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Fullmetal Alchemist - Was danach geschah

Was hätte passieren können...
von

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DER BEFEHLSHABER ISHBALS

DER BEFEHLSHABER ISHBALS
 

Zwei Wochen später
 

Die Hand des Mannes zitterte, als er einen Bogen Briefpapier aus seiner Schreibtischschublade nahm. Er hatte versucht, es zu verhindern. Er hatte seine Identität nicht auf diese Weise enthüllen wollen, aber jetzt hatte er keine andere Wahl. Es ging um das Wohl seines Landes, um das Wohl aller. Und selbst wenn man ihn für das, was er tun würde, vielleicht vors Militärgericht stellen würde, hätte er es wenigstens versucht. Er hätte wenigstens einmal gegen das Unvermeidliche rebelliert. Und das war es, was er tun wollte. Er wollte kämpfen und damit alles retten.

Seine Bürotür wurde geöffnet und er vergaß halb, was er hatte tun wollen, als eine Frau hereinkam. Aber es war nicht nur irgendeine Frau. Es war die Frau, mit der er schon zusammen auf der Western Militärakademie gewesen war. Er erkannte sie sofort wieder, obwohl ihr Haar seitdem ein gutes Stück gewachsen war. Sie trug eine fabrikneue Uniform und an ihren Schultern sah er das Rangabzeichen eines Obersts. Sie lächelte, während sie einen Blick auf ihre silberne Taschenuhr warf.

„Für deine Verhältnisse bist du aber schon sehr früh hier im Büro“, sagte sie freundlich, bevor sie die Taschenuhr wieder weggesteckte. „Es ist lange her, Oberstleutnant Force.“

„Und für dich ist es untypisch, so früh in einem Hauptquartier aufzutauchen, dass nicht dein eigenes ist“, sagte er ruhig, während er lächelte. „Freut mich wirklich, dich zu sehen, Hamilton. Ich habe gehört, deine verrückte Schwester leistet an der Südgrenze ganze Arbeit und hält Aerugo inzwischen alleine im Schach. Du könntest sehr stolz auf sie sein, aber ich schätze, dass du es nicht bist.“ Er wies auf einen der Stühle. „Was führt dich zu mir? Ich hatte ein paar Gerüchte gehört, du wärst gestorben, aber du siehst ziemlich fit und lebendig aus. Und du bist schließlich also doch Staatsalchemistin geworden“, fügte er mit leiser Stimme hinzu.

„Ich arbeite jetzt auch hier im Ishbal Hauptquartier“, sagte sie. „Man hat mich hierher versetzt, weil ich im Westen meinen eigenen Tod vorgetäuscht habe. Danach wollte mich das Oberkommando nicht mehr in West City lassen und man hat sich nach einem Ort umgesehen, wo ich keinen Schaden mehr anrichten kann.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Tja, und jetzt bin ich hier. Mach dir keine Sorgen, du bleibst Kommandoführer. Ich soll dir nur ein bisschen Rückendeckung geben, falls irgendetwas sein sollte, womit die normalen Einsatzkräfte überfordert wären.“

„Du hast dich kein bisschen verändert“, sagte Force und seltsame Wehmut überkam ihn. Bevor er sich nach Ishbal hatte versetzen lassen, waren sie zusammen im Western Hauptquartier beschäftigt gewesen, im selben Büro. Er erinnerte sich noch daran, wie sich das Sonnenlicht immer wieder in diesen silbernen Haaren verfangen hatte. Es hatte so ausgesehen, als ob ihre Haare aus gesponnenem Silber bestanden hätten. Er hatte seit dem gemeinsamen Aufenthalt auf der Militärakademie eine Schwäche für ihre Haare gehabt, auch wenn er es niemals zugegeben hatte. Helena Hamilton hatte sich immer oberhalb der anderen Kadetten befunden. Sie war eine gute Kameradin gewesen, auch wenn der theoretische Teil der Ausbildung für sie nur ein Witz gewesen war, weil sie aus einem Haushalt mit militärischer Vergangenheit befand. Er hatte sich auch immer gelangweilt, weil er alles schon mal irgendwo gehört hatte. Deswegen hatten sie viel Zeit zusammen verbracht. Sie hatte nie viel über ihre beiden älteren Schwestern gesagt, nur die jüngste Schwester war regelmäßiges Gesprächsthema gewesen. Und bevor Martin Force gewusst hatte, wie ihm geschehen war, hatte er sich auch schon Hals über Kopf in sie verliebt. Das war sein Untergang gewesen.

