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Adolescent Hellsing

von

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Tag 03 :: Part I - Stringendo

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DISCLAIMER

Hellsing nix meins. Nix verklagen, ich nix Geld. ;-)
 

AUTHOR' S NOTES

Es ist einige Zeit vergangen, seit ich zuletzt hieran geschrieben habe ^^;;; Auch wenn Integra in der deutschen Fassung aus unerfindlichen Gründen "Lady" Hellsing genannt wird, werde ich bei "Sir" bleiben... passt besser zu ihrem Chara und entspricht mehr dem Original. Dasselbe gilt für alle weiteren Unstimmigkeiten, die sich mit der deutschen Fassung ergeben, und die ich hier nicht weiter aufdröseln will... ("No Life King" etc.)
 

Die Namen und Funktionen der Sirs des Runden Tisches sind außer Sir Islands und Sir Penwood frei erfunden ^^;;; Islands kam mir im Manga besonders hart gegenüber Integra vor, also hab ich ihn mal als das "Arschloch vom Dienst" hingestellt... Penwoods Funktion wurde im Anime leider nicht ganz so deutlich (Integra sagt nur so was wie "Investigation is your job."), also hab ich ihn zum Chef des Geheimdienstes erklärt.
 

Ach ja, Alucards spätere Bemerkung über Hermes ist eine Anspielung auf den eingeblendeten Text in Order 00. =)
 

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*Hallo, Alucard... Schoßhündchen Hellsings.*
 

*Leviathan... drittklassiger Parasit. Na, versteckst du dich immer noch vor mir? Wann hast du endlich genug Mut zusammengekratzt, um dich zu zeigen?*
 

*Gedulde dich noch, mein Freund. Wir werden uns bald treffen.*
 

*Du hast nichts als ein großes Mundwerk. Aus dem Hinterhalt und mit Hilfe deiner kleinen Helfer angreifen, das kannst du gut, nicht wahr? Von jemandem, der sich selbst Leviathan nennt, hatte ich mir mehr erhofft als das.*
 

*Du wirst nicht enttäuscht werden. Aber ich stelle mich dir erst, wenn wir auf gleichen Standards sind. Nicht eher.*
 

*DU behauptest, ICH wäre nicht auf deinem Standard?* (Alucard hätte fast laut aufgelacht.)
 

*Wie will sich jemand wehren, der in Ketten liegt?*
 

Damit zog sich die fremde Präsenz zurück. Alucards Schultern begannen zu zucken, als er nun tatsächlich leise und dunkel zu lachen begann.
 

"Ketten? Du wirst dich wundern.... ,mein Freund'..."
 

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Äußerlich mechanisch und präzise, innerlich jedoch abwesend und bedrückt ordnete Walter das Geschirr auf dem Frühstückstablett an. Acht Uhr morgens. Um zwölf würden die anderen Mitglieder des Runden Tisches eintreffen. Und nach gestern Abend war Walter nicht mehr sicher, ob Integra das bewältigen konnte.

Ein kleines Mädchen im Alter von dreizehn Jahren als Mitglied des Runden Tisches. Neben elf alten, erfahrenen Männern - unter anderem aus Politik, Wirtschaft und Armee - die heimlich die Geschicke Englands lenkten? Und das alles, während ihre Trumpfkarte sich mehr und mehr wie ein unberechenbarer Vulkan gebärdete...Das waren nicht unbedingt die besten Voraussetzungen für Integra, sich durchzusetzen.
 

"Ah, Walter, guten Morgen. Ich bin im Arbeitszimmer."
 

Der Shinigami drehte sich zur Küchentür herum, um dort seinen Schützling stehen zu sehen... und schon wieder sah sie völlig anders aus als am Tag zuvor. Diesmal betraf es jedoch nicht ihr Aussehen, sondern eher ihre Gemütslage: Sie wirkte sicher und aufgeräumt, fast heiter - und das nach allem, was geschehen war.
 

