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Fremde Welten Extra

Verworfene und zusätzliche Kapitel von Fremde Welten
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Crimsons große Stunde als Alchemie-Gastdozent

Diese Extra-Episode von Fremde Welten gehört gewissermaßen zwischen Kapitel 55 und 56, aber ich beschäftige mich eh schon viel zu sehr mit Crimson, daher wollte ich sie nicht in die Hauptgeschichte aufnehmen, sondern seine neuesten akademischen Erfolge dort nur nebenbei erwähnen. Dies ist für jene, die mich darauf angesprochen und sich gewünscht haben, mehr zu dem Thema zu erfahren.

Enjoy!
 

Fremde Welten Extra: Crimsons große Stunde als Alchemie-Gastdozent
 

Allurea begrüßte Crimson erfreut und fast schon zu nett – jedenfalls hatte er den Eindruck, dass Silentia das so empfand. Er sagte aber nichts weiter dazu. Die beiden Frauen hatten keinen Grund, sich zu beschweren – er hatte schließlich nie behauptet, dass er eine feste oder gar langfristige Beziehung wollte, also sollten sie mal nicht so tun. Er blieb daher auf einer rein geschäftlichen Ebene, solange Schüler um sie herumschwirrten.

Alchemie der 10. Klasse hatte er noch lebhaft in Erinnerung, weil dieser höhere Jahrgang dann doch einigermaßen interessant für ihn gewesen war. Allurea informierte ihn darüber, was sie für diesen Tag geplant gehabt hatte, doch obgleich er das gut hinbekommen hätte, wollte er lieber etwas Eigenes machen. Somit zwang er die beiden Frauen, sich von ihm überraschen zu lassen.

Eria zuckelte hinter der Gruppe her. Sie glühte praktisch vor Stolz, wann immer er eine seiner im Bezug auf Alchemie sehr selbstbewussten Äußerungen machte. Jedem, den es interessierte, verkündete sie, dass er jetzt ihr Lehrmeister war. Einige der Oberstufenschüler hatten ihn auf den Gängen schon erkannt, da sie die Schule schon besucht und ihn zumindest vom Sehen gekannt hatten, ehe er geflogen war. Und wer ihn nicht kannte, hatte zumindest von ihm gehört. Die Zehntklässler waren wohl zu klein gewesen, als dass er näher mit ihnen zu tun gehabt hatte.

Allurea, in einem weißen Laborkittel, trat vor ihre Klasse und stellte Crimson vor. „Heute wird der Unterricht von einem Gast übernommen – Crimson ist ein ehemaliger Schüler, der allerdings seine Ausbildung an dieser Akademie nicht beendet hat.“

In der Klasse entstand ein Murmeln der Aufregung. Auch wenn seine Aktionen nicht immer bei allen Anklang gefunden hatten, war er doch für viele eine Legende, jedenfalls für Alchemisten. Viele der jüngeren Schüler hatten zu ihm aufgesehen, weil er sich von den Lehrern nichts hatte gefallen lassen. Rebellen wie er wurden entweder abgelehnt oder bewundert, ersteres hauptsächlich von Spießern, Strebern und schlicht Neidern.

„Guten Morgen, Klasse,“ begrüßte er die Bande lässig. Sie waren sich wohl unschlüssig, wie sie antworten sollten, und so wurde es ein ziemlich vielstimmiges „guten Morgen“, vermischt mit einigen „Morgen Crimson“ und ähnlichen Aussprüchen.

Er zog sich einen Kittel über, den Allurea ihm reichte, bevor sie bei Silentia und Eria im Hintergrund Platz nahm, und kam sich gleich richtig wichtig vor. Dass er das noch erleben durfte, an seiner Ex-Akademie! Er war immer gut darin gewesen, alchemistische Vorträge zu halten, war aber häufig etwas, nun... vom Thema abgekommen. Jetzt schrieb ihm keiner etwas vor.

