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Fullmetal Alchemist - Was danach geschah

Was hätte passieren können...
von

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GETEILTE GEHEIMNISSE

GETEILTE GEHEIMNISSE
 

Scar hatte das Eastern Hauptquartier noch nie von innen gesehen – und wenn man ihm vier Jahre zuvor gesagt hätte, dass er eines Tages eine Freundin und seinen Meister an diesen Ort begleiten würde, hätte er den Betreffenden für verrückt erklärt. Aber jetzt war er hier. Er kam gerade mit Serena und seinem Meister durch den Haupteingang, als ein blonder Hüne mit Schnurrbart, eine dunkelhaarige Frau und Oberst Hawkeye die Treppe herunterkamen. Die beiden Frauen schienen über die Anwesenheit des riesigen Mannes nicht sonderlich begeistert zu sein. Die dunkelhaarige Soldatin hatte ein weiches Gesicht und ihre Haare reichten bis zu ihrem Kinn.

„…damit hat er es wirklich perfektioniert“, sagte der Gigant. „Wirklich, ich kann es kaum erwarten, das dumme Gesicht meiner Schwester zu sehen, wenn sie das hört.“

„Als ich auf der Akademie war, habe ich gelernt, dass die Staatsalchemisten oft von der Pflicht, kämpfen zu müssen, und dem Drang, forschen zu wollen, zerrissen werden“, sagte die Dunkelhaarige. „Ich hoffe nur, dass das jetzt ein Ende hat.“

„Da hoffst du nicht alleine, Maria!“, dröhnte der Riese und schlug ihr auf die Schultern. „Du ahnst gar nicht, welche Bürde auf meinen Schultern gelastet hat!“

„Oberst Armstrong, lassen Sie Oberleutnant Ross bitte am Leben“, sagte Hawkeye, die einen Stapel Papiere unter dem Arm trug, bevor sie stehenblieb. „Bringen Sie es bitte heil nach Central, Oberleutnant Ross. Diese Papiere tragen das Schicksal eines ganzen Landes. Ich würde selbst fahren, aber ich kann den Generalmajor unmöglich für mehr als einen Tag aus den Augen lassen. Ich habe Sergeant Brosh schon den Wagen holen lassen. Sie werden es zusammen überbringen.“

Ross salutierte. „Zu Befehl, Madam!“, rief sie und schlug die Hacken zusammen. „Ich werde die Doktrin mit meinem Leben beschützen!“

„Das wird hoffentlich nicht notwendig sein“, sagte Hawkeye und überreichte ihr die Dokumente. „Und grüßen Sie den Generalfeldmarschall bitte recht herzlich von mir.“

„Was soll ich ihm sagen, wenn er wieder fragt, ob Sie inzwischen verlobt sind?“, fragte Oberleutnant Ross, während sie die Dokumente in einen Aktenkoffer legte.

„Das Dumme daran ist, das er Sie wirklich danach fragen wird…“ Die Blonde verzog das Gesicht. „Sie können ihm sagen, dass ich noch unverlobt bin, aber daran arbeite. Das wird ihn für ein paar Tage glücklich machen – jedenfalls hoffe ich das…“

Die andere Frau salutierte. „Oberst Armstrong, Oberst Hawkeye – ich trete meine Reise an und melde mich von jedem Umsteigebahnhof aus – wie vorgeschrieben!“, sagte sie.

„Und vergessen Sie bitte nicht den Zusatzauftrag, Oberleutnant!“, rief Armstrong ihr nach, als sie durch die Haupttür ging. „Sie haben es mir hoch und heilig versprochen!“

„Und wann habe ich jemals ein Versprechen gebrochen, Sir?“, fragte sie noch, bevor die Tür hinter ihr zuschlug und man durch das Glas nur noch sah, sie sie festen Schrittes über den Vorplatz schritt und dann aus der Sicht verschwand.

„Sie ist die beste Untergebene, die man sich wünschen kann“, murmelte Armstrong. „Ich will Sie nicht kränken, Madam, aber Maria Ross ist eine herausragende Person. Sie vereint ihr Pflichtbewusstsein auf wirklich bemerkenswerte Weise mit ihrem Charakter.“

„Ich habe Ihr Urteilsvermögen niemals infrage gestellt, Oberst“, sagte Hawkeye ruhig und schlug ihm leicht auf die Schulter. „Los, gehen wir wieder hoch. Wir müssen feiern.“

„Nicht so hastig, junge Dame!“, rief Scar und sah, wie die Offiziere zu ihm und seinen Begleitern herumfuhren. Hawkeyes Hand war an ihrer Waffe, bevor er seinen Mund wieder geschlossen hatte, und Armstrong ballte die Hände zu Fäusten. Dann erkannten sie, wer da gekommen war, und entspannten sich wieder.

