere Männer?“, fragte ich mit einem schmutzigen Grinsen.

„Woher wollen sie wissen ob ich keinen Freund habe?“, meinte Harley, verschränkte ihre Arme vor der Brust und hob eine Augenbraue.

„Wieso fragst du dann nach wenn du einen Freund hast?“

Ha! Erwischt!

„Was hat mein Beziehungsstatus mit unserer Sitzung zu tun, Mister J?“, wollte sie dann wissen und zog ihre Augenbrauen herausfordernd nach oben.

„Och, Harley. Du fällst darauf rein. Es war eine Fangfrage. Da du nachgefragt hast kannst du unmöglich einen Freund haben. Schliesslich hast du keine Zeit für einen. Du musst schliesslich hart arbeiten. Demzufolge hast du akuten Schlafmangel weil es steht’s spät wird bist du dein Büro verlässt.“, erzählte ich meine Schlussfolgerung.

„Von dem her also Single.“

„Wie lange ist das mit ihrer Frau her?“, wollte Harley wissen. Offenbar um sich wegen meiner Beziehungsfrage zur rächen.

„Zwei Jahre. Eine lange Zeit ohne einen Funken, wie nennt man das?“

Ich tat so als müsste ich überlegen.

„Ah, ja! Liebe! Und unter uns gesagt, ist Liebe nicht immer für eine Beziehung nötig. Das sieht man bei unserer.“

„Wie bitte?“, fragte sie nach.

„Mister J. Es gibt verschiedene Arten von Beziehungen. Die unsere kann man wohl kaum in dieselbe Schublade stecken, wie mit denen die etwas mit Liebe oder sei es eben sexueller Spass zu tun hat.“, antwortete Harley professionell. Ich stützte meine Arme ab und rutschte noch näher ans Glas. Ja, für mich war sie ein offenes Buch. Doch vieles konnte ich aus ihrem Gesicht noch nicht lesen. Das würde sich noch zeigen wenn ich es geschickt anstellte.

„Das Beste an einer Beziehung ist es sie zu zerstören. Wärst du in einer Beziehung würde ich sie sabotieren. Ausserdem scheine ich dir gar nicht mehr aus dem Kopf zu gehen. So oft hast du dir sicher das Band von der letzten Sitzung angehört, nur um meine Stimme zu lauschen.“, sagte ich und rutschte auf dem Stuhl etwas nach vorne um näher an die Scheibe zu kommen.

„Wieso würden sie meine Beziehung sabotieren, wenn ich eine hätte?“

„Das interessiert dich, hm?“, stichelte ich grinsend.

„Sicher interessiert es mich. Oder hätten sie lieber eine Therapeutin, die sich absolut nicht für sie interessiert und nur dauernd die Standartfragen stellt?“, warf sie zurück und schlug ihre Beine übereinander. Bei ihrer Antwort verzog ich kurz das Gesicht. Ich hasste Therapeuten. Es war schon ein Wunder, dass ich sie erduldete.

„Für mich ist es nur ein Spass. Wie jeder andere auch.“

Das stimmte natürlich nicht. Ich wollte sie für mich haben. Der Gedanke, dass ein Anderer sie in die Arme nehmen konnte, so oft er wollte und ich hier drin sass und nicht mal ohne Glasscheibe mit ihr reden durfte.....das machte mich wahnsinnig! Egal wie man es auffassen wollte. Harley war mein Spielzeug. Und vielleicht schon mehr. So eine Frau war mir noch nie begegnet. Hätte ich sie auf der Strasse gesehen, hätte ich sie wohl übersehen. Aber so nicht.

„Sie reissen Beziehungen zweier sich liebende Menschen aus Spass auseinander?“, wiederholte sie meine Worte.

„Genau.“, bestätigte ich ihre Frage.

„Ganz besonders von den Menschen, die glauben ihre Beziehung würde ewig halten.“, damit deutete ich auf solche Paare hin, die eine Hochzeit in Betracht zogen.

