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Tempora Nova

von

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Mein Herr, verlorene Erinnerungen (Teil 1)

Hey Leute!

Diesmal musste ich das Kapitel unterteilen, es wäre sonst viel zu lang geworden... Ich hoffe ihr verzeiht mit den Cliffhanger und viel Spaß beim lesen :D
 

_____
 

„Okay Undertaker, was müssen wir tun?“

„Einfach nur stillhalten!“

Kaum hatte der Shinigami seinen Satz beendet, spürte ich auch schon einen stechenden Schmerz in meiner Brust. Hatte er mich gerade wirklich mit seiner Death Scythe getötet?! Wozu war das hier bitte schön gut?

Ich konnte meinen Herrn hören, wie er meinen Namen schrie, doch ich selbst hatte bereits keine Kraft mehr, mich noch länger auf den Beinen zu halten geschweige denn, irgendetwas zu erwidern. Mit einem wohl sehr erbärmlich klingenden Laut sackte ich zusammen und fiel hart auf den Steinboden des Bestattungsunternehmens…

Für einen Moment spürte ich noch einen festen Griff, der mich an den Schultern packte, ob es nun Undertaker oder mein Herr war, konnte ich bereits nicht mehr sagen, denn das war der Moment, in dem um mich herum alles schwarz wurde.

Dennoch starb ich nicht. Langsam dämmerte es mir, was hier gerade passierte. Undertaker erneuerte meine Erinnerungen, in dem er mir meinen ursprünglichen Cinematic Record vorspielte. Das war auf eine gewisse Art und Weise genial, allerdings nahm ich mir fest vor, diesem Shinigami trotzdem eine Tracht Prügel zu verpassen. Immerhin war ich wohl inzwischen wieder mehr Teufel als Butler und er hätte mich abgesehen davon wenigstens vorwarnen können.

In der Dunkelheit, die sich um mich geschlossen hatte, begann sich nun endlich wieder Licht auszubreiten, der Nebel von welchem ich umgeben war, wurde immer heller, bis es schließlich wie eine zähflüssige, graue Masse wirkte, in der sich nach und nach Formen und Farben ausbildeten. Irgendwie war ich gespannt, was mich erwarten würde, schließlich würde ich ja meinen wahren Erinnerungen beraubt.

Doch was ich schließlich sah, gefiel mir bei weitem nicht so gut, wie ich erwartet hatte. Ich erinnerte mich schließlich an meine Kindheit, auch meine Jugend hatte ich noch gut im Gedächtnis, aber das war eine Sequenz, die nicht für meine Augen bestimmt war. Es war meine Beerdigung.

Warum zeigte Undertaker mir diese Szene? Hatte es wirklich einen Sinn, mir so etwas anzutun? Wenn er meine Geschichte doch kannte, dann wusste er Bescheid, dann wusste er über mein Leben als Mensch und er wusste über Simon…

Und genau er war es, den ich als erstes wahrnahm. Ich befand mich auf einem kleinen Friedhof, den Namen des Dorfes wo sich dieser befand hatte ich schon vor Jahrhunderten vergessen, dennoch kannte ich jeden Zentimeter, den ich hier sah. Und ich erkannte Simon.

Er war neunzehn Jahre alt gewesen, als ich starb. Genauso alt wie ich.

Ich kam einige Schritte näher, flüsterte leise immer wieder sein Namen, doch er konnte mich nicht hören. Es half nichts, egal was ich tat, ich würde nichts verändern können, niemand konnte mich hören. Ich konnte lediglich beobachten und es war Folter für mich!

Bereits jetzt spürte ich, wie mir Tränen die Wange hinunter liefen, es war fast zu viel für mich. Einem Dämon das zu zeigen, was er verloren hat und nie wieder bekommen würde, etwas das vor mehr als einem Jahrtausend geschehen war… Warum konnte Undertaker das nicht einfach auslassen? War es wirklich so wichtig, dass ich Simon an meinem Grab stehen und weinen sah? War das wirklich unbedingt nötig?!

Langsam lief ich vor Simon, sodass ich sein Gesicht betrachten konnte und es kam mir vor, als sei es erst gestern gewesen, dass ich ihn gesehen hatte. Ich kannte sein Züge in und auswendig, jeden Zentimeter, seine porzellanweiße Haut und die blauen Augen…

Er war der Grund gewesen, warum ich überhaupt Interesse an Ciel gefunden hatte. Der junge Herr sah ihm so verdammt ähnlich, dass es schien als seien sie ein und dieselbe Person.

