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Nachhilfe

H&M
von

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Aufdringliche Mädchen

Michiru kam allerdings nicht so schnell beim Parkplatz an, wie sie wollte. Kurz bevor sie das Gebäude verlassen hatte standen plötzlich drei Mädchen um sie herum.

„Ähm, darf ich mal bitte durch?“ fragte sie etwas irritiert.

„Wieso, damit du zurück zu deiner "Freundin" kannst?“ fragte die eine hochnäsig, und setzte das Wort wirklich mit ihren Fingern in Anführungszeichen.

„Äh...“

Michiru hatte wirklich keine Ahnung worauf das Mädchen hinaus wollte. Allerdings fiel ihr auf, dass sie sie, und auch die anderen Zwei kannte. Oder was heißt kannte, sie gingen in ihre und Harukas Klasse, also hatte sie sie schon mal gesehen. Geredet hatte sie noch mit keiner von ihnen.

„Sag schon, was ist das für ein Spiel, was du mit ihm spielst?!“

„Mit ihm?“ fragte Michiru ungläubig nach.

„Ja! Du kannst uns doch nicht erzählen, dass Tenoh-kun wirklich ein Mädchen ist!“

Michiru sah die drei an, und war sich nicht sicher, ob die das auch wirklich ernst meinten. Als sie sich aber sicher war, dass es doch so war, musste sie sich ein Lachen verkneifen.

„Tja, es tut mir ja Leid euch enttäuschen zu müssen, aber sie ist wirklich ein Mädchen. ... Und jetzt lasst mich bitte durch.“ fügte sie noch ernst hinzu, und versuchte sich an ihnen vorbei zu zwängen, doch die Mädchen ließen sie nicht.

„Behaupte von mir aus was du willst, trotzdem wirst du dich von ihm fernhalten!“ bestimmte das eine Mädchen, und schubste Michiru damit in ihre Ausgangsposition zurück.

„Äh, nein. Ich werde mich ganz bestimmt nicht von IHR fernhalten! Und ich wüsste auch nicht, was euch das angeht!“

Allmählich wurde ihr das Ganze hier zu bunt. Wer gab diesen Mädchen überhaupt das Recht sich da einzumischen?!

„Ach, komm. Du benutzt ihn doch sowieso nur um dein Image ein wenig aufzupolieren. Wir wissen alle, dass du arrogant und kaltherzig bist. Dir liegt doch überhaupt nichts an ihm! Du willst nur, dass dein Bild mal wieder in die Zeitung kommt, weil du das mit deiner Musik ja nicht mehr schaffst!“

„Genau, und dafür verführst du den armen Tenoh-kun einfach! Glaubst du, nur weil du schön bist, hast du das Recht ihn so auszunutzen?! Das werden wir nicht zu lassen!“

Michiru war fassungslos. So etwas musste sie sich doch nicht bieten lassen.

„Ihr seid ja völlig verrückt! Aber von mir aus denkt was ihr wollt. Ich muss mich vor euch nicht rechtfertigen.“

Damit versuchte sie ein weiteres Mal an ihnen vorbei zu kommen.

„Oh nein, du bleibst schön hier! Wir sind noch nicht fertig mit dir!“

Das eine Mädchen packte Michiru plötzlich am Arm und zog sie unsanft zurück.

„Hey, nimm gefälligst deine Pfoten von mir!“

Eigentlich hätte sie eben am liebsten vor Schmerz aufgeschrien. Das Mädchen hatte doch einen ganz schön festen Griff. Aber diesen Triumph wollte sie der Anderen nicht gönnen, also biss sie tapfer die Zähne zusammen.

„Wieso? Rufst du sonst deine "Freundin" um Hilfe? Tenoh-kun wird nicht kommen, glaub mir. Wahrscheinlich flirtet er sowieso schon wieder mit ‘ner Anderen. Du wirst sehen, bald serviert er dich eh ab.“

„Ach, wenn du dir so sicher bist, dass SIE mich sowieso verlässt, warum soll ich mich dann von ihr fernhalten? Warte doch einfach ab.“

„Damit du dich in der Zwischenzeit weiter in seinem Glanz sonnen kannst? Das hättest du wohl gern.“

„Also, so langsam reicht es mir aber! Zum letzten Mal, ich werde mich nicht von ihr fernhalten! ... Und hör gefälligst auf sie als Jungen anzusprechen! Sie ist ein Mädchen!!“

Michiru war inzwischen ziemlich sauer, und besonders diese Kleinigkeit regte sie gerade tierisch auf.

„Aber klar, als würde so was wie du auf Mädchen stehen. Ich weiß zwar nicht, was es euch bringt zu sagen er sei ein Mädchen aber ich werd euch das auf gar keinen Fall glauben.“

„Genau, Tenoh-kun sieht viel zu gut aus.“

„Und zu männlich. Er kann gar kein Mädchen sein!“ stimmten auch die beiden anderen Mädchen mit ein.

Irgendwie fand Michiru das jetzt schon wieder sehr belustigend, und ihr kam gerade eine Idee wie sie die Mädchen vielleicht loswurde. Sie war sich zwar nicht sicher, ob sie es hin bekam, aber versuchen konnte sie es ja und Haruka hatte schließlich gesagt es würde sie nicht stören – wobei sie sich allerdings sicher war, dass diese ihre Meinung nochmal überdenken würde, wenn sie hiervon erfuhr. Aber irgendwie musste sie sich ja aus dieser Situation befreien, und dieser Weg war ihr lieber als sich von diesem Mädchen in die Knie zwingen zu lassen.

„Hhmm, seid euch da mal nicht zu sicher. Sie ist ganz bestimmt ein Mädchen, das kann ich bezeugen. ... Und wie kommt ihr eigentlich auf die Idee, ich könnte nicht auf Mädchen stehen? Mein Aussehen hat doch nichts mit meiner Orientierung zu tun. ... Glaub mir, ich stehe total auf Mädchen.“

Mit dem letzten Satz, war sie dem Mädchen, welches sie immer noch am Arm festhielt und offenbar diese Truppe anführte, bedrohlich nahe gekommen. Sie sah ihr ziemlich tief in die Augen und hatte ein verführerisches, aber auch gleichzeitig angsteinflößendes Lächeln aufgesetzt. Das schwarzhaarige Mädchen riss entsetzt die Augen auf, ließ sie augenblicklich los, und wich noch einen Schritt weiter zurück.

„Was... du .... du...“ stammelte die nervös vor sich hin, und war wohl gerade ziemlich durcheinander.

Michiru setzte noch einen Drauf und folgte ihr die paar Schritte, die sie nach hinten gewichen war, um ihr wieder gefährlich nahe zu kommen.

„Was ist mit dir? Haruka scheint es dir ja ziemlich angetan zu haben. Wenn es so ist, scheinst du Mädchen gegenüber ja auch nicht abgeneigt zu sein.“

Sogar ihre Stimme hatte eine verführerische Note angenommen, was das Mädchen vor ihr offenbar noch nervöser machte, und jetzt sogar rot anlaufen ließ.

„Was? ... Nein! ... Nein, ... ich...“

„Hhmm. Na, dann weiß ich wirklich nicht warum du dich so aufregst. ... Aber vielleicht überlegst du es dir ja noch mal. Eigentlich bist du ja ganz süß.“ hauchte sie ihr verführerisch entgegen und strich sogar kurz mit dem Zeigefinger über ihre, inzwischen tief rote Wange.