„Natürlich habe ich mich verändert“, sagte Helena trocken, während sie zu lächeln begann. Sie war immer schön, aber sobald sie lächelte, war sie mehr als nur das. Sobald sie ihre üblich zurückhaltende Weise aufgab und ihre Gefühle zeigte, war sie unbeschreiblich schön. Dann leuchteten ihre dunklen Augen auf und alles an ihr war wunderschön. Es kam nicht oft vor, dass sie wirklich lächelte. Sie hob zwar hin und wieder ihre Mundwinkel an, aber dann erreichte es nicht ihre Augen. Das hier war ein echtes Lächeln.

„Nein“, sagte Force entschieden. „Wenn du wirklich anders geworden wärst, wärst du nicht hergekommen. Dann hättest du dich aus Karrieregründen nach Central City oder direkt nach East City versetzen lassen. Hier in Ishbal gibt es nur wenige Möglichkeiten auf eine Beförderung, weißt du das? Wenn du hier Karriere machen willst, musst du schon mehr schuften als das gesamte Hauptquartier zusammen.“

Es klopfte leise und Oberst Miles kam herein. Oberstleutnant Force und Oberst Hamilton nahmen sofort Haltung an und salutierten vor dem Adjutanten der Eiskönigin. In Hamiltons Fall war es eigentlich nur bedingt notwendig, weil sie denselben Rang hatten, aber sie hatte den höheren Rang noch nicht lange und deswegen war sie daran gewöhnt, vor einem Oberst zu salutieren. Miles sah sie ein wenig irritiert an.

„Haben Sie gefunden, was Sie gesucht haben?“, fragte Force mit ruhiger Stimme. „Ich hoffe, dass meine Männer Sie überall zu Ihrer Zufriedenheit herumgeführt haben. Es wäre sehr schade, wenn wir wegen einer solchen Kleinigkeit in Schwierigkeiten mit dem Norden geraten würden, Oberst.“

„Ich muss leider ohne Ergebnisse nach Briggs zurückkehren“, sagte Miles seufzend. „Ich bin mir sicher, dass Generalmajor Armstrong mir den Kopf abreißen wird, aber sie muss sich wohl geirrt haben, als sie mich hierher geschickt hat.“ Er rieb sich die Schläfen. „Na ja, es war trotzdem schön zu sehen, wer mich hier beerbt hat. Oberstleutnant Force, Sie machen hier einen wirklich bemerkenswerten Job.“

„Ich tue mein Bestes“, sagte er bescheiden, dann wies er auf Helena. „Darf ich Ihnen vielleicht noch eine alte Mitschülerin von mir vorstellen? Oberst Helena Hamilton. Sie ist aus dem Westen hierher versetzt worden. Wir waren zusammen auf der Akademie und wir haben seitdem immer wieder Informationen ausgetauscht.“

„Hamilton“, sagte Miles langsam und musterte sie. „Ich nehme an, Sie sind die drittälteste Tochter von Reine Hamilton?“

„In der Tat“, sagte sie nüchtern. „Ich bin zusammen mit meinem gesamten Team nach hier versetzt worden, damit ich meine Forschungen fortführen kann. Weil ich vor meiner Staatsqualifikation schon Captain war, fand Generalmajor Mustang es unsinnig, mich nur um einen Rang nach oben zu befördern. Deswegen bin ich jetzt Oberst. Und ich bin mir sicher, dass wir alle hervorragend kooperieren werden. Ich habe mein eigenes Team mitgebracht, damit ich Martin hier nicht in seiner Arbeit behindere. Und weil ich in erster Linie Soldatin und dann erst Alchemistin bin, habe ich meine jüngste Schwester als erste Amtshandlung unter mein Kommando gestellt.“

Miles’ Kiefer spannte sich an. Kay Hamilton mag wahnsinnig sein, aber diese Frau weiß genau, wie sie das Spiel spielen muss, um meine Königin aus dem Verkehr zu ziehen. Sie tut vielleicht so, als ob sie sich über die Folgen ihres Tuns nicht bewusst wäre, aber sie hat es in jedem Fall beabsichtigt getan. Sie will uns bluten sehen, dachte er. Sie hat aus irgendeinem Grund gewusst, was mein Auftrag hier war.

