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Ein guter Tag zum Sterben

Zwei Hundebrüder, der Hunderat und so etwas ähnliches wie die Hölle
von

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Die Eisprüfung

Sesshoumaru war durch das Portal gegangen und hatte etwas irritiert seine neue Umgebung gemustert. Schlicht nichts war zu sehen, zu wittern oder zu hören. Er schien zu schweben. Was nun? Dieser Prüfer hatte gesagt, er würde kommen und die neue Aufgabe erklären. Sollte er jetzt hier etwa herumschweben, bis Inuyasha mit der Aufgabe fertig war? Das konnte dauern. Obwohl, so stur, wie der Bastard war, würde er nicht aufgeben wollen. Und Schmerz konnte der ertragen, oh ja. Er entsann sich, dass dieser noch in der Lage war, mit einem Loch im Körper weiterzukämpfen, genauer, mit seiner Hand darin. Nun ja, das waren noch die Kämpfe um Tessaiga gewesen. Vergangenheit.

Er sah auf, als er eine Witterung in die Nase bekam. In der Tat, der Prüfer. Moment. Das war der gleiche Geruch, den Hayasa gehabt hatte. Also war das der Leiter der Prüfungshölle in seiner menschlichen Form. „Hayasa-sama.“

Dieser schwebte heran: „Ich war schon neugierig, wann du mich erkennen würdest. Dein kleiner Bruder hat die Prüfung ebenfalls bestanden. Wenn er gebadet hat, wird er herkommen und ich euch beiden dann die folgenden Aufgaben erklären. - Wer hat euch denn eigentlich in die shiken jigoku geschickt?“

„Der Rat der Hundeyoukai.“

„Ich nehme keine Sekunde an, dass du begeistert darüber warst.“

Das erforderte keine Antwort, dachte Sesshoumaru.

So schwiegen die beiden, bis sich eine leuchtende Tür zeigte und der Hanyou hindurch kam.

„Huch,“ kommentierte er die Tatsache, dass er im Nichts einer unbekannten Schwärze zu schweben schien: „Mal ganz was Neues. - Hallo. Wie geht es weiter?“

Hayasa sah zu dem älteren der Halbbrüder. Sesshoumaru überlegte für einen Moment wirklich, ob er zu handfesten Erziehungsmethoden greifen sollte. Nur der Umstand, dass der Leiter der Prüfungshölle darauf zu warten schien, ließ ihn davon absehen. Er tat nie, was andere von ihm wollten.

Inuyasha hatte bemerkt, dass er schon wieder zu vorlaut gewesen war. Durfte man denn hier nie seine Meinung sagen? Was sollte das denn? Er war kein ach so ehrwürdiger Daiyoukai, sondern ein Hanyou, der entführt worden war, genervt war - und so langsam Hunger bekam. Aber bitte schön, dann sagte er eben nichts mehr. Den Blick, den ihm sein älterer Bruder zuwarf, kannte er nur zu gut. Der würde ihm am liebsten den Kragen umdrehen.

Da Hayasa etwas zufrieden bemerkte, dass Ruhe herrschte, meinte er: „Es wird sich demnächst vor euch ein neues Portal öffnen und euch in eine Welt aus Eis und Schnee bringen. Dies ist die erste Prüfung, bei der ihr sterben könnt...“ Er stellte fest, dass keiner der beiden diese Möglichkeit auch nur in Betracht zog. Selbstsicher waren sie ja. „Vor euch befindet sich dann das Eistor. Es ist verschlossen und wird von vielen Kriegern bewacht, deren Anführer den Schlüssel trägt. Diese werden euch angreifen und verhindern wollen, dass ihr durch das Tor gelangt. Solltet ihr es öffnen können...Nun, dahinter befindet sich eine Eishöhle, die durch den gesamten Berg führt. Eure zweite Aufgabe lautet: gelangt hindurch. Auf der anderen Seite des Berges wird euch das nächste Portal erwarten.“

„Dann müssen wir deine Krieger umlegen,“ konstatierte Inuyasha sachlich, bemüht, nicht schon wieder als der dumme, vorlaute kleine Bruder dazustehen.