Ohne noch groß auf die Anderen zu achten, die auch ziemlich geschockt aussahen, ging Michiru an ihnen vorbei, und wurde dieses Mal natürlich nicht aufgehalten. Beim Weggehen konnte sie sich das Grinsen aber nicht mehr verkneifen und hätte sogar fast angefangen laut zu lachen. Das war viel einfacher, als sie erwartet hätte, und dass es ihr so leicht fallen würde, das zu tun bzw. zu sagen, hätte sie auch nicht gedacht. Nun wollte sie aber endlich zu ihrer Freundin zurück und ging eiligen Schrittes zum Parkplatz rüber. Das gelbe Auto fand sie problemlos, aber die dazugehörigen Fahrerin nicht. Haruka war nirgends zu sehen. Jetzt überkam sie doch wieder die Sorge ihr könnte was zu gestoßen sein, schließlich war sie selbst schon spät dran. Oder war sie schon hier gewesen und suchte sie jetzt panisch? Michiru beschloss einfach hier zu warten. Wenn sie jetzt auch loslaufen würde, würden sie bestimmt ständig aneinander vorbeilaufen.
 

Haruka war aber noch gar nicht beim Auto gewesen. Sie war überhaupt noch nicht sehr viel weiter gekommen, als vorhin. Schon an der nächsten Ecke wäre sie beinahe mit einem Mädchen zusammen gestoßen. Sie war vor Schreck etwas zurück gesprungen. Das Mädchen vor ihr, schien aber keines Falls Überrascht zu sein sie hier anzutreffen. Die kleine war höchstens vierzehn, hatte lange blonde Haare und sah sie etwas schüchtern, mit rosa Wangen an.

„Hallo, Tenoh-senpai!“

„Äh, hi.“

Eigentlich wollte Haruka sich gleich weiter zum Auto machen, doch das Mädchen redete einfach weiter.

„Stimmt es wirklich, dass du ein Mädchen bist?“

„Ja, tut es.“

Haruka ging jetzt doch einfach an dem Mädchen vorbei, schließlich wollte sie wissen, ob es ihrem Engel gut ging. Doch die kleine Blondine folgte ihr daraufhin, und redete munter weiter.

„Wow, da wär ich echt nie drauf gekommen. Aber weißt du was? Mir macht das überhaupt nichts aus. Ich bin ein riesen Fan von dir und werde dich auf jeden Fall weiter anfeuern.“

Jetzt musste Haruka doch grinsen, und sah in ihrem Gang zu der Kleinen hinunter.

„Wirklich? Das freut mich aber.“

Das Mädchen nickte heftig, mit einem breiten Lächeln im Gesicht. Als die Sportlerin ihren Blick wieder nach vorne richtete blieb sie erneut erschreckt stehen. Auf einmal standen noch vier weitere Mädchen vor ihr. Sie schienen alle in dem gleichen Alter zu sein, wie die Blonde, und wanden sich auch sofort erst mal an die.

„Und hast du schon gefragt?“

„Stimmt es wirklich?“

„Ja, sie ist wirklich ein Mädchen.“ antwortete diese schließlich.

Vier ungläubige Augenpaare starrten Haruka an und ein lang gezogenes "Ooohh" war auch zu vernehmen. Die Sportlerin selbst sah nur mit einem Grinsen zurück.

„Und stimmt das Andere denn auch?“ traute sich nach einiger Zeit eines der vier Mädchen zu fragen.

„Ähm, was genau meinst du denn?“ fragte Haruka nach.

„Na, das mit Kaioh-senpai. Bist du wirklich mit ihr zusammen?“

„Sag mal, hast du den Beitrag denn gestern nicht gesehen? Natürlich stimmt das! Sonst hätten sie sich ja wohl kaum geküsst.“ kreischte eines der anderen Mädchen plötzlich dazwischen.