"Guten Morgen... *Sir* Integra." Seine Verwunderung herunterschluckend zwinkerte Walter ihr zu - und zu seinem noch größeren Erstaunen lächelte sie leicht zurück, bevor sie aus dem Türrahmen verschwand und in Richtung Arbeitszimmer strebte. Walter schüttelte leicht den Kopf, sie erstaunte ihn jedes Mal auf' s Neue. Er wusste zwar nicht, warum sie plötzlich so gelöst und zuversichtlich war... aber es beruhigte ihn ungemein.
 

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Als Integra die Tür zu ihrem Büro öffnete, war Alucard schon da. Mit verschränkten Armen stand er neben einem der Fenster hinter ihrem Schreibtisch.

"Du bist exakt 57 Minuten zu früh. Pünktlichkeit ist eine Tugend.", informierte sie ihn, jedoch ohne eine Spur von Kälte oder Aggressivität.

"Ich bitte um Verzeihung, my Master. Ich kann auch wieder gehen, wenn Ihr wünscht.", entgegnete er grinsend, jedoch im höflichsten Tonfall, den sie bislang von ihm gehört hatte.

"Tu was du willst, Hauptsache, du hältst dich ab 12 Uhr bereit, im Konferenzraum zu erscheinen." Integra ließ sich leise lächelnd an ihrem Schreibtisch nieder. "Ich bin sicher, die Kollegen meines Vaters *brennen* darauf, dich kennen zu lernen."
 

Die Stimmung war wie ausgewechselt. Keiner der beiden erwähnte den gestrigen Abend mit einem Wort, und Integra verzichtete bewusst darauf, ihn zu ermahnen, die Sirs in Ruhe und am Leben zu lassen.
 

*Es freut mich, dass Ihr mir endlich genug Intelligenz zuschreibt, um dies auch ohne Eure Anweisungen zu tun.*, erklang seine leicht spöttische Stimme in ihrem Kopf, doch sie ließ sich nicht provozieren.

"Intelligenz würde ich es nicht gerade nennen, eher...", hob sie zu einem Gegenschlag an, unterbrach sich aber, als sie den neuen Ordner auf dem Schreibtisch entdeckte, der ganz oben auf der neuen Post lag.
 

"Was? Schon wieder ein Vampirangriff?" Hastig griff sie nach dem Bericht.

"Mehr als das.", informierte sie Alucard, noch bevor sie die ersten Fotos begutachten konnte. "Maxwells Einheiten haben sich gestern Abend offenbar die Freiheit genommen, ein paar Vampire und ihre Nebenprodukte zu eliminieren."

"Verdammt noch mal!" Integra sog scharf die Luft ein. "Was FÄLLT ihm ein?! Das ist ein Vertragsbruch!"

"Gut beobachtet."

"Ach, sei still.", murrte sie. Natürlich, Maxwell hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass er sich einen Dreck um den Kontrakt scherte, aber dass seine Übergriffe auf Hellsings Territorium noch *während* ihrer Besprechung erfolgen würde...

"Eure Befehle, Meister?", erklang hinter ihr Alucards Stimme, in der eindeutig Vorfreude mitschwang.

"Keine, im Moment. Ich werde erst mal dafür sorgen, dass man das ganze Iscariot- Pack aus England ausweisen lässt!", erklärte Integra grimmig. "Aber sollte Maxwell so dumm sein, sich zu widersetzen..."
 

Sie ließ den Satz unbeendet, doch Alucard grinste breit und erwartungsfroh.
 

"Ganz wie Ihr wünscht." Und damit verschwand er vorerst.
 

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Enrico Maxwell starrte den Leiter des Sonderkommandos vernichtend an.
 

"Wir hatten ihn beinahe.", beteuerte dieser. "Seit gestern hat er sieben Menschen getötet, und wir sind dieser Spur bis zum Buckingham Palace gefolgt. Wir hatten sogar Sichtkontakt! Aber dann... war er plötzlich verschwunden."

"Bande von Unfähigen!", knurrte Maxwell. "Wozu wurdet ihr eigentlich ausgebildet? Ihr solltet gut genug wissen, mit wem ihr es bei Leviathan zu tun habt! Sieben Menschen tot, verdammt noch mal! Wir sind hier nicht in Rom! Wir können das alles nicht einfach vertuschen! Wenn irgendein hohes Tier mitbekommt, wer wir sind und was wir tun..."
 