„Heute lernt ihr bei mir nichts Neues. Jedenfalls auf den ersten Blick nicht.“ Er grinste in die Runde. „Jeder von euch schreibt jetzt seinen Namen auf einen neutralen kleinen Zettel und wirft ihn in dieses Gefäß.“

Er gab einen großen Blumenübertopf herum, den er dafür kurz von der Pflanze auslieh. Auf der Fensterbank standen nämlich mehrere frische Kräuter, die oft benötigt wurden. Während er darauf wartete, dass der Topf gefüllt zurück kam, schrieb er vier verschiedene Rezepte an die Tafel. „Wer weiß, was diese Zutaten ergeben?“

Ein paar Hände schossen in die Höhe. Es gab Schüler, die man gleich als die Klassenstreber erkannte, aber dies musste nicht immer negativ zu werten sein. Manche – er zum Beispiel – waren einfach nur talentiert und bauten darauf auf. Andere wussten einfach grundsätzlich immer alles besser. Crimson nahm jemanden dran, der sich nicht ganz so schnell gemeldet hatte.

„Ähm... das erste ist auf den ersten Blick ein klassischer Lähmungstrank... jedoch stimmen ein paar Zutaten nicht. Die Menge an Abysskraut ist zu hoch, dafür ist statt Blutwurz Pedango drin.“

„Jep. Und wir alle wissen, dass Pedango was ist? Ja?“ Crimson deutete auf eine andere Schülerin.

„Die Frucht des Blutwurzstrauches. Sie ist in größeren Mengen giftig, verursacht in kleinen Mengen Verdauungsstörungen und sollte wenn dann nur in getrocknetem Zustand und kleinen Stücken gegessen werden.“

„Genau. Für unser Experiment hier brauchen wir frische. Weil du dich so gut damit auskennst, wird deine Gruppen diesen Trank herstellen. Jemand wird in den Garten gehen müssen und eine Frucht holen. Ah, da sind ja auch die Zettel...“ Eria brachte ihm das Gefäß von hinten zurück nach vorne. Crimson teilte die zusammengefalteten Zettel – insgesamt vierzehn – in vier Häufchen auf und las dann die Namen vor. Er versuchte, sich die dazu gehörigen Gesichter zu merken, notierte sich jedoch noch auf einem Notizblock die Zusammenstellung der Gruppen. Allurea, bemerkte er, machte sich im Hintergrund auch Notizen, ebenso wie Silentia.

„Die fragen sich schon, was das wird,“ flüsterte ihm Eria verschwörerisch zu und verzog sich wieder.

Crimson machte da gerne noch etwas länger ein Geheimnis draus. „Die drei, die mit der Dame von eben – Elema, richtig? in der Lähmungstrank-Gruppe sind, bitte da rüber zu ihr in die hintere Reihe. Die Vierergruppe von Dharc hier vorne hin, Akmin und seine Leute da auf die andere Seite und Barria und Anhang dahinter.“ Es war für ihn immer die Gruppe der Person, deren Namen er zuerst gelesen hatte, bei der ersten Gruppe jedoch betrachtete er die Schülerin als Leiterin, die sich zuvor gemeldet hatte. Die anderen Namen hatte er sich auf die Schnelle noch nicht gemerkt.

Er wartete ab, bis die Klasse sich umgesetzt hatte und wieder zur Ruhe kam. Als er sich wieder der vollen Aufmerksamkeit sicher sein konnte, ging er zum nächsten Rezept über. „Wer hat eine Idee, was das hier ist? Bitte aus den Gruppen, die noch keine Aufgabe haben... ja?“

„Sir, das wäre ein Euphorie-Elixier, wenn nicht ein paar Zutaten verändert wären. Es ist mehr Honig drin und weniger Freudenkraut, jedoch zusätzlich Samen der Wunderrebe.“

Crimson hob eine Augenbraue. Mit Sir war er noch nie angesprochen worden. Aber er fing sich sogleich wieder. „Genau... das Elixier ist Stoff aus der sechsten, das sollte auch kein Thema sein.“ Ein Nicken Seitens des Schülers reichte ihm. Er war in Dharcs Gruppe. Dharc selbst sah so aus, als wäre er nicht so begeistert davon, ein Elixier zu machen, aber eventuell hatte er einfach keinen anderen Gesichtsausdruck auf Lager.

