Zum Inhalt der Seite

Ein Mountie in Chicago

Ein seltsames Trio
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Runde 1

Ja, die gute Tess ist wieder mit von der Partie xDD
 

Runde 1
 

Ihr Knie bohrte sich erbarmungslos in den Nacken des Kleinganoven, während sie seine Arme hinter seinem Rücken mit Handschellen fixierte und den fluchenden Mann seine Rechte verlas.

„Sie sind hiermit verhaftet und haben das Recht zu schweigen. Alles was Sie sagen, kann und wird vor Gericht gegen Sie verwendet werden. Sie haben das Recht, zu jeder Vernehmung einen Rechtsanwalt hinzuzuziehen. Wenn Sie sich keinen Rechtsanwalt leisten können, wird Ihnen einer zur Verfügung gestellt. Haben Sie Ihre Rechte verstanden, Mister?“

„Leck mich!“

Der Taschendieb wehrte sich heftig und sie verpasste ihm mit ihrem Ellenbogen einen Schlag gegen die Schläfe, als er anfing sie zu beschimpfen und Nutte zu nennen. Schließlich gab er benommen Ruhe und sie hievte ihn auf die Beine, indem sie von ihm runter ging und heftig an seinem Oberarm zog. Der Bürgersteig des siebenundzwanzigsten Reviers wimmelte von Detectives und freischaffenden Mitarbeitern, also drückte sie den Ganoven einfach dem nächst stehenden Uniformierten in die Arme.

„Bringen Sie den Mann in eine Arrestzelle“, bat sie den Officer und hob die am Boden liegende Handtasche einer alten Dame auf und klopfte Dreck vom dunklen Stoff. Ein Henkel war gerissen. „Und halten Sie sich bitte bereit um die Aussage des Opfers aufzunehmen, sobald ich sie hergebracht habe.“

„Ja, Ma'am“, versicherte der Beamte und schob den Festgenommenen vor sich her in das Innere des Polizeireviers an der dreizehnten Straße.

Sie seufzte erleichtert, als sie zu dem Ort zurück schlenderte, an dem der Ganove die alte Dame bestehlen wollte. Eine herrliche Art einen Tag zu beginnen. Die Dame saß auf einer Parkbank und hielt ein Waffeleis in den Händen.

„Ma'am, hier ist ihre Tasche. Leider etwas ramponiert.“

Die Dame strahlte, als sie die junge Frau wiedererkannte, die kurz nach dem Überfall aufgetaucht war und sie gebeten hatte, auf ihr Eis aufzupassen.

„Ich danke Ihnen, Kindchen. Hier ist ihr Eis. Leider schon ein bisschen zerlaufen. Soll ich Ihnen ein neues Kaufen?“

„Danke, nein. Das ist nicht nötig. Ich muss Sie bitten mitzukommen, um eine Aussage zu machen und den Täter zu identifizieren.“

„Ja, ja, sehr gerne“, bestätigte die Dame und die jüngere Frau nahm ihr Eis wieder an sich und leckte einmal kurz an der Vanillekugel, bevor sie sich gemeinsam wieder auf den Rückweg zur Polizeiwache machten.

Sie brauchten länger als die junge Frau vorhin, da sie langsam gingen und nicht „Stehen bleiben, Polizei“-rufend durch die Menschenmassen hasteten.

Der Gauner war ein Idiot gewesen direkt den Weg zum Revier einzuschlagen. Hier in Chicago hatten die Menschen einfach vor nichts mehr Respekt.

Das Polizeigebäude war im Gegensatz zu manch anderen Revieren, die sie kannte, recht gut ausgestattet und schrie nicht sofort nach Zerfall, sobald man es nur betrat und die stickige Luft einatmete.

„Nett hier“, sagte sie daher, während sie sich zusammen mit der Dame anmeldete, den Rest der Eiswaffel in ihren Mund schob und in den zweiten Stock ging.

Verdammt. Hier gab es keinen Aufzug.

Sie betraten schließlich ein Großraumbüro am Ende des Flurs, an dessen anderem Ende abgetrennte Büros zur Straßenseite zeigten. Auf dem Glaseinsatz einer Tür prangte der Schriftzug Lt. H. Welsh.

Die Augen der Frau huschten im Raum umher. Er war erfüllt von Bürolärm, wie in jedem Großstadtrevier. Telefone, Faxgeräte, streitende Menschen, beruhigend auf sie einredende Polizisten, und sie hätte schwören können, dass irgendwo auch ein Hund bellte. Dann erspähte sie den Officer der den Verbrecher abgeführt hatte und begleitete die Dame zu dessen Schreibtisch, wo er gerade ein paar Formulare ausfüllte, welche vermutlich dem Standard entsprachen, wenn man einen Mann in einer Zelle festsetzte.

„Ich muss mich jetzt von Ihnen verabschieden, Ma'am“, bedauerte die Frau und lugte kurz auf ein Namensschild auf dem Schreibtisch. „Officer Cane wird Ihre Aussage aufnehmen und Ihnen alles Weitere erklären.“

„Danke, vielmals“, bedankte sich die Dame erneut und umfasste die Hände der anderen kurz und mit leichtem Druck.

„War mir ein Vergnügen.“

Dann setzte sie sich in Bewegung und steuerte ohne zu zögern auf die Tür des Lieutenant zu. Sie klopfte kurz und trat ein, war sich der Blicke die auf ihr ruhten durchaus bewusst.

„Entschuldigen Sie die Störung, Sir“, begann sie, noch bevor sie die Tür wieder hinter sich geschlossen hatte und Lieutenant Welsh blickte hinter seinem Schreibtisch von einer Akte auf und schien ein paar Sekunden zu brauchen, ehe er begriff.

