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Hier saß er nun, zwischen dem Abschaum der Welt und wofür?

Nur um jetzt alleine da zu stehen!

Es gab nie wirklich jemanden, denn Severus wirklich als Freund bezeichnet hätte, alle vermeintlichen Freundschaften hier und auch in seinem früheren Leben waren mehr Zweckgemeinschaften gewesen.

Alle, bis auf Eine.

Doch das was er für sie empfunden hatten, ach eigentlich immer noch empfand, ging weit über Freundschaft hinaus.

Mit leerem Blick sah er sich in der Schenke um.

Überall grobe, raue Gesichter, gerötet vom Alkohol, der heute mal wieder in Strömen floss.

Sie lachten, lallten, schwankten, grölten, feierten einfach, feiert den Tod von anderen Menschen überschwänglich.

Normalerweise wäre es Severus auch egal gewesen, aber er musste an Lily denken.

Sie war auch eine Muggelstämmige und genau solche Menschen hatten sie heute getötet.

Was also würde passieren, wenn Snape irgendwann einmal Lily gegenüberstand?

Er wusste es genau, er würde sich ohne Bedenken vor sie schmeißen, selbst wenn das bedeutete sein eigenes Leben wegzuschmeißen.

Eine Hand legte sich auf Severus Schulter und ihm wurde ein großer Krug Butterbier unter die Nase gehalten.

Als Snape den Kopf ein wenig zur Seite wandte, sah er das Avery, ein alter Schulkamerad von ihm, der Störenfried war.

Dieser schwankte an Snapes Seite bedenklich hin und her.

„Hier Severus, du siehst so aus als könntest du´s brauchen“ sagte Avery, von gelegentlichen Hicksen unterbrochen und dabei verzog er seinen Mund auf sehr groteske Weise, ganz so als würde es ihm unglaubliche Mühe kosten diese Worte zu sagen.

Widerlich, einfach nur widerlich.

Severus schlug Averys Hand von seiner Schulter, wie einen lästigen Käfer, was diesen sehr ins Schwanken brachte, doch es war ihm gleichgültig.

Er stand auf und verließ mit wehendem Umhang die Schenke.

Die Atmosphäre da drin erdrückte ihn und schlug ihm unangenehm auf den Magen, er hatte plötzlich das Gefühl gehabt sich übergeben zu müssen, bei so viel Widerlichkeit, wie sie in diesem Raum vereinigt war.
 

Die kühle, klare Nachtluft, die ihm draußen entgegenschlug war dagegen so unglaublich erleichternd. Es erschien ihm als würde sie den Knoten auf seiner Brust etwas lösen, der schon den ganzen Tag auf seine Atmung drückte. Er zog die Luft tief in seine Lungen.

Hier draußen war es einfach herrlich.

Still, dunkel, einsam.

Genau das was er jetzt wollte.

Das Licht drang nur gedämpft durch die Scheiben und wurde ab und zu durch den Schatten einer dieser nichtswürdigen Kreaturen ersetzt.

Doch Snape blickte nicht nach drinnen zurück, er folgte einfach dem schwarzen Weg vor seinen Füßen.

Immer weiter, einfach fort von hier, ohne das er wirklich bewusst seinen Weg steuerte.

Ohne es selbst wirklich zu merken, hatte er das kleine Dorf hinter sich gelassen und lief nun an ein paar Koppeln entlang, die nur leicht beleuchtet waren, vom bläulichen Licht des Vollmonds.

Irgendwann lehnte er sich einfach mit dem Rücken an den Holzzaun der Koppel und starrte gedankenverloren in die reglose, schemenhaft schwarz-bläuliche Umgebung.

Und wieder wanderten seine Gedanken in Richtungen, die ihm eigentlich nur noch mehr Kummer bereiteten.

Seine Hand fand den Weg in seine Innentasche, wie von alleine, zum Vorschein kam ein Foto.

Ein Mädchen mit dunklen roten Haaren und strahlend grünen Augen lächelte ihm entgegen.

Lily.

Den Arm hatte sie halb um einen hageren jungen mit schwarzen, fettigen Haaren gelegt, auf dessen Gesicht sich ein wenig Röte geschlichen hatte, der aber ebenfalls schüchtern lächelte.

Obwohl er sich schon immer so sehr nach ihrer Berührung, nach ihrer Nähe gesehnt hatte, war es ihm damals ein wenig peinlich, so überschwänglich von ihr umarmt zu werden, doch gleichzeitig hatte es ihn wahnsinnig glücklich gemacht.

