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Parasomnia Kitten

Schlaf Schön Kleines Kätzchen
von

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Spiel nach Pyros Regeln


 

2. KAPITEL – Spiel nach Pyros Regeln
 

Augenringe sind dunkle, halbmondförmige Hautbereiche unter den Augen. Hervorgerufen werden sie oftmals durch Schlafmangel. Auch Kitty hatte an diesem Morgen Augenringe. Und Hunger, denn den grössten Teil der Nacht hatte sie damit verbracht, sich zu übergeben und ihre Augen offen zu halten. Johns Worte waren ihr wieder und wieder durch den Kopf gegangen und das hatte auch zum Auftauchen von Fragen geführt. Soweit war sie bei ihrer gestrigen Flucht natürlich nicht in ihren Überlegungen gewesen, dass er ihr alles hätte beantworten können. Sie fühlte sich immer noch miserabel. Dementsprechend war ihre Laune. Und dementsprechend wirkte sich das auch auf ihr Essverhalten aus.

Bobby und Kitty sassen in der Küche. Das Institut war noch immer so familiär wie früher. Auch wenn seit Alcatraz einige bekannte und wichtige Gesichter fehlten. Man versuchte es zu ignorieren. Es war Samstag Morgen und keiner hatte es sonderlich eilig. Logan war vor zehn Minuten hier gewesen und hatte sich jetzt auf den Weg gemacht, um mit den kleinen einige Stunden im Danger-Room ihre Kräfte zu schulen. Auch Storm ging geschäftig ihren Aufgaben nach. Die wenigen Schüler, die das Institut noch hatte genossen ihre Freizeit mit einem Stadtbummel, Schwimmen im See des Instituts oder anderen Aktivitäten.

Sie waren die einzigen, die jetzt noch in der Küche waren. Es war schon nach zehn. Kitty bemühte sich, nicht einzunicken, während Bobby lieber auf Konversation aus war. Sie nickte ab und an und liess einige mhms hören. Aber gedanklich war sie abwesend. Beim gestrigen Abend. Was sie getan hatte und bei der Frage, was John ihr für Drogen gegeben hatte, dass sie das mitgemacht hatte…

- Und die Antwort, auf die sie jedes Mal kam war, dass da wohl kaum Drogen im Spiel gewesen waren…

Sie starrte auf ihre Kaffeetasse, sodass ihr erst einmal gar nicht auffiel, dass jemand die Küche betreten hatte. Kitty bemerkte es erst, als Bobby verstummte und sie spürte, dass die Zimmertemperatur gerade deutlich gesunken war. Sie warf ihm einen Seitenblick zu, folgte seinem Blick. Er fixierte John. Kitty erstarrte. Sie kämpfte gegen das aufkommende Übelkeitsgefühl an. Weil sie einfach nicht wusste, wieso sie so etwas getan hatte und weil sie gerade von Schuldgefühlen gegenüber Lance innerlich zerfressen wurde. Gegenüber Bobby eigentlich auch. Wie betrogen er sich wohl vorkam, wenn er jemals davon erfuhr. Kitty setzte die Kaffeetasse an ihre Lippen und grüsste John nicht einmal. Das tat sie nie wenn Bobby dabei war. Und ab jetzt würde sie es sonst auch nicht mehr tun.

Dem Feuerteufel machte das herzlich wenig aus. Er musste sich bewusst sein, dass sie ihn nicht aus den Augen liess. Seine Bewegungen waren fliessend, geschmeidig. Er ging zum Kühlschrank, strich betont langsam über die Klinke, ehe er ihn öffnete und dabei ein Stöhnen der Anstrengung von sich gab. Kitty bekam eine Gänsehaut, weil ihr das alles bekannt vorkam. Gleichzeitig wünschte sie sich zurück ins Badezimmer über die Toilette und ohne Bobby neben sich, der immer noch nichts sagte. Er würde auch nichts sagen, bis John aus dem Raum war.

Anfangs war es äusserst schwierig gewesen zwischen den beiden.

- Das war es eigentlich immer noch… Aber trotzdem.

Bobby war einige Male auf John los gegangen und hatte es jedes Mal zumindest versucht, während der Feuermutant das Lämmchen gemimt hatte, das er nicht war – das hatte er Kitty spätestens letzte Nacht wieder einmal bewiesen. Storm hatte einsehen müssen, dass die beiden sich nie vertragen würden. Aber Bobby hatte akzeptieren müssen, dass Storm nicht zulassen würde, dass er Pyro umbrachte. Aber eines wusste er, irgendwann würde niemand da sein, der den anderen beschützte. Und ohne seine Kräfte war John sowieso ein leichter Gegner für ihn.

- Das fand Bobby irgendwie sogar Schade. Wo blieb da die Herausforderung?¨

So blieb Bobby einzig und alleine die Option, John wie Luft zu behandeln und so zu tun, als wäre er nicht hier. So wie es sein würde, wenn er Pyro umgebracht hatte. Es würde sowieso niemanden gross bedrücken.

- Glaubte er.

Kitty beobachtete John unauffällig dabei, wie er den Tetrapack Orangensaft aus dem Kühlschrank fischte und sich ein Glas damit füllte. Sie stocherte in ihrem Kaffee. Er kam doch sonst nie in die Küche, wenn andere in der Küche waren. Erst recht nicht, wenn Bobby unter ihnen war. Die Temperatur wurde noch kühler. John schüttelte sich leicht und fröstelte. Auch ohne seine Fähigkeiten mochte er es nicht, Kälte zu spüren. Das war ihm zu wider. Er drehte sich abrupt zu den beiden anderen um, Kitty fühlte sich ertappt.

»Drake, könntest du das bitte lassen? Kitty und ich habens lieber heiss, nicht?« Kitty ignorierte ihn. Sie stocherte schneller in ihrer Tasse. Die Temperatur sank.

- Langsam reichte es aber wirklich mit der Kälte!

Bobby sagte nichts. Er versuchte bei seiner Strategie zu bleiben, weil er sonst für nichts garantieren konnte.

John durchquerte den Raum mit wenigen Schritten. Kitty wich in ihrem Stuhl leicht zurück. Bobby ballte seine Hände zu Fäusten. Die eine liess er in der Nähe von Kittys. Sie berührte seine kurz mit ihrer und merkte, wie er sich etwas entspannte.

John stand vor ihrem Tisch. Er hatte bis anhin noch nichts von seinem O-Saft getrunken. Kitty wollte ihn nicht ansehen. Sie starrte auf die Tasse.