Die Tür flog auf und gefolgt von Scar stürmte ein junges Mädchen mit silbrigblonden Haaren herein. „Lena, Lena!“, rief sie mit glockenheller Stimme. „Ich bin angenommen worden! Ich gehe auf die Eastern Akademie für Militärwissenschaften! Und ich schwöre dir, dass ich einen genauso guten Abschluss machen werde wie du damals!“

Oberst Hamilton lächelte milde, dann tätschelte sie den Kopf der Schwester. „Ich habe nie daran gezweifelt, dass du eines Tages eine wunderbare Karriere haben würdest, Serena“, sagte sie sanft. „Das heißt, dass Mustang wirklich zu seinem Wort steht. Ich bin sehr beeindruckt und angenehm überrascht. Ich dachte, er würde mich für seine eigene Karriere über die Planke laufen lassen. Schön, dass er es nicht getan hat.“

Miles sah sie an. Diese Frau mochte nicht so skrupellos sein wie ihre Schwester, aber er nahm an, dass sie durchaus ebenso erfolgreich war, auch wenn ihre Methoden ein wenig sanfter waren. Er musterte sie. Ihre blaue Uniform saß wie angegossen und ihre Haare waren heller als die jeder anderen Frau ihres Alters. Groß und schlank wie sie war, war sie sicherlich in der Lage, es mit ihm aufzunehmen.
 

Drei Tage später – Die Festung in den Briggs – Generalmajor Olivier Armstrongs Büro
 

Die blonde Generalin sah ihren Assistenten an. Sie sah mit einem Blick, dass Miles dachte, dass sie ihn für sein Versagen ausschimpfen würde, aber sie wusste auch, dass er nie eine Chance gehabt hatte, die Mission zu ihrer Zufriedenheit auszuführen. Mustang war wieder einmal der glückliche Sieger. Wie sehr sie das störte! Vor allem ärgerte es sie ungemein, dass der Mann inzwischen keinen schwachen Punkt mehr zu haben schien. Ihre Informanten in East City hatten ihr berichtet, dass Mustang nach Dienstschluss in sein Auto stieg und dann spurlos verschwand. Er hatte keine Verabredungen mehr und selbst wenn man ihn an den Wochenenden irgendwo sah, befand sich Riza Hawkeye stets in der Nähe. Olivier hatte kein Problem mit Hawkeye, aber sie hatte Zweifel an der geistigen Gesundheit der Frau. Wie konnte sie es nur so lange mit Mustang aushalten?

„Madam?“, fragte Miles unsicher, als Olivier nichts sagte. „Was soll ich tun…?“

„Du hast gute Arbeit geleistet“, sagte sie ruhig. „Wir haben die Wasseralchemistin zwar nicht bekommen, aber du hattest keine Chance. Mustang hat seine Nase wieder in die Sache hereinstecken müssen und deswegen trifft dich keine Schuld.“ Sie legte ihre hellen Fingerspitzen aneinander. „Aber Mustang stört mich langsam ungemein. Ich habe in der Zeitung gelesen, dass er und Hawkeye in einer Woche nach Central City reisen, weil der Generalfeldmarschall sie sehen möchte. Ich bin auch eingeladen, weil es offiziell die Zusammenkunft der Befehlshaber der einzelnen Regionen sein soll, aber ich bin mir sehr sicher, dass es ihm eigentlich nur darum geht, Mustang zu sehen.“

„Was anbetracht der aktuellen Gerüchte mit Sicherheit auch angebracht ist“, murmelte Miles und als er den fragenden Blick der Generalin sah, erklärte er es ihr. „Sie haben mit Sicherheit mitbekommen, dass Grumman die Katze aus dem Sack gelassen hat und allgemein bekanntgegeben hat, dass er Hawkeyes Großvater ist. Gleichzeitig hat er im selben Interview auch noch gesagt, dass er es sehr begrüßen würde, wenn seine Enkelin die nächste First Lady wird, was voraussetzt, dass sie Mustangs Ehefrau wird.“

Olivier schnaubte verächtlich. „Es ist fast wie in einem Märchen“, sagte sie mit einem spöttischen Lachen. „Er bekommt die Hand der Prinzessin und noch dazu ein ganzes Königreich. Grumman muss wirklich verzweifelt sein, wenn ich mir das so ansehe. Und Mustang ist schlau genug, um eine solche Gelegenheit zu erkennen. Ich wette, dass der alte Fuchs ihm die Sache noch ein bisschen schmackhafter machen wird, in dem er ihm die Beförderung verspricht, hinter der wir beide seit Monaten her sind.““

„Und was werden Sie jetzt tun?“, fragte Miles. „Wollen Sie Grumman aufhalten?“

„Wie sollte ich das tun?“, fragte Olivier zurück. „Nein, wir werden nur dafür sorgen, dass Hawkeye den Heiratsantrag ihres Vorgesetzten ablehnt. Damit habe ich Zeit gewonnen, meine eigene Position in Central zu stärken.“

„Wir wissen beide, dass sie in ihn verliebt ist“, sagte der Adjutant warnend. „Und solche Gefühle verliert man nicht so leicht.“

„Wenn sie erkennen würde, dass er ihre Liebe nicht verdient hat, hätte ich wieder eine Kandidatin für das Amt der First Lady ausgeschaltet“, sagte die Generalmajorin. „Es ist nicht so, dass ich Hawkeye leiden sehen will. Ich denke nur, dass es besser wäre, wenn wir diese Ehe schon im Vorfeld verhindern. Lieber jetzt ein kleiner Skandal als eine Schlammschlacht, wenn die beiden sich scheiden lassen.“

„Und wie wollen Sie es schaffen, dass Mustang Hawkeye das Herz bricht?“, fragte er.

„Mustangs Vorliebe für das weibliche Geschlecht ist im gesamten Militär nur zu gut bekannt“, sagte sie, während sie nach ihrem Telefon griff. „Und das werde ich gegen ihn verwenden. Er wird Hawkeye das Herz brechen und dann wird alles wieder ruhig um ihn herum werden. Es tut mir leid für sie, aber manche Opfer sind unvermeidlich.“

„Das können Sie nicht tun“, sagte Miles entschieden. „Das können Sie weder ihr noch ihm antun. Sie sind zusammen durch die Hölle gegangen, Madam. Sie jetzt voneinander zu trennen, ist … herzlos.“

„Ich weiß, aber hin und wieder muss man eben Dinge voneinander trennen, die eigentlich zusammengehören, Miles. Das ist eine Lektion, die wir alle irgendwann in unserem Leben lernen müssen. Und irgendwann wird man mir dafür dankbar sein.“

„Es … es wird nur wahrscheinlich nicht funktionieren“, sagte Miles leise. „Sie wissen, was die beiden zusammen hinter sich bringen mussten. Hawkeye wird nicht auf irgendeine Ablenkung hereinfallen. Und wenn es sie wirklich stören würde, dass er so viele Frauen hatte, hätte sie schon lange etwas dagegen unternommen.“

Olivier sah ihren Assistenten an. Sie kannte ihn zu gut, um wirklich daran zu glauben, dass er sich Sorgen um Generalmajor Mustang und Oberst Hawkeye machte. Wenn er ihr jetzt dazu riet, von ihrem Plan Abstand zu nehmen, musste das einen anderen Grund haben. Er wusste offenbar irgendetwas, was er ihr bisher verschwiegen hatte.

Aber wenn er ihr nicht sagte, was dazu führte, dass er nicht von der Idee begeistert war, konnte sie auch keinen Abstand davon nehmen. Sie zuckte mit den Schultern und rief eine ihrer Kontaktfrauen in East City an, die sich sofort bereiterklärte, den Job zu machen.
 