„Du scheinst schon Erfahrungen gesammelt zu haben, Harley. Beziehungen bedeutet Schmerz. Aber diese hier. Das ist eine besondere Beziehung. Eine wofür sich der Schmerz möglicherweise lohen könnte. Wenn du nicht vollkommen abblocken würdest.“, sagte ich dieses Mal ehrlich und rutschte zurück.

Ich gab es zu. Ich mochte sie und ich fand so eine Frau sollte nicht alleine sein.

„Wer hat nicht bereits Schmerz in einer Beziehung erlebt?“, fragte Harley eher sarkastisch als, als eine ernst gemeinte Frage.

„Sie scheinen unsere Beziehung doch etwas zu weit zu interpretieren Mister J. Definieren sie mir doch bitte mal ihre Interpretation von Liebe.“

Ich seufzte tief und verdrehte die Augen, bevor ich auf ihre Frage antwortete.

„Eine Verbindung zwischen Menschen. Die Stärkste Bindung die es gibt. Ob sie nun erwidert wird oder nicht. Liebe kann vieles sein. Ob sie nun für ein Tier, ein Familienmitglied oder ein völlig fremden Menschen bedingt ist, das Gefühl bleibt meist dasselbe. Ich gebe zu das auch viel körperliches Verlangen dahinter steckt. Aber das solltest wohl du ebenso wissen wie ich.“, sagte ich und wurde komplett ernst. Zu stark war die Erinnerung an ein glückliches Zusammensein mit meiner Frau. Vor zwei Jahren hätte ich mir nie erträumen lassen das ich heute hier sitzen würde. Alles hatte sich verändert. Mein Leben, meine Ansichten und mein Wesen. Alles. Ich war ein gebrochener Mann. Nichts verabscheute ich mehr als die Liebe. Und dennoch sehnte ich mich nach ihr. Nach der Liebe einer Frau, die mich nahm wie ich eben nun mal war. Mit all meinen schlechten Angewohnheiten, meinen verrückten Spielchen und meinen Narben.

„Seit wann verspüren sie das Verlangen Leute zu entzweien? Seit dem Tod ihrer Frau?“, schlussfolgerte sie.

„Lange davor schon.“, sagte ich wahrheitsgemäss wenn auch mit einem finsteren Tonlage. Das die Sitzung bald endete merkte ich daran wie nervös meine Füsse begannen zu wippen. Ich wollte sie vertreten.

„Wie denkst du den über unsere Beziehung, Harley?“, gab ich als Rückfrage. Es war nur fair das sie auch meine Frage beantwortete, da ich schliesslich auch ihre beantwortet hatte.

„Unsere Beziehung ist zwar intim und persönlich, aber hat nichts mit Gefühlen wie Liebe zu tun.“, begann Harley sachlich zu definieren.

„Sie ist vielleicht gar leicht freundschaftlich aber sie ist immer noch rein geschäftlich.“

„Eine Geschäftsbeziehung?“, fragte ich fast schon wieder grinsend. Warum kümmerte es mich überhaupt wie sie darüber dachte? Vielleicht weil ich sie eben manipulieren wollte um raus zu kommen. Aber ich schätze es würde noch eine ganze Weile dauern bis ich wieder richtiges Tageslicht sehen würde. Als es bei ihr an der Tür klopfte und wenige Minuten später Larry auf meiner Seite des Glases auftauchte, wurde ihr und mir klar dass unsere Sitzung beendet war. Die Zeit verflog immer wie der Wind.

„Scheint wohl Zeit zu sein, Doc.“, sagte ich grinsend.

„Wir sehen uns Dienstag, Mister J.“, informierte sie mich noch. Larry packte mich am Arm, zog mich auf die Füsse und schleifte mich zur Tür. Dass sie mich gleich zur Zelle zurück bringen war mir klar, nicht aber das Charlie dort auf mich warten würde. Vielleicht auch weil er sich erkundigen wollte wie es meinem Auge ging oder weil er wusste, dass Harley dort durch laufen würde für zum Mittagessen.
 