Doch all dieses vermeintliche Glück war zerbrochen, an diesem schicksalhaften Tag, dabei war es doch bloß…
 

A Drop in the ocean a change in the weather

… nur ein Wort, gesagt im Zorn, natürlich war es ihr gegenüber unberechtigter Zorn.

Dieser Potter war an allem schuld gewesen, so wie er immer an allem schuld war, wenn Severus damals etwas Schlechtes wiederfahren war.

Doch er hatte es nicht gewollt, wirklich nicht, nie hatte er sie mit diesem unverzeihlichen Wort beschimpfen wollen.

Schlammblüterin.

Vielleicht war sie das augenscheinlich, aber schon seit sie ein junges Mädchen war, hatte sie mehr Magie und Verständnis dafür besessen, als die meisten dieser gesichtslosen Gestalten in der Schenke zusammen.

Tief in sich hatte er ja gewusst, dass dieser Tag irgendwann kommen würde, dass sich ihr Verhältnis ändern würde, das es umschlagen würde, wie ein plötzlich ausbrechendes Gewitter.

Er hatte es gewusst und stand trotzdem unvorbereitet im Regen, denn tief in ihm…
 

I was praying that you and me might end up together
 

… hatte er die Hoffnung doch nie aufgegeben. Er hatte bei ihr sein wollen, schon damals hatte er sie geliebt mehr als alles andere. Selbst als kleiner Junge, damals als er sie nur schüchtern aus seinen Verstecken heraus beobachtet hatte, hatte er sich schon gewünscht mit ihr zusammen sein zu können und umso mehr er sie kennen gelernt hatte, umso stärker wurde dieses Verlangen. Er hatte so sehr gehofft für immer an ihrer Seite sein zu können.

Doch wo war er nun?

Er drückte das Foto fest an sich, wie um Halt zu suchen.
 

It´s like a wishing for rain as I stand in the desert
 

Seit er sie das erste Mal gesehen hatte, wurde sie der leuchtend helle Stern, der nur für ihn funkelte und ihm den Weg aus der dunklen Zerrissenheit seiner eigenen Familie wies.

Immer wenn seine Eltern wieder schrien, sein Vater seine Mutter oder ihn schlug und er sich nichts sehnlicher wünschte als aus dieser Hölle ausbrechen zu können, dachte er an sie oder später suchte er sogar Zuflucht bei ihr.
 

But I'm holding you closer than most
 

Sie war sein Halt, wie ein Rettungsring in einem Meer aus Finsternis, an den er sich mit aller Gewalt klammerte.

Sie half ihm über diese dunkle Zeit hinweg, denn ohne sie wäre er sicher untergegangen.

Sie war der einzige Mensch den er je wirklich nahe an sich herangelassen hatte.

Ihr hatte er Dinge über sich erzählt, die er nie wagte auch nur irgendjemanden sonst zu erzählen.

Sie war immer da gewesen, wenn er Kummer hatte, wütend war und selbst wenn er nur über völlig belangloses Zeug quatschte und selbst noch, als sie wusste das er die dunklen Künste studierte und sich du-weißt –schon-wem anschließen wollte.

Obwohl sie die dunkle Seite verabscheute war sie ihm näher als sonst irgendjemand es je war und je sein würde.
 

Cause you are my heaven
 

Bedächtig strich er über ihre engelsgleiche Gestalt auf dem Foto, für ihn hatte es nie eine schönere oder reinere Frau gegeben als sie. Sie war alles was er je wollte, es hätte ihm gereicht für immer an ihrer Seite zu sein, dann wäre er glücklich gewesen, selbst wenn es letztendlich nur für ihren besten Freund gereicht hätte, es wäre ihm gleich gewesen, doch das Schicksal hatte sich gewendet und seine Dummheit, seine Unbeherrschtheit hart bestraft, härter als jeder Schlag den ihn sein Vater je verpasst hatte.

Der einzige Grund wieso er noch lebte und sich diesem Haufen Abschaum angeschlossen hatte, war die Hoffnung sie eines Tages vor genau diesem beschützen zu können, denn er wusste das du-weißt-schon-wer einiges ändern würde und wenn er bei dem Versuch starb sie zu beschützen, hatte sein Tod wenigstens eine Bedeutung.
 

Lily Evans war unterdessen schon einige Monate mit James Potter zusammen.

Denn sie hatte feststellen müssen, dass er doch nicht nur dieser eingebildete Widerling war für den sie ihn so lange gehalten hatte.

Seit sie sich mit Severus verstritten hatte waren James und Lily sich erstaunlicherweise näher gekommen.

Hier stand sie nun in ihrer ersten kleinen Wohnung und packte ihren Koffer, um mit James zu dessen Eltern nach Bristol runter an die Ostküste zu fahren.

James war tatsächlich eine wirklich liebeswürdige, witzige und gleichzeitig intelligente Person, doch Lily war sich nach wie vor nicht ganz sicher, ob ihre jetzige Beziehung mit ihm für immer gemacht war, denn etwas nagte noch an ihr.

Sie konnte nur gerade nicht genau benennen woher diese Zweifel rührten.

Gedankenverloren ging sie in ihr kleines, helles Schlafzimmer und setzte sich auf die Bettkante.

Sie zog die Schublade, des kleines Kirschholz-farbenden Nachtschränkchen auf und ein altes abgegriffenes Buch kam zum Vorschein mit schlichten blauen Einband und silberleuchtenden Buchstaben, die allerdings kaum noch lesbar waren.

Es war Lilys Lieblingsbuch, Seelenlos, das sie nie müde wurde immer noch ein weiteres Mal durchzulesen.

Darin ging es um einen jungen Mann, der sie sehr an ihren damals besten Freund Severus erinnert hatte, er hatte ähnlich üble Familienverhältnisse gehabt, war eher introvertiert und was wohl am Wichtigsten war hatte die falsche, die böse, Seite gewählt.

Lily presste die Lippen fest aufeinander als sie daran denken musste.

Doch die Figur aus dem Buch hatte sich in ein Mädchen von der anderen Seite verliebt und rein aus dieser Liebe heraus, hatte er sich im entscheidenden Moment richtig entschieden.

Er hatte sich gegen das Böse gestellt, dem er selbst so lange angehört hatte und hatte letztendlich maßgeblich dazu beigetragen die Bösen für immer zu verbannen.

Vielleicht war es kindisch von Lily gerade in dieses Buch so vernarrt zu sein, doch irgendwie hatte sie sich immer gewünscht, das Severus und ihre gemeinsame Gesichte ebenso glücklich ausgeht wie die in ihrem Buch.

Mit weichen, fast sehnsüchtigen Blick schlug sie den Deckel des Buches auf und sah hinunter auf das Foto.

Es war das gleiche Foto das auch Snape besaß, es war eins der wenigen gemeinsamen Fotos, die es überhaupt von ihnen beiden gab und es war wohl auch irgendwie das Schönste.

Es zeigte eine Zeit in der ihr Verhältnis noch viel leichter und unbeschwerter war, ja eine nahezu glückliche Zeit.

Doch das war lange her, zu lange schon.
 

I don´t wanna waste the weekend If you don´t love me, pretend
 

Ihre Augen hingen wie gebannt an der Erscheinung, des hageren Jungen, den sie ihm Arm hielt, sein scheues Lächeln zauberte kurz ein Lächeln auf ihre Lippen.

Dann durchbrach sie selbst diesen eigenartigen Zauber und klappte den Buchdeckel wieder zu.

Sie blickte noch einen Augenblick verträumt auf den blauen Buchdeckel, das Bild von ihr und Severus nach wie vor auf ihrer Netzhaut, wie als würde sie es noch immer betrachten.

Dann schüttelte sie leicht den Kopf und schloss die Augen.

Nein sie wollte dieses Wochenende nicht damit verbringen wieder einmal zu überlegen, was gewesen wäre wenn.

Hätte Severus sie wirklich geliebt wäre er jetzt an ihrer Seite, nicht James.

James liebte sie von ganzen Herzen, das wusste sie und sie schämte sich fast ihrer längst verflossen Liebe für Severus immer noch gelegentlich nachzutrauern.

Doch sie konnte nicht anders und packte das Buch mit dem Foto in ihre Handtasche.
 

A few more hours then it´s time to go
 

Sie sah sich noch einmal in ihrer langsam dunkel werdenden Wohnung um, immerhin würde sie diese bald für ein kleines Weilchen verlassen.

Ihr Zuhause, ihren Zufluchtsort, wo sie auch über Dinge nachdenken konnte, von denen sie wusste, dass sie in James Gegenwart eigentlich nicht darüber nachdenken sollte.

Das würde sie bald für zwei Wochen vielleicht nicht tun können, sie wusste nicht wie viele Momente alleine ihr bei James Eltern vergönnt sein würden, aber sie war sich sicher, dass es nicht viele werden würde.

Wenn sie bei James war, war er fast immer dabei irgendwas zu planen und schaffte es eigentlich permanent einen zu beschäftigen.

Er stand irgendwie immer unter Strom soweit sie es beurteilen konnte.
 

as my train rolles down the eastcoast, I wonder how you keep warm
 

Wenige Stunden später saß sie auch schon im Zug nach Bristol, zusammen mit ihren Eltern, die jedoch vor fünf Minuten zum Essenabteil aufgebrochen waren.

Da Lily selbst keinen Hunger hatte, blieb sie in ihrem gemeinsamen Abteil alleine zurück.

Sie genoss die Ruhe, die um sie herum herrschte, sie betrachtete die nachtschwarze Umgebung von ihrem Fensterplatz aus und lauschte dem Rattern der Räder unter ihren Füßen.

Die Dunkelheit erinnerte sie wieder an ihn und sie fragte sich, wie es Severus wohl ginge und ob er glücklich war, dort wo er war.

Sie seufzte.

Sie würde es ja doch nie erfahren.
 

it's to late to cry, to broken to move on
 

Denn sie wusste ganz genau, dass es zu spät war, Severus nachzutrauern.

Ebenso wie sie wusste, dass ihr Vertrauen in ihn einfach zu kaputt gewesen war, nachdem er damals dieses unverzeihliche Wort gegen sie verwendet hatte und das obwohl sie ihn vor James verteidigt hatte.

Sie hatte damals eine Entscheidung getroffen, genauso wie Severus und da er nicht Willens war seine Meinung zu ändern, hatte sie beschlossen ihre ebenfalls beizubehalten.

Egal wie weh es ihnen beiden wohl tat, als Lily Severus Entschuldigungen immer und immer wieder zurück wies.

Es war einfach zu spät gewesen.
 

and still I can´t let you be
 

Und doch behielt sie das Buch und auch das Foto.

Vielleicht sogar irgendwo die Hoffnung, dass er einfach eines Tages vor ihrer Tür stand und ihr sagen würde, er habe du-weißt-schon-wen verlassen um bei ihr sein zu können.

Sie musste über ihre eigene Einfältigkeit lächeln und die Tränen stiegen ihr in die Augen, wusste sie doch ganz genau, dass das nie passieren würde.

Sie konnte einfach nicht loslassen, nicht jemand, der schon so lange, eine so wichtige Person für sie war.
 

Most nights I hardly sleep
 

Wie viele Nächte hatte sie nur schlaflos da gelegen und einfach daran gedacht, was sie in einem solchen Fall tun würde.

Sie konnte auf diese Frage einfach keine Antwort finden, sie suchte schon sehr lange nach einer, aber ihre Gedanken drehten sich nur immer wieder im Kreis, machten ihr klar wie lächerlich alleine der Gedanke war.

Und obwohl sie diese Gedanken und die innerliche Diskussion schon fast auswendig kannte, gab es noch immer Nächte in denen sie kaum schlief, weil sich genau diese Gedanken widerholten.
 

don't seek what you don't need for me
 

Wieso hatte er ihr nur das Herz gestohlen?

Wieso war er damals in ihr Leben getreten, hervor aus diesem Busch, wenn es so enden musste?

Sie war sich nie sicher gewesen, ob Severus wirklich nur freundschaftliche Gefühle empfand, es gab zwischen durch immer das ein oder andere Anzeichen dafür, dass es nicht so war, aber sie hatten niemals darüber gesprochen.

Aber wieso hatte er dann nicht ihr Verhältnis endgültig aufgelöst, wenn er eh geplant hatte sie zu verlassen.

Wieso hatte er ihr das Herz gestohlen und sie dann ohne zurückgelassen?
 

Missplaced trust and old friends
 

Wieso hatte er damals nur so sehr auf Leute wie Avery und Mulciber vertraut?

Wieso hatte er nur geglaubt, dass die beiden und die dunklen Künste ihm seinen sehnlichsten Wunsch erfüllen würden?

Damals hatte er noch geglaubt um glücklich sein zu können, das auslöschen zu müssen was er am meisten auf dieser Welt gehasst hatte, seinen Vater.

Aber zu spät hatte er erkannt, dass das ein Irrglaube war, doch da war es schon längst zu spät.
 

never counting regrets by the grace of god
 

Egal wie sehr er es bedauert hatte, was er zu Lily gesagt hatte, sie hatte ihm nie verziehen.

Obwohl Severus kein bisschen gläubig war, hatte er damals alleine, still und heimlich in seinem Schlafsaal gesessen und sogar Gott gebeten, das sich diese Sache endlich klärt und Lily und er wieder Freunde sein können, wenigstens das.

Doch es hatte niemals gezählt für Gott, er hatte ihn nicht erhört, war vielleicht sogar absichtlich blind und taub an seinem Gebet vorbei gegangen.

Irgendwann hatte er es aufgegeben auf Gott zu hoffen und empfand nur noch Verachtung für dieses sogenannte höhere Wesen.

Aber vor allem empfand er wohl Verachtung für sich selbst.
 

I do not rest at all
 

Obwohl er wusste, wie aussichtslos seine Versuche waren zu Lilys barmherziger Seite durch zu dringen, versuchte er es doch immer wieder.

Er konnte sich nicht einfach zurücklehnen und warten ob sich etwas änderte.

Er hatte es vermasselt und er sollte derjenige sein, der es wieder in Ordnung bringt und doch hatte er es nie geschafft.

Vielleicht eher noch schlimmer gemacht mit seinem Eintritt in die Reihen von du-weißt-schon-wem.
 

New England, there´s the leave change
 

Doch irgendwann ertrug er es einfach nicht mehr länger ihr gegenüber zu stehen, es schmerzte ihn einfach zu sehr und deswegen nahm er die erst beste Gelegenheit um diesen ständigen Schuldgefühlen zu entkommen.

Ein Auftrag von du-weißt-schon-wem in Irland der gefährlich klang, doch er stürzte sich mit Freuden hinein und sicherte sich mit diesem Einsatz sogleich das Wohlwollen des dunklen Lord, was allerdings eher unbeabsichtigt passierte.

Für ihn hatte nur gezählt, dass es eine willkommene Ablenkung von Lily für ihn dargestellt hatte.
 

the last excuse
 

Severus konnte sich noch zu gut an ihr letztes Zusammentreffen erinnern, fast schon zu gut.

Langsam rutschte er am Holzzaun herunter, die Erinnerung machte seine Knie weich.

Er hatte damals ein letztes Mal versucht sich bei ihr zu entschuldigen, weil er wusste, wenn sie ihm jemals vergeben sollte, dann am ehesten in diesem Moment, da auch ihr klar sein musste, dass das die letzte Möglichkeit war, die sie je bekommen würden.

Alles andere bedeutet auf nimmer widersehen.

Er hatte den Eindruck gehabt, dass sie wirklich drüber nachgedacht hatte ihm endlich zu vergeben hatte gehört wie schwer ihr selbst ihre Worte fielen.

Ablehnende Worte.

Doch diese waren nicht das schlimmste gewesen, bei weitem nicht.

Sie hatte sich endgültig von ihm abgewandt und war mit diesem Potter zusammen gegangen.

Von allen den Möglichkeiten, wie Severus Lily das letzte Mal sehen würde, wieso musste es ausgerechnet an der Seite von Potter sein?

Er ballte sie Fäuste fest zusammen, so sehr das sie richtig weiß wurden, am liebsten hätte er in seiner Verzweiflung irgendwo gegen geschlagen.
 

I was a boy who loved a woman like a little girl
 

Und das alles obwohl er Lily mehr geliebt hatte als sonst irgendjemanden.

Er hatte sich bereits in sie verliebt als er sie zum ersten Mal gesehen hatte, damals als sie noch Kinder waren und sie mit ihrer Schwester gespielt hatte.

Umso länger er sie beobachtet hatte umso mehr wollte er bei ihr sein können, ihr erstes Zusammentreffen hatte er in seinem Kopf so oft geplant.

Ganz genau überlegt wie er ihre Aufmerksamkeit erregen konnte und doch nicht abschreckend wirkte.

Und wie glücklich war er erst gewesen, als er sich ihrer Freundschaft sicher sein konnte.

Lily war und blieb seine erste und einzige wahre Liebe.
 

And still I can't let you be
 

Obwohl ihm ab seinem Abgang von Hogwarts klar war, dass eine gemeinsame Zukunft mit Lily unmöglich war, hatte er sie doch nie aufgeben können.

Niemals.

Eigentlich war das Foto, was er nach wie vor betrachtete, Beweis genug, wie sehr er noch immer an ihr hin.

Und die abgegriffenen, gekickten Ecken zeigen überdeutlich, wie oft er noch immer an sie dachte, obwohl sie mit jedem Jahr was verging weiter in die Ferne rückte.

Sie erschien ihm schon nach ihrem letzten Treffen unerreichbar und doch hatte er das Gefühl das sie nach und nach in noch weitere Ferne rückte.
 