East City – Während des Wocheneinkaufs von Mr Mustang und Miss Hawkeye
 

„Riza!“, rief Mustang aufgeregt, als er vor einem Stand stehenblieb. „Komm her und sieh dir das an! Havocs Eltern verkaufen jetzt auch Erdbeermarmelade mit Vanillearoma.“

Hawkeye rollte mit den Augen. „Wie schön“, sagte sie dann hörbar desinteressiert. „Es ist sicherlich lecker, aber es steht diese Woche nicht auf der Einkaufsliste.“

„Können wir nicht wenigstens einmal eine Ausnahme machen?“, bettelte er. „Komm schon, Riza, dann darfst du dir auch noch etwas aussuchen, was nicht auf der Liste steht. Und wir können heute Abend dann auch in dem neuen Restaurant essen gehen. Das würde mich davon erlösen, dich heute wieder zu vergiften…“

„Du hast den Regeln zugestimmt“, sagte sie entschieden und nahm eine Flasche Shampoo aus dem Regal, dann sah sie ihn an und wies auf den untersten Punkt der Einkaufsliste. „Ich habe aufgeschrieben, dass mein Shampoo leer ist und deswegen darf ich mir auch eine neue Flasche mit nach Hause nehmen. Wenn du die Marmelade willst, musst du sie eben auf die nächste Liste setzen.“

Er sah auf den Preis des Shampoos und schnappte nach Luft. „Wie … wie teuer?“, fragte er fassungslos.

„Ich brauche eben eine bestimmte Marke“, sagte sie schnippisch. „Wenn ich ein anderes Shampoo nehme, werden meine Haare so trocken wie Stroh und ich kann sie auch nicht mehr richtig durchkämmen. Entweder kaufe ich das Shampoo oder ich muss mir die Haare wieder abschneiden lassen.“

„Wage es nicht!“ Er riss die Augen auf. „Wage es nicht, dir die Haare abschneiden zu lassen! Wenn du das tust, werde ich sie einfach wieder an deinen Kopf transmutieren.“ Er riss ihr das Shampoo aus der Hand und warf es zusammen mit vier weiteren Flaschen in den Einkaufswagen. „Gut, ich kann eine Woche mit der Marmelade warten, aber wenn du deine Haare jemals wieder abschneiden solltest, ist es meine erste Amtshandlung als Generalfeldmarschall, ein Gesetz zu erlassen, dass dafür sorgt, dass alle Frauen im Militär ihre Haare wachsen lassen sollen.“

„Ich will wirklich Ross’ Blick sehen, wenn du ihr das mitteilst“, sagte Hawkeye.

„Wenn er mir was mitteilt?“, fragte besagter Oberleutnant und blieb neben ihnen am Regal stehen. „Gibt es irgendein Problem mit meinem letzten Bericht?“

Mustang schüttelte den Kopf, dann sah er Hawkeye an. „Lassen Sie es sich doch von Riza erklären“, sagte er, während er die Flucht ergriff.

Ross wandte sich der höherrangigen Frau zu, die etwas darüber murmelte, wie verrückt und nutzlos ihr Vorgesetzter doch war. „Also?“, fragte die Dunkelhaarige. „Was ist los? Weswegen sollte er mit mir sprechen wollen?“

Hawkeyes dunkle Augen schimmerten im künstlichen Licht. „Wir hatten eine kleine Auseinandersetzung wegen der Wahl meines Shampoos“, sagte sie langsam, „und ich habe im Scherz gesagt, dass ich meine Haare wieder abschneiden würde, wenn er mir nicht erlauben würde, dieses Shampoo zu kaufen. Und plötzlich lagen fünf Flaschen im Wagen und er hatte außerdem diese brillante Idee, dass alle Frauen im Militär die Haare lang tragen müssen, sobald er Generalfeldmarschall wird.“

Ross hatte sich die Haare wieder abschneiden lassen, nachdem sie ihr zur sehr ins Gesicht gefallen waren. Deswegen fand sie es nicht besonders toll, dass in ein paar Jahren der Befehl kommen könnte, dass sie sich die Haare wieder wachsen lassen müsste. Dass ihre Haare jemals länger geworden waren, hatte daran gelegen, dass sie es nicht mehr geschafft hatte, zum Friseur zu gehen. „Ich will das nicht“, sagte sie seufzend. „Ich meine, Ihnen steht es, die Haare lang zu tragen, aber ich würde damit wie ein Kind aussehen, das sich irgendwie in die Uniform ihres Vaters geschummelt hat.“

„Ich gebe Ihnen die Karte meines Friseurs“, sagte Hawkeye freundlich und griff in ihr Portemonnaie. „Fragen Sie am besten nach Pierre, er macht mir immer die Haare. Der Salon ist nicht gerade billig, aber die Schnitte sind wirklich gut.“
 

Unterdessen hatte Mustang bezahlt und alle Einkäufe ins Auto gebracht, bevor er durch die Straßen schlenderte. Er hatte heute einen freien Tag und hatte Hawkeye befohlen, sich ebenfalls mal eine Auszeit zu nehmen. Sie hasste es, wenn sie die Männer (und Rebecca) für einen Tag alleine lassen musste, aber er hatte es zu einem direkten Befehl gemacht und es gab keinen Grund für Riza Hawkeye, sich einem direkten Befehl zu widersetzen. Immerhin lief Mustang gerade nicht Amok. Er wusste, er hatte ihr das Herz gebrochen, als er sie durch sein idiotisches Verhalten in eine Situation gebracht hatte, in der sie keine andere Wahl mehr gehabt hatte und die Waffe direkt auf seinen Kopf gerichtet hatte. Er suchte seitdem für einen Weg, es wieder ein bisschen gutzumachen, aber bisher hatte er nichts gefunden. All die kleinen Geschenke der letzten Jahre waren für die anderen Gelegenheiten gewesen, an denen sie ihm das Leben gerettet hatte.

Jetzt blieb er stehen und lächelte.

Direkt vor ihm war die frisch renovierte Oper von East City vor ihm aufgetaucht und ein Blick auf die Plakate verriet ihm, dass zurzeit Hawkeyes Lieblingsoper gespielt wurde. Sie hatte immer die einfachen Dinge des Lebens gemocht, das wusste er. Vielleicht war es auch besser so. Vielleicht war es besser für sie, wenn sie sich nicht so viele Gedanken um alles machen musste. Vielleicht war es aber auch ihre Form von Flucht. Sie konnte nicht mehr zurückgehen. Die alte Riza Hawkeye war nur noch eine zeitweilige Erscheinung. Mustang musste lernen, mit Oberst Hawkeye zu leben. Aber hin und wieder sah er etwas in ihren Augen und das war das Funkeln, das die dunklen Augen von Miss Riza vor über zehn Jahren gehabt hatten. Es war ein Funkeln, das er immer gerne gesehen hatte. Und dieses Funkeln war es, was er am meisten vermisste. Nur noch sehr selten erschien es heutzutage noch, wenn sie sich mit ihrem Großvater unterhielt.

Aber vielleicht würde er es höchstpersönlich schaffen, dieses Funkeln noch einmal in ihre Augen zu zaubern. Entschlossen marschierte er die Treppe hoch und kam zum Ticketschalter. Er wusste nicht, ob es wirklich das war, was er wollte, aber eine Stimme in seinem Kopf rieb ihn an. Und es war seltsamerweise die Stimme eines gewissen Brigadegenerals, der ihm bereits vorausgegangen war. Und wenigstens einmal konnte er ja bestimmt auf Hughes hören, ohne sofort heiraten zu müssen.

„Ich würde gerne den gesamten Saal für heute Abend buchen“, sagte Mustang und schenkte der Ticketverkäuferin sein strahlendstes Lächeln. „Das heißt, ich kaufe einfach alle Karten und gebe sie den Leuten, die ich heute Abend in meiner Gesellschaft haben will. Ich nehme an, das dürfte kein Problem machen…“

Die junge Frau sah ihn mit offenem Mund an. „Wissen Sie eigentlich, wie teuer das wird?“, fragte sie leise. „Das wird ein Vermögen kosten!“

„Und ich verdiene gut genug, um mir so einen Spaß hin und wieder zu erlauben“, sagte er gelangweilt. „Ich zahle bar, Miss. Und ich hoffe, dass es kein Problem sein wird, wenn wir zwei Hunde mitbringen werden. Die Hunde sind speziell ausgebildete Militärhunde, die für meine Sicherheit und die Sicherheit meiner Leute unverzichtbar sind.“