„Du kannst nichts töten, was nicht lebt, junger Freund. Sie sind, wie alles in shiken jigoku, von mir erschaffen worden. Ihr könnt sie zerlegen, ja. Aber sie werden sich wieder zusammensetzen und auf den nächsten Prüfling warten. Umgekehrt können sie euch natürlich verletzen und töten.“ Hayasa betrachtete die beiden. Hundejungen, das waren sie, noch recht jung und doch so sicher zu gewinnen? „Ich vermute, dass ihr schon gegen eine Übermacht gekämpft habt.“

„Natürlich,“ erwiderte der Hanyou: „Was Kämpfen betrifft, sind wir ganz gut in Übung.“

Eigenartigerweise bezweifelte der Herr der Prüfungshölle das nicht. Er verschwand buchstäblich im Nichts, während sich vor den Hundebrüdern das nächste Portal zeigte.
 

Eisiger Wind und Schneetreiben empfing sie auf der anderen Seite. Vor ihnen ragte ein steiler Berg empor, an dessen Fuß sich ein Tor befand, dass sicher gut zwanzig Meter hoch war. Das musste ihr Ziel sein. Dazwischen befanden sich allerdings an die hundert Krieger unbekannter Stärke, die ihnen langsam entgegenkamen.

„Tja,“ meinte Inuyasha und griff nach Tessaiga: „Das sieht nicht so aus, als ob sie uns einfach so durchlassen würden.“

Was für eine Feststellung! Sesshoumaru zog Bakusaiga: „Kümmere du dich um das Tor,“ sagte er jedoch.

„Hm?“ Der Hanyou war etwas überrascht, ehe ihm einfiel, dass ja anscheinend auch das Schwert des Herrn Halbbruders nicht mehr alle Fähigkeiten besaß – und wohl auch die Zerstörungswelle nicht mehr. „Schön, dann machen wir erst mal den Weg frei.“

Das kaze no kizu und die Drachenwelle fegten buchstäblich nebeneinander über die Ebene auf die Krieger zu, schlugen eine Schneise in diese. Inuyasha spurtete sofort los, verteidigte sich gegen die ersten, die ihn direkt angriffen, Stahl auf Stahl, bemüht, näher an das Tor heranzukommen, um es gewaltsam zu öffnen. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, dass Sesshoumaru ihm folgte, allerdings etwas langsamer, da er nach rechts und links Energieattacken schlug, um die Krieger in Distanz zu halten. Zufrieden, dass sein Halbbruder ihn tatsächlich mit deckte, blieb der Hanyou ein Stück hinter den letzten Kriegern stehen, denen die Kehrseite zudrehend und ignorierend, dass sie herumfuhren.

Der Hundeyoukai sprang hinter ihn, Rücken an Rücken, sicher, dass das Tor der Windnarbe nicht standhalten würde. Alles, was er selbst nun tun musste war, möglichst die Krieger daran zu hindern heranzukommen. Und das bedeutete noch einige Drachenwellen. Aufgeben würden die Gegner nicht, dafür hatte Hayasa sicher gesorgt.

„Kaze no kizu!“ Inuyasha schlug mit aller Kraft zu. Es war doch eine ziemliche Übermacht und sie sollten hier nicht zu lange brauchen. Immerhin waren diese Krieger der Prüfungshölle anscheinend zu überrascht gewesen, um gleich und alle zusammen anzugreifen. Waren sie etwa nicht gewohnt, dass sich die Prüflinge wehrten? Das konnte er sich nicht vorstellen. Hier spazierten ja in der Regel nicht gerade Anfänger durch sondern Daiyoukai.
 

„Schön,“ seufzte Hayasa ein wenig deprimiert: „Ich habe ihnen nicht gesagt, dass sie das Tor ganz lassen sollen. Ich sagte nur, es sei verschlossen. In aller Regel suchen die Prüflinge dann nach dem Schlüssel und dem Anführer der Krieger. Manche besiegen ihn im Zweikampf, andere wandten sich gegen alle Krieger in Duellen – aber so etwas.....“

„Darf ich fragen, was passiert ist?“ erkundigte sich Roba.