"Was mich eher wundert, ist, warum er überhaupt vor uns geflohen ist.", schaltete sich eine Stimme ein. Sie gehörte Pater Ezechiel, einer Spezialkraft des Sonderkommandos. "Wir wissen besser als jeder andere, wie mächtig er ist. Ich bin sicher, dass er uns hätte vernichten können, wenn er es gewollt hätte."
 

Der Einsatzleiter starrte Ezechiel wütend an. So eine Äußerung stellte das Kommando vor Pater Maxwell in kein sonderlich gutes Licht. Aber er kannte diesen Priester - er sprach die Dinge so aus, wie sie waren, unabhängig davon, ob ihm dies selbst schadete oder nutzte.

"Entweder also er versucht uns - oder andere - in eine Falle zu locken... oder wir können davon ausgehen, dass er auf eine Art und Weise den Verstand verloren hat und uns nur deshalb fürchtet, weil wir Repräsentanten SEINES Göttlichen Willens auf Erden sind. Möglicherweise haben unsere... Tests... tatsächlich Erfolg gehabt."
 

Pater Maxwell beobachtete Ezechiel scharf, aber anerkennend. Dieser Priester war ein kühler und kluger Kopf; einer der wenigen hier, die nicht nur seine Befehle gehorchten, sondern sich dabei auch noch eigene Gedanken zum Geschehen machten. Außerdem zeichnete er sich durch eine vollkommene Loyalität dem Vatikan gegenüber aus. Sicherlich war er einer der fähigsten Männer hier.
 

"Gut. Ezechiel, Sie gehen mit dem ersten Sonderkommando wieder am Palast auf Position, und seien Sie um Himmels Willen diskret! Uns bleibt nichts anderes übrig, als dort weiterzumachen, wo er das letzte Mal gesehen wurde."
 

Der Einsatzleiter eilte davon, und auch Ezechiel wandte sich zum Gehen. Doch er hielt noch einmal kurz inne.
 

"Auf ein Wort, Pater Maxwell..."

"Was?" Maxwell bemerkte beiläufig, wie emotionslos Ezechiels Miene war, und wie bohrend dagegen seine kalten, grauen Augen. Intelligente Augen.

"Ist es möglich, dass Leviathan deswegen ausgerechnet hierher zum Buckingham Palace gekommen ist, weil die Queen heute Abend den neuen Sir Hellsing einsegnet?"
 

Maxwell starrte den stoischen Priester schweigend, aber anerkennend an. Also war er nicht der einzige, der eine weitere Involvierung ihrer gegnerischen Organisation in diese Angelegenheit voraussah.
 

Was die Sache natürlich auch nicht besser machte.
 

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*Ich bin eine Hellsing. Ich habe das Recht und die Pflicht, hier zu sein. Ich habe überhaupt nichts von diesen Leuten zu befürchten.*
 

Es war soweit - Integra straffte sich, stieß die Flügeltüren auf und ging gemessenen Schrittes zu ihrem Platz am Kopfende des nur vom Namen her "runden" Tisches. Hinter ihr betrat Walter wie ein Schatten das Zimmer und postierte sich schweigend neben der Tür.
 

Die Sirs musterten das Mädchen, und Integra musterte zurück. Natürlich waren diese Männer ihr nicht *völlig* unbekannt - jeder, der nur einige Jahre in Hellsing Manor lebte, hatte zumindest einige von ihnen schon einmal zu Gesicht bekommen. Am anderen Ende des Tisches, Integra direkt gegenüber, saß Sir Islands, ein hohes Tier aus dem Militärbereich, wie sie von Walter wusste. Direkt neben ihr, auch das hatte ihr der Shinigami gesagt, waren Sir Francis, Chef von Scotland Yard, Sir Lewloyd, ein Vertreter des Königshauses, und Sir Penwood, Chef des Geheimdienstes, der oft Investigationen für Hellsing tätigte. Die restlichen kannte Integra nicht namentlich... und keinen der Anwesenden schätzte sie jünger als 40 Jahre ein.
 

Niemand sagte etwas. Es war ein eigentümliches Schweigen, nicht feindselig oder ablehnend, eher erwartungsvoll. Hinter ihr hustete Walter leicht, Integra allerdings dachte überhaupt nicht daran, das Wort zu ergreifen. Die Sirs wollten etwas, also sollten sie auch das Gespräch eröffnen - sie war bereit, die Sache auszusitzen. Mit stoischer Gelassenheit begegnete sie den Blicken der Männer und lehnte sich leicht zurück.
 

Die Situation hätte so wohl noch Stunden Bestand gehabt, wenn sich nicht einer der Sirs schließlich erbarmt und das Wort ergriffen hätte.

"Guten Tag, Miss Hellsing. Ich erlaube mir, Sie im Namen aller Anwesenden als neues Mitglied am Runden Tisch begrüßen zu dürfen. Mein Name ist Sir Andrews."

Integra bedachte ihn mit einem höflichen Lächeln - sie erinnerte sich. Sir Andrews arbeitete im Parlament und besetzte dort eine wichtige, wenn auch hintergründige Position.

"Das Vergnügen ist ganz meinerseits. Ich hoffe, unsere zukünftige Zusammenarbeit ist erfolgreich.", antwortete sie förmlich.

"Davon bin ich überzeugt.", erklärte Sir Andrews. "Ich möchte jedoch, bevor wir fortfahren, noch einmal mein herzlichstes Beileid für das frühzeitige Dahinscheiden ihres Vaters bekunden. Uns ist klar, wie schwer diese Zeit für Sie sein muss und werden Sie deswegen in der nächsten Zeit besonders zu unterstützen."

Integra beobachtete ihn sehr genau, doch anders als Maxwell schien Andrews es ehrlich zu meinen - es schien eigene, echte Trauer in seiner Stimme mitzuschwingen. Integra versuchte, jegliche emotionale Regung bei sich selbst zu unterdrücken. So etwas konnte sie sich jetzt nicht leisten.

"Ich danke Ihnen. Aber ich denke, ich komme zurecht."
 

Diesen Satz nahm Sir Islands zum Anlass, um ein paar Papiere aus seinem Aktenkoffer hervor zu holen. "Ich möchte nicht unverschämt erscheinen, Miss Hellsing, aber in der vergangenen Nacht sind Dinge vorgefallen, die mich daran zweifeln lassen."

"Wenn Sie damit die Übergriffe Iscariots meinen, ich bin informiert. Ich hatte zur selben Zeit eine Unterredung mit Pater Maxwell im Barbican. Er weigert sich, sich an den Vertrag zu halten, den sein Vorgänger..."

"Ich meine nicht Iscariot.", unterbrach Sir Islands sie. Er ließ die Papiere bis zu Integra durchgeben.

"Wobei diese Ereignisse erschwerend dazukommen.", warf Sir Lewloyd stirnrunzelnd ein.
 

Integra antwortete nicht gleich, sondern musterte die dem ihr gereichten Bericht beiliegenden Fotos. Sie zeigten mehrere tote, übel zugerichtete Menschen. Neben jeden von ihnen hatte jemand mit Blut in großen Buchstaben einen Satz auf dem Boden und die Wände geschmiert. Immer denselben.
 

"Leviathan wartet auf dich.", las Integra, krampfhaft versuchend, jegliche Regung angesichts des schrecklichen Anblicks zu unterdrücken.
 

"Haben Sie von jemandem gehört, der sich so nennt?", fragte Sir Islands.

"Nein." Integra zuckte leicht mit den Schultern. "Ich glaube aber auch nicht, dass ich das müsste. Das hier sieht mir eher nach dem Werk eines menschlichen Psychopathen aus, nicht nach dem eines Vampirs. Demnach fällt es nicht in meinen Zuständigkeitsbereich."
 

*Nicht so hastig, junger Meister.*, erklang da Alucards Stimme in ihrem Kopf. *Vorschnelles Urteilen kann zu Peinlichkeiten führen.*

Integra war geistesgegenwärtig genug, nicht laut zu antworten. *Was soll das heißen? Weißt du etwas darüber?*

*Ich könnte Euch Leviathans Kopf bringen. Gebt mir nur den Befehl.*

*Ich will zunächst mal lediglich Informationen! Wer oder was...*
 

"Miss Hellsing?" Sir Francis' ungeduldige Stimme brachte sie in die Wirklichkeit zurück. Offenbar hatten die Sir schon länger vergeblich auf sie eingeredet.

"Ja, entschuldigt..."

"Ich sagte, dass all unsere Informationen darauf hindeuten, dass es sich hier sehr wohl um einen Vampir handelt. Sie können das alles in dem Bericht nachlesen. Ich halte es allerdings für bedenklich, dass *wir *sie* von diesen Entwicklungen informieren müssen, und nicht umgekehrt."

"Die Zahl der Vampire in London in den letzten Tagen ist ebenfalls auffällig gestiegen.", fügte Sir Islands hinzu. "Ich wäre normalerweise gern bereit, diese Nachlässigkeit mit ihrem zweifelsohne sehr jungen Alter und daraus resultierender Unerfahrenheit zu entschuldigen..." - für das gönnerhafte Lächeln in seinem Gesicht hätte Integra ihn vierteilen können - "... aber es geht hier um Menschenleben, den Schutz der Stadt, des Landes und der Queen. Ich sehe mich von daher gezwungen, Sie zu fragen, ob sie die Sache wirklich im Griff haben, Miss Hellsing."
 

Das war genug.
 

*Alucard...*
 

Integra stand auf.

"Da Sie alle sich ja so viel Sorgen um diese Dinge machen, sehe ich mich verpflichtet, Sie zu beruhigen."

Alucard tauchte unvermittelt hinter ihrer riesigen Stuhllehne auf. Die Sirs rissen kollektiv die Augen auf, Sir Islands atmete scharf ein.

"Zudem darf ich annehmen, dass Sie auch wissen wollten, wie viel an dem Gerücht dran ist, dass der von meinem Vater eingesperrte Vampir wieder frei ist. Nun, wie sie sehen, ist er es."

Nun stand auch Sir Islands auf, langsam, ohne Alucard aus den Augen zu lassen. "Miss Hellsing... das ist eine äußerst, äußerst brisante Entscheidung, die sie da - sehr eigenmächtig, möchte ich hinzufügen - getroffen haben."
 

"Das von dir zu hören überrascht mich nicht, Sir Islands.", schaltete sich da Alucard ein. "Du warst ja besonders eifrig dabei, als es darum ging, mich einzusperren. An deiner Stelle würde ich jetzt ebenfalls... ein wenig zittern." Er bleckte grinsend die Fangzähne.

Sir Islands erbleichte sichtlich und ballte die Fäuste. "Monster! Unheilige Kreatur..."
 

Integra spürte, wie ihr die Kontrolle über die Situation zu entgleiten drohte. "Lass ihn.", murmelte sie ihrem Hausvampir zu, dann lauter: "Es ist mir gleichgültig, wer damals was warum getan hat. Alucard ist wieder Teil der Einsatztruppe, und wenn nur die Hälfte von dem wahr ist, was in den Berichten von damals über ihn steht, gibt es überhaupt nichts zu befürchten. Soviel zu der Frage, ob Hellsing die Sache im Griff hat. Wir werden dieser Angelegenheit unverzüglich nachgehen."
 

*Du hättest mir trotzdem früher von diesem Leviathan erzählen können!*, schimpfte sie innerlich. *Und was sind das für Neuigkeiten über eine ansteigende Vampirpopulation?*

*Ihr habt nicht gefragt, my Master.*
 

"Ich denke, es ist bekannt, dass es innerhalb des Runden Tisches verschiedene Meinungen zu diesem Thema gibt.", versuchte ein Sir aus der Tischmitte nun diplomatisch einzulenken. "Aber ich denke auch, wir sollten Miss Hellsing glauben, wenn sie sagt, dass die Situation unter Kontrolle ist. Mit welchen Mitteln auch immer."
 

Zustimmendes Gemurmel der meisten Anwesenden, demonstratives Schweigen von einigen anderen. Sir Islands stand noch immer unbeweglich an seinem Platz, die Augen starr auf Alucard gerichtet.

"Dann ist ja alles geregelt." Integra schob ihren Stuhl weiter zurück. "Wenn keine Fragen mehr bestehen, würde ich es begrüßen, wieder zur Tagesordnung übergehen zu können. Wie wir ja jetzt wissen, gibt es viel zu tun."
 

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"So eine Scheiße.", fluchte Integra nicht sehr ladylike und tigerte in ihrem Arbeitszimmer auf und ab. "Warum wusste dieser Seniorenverein von diesem Leviathan und den vielen Vampiren... und ich nicht? Kein Wunder, dass sie mir nicht vertrauen. Das Ganze ist total danebengegangen!"

"Im Gegenteil.", wandte Walter ein. "Ihr habt Euch den Umständen entsprechend wirklich gut geschlagen... was allerdings wirklich seltsam ist, ist, dass wir über diese Morde nicht eher informiert wurden. Normalerweise wird Hellsing in solchen Fällen sofort kontaktiert. Möglicherweise wurde diese Information absichtlich zurückgehalten, um uns in ein schlechtes Licht zu rücken."

"Verdammt.", knurrte Integra noch einmal. "Alucard! Was weißt du über diesen Leviathan? Und auf wen wartet er?"
 

Der Vampir lehnte, seelenruhig wie immer, unter dem Portrait ihres Vaters an der Wand.

"Glaubt Ihr mir, wenn ich Euch sage, dass dies eine zweitrangige Angelegenheit ist und Ihr Euch lieber darauf konzentrieren solltet, dass Iscariot sofort aus England verschwindet?"

"Alucard, ich will jetzt keine nebulösen Andeutungen, ich brauche FAKTEN!", knirschte Integra mühsam beherrscht. "Außerdem ist Maxwells Ausweisung in vollem Gange. Sobald er gefunden wird..."

"Macht Euch doch nichts vor. Das wird Maxwell nicht aufhalten." Der No Life King löste sich von seinem Platz an der Wand. "Habt Ihr je darüber nachgedacht, warum er überhaupt in England ist? Doch wohl nicht nur, um Euch einen Höflichkeitsbesuch abzustatten?"
 

Integra schluckte ihren Ärger halbwegs hinunter und schlug stattdessen den Bericht auf, den Sir Francis ihr bei dem Meeting gegeben hatte. Die Morde hatten vor drei Tagen begonnen, einen Tag vor dem Ghoulangriff im Hafenviertel, um den Hellsing sich gekümmert hatte. Am selben Tag war Maxwells Brief auf ihrem Schreibtisch gelandet. Und als sie mit dem Iscariot- Priester in der Barbican Hall gewesen war, hatte es an drei Orten in der Nähe Angriffe gegeben, die Iscariot abgewehrt hatte. Maxwell musste etwas über das Ganze wissen, wenn er gezielt Einheiten mitbrachte und sie auf Vampirjagd gehen ließ.
 

"Maxwell ist auch hinter diesem Leviathan her?", murmelte Integra. "Warum macht er den ganzen Weg von Rom aus für einen einzigen Vampir?"

"Weil es für ihn nichts Wichtigeres gibt, als ihn wieder einzufangen und möglichst vernichten." Alucard lachte dunkel. "Dass Leviathan hier ist, ist zu einem guten Teil Maxwells Schuld."

"Was meinst du?", fragte Integra, obwohl sie es fast ahnte.

"Dass der alte Hellsing nicht der einzige war, der einen Vampir gefangen hat. Leviathan war lange Zeit in die Verliese Iscariots eingesperrt... vor zwei Jahren ist ihm die Flucht gelungen."
 

Jetzt war es an Integra, aufzulachen. "Das ist doch Unsinn! *Iscariot* fängt doch keine Vampire ein! Du weißt doch, was diese Fanatiker immer reden..."

"Ich weiß nicht, was sie mit ihm vorhatten.", gab Alucard zu. "Auf jeden Fall will Maxwell diese Angelegenheit geheim halten, besonders natürlich gegenüber Hellsing. Leider...", fügte er hinzu, und sein Grinsen wurde eindeutig spöttisch, "... sind seine ganzen Mühen hiermit umsonst gewesen. Wie außerordentlich bedauernswert!"
 