Der 'Anführer' der zweiten vorderen Dreiergruppe, Akmin, meldete sich nun für das dritte Rezept. „Ich würde das für eine Variation des 'Tragbaren Feuers' halten. Meine Gruppe würde das gerne machen.“

Crimson gestattete das natürlich. Somit war das letzte Rezept für die Gruppe um Barria bestimmt. Die Schüler beratschlagten untereinander. „Uhm... das könnte Insektenabwehrer sein“ sagte die Weißhaarige. “Das würden wir wohl schaffen, denke ich...“

Crimson hatte schon beobachtet, dass in dieser Gruppe Schüler und Schülerinnen waren, die etwas unsicher wirkten. Ob das bei diesen bestimmten Personen immer so war oder am Rezept lag, vermochte er nicht zu sagen. Es war die zweite Dreiergruppe. Er hatte die Gruppen absichtlich völlig zufällig zusammengestellt, statt vier Schüler die Gruppen wählen zu lassen, denn es gab in den meisten Klassenverbänden Schüler, die immer zuletzt gewählt wurden und daher nicht gerade vor Selbstwertgefühl strotzten. Sie sonderten sich meist zunehmend ab. Ob es die richtige Methode war, solche Personen zur Zusammenarbeit mit anderen zu zwingen, wusste er nicht, doch Gruppenarbeit war Gruppenarbeit. Er selbst war seinerzeit oft am Anfang gewählt worden, denn er hatte gerade wegen seiner schlechten Eigenschaften Fans gehabt – wenn auch nicht nur, genug Leute hatten ihn abgelehnt – zweifellos aus purem Neid. Der Grund, warum andere ihn gerne in ihre Gruppe gewählt hatten, war seiner Meinung nach, dass sie sich dadurch weniger eigene Anstrengung erhofft hatten. Wenn er eins hasste, dann wenn sich jemand mit fremden Federn schmückte, ohne deutlich zu sagen, von wem die Federn stammten.

Nun war freilich Alchemie nicht unbedingt ein Fach, wo oft Gruppen gewählt wurden, meist hieß es einfach, die Leute an einem Tisch arbeiteten zusammen oder jeweils paarweise die Nachbarn. Deshalb war es ihm immer ganz recht gewesen, dass sich die Klassentrottel nicht an seinen Tisch getraut hatten – wenn man sich nicht dafür interessierte oder merkte, dass man in dem Fach schwach war, sollte man es abwählen, fand er. So hatte er es auch immer gehalten – mit Heilkunde zum Beispiel. So fiel es auch kaum auf, dass man überhaupt eine Schwäche hatte. Er zeigte den anderen einfach immer nur seine Stärken!

Elema verließ ihre Gruppe, um in den Garten zu gehen. Crimson teilte ihr eine Begleiterin aus ihrer Gruppe zu, damit sie aufeinander aufpassten. Indessen bereiteten die verbliebenen Gruppenmitglieder alles vor. Die Klasse bestand zu einem großen Teil aus Mädchen, so war in diesem Quartett nur ein Junge enthalten.

Dharc schickte seine Mitarbeiter in die Küche, um Honig zu holen. Die übrigen stürmten das Lager, um außer Zutaten auch Waagen, Kessel, Stövchen und Rührstäbe zu holen. Das gab Crimson eine kleine Pause, in der er herum ging und alles beobachtete, kurz mit den Damen in der hinteren Reihe tratschte und einfach genoss, dass man nach seiner Pfeife tanzte. Er achtete darauf, dass auch jeder zu tun hatte und nicht jemand faul herum saß und die anderen machen ließ. Es gefiel ihm, was er sah. Jungalchemisten, die mit Eifer an ihre Aufgaben herangingen! Das war der Vorteil der Oberstufe; dort waren nur noch diejenigen dabei, die sich auch wirklich dafür begeisterten. Naja im Normalfall jedenfalls.