„Ah, Sie sind das. Ich lese mir gerade Ihre Akte durch. Sie wollen uns doch hoffentlich keinen Ärger machen, oder?“

„Nein, Sir“, war die knappe Antwort von der Frau, die aufrecht vor dem Schreibtisch des Lieutenant stand und ihre Arme hinter dem Rücken verschränkt hatte.

Welsh musterte sie, überlegte, und schien schnell einen Entschluss gefasst zu haben.

„Gehen Sie nach draußen und halten Sie nach dem schlecht gekleidetsten Mann im Raum Ausschau. Dann haben Sie ihren neuen Partner gefunden.“

„Danke, Sir“, antwortete sie erneut knapp und wandte sich zum Gehen.

„Ach, und eins noch“, rief ihr Welsh hinterher und sie drehte sich kurz zu ihm um. „Ein Fehltritt und sie fliegen, ist das klar?“

„Ja, Sir.“

Als sie die Tür zum Büro des Lieutenant wieder hinter sich schloss und aufsah, bemühten sich alle Anwesenden wieder ihrer Arbeit nachzugehen und taten so, als hätten sie sie nicht angestarrt.

Die Beschreibung des Lieutenant war etwas vage, also sah sie sich im Raum um.

Der am Fenster? Nein. Der trug normale Uniform, die im gut stand.

Der Dunkelhäutige in der Mitte des Raumes? Nein. Sein Anzug war maßgeschneidert.

Der, der das Telefonbuch wälzte? Negativ.

Der direkt am Eingang mit einem Feuerzeug in Form der Freiheitsstatue auf seinem Schreibtisch? Bingo! Was trug er da? Armani?

Er hatte bemerkt, dass sie in seine Richtung sah und tat schnell so, als würde er in seinen Unterlagen etwas suchen, und es um Leben und Tod gehen.

„Hey, Sie da“, rief sie daher, als sie in ihren guten Schuhen zu ihm stiefelte und sich vor seinem Schreibtisch aufbaute. „Detective“, das Namensschild zeigte R. Vecchio. „Vecchio.“

„Ray“, sagte dieser, nachdem er von seinen Unterlagen aufgeschaut hatte und so sehr aufsprang, dass sein Stuhl einen Meter nach hinten flog.

Auch zu ihrer Rechten erhob sich jemand und ein kurzer Blick verriet ihr, dass der Mann eine rote Paradeuniform mit blauen Abzeichen, dunkelblaue Breeches, braune Reitstiefel und einen Hut mit breiter Krempe trug. Das fand sie irgendwie befremdlich, lenkte ihre Aufmerksamkeit jedoch wieder auf Vecchio.

„Ray also“, sagte sie und reichte ihm ihre Hand. „Detective Tessandra Carlisle vom elften Revier. Du kannst mich Tess nennen. Ich bin dein neuer Partner. Freut mich sehr.“

„Sehr angenehm“, stammelte Vecchio bevor er das Gesagte realisiert hatte. „Moment. Neuer Partner? Ich brauch keinen. Ich meine, ich hab einen, manchmal“, er deutete kurz auf Rotjäckchen. „Ich, ich muss kurz... bitte entschuldigt mich.“

Er stürzte davon und und fiel mit der Tür ins Büro des Lieutenant. Tess konnte sein Klagen bis hierher hören, während Sie bemerkte, dass Ihre neuen Jeans ein Loch hatten. Mist. Die Verfolgungsjagd hatte doch ein Opfer gefordert.

„Diese Frau ist ein Modepüppchen und kein Detective. Was macht sie hier?“

Und auch die Antwort des Lieutenant war klar zu vernehmen.

„Detective Carlisle wurde vom elften Revier hierher versetzt und gehört ab sofort zu uns. Also nehmen Sie dies so hin oder Sie schieben für den Rest Ihrer Karriere Verkehrsdienst, ist das klar?“

Tess grinste, als Vecchio ohne ein weiteres Wort das Büro verließ, die kichernden Kollegen ignorierte, und sich seinen Mantel von der Stuhllehne schnappte. Hatte ja prima geklappt.

„Ich brauch einen Kaffee“, sagte er nur und trat auf den Gang hinaus ohne sich um zu blicken.

„Wir sollten ihm folgen“, sagte plötzlich jemand von der Seite und Tess erinnerte sich wieder an Rotjäckchen.

Sie musterte ihn kurz von oben bis unten bevor sie fragte:

„Und Sie sind?“

„Oh“, meinte dieser, nahm seinen Hut ab und machte den Eindruck, als wäre es ihm das unangenehmste auf der Welt vor ihr zu stehen, ohne sich vorgestellt zu haben. „Bitte verzeihen Sie meine Unhöflichkeit. Constable Benton Fraser.“

Tess schüttelte seine Hand und musste fast über sein Benehmen grinsen. Diese Kanadier.

„Sie sind ein Mountie“, sprach Tess das Offensichtliche aus. „Haben Sie auch einen Vornamen Constable?“

Er schien verwirrt, als er sie in einer Geste bat voran zu gehen, antwortete jedoch.

„Benton.“

„Oh“, begann Tess zu verstehen und ging neben ihm den Gang entlang. Diese Kanadier. „Und“, lag ihr eine Frage auf der Zunge, als sie den Eingangsbereich erreicht hatten. „Bügelst du deine Stiefel, Ben?“

Er machte ein Schauspiel daraus seinen Hut wieder aufzusetzen, als sie das Revier verließen und er ihr an der Eingangstür erneut den Vortritt ließ.

„In der Tat.“
 

~ Ende der 1. Runde ~



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück