Katastrophenschüler (zweiter Versuch)
Es ist ein heißer Septembermorgen in Metal City. Genauso heiß geht es gerade in einem Klassenzimmer zu. Ein Schulfest steht an und wie jedes Jahr organisiert eine Klasse das gesammte Fest. Unglücklicherweise ist dieses Jahr die Klasse von Tsubasa und Ryuuga dran. Obwohl eigentlich niemand Lust dazu hat ein großes Fest zu organisieren. Sie hatten sich nur aus einem Grund freiwillig gemeldet. sie haben bis zum Fest Schulfrei, damit sie rechtzeitig fertig werden. Was zu organisieren ist steht an der Tafel. Langsam finden sich Leute für die einzelnen Aufgaben. Die Einzigen, die sich nicht wirklich beteiligen sind Tsubasa und Ryuuga. Während Ryuuga halb am Schlafen ist beschäftigt sich Tsubasa lieber damit in seinem Heft zu zeichnen als dem Geschehen an der Tafel zu folgen. Am Ende der beiden scheinbar ewig langen Schulstunden sind nur noch die beiden übrig, und eine einzige Aufgabe die keiner machen will.
„Ryuuga! Tsubasa!“
Als die Lehrerin ihre Stimme erhebt wäre Ryuuga fast vom Stuhl gefallen.
„Da ihr beide anscheinend nicht das geringes Interesse daran habt mitzuwirken, werdet ihr zusammen die Aufgabe übernehmen, für die sich niemand gefunden hat!“
Dieses Mal fällt Ryuuga tatsächlich vom Stuhl und Tsubasa fällt der Stift aus der Hand.
„Mit dem?“, kommt es gleichzeitig von beiden während sie sich ungläubig anschauen. Diesen Aufschrei irgnorierend schreibt die Lehrerin beide Namen unter die Aufgabe an die Tafel.
Etwas später laufen beide durch einen der vielen, gleichaussehenden Gänge der Schule. Der Junge mit den kurzen, weißen Haare und der roten Strähne läuft etwas vorgebeut während er versucht sich mit der Hand etwas Luft zuzufächern, denn selbst in den Gängen ist es mitlerweile unerträglich heiß geworden.
„Jetzt reiß dich mal ein bisschen zusammen, Ryuuga. Mir ist auch heiß.“
Der Junge mit den langen, silbergrauen Haaren läuft neben ihm her und schreibt irgendwas auf einen leeren Zettel. Ryuuga kann nicht sehen was und er ist zu faul um sich die Mühe zu machen seinen Kopf in dessen Richtung zu drehen.
„Das du bei deiner langen Mähne nicht verglühst, Tsubasa.“
„Ich bin eben wiederstandsfähiger als du.“
Ryuuga kann sich ein leises Auflachen nicht verkneifen.
„Wiederstandsfähiger...“, murmelt er vor sich.
„Jetzt hör mir mal zu. Dir ist schon klar, das wir jeden einzelnen Klassenraum aufsuchen müssen und das bis heute Abend? Wir sollen durch die Klassen gehen und fragen, wer gerne etwas auf dem Schulfest vorführen will. Du weißt doch, dass dieses Jahr in der großen Aula eine Show geplant ist....“
„Die Arbeit überlasse ich dir.“
„Lass mich ausreden. Und du wirst dich ganz sicher nicht davor drücken. Vielleicht kannst du dich erfolgreich vor Projektarbeiten drücken, aber hier werde ich dir den Arsch nicht retten.“
„Oh doch, das wirst du.“
„Du wirst dich noch umsehen. Ich bin nicht so wie deine kleinen Freunde. Wenn du glaubst mich durch die Gegend scheuchen zu können während du es dir irgendwo gemütlich machst, hast du dich getäuscht. Du wirst schön mitkommen.“
Tsubasa packt ihn am Kragen und zieht ihn hinter sich her.
Ihren ersten Versuch starten sie in einer Klasse der Unterstufe. Doch kaum hatte Tsubasa ihnen erklärt weshalb sie den Unterricht unterbrochen haben, startete auch schon eine lautstarke Diskussion, die jetzt bereits fast dreißig Minuten anhält. Der Lehrer hat alle Hände voll damit zutun die Klasse wieder zu beruhigen. Allerdings sind alle seine Bemühungen bis jetzt vergebens gewesen und insgeheim rechnet Tsubasa nicht mehr damit, dass das heute noch etwas wird. Eins ist jedenfalls nicht zu überhören. Die Klasse diskutiert über alles mögliche, nur nicht über das, was sie sollten. Als dann auch noch Sachen beginnen durch die Gegend zu fliegen, weil jemandem die Meinung des anderen nicht passt, wird es Tsubasa zu bunt.
„Wir kommen später wieder.“
Schnell schnappt er sich Ryuuga und verlässt fluchtartig den Raum. Allerdings nicht schnell genug, denn bevor er die Tür schliesst fliegt ihm noch ein nasser Schwamm ins Gesicht.
Auf dem Weg zur nächsten Klasse muss sich Tsubasa erstmal Gesicht und Haare abtrocknen.
„Man... ich dachte, das hier wäre eine Schule und kein Zoo.“
Ryuuga hat schon wieder einen fiesen Kommentar auf den Lippen, aber als er den Mund aufmacht sieht Tsubasa ihn wütend an.