Ich schämte mich allein für diesen Gedanken. Es war ein Jahrtausend her, dass ich Simon das letzte mal gesehen hatte, abgesehen davon hatte ich nun Ciel, den ich abgöttisch liebte, und dennoch machte mir sein Anblick so zu schaffen. Das durfte doch nicht wahr sein!

Betrachtend setzte ich mich schließlich in das leicht nasse Gras vor meinem Grab, auf welchem die Erde noch hochgetürmt war und die Blumen noch frisch, versuchte fast verzweifelt eine Gelegenheit zu bekommen, noch ein einziges Mal in Simons Augen zu sehen, jedoch vergeblich.

„Sebastian…“, hörte ich ihn leise wimmern und es zerriss mich förmlich innerlich, sah dann, wie er auf die Knie viel und hemmungslos vor meinem Grab weinte und seine bitteren Tränen auf der noch feuchten Erde vergoss.

So hatte ich ihn niemals erlebt, und das obwohl wir fast zehn Jahre zusammen gewesen waren. Ich hatte ihn noch niemals weinen sehen und ich hätte alles dafür gegeben, diesen Anblick nicht ertragen zu müssen. Früher hatte er immer so stark gewirkt, egal was man mit ihm gemacht hatte, er hatte es weggesteckt und verarbeitet, kaum ein Tag später keinen Gedanken mehr daran verschwendet, und nun war ich gezwungen, ihn so zu sehen.

Und das schlimmste daran war, dass es meine Schuld war. Mein Tod war es, den er nicht verkraftet hatte. Hätte ich doch verdammt nochmal besser aufgepasst! Hätte ich nur einmal auf den Pater gehört, wäre ich an diesem Abend nicht ermordet worden! Doch ich war gegangen und hatte mit meinem Leben dafür bezahlt…

„Ich will das nicht mehr sehen müssen!“ Ich schrie, doch es war niemand da, der mich hören konnte, so blieb mir nichts anderes übrig, als einfach zu warten, bis alles vorbei war. So wie ich Undetaker kannte, würde er mir vorerst nur die Schlüsselszenen zeigen, damit ich verstand was geschehen war, also durfte es sehr schnell vorbei sein…

„Gott bitte… Wenn du da oben bist, dann mach Sebastian zu einem Engel. Ich bitte dich, ich will nicht, dass er leiden muss.“

Das war also der Grund. Das war der Grund, warum ich ein Engel wurde? Weil Simon darum gebeten hatte? Ich verstand noch nicht, also hörte ich weiter zu, auch wenn mir der Rest nicht besonders gefiel…

„Ich…Ich habe immer gebetet, auch wenn ich mit Sebastian zusammen war, ich war immer gläubig! Gott verzeihe uns dafür. Bitte, lass ihn in den Himmel. Ich bitte dich, er soll nicht noch mehr leiden müssen…“

Simon… ach Simon… Ich weinte inzwischen fast so heftig wie er und ich konnte mich nicht mehr beherrschen. Auch wenn ich viel gelitten hatte und mein Tod zumindest zum Teil eine Erlösung gewesen war, fühlte ich mich miserabel. Ich hatte ihn allein gelassen! Ich hätte für ihn da sein müssen, wir hätten zusammen weggehen sollen, wir…

Ich konnte meine Gedanken kaum zu Ende führen, da löste sich die ganze Szenerie in dem grauen Nebel auf und bildete neue Personen, neue Farben, eine neue Umgebung. Doch diesmal kam sie mir weitaus weniger bekannt vor.

Es war erdrückend hell und weiß, alles war akkurat und sauber. Wer wollte in so einer Umgebung leben? Durch die neuen Eindrücke schaffte ich es wenigstens, mich wieder zu beruhigen, obwohl durch das alles die Sache mit Simon wieder hochgekommen war.

Wenigstens eine gute Sache hatte das Ganze allerdings. Ich hatte mir in diesem Moment geschworen, dass es Ciel besser gehen würde. Ich würde ihm alles ermöglichen, nur um ihn sein schlimmes Schicksal vergessen zu lassen. Und wer weiß, vielleicht könnten wir endlich glücklich sein, wenn das alles hier vorbei war.

