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Abschied eines Waldgeistes.

Mido auf Reisen!
von

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Büchertürme

Als ich aufwachte, fand ich mich nicht zwischen einigen hunderttausenden Büchern wieder die drohten umzukippen, und mich unter sich zu begraben. Im Gegensatz zu der Begebenheit, die sich in meinem Traum ereignete. Es war noch tiefe Nacht, als ich die Augen öffnete und Gwen auf mir erblickt hatte. Ich hatte Mühe, sie von mir hinunter zu schieben und zuzudecken (was ich auch nur tat, damit sie nicht krank wurde, denn ich hatte keine Lust ihre Arbeit zu übernehmen), bevor ich das Bett verließ und erst einmal durchatmen musste. Was hatten die nur alle mit ihren Büchern? Ich konnte den Aufruhr nicht ganz nachvollziehen, denn ein paar Buchstaben auf Pergament waren nicht das, was ich als anregend bezeichnen würde.

Ich blickte an mir hinab.

Ja, jetzt stand ich hier, und nun? Schlafen konnte ich nicht mehr. Diese verdammten Bücher hatten mich aufgeweckt, dabei hatte ich mit diesen doch gar nichts zu schaffen. Etwas aufgekratzt biss ich mir mehrere Male auf die Unterlippe und ging ein paar Schritte auf und ab, spürte das Holz unter meinen Füßen nachgeben und versuchte mich zu fangen, war immer noch aufgebracht über die Träume, die ich hatte. Zuerst war alles so schön gewesen. Ich war im Wald, an dem Ort wo ich herkam, bin mit Salia durch die Verlorenen Wälder gegangen und dann…

Ich hatte Salia selbst im Traum nicht vor Augen gehabt. Sie war wie eine Lichtgestalt gewesen, die nicht mit mir redete, sondern nur anwesend war, meine Hand berührte, manchmal meinen Arm oder meine Schulter, und schwieg. Dennoch wusste ich, dass ich ihr zu folgen hatte. Und dann brachte sie mich nach Kakariko, jedoch ohne durch die Steppe zu eilen. Wir waren einfach da. Sie verschwand und stattdessen war Gwen an meiner Seite, mit welcher ich zugleich im Wohnzimmer saß zwischen mannshohen Bücherstapeln. Sie nahm eines an sich und drückte es mir in die Hand, redete in fremden Zungen auf mich ein und wollte, dass ich las. Dann brach alles über uns zusammen.

Ich war aufgewacht und sie lag auf mir.

Egal, wie oft ich versuchte gedanklich nachzuvollziehen, was passiert war, ich konnte es nicht verstehen. Stattdessen fühlte es sich an, als würde ich mich vom eigentlichen Ereignis entfernen. Ich schluckte schwer, blickte zum Bett, auf dem Gwen unverändert lag.
 

Sie durfte es nie erfahren!

Niemand hier durfte davon erfahren!

Sonst würde wirklich alles über mir zusammenbrechen. Was würde man nur von mir denken?

Sie würden sagen „Das ist doch dieser Kleine, der nicht…“ – Ich konnte den Gedanken nicht einmal zu Ende führen. Ich musste etwas unternehmen. Es juckte mir in den Fingern, mich auf den Sattel des Hengstes zu schwingen, die Zügel an mich zu nehmen, und zu fliehen. Aber das konnte ich nicht. Sie hatten mir so sehr geholfen. Doch was sollte ich stattdessen tun?

Nervös wischte ich mir den kalten Schweiß von der Stirn.

Vielleicht würde es gar nicht auffallen.