Most nights I hardly sleep
 

Nur allzu oft wachte er nachts schweißgebadet auf, ihren Namen auf den Lippen.

Und jedes Mal hoffte er, dass er nur geträumt hätte, Lily für immer verloren zu haben.

Doch wenn er sich dann umsah und ihm bewusst wurde wo und wieso er wo war, erschlug ihn die Realität und schnürte ihm die Brust zu.

Denn oftmals war die Realität noch viel schlimmer für ihn zu ertragen, als seine Träume.
 

Don´t seek what you don´t need for me
 

Wie kann es sein das du mir zuerst das Herz stielt und deins doch letztendlich an Potter verschenkst?

Den Potter den du selbst nicht wirklich leiden konntest.

Wenn du meine Liebe nicht wolltest, wieso hast du es mir dann nicht unmissverständlich klar gemacht, wieso hast du mich trotzdem immer in Schutz genommen vor deinen Gryffindorfreunden?

Ich war doch so verdammt ungeschickt darin meine Gefühle für dich zu verbergen, hast du meine Blicke denn tatsächlich nie richtig deuten können?

Oder sollte ich dir tatsächlich glauben, dass du sie absichtlich ignoriertest und so tätest als sei alles in Ordnung, obwohl du um meine Gefühle für dich wusstest?

Nein, dafür warst du ein viel zu gutmütiger Mensch.

Ganz im Gegensatz zu mir selbst.
 


 

It's just A Drop in the ocean, a change in the weather
 

Eigentlich hatte Lily es schon lange vorher gewusst, sie hatte gewusst, dass sich ihre Wege trennen würden.

Die Einteilung von ihnen beiden in zwei verfeindete Häuser war dabei nur ein winziger Tropfen im Ozean gewesen, viel bedeutender waren letztendlich Severus Begeisterung für die dunklen Künste und so zwielichtige Freunde wie Avery und Mulciber.

Schon ab diesen Moment war ihr bewusst geworden, dass es einfach irgendwann enden musste.

Sie hatte gewusst sowieso man wusste, dass ein Unwetter nahte, wenn der Wind plötzlich auffrischte an einem fast windstillen Tag.

Und doch…
 

I was praying that you and me might end up together
 

… hatte sie nicht aufhören können, zu hoffen, ja fast zu beten, dass er doch die richtige Entscheidung treffen würde.

Das er sie statt Avery und Mulciber wählen würde und das er sein Talent sinnvoll nutzen würde um Karriere zu machen, anstatt es für seine Rache und den dunklen Lord einzusetzen.

Doch es hatte nie etwas gebracht, obwohl ihr selbst immer deutlicher bewusst wurde, umso älter sie wurden, dass sich Severus niemals ändern würde, wollte sie es einfach nicht wahr haben.

Sie hatte einfach die Augen vor der Wahrheit geschlossen.
 

It´s like wishing for rain as I stand in the desert
 

Und weil sie es nicht wahr haben wollte, hatte sie immer wieder versucht auf ihn einzureden, ihn von seinen geliebten dunklen Künsten fern zu halten.

Erst hatte sie das eher unterschwellig versucht, doch sie hatte nur allzu bald bemerkt, dass sie damit auf taube Ohren stieß, deswegen hatte sie ihm irgendwann immer wieder in aller Deutlichkeit gesagt was sie von Severus Beschäftigung mit den dunklen Künsten und seinen Freunden hielt.

Doch es hatte nie gefruchtet, egal was sie versucht hatte, selbst das Auflösen ihrer Freundschaft hatte ihr Flehen nach Erkenntnis nicht stillen können.

Letztendlich war alles vergebens.
 

But I'm holding you closer than most
 

Obwohl sie das alles gewusst hatte, war es ihr nie möglich gewesen ihn von sich zu stoßen oder ihn einfach nur loszulassen.

Man sah es ja nur allzu gut, wie sehr sie sogar jetzt noch an ihm hing, trotz ihres Streites, trotz ihrer endgültigen Trennung.

Lily war an sich kein verschlossener Mensch, doch etwas verband sie stärker mit Severus als mit anderen Mensch.

Ohne benennen zu können, was es genau war, wusste sie das Severus wohl immer ihr bester Freund bleiben würde und vielleicht sogar mehr.

Denn obwohl ihr Herz sich so deutlich zu ihm hingezogen fühlte, noch immer, machte ihr ihr Verstand doch unmissverständlich klar, dass es dafür zu spät war.
 

Cause you are my heaven
 

Wahrscheinlich war Severus einfach immer der Mensch gewesen vor dem sie am freisten sein konnte.