Die Umgebung hatte inzwischen endlich all ihre Umrisse angenommen. Diesmal befand ich mich außerhalb einer Menge, die sich zu beiden Seiten gegenüber aufgestellt hatten und somit einen Gang für den jungen Mann bildeten, der diesen durchschritt. Es dauerte nicht lange bis ich erkannte, dass ich dieser Mann war.

Und die Erinnerungen kamen zurück. Alle. Das hier war meine Zeremonie gewesen, das war der Tag gewesen, an dem ich zum Erzengel ernannt worden bin!

Ich sah wirklich scheußlich in dem weißen Anzug aus, den ich da trug, doch es war Pflicht gewesen. Alle trugen immer nur weiß.

„Sebastian Michaelis!“, ertönte eine Stimme, die aus dem Nichts und von Überall zu kommen schien, die Stimme Gottes persönlich. Für mich als Engel war es eine Ehre gewesen, diese zu empfangen, doch jetzt jagte sie mir nur noch einen eisigen Schauer über den Rücken.

„Schwörst du, dich für den Rest deines Lebens an die zehn Gebote zu halten, in Ehrfurcht und in Treue zu leben?“

„Ich schwöre.“, hörte ich mich selbst sagen.

„Und schwörst du, für mich in den Kampf zu ziehen und alles Unreine dieser Welt zu vernichten, selbst wenn es ein Kampf um Leben und Tod wäre?“

„Ich schwöre.“

„Dann empfange nun deine Gnade, werde zu meinem Krieger! Du, der von nun an unter dem Namen Luzifer – der Lichtbringer – bekannt ist!“

„Amen.“

Das war ein äußerst seltsames Szenario gewesen, und es stimmte mich recht glücklich, dass es dieses Mal ein wenig schneller vorbei gewesen war. Ich hätte sicherlich Zustände bekommen, wenn ich mir diese Unterhaltung noch länger hätte antun müssen. Und ich schämte mich für das, was ich einmal gewesen war. Diese Erinnerungen an mein heuchlerisches und ätzendes Verhalten hätten mir genauso gut gestohlen bleiben können.

Wieder löste sich alles in dem Nebel auf und die nächste Szenerie erschien vor mir. Dieses Mal befand ich mich wieder auf der Erde, und als mit diese Erinnerung wieder in den Sinn kam, wurde mir der Rest auch klar. Jetzt wusste ich alles wieder, was passiert war und warum ich gefallen war.

Mein Vergehen hatte mich meine Gnade gekostet.

Und ganz ehrlich, das war es mir Wert gewesen



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2012-05-05T16:55:47+00:00 05.05.2012 18:55
Hui, jetzt wird es spannend!
Ich bin schon richtig gespannt, warum man für Brötchenklau so hart bestraft wird. XD
Na, mal spaß bei Seite.
Hoffentlich schreibst du schnell weiter, kann den zweiten Teil schon gar nicht mehr erwarten.
^^
Von: abgemeldet
2012-05-05T15:03:12+00:00 05.05.2012 17:03
Hui, jetzt wird es spannend!
Ich bin schon richtig gespannt, warum man für Brötchenklau so hart bestraft wird. XD
Na, mal spaß bei Seite.
Hoffentlich schreibst du schnell weiter, kann den zweiten Teil schon gar nicht mehr erwarten.
^^
Von:  Pentragon
2012-05-04T07:19:56+00:00 04.05.2012 09:19
Irgendwie hab ich das Gefühl, das Ciel eine Wiedergeburt von Simon sein könnte. zumindest sehen sie sich so ähnlich und das Verhalten von Simon, wie er alles einfach so weg stecken kann, erinnert auch sehr stark an Ciel.
Ich finde es interessant, das es Sebastian nicht aushalten kann, in dieser hellen Umgebung zu sein, selsbt wenn es nur in seiner Erinnerung passiert und er garnicht wirklich dort ist. Mittlerweile ist er doch durch und durch dämonisch veranlagt, da muss sein Körper garnicht anwesend sein um das unerträglich zu finden.
Von:  -Miaka-
2012-05-03T23:40:51+00:00 04.05.2012 01:40
Warte schon gespannt auf den zweiten Teil! Muss ja ein ziemlich übles Verbrechen gewesen sein, wenn Sebastian von seinem Engeldasein so tief gefallen ist. Bisher ein sehr gutes Kapitel! :)


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