Ich setzte mich zurück auf das Bett, starrte erst auf meine Knie und fühlte mich, als hätte mich ein Monster gefressen und daraufhin wieder ausgespuckt; dann kroch ich zurück unter die Decke. Es war schon das, wovor ich damals Angst hatte. Aus eigener Faulheit hatte ich mich in diesen Mist hineingeritten und bemitleidete mich jetzt dafür, es selber Schuld zu sein. Himmel, war ich erbärmlich. Ich starrte an die Decke, bevor ich ein unruhiges Nesteln auf der anderen Seite des Bettes vernahm. Gwen zog die Bettdecke höher ins Gesicht, wohl im Halbschlaf. Hatte ich sie geweckt? Sie erzitterte und zog die Nase hoch. Na super. Jetzt war sie krank und ich war es Schuld, weil ich sie nicht gewärmt hatte! Wäre ich doch bloß liegen geblieben! Wahrscheinlich durfte ich mir etwas anhören, sobald sie aufwachte. Dann holte ich meine Pflicht als Bettwärmer lieber nach. Vorsichtig zog ich sie in meine Arme und verzog das Gesicht. Mädchen waren fürchterlich anstrengend.

„Was soll das…? Lass mich los, du ekliger, blöder…“, brummte die Kleine und stemmte sich mit lächerlicher Kraft gegen meine Arme, bevor sie weiterschlief.

„Jaja, du mich auch.“, erwiderte ich leise und seufzte.

Noch immer war ich zu aufgekratzt um weiter zu schlafen, also würde ich wohl warten müssen, bis es Zeit zum Aufstehen war. Allerdings hatte Gwen auch erwähnt, dass Wochenende war, und wir ausschlafen konnten. Warum immer dann, wenn ich Albträume hatte? Für mich gab es also kein Ausschlafen. Etwas erbost über mich selbst schloss ich meine Augen. Ja, dann musste ich mich halt zwingen! Doch ehe die Müdigkeit auch nur einen Blick auf mich werfen konnte, hörte ich eine nicht ganz so unbekannte Stimme sagen: „Nein, ich meins ernst. Lass mich wirklich los.“.

Nach einem Zögern blickte ich zu Gwen, die mich mit einem ebenfalls nicht ganz so unbekannten Blick ansah, der wohl sagen wollte, dass ich gleich ein paar Zähne ärmer war, wenn ich nicht von ihr ablassen würde. In jenem Moment löste ich meine Arme von ihr und zog die Brauen hoch.

„Ich dachte, du schläfst.“

„Ja, und ich dachte, du würdest mich nicht antatschen.“

„Dann haben wir beide falsch gedacht?“, fragte ich und versuchte dabei möglichst charmant zu klingen, was allerdings in die andere Richtung losging, sodass sie sich von mir löste und ans andere Ende des Bettes robbte, wobei sie mir die ganze Bettdecke stahl.

„Ich wollte nur nicht, dass du krank wirst.“, beschwerte ich mich leise und hoffte, damit nicht wirklich einen Streit vom Zaun zu brechen, was ich im Nachhinein auch nicht tat. Sie sah über die Schulter zu mir und runzelte die Stirn.

„Und das soll ich dir glauben?“

Etwas ratlos sah ich sie an, ohne ihr wirklich antworten zu können.

„… Warum bist du eigentlich wach?“, fragte sie mich schließlich, woraufhin sie sich wieder zu mir drehte und mir etwas Bettdecke abgab. So musste ich wieder näher zu ihr rutschen. Ob ich ihr wirklich erzählen konnte, dass ich schlecht geträumt hatte? Dann würde sie mich sicherlich für ein Weichei halten. Etwas geistesabwesend blickte ich sie an, während ich abwog, dann entschied ich mich dafür es ihr zu sagen.

„Schlecht geträumt…“

„Achso… Wovon denn?“

Kam selten vor, dass sich jemand für meine Albträume interessierte! Wobei ich auch sonst niemandem von solchen Träumen erzählt hatte… Aber das war sicherlich nicht die erste Nacht, in der mich Albträume vom Schlafen abhielten. Besonders schlimm war es die Zeit um Links Verschwinden herum gewesen, doch die unterschieden sich vollkommen von meinen normalen Träumen.

„Bin mir nicht sicher, ob du das wissen solltest.“, erklärte ich ihr.

„Wieso denn nicht?“

Weil sie ein seelenfressendes Mädchen war, das mich zu jeder Gelegenheit so sehr demütigte, dass ich mir wünschte, im Boden zu versinken? Darum vielleicht? Oder nur, weil sie sich ständig über mich amüsierte und darüber, dass ich anders war? Vielleicht auch einfach, weil sie ein herzloses kleines Monster war? Eine von diesen Möglichkeiten würde es schon sein!

„… Verstehe schon… Wir kennen uns noch nicht lange genug.“, sagte sie, ohne dass ich antworten konnte. „Mach mich das nächste Mal aber nicht wach, bitte.“

Ich nickte und beobachtete, wie sie die Augen schloss und die Decke bis über die Nase zog, die Beine wieder an den Körper anzog und zu mir gewendet einschlief. Diesmal aber wirklich.
 

Irgendwie beneidete ich sie ja schon.

Allein schon, wie sie lebte.

Sie wurde nie verletzt oder verscheucht. Sie hatte ein paar wunderbare Eltern und musste sich nicht darum Gedanken machen, wo sie den nächsten Tag verbringen würde. Ich würde gerne genau so leben können. Gwen war unglaublich stark und ich kam mir neben ihr unglaublich schwach und dumm vor. Sie war zwei Jahre jünger als ich und dennoch so klug, dass ich mich manchmal fragte, woher sie so viel wusste.

So ein Leben hätte ich auch gerne.

Ich wäre kein bauernschlauer Vollidiot, der sich bei seinen einzigen Freunden unbeliebt machte und schließlich seine Gemeinde verlassen musste, weil er nicht dazugehörte. Weil er ungeliebt war, wenn man es ehrlich sagen wollte. Wenn ich es mir ehrlich vorhalten wollte. Ja, wenn ich das denn wollte, war ich nicht einmal bauernschlau. Ich war einfach nur ein Vollidiot und das in jeder Hinsicht. Aber zumindest war ich einsichtig genug, um nicht noch ein Mistkerl zu sein. Aber immerhin noch Mistkerl genug, um meine beste Freundin dazu zu bringen, mich zu hassen.

Ich musste abstoßend sein.

Aber ich konnte doch nicht mein ganzes Leben lang darauf sitzen bleiben, ein abstoßender Vollidiot zu sein. Ich musste doch irgendetwas daran ändern können! Vielleicht würde es zu aller erst einmal helfen, die Wahrheit zu sagen.

Auch, wenn sie weh tat.

Und wenn Gwen mich dafür demütigen würde.

Im Endeffekt war ich es doch selber Schuld.

Doch sollte ich sie jetzt dafür wecken? Nur um ihr einen Grund zu geben, sich noch mehr über mich lustig zu machen? Ich schenkte ihr einen nachdenklichen Seitenblick. Wenn sie so klug war, dann würde sie doch erkennen, dass es gemein wäre, sich über mich lustig zu machen, wenn ich mit einer wirklich wichtigen Angelegenheit ihre Aufmerksamkeit suchte. Und es war mir doch wichtig. Ich wollte doch etwas ändern.

Ich spürte wie meine Augen schwerer wurden.

Vielleicht morgen?

Wenn ich es morgen täte, würde ich es vergessen. Es aufschieben, so wie jedes Mal und mich wieder davor drücken. Mich davor drücken, mir selber zu zeigen, dass ich im Endeffekt doch nichts konnte und zu dämlich war, das zu tun, was Andere taten. Dass ich irgendwie zurückgeblieben war als Person.

Als Halbperson.

So, wie ich Link immer so schön genannt hatte, wenn ich über ihn sprach. Die Halbperson ohne Fee. Kein Hylianer und kein Kokiri. Und doch hatte er so viel mehr als ich. Vielleicht konnte ich auch so eine gute Halbperson werden? Nur ohne das plötzliche Verschwinden? Nein, so durfte ich gar nicht erst denken.