Seine Klasse kam gut zurecht – sie wussten, wo alles stand und was sie brauchten. War ja auch nur recht so – schließlich waren alle Tränke, die er herstellen lassen wollte, in einer vorhergegangenen Klassenstufe drangekommen. Zugegeben nicht in dieser Form, aber er wollte gerne etwas zeigen, was nicht auf dem Lehrplan stand – sozusagen etwas Insiderwissen preisgeben. Ob das Allurea und Silentia dann gefiel, würde sich zeigen. Er vergaß die beiden Beobachterinnen aber, sobald die Schüler anfingen, Zutaten zu zerkleinern und Flüssigkeiten im Kessel zu erhitzen.

Crimson ging herum, begutachtete die Fortschritte und gab hier und da Tipps, etwas noch kleiner oder vielleicht nicht unbedingt so klein zu hacken, denn man musste bei vielen Tränken einen Kompromiss zwischen der Herstellungsdauer und der darauf verwendeten Sorgfalt finden. Manchmal hatte man einfach keine Zeit, etwas in millimetergroße Stücke zu schneiden, wenn es größere auch taten. Darüber hinaus gab es Zutaten, die verdarben, wenn man sie gar zu sehr zerkleinerte, allerdings waren solche hier nicht dabei.

Der Junge Namens Dharc arbeitete grimmig, aber ordentlich. Seine Gruppe fügte sich gut zusammen, auch wenn die Arbeitsschritte in etwas chaotischer Reihenfolge abliefen. So hatten sie viele Zutaten, die sie später brauchten, schon lange vorbereitet, als ihnen einfiel, dass jetzt der richtige Zeitpunkt war, die bisher völlig links liegen gelassenen getrockneten Herzkleeblätter hinzuzufügen. Eine Mitschülerin zerbröselte sie schnell und unzeremoniell direkt über dem Topf.

Bei Elema gab es ein paar Diskussionen, wie man die ungewohnten Zutaten wohl am besten behandelte. Sollten sie die Früchte auspressen, in Stücke schneiden oder gar einfach nur mitkochen und dann herausfischen? Er ließ sie zu einem Ergebnis kommen und segnete es dann ab. Schließlich hatte er nicht Saft aufgeschrieben, sondern Früchte. Elema zerstückelte sie in kleine Würfel und ließ die Kerne weg.

Akmins Leute schwiegen die ganze Zeit. Anscheinend hatten sie alles durchgeplant und führten es nun aus. Das war nicht das schlechteste, denn Tragbares Feuer war nicht ganz ungefährlich. Die Arbeit ging effektiv voran, so dass Crimson den Eindruck hatte, dass die Gruppe gut alleine auskam.

Die vier mit dem Insektenabwehrer taten sich da schon schwerer, aber das Gebräu stank ja auch abstoßend. „Ich glaube, das muss zuerst rein,“ hörte er ein Mädchen sagen.

„Nein, man tut Zombiedorn immer zuletzt rein...“ Barria überprüfte das Rezept. Sie hatten die Sonderzutat noch nicht hinzugefügt.

„Es spielt keine Rolle, aber der rote Muschelkalk sollte am besten zuletzt verwendet werden,“ verriet er ihnen. Diese Zutat war zusätzlich und hatte eigentlich keine praktische Wirkung, außer...

„Oh! Die Farbe...“ Vier Augenpaare hingen neugierig über dem Kessel und schienen den scharfen Gestank schon vergessen zu haben.

„Füllt den Trank in eine Flasche ab und deckt ein Tuch drüber,“ trug Crimson ihnen auf. Die Menge, die er veranschlagt hatte, würde gerade ein Viertellitergefäß füllen, das reichte als Anschauungsmaterial auch vollkommen.

Den anderen gab er die gleiche Anweisung, und am Ende hatte er vier identische, abgedeckte Glasflaschen vorne auf seinem Lehrerpult stehen. Es lag ein Gefühl gespannter Erwartung in der Luft. Er wartete, bis die Schüler mit dem Aufräumen fertig waren, ehe er das Ergebnis verkündete.