Integra ließ sich in ihren Stuhl fallen. "Das ist ja unglaublich...", seufzte sie. Auch Walter war während Alucards Erklärungen an ihren Schreibtisch getreten.
 

"Sagt, Alucard- sama..." Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. "Leviathan ist seit zwei Jahren frei, aber er ist erst vor drei Tagen in London aufgetaucht. Das fällt genau mit dem Zeitpunkt zusammen, zu dem Integra Euch aus dem Verlies befreit hat. Und dann diese Botschaften neben den Todesopfern... sie sind an Euch gerichtet, nicht wahr?"

Integra horchte auf, doch Alucard lachte nur. "Dieser Emporkömmling hat es sich in den Kopf gesetzt, sich mit mir anzulegen, ja. Sobald er sich zeigt, wird er sehen, was er davon hat."

"Und warum greift er jetzt nicht an?", hakte Integra nach. "Worauf wartet er denn noch?"
 

"Darauf, dass Hermes wieder Flügel wachsen...", war Alucards kryptische Antwort. "Bis heute Abend, Miss Hellsing." Und damit, wie um sich ungelegenen Fragen zu entziehen, verschmolz er mit den Schatten.
 

"Hermes? Flügel? Was soll das jetzt schon wieder heißen?", schnaubte Integra wütend. "Kann er nicht EINMAL klipp und klar sagen, was los ist?"

"Regt Euch nicht auf.", beruhigte Walter sie. "Das Wichtigste wissen wir doch jetzt. Wer Leviathan ist, was Maxwell eigentlich wirklich will..."

"Das hilft mir nicht. Ich könnte Alucard ja den Befehl geben, Leviathan zu beseitigen, aber es hat sich fast so angehört, als könne er ihn nicht finden, wenn Leviathan es nicht will. Alucard behauptet es zwar, aber das sieht nicht so sehr nach einem kleinen Fisch aus... immerhin konnte er aus den Labors von Iscariot fliehen und ihren Suchkommandos zwei Jahre lang immer wieder entkommen."
 

"Ihr unterschätzt Alucard.", versicherte Walter ihr. "Wenn er Leviathan als kein großes Problem einstuft, dürfen wir davon ausgehen, dass er Recht hat."
 

Doch was er sagte, beruhigte Integra nicht. Ihr viel zu junges Gesicht war in tiefe Sorgenfalten geworfen und sie klopfte gedankenverloren mit Ihrem Teelöffel auf den Tisch. Walter lächelte leise und beging den Etikettenbruch, ihn ihr einfach wegzunehmen und zu dem restlichen benutzten Geschirr auf sein Tragetablett zu legen.
 

"Ihr solltet Euch lieber langsam für heute Abend fertig machen, anstatt sich jetzt damit zu befassen", riet er ihr. "Morgen können wir alle nötigen Schritte wegen Iscariot und Leviathan übernehmen."
 

Integra nickte wortlos und machte sich auf den Weg in ihr Zimmer. Doch sie wurde das Gefühl nicht los, dass sie so viel Zeit nicht mehr haben würden...
 

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*Ah, ist das nicht frustrierend, Alucard, mein Freund? Du würdest mich so gerne töten, aber du weißt nicht, wo ich bin, nicht wahr?*
 

*Nimm den Mund nicht zu voll. Du wirst schon noch sehen, was du davon hast, mich auf meinem Gebiet herauszufordern. Sobald du diese Wanzen von Iscariot abgeschüttelt hast, die dich verfolgen, versteht sich.*
 

Zornig unterbrach Leviathan seine telepatische Verbindung zu dem anderen Vampir und verharrte regungslos auf dem regennassen Dach des Buckingham Palace. Alucard hatte Recht. Er konnte sie sehen, sie fühlen; sie hatten ihn eingekreist und lauerten in der Dunkelheit des frühen Winterabends. Die grausamen Diener des HERRN.
 

***Brennender, lähmender Schmerz hinter seiner Stirn, in seinem ganzen Körper. Roter Nebel vor seinem Gesicht, grässliche Qualen. Erfolgloses Toben gegen die Ketten, die ihn hielten. Unsägliche Torturen. Und ein glattes, weißes Gesicht, grüne Augen, helle Haare. Enrico Maxwell.***
 

Schluss damit. Wenn heute Abend alles so lief, wie er es wollte, dann sahen Maxwell, Iscariot und der ganze Vatikan dunklen Zeiten entgegen - und Hellsing eliminierte er auch noch nebenbei. Der Plan war perfekt!