Ich musste einer von ihnen werden. Ein Hylianer. Bis man mich nicht mehr wieder erkannte als Kokiri. Alles was sie hatten musste komplett auf mich übergehen und schließlich musste ich eins mit ihnen werden. Vielleicht würde dieses ätzende Gefühl dann verschwinden. Wertlosigkeit.
 

Ich legte eine Hand an Gwens Schulter.

Sollte ich es riskieren und mich ändern? Es wäre doch nur ein weiterer Fortschritt. Es wäre nichts Schlechtes. Nur ein weiterer Schritt in die richtige Richtung. Wenn sich schon alles änderte, warum dann nicht auch ich? Mit einem tiefen Atemzug nahm ich allen Mut zusammen, fasste in den warmen Stoff, umklammerte ihre sanfte Schulter und schüttelte sie leicht. Nach nur ein paar Augenblicken sah ich in das tiefgrüne Augenpaar, das mich schläfrig anblickte.

„Was ist denn jetzt schon wieder?“

Die Stimme des Mädchens füllte den Raum aus und gab mir Kraft, mich dazu zu überwinden, ein weiteres Mal in so kurzer Zeit um Hilfe zu bitten. Sie gab mir Kraft, über meinen Stolz hinweg zu sehen. Ich wollte so sein, wie sie es mir vorlebte! Zumindest in diesem Aspekt!

Ich triumphierte über den Kloß in meiner Kehle.

Alles sollte besser werden!

„Bitte bring mir bei, wie man liest und schreibt.“
 

Gwen blickte mich an, als wäre ich von allen guten Geistern verlassen und zog die Brauen hoch, immer noch schläfrig. Nur zögerlich löste sie meine Hand von ihrer Schulter und vergrub ihren Kopf im Kissen. Nun, zumindest scheiterte es nicht an mir.

„Wie kann man das nur nicht können?“, hörte ich sie leicht gedämpft brummen. Sie legte die Arme um das Kissen und drückte es an sich, gähnte hinein und führte weiter für mich unverständliche Dinge aus. Nicht, weil ich zu dumm war, um zu begreifen, sondern weil ihre Stimme immer leiser wurde.

Ich fasste ihre Schulter erneut, schüttelte sie.

„Das ist superwichtig!“, beteuerte ich. Sie knurrte auf, hob ihren Kopf aus dem Kissen und sah mich erzürnt an. Wahrscheinlich hätte ich sie nicht dermaßen nerven sollen.

„Morgen.“, vertröstete sie mich, bevor sie ihren Schädel wieder im Kissen versenkte.

Schwach und nun doch müde ließ ich mich in das Kissen zurückfallen.

Dann morgen.
 

Der Wind flaute ab. Der Regen prasselte nicht mehr gegen das Gemäuer. Und schließlich nahm auch die Kälte ab.

Ich war mir sicher, nun endlich etwas Gutes getan zu haben.

Und vielleicht – aber auch nur vielleicht – würde es endlich wieder bergauf gehen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  ViGaMi
2014-11-09T17:09:18+00:00 09.11.2014 18:09
Och Mido, die arme Gwenni ist doch auch müde... *Gwen leicht über die Haare streich* *Gwenn wacht auf und knallt mir eine lass mich Pennen!!!* sorry *an der Nase reib*
Von:  -Ciel_Phantomhive-
2011-10-14T11:57:14+00:00 14.10.2011 13:57
Wieder einmal ein super Kappi. <3
Ich liebe einfach Gwen und Mido zusammen. Voll schön *__*
Noch dazu bin ich gespannt, wie sich Mido beim Lesen und Schreiben macht ;)
Nur werd ich erstmal nicht weiter lesen können für ne woche!! >x<
Kannste in meinem Webbi lesen.
Nun ja wie gesagt freue mich dennoch wenn es weiter geht! <3

Lg. deine -Ciel_Phantomhive-
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