Erst vermischte er die Flachen wie ein Glücksspieler, stellte sie wieder in eine Reihe und deckte die von ihm aus ganz rechts stehende auf. In der Flache befand ich eine rosafarbene Flüssigkeit. „Welches Gebräu ist das?“ Viele Finger schossen in die Höhe, ganz wie erwartet.

„Das muss unseres sein, es ist rosa geworden,“ war die verbreitete Meinung.

„Es könnte unseres sein, aber ich glaube die Farbe hat sich leicht verändert,“ war dagegen seltener.

Genau aus dem Grunde hatte er alle abdecken lassen – alle waren rosa, aber in unterschiedlichen Schattierungen. Nun aber deckte er alle auf und zeigte es den Schülern. „Hätte ich all diese Substanzen selber hergestellt, hätte ich die Farben noch besser aneinander angleichen können, aber da ihr in unabhängigen Gruppen gearbeitet habt, gibt es Unterschiede. Dennoch wisst ihr vielleicht nicht mehr mit Bestimmtheit, welchen genauen Farbton ihr hattet, oder?“

Schweigen.

„Aus welchem Grund, meint ihr wohl, sollte man dafür sorgen, dass verschiedene Tränke fast gleich aussehen?“ Crimson sah erfreut, dass es dazu verschiedene Theorien gab:

„Um Seine Feinde zu täuschen, Sir.“

„Als Gag... wenn es sich um harmlose Tränke handelt. Ansonsten bin ich auch für Feindestäuschung.“

„Genau, als Vorsichtsmaßnahme, falls jemand ins Labor einbricht!“

„Vielleicht... wird daraus was ganz anderes, wenn es diese Farbe hat!“

„Das hätte er uns doch gesagt... in diesen Fällen trifft das wohl nicht zu.“

Crimson ließ die Klasse für eine Weile ihre Meinungen austauschen, ehe er zu einer sehr wichtigen Frage kam. „Wer möchte gerne das Euphorie-Elixier trinken? Hm, die Menge reicht sicherlich auch für mehrere Personen. Nun?“ Dass man das Elixier zu diesem Zweck erst einmal identifizieren musste, sagte er nicht extra. „Dharc, wie sieht es aus? Deine Gruppe hat es gekocht. Kommt her und probiert es aus.“

Die Gruppe erhob sich unsicher und kam nach vorne. Dann jedoch gingen sie die Sache wissenschaftlich an.

„Das Elixier ist eher zähflüssig,“ meinte Dharc und schloss eine Flasche mit ganz dünnflüssigem Inhalt nach etwas Schwenken aus.

„Und das hier stinkt...“ stellte seine Mitschülerin nach kurzem Test fest.

„Das hier riecht richtig,“ meinte ein anderes Gruppenmitglied. „Nach Honig und Blumen. Das muss es sein.“

Die Flasche wurde rumgereicht und geleert. Crimson hielt sie nicht auf und konnte kurz darauf den grimmigen Dharc endlich einmal breit grinsen sehen, was wohl die ganze Klasse amüsierte. Doch auch die anderen Schüler aus dieser Gruppe wurden ganz euphorisch.

„Die Wirkung ist ein wenig schwächer als beim Originalrezept, denn es hat ja einen Grund, dass man es eigentlich anders macht,“ erläuterte der Weißhaarige. „Man muss bei solchen Spielereien immer abwägen, was man erreichen will und wie. Nicht alles lässt sich rosa färben, manches nur beispielsweise blau, anderes muss genau nach Rezept gehen und erlaubt keine derartige Variation, ohne die Wirkung einzubüßen oder zu verändern. Bei jedem Trank kommt die Farbe auf andere Weise zustande, wie euch sicher aufgefallen ist. Dennoch bleibt hier die Grundwirkung erhalten. Kommt, gehen wir auf den Hof. Akmin, nimm das Tragbare Feuer mit, Barria, den Insektenschutz. Wir bringen ihn in den Garten.“

„Und der Lähmungstrank?“ fragte Elema nach.