„Was ist das für ein kolossal wichtiger Erlass gewesen, dass man ihn nicht per Post nach Central schicken kann?“, wollte Scars Meister wissen und sah die beiden Soldaten fragend an. „Ich bin über die genauen Regeln natürlich nicht informiert, aber schicken Sie immer jemanden mit dem Erlass?“

„Das ist kein unwichtiger Erlass wie der über die Aufhebung der Sperrung“, sagte Hawkeye trocken. „Dieser Erlass regelt das Wesen der Staatsalchemisten vollkommen neu. Aus diesem Grund will Generalmajor Mustang, dass jemand ihn persönlich beim Generalfeldmarschall abliefert. Und Oberleutnant Ross kommt aus Central. Sie war seit ein paar Monaten nicht mehr da, ohne arbeiten zu müssen. Wir wollten ihr eine kleine Atempause verschaffen – sofern Brosh sie zur Ruhe kommen lässt…“

„Aber das haben wir ihnen nicht gesagt“, ergänzte Armstrong. „Wir haben ihnen nur gesagt, dass dieser Erlass bis zu seiner endgültigen Verkündung geheim gehalten werden muss. Und meine Leute sind sehr gut darin, wichtige Dinge zu eskortieren.“

„Haben Sie Edward und Alphonse wirklich als ‚wichtige Dinge’ bezeichnet?“, fragte die Soldatin und lächelte fast schon. „Zu schade, dass ich ihre Gesichter nicht sehen kann. Sie hätten mit Sicherheit etwas dazu zu sagen – Ed in jedem Fall…“

„Sicherlich“, sagte Armstrong nickend, bevor er sich den Gästen zuwandte. „Ihr habt euch einen guten Tag ausgesucht, um vorbeizusehen! Wir wollten heute den Erlass, der das Sahnehäubchen auf der neuen Ishbalpolitik bilden wird, gebührend feiern! Er wird als letzter Erlass in Kraft treten und die Sache damit rund machen!“

„Wir schließen uns gerne an, falls wir nicht stören“, sagte der Meister ruhig und sah die junge Frau an seiner Seite an. „Oder ist dir das nicht recht, Darlene? Wir können auch nur schnell hinter uns bringen, weshalb wir gekommen sind, und wieder gehen.“

Serena schüttelte den Kopf. „Es macht mir nichts aus, sofern wir nicht zu viele sind“, sagte sie leise. „Ich bin hergekommen, weil ich ein paar Aufzeichnungen einsehen wollte, und weil das nicht so unglaublich wichtig ist, kann das warten.“

„Darlene hier ist eine sehr fähige Alchemistin“, lobte Scar, während er einen halben Schritt hinter die junge Frau machte. „Sie hat den Wiederaufbau unserer Heimat sehr weit vorangebracht. Wir konnten bisher dreimal ernten, weil wir ausreichend Regen hatten, um die Felder zu bewässern.“

„Sie kann machen, dass es regnet?“ Hawkeyes Mund kräuselte sich. „Tja, dann ist der Generalmajor ja schon wieder nutzlos. Tsss…“ Sie schnaubte. „Langsam wird es ihm zur Gewohnheit. Ich muss ihn wieder ans Arbeiten kriegen.“

„He, heute habe ich keine Pause gemacht, Ladyhawk!“, rief Mustang, der gerade an der Spitze seiner Einheit die Treppe herunterkam. „Ich erinnere dich daran, dass wir heute schon um halb sechs im Büro waren, weil du nicht schlafen konntest und um halb fünf mit deinem Hund rausgegangen bist – und mich dabei geweckt hast.“

„Daran werden Sie schon nicht sterben, Sir“, sagte Hawkeye geistesabwesend und war ein bisschen perplex, als ihre beste Freundin und deren Freund zu kichern begannen.

„Ich glaube langsam fast, dass du es darauf anlegst, mich ‚Sir’ zu nennen und die Strafe dafür zu erhalten“, sagte Mustang langsam. „Das hätte ich nie gedacht.“

„Alte Gewohnheiten sterben langsam, Mr Mustang“, sagte Hawkeye und schien sich nicht besonders wohl in ihrer Haut zu fühlen. „Das haben Sie selbst immer gesagt. Deswegen … verzeihen Sie mir die unpassende Anrede.“

„Mustang ist total dahinter her, dass wir ihn alle duzen und Roy nennen“, sagte Rebecca und streckte die Hand aus. „Hi, ich bin Oberleutnant Catalina.“

„Seltsam“, sagte Scar, während er ihre Hand schüttelte. „Ich dachte, euer Militär hätte einen sehr klaren Kodex, wie man miteinander umgeht…“

„Hat es auch“, sagte Rebecca seufzend, „aber wir reden hier von Oberst Nutzlos. Es heißt, er wäre fast so exzentrisch wie Generalfeldmarschall Grumman.“

„Catalina, ich bin inzwischen Generalmajor!“, rief Mustang. „Geht das nicht in deinen Kopf – oder bist du einfach zu alt und zu verkalkt, um umzulernen? Oder hast du zu viel Zeit mit Fullmetal verbracht, als wir ins Xing waren?“

„Ich habe nie mehr als acht Sätze mit deinem Sohn gesprochen“, sagte Rebecca mit einem breiten Grinsen. „Kaum zu glauben – erst siebenundzwanzig und schon zweifacher Großvater! Das nenne ich mal ein starkes Stück!“

„Verdammt, wie oft muss ich es dir noch erklären, Catalina?“, fuhr Mustang sie an. „Du hast dich in die Idee verrannt, dass Riza und ich Edward und Alphonse in den letzten Jahren betüddelt und bemuttert hätten, aber du liegst damit f-a-l-s-c-h! Ich gebe ja zu, dass wir immer eine etwas außergewöhnliche Einheit waren, weil wir immer so sehr zusammengehalten haben, aber wir haben die beiden nicht verhätschelt!“ Er sah seine Assistentin an. „Riza, sag du es ihr! Sag ihr, wie falsch sie liegt!“

„Wir haben sie wirklich manchmal ein bisschen verhätschelt“, sagte Hawkeye. „Als Ed sich diese blöde Erkältung gefangen hat, hast du mich in sein Hotel geschickt, damit ich ihm die Hühnersuppe vorbeibringen konnte. Die Begründung, weshalb du nicht selbst gegangen bist, war, dass du nicht wolltest, dass Ed den Eindruck gewinnt, dass du dich um ihn sorgen würdest. An dieser Stelle möchte ich dich allerdings darauf aufmerksam machen, dass es kein Zufall war, dass wir keine Karten bekommen haben, als seine Zwillinge auf die Welt gekommen sind. Das hat er mit Absicht gemacht.“

Serena stieß Scar an. „Das hier ist die militärische Elite von Amestris, nicht wahr?“, fragte sie, während sie ihre Stirn in Falten legte. „Und ich träume es gerade nicht, dass sie sich wegen so einer Sache in die Haare kriegen, oder? Andere Frage: Sind sie immer so – oder ist das hier nur eine Ausnahme?“

Er schmunzelte, was nur selten vorkam. „Ja, das ist die sogenannte Elite“, sagte er dann mit einem halben Grinsen. „Nein, du träumst es nicht. Und ja, sie sind immer so. Zumindest Mustang und Hawkeye. Wie es bei den anderen ist, weiß ich nicht, aber die beiden sind manchmal schlimmer als ein altes Ehepaar.“

„Siehst du, Riza, noch jemand der sagt, dass wir verheiratet wären!“, kicherte Mustang, bevor er den tödlichen Blick seiner Untergebenen sah und schnell leise wurde.

„Es tut mir leid, dass ich mich bisher noch nicht richtig vorgestellt habe“, sagte Havoc, während er einen Arm besitzergreifend um Rebeccas Taille schlang und sie an sich zog. „Ich bin Oberleutnant Jean Havoc, Beccas Verlobter.“

„Sie sind derjenige, der nicht mit nach Ishbal kommen konnte, als Ihre Einheit bei uns zu Besuch war“, stellte der Meister fest und lächelte. „Ach, ich habe noch eine Botschaft von Oberstleutnant Force an Generalmajor Mustang“, sagte er dann und kratzte sich am Kopf. „Er sagt, dass die Lage ruhiger wäre, wenn er vielleicht ein paar Leute zusätzlich bekommen könnte. Namentlich ausgeschlossen hat er nur einen Leutnant Heller.“

„Schade“, sagte Rebecca seufzend. „Heller loszuwerden ist der nächste Schritt, um den Osten endlich zu beruhigen. Ich schwöre euch, ich breche ihm die Nase noch mal, wenn er sich nicht ein bisschen zusammenreißt. Ich habe keine Probleme damit!“

Hawkeye lächelte und tätschelte ihren Kopf. „Generalfeldmarschall Grumman lässt dir übrigens ausrichten, dass du nächste Woche besser nicht zu ihm nach Central fährst, weil dein Vater in der Stadt sein wird“, sagte sie leise. „Ich habe heute Morgen mit ihm telefoniert. Er hat mich geweckt. Alte Männer schlafen nicht mehr gut.“

„Ach, haben Sie schon die Schlagzeilen gelesen, Oberstleutnant?“, fragte Scar und wieder bogen sich seine Mundwinkel leicht nach oben. Er schien gute Laune zu haben, was sie bei ihm noch nie erlebt hatten. Es musste an dem Mädchen liegen. Es hatte ganz offensichtlich einen sehr guten Einfluss auf den Mann.

„Ich bin heute seit halb sechs im Büro gewesen. Ich habe deswegen heute Morgen noch nicht in die Zeitung geschaut“, sagte sie ruhig. „Wieso fragst du?“

„Generalfeldmarschall Grumman hat allgemein bekanntgegeben, dass Sie seine Enkelin sind“, sagte Serena knapp, während ihre verschiedenfarbigen Augen glitzerten. „Er hat außerdem in einem Interview auf die Frage, wie er es fände, wenn Sie Generalmajor Mustang heiraten würden, geantwortet, dass es ihm sehr recht wäre.“

„Der Fuchs ist tot“, grummelte die Blonde, während sich ihre Wangen tiefrot verfärbten. „Wie kann er mir das nur antun? Hat er den Verstand verloren?“

„Oh, wir feiern natürlich bei mir“, sagte Armstrong und packte Scar am Oberarm. „Ich habe zurzeit Gäste und ich bin mir sicher, dass sie sich freuen, euch alle kennenzulernen. Und außerdem muss ich mich um Caroline kümmern, sie wird Hunger haben!“

„Caroline?“, formten drei Münder gleichzeitig.

Aber so kam es, dass sie sich alle zehn Minuten später in Armstrongs Wohnzimmer befanden. Außer ihnen war das Ehepaar Curtis da und Armstrong und Sig hießen sich wie zwei alte Freunde, die jahrelang getrennt waren, willkommen, obwohl seit ihrem letzten Wiedersehen nur wenige Stunden vergangen waren. Izumi nickte Mustang hoheitsvoll zu, bevor sie sich wieder ihrer Kochzeitschrift zuwandte. In ihrem Schoß schlief das Baby und von Zeit zu Zeit tätschelte die Alchemistin den kleinen Kopf.

