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Tempora Nova

von

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Mein Verlobter, Hoffnung

Kaum hatte ich die Bibel geschlossen, hörte ich bereits Rasiels Schritte die Treppe nach oben kommen.

Hätte dieser Idiot nicht wenigstens klopfen können?! Fast schon hektisch verstaute ich das kleine Buch in meiner Tasche, schnappte mir ein anderes und schlug irgendeine Seite in der Mitte auf, sodass es keinen Verdacht schöpfte. Ich tat, als wäre ich so sehr in das Geschrieben vertieft, dass ich Rasiels Schritte nicht bemerkt hatte und drehte mich letztendlich erst um, als er mir leicht auf die Schulter tippte.

„Ihr lest junge Lady. Das zeugt von Ehrgeiz und hoher Intelligenz!“ Er schenkte mir ein strahlendes Lächeln, bei dem sich mir fast der Magen umdrehte, bei dem tiefen Hass, den ich für ihn empfand – dennoch erwiderte ich, immerhin sollten die Engel auch weiterhin denken, dass ich auf ihrer Seite stünde.

„Ja, ich habe ein wenig in den Büchern gestöbert.“, meinte ich nur und klappte das Buch zusammen, um es zurück in den Schrank zu legen.

„Es sind einige sehr interessante Werke dabei. Doch nun ist leider keine Zeit mehr, my Lady. Wir müssen schnellstmöglich los zur Konferenz. Der Herr selbst wird anwesend sein und es bekommt ihm nicht, wenn man unpünktlich ist.“ Er reichte mir seine Hand und ich ergriff sie um besser aufstehen zu können. Auch wenn dieses Kleid wohl mit Abstand noch das praktischste war, hatte ich dennoch sehr eingeschränkte Bewegungsfreiheit darin.

Gott würde also zur Konferenz erscheinen. Davon hatte man mir zuvor gar nichts erzählt. Hatte die Sache um Ciel also wirklich eine solche Wichtigkeit, dass sogar der Herr selbst mitmischte, anstatt einen Boten zu schicken?! Langsam verstand ich die Welt nicht mehr. Das war doch alles sowas von Schwachsinnig!

Rasiel geleitete mich hinaus, wo bereits eine kleine Kutsche wartete, nur die Pferde fehlten. An sich war es eine wundervolle Kutsche aus filigran geschliffenem Holz mit weißen Polstersitzen und goldenen Verzierungen. Sie war nicht einmal überdacht – was angesichts der Tatsache, dass wir uns im Himmel befanden wohl auch nicht nötig war. Wenn ich all das hier oben nicht so sehr hassen würde, hätte mir die Kutsche sicherlich gut gefallen…

„Darf ich bitten, my Lady?“, meinte Rasiel schließlich und half mir in die Kutsche um sich kurz darauf zu mir nach hinten zu setzten. Wie erwartet fuhr sie auch ohne Pferde, dennoch irritierte es mich einen Moment lang. Normal was das alles hier sicherlich nicht, also musste ich mich erst daran gewöhnen.

„Da wir nun zur Konferenz fahren sollte ich Euch unter Umständen davon berichten, wie ihr Euch zu verhalten habt, immerhin ist es Eure erste Konferenz – und dann gleich auch noch eine, bei der Gott persönlich anwesend ist!“ Sein Enthusiasmus ging mir tierisch auf die Nerven! Wie konnte man allein davon so glücklich sein, das Gott anwesend war?! Das war doch alles nicht zu fassen…

Diese Engel hatten definitiv einen an der Klatsche, wenn sie alle so waren wie Rasiel. Und so wie es aussah würde ich sein Gerede noch ertragen müssen, bis wir angekommen waren.

„Also, zunächst einmal müsst Ihr Euch verbeugen und einen Schwur leisten, wenn Ihr den Raum betretet, das wird nicht besonders schwer, also macht Euch darüber erst einmal keine Sorgen. Und wenn der Herr dann eintritt, dann erhebt Ihr Euch und beteuert ihm Euren Glauben und Eure Loyalität. Wie gesagt, sorgt Euch um das alles nicht, es wird nicht so schwer sein.“

Aha. Das war doch wirklich… Am besten nicht weiter darüber nachdenken und einfach die Landschaft betrachten, sonst würde dieser Engel sicherlich nicht mehr bei der Konferenz ankommen.

Meine Gedanken wanderten ohnehin immer wieder zu Ciel. Ich konnte kaum an etwas anderes denken. Ich vermisste ihn so schrecklich! Und ich wollte ihm unbedingt helfen. Nicht nur ihm sondern auch Sebastian…

Natürlich war ich eifersüchtig, aber ich liebte Ciel und ich wollte dass er glücklich ist, und wenn Sebastian nun einmal derjenige war, der ihn glücklich machte, dann wollte ich mich nicht dazwischen stellen. Und abgesehen davon war es sinnlos, sich noch weiter Hoffnungen zu machen. Wahrscheinlich würde Ciel irgendwann in die Hölle gehen und ich würde ihn entweder gar nicht mehr oder nur noch furchtbar selten sehen. Das konnte nichts überdauern.

Ich seufzte ein wenig, nur ganz leise und versuchte mich auf das wesentliche zu konzentrieren. Ich musste dafür sorgen, dass ich alles über diese Engel erfuhr – am besten auch noch, wie man sie so schnell wie möglich töten konnte!

Ich wusste ja bereits, dass man sie mit den Waffen eines Shinigami umlegen konnte, doch das war wohl mit Abstand der unwahrscheinlichste Fall, der eintreten könnte. Es musste doch noch irgendetwas anderes geben!