„Wenn sich jemand freiwillig meldet, probieren wir den auch aus,“ nickte Crimson.

Zum ersten Mal meldete sich Allurea aus der hintersten Reihe. „Crimson, das ist nun wirklich etwas übertrieben! Die Schulverordnungen sehen keine Experimente an Schülern vor! Die Sicherheit---“

„Ist gewährleistet!“ unterbrach er sie. „Es schadet den jungen Leuten nicht, wenn sie wissen, wie sich sowas anfühlt! Davon abgesehen wird die Wirkung bei rosanem Lähmungstrank verkürzt. Dafür verspritzt das Zeug in einem größeren Umkreis, wenn man es fallen lässt, was jedoch wiederum die Treffergenauigkeit erschwert.“ Crimson setzte einen schicksalsergebenen Gesuchtsausdruck auf. „Keine Sorge... ich passe auf, dass niemandem was passiert.“ Schließlich wusste er ganz genau, welche Gefahren diese Dinge bargen – nur dass ihn das nicht abschreckte.

Allurea warf ihm noch einen warnenden Blick zu, widersprach ihm vor der Klasse aber nicht mehr. Sie musste ja auch wissen, dass er sich mit dem auskannte, wovon er sprach – auch wenn es manchmal gefährlich war.

Die Gruppen schnappten sich ihre Gebräue und gemeinsam begab sich die Klasse samt Allurea, Silentia und Eria auf den Hof. Die beiden Frauen steckten die Köpfe zusammen, so dass Crimson sich fragte, ob sein Widerspruch eben ihn wohl in ihren Augen als Lehrmeister disqualifiziert hatte, doch das war ihm ziemlich schnuppe... so oder so würden Eria und er ihren Willen durchsetzen.

Sie suchten sich eine gepflasterte Stelle. Einige Schüler, die sich in der Nähe aufgehalten hatten, weil sie gerade frei hatten, kamen neugierig hinzu.

Akmin versicherte, dass er wusste, wie das Tragbare Feuer funktionierte, und kippte es schwungvoll auf den Boden. Die Substanz glitzerte rosafarben.

„Eigentlich entzündet es sich selbst, sobald es mit etwas in Berührung kommt, das brennt, oder sobald es auf dem Boden verteilt wird und an der Luft ist. Dieses jedoch muss man entflammen. Ist leider so, hat aber Vorteile.“ Crimson gab dem Zeug einen kleinen Funken, und es fing hell an zu brennen, überall, wo es hingekommen war. Im Dunkeln wäre es wohl noch beeindruckender gewesen. Es brannte lila, bis die brennbaren Anteile aufgebraucht waren. Die Klasse johlte begeistert.

Dann forderte Crimson alle, die es wollten, dazu auf, sich etwas Lähmungstrank auf die Hand geben zu lassen, um die Wirkung zu testen – die nicht zur Klasse gehörenden Zuschauer eingeschlossen. Kurz darauf hatten alle mindestens eine unbrauchbare Hand, und wer nicht aufpasste, auch noch andere gefühllose Stellen am Körper.

Sie brachten den Insektenschutz in den Garten, wo sie ihn den etwas verwundert schauenden Kräuterkundlern übergaben, und machten sich dann kichernd und schwatzend auf den Weg zurück in den Klassenraum. Crimson war mit der allgemeinen Stimmung zufrieden, und natürlich auch mit sich.

Als wieder jeder auf seinem Platz saß, trat Allurea vor die Klasse, zumal es auch an der Zeit war, den Unterricht zu beenden. Doch ein paar Minuten hatten sie noch.

„Ihr habt euch ja gut amüsiert,“ stellte sie fest.

Die Klasse grinste.