~*~
 

CMA
 

Ich hatte den ganzen Morgen eifrig zu tun. Den Riddler musste ich jetzt jeden Tag behandeln. Auch Scarcrow war noch immer in meinem Tagesplan fest integriert. Doch ehr ich zur Cafeteria gehen wollte, wartete ich bei Jokers Zelle um mir sein Auge anzusehen. Ja, ich war etwas wütend auf ihn. Er hatte damit angefangen. Wegen ihm war meine Tarnung aufgeflogen. Aber ewig wütend auf ihn zu sein brachte mir nichts. Als er dann gebracht wurde schaute ich ihn mir kurz an und war erleichtert, dass sein Auge keine Schäden mit sich getragen hatte. Ich schaute noch eine Weile zu bis Harley mich ansprach. Ich schenkte ihr ein lächeln.

„Guten Tag Charlie.“, begrüsste sie mich.

„Guten Tag, Harley.“

Ich schaute sie an. Es war einfach heute nicht mein Tag. Ich war praktisch nie schlecht gelaunt, aber wenn ich es war, dann ziemlich arg.

„Alles in Ordnung?“, fragte Harley kurz.

Ihre Sorge um mich war sehr berührend. Statt einen Antwort schenkte ich ihr ein weiteres Lächeln. Joker musste ja nicht gleich wissen, dass ich noch etwas hatte was mir Sorgen machte. Ganz besonders was das Thema anging.

„Wie ist es dieses Mal gelaufen? Immernoch keine Ausraster?“

„Ich denke das besprechen wir nachher.“

Dass sie nicht gleich auf meine Frage antwortete, war bestimmt weil er eben zuhörte. Immer mehr hatte ich Respekt vor Harley. Sie machte das alles ohne zu nörgeln. Sehr bewundernswert.

Als sie mich dann doch am Arm in die Cafeteria schleifte und wir uns zusammensetzten, seufzte ich kurz. Ich dachte mir schon das sie nachhacken würde. Ich schaute sie einen Moment an, rückte dann aber auch etwas näher.

„Charlie…..verheimlichst du mir noch etwas was euch beide…verbindet?“, fragte sie nun mit gedämpfter Stimme.

„Ich hab auch schon getötet....nur dass es auf sein Konto gezogen wurde. Weshalb ich noch frei bin.“, sagte ich im Flüsterton.

„Aber...ich mache mir ernsthaft Sorgen darum dass die Herren Doktoren mich bereits in Verdacht haben.“, sagte ich jetzt doch etwas nervös. Mein Blick huschte zum Ärztetisch. Etwas müde nahm ich kurz ihre Hand.

„Ausserdem habe ich naja....Liebeskummer.“, gestand ich. Ich sprach praktisch nie darüber, genau wie Joker, deshalb kam es mir so seltsam vor ihr das zu eröffnen.

„Aber erzähl, wie geht’s dir?“

Ehrliche Sorge spiegelte sich in meinem Gesicht wieder.

„Mir?“, fragte sie kurz blinzelnd nach.

„Ich bin ziemlich ausgelaugt. Mister J ist schon ein hartes Pflaster. Nächste Woche hab ich Crane und Ivy noch dazu. Ich weiss nicht was ich noch mit den 10 anderen Patienten machen soll. Ich bekomme das nicht mehr alles unter einen Hut. Ich halte die 3 extremen Persönlichkeiten für dringender. Aber ich bin noch zu frisch hier als dass ich mich bei Dr. Arkham beschweren könnte. Also muss ich eben Überstunden machen. Was das andere betrifft….gehen wir etwas früher aus der Pause und reden in meinem Büro darüber, ja?“, bot sie an. Ich nickte zustimmend.

„Siehst du auf dem Auge noch etwas?“, fragte Harley jetzt vorsichtig und beugte sich noch etwas vor um irgendeine Verletzung im Auge erkennen zu können oder eine trübe Linse. Die Narbe schlängelte sich fein und sauber über das Augenlid. Im grellen Licht der Cafeteria schien sie einen rötlichen Hautton angenommen zu haben, als wäre sie noch ganz frisch. Ich rutschte nach dem sie mein Gesicht genauer angeschaut hatte zurück. Vielleicht mochte es von Aussen aussehen als wären wir zusammen oder sehr dicke Freunde. Aber Harley war einfach nicht mein Typ.

