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Pakt der Drachen

Erweckung der Drachenbrüder
von

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Der Sanddrache Tsuyoshi

Es war eine Plage. Dieser Papierkram war nicht anders zu betiteln. Eine Plage. Kaum hatte er einen Stapel abgearbeitet, so standen bereits zwei neue vor ihm auf dem Schreibtisch. Seufzend ließ Gaara sich nach hinten sinken und schloss für einen Augenblick die Augen. Das hatte er sich alles ganz anders vorgestellt. Er wollte Suna helfen und beschützen. Statt dessen fristete er seine Stunden hinter diesem schrecklichen Schreibtisch und das einzige Training, das er in den letzten Wochen und Monaten hatte abhalten dürfen war das Training seiner Handschrift.
 

Er wischte sich über das Gesicht. Es war bereits nach 19 Uhr und gerade einmal die Hälfte des heutigen Solls war bearbeitet. Was nichts anderes bedeutete als eine weitere Nachtschicht. Er hatte nicht einmal genug Zeit, um eine Hilfe anzulernen, die ihm Arbeit abnehmen könnte. Das lief alles so gar nicht richtig. Ja, er half und beschützte Suna. Auf dem Papier. Nicht mehr und nicht weniger. Er war Knecht der Bürokratie geworden. Ein Paragraphenreiter. Wie lächerlich! Das war alles nicht das, was er sich damals vorgestellt hatte, als er sein Amt ernsthaft angetreten hatte. Nein. Damals war er der naiven Überzeugung gewesen Suna mit seinen Fähigkeiten als Ninja beschützen zu können. Seine Fähigkeiten sinnvoll einsetzen zu können, um die Bewohner seiner Heimat vor Feinden zu bewahren.
 

Aber nein. Die Realität war bitter. Antrag um Antrag wälzte er von früh bis spät und wenn es denn einmal zu Kämpfen kam, dann durfte er nicht einmal einschreiten. Die Sicherheit des Kazekagen ging eben vor.
 

Deprimiert stand er auf und trat an das Fenster heran. Die Sonne kleidete sich in ein pralles Rot und machte sich auf den Weg Richtung Horizont. Wie gerne würde er ihr folgen. Einfach einmal verschwinden und sich eine Auszeit gönnen. Weg von hier. Weg von dieser zermürbenden Bürokratie und den übervorsichtigen Menschen, die ihm keine Ruhe ließen. Weg von Anträgen, die so viel Sinn besaßen, als fragten die Antragsteller ihn, wann sie ihren Geburtstag feiern sollten. Weg von Kankuro, der ihm ständig irgendeine junge Frau ins Büro schleppte, um ihn zu verkuppeln und auch weg von Temari, der er so langsam zutraute, sie würden ihm irgendwann zum Mittagessen noch ein Lätzchen umzuhängen.
 

Es klopfte und rasch setzte Gaara sich wieder auf seinen Bürostuhl, ehe er monoton murmelte: „Herein.“ Die Tür öffnete sich und sein Bruder streckte den Kopf durch den Spalt. Ein breites Grinsen zierte dessen Gesicht und der Rothaarige fauchte: „Wenn du mir wieder eine deiner tollen Partien aufdrücken willst kannst du gleich wieder verschwinden.“ Der Angesprochene hob entschuldigend die Hände und schüttelte den Kopf: „Aber nicht doch, Bruderherz. Hier möchte so ein komischer Typ was von dir.“ Gaara verdrehte die Augen: „Geht es vielleicht auch ETWAS konkreter?“ - „Er meinte, er sei ein Priester und sein Anliegen wäre von größter Dringlichkeit. Mehr wollte er mir nicht sagen. Macht einen auf Geheimnisvoll, wenn du mich fragst.“ - „Das spare ich mir lieber, dich zu fragen. Schick ihn einfach herein.“
 

Kankuro verschwand wieder und an seiner Stelle betrat ein junger Mann sein Büro, hinter dem von seinem Bruder die Tür zugezogen wurde. Gaara musterte die merkwürdige Gestalt. Das Gesicht wirkte tatsächlich recht jung, doch die Haare waren grau, beinahe weiß. Die Augen wirkten auch nicht, als gehörten sie einem Jungspund. Sie sprühten förmlich vor Weisheit und deuteten eine gewisse Gewitztheit an. Sie wirkten schalkhaft.
 