Selbst wenn sie versuchte Dinge vor ihm zu verbergen, war er ihr doch immer auf die Schliche gekommen, sie hatte ihm nie was vormachen können.

Selbst als sie schon fast erwachsen gewesen waren, war er derjenige gewesen der sich auch ihre kindlichen Ängste angehört hatte, ohne sie irgendwie lächerlich zu machen oder darüber zu lachen.

Nein stattdessen hatte er ihr immer gut zugeredet, um ihr diese Ängste zu nehmen.

Er war immer wie ein gutmütiger Engel gewesen, der sich mit einem kleinen Kind rumschlagen musste, aber er hatte sich auch nie darüber beschwert.

Die Zeit die sie mit ihm verbracht hatte war einfach immer so unbeschwert und wundervoll gewesen.
 


 

Heaven doesn't seem far away anymore

Heaven doesn't seem far away

Heaven doesn't seem far away anymore

Heaven doesn't seem far away
 

Lily holte aus einem Impuls heraus, das Buch aus ihrer Handtasche hervor und klappte den Deckel auf.

Beide strichen sanft und wehmütig über das Abbild des jeweils anderen aus ein und demselben Foto.

Eine schwere, wohlige Wärme breitete sich in beiden aus.

Der andere schien einem so nah, im Herzen und doch wusste der Verstand wie weit er doch eigentlich entfernt war.

Wie unerreichbar weit entfernt, so unglaublich weit.

Doch dieses Bild war wie ein kleiner Einblick in den Himmel, der genauso unerreichbar war, wie diese Liebe.

Doch ebenso wie der Himmel, gab es wohl in genau diesem Augenblick nicht schöneres für die beiden.

Auch wenn es nur eine kleine vage Hoffnung war.
 


 

A Drop in the ocean a change in the weather
 

Doch dann schlug das warme Gefühl in ihren Köpfen auf die harte, kalte Wand, der gegebenen Umstände und der vergangenen schiefgelaufenen Ereignisse.

Und dann tropften vereinzelt Tropfen auf die Zwillingsfotos.

Erst nur wenige, doch dann wurden es immer mehr.

Sie konnten diesen unglaublichen Schmerz einfach nicht mehr länger zurückhalten.

In diesen Tränen lag eine Sehnsucht, älter als die Welt selbst.

Und während gegen die Scheibe von Lilys Zugabteil, leise dumpfe Tropfen schlugen und die Leere in ihrem Herzen widerspiegelten, gesellten sich die nassen kleinen Wasserperlen zu Severus, wie stumme Begleiter, die versuchten ihn zu trösten.
 

I was praying that you and me might end up together
 

“Oh Sev”, entrang es sich Lilys Kehle fast in einem Schlurzen.

„Wieso bist du jetzt nicht an meiner Seite?“, fragte sie kaum hörbar an das Foto gewandt, obwohl natürlich niemand da war, der ihr Geflüster überhaupt hören könnte.

„Oh Lily“, hauchte Severus voller Schmerz.

„Wenn du doch nur wüsstest, wie sehr ich dich Liebe“, flüsterte er in den Regen und schüttelte leicht den Kopf, weil er es einfach nicht ertrug, ihr lachendes nichts ahnendes Gesicht zu sehen, obwohl es ihm doch selbst auf diesem Foto wie aufs Gesicht geschrieben stand.
 

It´s like wishing for rain as I stand in the desert
 

Beide verspürten fast gleichzeitig das unbändige Verlangen, aus tiefsten Herzen den anderen jetzt sehen zu können, ihm gegenüberstehen zu können und all die Dinge zu sagen und zu tun können, die sie sich nie getraut hatten.

Tatsächlich passierte etwas ganz Erstaunliches.

Wie aus dem Nichts erschien in den Köpfen von allen beiden ein glasklares Bild.

Ein Ort an dem sie als Kinder viel Zeit miteinander verbracht haben,

Das kleine Waldstück, neben einem Fluss ganz in der Nähe, der Häuser ihrer Eltern.

Aus einem unbewussten Impuls heraus nahmen sie ihr Zauberstäbe zur Hand und disapparierten zu genau diesem Ort, der wie durch ein Wunder den Weg in ihre Erinnerung fand hindurch, durch ihr Gefühlschaos.

Ihre Ankunft wirbelte einige der bunten Blätter auf, die den Waldboden zu dieser Jahreszeit bedeckten.

Schnell entdeckten sie den jeweils anderen.