Ich warf dem Doktorentisch einen Blick zu. Es war mir egal. Wäre Harley nicht hier, sässe ich eh alleine. Bevor ich antwortete nahm ich einen kräftigen Schluck von meinem Kaffee.

„Ich sehe noch darauf aber nicht viel. Zum Beispiel wie ein Katze. Ich kann manche Farben nicht mehr wahrnehmen, jedenfalls auf dem Auge nicht. Aber ich hab mich daran gewöhnt.“, gestand ich ihr und hatte alle Mühe meinen Blick aufrecht zu erhalten. Ich hatte immer das Gefühl, dass man mich deswegen vielleicht nicht mehr gleich sah. Obwohl....was wäre schlimmer? Dass ich getötet hatte oder das ich auf einem Auge nicht mehr gleich sehen konnte.

„Verstehe.“, gab sie auf meine Erklärung meines Auges hin von sich. Um das Thema abzuschliessen, kam ich auf ihre Arbeit und die ihr fehlende Zeit zu sprechen.

„Ich kann dir doch die anderen Patienten abnehmen. Natürlich bin ich kein Psychologe aber ich könnte es versuchen. Schliesslich bin ich Arzt und auch in der Kategorie lernt man mit Tod oder anderwertigen Gefühlen klar zu kommen.“, bot ich an.

„Lieb von dir, aber leider geht das nicht so einfach.“, lehnte Harley dankend ab. Wir assen beide heute nichts. Unser Mittagessen bestand aus Kaffee.

„Wollen wir dann….?“, fragte sie als wir unser flüssiges Mittag zu uns genommen hatten. Also verliessen wir beide die Cafeteria.
 

In Harley Büro angekommen, schloss sie sicherheitshalber ab und setzte sich an den Schreibtisch.

„So. Viel besser. Entschuldige ich konnte nicht genauer nachfragen.“, erklärte sie mir.

„Erst einmal….du sagtest du hast getötet. Wie? Hast du jemanden mit blossen Händen getötet oder war es so zu sagen ein Unfall? Oder Notwehr? Geschah es in voller Absicht?“

Dass sie neugierig war hatte ich schon bemerkt, aber dass gleich ein Feuerwerk an Fragen kam, damit hatte ich nicht gerechnet. Ich musste kurz lachen. Sie hatte wirklich ein grosses Interesse an Joker. Vielleicht war es schon fast zu gross. Aber ich nahm es ihr nicht übel. Natürlich war das Thema sehr ernst, aber dass sie gleich solche Fragen hatte, war ich mir nicht gewohnt.

„Ich habe getötet weil es sein musste. Und zum Teil war es auch aus Dummheit der Person selbst. Ich habe nicht sehr oft getötet. Du kannst dir vielleicht denken, dass Joker das so locker wegsteckt....aber ich kann jedes Mal erneut ihre Gesichter sehen, wenn ich einschlafe.“, fing ich an und schloss kurz die Augen.

„Das erste Mal geschah es als ich und Joker auf dem Weg waren der Polizei zu entkommen. Ich hatte eine Pistole von ihm in die Hand gedrückt bekommen. Er benutzt ja lieber das Messer. Der Polizist bekam mich zu fassen. Ich hatte aus Versehen den Abzug betätigt. Er war ein Familienvater. Noch so jung. Und ich hatte sein Leben beendet.“

Einen Moment lang war ich still. Dann fuhr ich fort.

„Das zweite Mal war ich einfach sauer. Der Kassierer im Supermarkt hatte mich bedrängt. Da sprang Joker auf seinen Rücken und hielt ihm die Nase zu. Und weil er nicht aufgehört hat zu schreien habe ich ihm den Mund zugehalten. Erstickt.“

Auch hier hielt ich kurz inne.

„Beim dritten Mal....Uns ist ein Teenager gefolgt. Er hatte versucht sich bei uns einzuschleichen. Joker hatte das wahnsinnig gemacht. Er hat mir gesagt ich solle ihn wegschicken. Ich hab es versucht aber der Junge hatte ein Messer bei sich. Kaum hatte er versucht mich zu erstechen, habe ich mich gewehrt. Mit einem Handgriff habe ich sein Genick gebrochen.“

Ich biss mir auf die Lippen und schaute Harley mit leicht wässrigen Augen an.