„Diese Hundebengel haben schlicht ignoriert, dass sich ihnen da hundert Männer in den Weg gestellt haben. Sie schlugen einige Energieangriffe – und ich muss zugeben, dass die nicht von schlechten Eltern waren – und sind jetzt durch. Während Sesshoumaru die Krieger auf Distanz hielt, zerstörte Inuyasha das Tor.“

„Mit Verlaub, Hayasa-sama, wenn die beiden durch die shiken jigoku sind, werdet Ihr einige Zeit brauchen, um alles wieder zu reparieren.“

„Das glaube ich auch. Nun, es war erst neulich, als ich dachte, wie langweilig meine Existenz hier geworden sei. - Da kannte ich diese Zwei noch nicht.“

„Mich überrascht, dass sie noch immer über ihre Schwerter Energieangriffe durchführen können. Sollte die Magie der Prüfungshölle das nicht verhindern?“

„Sie haben eindeutig weniger Fähigkeiten als gewöhnlich,“ erklärte der uralte Daiyoukai langsam: „Aber irgendwie sind diese beiden Schwerter mit ihren Herren verbunden. Sie können nicht einfach in Metallteile verwandelt werden. Ich vermute fast, dass zumindest Sesshoumarus Schwert, nun eines der zwei, aus ihm selbst entstanden ist.“

„Er ist ein Daiyoukai, ja. Aber dennoch ist das eine seltene Fähigkeit, die nur bei extrem hohen Youkipotential entsteht.“ Und bei Hanyou unmöglich – oder?

„Wie sagte ich, nicht von schlechten Eltern. Ich denke, es hätte ihren Vater gefreut, zu sehen, was aus seinen Sprösslingen geworden ist. Er erwähnte damals, dass er sich ein wenig Sorgen um seinen Sohn mache, wohl den Älteren. Was ich bedauerte, denn er war ein ehrenhafter Mann. Er versprach mir, das Höllenschwert nicht einzusetzen und er tat es auch nicht.“ Hayasa nickte: „Nun, wir werden sehen, wie sie sich in der Eishöhle schlagen. Denn da hilft ihnen kein Energieangriff, nicht, ohne alles einzureißen....“ Er blickte zu seinem Diener: „Und nein, so verrückt werden sie dann doch nicht sein. Sie würden sich selbst begraben.“

Roba schwieg.
 

Die Halbbrüder hatten unterdessen die Eishöhle betreten, wobei sie zufrieden bemerkten, dass die Krieger ihnen nicht folgten. Anscheinend war deren Aufgabe wirklich in dem Augenblick abgeschlossen, in dem der Prüfling durch das Tor gelangt war. Für einen Moment betrachteten sie die fremdartige Welt vor sich. Mattgrün schimmerte das Tageslicht durch Spalten in der Decke, hüllte den Gang aus Eis vor ihnen in Dämmerung. Der Boden der Höhle war glatt und kalt, aus schierem Eis, wie Inuyasha zu seinem Bedauern feststellte. Das würde über gewisse Zeit mit bloßen Füßen unangenehm werden. Aber Jammern würde auch nicht helfen. Er musste die Prüfungshölle überstehen oder würde sterben – unnütz zu erwähnen, dass er ersteres wollte. Schon allein, um dem Herrn Halbbruder zu zeigen, was er drauf hatte. Und selbstverständlich diesem uralten Schwätzer Hayasa und dem Hunderat. Die konnten sich schon mal auf das Wiedersehen mit ihm freuen. Natürlich auch mit Sesshoumaru, denn er nahm schwer an, dass dessen Stimmungslage der seinen entsprach.

Der Daiyoukai setzte sich langsam in Bewegung. Das würde unangenehm werden, kalt. Überdies würde hier noch eine Falle lauern. Hayasa hatte gesagt, die Aufgabe laute hindurch zu gelangen – das würde kaum ein Spaziergang werden.

Aber fast eine Stunde lang geschah nichts. Die Hundebrüder wurden unmerklich angespannter. Je friedlicher alles hier schien, umso sicherer waren sie sich unausgesprochen einig, dass hier eine Falle wartete. Sie erreichten eine weitere kleine Halle, wie sie schon einige durchquert hatten. Säulen aus Eis stützten die Decke. Auch hier drang das Tageslicht soweit ein, dass eine gewisse Dämmerung herrschte. Hayasa achtete anscheinend darauf, dass seine Prüflinge eine Chance hatten. Schön zu wissen.

„He, Sess....“ Inuyasha hauchte es nur.

Aber auch der Hundeyoukai hatte die Witterung wahrgenommen und war herumgefahren.

Beide hatten die Hände an den Schwertern, als sie mit einem seltsam gleichartigen weiten Satz nach rechts sprangen, wo sie Lebewesen hinter einer Eissäule riechen konnten.

Mit einem Aufschrei pressten sich die vier Frauen an das Eis.