»Na, gut geschlafen, Kitten?« Kitty konnte Bobby verächtlich schnauben hören. Sie berührte seine Hand erneut, um ihn noch einmal zu beruhigen. Sie wusste, egal wie ruhig er gegen aussen hin wirkte, er brodelte innerlich. Bobby war der Meinung, dass John nur hier war, weil er Ororo um den Finger gewickelt hatte und das noch immer tat. Seither hatte jemand das Gerücht in die Welt gesetzt, die Schulleiterin hätte eine Affäre mit dem Ex-Brotherhoodler.

- Von wem das wohl kam…?

Kitty konnte ihn nicht einfach ignorieren, wenn sie wollte, dass er so schnell wie möglich wieder ging. Und das wollte sie weil Bobby sich nicht aufregen sollte aber vor allem auch, weil sie sich nicht aufregen wollte.

»Ausgezeichnet.« Brachte Kitty zähneknirschend als Antwort hervor. Sie bemerkte, wie sie sich geradezu an die Kaffeetasse klammerte. Ihr einziger Haltepunkt, denn Bobby war niemand zum festhalten, er war vielmehr jemand, der im Notfall festgehalten werden musste. »Du...?« Stellte sie die Gegenfrage.

Das dreckige Grinsen auf seinem Gesicht liess den wenigen Kaffee den sie heute zu sich genommen hatte ihre Speiseröhre hochkriechen. Glücklicherweise ging das wegen der Schwerkraft nicht sonderlich leicht.

»Ebenfalls. Ich hatte einen netten Traum…« Kittys Blick wurde noch finsterer. Und das liess sie mit den Augenringen gemeinsam schon recht verschlagen aussehen. Er lachte leise auf.

»Verpiss dich, Pyro...!« Der Tisch unter Kittys Armen wurde langsam von einer Eisschicht überzogen. Bobby hielt Johns Gesellschaft nicht weiter aus. Durchaus verständlich. Früher hätte er niemals die Kontrolle über sich selbst oder über seine Kräfte verloren. Aber früher hätte er John auch nicht einfach liegen gelassen. Kitty war ihm dankbar. Er tat gerade so viel für sie, auch wenn er es nicht wusste. Sie legte vorsichtig ihre Hand auf Bobbys und lächelte ihm müde zu. Die Hand des Eismutanten war eiskalt.

John klopfte mit seinem Finger leicht gegen das Glas. Es entstand ein höhlendes Geräusch, das Kitty wieder in seine Richtung sehen liess. John rieb unauffällig mit seinem Finger über das Glas. Normalerweise wäre es Kitty nicht aufgefallen, aber sie wusste, es war pure Absicht und sie wusste auch, was sein Gedanke dahinter war. Glücklicherweise wusste Bobby das nicht. John bewegte sich nicht. Kitty hielt den Atem an. Der Feuerteufel fuhr erneut über das Glas und meinte dann ohne Vorwarnung:

»Saft gefällig…?«

Kitty schloss die Augen, am liebsten wäre sie losgelaufen, hätte sich durch alles in ihrem Weg hindurchgephast und wäre in der hintersten Ecke einer Toilette über die Kloschüssel gelehnt. Zwar musste sie sich längst nicht mehr übergeben, aber sie hätte es gerne. John stellte das Glas vor ihr ab, sie hörte das Geräusch. Kitty öffnete ihre Augen und starrte auf das Glas. »Verpiss dich, Pyro oder ich schwör dir, ich tu dir was an.« Nicht, dass er das nicht schon längst geschworen hätte.. Kitty wusste es. Sie kannte Bobby. Aber nicht diese Seite an ihm. Sie mochte diese Seite nicht, denn diese Seite war wie John war. Weil John sie erschaffen hatte. Und bei dem zufriedenen Grinsen, das John Bobby zuwarf, war auch sogleich klar, dass John das auch wusste und das er auch noch mächtig stolz auf sich war.

Der Feuerteufel verliess die Küche ohne ein weiteres Wort. Er pfiff eine Melodie vor sich hin. Kaum erkenntlich, aber sie kam Kitty bekannt vor. Jedoch wusste sie nicht, wo sie sie schon einmal gehört hatte.

Kitty wusste, wie sehr er diesen Moment genossen haben musste. Bobby vorgeführt, weil er nicht mitbekam, worum es eigentlich ging. Sie, die ihrem besten Freund nicht erzählen würde, was er damit eigentlich meinte. Und ihr wurde erst richtig bewusst, was für einen Trumpf John in der Hand hatte. Er konnte Bobby jederzeit alles erzählen. Bobby würde ihm vielleicht nicht glauben, aber er würde anfangen zu zweifeln. Kitty sah sich versinken in einem Strudel von Chaos und sie wünschte sich fast schon, dass sie in der letzten Nacht nicht aufgewacht wäre, weil sie dann nichts von alledem wüsste. Sie liess Bobbys Hand reflexartig los. Sie war noch immer eiskalt.

Jetzt fiel ihr auch Bobbys entgeisterter Blick auf. Er sah sie an. Schon die ganze Zeit. Sie sah ihn kurz an, ehe sie den Blick wieder senkte.

»Frag nicht, ich habe selbst keine Ahnung, was das sollte…«

- Doch.. eigentlich schon.

Die Kaffeetasse ansehen war viel schöner und auch viel sicherer. Ansonsten hätte Bobby womöglich an ihrem Gesicht ansehen können, das sie log. Pyro dieser verdammte Lügner. Er machte sie ebenfalls zu einer Lügnerin. Sie belog Bobby, sie würde Lance belügen und so tun, als ob nichts wäre, sie würde alle belügen… Genau wie Pyro. Sie hasste sich dafür, aber noch vielmehr hasste sie ihn dafür.

»Ich weiss zwar nicht was das sollte, aber wenn er dir irgendwas getan hat oder tun wird, dann bring ich ihn um...!« Bobby hatte ihr schon wieder nicht zugehört. Kein Bisschen. Er tat gerade so, als hätte Kitty nicht wenige Sekunden zuvor das genau gleiche gesagt. Natürlich ohne den Teil mit dem Umbringe. Aber wann hörte er ihr schon wirklich zu wenn es um Themen ging, bei denen er glaubte, dass seine Meinung die einzig richtige war. Er war doch früher nicht so gewesen… Aber sobald das Thema John Allerdyce aufkam, war er wie ausgewechselt, ein ganz anderer Mensch, wütend, brutal. Jemand, der vor Mord nicht zurückschrecken würde, wie John. Und auch deswegen hasste sie John, weil er es schaffte, selbst einen herzensguten Menschen wie Bobby zu einer Bestie werden zu lassen.