„Seit dem...habe ich hin und wieder getötet. Es fiel mir jedes Mal leichter. Aber meine Opfer...ich kann sie nicht vergessen.“

Harley lauschte schweigend bis ich geendet hatte.

„Macht dir……das Töten auch Spass?“, wollte sie wissen. Ich lächelte trocken. Meine Stimme zitterte leicht.

„Nein, macht es nicht.“, sagte ich ernst. Ich schluckte hart und setzte mich erst mal auf den Sessel, den sie mir auch angeboten hatte.

„Wie hast du Joker kennen gelernt?“, fragte Harley etwas unsicher.

„Ich kenne ich schon lange. Aber nachdem er sich die zweite Narbe verpasst hat, da habe ich ihm im Krankenhaus gefunden. Das war seine Geburtsstunde…Die Geburtsstunde von Joker. Seitdem war er nicht mehr derselbe Mensch.“

„Was ist im Krankenhaus passiert? Wie kamt ihr auf die Idee da hin zu gehen? Hat….er dich gezwungen in die Bande einzusteigen?“

„Seine Frau hatte ihn kurz nachdem er sich geschnitten hatte verlassen. Reiss aus. Sie ertrug ihn nicht mehr. Sie hatte die Polizei gerufen und die hatten ihn in das nächste Krankenhaus gebracht, in dem ich gearbeitet hatte. Ich hatte an dem Abend Nachtschicht. Und als ich von einer der Schwestern gehört hatte, dass er da war, bin ich sofort zu ihm geeilt. Er war ausser sich. Noch nie hatte ich ihn dermassen schrecklich vorgefunden. Völlig durch den Wind. Ich wusste schon immer, dass er sensibel war. Auch schon damals als ich ihn kennen gelernt hatte. Aber wir haben uns schon immer gut verstanden. Irgendetwas ist an dem Abend in ihm gestorben. Als wäre die erste Narbe und seine missratene Kindheit nicht schon schlimm genug. Wie dem auch sei. Ich hatte versucht ihn zu verarzten, aber er liess mich nicht. Meine Krankenschwestern hatte er eine nach dem anderen an die Wand geknallt. Doch als ich ihn endlich so weit hatte, als er den Anschein hatte wieder ruhig zu sein und ich seine Wund vernäht hatte, schnappte er sich die Schere mit der ich den Faden zugeschnitten hatte und ritze sie mir über das Auge. Ich konnte nicht mehr sehen, geblutet hatte es auch aber ich hatte so getan als wäre nichts gewesen. Joker liess die Schere fallen. Ich hatte etliche Stunden damit verbracht ihn zu beruhigen. Erst als es morgen war und ich meine Wunde verarztet hatte, konnte er wieder nach Hause. Ich besuchte ihn eine Woche später. Er meinte ich hätte ihm das Leben gerettet.“, erzählte ich weiter und lächelte kurz.

„Aber ich wusste das er nicht mehr er selbst war. Wochen später begann er meine Freunde zu suchen und sie zu töten. Bis er mich und meine Schwester besuchte. Ja, seine Frau war meine Schwester. Ich war ohnmächtig als er sie getötet hat. Er stellte mich von die Wahl. Leben oder Sterben. Ich entschied mich für das Leben. Nicht weil ich daran hing, sondern weil ich ihn nicht alleine lassen wollte. Ich weiss das er Hilfe braucht und auch wenn ich getötet habe, ich bin mir sicher dass in ihm irgendwo noch der Mensch steckt, den ich kenne. Und deshalb blieb ich an seiner Seite. Er könnte mir noch 10 Mal die Nase brechen, ich würde bleiben. Schliesslich bin ich sein einziger Freund. Der Freund, auf den er sich verlassen kann.“, beendete ich meine Erinnerung. Ich seufzte kurz. Das war das erste Mal, dass ich es jemandem so genau erzählte. Stets hatte ich es für mich behalten.