„Ja, aber es kann doch sein, dass das nur gespielt war, oder nicht?“

„Quatsch, das war doch nicht gespielt, dafür sah das viel zu echt aus.“

„Ja, und es war so romantisch. Habt ihr gesehen wie überrascht Kaioh-senpai war?“

Die fünf Mädchen fingen jetzt an sich angeregt über diese Scene zu unterhalten. Haruka währenddessen verlor langsam die Geduld. Sie hatte keine Lust hier dumm rumzustehen und diesen Weibern beim Kaffeeklatsch zu zuhören, während ihrer Freundin gerade wer weiß was passierte.

„.... Ähm, entschuldigt mich Mädels, aber ich hab‘s ein bisschen eilig.“ unterbrach sie die Mädchen und setzte auch gleich ihren Gang fort.

Die fünf dachten aber gar nicht daran sie in Ruhe zu lassen und gingen einfach neben ihr her.

„Wo musst du denn so dringend hin?“

„Na, wo wohl? Zu Kaioh-senpai natürlich, hab ich Recht?“

„Dann stimmt es also wirklich, dass du mit ihr zusammen bist?“

„Ja, es stimmt, und ja, ich will zu ihr.“ antwortete Haruka ihnen schließlich.

„Siehst du, hab ich dir doch gesagt!“

„Ja, ja, schon gut. Du hattest Recht.“

„Das was du zu ihr gesagt hast, stimmt das dann auch? Ich mein, dass ihr dein Herz gehört. Bedeutet das, dass du sie liebst?“

Haruka seufzte einmal. Diese Fragerei nahm ja überhaupt kein Ende. Sie entschied sich aber ihnen einfach zu antworten, in der Hoffnung dann bald in Ruhe gelassen zu werden.

„Ja, ich liebe sie.“

Sofort fingen die Mädchen wieder an zu schwärmen, kreischen, tuscheln und eine schien kurz davor zu heulen. Haruka verdrehte nur die Augen und beschleunigte ihren Gang noch etwas. Sie war auch schon fast beim Parkplatz angekommen. Eigentlich müsste sie ihr Auto schon bald sehen können. Gerade als sie ihren Blick dort hinwerfen wollte, musste sie zwangsläufig wieder stehen bleiben. Vor ihr waren noch sehr viel mehr Mädchen aufgekreuzt. Nein, nicht nur vor ihr, sondern überall um sie herum, wimmelte es plötzlich von kreischenden Weibern. Sie redeten alle so wild durcheinander, dass Haruka kein einziges Wort verstand. Hilflos stand sie da und versuchte irgendwie einen Weg da raus zu finden.

Michiru konnte vom Auto aus das ganze Treiben beobachten. Als sie Haruka entdeckt hatte war sie zuerst einfach nur erleichtert. Ihr war also nichts passiert, und sie konnte auch keine blutige Nase oder so was entdecken. Allerdings gefiel ihr die Gesellschaft mit der ihre Freundin unterwegs war überhaupt nicht. Aus der Ferne konnte sie nicht erkennen wie alt diese Mädchen waren, nur dass es sich dabei eindeutig um Mädchen handelte. Inzwischen fand sie die Scene aber ziemlich belustigend. Es waren immer mehr Mädchen auf Haruka zu gestürmt und jetzt stand diese ziemlich hilflos in deren Mitte. Da die Sportlerin alle anderen überragte war es auch nicht sonderlich schwer sie in dem Kreis auszumachen, oder ihren Gesichtsausdruck zu beobachten. Michiru sah sich das Ganze noch eine Weile an, dann entschloss sie sich ihrer Freundin zur Hilfe zu eilen. In aller Ruhe ging sie über den Parkplatz auf den Mädchenschwarm zu. Als sie nur noch einen Schritt von den ersten Mädchen entfernt war, wurde sie auch gleich von denen entdeckt. Sie schreckten etwas zurück und wurden augenblicklich still. So ging das Ganze weiter. Immer mehr Mädchen entdeckten sie und so wurde es immer leiser. Michiru musste nicht ein einziges Mal stehen bleiben. Allmählich bildete sich ein Gang, der direkt zu ihrer Freundin führte. Sie kam sich dabei schon ein bisschen merkwürdig vor. Hatten die jetzt Angst vor ihr? Oder konnten die sie einfach nur nicht ausstehen? Sie wusste es nicht, und versuchte sich ihre Unsicherheit darüber nicht anmerken zu lassen. Als auch die letzten Mädchen ihr aus dem Weg sprangen, kam sie endlich bei Haruka an. Die hatte sich gewundert, warum es plötzlich immer leiser um sie herum wurde. Als sie aber Michiru sah, konnte sie gar nicht anders als vor Freude zu strahlen. Sie standen sich eine kurze Zeit gegenüber und lächelten sich an, dann durchbrach Michiru die Stille, die entstanden war.