„Nur ein einziges, falsches Wort...“
Augenblicklich klappt er den Mund wieder. Es ist gerade definitiv keine gute Idee sich mit Tsubasa anzulegen.
In der nächsten Klasse begegnet ihnen das krasse Gegenteil. Mehr oder weniger, denn das absolute Stillschweigen der Klasse beruht sicher auch nur auf Dessinteresse. Die Lehrerin versucht vergeblich irgendwie eine Diskussion darüber in Gange zu bekommen oder die Schüler zumindest dazu zu bringen zu sagen, dass sie das nicht machen wollen. Die Klasse schweigt weiter beharrlich. Ryuuga hatte sich schon vor Minuten verdrückt. Vermutlich hatte er die Stille nicht mehr ertragen. Manchmal kann Tsubasa nicht nachvollziehen, was in dessen verkorkstem Gehirn vorgeht. Ist vielleicht auch besser so.
„Ich interprediere das jetzt einfach mal als nein.“
Und damit macht sich auch Tsubasa aus dem Staub, denn die durchbohrenden Blick zusammen mit dieser Stille machen auch ihn etwas nervös. Vor dem Klassenzimmer findet er auch Ryuuga, der an der Wand sitzt und offensichtlich eingeschlafen ist, denn das Schnarchen seinerseits ist nicht zu überhören.
Nach ein paar Stunden und einigen weiteren Klassen erreichen sie den Biologieraum. Eigentlich ein Raum, den man mit Ryuuga meiden sollte, denn es gibt einfach viel zu viel zum kaputt Machen. Das Gespräch mit der Klasse läuft überraschend gut. Schon seit zehn Minuten sind sie jetzt in der Klasse. Schließlich können sich die Schüler auf etwas einigen. Wenigstens ein kleiner Erfolg, denn damit haben sie gerade mal drei Klassen zusammen. Doch Tsubasa hat das Gefühl etwas vergessen zu haben. Als es plötzlich hinter ihm laut kracht erinnert er sich daran, er hat Ryuuga aus den Augen gelassen. Ein folgenschwerer Fehler, denn vom Anatomiemodell ist nichts mehr als ein undefinierbarer Plastikhaufen von Armen, Beinen und Innerein übrig. Während sich die Klasse kaputt lacht und der Lehrer einen hochroten Kopf bekommt schleppt Tsubasa Ryuuga lieber ganz schnell nach draußen und weg von diesem Raum.
„Was kann ich dafür, dass dieses Ding so empfindlich ist?“
Als Antwort bekommt Ryuuga bloß einen giftigen Blick von Tsubasa. Doch auch dafür hat er nur ein Schulterzucken übrig.
In die nächste Klasse hätte Tsubasa lieber keinen Fuß gesetzt. Im Chemieraum tobte schon das totale Chaos noch bevor sie überhaupt nur den Mund aufmachen konnten. Der Lehrer, eindeutig noch nicht sehr lange im Beruf, hat überhaupt keine Chance diese Klasse in den Griff zu kriegen. Tsubasa musste sich mehrmals ducken um nicht von einem fliegenden Gegenstand getroffen zu werden. Plötzlich steigt ihm ein beißender Geruch in die Nase. Tsubasa kann ein leises Stöhnen nicht unterdrücken.
„Nicht schon wieder...“
Wenn seine Klasse Chemieunterricht hat, endet dieser immer damit, dass Ryuuga irgendwas in die Luft jagt. Er sieht Ryuuga am Lehrerpult. Ja, er hat definitiv was angefasst, denn das Glas auf dem Tisch beginnt nun langsam zu qualmen. Während der Lehrer versucht das wieder unter Kontrolle zu bekommen, schnappt sich Tsubasa sein Sorgenkind und schleift ihn förmlich nach draußen.
Am Ende des Schultages sind beide ziemlich geschafft und sitzen auf einer Rasenfläche auf dem Schulhof.
„Wieso musst du eigentlich immer so viel anstellen, Ryuuga?“
„Besser als sich zu langweilen.“
„Kannst du dich nicht anders beschäftigen? Deinetwegen haben wir jetzt gerade mal ein paar wenige Klassen zusammen. Und wenn ans Tageslicht kommt, was du alles wieder verbockt hast bekommen wir beide großen Ärger.“
„Egal.“
„Egal? Du hast echt ein sonniges Gemüt. Irgendwann wirst du von der Schule fliegen, wenn du so weiter machst.“
„Denke ich eigentlich nicht.“
Tsubasa lässt sich ins Gras fallen.
„Du bist echt ein Katastrophenschüler. Alles was du auch nur berührst fliegt sofort in die Luft.“
„Ich steh eben drauf.“
„Du bist echt verrückt.“
„Besser als normal zu sein, so wie du. Dann wird man nämlich gar nicht erst beachtet.“
„Ich merks mir.“
Beide machen sich auf den Weg nach Hause. Morgen würde das Spielchen vermutlich weitergehen. Nur den Chemieraum wird die nächsten Wochen keiner mehr betreten können.
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Nachdem mir der erste Versuch nicht so gut gelungen ist hier also nochmal die gleiche Story überarbeitet.
Kritik und Verbesserungsvorschläge sind gerne gesehen.