Kitty schluckte. Und was für einen Trumpf John doch in der Hand hatte…
 

Kitty betrat das kleine Restaurant, das zwischen weitaus grösseren Gebäuden geradezu eingequetscht wirkte. Tagsüber hatte es ab 10 Uhr geöffnet. Am Abend wurde es zu einer Bar. Die offizielle Stammkneipe der ehemaligen Schüler des Instituts – zumindest seit Jubilation Lee hinter der Theke arbeitete. Kitty hatte keinen Hunger. Sie war auch nicht zum Essen da, sondern wegen ihrer besten Freundin. Zielstrebig lief sie durch die Tischreihen. Es war wie immer gut gefüllt. Der Besitzer verdiente sicherlich recht viel Geld – im Gegensatz zu Jubilee. Kitty fand, sie arbeite für einen Hungerlohn. Aber die junge Asiatin sagte dann stets, sie habe es im Institut nicht mehr ausgehalten. Zu viele Erinnerungen. Vor allem an glückliche Zeiten, die Vergangenheit waren. Sie hatte nur gewartet, bis sie ihren High School Abschluss hatte. Sie war nicht der Typ zum Studieren. Sie hatte sich einen Job gesucht und war vor etwa zwei Monaten in eine kleine Einzimmerwohnung in New York City gezogen. Kitty vermisste sie. Und in Anbetracht der letzten Ereignisse noch mehr.

Kitty stellte sich an die Theke. Sie sah sich nach dem schwarzen Haarschopf ihrer besten Freundin um. Aber stattdessen fiel ihr ein blonder Haarschopf auf. Und die junge Frau, der diese blonden Haare gehörten, hatte sie auch schon entdeckt.

- Verdammt! Veeeeer…dammt!

Es war zu spät um jetzt einfach wieder raus zu laufen, also drehte Kitty so schnell wie möglich den Blick weg, in der Hoffnung die andere würde nicht auf sie zu kommen.

- Bitte.. bitte nicht..!

»Kitty Pryde?« Kitty verzog missbilligend den Mund. Sie tat, als würde sie die Stimme nicht hören.

- Lalalalalala… lalala..lalala… Lorna!

- Gab nicht auf!

»Hey!« Kitty war nun fast schon gezwungen, sich umzudrehen. In knappem Rock, Schürze und Bluse bekleidet stand sie da. Bobbys blonde Freundin. Kitty hatte sie wie gesagt nur ein einziges Mal gesehen. Sie schien perfekt. Das blonde Haar. Die blenden weissen Zähne. Die kurvenreiche Figur. Und dann auch noch ein herzensguter Mensch.

- Kitty wusste, dass mit ihr etwas nicht stimmte. Gut, sie wusste es nicht, aber sie vermutete es.

Lorna strahlte ihr entgegen. Trotz der Arbeit und dem Stress, den sie sicherlich dabei hatte, sah sie einfach wundervoll aus.

-Scheiss wundervoll!

Bobby war zu beneiden… Kitty zwang sich, ebenfalls zu lächeln.

»Hey… Lorna, richtig?« Gab die Braunhaarige zurück.

- Sie wusste ganz genau, dass da Lorna Dane vor ihr stand.

Die andere nickte. Immer noch breit lächelnd.

- Davon bekam man doch irgendwann Schmerzen im Gebiss?!

»Genau. Bobbys Freundin.« Lorna umarmte Kitty, welche sich dagegen gar nicht wehren konnte. »Willst du was trinken?« Fragte die andere freundlich und fügte dann in leiserem Tonfall hinzu: »Für Bobbys beste Freundin geht das natürlich aufs Haus. Er erzählt immer so viel von dir. Schade, dass du so viel zu tun hast. Ich sage ihm immer, wir müssen mal etwas alle zusammen machen.«

- Er erzählte viel von ihr?! Sie musste wohl mal ein Wörtchen mit Bobby reden..

Kitty nickte langsam. Die andere überhäufte sie ja richtiggehend mit ihren Worten. Wahrscheinlich hatte sie das das ganze halbe Jahr, was sie und Bobby jetzt schon zusammen waren, aufgespart, bis sie Kitty einmal wieder sah. Der Gedanke liess Kitty schmunzeln:

»Nein, danke nichts. Aber nett von dir. Ja…«

»Ja, dass wir einmal alle etwas zusammen machen sollten, das finde ich auch.« Kitty hörte Jubilees Stimme, die sich frech wie immer einfach in das Gespräch einmischte. Ihr Gesicht hellte sich merklich auf und sie fiel ihrer besten Freundin um den Arm. Die Erlösung. Aber als Kitty genauer über deren Worte nachdachte fiel ihr auf, dass Jubilee ihr gerade in den Rücken fiel. Sie liess sie los und runzelte die Stirn. Jubilee fuhr unbeirrt fort: »Was hältst du von nächster Woche Kitty? Vielleicht Samstag Abend?« Kitty versuchte es mit Mimik, mit Telepathie, doch Jubilee und auch Lorna liessen nicht locker, bis sie ihr Einverständnis hatten. Ein netter Abend. Kitty sollte Lance mitbringen. Lorna würde mit Bobby kommen und Jubilee würde auch noch mitkommen. Wunderbar.

- Grauenhaft…!

Kitty versuchte, sich nichts von ihren wahren Gefühlen anmerken zu lassen, als sie eher verbittert meinte:

»Jubilee.. Machst du mal ne Rauchpause, ich muss mit dir reden.« Kitty wollte weg von Lorna. Ausserdem sollte diese den Inhalt ihres Gesprächs nicht unbedingt hören. Jubilee warf ihr einen nachdenklichen Blick zu und wollte erst widersprechen aber Lorna – scheinbarer Engel auf Erden – meinte:

»Für ein paar Minuten können wir dich entbehren.« Die Asiatin lächelte ihr zu und bedankte sich. Dann folgte sie Kitty, welche keine Sekunde länger gewartet hatte, nach draussen. Lorna rief ihnen hinterher: »Ich freue mich auf nächsten Samstag.«

- Jajajajaja…

- Wenn ‚Jaja‘ gleich ‚Leck mich am Arsch‘, was sind dann ganz viele gedankliche Jaja’s…?
 