„Sehr wohl, Sir“, sagte die junge Frau und war ein wenig außer Atem. „Auf welche Namen soll ich die Karte zurücklegen lassen?“

„Oberleutnant Jean Havoc“, begann Mustang grinsend. „Er wird vermutlich zusammen mit Oberleutnant Rebecca Catalina erscheinen, wenn sie nicht wieder länger arbeiten muss. Oberleutnant Vato Falman und Mrs Vivian Falman. Leutnant Kain Fuery und seine Begleitung Private Sheska – ich vergesse ihren Nachnamen wirklich immer! Leutnant Heymans Breda wird alleine kommen und dasselbe gilt auch für Oberst Alex Armstrong. Nein, mir fällt gerade ein, dass Alex’ Schwester in der Stadt ist. Und er hat auch noch zwei Gäste: Mrs und Mr Curtis.“ Mustangs Mundwinkel hoben sich. „Und die letzten beiden Karten lassen Sie bitte auf die Namen Oberst Riza Hawkeye und Generalmajor Roy Mustang reservieren. Leider müssen zwei weitere Freunde auf das Baby aufpassen.“

Langsam schloss die Frau wieder den Mund. „Sehr wohl, Sir“, sagte sie langsam und ließ ihren Stift sinken. „Ich lasse die Karten zurücklegen. Aber … auch wenn die Frage nicht angebracht ist: Meinen Sie mit Oberst Riza Hawkeye wirklich die Enkeltochter des Generalfeldmarschalls?“

Er nickte kurz. „Ich kenne jedenfalls keine andere“, sagte er grinsend. „Und sie ist eine wirklich bemerkenswerte Frau, Miss.“

Die junge Frau nickte. „Schade nur, dass Sie mich nicht wiedererkannt haben, Generalmajor Mustang. Erinnern Sie sich nicht mehr an mich? Sergeant Amber Moore? Eastern Hauptquartier? Vermittlung?“ Sie hob langsam eine Augenbraue. „Na ja, macht ja nichts, aber ich gehöre zu den Soldatinnen, die von Oberst Hawkeye inspiriert werden. Wir bewundern sie alle, weil sie nach Ishbal und allem anderen nicht kapituliert hat und die Flucht ergriffen hat, sondern weitergemacht hat, wo alle anderen aufgegeben hätten.“

Mustang lächelte innerlich. „Riza Hawkeye ist tatsächlich eine bemerkenswerte Persönlichkeit, auch wenn ich an Ihrer Stelle vermeiden würde, jemals in ihrer Gegenwart so lobend über sie zu sprechen, weil sie es nicht sonderlich mag“, sagte er freundlich, bevor er sich umdrehte und wieder verschwand.
 

„Was hast du getan?!“, rief Hawkeye entsetzt, als Mustang ihr eröffnete, dass sie am Abend schon etwas vorhatten.

„Ich habe für heute Abend die ganze Oper gemietet“, sagte er lässig, während er ihr die Wagentür aufhielt. „Komm schon, Riza. Sie geben deine Lieblingsoper. Du musst zugeben, dass es sehr lieb von mir war. Und all unsere Kollegen kommen auch mit.“

„Du hast irgendwann den Verstand verloren, als ich dich mal kurz auf den Augen gelassen habe“, grummelte sie. „Wissen unsere Kollegen eigentlich schon Bescheid?“

„Damit hast du mich an etwas sehr Wichtiges erinnert“, sagte er grinsend.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Rhyo
2011-09-21T17:46:44+00:00 21.09.2011 19:46
Wow... Mustang ist so nett und plant Olivier in die Vorstellung mit ein, während sie versucht seine "Beziehung" mit Hawkeye kaputtzumachen.
Echt nett sowas O.o

Übrigens: 110~
Von:  DarkDragon
2011-06-03T10:20:59+00:00 03.06.2011 12:20
Olivia scheint wirklich etwas Fieses vor. bin gespannt und Roy mietet mal soeben einen ganzen Saal...
lg


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