Ich schaute zu Harley und lächelte sanft. Sie weinte. Ich wusste nicht ob es meinetwegen war oder weil Joker eben doch noch ein Mensch war und sie der Ansicht war, dass er nur eine gequälte Seele war. Aber es war in Ordnung. Harley tupfte sich mit dem Ärmel ihres Kittels die Tränen weg.

„Oh…ich….ah….tut…tut mir leid.“, entschuldigte sie sich sofort und versuchte ihre verräterischen Salztropfen aus ihrem Gesicht zu entfernen.

„Ist schon gut. Du brauchst dich deswegen nicht zu schämen. Ich weiss wie sich das alles anhört.“, gestand ich und versuchte ehrlich zu lächeln. Mir fiel es immer noch recht schwer meine Schwester zu erwähnen, aber ich brauchte es ja auch nicht mehr. Joker sprach auch nie von ihr. Ich bezweifelte, dass er an sie dachte. Nur dass er sie „meine Frau“ nannte. Aber ihren Namen sprach er auch nie aus.

„Was ist mit Batman? Weiss er von dir?“

Um die Stimmung umzuschwänken wechselte Harley das Thema auch gleich, als ich auf die Frage wegen Batman nicht antwortete.

„Du hattest erwähnt du wärst verliebt.“

Augenblicklich wurde ich rot.

„Wer ist die Glückliche?“

„Du kennst sie. Und du hast uns auch schon zusammen gesehen.“, sprach ich weiter und wurde gleich ein Stück röter im Gesicht.

„Nur sie weiss es nicht.“, stellte ich gerade fest. Natürlich durfte es nicht sein!

„Oh je...ich fass es nicht das ich das jetzt sage...es ist deine Patientin. In Zelle 4003.“, sagte ich und kniff die Augen zusammen. Mir war es natürlich peinlich. Ich der Arzt verknallt in die Botanikerin Ivy.

„Oh Charlie!“, musste sie nun doch leise kichern.

„Du treibst dich auch wirklich nur mit den bösen Jungs und Mädchen rum.“

Harley lehnte sich etwas vor und tätschelte mir das Knie.

„Du hast es wirklich nicht einfach.“, meinte sie.

„Leider kann ich dir dazu nicht viel sagen. Ausser, dass es sehr riskant ist und dich wohl nur verletzen wird.“

Ich wusste ja das es nicht meine beste Wahl war. Aber man konnte sich nicht aussuchen in wen man sich verliebte.

„Es sei denn du willst dir auch eine der Zellen aussuchen.“

Ich konnte ein kleines Lachen nicht zurück halten.

„Ich weiss. Es sollte nun mal nicht anders sein. Aber anscheinend ziehe ich Unglück magisch an. Du solltest also aufpassen.“, sagte ich scherzend. Das Harley mich anhörte, mich aufmunterte und nicht einmal urteilte war eine Wohltat.

„Wir sollten langsam wieder an die Arbeit…..Was machst du am Wochenende? Wollen wir uns zum Kaffee treffen oder so?“, schlug sie vor.

„Sonntag?“

Ich nickte auf ihre Worte hin.

„Sicher. Sonntag klingt gut. Du hast ja meine Nummer?“, fragte ich sicherheitshalber nach. Nun stand ich auf und schritt zur Tür. Bevor ich sie aufschloss um zu gehen, drehte ich mich noch mal zu ihr um.

„Was Batman angeht. Ich glaube Momentan hat er noch einiges zu verdauen. Aber es würde mich nicht wundern wenn er doch mal rein schauen würde. Von mir weiss er allerdings nichts. Ich hatte ja eine Maske getragen. Das Einzige was ihn interessieren dürfte, ob Joker schon aufgegeben hat.“, gestand ich ihr und wünschte Harley noch einen ruhigen Tag. Es freute mich, dass sie sich sogar an einem freien Tag mit mir treffen wollte. Natürlich war es wohl aus Interesse an die Verbindung mit Joker. Aber sie war auch eine sehr gute Freundin und genau das schätzte ich an ihr besonders.



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