»Was sollte das da drin?! Ich hab keine Zeit für sowas!« Fauchte Kitty ihre beste Freundin an. Sie sprach von ihrem jetzt verplanten Samstag Abend nächste Woche. Die beiden jungen Frauen waren durch den Hinterausgang in eine kleine Gasse getreten. Es roch nach Müll, nach Urin, nach allem möglichen. Jubilee grinste amüsiert und steckte sich eine Zigarette an. Sie lehnte lässig gegen die Wand und nahm den ersten Zug. Kitty fischte die Kippe aus dem Mundwinkel der Asiatin und meinte ernst: »Du sollst doch nicht mehr rauchen!« Sie warf sie zu Boden und trat darauf. Seit Pietro weg war rauchte Jubilee wieder. Es war wie in ihren schlimmsten Zeiten als Teenager. Oder noch schlimmer.

»Du hast selbst von einer Rauchpause gesprochen!« Protestierte Jubilee und steckte sich kurzerhand eine weitere an. Kitty gab auf. »Aber keine Sorge, ich weiss schon, wieso ich unbedingt ne Rauchpause machen sollte.« Sie tippte Kitty auf die Brust. »Du wolltest einfach da raus. Du magst Lorna nicht.«

»Ich mag Lorna.« Log Kitty.

»Achja?« Jubilee baute sich schon fast gefährlich vor ihrer besten Freundin auf. »Da drin ist die Freundin deines besten Freundes, die du bis jetzt erst zweimal gesehen hast – heute mitgezählt. Und das, obwohl die beiden schon über ein halbes Jahr zusammen sind!« Kitty wollte etwas sagen, doch die Asiatin fuhr fort und liess sie nicht zu Wort kommen: »Und sie versucht sich mit dir anzufreunden und was tust du? Du blockst ab! Erzählt mir nicht, dass du sie magst!«

»Ich finde einfach, mit ihr stimmt was nicht.« Meinte Kitty kaum hörbar.

»Hör doch auf damit!« Jubilee rollte genervt mit den Augen. »Soll ich dir sagen, was mit ihr nicht stimmt?!« Ereiferte Jubilee sich. Kitty wich automatisch zurück. »Es ist Bobbys Freundin! Das ist dein Problem!« Sie rauchte. »Es geht um Bobby.«

»Das hat damit nichts zu tun!« Wehrte Kitty tapfer ab. Sie verschränkte die Arme vor der Brust.

»Weisst du, für uns war alle war spätestens nach Alcatraz klar, dass Bobby und du irgendwann zusammen kommen werdet. Bei Lance und dir war doch von Anfang an irgendwie der Wurm drin… Du weisst genau, was ich meine!« Kittys Augen wurden gross bei Jubilees Worten. »Beste Freunde… Tz von wegen. Ich hab mit Alex sogar ne Wette am laufen, wann ihr heiratet.« Sie legte Kitty die Hand auf die Schulter. Diese zuckte merklich zusammen. »Kitty, ich weiss alles über dich. Ich weiss, dass du während du mit Lance gedatet hast auch was mit Bobby hattest. Wir fanden damals auch alle, du und Bobby wärt das Traumpaar.« Kitty konnte nicht glauben, was sie hörte. Sie war gerade sprachlos, also hatte Jubilee genügend Zeit, um weiter auszuholen: »Wir wissen beide, dass Lance sich seit Alcatraz verändert hat und ich verstehe, wenn du lieber Bobby an deiner Seite hättest… Aber das mit Lorna. Das ist wahrscheinlich wirklich was ernstes und deswegen solltest du dich vielleicht damit abfinden, wenn du Bobby nicht ganz verlieren willst. Du musst einsehen, dass es für euch mittlerweile zu spät ist…« Kitty phaste sich entschieden aus Jubilees Griff. Die Asiatin redete einfach zu viel. Das sagte John immer. Aber in dem Punkt musste sie ihm ausnahmsweise einmal recht geben.

- Kaum zu glauben…

»Es ist aber nicht wegen Bobby, Jubes!« Begann Kitty langsam und wollte jetzt eigentlich zu dem Thema gekommen, zu dem sie eigentlich Jubilees Rat brauchte.

»Jaja.. du findest sie sonst einfach seltsam. Schon klar.« Meinte Jubilee. John hatte Recht. Sie redete zu viel.

Kitty schwieg. Sie sah ihre beste Freundin ernst an, bis sie sich sicher war, dass sie deren vollkommene Aufmerksamkeit hatte und dass diese sie endlich einmal ausreden liess. Sie hatte noch auf dem Weg hierher mit sich gerungen, ob sie es der Jubilee erzählen sollte oder nicht. Aber jetzt tat sie es nur schon aus Trotz und als Beweis, dass sie sich nicht unbedingt für Bobby interessierte. Es gab gar nicht viel zu sagen, fünf Worte reichten aus:

»Ich habe mit Pyro geschlafen. «

Jubilee war ruhig. Sie redete mal nicht. Immerhin etwas.

Der Asiatin fiel stattdessen die Kippe aus dem Mund und sie sah Kitty aus weit aufgerissenen Augen an.

- Schlafwandeln, zufällig aufgewacht, Arschloch lokalisiert, Lance weiss nichts

Nach einigen Erläuterungen hatte Jubilee ihre Sprache wieder gefunden. Und wie:

»Und, ist er gut?« Das war allen ernstes die erste Frage, die Kitty von ihrer besten Freundin gestellt bekam. Die Braunhaarige rollte mit den Augen. Eigentlich war das ja zu erwarten gewesen, immerhin unterhielt sie sich hier mit Jubilation Lee!

»Verdammt noch mal ich weiss es doch nicht, ich kann mich nicht erinnern und eigentlich will ichs auch gar nicht wissen!« Fauchte Kitty. Jubilee kicherte wie ein kleines Mädchen.

»Dann solltest du vielleicht mal in wachem Zustand mit ihm schlafen. Scheint dir ja irgendwie zu gefallen, wenn du schlafwandelst.« Sie kicherte erneut. Kitty funkelte sie wütend an. Noch jemand, der sich über sie lustig machte – nebst John – brauchte sie nun wirklich nicht. Der Feuerteufel reichte vollkommen aus.

- Wobei… Wenn man so darüber nachdachte… Nein, niemals!