Das größte Problem würde wohl sein, Alucard zu bezwingen, dieses degenerierte und trotzdem so arrogante Etwas von einem Vampir. Leviathan schnaubte verächtlich. Er konnte diesen selbstgerechten Vampir nicht ausstehen, der sich aufführte wie der Herr im Ring und tatsächlich nichts weiter war als ein Sklave. Doch trotz seiner Prahlerei - wenn Alucard erst befreit war, *war* er mächtig, und Leviathan brauchte diese Macht, wenn er gegen den Vatikan bestehen wollte.
 

Zunächst musste also Alucards derzeitige Herrin sterben... und wenn Alucard das tat, was er hoffte, würde dies kein großes Problem sein. Dann war diese Iscariot- Bande dran, die ihn verfolgte - besonders Maxwell. Er sollte leiden; diese Zeit würde Leviathan sich nehmen. Er sollte leiden, leiden, leiden; so wie er damals hatte leiden müssen.
 

Und wenn er erst Alucard in seiner Sammlung hatte, war der Rest von Iscariot dran. Und der Vatikan. Er würde sie alle vernichten. Der Vampir lachte böse auf.
 

"Euer Gott möge euch beistehen."
 

Weiter entfernt, jenseits des Rings, den diese heuchlerischen Kirchenfatzken um ihn geschlossen hatten, regte sich die Finsternis. Seine Kinder waren da. Es konnte beginnen.
 

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++ to be continued

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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  BlackCrow
2004-01-15T18:53:41+00:00 15.01.2004 19:53
Klasse, einfach nur klasse. Deine FF gefällt mir von Seite zu Seite mehr.
Vor allem der letzte Satz des Kapitels macht mich richtig neugierig auf den weiteren Teil. ^^

BlackCrow
Von: abgemeldet
2003-12-31T20:18:04+00:00 31.12.2003 21:18
^Hi Ich bin neu hier und deine Fanfic ist bisher eine der besten die ich gelesen habe. Von daher:weiteeeeeeeeeeeeeer
Von: abgemeldet
2003-11-03T06:09:50+00:00 03.11.2003 07:09
Ich kann nur sagen: Suuuuper! :o) Du schreibst wirklich gute FF. Die Athmosphäre kommt gut rüber und man kann garnicht aufhören zu lesen. Büdde büdde, schnell weiterschreiben. ;-)
Von: abgemeldet
2003-11-02T21:56:50+00:00 02.11.2003 22:56
Einfach supi ^.^
Als riesiger Integral Fan ....einfach klasse ...schreib schnell weiter ....ich kanns kaum noch erwarten weiter zu lesen ^.^
Von: abgemeldet
2003-10-30T17:16:15+00:00 30.10.2003 18:16
ja endlich ein neuer teil,war wirklich genial!:)
weiterschreiben!
Von: abgemeldet
2003-10-26T07:51:06+00:00 26.10.2003 08:51
Ooooh, mach schnell weiter, bitte!!!!
*schon ganz gespannt sei*
Dein Stil ist einfach klasse!

kathrinchen
Von: abgemeldet
2003-10-26T04:16:29+00:00 26.10.2003 05:16
tolle geschichte, mach weiter so.
und schreib bitte gaaaaaaaaaannnnnnnnzzzzzzz schnell weiter, ja!!!!!!??????!!!!!

gruß
suffer
Von: abgemeldet
2003-10-25T12:22:44+00:00 25.10.2003 14:22
wirklich super!
ich mag deinen stil, und außerdem weiss ich selbst, dass ne hellsing ff schwer ist...^^ ich hab auch eine versucht, sie dann aber wieder weggeschmissen...

naja, mach weiter so!!XDD
cya!
Von:  Nex_Caedes
2003-10-25T11:46:25+00:00 25.10.2003 13:46
Tolle ff mus ich sagen mach weiter so
nex


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