Konnte das wirklich wahr sein?

Nicht nur ein Traum.

Es war kaum fassbar, weder für Severus noch für Lily.

Im ersten Moment konnten sie sich wirklich nur entgeistert und ungläubig ansehen.

Dann gingen sie langsam, regelrecht zaghaft aufeinander zu, ganz so als ob eine zu schnelle Bewegung, die Traumgestalt die ihnen gegenüberstand hinfort wischen könnte.
 

But I'm holding you closer than most
 

Dann kam endlich beiderseitige Erkenntnis und sie stürmten sich in die Arme.

Umschlagen sich wie Ertrinkende, so fest.

Wie es müssen sie noch immer feststellen, ob der andere wirklich real war und vor allem um sicher zu gehen das der andere nicht einfach wieder verschwinden würde.

So standen sie eine Weile einfach nur still da, am ganzen Körper zittern vor überschwänglicher Freude, spürten den warmen Atem des anderen sanft an ihrem Hals entlang streifen und den warmen fest Körper, der sich so sehnlich an ihren eigenen presste.
 

Cause you are my heaven
 

Dann war es Severus, der sich langsam, fast zaghaft ein Stückchen von Lily löste um ihr in ihre strahlend grünen Augen zu sehn.

Die Augen die er schon immer so sehr geliebt hatte und die nun ganz gerötet vom Weinen waren, doch er war sich sicher, das seine kein bisschen besser aussahen.

Lily spürte erst jetzt wie durchnässt Severus eigentlich war und wie fertig und verheult er aussah, doch sie wollte trotzdem keine Distanz zwischen ihnen, selbst wenn ihre Sachen jetzt ebenfalls bald klitschnass sein würden.

Vorsichtig hob Severus seine rechte Hand hoch, zu Lilys Gesicht und strich damit zart über ihre weiche, feuchte Wange.

„Lily“, war das einzige Wort, das über seine Lippen kam, voller Wärme.
 

You are my heaven
 

Dann senkten sich Severus Lippen auf Lilys und verbanden sich in einem leidenschaftlichen Kuss miteinander.

Voll von all dem Hunger, der sich über die vergangenen Jahre angesammelt hatte und im Grunde alles ausdrückte was sie sich zu sagen hatten.

Sie fanden endlich wieder zwei Liebende zueinander, die niemals damit gerechnet hatten sich je wieder zu sehen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  ChiaraAyumi
2011-07-30T22:47:41+00:00 31.07.2011 00:47
Ich liebe den Song und er passt auch wirklich gut zu diesem Paar.
Und die Story ist einfach perfekt, als wäre dafür der Song geschrieben worden. Du greifst die Stimmung des Songs gelungen auf und vermischst Severus und Lilys Sicht der Dinge bis es zum Schluss ineinander verschmilzt.
Die beiden Charaktere sind unglaublich authentisch und gelungen.
So stell ich mir die Gefühlswelt der beiden vor.
Ich finde es wunderschön, dass die zwei am Ende ihr HappyEnd bekommen.
Eine gelungene Überraschung war das Ende auch, denn ich hatte irgendwie nicht mehr mit so etwas gerechnet.
Der OS ist einfach stimmig und abgesehen von einigen Rechtschreibfehlern gibt es nichts, was ich kritisieren will.
Also bekommst du den zweiten Platz und ich danke dir von ganzem Herzen für diese schöne Geschichte!
Von: abgemeldet
2011-06-27T18:55:03+00:00 27.06.2011 20:55
Eine wunderschöne Geschichte. Passt auch total auf den Song, finde ich.
Eine wundervolle Idde und eigentlich auch ein sehr guter Stil. Du solltest nur darauf achten nicht zu oft Verben wie machen, tun und haben zu verwenden und zu viele Wortwiederholungen vermeiden. Außerdem würde ich dir raten Geschichten immer erst noch einmal aufmerksam durchzulesen bevor du sie online stellst, dann passiert so etwas wie "aus" statt "auf" und "gekickte Ecken" nicht.
Ansonsten muss ich sagen, dass ich die Idee toll finde immer zwischen den beiden Perspektiven zu wechseln und sie am Ende verschmelzen zu lassen. Die Gefühle und Gedanken der beiden kann man sehr gut nachvollziehen, so wie du sie beschreibst.
LG Chiyo
Von:  Omama63
2011-06-18T19:41:03+00:00 18.06.2011 21:41
Erster.
Ein Super OS mit einem wunderschönen Ende.
Endlich mal Jemand der für Severus ein HappyEnd schreibt.


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