Der Weißhaarige trat an den Schreibtisch heran und verbeugte sich: „Ich freue mich, dass Sie mich empfangen, Kazekage. Ich bin in dringlichster Angelegenheit hier.“ Seufzend nickte Gaara und murmelte: „Was kann ich für Sie tun?“ Ein Lächeln umspielte die Lippen seines Gegenüber, der sich aufrichtete und den Rothaarigen mit seinem Blick fixierte: „Zunächst einmal möchte ich mich vorstellen. Mein Name ist Tsubasa und ich bin ein Priester. Ich komme von weit her, weil ich Ihre Hilfe benötige, Sabakuno Gaara.“
 

Der Angesprochene hob skeptisch eine Augenbraue: „Wenn Sie von so weit herkommen, wie kann ausgerechnet ich Ihnen helfen?“ Tsubasa kicherte: „Nun, ich bin nicht irgendein Priester, sondern ein Drachenpriester.“ - „Drachenpriester?“ - „Ja, genau. Ich hüte das Wissen und die Geheimnisse der mächtigen Drachenbrüder.“ Der Weißhaarige pausierte, als erwarte er, dass Gaara nun wüsste, wovon er sprach. Doch der Kazekage musterte ihn lediglich skeptisch eine Weile, ehe er den Kopf schüttelte: „Und das heißt?“ - „Ich werde nur aus meinem Schlaf erweckt, wenn die Kräfte der Drachenbrüder benötigt werden. Wie Sie sehen bin ich hier, was bedeutet, dass die Zeit für die Zusammenkunft der Brüder gekommen ist.“
 

Schon wieder legte der Priester eine Pause ein. So langsam reichte es Gaara. Das schien kein Priester, sondern ein Spinner zu sein. Genervt knurrte er: „Hören Sie, entweder Sie sagen mir jetzt einfach was Sie wollen oder Sie gehen. Ihre kryptischen Worte helfen mir nun wirklich nicht, Ihr Anliegen zu verstehen.“ Tsubasa lächelte jedoch warm: „Aber Gaara, hast du dich denn nicht gefragt, woher deine Fähigkeiten kommen?“ Er deutete auf die Kürbisflasche, die neben dem Schreibtisch an der Wand gelehnt stand. Gaara verschränkte die Arme: „Ich wüsste nicht, wann ich Ihnen erlaubt habe mich bei meinem Vornamen anzusprechen.“ - „Das ist keine Antwort auf meine Frage.“ Der Rothaarige seufzte: „Natürlich habe ich das. Aber mittlerweile ist es zum Glück nicht mehr von Belang.“
 

Triumphierend nickte Tsubasa: „Es ist von größerem Belang, als jemals zuvor! Du bist ein Auserwählter. Träger der Kräfte des Sanddrachen Tsuyoshi. Daher kannst du den Sand kontrollieren. Seine Kräfte sind in deiner Flasche versiegelt und können einzig von einem auserwählten Träger genutzt werden.“ Trocken lachte der Rothaarige auf: „Ich glaube, wir sollten das Gespräch beenden.“ - „Warum? Weil ich Recht haben könnte?“ - „Weil Sie hier auftauchen und wirres Zeug reden. Ich habe keine Zeit für solche Kindereien.“ Tsubasa kicherte: „Achso, wenn das Ende der Welt also nicht so wichtig ist, wie ein Nachbarschaftsstreit um ein paar Rüben, dann gebe ich dir Recht.“
 

Genervt wischte Gaara sich über das Gesicht und fauchte: „Was hat denn bitte das Ende der Welt damit zu tun? Und was soll das? Es scheint mir alles in Ordnung zu sein.“ - „Noch. Doch schon bald wird sich das ändern. Ein Unheil wird kommen und die Welt in den Abgrund stürzen, wenn sich die Drachenbrüder nicht vereinen und in den Kampf ziehen.“ Er lächelte. „Die Träger der Drachenkräfte müssen gefunden und erweckt werden. Es ist selbst mir ein Rätsel, wieso du bereits über deine Fähigkeiten als Auserwählter verfügst, doch sei es, wie es ist. Du musst dich auf die Suche begeben, um die anderen zu erwecken.“ Angefressen richtete Gaara sich auf und keifte: „Lassen Sie mich mit diesem Quatsch in Ruhe! Drachen? Das Ende der Welt? Auserwählte? So ein Unsinn! Gehen Sie, ich habe zu tun.“
 

Tsubasa verneigte sich höflich, lächelte aber noch immer: „Ganz wie du willst, Gaara. Aber falls du endgültig von deiner Qual in diesen vier Wänden hast, dann begebe dich wenigstens in die Wüste. Nicht weit von hier wirst du den Tempel des Sanddrachen finden. Vielleicht glaubst du mir ja dann. Überlege es dir.“ Das Lächeln wurde zu einem Grinsen. „Wir werden uns wiedersehen.“ Lautlos verschwand der Weißhaarige wieder und Gaara starrte mit verschränkten Armen seine Flasche an. Drachen, so ein Unsinn. Er hatte sich eingehend mit der Geschichte Sunas beschäftigt, gar des gesamten Windreiches. Nirgendwo gab es auch nur ein Wort über Drachen oder Tempel. Entnervt begab er sich wieder an seine Arbeit.
 

Zu seinem Missfallen bekam er jedoch auch nach zwei Stunden das Gespräch mit Tsubasa einfach nicht aus seinem Kopf. Er war durchaus neugierig, woher die Kraft kam über den Sand zu verfügen, die ihn Zeit seines Lebens abgeschottet und ausgegrenzt hatte und nun nach all den Jahren gebilligt wurde. Wieder wanderte sein Blick zu der Flasche. Aufgebracht knallte er die Akte auf den Schreibtisch und schulterte die Kürbisflasche. Er würde rausgehen, diesen Tempel suchen, ihn nicht finden und danach endlich wieder den Kopf frei haben. Und ehe jemand merken konnte, dass er überhaupt weg war, wäre er wieder zurück.
 

Lautlos verließ er das Büro und pirschte durch die unbelebten Straßen, ehe er das große Tor in der Stadtmauer passierte und seine Füße sich durch den weichen Sand gruben. Es war bereits dunkel geworden, doch das störte ihn nicht im Geringsten. Eigentlich ziellos stapfte er wütend durch die Wüste und knurrte vor sich hin. Dass er tatsächlich hier war grenzte bereits an ein Wunder. Er wusste doch, dass es nur Schwachsinn war, den der Weißhaarige von sich gegeben hatte und doch musste er seine Neugierde befriedigen, damit seine Gedanken endlich wieder bei der Arbeit waren.
 

Nach einer halben Stunde Fußmarsch blieb Gaara stehen und sah sich um. Nichts. Kein Tempel, keine Drachen kein irgendwas. Er knurrte. Es war so klar gewesen, dass er sich wegen nichts und wieder nichts hatte verrückt machen lassen. Schlecht gelaunt machte er Kehrt und murmelte: „Wenn der noch einmal auftaucht, dann vergesse ich mich.“ Urplötzlich begann die Erde unter seinen Füßen zu beben. Mit weit aufgerissenen Augen taumelte er ein paar Schritte zur Seite. Dort, wo er soeben noch gestanden hatte, erhob sich eine Düne aus dem Nichts immer weiter hinauf. Der Sand rieselte ihm entgegen und legte nach und nach braunen Stein frei. Ein Dach, Säulen, Wände...
 

Der Kazekage rieb sich die Augen, konnte er einfach nicht glauben, was er dort sah. Aus dem Sand hatte sich in wenigen Augenblicken unter donnerndem Grollen ein kleiner Tempel erhoben und stand nun, bereit betreten zu werden, vor ihm. Gaara legte seine Hand an seine Stirn. Fieber war es nicht. War es ein Traum? Oder war er schlicht durch die Arbeit durchgedreht? Er schüttelte den Kopf. Was es auch war, es schien plötzlich absolut bedeutungslos. Wie von einer unsichtbaren Kraft gelockt schritt er auf den Tempel zu und passierte die Tür, die ihn in einen dunklen Raum führte.
 

Er hatte kaum den ersten Fuß in das Gebäude gesetzt, als um ihn herum sich mehrere Fackeln entzündeten und alles in ein warmes, flackerndes Licht tauchten. Der Raum war kaum groß genug, um mehr als fünf Leuten Platz zu bieten. Die Wände wurden von in den Stein gemeißelten Bildern und Inschriften geziert. Ihm gegenüber vor der Wand stand eine steinerne Truhe. Automatisch zog es Gaara genau zu dieser hin. Vorsichtig fegte er mit seinen Händen den Sand von dem massiven Deckel und seine Augen weiteten sich abermals. Auf der schweren Steinplatte stand ein Name: Tsuyoshi.
 

Vorsichtig, fast ängstlich ließ er seine Finger über den eingemeißelten Kanji gleiten, der unter dieser Berührung zu leuchten begann. Gaara schluckte, bettete nun aber trotz des unguten Gefühls seine Hände vollständig auf den Namen. Das beige Leuchten verstärkte sich, ehe die Steinplatte sich zur Seite schob und den Inhalt der Truhe freilegte. Neugierig schaute der Rothaarige hinein und stutzte. Und genauso neugierig hob er zwei Dinge aus der Steintruhe: einen kleinen Beutel aus rotem Samt und eine Art Robe. Er konnte nicht anders, er musste einfach wissen, was das alles zu bedeuten hatte. Der Neugierde erlegen öffnete er den Beutel und ließ den Inhalt auf die Robe sinken.
 

Mit zittrigen Fingern griff er nach einer von sechs Silberketten. Die von ihm aufgehobene Kette hatte einen silbernen Anhänger. Ein Kanji. Tsuyoshi. Und er leuchtete matt in demselben beigen Ton, wie gerade eben noch die Schrift auf der Steinplatte. In seiner Hand erlosch das matte Leuchten und plötzlich schien alles richtig zu sein, was dieser Wirrkopf ihm erzählt hatte. Ohne weiter darüber nachzudenken legte er die Kette an. An seinem Hals fühlte sie sich richtig an, am rechten Platz.
 

Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die anderen Ketten. An jeder einzelnen hing ein solcher Anhänger. 5 weitere Namen: Minoru(1), Daisuke(2), Takeru(3), Benjiro(4) und Katsumi(5). Die sechs Drachenbrüder. Seufzend packte Gaara die Ketten zurück in den Beutel und verließ mit diesem und der Robe den Tempel wieder, der sich hinter ihm wieder in die unendliche Wüste tauchte und verschwand.
 

Der Rothaarige schnaubte. Tsubasa hatte genau gewusst, dass er nachsehen würde. Das war ihm bereits jetzt klar. Woher auch immer, aber er musste es gewusst haben und die Strategie war aufgegangen. Er war überzeugt, dass an dem Schwachsinn etwas dran sein musste. Doch als der Priester süffisant grinsend am Tor Sunas auf ihn zu warten schien musste er sich schwer zurücknehmen, diesem nicht einfach beherzt in die Visage zu schlagen. Statt dessen fauchte Gaara: „Kein Wort! Sonst setzt es was!“ Der Weißhaarige lächelte: „Ich habe doch gar nichts gesagt.“ - „Dein Blick spricht Bände... Aber fein. Ich gebe zu, dass du Recht zu haben scheinst. Und was soll ich deiner Meinung nach jetzt machen?“ Schmunzelnd hielt Tsubasa ihm eine Schriftrolle entgegen: „Diese Karte wird dir den Weg weisen. Komm mit, ich werde es dir erklären...“
 

(1): Minoru – Frucht, Samen

(2): Daisuke – große Hilfe

(3): Takeru – Krieger

(4): Benjiro – genieße den Frieden

(5): Katsumi - Selbstbeherrschung



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