„Es ist lange her, Mrs Curtis“, sagte Mustang langsam, während er sich hier gegenüber in einen Sessel fallen ließ. „Wie geht es Ihnen, Madam?“

„Gut, gut“, sagte sie lächelnd und sah kurz auf. „Und wie geht es Ihnen? Ich sehe, Ihre Sicht ist wieder vollkommen hergestellt. Alex hat uns für ein Wochenende eingeladen und wir sind gerne gekommen. Hier in East City gibt es so viele gute Buchhandlungen für Kochbücher und ich brauche dringend neue Kochbücher.“

„Darf man fragen, wer um alles in der Welt Sie sind?“, fragte Scars Meister verwirrt, während er vergeblich versuchte, ihr Aussehen in irgendein Schema zu bringen, das er kannte. Aber leider gab es kein Schema, in der Izumi Curtis passen würde. Sie war …

„Eine Hausfrau!“, verkündete sie mit viel Selbstvertrauen. „Ich bin eine Hausfrau!“

„Ich würde sagen, wir spielen alle mit offenen Karten“, sagte Mustang, während er über den verwirrten Gesichtsausdruck der drei Ishbalier schmunzelte. „Warum seid ihr hergekommen? Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass ihr gekommen seid, weil ihr über den Versprochenen Tag plaudern wollt…“

„Offene Karten?“ Scar sah Serena an. „Gut, können wir machen. Aber nur, wenn alles, was wir hier besprechen, wirklich unter uns bleibt. Es könnte uns alle in große Schwierigkeiten bringen, wenn jemand es herausfindet.“

„Ich fange an“, sagte das Mädchen an seiner Seite, nachdem alle durch Nicken zu verstehen gegeben hatten, dass sie schweigen würden. „Zu allererst könnte ich euch meinen wahren Namen nennen. Scar hier hat ihn bereits erraten, weil er meine Motivation hinterfragt hat. Meine Motivation, Ishbal wieder aufzubauen.“

Mustang sah auf. Diese Stimme, die Art zu sprechen. „Du bist Serena Hamilton, nicht wahr?“, fragte er seufzend. „Die jüngste Tochter von Reine Hamilton.“

Sie starrte ihn für einen Moment mit offenem Mund an. „Sie sind mit Abstand derjenige, der es am schnellsten erraten hat, Generalmajor Mustang“, sagte sie langsam und hob eine helle Augenbraue.

„Ich kannte deine Mutter recht gut. Wir waren früher einmal Kameraden, obwohl wir beide nicht an die Sache, für die wir damals gekämpft haben, geglaubt haben“, sagte er schulterzuckend. „Ihre Art zu sprechen war sehr … markant, um es zahm auszudrücken, und du hast genau dieselbe Stimme wie sie. Und weil du sogar ihren Akzent hast, ist es leicht für mich, zu erkennen, dass du ihre Tochter sein musst. Sie war eine gute Frau, eine gute Kameradin.“

„Serena hat zurzeit gewisse Probleme mit der eigenen Familie“, erklärte Scar. „Ihre letzte verbleibende Schwester hat Generalmajor Armstrong erzählt, dass Serena über einige sehr bemerkenswerte Techniken verfügen würde. Ich weiß das, weil die Herrin der Briggs jetzt Miles losgeschickt hat, um diese Techniken nach Briggs zu holen. Und er hat in Ishbal eine Menge Unterstützung, das macht es schwer für uns, Serena vor ihm zu verstecken. Ich vermute, dass Armstrong an den Techniken interessiert sein dürfte, die Serena als einzige jemals besessen hat. Das, wofür Helena sterben musste.“

„Als ich noch jünger und dümmer war, habe ich einige sehr gefährliche Sachen entdeckt, weil ich Forschungsergebnisse eines Alchemisten benutzt habe, der mit meiner Mutter befreundet war“, sagte Serena leise und sah schuldbewusst aus. „Was dabei herauskam, überstieg meine kühnsten Hoffnungen, aber ich habe es nicht mit meinen Schwestern geteilt, weil sie alle ins Militär eingetreten sind. Wenn eine von ihnen es bekommen hätte, hätte sie es zweifellos für ihre Karriere benutzt. Das war jedoch nicht der Verwendungszweck, der mir vorschwebt.“

„Wir müssen Serena aus Ishbal entfernen, bis Miles der Meinung ist, sie wäre nicht mehr dort“, sagte der Meister ruhig. „Miles ist an Befehle gebunden und er ist viel zu sehr darauf fixiert, seine Königin nicht wütend zu machen. Er würde es nicht verstehen können, nehme ich an. Aber es würde Serena zerstören, wenn man sie dazu zwingen würde, ihre Alchemie so zu missbrauchen, wie sie sie niemals nutzen wollte.“

„Ich war zu dumm“, sagte das Mädchen bitter. „Ich habe erst zu spät erkannt, was ich mir da selbst eingebrockt habe. Die Versuchung war groß. Und es war so leicht. Ich hatte all die Theorien schon. Ich musste es nur noch verbinden. Es zusammenfügen. Das war alles, was ich tun musste. Nerissa wusste davon. Sie hat meine Aufzeichnungen decodieren können. Sie war ein Genie, aber das … das war ihr Untergang.“

Izumi räusperte sich. „Sie hat eine menschliche Transmutation durchgeführt“, sagte sie und es war keine Frage. Sie hatte es erraten, als sie gesehen hatte, wie Serena ihre Arme um sich selbst geschlungen hatte, um sich selbst Trost zu spenden.

„Und ich war zur falschen Zeit am falschen Ort“, sagte Serena leise. „Sie hat es in ihrem Zimmer in North City gemacht. Ich wollte sie aufhalten, aber … ich bin gescheitert. Ich weiß noch, dass ich sie gepackt habe, um sie von dem Transmutationskreis wegzuziehen, aber Nessa war sehr stark und wenn sie etwas wollte, hat sie es meistens auch bekommen. Und ich weiß noch, dass ich eine Sekunde später oder so in einem weißen Raum stand. Und da war ein Tor…“

Mustang und Izumi tauschten einen Blick, dann wandte Izumi sich wieder Serena zu. „Was hat es dir weggenommen?“, fragte sie mit rauer Stimme. „Es war eure Mutter, die deine Schwester zurückholen wollte, nicht wahr?“

Die jüngere Alchemistin nickte langsam. „Ja, sie wollte Mutter zurückholen“, sagte sie, „aber ich verstehe nicht, was Sie meinen. Nessa hat für die Transmutation bezahlt. Ich bin ein paar Minuten später aufgewacht und sie lag tot neben mir. Und da war dieses … ich weiß nicht einmal, was es war. Ich habe es vernichtet, bevor ich durchgedreht bin. Es war so verrückt, ich wusste nicht, was ich tun sollte. Also habe ich meine Schwester auf ihr Bett gelegt, meine Haare erst schwarz gefärbt und dann mit ihrem Messer abgesäbelt, bevor ich meine Augenklappe abgelegt habe und getürmt bin.“

„Ich … ich verstehe“, sagte Mustang langsam. „Du bist also geflohen.“

„Ich war damals erst sechzehn und ich hatte keine Ahnung, dass Nessa das geplant hat. Verdammt, ich hätte es doch nie im Leben zugelassen … Wie ich sie aber kenne, hatte sie geplant, mich für Mutter zu opfern. Ein Leben für das andere. Ein Äquivalenter Tausch.“ Serenas gebräuntes Gesicht war maskenartig. „Es ist das, wozu in der Lage gewesen wäre. Sie ist zwar nicht Kay, aber…“

„Oberst Kay Hamilton hat in Central einen sehr eindeutigen Ruf“, sagte Rebecca und ihre Augenbrauen hoben sich langsam. „Und dieser Ruf ist nicht gerade gut. Sie gilt als sehr berechnend. Manche gehen sogar so weit zu sagen, dass sie wie eine jüngere Olivier Armstrong sein soll. Immerhin hält sie uns allen Aerugo vom Hals.“

„Sie ist die Hölle“, sagte Fuery und erschauderte. „Ich war während meiner Versetzung in den Süden in ihrem Hauptquartier stationiert. Es war so, dass alle mehr Angst vor ihr als vor dem Generalleutnant hatten. Wo immer sie war, war auch ihr Sergeant. Er ist der einzige, der sie wieder beruhigen kann, wenn sie wütend wird…“

Serena schnaubte leise. „Sergeant Mayer ist rettungslos in meine Schwester verliebt“, sagte sie, „und er hat das große Pech, dass sie ihn auch mag. Wenn sie jemanden hasst, kann der Betreffende gut damit leben, aber wenn sie jemanden wirklich mag, ist sie schlimmer als die Hölle. Ich bin froh, dass ich sie losgeworden bin.“

„Aber weshalb ist meine Schwester so sehr an der Wasseralchemie interessiert?“, fragte Armstrong nachdenklich. „Sie hat nicht viel für Alchemie im Allgemeinen übrig. Schon das Gesetz des Äquivalenten Tausches ist ihr sehr suspekt.“

„Du weißt, weshalb sie es will“, sagte Mustang. „Selbst die unvollkommene Wasseralchemie, die Oberst Hamilton in Ishbal praktizieren musste, war wesentlich effektiver als alles, was ich jemals gemacht habe. Und deine Schwester braucht etwas, um sich Drachma vom Leibe zu halten. Sie hat in Briggs genug Wasser, aber ihr fehlt ein Alchemist.“

Izumi sah auf. „Alchemie sollte immer nur zum Wohle der Menschen eingesetzt werden“, sagte sie düster. „Deswegen habe ich nie verstanden, weshalb es sogenannte Alchemisten gibt, die Dinge entwickeln, von denen sie genau wissen, wie gefährlich sie werden können. Verdammt, wir sind doch keine Adrenalinjunkies. Wir müssen wissen, wo unsere Grenzen sind. Jeder von uns hat irgendwann mal einen Kollegen gekannt, der zu einem zerbrochenen Kreis geworden ist. Will irgendwer so enden?“

„Zerbrochener Kreis?“, fragte Scar irritiert. „Wie meinen Sie das, Madam?“

„Als ‚zerbrochener Kreis’ wird ein Alchemist bezeichnet, der so sehr in seinen Forschungen aufgeht, dass er kein Interesse mehr an seiner Umwelt hat“, sagte Hawkeye und ihr Tonfall verriet nichts darüber, wie gut sie dieses Phänomen kannte. „Wenn ein Alchemist zu sehr auf seine Forschungen fokussiert ist, verliert er die Kontrolle. Er hat nur noch ein einziges Ziel: Die Perfektion. Sobald er das aber erreicht hat…“

„…stirbt der Alchemist“, beendete Mustang ihren Satz und hinter dem Schutz von Armstrongs breitem Rücken, legte er kurz seine Hand auf ihre, um sie aufzumuntern.

„Für eine Frau, die keine Alchemistin ist, wissen Sie erstaunlich gut Bescheid, Oberst Hawkeye“, sagte Izumi, während sie ihre Augenbraue hob. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Ihr Schützling jemals ein zerbrochener Kreis war, aber Sie haben es so gut beschrieben, dass ich den Eindruck habe, dass Sie es mit eigenen Augen gesehen haben.“

„Er ist nicht der einzige Alchemist, den ich kenne“, sagte sie und ihre Stimme war so glatt wie ein vereister See. „Und ich kannte einmal einen zerbrochenen Kreis. Ich stand daneben, während er langsam zusammengefallen ist.“

Mustang senkte den Blick. „Ich war es nicht“, sagte er dann, als er bemerkte, dass alle in seine Richtung sahen. „Ich konnte immer einen Schritt zurück machen, wenn ich gemerkt habe, dass ich an die Grenzen gegangen bin.“

„Ich hätte auch nicht an Sie gedacht, Mustang“, sagte Izumi stirnrunzelnd. „Sie sind zu jung, um wirklich ein zerbrochener Kreis zu sein.“

Hawkeye und Mustang tauschten einen Blick. Es war eine stumme Unterhaltung und dann standen sie beide auf und schritten hinaus. Sie ignorierten die Blicke der anderen, die in ihren Rücken wie Feuer brannten – was für eine Ironie. Sie taten so, als würden sie Bredas gemurmeltes „Jetzt fängt das schon wieder an“ nicht hören. Aber auch wenn sie beide wussten, dass kein Weg daran vorbeiführte und dass sie ihren Freunden und Verbündeten die Wahrheit schuldig waren, gab es Dinge, die man über ein stummes Gespräch einfach nicht absprechen konnte.

„Du bist dir wirklich hundertprozentig sicher?“, fragte er leise, während sie ihre Uniformjacke langsam ablegte. „Wir haben es immer geheim gehalten, Riza…“

Sie nickte langsam. „Es war lange genug geheim und sie haben die Wahrheit verdient“, sagte sie gewohnt ruhig und drehte sich zu ihm um. „Kannst du mein T-Shirt irgendwie transmutieren?“

„Ich würde es vermutlich nie mehr in den Originalzustand zurückversetzen können“, sagte er verlegen. „Warte – zieh einfach meine Jacke über. Sie ist weiter als deine.“

Er reichte sie ihr und wandte ihr den Rücken zu, als sie ihr schwarzbraunes T-Shirt abstreifte und erst als er hörte, dass sie die Knöpfe schloss, drehte er sich wieder zu ihr um. Seine Jacke war ihr viel zu groß, aber irgendwie stand es ihr, fand er.

„Die Jacke steht dir wesentlich besser als deine eigene“, meinte er grinsend. „Du solltest deine nächste Uniform in meiner Größe bestellen. Andererseits siehst du in der Uniform so oder so wie ein Leichenwagenfahrer aus. Einfach … fürchterlich.“

Sie blitzte ihn verärgert an. „So fürchterlich bin ich auch nicht“, sagte sie ruhig, „und Leichenwagenfahrer sind manchmal auch sehr nette, heitere Menschen.“

„Sind Leichenwagenfahrer und Totengräber also die Leute, mit denen du deine Zeit bevorzugt verbringst?“, fragte er und lächelte subtil.

„Das habe ich nicht gesagt“, meinte sie lächelnd und wandte sich der Tür zu. Er folgte ihr wie ein Schatten ins Wohnzimmer, wo die anderen warteten.

„Wir haben uns entschieden, unser Geheimnis mit euch zu teilen – auch wenn es mich den Kopf kosten kann“, sagte Mustang leise und stellte sich direkt hinter Hawkeye. „Riza, dreh dich um.“

Sie atmete tief durch, dann drehte sie sich um und ließ die Jacke bis zu ihren Ellbogen hinunterrutschten. Die anderen schnappten nach Luft, als sie die weitreichende Tätowierung sahen. Sie hatten es noch nie zuvor gesehen und dementsprechend schockiert waren sie auch. Keiner hatte geahnt, dass das Tattoo, wegen dem Oberst Hawkeye so viel Ärger gehabt hatte, tatsächlich so schön und verführerisch aussah. Eigentlich war es ein Schlag in ihr Gesicht, dass es so schön war.

Weitreichende rote Linien bedeckten Hawkeyes Rücken vom Nacken bis zur Hüfte, bildeten einen der kompliziertes Transmutationskreise, die sie jemals gesehen hatten. Der grundlegende Kreis bestand aus geraden Linien und Pyramiden und lag über einem anderen, der reine Energie verhieß. Die Augen der Betrachter wurden von den breiten, schlangenähnlichen Bändern angezogen, die über und unter dem ursprünglichen Kreis verliefen, und aus hunderten von winzigen Worten bestanden. Das gesamte Motiv war genial, unglaublich schön und so, so vertraut.

Und auch die Narben auf dem oberen Teil des Rückens sahen sie, obwohl sie erst sichtbar wurden, als Mustang die Haare der Frau anhob.

„Riza, was um alles in der Welt ist das da?“, fragte Havoc verwirrt.

„Flammenalchemie“, sagte Serena trocken. „Sieht doch jeder.“

„Wenn ‚jeder’ ein Alchemist ist“, schnappte Breda.

Izumi war unterdessen absolut sprachlos.

„Ich bin erstaunt“, sagte Mustang und sah Serena an. „Wir sind einander noch nie zuvor über den Weg gelaufen und Flammenalchemie mag zwar berüchtigt sein, aber nur in sehr kleinen Kreisen wirklich bekannt. Woher…“

„Meine Mutter war mit dem ersten Flammenalchemisten befreundet und ihre gesamten Forschungen sind sehr stark von seinem Werk beeinflusst worden. Und ich bin wiederum von meiner Mutter geprägt worden. Man kommt nicht von seinen Eltern los, so sehr man es manchmal auch will.“ Sie zuckte mit den Schultern. „So ist das eben. Und meine Mutter war nicht begeistert, als er ihr geraten hat, ihre Aufzeichnungen so zu verstecken. Sie wollte keine von uns dementsprechend brandmarken. Berthold Hawkeye muss es anders gesehen haben…“

„Roy!“, rief Fuery panisch, „Sie fällt!“

Mustangs Hände schossen vor und er packte Hawkeye, bevor er die Jacke mit einem Ruck wieder hochzog und sie schloss. Dann hob er sie auf seine Arme, um sie behutsam auf dem leeren Sofa abzulegen. Er strich ihre Haare aus ihrem Gesicht und seufzte schwer. „Riza – hörst du mich?“, fragte er.

Keine Reaktion. Er strich sanft über ihr Gesicht, dann sah er auf. „Theorien“, sagte er.

„Sie hat vermutlich einen Schock erlitten“, sagte Izumi und stand auf, um eine Hand auf Hawkeyes Stirn zu legen. „Sie hat jedenfalls kein Fieber und ich glaube nicht, dass sie krank ist. Ich glaube, sie ist übermüdet und braucht Ruhe. Wir sollten sie vielleicht ins Bett bringen, damit sie sich ausruhen kann. Sie sieht seltsam dürr aus.“

Mustang schüttelte den Kopf und setzte sich auf die Couch, bevor er ihren Kopf auf seinen Schoß legte. „Das würde sie mir nie verzeihen“, sagte er, während er die Jacke zuknöpfte. „Sie hat es sich zum Ziel gemacht, mich nie in Gefahr geraten zu lassen – und es könnte gefährlich werden, wenn ich sie jetzt aus den Augen lassen würde.“

„He, Chef“, sagte Havoc und seufzte leise. „Wieso tust du dir das eigentlich an? Sie hat Becca erzählt, dass sie kaum noch richtig schläft, seitdem du Heller unter deinem Kommando hast. Wenn wir ihn langsam mal endlich irgendwie loswerden würden, könnte sie sich wieder entspannen. Es ist nicht richtig, dass sie ihre Gesundheit wegen diesem Mistkerl aufs Spiel setzt.“

„Er hat Recht“, nickte Armstrong. „Leutnant Heller hat meinen Oberleutnant kürzlich belästigt, als Maria in der Schwimmhalle trainiert hat. Der Mann bringt alleine mehr Unheil ins Eastern Hauptquartier als meine Schwester mit all ihren Männern, als sie zu Besuch gekommen ist. Vertrau mir, Mustang, wir müssen den Kerl schnellstmöglich aus dem Osten vergraulen.“

„Oberst Armstrong hat Recht“, sagte Fuery. „Und ich habe mitbekommen, dass Heller sich auch an Hawkeye herangemacht hat. Es war jämmerlich und sie hat ihn auch sofort auf seinen Platz verwiesen, aber … es war irgendwie eine blöde Sache.“

„Ein einfacher Leutnant, der nicht mal für mich arbeitet, wagt es, meinen Oberst anzugraben?“, fragte Mustang und Rebeccas riss ihm die Handschuhe aus der Hand. „Wie kann er es nur wagen?“, fauchte der Generalmajor. „Normalerweise sollte er wissen, dass sie außerhalb jeglicher Konkurrenz läuft!“

Rebecca nickte. „Kann es nicht sein, dass Heller darauf abzielt, die Einheit zu zersprengen?“, fragte sie. „Wenn ich deine Reaktion gerade als Indiz dafür nehme, dass du ihn am liebsten dafür gegrillt hättest, kann ich mir gut vorstellen, dass er will, dass du wütend wirst. Dann soll – wenn es nach ihm geht – Riza sagen, dass sie nicht mehr für dich arbeiten will. Damit wäre unsere Einheit zerschlagen.“

„Mann, ich hätte nicht gedacht, dass ich das mal sagen würde, aber du bist wirklich teuflisch klug“, sagte Breda.

„Herzlichen Dank“, schnappte sie.

„Sie könnte wirklich Recht haben“, sagte der Meister langsam. „Aber wenn es so sein sollte, dann sollten Sie sich vielleicht fragen, wer ein Interesse daran hätte, Ihre Einheit auf diese Weise aus dem Verkehr zu ziehen.“

„Ich glaube nicht, dass es Olivier ist“, sagte Mustang. „Wenn sie dahinterstecken würde, hätte sie jemanden mit besseren Ideen genommen. Sie würde sich nie mit einem so zweitklassigen Idioten zufriedengeben.“

„Da hast du Recht“, sagte Armstrong leise. „Sie würde jemanden schicken, der auch wirklich was im Kopf hat.“

Es klingelte und der Hausherr ging höchstpersönlich zur Tür, um zu öffnen. Es war Sheska, die außer Atem war und einen Stapel Akten vor sich hertrug.

„Ich … ich habe endlich was gefunden, was wir Heller anlasten können“, keuchte sie.

Mustang sah sie so an, als ob sie ihm gerade eröffnet hätte, dass sie einen Weg gefunden hätte, sämtliche Kriege zu verhindern. „Sagen Sie schon, Miss Sheska!“, rief er. „Sagen Sie mir, wie ich diesen Kerl endlich loswerden kann!“

Sie straffte sich. „Ich habe mir heute mal seine Familiengeschichte angeguckt“, sagte sie mit einem hämischen Lächeln, „und dabei habe ich herausgefunden, dass er der Sohn eines ehemaligen Generalmajors ist, der wegen Landesverrats verurteilt und aus der Armee ausgeschlossen wurde. Danach habe ich ihn in der Kantine abgepasst und ihn gefragt, ob er deswegen nicht wütend wäre.“

„Perfekt“, sagte Mustang lächelnd. „Das war eine grandiose Idee, Sheska. Du bist dein Geld wirklich wert. Ich glaube, damit steht deiner Beförderung zum Sergeant auch nichts mehr im Wege. Ich werde mich darum kümmern, sobald ich kann. Aber erst muss ich mir diesen Kerl vom Leibe schaffen.“

„Eine Versetzung wäre die beste Lösung“, sagte Rebecca. „Oder es könnte einen Unfall geben. Ich habe hin und wieder zusammen mit ihm Trainingsstunden am Schießstand. Ich könnte vielleicht danebenschießen…“

„Danke für das Angebot, aber wir wollen keine unnötigen Untersuchungen des Personalbüros innerhalb der Einheit“, sagte der Generalmajor. „Außerdem kann ich es dir nicht zumuten, dass du dir an so einem Mann die Hände schmutzig machst, Rebecca. Du hast lange genug für Grumman die Schmutzarbeit erledigen müssen, aber ich räume immer selbst hinter mir auf.“ Er sah Armstrong an. „Wenn du an meiner Stelle wärst, Alex, wohin würdest du ihn dann schicken? Ich habe mal mit Riza darüber gesprochen und habe ihr vorgeschlagen, ihn nach Briggs zu schicken, weil dort die Wahrscheinlichkeit für einen tödlichen Unfall am größten wäre, aber sie war dagegen. Sie fand wohl, es wäre etwas zu übertrieben.“

„Na ja“, sagte Serena leise. „Wenn dieser Kerl wirklich so schlimm ist, würde ich ihn an Ihrer Stelle in den Süden zu Kay schicken. Ich kann mir vorstellen, dass er dort auf die harte Tour lernen würde, was es heißt, dem Land zu dienen. Kay ist vielleicht nicht gerade eine Sympathieträgerin, aber sie hat wirklich nur das Beste für das Land im Sinn. Sie hat ihre Methoden, sich durchzusetzen. Methoden, die ich nicht gutheißen kann. Und auch wenn ich weiß, was sie getan hat, kann ich sie einfach nicht hassen.“

„Oberst Hamilton hat zurzeit eine Untersuchung am Hals“, sagte Falman, der dafür bekannt war, alles zu wissen. „Soweit ich weiß, verdächtig man sie, dass sie am Tod von Captain Hamilton mitgemischt haben soll. Immerhin ist sie die einzige Erbin und aus diesem Grund hätte sie das größte Interesse am Tod des Captains.“

Die jüngere Schwester schüttelte den Kopf. „Ich glaube erst an Lenas Tod, wenn ich ihre Leiche gesehen habe“, sagte sie. „Helena ist Fachfrau für organische Transmutation. Bei ihr kann man sich nie sicher sein, ob sie wirklich gestorben ist. Vielleicht hat sie ihren Tod auch nur vorgetäuscht.“

„Welchen Grund hätte sie dazu gehabt?“, wollte Izumi wissen. „Hatte sie irgendwelche Probleme, die sie so hätte lösen können?“

Serena nickte und als sie ihre Haare zurückwarf, verdeckte eine Strähne ihr blaues Auge vollständig. „Sie hätte denselben Grund wie ich“, sagte sie. „Kay. Lena ist nicht viel älter als ich. Wir standen uns deswegen immer besonders nahe. Und deswegen hat sie auch den anderen Teil meiner Forschungsergebnisse bekommen. Wenn sie gestorben ist, sind meine Forschungen mit ihr gestorben. Wenn sie noch lebt, ist das nicht der Fall.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Rhyo
2011-09-06T21:07:04+00:00 06.09.2011 23:07
Tja, Heller, viel Spaß im Süden!!
Helena soll also noch leben? Dann wären ja noch drei der vier Schwestern am Leben anstatt wie "offiziell" nur eine O.o
Was soll ich davon halten...?
Von:  DarkDragon
2011-05-31T16:06:05+00:00 31.05.2011 18:06
Arme Riza.
Ich fand es gut, dass sie endlich die Wahrheit gesagt haben, du hast ein paar sehr schöne Ideen.
lg


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