„Yuki onna – Schneefrauen!“ sagte der Hanyou erstaunt. Er kannte sie. Sie lebten oft auf hohen Bergen und der Sage nach jagten und fraßen sie Menschen. Nun, das waren keine Wesen, die ihnen gefährlich werden konnten. Aber was machten sie hier in der shiken jigoku?

„Tut uns nichts, edle Herren...“ bat eine.

„Schon gut,“ versprach Inuyasha etwas leichtfertig, da er nicht bedachte, damit seinem Halbbruder vorzugreifen: „Hält euch Hayasa hier etwa gefangen?“

„Nicht Hayasa....das Monster.“

Die Hundebrüder tauschten unwillkürlich einen raschen Blick. Da war also die Falle. „Was für ein Monster?“ erkundigte sich Inuyasha dann.

„Es ist groß und aus Schneekristallen. Seine Außenhaut ist massiv und spiegelt das Licht,“ erwiderte die yuki onna.

Eine weitere ergänzte: „Das Kristallmonster kommt....hört ihr es?“

Tatsächlich waren entfernt Schritte zu hören, eher ein Knirschen auf dem Eis.

„Seht zu, dass ihr hier verschwindet,“ empfahl der Hanyou: „Und ich...wir kümmern uns um dieses Monster. Am besten, ihr bleibt hier an der Wand der Höhle und rennt dann da raus.“

Sesshoumaru hatte Bakusaiga losgelassen. Es wäre geradezu hirnrissig, in einer Höhle Souryuha oder die Windnarbe einzusetzen – also war davon auszugehen, dass Inuyasha genau das vorhatte: „Kein Schwertangriff,“ sagte er nur.

„Hältst du mich denn für komplett bescheuert?“ fauchte der Jüngere zurück: „Mir ist klar, dass wir damit den ganzen Berg einreißen würden. Nicht, dass mir das was ausmachen würde....“ ergänzte er, um sich nicht der Feigheit zeihen zu lassen. Aber die Schneefrauen sollten ja auch entkommen.

Die yuki onna standen auf und flohen zur Außenwand der Höhle, als ein fast drei Meter großes, zweibeiniges Wesen in die Halle trat, schneeweiß und das wenige Licht glitzernd reflektierend.

„Der würde glatt deine Drachenwelle zurückwerfen,“ murmelte Inuyasha. Da musste man sich etwas anderes einfallen lassen. Nun ja, warum nicht direkt? Immerhin hatte der Riese sie jetzt bemerkt und wandte sich den unerwünschten Besuchern zu.
 

Hayasa seufzte in Gedanken. So war das nicht geplant gewesen. Eigentlich sollten die yuki onna die Prüflinge überfallen,. Sie hatten ihre scharfen Zähne nicht zum Salatessen. Erst danach sollte das Kristallmonster einen Kampf beginnen. Aber schon einige Probanten hatten die Schneefrauen beschützen wollen, darunter auch ihr Vater. Hundedämonen waren nun einmal gut darin andere zu verteidigen. Das war schlicht eine Tatsache. Nun gut. Mal sehen, wie sie mit dem Kristallmonster zurande kamen. Immerhin schienen sogar die beiden Hundebengel eingesehen zu haben, dass man in einer Eishöhle nicht mit Youki arbeiten konnte. Das Wesen würde sie allerdings töten, wenn ihnen nichts Gutes einfiel. Eigentlich schade. Die zwei Halbbrüder waren eine amüsante Abwechslung in seinem eintönigen Leben.

„Roba?“

„Hayasa-sama?“

„Sind die Raben zurück?“

„Ja. Im Wald der Todesseile befindet sich eine Schneise. Sie haben sich anscheinend den Weg aus dem Inneren des Waldes freigekämpft.“

„Dachte ich mir. Weiter.“

„Vor dem Tor des Anfangs warten acht Hundeyoukai, vermutlich der Rat.“

„Wenn es diese beiden Hundebengel durch die Eishöhle geschafft haben, werde ich mit denen einmal reden. Wie können sie es wagen, Leute ohne ihre Zustimmung der Prüfungshölle auszusetzen, ja, mich für ihre Machtspielchen zu benutzen?“ In der Stimme des uralten Daiyoukai lag ein Grollen.

Sein Diener ignorierte dies aus Neugier: „Sie sind noch in der Höhle? Die yuki onna haben sie überfallen?“

„Nein, die haben sie schon mal vorausgeschickt, um sie zu schützen. Sie haben es jetzt mit dem Kristallmonster zu tun. Und....“ Hayasa erstarrte, als er in seinen Gedanken mitbekam, was in der Höhle geschah.
 

Inuyasha hatte gehandelt. Das Kristallmonster würde jeden Angriff zurück spiegeln. Überdies hatte Sesshoumaru Recht: in der Höhle sollte man nicht gerade die Windnarbe einsetzen. Es war zwar ärgerlich, wenn der mal Recht hatte, aber Tatsachen hörten nun einmal nicht auf zu bestehen, nur, weil sie einem nicht gefielen, das hatte er doch in den letzten Jahren gelernt.

Aber es gab ja auch noch eine andere Möglichkeit. In den langen Jahren nach Mutters Tod, in denen er allein durch die Lande gezogen war, hatte er sich auch nur mit Klauen gegen all die Youkai und Oni verteidigen können, die in dem kleinen Hanyou ein Essen gesehen hatten. Und diese Erfahrung sagte ihm nun, dass es eine simple Variante gab. Der Boden der Höhle war aus Eis – und das war nun einmal nicht nur kalt sondern von allem glatt. Alles, was er tun musste, wäre, diesen Riesen zu Boden zu bringen.

So hatte er einen gewaltigen Satz auf das Kristallmonster zugemacht und sich hingeworfen, um mit beiden Beinen gegen dessen rechtes Knie zu treten. Der Riese geriet ins Wanken, stürzte jedoch nicht.

Sesshoumaru hatte diese Attacke etwas erstaunt beobachtet, Selbstmordgedanken allerdings ausgeschlossen. Der Bastard war stur und würde nie aufgeben. Überdies hatte er in den Kämpfen gegen Naraku und auch hier in der shiken jigoku gesehen, dass der auch auf gute Ideen kam, zumindest, wenn es um sein Leben ging. Und jetzt begriff der Hundeyoukai, was der Jüngere vorhatte. Das war zwar nicht ganz ehrenhaft, aber mit dem Handicap der Eishöhle um sich und dem Risiko, mit einem Schwertangriff alles einzureißen....Es war eine Möglichkeit, diese Aufgabe zu bestehen.

So sprang er seinem erstaunten Halbbruder zur Seite, packte den rechten Unterschenkel des riesigen Wesens. Mit gewisser Erleichterung fasste Inuyasha mit zu. Zu zweit gelang es ihnen, den Stand auszuhebeln und das Kristallmonster auf den Rücken fallen zu lassen. Noch ehe der durch den Sturz etwas benommene Riese wieder auf konnte, wurde er mit Schwung und aller Kraft, die die Hundebrüder aufbringen konnten, weg geschleudert und rutschte hilflos, sich drehend, über das Eis gegen die nächste Wand.

Und die beiden machten, dass sie den Schneefrauen hinterher kamen.
 

Nur wenige Minuten später fanden sie sich am Ufer eines Meeres wieder. Vor ihnen schwebte das nächste Portal. Von den yuki onna fehlte jede Spur, aber da hinter ihnen ein Brüllen aus der Höhle scholl, beschloss Inuyasha, dass diese wohl durch die leuchtende Tür hatten flüchten können. Hoffentlich würde dieser alte Hayasa den Schneefrauen nichts tun.... Er drehte sich um, Tessaiga bereits in der Hand. Jedenfalls sollte das Kristallmonster sich erst einmal nicht an die Verfolgung machen können.

„Nein!“ Der stumme Aufschrei des Herrn der Prüfungshölle verhallte auch ungehört, als die Windnarbe den Gang unter einer Lawine aus Eis und Schnee verschüttete.

Sesshoumaru hatte unterdessen die neue Tür betrachtet, uninteressiert an dem, was in seinem Rücken geschah. Eine neue Prüfung. Eine neue Aufgabe. Wie viele es wohl noch gab? Gleich. Vater hatte hier bestanden, also würde es ihm auch gelingen. Er spürte, hörte, dass sein Halbbruder neben ihn kam und machte den Schritt durch das Portal, nicht überrascht, dass Inuyasha an seiner Seite blieb.
 

Nach der Kälte der Eiswelt war der Schock umso größer, in einem feucht heißen Urwald zu stehen, ähnlich dem, der sie in der ersten Prüfung erwartet hatte.