„Kommst du jetzt endlich?“ fragte sie und legte den Kopf etwas schief.

„Bin schon da.“ grinste Haruka zurück und kam auf sie zu.

Sie legte ihren Arm um die Schulter ihrer Freundin und gemeinsam verließen sie den Kreis der Mädchen, gingen über den Parkplatz zu Harukas Auto hin.

„Oh Mann, du hast mich echt gerettet.“ stöhnte die Sportlerin als sie endlich in ihrem Wagen saß.

„Ja, du hast wirklich hilflos ausgesehen.“

„Ich weiß gar nicht wo die plötzlich alle hergekommen sind. Zuerst war es nur eine, dann auf einmal fünf und eh ich mich versah waren da nur noch Mädchen.“

Immer noch verwirrt darüber ließ sie den Motor aufheulen.

„Und diese Aufmerksamkeit hat dir nicht gefallen?“ fragte Michiru skeptisch nach.

„Das war keine Aufmerksamkeit mehr, sondern eine Belagerung. Und außerdem wollte ich doch so schnell wie möglich zu dir.“

Haruka ließ erst mal von ihrem Auto ab und sah sich ihre Freundin etwas genauer an.

„Dir ist doch nichts passiert, oder? Hat dich irgendjemand angefasst?“

„Nein, alles in Ordnung.“

Eigentlich hatte sie ja schon jemand angefasst, aber das ignorierte sie jetzt mal.

„Gut. Ich hab mir echt Sorgen gemacht.“

„Ich mir auch.“

Sie kamen sich langsam immer näher und küssten sich schließlich leidenschaftlich.

„Können wir jetzt endlich hier weg?“ fragte Michiru, nachdem sie den Kuss löste.

„Aber gern.“

Haruka griff wieder ans Lenkrad und fuhr dann so schnell es ging vom Parkplatz, was eigentlich ziemlich langsam von statten ging, denn die Paparazzi von heute Morgen waren immer noch da.

„Wo soll ich denn eigentlich hinfahren?“ fragte Haruka, nachdem sie schon eine Weile auf der Hauptstraße entlang fuhr.

„Irgendwohin wo nicht so viele Menschen sind. Von denen hab ich erst mal genug.“

„Da stimme ich dir voll und ganz zu. ... Ich denke, ich kenne da auch schon einen Ort, an dem wir uns beide wohl fühlen.“

Michiru ahnte wo die Fahrt hingehen würde und freute sich schon darauf. Eigentlich war es jetzt auch genau das was sie brauchte. Der Tag war ja doch noch ziemlich anstrengend gewesen und das würde ihr mit Sicherheit helfen sich wieder zu entspannen.

„Ist wirklich alles in Ordnung bei dir?“ fragte Haruka, während der Autofahrt noch mal nach.

„Was?“ verwirrt drehte Michiru ihren Kopf zu ihr hin, den sie bis eben richtung Seitenfenster hatte.

„Na ja, du wirkst irgendwie so niedergeschlagen.“

„Ach, ich bin nur etwas müde. Die letzten zwei Stunden waren doch ziemlich anstrengend.“ wehrte sie ab.

„Dann ist bei dir doch nicht alles in Ordnung gewesen.“ stellte Haruka entsetzt fest.

„Das war halb so schlimm, nur ...“

Michiru brach den Satz ab und sah nach vorn. Sie wusste nicht ob sie es Haruka erzählen sollte oder nicht. Andererseits predigte sie ihr ständig vor, sie solle offen über ihre Gefühle sprechen, und jetzt tat sie es selbst nicht? Das kam ihr irgendwie heuchlerisch vor.

„Nur was?“ fragte Haruka auffordernd nach.

„Nur … hab ich mich doch ziemlich allein in dem Unterricht gefühlt. Ich bin es zwar gewohnt, dass mich die anderen Schüler ignorieren, das war auf meiner alten Schule auch nicht anderes, aber da hab ich mich immerhin mit einigen noch normal unterhalten können. Hier scheinen mich wirklich alle zu hassen, oder sogar Angst vor mir zu haben.“ erzählte Michiru schließlich.

„Tut mir leid. Das alles nur, weil du mit mir zusammen bist.“

Jetzt war Haruka auch niedergeschlagen.

„Nein, das stimmt nicht. Und ich hoffe du weißt, dass selbst, wenn kein Mensch der Welt mehr mit mir reden würde, ich immer noch glücklich wäre, solange du bei mir bist.“ lächelte Michiru sie liebevoll an.

Haruka konnte nicht verhindern glücklich über diese Ansage zu wirken.

„Das gleiche gilt auch für mich.“ erwiderte sie und nahm eine Hand vom Lenkrad, um sie in Michirus Hände zu legen.

Diese ergriff sie sofort und streichelte sanft über den Handrücken ihrer Freundin.

„Was meintest du denn damit, es stimmt nicht? Welchen Grund sollten die Leute denn noch haben dir aus dem Weg zu gehen?“ fragte Haruka nach einiger Zeit der Stille.

Michiru seufzte einmal kurz.

„Na ja, irgendwie hab ich den Ruf arrogant, kaltherzig und menschenverachtend zu sein.“

„Was, du? Wie kommen die denn auf den Quatsch? Du bist der liebevollste Mensch der mir jemals begegnet ist.“

„Weißt du, im Gegensatz zu dir habe ich noch nie eine Pressekonferenz gegeben, oder auch nur ein Interview geführt. Ich bin irgendwie ziemlich plötzlich und unerwartet zu meinem Erfolg gekommen. Und du weißt doch wie schüchtern ich bin. Ich hab mich von sämtlichen Kameras und Mikros ferngehalten, und dank meines Vaters, der sich immer dazwischen gestellt hat, ist mir das auch ganz gut gelungen. Dieses Schweigen über mich hat die Presse allerdings so aufgenommen, das ich mich für etwas Besseres halten würde, und das natürlich auch gleich groß in die Zeitung gebracht.“

„Das sieht den ähnlich. Bestimmt wollten die dich damit aus der Reserve locken, damit du endlich doch mal mit denen sprichst.“

„Ja, das denke ich auch. Bis gestern allerdings hab ich noch nie mit denen geredet.“

„Oh, verdammt. Dein erster Auftritt vor ‘ner Kamera, und ich fall gleich über dich her? Ich hoffe ich hab dicht nicht allzu sehr geschockt.“

Haruka kam sich gerade wirklich wie ein unsensibler Trampel vor. Da traute sich Michiru endlich mal in die Öffentlichkeit, und das auch nur um sie zu unterstützen, und dann hatte sie nichts Besseres zu tun als ihren Ruf wahrscheinlich noch mehr zu schädigen. Michiru allerdings lachte nur.

„Du hast mich zwar wirklich überrascht mit der Aktion aber die Kameras hatte ich in dem Moment völlig vergessen. Und ich fand‘s auch nicht schlimm. Von mir aus kannst du mich jederzeit in der Öffentlichkeit küssen, egal ob Kameras in der Nähe sind, oder nicht.“

„Gut.“ war Haruka erleichtert.

Sie konzentrierte sich eine Weile auf den Verkehr, bis sie an der Schnellstraße, die an der Küste entlang lief angekommen war, und jetzt endlich richtig beschleunigen konnte.

„Sag mal, wie hat das denn nun mit deiner Karriere angefangen? Das würde mich ja jetzt schon mal interessieren. So wie du das eben gesagt hast, schien das gar nicht geplant gewesen zu sein.“

„So richtig geplant war das auch nicht. Also ich hab schon davon geträumt irgendwann mal mit meiner Musik und den Bildern mein Geld verdienen zu können, aber dass das so schnell geht, hätte ich nicht erwartet. In dem Hotel, in dem mein Vater noch in Osaka gearbeitet hatte, wurden öfter Feste, Galas und so was veranstaltet, und bei einer dieser Veranstaltungen ist dann ganz kurzfristig die Band ausgefallen. Mein Vater hat mich gefragt ob ich nicht einspringen wollte. Ich war zuerst überhaupt nicht begeistert. Ich hatte noch nie vor Publikum gespielt, also vor anderem als meinen Eltern, oder den paar Schülern in meiner Klasse, und ich sollte ja nur der Ersatz sein. Die Leute hatten schließlich etwas ganz anderes erwartet, als eine kleine fünfzehn jährige mit ihrer Geige. Irgendwie haben meine Eltern mich aber doch dazu bekommen zu spielen. Ich war so nervös wie noch nie in meinem Leben, ich war echt kurz davor einfach weg zu laufen. Aber als ich angefangen habe zu spielen, hatte ich alles andere um mich vergessen. Als ich meine Augen wieder geöffnet hatte, waren sämtliche Blicke im Saal auf mich gerichtet und dann haben alle wie wild applaudiert. Ich war so perplex, dass ich ganz schnell rückwärts hinter dem Vorhang verschwunden bin.“

Haruka unterbrach Michirus Erzählung mit einem leichten Lachen.

„Das kann ich mir nur allzu gut vorstellen. … Und dann?“

„Mein Vater hat mir im Nachhinein erzählt, dass der Veranstalter total begeistert war, und ob ich nicht Lust hätte öfter aufzutreten. Das tat ich dann auch und allmählich sprach sich mein Name herum. Irgendwann wollten so viele Leute meine Musik hören, dass mein Vater alles in die Wege geleitet hatte, damit ich mein eigenes Konzert geben konnte. Davon hatte dann natürlich auch die Presse wind bekommen, und kaum war das Konzert vorbei, stand mein Name in sämtlichen Zeitungen. Anfangs haben die mich noch in den höchsten Tönen gelobt. Meine Bilder verkauften sich dann plötzlich auch ziemlich gut. Meine Mutter bekam immer mehr Anfragen, nach meinen Bildern und neuen Werken, in ihrer Galerie.“

„Dann bist du ja doch ziemlich berühmt. Von wegen nicht so sehr wie ich.“

„Na ja, am Anfang haben die einen ziemlichen Wirbel um mich gemacht, aber in dem letzten halben Jahr, war nur noch wenig von mir zu hören. Ich hab zwar weiterhin meine Konzerte gegeben und die waren auch immer ausverkauft, aber die Presse schien, zum Glück, das Interesse an mir verloren zu haben. Aber jetzt musste ich mich ja ausgerechnet in den berühmtesten und begehrtesten Nachwuchsrennfahrer Japans verlieben, der sich auch noch als Mädchen heraus gestellt hat.“ schwafelte Michiru übertrieben empört.

„Ja, diese Rennfahrer…. Dass die sich auch immer so in den Vordergrund spielen müssen.“ steuerte Haruka bei.

Die Beiden fingen laut an zu lachen, nachdem sie sich kurz angesehen hatten.



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