»Sehr hilfreich bist du, wirklich. Jetzt mal ernsthaft, was soll ich tun?!!« Meinte Kitty, noch immer recht aufgebracht. Jubilee wurde etwas nachdenklicher.

»Du hattest doch früher schon Schlafprobleme…« Kitty nickte. Schlafprobleme, bei denen nicht einmal der Professor wirklich gewusst hatte, weshalb und warum. »Albträume hast du keine mehr oder?« Hakte Jubilee nach. Kitty schüttelte den Kopf. »Ist vielleicht ne ‘verstärkte’ Form von den Albträumen. Ich meine, wer weiss, was du damals jeweils so geträumt hast.« Die Asiatin brach in lautes Lachen aus. Kitty fand das nicht einmal annähernd witzig. Nicht einmal ein bisschen.

»Weisst du was, wieso hab ich dir überhaupt davon erzählt!« Knurrte Kitty und drehte sich um. Nicht einmal mehr auf ihre beste Freundin war Verlass. Die war wahrscheinlich bald die beste Freundin von Lorna Dane. Sie wollte weggehen, als Jubilee sie zurückhielt und jetzt wirklich ernst meinte:

»Tut mir Leid… Jetzt ernsthaft: Es muss was hier oben sein, das ist dir klar?« Sie tippte sich an den Kopf. Kitty rollte mit den Augen. Als wäre sie darauf nicht auch schon gekommen. »Ich meine..« Kitty wollte weitergehen. Jubilee hielt sie weiter zurück: «Nein, Kitty, hör mir zu. Es muss auch was mit Pyro zu tun haben… Sonst könntest du genau so gut mit Bobby ins Bett springen. Vielleicht solltest du mal mit John reden….«

- Wow, der erste brauchbare Vorschlag.

Kitty blieb stehen und drehte sich wieder zu der Asiatin um. Eigentlich hatte sie das selbst vorgehabt und das bewies ihr, dass Jubilee sich nun wirklich um eine Problemlösung bemühte.

»Aber ich muss dich vorwarnen… John wird dir vielleicht einen Teil sagen, um dich auf die Folter zu spannen, aber ganz sicher nicht alles, was er weiss.« Kitty sah Jubilee schroff an. Legte den Kopf leicht schräg. Die Asiatin erläuterte: »Das ist das Pyro Spielchen.«

- Psycho Spielchen wäre wohl eine bessere Bezeichnung dafür gewesen…

» Er hat es mit uns allen abgezogen. Du kannst dabei praktisch nur verlieren… Denn es ist ein Spiel einzig und allein nach seinen Regeln. Und dass das nur unfair sein kann, das kannst du dir selbst sicherlich denken. Er wusste beispielsweise schon viel früher, dass Pietro Magnetos Sohn ist.. Er hat mich im dunkeln tappen lassen, einfach nur, weil er es witzig fand. Oder bei Bobby… er wusste als einziger, dass du und Bobby schon bevor er Rogue kennen lernte was hattet… er hat Rogue damit Stück für Stück in den Wahnsinn getrieben.« Kitty sah sie ungläubig an. Pyro schien von ihnen allen viel mehr gewusst zu haben, als sie von sich selbst. »Und so weiter… deswegen sei bloss vorsichtig.« Warnte die Asiatin weiter und lächelte dann leicht. »Und wenn dich mit ihm Reden nicht weiter bringt, kannst du ja immer noch versuchen, in wachem Zustand mit ihm zu schlafen. Vielleicht ist er ja viel besser, als du denkst!« Sie zwinkerte. Kitty fand es noch immer nicht lustig. Überhaupt nicht. Vor allem, weil sie wusste, dass John besser war, als sie angenommen hatte.

Kitty verzog über den letzten Kommentar missbilligend den Mund. Aber Jubilee musste unbedingt noch etwas hinzufügen. Sie stiess ihre beste Freundin in die Seite und meinte spitzbübisch: »Jetzt wissen wir endlich beide, wie es ist auf einen BadBoy zu stehen«

»Der Unterschied ist nur, ich stehe nicht auf John und bin deswegen nicht blind vor Liebe und lasse mich wie du von einem gewissen Quicksilver nach Strich und Faden verarschen!« Gab Kitty kaltschnäuzig zurück. Sie fand es noch immer nicht lustig, und Jubilee sollte das nun endlich zu spüren bekommen. Der Kommentar war äusserst hart. Für ihre Schadenfreude vorhin hatte Jubilee das verdient. Kitty merkte im selben Moment jedoch auch schon, dass das keine gute Idee gewesen war. Das Leuchten in den Augen ihrer besten Freundin erlosch automatisch. Sie steckte sich wie in Trance eine Zigarette an.

»Das war nicht fair, Kitty.« Kitty legte ihr sanft die Hand auf die Schulter, doch Jubilee entfernte sich von ihr. Ohne ein weiteres Wort wandte sie sich ab und liess Kitty stehen. Kitty selbst war noch gereizt, wegen Jubilees Kommentaren. Deswegen kamen wohl auch noch folgende Worte aus ihrem Mund:

»Dann geh doch zu deiner neuen besten Freundin, Lorna Dane!« Kitty hatte gerade genug andere Sorgen.

- Wirklich!

Aber es tat ihr trotzdem Leid…
 

Obwohl es bereits eindunkelte war es immer noch angenehm warm, dass man ohne Jacke nach draussen gehen konnte. Das tat auch John Allerdyce gerade. Seit er zurück am Institut war hielt er sich brav an die Regeln, dass Rauchen im Institut nicht erlaubt war und begab sich dafür jeweils in den Garten. Immer in dieselbe Nische an der Hauswand. Früher hatte er es überall getan, sehr zu Storms Ärgernis.

Xaviers Institut for Gifted Youngsters hatte nicht mehr sonderlich viele Schüler und auch wenige Lehrer. Und die wenigen waren so verteilt, dass kein Kindergeschrei mehr zu hören war, wie früher. Es waren zu wenige Schüler, um sie in der eigenen Schule zu unterrichten – Danger-Room Training mal ausgeklammert, das war Logans Job. Deswegen gingen die jüngeren in die Grundschule von Bayville und die Älteren, in dem Fall nur noch Kitty und John, an die Bayville High School. Alle anderen hatten bereits ihren Abschluss gemacht und studierten entweder order sie arbeiteten. Aber sie beide waren aus unterschiedlichen Gründen einige Zeit nicht zur Schule gegangen, wieso sie die letzten von der einstigen Clique sein würden, die abschlossen.

John aschte auf den Boden und lehnte sich gegen die Hauswand. Er rauchte immer hier. Die Kippenstummel auf dem Boden bezeugten dies. Hier kam kaum jemand vorbei und er war ungestört. Perfekte Bedingungen also.
 

Kittys Alpträume hatten nach einem einschneidenden Ereignis begonnen. Es lag weit vor Alcatraz, aber war vom Schrecken, den es ausgelöst hatte, durchaus mit der Schlacht auf der Insel gleichzusetzen. Als jüngste der X-Men war sie damals gerade einmal 15-Jahre alt gewesen. Grün hinter den Ohren und sich noch gar nicht wirklich bewusst, auf was sie sich überhaupt eingelassen hatte. Vor diesem Ereignis hatte man eigentlich auch noch an friedliche Zeiten geglaubt…

Das war wohl einer der Gründe, wieso das Institut bei einem Angriff der Regierungstruppen auf Befehl von Stryker vollkommen überrascht worden war. Nur wenige der X-Men waren vor Ort gewesen. Kitty konnte sich kaum mehr daran erinnern. Kein bisschen. Schüsse, Explosionen, Zerstörung – alles nur aus Erzählungen. Alles, was sie von dieser Nacht wusste war, dass als der Morgen graute in den Armen von Lance Alvers erwacht war. Ihrem Beschützer, ihrem Retter. Nur deswegen hatten sie überhaupt begonnen, auszugehen. Schon lustig. Manchmal brachten schreckliche Ereignisse eben auch gutes. Abgesehen von den Alpträumen. Und dem Schock…

Nach dem Angriff auf das Institut hatte Kitty keinen Schritt mehr nach draussen getan. Selbst ihr Zimmer hatte sie nur im Notfall verlassen, oder wenn man sie dazu gezwungen hatte. Sie war extrem ängstlich und schreckhaft geworden und sah in jedem, den sie nicht gut kannte, sofort eine Bedrohung. Sogar vor ihrem jetzigen besten Freund hatte sie sich gefürchtet. Lance war der einzige gewesen, den sie an sich heran gelassen hatte. Er hatte sie schliesslich gerettet. Er war das einzig Gute, der einzig Gute.

Aus diesem Grund war sie während dieser Zeit auch nicht mehr zur Schule gegangen. Und deswegen war sie ein Jahr später dran, als ihre restlichen Freunde.

Bei John ist der Grund schnell zu erklären. Wer zu Magneto überläuft wird wohl kaum noch die Schulbank drücken. Ausserdem muss auch noch ein Aufenthalt in einer psychiatrischen Anstalt eingerechnet werden. Er konnte eigentlich von Glück sagen, dass er jetzt schon wieder auf freiem Fuss war. Aber mit Glück hatte das nichts zu tun. Nicht wirklich. Das wusste jeder.
 

»Wieso wusste ich nur, dass ich dich hier finde?« Er hatte die Augen geschlossen. Selenruhig blies er Rauch aus. Die Kippe natürlich schief im Mundwinkel hängend. Er ignorierte sie. Dieser Mistkerl. »Pyro!« Wiederholte Kitty erneut. Inzwischen stand sie direkt neben ihm. Ein mulmiges Gefühl beschlich sie. Was auch immer das zu bedeuten hatte. Er ging nicht weg. Aber er ignorierte sie noch immer. Sie hatte wirklich gerade keine Nerven dafür. »Sieh mich an, wenn ich mit dir rede, verdammt!« Fauchte Kitty. Sie legte die Hand auf seine Schulter und drehte ihn mit einer energischen Bewegung zu sich. Er öffnet die Augen, aber nur sehr langsam.

»Entspann dich, Kitten.« Brummte John und nahm einen erneuten Zug von seiner Kippe. Der Feuerteufel sah sie an und meinte mit einem leichten Grinsen auf den Lippen: »Bin bisschen müde, kannst dir ja denken wieso.« Demonstratives Gähnen.

»Kannst du vielleicht damit aufhören?!« Zischte Kitty und verschränkte dabei die Arme vor der Brust. Irgendwie eine Abwehrhaltung.

»Du bist doch die, die mir hierher gefolgt ist.« Verteidigte John sich und zuckte mit den Schultern. Ein weiterer Zug von seiner Zigarette. Kitty rollte mit den Augen. Sie beschloss, seine Kommentare zu ignorieren.

- Sollte er das doch so sehen, wenns ihm Spass machte.

»Wie lange geht das schon?« Fuhr sie fort. »Ich meine, das.. das mit uns. Was auch immer.« Kitty fiel auf, wie dämlich sich das anhörte. Und auch wie ungewohnt. Aber sie musste mit ihm darüber reden. Darum kam sie leider nicht herum, so unangenehm es auch werden würde. Jubilee hatte sie vorgewarnt.

»Wie lange bin ich jetzt etwa wieder am Institut...?« Kam prompt die Gegenfrage. Kittys Augen weiteten sich. Immerhin wich er ihren Fragen nicht aus, was nicht heissen sollte, dass seine Antworten besser waren.

»Über ein halbes Jahr...« Hauchte sie, mehr zu sich selbst, als zum Feuerteufel. Er grinste und nickte zustimmend. Kitty bedeckte ihren Mund mit der Hand. Sie taumelte leicht rückwärts. Sein Grinsen wurde breiter. Er drehte sich aus purem Desinteresse wieder etwas von ihr weg. Er klopfte eine neue Kippe aus dem Pack und steckte sie sich mit dem für Pyro charakteristischen Feuerzeug mit dem Haiaufdruck an.

»Ja, das könnte so hinkommen. Eigentlich so ziemlich vom ersten Tag an. Ich war wirklich erstaunt.« Kitty zog hörbar die Luft ein. Johns Grinsen wurde breiter. »Und bevor du fragst: Du kommst eigentlich immer, ausser wenn du bei Lance pennst.« Sie wollte Schreien. »Oder sagen wir besser: Ausser wenn du mit Lance pennst….« Laut und vor Entsetzen. Er wirkte nachdenklich: »Manchmal kommst du sogar, wenn du deine Tage hast. Aber dann kann ich dich jeweils davon überzeugen, dass das nicht so sexy wäre.« Kitty musste sich bemühen, sich nicht gleich wieder zu übergeben. Ihre Beine wurden bei seiner Schilderung immer weicher. »Ja… Punkt vier Uhr stehst du jeweils vor mir.« Er fuhr Kitty kurz durch die Haare. Sie zog ihren Kopf weg und stiess ihn zur Seite von sich weg. Er lachte leise auf.

»Und dir ist niemals aufgefallen, dass ich eventuell was dagegen haben könnte?!« Es war hoffnungslos, aber noch hatte Kitty nicht aufgegeben. »Das muss verdammt nochmal aufhören!!!«

»Anfangs habe ich mich gewundert. Aber du hast gesagt, dass sei unser kleines Geheimnis und noch ein mehr blabla, das mich nicht interessiert hat. Und versuch mal deine Zimmertür abzuschliessen, wenn jemand einfach durch Wände gehen kann. Viel hast du wohl nicht dagegen gehabt.« Klang einleuchtend, aber Kitty konnte sich ihr eigenes Verhalten einfach nicht erklären. Sie schüttelte den Kopf. »Wer sagt denn, das ich das gewollt habe? Du lässt eben einfach nicht locker.« Entgegnete Pyro. Kitty funkelte ihn empört an und ereiferte sich dann wütend:

»Oh, jetzt sag bloss noch, ich hätte dich vergewaltigt!!!« Ihm hatte das doch bestimmt Spass gemacht. In der Nacht mit ihr zu Schlafen und sich tagsüber darüber zu amüsieren, dass sie von nichts wusste.

»Theoretisch ja, praktisch hatte ich nichts dagegen.« John zwinkerte ihr zu. »Von dir lasse ich mich doch gerne zwingen.«

- Ach, wie nett.

Kitty starrte gerade aus. Jetzt war sie es, die ihn ignorierte. Fast schon aus Protest, oder auch einfach nur, weil sie nachdenken musste. John schwieg ebenfalls. Ihm war es wohl ziemlich recht, dass sie gerade den Mund hielt.

- Falsch gedacht.

Sie hatten einige Zeit schweigend nebeneinander gestanden, als ihr auffiel, dass er sie ansah. Nur aus den Augenwinkel aber trotzdem den Kopf leicht zu ihr geneigt. Kitty zog eine Augenbraue hoch Er wandte seine goldbraunen Augen ab. Kitty holte Luft, als wolle sie etwas sagen. Johns Blick lag automatisch wieder auf ihr. Unauffällig. Aber er sah sie an. Kitty stutzte. Dann meinte sie langsam:

»Es wird auf jeden Fall nicht wieder passieren.« Ihrer Meinung nach konnte das nicht oft genug wiederholt werden.

- Einfach nicht mehr schlafen, war doch ganz leicht… Hoffentlich.

»Und wie gesagt wäre ich dir dankbar, wenn du das niemandem erzählen würdest.« Kitty zwang sich dazu, es möglichst freundlich klingen zu lassen. Auch wenn freundlich zu ihm sein eigentlich das letzte war, was sie derzeit wollte. Ihm den Kopf einschlagen kam ihren Gefühlen da schon wesentlich näher. Ihre Augen wurden gross und vor Verzweiflung langsam feucht. Sie sah ihn bittend an.

»Lass das, ist ja nicht zum ansehen so erbärmlich.« Meinte John, lenkte dann aber ohne weiteres ein: »Sagte ich ja bereits.. ich würde schlechter wegkommen, wenn das plötzlich alle wüssten.« Kitty atmete auf.

John stutze plötzlich. Nachdenklich legte er seine Hand an sein Kinn. Sie musste wohl oder übel auch bei ihm stehen bleiben, auch wenn sie am liebsten weggelaufen wäre. Sie sah ihn erwartungsvoll an, immer noch entschlossen die Arme verschränkt. Irgendwie hatte sie intuitiv das Gefühl, dass das, was gleich kommen würde, definitiv nichts Gutes war.

»Wobei.. was würde zu gerne das Gesicht von dem Icedick sehen, wenn ich ihm sage, dass ich seine beste Freundin vögle.« Kitty sah ihn geschockt an. Was würde Bobby von ihr denken… das durfte nicht sein. Panik ergriff sie und drückte sich auch deutlich in ihren dunklen braunen Augen aus.

»Er würde dir nicht glauben.« Hauchte sie tonlos. Sie versuchte zuversichtlich zu klingen. Sie versuchte cool zu bleiben. Sie kannte John nicht, sie wusste nicht, ob er seine Drohung wahr machen würde. Sie kannte ihn wirklich kaum, aber sie traute ihm alles zu. Ihr Herz flatterte vor Nervosität und Angst schon jetzt viel zu schnell. Das bewegte sie dazu, noch anzufügen: »Das würdest du nicht wagen…!« Er schmunzelte nur und fuhr ihr erneut durch die Haare. Kitty stiess ihn diesmal mit voller Wucht von sich. »Wag es nicht!« Drohte sie erneut, die Hände zu Fäusten geballt. »Und es wird niemals wieder passieren!«

John packte sie schneller als Kitty reagieren konnte an einem ihrer Handgelenke und zog sie näher zu sich. Kitty spürte, wie er langsam mit seinen Fingerkuppen über ihren Rücken strich. Ganz langsam, immer tiefer. Dabei fixierte er sei mit seinen goldbraunen Augen. Zwang sie fast schon zum Augenkontakt. Kitty spürte, wie von der Stelle, die er berührt hatte ein warmes Kribbeln ausging. Sie schloss die Augen, aber nur, weil sie darum bemüht war, es zu ignorieren.

- Sagte sie sich selbst zumindest.

Er legte seine zweite Hand unter ihr Kinn. Die Bewegung war hart und fast schon zwingend, aber irgendwie auch erstaunlich zärtlich zugleich. Den Daumen auf ihre Lippen. Ihr wurde warm. Er strich ihre Unterlippe leicht nach unten. Er hatte sich vorgelehnt, sodass er ihr jetzt ins Ohr flüstern konnte:

»Sicher, dass nicht du es bist, die will, dass es wieder passiert..?« Kitty schlug ihre Augen abrupt auf. Er war ihrem Gesicht schon viel zu nahe. Diesmal stiess sie ihn nicht von sich, sie phaste sich lediglich aus seinem Griff. Demonstrativ, weil sie das konnte. Und weil er ihr so nichts anhaben konnte. »Ach komm, wir wissen beide ganz genau, wie sehr du da drauf stehst.« Suggestiv liess er seine Augenbrauen wackeln. Kitty verzog ihr Gesicht.

»Darauf bestimmt nicht!« Zischte sie entschieden.

- Doch! Aber sowas von! Sie musste ihn von sich weg halten…!

»Dann wird mir wohl so langweilig, dass ich doch mal ein Wörtchen mit Bobby reden sollte.« John zuckte mit den Schultern und steckte sich nun schon seine dritte Zigarette an. Kitty sah ihn erschrocken an. Ihr kamen bei dem Gedanken daran schon fast die Tränen, aber sie kämpfte dagegen an. Sie wandte ihren Blick ab, biss sich auf die Lippen. Sie kannte Bobby. Sie konnte sich vorstellen, wie er reagieren würde. Dabei konnte sie noch nicht einmal etwas dafür. John würde es ihm sagen. Ganz klar. In seinen Worten war eine unausgesprochene Drohung. Ihre Gesichtszüge zuckten. Sie drehte ihren Kopf weg. Er war John Allerdyce. Er würde es tun. Er würde Bobby alles sagen. Nur schon, weil er es witzig fand. Jubilee hatte es ihr ja gesagt. Er spielte sein Spielchen. Sie wollte nicht sein Spielzeug sein. Sie war kein Spielzeug.
 

Alcatraz. Alles flog durch die Luft. Das Meer bäumte sich auf. Jean, wie sie durchdrehte. John, wie er dalag. Bewusstlos. Bobby hatte gewonnen, weil Kitty ihm geholfen hatte. Bobby rannte los zum Jet. Kitty sah ihm erschrocken nach. Sie kannte ihn doch. Er war doch nicht so. Sie wusste doch, wie er war. Er liess doch niemanden einfach so am Boden liegen…

Kitty sah auf den jungen Mann, der am Boden lag. Sie wollte auch losrennen… Aber sie war nicht so.
 

Kitty drehte sich entschlossen um und brüllte John an:

»Weisst du, eigentlich erwarte ich nichts von dir.. aber wie wärs mit ein bisschen Dankbarkeit?! Ich war es nämlich, die dir damals das Leben gerettet hat! Bobby hätte dich liegen gelassen!« Ihre Stimme schwankte, aber sie brüllte weiter: »Zum Dank könntest du ruhig den Mund halten!!«

John sah Kitty an. Das Grinsen war von seinen Lippen verschwunden. Es war durch einen ernsten Gesichtsausdruck ersetzt worden. Er schwieg. Eine ganze Zeit lang. Sie ebenfalls. Er schnippte seine Kippe weg. Er spielte nicht mehr mit seinem Feuerzeug. Das war ihr aufgefallen. Das lag wahrscheinlich daran, dass er keine Kräfte mehr besass.

- Was er erstaunlicherweise, ziemlich locker zu nehmen schien… Psychiatrische Anstalten halfen also vielleicht doch.

John begann langsam zu nicken. Nur leicht. Dann meinte er und mit erstaunlich ernster Stimme:

»Ich habe dir auch einmal das Leben gerettet… Du erinnerst dich nur nicht mehr.« Das machte Kitty sprachlos. Sie sah ihn entgeistert an. John nickte leicht in Richtung Tor. Sie folgte nach kurzer Zeit seinem Blick und entdeckte den grünen Jeep, der ihrem Freund gehörte, wie er eben in die Einfahrt einbog. In dieser Zeit hatte John sich bereits umgedreht und begonnen, von ihr weg zu laufen.

Kitty winkte Lance freudestrahlend zu, als dieser aus seinem Wagen sprang und wartete, während er herankam. Aber trotz aller Freude zwang sie etwas, sich noch einmal umzudrehen. Sie beobachtete, wie John in der Dunkelheit verschwand.

- Was hatte er bloss damit gemeint…? Wahrscheinlich gelogen. Definitiv eine Lüge. Aber trotzdem…

Lance legte von hinten die Arme um seine Freundin. Sie drehte sich lächelnd um. Der einzige, der ihr das Leben gerettet hatte war Lance. Er war ihr Retter, ihr Beschützer. Kitty küsste ihn liebevoll und verdrängte entschieden den Gedanken an John und seine Worte.

- Treten laut Sigmund Freud verdrängte Tatsachen nicht in Träumen wieder auf…?

- In dem Fall konnte Kitty ja von Glück sagen, dass sie keine Träume hatte…
 

»Das Verdrängte ist ein Teil des

Unbewussten.«

-Sigmund Freud



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  eva-04
2011-11-30T20:17:09+00:00 30.11.2011 21:17
tolles kappi^^
er zählt echt zu meinen lieblingscharakteren^^
ich wette sie hält sich nicht fern von ihm^^
bin shr gespannt wie es weiter gehen wird^^

*wink*
Von:  Kokoro-
2011-11-10T20:02:28+00:00 10.11.2011 21:02
AAAAAH! Ich weiß wer Kitty wirklich gerettet hat!! >_< Ist das spannend! SOoo geil, ich liebe die Story ♥

Hach... Goldig. Von John und seinen goldbraunen (erinnert mich n bisschen an Twilight, sorry) würde ich mich auch gerne zwingen lassen... von Ktty aber auch :D :D :D Obwohl sie schon ne kleine Zicke ist, ne? ;)

Toll ♥ Toll ♥ Toll ♥
Von:  Kim_Seokjin
2011-08-05T12:23:18+00:00 05.08.2011 14:23
Pyro ist ein Arsch, dass wissen wir ja schon, aber nett ihn auch mal kurz ernst zu sehen. Natürlich kann ich mir vorstellen, wann Py sie gerettet hat. Ich bin gespannt, wann es aufgelöst wird. ;)
Les aber gleich erstmal den nächsten Teil.
Ach ja.. deine Lorna ist mir sehr, sehr unheimlich. :D Und Jubes ist dabei. Yeah! Wobei sie mir auch Leid tut, was hat Quicki ihr schon wieder angetan?
Von: abgemeldet
2011-07-05T13:36:18+00:00 05.07.2011 15:36
Oh Gott, ich liebe es wie du Pyro darstellst! Kitty ist so süß naiv, wie sie immer probiert stark zu sein :DDD
hihi aber lustigerweise ähnelt dein Bobby total dem , der sich gerade in meiner Fanfic entwickelt (stell ich später mal hoch ;D)
Kitty und Pyro sind aber auch ein perfektes Paar!

Ich sterbe vor neugierde, was damals wirklich geschehen ist und was Pyro meint, dass er sie gerettet hat *__*
Gut das ich jetzt immer ne nachricht krieg, wenn ein neues kapitel oben ist <3

<3


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