„Na, toll.“ Inuyasha sah sich um: „Und der alte Zausel ist auch nicht da, um einem zu erklären, was hier abgeht?“

„Er ist ein sehr alter und mächtiger Daiyoukai.“

„Oh, ja. Und er nervt. Ehrlich, ich will langsam hier wieder raus. Eine Aufgabe nach der anderen....Immerhin. Bislang haben wir alle geschafft.“

„Da du das vermutlich noch nicht in den Hohlraum gebracht hast, der sich unter deinen Ohren befindet: ich bin ein Daiyoukai.“

„Sag mir doch mal was, das ich noch nicht weiß. Ja, du bist ein Daiyoukai und ich bin nur ein Hanyou – aber irgendwie bin ich auch noch immer da, nicht wahr? Der Unterschied kann also nicht ganz so groß sein.“ Inuyasha war wütend. Wieso schaffte es dieser Mistkerl immer so einfach, ihn mit zwei Worten niederzumachen? Warum ließ er sich so leicht provozieren? Bei allen anderen klappte das doch auch nicht mehr? Aber er wusste, warum. Das war sein Familienmitglied, das Einzige,das er noch besaß. Und er sehnte sich nach der Anerkennung durch seinen Bruder, na ja, Halbbruder. So fuhr er fort: „Bei Gelegenheit kannst du mir ja auch mal erzählen, warum du immer so auf mir herumhackst, obwohl ich nicht irgendwer bin. Vater hat mir einen Namen gegeben, mich anerkannt. Ich bin ein anerkanntes Familienmitglied!“

Sesshoumaru überlegte kurz, ob es wirklich notwendig wäre, sich zu rechtfertigen, aber da der Bastard schon wieder mit der Hand an Tessaiga dastand und ein Duell in der shiken jigoku doch unsinnig gewesen wäre, entschloss er sich zu antworten: „Hätte chichi-ue dich nicht anerkannt, wärst du keinen Tag alt geworden.“

Sollte das etwa heißen, wenn Vater ihn nicht anerkannt hätte, hätte der Herr Halbbruder ihn schon als Baby ermordet? „Na, reizend. Ach ja, und so hast du gewartet, bis ich älter bin?“

„Du hast dich nie verteidigen können.....bis zu dem Kampf um Tessaiga.“

Inuyasha zwang sich auf die Zunge zu beißen. Ja, bei diesem Kampf hatte er seinem Bruder den Arm abgeschlagen – aber das war nötig gewesen, um sich und Kagome zu retten. Immerhin hatte der gute Sesshoumaru alles dran gesetzt, sie beide umzubringen. Und es stimmte, der hatte da gesagt: du kämpfst ja immer noch wie ein kleines Kind. Das war allerdings dann das letzte Mal gewesen. Danach hatte er ihn durchaus als echten Gegner betrachtet. „Lag vielleicht auch an der Kleinigkeit, dass du ein bisschen älter bist, als ich? Sollte ich dir etwa dankbar dafür sein, dass du wirklich warten wolltest, bis ich mich verteidigen kann? Danke, dann, für die Schläge und Halberwürgversuche vorher.“

Der Hundeyoukai schwieg dazu lieber. Warum nur reagierte der Hanyou so überaus gefühlsmäßig? Sie hatten sich seit Monaten kein Duell mehr geliefert, nun, seit dem Moment, an dem er im Meidou erkannte, dass Tessaiga in der Tat Inuyasha gehörte. Und er selbst Bakusaiga bekommen hatte. Mit seltsamer Erleichterung sah er einen alten Mann durch den dichten Urwald auch sich zukommen: „Die nächste Prüfung.“

„Hm?“ Irrtiert drehte sich Inuyasha um: „Oh, mal wer anderes....? Was sollen wir machen?“
 

**
 

Die Stimmung sinkt...Das kann noch heiter werden.

Im nächsten Kapitel lernt allerdings der Hunderat Hayasa-sama und dessen Meinung zu Intrigen kennen – und die Halbbrüder sehen sich einer sehr unerwarteten Prüfung gegenüber.



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Kommentare zu diesem Kapitel (12)
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Von:  Minerva_Noctua
2012-02-18T07:11:52+00:00 18.02.2012 08:11
Ich glaube, dass Sesshoumaru auch nachdem Inuyasha ihm den Arm abgeschlagen hat, ihn nicht wirklich ernst genommen hat. Bis auf das Unterschätzen am Anfang mit Tessaiga, könnte man eigentlich sagen, dass sich Sesshoumaru nie wirklich ernsthaft bemüht hatte seinen Halbbruder umzubringen. Vor allem später wurden die Versuche immer halbherziger. Aber diese seltsame Beziehung lässt ja auch viel Spielraum für Interpretationen:)
Das Kapitel hat mir auch wieder gut gefallen.
Problematisch nur, wenn Inuyasha anfängt in der Vergangenheit zu wühlen und die Stimmung kippt. Noch ist Sesshoumaru ja ruhig, aber wer weiß, wie sich die Situation noch zuspitzt.
So, schon das zweite Kapitel gelesen. Mal schauen, ob ich heute noch eins schaffe:)

Bye

Minerva
Von:  Pei-Pei
2011-10-07T10:49:23+00:00 07.10.2011 12:49
Der Herr der Prüfungshölle tut mir doch schon etwas Leid. Sein Lebenswerk wird Stück für Stück in Schutt und Asche gelegt. Aber dann hat er danach wenigstens etwas zu tun. Ich denke die Zwei werden ihm auch noch so einige weitere Überaschungen bereiten.

Bis jetzt scheinen die beiden Brüder sich ja eher auf einem Spaziergang zu befinden, als in tatsächlicher Gefahr. Mal sehen, ob sich das noch ändert.
Auf jeden Fall bin ich gespannt, was der Hunderat zu Hayasas Erscheinen meint und ich hoffe, dass sich Inu Yasha und Sesshomaru nicht an die Gurgel gehen.

lg
Pei-Pei
Von:  Weissquell
2011-08-31T15:11:58+00:00 31.08.2011 17:11
Der Herr Prüfer muss wirklich Angst um seine Einrichtung sein, wenn er den beiden so genau erklärt was sie machen sollen. Offenbar sieht er sich genötigt, neue Regeln zu schaffen, damit nicht alles zu Bruch geht. Irgendwie wirkt die Prüfung dadurch ein wenig schwach auf der Brust, oder unsere beiden Brüder etwas übermächtig. Bisher sind sie noch nicht wirklich in Bedrängnis gekommen, das vermisse ich etwas. Na mal sehen was noch kommt.

Wenn es die Aufgabe der Schneefrauen ist, Prüflinge anzugreifen, warum fallen sie den beiden dann nicht in den Rücken, nachdem sie sie weggeschickt haben?
Und wieder eine Prüfung mit Leichtigkeit gelöst. Sind die beiden eigentlich überhaupt schon mal verletzt worden?

Offenbar habens sie es wirklich zu leicht, denn sie haben noch immer Zeit für Streiterein.

Mal sehen ob noch mal n bisschen Blut fließt, oder ob sie nur weiter ihren Groll auf den Rat kultivieren. Könnte mir vorstellen, dass der Prüfer den beiden grünes Licht gibt, den Rat um zu hauen, wenn er sie nicht selber zusammenfaltet.
Wir werden sehen. :-)
Von:  Sasuke_Uchiha
2011-08-31T15:01:42+00:00 31.08.2011 17:01
Auf den Besuch von Hayasa beim Hunderat freue ich mich schon. Das wird lustig :)
Von:  ayakoshino
2011-08-29T17:33:43+00:00 29.08.2011 19:33
Also die Stimmung der beiden ist so klat wie die letzte Prüfung würde ich sagen! Allerdings hat die Eisprüfung auch gezeigt das sie zusammen arbeiten können wenn sie wollen! Ich bin mal gespannt was es noch für Diskusionen gibt, ich glaube nämlich nicht das Inuyasha das auf sich beruhen lassen wird. Vielleicht kommt in der nächsten Prüfung ja eine Gelegenheit sich etwas besser zu vertragen...
Der Hunderat wird sich sicher über ihren baldigen Besucher wundern. Und Hayasa wird sicher mitteilen wie begeistert er ist, dass ihm zwei unfreiwillige Teilnehmer geschickt worden die jetzt seine Prüfungswelten zerstören.^^ Vielleicht bekommt dann auch der Rat mit das ihre Idee wirklich nicht die Beste war!
Ich freu mich jedenfalls schon auf das nächste Kap!
lg ayako
Von:  Krylia
2011-08-29T08:53:35+00:00 29.08.2011 10:53
Armer Hayasa-sama, lauter Renovierungsarbeiten fällig... *patpat*
Nun, zumindest wird ihn in nächster Zeit nicht mehr die Langeweile plagen.

Und, ja, ich kann Inuyasha durchaus verstehen. Auch mein älterer Bruder besitzt das Talent, mich mit einem kurzen Satz auf die Palme zu bringen.

Bin mal gespannt, wie der Hunderat auf den unerwarteten Gesprächspartner reagiert. *gg*


LG,
Krylia
Von:  00schnepel8
2011-08-28T08:42:20+00:00 28.08.2011 10:42
Also das Streitgespräch zwischen den Brüdern war irgendwie aufschlussreich.Ich hätte nicht gedacht das Sesshomaru keine Ahnung hat warum Inuyasha das so nahe geht.

Der arme Hayasa-sama er wird einiges zu tun haben wenn die Beiden seine Prüfungshölle verlassen haben.Es hat aber auch wirklich den Anschein als würden sich die Beiden einen Spaß daraus machen alles zu zerstören, natürlich alles hinter guten Gründen versteckt...xD

Der Hunderat tut mir jetzt schon Leid.Einem wütenden Hayasa möchte ich nicht gerade begegnen, und mit so einer Konfrontation haben sie sicher nicht gerechnet.Ach ich bin ja schon so gespannt auf ihre Reaktionen...:)

Ich freue mich schon aufs nächste Kapitel...
Von:  filia-infernorum
2011-08-27T21:33:08+00:00 27.08.2011 23:33
achja, da sind die streitereien der Hundebrüder wieder, hab sie ja schon fast vermisst ^^" die beiden darf man eben nicht zu lange alleine lassen und das wird der Rat bald am eigenem Leib erfahren...
und vorher noch der Besuch von Hayasa, der ihnen hoffentlich verständlich macht, dass man solche "Wesen" nicht einfach in so eine Prüfungshölle schickt.
Vllt teilt er den Rat ja am Ende für die Restauration der beschädigten Orte in seiner Prüfungshölle ein, dann wäre ndie für die nächsten Jahrhunderte beschäftigt ^^

lg
filia-infernorum
Von:  Cistus
2011-08-27T09:36:16+00:00 27.08.2011 11:36
Nun da wird wohl eine Komplettrenovierung der Prüfungshölle fällig werden. Die beiden sollten ernsthaft überlegen ein Abrissunternehmen zu gründen. Wenn sie sich nicht streiten, dann kämpfen sie gegeneinander und wenn sie nicht gegeneinander kämpfen machen sie alles platt was ihnen in die Quere kommt. Ist auch eine nette Art von Lebenswandel.

Hayasa will sich also mal den werten Hunderat zur Brust nehmen, wenn die beiden durch die Prüfungshölle sind, odereben auch nicht. Dann hat der Rat es schon mit dreien zu tun, die auf sie nicht grade gut zu sprechen sind. Wenn der Rat noch leben sollte , wenn Sesshoumaru und Inuyasha mit ihnen fertig sind, dann sollte man mal überlegen, ob man die einzelnen Ratsmitglieder nicht einzeln durch das Tor des Anfangs werfen sollte. Hayasa würde sich bestimmt freuen wenn sie ihm dabei heöfen die Schäden der Hundbrüder zu reparieren.

mfg
Cistus
Von:  Teilchenzoo
2011-08-27T08:40:53+00:00 27.08.2011 10:40
Ach, ich denke, dass die Stimmung sinkt wird irgendwann dazu beitragen, dass die beiden sich als Brüder anerkennen. Gewitter reinigen die Luft. Und wenn dann endlich mal die wahren Gefühlsabgründe zum Vorschein treten, nicht immer nur andere vorgeschobene Dinge, und Sesshoumaru schnallt, dass der Hanyou von seiner Familie anerkannt werden will, eine haben will, und Inu ihn versteht ... etc etc etc. Dann werden sie irgendwann gut miteinander klarkommen.

Ich mag diese innovative Art, die Prüfungen zu bestehen xD. Da merkt man wirklich, dass es ihnen nicht um das Training geht, sondern darum, so schnell wie möglich da durchzukommen.
Aber mal ehrlich, dass die yuki onna nicht wirklich Gefangene waren, war ja sogar mir klar ... nur die Hunde mit den Beschützerinstinkten schnallen das nicht ^^°. Naja. Ritterlichkeit ist ja auch was Feines. Das haben die Schneefrauen sicher auch genossen.

Was kommt jetzt?

Lg


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