„Ich wünsche nicht, dass ihr euch an Crimson ein Beispiel nehmt! Nächstes Mal geht es nach Lehrplan weiter. Aber sag mal, Crimson, wie wäre es, wenn du ein Semester lang als Gastdozent hier unterrichtest? Du könntest ein Alchemie-Seminar anbieten. Es könnte das Thema haben: Zaubertränke mal anders. Oder so ähnlich. Silentia und ich fanden deine Vorführung recht interessant.“

Crimson rieb sich betont nachdenklich das Kinn. „Das überlege ich mir.“ Er gab Ihr den Kittel zurück und verabschiedete sich von der Klasse. „Danke, Leute, hat Spaß gemacht.“

Auch diesmal war der Gruß ein Durcheinander von Rufen, von „Wiedersehen, Sir“ bis „tschüss Crimson“.

Er marschierte aus dem Raum, gefolgt von Eria und Silentia. Bis jetzt war es doch ein sehr erfolgreicher Tag!
 

Crimson und Eria blieben noch zu einem Essen in der Mensa, wo einige der Schüler aus der Alchemieklasse sich zu ihnen gesellten. Dabei erfuhr Crimson, dass Dharc ein Kumpel von Eria war, denn sie waren zusammen im Kurs für Partnermagie gewesen.

„Ich finds schade, dass du weggehst,“ gestand er, doch weil das Euphorie-Elixier noch wirkte, konnte er nicht wirklich traurig gucken. „Kommst du mit, wenn Crimson hier unterrichtet? Ich werd mich zu dem Seminar anmelden!“

„Es war wirklich erfrischend mit euch Jungalchemisten. Es gibt nichts schlimmeres als einen Haufen Anfänger,“ warf Crimson ein. Dass er selber mal Anfänger gewesen war, wurde dezent verschwiegen... er war schon immer ein Naturtalent in Alchemie gewesen. Andere Fächer blieben hier jetzt lieber auch mal unerwähnt. Zum Glück war Dark nicht da, um seinen Senf dazu zu geben.

„Hast du dich denn nun schon entschieden, ob du das Seminar machst?“ wollte Eria wissen. „Wohnen wir dann hier?“

Er grinste. „Ich habe den Eindruck, das würde dir gefallen. Aber ich brauch ja noch genug Zeit für dich!“

„Das schaffst du schon,“ meinte sie zuversichtlich. „Für mich wäre es gut, weil ich meine Freunde wiedersehen könnte.“

„Na dann... meineswegen.“ In gewisser Weise freute sich Crimson auch darauf, denn wieder hier zu sein erfüllte ihn mit einer gewissen Nostalgie. Und er fand es einfach zu genial, dass endlich erkannt worden war, was für ein Talent in ihm schlummerte – Fähigkeiten, die mit anderen zu teilen sich lohnte! Es überraschte ihn aber schon etwas, wie gut ihm das gefiel, wo er doch auch so gerne Geheimnisse für sich behielt. Aber was nützte es, etwas Neues zu erfinden, wenn dann niemand davon erfuhr? Und ihm kam eine Idee... aber DIE behielt er wirklich noch für sich.
 

~Ende der Extra-Episode~

*weitere in Planung*
 

Schüler:

Elema - Elementmagierin, Licht, 1500/1200 ****

Barria - Zauberbrecherin der Eisbarriere, Wasser, 1200/2000 ****

Dharc - Dharc, der finstere Zauberer, Finsternis, 500/1500 ***

Akmin - Grabwächters Abkömmling, Finsternis, 1500/1200 ****



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  jyorie
2013-06-18T15:15:37+00:00 18.06.2013 17:15
Hallo ^_^

Das war eine coole Schulstunde, hat mir gut gefallen wie Crimson die Schüler mit einbezogen hat und ihnen gezeigt hat was er im Prinzip tut, das er schaut wie sich etwas abwandeln läßt, warum etwas wie die Tränke verändert und auch das man Selbstversuche nicht scheuen braucht.

CuCu Jyorie

Von:  Hikari-Yumi
2011-05-15T08:57:11+00:00 15.05.2011 10:57
moin^^
Ich hab dir zwar schon geschrieben WIIIIEEE Toll ich fw und fw extra finde aber trotzdem ♥♥♥
Das Extra fand ich supi und... naja eben echt supi^^°
Ich hoffe es geht - schnell - weiter ^.^
glg


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