„Ihr wirkt so nachdenklich, stimmt etwas nicht?“ Ich erschrak beinahe, als Rasiel plötzlich wieder zu mir sprach.

„Nein, es ist nichts. Ich bin nur ein kleines bisschen nervös. Aber ich denke, das ist ja auch ganz normal, schließlich habe ich gleich die Ehre, vor den Herrn zu treten!“ Meine Güte, dass er mir das alles glaubte, fand ich doch fast schon belustigend und so schaffte ich es auch viel leichter, mein falsches Grinsen aufzusetzen.

Rasiel hingegen sagte nichts weiter und nickte nur mit verständnisvollem Ausdruck. Anscheinend war er selbst wirklich aufgeregt. Wie erbärmlich…

Es dauerte nur noch einige Minuten, bis wir an einem wie in Gold getaucht wirkendem Saal ankamen, vor dem die Kutsche letztendlich anhielt. Leuchtend hell glänzten die Flächen, die von der Sonne beschienen wurden und gaben einem das Gefühl, man würde das Augenlicht durch zu langes betrachten verlieren.

Ich stieg aus und schließlich stieg auch meine Nervosität. Wenn die Engel herausfanden, was ich vorhatte, würde ich sicherlich sterben… Oder Fallen. Ich hoffte inständig auf das Zweite, sollte dieser Fall eintreffen.

Langsam ging ich mit Rasiel zusammen die vielen Stufen hinauf und durch die große, protzig wirkende Eingangstür, die uns bereits von innen geöffnet wurde, hinein. Auch innen war der Raum äußerst kirchlich gestaltet. An den Wänden waren unzählige Bilder von Gott und irgendwelchen Heiligen, deren Gesichter ich nicht kannte.

Einen Raum weiter befand sich, nach einem schier unendlich langen Gang, endlich der Konferenzraum, in dem ein großer Marmortisch mittig aufgestellt war. Unzählige Stühle waren in gleichmäßigen Abständen um ihn herum aufgestellt und einige Engel saßen bereits. Unter anderem war dort ein Gesicht, das mir irgendwie vertraut vorkam…

Ein Mann mit langen roten Haaren in einem komplett weißen Anzug saß allein am Tisch. Er trug eine rote Brille und seine Augen erstrahlten in einem leuchtenden grün. Er sah zu mir auf und zwinkerte mir zu, als er mich in den Raum kommen sah. Irgendetwas an ihm, ich wusste selbst nicht genau, was es war, faszinierte mich an ihm, sodass ich mich dazu entschied, mich zu ihm zu setzten.

Ohne zu fragen folgte mir Rasiel schob mir den Stuhl zurecht, als ich mich setzten wollte und setzte sich selbst direkt neben mich.

„Ah die junge Lady Elizabeth.“, begann der rothaarige Mann mit einem leicht schauspielerisch wirkenden Unterton in der Stimme.

„Man erwartet großes von Euch, was die Sache mit Ciel Phantomhive betrifft.“ Er sprach nur sehr leise, doch scheinbar hatte es Rasiel dennoch mitbekommen, weshalb er sich in das Gespräch mit einmischte.

„Ja da habt Ihr wohl sehr richtig gehört. Und wer seid Ihr, wenn ich fragen darf?“

Rasiel schien misstrauisch, also musste es auch einen Grund dafür geben. Anscheinend hatte ich diesen Mann wirklich schon einmal irgendwo gesehen, nur wollte mir nicht mehr einfallen, wo das gewesen war!

Nur eins wusste ich mit Sicherheit: Der rothaarige Mann war kein Engel, das konnte ich garantieren. Nicht so wie er sprach. Ganz sicher nicht. War er gekommen, um mich von hier wegzuholen?

„Ihr müsst Rasiel sein, nicht wahr? Auch von Euch hört man nur großartiges! Ich bin neu in der Garnison, mein Name ist Grell.“

Grell… Oh mein Gott! Grell Sutcliff! Er war der Butler meiner Tante Ann gewesen! Seine Haare hatten anderes ausgesehen und er hatte eine andere Brille getragen, doch er war es zweifellos! Das Gesicht war dasselbe! War er etwa auch ein Dämon? Nein, das konnte nicht sein, sonst hätten ihn die Engel doch schon längst enttarnt. Demnach ging ich davon aus, dass er ein Shinigami war! Ein Shinigami, das war wundervoll~ Er würde uns retten!

Ich sah zu Rasiel, doch der schien keinen weiteren Verdacht zu schöpfen, nachdem Grell ihn bereits gelobt hatte. Was war er doch für ein arroganter Vollidiot.

Ich hingegen hatte nun endlich Hoffnung, dass sich all dies vielleicht doch wieder zum Guten wenden würde. Irgendwie würden wir Ciel und Sebastian retten!

Kaum hatte ich meinen Gedanken zu Ende gebracht wurde eine andere Tür geöffnet und ein strahlend helles Licht erfüllte den Raum…



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Pentragon
2012-05-23T10:38:45+00:00 23.05.2012 12:38
Mit Grell habe ich nun überhaupt nicht gerechnet. Generell ist es mal etwas völlig absonderliches, ihn sich in in weißen Sachen vorzustellen (aber ich wette er sieht klasse darin aus).
Lizzys Gedanken wirken nun um einiges harscher. Da sie jedoch einiges durchgemacht hat und keine Gesellschaft sie wegen solcher Gedanken rügen kann, kann ich mir durchaus vorstellen das sich ihr Unmut in einer härten Wortwahl äußert.
Und zumindest nach außen hin gibt sie sich ja so wie immer.


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